1879 / 130 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 06 Jun 1879 18:00:01 GMT) scan diff

Gruppe wurde 1606 von Quiros entdeckt. Die Hauptinseln sind Spirito Santo, Mallicolo, Ambrym, Aneitoös, Eromanga, Tana und Aurora.)

(Journ. off.) Durch Dekret des Präsidenten vom 3. d. M. ist der Brigade-General Charlemagne an Stelle des zum Botschafter am Kaiserlih russishen Hofe ernannten Generals Chanzy zum Divisions-General befördert worden ; ebenso an Stelle des verstorbenen Generals Douai der Bri- gade-General Ferri-Pisani. Oberst Pittié, Chef der Maison militaire des Präsidenten der Republik, ist zum Brigade- General ernannt worden.

5 Juni. (W. T. B.) Der Präsident Grévy hat heute noch ein weiteres und leßtes Dekret in Betreff der- jenigen Theilnehmer an dem Kommuneaufstande unter- zeichnet, welche auf Grund des Amnestiegesezes begnadigt werden. Blanqui befindet sich nicht unter den im Dekrete Genannten, sondern dürfte ers nah dem 5. Juni begnadigt werden. Die nach diesem Zeitpunkt eintretenden Begna- digungen haben nicht die Wirkungen derjenigen Begnadigungen, welche in Gemäßheit des Amnestiegeseßes erfolgen. i

Nach weiteren aus Algier eingegangenen Nachrichten sind die in der Provinz Konstantine ausgebrochenen Un - ruhen unerheblich und beshränken sih auf einen zwischen dem Stamm Uled Daud und dem Stamm Uled Bousliman aus-

gebrochenen Streit.

Beriallls 5 Sun (W: T B) Der DepU- tirtenkammer wurde vom Handels-Minister heute ein Gesetzentwurf, betreffend die Verlängerung der bestehen- den Handelsverträge auf 6 Monate, vorgelegt.

Spanien. Madrid, 4. Juni. (Ag. Hav.) Der Senat wird sich wahrscheinlih morgen konstituiren und am Freitag die Berathung der Adresse auf die Thronrede beginnen. Die Kammer wird sich am Montag konstituiren.!

Portugal. Lissabon, 1. Juni. (RNeuters Bureau.) Die leßte Amtshandlung des zurück=getretenen Ministeriums bildete die Seitens Senhor Corvos, des Ministers für Auswärtige Angelegenheiten, erfolgte Unter- zeihnung eines Handels-, Schiffahrts-, Ausliefe- rungs- und Sklavenhandels-Unterdrückungsver- trags zwishen Portugal und Großbritannien in Betreff ihrer Besißungen in Südafrika. Der Ver- trag wurde Seitens Englands von Hrn. Morier, dem briti- schen Gesandten in Portugal, der am 28. v. M. hier ckn Bord des Vostdampfers „Guadiana“ ankam, unterzeichnet. Der Vertrag, welcher, wie aus dem Vorausgeschickten sich er- giebt, die Entwickelung des Handels in Südafrika und die ge- meinsame und durchgreifende Beförderung der Civilisation Afrikas bezwedckt, stellt den freien Verkehr zu Land und zu Wasser zwischen den angrenzenden Kolonien der beiden Länder fest, erklärt Seitens Portugals den Zambesi und seine Tributärflüsse dem Welthandel vollständig eröffnet, überträgt Großbritannien das Necht des freien Transits von Waaren nah und von Trans- vaal durch den Hafen von Lourenço Marques und gewährt Erleichterungen für den Durchgang britisher Truppe:i und Kriegsmunition über portugiesishes Territorium nach der britishen Grenze. Die kontrahirenden Theile verpflichten si ferner zur Ernennung einer gemeinsamen Kommisjion, Behufs Untersuhung der Frage: ob es thunlich sei, eine Eisenbahn anzulegen, welhe Lourenço Marques mit dem Transvaal ver- bände, und Feststellung der Prinzipien, welche bei Anlegung dieser internationalen Linien maßgebend ' sein follen. Die übrigen Theile des Vertrags betreffen die Auslieferung und die gemeinsamen Schritte zur UnterdrückEung des Sklaven- handels von der Ostküste und dem Fnnern.

4. Juni. (Ag. Hav.) Der General Sousa is zum Kriegs-Minister ernannt worden.

Jtalien, Nom / 4. Jui. (Jialié) Der Senat wird etwa am 12. d. M. den Gefseßentwurf, betreffend die Abschaffung der Mahlsteuer, berathen.

ore u (V 2 D) i deir wegen Werfens von Orsinibomben vor dem hiesigen Schwur- gerihtshof geführten Prozesse wurden 1 Angeklagter zu lebens[änglihem Strafarbeitshaus, 2 Angeklagte zu 20 jährigem Gefängniß, 4 Angeklagte zu 19jährigem Ge- fängniß verurtheilt und 2 Angeklagte freigesprochen.

Nußland und Polen. St. Petersbur 5s. Juni. (W. T. B) Das „Journal de Sk, Pétersbourg“ schreibt : Fn kompetenten Kreisen werde eine Ueberzeihnung der neuen inneren Anleihe als sicher angenommen. Schon gestern seien bei hiesigen Bankhäusern bedeutende Aufträge aus dem Fnlande und aus dem Auslande, und zwar mit Vorausbezahlung eingelaufen, welche bewiesen, daß das Ausland auf den russishen Kredit Vertrauen seßte und zu der gesicherten allmählihen Coursbesserung Zutrauen hege. Das Blatt weist ferner nach, daß von der zweiten Drientanleihe mehr als ein Drittel zur Verminderung

der shwebenden Schuld verwendet worden is, und daß die |

Anleihe außerdem zur Verminderung der Emission und Cir- fulation von Papiergeld gedient hat. Man könne mit Sicher- heit darauf rechnen, daß die neue Anleihe in noch weit grö- ßerem Maße demselben Zwecke dienen solle. Die neue Anleihe erscheine demnach als ein neuer Schritt zur Konsolidirung der durch den Krieg geschaffenen {webenden Schuld.

6. Zuni. (W. T. B.) Jhre Kaiserlihe Hoheit die Großfürstin Maria Pawlowna hat die Naht vom 4. zum 5. d. M. sehr gut verbraht. Se. Majestät der Kaiser Enge täglih Berichte über das Befinden seiner Schwieger- ochter.

Dänemark. Kopenhagen, 5. Juni. (W. T. B.)

Bei dem aus Anlaß der-Universitäts-Fubelfeier heute |

stattgehabten Festdiner dankte der russische Gesandte, Staatsrath Mohrenheim, in dänisher Sprache Namens der an der Feier theilnehmenden Gäfte, insbesondere au der Vertreter der finnländishen Universität Helsingfors und brachte eincn mit großem Beifall aufgenommenen Toast auf die Universität Kopenhagen aus.

Amerika. Washington, 3. Juni. (Allg. Corr.) Jn Mr. Conger, daß die Republikaner jedwede neue Geseßgebung

Mr. Mc' Crary, der Kriegssefretär, legt am 1. September jeinen gegenwärtigen Posten nieder, um eine Richterstelle an-

zunehmen. 5. W. 4 B)! Der Schaßsekretür amtlich befannt, * daß die

U Juni. Sherman macht 1 Konsolidirung der Staatsfchuld

tionen zur am 31. Juli d. F. aufhören werden, sobald dieselben zur

Wirkung gehabt haben, daß die Nationalshuld von dem Be- trage von 2381 Millionen, den dieselbe im Jahre 1865 hatte, auf die Summe von 1797 Millionen herabgemindert worden ist. Die Jahreszinsen auf die Staats\{huld werden dann von 151 Millionen auf 84 Millionen zurückgeführt sein.

Die demokratishe Konvention von Dhio hat eine Resolution angenommen, welche Schuß für die Rechte aller naturalisirten, im Auslande sich aufhaltenden ameri- kanishen Bürger verlangt.

Südamerika. Chile. Valparaiso, 10, Mai. (Allg. Corr.) Von der Regierung is Papiergeld im Be- trage von 6 000 000 Pesos emittirt worden. Die Befesti- gung der Stadt wird thätig betrieben. Es ist ein Gerücht im Umlauf, wonach die alliirten Armeen Perus und Bo0o- livias vor Atacama erschienen wären und die chile- nischen Truppen einen Angriff vorbereiteten. von Jquique ist aufgehoben worden. Die telegraphische Verbindung mit Antafogasta ist unterbrohen. Vom 10. ds. datirten Nachrihten aus Tupiza zufolge kommen dort Mannschaften und Waffen an, und 15 000 Mann Truppen waren bereits an jenem Orte versammelt. Die Meldung von einem Revolutionsausbruch in Peru entbehrt der Begründung.

Per u. (Allg. Corr.) Der Präsident Prado verließ am 14. Mai die Hauptstadt, um den Oberbefehl über die Armee zu übernehmen.

Brasilien. Rio de Janeiro, 18. Mai. (Allg. Corr.) Die Deputirtenkammer hat das Einnahme- und Ausgabebudget für 1879 angenommen und dabei größten- theils die von dem Finanzausschusse vorgeshlagenen Amende- ments genehmigt. Die mit den Vereinigten Staaten N Markenschußkonvention is veröffentlicht worden.

Asien. China. (Allg. Corr.) Die Regierung hat eine Gesandtschaft nach Spanien, Amerika und Mexiko abgeschickt, um die Frage der Einführung von Kulis in jenen Ländern, wo der europäische Arbeiter dem tropischen Klima nicht zu trogen vermag und in denen bereits eine beträchtlihe Einwanderung von Chinesen stattgefunden hat, einem ernstlihen Studium zu unterwerfen. Ferner hat die Gesandtschaft ihre Unterhandlungen auf die Handel3- beziehungen auszudehnen, um China in dieser Hinsicht auf gleichen F1ß mit den meistbegünstigten Nationen zu bringen. China beansprucht diese Rechte nicht allein für alle jeine Unter- thanen, einschließlih der Kulis, sondern auch für seinen Han- del. Es sind Maßregeln verabredet worden, um die Freiheit des Kontrakts und die Ueberwahung der Schiffe, welche Kulis transportiren, sicher zu stellen. Für die Zu- funft werden Arbeitgeber und Kulis vollständige Freiheit in Bezug auf den Kontrakt genießen. Spanien hat in liberalster Weise den freien Rüctransport aller Kulis in ihre Heimath angeboten , au derjenigen, welche unter den alten Kontrakten eingewandert und deren Kontrakte abg-laufen sind, voraus- geseßt, daß dieselben sich niht dem Creolen-Aufstand ange- \hlossen oder Gefängnißstrafen abzubüßen haben. Der Ver- trag von Tientsin vom Jahre 1864 ist durch die gegenwärtigen Unterhandlungen aufgehoben worden, welche zwischen Señor Espana und den cinesishen Gesandten gepflogen worden. Im Juli wird \sich die Gesandtschaft nah Mexiko und von dort nah Peru begeben, nachdem sie, dem Vertrage gemäß, in allen Häfen: Konsuln #knaänt héát, wo die meifbegünstigten Nationen das gleiche Vorrecht genießen.

liter arie R D ——

Nr. 36 des „Amtsblatts der deutschen Reih3-Post- und Telegraphenverwaltung“ enthält cine Verfügung vom 31. Mai 1879. Wirksamkeit der für die Angehörigen der Reichs- Post- und Telegraphenverwaltung bestehenden Wohlthätigkeits- 2c. An- stalten für das Etatsjahr 1878/79 bez. für das Kalenderjahr 1878,

Statistische STachrichten.

Na Mittheilung des statistis%wen Bureaus der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Stan desämtern in der Woche vom 29, Mai bis incl. 31. Mai cr. zur Anmeldung gekommen: 208 Ghesbließungen, 864 Lebendgeborene, 29 Todtgeborene und 554 Sterbefälle.

Kunst, Wissenschaft und Literat.

Von der im Verlage von Paul Neff in Stuttgart er’chei- nenden „Goldenen Bibel* (illuftrirt von den größten Meistern, herauêgegeben von Alfred von Wurzbach, erster Theil, das alte Testament, vollständig in 25 Lieferungen. Preis der Lieferung 1 4. 50 S = 2 Frcs. = 90 Kr. österr. Währ.), ist die 3. Lieferung erschienen. Dieselbe enthält: „Die Verstoßung der Hagar“. Gemalt von Philip van Dyck, gestohen von Porporati. Philip van Dyck, genannt der tleine van Dyck, geboren zu Amsterdam 1680, ge- storben im Haag 1752, ein Schüler des Arnold Boonen, arbeitete zu Amsterdam, Haag, Middelburg und Caffel im Dienste des Land- grafen von Hessen. Carlo Antonio Porporati, Zeichner und Kupfer- stecer, geboren zu Volvera bei Turin 1740, gestorben zu Turin 1816, war Schüler von Wille, Chevillet und Beauvarlet in Paris. Las Bild wurde mit feinem Pendant: „Sarah telt dem Abraham die Hagar vor“ von den Generalstaaten im Jahre 1715 als Ge- schenk für den französishen Gesandten, den Grafen von Monville, bestellt. Später gelangten beide Bilder in die Kollektion Gaignat und wurden bei dem Verkauf dieser Sammlung von dem Marschall de Noailles mit 2402 £ bezahlt. Von diesem erwarb sie d’'Angi- villier für die Sammlung Ludwigs XVI., aus welcher sie in den Louvre gelangten, wo sie sich no beute befinden. (Das Bild ist P. v. Dyk bezeichnet.) „JIsraels Zug durch's rothe Meer.“ Gemalt von Luca Giordano, gestohen von Selma. Luca Giordano genannt Fapresto, geboren zu Neapel um das Jahr 1632, gestorben daselbst am 12. Januar 1705, war Schüler des Giuseppe Ribera in Neapel und bildete sih dann in Rom unter Pietro da Cortona und in Venedig unter dem Einfluß der Werke des Paolo Veronese selbständig aus. Vornehmlich war er zu Neapel, zeitweilig auch in Florenz, Madrid und Toledo thätig. Ferdinand Selma, einer der besten spanischen Kupfersteher, geboren zu Madrid 1748, gestorben daselbst im Jahre 1810 als Professor der Akademie. Die meisten seiner Blätter waren für das Madrider Galeriewerk be-

| welcher das Werk abschließt. | Teit Dumouriez's als Feldherrn. Opera- | fHildert ; t E j

| [i den Feldzug in den Argonnea und die Ercberung Belgiens, | der leßtere den Feldzug von 1793 in Holland und Belaien und die ! Swilderhebung gegen den Konvent, zum S4luß dann Dumouriez's

stimmt. Das gegenwärtig in der Galerie zu Madrid befindliche

: =: A f „D | Original stammt aus der Sammlung König Karl I1II Spani der heutigen Sigung des Repräsentantenhauses erklärte | und wurde wie daz Pendant: „Jakobs Flut? vo:: Ferdinand ( Selma i P ) | | im Jahre 1777 zu Madrid gestochen.

mit Ausnahme der Kreditvorlagen beanstanden würden. |

Von dem im Verlage von Fricdrih Lucckhardt erscheinenden

| Werke: „Das Leben des Generals Dumouriez von A

v. Boguslawski“ it jeyt der zweite Band ausgegeben worten, Dieser fotite E zeigt E umo; Derselbe umfa wei schnitte, die Abschnitte IIl, und IV, des ganzen Werkes, der Tiere derselben

Die Blokade |

Leben in der Verbanrung, seine \chriftstellerisbe Thätigkeit, sein Leben in England und- seinen Tod. Ueber die für diesen zweiten Band benußten Quellen bemerkt der Verfasser in dem Vorworte, daß ihm seit dem Erscheinen des I. Bandes von verschiedenen Seiten neues Material zugeflofen sei. Er führt vornehmlich die Ueberlafsung bandschriftlicher Auszüge aus den Pariser Kriegs8arhiven durch Heinrich von Sybel an, welche ihm, obglei von Sybel bereits zur Abfassung seiner „Revolutions- zeit“ verwendet, für den Zweck der Lebensktescbreibung Dumouriez's, sowie zur Charafterisirung der Periode eine Fülle interessanter Einzeln- heiten geliefert hätten. Auch die Schriftstücke über die Unterhand- [lungen zwischen dem Herzog von Braunschweig und Dumouriez, \o- wie über die im Sommer 1792 zu Berlin geführten sind den preu- ßishen Arciven ebenfalls von Sybel entnommen. Mit diesem archi- valisœen Materiale sei wohl das bezüglihe Material überhaupt er- \chöpft. Demnach sei der maßgebende Gesicktspunkt, auch für die Abfaf- sung des 1I.Bandes, richt die archivalische Forsbung, sondern die Sichtung i und Verarbeitung des neueren und älteren Materials gewesen. Für die Darstellung der Feldzüge 1792/93 und der gleiclaufenden poli- tisben Thätigkeit hat der Verfasser außcr den Ercerpten Sybels mit besc-nderer Aufmerksamkeit die Bricfwehsel benußt zwischen Miranda, Dumouriez, Beuraonville, Pache und Valence, die Be- richte der Unterführer Dumouriez's, wie Miranda und Champ- morin, die Mittheilungen des K. K. Kriegsarhivs aus dem Feld- zuge 1793, endlih das „Leben des Prinzen von Coburg“ von Wigt- leben. Der Verfasser tritt dem noch immer nicht ganz beseitigten Irrthum entgegen, daß der Lauf der ersten franzésishen Revo- lution durch die Anwendung und Durcführung festgehaltener Prin- zipien, Seitens der Parteien und deren Führer, allein bestimmt worden sei; die Einwirkung der persönlichen Verhältnisse und der mens{lichen Leidenschaften werde dabei nit genug erkannt, Das vorliegende Bucbþ liefert einen neuen, werthvollen Beitrag zur Beurtheilung der Wictigkeit jener Einwirkung durch die Schilderung des Verhältnisses Dumouriez's zu den Mitgliedern der Regierung und der Parteihäupy- ter im Winter 1792—93. Gerade das Uebergangsstadium der Revo- lution vom 10, August 1792 bis zu der vollständigen Herrschaft des Schreckens im Jahre 1793 mit seinen erstaunlichen, an das Unglaub- liche grenzenden Erscheinungen ist für die Beurtheilung der Ent- wicklung der Dinge eine sehr wichtige Periode. Demzu- folge ist auch die Bedeutung der großen Katastrophe vom April 1793 an den Grenzen Frankreihs, welhe für den weiteren Verlauf der Revolution die eigentliche entscheidende Krisis war, von Bogzuslawski in das richtige Licht gestellt worden. Ebenso verhält es sich mit dem Wirken Dumouriez's in Belzien, welches bisber in Deutschland zu wenig beachtet worden ist. Aus demselben tritt in voller Deutlichkeit ein Bild der damaligen politischen und sozialen Verhältnisse jenes Landes hervor. Für die Darstellung des Lebens Dumouriez's nach der großen Krisis fließen die Quellen nur spärlich, doc hat der Verfasser aus dem ibm zu Gebote stehenden Material in großen Zügen ein Bild von Dumouriez's Lebenslauf in der Verbannung zu entwerfen und besonders seine literarische Thâtigkeit zu verfolgen vermocht. Dumouriez wurde be- kfanntlib, nachdem er mit 10 Generalen und 3 Obersten zur öôsterreibiswen Armee übergegangen war, vom Konvent geäcbtet und fand zunächst in Altoa, dann seit 1804 in England Zufluht. Auf Lord Canning's Verwendung erhielt er später eine Pension von 1209 Pfd. Sterl., die sein.n Unterhalt siherte. Bis an sein Ende war er literari\sch thätig und folgte allen politisben und militärisven Ereignissen mit levhaftem Interesse. Einen Versu, wieder thätig in die Geschicke scines Vaterlandes einzugreifen, hat er weder unter der napoleonishen ncch unter der bourbonishen Dynafiie gemaht. Auf seinem Landsiße Hen!ey-on- Thames starb Dumouriez im Jahre 1823 in hohem Alter. Zum Schluß mag hier das Urtheil folgen, welches eine Zeitgenossin Madame Roland über ihn gefällt hat: „Je trouvai à Dumouriez l’air délibéré d’un militaire. la tournure d’un adroit courtisan et le ton d’un homme d’esprit, mais nullement le caractère de la vérité. Je croyais re- connaître un homme très-spirituel, un hardi chevalier, qui deyait se moquer de tout hormis de ses intérêts et de sa gloire. Diligent et brave, bon général, babile courtisan, écrivant bien, s 'énoncant avec facilité, plaisant avec ses amis, et prêt à les trompér tous, il était fait pour les intrigues ministérielles d'une E d ;

n Karten sind dem vörlicgénde zweit. Bande, dessen Prei nebenbei bemerkt, 7 4. beträgt, 5 beigegeben; nämli 2 Elias: farten, die eine zu dem Feldzuze in den Argonnen im Jahre 1792, die andere zu den F-ldzügen in den Jahren 1792 und 1793 in Belgien und den Niederlanden und 3 Skizzen zu den S{hlachten von Jemapes

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und von Neerwinden sowie zur Kanonade von Valmy. Par?!8, 1. Juni, (Fr. Corr.) Ina der leßten Woche ist wieder

eine Serie der berühmten Bibliothek des verstorbenen Buc- händlers Ambroise Firmin-Didot, die dritte, auf E im Mai 1880 eine vierte folgen foll, im Hotel des Ventes ver- steigert worden; die Auktion hat eiti Gesammterträgniß von 633 035 Frs. g:liefert, und man berechnet, daß die ganze Bibliothek eine Summe von nicht weniger als 5 Mill. Fres, étgeben wird, Das werth- vollste Stück der diesmal unter den Hammer gelangten Seltenheiten war das Missale Karls VI, welches der Reihe nach seiner Tochter Katharina, der Gemahlin Heinrichs V, von England, und ihren Descendenten Heinrih VI., Heinri VII. und Heinri VIIT. gehört hat; es wurde um den Preis von 76000 Frc8. dem Buchhändler Fontaine zuerkannt. Ein Mifsale der Kirche von Tours wurde mit 20 000 Frecs., ein handshriftlihes Andahtsbuch aus dem 15. Jahr- hundert mit 18 300 Fres., ein anderes Manuskript, welches Nèagria Stuart gehört hat, mit 10 000 Fres. bezahlt. Die Nationalbibliothek crstand um den Preis von 58550 Fres. achtzehz: gedruckte Werke und zwei Manuskripte, darunter das Evangeliarium von Lu- peuil, besonders wichtig für die Geschichte der Kunst im 11. Jahr- hundert, den Psfalter von Saint Martin de Tournay, welcher für die Aussprah? des Griechischen im Mittelalter werth- volle Auf\{lü}e giebt, eine rylographisch hocinteressante Ars moriend i und prachtvolle Eremplare von Drucken nach Albrecht Dürer.

_ Paris, 5. Juni. (W.T. B.) Die Akademie hat bes{lofsen, die feierliche Aufnahme Henri Martins auf den 13. Dezember anzuberaumen und den Akademiker Marmier zu beauftragen, an Stelle Emile Olliviers die Erwiderungsrede auf die Ansprache Henri Martins zu halten.

Gewerbe und Handel.

In der Generalversammlung der Magdeburger Allge- meinen Versicherungs-Actien-Gesellshaft wurde zunächst nach Vortrag des Revisionéberihtes dem Gesellshaftsvorstande tezüg- li der Jahresrechnung pro 1877 Decharge ertheilt. Den Berichten des Verwaltungsrathes und des Gesfellshaftsvorstandes über das Ge- \châft im Jahre 1878 entnehmen wir Folgerdes: die Prämienein- nahme einf{ließlid der Vorträge aus dem Vorjahre und abzüglich der Rückversicherung betrug 5217303 M gegen 4685511 Æ im Jahre 1877. Die gesammte Einnahme belief sih auf 6579524 M, die Ausgabe dagegen auf 6260 506 MÆ, der Jahresgewinn also auf 319 018 Æ Hiervon sind 53 901 46 zum Reservefonds geflossen und 33 000 Æ zum Sparfonds, Als Dividende wurden 205 000 Æ oder 20 4. 50 S pro Aktie vertheilt. Der Rest von 27 117 # ist zu Tantièmen für ‘den Verwaltungsrath und die Direktion verwendet. Ín der Unfall-Versiherungsbranche betrug die Prämieneinnahme ein- \hließliÞch des Vortrages aus tem Vorjahre und abzüglih Rü- versicherung 1 848 967 M gegen 1 713 260 e im Jahre 1877. Für Unfallshäden find bezahlt 636529 Æ und reservirt 367 574 #, ferner reservirt für festgesezte Renten 410764 A Nach Zurück- stellung einer Prämienreserve pro 1879 und spätere Jahre in Höhe von 633 052 46 ergab die Unfall-Lersicherungsbranche einen Gewinn von 122168 # In der Transport-Versicherungsbranche sind an Prämie einscließlich des Vortrags aus dem Vorjahre für eigene

Rechnung vereinnahmt 697 940 M. gegen 695 897 im Jahre 1877. Für Transportshäden find gezahlt 454334 ÆA und re-

‘-St, ’rling; die Grubenarbeiter

fervirt 190878 HÆ; an Prämienreserve pro 1879 zu- rüdckgestellt 75517 # Der Jahresverluft beträgt 84977 M Fn der Feuer-Rückversiberungsbranche betrug die Prämieneinnahme einsließlid des Vortrags aus dem Vorjabre 1 624349 # gegen 1488 843 Æ im Jahre 1877. Für Schäden sind bezahlt 873 059 4 und reservirt 137671 # Nab Zurüstellung einer Prämien- reserve pro 1879 und spätere Jahre in Höhe 1 on 475 131 Æ ergab f ein Jahresüberschuß von 70298 (A In der Lebens-Versicherungs- branche hatte die Gesellshaft einen reinen Zuwachs der Kapital- versicherungsfumme von 3 825 964 M. gegen 3471142 im vor- hergehenden Jabre. Im Ganzen waren während des verflossenen Jahres in Kraft 5525 Policen über 21422 303 #4 Kapital und 38 434 jährliche Rente; davon erloshen im Laufe des Jahres 616 Policen über 2035 876 # Kapital und 14186 #4 Rente, so daß am Jahres\{luß ein Bestand verblieb von 4909 Policen über 19 386 427 Æ Kapital und 24248 4 96 4 jährlihe Rente. Der esammte Gewinn aus dem Lebens-Versicherungsge\Wäft betrug 125 270 Æ, von welcbem bedingungêgemä ; der Gesellschaft 40 %/, also 50108 4M und dem Gewinn-Reservefonds der mit Dividenden- anspruch Versicherten 60/9, also 75 162 Æ zufielen. Leßterer hob fi in Folge dessen am Jahres\clusse auf 121 470 4 Hiervon wird vom 1. Juli ab auf die betreffenden Versicherungen 28 °/9 der im Jahre 1876 eingezahlten Prämien zur Vertheilung gebracht.

Das „Dresdn. Journ.“ meldet unter dem 5. Juni: Die Rinderpest, welbe zu Ánfang Mai in Peterswald (Böhmen) von Neuem ausgebrochen war, ist nunmehr erloschen und sind deshalb die Sperrmaßregeln wieder aufgehoben, auch ist der Militärcordon von der Elbe bei Schôna bis Zinnwald bei Altenberg zurückgezogen worden.

Dem Jahresberiht des Vorstandes der Deutschen Nationalbank in Bremen über das Geschäftsjahr 1878 ent- nehmen wir Folgendes: Dur die allgemeine wirthschaftliche Lage ind die wemisbe Industrie und der Metallhandel, die wegen der Beibeiligung der Nationalbank an dem Rio-Tinto-Unter- nehmen von Widtigkeit für dieselbe sind, niht unerheblich in Mit- Jeidensbaft gezogen worden. Dies ist speziell auf dem Kupfermarkte in einem weiteren Preisrückgange zu Tage getreten und hat zur Folge gehabt, daß die Erwartungen auf ein Erträgniß aus Rio Tinto im Jahre 1878 unerfüllt geblieben sind. Nichtédestoweniger war die Rio-Tinto Compagnie im Stande, durch vermehrte Produktion und sparsameren Betrieb ihre Eirnz;men im ver- gangenen Jahre um etwa 67 000 Pfd. Sterl. gegen 1877 zu erhöhen und die Jahresrebuung mit einem kleinen Uebéerschusse ab- zuschließen. Die Aktiva und Passiva der Bilanz haben sich im Ver- gleiche zum Vorjahre wenig verändert; abgenommen haben die laufen- den Accepte um ca. 909000 M, die Konto-Korrent-Debitoren ca. 700 000 A und die! Lombardforderungen um ca. 100000 M. zu- genommen Konto-Korrent-Kreditoren um ca. 650 000 und Wechsel- bestand um ca, 670000 A Zur Ämortisation sind von éigenen Aktien bis Ende 1878 angekauft worden nominal 385 290 4, welce mit 213 209 4A in der Vilanz erscheinen. Im regulären Bank- geschäfte ist das niht in Rio-Tinto angelegte Kapital von ca. vier Mill. Mark beschäftigt; der nah dem Gewinn- und Verlustkonto sich ergebende Uebershuß der Einnahmen nah Abzug der Geschäfts- Fosten 2c. ift mit 276141 Æ auf ein Spezialreservekonto für die Rio-Tinto-Unternehmung gutgeschrieben.

Die Suezkanal-Gesellschaft bat, dem Jahre: berichte zufolge, im Jahre 1878 insgesammt 32 403 611 Fres vereinnahmt, etwa eine halbe Million Francs weniger als im Vorjahre. Dagegen find auch die Ausgaben um 560221 Frces. gegen 1877 zurüdck- geblieben, so daß dieselben sih für 1878 auf 16 897 750 Fres. |te!len. Nach Zahlung von 5% Zinsen für das Aftiznkapital verbleibt nob ein Uebers{uß von 3627109 Frcs., von welchem statutengemäß vertheilt werden 71% = 25575248 Frcs. an die Aktionäre, 15% = 544066 Frcs. an die egrptishe Regierung, 10% =— 362710 Fres. an die Gründer der Gesellschaft und je 20/0 72542 Fres. an die Direklion und das Personal der Gesellschaft. Die Zahl der Swiffe, welbe 1878 den Kanal passirt haben, betrug 1593 mit 3291535 t Brutto-Raumgehalt, gegen 1663 mit 3418949 t in 1877, 1457 mit 3072107 t in 1876, 1494 mit 2940708 t in 1875, Die Einnahmen aus den durcpassirten Scbiffen betrugen 1878 31098 229 Frcs,, 1877 31 774 344 Frcs.,, 1876 29 974 998 Fres., 1875 28 886 302 Fres. Von den 1878 durchpassirten 1593 Schiffen waren 1089 Handels- dampfer, 282 Postdampfer, 75 Transportschiffe, 59 Sclepper, 25 Segelschiffe, 9 Korvetten. 5 Kanonenboote, 4 Fregatten, 4 Panzer- \biffe, 14 Avisos und 27 diverse Fahrzeuge. An Passagieren kamen 58 274 Mann Truppen, 26 170 Civilisten und 11919 Pilger dur den Kanal.

Die Banque de Roumanie bringt an ihre Aktionäre für das Jahr 1878 eine Dividende von 10% oder von 1 £ per Aftie à 10 £ zur Vertheilung. Der Bruttogewinn beitrug 3 048 707 Fr., der Nettogewinn 2416 660 Fr., d. i. 241/18 %/ des Gesellschaftsfapitals von 400000 £ oder 10000000 Fr. Die ordentlihen und außerordentlichen Reserven der Bank übersteigen gegenwärtig die Summe von 3 500000 Fr. :

Ueber den Handel Brasiliens theilt die „Allg, Corr. Folgendes mit: Der Gesammtwerth der brasilianischen Ein- fuhr belief sich in 1878 auf 8947 960 £ oder über 200 000 £ mehr als im vorhergehenden Jahre. Die Uus8fuhr dagegen, er- reihte nur einen Werth von 9233 600 £, d. i. 870 000 £ weniger als in 1877. Der hbaupt\sätliste Erportartikel ist Kaffee, von welchem im Ganzen 2980000 Sack von je 120 Pfund Gewicht im ungefähren Gesammtwerthe von 8 701 950 £ exportirt wurden. Wie rasch die Kaffeeproduktion in Brasilien sih empor geschwungen hat, mag aus dem Umstande ermessen werden, daß in 1830 der Kaffee- erport nit 392 000 Sack überstieg. Der Goldexport betrug in 1878 213 600 £. Die Einkünfte des Reiches für das laufende Jahr werden auf 101000000 Piaster, die Ausgaben auf 121 000 000 Piaster geschäßt, was sona ein Defizit von 20 Millionen Piaster

ergiebt.

Liegniß, 5. Juni. (W. T. B.) Wollmarkt. Angefahren waren 5000 Ctr. Wolle, davon ersthändig 1600 Ctr. Die Preis- erhöhung betrug 24—36 M; Dominialwollen 180—220 A, Rustikal- wollen 165—180 4A Die Wäsche ist durscchnittlich vorzüglich.

London, 3. Juni. (Allg. Corr.) Der durch den Strike in Durham verursachte Verlust an Löhnen wird auf 649 000 Pfd. Sterl.- geshäßt, wovou auf die Grubenarbeiter 240000 Pfd. Sterl. entfallen. Jeder Grubenarbeiter erleidet einen Lohnverluft von 6 Pfd. Sterl. in einem Strike, dessen Resultat in der Erlangung 6 on 1} °%/9 besseren Bedingungen als die ursprünglich von den Gruben- Se fAßern angebotenen bestzht. 14 °/o ist gleich 3 Pence auf das Pfund werden daher 94 Jahre zu arbeiten habe, 1, um den durch den Strike erlittenen Berlust von 6 Pfd.

lee wieder gut zu machen. In sämmtlichen Koßhlengruben von é ‘üd-Wales und Monmouthshire erfolgte am vorigen Sonmnah »nd die Ankündigung, daß vom 30. Juni ab eine Herabsetzung der Arbei. | löhne um 10 /o eintreten würde. :

5 Juni. Bei der gestrigen Wollauktion waren Kamm-

wollen mehr gefragt. ; .

; ra, 2. Juni. (Allg. Corr.) In Folge eines Strikes agg Dittoba f, parbeitern haben alle Eisenwerke in der Nach- barshaft hiesiger Stadt den Betrieb eingestellt, und es droht eine Arbeitssperre f ch welche 50 000 Hände beschäftigungslos werden würden p Es ist vo rgeschlagen worden, den Streit durch ein Schieds- gericht zu regeln.

4 Verkehrs-Anstalten.

; 5 5 - tq." meldet in Bezug auf die Eisenbahn E So Teigr Die Verkaufsunterhandlungen mit der Bedingung des Fortbet, "iebes der Bahn sind in den leßten Tagen neuerdings aufgenommen w ‘orden, haben aber laut „Vaterl.“ zu feinem Abschlusse geführt. J." Folge dessen stehe zu erwarten, 08

* L ten Zeit die Steigerung auf Abbru

Driest, 6. Juni (W. 2 B) Der. Lloyddampfer „Venus“ ist gestern Abcnd aus Konstantinopel hier eingetroffen.

Berlin, den 6. Juni 1879,

Das unter dem Protektorate Ihrer Königlichen Hoheit der Prin - zessin Friedrih Carl stehende Elisabethstift zu Pankow feierte am Donnerstag Nachmittag in den Räumen der Anftalt sein 93. Iabre®fest, wit dem gleichzeitig die nabträglibe Grundsteinlegung unt das Richtfest des neuen Stiftshauses verbunden war. Nachdem die Festgenofsen sich im Garten der Anstalt versammelt hatten und die Feier mit Gesang einzeleitet worden, ergriff Prediger Rettig aus Pankow das Wort zur Weihrede, der er Matth. 7. 14—27 zu Grunde legte. Hierauf begaben sich die Festgenossen in die Keller- râume des Neubaues, um die nahträglihe Grundsteinlegung zu vollziehen. Unter den Üüblihen Formalitäten erfolgte hier die Einmauerung der Urkunde, die außer einer kurzen Ge- shichte des Stiftes und einer Anzahl Jahresberichte auch eine Er- innerung8medaille an den Tag der goldenen Hochzeit des Kaiserpaares enthielt. Den Schluß der Feier des Tages bildete das Richtfest. Das Stift selbst, das aegenwärtig 24 kleine Kinder beherbigt, hat in den 53 Jahren seines Bestehens an 2015 Pfleglingen Mutterpflich- ten geübt. Gs steht gegenwärtig unter der Leitung des Frl. von Holyendorff, dem eine Kinderlehrerin und 4 Wärterinnen zur Seit: stehen. Das neue Stiftshaus, neben dem “dies alte weiter benußt wird, wird etwa im August bezogen werden können. Es ist nach den Plänen des Königlichen Bauinspektors Germer einfach aber zweckerfüllend aufgeführt worden.

__ UVeber die unter dem Protektorate Sr. Kaiserlihen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen stehende Baruch Auerba- che Waisen-Erziehungs-Anstalt für jüdishe Knaben hierselbst hat der Direktor der Anstalt Hr. Dr. Leonhard Auerbach den 46. Jahresbericht veröffentlicht. Das Knaben-Waisenhaus hat während des verflcfsenen Jahres wieder erfreuliche Fortschritte gemacht. Die Zahl der Zöglinge ist auf 51 gewachsen. Der Anstalt sind auch im abgelaufenen Jahre zahlreite Schenkungen, Legate, Stiftungen und neue jährlibe Beiträge zugegangen. An der Spitze der Woblthäter steht Ihre Majestät die Kaiserin, welbe der Anstalt eine außerordentliche Schenkung im Betrage von zweihundert Mark gewährt hat. Ihre Kaiserlidben und Königlien Hoheiten der Kron- prinz und die Kronprinzessin spendeten 150 # Die Waisen- Erziehungsanstalt wurde am 30. April 1833 mit der Aufnahme von vier Waisen eröffnet. Das Mädchen-Waisenhaus zählt gegenwärtig 22 Zôglinge, so daß in beiden Anstalten im abgelaufenen Jahre 73 Waisen erzogen wourden. Von den 51 Zöglingen des Knaben- Waisenhauses besuchten 15 das Friedrihs-Gymnasium, 12 die Friedrichs-Realschule und 24 die Dorotheenstädtische Realschule. Das Ziel der Anstalt die Erlangung des Berechtigungs-Zeugnisses zum einjährigen freiwilligen Militärdienst wird von fast allen Zöglingen erreiht. Im Allgemeinen verlassen sie mit dem 16, Lebentjahre die Avnstalt mit dem Berechtigungs-Zeugniß. Begabte und würdige Zöglinge, welte zum Studium oder zur Kunst Befähigung und Neigung haben, verlleiben in der Anstalt bis nah bestandenem Abiturienten-Examen, und werden auch während der Studienzeit unterstüßt. Seit den 46 Jahren des Bestehens der Anstalt haben 233 Zöglinge Aufnahme, Verpflegung und Erziehung empfangen. Die Bibliothek der Anstalt, welche im Jahre 1864 be- gründet worden, zählt gegenwärtig 1690 Bände. Die Notenbibliothek umsaßt jeßt 396 Bände. Das Knaben-Waisenhaus besißt außer dem, beiden Anstalten, gehö. igen \{huldenfreien Grundstücke ein unantast- bares Vermögen von 668307 4 84 -Z. Für die Waisenknaben ift die Summe von 37 803 4 30 S in Stiftungen und Guthaben als ihr Eigenthum niedergelegt. Die Einna!,me und Ausgabe in dem Rechnungsjahre vom 1. April 1878 bis zum 1. April 1879 {ließt mit 86603 4. 52 HZ§ ab. Der Baarbestand am Schlusse des Rechnungsjahres betrug 7707 M 84 „S. .

Fn der Kunstdruckerei von Max Lichtwit, Berlin C, Heiligegeist- straße 14, erschien soeben: Gedenkblatt zur Goldenen Hoch- zeit Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin am 11. Juni 1879, enthaltend sech8zehn na Original-Photographien fünstlerisch ausgeführte Porträts mit allegori(chen Verzierungen, und zwar: 1) des Kaisers, 2) der Kaiserin, 3) des Kronprinzen, 4) der Krovprinzessin, 5) des Prinzen Wilhelm, 6) des Prinzen Heinrich 7) des Erbprinzen von Meiningen, 8) der Erbprinzessin von Meiningen, 9) der Prinzessin Victoria, 10) der Prinzessin Sophie, 11) der Prinzessin Margarethe, 12) des Großherzogs von Baden, 13) der Großherzogin von Baden, 14) des Erbgrofiherzogs von Baden, 15) der Prinzessin Victoria von Baden, 16) des Prinzen Ludwig Wilhelm von Baden. Am Fuße des Kunstblattes befinden si die Wappen des Deutschen Kaiscrpaares, umgeben von den beiden Statuen König Friedris des Großen und König Friedrich Wilhelms 1I1. Der Subskriptionspreis beträgt 3 4 Von dem Erlöse fliet ein Theil der Jubiläumsstiftung des deutschen Kriegerbundes zu. Das Kunstblatt ist 79 cim. hoch und 63 cm breit, auf bestem Kupferdruckpapier mit Tondruck ausgeführt. In der Berliner Gewerbe - Ausstellung is das Bild in dev Gruppe VIII, Nr. 961 ausgestellt.

München, 5. Juni. (W. T. B.) Die Delegirten-Kon- ferenz der deutschen Gewerbekammern erklärte nh in ihrer heutigen Schlußsitzung mit allen gegen zwei Stimmen für die Einführung der obligatorischen Lehrlingsprüfung und der Arbeitsbücher für alle Arbeiter, selbst für diejenigen, die das 91. Fahr bereits überschritten haben ; ferner für die Beschränkung der Schankwirth8-Konzession nah dem Gesichtspunkte des Bedürfnisses. Der Hamburger Antrag wegen Beschränkung der allgemeinen Wechselfähigkeit wurde zurückgewiesen. Als nächster Vorort ist Stuttgart gewählt worden.

Amsterdam, 3. Juni. (Leipz. Ztg) Der „Willem Barendsz“ ist heute dur den Nordseekanal in See gegangen, um seine zweite Fahrt nach den Nordpolregionen zu unter- nehmen. Wie ungünstig auch das Wetter war, so hatten sich do Viele eingesunden, um mit dem Dampfer „Jjmuiden“ der wackeren Bemankung, die unter dem Befehle des Kommandanten de Bruijne den mit einer Nordpolerpedition verbundenen großen Gefahren muthig troßen wird, das Geleite durch den Kanal bis nach JIimuiden zu geben, wo fie aufs Herzlichste Abschied von den fühnen Seefahrern nahmen, Der „Willem Barendsz“ ist mit allen Erfordecnissen für seine auf ahtzeh 1 Monate berehnete Reise reihlich# ausgerüstet.

Wie die „France“ mittheilt, würde Hr. Ferdinand de Lesseps die Ausführung des Panama - Kanals definitiv in die Hand nehmen, {hon in einigen Tagen den ersten Aufruf zu Zeichnungen erlassen und sich im September nah Panama begeben.

Ueber die Ergebnisse seiner diesmaligen Ausgrabungen machte Dr. Swliemann dem „Nürnberger Corr.“ aus Troja. ruterm 91, Mai, Mittheilungen, denen Folgendes entnommen ist:

Wie bereits anderweitig gemeldet, wurden in Gegenwart der Herren Prof. Virhow und Direktor Burnouf zwei Schäße von goldenen Schmucktsachen gefunden. Der erste Schay fand sih an der Ostseite der Ausgrabungen auf den Trümmern einer eingestürzten Trojaner Hausmauer und besteht aus folgenden goldenen Gegenstän- den: drei Disken in Form von Blumen, 84 em im Durchmesser, in Repoussé-Arbeit, gleih Nr. 251 in „Mykenä“; einem höchst merk- würdigen goldenen Kopfshmuck, 45 cm lang, dessen oberer Theil in Korbform und mit einer großen Menge kleiner Ringe besetzt ist, die mit einer weißen, früher wohl blau gewesenen Glasmasse ausgefüllt find; daran hängen 10 goldene Ketten, wovon jede 150 Glieder hat, und jedes der leßteren ist mit einem Blatte beseßt, sona 1500 Glieder und eben so viele Blätter; am Ende jeder Kette hängt ein

das Bundesgericht in der r ächfz anordnen werde.

JIdol. Der zweite Schaß fand sih in einer Tiefe von 33 Fuß auf der

groben Mauer nordwestlichß vom Thore. Unter den hier gefundenen Segenftänden ist einer von hohem Interesse, nämlich eine silberne Kella, die bei Trankopfern gebrauht worden sein muß, denn sie hat ein Ornament in Repoussé-Arbeit in Form eines Nabelschildes, auch einen langen mit einem eingravirten Baum verzierten Stiel, der in einen großen Ring endigt; ferner wurden bei diesem Schate eine Menge großer und kleiner goldener Ohr- ringe gefunden, wovon zwei mit langen Gehängen, eine Masse zusammengeschmolzener silberner Ohrringe und hunderte von silbernen zusammengeshmolzenen Ringen, an welche sehr viele kleine Gold- sahen im Feuer angeshmolzen sind; endlich zehn Goldornamente mit vier Spiralen wie Nr. 297 in „Myfkenä“ und eine Masse Gold- perlen u. f. w. An einer anderen Stelle wurde nebst mehreren \{chônen Sachen ein silberner Dolch gefunden, defsen Stiel in eine Kuh mit langen Hörnern endigt. Nachdem Scbliemann troy der dies- maligen umfassenden und genauesten Nachforschung?en, die er mit der größten Energie seit 1. März veranstaltete, keine weitere Shmucksachen fand, glaubt e-, daß Troja nun erschöpft sei. Bei den Ausgrabungen kam auch eine große, aber nur 1 m 42 cm breite mit großen platten Steinen gepflasterte Straße ans Liht. Schliemann dur{forschte auch die Tumuli Beschika Tepeh und Udjek Tepeh. Diese Hügel liegen am hohen Uferrande des ägäischen Mecres südlih vom Griechen- dorfe Neocborion von Hissarlik etwa 15 Stunden Wegs entfernt. Udjek Tepeh is weitaus der größte der Grabhügel in der Troade; von seiner Spiße genießt man eine wundervolle Aussicht auf das Meer, die Jnsel Tenedos und das Idagebirge. Er ist 25 m hoh und hat gegen 130 m Durchmesser. Die Griechen hier halten ihn für das Grab des Propheten Elias und wallfahrten am 20. Juli in großen Schaaren selbst aus weiter Ferne hierher. Beschika Tepch ist viel kleiner. Jn Beschika Tepeh grub er einen großen Schat -und fand in 14 m Tiefe den Fels. Shliemann grub dann vier Galerien in verschiedenen Richtungen in den- selben, fand aber nur Töôpferwaare, aus der Hand gemacht, die jener höchbst ähnlih ist, welche er auf Hissarlik in den Schichten der vortrojanishen Stadt gefundea. Bei den Ausgrabungen in Üdjek Tepeh fand Schliemann den Urboden in 13 m 20 ecm Tiefe; vom Grunde des Schahtes aus wurden auc hier vier Galerien ge- graben. Bereits 80 ecm unter dem Gipfel stieß man auf eine riesige Mauer, die senkrecht bis in eine Tiefe von 12 m 40 em geht. Unter erselben wurde ein Tunnel gegraben, und auch ein großer von der Westseite aus in den Tumulus. Die Töpfersachen, die hier Schlie- mann fand, sind viel jünger als jene, die in dec obersten vorhisto- rischen Stadt auf Hissarlik gefunden wurden, uyd jedenfalls um viele Jahrhunderte jünger als die auf Beschika Tepeh. Sclie- mann war bei Abgang des Briefes noch mit deu Ausgrabun- gen von Beschika und Udjek Tepeh beschäftigt; er will diese beiden Tumuli vom Grunde aus durchsuchen und gedenkt bis 5. Juni seine Arbeiten zu beenden und alsdann nach Athen zurück- zukehren. S{liemann erwähnt endlich noch eiae höchst wichtige Ent- deckung, welche die Herren Virbow und Burnouf machten, Ja den in der GCbene gegrabenen Löcher: zeigte sih, daß nur oben bis zu 24 m Tiefe grober oder feirer Flußsand liegt, und darunter jener feine Leóm. der von uralter Fiußwasserdeposition herrührt und jeden- falls viel älter ift, als die Flüsse der Ebene. Diese Beobachtung machten Beide sogar am Ufer des Hellesponts. „Folglich ist, be- merkt Scbliemann, die Troja-Bunarbaschi-Theorie, die ja nur auf den Glauben geftütt war, daß zur Zeit des trojanisbea Krieges ein großer tiefer Meerbuseu in der Ebene und Hissarlik zu nahe am Meere war, und kein Raum für die Thaten der Ilias verblieb, jeßt in Dunft aufgegangen und kann nie wieder aufleben. Auch die Ruinen auf den Höhen von Bunarbaschi hält Virchow mit mir durchaus nicht für uralt, denn, wie er bemerkt, find ja alle Steine der Mauer mit eisernen Hammern abgesplintert.“

Rom, 31. Mai. Die Eruption des Aetna dauert, wie al: aus Sicilien eingelaufenen Becichte melden, in ungeshwächtem Maße fort. Die Zahl der Krater hat si noch vermehrt, und es hat den Ans bein, als habe sih der Berg auf seiner nordöstlichen Seite gespalten. Die Laven fließen noch immer reihlich und mit einer Ge- \chwindigkeit von zwei Metern in der Minute ab. Alle Ers&einungen, von welchen die Eruption begleitet ift, lassen auf cine lange Dauer derselben \ch{ließen. Wiederholt entstiegen dem Berge bis zu einer ansehnlichen Höhe Feuerkugeln, welche in der Dunkelheit in strahlendem Lichte seinen und einen Feuerregen verbreitend, wie Raketen plaßten. In ihrem bisherigen Laufe haben die Laven insb-:sondere einen Theil des Waldes von Collebasso hart mitgenommen und bedrohen die Ge- meinde von Moia. Am ärgsten würde sich jedoch die Lage gestalten, wenn dieselben, was leicht möglich ist, sih in das Bett des Alcantara. ergössen, weil sih dann mit dem Austritte dieses Flusses der Feuers- noth die Wassersnoth beigesellen würde. -

Der späteren Nachricht, daß die Lava den Fluß Alcantara bereits erreiht habe, wird in Depeschen vom 3. Juni widersprochen Die Lava fließt in ungeheueren Massen, aber langsam. Der Aus- bruch steigerte sich in der Nacht zum 3. Juni.

Philadelphia, 1. Juni. (Times.) Am Freitag Abend og ein s{hrecklicher Cyclone über Ostkansas dahin, tödtete mehr als 50 Menschen, beschädigte über 100 und zerstörte viel Eigenthum. Der Sturm ging von Westen nah Osten Der Hauptschaden ward in Marshall County angerichtet, längs der „Union-Pacific-Railway“, auf einer S recke von 30 englischen Meilen, 90 Meilen westlich von der Ostgrenze von Kansas beginnend. In Jrving wurden 12 Menschen getödtet und 40 verwundet. Fast die ganze Stadt ward zerstört; in Delphos zählte man 15 Todte, in Frank- fort 8 Todte und 13 Verwundete, in Blue Springs 3 Todte, in SBeloit 3, in Bulton 9. Die eiserne Schienenbrücke über den Blue River ward in Stücke gerissen, das Gitterwerk wie Draht aufgewunden. Der Cyclone wird als schwarze, trihterförmige Wolke beichrieben, die fi gerade über der Grde in wirbelnder Bewegung mit einer Geschwindigkeit von 600—100 engl. Meilen stündlich dahin- zog. Der durchschrittene Weg variirte von 300 bis 2100 Fuß Breite und war deutlih zu erkennen, da jeder Baum, jedes Haus oder sonstiges Hinderniß zerstört ward.

München, 3. Juni. Der „Alla. Ztg.“ wird geschrieben: „Wie wir hören, ist heute eine Anzahl Mitglieder des Königlichen Theaters am Gärtnerplat (33) zu dem im Fried rich- Wilhelmstädtishen Theater in Berlin statifindenden Gesammtgastspiele mittels Extrazuges ab'ereift. Es ift ein guter Gedanke, die Spezialität der oberbayerischen Bolksftücke, welche bekanntlich auf dem Gärtnerplaß-Theater mit einer Cchtheit und charafteristishen Durhführung gegeben werden, die kaum anderwärts möglich ist, den Berlinern vorzusühren, deren Sympathie für das bayerische Hochgebirg und alles Oberbayerische bekannt ist. Kräfte, wie Frau Harti-Mitius, die HH. Neuert und Albert hat eben gerade für oberbayerishe Stücke keine Bühne zur Verfügung. Das Gast- spiel wird drei Stücke, welche hier ihre Zugkraft bewährt haben, umfassen, Herm. v. Schmids „Z'Widerwurzn,“ die „Gundl vom Königs iee" von Franz Bonn und „Der Schlagring“, in welchem Hars Neuert nach einer Erzählung von Th. Messerer sich selbst eine Prachtrolle geschaffen hat. Zur Feier der Goldenen Hochzeit des Deutschen Kaifer-Paares hat Franz Bonn eiu oberbayerisches Festspiel geschrieben, welches am 11. Juni zur Aufführung kommen foll. Die Aufgabe möglich vollständiger Naturwahrheit machte es nothwendig, sämmtliche Dekorationen, Kostüme und Requisiten mit- zunehmen, was die Kosten des Unternehmens des Hrn. Adolf Deppe wesentlich gesteigert hat, aber es ist klar, daß in Berlin z. B. eine

Krarxe, cin rihtiger Maßkrug, ein Gebirgsbuttersaß u. dgl, nicht zu haken wären. Man darf auf den Erfolg des Unternehmens ge- spannt fein, Werden die Berliner den Dialekt verstehen, werden sie Jer; und Sinn für diese {lidten Gebirgskinder haben? Wir zwei- A nicht daran, und wenn uns nicht Alles trügt, werden die Bere

liner den Besuch der bayerischen Gäste mit Liebenswürdigkeit empfangen und an den echten Gebirgsstüccken ihre Freude haben,“