1879 / 171 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 24 Jul 1879 18:00:01 GMT) scan diff

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Bestellungen auf Patentschriften, welche vor Veröffent- lihung der Ertheilung des Patents eingehen, finden keine Dec, und die mit solchen vorzeitigen Bestellungen eingezahlten Gelder werden zurüdckgewiesen. ormulare zu den Vorbestellungen nach Klassen sind für

das Reichspostgebiet in der Reichsdruckerei unentgeldlih zu haben. | i

Alle an die Reichsdrudcerei gerichteten Zu- schriften und Sendungen sind ausreichend zu franfiren. : i :

Unfrankirte oder unzureichend frankirte Briefe 2c. werden nicht angenommen. e

Einzelne Exemplare werden, soweit die Druckauflage reiht, zum Preise von 1 für das Heft abgegeben.

Alle Zahlungen sind in den geseßlichen Zahlungsmitteln zu leisten; Postfreimarken u. a. Werthzeihen werden nicht angenommen. i :

Bestellungen, welche den obigen Bedingungen nicht ent- sprechen, bleiben unberücksichtigt. Berlin, den 24. Juli 1879.

Der Vorsißende des Kaiserlihen Patentamts. Jn Vertretung: von Moeller.

Auf Grund der vom Bundesrath durch Beshluß vom 27. Juni d. Js. dem Reichs-Eisenbahn-Amt ertheilten Ermäch- tigung werden nachstehende Ausführungsvorschriften zU L. 50 Ne: 7 dos Betvieboreglements Ur (Die Eisenbahnen Deutschlands vom 11. Mai 1874 (Central- Blatt für das Deutsche Reich pro 1874 Nr. 21) erlassen:

1) Sofern sih der auf dem Frachtbriefformulare für die Beschreibung der Güter vorgesehene Raum wegen der Anzahl der zu derselben Sendung gehörigen und einzeln zu verzeich- nenden Güter als unzureichend erweist, hat die Spezifikation auf dem für die Firma des Ausstellers vorbehaltenen Theile der Nückseite des Frachtbriefes zu erfolgen.

Dies geschieht nah Maßgabe der betreffenden Kolonnen des Frachtbriefes, jedoch ohne Vordruck derselben. j

2) Reicht hierzu im einzelnen Falle auch der bezeichnete Raum der Rückseite des Frachtbriefes niht aus, so sind dem leßteren besondere, die Spezifikation enthaltende und von dem Absender zu unterzeihnende Blätter im Formate des Fracht- briefes fest anzuhefsten, und ist auf diese Spezifikation im Frachtbriefe besonders hinzuweisen.

3) Jn beiden Fällen sind in den vorgedruckten Kolonnen des Frachtbriefes wenigstens die summarishen Gewichte der Sendung unter Angabe der für die Tarifirung maßgebenden Bezeichnung der Transportgegenstände, somit eventuell unter Scheidung derselben nach den einzelnen Tarifklassen, an- zugeben. i

4) Den unter Nr. 2 erwähnten Blättern ist ebenso wie dem Frachtbriefe selbs der Expeditionsstempel der Abgangs3- station aufzudrüden.

Berlin, den 14. Juli 1879.

Reichseisenbahn-Amt.

Die Nummer 27 des Reichs-Gesebblatts, welche von heute ab zur Versendung gelangt, enthält unter :

Nr. 1320 das Geseg, betreffend den Zolltarif des deutschen gs und den Ertrag der Zölle und der Tabakssteuer.

om 15. Juli 1879; und unter

Nr. 1321 das Gesetz, betreffend die Besteuerung des Tabaks. Vom 16. Juli 1879.

Berlin, den 24. T 1879.

Kaiserliches Post-Zeitungs-Amkt.

Königreich Preußen

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht : den Ober-Forstmeister Dona ner aus Hannover zum Ober- Forstmeister mit dem Range der Räthe dritter Klasse und vortragenden Rath im Ministerium für Landwirthschaft, Do- mänen und Forsten zu ernennen.

Ministerium der geistlihen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Dem Oberlehrer Dr. Bernhardi an dem Louisen- städtishen Gymnasium hierselbst, und

dem Oberlehrer Dr. Menzzer an der Realschule T. Ord- age, zu Halberstadt is das Prädikat „Professor“ beigelegt worden.

Abgereist: Der Wirklihe Geheime Ober-Regierungs- Rath im Ministerium der geistlichen, Unterrihts- und Medi- zinal-Angelegenheiten Dr. Keller nah Langenschwalbach ;

der Wirklihe Geheime Ober-Regierungs-Rath Ribbeck nach Bad Nenndorf.

Angekommen: Se. Excellenz der Hofmarschall Graf von Perponcher von der Mainau.

Bekanntmachung für Seefahrer. Am 4. k. Mts. beginnt in der Königlihen Navigations\{ule zu Apenrade eine Schiffer- und Steuermannsprüfung auf großer Fahrt. a Anmeldungen find an den Navigationslehrer Ebsen daselbst zu richten. Altona, den 22. Juli 1879. ; Der Königliche E eor:

Kuhn, Königlicher Navigationslehrer.

Nichtamtliches. Deutsches Neiíich.

Preußen. Berlin, 24. Juli. Se. Majestät der Kaiser und König haben, wie „W. T. B.“ aus Gastein meldet, nah einer guten Nacht gestern das erste Bad ge- nommen und sodann in bestem Wohlsein bei schönem Wetter eine Promenade auf dem Kaiserwege gemacht.

Das Gesetz, betreffend den Zolltarif des deutschen Zollgebietes und den Ertrag der Zölle und der Tabaksteuer, ist unterm 15. Juli 1879 Aller- höchst vollzogen worden. Dasselbe ift nebst dem Zolltarif in der Ersten Beilage abgedruckt. Das Gesetz, betreffend die Besteuerung des Tabaks, welches unterm 16. Juli 1879 vollzogen worden ist, werden wir morgen veröffentlichen.

Die Dispositionen zu dem Herbstmanöver bei Königsberg sind, wie wir in theilweiser Berichtigung der in Nr. 168 aus der „Ostpr. Ztg.“ übernommenen Notizen mittheilen, wie folgt getroffen: Donnerstag, 4. September, Eintreffen Sr. Majestät des Kaisers in Königsberg. Freitag, 5. Sep- tember, Parade. Sonnabend, 6. September, Corps-Manöver gegen einen markirten Feind, nordwestilich von Königsberg. Sonntag, 7. September, Ruhe. Montag, 8. September, und Dienstag, 9. September, Feld-Manöver der beiden Divisionen gegen einander, im Samland.

Jn Bezug auf die Rechtsverhältnisse der landschaft- lihen Kreditverbände in Preußen zu dem Besitzer des bepfandbrieften Gutes einerseits und zu den Pfandbriefinhabern, welchen speziell dieses Gut für ihre Pfandbriefforderung ver- pfändet ist, andererseits hat das Dber-Tribunal, 111. Senat, durch Erkenntniß vom 23. Mai d. J. folgenden Rechtssaß ausgesprochen : Der landschaftliche Kreditverband steht dem Be- sitzer des bepfandbrieften Gutes als Gläubiger gegenüber und ist als solcher befugt, seine Gläubigerrehte anderen Personen zu cediren, ohne daß darüber die Pfandbriefinhaber, denen das fraglihe Gut als Spezialhypothek eingeräumt ist, ein Mit- bestimmungsrecht haben. Wird durch eine derartige Maß- nahme der Werth der für die Pfandbriefinhaber bestimmten Spezialhypothek vermindert, so bleibt es allerdings den Pfand- briefinhabern überlassen, gegen die Landschaft ihre Ansprüche auf Sicherstellung geltend zu machen, ohne daß jedoch dadur der Rechtsbestand der einmal von der Landschaft getroffenen Verfügung beeinträchtigt wird.

S. M. gedeckte Korvette „Leipzig“, 12 Geschüße, Kommandant Kapitän zur See Paschen, hat am 10. Juni cr. Singapore verlassen, traf am 13. in Anjer ein und béabsich- tigte am 14. dess. Mts. die Heimreise fortzuseßen.

Sayern- MUnGen, 22. Juli. Die „Allg. Ztg.“ schreibt: „Wenn der dermalige Landtag förmlich geschlossen wird, ohne daß der Eisenbahngeseßentwurf seine Er- ledigung gefunden hat, so würde die so mühsame und so viele Zeit beanspruhende Arbeit des Eisenbahnausschusses eine völlig erfolglose, sie würde nur noch „schäßbares Material“ sein; der Geseßentwurf müßte nah der Eröffnung des kom- menden Landtags aufs Neue vor die Kammer gebracht wer- den, und der Ausschuß derselben seine Berathungen wieder von vorn anfangen. Aus diesem Grunde beabsichtigt, wie wir vernehmen, die Staatsregierung, im Falle der Eisenbahngeseß- entwurf während der dermaligen Landtagsperiode niht zur Erledigung gelangen sollte, die Kammern nicht zu schließen, vielmehr dieselben abermals nur zu vertagen. Zu welchem Erfolge die morgen in der Abgeordnetenkammer beginnende Verathung des Eisenbahngeseßentwurfs führen wird, läßt sich, da die Ansichten unter den Kammermitgliedern noch sehr ge- theilt erscheinen, zur Zeit niht voraus bestimmen.“

Der VlIl' Ausschuß der Abgeordnetenkammer Hielt gestern eir Berathung über den Entwurf eines Nachtrags zu dem Ausführungsgeseß der Reichs-Strafprozeßord- nung. Die Vorlage*wurde in allen Artikeln ohne alle Mo- difikation angenommen; nur bei Art. 114 wurde auf Antrag des Abg. Dr. Mayer das Rechtsmittel der Wiederaufnahme des Verfahrens bei Disciplinar-Verurtheilungen auf Grund der einschlägigen Bestimmungen der Reichs-Strafprozeßordnung, welches der Entwurf ausgeschlossen hatte, ausgenommen ; ebenso bei Art. 115 nach Maßgabe des Militär-Strafgeseßes vom Jahre 1848.

23. Juli. (W. T. B.) Das hiesige Gemeindekolle- gium hat nach lebhafter mehrstündiger Debatte mit 32 gegen 23 Stimmen beschlossen, daß die für die Simultanschulen bestehenden Zwangsbezirke aufgehoben werden.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 23. Juli. Die „Wiener Abendpost“ veröffentliht ein Communiqué, welches die gestrigen Meldungen der „Neuen fr. Presse“, daß in Serajewo und Südbosnien ernste Vorbereitungen zum Ein- marsche in Novibazar getroffen würden, daß bedeutende Verpflegungstransporte von Serajewo nach den südlichen Grenzorten abgingen und daß der Vorpostendienst wie im Kriege geregelt worden sei, endlih die weitere Meldung dessel- ben Blattes, daß die zur Okkupation bestimriten 4000—5000 Mann die österreichish-türkische Kommission gleichsam als Sauve- garde begleiten würden, auf Grund authentisher Daten als vollständig erfunden bezeichnet.

Ferner konstatirt die „Abendpost“, daß die gestrige Mel- dung mehrerer Abendblätter, wonah die in der Nähe von Cainica beim Straßenbau beschäftigten Geniesoldaten und Arbeiter von Fnsurgenten überfallen worden sein soll- ten, bis zur Stunde keine amtliche Bestätigung gefun- den habe.

Die „Pol. Corr.“ meldet aus Konstantinopel vom 22. d. M.: Die Botschafter Englands und Frankreichs haben der Pforte erklärt, daß fie mit der halbamtlihen Mit- theilung des Textes des Fnvestitur-Fermans für den Khedive keineswegs zufrieden seien, sondern e Forderung einer amtlichen Mittheilung des Fermans aufreht erhalten müßten. Beide Botschafter sollen der Pforte vertraulih zu verstehen gegeben haben, daß sie den Text des ihnen mit- getheilten Fermans als unannehmbar betrachteten, da derseibe dem neuen Vizekönige nicht alle Privilegien einräume, welche der frühere besessen habe. Es verlautet, daß der Sultan entshlofsen sei, dem Kriegs-Minister Osman Pascha und teil Minister des Jnnern Kadri Pascha den Abschied zu er-

eilen.

Pest, 22. Juli. Im Handels-Ministerium be- gannen gestern, wie dem „Prg. Abbltt.“ von hier gemeldet wird, die Berathungen des von der österreichish-ungarischen Zollkonferenz eingeseßten Comités über die Feststellung jener Verfügungen, welche durch die bevorstehende Einverleibung Bosniens und der Herzegowina in das österreihisch-ungarische Zollgebiet sih als nothwendig herausstellen.

Belgien. Brüssel, 23. Juli, (W. T. B.) Die Repräsentantenkammer hat den Geseßentwurf, betreffend die Konvertirung der 4/„prozentigen Anleihe in

eine 4prozentige, einstimmig angenommen. Zwei Deputirte hatten fich der Abstimmung enthalten.

Großbritannien und Jrland. London, 22. Juli, (Allg. Corr.) Das Kriegs-Ministerium veröffentlicht nachstehende Depesche des General-Majors H. Clif- ford an den Kriegs-Minister:

Pietermaritßburg, 3. Juli. Der General ist am 1. d. Morgens 7 Uhr via Durban wo er Chelméfords Depesche in Antwort auf Wolseley's Befehle erhi-lt rach dem Hafen Durn- ford abg:gangen. Der General traf am 2. d. im Hafen Durnford ein, konnte jedoch wegen der hoben Brandung nicht landen. Die „Cuphrates* traf heute mit den Flößen in Durban ein; dieselbe hâtte alles im Hafen von Durnford landen sollen, allein der „Com- modore“ kann nicht vor Anker gehen. Seit dem 29. Juni find keine direkten Nachrichten von Lord Chelmsford vorhanden; seine Mitthei- [ungen sind überflügelt durch Nachrichten von Offizieren, welhe von seinem Lager kamen. Newdigate rückte auf Ulundi vor; er batte 500 weiße Truppen, die übershüssigen Waggons des Lagers und hoffte, da er nur 10 Meilen zu marschiren hatte, am 1. d. in Ulundi einzutreffen. Crealock befindet sich noch immer am Napoleonshügel ; die Marsch- route in der Front mühf-lig; keine Wege. Es fehlt an Transport- mitteln; habe vier Sektionen Maulthièrtransporte verlangt, 48 Wagen. Das eingeborene Lastträgercorps, welches gebildet worden, um den Traasport der Crealockschen Division zu bésorgen, beträgt O Mann, wird, falls es si bewährt, auf 5000 Mann erhöht werden.

4 Juli, 8 Uhr Morgens. Habe noch nicht erfahren, daß Wolseley im Hafen von Durnford gelandet. Chelmfords De- pesche vom 30. d. an Wolseley meldet: Fünf Meilen von Entanguin, 10 Meilen vom Unvolosi-Fluß: Die Botschafter d 8 Königs sind soeben mit einer Mittheilung von mir abgegangen, daß ich auf die Stellung am linken Flußufer vorgehen muß; ih werde das morgen thun, jedoch die Feindseligkeiten angesidts der Verhandlungen ein- stellen, wenn die gestellten Bedinzungen am 3. Juli erfüllt sind. Diese Bedingungen sind, daß die Indunas sich mit dem Vieh und den Kanonen stellen. Jch habe eingewilligt, 1000 erbeutete Flinten anzunehmen, ftatt des Regiments, welches die Waffen strecken sollte. Da meine Vorrätbe mir keinen längeren Aufenthalt bier gestatten als bis zum 10. Juli, so ist es wünschenswerth, daß ih Sie über die Friedensbedingungen aufkläre, welhe gestellt werden sollten. Der weiße Mann mit dem König sagt mir, daß derselbe 20 000 Mann besiße; der König wünscht dringend zu kämpfen, die Prinzen niht. Wo befindet sich Crealocks Kolonne? Wenn Wolseley noch beute vor zwölf Uhr eintrifft der leßte Augenblick da nob von Olympus aus telegraphirt werden kann —, so werden Sie benach- richtigt werden. Englische Pferde sind glücklib am Kap eingetroffen. Wolseley ist nicht im Stande, im Hafen von Durnford zu landen ; kehrt heute im „Schah“ nach Durban zurück; begiebt sich unverzüg- li zu Lande zu der ersten Division.

Mittags. Ich habe keine weitere Nachrichten von Chelmsford erhalten, noch gehört, ob Wolseley in Durban gelandet it.

Dem „Standard“ wird unter dem 30. Juni aus Magnibonium gemeldet:

Am 26. d. trafen Botschafter Cetewayo's ein, welche uns baten, \sechs befonders verzeihnete Kraals nit niederzubrennen. Da feine genügenden Gründe angegeben wurden, warum diese Kraals ver- sont werden sollten, so wurde den Leuten gesagt, daß der Vor- marsch sofort angetreten werde, weil der König die Bedingungen des Generals nicht angenommen habe. Bullers Kavallerie nebst einiger Artillerie begab sich hierauf den Hügel hinab, auf welchem die Ko- lonne die Nacht über gelagert hatte, in das Thal, in welchem die Militärkraals dicht zerstreut lagen, deren bedeutendste unter den Namen Flippane, Dugaza und Ufiolepi bekannt waren. Gleich- zeitig mit unserem Vorstoße erhob sich Rauch aus verschiedenen Kraals, welche von den Zulus selber angezündet worden waren. Eine große Masse Feinde kam aus den Kraals heraus und schien einen Angriff auf Bullers Truppen machen :u wollen. Die Artillerie eröffnete ihr Feuer auf dieselben, was sie sofort ausein- ander trieb; Buller seßte die Verfolgung fort und hieb etliche zehn oder zwölf Flüchtlinge nieder ; der Rest entkam. Wir hatten keine Verluste zu beklagen. Hierauf wurden mehrere andere Kraals nieder- gebrannt. Aus der Panik, welche die Zulus ergriff, als die Artilleri: ihr Feuer eröffnete, ift anzunehmen, daß fie die Zuversicht verloren h2ben, welche ihre bisherige Taftik auszeinete; es ist da- her keineêwegs unwahrsceinli, daß, wie immer der König sich ent- scheide, seine Leute si weigern werden. einen Angriff zu machen und bei dem geringsten Vorstoße auseinander ftieben und nach den dihten Buschgegenden hinter Ulundi fliehen werden.

283, Juli. (W. T. B.) Ein der Regierung aus Cape- town via St. Vincent zugegangenes Telegramm des Gene- rals Chelmsford vom 6. d. M. meldet, daß er, da Cete- wayo die ihm gestellten Bedingungen nicht angenommen, vielmehr den englishen Truppen sfeindlih begegnet sei, am 3. seinen Vormarsch fortgeseßt, die Zulus angegriffen und vollständig geschlagen habe. Die Verluste der Aus seien sehr große; die Stadt Ulundi sei von ihm eingenommen und zerstört worden.

__Eine weitere Depesche des Generals Chelmsford meldet, daß er am 4. d. M. Morgens den Fluß Umvolosi mit 4060 Mann europäisher Truppen, 1100 Eingeborenen und 8 Geschüßen überschritten hätte. Die Truppen rückten vor und wurden von mehreren Seiten von ungefähr 20 000 Zulus angegriffen. Der Kampf währte 2 Stunden. Dann zogen sih die Zulus zurück, verfolgt von der englischen Kavallerie, welche sie in völlige Auflösung brachte. Es heißt, daß Cetewayo selbst kommandirt habe. Die Zulus haben 1000 Mann verloren. Die Engländer haben 10 Todte und 53 Ver- wundete. NachdemUlundi und alle benahbarten Kraale verbrannt worden waren, kehrte General Chelmsford noch an demselben Tage in das Lager zurück. Da General Wolseley bei Port Durnford nicht landen konnte, fo ist er nah Durban zurückgekehrt. Derselbe meldet vom 8. d. M., er habe die unterwegs befindlichen Verstärkungen angehalten, da er den Krieg als beendet betrahte. Man solle ihm keine Mann- schaften und keine Munition mehr s{hicken und ihm angeben, welches Regiment er zuerst nach England zurückschicken solle. Er glaube, er werde am 16. d. M., behufs Feststellung der Friedensbedingungen, eine Unterredung mit Cetewayo haben.

Frankreich. Paris, 22. Juli. (Fr. C.) Der Aus- \chuß des Senats für den Ferry'’shen Geseß- entwurf, betreffend die Freiheit des höheren Unterrichts, hat gestern eine mehr als dreistündige Sißung gehalten, in welcher aber noch niht einmal der 1. Artikel erledigt worden ist. Dieser Artikel handelt bekanntlich von der Frage der Verleihung der akademischen Grade, und die Herren Buffet, von Parieu, Daguenet und Jules Simon verhandelten mit Gründlichkeit über die gemishten Jurys und ihre Zusammen- sezung. Sqchließlich wurde die von Hrn. Buffet auf- geworfene Frage, ob man die gemishten FJurys ver- bessern könne, (womit also der Artikel 1 beseitigt würde), bejaht und nunmehr beschlossen, fih mit diesen Ver- befsserungen in der nächsten Sißung, am Mittwoch, zu be- schäftigen. Die Vorlage wird sonach in dieser Session voraus- fihtlich nicht erledigt werden können. Die „République française“ richtet deshaïb heute eine sehr eindringlihe Mahnung an den Senat: Die Angelegenheit gehöre zu denen, welche

slechterdings keinen Aufshub mehr vertrügen; wenn der Senat dies nicht einsähe, würde man sich \chließlich fragen müssen, ob die Schattenseiten des Zweikammersystems nicht doch größer wären, als seine Vortheile.

Versailles, 23. Zuli. (W. T. B.) Die Kammer hat mehrere Artikel des Budgets des Finanz-Ministe- riums angenommen.

State, Nom, 23. Juli. (W. D. B) Da die Kammer heute abermals beschlußunfähig war, wurde dieselbe vertagt.

Rumäánien. Bukarest, 23. Juli. (W. T. B.) Jn beiden Kammern erfolgte heute die Mittheilung von der Neubildung des Kabinets und wurde das Programm des neuen Ministeriums verlesen. Sodann gelangte ein Dekret des Fürsten zur Verlesung, durch welches die Kammern auf einen Monat vertagt werden. Fn dem Dekrete wird hervorgehoben, daß die Vertagung der Session nothwendig sei, damit sih die Senatoren und die Deputirten von Neuem mit ihren Wählern in Verkehr seßen könnten und damit auch die Regierung mit den auswärtigen Mächten in Unterhandlung treten könne, um eine Lösung herbeizuführen, welche Europa befriedige, ohne die Lebensinteressen des Landes zu gefährden. :

Das beiden Kammern heute mitgetheilte Programm des neuen Kabinets besagt, daß nur ein, wie das gegen- wärtige, gebildetes Fusionsministeriuum der schwierigen Situation des Landes begegnen könne. Das Kabinet sei ent- shlossen, den Rumänien durch den Berliner Vertrag auf- erlegten Verpflichtungen nachzukommen, jedoch auch die ökonomischen und sozialen Fnteressen der Nation zu wahren. Die Regierung glaube, sowohl dem Verlangen der europäischen Diplomatie, als auch den legitimen Besorgnissen des Landes gerecht zu werden, wenn sie neben der Anerkennung des Prinzips der Gleichheit der Religionsbekenntnisse und der Freiheit aller Kulten bei der Revision des theilweise die inneren Jnteressen Rumäniens berührenden Artikels VII. eine Lösung zulasse, welche auf dem Prinzip individueller Natura- lisation und spezieller Beshränkungen zur Erlangung von Grundeigenthum beruhe. Diese Erklärungen würden alsbald zur That werden.

Nußland und Polen. S t. Petersburg, 22. Juli, (St. Pet. Ztg.) Die „Agence générale russe“ meldet Folgendes: „Mehrere ausländische Blätter, worunter einzelne ziemli ernste Organe, fahren fort, von einer Kommission zu iprechen, die si, ihrem Vorgeben nach, unter dem Vorsiß Sr. Excellenz des Herrn Ministers Walujeff befinden und zum Zweck haben soll, Reformen politischer Art auszuarbeiten. Wir find in die Gedanken der Regierung nicht eingeweiht. Der einfache gesunde Menschenverstand sagt uns aber, und hätte auch unseren Kollegen sagen müssen, daß man gezwungen sei, be- vor man an politische Reformen denken kann, den Boden, auf dem diese Reformen stattfinden sollen, von den materiellen Hindernissen zu säubern, die eine Folge der wahnwißigen Versuche sind, welche von einer verbrecherishen Bande unter- nommen wurden, um die Grundvesten aller sozialen Drdnung zu ershüttern. Dies ist es, wozu die Regierung gleih von Be- ginn an schreiten mußte, und wahrscheinlih hat das Bestehen eines Comités, welches unter dem Vorsiß Sr. Excellenz des Herrn Ministers Walujeff mit dem Auftrage betraut worden ist, die hierauf bezüglihen Maßregeln auszuarbeiten, die fremden Blätter irre geführt. Was die Zukunft anbelangt, jo können wir kein Urtheil darüber im Voraus fällen; was wir aber genau wissen, ist das, daß die Regierung des Kaisers Alexander I1., mit der eine Aera weiser und allmählih fort- schreitender liberaler Reformen begonnen hat und deren leßte That die jüngst erfolgte Abshaffung der Kopfssteuer gewejen ist, auf eben demselben heilvollen Wege beharren wird, ohne sich weder durch die blinde Voreingenommenheit der einen, noch dur die unbedahte Ungeduld der anderen davon ablenken zu lassen.“

Amerika. New-York, 23. Juli. (W. T. B.) Fälle von Erkrankungen am gelben Fieber sind jeßt auch an anderen Punkten der Vereinigten Staaten ein- getreten. Zwei Fälle sind in Louisville, ein anderer in Hoboken bei aus Memphis geflüchteten Personen vor- gekommen. Jn Brooklyn ist eine Person, welhe von Ha- vanna dorthin gekommen war, am gelben Fieber erkranft. Außerdem befinden sich mehrere am gelben Fieber erkrankte Personen auf Schiffen, welche aus den Antillen hier ange- tommen sind. Diese Schiffe müssen sich gegenwärtig den an- geordneten Quarantänemaßregeln unterwerfen.

Südamerika. Chile. (W. T. B.) Von Seiten der chilenishen Gesandtschaft in Paris wird mitgetheilt, daß die Nachricht von einem Siege der Peruaner beî Calama der Begründung entbehre. Seit dem Kampfe bei Jquique sei cs zu keinem Zusammenstoß gekommen.

Die Nr. 48 des „Amtsblatts der deutshen Reichs" Post- und Telegraphenverwaltung“ enthält Verfügungen: vom 14. Juli 1879, Bedruckte Papiere als Waarenproben; vom 12. Juli 1879, Auéstellung der Nachnahme - Postanweisungen über die für Nachnahmesendungen vom Auslande eingezogenen Beträge.

Nr. 13 des „Archivsfür Post und Telegraphie“, Bei- heft zum Amtéblatt der Deutschen Reichs-Post- und Telegraphen- verwaltung, enthält: Aktenstücke und Aufsäße: Kundgebung zur Feier der goldenen Hochzeit des Deutschen Kaiserpaares Seitens der Reichs-Post- und Telegraphenbeamten. Statistik über den Post- betrieb in Deutschland (Deutsches Reichs-Postgebiet, Bayern und Württemberg) für die Jahre 1875, 1876 und 1877. Das Tele- grgpvenwGen in Ftalien 1876 und 1877. Die Grafschaft Mans- eld. Kleine Mittheilungen: Errichtung einer neuen Gattung von Postanstalten in Belgien. Schnellste Reise zwischen der Kapstadt und England. Neue Fortbewegungêmittel für Pferde-Eisenbahnen. Zeitschriften-Ueberschau.

„Centralblatt für die gesammte Unterrichts- Verwaltung in Preußen.“ FJuniheft. JInhaltsverzeichniß: Schulfeier am Tage der goldenen Hochzeit Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin. Zusammensetzung der Wissenschaftlichen #rüfungsfommissionen für 1879/80. Aus\{chluß der Stempelpflich- eit der Verabredungen über eine künftig zu beiiellende Kaution. Rektorwahlen zu Greifswald und Halle. Zahl der Lehrer an den Universitäten im Winter 1878/79. Frequenz der Universitäten im Winter 1878/79. Einweihung des neuen Universitätsgebäudes zu Marburg. Regelung einiger Verhältnisse bei der tewnischen Hoch- \hule zu Berlin. Stipendium . der Salingschen Stiftung, Auf- forderung zur Bewe: bung. Feier des 50 jährigen Bestehens des deutscbon arhäologishen Institutes. Mendelssohn-Bartholdy- Staats - Stipendien für Musiker, Aufforderung zur Be- werbung. Friedenskla\sse des Ordens pour le mérite,

Ferienordnung in der Provinz Westpreußen. Auf- finden der Ankündigungen von verderblichen Schriften in Exemplaren einer Festshrift für Unterrihtsanstalten. Verfahren eines Verlagsbuchhändlers zur Empfehlung eines Buches aus seinem Verlage. Zweck und Benußung der Instruktionéêreisen von Se- minarlehrern; Inhalt und Form der Reiseb rihte. Vereinbarung mit Bremen wegen gegenseitiger Anerkennung der Prüfungszeugnisse für Lehrerinnen 2c. Befähigungszeuanisse aus der Turnlehrer- Bildungsanstalt. Desgl. aus der Turnlehrerprüfung. Neuer Kursus in der Turnlehrer-Bildungsanfstalt. Turnfahrten während der Turnkurse für Elementarlehrer. Bauart bei Schulhäusern. Größe und Einrichtung der Schulzimmer, Ausdehnung der Lehrer- wohnung. Verleihung der Rechte einer juriftischen Person. Zu- wendungen im Ressort der Unterrichtsverwaltung, Verleihung Allerhöchster Auszeihnungen., Personalchronik.

Statistische Nachrichten.

Bei der Magdeburger Allgemeinen Versicherungs- Aktien-Gesellschaft Abtheilung für Unfallversicherung— famen im Monat Juni 1879 zur Anzeige: 13 Unfälle, welche den Tod der Betroffenen zur Folge gehabt haben, 5 Unfälle, in Folge deren die Beschädigten noch in Lebensgefahr \{chweben, 32 Unfälle, welche für die Verletzten vorausfitlich lebenslängliche, theils totale, theils partielle Invalidität zur Folge haben werden, 502 Unfälle mit vorausfichtlich nur vorübergehender Erwerb8unfähigkeit. Summa 552 Unfälle.

Na einem vom Königlichen Ministerium des Innern in Dreéden veröffentlihten Bericht des Landes-Medizinal-Kollegiums über die Sterblihkeits- und Krankheitsverhältnisse im Königreih Sachsen während des Jahres 1877 sind die Meortalitätsverhältnisse dieses Jahres weniger günstig als im Vor- jahre gewesen, indem die Zahl der Todesfälle niht nur absolut, son- dern auch relativ zugenommen hat. In 1877 betrug nämlich die Zahl der Gestorbenen exkl. der Todtgebornen 81 899 oder 28,82 auf je 1000 Lebende. während dieselbe im Jahre 1876 nur auf 78 121 oder 27,99 auf je 1000 Lebende ermittelt worden ift,

Während die mittlere Bevölkerungsziffer von 2799563 in 1876 auf 2 841 827 in 1877, mithin nur um 1,82 9/6 gestiegen ift, hat da- gegen die Zahl der Todesfälle sih um 4,83 °/9 vermehrt. Von den aróßeren Städten des Königreichs zeigten die größere Sterblichkeit : Zschopau mit 44,18 9/4 und Werdau mit 38,57 °/%, die geringste da- gegzn: Leipzig mit 23,60 9/0 und Plauenémit 24,38 9/00; in Dresden fommen auf 1000 Lebende 24,62 Sterbefälle exkl. Todtgeborene. Einen nicht unwichligen Einblick in die Ursachen der gegen das Vor- jahr erhöheten Gesammtsterblihkeit gewährt {on eine Vergleichung der Zahl der Todesfälle in den einzelnen Alt. rsklassen, wie sie si in den Jahren 1876 und 1877 ergeben haben. Es find nämli (unter Nicbtberücksihtigung der Sterbefälle mit fehlender Alterê- angabe) gestorben:

im Alter von 1876. P8T7; e I

(— 1 Jahr 34 852 34 030 2,4 % über ,1—6 ,y 9 985 12 833 + 28,9 y O 1 302 L953 O6 V4 , 505 658 + 30,2 , e 14—0 , 1 264 1329 +19, O 3 391 3 403 +— 0,3 y O04 3472 3 740 C 7 40—O0 , 3 739 3 935 +— 5,2 O O 5 021 5 349 09, 0/0 5; 6 116 6 359 + 49 000 5 5 954 5 882 —+- 9,9 y 80 1410 1 845 + 0,8 ,

Nach diesen Zahlen hat die Säuglingssterblichkeit etwas abgenom- men, die Sterblichkeit in allen anderen Altersklassen aber zugenom- men und zwar in denen der Kinderjahre sehr beträchtlich, aber aub in den höôherea Altersklassen vom 30. Lebensjahre an ungefähr um das Dreifache der Bevölkerungszunahme. Was die ermittelten wih- tigsten Todesursachen anlangt, so sind in 1877, unter Nebenstellung der. Todten des Vorjahres in Parenthese, gestorben u. a. an: Pocken 20 E Masern 748 (364), Scharlach 1840 (939), Croup und Diphtherie 3011 (2306), Keucbhustea 1222 11110), Abdominal-Typhus 741 (966), Kindbettfieber 535 (542), Ruhr 59 (138), Krebs 1943 (1780), Lungenshwindsucht 7009 (6521). Hiernach habe die \. g. Kinderkrankheiten : Masern, Scharlach, Croup, Diphtherie und Keuc- busten in 1877 ganz erheblich mehr Opfer als im Vorjahre gefor- dert, bei Masern und Scharlah namentli hat sich die Todtenzahl geradezu verdoppelt. Dagegen haben die tödtlih verlaufenen Fälle von Typhus, Ruhr und den Kindbettkrankheiten \fih vermindert und bei Krebs und Lungenscbwindfsucbt ist die Zunahme ¿war unverkenn- bar, doch noch eine ziemlich beshränke.

Das Rechnungsdepartement des österreihishen K. K. Finanz- Ministeriums hat vor Kurzem die statistishen Ausweise über die Verzehrungssteuern in sämmtlichen Ländern der österreichi ch- ungarishen Monarchie während des Jahres 1878 veröffentlicht. Wir entnehmen diesen Ausweisen folgende Einzelheiten : der Brutto- ertrag ter Verzehrungssteuer in ganz Oesterreich-Ungarn bezifferte sich auf 78 425 069 Fl., um 3 610425 FI. mehr als im Jahre 1877, was cine Zunahme um 4,82 °/ ergiebt. An dieser Gesammtsumme parti- zipiren die im Reichéra‘he vertretencn Königreiche und Länder mit 64 710 510 FL., die Länder der ungarishen Krone mit 13 546 817 Fl. und das kcoatish-slavonische Gebiet derMilitärgrenze mit167742 Fl. Der Gesammtbetrag der Verzehrungésteuer ist gegen das Jahr 1877 in den im Reichsrathe vertretenen Königreichen und Ländern um 2 262 890 FI., in den Ländern der ungarischen Krone um 1253 889 Fl. und in der Militärgrenze um 93 655 Fl. gestiegen. Diese Steuer- leistung vertheilt sich nach der Zählung vom 31. Vezember 1869 auf eine Bevölkerung von 35 547 640 Köpfen, von denen 20217531 den im Reichsrathe vertretenen Königreichen und Ländern, 14 569 203 den Ländern der ungarishen Krone und 760906 der Militärgrenze ange- böôrten. Nach den einzelnen Steuerobjekten ergaben si für die ge- fjammte Monarchie folgende Resultate: Branntwein 13 997 731 Fl, um 1 330796 Fl. mehr als 1877; Wein, Weinmost und Obstmost 6 819 207 FL., um 4151 Fl. weniger als 1877; Bier 22 475 587 Fl, um 178744 Fl. mehr als im Vorjahre ; leish 6 743 678 F[., um 37 902 FI. mehr; Zucker aus inländishen Stoffen 20 220 847 Fl, um 1 705 928 FL. mehr; andere Objekte 5 722 041 Fl., um 173 321 sl, mehr; Verwaltungseinnahmen, d. i. Gefälls\icherstelungen, Neben- gebühren, Mieth- und Pachtzinse, Ersäße 2c. 2445978 Fl.,, um 187 885 Fl. mehr als im Jahre 1877. Die Zahl der in der Ge- sammtmonarcie im Betriebe gewesenen Brauereien betrug 2352, sie verminderte si gegen das Vorjahr, und zwar ausf\chließlich in Oesterreich, um 35. on diesen Brauereien befanden si 2158 in den im Reichérath vertretenen Königreihez und Ländern. Die Biererzeugung auf dem „flahen Lande“ erreihte 10450 141 hl und in den „geschlossenen Städten“ 873 303 h', zusammen 11 323 444 hl; dieselbe ist gegenüber dem Ergebnisse in der Erzeugungsperiode 1876/77 um 215009 h1 zurückgeblieben. Die Einfuhr über die Zollgrenze ist mit 2774 b1 ausgewiesen. Die Aus- fuhr gegen Steuerrücvergütung erreichte in den im Reichsrathe ver- tretenen Königreichen und Ländern 206 824 11, in Ungarn und seinen Nebenländern 7493 h1. An Steuerrestitutionen wurden in Oesterreich 397 924 Fl., in Ungarn 19184 Fl. gezahlt. Die Gesammtzahl der B-anntweinbrennereien in der öfterreihisch-ungarischen Monarchie betrug im Jahre 1878 1799; dieselben haben sid, um 100 vermindert. Von der Gesammtzahl der Breunereien befinden fich 1122 in den im Reichsrathe vertretenen Königreihen und Ländern, in denen 41 Branntweinbrennereien eingingen. Die im Jahre 1878 gezahlten Steuerrestitutionen betrugen im Ganzen 1745 196 Fl. Die Zahl der Fabriken, welhe Zucker aus inländischen Stoffen erzeugten, betrug im Jahre 1878 in der ganzen Monarchie 229, und es dürfte von Interesse sein, die Vermehrung

und Verminderung der Zuckerfabriken in den leßten Decennien, d. f. von 1850/51 an, zu verfolgen; es bestanden im Jahre 1850/51 nur 100 Zuckerfabriken, die fich im folgenden Decennium, d. h. bis zur Er- zeugungéperiode 1860/61 um 25 vermehrten, während im zweiten De- cennium bis 187071 weitere 90 Fabriken errichtet wurden, so daß in dem leßtgenannten Jahre die Zahl der Fabriken auf 215 gestiegen war. In den folgenden 7 Jahren, d. i. von 1871/72 bis 1877/78, betrug die Zabl der Fabriken der Reihe der Jahre nah: 251, 256, 244. 226 231. 227 und 229 Fabriten. Im leßten Jahre wurden 26316 491 Metercentner Rüben verbraucht. Für den über die Zolllinie ausgeführten Zucker wurden in den im Reichsrathe vertretenen Königreichen und Ländern 14 364 424 Fl, und in den Ländern der ungarishen Krone 570 714 Fl. restituirt. Was speziell die Verzehrungssteuer in den „geschlossenen Städten“ der Monarcie betrifft, so betrug diejelbe im Jahre 1878 im Ganzen 17676559 FLl., um 674811 Fl. mehr als im Jahre 1877. Daran partizipirte Wien mit 10 216 370 Fl., Linz mit 173 072 Fl., Prag mit 1 371068 Fl., Brünn mit 490 994 F[l., Lemberg mit 461258 Fl., Krakau mit 256950 Fl., Triest mit 854 072 Fl, Graz mit 782 454 Fl., Laibach mit 162 238 Fl., Pest mit 2 774 942 Fl., und Preßburg mit 133 141 Fl. Von der oben angeführten Zunahme entfallen auf Wien 413 231 Fl, auf Pest und Preßburg 202 989 F[.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

„Der Sachsenspiegel, Landrecht und Lehnrecht." Nah dem Oldenburger Cod- x picturatus von 1336, Herauégegeben von A. Lübben. Mit Abbildungen in Lithographie und einem Vorwort zu denselben von F. von Alten. Oldenburg, 1379. Schulze'sche Mana und Hof-Buchdruckerei (C. Berndt & A. Schwarz).

Die beiden Rechtsbücher, in welhen die ganze Materie des mittelalterlihen Rechtes zusammengetragen ist, sind der Sahsen- spiegel und der Shwabenspiegel. Das älteste dieser Rechtsbücher ist der Sachsenspiegel. Er wurde im Anfange des 13. Jahrhunderts von einem anhaltishen Schöffen, Eyke von Repgow, in lateinischer Sprache zusammengestelt und dann ins Deutshe übersetzt. Er enthält sämmtlihe im sähsishen Gebiete geltenden ge- seßliden Bestimmungen und Recht8gewohnheiten. Obwohl a U E O nur cue VPrivalarbeit. erbielt er bald das Aasehen eines sffentlihen Geseßbuhes. Die älteste

uéígabe des Sachsenspiegels soll die holländishe Ueberseßzung Gouda in Holland 1472) sein. Die älteste oberdeutshe Ausgabe ist „von Theodoricus v. Bockstorf, Bischof zur Neuenburg seliger ge- corrigiret“ (Basel 1474, Fol.); dann hâufig, besonders von Wolf. Loß. Leipz. 1545; von Cp. Zobel. Leipz. 1561, Fol.; von Ludovici. Halle 1720, 49; C. W. Gärtner. Leipz. 1732, Fol., und zuleßt, und zwar in niederdeutsher Sprache, von C. G. Homeyer 1827 in erster, 1861 in dritter Auflage*).

In der vorliegenden Ausgabe wird zum ersten Male ein getreuer Abdruck der niederdeutschen Handschrift des Oldenburger oder Vareler Sachsenspiegels veröffentlicht. Dieselbe wurde im Jahre 1336 von dem Rasteder Mönch Heinrih Gloyesten ge- schrieben, überragt also an Alter die niederdeutshe Berliner Handschrift um 33 Jahre; weiter zurück reiht mit Sicher- heit feine rein niederdeuts he Handschrift , e E Die älteste datirte Handschrift dieses Idioms, die wir kennen. Ferner ift die Sprache in dieser Oldenburger Handschrift viel reiner und gleih- mäßiger niederdeutsch, als in der Berliner. Endlich hat die Handschrift außer ihrem Alter und ihrer größeren Reinheit des niederdeutschen íIdioms noch den seltenen Vorzug, doß sie eine von den 4 noch vor- handenen Bilderhandschriften ist. Während aber die 3 anderen Bilderhandschriften (die Heidelberger, Wolfenbütteler und Dresdener) einen hohdeutschen Text liefern, ift die Oldenburger Handschrift die einzige mit niederdeutshem Texte. Diese Bilderbeischriften im Ol- denburger Coder find offenbar von einem niederdeutshen Künstler angefertigt und entstanden höchst wahrscheinlich zugleich mit der Schrift; in ihnen wird uns das Leben, die Sitten, Gebräuche u. \. w. aus einem Theile Nordwest-Deutschlands vorgeführt, für welche aus jener Zeit, so weit bis jeßt bekannt, keine zweite solche Urkunde vor- liegt. Von welcher eminenten Bedeutung die Quelle in dieser Be- ziehung ist, zeigt jede Darstellung.

Schon aus dem Angeführten ergiebt sich, daß es ein guter Ge- danke gewesen, auch nah und troß der vortrefflihen Homeyer'shen Ausgabe auf Grund der alten und guten Oldenburger Hand- {rift nochmals den Sawhsenspiegel zu ediren. Der Heraus- geber ist hierbei so verfahren, daß es ihm vor Allem darauf ankam, einen getreuen Abdruck der genannten Handschrift zu geben. Daher ist in dem vorliegenden Abdruck die Ortho- graphie gerade so gelassen, wie in der Handschrift selbst. Da- gegen sind die Abkürzungen, die sih in der Handschrift vorfinden, stets aufgelöst, die Schreibfehler der Handschrift immer unten ange- merkt; da, wo sich Auslassungen in der Handschrift vorfinden, das Feblende und zwar, wo es ging, nah dem glossirten Olden- burgischen Codex ergänzt. Auch hat der Herausgeber die Inter- punktion, die in der Handschrift fast gänzlich fehlt, beigefügt. Endlich hat Lübben, da die Oldenburzer Handschrift eine Abtyeilung nach Artikeln oder Kapiteln nicht kennt, sondern ununterbrocen fortläuft, zur besseren Orientirung die Eintheilung nach der bewährten Ausgabe von Homeyer an den Rand drucken lassen. Dem Terte des Sachsen- spiegels geht cine Einleitung voran, in welcher der Herausgeber die Oldenburger Hand|chrift des Sachsenspiegels genau beschreibt, sowie \cließlich außerdem noch über die beiden anderen Handschriften handelt, die zugleih mit der Oldenburger Bilderhandschrift wieder aus dem Dunkel der Verborgenheit gezogen wurden: den glofsirten Oldenburgishen Codex des Sachsenspiegels und eine Handschrist des Schwabenspiegels. Ueber die der Handschrift beigefüzten Bilder giebt sodann Hr. von Alten in einem auf die Einleitung folgenden Ab- \hnitte aus näherer Kenntniß das Weitere. Von diesen Bildern find der vorliegenden Ausgabe auf 9 Tafeln Abbildungen in Litho-

le graphien beigefügt.

Von Brodckhaus' kleinem Konversations-Lerikon, das in dritter, vollständig umgearbeiteter Auflage, mit zahlreichen Karten und Abbildungen ausgestattet, in 49 Heften 3) 5) im Verlage von F. A. Brockhaus in Leipzig erscheint, find soeben Heft 25—21 auszegeben worden. Dieselben reihen von „Kolgujew“ bis „Märkische Schweiz“ und bringen eine Karte von Desterreih-Ungarna und 4 Tafeln Abbildungen. Zwei der leßteren zeigen die innere Ein- rihtung eines Kriegs\chiffes und enthalten die Darste ¡ung einer Korvette im Längendurhschnitt, sowie Abbildungen von Ma- rineges{chüßen nebst Geschossen und sonttigen Details, der Bedienungsmannschaft, eines Fischtorpedos u. #, w. Die 2 leßten Tafeln enthalten Darstellungen von plaftishen Bild- werken derjenigen Meister der Neuzeit, deren {öpferische Gestaltung dieselben als eine Periode der Nachblüthe klassischer Plastik be- zeihnen läßt. Mit diesen zwei Tafeln liegt der Cyklus plastischer Bildwerke in sechs8 Tafeln V vor. Auch diese drei lehten Hefte, die uns vorliegen, zeigen dieselben Vorzüge, wie die früheren.

Paris, 22. Juli. (Fr. C.) Die Académie des sciences hat an Stelle des verftorbenen Rokitanski Hrn. Schwann zu ihrem forrespondirenden Mitgliede ernannt. Der portugiesishe Afrika- reisende Serpa Pinto ist am Freitag von London hier eingetroffen.

*) Der Sahsenspiegel oder das Sächsische Landreht nach der Berliner Handschrift vom Jahre 1369 mit Varianten aus 17 anderen Texten herausg. Berl. 1827, 2, verm. Aufl. 1835—45., 2 Bde. 3, umgearb. Ausg. gr. 8%. 1861. (Des Sahsenspiegels erster Theil, oder das Sächsische Landreht. Nach der Berliner Handschrift vom Jahre 1369 herausg. XVI., 527 S.). Vgl. auch Homeyer, Die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels. Berl. 1859. gr. 4.

(124 S.), und Homeyer, die Extravaganten des Sahsenspiegels. Berl. 1861. gr. 4, (46 S.).

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