1879 / 143 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 21 Jun 1879 18:00:01 GMT) scan diff

Königreich Preußen. Ministerium der öffentlichen Arbeiten.

Nachtrag Il, zum Statut der Cottbus-Großenhainer Eisenbahngesellschaft.

Auf Anordnung der Königlichen Staatsregierung treten mit Ge- nehmigung der Generalversammlung der Aktionäre der Cottbus- Großenhainer Eisenbahngesellshaft vom 30. April 1878 an die Stelle der S8. 6 und 7 des Statuts die nabftehenden abgeänderten, mit den bezüglihen Bestimmungen des Allerhöcbften Erlasses, d. d. Sch{loß Babelsberg, den 17. August 1877 wörtlih überein]timmenden Paragraphen.

8. 6, Um die Bahn nebft den Tranëportmitteln fortwährend in solchem Zustande zu erhalten, daß die Beförderung mit-SiwWerheit und auf die der Bestimmung des Unternehmens entsprechende Weise erfolgen könne, hat die Gesellschaft mit der Eröffnung des Betriebes der ganzen Bahn einen Erneuerungsfonds und einen Reservefonds zu bilden, welche sowohl von einander als auch von anderen Fonds der Gesellschaft getrennt zu halten find. -

8. 6a. Meservefonds.

Der Reservefonds, der die Mittel zur Bestreitung der außer- ordentlichen, durch ungewöhnlihe Umstände (wie Naturereignisse und Unglücksfälle) veranlaßten , größeren Ausgaben zur Jn- ftandhaltung der Bahn und der Betriebsmittel gewähren, mit Senehutigig des Ministers für Handel, Gewerbe und sffent- lihe Arbeiten auch zu den Kosten nahträglich für erforderlich oder zweckmäßig erahteter Ergänzungsbauten herangezogen werden \oll, ift zunächst durÞ Zuweisung des nach vollständigem Ausbau und vollständiger Ausrüstung der Bahn verbleibenden Restes des An- lagekapitals und durch Ueberweisung der nicht rechtzeitig erhobenen und zu Gunsten der Gesellshaft verfallenen Zinsen und Dividenden des Anlagekapitals, der Zinsen des Reservefonds selbst, sowie eines von dem Aufsichtsrathe der Gesellschaft zu bestimmenden, nicht unter dem Betrage von einem zehntel Prozent des Anlagekapitals verblei- benden jährlihen Zuschusses aus den Betriebs8einnahmen bis zur Höéhe von 300000 #, buchstäblich: Dreihunderttausend Mark, zu verstärken und in dieser Höhe zu crhalten.

. 7. Erneuerungsfonds.

Dem Erneuerungsfonds, aus welchem die Kosten der Erneuerung der Lokomotiven nebst Tendera und der Wagen, sowie einzelner Hauptbestandtheile derselben desgleichen die Kosten der Erneuerung des Oberbaues der Bahn, und zwar der Schienen, Schwellen, Weichen und sonstiger Eisentheile des Oberbaues gedeckt werden follen, find die Einnahmen aus dem Verkaufe der entsprehenden alten Materialien, ein nach Anhörung der Direktion und des Auf- sicbtsraths von dem Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten festzuseßender jährlicher Zushuß aus den Betriebs- einnahmen, sowie der Zinsen des Erneuerungsfonds selbst zu über- weilen.

Die näheren Bestimmungen über die Einnahmen und Ausgaben, fowie über die Verwaltung des Erneuerungs- und Reservefonds werden dur ein vom Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten festzuseßendes Regulativ geregelt.

Einem in der Stadt Schleswig und Umgegend für den Bau einer Eisenbahn untergeordneter Bedeutung von dem neuenGüterbahnhofe in derStadt Schl es- wig nah dem Bahnhofe Süder-Brarup der Kiel- Edckernförder-Flensburger Eisenbahn zusammengetre- tenen Comité ist zu Händen des Bürgermeisters von Gusmann in Schleswig die Erlaubniß zur Anfertigung der bezüglichen generellen Vorarbeiten ertheilt worden.

Justiz-Ministerium.

Dem Obergerichts-Rath Sch{chliephacke in Göttingen ist die nahgesuchte Dienstentlassung mit Pension ertheilt.

Der Kreisgerichts - Rath Neugebauer in Glaß, der Kreisgerihts-Rath Steuer in Bromberg, der Ober-Amtsrichter Malkmus in Hanau und der Kreisrihter Dietze in Schweinitz sind gestorben.

Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.

___ Der Oberförster Haß zu Ruda ist auf die durch die Pen- sionirung des Oberförsters Holy erledigte Oberförsterstelle Dsche im Regierungsbezirk Marienwerder verseßt worden.

Der Oberförster-Kandidat Boden ist zum Oberförster ernannt und ihm die durch die Pensionirung des Ober- försters von Schuckmann erledigte Oberförsterstelle Grünheide im Regierungsbezirk Posen verliehen worden.

Die Nummer 26 der Geseß-Sammlung, welhe von heute ab zur Versendung gelangt, enthält unter Nr. 8651 das Geseh, betreffend die Errichtung von Landeskultur-Rentenbanken. Vom 13. Mai 1879. Berlin, den 21. Juni 1879. Königliches Gesez-Sammlungs-Amt.

Personalveränderungen. Königlich Preußische Armee.

Ernennungen, -Beförderungen- und Versekunagen. Im aktiven Heere. Berlin, 14. Juni. N elbarb. Oberst-Lt. ¿. D. und Bez. Commdr. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 32, in gleiher Eigenschaft zum 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 68 verseßt. v. Rohrscheidt, charakt. Major z. D.,, zum Bez. Commdr. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 32 ernannt. Stein v. Kaminski, Hauptm. à la suite des Infanterie-Regiments Nr. 96, unter Entbindung von dem Kommando -als- - Adjutant bei dem Gouvernement von Met, als Comp. Chef in dieses Regt. einrangirt. v. Alten, Sec. Lt. vom Inf.-Regt. Nr. 31, als Adjut. zum Gou- vernement von Meß kommandirt. Siemens I, Pr. Lt: vom Inf. Regt. Nr. 65, unter Belassung in seinem Kommando àls Adjut. bei der 31. Inf. Brig., à la suite des Inf. Regts. Nr. 68 geftellt. Hartung, Sec. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 65, zum Pr.:Lt. befördert. Galli, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 25, unter Belafs. in seinem Kommando als Adjut. bei der Inspektion der Inf. Schulen, à la suite des Inf. Regts, Nr. 65 gestelt. Schubert, Sec. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 25, zum Pr. Lt. befördert. v. Heyden-Lin den, Sec. Lt. vom Ulan. Regt. Nr. 9, dessen Kommando als Ordonnanz- Offiz. zu Sr. Königlichen Hoheit dem Erbgroßherzog von Mecklen- burg-Streliß bis auf weiteres ‘verlängert. s

__ Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Ber- [in, 14. Juni. v. Rohrscheidt, Hauptm. und Comp. Chef vom Inf. Regt. Nr. 96, mit dem Charakter - als Major und Pens. zur Disp. gestellt.

In (der -Kaiferlihén Marine. Berlin, 14 Juni. ifchel, Lt. zur See, zum Kapitän-Lt, befördert. pemb! d, rvetten-Kapitän, unter Verleihung. des Charakters als Kapitän zur See, Behúfs Vérwenduug im Konsulärdienst, à la suite des Seeoffiz. Corps gestellt. Jeschke, Käpitän-Lt. vom Admiralstab, in das Seeoffiz. Corps zurückversetzt. Beéhrenz, Lt. zur See, als Kapitän-Lt., mit Pens. nebst Ausficht auf Anstellung im Civildienst

Nichtamfkliches. Deutsches Nei.

Berlin, 21. Juni. Se. Majestät der Kaiser und König empfingen heute früh den Oberst-Jäger- meister Fürsten von Pleß und den Kammerherrn Grafen von Keller, welcher Lebtere die Ehre hatte, die Orden seines zu Potsdam verstorbenen Vaters, des Wirklichen Geheimen Raths Grafen von Keller, zurückzureichen. : _ Außerdem nahmen Se. Majestät die Vorträge des Mi- litär- und des Civilkabinets durch die bezüglihen Kabinets- Chefs eutoen. Nachmittags hielt der Gesandte von Radowiz in Ver- tretung den Vortrag des Auswärtigen Amts.

Preußen.

Der Bundesrath, die vereinigten Ausschüsse desselben für das Landheer und die Festungen, für Handel und Verkehr und für Rehnungswesen , die vereinigten Ausschüsse desselben für Eisenbahnen, Post und Telegraphen und für FJustiz- wesen, der Ausschuß für die Verfassung und der Aus\s{huß für Handel und Verkehr hielten heute Sizungen.

E L E B X E D C S A R L R e; Ki E F RIE E P E L E T E E E B Fe E I A

Jn der heutigen (63.) Sißung- des Reichs- tages, welher der Unter-Staatssekretär Herzog u::d mehrere andere Bevollmächtigte zum Bundesrath und Kommissarien desselben beiwohnten, theilte der Präsident mit, daß ein Ge- seßentwurf, betreffend die Sicherung der gemeinschaft- lihen Zollgrenze in den vom Zollgebiete ausge- schlossenen Bremishen Gebietstheilen, einge- gangen sei.

Darauf trat das Haus in die zweite Berathung des Ge- seßentwurfs, betreffend die Verfassung und die Ver- waltung von Elsaß-Lothringen.

Zu §8. 1, welcher lautet :

8. 1. Der Kaiser kann landesherrliäe Befugnisse, welhe ihm kraft Auëübung der Staatsgewalt in Elsaß-Lothringen zustehen, einem Statthalter übertragen. Der Statthalter wird vom Kaiser ernannt und abberufen. Er residiri in Straßburg.

Ler Umfang der- dem Statthalter zu übertragenden landesherr- lien Befugnisse wird durch Kaiserlihe Verordnung bestimmt.

E der Abg. Simonis aus, diese Vorlage berge die Ge- fahr, daß der Statthalter, obwohl im Lande residirend, doch von dem Verkehr mit den Landeskindern so abgeschlossen sein werde, daß deren Wünsche nicht zu seincm Ohre dringen könn- ten. Diese Gefahr werde verstärkt durch die Befugniß, welche ihm dur §. 10 des Geseßes vom 30. Dezember 1871 über- tragen sei. Demgemäß stellte der Abg. Kablé, nachdem das Haus 8. 1 der Vorlage unverändert genehmigt hatte, zu §. 2 einen Antrag.

8. 2 lautet:

Auf den Statthalter gehen zuglei die durh Gesetze und Verordnungen dem Reichskanz‘er in elsaß-lothringishen Lan- desangelecenßeiten üterwiesenen Befugnisse und Obliegenheiten, sowie die durch S. 10 des Gesetzes, betreffend die Einrichtung der Verwaltung, vom 30. Dezember 1871 (Geseßblatt für Elsaß- Lothringen von 1872 S. 49) dem Ober-Präsidenten übertragenen außerordentlichen Gewalten über.

Der Abg. Kablé beantragte hierzu :

Der Reidstag woll B lichen in é 2 die Worte: :

„sowik die durch §. 10 des Gesetzes, betreffend die Einrichtung der Verwaltung vom 30, Dezember 1871 (Geseßblatt für Elsaß- Lothringen von 1872 S. 49), dem Ober-Präfidenten übertragenen außerordentlihen Gewalten“

zu streichen und folgenden Absatz folgen zu lassen:

„Die Befugnisse, welhe dem Ober-Präsidenten durch §. 10 dee Cre vom 30, Dezember 1871 übetragen sind, find auf- gehoben.“

Die längere Motivirung dieses Antrages war auf der Tribüne unverständlih. Der Unter-Staatssekretär Herzog wies darauf hin, daß schon Art. 68 der Verfassung dem Kaiser generell die Befugniß gebe, bei drohender Gefahr den Kriegs- zustand über einzelne Bundesgebiete zu verhängen. Die Noth- wendigkeit dieser Befugniß, um ein energishes und krast- volles Eingreifen bei drohender Gefahr zu ermöglichen, s)ei in den Neichslanden in noch erhöhterem Maße als in dem Übrigen Bundesgebiete vorhanden. Deshalb könne die Re- gierung aus pflihtmäßiger Vorsicht die Waffe, welche der Antrag Kablé ihr nehmen wolle, nicht entbehren, zumal die- selbe noch étwas milder sei als die des Art. 68 der Ver- fassung. Er bitte deshalb den gestellten Antrag “abzulehnen. Beim Schlusse des Blattes sprah der Abg. Hoffmann.

Nach den Vorschriften des §. 48 des Geseßzes vom 31. März 1879 und des §. 57 des Geseßes vom 6. März 1879 fönnen in anhängigen bürgerlihen Rechtsstreitigkeiten und Strafsahen fowie in Konkurssahen {on vor dem 1. Oktober 1879 Ladungen vor diejenigen Landesgerichte er- folgen, welhe in Gemäßheit der Bestimmungen über die sach- liche und örtliche Zuständigkeit an die Stelle der aufgehobenen Gerichte treten. Die von den Gerichten und Staatsanwalt- schaften in Ausführung dieser Vorschriften zu bewirkenden Terminsbestimmungen und Ladungen erfolgen, nah einer Cirkularverfügung des Justiz-Minifters, vom 16. d. M., dur die nah den bisherigen Bestimmungen zuständigen Behörden. nsoweit der Bezirk des neuen Gerichts durch Bezirke oder Dheilbezirke mehrerer bisherigen Gerichte gebildet wird und in Folge dessen Ladungen vor dasselbe Gericht Seitens mehrerer Gerichte erfolgen können, empfiehlt der Justiz-Minister zur Vermeidung von Kollisionen bei der Terminsbestimmung, daß die betreffenden mehreren Gerichte sih zuvor über die Grund- säße, nah welchen die Termine vor dem neuen Gericht an- zuberaumen find, verständigen und zwar in der Weise, daß zunächst ein allgemeiner Plan über die wöhent!ichen Termins- tage vor dem Kollegium bezw. vor den Einzelrichtern ver- einbart wird und demnächst jedem der mehreren Gerichte be- stimmte Tage zur Terminsbestimmung zugewiesen werden. Bei Festseßung des erwähnten allgemeinen Planes is auf die ahl der Richter, mit denen das neue Gericht beseßt wird, üdsiht zu nehmen, damit nicht mehr Termine zur An- beraumung gelangen, als von dem neuen Gericht bewältigt werden können. Sofern bei dem neuen Gerichte mehrere Civilkammern oder Civilsenate zu bilden sein werden, ist gleihwohl die nähere Bezeihnung der Kammer oder des Senats bei Erlaß der Ladung nicht erforderlich, da die Ver- theilung der anberaumten Termine unter die mehreren Kam- mern oder Senate dem neuen Gerichte überlassen bleiben kann. Jn nit: streitigen anhängigen Rechtsangelegenheiten können Ladungen vor die neuen Gerichte in gleicher Weise

und seiner bisher. Uniform, der Abschied bewilligt.

erfolgen, wie in anhängigen Sachen der streitigen Ge-

| oder Petition angenommen werden könne.

_ Das im §8. 4 der Verordnung über die Exekution in Civilsahen vom 4. März 1834 enthaltene Verbot, an Sonntagen Exrekutionen zu vollstrecken, is, nah einem Erkenntniß des Ober-Tribunals vom 21. Maid. J., ein unbedingtes ¿ au von den ausführenden Beamten zu beahtendes, und die auftraggebende Behörde ist niht bereh- tigt, die vollstreenden Beamten von der Beobachtung jener geseßlihen Vorschrift zu entbinden.

S Der Bevolmdguates zum Bundesrath, ächsishe Geheimer Justiz- abgereist.

__ _Vilhelmshaven, 19. Funi. (Wes. Ztg.) Heute Vor- mittag 11 Uhr traf hier ein amerikanisches Kriegs- \chiff ein und ging auf der Rhede zu Anker. Es is die Glattdeckskorvette „Enterprise“, Kapitän Selfridge (sechs Geschüße), welche, von Antwerpen kommend, den hiesigen Hafen auf der Reise nach Hamburg anläuft, und zwar als erstes amerikanisches Kriegsschiff. Bei dieser Gelegenheit sei auch erwähnt, daß am 17. Juni vor 10 Jahren der hiesige Ort, damals aus einigen wenigen Häusern bestehend, von Sr. Ma- jestät dem König Wilhelm bei Seiner Anwesenheit hier den Namen „Wilhelmshaven“ erhielt. Jeßt zählt diese jüngste Stadt Deutschlands bereits ca. 10 000 Einwohner.

Bayern. München, 19. Juni. (Allg. Ztg). re Majestäten der König und die Königin L S E treffen morgen in Regensburg ein, um den am Sonnabend in der Fürstlihen Familie von Thurn und Taxis stattfinden- den Vermählungsfeierlichkeiten anzuwohnen.

__ Das Bezirksgericht verurtheilte den Vergolder Bart- lein wegen Verbreitung der in Brüssel erscheinenden „Laterne“ zu einer vierzehntägigen, und den Agenten Mühlbauer in der gleihen Angelegenheit wegen Zeugnißverweigerung zu einer vierwöchigen Gefängnißstrafe.

Sachsen. Dresven, 20, Jun (r. J) - Jhre Majestäten der König und die Königin sind gestern Abend 9 Uhr 25 Minuten nach Regensburg gereist.

Hessen. Darmstadt, 19. Juni. Gestern Nachmittag fand zur Feier des Geburtsfestes Jhrer Königlichen Hoheit der Frau Prinzessin Carl im Palais der Hohen Frau Großherzogliche Familientafel statt; des Abends zu Ehren des Prinzen Alexander von Battenberg Diner im Groß- herzoglihen Residenzs{hlof}se.

___— 20. Juni. Die „Darmst. Ztg.“ veröffentliht heute die Ernennung der Richter an dem Ober-Landesgerichte zu Darmstadt, an den drei Landgerichten der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen, sowie an dcn 49 Amtsgerichten des Großherzogthums.

Jugenheim, 19. Juni. Dem Prinzen Alexander von Battenberg wurde bei seiner Anwesenheit in Bal- moral von Fhrer Majestät der Königin von Großbritannien und Frland das Großkreuz des Bath-Ordens mit der großen Kette verliehen; die Fnvestitur vollzog Jhre Majestät eigen- händig. Gelegentlih seines Besuhes am Brüsseler Hofe wurde dem Prinzen von Sr. Majestät dem König der Belgier das Großkreuz des Leopold-Ordens überreicht.

_ Schwarzburg: Nudolstadt. Rudolstadt, 18. Juni. (Leipz, Ztg.) Der ‘am 2. Dezember v. F. vertagte Landtag des Fürstenthums is zur Wiederaufnahme seiner Verhand- lungen auf den 1. Juli d. J. einberufen worden.

Königlich ath Held ist von hier wieder

__ Desterreich-Ungarn. Wien, 20. Juni. (W. T. B.) Die „Polit. Corresp.“ meldet aus St. Petersburg: Die ost- rumelischen Delegirten Grieshoff und Jankoloff wurden gestern vom Kaiser empfangen. Die Audienz wurde densel- ben erst gewährt, nahdem der Staatssekretär Giers auf aus- drüdlihen Befehl des Kaisers ihnen mitgetheilt hatte, daß keinerlei dem Berliner Vertrage wibérsatecelbé Adresse 1 erd Die Delegirten erklärten darauf, daß sie der russishen Negierung nur danken wollten für Alles, was dieselbe für Ostrumelien gethan habe, und daß sie wünschten, dem Kaiser persönlih danken zu

dürfen.

Pest, 19. Juni. Szegediner Nachrihten zufolge kehren nunmehr die in Folge der großen Uebershwemmung geflüchteten Einwohner allmählich wieder zurüdck, nachdem für deren Unterkunft durch das bereits in Aktivität getretene Beirathscomité des Königlihen Kommissärs ent- sprechend Sorge getragen wird. Das Wasser des Ueber- schwemmungsterrains steht noch -immer um 14 cm höher als

der Spiegel der Theiß.

Schweiz. Bern, 20. Funi. Der „Bund“ entnimmt dem zwishen Jtalien und der Schweiz abgeschlossenen und vom Ständerath am 18. d. M. ratifizirten Vertrage folgende wesentlichsten Bestimmungen:

Es vereinigen sich Jtalien und ‘die Schweiz, um durch eine Svbrentionirung eine Bahnverbindung zwischen den Linien Bellin- zona-Pino und Bagano-Chiao über den Monte Cenere zu erstellen. A1.f der Nordseite wird das Maximum der Steigung 26 9/00, auf der Südseite 21 9/0 betragen. Kurven mit dem Minimal- radius von 280 Meter dürfen nur in Fällen, wo eine große Kostenersparniß zu erzielen ist, angebracht werden. Alle die für den' Bau der Gotthardbahn aufgestellten Vorschriften der Verträge vom 15, Oktober 1869 und 12. März 1878 gelten aub für die Monte Cenere-Linie. Der G:nehmigung des Bundesrathes unter- liegen die Baupläne und Devise. Ihm hat auch die Gesellschaft, so oft er es verlangt, wenigstens alle drei Monate die Ausweise Über die aufgewendeten Summen im Vergleihe mit den Devisen vor- zulegen. Der Regierung von Italien erstattet der Bundes- raih monatlich wie vierteljährliÞ Bericht über den Gang und Stand der Arbeiten; später vierteljährlih und jährlich über die Betriebsergebnisse,. Sowohl Italien als die Sch{weiz übernehmen je 3 Millionen an die Sub -ention (der Bund 2, Tessin 1 Million). Innerhalb drei Monaten hat die Gesellschast dem Bundesrath den Finanzausweis vorzulegen. Die Vertragsstaaten haben denselben zu prüfen. In Betreff der Taxen im direkten Verkehr zwischen Deutschland und der Schweiz mit Italien verzichtet die Geséll- haft auf das ihr la:t Vertrag von 1869 zustehende “Recht: der A einer Zuschlagstare auf dem Güterverkehr. Sie wird überdies die Zuschlagstare für Reisende ermäßigen oder aufheben, wenn der Bruttoertrag der Bahn 2 Jahre hinter einander jährlich per Kilometer die Summe von 20 000 Fr. über- steigt. Weist sich die Gesellshaft innerhalb 2 Monaten über eine Vermehrung ihrer Hülfsmittel aus, so werden dieselben zur Ver- erun des Traces, resp. der Steigungen und Kurve4 verwendet. Die Ar E wie die Berechnung und Einzahlung der An-

nuitäten erfolgt nach den für die Gotthardbahn geltenden Vor- shriften. Dié Auswechselung der Ratifikätionen erfolgt in Rom. Der Subventionsbeschluß tritt aber erst nah der Genehmigung des

richtsbarkeit.

Finänzausweis:s in Kraft.

Belgien. Brüssel, 20. Juni. (W. T. B.) Der hiesige Appellhof hat bezüglih der Auslieferung des Direktors der afrikanischen Handelsvereinigung, Kerdyck, ein für die Auslieferung günstiges Gutachten abgegeben.

Großbritannien und Jrland. London, 19. Funi. (Allg. Corr.) Der Schatkanzler Sir Stafford North- cote wohnte gestern dem 11. Fahresbankett der Tower Ham- lets Conjervative Association und des konservativen Klubs bei. Jn Beantwortung des Toastes auf die Minister äußerte sih der Schaßkanzler u. A.: „Die Regierung darf nicht ver- gessen, daß fie in ihrer auswärtigen Politik auch von Vielen unterstüßt worden ist, welche nicht formell zur konser- vativen Partei gehören. Es muß ihr dagegen zugestanden werden, daß sie das Land vor dem drohenden Kriege bewahrt und dessen moralischen Einfluß in Europa wieder hergestellt hat. Noch ist die Arbeit nicht vollständig gethan; in nicht zu entfernter Zeit wird jedoch auch der unglückliche Krieg in Südafrika beendigt und das Kabinet in der Lage sein, zu erklären, daß es dem britishen Reiche den Frieden wieder- gegeben hat. Noch vor Beendigung des gegenwärtigen Par- laments wird die Regierung im Stande sein, den Wähler- schaften einen ehrenvollen und stolzen (noble) Bericht vorzu- legen über die Art und Weise, wie sie das ihr übertragene Amt ausgeübt hat.

Die siamesishe Gesandtschaft, welhe im Auftrage des Königs von Siam der Königin Victoria die Fn- signien des weißen Elephanten-Ordens überbringt, ist von Paris hier eingetroffen.

20. Juni. (W. T. B.) Jn der heutigen Unter- haussißung antwortete auf die Anfrage, ob es wahr sei, daß Frankreih die Abdankung des Khedive verlangt, und ob England diesem Verlangen zugestimmt habe, der Unter- Staatssekretär Bourke: es fänden in Bezug auf Egypten wichtige Unterhandlungen unter den Mächten statt; Mit- theilungen darüber seien jedoch bis zum Abschluß der Ünterhand- lungen unmöglih. Childers bedauerte die Zurüchaltung der Regierung. Der Schaßkanzler Northcote betonte now- mals die Unmöglichkeit einer vollständigen Mittheilung, und daß eine unvollständige Miiltheilung nur irre führen würde. Uebrigens herrsche mit Frantreih vollständiges Einvernehmen.

Dié ¿Dimes meldet die Bertreler Englands und Frankreichs seien angewiesen worden, den Khedive gemeinschaftlih aufzufordern, zwischen freiwilliger Ab- dankung mit einer Civilliste und dem Schuße der beiden Mächte oder zwangsweisem Rücktritt mittelst direkten Ein- greifens der Westmächte, respektive der Pforte zu wählen. Nach einer Meldung des „Standard“ aus Alexandria vom 19. d. hätten die Vertreter Frankreihs und Englands die Abdankung des Khedive zu Gunsten seines Sohnes Tewfik bereits gefordert. Der Khedive habe eine Frist von 24 Stun- den verlangt, um behufs Befriedigung derjenigen Gläu- biger, die ein Erkenntniß erstritten, bei den eingeborenen Bankiers gegen Hinterlegung seiner Juwelen ein Darlehen aufzunehmen. Wenn Rothschild den Saldo der Domänen- anleihe gezahlt habe, sollten die übrigen Gläubiger vollständig befriedigt werden, und würde er alsdann zu Gunsten Tewfiks abdanken. ; i

21. Juni. (W. T. B.) Prinz Jérome Napo- léon, welcher dur eine Depesche von dem Tode des Prin- zen Louis Napoléon benachrichtigt worden war, hat telegraphisch mitgetheilt, daß er Nachts nah Paris kommen würde. Die bonapartistishe Partei wird vor der An- kunft des Prinzen Jérome keine Entscheidung treffen. Die gestern Nachmittag im Hause Rouhers, welcher niht zugegen war, abgehaltene Versammlung von Bonapartisten hatte nur einen privaten Charakter und beschloß, einzig und allein eine De- putation an die Kaiserin Eugenie abzusenden. Rouher, welcher

estern Abend aus Cercey zurückerwartet wurde, begab ih sofort nach dem Nordbahnhof, um nach London abzu- reisen. Eine Deputation bonapartistisher Deputirter und Se- natoren begab fich nah dem Bahnhofe, um Rouher zu er- suchen, seine Reise nah Chislehurst aufzuschieben, bis die künftige politishe Haltung der Bonapartisten festgestellt sei. In einer heute stattgehabten Plenarsißung von dona- partistishen Deputirten und Senatoren wurde eine Resolution angenommen, in welcher hervorgehoben wird, daß, wenn der Prinz Louis Napoléon auch gestorben sei, doch seine Sache ihn überlebe; die Nachfolge der Napoléons sei nicht nig geworden. Die Resolution {ließt mit der Er- lärung, daß das Kaiserreih fortleben werde. Gleichzeitig wurde eine Beileidsadresse an die Kaiserin Eugenie ab- efaßt. 0h s „Pays“ will wissen, Prinz Louis Napoléon habe vor seiner Abreise nah dem Kap ein Testament er- richtet und in demselben den Prinzen Victor Napoléon, Sohn des Prinzen Napoléon (Jérome) und Enkel des Königs Victor Emanuel, zu seinem Nachfolger ernannt.

Der „Agence Havas“ wird aus London gemeldet, die Kaiserin Eugenie sei bei der Nachriht von dem Tode des Prinzen von einer Ohnmacht befallen worden und befinde Fch seitdem in einem Zustande vollständiger Unempfindlichkeit.

Frankreich. Paris, 20. Juni. (Rép. fr.). Die große Vevue der Truppen des militärishen Gouvernements von Paris dur den Präsidenten Grévy ist auf den 13. Juli festgeseßt.

Rußland und Polen. Tiflis, 6./18. Juni. (Jnt. Tel. Ag.) Dem „Tifl. Wesin.“ wird aus T\chikischliar unterm 31. Mai/12. Juni telegraphirt : Der turkmenishe Khan Tekme Sardar machte in der Nacht auf den 26. Mai mit einer großen Schaar von Tefkke - Turkmenen einen Angriff auf die in der persishen Provinz Budshanurt in der Nähe Beshkals noma- disirenden persishen Kurden, wobei er zwei befestigte Punkte zerstörte. Die Tekinzen führten eine Menge Gefangener fort. Den Persern gelang es, nah Abzug der Tekinzen ihnen fünf Pferde abzunehmen. Die Truppen unserer Expeditions- Abtheilung treffen fortwährend aus dem Kaukasus ein. Der Ge- sundheitszustand der Truppen is ein völlig befriedigender. Die Vorbcreitungen zum Marsch sind in vollem Gange.

Amerika. Washington, 18. Juni. (Allg. Corr.) Jn der heutigen Sißung des Repräsentantenhauses wurde über eine Vorlage Bericht erstattet, welhe den Umtausch von Handelsdollars gegen „Legal Tender“-Dollars und die Umprägung der ersteren in- leßtere verfügt. Beide Rin er des Kongresses haben sih über die Legislative- ill geeinigt, die nunmehr dem Präsidenten zur Genehmi- gung unterbreitet werden wird.

Südamerika. Brasilien. Rio de Janeiro, 1. Zuni. (Allg. Corr.) Die Deputirtenkammer hat eine

Vorlage angenommen, welche die zeitweilige Beibehaltung der diesjährigen Voranschläge für das nächste Finanz- jahr verfügt. Der Reihs-Minister hat den Betriebs- direktor der polytechnischen Schule seines Amts entseßt, weil er sich weigerte, die Bestimmungen des jüngsten Unter- rihtsdekrets, durch welche Protestanten von der Betheiligung an dem Religionsunterrichte in den Schulen befreit sind, in Kraft zu seßen.

Berichten aus Valparaiso vom 23. v. M. zufolge machen die Chilenen darauf Anspruch, in der jüngsten Seeschllaht auf der Höhe von Fquique, der ein weniger wichtiges Seetreffen am 21. Mai voranging, siegreich. gewesen zu sein. Während der Schlaht gingen viele Schüsse über ihr Ziel hinaus und beschädigten die Stadt. Von Lima wird gemeldet, daß der Peruanische Kongreß ein Geseß angenommen habe, welches alle seit dem 14. Februar kontra- hirten Eigenthums-Uebertragungen an chilenische Unterthanen für null und nichtig erklärt. Die peruanischen Kriegsschiffe „Huascar“ und „Union“ waren in See ge- \chickt worden, um dem Volkswillen Nehnung zu tragen.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

Paris, Sonnabend, 21. Juni, Vormittags. Rouher ist heute früh nach London abgereist. Jn der gestern Abend von den Bonapartisten abgehaltenen Versammlung erklärte der- selbe, daß ihm der Jnhalt des vom Prinzen Louis Napoleon errichteten Testamentes nicht bekannt sei. ür nächsten Dienstag ist behufs Fassung weiterer Entschließungen eine abermalige Versammlung der Bonapartisten anberaum.

Paris, Sonnabend, 21. Juni. Eine hier eingegang:"e Depesche des Kommandanten des Expeditionscorps in Algier meldet, daß eine am oberen Laufe des Uled-Abiad ausgeführte Rekognoszirung zu keinem Resultate geführt habe, und daß man nirgends auf den Feind gestoßen sei. Eine den Zei- tungen in Algier zugegangene Mittheilung erklärt die von einigen algerishen Blättern gebrahten beunruhigenden Ge- rüchte formell und mit dem Hinzufügen für unbegründet, daß die Nachrichten aus allen Theilen Algiers sehr befriedigend lauteten, und daß überall Ruhe herrsche.

St. Petersburg, Sonnabend 21. Juni. Nach amt- lihen Meldungen betrugen die Zolleinnahmen Rußlands in diesem Jahre bis zum 7. Juni 28 108 153 Kreditrubel, er- gaben mithin eine Mehreinnahme von 5 013 853 Kreditrubel gegenüber dem entsprehenden Zeitraum des Fahres 1878 und eine Mehreinnahme von 19 905 508 Kreditrubel gegenüber dem entsprechenden Zeitraum des Jahres 1877. Der dies- jährige JFmport an Gold- und Silbermünzen und Barren stellte sich auf 5415 777 Rubel, der diesjährige Export auf 2 749 871 Rubel.

Statistische Nachrichten.

Summarische Uebersicht über die Zahl der Stu- direnden auf der Königlichen Albertus-Universität zu Königéberg in Pr. im Sommer-Semester 1879, Im Winter- Semester 1878/79 sind immatrikulirt gewesen 699, davon sind ab- gegangen 115, es sind demnach geblieben 584. Dazu sind in diesem Semester-gekommen 123; die Gesammtzahl der immatrikulirten Stu- direnden beträgt daher 707. Die theologische Fäkultät zählt Preußen 55, Nichtpreußen 1, zusammen 56. Die juristishe Fakultät zählt Preußen 169, Nich1preußen 2, zusammen 171. Die medizinische Fa- fultät zählt Preußen 108, Nichtpreußen 17, zusammen 12d. Die philosophische Fakultät zählt a. Preußen mit dem Zeugniß der Reife 321, b, Preußen ohne Zeugniß der Reife na §. 36 desselben Regle- ments 26, zusammen Preußen 347, ec. Nichtpreußen 8, zuïsammen 359; im Ganzen 707. Außer diesen immatrikulirten Studirenden besucben die hiesige Universität als nur zum Hören der Vorlesungen berechtigt, mit spezieller Genehmigung des zeitigen Prorektors 8. Es nehmen mithin an den Vorlesungen überhaupt Theil 715. e

Bei der Magdeburger A klgemeinen Versicherungs- Aktien-Gesellschaft Abtheilung für Unfallversiherung— famen im Monat Mai 1879 zur Anzeige: 11 Unfälle, welhe den Tod der Betroffenen zur Folge gehabt haben, 2 Unfälle, in Folge deren die Beshädigten noch in Leben®gefahr s{weben, 33 Unfälle, welche für die Verleßten voraussibtlih lebenslängliche, theils totale, theils partielle Invalidität zur Folge haben werden, 390 Unfälle mit vorausfihtlih nur vorübergehender Erwerbsunfähigkeit. Summa 436 Unfälle. 4 :

Kunst, Wissenschaft und Literatur. ;

Lissabon, 17. Juni. (Cöln. Ztg.) Major Serpa Pinto, ges{müdt mit dem Großkreuz des Ordens von St. Jago, hielt gestern einen Vortrag, der bis Mitternaht dauerte und dem der König, dessen Vater, die Minister und die beste Gesellschaft ron Lissabon beiwohnten. Die geographische Gesellshaft Großbritanniens hat dem Forscher die goldene Medaille verliehen. Der König über- reite ihm dieselbe. Pinto \prach mit hohem Lobe von Livingftone, Cameron und Stanley, welch Leßteren er in Afrika getroffen hat.

Land- und Forftwirthschaftr. j

Aus dem Rheingau meldet die „Cöln. Ztg.“: Der Wein- sttock hat in legter Zeit ziemlihe Fortschritte gemacht, im Allge- meinen aber ift er in der Vegetation do noch um einige Wochen gegen frühere Jahre zurück. In guten Weinjahren rebnet man Ende Mai oder Anfang Juni auf blühende Trauben, davon find wir dieses Jahr aber noch weit entfernt. Da nun aber die Winzer die Hoff- nung fo leiht nicht sinken laffen, so trösten sie sih vorläufig noch damit, daß anhaltend gutes Wetter die vorhandenen Gescheine doch noch vor Johanni (24. Juni) zur Blüthe bringen könnte, :

Tiflis. Die Heuschrecken sind, wie man dem „Tifl. West.“ schreibt, in ungeheuren Massen au in der Umgegend von Mzchet aufgetreten und rihten große Verwüstungen in den Getreidefeldern an. Von denselben Insekten sind auch D seawy und Awtschala heim- gesubt worden, wo fast die gesammte Vegetation vernichtet ift. Auch die Kreise von Gori und Duschet, wo eine besonders reibe Ernte

in diesem Jahre in Aussicht steht, sind bedroht, und die Landleute zittern vor den immer näher und näher auftretenden Heuschrecken-

\{chwärmen. Gewerbe ARE Ban L ; Nachrichten aus Belgrad zufolge Tann erbien nunmehr als am liG befreit von der Rinderpest*) betrahtet werden, nachdem auch die leßte Spur dieser Seuch: im Kreise Caéak erloschen ist. Defsenungeachtet sollen die strengsten Präventivmaßregeln, namentli in den Grenzdistrikten noch so lange aufrecht erhalten w-rden, bis auch in den ales das vollständige Erlöschen der Krankheit konstatirt worden ift. A erl in, 20. Juni, Abends. Das diesjährige Wollmarkt s- gleschäft kann als beendet betrahtet werden, Der größte Theil des noch unbegebenen Quantums fand im Laufe des Nah- mittags Nehmer. Restirend dürften noch ca. 3000 Ctr. fein, die fich vorwiegend aus Wollen untergeordneter Qualität zusammen seßen und meist posenshen und preußishen Ur- \prungs sind. Bekanntere Stämme, die Mangels ungenügender Ge- bote unplacirt blieben , wurden bereits auf Stadtlager genommen. Von den fonst ungekauften Wollen wird ein Theil gleichfalls auf

*) Siehe Nr. 133 des „Reich8-Anz.“

Stadtlager gehen, ein Theil von den Händlern vorläufig außer Verkauf gestellt werden. Preise haben #sich gegen Vormittag fast gar nicht verändert, nur fehlerhafte Wollen stellten sfi niedriger und wurden vereinzelt bis 3 Thlr. unter vorjährigen Preisen verkauft. Hauptreflektanten waren heute Nachmittag Lucken- walder, Sprembecger und Forster Fabrikanten, während Kämmer fehlten. Als carakteristisches Merkmal des diesjährigen WoUlmarkts kann der überaus s{leppende Geschäftsgang gelten, ein Geschäftsgang, wie er in dieser Schwerfälligkeit seit langen Jahren an unserem Platze nit zu verzeicnen war. Auf den Stadtlägern herrschte seit unserem leßten Bericht ziemlihe Ruhe, wenn auch auf einzelnen Lägern Wollreflektanten zu ungefähr Vormittagspreisen ihre Auswahl trafen. Durch die diesmaligen sehr großen Zufuhren bedingt, sind unsere Plaßtbestände noh außerordentlich umfangreih und fehr gut fortirt, so daß namentlich die in diesem Jahre unserem Markte bisher

Fern gebliebenen Spinner Gelegenheit zu erwünschten Einkäufen finden

werden.

Die heute Nachmittag stattgehabte Auition über Kapwollen ergab folgendes Resultat: Von dem zum Verkauf gestellten Auktions- quantum in Höhe von 2685 Ballen wurden 2127 Ballen verkauft. Betheiligung rege, bei zögernden Geboten, und wurden Londoner Auktionépreise nicht in allen Fällen erreiht. Beste Wollen nicht gebührend gewürdigt. :

Stralsund, 17. Juni. Auf den am 11. und 12. Juni d. J. hierselbft abgehaltenen Wollmarkt find 5882 Ctr. Wolle gebracht worden, von denen 5800 Ctr. verkauft wurden. L S

Der Durwfschnittspreis war 165 H, der höchste Preis 177 M, der niedrigste 153 M E /

Das S&urgewicht war ungefähr 5% reichlicher als im Jahre 1878.

SUbeE, 21 Zuni (W. T. B) (Wollmarkt, LTebhäsles Geschäft, fast Alles verkauft. Preise {ließlich sehr gedrückt, Kluft- wolle 3 bis 9 Æ niedriger als im vorigen Jahre. Feine Wollen erzielten 160 bis 190, Mittelwollen 150 bis 170, Kluftwollen 110 bis 140 M

Die österreichische Branntwein-Industrie im Campagnejahre 1878/79 zeigt nach den bisherigen Ergebnissen der Produktion eine . wesentlihe Ausdehnung. Es liegen bis jeßt die Resultate voa sieben Monaten (September 1878 bis März 1879) vor. Was die Ergebnisse im Monat März d. J. anbelangt, so waren dieselben, da ein großer Theil dec Rohmaterialien bereits aufgearbeitet war, gegen frühere Monate etwas kleiner. Produzirt wurden 7,45 Mill ionen Hektolitergrade gegen 8,35 Millionen Hektolitergrade im Februar 1879, Die Abnahme trifft zumeist die Sudeten- und Karpathenländer, in Niederösterreih ist die Produktion jedob etwas größer gewesen. In der erwähnten siebenmonatlichen Periode wurden produzirt und hierfür an Steuern vorgeschrieben (leßtere ohne Rüdck- fihtnahme auf allfallsige Gefällsrückgaben aus Anlaß von Betriebs- stôrunagen und ohne Rücksichtnahme auf Steuernacläfse überhaupt) in: Oesterreih unter der Ens 5270648 h19 und 579 773 Fl. Steuern; Oesterrei ob der Ens 369022 b19 und 40592 F[l., Salzburg 48799 h1 9 und 5369 Fl., Tirol und Vorarlberg 382 853 h19 und 42115 FLI., Steiermark 1191 628 bl 9 und 131 079 FI., Kärnten 450 142 h1 9 und 49 516 Fl., Krain 132 976 h109 und 14 626 Fl., Küstenland 98 546 bl ® und 10840 Fl. , Böhmen 15215 133 b19 und 1673663 Fl, Mähren 5570183 hl 9 und 612 719 Sl. Swlesien 4202111 11 9 und 462231 FL, Galizien 21995763 hl 9 und 2419534 Fl. und Bukowina 1529008 bl 9 mit 168179 Fl. Steuern, zusammen 56456712 hl 9 mit 6210226 Fl: Steuern. Im -Gan- zen ergiebt sich also eine Produktion von 56,46 Mill. Hektolitergraden ; eine Vergleihung mit der vorjährigen Produktion ist darum nicht gut mögli, weil für die Campagne 1877/78 nur die Produktion der pauschalirten Brennereien bekannt ist; dieselbe hat während der siebenmonatlihen Periode 47,60 Mill. Hektoliter- grade betragen. Was die Ausfuhr der gcbrannten geistigen Xlüssig- feiten betrifft, so liegen hierfür die Nachweisungen für Oesterreich und Ungarn vor: dieselbe hat betragen Hektolitergrade: in Dester- rei 1878/79 4 437 431 gegen 2 600 698 in der Campagne 1877/78; in Ungarn 1878/79 6‘77 484 gegen 6 957 572 in der Campagne 1877/78, zusammen 11814915 gegen 9558270. Der Erport hat si, wie hieraus ersihtli, wesentlich gehoben, nämli um 1 756 645 Hektolitergrade; entsprebend hat sich auch di? Restitution erhöht von 1 022726 Fl. auf 1 244 643 Fl. (davon entfallen auf Ungarn in der letzten Campagnezeit 756 522 F)

Die General-Schaßdirektion im spanisbenKolo- nial-Minifterium (Ministerio de Ultramar) hat eine Tabelle vers öffentlicht, welhe die Zolleinkünfte der Insel Cuba in dem verflossenen Monat April nachweist, veralihen mit denen derselben Periode im Vorjahr 1878, Das Ergebniß ist Folgendes:

Eingegangen an im Iahr 1879 im Jahr 1878

Einfuhrzöllen . 1 360 476. 354. 966578. 20

Id. Ausfuhrzöllen . 1 121 669. 24. (77 313. 91.

1d. Swiffsabgaben 111 230. 05. 91082. 17.

Id. Strafgeldern . . 9 689. 57. 5 503. 34.

14. verfallenen Effekten . 1279. 15. 378. 69.

A o 4, 80. 11.. 26.

Id. Kriegssubsidien

Eiafuhr E —. —. 243120, 35.

Id; E. /

E —, —. 181 826. 75.

Auf den ersten Blick ergiebt sich die bedeutende Zunahme der Handelébewegung im laufenden Jahre, und wenn man überdies in Anschlag bringt, daß ein großer Theil der Einnahme im April 1378 zu den Kriegssubsidien gehörte, so stellt si heraus, daß die eigent- lien Totalziffern 1 840 977. 57. gegen 2594 349. 16. find.

In dem Wochenbericht der „New-Yorker Handels- zeitung“ vom 7. Juni heißt es: Die allgemeine Ges chäfts- lage bleibt befriedigend: Im Binnenhandel namentlih macht fich e: freulihe Thätigkeit bemerkbar, während der Exporthbandel der con im vorigen Monat dur die Ungewißheit über das Resul- tat der im Deutschen Reichstag \{chwebenden Zollverhandlungen und die Maßregeln Enzlands gegen den Vieh- und Fleishimport aus den Vereinigten Staaten nachtheilig affizirt worden, au jeßt den Erwartungen nicht entspriht, wogegen der Import zugenommen bat, also die Handelsbilanz am Schlusse des Fiskaljahres einen minder großen Saldo zu unseren Gunsten ergeben dürfte, als man bis vor Kurzem anzunehmen berechtigt war. Ueber die Getreite-Ernte lauten die Berichte aus fait allen Theilen der Union anhaltend er- muthigend, somit Lleiben auch die Auspizien für das Herbstgeïhäft sehr günstig. Obwohl die Börsen - Spekulation sib seitdem in engeren Grenzen hielt als bisher, hat der Geldmarkt Spuren rüdckehrender Abundanz müßigen Kapitals doch noch nit gezeigt, und für Call Loans ist in der ersten Hâlfte dieser Woche in den ersten Geschäftsstunden 6 bis 7/9 p. a. bezahlt worden, während kurz vor Swluß der Börse stets billiger, oft zu 49/6, und gegen Hinterlegung von Bundes-Obligationen über- haupt zu 34—4°/0 und selbst billiger anzukommen war. Die für diese Jahreszeit ziemlih rege Thätigkeit in verschiedenen Geschäfts- branchen hat zwar auch einen entsprehend größeren Geldbedarf zur Folge, aber der Platdiékorto wird dadurch wenig affizirt; auch die voraussichtlich starken Ansprüche, welhe der Westen zur Mobilifirung seiner reihen Ernten in näcbster Zeit an unseren Geldmarkt |tellen wird, haben bis jeßt ihre Schatten noch nicht im Voraus geworfen, und für legitime Zwecke bleibt Geld einstweilen reihlich. Für in- dossirte Plazwebsel und Accepte ersten Ranges, 2 bis 4 Monat Sicht, ist wie bieher 4—5, und für beste Solawechsel ohne Indossement 43 —6°%/% p. a. zu notiren. Der Waaren- und Produktenmarkt zeizte im Großen und Ganz:n eine freundlihe Physiognomie. Für volle Getreide- ladungen wurden 32 Schiffe zu etwas befestigten Raten gecartert ; in Brodstoffen- fand, besonders in Weizen, lebhaftes Geschäft zu höheren Preisen statt. In Baumwolle ließ das Geschäft bei s{wan- tenden Preisen, sowoh: in diéponibler Waare, wie auch auf Liefe- rung, bedeutend na; middling Upland {loß zu 13!/16 C. gegen 13 C. in voriger Wothe. In Provisionen war das Geschäft im