1879 / 163 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 15 Jul 1879 18:00:01 GMT) scan diff

steht sogar cine Mißernte zu befürchten. Eine Sommerwärme haben wir bier nur etwa 8 Tage lang gehabt, im Uebrigen war es so kalt und regnerisch, wie etwa im Monat April. Die Folge davon ist ge- wesen, daß die Blüthe fast überall {lecht verlaufen ist und daß ins- befondere auch das Getreide leite Aehren zeigt. Die Ernte steht vor der Thür, an ein Einheimsen kann aber zur Zeit gar nit gedacht werden, da es jeden Taa mehrmals regnet. Die Futterkräuter befinden si allerdings bei dieser Witterung beffer, der zweite Schnitt des Klees verspricht sogar einen reihlihen Ertrag, allein das Heu ist balbnaß eingebrachbt worden. Die Kartoffeln sind wäfßserig; sie entbehren des Mehlgehaltes. Mit dem Obst steht es \{lecht und mit dem Wein sicht es trostlos aus. Derselbe ist um beinahe einen ganzen Monat in seinem Wach8thum zurück und zeigt {on jeßt Anfänge der Traubenkrankheit. Wenn nicht noc ganz außer- ordentliwe Wärme eintritt, werden die Weinbauer ein \{limmes Iahr haben. Die Hopfenfelder, we!che namentlih im Unter- Elsaß reibliche Einnahmen zu bringen pflegen, versprehen nur ge- ringen Ertrag, da auch hier die Blüthe durch Näfse und Kälte ge- litten hat.

Goslar a. Harz, 12. Juli. (Mgdbg. Ztg.) Nach so vielen falten und reanerischen Tagen haben wir beute endlich einmal trode- nes Wetter. Der viele Regen bat auch in unserer Gegend den Feldern, Wiesen und Gärten großen Schaden cethan. Das Eras der zweiscbnittigen Wiesen liegt seit langer Zeit gemäht darnieder und bleicht. Dieser und jener Landwirth beabsichtigt, das nun verdorbtene Futter, welches so \chöôn gewachsen war, als Dünger nah Hause zu fahren. Der Klee-Ertrag ift in diesem Jahre bei uns jehr gering; viele Kleefelder mußten im Frübjahr umgepflügt werden. Auchch wird bei uns der Roggen in den meiften Fällen versagen, denn er sieht dünn und spärlih aus. Viele Roggenfelder hat man im Frükßling umpflügen müssen. Erfreulicber steht es bei uns mit dem Weizenz er versprit einen befriedigenden Ertrag. Ger ste und Hafer werden sib bei gedeihliher Witterung noch gut ent- wideln. Erbsen und Bobnen blühen {hon und stellen eine loh- nende Ernte in Aussicht. Die Kartoffeln stehen üppig im Kraute ; ibre Frucht ift aub {on recht s{madckhaft, doch spriht man schon leider von dem Anfange der Kartoffelkrantheit. (Für 5 1 Kartoffeln wurden geftern auf hiesigem Markte 60 5 bezahlt.) Die Obst - bâume in unseren Gärten und an den Wegen sind mit den jungen Früchten fêrmlich beladen. Kirschen reifen ob der s{lechten Witte- rung noch nicht vollstärdig. Das Gemüse des Gartens wartet zum fröbliden Gedeihen des freundlihen Strables der Sonne und der milden Sommerlüftchen.

Mainz, 7. Juli. (D. W.-Ztg.) Die Witterung der leßten Woche war dem Weinstocke, der Ende vorigen Monats bei guter

Witterung zur Blüthe kommen wollte, nit günstig. Kalte, rauhe | und reagnerishe Tage zeichn?ten bisher den Hcumonat aus. Unter

diesen Umständen kann die Blüthe nur langsam und ungleihmäßig vorangehen. Fast {eint es, als sollten son bei diciem hobwich- tigen Faktor zu ciner guten Weizernt: alle Hoffnungen scheitern. Die Möglichkeit, daß die Blüthe vcrerst die alleinige Hauptsache noi einigermaßen günstig verlaufe, ist zwar noch nicht ganz aué- geschloffen, dob sebr ¡weifelhaft geworden.

München, 13. Juli. (Leipz. Ztg.) In Niederbayern hat an mehrercn Orten sck&on feit einigen Tagen der Kornschnitt be- gonnen.

London, 4. Juli. Man schreibt“ der „Allg. Ztg.*: Die Ernteaussichten "1nd so s&lecht wie mögli. Seit Monaten kaum ein Sonnensftrabl; das Land vom Regen fast ersäuft; alles

Korn von Unkraut dur&wucert. England ist ohnedies stets feucht genug, i

beuer abec itrômt der Regen unablässig. In manchen Häusern wird dieêmal im Juli noch Feuer auf dem Stubenheerd gehalten. Die Lämmer erfrieren draußen in Menge. Kein Heu kann eingebeimfst werden.

Paris, 10. Iuli. (Fr. Corr.) Einige LElâtter hatten neulich gemeldet, der Minister des Innern Lepère bâtlte dem Mirnisterrathe die itm zugegangenen Berichte über die Ernteauss ichten vorge- legt, und diese hätten so übel gelautet, daß na den angestellten Verechnurgen mindestens 4—500 Millionen Francs im nästen

Iabre für Getreidekäufe in das Ausland wandern würden. Hiergegen | g E : bi h aa r daß der Vorwurf gegen den Schiffer, sich nit mit genügenden

wird nun von der „Ag. Hav.“ erklärt: es sei gar keine Betrachtung diejer Art im Ministerratbe angestellt worder, und man könne das |! Publikum nit genug vor solhen Gerüchten warnen. Die „France“ | ibrerseits claubt na den von den Präfekten alle vierzehn Tage dem Minister für Ackerbau erstatteten Berichten, dic auch in den Depar- | tementsblättern regelmäßig abgedruckdt werden, eine wenn nit gute, | dcch immerbin mittlere Ernte in Aussidt stellen zu können. j

Gewerbe und Handel.

_ Na dem Geschäftsberichte der Werra-Eisenbahn pro

1878 zeigte der Personenverkehr einen erbetliten Rückgang; die Ge- fjammt-E rnabme daraus ift um 32514 Æ oder um 4°%, die aus dem Gepêcverkehr um 391,23 M

i gegen 1877 zurückaegangen. Im in der befêrderten Menge um 861 t |

Güterverfebr it ein Rückgang 4, I: T9 r

(2 , in der Veförderungélänge und Menge um 3915 161 t-km | (13%/c) und in der Eirnahme um 178392 # (18°) eingetreten. 2 tiehverf sin 59961 Stück und 1211 t weniger : M weniger eingencmmen worden. | um 11 696,77 M zurückgegangen. Die 7 betragen im Ganzen 237 270 Æ oder ter. In den Betriebéauêëgaben ist eine Min- d : oder um 18,58 S pro Nuktfilometer ein- | get ; der Einnabmen über die Ausgaben ist pro N: et S gegen 1877 gestiegen. För das Jahr i 1878 ergab sid ein Nettogewinn von 293968 #4; hiervon sind 250 345 Æ als Dividende zu 1f°/9 oder 5 M für jede Aktie zu ver- wender. Der Reft mit 43 623 # ift dem Reservefonds überwiesen werden. Der RMescrvefonds {ließt mit einem Bestande von (2206 & Im Gavzen sind seit Eröffnung des Betriebes bis Ende | 1875 aus dem Reservefonds 2592 805 Æ zu Neu- und Ergänzungs- bauten auf der Strecke Eisena-Coburg-Sorneberg, fowie zur Ver-

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mehrung ter Vetriebémittel verwentet worden. Der Wirthschafte- ift nunmehr auf 350 000 # gebracht und soll auf dieser Höhe in Zukunft gebhaiten werden. Die Pensionékaße {ließt Ende 1878 it einem Baarbestande von 3571 Æ ab, und beträgt das gesammte | Vermögen 528 T07 M |

Königsberg i. Pr., 10. Juli. Während des diesjährigen | Wollmarktes find im Aschhof und in der Asbhoféwaage 200 Ctr., vom Wiegeamt 10 400 Ctr., von Privaten ca. 5609 Etr., in Summa 16 200 Ctr. Wolle gewogen worden, deren Durchschnittspreis zu 53 kg sid für feine Tu&wolle auf 168—180 Æ, gewöhnlide Tucbwolle | 150—156 Æ, Kammwolle 162—171 A, Sc&mußwolle 54—69 M, | sdledt gewmashene Wolle 132—144 4 herausgestellt hat. Zu An- | fang des Marktes war die Kauflust rege, dieselbe ließ aber in Folge | auéwrärtiger flauer Verichte na, so daß namentlich mißlungene Wä'che keine Abnehmer fand und ein Theil auf Lager genommen | werden mur:te. j

__— Der Einlöfungécours für die Silbercoupons der Oesfter- | reibischen Eisenbahngesellschaften an den deutschen Zahl- stellen ift auf 175,50 Æ für 100 Fl. öfterreihisch Silber erhöht

worden. Verkehrs-Anstalten.

4 Lan) s y tv

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; Am Freitag ist, wie die „N. Zürch. Ztg.“ meldet, im Kanton | Wallis das hobste Telegraphenbureau der Welt eröffnet | worden. Daffelte befindet sich im Hotel Rrffel unterhalb des

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Ryffelhorns und liegt etwa §500 Fuß über dem Meere.

London, 12. Juli. (Cöln. Ztg.) Die vereinigten Han- delsfamme: haben dem General-Postmeister eine Vorstellung | cingereidt, worin derselbe gebeten wird, bei dem internationalen ! Zelegraphenftongrefie für die Annahme der von Deutschland vorge- schlagenen Einführung eines einheitliwen Worttarifs zu wirken.

Stb Petersburg, 13. Iuli. Dex. Bau der Eisenbahn von Kalisch zum Anschluß an die preußischen Babnen pôhert sid, nach einer Meldung des „Golos*“, der Verwirklichung.

| dem Sciffer benußte dänisce Oftseekarte sei 1869, eine neue, die seitdem ! eingetretenen Aenderungen berüdsihtigende Karte aber erft 1878 erschie-

} Seekarte sich dieselbe anzuschaffen. Ebensowenig könne dem Schiffer | zum Vorwurf gemacht werden, sh über das Feuer von Domesnäs

| Beziehung seien zw-älos gewesen, da der Schiffer und auc der | Steuermann jenes Feuer aus eigener früßerer Ans{chauung gekannt

| ernster | stand allein lafse aker nit erkennen,

| zur Ausübung seines Gewerbes erforderlihen Eigenschaften fehle, | und es sei daher dem Antrage des RNeichékemmissars, demselben die

| schrift abgewih:n sei.

| Falle stehe dem Steuermann aber als Entschuldigungtgrund zur | Seite, daß er si binsihtlich der Peilungen und der Strömung in

| der bei früheren Gelegenheiten von dem leßteren gegebenen Weisungen | fich ermädtigt balten konnte, in gefahcdrohender Lage auf eigene

| wurf einer mangelhaften Journalführung ; dies Verschulden sei aber | nit derart, daß ihm die Ausübung des Steuermannsgewerbes zu | untersagen fet.

| vom 7. bis 13, Juli einschließlich von ca. 51 278 zahlenden Personen

' nung bis infl, 13. Juli betrug 538 247.

| Sonnabend, den 19. d. M., Vormittags 11 Uhr, im Allerhöchsten

¡ Prinzen

| Regierung aus der leßten Pariser Gemälde-Ausftellung angekaufte | Gemälde bierher gesandt werden; außerdem werden hervorragende | Bilder aus Pariser Privatsammlungen zur Ausftelung gelangen.

| für die

In Kalisch ist ein von der Großen Eisenbahngesellshaft abkomman- dirter Ingenieur eingetroffen ; diese Gesellsbaft soll si bereit erklärt baben, den Bau dieser Bahn zu übernehmen. Triest, 103M. (W. L. D) Der Lloyddampfer „Austria“ ift heute Vormittag 105 Uhr mit der oftindish-chine- fischen Ueberlandpost aus Alexandrien hier eingetroffen. London, 12, Juli. Der Dampfer „Calabria“, welcher den Theil des südafrikanischen Kabels, der zwishen Zanzibar und Mozambique versenkt werden soll, an Bord hat, verließ am 10. die Themfe. Plymouth, 14. Juli. (W. T. B)“ Der Hamburger Postdampfer „Lessing“ ist hier eingetroffen. New-York, 14. Juli. (W. T. B.) Der Dampfer „Hol- land“ von der National - Dampfschiffs - Compagnie (C. Messingsche Linie) ift hier eingetroffen.

Verlin, den 15. Juli 1879.

Das Ober-Seeamt verhandelte am 10. Juli über den See- unfall der Brigg „Fanchon“ von Rostock. Dieselbe gina am 7. November 1878 mit einer nah Westhartlepool bestimmten Ladung kleiner Hölzer von Riga in See. Die Lesaßtung bestand außer dem Schiffer Voß und dem Steuermann Bot aus 8 Mann. Am Abend desselben Tages kam das Feuer von Domesnäs in NNW. in Sicht; der Stwiffer {hätte dessen Entfernung auf 12 Seemcilen. Da das Wetter stürmisch und die Luft dick war, beschloß der Schiffer, welcher von 8 bis 12 Uhr die Wacbe hatte, währcnd der Nacht unter Land zu bleiben und erst na Tagesanbruch um Domesnäs herumzugehen. Er theilte dies dem Steuermann mir, als er demselben um 12 Uhr die Wache übergab. Das ernähnte Feuer wurde damals in NW. z¿. N. 9 Meilen ab gepeilt. Die Brigg lag W. über Steuerbord an. Nachdem die See aus SO. sehr groß geworden war, beschloß der Steuermann um 1} Uhr Morgens nach N. abju- halten, um so das Riff vor dem Winde frei zu passiren. Bald darauf [ieß er das Fodcksegel beiseßen und begab sich iun die Kajüte, um den Sc{iffer von seinen Anordnungen in Kenntniß zu seßen. In demselben Augenblick stieß die Brigg auf; sie war auf dem Riff vor Kap Domeëênâs gestrandet. Die Versuche, das Schiff abzubringen, wurden dur eine aus SO. laufende starke Strömung vereitelt.

Das Seeamt in Rostock hat am 4. April 1879 seinen Spruch dahin abgegeben, daß die Strandung einer irrthümlihen Schäßung der Entfernung des Feuers von Domesnäs und einer Stromversezung beizumessen, daß der Schiffer und der Steuermann nit ohne alles | Verschulden seien, daß indeî;en dem Antrag des Reichskommissars, | denselben die Befugniß zur ferneren Ausübung ibres Ge- werbes zu entziehen, nit zu entsprehen sei. Gegen diesen Spruch hat der Reichskommissar Beschwerde eingelegt und darin dem Schiffer Voß zum Vorwurf gemacht, daß er sib nit mit ge- nügenden Scekarten ve- sehen, daß er sich ebensowenig über die Leucht- | feuereinrichtungen in der Ostsee gehörig unterrichtet, daß er zu einer | Zeit, als sid das Scwiff in einer \chwierigen Situation besand, das

Dek verlassen und daß er niht alle Mittel angewandt habe, um sich über die Stellung des Schiffs Gewißheit zu ver- schaffen. Dem Steuermann falle zur Last, daß er den Kurs eigenmächtig verändert, daß cer es unterlassen habe, dem Schiffer hiervon sofort Meldung zu machen, und daß er aus verschiedenen Anzeiben nit den Swhluß gezogen habe, das er si in gefahrdrohender Nähe der Küste befinde. Den Schiffer und den Steuermann trefffe der ferncre Vorwurf einer mangelhaften Journalführung. Aus diesen Gründen hat der Reichékommifsar un- genügende Sorgfalt des Schiffers und pflihtwidriges Verhalten des Steuermanns jür erwiesen erachtet und die Konzessionsentziehung gegen Schiffer und Steuermann beantragt.

Das Ober-Seeamt entschied nab Anhéërung des Reihskommifsars und des Sciffers Voß der Steuermann Voß war nicht erschie- nen —, daß der Spruch des Seeamts zu Rostock lediglih zu beftä- tigen. In der Begründung dieser Entscheidung führte der Vorsißende

Seekarten versehen zu haben, nit aufreht zu erhalten sei. Die von

nen. Von der Existenz dere letzteren habe der Schiffer wahrscheinli gar feine Kenntniß gehabt, und es könne einem Sciffsführer überdies nit zugemuthet werden, jedesmal sofort nah dem Erscheinen einer neuen

nit g hörig unterritet zu haben; etwaige Erkundigungen in dieser

bâtten. Daß der Schiffer in der Strandungsnaht um 12 Ühr zur Koje gegangen, sei nicht zu tadeln, da er auf Grund scines aller- dings irrthümliwen Befkfiecks die Lage des Schiffs mit Grund als gefahrlos ansehen durfte. Dagegen treffe den Schiffer ein Tadel deshalb, weil er die geseßliden Vorschriften in Bezug auf die ÎIournalführung nicht beachtet habe. Dieser Um- daß es dem Swiffer an den

Scbifferkonzession zu entziehen, nit stattzugeben. Was den Steuer- mann anlange, fo sei festgestellt, daß er eigenmäctig und auf eigene Verantwortung von der ibm Seitens des Schiffers gegebenen Vor- Dieses Verschulden würde unter aideren

Umständen die Konzessionsentziehung rechtfertigen; in diesem

demselben Irrthum, wie der Schiffer efunden babe und daß er nach

Verantwortung zu handeln. Au den Ste"ermann treffe der Vor-

Die Berliner Gewerbe-Ausstellung wurde in der Woch

besuct. Die Gesammtzabl der zzhlenden Besucher von der Eröff-

München, 12. Juli. Die „Allg. Ztg.* schreibt: Zufolg- des uns eben zugesendeten Programms wird die feierliheCEröffnun'g der internationalen Kunstausstellung am kommenden

Auftrage Sr. Majestät des Königs durch Se. Königliche Hoheit den Luitpold ftattfinden. Die französishe Regierung hat, „W. T. B.* zufolge, bestimmt, daß mehrere aus dem Museum des Luxembourg entnommene Bilder, fowie 20 der besten von der

Zum französishen Kommissar is Berger ernannt worden. Laut weiterer telegraphischer Meldung aus Paris befinden sich unter den Müncbener - Kunstausstellung bestimmten Gemälden auch werthvolle Stücke aus der Kollektion des Unter-Staatssekretärs der Schônen Künste, Turquet, welcher eine der hervorragendsten Ge- mälde-Sammlungen moderzer Meister besißt.

__ Dresden, 9. Juli. Der „Allg. Ztg.“ wird geschrieben: In diesem Jahre geht die fünfjährige Dreédcner Vorortsperiode der Deutschen Sciller-Stiftung zu Ende. Sie hat namentlich ia der leßten Zeit Gelegenbeit zu Cinblicken in die dur@Wschnittlich

gewesen, daß der Verwaltungsrath, um nicht alle Kafsenbestände zu ershöópfen und um nicht für Fälle dringendfter Noih am Iahres- \clusse nihts mehr zur Verfügung zu baben, \ich genöthigt gesehen hat, die meiften Bittsteller durh eiu Cirkular auf die Herbst- Konferenz zu vertrösten, wo aber anch vorausfihtliGch nur ganz wenigen eine Hülfe geleistet werden kann. Im Allgemeinen wird auch von denen, welche selb eine verdienstlihe \chriftstellerische Thâtigkeit üben und also über gut und \{lecht oder doch nihtverdienst- Tid in der Literatur ein eigenes Urtheil haben, zu häufig bei der Schiller-Stiftung die Unterstüßung von Personen befürwortet, auf welche der §8. 2 der Satzungen keine Anwendung finden kann. Die- jenigen nur sollen in Fällen s{werer Lebenssorge unterstüßt werdea, «welche für die Natiorialliteratur (mit Auss{chluß der strengen Fach- wissenshaften) verdienftlich gewirkt haben.“ Es wäre wünschenë- werth, daß in weitesten Kreisen dieser Paragraph ernstlicher beacbtet würde. Das Gegentheil hat nur bittere Enttäushungen im Gefolge und überbürdet die ohnehin mühevollen Geschäfte des Verwaltungs- raths und des Sekretärs der Stiftung in unbilliger Weise, ganz abs gesehen davon, daß es die son an sid s{wierize Abwägung der ein- zelnen literarischen Leistungen beirrt und ershwert. Die nächste General-Konferenz des Verwaltungsraths findet im Prinzen-Palais am Taschenberge am 8. und 9. September statt; am 10. und 11. fchließt fich daran die Generalversammlung aller Zweigstiftungen. Ihr liegt unter anderem die Wahl eines neuen Bororts ob.

Bekanntlich nahm an den Verhandlungen des am 15. Mai d. F. zu Paris zusammenaetretenen Kongreffes zur Berathung der Frage des Panama-Kanals der Berghauptmann Dr, Huyfsen aus Halle a. S., Riitglied, und in diesem Falle Vertreter des Halleschen Vereins für Erdkunde, Theil. Derselbe erstattete kürzlih dem gedachten Vereine einen eingehenden Bericht über die in Rede stehenden Kongreßverhandlungen, dem wir folgende Notizen entnehmen:

Als der Konareß am 15. Vai zusammentrat, wurden seiner Prüfung und Beschlußfassung Seitens des Comités 7 verschiedene Projekte unterbreitet. Ursprünglih hatten dem Comité deren nicht weniger als 22 vorgelegen, es war demselben aber gelungen, diese große An- zahl auf dem Wege theils der Verwerfung \s{chlechthin, theils der Kombination auf jene 7 zu reduziren. Während feiner Sitzungen tauhte fogar noch ein actes, ganz besonders von den Vertretern Nordamerikas verfobtenes Projekt auf; man war indeffen sehr bald in der Lage, dasselbe bei Seite zu legen.

Was die so noch überhaupt in Frage kommenden 7 Projekte im Einzelnen anlangt, so sollte zunähst nah jedem der ersten 3 (mit geringfügigen Modifikationen) der Kanal seinen Anfang im SGolfe von Darien nehmen und in möglichst kurzer direkter Trace (aber mit verschiedenen Endpunkten) nah dem Großen oder Stillen Ozean hinüberführen, während das 4. Projekt vom Golfe von San Blas, nabe dem Golfe von Panama, das d. und 6. Pro- jekt ferner von der Bai von Limon aus entweder nach der Rhede von Panama oder nad einer anderen nicht weit von dieser ablie- genden Stelle, das 7. Projekt aber endlich von Vriton aus nah Greytown bauen wollte, und der sehr bald zu den Akten gelegte Plan Nummer 8 den Kanal um sehr viel weiter nach Norden verlegt batte. Die Länge des Kanals solite nah den 7 Projekten, der obigen Reihenfolge gemäß betragen: 291, 225, 125, 53, 72, Ts und 292 km, und mas Swhleußen und Tunnel anbelangt, so erfor- derte das Projekt

Nummer a 2 Schleusen und 1 Tunnel von 6 km Länge, x t 40 o v x F 1 " ¿ IIL,: feine ¿ Ae L u S f L E f Und L S L E R L „Tele. - VI.: feine 7 A L E S L V: 21 E keinen Tunnel.

Der Kongreß prüfte und gelangte so zunächst zu einer engeren Wahl zwischen 3, dann aber zu einer engsten zwischen 2 Projekten, nämlih zwischen Nr. 6 und 7 oder m. a. W. zwischen dem Panama- und dem Nicaragua-Prejekte, in welchem Wettftreite dann \{ließlich fowohl in der technishen Sektion wie nachher im Plenum das erstere den Sieg davontrug. Es waren hier die von dem Dr. Huyfsen beigebrah- ten Argumente, welhe das Hauptgewicht zu Gunsten Panamas in die Wagschaale warfen, indem der Genannte u. A. auf die Gefahren hinwies, welche dem Nikaragua-Projekte aus dem allzu nahen Vor- überführen desselben an einer Anzabl zwar zur Zeit nicht thätiger, aber doch auch nit als absolut todt zu betrahtender Vulkane drohen könnt:n und welche eventuell geeignet sein würden, den Betrieb der Schiffahrt im Kanale zeitweise sehr empfiadlich zu stören, wenn nit die ganze Exislenz des leßteren in Frage zu ftellen. Der Kosten- punkt {ien sich ¿war bei dem Nikaragua-Projekte günstiger zu gestalten, als bei dem definitiv gewählten, denn jenes sollte sich schon mit 700 Millionen Francs dur{führen lafsen, während für das leßtere 1200 Millionen Francs veranschlaagt sind; allein dafür bietct dieses den Vortheil, daß bei 1hm sich der Betrieb bedeutend billiger stellen wird als dort. Außerdem aber ist das Panama-Pro- jekt noch durch 3 ganz besondere Vorzüge ausgezeichnet, denn erstens wird bei ihm der 6 km lange Tunnel in Folge der dort gerade geringen Höhenverhältnifse theilweise zu bloßen „Einschnitten“ werden können; zweitens aber ift sein ganzer Plan o geartet, daß man unter Umständen, nämlih wenn die volle Bausumme von 1200 Millionen Frcs. niht zusammenkemmen sollte, zunächst auf halbem Wege stehen bleiben, d. h. vorläufig nur einen Kanal mit 12 Stwleusen, der nur etwa 700 Millionen kosten würde, anlegen, später aber doch nocch diesen Interimsbau in den definitiven Hauptkanal (der ohne Stbleusen, also ein Niveaukanal ift) umwandeln könnte, und endlih drittens kommt der Herbei- schaffung des Baumaterials für dieses Projekt bereits das nahe Vorhandensein einer Eisenbahn zu Statten. Wenn auch bei dem Panama- Projekte von einer Schleuse die Rede ift, so hat diese nicht sowohl die Aufgabe, verschieden hche Wasserstände im Kanale aus- zugleihen, als vielmehr nur die von dem Stillen Ozean her an- ftrômende Fluth aufzuhalten.

Mit der definitiven Beschlußfassung über die Auswahl unter den 7 Projekten hatte der Kongreß seine eigentlibe Aufgabe erfüllt, und es blieb ihm nur ncch übrig, die Frage na der Art und Form der finanziellen Durchführung des gewählten Planes zu erledigen. Da es sich hierbei {ließli nur um ein Uktienunternehmen handeln konnte, so erfläârte sich Hr. v. Lefseps sofort bereit, sich an die Spitze einer darauf bezüglihen Gesellschaft zu stellen, wobei er ih [ledigli eine Vergütung für seine Arbeiten und Selbstkosten vorbe- hielt. Eine ganz besondere Pen und Erleichterung dürfte der Bau des neuen internationalen Kanals noch dadur erfahren, daß für denselben Seitens der Suezkanal-Gesellshaft alle ihre Bureaus sowie ihr gesammtes Personal zur Verfügung gestellt wurden.

Als Termin für die Zeichnung des Aktieukapitals war der 12. Juli d. J. in Ausficht genommen.

Nach der Ansicht des Vr. Huyfsen ist übrigens durchaus die Möglichkeit niht ausgescblossen, daß die Landenge von Darien dereinst nicht blos von einem, sondern von zwei Kanälen dur(schnitten sein wird, da die Vermuthung nahe liegt, daß, wenn erst das jeßt beschlofsene Unternehmen mit Hülfe europäischen Kapitals vollendet sein wird und reussirt, die Amerikaner ihrerseits alsbald auch zur Ausführung des ihnen besonders sympathishen Nicaraguakanals (Projekt V11) schreiten werden.

Redacteur: J. V.: Riedel.

Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner Drei Beilagen

Berlin:

wenig günstige Stellung der deutshen Schriftstellerwelt geboten. Der Antrag von Hülfesuchenden ist in diesem Jahre ein fo großer

(einsch{ließlich Börsen-Beilage).

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

M 163.

Berlin, Dienstag den 15. Juli

1879.

Den

thes Neich.

Nachweisung 6 der Einnahme an Wewselftempelsteuer im Deutschen Reiche für die Zeit vom 1. April bis zum

Schluffe des Monats Juni 18279.

E 1 L 5 4. E D 6. i mnayme 11 s A2 ¿Sinnoime Hierzu Einnahme Zusammen. E ain rz n “as - , . - 2 o a - ) Ober - Post - Direktions - Bezirke. Zuni 1879. inden Vormonaten. G pelt Le Ee a A 0-2 A 12 | | | : : | Fm Reih8-Postgebiéte. | | O i / E 251 | 80 30221 55 43473 | 35 50005 | 50 |. 6532 | 15 6nigsber; 13 | 221 73 | 39 ( ) E E 3475 | 15 5 800 | 50 9 275 | 65 S O] 86/15 I 13 329 | 10 25 745 | 70 39 074 | 80 37212 40 | + 1862 40 N S: | 55698 | 45 | 104438 |05| 160136 | 50| 160165 |15| 2865 2 auen O c E 3663 | 35 5 831 | 65 9 545 | 00 9015 | 101 4+ 539 | 90 5 Potsdam . - 3663 | 35 5831 | 65 545 | 00 T 28 N E itfurt: a/D 6 992 |05 12367 | 30 19 359 | 35 20179 | _820 | 05 s iei 7473 | 15 14660 | 70 22 133 | 85 24 209 | 90 | 2078 | 05 A ra 2460 | 65 3387 | 75 5 828 | 40 5711 | 35 | + 117 | 05 G Den 6 835 | 60 8230 | D 15 065 | 85 13373 | 55 | + 1692 | 30 L Ea 4 629 | 40 5 499 | 49 10 038 | 80 9274 | 90 | + 763 | 99 Eta 5 110 | 45 30 258 | 95 45 369 | 40 45195 | 55 | + 2483| 85 \ Bresl 15 11 3 45 369 | | 243 | 85 ey 7 264 | 70 13017 | 49 20 282 | 10 19841 | 35 | + 440 | 75 E 6716 | 69 11290 | 45 18 007 | 05 19526 | 20 | 1519 | 15 19) OEE 13 831 | 60 27 579 | 75 41411 | 35 43856 | 45 | 246 | 10 14) Mageeg 6552 | 1090| 13026 |70| 19578 |80| 19396 |80| + 182 |0 E00 8931 | 95 15 383 | 10 24 295 | 05 26 138 | 05 | 1843 | 09 E E 44% | 15 13110 | 30 17 535 | 45 18 543 | 15 | 1007 | 70 E ouat 5 853 | 80 10774 | 45 16 628 25 17472 | 80 | 844 | 55 Eve 1550 | 55 3836 | 2 5 386 | 80 5004 | 70 | + 8382| 10 L Mfinven 5 499 | 85 12126 | 90 17 626 | 75 16010 | 35 | + 1616 | 40 M 14 586 | 95 34289 | 20 48 876 | 15 62654 | 55 | 83778 | 40 N: 3592 |15 6675 | 80 10 267 | 95 10598 | 05 | 8330 10 M 19 610 | 55 53438 | 65 73 049 | 20 74299 |95| 190 | 75 23) Frankfurt a./. 12035 | 30 26 552 | 95 38 588 | 25 35368 | 05 | + 83220 | 20 25) Aa 5196 | 95 13727 | 85 18 924 | 80 18G 65 | + 486|15 0 les 2413 | 20 5 647 | 45 8 060 | 65 8007 | 00 | + 53 | 65 27) Se 25 559 | 35 65724 | 35 91 283 | 70 94143 | 25 | 2859 | 55 E ae 1513 | 55 3 363 | 60 5 382 | 15 550 [6] + 150 35) Dres 8 645 | 95 20751 | 15 29 397 | 10 32039 | 80 | 2642 | 70 U 26 677 | 75 55 308 | 55 81 986 | 30 80 870 | 55 | + 1115 | 75 2 ute 9846 (05 | 23693 |25| 3359| 30| 31226 | 75 | + 828312 | 5s e D 4718 | 95 9962 | 05 14 681 | 00 14084 | 30 | + 596 | 70 32) Konstanz 9424 | 10 17 871 | 10 27 295 | 20 28230 30 | 935 | 10 I R 9 2 222 | 70 5938 | 55 8161 | 2% 6728 | 30 | + 1432| 9 t ad 2916 | 30 8 858 | 85 11775 | 15 e 6] + 2/10 E 3 662 | 25 7410 | 75 11073 | 00 0 5901110 E hee dia 18 011 | 80 32175 | 55 45 187 | 35 46 841 | 50 | 1654 | 15 S 55279 | 70 | 115770 |80| 171050| 50| 191625 | 55 | 20575 | 05 E e 13 732 | 70 30 860 | 15 44 592 | 85 49 709 | 45 | 5116 | 60 10) s S 2 434 | 05 7284 | 40 9718 | 45 E | 51 804 | 40 (C É 016 2 05 S = f tee - —-— E O5 Go _9I23I7 { 0 | 134290 | S5 f 1882443 | 10 39 500 | 25 B ce 32205 50 66142 | 45 98 347 | 95 96 752 | 90 | + 159 | 05 M Sei L, 16 546 55 33 272 | W 49 818 | 75 48628 | 60 | + 1190| 1s Ueberhaupt T9377 80 | TOII 3E T 1131105 | 1527824 W| 8715|

Berlin, im Juli 1879.

Haupt-Buchhalterei des Neitskanzler-Amts.

über die von den RübenzuEer-Fabrikanten des deuts

chen Zollgebiets versteuerten

VUeberitht

von Zu&er im Monat Juni 1879.

Rübenmengen, sowie über die Einfuhr und Ausfußr

; Ausfuhr nach dem Zollauslande (mik 2 Ginfuhr vom Zoll auslaude. dh ie Steuerrückvergütung). E S finirter T Rohzuter | Melasse aller | Raffinirter | pg Melaîte alle: L E Ver- N riet Ie Art [Art und Syruy| Zuer aller Art Rohzucker | Axt und Svruv m S S . = . § | . s 5 ch2 c 1ngs- [Deus | gus a E E Sie Es Es Hees 228 E BES af z i LŒE EES S EEE =2 (E =ÉE [ZQ BE [Zl E [Sf SE Mette SZE menge. EESE S L ZES S2 EZS S2 EZS S EZS S ZSS 2E S = _ I S pes = j p ar = a pes c N prr) a2 = S S Ba S [25S D 2E S 25 S2 S5 ck Centner. | Ctr. n. Ctr. n.|Ctr. n. Ctr. u.| Ctc. u./Ctc. n.| Ctr. u.'Ctr. n.] Cte. n. Ctr. n.[Ctr. n. Ctr. n, 1 H 3 E E 5. I. Preußen. | _, 2 e E E 1 Provinz Öftpreußen M 19 13 645 4 E La e N 6 517 A » Provinz Westpreußen .| O f á ga 14 33 4) Dat 4 0 as E 0) is haven gib T W s T 197| 8396| 12048 | 12138] 4 0 j : 5 f | a lid i E aid E eits eun e 5) Provinz Posen. S E Va 2 S 2 a e 6) Si Ole » 4 --— 29 E 13 7) ProvinzSacsen, eins{l. der Fürstlih Schwarz- i m dell ale |- 2 M Ls Gie 797| 36 361 15H 1479| 2171 23 102 1 030} 122050} 178 ¿ Se 2 9) Provinz Hannover . .| +* 395 2 N H od A 1420 10 Provinz Westfalen . “Un | E E E e _ S 11) Provinz Hefsen-Nafsau .|} _— 110 —— : unl E E G 12) Rheinprovinz . A E S A Ï l —— Summe I1.| _— 1 761 145 793/15 1561 5 599| 11 108] 46 81ö| 1030| 174 443 6 695] 12 Se 20 2 II. Bayern 4 Be M 4 93| I E 2 Ta l Sacbsen . 165) S 911 _290 oa Es 9 R f 5 E 1IV, Württemberg . A E ) A u L V, Baden . ¿ ies 859| 114 D 367 20 "i A 06 Gi L Desen. —— —— 169 | E “a E E j M a I 4 VIL Mealenburg 4 = 14| | VIII, Thüringen, einf{l. der Großherzogli Sächsischen Aemter Allstedt und Oldis- E U u E E e . E Ie s e l l} R S 1a A _ - e _ IX, Dldenburg ——— 9 - a2 N e n f e e F Os g _— Es E 4 l A A —_ 4 Tal L 4 —— | 4 f D m x A X11, Elsaß-Lothringen} 2673| 0 Bos 3ô) 609 2 2 2 A E A Surembura . - 4 101|- | eeA Ueberhaupt| 5 936! 4401 802/15 156] 6672/11 554/ 48 176 1085] 174 ind 6 707] 17 058| 2 742 i zl c r d c . Berz id Bormonalen Sept. 1 92458 000] 56 918| 4 527/16 230: 12 604] 82 034/ 52 152/450 493/| 15 987/1726 995 1 064/297 d 32 627 Zuf. Sept. 1878 b. Juni 1879| | 92458 000 62 854| 4 967| 17 032! 27 760j/ 88 706 63 706/498 669) 17 07211901 438 77711314 145 35 369 ENSÉA : | | C - , | | | L L M 187 Tg en C Gi | 82 007 423} 78 250/ 7 376] 12 052: 70 394/ 58 097, 63 577/356 017| 16 453 1350088 71 401/272 293 47 347 Berlin, im Juli 1879.

Kaiserliches statistishes Amt.

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiferlihen Gesund- Mary find in der 27. Jahreswode von je 1000 Bes wohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben «emeldet: in Berlin 50,1, in Breslan 28,5, in Königsberg 38,2, in Söln 22,6, in Franffurt a. M. 19,0, iu Hannover 18,9, in Caffel 22 9, in Magdeburg 25,8, in Stettin 25,8, in Altona 25,5, in Straß- burg 30,8, in Müngthen 36,9, in Nürnberg 22,8, in Augsburg 34,6, in Dresden 26,8, in Leipzig 17,5, in Stuttgart 27,5, in Braunsbweig 27,5, in Karlsruhe 21,8, in Hamburg 22,1, in Wien 25,9, in Buda- Pest 35,7, in Prag 36,4, in Triest 28,4, in Basel 11,4, in Brüssel 23,1, in Paris 23,4, in Amsterdam 21,4, in Kopenhagen 28,0, in Stocfholm 21,7, in Christiania 17,5, in St. Petersburg 39,8, in Warshau 28,9, in Odefsa 50,6; in Bukareft 32,8, in Rom —, in Turin 23,9, in Athen —, in Liffabon 24,5, in London 17,4, j in Gla8gow 19,1, in Liverpool 21,2, in Dublin 26,4, in Edinburghß 18,2, in Alexandria (Egypten) —. Ferner aus früheren Wochen: in News York 21,0, in Philadelphia 15,8, in Chicago 13,6, in St. Louis 15,7, in San Franzisko 12,1, in Calcutta 32,3, in Bombay —, in

adras 30,9,

alis Während der Beriht3woche berrshten in „ganz Deutschland westliche und südwestlihe Laftströmungen vor, die nur am 1. Juli (in Koniß, Bretlau, Berlin am 2.) nah Südost (in Karlsruhe na Nordost) umschlugen, aber bald wieder allgemein in die ersteren Windrichtungen übergingen und auch bis an das Gnde der Woche vorwaltend blieben. MReichlihe Regengüsse, zum Theil in Folge \chwerer Gewitter, waren häufig und bedingten eine kfühlere Tem- peratur der Luft, die weit hinter dem Monat8mittel zurück blieb. Das Barometer sank in den ersten Tagen der Woche und verharrte bis zum Ende der Woche auf seinem niedrigen Standpuükte.

Die Sterblichkeitsverhältnifse der meisten größeren Städte haben fih in der Berichtswoche günstiger gestaltet, nur Berlin zeigt in Folge der bedeutend gesteigerten Säuglingssterblichkeit eine wesentlih böbere Sterblichkeitsziffer. Die allgemeine Sterblichkeitsverhältnißzahl für die deatsben Städte ist jedo nur wenig kleiner, als in der Vor- woche, weil durch die größere Zunahme der Sterblichke.t in der \äÞ- fish-märkishen Tieflandsgruppe, die Ubnahme_in den anderen wieder ausgeglihen wnrde. Die Sterblichkeit des Säuglingsalters war im Ganzen wenig, in Berlin erheblich gesteigert, fo daß von 1090 Lebenden aufs Jahr berehnet 133 Kinder unter 1 Jahr starben, gezen 130 der

orwoche (in Berlin 350 gegen 390). ;

Unter den Todesursachen haben von den Infektionskrankheiten vor allen Darmkatarrbe und Brechdurchfälle der Kinder eine noch größere Ausdehnung gewonnen, als iu der vorhergegangenen Woche, wenn auc die Gesammtzahl der daran gestorbenen Kinder (842) hinter der der entiprebenden Woche des Vorjahres (1127) ansehnlih zurück- bleibt. Von den 842 Opfera dieser Krankheitsgruppen entfallen auf Berlin alleia 595 (gegen 539 des Vorjahres). Auch in München, Breslau, Königsberg, Hamburg, Stuttgart, Frankfurt a. M., Wien, Pest, Prag, Stockholm, St. Peteréburg ift die Zxhl der daran zu Grunde gegangenen Kinder kleiner als in der entsprechenden Woche des Vor- jahres. Von den übrigen Infektionskrankheiten zeigen sich Masern wieder häufiger, besonders in Posen, Hamburg, Straßburg, Pest ; in Karlëruhe ist ein weiterer Rückgang noch nicht fichtlid. Das Scharlachfieber verlief im Ganzen milder, nur in Danizig, Hamburg und Duisburz forderte es eine größere Zahl von Opfern. Lodesfâlle an Diphtherie erfuhren in Berlin, Wien, München, Hamburg eine kleine Steigerung. Unterleibstypben, sowie Fleck- und Rüdcfallsfieber baben an den meisten Orten, auch in St. Petersburg nachgelassen. Todesfälle an Flecktyphus werden aus Königsberg, Danzig, Breslau,Wien, Stodcholm je 1, aus St. Peter8burg 2 gemeldet, Todesfälle an Nück- fallsfieber aus Braunschweig 1, aus St. Petersburg 5. Der Keuch- busten tritt in Cöln noch immer häufiger, wenn au nicht mit böë- artigem Charakter, auf. Pockentodesfäle waren in Paris, London, Warschau etwas vermehrt, in Wien, Pest, St. Petersburg etwas vermindert. Aus Prag werden 2, aus Genf, Triest je 1 Blattern- todesfall gemeldet. Gin Fall von speradisher Cholera kam in Prag ¡ur Kenntniß. Das gelbe Fieber in Porte au Prince scheint den leßten Nachrichten zufolge erloschen zu sein. ) :

Nach einer amtlichen Zusammenstellung betrug, wie die „B. Börs. Ztg.“ meldet, die Zinkproduktion der Provinz Swlesien im Jahre 1878: 1 192000 Ctr. Hiervon verwalzte die Stwlesische Aktiengesellsbaft für Zinkhüttenbetrieb ihre eigene Pro- duktion von ungefähr 325 099 Ctr. Das übrige Quantum, aso etwa 867 009 Ctr., ist in Breslau zum Verkauf gekommen.

Gewerbe nnd SandelL.

Die österreihishe „Statistishe Monatsschrift“ brinzt eine Na Ÿ- weisung des Appreturverkehres Oesterreihs in Webe- und Wirkwaaren während des Jahres 1878, bei welchem der eigentliche Veredlungë- und der sogenannte Zollsicherstellungsverkehr genau gesondert wurde. Der letztere, das ijt die Einfuhr von Stoffen zur Erzeugung von für den Export bestimmten Kleidern und Schuhwaaren, hat im Jahre 1878 einen biéher unerreihten Umfang angenomm:n; er betrug nämlich 5412 Metercentner gegen 1803 im Jahre 1877, 2190 im Jahre 1876 und 3009 im Jahre 1875. Von den angeführten Quantitäten entfielen auf Baumwollwaaren 18(/ : 17 Mctr., 1878: 30 Mctr., Leinenwaaren 1877: 10 Mctr., 1878: 31 Mctr., Wollenwaaren 1877: 1718 Mctr., 1878: 5214 Mctr., Seidenwaaren 1877: 6 Mectr., 1878: 19 Metr., Gewebe in Verbindung mit Kautshu? oder Guttapercha 1877: 52 Mctr., 1878: 118 Mctr. Die große Mehreinfuhr von Wollenwaaren per 3496 Mctr. oder 203,5 %/9 erfolgte zum überwiegenden Theile für die Wiener Konfcktionäre und wird einerseits dem guten Absate fertiger Kleider nah Rußland, Rumänien und nach dem Orient, andererseits aber auÞ dem Umftande zugeschrieben, daß die im Laufe des ahres 1878 laut gewordenen Befürchtungen einer möglicher Weise eintretenden Erschwernng oder gänzlichen Unterdräckung dieses Ver- fehres zu großen Bezügen Veranlassung gegeben. Die Ausfuhr an Geweben zur Konfektion ist dagegen äußer: gering. Sie umfaßte im Fahre 1875: 11, im Jahre 1876: 7 und in den Jahren 1877 und 1878 je 6 Mctr. Gegen 1877 zeigt das Jahr 1878 einen nennent- werthen Aufshwung in der Einfuh: an Baumwo':enwaaren zum Bedrucken, Färben, Ausnähen und Besticken, und eine beträchtliche Abnahme in der Einfuhr von Leinenwaaren zum Bleichen. Bon höherer Bedeutung sind die Ergebnisse der Ausfuhr an Geweben zur Umgestaltung und Veredlung. Sie betr ‘gen im JIohre 1878: 40 731 Mctr, Die Mengen der in den Jahren 1877 und 1878 zum Zwette der Umgestaltung oder Veredlung ein- und ausgeführten Webe- und Wirkwaaren stellen fih in Metercentnern ausgedrüdckt, in folgender Weise: Baumwollwaaren: Einfuhr im Jahre 1878: 5679 gegen 4402 im Jahre 1877; Ausfuhr: 32470 gegen 33 160, Mehrausfuhr daher: 26 798 gegen 28 758; Leinenwaaren : Einfuhr im Jahre 1878: 755 gegen 1203 im Jahre 1877, Ausfuhr 244 gegen 319, daher Mehreinfuhr 511 gegen 884; Wollenwaaren : Einfuhr 339 gegen 604, Ausfuhr 7556 gegen 7260, daher Mehr- ausfuhr 7017 gegen 6656; Seidenwaaren: Einfuhr 8 gegen 16, Ausfuhr 261 gegen 294, daher Mehrausfuhr 253 geaen T5, DAe éeimerkensmeriesto Erscheinung bildet hier die starke Zunahme des Exportes an Wollenwaaren (zumeist zum Färben „und Bedrucken), welcher \sich von 2691 Mctr. im Jahre 1868 auf 7556 Mete, somit innerhalb der letzten eilf Jahre um 4865 Mctr. oder 189% ge» hoben hat.