1879 / 193 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 19 Aug 1879 18:00:01 GMT) scan diff

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"dener Journals“ und in Nr. 135 der „Leipziger Zeitung“, wiederum in Wirksamkeit, was hiermit zur öffentlichen Kennt- niß gebracht wird.

Gegenwärtige Verordnung ist in allen Amtsblättern der Amtshauptmannschaften Zittau, Löbau Bauten, Pirna und Dresden zum Abdruck zu bringen.

Dresden, den 18. August 1879.

Ministerium des Fnnern. von Nostiß-Wallwißt.

Königlichelandwirthschaftliche Akademie Poppelsdorf in Verbindung mit der RheinishenFriedrih-Wilhelms-UniversitätBonn.

Das Wintersemester 1879/80 beginnt am 15. Oktober d. F. gleichzeitig mit den Vorlesungen an der Universität Bonn. Der spezielle Lehrylan umfaßt folgende, mit Demonstrationen verbundene, wissenschaftliche Vorträge:

Einleitung in die landwirthschaftlihen Studien: Direktoc Pro- fessor Dr, Dünkelberg. “*Betriebslehre, 2. Theil: Derselbe. *Fncyklopädie der Kulturtechnik: Derselbe. *Kulturtechnisches Konversatorium und Seminar: Derselbe und Ingenieur Dr. Gieseler. Rindviehzucht: Professor Dr. Werner. Demonstrationen am Rinde: Derselbe. Schafzucht: Derselbe. Spezieller Pflan- zenbau: Derselbe. Buchführung: Derselbe. *Allgemeiner Pflanzenbau: Dr. Havenstein. Demonstrationen im Laboratorium des Versuchsfeldes: Derselbe. *Forstbenußung: Oberförster, Pro- fessor Dr. Borggreve. *Forstabshäßung: Derselbe. Obst- baumzud:t: akademisher Gärtner Lindemuth. *Unorganische Erpe- rimental-Chemie: Professor Dr, Freytag. Landwirthschaftliche Tech- nologie: Derselbe. Chemisches Praktikum: Derselbe. *Pflanzen- ernährung und Düngung: Dr. Kreusler. Pflanzen-Anatomie und Physiologie: Professor Dr. Körnicke. Physiologishe und mikro- \kopische Uebungen: Derselbe. Naturgeschichte der Wirbelthiere : Gelb eimer Regierungs-Rath, Professor Dr. Troschel. Allgemeine Geseße des thieris(en Stoffwechsels: Professor Dr. Zun. Thier- physiologisches Praktikum: Derselbe. *Mineralogie: Professor Dr. Andrae. *Experimentalphysik: Ingenieur Dr. Gieseler. *Physikalishes Praktikum: Derselbe. *Mechanik der landwirth- \chaftliden Geräthe und Maschinen: Derselbe. *Terrainlehre : Derselbe. *Landwirthschaftlihe Baukunde: Baurath Dr. Schubert. *MWege- und Brückenbau: Derselbe. *Wafserbau, 1. Theil: Der- felbe. *Zeichnenunterriht für Landwirthe und Kulturtechniker : Derselbe und Ingenieur Dr. Gieseler. *Volkswirthschaftslehre : Professor Dr. Held. *Landwirthschaftsre{t: Gcheimer Bergrath, Professor Dr. Klostermann. Anatomie und Physiologie der Haus- thiere : Departements-Thierarzt Schell. Aeußere Krankheiten der Hausthiere: Derselbe.

Außer den der Akademie eigcnen wissenshaftlihen und prak- tischen Lehrhülfsmitteln, welche dur die für chemische, physikalische, pflanzen- und thierphysiclogishe Praktika eingerihteten Institute, neben der landwirthschaftlichen Versuchsftation, welche durch den Neubau eines thierphysiologischen Laboratoriums erweitert wurde, cine wesentliche Vervollständigung in der Neuzeit erfahren haben, steht derselben durch ihre Verbindung mit der Univerfität Bonn die Benutzung der Sammlungen und Apparate der leßteren zu Gebote. Die Akademiker sind bei der Unirersität immatrikulirt und haben deshalb das Recht, noch alle anderen für ihre allgemeine wissenschaft-

Tiche Ausbildung wichtigen Vorlesungen zu hören, über welche der

Untversitätskatalog das Nähere mittheilt.

Zufolge Verfügung des Herrn Refsortministers sind vom Sommer- «Semester 1876 ab spezielle Vorlesungen für angehende Kultur - techniker in den Lehrplan der Akademie ständig aufgenommen wor- den, die in Verbindung mit andern bereits bestehenden Vorlesungen (*) es ermöglichen, das gesammte kulturtechnischeStudium an ter Akademie in einigen Semestern zu absolviren und dasselbe

„Cfakultativ) durch ein Examen abzuschließen.

__ Auf Anfragen wegen Eintritts in die Akademie ist der Unter- zeichnete gern bereit, jedwede gewünschte nähere Auskunft zu ertheilen. Poppelsdorf bei Bonn, im August 1879. Der Direktor der landwirth\schaftlihen Akademie : Prof. Dr. Dünk elberg.

Nichtamfkliches. Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 19. August. Jhre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin wohnten am Sonntag dem Gottesdienst in der Friedenskirhe zu Potsdam bei. Dem- nächst nahmen Se. Majestät der Kaiser und König militärische Meldungen, sowie den Vortrag des Gesandten von Radowihß entgegen. Nachmittags fand bei den Majestäten auf Schloß Babelsberg ein Familiendiner statt.

Gestern hörten Se. Majestät die Vorträge des Geheimen Ober-Regierungs-Raths Anders und des Ober - Regierungs- Raths von Schliefmann.

Nachmittags um 5 Uhr fand in Babelsberg ein größeres Diner zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers von Oesterreich statt, zu dem der Botschaster Graf Szechenyi mit Gemahlin und die in Berlin anwesenden Mitglieder der österreichishen Botschaft geladen waren.

Ihre Majestät die Kaljérin Und Königin ex- theilte gestern der Gemahlin des Kaiserlih Königlich öster- 0 A R d Botschafters die nachgesuchte Antritts-

udienz. E

Heute besuchte Jhre Majestät die Kaiserin - Augusta- E in Charlottenburg und das Augusta - Hospital in Berlin.

Reichs -Eisenbahn-Amt auf- gestellten, in der Ersten Beilage veröffentlihten Na ch- WweiuUnaq. Uber die 1m Monal ZUli d. F: auf deutschen Eisenbahnen excl. Bayerns

Nach der im

vorgekommenen Unfälle waren im Ganzen zu verzeihnen: 23 Entgleisungen und 10 Zusammen- und zwar wurden hiervon

söße fahrender I i 13 Züge mit Personenbeförderung von je 10476

ügen dieser Gattung Einer und 20 Güterzüge resp. leer ahrende Tclides L betroffen ; ferner 43 Entgleisungen und 8 Zusammenstöße beim Rangiren und 67 sonstige Betriebs- ereignisse (Ueberfahren von Fuhrwerken auf Wegeübergängen, Defekte an Maschinen und Wagen 2c.).

In Folge dieser Unfälle wurden 1 fremde e ge- tödtet, 3 Beamte, 1 Arbeiter und 5 fremde Personen ver- leßt, 22 Thiere getödtet und 1 verleßt, 36 Fahrzeuge erheblich und 129 unerheblich beschädigt.

Außer den vorstehend Cen Verunglückungen von Personen kamen, größtentheils L eigene Unvorsichtigkeit hervorgerufen, noch vor: 22 odtungen (6 Beamte, 6 Arbeiter und 10 fremde Personen), „73 Verleßungen {3 Reisende, 39 Beamte, 22 Arbeiter und ?,9 fremde Per-

sonen), 14 Tödtungen und 2 Verleßungen bei beabsihtigtem A j ide V La cl

aßt man sämmtlihe Verunglückungen ausschließlih Selbstmörder zusammen, so entfallen auf:

A. Staatsbahnen und unterStaatsverwaltung stehende Privatbahnen (bei zusammen 16 226 km Be- triebslänge, 22136 km Geleislänge und 356 897 559 geför- derten Achskilometern) 65 Fälle, darunter die größte Anzahl auf die Oberschlesische (12), die Bergisch-Märkische (10) und die Niederschlesisch-Märkishe Eisenbahn (10); verhältniß- mäßig, d. h. unter Berücksichtigung der geförderten Achs- kilometer und der im Betriebe gewesenen Geleislängen sind die meisten Verunglückungen auf der Oberschlesischen, der Westfälishen und der Bergish-Märkishen Eisenbahn vor- gekommen.

B. Größere Privatbahnen mit je über 150 km Länge (bei zusammen 10 215 km Betriebslänge, 13 517 km Geleislänge und 207 950 299 geförderten Achskilometern) 39 Fälle, darunter die größte Anzahl auf die Koöln- Mindener (9), die Rheinische (6) und die Rechte Oder:Ufer- Eisenbahn (5); verhältnißmäßig fanden jedoch die meisten Verunglückungen auf der Rechte Oder-Ufer-, der Oels- Gnesener und der Posen-Kreuzburger Eisenbahn statt.

C. Kleinere Privatbahnen mit je unter 150 km Länge (bei zusammen 1063 km Betriebslänge, 1136 km Geleislänge und 7559 457 geförderten Achskilometern) 1 Fall und zwar fand diese Verunglückung auf der Weimar- Geraer Eisenbahn statt.

Von den im Ganzen beförderten 17 386 099 Personen wurden 3 verlegt auf der Badischen, der Niederschlesisch- Märkischen und der Sächsischen Staatseisenbahn je 1 Person.

Von den im Betriebsdienste thätig gewesenen Beamten a von je 21 729 Einer getödtet und von je 3104 Einer verleßt.

__ Ein Vergleich mit demselben Monate des Vorjahres er- giebt, unter Berücksichtigung der in beiden Zeitabschnitten E erten Adskilometer und der im Betriebe gewesenen Ge- eislängen, daß im Dur@schnitt im Monat Juni d. Js. bei 16 Verwaltungen mehr und bei 18 Verwaltungen weniger und in Summa ca. 20 Proz. weniger Verun- glückungen vorgekommen sind, als in demselben Monate des Vorjahres.

__— Die Verfolgung im Ci vil-Fnjurienprozeß wegen Körperverleßung mittelst einer Waffe oder einer sonstigen unter die Bestimmung des §. 223a. Str. G. B. fal- lenden qualifizirten Körperverleßung ist, nah einem Erkennt- niß des Ober-Tribunals vom 6. Juni 1879, unzulässig. Derartige Mißhandlungen können nur im reinen Straf- verfahren vom Staatsanwalt verfolgt werden.

Das den Arrest über Vermögensbestandtheile eines Schuldners 2c. verfügende Gericht kann, nah einem Er- kenntniß des Reihs-Ober-Handelsgerihts vom 20. Juni 1879, unmittelbar seine Arrestversügung mit Be- folgungsbefehl an außerhalb des betreffenden Gerichtsbezirks wohnende dritte Personen, welche die arrestirten Vermögens- bestandtheile im Besitz n durch die Post insinuiren lassen und der Adressat ist geseßlich verpflichtet, diesen Befehl ebenso zu respektiren, wie wenn er ihm auf Requisition des den Arrest verfügenden Gerichts von seinem persönlichen Richter (des Gerichts seines Wohnorts) zugestellt worden wäre.

Der Königliche Gesandte Graf von Dönhoff hat Dresden mit Urlaub verlassen. Während seiner Abwesenheit fungirt als interimistisher Geschäftsträger der Attaché Graf zu Eulenburg.

Bayern. München, 16. August. (Allg. Ztg.) Der crste Theil der dur die Justizorganisation nöthig gewordc- nen, die obersten Justizsiellen umfassenden Vor|hläge zu Per - sonalveränderungen wird heute an das Königliche Ka- binet abgehen, und es dürfte deren Genehmigung sonach baldigst zu erwarten sein. Alsdann werden die Personal- O sür die Mittel- und Unterstellen der Justizpflege olgen.

Württemberg, Stuttgart,17. August. DieKammer der Standesherren nahm, wie der „Schw. M.“ mittheilt, in ihrer gestrigen Sißung das Eisenbahngeseß ganz nah den Beschlüssen des andern Hauses an.

Desterreich-Ungarn. Wien, 18. August. (W. T. B.) Das Geburtstagsfest des Kaisers wurde heute in der Residenz wie allenthalben in der Provinz, von allen Schichten der Bevölkerung auf das Feierlihste durch Gottesdienst und andere Festlichkeiten begangen.

Die „Polit. Corresp.“ meldet aus Konstantinopel: In der Ci rkularnote der Pforte an ihre Vertreter im Auslande über die Ernennung der türkischen Delegirten für die Verhandlungen mit Griechenland erinnert die Pforte an die identishe Note der Mächte vom Juni d. J., in welcher die Ernennung der Kommissäre zur Wieder- aufnahme der Verhandlungen in Konstantinopel verlangt wurde. Jn Gemäßheit der Anschauungen des Berliner Kongresses und von dem Wunsche beseelt, die gut- nachbarlichen Beziehungen zu Griechenland zu erhalten, sei die Pforte dem Verlangen der Mächte nachgekommen. Sie er- warte die griehishen Kommissäre und werde denselben den Tag der Eröffnung der Verhaudlungen bekannt geben. Es verlautet, die Pforte wolle den 21. d. als den Eröffnungstag bestimmen. Die Einwohner von Makriniya, im Distrikte Volo, haben sich an mehrere Botschafter gewandt mit der Beschwerde, daß die türkische Behörde die vom Sultan erlassene Steuer des Vorjahres eintreibe, fie zu Frohuarbeiten zwinge und hundert dagegen opponirende Mitbürger eingekerkert habe. Die Einwohner bitten \{chließlich um Abhülfe, oder um A S der Auswanderung. -

19. August. Die „Wiener Zeitung“ veröffentlicht die Ernennung des Geheimen Raths Dr. Glaser zum General- prokurator am obersten Gericht des Kassationshofes.

Jn dem Budget des Handels-Ministeriums pro 1880 ist, der „Pr.“ zufolge, der Voranschlag der Fndustrie- Sektion nahezu zweimal so hoh aufgenommen, als in diesem Pre Eine noch größere Steigerung zeigt das Budget der Ackerbau-Sektion, in welcher besonders für die Kultur-

ngenieursinstitution, für Zwecke der Viehzucht und des Weinbaues, für die Bildung und Unterstüßung von Kellerei- vereinen ansehnlihere Summen eingestellt wurden. Der ganze Voranschlag beträgt 200 000 FXl., erreicht also jenen

Betrag, welchen der Landes-Agrikulturverein bei der Ver- andlung des diesjährigen Budgets vom Reichstage ver- angt hatte.

Der Entwurf des Einführungsgeseßes für das ungarische Strafgeseß is, wie das „N. P. Journ.“ meldet, bereits vollendet. Derselbe wird noch vor dem Zu- sammentritte des Neichstages durch eine Enquete verhandelt werden. Der Entwurf enthält außer den noch im Perczelschen Entwurfe enthalten gewesenen Einführungs- und Uebergangs- bestimmungen solhe über die Kompetenz der Gerichte in Strafangelegenheiten. Die Preßdelikte verbleiben wie bisher bei den Geschworenengerichten. Den Verwaltungsbe! örden sind alle Uebertretungen zugewiesen, die niht der Kompetenz der Gerichte unterstehen.

__ Schweiz. Bern, 17. August. (N. Zür. Ztg.) Die eidgenössishen Fabrik -Fnspektoren haben den Bericht über ihre Gesammt-ZJnspektion erstattet. Auf Grundlage dieses Berichts arbeitet nun das Handels- und Landwirthschafts- departement eine Vollziehungsverordnung aus, die in der nächsten Zeit den Kantonsregierungen, welchen auch der Be- rit selbst zugestellt werden soll, zur Vernehmlassung über: sandt werden wird.

_ Großbritannien und Jrland. London, 17. August, (Allg. Corr.) JZhre Majestät die Königin hielt am Don- nerstag in Osborne ein Conseil, bei welchem der Herzog von Rihmond und Gordon, der Lordkanzler, der Herzog von Northumberland, und der Minister des Fnnern, Mr. Croß, zugegen waren. Sir John Macdonald, der Premier-Minister von Kanada, wurde als Mitglied des Geheimen Raths ver- eidigt. Vor dem Conseil überreihte der Gesandte der Vereinigten Staaten, Mr. Wels#h, der Monarchin sein Abberufungsschreiben, und der siamesishe Gesandte Schia Bhaskarawongse sein Beglaubigungsschreiben. Zu gleicher Zeit wurden Jhrer Majestät die übrigen Mitglieder der siamesischen Gesandtschaft vorgestellt.

Die Botschaft der Königin, mit welcher der Lord- kanzler das Parlament geschlossen hat, lautet, wie folgt:

__ „Mylords und Gentlcmen! Jch bin glücklich, Sie von Ihren mühsamen Pflichten ablösen zu können.

Meine Bezichungen zu den übrigen Mätten sind fortdauernd herzlihe, und wird mein Einfluß bei denselben geltend gemacht werden, um die vertrag8mäßigen Verpflichtungen aufrecht zu erhalten und den Frieden der Welt zu befördern und zu befestigen.

Die im Berliner Vertrage festgestellten territorialen Arrange-

ments sind getreulich ausgeführt und die Feststellung der neuen Grenzen nahezu volleädet worden. __ Die BValkanhalbinsel ist von der russishen Armee in Ueber- einstimmung mit dem Vertrage geräumt worden. Unter der cinstimmigen Villigung der Signatarmächte sind die nöthigen Vorkehrungen für die Regierung der ottomanisben Provinz Ostrumelien getroffen worden und habe ih mit großec Genugthuung der Wahl des Prinzen Alexander von Battenberg zum Fürsten von Bulgarien meine Billigung ertheilt. Die dur den leßten Krieg herbeigeführten Kalamitäten haben Seitens der ottomanischen Regie- rung die Einführung jener Reformen vcrzögert, deren Nothwendigkeit sie anerkennt ; allein ich bin bezüglih der Wichtigkeit einer zeitigen Einlösung dex übernommenen Verpflichtungen vorstellig geworden und werde fortfahren dies zu thun.

Auf den Vorschlag meiner Regierung im Verein mit derjenigen Frankreichs, hat im Vizekönigthum Egypten eine Aenderung stattge- funden, welche die frühere Mißregierung jenes Landes nöthig ge- macht hatte.

Der Ihnen vorgelegte Vertrag mit dem Emir von Afghanistan beendigt glücklich den Krieg, welchen zu unternehmen sein Vorgänger mich genöthigt hatte. Durch diesen Vertrag werden die freundlic en Bezichungen zu diesem Staate wieder hergestellt, Bürgschaften für Mee Pen und Sicherheit gegeben und die Grenzen Indiens verstärkt.

Die Fähigkeiten, welche in diescm Kriege Seitens der Befehls- haber meiner Truppen der britischen und eingeborenen entwickelt wurden, und die Tapferkeit und Ausdauer der Truppen selber haben ten Dank verdient, welhen die beiden Häuser des Parlaments den- selben ausgedrückt. Meine Anerkennung gebührt intbesondere den eingeborenen Fürsten, welche Anerbietungen des Veistandes gemacht haben und deren Truppen tlat{ählich ins Feld geführt wurden, und erkenne ich in deren eifriger Unterstüßung die Anhänglichkeit und freundlihen Gesinnungen derselben für mein indisches Reich.

Seit der Zeit, da ih mich zum leßten Male an Sie gewendet habe, sind meine Truppen in einem ernstlichen Konflikt mit dem mäch- tigsten eingeborenen Herrscher Südafrikas engagirt gewesen. Indem ih denselben gerne dafür meinen Dank ausfprehe, daß sie die Ehre der britishen Waffen vertheidigt haben, muß ih das Opfer so man- chen werthvollen Lebens betlagen. Jch hoffe. daß der entschiedene Er- folg, den die Operationen in jüngster Zeit davon getragen haben, zu einer baldigen Wiederherstellung des Friedens auf dauernder Basis führen werde, und daß meine Unterthanen in jenem Welttheil, erlöft von den Gefahren, denen sie bislang ausgeseßt waren, bereitwilligst zu folhen Abmachungen die Hand bieten werden, welche ihre Sich-r- E ihr Gedeihen für die Zukunft am Ehesten sicher stellen ürsten.

Gentlemen vom Hause der Gemeinen!

Fch danke Ihnen für die reihlihen Geldmittel, die Sie für den Staatsdienst votirt haben.

Mylords und Gentlemen! i E /

Durch den Armee-Disziplin-Akt haben Sie zum ersten Male in das Geseßbuch einen vollständigen Codex der Gesche in Bezug auf den Dienst in meiner Armee und in meinen anderen Streitkräften ein- gestellt. Sie haben in klarer und verständlicher Form die Vorschriften für die gehörige Aufrechterhaltung der Disziplin geordnet; Sie haben das System verbessert, unter welhem das Anwerben stattfindet, und Sie haben das Reglement ergänzt, unter welchem die Reserven zu den Fahnen zurückberufen werden können. ; 5

Die Akte, welche die Aultelunig eines öffentlichen Anklägers ver- fügen, und das Gesetz bezüglih* der summarischen Gerichtsbarkeit der Polizeigerichte ergänzen, werden, wie ih hoffe, die Handhabung des Strafgesetes in hohem Grade erleichtern. E

Die Aenderungen, die Sie an dem Geseß bezüglih der Banken und Aktiengesell haften vorgenommen haben, sind wohl dazu ange- than, der Wohlfahrt dieses wichtigen Theiles unseres Handelssystems förderlich zu sein. E d

Die gedrückte Lage der Landwirthschaft hat natürlid Ihre Auf- merksamkeit beschäftigt, und es hat mir viel Vergnügen bereitet, der Adresse des Hauses der Gemeinen, worin ih ersucht wurde eine Kom- mission zu ernennen, welche die Ursachen, denen die Nothlage zuzu- icreiben ist, prüfen, und ermitteln soll, wie weit demselben dur eine Geseßgebung abgeholfen werden könne, zu willfahren.

Ich bemerke mit Befriedigung, daß Sie in der Lage gewesen sind, das wichtige Thema, betreffend den Unterricht in Irland, in Erwägung zu ziehen, und daß Sie sich über Maßregeln geeinigt haben, die eine geeignete Ergänzung zu dem Gesetze der vorjährigen Session betreffs des Mittelunterrichts bilden werden. Dem Primär- Unterricht des Landes kann nur ein Stimulus gegeben werden dur die sorgfältige Verfügung, die Sie zur Hebung der Lage der Schul- lehrer getroffen haben, und die Bill, die Sie für den Universitäts- Unterricht angenommen haben, wird, wie ih hoffe, Alles das bieten, was zur Förderung des Studiums in seinen höheren Zweigen nöthig ist.

Indem ih Ihnen Lebewohl sage, geht mein Gebet dahin, daß der Segen der Vorsehung auf den Arbeiten ruhen möge, mit denen Sie während der Session beschäftigt gewesen.“

Das Kriegs-Ministerium hat von Sir Garnet Wolseley folgende Depesche, datirt Pietermarißburg, 98. Juli, erhalten: „Jh werde diesen Ort am 30. d. M. ver- lassen, mih am 8. August Clarfe's Kolonne in Entonjaneni anschließen und unverzüglich auf Ulundi vorrücken. Jh ofe am 10. August mit den Zulu-Häuptlingen eine Zusam- menkunft zu haben, um die Angelegenheiten des Landes zu ordnen. Cetewayo hat neuerdings Botschafter niedrigen Nanges an einige unserer Posten gesandt, welche die Meldung überbrachten, daß er sich zu unterwerfen wünsche: er fürchte indeß für sein Leben. Die ihnen ertheilten Antworten haben Cetewayo zur Uebergabe gerathen, und ihm nichi nur sein Leben, sondern auch gute Behandlung zugesagt. Jch habe Grund zu glauben, daß diese Botschafter nur Spione gewesen sind, welhe unsere Bewegungen auskundschaften sollen.“

Jn Lurgan in JFrland kam es am Freitag während einer Home Rule-Demonstration zu blutigen Reibungen zwischen den Homerulers und der Polizei. Erstere hatten einen Aufzug veranstaltet, und, erbittert darüber, daß sich demselben eine Abtheilung Konstabler anschloß, um Ruhe- stórungen zu vermeiden, griffen sie dieselben mit Steinwürfen an. Die Konstabler wehrten sich mit gefälltem Bajonnet und machten s{ließlich von ihren Schußwaffen Gebrauch, wobei eine Person getödtet und mehrere andere gefährlih verwundet wurden.

Frankreich. Paris, 19. August. (W. T. B.) Nach dem nunmehr vorliegenden Resultate der Wahlen fürdieBureaus der Generalräthe sind von 57 Generalräthen Republikaner und von 33 Generalräthen Monarchisten zu Präsidenten ge- wählt worden. Die Republikaner haben 4 Präsidentensiße gewonnen und einen Präsidentensiß verloren. Jn Bzauvais wurde der Herzog von Aumale als Präsident wiedergewählt. Der Minister des Jnnern, Lepéère, erklärte in einer von ihm gehaltenen Rede: es sei die Absicht der Regierung, die Generalräthe ihre Wünsche bezüglich des Ferry' schen Gesetzentwurfs ganz frei diskutiren zu lassen.

Italien. Rom, 17. August. (Ftalie.) Jm Ministe- rium der Auswärtigen Angelegenheiten ist eine Generaldireftion für die politishen Angelegenheiten errichtet und zum Leiter derselben Malvano ernannt worden.

Türkei. Konstantinopel, 17. August. (Pest. L.) Für den Khedive, dessen Ankunft bevorsteht, wird schon der Palast Emirghian in Bereitschaft geseßt. wei türkische Kriegsschisfe werden dem Khedive bis zur Jnsel Lemnos ent- gegenfahren und ihn dann hierher geleiten.

“19, Augun. (W. L. D) Die Note der Pforte, üt welcher die Forderungen der serbishen Regierung auf Entschädigung wegen des Einfalles der Arnauten zurü: gewiesen werden , ist am 16. d. der serbischen Regierung zu- gestellt worden. Die Pforte hat einen höheren Beamten nah Samos gesandt, um die gegen den Senat vorgebrachten Beschwerden der Bevölkerung zu prüfen und erforderliche Maßregeln zur Abhülfe zu ergreifen.

Aus Konstantinopel, 16. August, wird der „Pol. Corr.“ geschrieben :

„Die Pforte dürfte in Anbetracht der aus Philippopel einlan- geaden Berichte, welche die Stellung des Ober-Kommandanten der ostrumelischen Miliz, des Generals Vitalis, als eine kaum länger haltbare bezeichnen, die Abberufung desselben verfügen. Zu seinem Nachfolger soll Str:cker Pascha desiznirt fein. Die Pforte hat ihre auswärtigen Vertreter angewiesen, den im Ausrlande verbreiteten Nachrichten Über angebliÞchb in Konstantinopel vorgekommene Cholerafälle auf das cntschiedenste zu widersprewen. Es exittire in diesem Augenblike in der türkishen Hauptstadt keine wie immer geartete ansteckende Krankheit und fei der allgemeine Ge- sundheitszustand der denkbar befriedigendste. Nicht ohne Ueber- raschung erfuhr man im diplomatishea Corps, daß Khaireddin Pascha häufig den Konseilssißungen beigezogen und um seine An- sihten b:fragt wird, wie wenn er noch an der Spitze der Regierung stünde. Aarifi Pascha dürfte, gegen die allgemeine Annahme, noch längere Zeit Koaseils-Präsident bleiben, da sein passives Wesen und seine große Gefügigkeit gegenüber dem Willen des Sultans ihn bei Abdul Hamid sehr beliebt mahen. Der Sultan dachte allerdings an die Wiederherstellung des Großoezierates zu Gunsten Safvet Paschas, allein seine unmittelbare Umgebung machte ihm bemerklich, daß Safvet den westlichen Einflüssen leiht zugänglih sei und sich versucht fühlen könnte, die Nolle Khaireddin Paschas aufzunehmen. -— Die Rathschläge Khaireddins und Mahmud Nedims haben die Wirkung gehabt, daß dem Erkhedive Ismail Pascha der wiederholt angesuhte Aufenthalt in der Haupt- stadt versagt bleibt. Da seiaem Sohne und Nachfolger Tewfik auch nit darum zu thun ist, seinen Vater als Gast bei sich zu haben, so hat man Ismail Pascha die Insel Rhodus zum Aufent- halte angewiesen, wohin er sich nächstens begeben wird. Die Ent- \hädigungsansprühe Serbiens für den diesem Lande durch die zahl- reichen albanesischen Einfälle erwachsenen Schaden wurden von der Pforte mit dem Bemerken abgelehnt, daß diese Einfälle hinreichend dur die Aufregung und Erbitterung erklärt seien, welche si der Albanesen bemächtigten, die einen Theil ihres Landes in ferbische Herrschaft übergehen sahen. Am 11. d. M. begab sich der katho- lishe Bishof Msgr. Grasselli in das Seraskierat, um Osman Pascha den Großcordon des Pius-Ordens zu überreichen, we!chen ihm der Papst für seincn Antheil an der Regelung der Hassunistenfrage verliehen hatte. Osman Pascha hatte selbst gewünscht, daß die Uecber- reichung in feierlicher Weise im Kriegs-Ministerium vor sich gehe, wo er Msgr. Grafselli die militärishen Ehren erweisen ließ.“

Bulgarien. Sofia, 18. August. (W. T. B.) Anläßlich des Geburtstages des Kaisers von Oesterreich fand heute in der katholishen Kapelle ein feierliches Tedeum statt, welchem der Hofmarschall, der Minister des Auswärtigen und ein zahlreihes Publikum beiwohnten. Abends findet bei dem Fürsten Alexander ein größeres Diner statt. Bei dem dem österreichischen diplomatischen Agenten anläßlih des Geburts- tages des Kaisers Franz Josef abgestatteten Gratulations- besuche gab der Minister des Auswärtigen den Wünschen der bulgarishen Nation für das fernere Wohlergehen des Kaisers warmen Ausdru.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 17. August.

(St. Pet. Ztg.) Die in St. Petersburg eingetroffene bul - ei he Deputation, aus dem Metropoliten von Widdin, nthimos, dem Metropoliten von Tirnowa, Clemens, und

den Deputirten Kozesf, Silveli, Chadshi Stojan Panoff und Brintscheff bestehend, ist am 29. Juli/10. August in Zarskoje- selo von Sr. Majestät dem Kaiser empfangen worden. Der Meétropolit Anthimos, ehemalige: Exarch der bulgarischen Kirche, überreihte dem Kaiser ein Bildniß der slavischen Lehrer Cyrillus und Methodius, während der Metropolit Clemens, nah dem „Reg.-Anz.“, folgende Ansprache an Se. Majestät hielt : „Großer Kaiser! Unser bulgarishes Vo: k, das durch Dich und Dein großes Volk gerettet und befreit worden ist, hat uns zu Dir abgesandt, um zu Deinen Kaiserlichen Füßen die Gefühle seiner

tiefen und ewigen Erkenntlichkcit und Ergebenheit für die große Wohlthat, die Du ihm erwiesen, nicderzulegen. Du, Großer Kaiser, hast niht das heilige Blut der Söhne Deines großen geliebten Volkes geshont, Du hast auch nicht Deine eigene Ruhe geschont, Du seztest Dein eigenes Leben und das Leben Deiner Erlauchten Kinder der Gefahr aus. Du haft auf unserem Boden Thränen ver- gossen und das Alles deshalb, um unfer vielgeprüftes Volk von dem \hweren Joch zu befreien. Und Du haft es befreit, Kaiser. Deine große Kaiserliche Liebe leh si daran aber nit genügen. Du wolltest unser unglückliches Volk nit nur frei, sondern auch glück- lih sehen. Du wolltest unser zerstörtes Land geordnet sehen und ließest deshalb, nahdem Du uns befreit, uns Männer zurück, welche, durch Deine Liebe zu uns begeistert und Deinen Allerhöchsten Willen und den Wunsch Deines ganzen Volkes erfüllend, weder Mühe noch Ruße geschont haben zu unserem Heile. Und unser Volk athmete frei auf, Kaiser; es vergaß sein Unglück, vergaß seine jahrhundertelangen Leiden und llickt nun mit Vertrauen und Hoffnung in seine Zukunft, weil auf Deinen großen Wink bei uns Ruhe und Ordnung eingelehrt ist, wir unsere und für u.8 volksthümlihe Verwaltung, wir unsere und für uns wohlthätigen Gesetze, wir unser eigenes Heer erhalten haben, und endlich unser Bulgarien aus Deinen Kaiserlihen Händen und unter Deinem Kaiserlihen Scbuße den von Gott bezeichneten Auserwählten, scinen Fürsten und Herrscher empfangen hat, den es innig liebgewonnen, dem es aufrichtig ergeben ijt und auf den es als auf das heiligste und theuerste Unterpfand Deiner beständigen Liebe zu uns blickt. Für das Alles ist unser Volk Dir, Kaiser, tief er- geben und erkenntlih. Für das Alles segnet es und wird es ewig legnen Deinen großen Namen und den Namen Deines großen Volkes, Als sichtbares Zeichen jedoch seiner tiefen und ewigen Erkenntlichkeit und Ergebenh-it füc Dich wagt unser Volk es, Dir durch seinen obersten Hierarchen dieses Heiligthum darzubringen und bittet, es mit der Liebe entzegen:unechmen, mit welcher Du uns befreit hast."

Südamerika. Der „Times“ wird aus Philadelphia unter dem 15. d. Mts. telegraphirt: „Oberst Fisher, ein Spezial-Courier der Vereinigten Staaten an die Regierungen von Chile und Peru, der der Träger von Depeschen ist, welche die guten Dienste der Vereinigten Staaten zur Ver- mittelung in dem gegenwärtigen südamerikanishen Kriege an- bieten, kam am 19. Juli in Callao an und überreichte in Lima seine Depeschen , worauf er unverzüglich zu demselben Zwecke nah Chile abreiste. Die „South Pacific Times“ glaubt, daß dieses Anerbieten einen Waffenstillstand zur Folge haben dürfte, um Zeit für die Erwägung der Friedensbedin- gungen zu gewinnen.“

Afrika. Egypten. Kairo, 18. August. (W. T. B.) Das gesammte bisherige Kabinet hat seine Demis- sion gegeben. Das neugebildetc Ministerium, in wel- hem der Khedive selbst den Vorsiß übernimmt, besteht aus: Zulfikar Pascha, Minister der Justiz und des Jnnern, Mustapha Fahni Pascha, Minister des Auswärtiaen, Haidar Pascha, Minister der Finanzen, Osman Reffki Pascha, Minister des Kriegs und der Marine, Mehemed Marascli Pascha, Minister der öffentlichen Arbeiten, und Ali Jbrahim Pascha, Minister des öffentlihen Unterrichts.

Statistische Nachrichten.

Nach einem Bericht der General - Direktion der badiscben Staatseisenbahnen betrug die Länge der Eisenbahnen im Großherzogthum Baden am 1. Januar 1878 1188,67 km, von denen 1181,08 km, darunter 95127 km Staatsbahnen, im Be- triebe des badishen Staats standea. Das Anlagekapital für die im Betrieb befindlihen Streckten beziffert sich auf 346 250 773 M, we- von 333 931 638 M. auf die Staatsbahnen und 12319135 4 auf die Privatbahnen entfallen. An Transportmitteln waren 386 Loko- motiven (davon 306 von der Maschinenbaugesellschaft Karlsruhe er- baut) und 370 Tender vorhanden, sodann 1009 Personenwagen, 192 Gepäckwagen, 2450 gededte Güterwagen mit einer Ladungsfähig- keit von 24 215,25 t, 3013 ungedecktte Güterwagen mit einer Ladungs8- fähigkeit von 30 092 t und 281 Bahndienstwagen. Die Anschaffungs8- kosten für das Tranêportmaterial betrugen 27 118 919 A Im Per- \sonenverkehr wurden im Jahre 1877 im Ganzen befördert 7 948 443 Personen, 76 866 oder 0,96 °%/%9 weniger als im Vorjahre, und betrifft dieser Rückgang bauptsächlih den internen Verkehr, welcher cine Ab- nahme von 1,13% erfuhr, während die Minderbeförderung im direkten Verkehr nur 0,72 °/9 betrug und beim Transitver- fehr sogar eine Zunahme von 5,47% zu verzeichnen ist. Eine größere Abnahme als die Beförderung zeigt die Einnahme au3 dem Personenverkehr, welche von 10 798 180 M in 1876 auf 10 481 631 in 1877, sona um 2,93 °/9 zurückgegangen ist. Die gesammte Gü- terbeförderung belief ßch auf 3621,5 Millionen Kilogramm gegen 3681,3 Millionen Kilogramm in 1876, und entfallen hiervon 3450,8 bez. 3535,2 Millioaen Kilogramm auf den fracbtpflichtigen Verkehr, während der Rest Betriebsdienstgut umfaßt. Nach Klassen ausge- schieden, betrug der frachtpflihtige Verkehr : Eilgut 28687 t (— 5820 t), Stüdgut 418403 t (— 24480 t), Wagenladungen 1938 796 t (— 17872 t), Kohlen 1 064 897 t (— 36 273 t). Von dieser Verkehrsabnahme entfallen 101 116 t auf den Binnenverkehr und 12646 t auf den direkten Verkehr von und nah badischen Stationen, während der Durchgangsverkehr eine Zunahme von 29 315 t zeigt. Die Einnahme aus dem Gütertransport hat sich im Ganzen um 663 466 A vermindert. Was die finanzieien Ergeb- nisse des badischen Eisenbahnbetriebs betrifft, so betrugen die Gesammt- einnahmen 29523 602 M oder 24997 A auf 1 km Betriebslänge (1876 30 619 920 Æ oder 26 162 4 auf 1 km Betriebslänge), die Ge- sammtausgaben dagegen 18 575 763 F oder 62,91% der Bruttoein- nahme (1876 19 1:8 900 Æ oder 62,67 ?/o). Sonach ergiebt sich ein Einnahmeüberschuß von 10 947 839 4 oder 3,16°%/ vom “Unlage- kapital gegen 11 431 020 Æ oder 3,35°/9 im Vorjahre. Bei Aus- führung des Betriebes im Jahre 1877 haben 58 Entgleisungen und Zusammenstöße stattgefunden (11 bei Personeazüger, 2 bei gemischten Zügen, 17 bei Güterzügen und leer fahrenden Maschinen und 28 beim Rangiren und Wazenschieben). Weitaus der größte Theil ift durch unrichtige Stellung 2c. von Weichen verursacht worden, 7 Bahn- bedienstete und 17 andere Personen verloren da3 Leben, unter ley- teren 6, bei welchen selbstmörderishe Absiht angenommen werden kann; 38 Bahabedienstete, 4 Reisende und 7 andere Personen er- litten Verleßungen, an deren Folgen 4 später gestorben, die übrigen aber genesen sind. :

Statistik der Brände in London und Berlin. (Stat. Corr.) Bei der außerordentlich weitläufigen Bebauung, durch welche nch London so wesentlich von Berlin unterscheidet, werden in ersterer Staèt verhältnißmäßig viel weniger Brände im Jahre ver- zeichnet als in leßterer. Es wurden in den Jahren 1874 bis 1876 von der hauptstädishen Feuerwehr zu London gelöscht

1874 1875 1876

bedeutendere Brände . . . . 154 163 166 GELINGEIE tande . « « 40 1906. 1406 Gebe e RORS 2082 2905

zusammen 4151 3611 4537 Dagegen betrug in Berlin innerhalb der drei lezten Jahre die

Zahl der 1876 1877 1878 E 28 25 23 M 61 46 53 Lene. a O ao es AULS 1007 1128

zusammen 1107 1078 1204 Da die Zahl der Häuser in London fast 20 mal größer als in Berlin ist, so kam im Durchschnitt jährlih 1 Brand in London auf 100 in Berlin, aber {on auf 18 Häuser. Diese bedeutende Diffe-

renz erklärt sich aber fast völlig durch die vershiedenartige Be- nennung der Brände. Unter der Zahl von 1128 Kleinfeuern gab es 1878 in Berlin 739 Brände, welche ohne Alarmirung der Feuerwehr gelö\cht wurden; dieselbe war sona nur bei 465 Bränden thätig, in London hingegen im Jahre 1876 bei 4537. Das Verhältniß ändert sih noch mehr, wenn wir nur die Bräude von einiger Beteu- tung in Betracht ziehen; deren zählte man 1876 in London 1632, in Berlin im leßten Jahre aber nur 78.

Was die in den obigen Tabellen angewandte Benennung der Brände betrifft. so bezeichnet die Statistik der Berliner Feuerwehr als Großfeuer einen Brand, zu dessen Bekämpfung zwei oder mehr Schläuche erforderlich sind, als Mittelfeuer einen solchen, bei dem ein Schlauch genügt, und als Kleinfeuer einen Brand, bei welchem die Thätigkeit einer großen Handsprize überhaupt nicht nöthig ift. In London werden die bedeutenderen wie geringeren Brände mit Dampfspriten gelös{cht, die Efsenbrände aber vermittelst der Hand- spritzen unterdrüt. L

Ein wesentlicher Unterschied b-steht noch in der Stärke und Ausrüstung der Feuerwehren beider Städte. Obgleich die Metropo- litan Fire Brigade, wie wir eben gesehen haben, im Jahre zehnmal öster alarmirt wird als die Berliner Feuerwehr, ist sie doch nur wenig mehr als halb so stark wie diese. Die Londoner Feuerbrigade zählte im Jahre 1876 gerade 400 Mann, einschließlich aller Chzrgen, die Berliner Feuerwchr bestand hingegen 1878 aus 779 Mann, näm- li 6 Offizieren (mit Einschluß des Branddirektors), 6 Feldwebeln, 49 Oberfeuermännern, 202 Feuermännern, 513 Sprißenmännern und 3 Maschinenmeistern, wozu noch 46 Kutscher kommen. Wie man sieht, find hier zwei Drittel von sämmtlihen Mannschaften zur Be- dienung der Sprizen nöthig; die Londoner Feuerwehr bedarf hierzu der MenschenTräfte weniger, da bei jedem Feuer, außer den unbedeutenden Essenbränden, sofort die Dampfspritzen in Thätigkeit treten. Die Londoner Feuerwchr besaß Ende 1876 29 Dampfspriten, von denen 3 zu Waßser und 26 (d große und 21 kleine) zu Lande angewandt warden, daneben 92 Handsprißen und 136 Rettungs- maschinen.

In Berlin waren dagegen 1878 für den permanenten T ienst oder zur unmittelbaren Reserve vorhanden 2 Dampfsprißen, 3 Tex- der, 22 große Handsprizen, 19 Swhlaubwagen, 13 Wasserwagen, 14 Personenwagen, 4 Utensilienwagen, 34 Rädertienen un» 7 Prahm- spriten.

Kunst, TWißenschaft vud Literatur.

Das Hundekorn. Gutachten des weil. Staats-Archivars Dr, Klempin in Stettin und des Archiv- Raths Dr, Wigger in Schbwerin über die Natur der unter diesem Namen in Vorpommern voriommenden Abgabe. Nebst einer Einleitung und einem Anhange von Dr. Kühne, Appellationsgerihts- Präsident in Greifswald. (Separat-Abzug aus den Balt. Studien Bd. XX[X.) Stettin. Verlag von H. Dannenberg. 1879. Veranlassung zu der vorstehend:n Schrift gab der Prozeß, welhen im J-hre 1873 die Stadt Greifs- wald und das Hospital St. Spiritus daselbst wegen Anerkennung der Freiheit ihres Gutes Hinrichshagen von der Hundekorn-Abgake gegzn die Universität Greifswald anstrengten. Zwar war schon seit alter Zeit von dem genannten Gute acn die Universität Éreifswald das Hundekora entrichtet wocden, aber die Eigenthümer desselben die feit langer Zeit herrschende, fast allgemeine Annahme, daß „Hundekorn" eine Jagdabgabe sei, theilend erachteten durch das Gese vom 2. März 1850, betreffend die Ablösung der Reallasten und die Regulirung der gutsherrlichen und bäuerlichen Verhältnisse (Preuß. Gef. Samml. 1850 S. 77), durch das alle in Beziehung auf die Jagd obliegenden Dienste und Leistungen ohne Entschädigung aufgehoben werden, auch die Hundekornabgabe für beseitigt. Auf die Aufforderung des Ober - Präsidenten von Pommern erstattete nun Dr. Klempin unter dem 31. Oltober 1873 über die streitige Natur des von der Universität Greifswald ver- langten Hundekorns einen Bericht (das erste Gutachten), in welchem er ausführte, daß das Hundekorn in Vorpommern eine Jagdabgabe niht sei, sondern vielmehr bald Pacht-, bald Bedehebung, und als solche fast immer gleihmäßig aus den drei Getreidearten Roggen, Gerste und Hafer bestehend, welche jenen Namen erhalten, sobald sie auf den Etat für den Unterhalt des Hofgesindes und hauptsächlich zur Ernährung der Jagdhunde gebrabt worden. Das Kreisgericht zu Greifswald wurde jedoch durch Klempins Auteinanderseßzungen nicht überzeugt, sondern blieb bei seiner bisherigen Ansicht, daß das Hundekorn „als eine Tagdabgabe“ entstanden sci. Darauf arbeitete Klempin ein neues, ausführlicheres Gutachten aus, das er in der Appellations-Instanz unter dem 15. April 1874 überreichte ; in demselben bekämpfte er die Einwendungen des Richters erster In- stanz und unternahm es, sein erstes Gutachten zu rechtfertigen und weiter zu begründen. Er fam hierbei zu folgendem positiven Ne- sultate: 1) Jn bäuerlichen Kreisen hzbe die Verpflichtung zur Fütterung von „(fürstlichen)“ Jagdhunden in Pommern nur den Freishulzen und Müllern obgelegen, und diese Verpflichtung sei niemals abgelöst worden; 2) eine Jagdabgabe „Hundekorn“ habe in Pommern niemals bestanden; 3) Hundelager seien in Pommern nicht üblich gewesen, dagegen hätten die Ablager stattgefunden; diese seien abgelöst und die Ablösungen fänden sih in den Amtsregistern unter dem Titel „Ablager“; 4) das in Pommern vorkommende Hundekorn sei eine Pacht- und Bedekornhebung und habe zur Jagd nit die mindeste Beziehung. Außer Klempin erstattete ia Folge einer Aufforderung des Aprellationsgerihts auch noch der Archivar am Großherzoglich meck- lenburgischen Geheimen und Haupt - Archiv, Archiv - Rath Dr. K. Wigger in Schwerin unter dem 19, Dezember 1873 ein aus- führlih motivirtes Gutachten, welches nur in einem für die we- fentliche Frage: ob Jagdabgabe ? nicht erheblihen Punkte von Klem- pin abweichend ebenfalls zu dem Resultate gelangte, daß das „Hundekorn“ in Vorpommern feinem Ursprunge nach nicht eine mit der Jagd zusammenhängende Abgabe oder Leistung sei, insonderheit kein Surrogat für Jagdablager oder für das Hundelager, auch keine speziell zur Unterhaltung der Fürstlihen Jagdhunde oder überhaupt der Fürstlichen Jägerei geforderte und geleistete Kornabgabe, sondern vielmehr eine nach dem früher im Magdeburgishen und im Werleschen üblihen Sprachgebrauhe im 14, Jahrhundert in Vorpommern bei den meisten Aemtern eingeführte neue Benennung für denjenigen Theil der Bede sei, welchen die Herzoge niht in Geld, sondern zum Behufe ihrer Hof- wirths{chaft in dreierlei Korn (Roggen, Gerste, Hafer) erhoben hätten. Mit dem Jagdthiere (Hund) hat nah Wigger die Silbe „Hund“ in „Hundefkorn“ nichts gemein; Wigger leitet vielmehr das Wort „Hunde- forn“ von hunt (hondus, d. i. modus agri), einem mittelalterlichen, bei verschiedenen Völkerstämmen gebräuhlihen Ackermaß her, so daß „Hundekorn“ eine Quantität Korn bedeuten würde, welche zur Be- stellung eines hunt Aders erforderlih ist, oder welche den Ertrag einer solhen Aerfläche bildet. Anderer Ansicht ist der Herausgeber der vorstehenden Schrift, Präsident Kühne. In einem „Anhang“ („Zur Etymologie des Wortes Hundekorn“) hat derselbe seine eigene An- sicht über die Bedeutung des Wortes „Hundekorn“ niedergelegt. Nach ihm hängt das Wort mit „Hunt, Hund, Hunne“, d. i. dem Namen des grundher:lihen Vogtz, der die grundherrlichen Zinsen und andere Einkünfte zu erheben hatte, zusammen. „Nach den Resultaten der Forschungen Dr. Klempins und Dr, Wiggers“ sagt Kühne „scheint die Annahme gerech{tfertigt, daß der Name Huudekorn von der zu:äcst damit bezeihneten bald übertragen ist auf andere Ab- gaben, welche cine gleihe Verwendung fanden wie das Hundekor. Leßteres, sciner ursprünglihen Bedeutung nach in der Zeit der Ger- manisirung Pommerns, wo der Hunne {on zum grundherrlicen Vogt geworden war, twourde dem Fürsten als dem Schirmvogt der Koloz3iften ad exponsas ducales pertinens entridtet. Als später ein Theil der Kornbede zur Unterhaltung der Fürstlichen Hofwirthschaft verwendet wurde, war es nicht zu verwundern, daß man auch diesen Theil der Kornbede mit dem Namen Hundekorn belegte.“

Gewerbe und Handel. _ Der Cours für die jeßt hier zablbaren Silber-Coupons österreiischer Eisenbahnpapierc ist heute auf 174,50 für 100 Fl. österr. Silber erhöht worden.