1879 / 192 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 18 Aug 1879 18:00:01 GMT) scan diff

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Ministerium der geistlihen, Unterrihts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Der Sanitäts-Rath Dr. med. Halle ist, mit Belassung des Wohnsißes in Ahlden, zum Kreis-Wundarzt des Kreises Fallingbostel ernannt .worber- ,

Königliche Akademie der Künste zu Berlin. Winterkursus der Lehranstalten für Musik. : A. Hohshule für Musik, Abtheilung für musika- lishe Komposition.

Der Unterricht wird ertheilt durch die Professoren Grell, Kiel, Bargiel und Ober-Kapellmeister Taube rt.

Die Aufnahmebedingungen sind aus dem Prospekt ersicht- li, welher im Geschäftszimmer der Akademie, Universitäts- straße 6, käuflich zu haben ist. Ebendaselbst haben die Aspiranten ihre an den unterzeichneten Vorsißenden der Sektion zu rihtenden Meldungen, unter Beifügung der im Abschnitt 1V des Prospekts geforderten Nachweise und mu- sikalishen Kompositionen, bis zum 15. September einzureichen.

Die Aufnahmeprüfung findet am 6, Oktober, Morgens 10 Uhr, im Akademiegebäude statt.

B. Hochschule für Musik, Abtheilung für aus-

übende Tonkunst. Direktor: Professor Dr. Joachim.

__ Am 1. Oktober d. F. können in dieser Anstalt, welche die höhere Ausbildung im Solo- und Chorgesang und im Solo- und Zusammenjpiel der Orcester- (Streich- und Blas-:)

nstrumente, des Klaviers und der Orgel bezweckt, neue

Schüler und Schülerinnen eintreten.

Die Bedingungen zur Aufnahme sind aus dem Prospekt ersihtlih, welher im Bureau käuflih zu haben ist, auch gegen Einsendung von 23 H in Marken mittelst Kreuzbandes übex- sandt wird.

Die Anmeldungen sind \chriftlich und portofrei, unter Beifügung der im §. 7 des Prospekts angegebenen nöthigen Nachweise (selbstgeshriebener Lebenslauf, Lauf-, Bildungs- und Führungszeugniß) spätestens drei Tage vor der Auf- nahmeprüfung, welhe Mittwoch, den 1. Oktober d. F., Mor- gens 9 Uhr, stattfindet, an das Direktorat der Anstalt (Berlin NW,, Königsplaß Nr. 1) zu rihten und auf dein Briefumschlag mit dem Zusaße „Anmeldung“ zu versehen. i

Die Prüfung derer, welche sih zur Aufnahme in die Chorsule \chriftlich angemeldet haben, wird am 4. Oktober Vormittags 11 Uhx abgehalten.

Eine besondere Zustellung erfolgt auf die Anmeldungen nicht, sondern die Aspiranten haben sih ohne Weiteres zu den Aufnahmeprüfungen einzufinden.

Sn situt [Ur KirMWenmUsit. “(Alexanderstraße 22.) Direktor: Professor Haupt.

Zweck der Anstalt: Ausbildung von Organisten, Kanto- ren, wie auch von Musiklehrern für höhere Lehranstalten, ins- besondere Schullehrerseminare. Ausführlihe Prospekte sind durch den Direktor des Jnstituts zu beziehen.

Die Aufnahmeprüfung findet am 13. Oktober, Morgens 9 Uhr, im Lokale des Jnstituts statt.

Berlin, den 15. August 1879.

Der Vorsitzende der musikalischen Sektion des Senats.

Ober-Kapellmeister Daubert.

Justiz-Ministerium. Allgemeine Verfügung

vom 14. August 1879, betrefsend Strafvoll- streckungen, Strafausseßzungen, Begnadigungen und vorläufige Entlassungen von Straf- gefangenen.

Vom 1. Oktober d. J. ab treten die nachfolgenden Be- stimmungen in Wirksamkeit :

Für diejenigen Sachen, in welchen das Amtsgericht (Schöffengericht, Rheinschiffahrtsgeriht, Elbzollgericht) in erster Instanz erkannt hat, wird in Gemäßheit des 8. 483 Abs. 3 der Deutschen Strafprozeßordnung die Strafvollstreckung dem Amtsrichter übertragen. Jm Uebrigen erfolgt die Strafvoll- streckung dur die Staatsanwaltschaft des Landgerichts. Die nach §. 483 Abs. 1 der Strafprozeßordnung erforderliche Ab- schrift der Urtheilsformel ertheilt der Gerichtsschreiber Des- jenigen Gerichts, welches in erster Jnstanz erkannt hat.

Die Strafvollstreckung aus Urtheilen, welche von den auf- gehobenen Gerichten erlassen sind, erfolgt, sofern nah §. 40 des Geseßes vom 31. März 1879, betreffend die Uebergangs- bestimmungen zur Deutschen Civilprozeßordnung und zur Deutschen Sivasprvztlotbnunga, das Amtsgericht sür das ge- rihtlihe Verfahren bei der StrafvollsireŒung zuständig ist, dur den Amtsrichter, anderenfalls dur die Staatsanwaltschast des Landgerichts. L

Ueber Strafaufshub in den Fällen des §. 487 der Straf- prozeßordnung - hat diejenige Behörde zu befinden, welcher nach den Bestimmungen unter I. die Strafvollstreckung obliegt,

Ueber Strafaufschub in den Fällen des 8§. 488 der Straf- prozeßordnung hat stets die Staatsanwaltschaft des Land- gerichts zu befinden. Dieselbe hat, sofern sie über den Zeit- raum von vier Wochen hinaus Strafaufshub bewilligen will, die Genehmigung des Ober-Staatsanwalts einzuholen.

Die Bewilligung von Strafaufschub in anderen, als den in den 88. 487, 488 der Strafprozeßordnung vorgesehenen Fällen, fowie die Bewilligung von Straftheilung und Straf- unterbrehung erfolgt nah Maßgabe der bestehenden Vor- riften der Art, daß in erster Jnstanz die Staatsanwaltschaft des Landgerichts, in zweiter Jnstanz der Ober-Staatsanwalt befindet. 48

Für die Behandlung der Begnadigungssachen bleiben die 16 B Bestimmungen mit folgenden Abweichungen maß- gebend:

1) Abgesehen von den Fällen des §. 484 der Stafprozeß- ordnung erfolgt die Bearbeitung der Begnadigungssachen dur die Staatsanvaltschaft des Landgerichts, und zwar auh hinsichtlih derjenigen Sachen, in - welhen- das Amtsgericht G NIOeri Rheinschiffahrtsgeriht , Elbzollgericht) er- annt hat.

2) Die Berichte werden unmittelbar an den Justiz- Minister erstattet, auch wenn in einex höheren Jnstanz eine abändernde Entscheidung ergangen ist. *Wo der Justiz-Minister eine Berichterstattung durch den Ober-Staatsanwalt für an- gezeigt erachtet, wird er dieselbe im Einzelfalle anordnen.

3) Jn allen Fällen, in welchen von Nebenstrafen ab- eschen nur auf Geldstrafe, oder auf Haft, oder auf Lestungshaft oder Gefängniß bis zu Einem Jahre, allein oder in Verbindung mit einander, erkannt worden ist, bedarf es der Beifügung eines Akteneuszuges und einer Urtheils- an nur dann, wenn Allerhöchsten Orts Bericht erfor- ert ist.

4) Die Berichterstattung über rechtskräftig ergangene Todesurtheile erfolgt durch die Staatsanwaltschaft desjenigen Landgerichts, bei welchem das erkennende Schwurgericht zu- sammengetreten war. Der Bericht wird mit den Akten nebst Afktenauszug und beglaubigter Urtheilsabschrist dem ODber- Staatsanwalt zur Weiterbeförderung an den Justiz-Minister eingereiht. Der Ober-Staatsanwalt hat seinerseits die ihm erforderlih erscheinenden Bemerkungen dem Berichte beizu-

ügen. I IV,

Die in der gemeinschaftlichen Verfügung des Herrn Mi- nisters des Jnnern und des Justiz-Ministers vom 21. Fanuar 1871, betreffend die Ausführung der §8. 23 bis 26 des Straf- geseßbuhs (Just.-Minist.-Bl. S. 34 ff.), vorgesehenen Funktio- nen der Appellationsgerihte werden durch die Ober-Staats- anwälte bei den Ober-Landesgerihten wahrgenommen. Die- selben haben die entsprehenden Vorkehrungen dafür zu treffen, daß die in den §88. 5, 7 und 15 jener Verfügung vorgesehenen Anträge und Anzeigen an sie gerichtet werden.

Berlin, den 14. August 1879.

Der E tretun Jn dessen Vertretung : von Schelling.

Ministerium der öffen:lihen Arbeite:

Der bisherige Regierungs-Baumeister Friedrich Angelo von Niederstetter zu Frankfurt a. O. ist zum Königlichen Landbaumeister ernannt und demselben die vakante ae Hülfsarbeiterstelle bei der Königlichen Regierung daselbst ver- liehen worden.

Hauptverwaltung der Staatsschulden.

Bekanütmachung.

Die planmäßige 25. Ziehung von 30 Serien der Staats- Prämien-Anleihe von 1855, welche die am 15. und 16. Ja- nuar k. Js. zur Verloosung kommenden 3000 Stü Schuld- verschreibungen dieser Anleihe enthalten, wird am 15. Sep- tember d. J., Vormittags 11 Uhr, in unjerem Sizungszimmer, Oranienstraße Nr. 92, im Beisein eines Notars öffentlich stattfinden.

Die Nummern der gezogenen Serien werden demnächst dur Zeitungen und Amtsblätter bekannt gemacht werden.

Berlin, den 16. August 1879.

Haupt-Verwaltung der Staatsschulden. Löwe. Hering.

Abgereist: Se. Excellenz der Wirkliche Gemeime Rath und Direktor im Ministerium des Königlichen Hauses, von Schweiniß, nah der Schweiz.

Bekanntmachungen auf Grund des Reihsgeseßes vom 21. Oktober 1878,

Das durch meine Bekanntmachung vom 17. Fanuar d. J. (Reichs-Anzeiger Nr. 15) erlassene Verbot der vom kommu- nistishen Arbeiterbildungsverein in London herausgegebenen periodishen Druckschrift „Freiheit“ erstreckt sih au auf diejenigen Nummern dieses Blattes, welhe unter der Auf- rift „Provinzial-Correspondenz“ in London zur Ausgabe gelangen.

Berlin, den 18. August 1879.

Der Reichskanzler. Im Austrage: von Moeller.

Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung vom 21. No- vember v. J. wird hiermit zur öffentlihen Kenntniß gebracht, daß die Liquidation des verbotenen Vereins zur Wah- rung der Jnteressen der werkthätigen Bevölke- rung Berlins beendet ist.

Berlin, den 12. August 1879.

Königliches Polizei-Präsidium. I. Abtheilung. Schmidt.

Die unterzeihnete Königliche Kreishauptmannschaft hat, auf Grund von §. 1, Abs. 2, und §. 6 des Reichsgeseßes vom 91, Oktober 1878, den Gesangverein „Glodcke“ in Schedewiß verboten.

Zwickau, den 15. August 1879.

Königlich D Aa ht. ertel.

Bertanntm&aPhUnaen,

betreffend Verbote und Beschränkungen der Ein- fuhr über die Reichsgrenze.

Königlih bayerishes Staats-Ministerium des JFnnern, Abtheilung für Landwirthschaft, Gewerbe und Handel.

Nachdem die Rinderpest nach den anher gelangten amt- lihen Mittheilungen in Böhmen und S A ausgebrochen ist, so wird die Bekanntmachung vom 28. Zuli l. F. (Geseß- und Verordnungsblatt Nr. 38) für die bayerisch-österreichische Grenzstrecke von der sächsishen Grenze bei Rehau bis Schellen- berg bei Berchtesgaden außer Kraft geseßt, an deren Stelle werden aber im Hinblicke auf §. 328 des Strafgeseßbuches für das Deutshe Reih und auf Grund des Art. 2 Ziff. 1 des Polizeistrafgeseßbuhes für Bayern vom 26. Dezember 1871, sowie mit Bezugnahme auf das Reichsgeseß vom 21. Mai 1878 (Reichs-Geseßblatt Nr. 12) für die genannte Grenz- strecke nachstehende Destnmungen getroffen :

1) Verboten ist bis auf Weiteres entlang der ba eris- österreishen Landesgrenze von der sähsishen Grenze bei Rehau bis Schellenberg bei Berchtesgaden die Ein- fuhr aus Oesterreich-Ungarn nach und dur Bayern: a, von Rindvieh, Schafen und Ziegen ohne Unterschied

der Nace und des Landes, aus welhem sie kommen, desgleichen

b, von thierishen Theilen jeder Art in frishem Zu-

stande, welche von diesen Wiederkäuern herrühren,

soweit nicht in Nachstehendem etwas Anderes bestimmt ist.

2) Nicht beschränkt bleibt der Verkebr:

a. mit Butter, Milch und Käse,

b, mit vollkommen trockenen Häuten, sowie mit trocke- nen oder gesalzenen Därmen,

c. mit Wolle, Haaren und Borsten, geschmolzenem Talg, desgleichen mit lufttrockenen, von thierishen Weich- theilen befreiten Knochen, Hörnern und Klauen.

3) Auch ist nicht beschränkt der Verkehr mit Gespannen von Rindvieh zwischen österreichishen und bayerischen Grenzorten, beziehungsweise Grenzmarkungen und der Weidetrieb von an Bayern angrenzenden österreichischen Fluren und Alpen, auf bayerische Fluren und Alpen.

4) Für die Grenzstree von Schellenberg bei Berchtes- gaden bis Lindau verbleibt es bei den Bestimmungen der Bekanntmachung vom 28. Juli l. F.

München, den 13. August 1879. von Dillis, Staatsrath. Der General-Sekretär : Ministerial-Rath von Schlereth.

Nichtamfkliczes.

Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 18. August. Se. Majestät der Kaiser und König nahmen am Sonnabend Vormittag den Vortrag des Militär-Kabinets durch den Chef desselben, General-Lieutenant von Albedyll entgegen.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz nahm am Freitag Vormittag die persönliche Meldung des zum Commandeur des 2. Schlesishen .Dragoner- Negiments Nr. 8 ernannten Oberst - Lieutenants von Schmeling entgegen und empfing Nachmittags den Com- mandeur des 1. Garde - Regiments z. F., Obersten von Derenthall.

Die in der heutigen Börsen - Beilage abgcdruckte tabéllärishe Uebersicht der Wochenausweite deutsher Zettelbanken vom 7. d. M. schließt mit folgen- den summarishen Daten ab: Es betrug der gesammte Kasjen- bestand 712 690 000 46 oder 206 000 mehr als in der Vorwoche, während der Wechselbestand mit 560 677 000 eine Abnahme um 9 060 000 4 und die Lombardforderungen mit 76 679 000 A6 eine solhe um 2972000 # nah- weisen; der Notenumlauf betrug 852 196 000 # oder 12250000 A weniger als in der Vorwoche; ferner zeigen die sonstigen täglich fälligen Verbindlichkeiten mit 990 882 000 4 einen Rückgang um 3 263 000 /6 und dic an eine Kündigungsfrist gebundenen Verbindlichkeiten mit 41 335 000 6 einen fsolhen um 68 000

Die in Berlin geseßlih bestehende Verpflichtung der Grundeigenthümer zur Entrihtung der Kosten des ersten Pflasters einer neu angelegten Straße is, nah einem Erkenntniß des Ober-Tribunals vom 9. FFanuar 1879, eine auf den angrenzenden Grundstücken haftende ding- liche Last, deren Leistung mit dem Termin der von dem Magistrat erfolgten Ausschreibung des Pflasterungskosten- betrages fällig wird und von Demjenigen zu zahlen ist, welcher die Abgaben und Lasten des Grundstücks überhaupt in der fraglihen Zeit zu leisten hat.

Der General-Lieutenant von Dannenberg, Com- mandeur der 2. Garde-Jnfanterie-Division, ist von Urlaub hierher zurückgekehrt.

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren : Dr. Kehlberg, Dr. Stahl, Dr. Weyl und Arzt Blume in Berlin, Dr. Komnick in Striegau.

S. M. gedeckte Korvette „Leipzig“, 12 Geschüße, Kommandant Kapitän zur See Paschen, ist am 5. Juli cr. in Port Louis (Mauritius) eingetroffen und beabsichtigt am 7. dess. Mts. die Reise nah Kapstadt fortzuseßen.

S. M. Glattdecks - Korvette „Nymphe“, 9 Geschüße Kommandant Korvetten-Kapitän Sattig, ist am 14. d. Mts- in Dartmouth eingetroffen.

Bayern. München, 16. August. (Allg. Ztg.) Se. Majestät der König hat die von dem Gesammt-Ministerium vorge- \{lagene Beseßung der Stellen am Verwaltungsgerichts- hofe genehmigt. Der Regierungs-Präsident Dr. von Feder wurde zum Präsidenten, der Ministerial - Rath Dr. von Huller zum Direktor und der Bezirks-Amtmann Hau ck zum Ober-Staatsanwalt ernannt.

Oesterreich - Ungarn. Wien, 16. August. Die „Presse“ {reibt : „Se. Majestät der Kaiser wird am 19. d. früh in Wien eintreffen. Graf Andra #\ y kommt am 20. d. nach Wien. Er wird dann, wie das wohlbegründete Uebung in konstitutionellen Staaten is, der Krone einen Nachfolger vorschlagen, der das {wer verantwortliche Amt eines Ministers des Aeußern übernehmen und die bisher befolgte Politik un- seres Auswärtigen Amtes fortführen soll. Was über die Mög- lichkeit von Aenderungen in unserer auswärtigen Politik, ins- besondere bezüglih des Orients und der Okfkupation, verschie- dene Blätter zu erzählen wissen, gehöit in das Gebiet der Ex- findungen. Man glaubt, daß die Allerhöchste Entschließung über das Demissions esu des Grafen Andrassy wahrscheinlich alsbald erfolgen dürste.“

(Pr.) „Daily Telegraph“ bringt einen überaus aner- fennenden Artikel über den Grafen Andras\y, in welchem betont wird, daß seit dem Grafen Kaunißt keinStaatsmann in Oesterreich sih eines gleichen Einflusses erfreute. Sein Rücktritt werde von vielen europäischen Staatsmännern mit aufrihtigem Be- dauern beklagt werden. Jn dem Grafen Andrassy verkörperten sih das Prinzip der Versöhnung zwischen den verschiedenen Nationalitäten und Klassen der vielsprachigen habsburgischen Monarchie. Das Blatt hebt ferner hervor, daß Graf Andrassy, obwohl er Besißer großer M eifriger Landwirth und Sportsman sei, seine ? rivatinteressen fast durch ein Jahrzehnt dem Staztswohl geopfert habe. Wenn die Geschihte - der leßten Phase der Orientfrage geschrieben werden werde, die ihren Abschluß mit dem Berliner Vertrage gefunden, werde man finden, daß Graf Andrassy dur den Scharfsinn und die Energie, welhe er währcnd dieser Epoche

an den Tag gelegt, fich reihlih den Dank des ganzen civilisirten Europa ebensowohl verdient habe, wie sein Herr und Kaiser. A : A

Der „Pester Lloyd“ schreibt über die Thätigkeit des Grafen Andrassy als Minister des Auswärtigen u. A.:

„Anerkannt muß werden zunächst, daß unter der Zeit, seit Graf

Andrassy die Leitung des Ministeriums des Auétwärtigen übernahm, die Macht Oesterreih-Ungarns nach Außen ih in aufsteigender Linie bewegte. Die Monarchie war aller Welt entfremdet, von aller elt isolirt, von aller Welt gemieden, als Graf Andrassy an die Spiße des Ministeriums des Auswärtigen trat; die Monarchie nimmt heute eine geahtete und angesehene Stellung ein, sie ist ein begehrenswerther Bundesgenosse geworden und sie hat die Fähigkeit, den Mittelvunkt einer festen europäischen Gruppirung zu bilden, welche die Geschicke des Welttheils zu beherrschen vermag. Wir baben uns an diese günstige Wandlung der Dinge gewöhnt und find dadur einigermaßen unempfänglih für den Inhalt derselben geworden; aber sie ist eine geschichtliche Wahrheit, die nicht ignorirt werden Da este Wir mögen nicht in die Erörterung der einzelnen Be- ziehungen zwischen uns und den übrigen Staaten einzugehen. Es genügt die Thatsache, daß Oesterreih-Ungarn die Gegnerschaften zurück- gedrängt, die Isolirung überwunden und vermöge seiner europäischen Stellung ebensowohl die Fähigkeit besißt, jede auêwärtige Aggression von {i fernzuhalten, als selbst eine Politik großer Aktionen zu ent- alten.“ f 17. August. Die „Wiener Zeitung“ meldet die durch Kaiserlihes Handschreiben vom 13. d. erfolgte Ernen- nung des Freiherrn Pin o zum Statthalter für Oberösterreich, des Freiherrn von Pretis zum Statthalter für Triest und das österreichische Küstenland und des Ritters von Widman zum Statthalter für Tirol und Vorarlberg.

Szegedin, 17. August. Ein gestern in einem hiesigen Möbelmagazin ausgebrohener Brand konnte erst, nachdem mehrere der anliegenden Häuser davon mit ergriffen waren, bewältigt werden. Der angerihtete Schaden ist nicht un-

erheblich. E

Schweiz. Bern, 16. August. (Bund.) Der Minister Dr. v. Tshudi in Wien hat am 7. d. M. mit dem serbischen Geschäftsträ zer daselbst die \chweizerisch-serbiscche Han- delsfonvention unterzeihnet. _

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“-*° Großbritannien und Jrland. London, 15. August. (Allg. Corr.) Vom südafrikanischen Kriegsschau- plaße reichen die neuesten Nachrichten via Madeira bis zum 29, Juli. Darnach sollte der Wiedereinmarsch der bri- tishen Truppen am 3. August in zwei Kolonnen beginnen. Die erste Kolonne, die unter dem Befehl des Oberst-Lieute- nants Clark von Durnford aufbrechen soll, wird eine Batterie Gatling-Kanonen, ein Detachement Genietruppen , Das 57. Regiment, das 3. Bataillon des 60. Regiments und fünf Compagnien des 80. Regiments, eine Schwadron der Nataler reitenden Schüßen, get Schwadronen von Lonsdale's Reitern Und vier Eingeborenen - Corps umfassen. Die zweite Kolonne, die von Rorkes Drift unter dem Kommando des Obersten Baker Russell abmarschiri, besteht aus einer Schwadron Dragoner, einer Batterie Artillerie, einem Detachement Genietruppen, dem 94. Regiment, einem Trupp von Lonsdale's Reitern, der ge- sammten Grenzfkavallerie, den Transvaal-Rangers und zwei Corps Eingeborenen. Die beiden Kolonnen sollen sich am 6. August in Magnibonium ein Rendezvous geben. Sir Garnet Wolseley verläßt heute Marißburg. Oberst Rufsells Kolonne, das 17. Lancier-Regiment, das 2. Bataillon des 3. Regiments und das 1. Bataillon des 24. Regiments um- fassend, hat Befehl zur Einschiffung erhalten. Die Dragoner gehen nah Utreht und Prätoria. —, Cetewayo schickte Abgesandte an John Dunn und ließ sich erkundigen, ob, wenn er sich den Engländern ergäbe, sein Leben geschont werden würde. Die Antwort lautete bejahend. Krieg8gefangene sagen aus, daß Cetewayo mit seiner Armee in den Sümpfen von Umvolosi stehe und zu fämpfen be- absihtige. Lord Chelmsford, General Wood und Oberst Buller en an Bord des Dampfers „German“ nah Eng- land zurüd. :

Der „Times“ wird aus Marißburg gemeldet: Die künftigen militärishen Bewegungen 1n, Zululand werden nux eine Demonstration bilden, um jedem falschen Eindruck, den unjer plößlicher Rückzug von Ulundi hervor- gerufen haben könnte, entgegenzuwirken und die Unterwersung der Häuptlinge zu beschleunigen. En

Frankreih. Paris, 17. August. (Rép. fr. Der diesseitige Gesandte in Kopenhagen, Tiby, hat sein Abberu- fungs\chreiben überreiht und geht nach dem Haag, um dort denselben Posten einzunehmen. Die Regierung hat auf Veranlassung des Ministers der Posten und Telegraphen, Cochery, ein Post-Sparkassengeses ausarbeiten lassen.

Türkei. Konstantinopel, 17. August. (W. T. B.) Durch Jrade des Sultans sind Savfet Pascha, Ali Saib Pasha und Savas Pascha zu türkischen Kommissären für die Unterhandlungen mit Griechenland ernannt worden. C S

t “252% Pera, 15. August. (Presse.) Die Armee, welche bisher gegen die Jnsurgenten in Macedonien operirte, wurde în Folge des Erlöshens der JInsurrektion aufgelöst. Zwei- tausend Mann davon gehen nah Novibazar, der Rest wurde an die ostrumelishe Grenze dirigirt. Der Khedive wird, Depeshen aus Kairo zufolge, nächsten Donnerstag hier eintreffen, um dem Sultan seine Huldigung zu leisten.

Die Nr. 51 des „Amtsblatts der Deutschen Reichs- Post- und Telegraphenverwaltung“ hat folgenden Inhalt : Verfügungen: Vom 14. August 1879. Leitung der Fahrpostsen- dungen nah Dänemark und bez. Schweden. Bom 13. August 1879. Bebutsame Behandlung der Pacete. Vom 8, Angust 1879. Gre öffnung der Eisenbahnstrecke Tost-Peiékretsham. Vom 12. August 1879. Verabfolgung von Postanweisungs-Formularen an die Königlich Preußischen Gerichtsbehörden.

Nr. 17 des Central - Blatts der Abgaben-, Ge- werbe- und Handelsgeseßgebung und Verwaltung in den Königlich Preußischen Staaten enthält : Anzeige der in ter Gesep- Sammlung und im Relchögeseppa ershienenen Geseße und Ver- ordnungen. Allgemeine erwaltungsgegenftände: Veränderungen in dem Stande und in den Befugnissen der oll- und Steuerstellen. Indirekte Steuern: Zollfreißeit der als Schmier1nittel dienenden Mineralöle. LTarabestimmungen zum neuen Zolltarif. Geseß wegen Besteuerung des Tabaks. ar ; Gu A

Nr. 33 des „Justiz-Ministerial-Bla t * hat folgenden Inhalt: Allgemeine Verfügung vom 12. Juli 1879, betreffend den

unmittelbaren Geschäftsverkehr zwischen den deutshen und den {chwei- zerishen Gerichtsbehörden. Allgemeine Verfügung des Justizs Ministers vom 11. August 1879, betreffend die Ausführung der Sciedsmannsordnung vom 29. März 1879 (Gef. Samml. S. 321). A OCIerns Verfügung vom 14. August 1879, betreffend Straf- vollstreckungen, Strafausseßzungen, Begnadigungen und vorläufige Entlafsungen von Strafgefangenen.

Statistische Nachrichten.

_ Gemäß den Veröffentlihung:n des Kaiserlichen Gesund- heitsamts find in der 32. G kreowoBe von je 1009 Be- wohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben emeldet: in Berlin 33,4, in Breslau 44,0, in Königsberg 22,7, in Söln 32,3, in Sranffurt a. M. 27,2, in Hannover 19,4, tn Cassel 18 4, in Magdeburg 33,8, in Stettin 30,4, in Altona 27,8, in Straß- burg 31,9, in München 30,7, in Nürnberg 28,3, in Augsburg 32,0, in Dresden 28,5, in Leipzig 25,3, in Stuttgart 27,0, in Sa dieie 26,8, in Karlsruhe 19,8, in Hamburg 24,4, in Wien 26,8, in Buda- Pest 42,7, in Prag 29,2, in Triest 33,7, in Basel 30,0, in Brüssel 21,0, in Paris 23,6, in Amsterdam 17,3, in Kopenhagen 23,3, in Stockholm 24,5, in Christiania 27,2, in St. Petersburg 34,7, in Warschau 22,5, in Odessa 47,7, in Bukarest 27,0, in Rom 23,7, in Turin 32,0, in Athen —, in Lifsabon 31,4, in London 17,6, in Glasgow 15,6, in Liverpool 19,6, in Dublin 23,9, in Edinburgh 15,2, in Alexandria (Egypten) 41,5. Ferner aus früheren Wochen: in New- Vork 39,7, in Philadelphia 24,4, in Chicago 31,0, in St. Louis 18,9, in San Franzisko 11,6, in Calcutta 22,1, in Bombay 342, in Madras 26,4. f

Die beim Beginn der Bericht8woche an den deutschen Beobach- tungsstationen vorherrshenden östlichen (süd- und nordöstlichen) Windrichtungen gingen um die Mitte der Woche, in Berlin und Cöln nach kurzem Wechsel mit Nordwest, in westlihe und südwest- lihe um und bliebzn au bis, zum Schluß der Woche vorwiegend, nur in Coniy und Breslau wehten bis zum 7. August Nordwest- winde, die am Schluß der Woche auch wieder in Coniß vorwalteten (in Cöln nördliche). Die Temperatur der Luft stieg in der ersten Hälfte der Woche und überstieg an einigen Orten das Monatsmittel. Sn der zweiten Hälfte der Woche kühlte sich die Luftwärme nah Entladung häufiger, von zum Theil heftigen Regengüssen begleiteten Gewittern merklih ab. Der Luftdruck sank in den ersten Tagen, be- hauptete si jedo dann bis zum Schluß der Woche auf seinen ein- genommenen Standpunkt. L

Die Sterblichkeitsverhältnisse der meisten größeren Städte ge- ftalteten sich in der Berichtswohe wieder ungünstiger, nur die größeren englischen Städte zeigen im Allgemeinen kleinere Sterblich- feitsverhältnißzahlen. In den deutshen Städten stieg die allgemeine Sterblichkeitsverhältnißzahl (auf 1000 Bewohner und aufs Jahr berechnet) auf 28,4 von 25,8 der vorhergegangenen Woche. Nament- lih erscheint die Sterblichkeit des Säuglingsalters gesteigert, zu- meist in Folge des wieder häufigeren Vorkommens der Darmfkatarrhe und Brechdurchfälle der Kinder, so daß von 10 000 Lebenden aufs Jahr berechnet, 143 Kinder unter 1 Jahr starben gegen 110 der Borwodce (in Berlin 201 gegen 168). :

Unter den Todesursachen erscheinen die meisten Infektions- krankbeiten häusiger, insbesondere aber Darmkatarrhe und Brech- durch‘âlle der Kinder, die in den deutschen Städten 820 Todesfälle veranlaßten, gegen 601 der vorangegangenen Woche. In den meisten größeren Städten, namentlich aber in Stettin, Breslau, München, Nürnberg, Dresden, Leipzig, Berlin, Straßburg u. a., sowie in Wien, Pest, Paris, London, Christiania, St. Petersburg, Warschau u. a. ist die Zahl der dadurch bedinglen Ledesfälie eine größere. Masern waren in Berlin, Altona häufiger, in Frankfurt a. M., Offenbah, London seltener. Das Scharlachfieber gewann in Ug, Duisburg, Gladba größere Ausdehnung. Diphtherische

fffektionen wurden in Berlin, Königsberg, Hamburg, Gladbach, Freiburg i. B. wieder häufiger Todesveranlassung. Der Unterleibs- typhus erscheint gegen die Vorwoche wenig verändert, Der Fledck- typhus wird seltener, es wurden nur 3 Todesfälle gemeldet (aus Königshütte, London, St. Petersburg je 1). Die Poten zeigen gegen die vorhergegangene Woche keine wesentlichen Veränderungen. In Pest, Paris, London, Lissabon ist die Zahl der Todesfälle fast die gleiche der vorangegan- genen Woche, in St. Petersburg sank sie auf 13, in Wien auf 2, in Warshau gleichfalls auf 2, ia Bukareft stieg sie auf 4, in Barcelona auf 6. Aus Berlin, Thorn, Genf, Odessa werden vereinzelte Blattern- todesfälle gemeldet. Am gelben Fieber erkrankten in PYtemphis in der am 26. Zuli beendeten Woche 85 Personen, von denen 37 starben. Auch nach einigen anderen amerikanischen Städten (New- York, Brooklyn, Louisville) sind dur lüchtlinge vereinzelte Er- frankungs- und Todesfälle am gelben Fieber beobachtet worden.

Den „Mittheilungen für die öffentlichen Feuerversicherungs- Anstalten“, entnehmen wir Folgendes über die Verwaltungsergebnisse der Magdeburgischen Land-Feuersozietät im Jahre 1878: Es betrugen die Einnahmen an Beiträgen 932 029 #, an Zinsen 121 065 an Diversen 3245 Æ, im Ganzen 1056 340 M4; die Aus- gaben im Gesammtbetrage von 645 814 Af. seßen sich zusammen aus angewiesenen Schadenvergütungen mit 484085 M4, Kosten der Schadenerhebungen 3621 &, Ausgaben für öffentlihe Zwecke mit 35020 M, für Spezialabshäßungen und Taxrevisionen 94719 M, sonstige ordentlibe Verwaltungskosten 95 865 &A, Diverse 2502 #4; es ergiebt sich also eine Mehreinnahme von 410525 4 Vas Vermözen des Instituts am Jahres\luß wies unter den Aktiven nah einen Kassenbestand von 147 227 M, rüständige Beiträge 485 211 e, Werthpapiere im Betrage von 2722650 Æ# Nom. zum Einkaufspreise von 2600176 M, Hypothekarishe Ausleihungen 503 220%, Werth des Jn- ventars 6000 im Ganzen 3741345 A; denselben stehen ein Passivposten rückständige Schadenvergütungen . mit 83 341 M gegenüber, so daß sich ein Aktivüberschuß von 83658503 M ergiebt.

9 Bei der Berliner Feuersozietät beliefen sih in dem mit dem 30, September 1878 beenditen Rechnungéjahre die Einnahmen im Ganzen auf 1315 374 4, und zwar für ausgeschriebene Beiträge 1295 150 M, Hälfte des Uebershusses aus der Hausverwaltung 3906 M, abgeseßte Schadenvergülungen 15 868 M, Diverse 449 4; die Ausgaben betrugen für festgestellte Shadenvergütungen 818 506 M, Schadenerhebungskosten 5566 4, Beitrag zu den Kosten des Feuer- lô\chwesens 433 528 M, ordentliche Verwaltungskosten 59 067 M, außerordentliche Verwaltungsko'ten und Zinsen für Darlehen aus der städtishen Sparkasse 13 493 4, im Ganzen 1330 162 4; es ergiebt sih also eine Mehrausgabe von 14787 A Das Vermögen der Sozietät wies am 30. September 1878 auf an Aktiven: Die rückständigen Beiträge mit 1297234 #, an Passiven: den Kassenvorshuß mit 220143 X, die rüdckständigen Schadenvergütungen mit 529796 #, sonstige Ausgaberückstände 92205 A, im Ganzen 772144 Æ, so daß si der Aktiv- Ueberschuß auf 525 089 A berechnet. Der absolute Zuwachs des Bersicherungsbestand.s betrug 96 446 200 4 und zwar dur Neubau 64 107 400 M, durch neue Taren 38913 000 M, während gelöfcht wurden 6 574200 A Im Jahre 1877/8 kamen 2 Bligstrahlbeshä- digungen, 15 Gasexplosionen, 18 Gardinenbrände und 394 sonstige Brandfälle vor. Entschädigungen waren für 367 Brandfälle u. dgl. zu leisten. Die größten Entschädigungen erheishten: der Brand der Berliner Brotfabrik (Aktien-Gesellschaft) mit 137 517 (1, der Brand einer Brauerei mit 129 640 4, der Brand der Busse’schen Brauerei mit 324482 M, während für die übrigen 364 Schadenfälle nur 226 867 „Æ zu vergüten waren. :

Die Feuersozietät der Stadt Stettin hatte im Jahre 1878 folgende Verwaltungsergebnisse: es beliefen si die Einnahmen aus Beiträgen pro 1878 auf 48081 (4, aus Zinsen auf 260 M, im Ganzen auf 50441 4; denselben standen an Ausgaben gegen- über: Schadenvergütungen pro 1878 4292 H, Kosten der Schaden-

erhebungen 180 &, Rüversicherungsprämien 1141 4, Beitrag zum Feuerlöshwesen 9000 #, ordentliche Verwaltungskosten 998 M, außerordentliche Kosten 596 A, im Ganzen 16209 #, \o daß sih ein Utberschuß der Einnahmen ergiebt von 34232 4 Das Vermögen des Instituts ist auf 76 824 4 gestiegen, und zwar waren ult. 1878 an Kassenbestand 2824 4, an Werthpapieren 74 009 Æ vorhanden. v S waren 72817409 Æ (+ 981745 Æ gegen 1877) versichert.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Das Recht der Aktien - Gesellschaften. Kritik und Reformvorshläge von Hermann Löwenfeld, Königlich preuß. Gerichts-Afsessor a. D. Berlin, Verlag von I. Guttentag (D. Collin). 1879. Das deutsche Aktienrecht is während der leßten Jahre mannigfah Gegenstand der kritishen Beurtheilung gewesen. Juristen und Laien haben sich bemüht, Vorschläge zu formuliren oder wenig- stens zu \fkizziren, mit deren Hülfe den aus Aktiengescäften drohenden Gefahren reit Stn begegnet werden sol, Es ist viel {äßz- bares und zum Theil sehr werthvolles Material in Folge defsen in Monographien, wissenschaftlichen Zeitschriften und in der Tagesprefse niedergelegt. Die Verfasser dieser Arbeiten haben jedoch fast aus3- nahmsêlos nur ausgewählte Abschnitte der \{chwierigen Ma- terie behandelt, nur gerade die ihnen auffälligen Mängel des Geseßzes zum Gegenstand der Beurtheilung ausgewählt. In dem vorliegenden Buche hat fich nun der Verfasser bemüht, alle Institute dieses Rechtsgebietes einzeln und in ihrem Zusammenhange mit einander zu betraten und sih die Auf- gabe gestellt, das gesammte Gebiet des Aktienrehts einer systematisch geordneten Beurtheilung zu unterziehen und versucht, aus den Mängeln selbst die Reformvorschläge zu entwickeln. Der Verfasser bekämpft die auch von \sacverständigen Beurtheilern wiederholt und mit Eifer vertretene Meinung, daß man das geltende Aktiengeseß mit Unrecht als mangelhaft bezeihne, daß nur seiner mißbräuchlichen Anwendung Zügel anzulegen seien, und daß die etwaigen Lücken besser durch Selbsthülfe als dur eine gesetzgeberishe Reform aus- gefüllt werden könnten. Als langjähriger Banksyndikus ift er von praktischen Gesichtspunkten ausgegangen und hat die Motive für die von ihm vorgeschlagenen Reformen vornehmlich solchen Mängeln entnommen, welche die Praxis seit Publikation der Novelle zum Vorschein gebracht hat. Neben dieser praktishen Richtung feiner Untersu{hungen hat der Verfasser die dogmatische Seite der Frage nicht vernachlässigt; in einer Reihe dogmatischer Erörterungen hat derselbe den Standpunkt der Wissenschaft und denjenigen des höchsten Gerichtshofes in den Kreis der Untersuchung gezogen, ohne sonst die Vebersichtlihkeit der Darstellung durch eine übermäßige Fülle von Material zu beeinträhtigen. Der Inhalt der fremden Rechte ist niht durchweg dem geltenden deutschen Aktienrechte gegenübergestellt, dies vielmehr nur in solchen Fällen gethan, wo wichtiges Material für Reformvors(läge in den fremdländishen Saßungen geboten war, oder wo mit ihrer Hülfe die Mängel des geltenden deutschen Rechtes lebendiger illustrirt werden konnten. Auch die stenographishen Pro- tokolle der preußishen parlamentarischen Untersuhungskommission find wiederholt in den Kreis der Betrachtung gezogen worden.

London, 15. August. Der Afrikareisende Henry M. Stan - ley kam am 24. Juli an Bord des Dampfers „Albion“ in Sierra e an und reiste am 1. A1gust nah Banana am Congoflusse weiter.

Gewerbe und Handel.

Zufolge Nachrichten aus Aux Cayes auf Haiti ist im dortigen Hafen das gelbe Fieber ausgebrochen. Bis zum 22. Juli d. I, waren der Seuche neun Seeleute, darunter ein Kapitän und zwei Steuermänner, erlegen. Die Besaßung des am 15. Juli von Aux Cayes in See gegangenen deutschen Schiffes „Amazone® ift von dem gelben Fieber gänzlih verschont geblieben. Man schreibt diesen erfreulichen Umstand hauptsächlich der passenden Arbeitseinthei- lung und der Verkürzung der Arbeitszeit der Matrosen zu.

Im Verlage von Wiegandt, Hempel u. Parey hierselbst sind in bekannter bequemer Ausstattung als Notizbuh der Taschen- falender für Zuclkerfabrikanten, 3. Jahrgang (1. Juli 1879 bis 30. Juni 1880), herausgegeben von Dr. Karl Stammer, und Stammers Brennerei-Kal en der (auf dieselbe Zeit) erschienen. Die beiden Kalendern angehängten Hülfsbücher enthalten alle erdenk- baren Tabellen, Uebersichten, Gesetzesbestimmungen u. |. w., welche in den fraglihen Geschäftsbetrieben benöthigt werden. Der Preis für jeden Kalender beträgt 3 A.

Nürnberg, 16. August. (Hopfenmarktberiht von Leopold Held, Hopfenkommissionsgeshäft.) Am Hopfenmarkt herrs{t immer noch eine sehr ruhige Stimmung. Die Lager sind so überfüllt, wie selten so kurze Zeit vor der Ernte. Alltäglih kommen weitere nicht unbedeutende Zufuhren. Unter diesen Umständen war ein ferneres Sinken der Preise unvermeidlich. So lange Export und Speku- lation leblos sind, wird auch das Geschäft am Markte im Allge- meinen bis zur neuen Ernte leblos bleiben. Der dur{schnittlihe täglihe Umsay dieser Woche betrug ca. 80—100 Ballen. Man kann von einem bestimmten Preissaß nicht sprehen, aber im Allge- meinen annehmen, daß die Preise seit Beginn der Woche wieder um dur{schnittlih 5 F gefallen sind, Die wenigen bisher ange- fommenen Ballen neuer Waare wurden \ch{chleppend zum Preise von 250—260 4 verkauft. Geringe 78er Waare ist selbst beim nie- drigsten Angebot unverkäuflih. Das Wetter ist fortwährend warm, und der Stand der gesunden Pflanzen hat ih allenthalbeu e Eintreten eines kräftigenden Regens wäre jedoch sehr zn wünschen.

Dessau, 15. August. Der „Anh. Staats-Anz.“ {reibt : Nach beute hier eingetroffenen telegraphischen Nachrichten aus Leopolds- hall ist am Donnerstag Abend ein Theil der dritten und vierten Etage des Salzwerks eingestürzt. Menschenleben sind in Folge dieses Ein- turzes glücklicherweise nicht zu beklagen und find auch die Arbeiten durch diesen Unfall in keiner Weise behindert. Wie wir hören, ist dies Ereigniß als ein besonders großer Unglücksfall für das Werk nicht zu betrachten, da die betreffenden Strecken ohnehin zugeshüttet wer- den sollten. : 4

Glasgow, 16. August, (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 292 400 Tons gegen 190 500 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb befindlichen Hochöfen 89 gegen 96 im vorigen Jahre. | i

London, 16. August (W. T. B.) Die gestrige Woll- auktion war schr lebhaft; Preise erreichten beinahe die höchsten, welche bei der leßten Auktion bezahlt wurden. 0

Krakau, 14. August. Die technische Kommission erklärte die Situation in Wieliczka für gefahrlos. In Folge dessen hat der Bürgermeister in öffentlihen Plakaten die Bevölkerung der Stadt aufgefordert, sih zu beruhigen.

Verkehrs-Anstalten.

Die Eisenbahn Oppeln-Peiskretscham, welche auf den Strecken Oppeln-Groß-Strehliß und Groß-Strehliz-Tost am 1. Oktober 1878 bz. 15. Mai 1879 eröffnet worden i}, ist am 15. August auf der weiteren Strecke Tost-Peiskretscham dem Betriebe Übergeben worden.

Sriest, 18, Atgust, (W. L. B) Ver Lloyddampfer „Urano“ is mit der ostindischen Ueberlandpost heute Morgen aus Alexandrien hier eingetroffen.

New-York, 16. August. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Neckar“" ist hier eingetroffen.

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