1879 / 146 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 25 Jun 1879 18:00:01 GMT) scan diff

Nr. 11 des „Archivs für Post und Telegrapvhie“, Bei- heft zum Amtsblatt der Deutschen Reichs-Post- und Telegraphen- verwaltung, enthält: Aktenstüfe und Aufsäße: Der Weihnachtspost- verkehr des Jahres 1878. Der Telegraph im Feuer. Das Tele- graphenwesen in Griechenlaud. Die Gotthardbahn. Kleine Mit- theilungen: Postberichte aus der Zeit des heiligen römischen Reiches. Anwendung des H.liographen in neuerer Zeit. Schnelligkeit der Zeichengebung mittels des Typendrucktapparates von Hughes. Zeitschriften-Ueberschau.

Die Nr. 43 des „Amtsblatts der deutschen Reichs-

Posft- und Telegraphenverwaltung“ enthält eine Verfügung vom 19. Juni 1879, die Ausgabe neuer Wechselstempelmarken und geftempelter Wechselvordrucblätter betreffend. _-_— Nr. 11 des „Marine-Verordnungs-Blattes" hat folgenden Inhalt: Stärkeraprort S. M. Schiffe 2c. Vermei- dung Montevideos als Briefaufgabeort. Beköstioung der Lazareth- ehülfen. Equipirungsrors{hüfse. Ausrüftungsetat für Schiffs- azarethe. Inftanzenweg für die Angelegenheiten des militärischen Personals der Werften und Depots. Inhaltsverzeiniß der Schiffsbücherkisten. Inhaltsverzeihniß der Schiffsbücherkisten. Aenderung der messingenen Wischstöcke M./71. Persfonalverände- rungen. Benachrichtigungen.

Statistische Nachrichten.

In dem 4. Heft 1878 der „Zeitschrift des Königlich bayerischen statistiswen Bureaus (München, Adolf Ater- mann, vormals E. A. Fl-is{manns Buchhandlung) veröffentlicht Dr. GeorgMayer Beiträge zur Statistik der Gemeinde- besteuerung in Bayern 1876, die sih an die entsprechende, von dem Geh. Regierungs-Rath Herfurth in der „Zeitschrift des König- lih preußischen ftatistishen Bureaus“, Jahrg. 1878, Heft I, ver- öffentlichen Arbeit anschließen. Während in Preußen ein fehr kom- plizirtes System direkter und indirekter Kommunalbesteuerung berrsht, ist dasselbe in Bayern abgesehen von den unmittelbaren Städten ein einfacher, direktes, Zuschlag zur Staatssteuer. Der in dem erwähnten Heft enthaltene erfte Artikel betrifft nur die direkten Gemeinde- und Distriktsumlagen; die Kreis- umlagen find einem zweiten Artikel vorbehalten worden.

8 wurden biernach im Königreih Bayern im Jahre 1876 bei 15 921 603 Æ Steuer-Prinziralsummen (direke Staatësteuern nah Abzug der Einkommensteuer) 4483 570 4 oder 28,16% Distrikts- umlagen erhoben. Für die Gemeindeumlagen betrugen die Steuer- Prinzipalsummen (die direkten S'aatét steuern) in sämmtlichen Ge- meinden 17 926 917 M, in denjenigen Gemeinden, welche Umlagen erheben, 16308595 Æ, und die erhobenen Gemeindeumlagen 11 297 916 M. oder 63,02 bezw. 69,27%/4 der Prinzipalsumme. Es trafen auf den Kopf der Bevélkerung 0,81 4A Distriktêumlagen und 2,58 M (bei Berücksichtigung derjenigen Gemeinden, welche Um- lagen erheben 2,82 4) Gemeindeumlagen, zusammeu 3,39 A Bei den unmittelbaren Städten (welche keine Distriktsumlagen zahlen), stellen sich die Gíimeindeumlagen auf 64,35 (Schwaben) bis 80,47 °%/9 (Mittelfranken) der Staateiteuer, 2,26 4. (Niederbayern) bis 4,81 M (Oberbayern) pro Kopf der Bevölkerung. In den Bezirksämtern stell.n sich die Distriktsumlagen auf 15,60% (Schwaben) bis 50,36% (Pfalz) der Prinzipalsumme, die Gemeindeumlagen auf 50.80% (Schwaben) bis 141,78%/ (Pfalz) der Staatssteuern, 1,96 4 (Ober- franken) bis 4,47 4 (Pfalz) pro Kopf der Bevölkerung. :

Im Königreich Vayern waren (von 7296 Gemeinden) 739 Ge- meinden mit 389 116 Einwohnern und 1 660259 Æ Staatssteuer, welche gar keine Gemeindeumlagen aufbrachten; 180 mit 97 879 Ein- wohrern und 446 283 # Staatssteuer brachten 1—10% der direkten Staatssteuern auf, 435 11—20, 667 21—30, 699 31—40, 722 41—509%/% u. \. w. auf, 598 101—125, 405 126—150, 293 151— 175, 223 176—200, 262 201—250, 137 251—300, 69 301—350, 45 351—400, 18 401— 450, 17 451—500% und 22 5019%/% und darüber. :

íIm Gebiete dicfeits des Rheins stellten sich die Verhältnisse für die Gemeinden günstiger; hier find (von 6600 Gemeinden) 724 (373 954 Einwohner) ohne Gemeindeumlagen, 170 (82907 Einw.) mit 1—109%/9 der direkten Staatssteuern, 421 (193 299 Einw.) 11—20% u. \. w., 530 101—125%, 345 126—150%, 240 151—175 9/6, 172 176—200 9/0, 159 201—250 9%, 68 251—300 %%/%, 33 301— 350 %/%, 23 351—400 9%, 6 401—450%, 6 451—500 %, und 9 501% und darüber.

Die Solleinnahmen ter dem nächslen Heft vorbehaltenen Kreis- umlagen 1876 betrug 55133851 4, die wirklihe Einnahme 5 479 404 M (die Rückstände 16 045 A, die Nachläfse 17 937 4). Die Solleinnahme stellt sih für die einzelnen Kreise auf 20,6 (Unter- franken) bis 46,5 9/9 (Pfalz) der Staatssteuern.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Im Verlage von L. Friederichsen & Co. in Hamburg sind soeben erschienen: Verträge und Uebereinkünfte des Deutsicen Reichs mit den Samoa-Inseln und anderen unabhän- gigen Inselgruppen der Südsee, nebst Uebersichtekarten, er- läuternder Derkschrift mit begleitenden Aktenstücken des Auswärtigen Amts, Berichten und Aeußerungen deutscher, englischer und ameri- fanischer Autoritäten über die Bedeutung der Südsee-Inseln für den Welthandel. Dem Bundesrath und dem Reichstag im Mai/Iuni 1879 vorgelegt. Mit Genehmigung des Auêëwärtigen Amts heraus- gegeben. Der Preis dieser Schrift beträgt 12 #

Professor Dr. Hermann Fitting zu Halle, dessen Lehr- luch des Reichs, Civilprozesses in wenigen Monaten drei Auflagen erlebte, hat unter dem Titel „zur Einführung in die Reichs- Gerichtsverfassung und den Reichs-Civilprozeß“" im Verlage von I. Guttentag (D. Collin) hierselbst fünf Vorträge im Drudcke erscheinen lassen, welche derselbe im März und April d. F. in Altenburg auf Veranlassung der dortigen Herzogliben Regierung gehalten hat. Diese Vorträge erscbeinen, wie der Verfasser im Vorworte miitheilt, im Drucke auf den Wunsch des dortigen Zu- höôrerkreises, welher sie in dieser dauernden Gestalt zu besißen wünschte. Diesen Wunsch glaubte der Verfasser um so eher erfüllen zu müssen, als ihm „von berufenster Seite“ die Ansicht ausgesprochen worden sei, daß die Vorträge wohl auch für die praktishen Juristen anderer deutscher, namentlih gemeinrechtliher Gebiete zur leichteren Einführung in die neue Gerichtsvcrfassung und den neuen Civil- prozeß von Nutzen sein könnten. : :

In erme und Ausstattung {ließt sich_ die Schrift dem von dem Verfasser herauscegebenen Lehrbuche des Civilprozesses an und bildet so eine Ergänzung desselben. Der Preis des vorliegenden Buches beträgt 2 s

Madrid, 19. Juni. Vor einer auserlesenen Versammlung ershien am 15. d. M. der Unter-Staatssekretär im Finanz- Ministerium, Don Fernando Cos-Gayon, um in der König- lien Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften den Siß einzunehmen, der durch den Tod des Schriftstellers Don Fernan Caballero erledigt war. Den Vorsitz bei diesem feierlichen Aft hatte Se. Majestät der König selbst über- nommen. Die Rede, welche der neue Akademiker vorschriftsmäßig zu halten hat, behandelte einen Gegenstand von großem Interesse, nämlich die Frage der Strafvollstreckung. Der Vortrag des Hrn. Cos-Gayon, der von einem gründlihen Studium Zeugniß ablegte, lieferte ein reidhaltiges Material auch für Diejenigen, welcbe nicht in allen Stüäcn einer Meinung mit dem Vortragenden sind. Die üblihe Beantwortung im Namen der Akademie war dem Akademiker Don Alonso Martinez übertragen. Die Ceremonie {loß mit einer kurzen anregenden Ansprache des Königs im Sinne fried- liher Entwickelung.

Land- und Forftwirtbschaft.

Auf Grund der Erhebungen des statistishen Bureaus für Böhmen über die Seacbutis

e der animalishen Erzeug- !

nisse (Mild, Molkereiprodukte, Honig, Wachs und Schafwolle) für das Jahr 1878 bezifferte sich der in Böhmen von den Kühen erzielte Milchertrag auf 874017650 1, d. i. bei einem Stande von 882972 Kühen 990 1 per Stück im Landesdur{s{nitt. Von “der fkuhwarmen Milch wurden 480 529300 1 und von der abgerahmten 216 800800 1, zusammen daher 697 330 100 1 Kuhmilch überhaupt zum direkten Konsum verwendet, das übrige Milchquantum diente zur Butter-, beziehungsweise Käsebereitung. In den der Landeshauptstadt nahe gelegenen Distrikten wird die Kuhmilch meistentheils zum direkten Konsum belassen und findct als fol%e namentlich in Prag und den Vorstädten lohnenden Absay. Aehnliche Verhältnisse finden sich auch vor in Gegenden mit größeren Städten und Industrieorten. Der von den Ziegen erzielte Milchertrag ergab im Ganzen 60 180 299 1 oder im Landesdurhschnitt bei einem Stande von 194 273 Melkziegen 310 1 per Stü. Etwa 54757 000 1 der vermolkenen Zi-:genmilch wurden dem direkten Konsum und das übrige Quantum der Erzeugung von Ziegenkäse zugeführt. Der numerishe Stand der Ziegen hat sih wäh- rend der leßten Jahre ziemlich gehoben, besonders in den höher gelegenen bergigen Distrikten des Landes. Der Ziegenkäse dagegen, der in früheren Jahren einen wichtigen Handelsartikel einiger Gegenden Böhmens bildete, ist neuerer Zeit in seiner Produktion bedeutend eingeschränkt worden und wird nunmehr die Ziegenmilch mist direkt und zwar entweder für sih oder mit Kuhmilh gemengt konsumirt. Im Ver- hältniß zur Gesammtbevölkerung des Landes stellt sih der Konsum von kuhwarmer Milch auf 93 1, an abgerahmter auf 42 1, zusammen daher auf 135 1 Kuhmilch per Kopf und Jahr heraus, und wenn man das zum unmittelbaren Konsum verfügbare Quantum von Ziegenmilch hinzufügt, so berechnet sich die Konsumtionsquote an Milch überhaupt auf ca. 146 1 per Kopf und Jahr im Landeêëdur{schnitt. Da3 Erzeugniß an Butter in Böhmen beziffert \sich auf 13800 000 kg, wovon etwa 10 300 000 kg auf frishe und gesalzene und 3500070 kg auf ausgelafsene Butter (Rindshmalz) verwendet wurden. Da im leßteren Falle, nämli bei der Shmalzbereitung, der Gewictêverlust im Durwbschnitt mit (twa 20/9 veranschlagt werden kann, so ergiebt sich aus der zur Schmalzerzeugung verwendeten Butter ein Ausbeute- quantum von ca. 2 800000 kg Rindshmalz. Was die ganze erzeugte Buttermenge im Verhältniß zur Gesammtbevölkerung Böhmens an- belangt, so treffen im großen Durchbschnitt pr. Kopf und Jahr 2 bis 3 kg Butter. An Käse überhaupt (d. i. alle Käsearten zusammen- genommen, auch mit Einshluß von Ziegenkäse) wurden 11280000 kg erzeugt und entfallen von diesem Gesammt- quantum im Landesdurchscnitt über 2 kg pro Kopf und Iahr. Der Ertrag an H onig belief sich im Jahre 1878 auf 632 300 kg, an Wachs auf 58 900 kg und jener an Wolle auf 1271300 kg. Was vorerst die Bienenzucht in Böhwen betrifft, so wird derselben neuerer Zeit größere Aufmerksamkeit zugewendet. Troß des Um- standes, daß für die Honigsausbeute niht hinreibende Absaßzguellzn vorhanden sind und fowohl der Honig durch den billigen Zucker (au Trauben- resp. Stärkezucker), sowie durch die Konkurrenz des ungarishen und polnishen Honigs im Preise gedrückt wird, als auch dem Wachs das Erdwachs und besonders Pflanzenwach3 große Konkurrenz machen und dessen Preis ebenfalls herabsetzen, bieten die einheimischen Bienenzuchtvereine und private Bienenfreunde Alles auf, um die Bienenzr-cht Böhmens nicht nur zu erhalten, \son- dern noch zu einem größeren Aufschwung zu bringen. Hierbei sei bemerkt, daß in [etter Zeit auch Versuche gemacht wurden, Honig- weine zu erzeugen und so die inländisbe Honigausbeute industriell zu verwerthen. Was die Schafzucht betrifft, so ist dieselbe nament- lih in Folge der reduzirten Weideflähen in Böhmen bedeutend ein- geschränkt worden.

Die Errichtung eines Herdbuches für die Schweiz ist gesichert. Die Direktion des Innern des Kantons Bern hat an die Regierungs-Statthalter in dieser Angelegenheit unterm 30. Mai d. J. folgendes Swreiben gerichtet :

__ „Seit Jahren {on if von einsihtigen Viebzüchtern die Ein- führung eines Herdbuches oder Stammregisters für Rindvieh verlangt worden, da es unbestrittene Thatsache ist, daß diese Einrichtung eines amtlichen Nachweises über die Abstammung der im Herdbuh ver- zeichneten Thiere in beiden Geshlehtern nicht nur der Hebung der Viehzucht sehr förderlich, sondern auch für den Käufer sowohl als für den Züchter glei nüßlich ist. Das Herdbuch bildet die Sicher- heit für den Käufer und erhöht so den Werth und den Preis des ein- gescbriebenen, gleibsam legitimirten Thieres wesentlich. Wie Sie aus der Beilage ersehen wollen, ist dic Ein- und Durchführung des Schweizerisven Herdbuhes glüccklih gesicher, Es bleibt nun- mehr Sache der Eigenthümer von reinen Rasse - Thieren und Leot in ihrem wohlverstandenen FI.teresse, recht- zeitig und in vollem Umfange davon Gebrauhß zu machen. UVeberzeugt, daß Si-, Herr Regierungs-Statthalter, den Nußen diefer Einrichtung zu würdigen wissen, ersuche ih Sie, den tüchtigiten Vieh- züchtern Ihres Amtsbezirks je ein Exemplar der Beilage zuzustellen und dieselben anzuspornen, die Anmeldung ihrer Thiere zur Auf- nahme in das Herdbucb bis zum 15, August rnächsthin ja nit zu versäumen; namentlich ift es rathsam, dies auch in Betreff männ- lier Zucbtthiere zu thun, Zur Erleichterung für die Betreffenden wollen Sie die schriftlih zu erfolgenden Anmeldungen zu hierseitigen Handen entgegennehmen. Als besonders wirksames Mittel zur För- derung der Angelegenheit möchte id Ihnen empfehlen, Versamm- lungen von Viehzüchtern zu veranstalten, in welchen der Zweck und Vortheil des neuen Herdbuches eingehend besprochen und das Seitens des Lüchters zu beobachtende Verfahren erläutert wird. Bei diesem Anlaß wäre dann auch auf, die vom Vich-Inspektor zu beanspruchende Taxe für Ausstellung der Bescheinigung aufmerksam zu machen, wie sie in der Instruttion über die Obliegenheiten und (ebühren der Vieh-Inspektoren vom 7. Wintermonat 1868 regulirt ist.“

Gewerbe und Handel.

_Dem uns vorliegenden Jahresberiht der Oberlausitzer Eisenbahu für das Jahr 1878 eatnehmen wir Folgendes: Die Oberlausitzer Eiscnbahn ist laut Beschluß der außerordentlichen Ge- neralversammlung vom 27. März 1878 von der Berlin-Anhaltischen Eisenbahn-Gesellschaft am 1. Juli 1878 übernommen worden, nach- dem der Betrieb derselben bereits am 1. Januar 1878 an die leßtere Gesellschaft T erdegano war. Die Einnahmen aus dem Betriebe der Oberlausitzer Bahn pro 1878 sind wiederum wenig befriedigende gewesen ; die Gesammteinnahme hat aur 735 504,61 4, die Ausgabe da- gegen incl. des vertragsmäßig an die Oberlausitzer Bahn zu zahlenden Ge- winnantheils von 20 000 Æ 857 403,18 A betcagen. Die Mehrausgabe von 121 898,57 is von der Berlin-Anhaltishen Eisenbahn- Gesellschaft aus eigenen Mitteln zugeshossen worden. Die Ge- sammteinnahmen vertheilen fich auf: 1) für Personenbeförderung 192 561,96 M. (es find 233 534 Billets zu 185 903,71 4 ausgegeben), ferner für Gepäcküberfraht 3 106,52 # und für Hande 214,03 M vereinnahmt; 2) für Güterbeförderung 502 451,22 A, für Privat- depeschen-Beförderung 1159,00 #4, für Wagenmiethe 27 766,74 M, für sonstige Miethen und Pächte 10 118,03 4, Diverses 1447,66 6, in Summa 735 504,61 A Aus dem Personenverkehr ist noch hervorzuheben: es benußten die I Klaffe 0,137%, II. Klafse 4,281 9/0, III, Klasse 29,776 9%, IV. Rate 62995 %/, Militärs 2,811 9/6 der beförderten Personen. Durcschnittliß wurden zurükge- legt von jeder Person der I. Kl. 66 520 km, der II. KI. 38 530 km, der III. Kl, 24963 km, der IV,. KLI. 23712 km, Militärs 66 686 km. Es wurden im Güterverkehr tefördert 480,8 t Eilgut und dafür vereinnahmt 6120,86 4, 9732,4 Stüdgut für 63 657,89 M, 11 882,6t Wagenlad. Tr. ä 5 t für 46185,57 M, 148 599,0 "t Wagenlad. Tr. à 10 t für 360 802,25 Æ, Summa 170 694,8 t für 476 766,57 A Ferner wurden befördert 507 Pferde, 33 Füllen, 308 Ochsen, 6648 Kühe, 220 Kälber, 1715 Schweine, 5108 Schafe, 1290 Stück Geflügel, Summa .15 829 Stück Vieh, für deren Transport 17 766,64 A. vereinnahmt worden sind. Aus der Beamtenpensionskasse sind Pensionen =n invalide Beamte 675 Æ, an Wittwen 420 A bezahlt; Kassenbestand blieb ult. De-

zember 1878 84495 A 50 4. Aus der Kranken- und Ar- beiter - Unterstüßungs8fkasse sind für Honorar der Aerzte 1557,70 , für Arzneikosten 1062,95 Æ, für Verpflegungskosten 9,66 M, für Unterstüßungen 565 #, für S-erbegelder 330 Æ, für Begräbnißgelder 70 M pro 1878 verausgabt. D:r Bestand dieser Kafse betrug ult. Dezember 1878 24 619,15 M

Na dem uns vorliegenden Bericht des Aus\{u}ses der Berlin-Hamburger Eisenbahn-Gesellschaft über die Betriebs- ergebnisse des Jahres 1878 betrugen die Gesammteinnahmen 16 586 183 Æ, die Ausgaben dagegen 13 203 001 Æ, so daß sich der Uebershuß der Einnahmen über die Ausgaben auf 3383182 FÆM berehnet, während im Jahre 1877 bei 17554 122 Æ Einnahmen und 13955103 Ausgaben, ein Ueberschuß von 3599019 Æ erzielt wurde. Von dem Uebters{uß pro 1878 hat der Aus\{chuß bes{chlofsen, den Betrag ron 1 592 557 dem Reservefonds zuzuweisen, um durch eine entsprehende Dotirung defselben für alle Eventualitäten gerüstet zu sein. Nach Abzuz der Eisenbahnsteuer blieben somit 1575000 # zur Verth-ilung einer Dividende von 103% übrig.

Rostock, 24. Juni. (W. T. B.) Wollmarkt. Die“ Zu-

fuhren betrugen 2309 Ctr. Die Wäschen sind ausgezeichnet. Das Geschäft war Anfangs matt, später lebhaft. Der Markt war Nach- mittags fast ganz geräumt. Die Preise stellten sich wie im ver- gangenen Jahre auf 160 bis 195 # _ Havre, 24. Juni. (W. T. B.) Wollauktion. Der Markt ist wenig belebt, die Stimmung im Vergleih mit der Märzauktion Lese, Es wurden 2351 Ballen angeboten und 896 Ballen ver- auft,

Verlíin, den 25. Juni 1879.

Ein Lokal-Comité, welches sih in Ratibor zur Unterstüßung für die Uebers{wemmten im Kreise Ratibor gebildet, hat unterm 21. d. M. folgenden Aufruf erlassen :

In Folge der seit dem 24, Mai d. Is. fast tagtäglich nieder- gefallenen wolkenbruchartigen Regengüsse und Wolkenbrüche, nament- lih in Folge eines in der Naht vom 6. zum 7. d. Mts. an der Grenze des Rybniker Kreises niedergefallenen Wolkenbruches / waren im hiesigen Kreise in den Niederungen des Sumina-, Ruda-, Olsa- und Oppa-Flusses sämmtliche Ländereien hoc unter Wasser geseßt. Abermals am 14. und 15. d. Mts, entluden sich Wolkenbrüche theils im Kreise Ratibor, theils in dem nahen Oesterreich bei Mistek und Troppau ; die ungeheueren Wassermafsen aller ausgetretenen Flüsse, Bâche und Gräben der Oppa, Ostrawißzx, Mohra, Jaklarka 2c. ver- einigten sih in unglaublich kurzer Zeit mit der ohnehin {on hoh angeschwollen-n Oder, welhe am 15. - und 16. d. Mts. auch voll- ständig aus ihren Ufern trat und die Niederungen überfluthete. Der Wasserstind erreichte die seit 1854 noch nicht dagewesene Höhe von 21,76 Fuß. Ein \{reckliches Bild bot die Umgegend; auf großen Flächen in den Niederungen wac nur Himmel und Wasser zu sehen, In vielen Ortschaften wurden tie Häuser unter Wasser gefeßt und aus demselben ragten auf den Feldern nur die Spißen des hohen Getreides hervor. D:r Schaden ist fast ein größerer, als nach der Vebershwemmung von 1854, da die Feldfluren seit Ende Mai cr. und noch heut theilweise hob unter Wasser stehen, die Feldfrüchte daher ausfauien müssen. Die Wiesen und Felder sind total ver- nichtet und ein großec Nothstand in allen durch die Wasserfluthen und Wolkenbrüche heimzesuchten Outen ist ungusbleiblih. Augen- blickliche wirksame Hülfe ist dringend geboten! aber zur Linderung des Elends der meist armen Bevölkerung gehören bei einem Schaden von etwa 2 000 000 Æ so bedeutende Mittel, daß die Unterstüßungen des Kreises und dezr Provinz hierzu niht ausreichen. Vertrauens- voll wenden wir uns an die Vertreter auswärtiger Kreise und Städte, an deren Einwohner und unsere Mitbürger mit der dringen- den Bitte um gütige Zuweisung von Geldmitteln, welche von der hiesigen Kreis-Kommunalkafse in Empfang genommen werden.

In Betreff des Hochwassershadens im KreiseBreslau {reibt man der „Schles. Ztg.“ : Die Verwüstungen, welche tur die Ueberschwemmung in der nächsten Nähe von Breélau, namentlich auf dem Terrain von Pirscham, Pleischwiß, Althofnaß, Zedliß, Tschirne und Kottwit, hervorgerufen sind, geben den Wassershäden im Kreise Ratibor nihts nach. Die diesjährige Kartoffel- und Ge- treideernte ist vollständig vernichtet. Die Felder sind mit Sand über- deckt, so daß auch die Ernteaus\sichten für die nähsten Jahre mehr oder weniger ges{wunden find. Die Heuernte ist bei jenen Dörfern total verloren, und das Vieh hat in Folge des Futtermangels bereits empfindlich zu leiden, In einzelnen Wirthschaften hat der Nothstand eine bedenkliche Höhe erreiht, so daß schleunigste Hülfe dringend noththut. Während in den oberhalb Breslaus an der Oder gelege- nen Ortschaften das Wasser Verheerungen angerihtet hat, deren Folgen das S(hlimmste befürchten lassen, sind die unterhalb gelege- nen Gemeinden Masselwiß und Os8wiß weniger in Mitleidenschaft gezogen worden. Hier haben \sich die Wirkungen des Hochwassers auf Uferbeschädigungen beschränkt, deren Umfang fich erft bei dem Wieder- eintreten des normalen Wafserstandes wird übersehen lassen. Doch ift \chon jeßt anzunehmen, daß die Uferabspülungen sehr bedeutende sind.

Am 21. d. M, Vormittags 8 Uhr 55 Minuten, wurde in Agram cin Erdbeben verspürt. Das dumpfe unterirdische Rollen, mit ziemlicher Erschütterung verbunden, dauerte circa 4 bis 5 Sekunden. Am 22., um 1 Uhr 42 Minuten Nachts, fand daselbst ne: erli ebenfalls ein starkes Erdbeben in der Richtung von West gas Oft statt. Die Dauer der Erscheinung betrug 2 bis 3 Se- unden.

Die \chweizerische Sektion der internationalen Ge» sellschaft zur Erforschung und Civilisirung Afrikas, gegründet am 24. April 1877 in Genf, wird sich am 26. d. M. in Neuenburg versammeln. Zur Verhandlung wird dabei u. A. eine Mittheilung von Professor Defor über das „Sahara-Meer“ kommen.

Von vielen Freunden des heiteren Humors und Coupletvortrags besonders dazu aufgefordert, haben die beiden Gäste des Wallner- Theaters, Hr. Schweighofer und Ftl. Bendel, sich bestimmen laffen, die Aufführungen des Volksftücks „Der Herr von Perlacher“ heute wieder aufzunehmen. E

Am 5. Juli öffnet das Residenz-Theater dem Publikum wieder seine Pforten und beginnt, wie nun definitiv festgeseyt ist, an diesem Tage das Gastspiel der Wiener Hofschauspieler. Die Gesellschaft besteht aus den Herren Mitterwurzer, Hallenstein, Schreiner und Leyrer, sowie den Damen Fr. Mitterwurzer und pr Gisela Straßmann. Die Eâfste werden, unterstüßt von den

eimischen Kräften, eine Reihe für Berlin vollständig neuer Stücke zur Aufführung bringen. Die Gäste beginnen mit „Haus Darnley“, einem Drama von Bulwer, das die englischen Verhältnisse mit Treue und Charakteristik behandelt und seiner Zeit in Wien einen großen Erfolg errang; auch ein Theil der Mitglieder des Residenz-Theaters ist in diesem Stücke mit hervorragenden Rollen betraut. Hr. Di- rektor Claar hat das Stück speziell für dieses Gastspiel erworben.

Redacteur : J. V.: Riedel.

Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner.

Vier Beilagen (einshließlich Börsen-Beilage).

Berlin:

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

2 146.

Statistische Nachrichten.

Uebersicht der Zahl- der Studirenden auf der Königlichen Universität zu Kiel im Sommer-Semester 1879, Beim Abs{luß der summarischen Uebersiht im Winter-Semester 1878/79 betrug die Zahl der Studirenden 226, im Laufe des Winter- Semesters dazugekommen 5, zusammen 231. Nah Ablauf des Winter-Semesters abgegangen 81, demnach geblieben 150. Dazu- gekommen: neu immatrikulirt 92, zurückgekehrt 24, zusammen 116. Die Gesammtzahl der immatrikulirten und gegenwärtig hier anwesen- den Studirenden beträgt demnach 266. Die theologische Fakultät zählt Preußen 32, Nichtpreußen 5, zusammen 37. Die juristische Fakultät zählt Preußen 27, Nichipreußen 10, zusammen 37. Die medizinische Xakultät zählt Preußen 72, Nichtpreußen 25, zusammen 97. Die philosophische Fakultät ¿ählt a. Preußen mit dem Zeugniß der Reife 75, b. Prevßen mit dem Zeugniß der Nichtreife nah §. 35 des Prüfungéreglements vom 4. Juni 1834 —, ec. Preußen ohne Zeugniß der Reife 5, zusammen Preußen 80, d. Nictpreußen 15, zusammen 95; im Ganzen 266. Außer diesen immatrikulirten Stu- dircnden besucen die hiesige Universität als zum Hören der Vor- lesungen durchd Bewilligung des Rektors berechtigt: Juristen 1, Me- diziner 2, Philosophen 44, zusammen 47. Es nehmen mithin an den Vorlesungen überhaupt Theil 313.

Ueber das Versicherungswesen und die Anstalten für Selbsthülfe in Berlin 1877 entnehmen wir dem sta!isti- {en Jahrbuch der Stadt Berlia (Verlag von Leonhard Simion) folgende Daten: .

Bei der ftädtishen Feuerversicherung waren am 1. Ok- tober 1877 17163 Grundstüde mit 1734896 6C0 #. versichert, gegen 16 680 Grundfstücke und 1619263 000 M am 1, Oktober 1876. Die Brandentschädigungen beliefen fich auf 385 225 # = 0,22 pro Mille der Versicherungësumme, die Kosten des Feuerlös(- wesens 2c. auf 471909 = 0,49 pro Mile, zu deren Deckung 1050959 4 = 6 pro 10000 A der Versicherungssumme aufge- braht wurden. 2 |

Bei 30 Mobiliar-Versicherungs8gesellschasten in Berlin waren Ende 1877 1622 503 113 #4 versichert, darunter 18214 174 46 für Rohbauten und andere Gebände, gegen 1 564 455 603 M Ende 1876. Die höchsten Versicherungssummen hatten: die Aachen - Münchener Feuer - Versicherungs - Gesel!schaft 161 273 495 M, die Berlinische 148 279 714 M, die Berlin-Cölnische 138 295 157 MÆ, die Gothaishe 130 015 390 4, Colonia120 254 800 M. und die Vaterländische 107 960 450 A4 An Brandschäden wurden im Sabre 1877 599401 Æ vergütet =_ 0,037 %/o der Versicherungs- fumme (559,1 f pro Brand), gegen 572 670 # (0,037 °%/e, 517,3 4. pro Brand) in 1876. -

Von ten in Berlin thätigen Lebensversicberungsanstal- ten baben 24 diz erforderlihen Nachrichten mitgetheilt. Be: diefen Gesellschaften waren im Jabre 1877 41 029 Personen auf den Todes- fall mit 136 302 891 e versichert. Von diesen Policen wurden 600 mit 1 850 380 A ausbezahlt. Auf den Lebenéfall waren 1402 Per- sonen mit 4 790 605 #4 versichert; 9 Policen wurden mit 3294 # aus- bezaklt. Das Begräbniß war für 29 694 Personen mit 5 536 404 #. versichert, worauf für 563 Personen 102798 4 gezahlt wurden. Die Unfallversiherung umfaßte 15 215 Personen mit 17 361 226 M, wovon 13 656 M für 105 Personen fällig wurden. Außerdem waren noch 40 Jahresrenten mit im Ganzen 30583 # versichert, wovon 1071 c Renten zur Auszahlung kamen. : :

An Fabrikarbeiter- und Gesellenkassen waren im Fahre 1877 85 in Thätigkeit. Die Mitgliederzahl derselben belief id im Sahre 1876 auf 155077 (gegen 158986 in 1875 und 173 705 in 1873), die Beiträge der Arbeitnehmer in 1877 auf 1145092 Æ (gegen 1324913 A in 1876), die der Arbeitgeber au 180 989 M (gegen 188766 A in 1876), das Kafsenvermögen auf 1151369 A | j O

Die Zahl der Innungs8-Krankenkassen betrug im Jahre 1877 66 (2 mebr als im Vorjahre) mit durscnittlich 23 682 Mit- gliedern (gegen 26262 in 1876), 83325 # Beiträgen (gegen 107 815 Æ in 1876), 136250 M gezahlten Unterstüßung8geldern (1876 113 844 „) und 1234 530 . Vermögen (1876 1 239 534 AM.).

Von den unter Aufsicht des Polizzi - Präsidiums stehenden Sterbe- 2c. Kassen haben 35 über ihre Verhältnisse im Iahre

1877 Berit erstattet. Dieselben zählten 52 660 Mitglieder, hatten (inkl. des Beitandes) im Jahre 1877 1114173 4 Einnahmen und 356 921 M. Au8aaben (24 830 M Krankengeld, 235045 #4 Sterbe-

eld für 1522 Sterbefälle). :

E Zuri Gewerfs-Krankenverein gehörten im Jahre 1877 70 Kassen mit 86459 Mitgliedern. Der Verein behandelte 65 266 Kranke (Krankheitsfälle) und verau8gabte für Arznei 205 537 M, Bâder 6147 4 u. f. w. Das den 44 Aerzten gezahlte Honorar be- lief sih auf 50 615 A. e

e C iunelbeamftèn-Gterbekal se zählte Ende 1877 3947 Mitglieder mit 1443 960 M versichertem Sterbegeld.

An der Berliner allgemeinen Wittwen-, Pensions- und Unterstüßungskasse waren Ende 1872 807 Interessenten mit 270 510 M versicherten Pensionen und 67 627 A Begräbniß- geldern betheiligt. Die Zahl der Wittwen betrug 603, das Ver- mögen 2 484 800 4; an Pensionen wurden balbjährlih 104 115 M

ezahlt. ; t Gx Die Berliner Parochial-Schullehrer-Wittwen- und Sterbekafse mit 25 146 4 zählt 48 Mitglieder, die Trauer- und Beerdigungs- gesellschaft von 1776 494 Mitglieder. Die Altersunterstüßungs- und Invalidenkasse männliher Domestiken Berlins hatte ein Vermögen von 12400 A bei 1561 A Einnahmen und 532 4 Ausgaben in 1877.

Bon den Gesundheits- und Krankenpflege-Vereinen baben 8 Berichte eingesendet, welche eine Mitgliederzahl von 5500 nachweisen.

s Sehe städtiskenSparkas se waren Ende 1877 19 566 784 A Bestänte, 7,6 %/ mehr als Ende 1876 (1873 betrug der Zugang gegen 1672 28 %/6). Die Spareinlagen vertheilten si auf 115 292 Sparkassenbücher, 5,4 °/o mehr als am Ende des Vorjahres. f:

Das Königliche Leihamt machte im Jahre 1877 221 548 Pfandleihgeschäfte über 4895 115 4, gege 207 712 Geschäfte und 4754 058 A in 1876. L :

Von den Berliner Genosser schaften nach Sculzescbem Prinzip haben pro 1877 18 Borschuß- und Kreditvereine Bericht erstattet. Diese zählten 4628 Mitglieder und haben „im Fahre 1877 in 36310 Posten 23 595 418 „4 Vorschüsse gewährt. Von den 4 Berliner Robstoff-, Magazin- und Werkgenossenscbaften, 2 weniger als im Jahre 1876, hatte nur 1 pro 1877 Bericht erstattet; diese zählte 62 Mitglieder und hatte 100 530 # Verkaufserlös. Die Ber- liner Produktiv- und Baugenofsenscaften haben keine Berichte ge- liefert, von 7 Arn eaen Jes 3 mit 6916 Mitgliedern und 1135049 M Geschäftserlös beriteT. :

Von E Konsum- u. dergl. Vereinen find zu nennen: der Berliner Hausfrauenverein mit 549 608 Erlês aus dem Waarenverkauf in 1877; der Post-Spar- und Vorschußverein mit 2886 Mitzliedern (2710 Vorsüss: im Betrage von 306 650 Æ, 249 455 4 Umsaß im Konsumgesäft), die Sparvereine der Luisen- kirhenparochie (212 Mitglieder), der St. Mariengemeinde (83 Sparer) und für Konfirmanden in Moabit (37 Mitglieder mit 63 Kindern);

ck At B

Berlin, Mittwoh, den 25. Juni

der Unterstüßungsverein der Berliner Künstler (488 Mitglieder, 11 826 Unterstüßungen, 230 717 A Vermögen).

(Stat. Korr.) Um möglichst bald nach Einbringung der Ernte über deren Ausfall wenigstens annähernd unterrichtet zu sein, war bei der landwirthschaftlihen Aufnabme des Jahres 1878 für acht der wichtigsten Feldfrüchte und für Wiesenheu eine vorläufige Ermittelung der gewonnenen Menge unternommen worden. Zu diesem Zwecke wurde in Preußen mit Hülfe der landwirthschaftlichen Vereine für jeden Kreis, oder wenn derselbe Gegenden von sehr ver- schiedener Bodenbeschaffenheit umfaßte, für einzelne Theile dessel- ben \{chäßungsweise festgestellt, wie viel im Durbschnitt auf einem Hektar an Weizen, Spelz, Roggen, Gerste, Hafer, Erbsen, Buchweizen, Kartoffeln und Wiesenheu geerntet wurde. Auf Gi 2d dieser Angaben und der durch die Anbau- statistik h nen Unterlagen ift im Königlichen statistishen Bureau der Erin §- vie einzelnen Verwaltungsbezirke und den Staat berebned“worden. Das Ergebniß konnte bereits im November 1878 veröfféntliht werden. Bald darauf liefen bei der genannten Be- hörde von jeder Gemeinde und jedem Gutsbezirk die Nachrichten darüber ein, wie viel durchschnittlich auf einem Hektar der Fluren der|elben an Erzeugnissen des Feld-, Garten- und Wiesenbaues 1878 gewonnen worde: waren. Wie das bei dem erstmaligen Versuch einer so umfassenden, bis auf die einzelnen Gemeinde- und Guts- bezirke erstretten Erhebung nicht anders zu erwarten war, erwies fich eine nicht geringe Zahl dieser Lokalangaben als ofenbar un- rihtig und für die weitere Verwerthung unbrauchbar; allein die übrig bleibenden brachten die örtlihen Verschiedenheiten ungleich \härfer zum Ausdruack als die von den landwirthschaftlichen Vereinen für gan 3e Kreise oder für größere Theile von Kreisen festgestellten Mittelzahlen und gewährten so für die Berechnung des Ertrages bessere Grundlagen. Auf denselben beruhen die endgültigen Ergebnisse der Erntestatistik, deren Zusammenstellung in Preußen vor we- nigen Tagen zum Abschluß gelangt ist. Von den vorläufizen weichen dieselben nicht unerheblich ab, und zwar stellen fich die Erntemengen durchweg geringer, als bisher angenommen wurde, heraus. Für die sieben oben genannten Körner- und Hülsenfrüchte beläuft sih im Ganzen der Aus fall auf 8,18%/0, bei den Kartoffeln auf 5,88 9%, bei Wiesenheu auf 11,16 % des vorläufig berechneten Ertrags, und im Einzelnen beträgt

die Minus- differenz der | endgültigen ¡gegen d. vor-

der Ertrag nah der

vorläufigen Er- endgültigen Er- mittelung | mittelung gen d. v! überhaupt ‘auf ha überhaupt auf 1ha, E kg ke -:| kg Fe |! 10 1 734 501 558| 1694| 1 562 963 054! 1522 209 24 291-363! 1303 | 25 110 7241 1241 4,86 5 533 941 366! 1238 | 5106 020 556 1142 T;03 1 458 763 876! 1664 | 1343 074275 1531 (,93 3 708 675 139] 1506 | 3395 482 482! 1377 8,45 462 371 561! 1176 | 439 431 776} 1115 4,96 Buchweizen | 230 307 703! 1032 | 207 465 630| 930 9,92 Kartoffeln ‘18 225 968-065| 9699 [17 154 802 117! 9124 ; 5,88 Wiesenheu [12 600 398 998! 3782 [11193 739 739; 3357 | 11,16

Weizen Spelz Roggen Gerste Dae Erbsen

gewonnenen Ertrages begründet im Endergebnisse der Berebnung naturgemäß um so bedeutendere Abweichungen, je größer die Fläche ist, für die darnach der Ernteausfakll bestimmt wird; die Tragweite des Unter'chiedes zeigt sih z. B. darin, daß an Weizen, Roggen, Gerfte und Erbsen 1878 in Preufen nab den vorläufigen Ermitt-- lungen 9189 578 361 kg, na den endgültigen aber 8 451 489 661 kg, also 738 088 700 kg weniger gewonnen worden find, Solc{e Ab- weichungen beeinträchtigen und ändern natürlih manchen Schluß, der aus den biéher bekannten Ergebnissen der Erntestatistik gezogen wor- den ist; fie sind aber bei ‘iner Aufnahme, die zum ersten Male unternommen und dabei ir beträchtliher Weise auf Schäßzungen an- gewiesen ist, keineswegs 1nerflärlih und nur erft nach längerer Üebung vermeidlich. E In den oben mitgeheilten Zahlen is für Weizen, Spelz, Roggen und Gérfte der Œtrag der Winter- und Sommerfrucht, für alle Feldfrühte aber nw der Körnerertrag berüksihtigt worden. Neben diesem nimmt jedcch das Stroh noch eine nit unansehnliche Stelle ein. Der Werth desselben wird na landwirtbschaftlichem Brauch in sogenannten Noggenäquivalerten“ angegeben, d. h. auf den Werth von MRoggenörnern zurückzgeführt. In der folgenden Vebersicht, die den Strobrtrag nah den endgültigen Ermittelungen für das Jahr 1878 angiek, ist dies geshehen; darnach beträgt der Werth

von 100 kg der

Stroh Erntemenge ¿ kg Roggenkörner

die Frntemenge für kg

Weizenstroh 57 016 280

M : 236 561 362 Roggenstroh . L 100 702 8 l D

974 488 056 316 684 397 829 915 492 147 620 732

Gerstenstroh 9 357 763 18

aferstroh . 16 971 824 16

roh. ; 78 103 661 20

Buchweizenstroh 25 008 329 16 44 001 333

zusammen 23 07 558 559 2 549 271 312

Das Stroh von dieser sechs Früchten erweist si hiernach als

ein hochwihtiger Bestandthl des landwirthschaftltchen Ertrages; es erreicht an Werth die halbeRoggenernte des Jahres 1878.

Kunst, Wissaschaft und Literatur.

Im Verlage der Buchh1dlung des Waisenhauscs zu Halle a. S. ist vor Kurzem die erste Abbtzilung eines Werkes erschienen, welches Dr, Wilhelm Sidckel, Pvatdozent an der Universität zu Göt- tingen, unter dem Titel „Gschichte der deutschen Staats- verfassung bis zur Becündung des konstitutionellen Staats“ herauszugeben uxrnimmt. Diese erste vorliegende Ab- theilung des Werkes, welches drei Abtheilungen umfassen foll, be- handelt die Geschichte des altutswen „Freistaates“. In einer Reihe von Kapiteln werden, nach eir Einleitung über die historishe Be- deutung und Dauer des Freisttes, die großen grundlegenden In- ftitutionen jener Staatsverfasi1g, die Bürgerschaft, die Volksherr- schaft, das Königthum, die èligionsverhältnisse, die Eintheilung der Bürgerschaft, der Staatsdist, das Heer, das Gerichtswesen, die Polizei, das Finanzwesen, die eseßgebung und die auswärtigen An- gelegenheiten zum Gegenstandeder Darstellung gemacht. Als Ab- {chluß dieser Abtheilung beschcigt sich daun das leßte vierzehnte Kapitel mit dem Untergang 5 Freistaates. Die Geschichte des hidirur tas welche hier dargesté wird, umfaßt gegen fünf Jahr-

underte. Sie beginnt in de leßten Jahrhundert vor unserer

Sei und sie endet t der nahenden Vollendung der

ouveränetät des sfränkishen ?önigthums. Die Ueberreste der alten Perlassung, welhen n noch Jahrhunderte später in Deutschland begegnen, gehören ser Periode an, sofern fie über- haupt für die Gesammtgeshih der deutsden Staatsverfassung von Interesse sind. Die Grenzeunseres heutigen Wissens über die fernerc Vergangenheit des Freistces sind e-g gezogen, doch ift es d: m Verfasser gelungen, mit den ‘gebnifsen, welbe mit den jeßigen Mitteln gewonnen werden könnei ein Gesammtbild zu entwerfen,

der Verein zur gegens-itigen Unterstüßung in der Brütergemeinde (738 Mitglieder, 951 994 4 Einnahmen, 549 116 4A Vermögen);

in welhem dessen ungeachtet di wesentlichsten Institutionen mit

Die verschiedene Beziffe rung des mittlerea_ auf einem Hektar.

1879.

möglichster Treue eingetragen sind. Wer die Einrichtungen des Freistaates betrachtet, vermag sih einem Eindruck derselben nicht zu entziehen, er bé¿merkt, daß in ihnen ein durchdachterc Plan, eine zweckbewußte Berechnung nicht vorhanden ift, er nimmt wahr, daß der Ursprung dieses Rechts nicht in der Reflerion ge- legen hat. Der Staat war das Produkt gemeinschaftlichen Lebens, das Werk von Erfahrungen langer Zeiten. Es ift kein Zufall, daß weder Geschichte nochþ Sage uns den Namen eines poli- tischen Geseßgebers aufbewahrt haben; es hat nie einen folchen Stifter des Staats gegeben. Eine \{öpferische Einzelthätigkeit ver- mochte deshalb nicht aufzutreten, weil das Jadividualbewußtsein ih noch nicht von dem Gesammtbewußtsein gelöst and befreit hatte. Was bestand, bestand, ohne daß man wußte, seit wann es warz; di- unvordenkliche Zeit heiligte die Einrichtungen. In dem Leben des Nolfkes bedeutete der Einzelne Nichts, die Gesammtheit Alles. Unter allen den Mächten, welche an der Ausbildung der politishen Volks- natur der deutshen Nation thätig gewesen sind, ift keine in dem Maße grundlegend und folgereich gewesen, wie die wirth- \chaftlihe Lage, in welcher die Deutschen die. Jahrhunderte um den Anfang unserer Zeitrechzung gelebt haben. Die Deutscdben wohnter. in einem Lande, in dem sie ihre alten Nahrungéquellen, Nckerbau und Viehzucht, beibchalten konnten und beibehalten mußten. Beide Zweige der Wirthschaft waren unentwickelt. Die Bodennußzung for- derte umfangreihe Aderfluren, die Thierzucht bedurfte großer Weide- gründe. Auf einer solchen Stufe der Wirthschaft war es beshwerlic, wenn ih viele Menschen auf engem Raume zusammendrängten, weil ihre Ernährung ungemein müßÿsam gewesen wäre. Leichter war es, wenn sich die Bevölkerung in dem weiten Lande zerstreute und fi in Ortschaften ansiedelte, die aus einigen Gehöften be- standen, oder wenn sie, wo die Gestaltung des Bodens oder sonstige Umstände es wünschenswzrth erscheinen ließen, f in völlig abgeschiedene, einsam gelegene Wohnungen vertheilte. So gaben nur wirthschaftlihe Motive den Ausschlag über die Weise der Niederlassung und diese Motive haben die Gründung von Städten verboten. In Deutschland sammelte keine Stadt das politische Leben in sih. Die Neigung zu einer Centralisation, welche einer städtishen Bürgerschaft durch die gemeinschaftlibea Jn- teressen auferlegt wird, war in Deutschland zu jener Zeit unmögli. Das Landleben jener Zeit prägte einen FIndivi- dualismusz, einen Geist der Selbstherrlihteit und Unabhängig- keit ein, wie er in einer städtishen Einwohnerschaft niemalé gedeiht. Jeder Vürger bewohnte ein eigenes Haus. Dort war er unzugänglich für Jedea, der wider seinen Willen eindringen wollte. In diesem gefreiten Raum beherrshte der Hausherr Habe und Menfcdben. Er war unumshränkter Gebieter übec Weib und Kind und Sklaven, er sah nur Gehorchende um sich. Ein Handelsverkehr war spärlich ; zuweilen drang ein fremder Händler auch in diz entlegeneren Ge- biete vor, und man tauschte gegen Bernstein, Felle oder Sklaven fich Waffen, Kleizode oder Wein ein, aber es war ein glücklicher Zufall, wenn man von seiner Mübe solchen Ertrag bezog. Mühelos bot das arme Land wenige Tauschmittel. Unter solchen Verhältnissen lebte ein Jeder füc den einzelnen Tag und füc das nächste Bedürfniß. Es war ein Männergeschlecbt, erfüllt von ungebändigter Kraft; voll Leidenschaftlichkeit, weil Fehde und Kriege sie steis umdrängten ; hobmüthig, weil sie si frei und unabhängig fühlten; herrs{süchtig, weil sie öster befablen als gehorhten; jeder geregelten Thätigkeit feind, weil fie ihnen unnüß war. Was fie aber waren, waren fie ganz. So war die Gesittung der Menschen, welche den Freistaat ershufen. Der Staat mußte der rücthaltêlose Ausdruck der vor- handenen Kräfte sein. Die Staatsgewalt mußte abîo- Tutiftish seta und sie war e; nur war es nicht die Verfassung, welhe die Bürgschaft zügelte, sondern es war die mâchtigere Gewalt der Interessen, die Armuth der Kultur, welche sie bândigten und beshränften, und wie dieser Staat niht nah Grundsäßen der Zwcckmäßigkeit organisirt war, so ruhte auch die Stellunz des Bürgers im Staate niht auf dem festen Fundamente des wohlüberlegten gesellschaftliben Nußens. Selbstbestimmung des Bürgers, das war die leitende Idee in dieser Beziehung. Diese Freiheit der Selbstbestimmung war nicht vom Staate abgeleitet oder verliehen und daher unabhängig von dem Willen des Bürgers, son- dern sie war dem Einzelnen anheimgegeben und unterlag seiner Willkür; sie gehörte niht dem öfentlihen Rechte an, sie bestand in dem Staate, aber niht durch den Staat. Der Vürger war nicht aus\ch{ließlich für den Staat bestimmt, privates und öffentliches Interesse waren koordinirt. Der Gedanke der Selbsthülfe begleitete den selbständigen Mann. Der Staat war nur eine Gemeinschaft neben anderen Gemeinschaften, allerdings eine Gemeinschaft, die kräftiger war als alle übcigen, aber“ eine Gemeinschaft, die niht gewillt war, das Zuszmmenleben nach dem Maßstabe des Gesammtinteresses ge- seßlih oder auch nur gewohnheitsmäßig zu bestimmen. Unter diesen Verbältnifsen entftand als eine Folge der Freiheit eine private Auto- nomie, deren Aeußerungen doppelter Art waren. Erstens gestaltete sih der Bürger sein Daheim selbst, ohne daß er auf Grund von Freiheitêre{chten handelte. Eine zweite Konsequenz des angedeuteten Prinzips bestand darin, daß der Bürger feine staatébürgerliche Eristenz selbst vernihten, das Bürgerrecht zerstören durfte. Es war ein giltigcs Rechtsge]häft, wenn er sich einem Genoffen zum Sklaven gab. Dieser Verfügungsfreiheit war im öffentlichen Interesse keine Scranke gezogen. Ein anderer hervorstehender Zug, der für die Würdigung des Freistaates von Wichtigkeit ist, beirifft die Natur des Staatsgedankens. Der Staat war ein BVürgerverein zum Zwecke gegenseitiger Hülfe. Er bestand für die Lebenden, er wurde von den Lebenden für die Lebenden verwaltet, er war die gemeinsame Sache der jeweiligen Bürger. Er sorgte weder für die Ausländer, die sein Gebiet betraten, noch für die Nachkommen. In keiner Beziehung war er eine Anstalt, welcbe mit rechtlicher Nothwendigkeit die ein- zelne Generation überdauerte, und in der diese nur stand wie die Ver- walterin eines anv:rtrauten Gutes, das fie von den Vorfahren überkommen und der Nachwelt zu überliefern hatte. Der Staat war ein Werk der Menschen; Niemand glaubte, daß er eine Stiftung Gottes sei und daher theilnehme an der Ewigkeit seines Schöpfers. Wie dieser Ausgangspunkt fehlte, der so oft auf ähnlichen Kultur- stufen den Staat zu einer bleibenden Ordnung erhoben hat, fo mangelten auch die übrigen Ausgangspunkte für diese Anschauung. Keine Repräsentativverfassung ließ den Staat unabhängig von seinen Mitgliedern erscheinen, kein Staatêvermögen wedckte den Gedanken an eine selbständige Staats8einheit, kein festes Landgebiet oder ge- meinsame Denkmäler verbanden die Generationen. In dem Frei- staate war die Eigenart des Staatsverbandes noch nicht zu vollem Durchbruch gelangt.

Von dem Cyklus der von dem Superintendenten Pank in der Dreifaltigkeitskirhe gehaltenen Predigten: „Das zeitliche Leben im Lichte des ewigen Wortes" (Berlin, Friedr. Schulze's Verlag) liegen wieder drei neue vor, die, im Wonnemonat

ehalten, den Mai- und Wonnemonat des Lebens zum Gegenstande

Fabed: „Sieh in dem zarten Kind zwei lieblihe Blumen vereinigt, Jungfrau und Jüngling sie deckt beide die Knospe noch zu. Leise [öft sih das Band, es entzweien si zart die Naturen“: die erste Predigt (X1UL) betrachtet die eine der ih trennenden Blumen, den Jüngling (Jünglingsf\reude), die andere (XIV.) die Jung- frau (JIungfrauenschöône ); die dritte (XV.), am Pfingstfest ge- halten und daran anknüpfend, daß die Schrift das Verhältniß zwischen Christus und seiner Gemeinde als ein bräutliches darstelle, die Brautzeit.

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