1879 / 197 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 23 Aug 1879 18:00:01 GMT) scan diff

C. Außerordentlihe Anerkenntnisse, bestehend in Werken, erhielten:

3 Robert Jacobs, Schlosser; 2) Julius Steffens, Maler.

D. Belobt wurden:

1) Oskar Bockdam, Maurer;

2) Dtto Brandt, Maurer;

2 Otto Engelke, Tischler;

4 Mann Pfannshmidt, Stuhlmacher; 5) Waldemar Koch, Maschinenbauer ; 6) Hermann Liemann, Lithograph; 7) Julius Wilke, Lithograph;

8) August Dahl, Sthlosser;

9) Albert Daehnicke, Graveur;

10) Karl Heinrichs, Steinmey. Berlin, den 21. August 1879.

Der Senat der Sen Akademie der Künste. L: C. Beer.

Justiz-Ministerium.

Dem Staatsanwalt Neumann in Altona ist Behufs Uebertritts in den Justizdienst der Freien Stadt Hamburg die nachgesuchte Dienstentlafsung ertheilt.

Der ODber-Gerichtsanwalt und Notar, Justiz-Rath Dr. Augspurg in Lüneburg hat auf die Ausübung des Nota riats verzichtet.

Die Nummer 33 der Gesez-Sammlung, welche von heute ab zur Versendung gelangt, enthält unter

Nr. 8660 die Verordnung, betreffend die Kompetenz- kfonflikte zwischen den Gerichten und den Verwaltungsbehörden. Vom 1. August 1879.

Berlin, den 23. August 1879. Königliches Gesez-Sammlungs-Amt.

Angekommen: Se. Excellenz der General-Jntendant der Königlichen Schauspiele, von Hülsen, von Helgoland

Bekanntmachung auf Grund des Reihsgesezes von 21. Oktober 1878,

Auf Grund des §. 12 des Reichsgeseßes gegen die ge- meingesährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Dftober 1878 wird hierdurch zur öffentlihen Kenntniß ge- braht, daß die im Verlage der Administration der „Volks- stimme“ zu Budapest 1879 erschienene nicht-periodishe Dr u ck- J chrift: „Freiheitspoesie, Arbeiter - Lieder und Deklamationen“. Herausgegeben von der Redaktion der „Volksstimme“ Erstes Heft nah §. 11 des gedachten boi durch die unterzeihnete Landespolizeibehörde ver-

oten ist.

Berlin, den 18, August 1879.

Königliches B PRNDN,

von Slieckmann.

Nichtamtliches. Deutsches Ne ich.

Preußen. Berlin, 23. August. Se. Majestät der Kaiser und König nahmen am Donnerstag Vormittag die Meldung des aus Norwegen hierher zurückgekehrten Jn- specteurs der Jäger und Schüßen, General - Majors von Thile entgegen und hörten die Vorträge des Kriegs-Ministers, Generals der Jnfanterie von Kameke und des Chefs des Militärkabinets, General-Lizutenants von Albedyll.

Gestern Vormittag hörten Se. Majestät den Vortrag des Geheimen Dber - Regierungs - Raths Anders, Vertreters des Chefs des Civilkabinets, und nahmen demnächst militärische Meldungen entgegen.

Heute hielt der Chef des Militärkabinets General- Lieutenant von Albedyll Sr. Majestät Vortrag.

Der Großherzoglich hessische Gesandte Dr. Neidhardt ist hierher zurücktgekehrt und hat die Geschäfte der Groß- herzoglihen Gesandtschaft wieder übernommen.

__— S. M. gededle Korvette „LEiPzg/, 12-GOGUße, Kommandant Kapt. z. See Paschen, hat am 8. d. Mts. den Hafen von Port Louis verlassen und ankerte am 25. d. Mts. auf der Rhede von Simonstown.

Vaden. Karlsruhe, 21. August. Se. Königliche PON der Großherzog gedenkt am- 25. d. M. wieder in karlsruhe einzutreffen, von wo Höchstderselbe am 27. eine Be- sihtigungsreise im Bereiche der der 5. Armee-Jnspektion unter- stellten Armee-Corps antreten wird.

Jhre Königliche Hoheit die Großherzogin wird noch bis Anfang September mit den Großherzoglichen Kindern in Eastbourne verweilen und dann für einige Zeit Schloß Mainau beziehen.

__ Die „Karlsr. Ztg.“ schreibt: „Wir sind ermähtigt zu er- klären, daß die in mehreren deutschen, besonders auch badischen Hungen enthaltenen Nachrichten über eîne nahe bevorstehende

zerlobung Sr. Königlichen Hoheit des Erbgroßherzogs mit einer Prinzessin des Königlich großbritannishen Hauses voll- kommen unbegründet sind. Der Erbgroßherzog befindet \ih dermalen in Schottland, wird später Wales und Jrland be- reisen und wohl erst Ende September wieder heimkehren.“

WWaldeck. (Arolsen, 21. August. Der am 21. Juni D Me außerordentlihe Landtag der Fürsten- thümer Waldeck und Pyrmont trat am 19. d. M. wieder zusammen und nahm in seiner heutigen Sißung die beiden Geseßesvorlagen, betreffend die Einführung des preußi- chen Ausführungsgeseßes zum deutschen Gerihhts-

ver{assungsgeseye vom 24. April 1878, und betreffend die S Sens des preußishen Ausführungsgeseßes zur deutschen Civilprozeßordnung vom 24. März 1879, un- verändert an. j

Dagegen wurde der vorgelegte Etat der Justizver- waltung für die Zeit vom 1. Oktober 1879 vis Ende Dezember 1880 abgelehnt, weil die im Etat angeseßten Gehalts- positionen der Justizbeamten gegen die betreffenden preußischen Etatssäße zu gering veranschlagt waren. j

Der Landesdirektor von Sommerfeld erklärte hierauf den außerordentlichen Landtag für geschlossen, und nach einem drei- fahen Hoh auf Se. Majestät den König von Preußen und Se. Durthlaucht den Fürsten zu Waldeck und Pyrmont trennte sih die Versammlung. ESN

Oesterreich-Ungarn. Wien, 21. August. Die „Presse“ schreibt: Die Verhandlungen über die Erledigung des De- missionsgcsuches des Grafen Andrassy, sowie über die Be- stimmung seines Nachfolgers dürsten nun alsbald in Gang kommen. Jnzwischen dauern in der auswärtigen Presse die Kundgebungen des Bedauerns über den großen Verlust, welcher den gemeinsamen politishen Fnteressen Europas dur den Rüctritt des Grafen Andrassy erwächst, fort. . Namentlich spricht bei dieser Gelegenheit die englishe Presse in ihren angesehensten Organen stets erneuert die lebhafteste An- erkennung für das Wirken und die Erfolge des Grafen aus.

Bezüglich des Termines sür die Einberufung des Reichsrathes lauten die Meldungen der Wiener Blätter noch immer sehr shwankend, doch stimmen sie darin überein, daß diese Einberufung ey schon im September, und zwar höchst wahrscheinlich in der zweiten Hälfte dieses Monats erfolgen werde. Hinsichtlich des Zeitpunktes für den Zu- sammentritt der Landtage wird bisher noch nichts gemeldet.

Dem „Pest. L.“ wird von hier berichtet: Die Au f- [lösung des anläßlih der vorjährigen Mobilisirung kreirten besonderen Kriegsrehnungs-Departements im ge- meinsamen Kriegs-Ministerium if bevorstehend. Man hält diese Maßregel für ein Anzeichen, daß an militärishe Ope- rationen größeren Maßstabes nach keiner Richtung gedacht wird. Nach der neuesten Verfügung des Kriegs-Mint- steriums gelangen die Menagegelder, welche bisher für die ganze Armee hier in der Centrale verrechnet wurden, vom 1. Septemb:r ab bei den Fntendanturen der einzelnen Pro- vinzial-Kommanden zur Verrechnung.

Aus Serajewo, 21. August, wird der „Pr.“ ge- meldet: Das Comité für den Wiederaufbau des nieder- gebrannten Theiles von Serajewo wählte gestern ein Sub- comité, welches die vorliegenden Offerten englischer und öster- reihisher Baugesellschafien zu prüfen und Anträge hierüber zu stellen hat. Es heißt, daß von Wien eine Anzahl eiserner Häuser hierher unterwegs ist, Die Obdachlosen, deren Zahl sih durh die Abreise Vieler ziemlich verringert hat, sind sämmtlich untergebracht. Die Verluste beim Militär an Todten und Verwundeten stellen sich viel geringer heraus, als ur- sprünglih angegeben wurde.

22. August. (W. T. B.) Das „Fremdenblatt“ erfährt von kompetenter Seite, daß das Gerücht, der Ein- marsch in den Sandshak Novibazar habe - seitens der österreihishen Truppen begonnen, vollständig unbe-

ründet sei und wahrscheinlich cuf den Umstand zurückzu- ihren wäre, daß die Marschbereitshaft von drei in Bosnien stationirenden Regimentern behufs Ablösung der den Kordon- dienst verrihtenden Truppen angeordnet worden sei. Das Gerücht wird in der nämlichen Weise, wie dies durch das „Fremdenblatt“ geschehen, au von der „Presse“ für unbegrün- det erklärt.

Die „Polit. Corresp.“ meldet: Aus Konstantinopel: Die Einberufung des zweiten Aufgebots der grie- chishen Nationalgarde hat bei der Pforte, die darin eine Fortsezung der griechishen Pressionsmittel erblickte, einen ungünstigen Eindruck gemacht ; der Minister des Auswärtigen, Safvet Pascha, hat si in diesem Sinne dem griechishen Ge- sandten gegenüber ausgesprohen. Gegen den unausgeseßten Mißbrauch, der mit der bulgarishen Fahne in Ost- rumelien getrieben wurde, waren Seitens der Pforte Vor- stellungen erhoben worden; Aleko Pascha hat darauf tele- Lrpa s angezeigt, er werde dafür sorgen, daß in Ostrumelien eine bulgarische Fahne mehr zum Vorschein komme. Aus Athen: Der König hat an Stelle des bisherigen Kriegs- Ministers, Oberst Grivas, welcher von seinem Posten zu- 0 Gi ist, den Oberst Valtinos zum Kriegs-Minister ernannt.

283. August. Der Ankunft des Fürsten von Mon- tenegro wird bereits in den ersten Tagen des September entgegen gesehen. Der Fürst hat bei der von ihm hierher gerihteten Anfrage, ob sein Besuch - genehm sei, betont, daß er als der erste der Fürsten, die dur die Neugestaltung dexr Dinge im Orient große Vortheile errungen, dem Kaiser für Mine wohlwollende Unterstüßung danken wolle und daß er auf eine weitere Befestigung der mit ODesterreih-Ungarn bestehenden freundschaftlichen Beziehungen hoffe. Die loyalen Gesinnungen des Fürsten haben hier volles Verständniß und freundschaftliches Entgegenkommen gefunden.

Prag, 21. August. Zur Feier des Geburtsfestes des Kronprinzen wurde gestern ein Festshießen des Offiziers- Corps abgehalten. Der - heutige Festtag wurde mit BVöller- shüssen und Tagreveille der Bürgerkapelle eröffnet. Jn der Teinkirche wurde ein feierliches ee abgehalten, worauf die feierlihe Gratulationsauffahrt der Offiziere aller drei Bürger-Corps stattfand. Die in der Hofburg aufliegenden Gratulationsbogen waren mit vielen Unterschriften aus allen Schichten der Bevölkerung beider Nationalitäten bedeckt. Abends erschien Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit zu dem anläßlih seines Geburtsfestes veranstalteten glänzenden Feuerwerke auf der Schüßeninsel. Später besichtigte der Kronprinz die gleihfalls ihm zu Ehren veranstaltete Regatta auf dem Moldauflusse.

Pest, 21. August. Der „Pester Lloyd“ berichtet: Die Krise im Ministerium des Aeußern werde auf den Fortgang der Affaire Novibazar ganz ohne Einfluß bleiben, nur -das Votum der Kommission werde entscheiden, ob, wann und wie der Einmarsch zu vollziehen sein wird.

Niederlande. Haag, 20. August. (Leipz. Ztg.) Ein dem Kolonien-Ministerium zugegangenes Telegramm des Ge- neral-Gouverneurs von Niederländish-Fndien vom 18. d. M. enthält folgende Meldungen aus Atchin: „Am 14. d. M.

marschirte eine Kolonne von Fndraguri über Gliëzng nach Selimun. Sie wurde allein vom Gebirge her von der Bande des Tongku di Tiru (des Leiters der Angriffe auf unsere Stellung zu Segli im April und Maï 1878) beschossen, be- gegnete jedoch in den Kampongs keinera Widerstande. Einige E Pai nde worunter Tuku Aja Alang, Bruder Panglima Polims (des Anführers der atchinesischen Kriegs- partei), haben sich unterworfen. Die Kolonne bezog zu S elimun ein Bivouak. M dem Gebirge der XXVI Mukim wurden viele Flüchtlinge festgenommen und Waffen erbeutet.“

Großbritannien und Jrland. London, 23. August, (W. T. B.) Jhre Majestät die Königin hat Lord Chelms- ford das Großkreuz des Bath-Ordens verliehen. Jhre Kaiserlihe Hoheit die Herzogin von Edinburgh is gestern nah Deutschland abgereist.

Frankreich. Paris, 22. August. (W. T. B.) Nah hier eingegangenen Nachrichten hat der König von Spanien heute Morgen die französishe Grenze passirt und sich nah Arcachon begeben.

Bei dem gestern im Palais royal stattgehabten Tumult wurde die Ordnung rasch wiederhergestellt ; die Per- sonen, welche in Folge desselben verhaftet worden waren, sind bereits wieder auf freien Fuß geseßt.

Die in Bordeaux ausgebrochene Feuersbrunst ist, nach hier vorliegenden Nachrichten, berältigt. Bei dem Brande und den Löscharbeiten sind keine Personen zu Schaden gekom- men; der sonstige vom Feuer angerichtete Schaden wird auf 2 Millionen angeschlagen.

_ 23, August. (W. T. B.) Nach weiteren Nachrichten ist der König von Spanien gestern Nahmittag in Ar- cachon eingetroffen und von dem spanischen Botschafter, Ma:41 quis de Molins, sowie den Spigen der Civil- und Militär- behörden empfangen worden. Während der Reise trug der König den rechten Arm in einex Binde,

Türkei. Konstantinopel, 23. August. (W. T. B.) Gestern hat die erste Konferenz der türki)ch-griehishen Be - vollmächtigten in der grichishen Grenzregulirungs- frage stattgefunden, dieselbe dauerte nahe an 11/4 Stunden und wurde größtentheils mit Erledigung von Formalitäten E Der Tag für die nächste Konferenz ist noch nicht estimmt.

Pera, 21. August. (Pr.) Die zwei ältesten Söhne des Sultans werden Ende Oktober in die englische Militär- Akademie von Woolwich eintreten. Aleko Pascha hat ein Schreiben an Aarifi Pascha gerihtet, in welchem er Aufklärun- gen über sein Verhalten giebt.

Nuߧland und Polen. St. Petersburg, 21. August. (St. Pet. Ztg.) Durch einen an den Kriegs-Minijter ge- rihteten Ukas hat Se. Majestät der Kaiser ein besonderes, auf der linken Brustseite zu tragendes Denkzeichen ge- sciftet für diejenigen Personen, welche bei Einführung der Civilverwaltung in Bulgarien dienten.

Afrika. Egypten. Alexandrien, 20. August. (Pr.) Der Minister des Aeußern in Kairo richtete an die hier residirenden General-Konsuln eine Note, in der er ihnen von dem neuvollzogenen Ministerwechsel Mittheilung macht und zugleih die Erklärung abgiebt, daß die neuen Minister es als ihre Hauptaufgabe betrachten werden, den finanziellen LEPRIUUNGE Egyptens Europa gegenüber pünktlihst nach- zukommen.

Statistishe Nachrichten.

Bei der Magdeburger Allgemeinen Versicherungs- Aktien-Gesellschaft Abtheilung für Unfallversicherung— kamen im Monat Juli 1879 565 Unfälle zur Anzeige, und zwar: 12 Unfälle, welche den Tod der Betroffenen zur Folge gehabt haben, 6 Unfälle, in Folge deren die Beschädigten noch in Lebensgefahr \{weben, 36 Unfälle, welche für die Verleßten voraussidtlih lebens- längliche, theils totale, theils partielle Jnvalidität zur Folge haben

werden, 511 Unfälle . mit voraussichtlich nur vorübergchender Er-.

werbsunfähigkeit. Von den 12 Todesfällen treffen 3 auf Baugewerke, 2 auf Lantwirthschaftsbetriebe, je einer auf eine Schneidemühle, Rübenzuckerfabrik, Brauerei, Spinnerei, ein Granitgeschäft, eincn kombinirten Mahl- und Schneidemühlen-, sowie einen kombinirten Mahl-, Del- und Schneidemühlenbetrieb.

Kunst, Wissenschaft und Litcratur.

Das soeben auêgegebene Beiheft 5 und 6 zumMilitär- Wochenblatt, herausgegeben von v. Wißleben, General-Lieutenant ¿. D. (Berlin. E. S. Mittler u. Soha, Königliche Hofbuchhandl ng) enthält die Fortseßung der Biographie: Carl Friedrich Wil- helm v. Reyher, General der Kavallerie und Chef des General- E Armee, von v. Olle, mit dem Bildniß des Generals v. Reyher.

In Carl Heymann's Verlag hierselb erschien soeben das „Amtliche Waarenverzeichniß zum Auszug aus dem Zolltarif“ vom 15. Juli 1879. Dasselbe ist, nab amtlich¿n Quellen zusammengestellt, ein authentischer Abdruck der im Reichs- \haßamte aufgestellten und den Zollbehörden zugegangenen amtlichen Ausgabe. Man findet in dem Verzeichniß die Waaren, deren Ver- zollung bereits mit dem Erlaß des Tarifgeseßes begonnen hat und alle die Artikel, deren Zölle vom 1. Oktober ab in Anwendung kommen; es genügt diese Zusammenstellung also allen Bedürfnissen bis zum 31. Dezember d. J.

Der Altmär kische Verein für vaterländische Ge- \chichte und Industrie zu Salzwedel hat scinen 19. Jahres- bericht erscheinen lassen. Die uns vorliegende Abtheilung desselben für Geschichte, herauégegeben von dem Vereinssekretär Th. Fr. Zechlin, enthält interessante Beiträge: „Zur Militärgeshihte der Altmark im vorigen Jahrhundert“ und über „Die Komthure des Johanniter- Ordens zu Werben“, nebst Nachrichten von einer Schatzträumerei und -Gräberei im Werbischen Komthureihofe (dem Kreuzhofe) zu Magdeburg, vcm Geh. Archiv-Rath G. A. von Mülverstedt ; ferner Geschlechtegeschichtliches aus der Magdeburger Shöppenchronik: „Her Valke und Her Evrd vom Redern 1280“, vom General - Lieutenant ¿. D. H. v. Redern zu Wansdorf; einen Versuch zur Beantwortung der Frage: „Wo lag die älteste Burg Salzwedel“, und „Altmärkische Inschriften“ vom Pastor em. Bartsch daselbst; ebenso belehrend wie anziehend ist der numismatishe Beitrag von v. Graba über den im vorigen Jahre bei dem Dorfe Bömenzien im Kreise Osterburz ge- machten Brakteatenfund, dessen vornehmste Stücke auf einer beigegebenen Tafel abbildlib vor Augen geführt werden. Serner enthält das Heft „Zusäße zu I. F. Danneils Wörterbuch der altmärkish-plattdeutshen Mundart“, mitgetheilt von Ludolf Parisius, und eine Reihe deutsher Volkslieder mit ihren Singweisen, in der Altmark und im Magdeburgischen aus Volksmunde gesammelt von demselben. Aus den vermischten kleineren Mittheilungen verdient ein Beitrag zur Geschichte der von Einwinkel und von Kröcher,

von dem Geheimen Arcivrath von Mülverstedt, Erwähnung. Der

Vereinsberiht führt in dem Mitgliederverzeihni g 1878/79

49 ordentliche und 5 korrespondirende Mitzlieder f an der Spitze

Let P pnilies steht als Chrenmitglied der Reichskanzler Fürst ismarck.

Züri, 21. August. Ludwig Vogel, der bekannte \{weize- rische Historienmaler, ist diese Naht Zeliatben: O Land- und Forstwirthschaft.

In Bezug auf die zu erwartende Weinernte in Frankrei schreibt man der „Weser-Ztg.“, d.ß die heiße Laue der Fus Tage einen sehr günstigen Einfluß auf die Rebe ausgeübt, deren Aussehen unter dem anhaltenden Regenwetter bereits erheblich ge- litten hatte. Im Süden verspriht die Ernte eine sehr reiche zu werden; im Centrum und im Westen rechnet man nur auf eine ge- wöhnliwe Ernte. In dezn östlichen Departements, wo das ungünstige Wetter den meistea Schaden angerichtet hatte, wird si das Verlorene faum einholen lassen. In Burgund zeigt der Weinsto®X eine große Verschiedenheit; bei anhaltend s{hönem Wetter werden einige Gegenden ein vorzügliches, andere ein schlechtes Resultat liefern. In der Champagne sicht es sehr traurig aus; man {äßt den zu erwar- tenden Ausfall auf 3, und dabei sind es die vornehmsten Gewächse, die am meisten gelitten haben. Die Preise haben eine steigende Richtung eingeschlagen. . In der Provence hat der Weinstock ein gutes Ansehen wenn er auch nit viel Frucht zeigt; die Reblaus hat hier eine Masse Weinstöcke ganz vernihtet. Im Hérault sind die Aussichten günstig. Der dieswöcentlihe Markt von Béziers war äußerst belebt; spanishe Weine sind in den leßten 14 Tagen durchs{chnittlich 5 Fres. per Hektoliter gestiegen; rother Béziers brate 131 Frcs. per 7 11, rother Beauséjour 154 Fres. per 7 11, rother Puisserguier 209 Frcs. per 7 bl, Jn der Aude reift die Traube unter sehr günstigen Verhältnissen. Der in dieser Gegend als Mittel gegen die Reblaus angewandte Schwefelkalk hat sich äußerst wirksam gezeigt. Im Departement Gers erwartet man eine \{lechte Ernte; für die alten Bestände werden daher hohe Preise verlangt, wenn überhaupt Abgeber vorhanden find, Man notirt dort: 1878er Haut-Armagnac 102 Fres. 50 C. bis 103 Frcs.,, 1878er Penarèze 107 Fres., 1878er Bas-Armagnac 117 Fres. pr. Hektoliter. Im Departement Lot findet ein großer Verkehr im Weinhandel statt ; die Preise sind seit einem Monat 60 bis 80 Frcs. pr. Tonne ge- stiegen. Erste Marken werden mit 509 bis 480 Fres., zweite mit 450 bis 444 Frcs, pr. Faß bezahlt. Ju der Gironde ist die Ernte nicht vielversprehend. Von Médoc erwartet man keinen be- sonderen Jahrgang. In Bordeaux bestand in dieser Woche eine folofsale Nachfrage nah kleinen Weißweinen zum Verschnitt. Fn Farnac, Cognac, Saintes, Pons Barbézieux rechnet man auf 1/5 der normalen Ernte, an vielen anderen Orten auf nur 4. In dem Departement der Loire Inférieure sind die Preise steigend; Muscat 1878 kostet 80 Fres.

Riga, 8. August. (Int. Tel. Ag.) Berichte aus dem Innern Rußlands melden: Die Noggenernte ift recht betrübend. Das anhaltende Regenwetter richtete und richtet nob vielen Schaden an; man rechaet in vielen Gouvernements kaum auf die Hälste des vor- jährigen Ertrages bei nur sehr geringem Naturalgewicht.

Gewerbe und Handel,

Ueber den Stand der Herzoglich Anhaltischen Land- xentenbank in Côthen am Swhlusse der Rehnungsperiode vom 1. Juli 1878/79 liegen folgende offizielle Mittheilungen vor: Es waren der Landrentenbank bis zum 1. Juli 1879 überwiesen und von derselben übernommen 662 392 (4 jährlihe Renten und dafür den Berechtigten zu ihrer Entschädigung und Abfindung an Rentenbriefen der 20 fache Betrag dieser Renten mit 13 247.859 #4 ausgefertigt und übereignet. Von diesen Renten sind durch Kapitaleinzahlung abgelöst und getilgt 34403 A und dafür eingezogen und vèc- nihtet 618770 M Rentenbriefe, wonach an jährlihen Renten verbleiben 627 989 Æ Von den nach Vernichtung der durch diese Kapitaleinzahlungen verbleibenden 12 629 080 4A sind durch die alljährliÞ zweimal stattfindenden Ausloosungen behufs deren Einziehung und Amortisation an Rentenbriefen bereit) ein- elôft und kassirt 2510 040 (6, so daß vom 1. Juli cr. ab ohne Rücksicht auf die im Laufe dieses Jahres noch zu- und abgehenden Renten, und nah Abr-chnung dieser eingezogenen Rentenbriefe 10 119 040 A _ im Umlauf bleiben und mit 404761 . zu verzinsen waren. Die Summe der in den Katastern der Landrentenbank ein- getragenen, zur Zahlung von Renten verpflichteten Grundstücke belief ih am 1. Juli 1879 auf 35497 und hat sich seit dem 1. Juli 1873 um 895 vermehrt 4

Schon früher hatten wir Veranlassung, Dr. H. Zereners Antimerulion cin Mittel resp. Verfahren gegen den Haus- \{wamm, das aus der chem. Fabrik von Gustav Shalehn in Magdc- burg hervorgeht, zu erwähnen. Dasselbe hat sich an vielen Orten als ein nothwendiger Baubedarfsartikel eingesührt, dessen Anwen- dung beim Shwammvorkommen, bei Fäulniß, Feuchtigkeit, Pilzbil- dung 2c. mit Beiseitestellung aller sonstigen Mittel und mit gutem Erfolge s\taitfindet. Das Antimerulion ist in Deutschland und Oesterreich - Ungarn patentirt und wird von Behörden {on seit Jahren fortgeseßt benußt und empfohlen. In allen größeren Städten sind Niederlagen davon errichtet. Preise à Kilo 50 resp. 25 .

Berlin, den 23. August 1879,

Die Kunstindustrie auf der Berliner Gewerbe- Ausstellung. /

IIT,

Gold und Silber, Alfenide, Email, Tula. (Cf. Nr.-191 d. Bl.)

: So sitlich in den genannten und in den sih um sie gruppiren- ‘den Arbeiten verwandter Art ein erfreuliher und verheißungsvoller Aufschwung zu Tage tritt, so beherrs{t derselbe do noch keineswegs etwa die gesammte Berliner Fabrikation. Neben Silbergeräthen ge- diegenster, dem Werth des Materials voll entsprehender Durch- führung fehlt es nicht an solchen, die deutlih den Stempel ge- wöhnliher Dußendwaare an sih tragen, und andererseits steht den in stilvollster Formengebung sich präsentirenden Stücken noch in breiter Masse die ärgste Zerfahrenheit und der gröbste Naturalismus gegenüber. Die Ausstellung von S. Friedeberg Söhne zeigt in leßterer Hinsicht eine wahre Musterkarte der denkbar {limmsten Verirrunge:. In Falten gelegte Servietten und \{lanke Palm- bäume, auf Hügeln weidende Schafe und Jockeys, die aus Stall- eimern ihre Pferde tränken, {were plastisbe Gruppen, die auf dem äußersten dünnen Rande eines Tafelaufsaßes halb in der Luft \chweben, und Lokomotiven, die über cin Uhrgehäuse dahinfahren, erscheinen hier als die zur Gestaltung und Dekoration von Gefäßen und Gerät \en verschiedenstér Bestimmung verwendeten Motive, denen sih als Einfassung eines höchst seltsamen Taufbeckens noch die natur- getreue Nachbildung der Bodenformation eines Seeufers hinzugesellt, Diese kleine Auswahl von Beispielen einer derartigen Drnamentik aber [ließe sich bei weiterer Umschau sehr leiht zu einer anschnlichen Sammlung vermehren. : E Nur vereinzelt begegnen uns neben der Menge folcher Absurdi- täten, denen übrigens, wenn nit Alles täuscht, bereits auch Seitens des größeren Publikums bei Weitem nicht mehr das frühere Ent- gegenkommen bewiesen wird, die krausen, in ihrer launenhaften illkfür indeß meist schr abges chwächten und vernüchterten Formen des Nococo, dessen neuerdings vielfach angestrebte Reaktivi-ung gegen- Über der sonst durchaus einheitlichen, mit Verständniß und Geschick an die Renaissance anknüpfenden Bewegung innerhalb unsercs Kunst- gewerbes sicherlich ein Gewinn von sehr zweifelhaftem Werth sein würde, Noch weniger hat bisher die Gothik, an die auf der Ausstellung stens die bedenklich mißverstandene Komposition einiger dürftig ausgestatteten Kirchengeräthe erinnert, in der Berliner Silbershmiede-

kunst Wurzel zu fassen vermoht. Auch der Einfluß Japans, dessen große Erfolge auf den lezten Weltaus\tellungen der europäischen Fabrikation vielfältige Anregung gegeben habea und sih namentli in der gegenwärtigen englischen Poterie lebendig widerspiegeln, mat sih hier nur in sehr wenigen Stücken bemerkbar, die überdies ihreu Originale nihts anderes als diesen oder jenen kapriziósen Einfall, keineswegs aber das abzesehen haben, was den Erzeugnissen jenes hobegabten Volkes ihren Reiz und ihre Bedeutung verleiht: den auf kleinstem Raume die größte Fülle liebentwürdiger Details ver- einigenden Reichthum der Erfindung, die Frishe und Feinheit einer scharfen Naturbeobachtung, die sichere Beherrshung köstlicher kolo- ristisher Effekte und die ebenso d.likate wie frische technische Aus- führung. Ein röthlich gefärbtes Theefervice, dem ein ausgebreiteter Fper als Platte dient, ist weder geistreich erfunden, noch in den

inien leiht und graziós bewegt, und die Darstellung von kleinen zierliden Schifshen mit dünnem Tau- und Segelwerk auf einem aus Silber gebildeten Meer kann do nur als eine bedeutungslofe, gleihgültige Spielerei betrahtet werden.

Ein Blick auf den Formenkreis, in welhem die Berliner Silber- industrie sih bewegt, zeigt somit, daß eine gedeihlihe und einheitliche Entwickelung auf diesem Gebiet am wenigsten durch ein verwirren- des Vielerlei {sich kreuzender Einwirkungen gefährdet wird. Ein entschi:denes Zurückgehen auf die Formen der Renaissance, die man in selbständiger Weise den imm?rhin vielfa veränderten modernen Anschauungen entsprehend fortzu. bilden und umzugestalten bemüht ist, erscheint als festes, klarbewußtes Ziel, und zugleih wird mit allen Mitteln die Entfaltung reiherer dekorativer Wirkungen erstrebt, wobei in erster Linie die mit großem Geschick gehandhabte Färbung des Metalls, außerdem aber auch eine außerordentlih ausgedehnte Anwendung oft trefflich gelungener Gravirungen in besonders bemer- kenswerther Weise mitsprit. Namentlich für die auf einen breitcren Absaß abzielende Produktion, der naturgemäß die Nücksicht auf größt- mögliche Wohlfeilheit immer maßgebend bleiben wird, ift hiermit allerdings die Gefahr nahe gelegt, mehr auf den bestehenden Schein eines sreigebig aus8gestreuten* Zierraths, als auf eine ein- fahe, in der Ornamentirung sich maßvoll beschränkende und dafür innerhalb dieser Grenzen um so tüchtigere und gewissenhaftere Behandlung zu schen. Nicht blos die dem stillosesten Natu.alismus huldigende Fabrikation, sondern nicht seiten auch diejenige, die sih besserer Formen befleißigt, giebt in diefer Hinsicht zu manhem Bedenken Anlaß. Wenn aber shon da, wo man auf strengere künitlerishe Ansprüche von vornherein verzichten muß, die \{lechte Ausführung den Werth des Produkts nur noch mehr verringert, so würde vollends die gegenwärtig mit Glück ange- bahnte C T zu cinem sehr traurigen Resultat führen, wenn man sich verleiten ließe, mit der Aufnahme guter Formen nicht auch in gleihem Schritt die Anforderungen an strengste Solidität und Gediegenheit der Arbeit unablässig zu steizern, und deshalb ist es eine gewiß niht bedauerlihe Erscheinung, daß aus der stetig zuneh- menden Ausbreitung des Alfenide den wohlfeilen Siibergeräthen eine mächtige Konkurrenz erwachsen ist, die den Silbershmied cin- dringlih darauf hinweist, durch die nur in dem edleren Material erreichbare hôchste Feinheit der Vollendung das Terrain siegreih zu behaupten und sih selber womöglich die superiore Stellung inner- halb des gesammten E wiederzuerobern, die ihm in früheren Perioden unbzstritken zugestanden wurde.

Die Alfenidefabrikation, die wir im Allgemeinen ganz dieselben Wege einschlagen sehen, auf denen die Bearbeitung des Silbers voran- geht, hat es freiliÞd mit einem in gewisser Hinsicht stets etwas be- denklichen Surrogat zu thun. Sie deshalb mit kühler Mißachtung übersehen zu wollen, wäre jedoch um so irriger, als sie nit blos bercits längst ein gewihtiger Faktor geworden ist, mit dem man unter allen Umständen zu rechnen hat, sondern namentlich auch ein ebenso rühriges wie erfolgreides Streben nach künstlerisher Dur ch- bildung an den Tag legt Ueberdies steht aber auch die solide und leistungsfähige Metallkomposition, deren sie sich bedient, zu dem Sil- ber, das sie dadurch zu erseßen sucht, in einem weitaus günstigeren Verhältniß, als etwa das unedle Zink zu dec edleren Bronze. Zu einem berechtigten Widerspru fordert dieser Industriezweig daher erst da heraus, wo er im Uebereifer an das verarbeitete Material Zumuthungen stellt, die offenbar die nöthige Rücksiht auf den geringeren Werth und auf die beshränktere künst- lerische Ausgiebigkeit desselben außer Acht lassen. Auf eine Kon- kurrenz mit den dem Silbershmied zufallenden Stücken, bei denen der reichste Aufwand e'ner auf hö{ste Prachtentfaltung ausgehenden plastishe¿n Ornamentirung durhaus am richtigen Plate ist, wird das Alfenide bei verständiger Selbsterkenntniß am besten von vornterein verzichten. Es müßte hier eben entweder auf den viel minder koste baren Stoff ein demselben k ineswegs entsprehende8 Uebermaß von Arbeit verwenden oder aber den entgegengeseßten, noch viel {lim- meren Fehler begehen, dur eine geringere Ausführung den Verlust wieder cinbringen zu wollen, in Wahrheit aber nur die beabsihtigten kfünfstlerishen Wirkungen {hon im ersten Keim zu crsticken.

Eine von Henniger & Co. ausgestellte, von B. “ce ‘erheim modellirte Tafelgarnitur, die {on in der wenig glücäli4-ea Kom- position als ein eigenthümlihe8 Zwitterding zwischen Silber- und Bronzestil erscheint, {ießt in ihrer reichen figürlihen und orna- mentalen Dekoration entschieden über das Ziel hinaus und is wenig dazu angethan, für eine aus den gegebenen Bedingungen des Ma- terials sih herleitende Behandlungéweise als Vorbild zu dienen. Ebenso würde man bei verschiedenen, hier und da als besondere Schaustücke paradirenden Bowlen den se.r zweifelhaften Shmuck allerhand plastisher Zuthaten, die dem glatten und gut profilirten Körper des Gefäßes ziemlih äußerlich angeheftet sind, viel lieber durch einfach gestaltete Henkel und Deckelgriffe erseßt sehen. Einen desto ungetheilteren Beifall verdient dagegen das s{hlichtere Gebrauchs8- geräth in meist nicht üblen, bisweilen so:ar vortcefflihen Formen und in einer in bescheidenen Grenzen gehaltenen Ornamentirung, die gerade bei den besten Stückten si in der Regel auf verschiedenartige Färbung des Metalls mit Hinzunahme ornamentaler Gravirungen beschränkt. Ein kleiner im Fond {warz orydirter Becher von Henniger & Co. ist eine ausgezeihnete Probe einer geschickten Verbindung dieser beiden Dekorationsmittel, in deren vortrefflicher Aus- führung die größere Mehrzahl der Ausfteller miteinander an Tüchtigkeit wetteifert. Dieselbe Beachtung fordert ferner eine Anzahl von Kannen, Vasen, Kelchgläsern und ähnl chen Stüdcken aus geschliffenem oder mit Emailfarben bemaltem, zum Theil der Heckertshen Fabrik entstammendem Glas, dem eine geschickte Alfenide-Montirung mit theilweiser Vergoldung sich wenig anspruch8voll, dafür aber meist in richtiger Verbindung mit den Formen des vorhandenen Gefäßes binzugesellt. Nicht blos Henniger & Co. und A. Kats, deren Kollektionen in erster Linie stehen, sondern auch Gebrüder Lip e, O. Tade und noh andere Firmen bieten sowohl in diesen mon- tirten Glassachen wie in oxyd:rten und gravirten Stücken eine reiche Auswahl ansprechender Leistungen, obwohl cs daneben auch wieder nirzents an recht mißlichen naturalistishen Verirrungen, kletternden Eisbären, weidenden Hirschen und anderen Motiven gleihen Ranges fehlt, die den sonst befriedigenden Gindruck der Ausstattung einiger- maßen trüben. Das Schlimmste in dieser Hinsicht aber sind wohl die bei A. Katscch zu findenden, im reisten Silber- glanz strahlenden Schalen, dere: rundes Mittelstüc? aus einer Photographie besteht! Sie fallen als arge Geschmallosig- keiten gerade hier um so mehr auf, je anziehender sich ihre unmittel- bare Umgebung präsentirt, die neben einer Reihe der gelungensten Leistunzen in Alfenide noch verschiedene, gleich hier zu erwähnende interessante Specialitäten vo:führt. Zierlihen, durch einen galva- nischen Prozeß mit einem nur noch feiner zu wünschenden Silber- ornamert überzogenen grünen Rheinweingläsern gesellen sich hier einige, auf ähnlihem Wege mit Silber-Jncrustationen verschene Gegenstände aus oxydirtem Kupfer darunter ein sehr anmuthiger Holbeinkrug als bemerkenswerthe Proben einer Technik, der um ihrer ebenso kräftigen wie vornehmen Wirkung willen eine recht aus- gedehnte Verbreitung zu wünschen wäre. Auch bei einzelnen der in der Regel einer irgendwie künstlerishen Behandlung völlig ent- behrenden Arbeiten in Malachit ist dadurch, daß der Stein einem

aufgelegten du: chbrochenen Ornament aus vergoldeter Bronze nur als Folie dient, ein lebendiger und gefälliger Effekt erzielt.

_ Fast noch s\ch{limmere Verwüstungen als in unferer modernen Silberindustrie hat der allgemeine Verfall des Kunsthandwerks und die an die Stelle eines bestimmt ausgeprägten Stils getretene Herr- schaft im Fluge wechselnder willkürliber und sinnloser Modelaunen auf dem Gebiet der Herstelluna von Schmuckgegenständen aller Art angerihtet. Es wäre ein vergebliches Beginnen, die Verirrungen auf- zählen zu wollen, deren sich unsere Goldarbeiter und Juweliere bis vor kurzem völliz ungestraft {chuldig maten durften, und di: uns immerhin auch heut noch auf Schritt und Tritt begegnen, Ohn? Frage ift indeß gegenwärtig bereits ein erhebliher Schritt zur Ueber- windung der s{limmsten Mißstände gethan, und was die Ausstellung an S{bmudcksachen der mannigfabsten Gattungen vorführt, ist zum größ-:ren Theil von so ahtbarer Qualität, daß sich für die weitere Entwickelung das Beste hoffen läßt. Zu diesem günstigen Eindruck trägt allerdings sehr erheblich der Umstand bei, daß sowohl jene wohlfeilen, aus dünnem Goldblechß plump gepreßten unförmigen Sachen, die endlich allmählich auszusterben scheinen, wie auch die nit minder verwerflihen, einer neueren Moderihtung folgenden Stücke, die ihren Werth einzig in dem rohen Prunken mit etner möglichst groïzen Masse theuren Goldes suchen, ihre Formen aber, wenn von solchen überhaupt die Rede sein kann, am liebsten der Sphäre des Grobshmieds entlehnen, der Ausstellung nahezu gänzlich fern geblieben sind. Es scheint sich aber doch allmählich innerhalb der in Rede stehenden Industrie selber, wenn au zunächst nur erst bei den kerufeneren Vertretern derselben, die Erkenntniß Bahn zu breen, daß das Gold, das edelste und fügsamste aller unserer Materialien, auch die denkbar größte Reinheit der Bearbeitung ver- langt, und ebenso \dbeint, Dank dem in gleihem Schritt zunehmenden verständnißvollen Entgegenkommen des Publikums, auch die in diesem Sinne auf die Herstellung wirkli stilvoller Shmu:ckgegenstände in den verschiedensten Werthabstufungen verwandte Mühe mehr und mehr den verdienten Lohn zu finden. Die Richtung aber, in der diese gesunde Entwikelung sich vollzieht, i1t dieselte, die uns inner- halb der Silberindustrie als unbedingt dominirend entgegentrat, das Streben nach einer Neubelebung der vielgestaltigen Nenaisfance- formen, die bei reichster Verwendung von Edel- und Halbedelsteinen jeder Art, von Perlen, Korallen und farbigem Schmelz dem Geschick des Goldshmieds den denkbar weitesten Spielraum gewähren und ihm die erwünschteste Gelegenheit darbieten, in der fast uners{öpf- lihen Kombination dieser Materialien und in der kunstvollen Fassung sowohl seine Erfindung8gabe wie sein technishes Können in glänzender Weise zu offenbaren. H. Schaper, einer unserer be- gabtesten Juweliere, geîellte mehreren ansehnliben Stücken dieser Art auch noch einige Arbeiten, die nah dem Vorgang von Castellani, dem berühmtesten Goldschmied unserer Tage, einen direkten Anschluß an die Antike zeigen, während Gebr. Friedländer in einer kleinen Kollektion von Shmucksachen stilvoller Haltung, die neben den von ihnen außerdem ausgestellten, bisweilen dur wenig mehr als durch das kostbare Material zur Beachtung herausfordernden Modeartikeln desto vortheilhafter hervorstehen, und Sy &Wagner, die eine ganze Sammlung unter der Leitung des Architekten A. Heyden entstandener, die breiten Massen durchweg in grazióse Gliederung auflösender und durch reizvolle Farben- zusammenstellungen fesselnder Colliers, Armbänder, Brochen

‘u. dgl. m. in theils goldenen, theils silbernen, mannig-

fah getönten Fassungen zu off auffallend mäßigen Preisen vorführen, sich auss{ließlih an die Vorbilder der Renaissance an- lehnen. Erfreulihe Ansäâße zu trefflihen Leistungen zeigt außtr diesen hervorragendsten Firmen noch ein Theil d.r von H. Schade ausgestellten Shmucksachen, und schließlich is auch der stattlichen Kolleklionen von Brillanten der Firmen S. Friedeberg Söhne und Gebr. Friedländer zu gedenken, obschon gerade diese werth- vollsten Steine, die vor allem dur fic selber wirken wollen, der Kunst des Juweliers die verhältnißmäßig beshränkteste Gelegenheit zu selbständiger Entfaltung darbieten und deshalb in kunstindustrieller Hinsicht ein geringeres Interesse in Anspruch nehmen als die Ver- arbeitung der übrizen, dem Goldschmied zu Gebote stehenden Materialien. :

Den Scchmuckgegenständen, die der bis vor Kurzem nahezu erstor- benen Technik der Emaillirung nunmehr endlih wieder den ihr ge- bührenden Plaß einzuräumen beginnen und das Auge desto intensiver fesseln, je reicher sich in ihnen das farbige Spiel miteinander wechselnder, auf möglist kleine Flächen beschränkter Farbentöne ent- faltet, lassen sh passend die von Ravené im Verein mit dem Bildhauer Sußmann gleichsam neu ins Leben gerufenen emaillirten Bronzen anreihen , in deren meisterhafter Herstellung mit dem Be- gründer dieser schnell zu einer mit Recht geachteten Berliner Spezia- lität gewordenen Branche die jüngere Firma von Emil Laue troß Leshränkterer Mittel doch in erfolgreichster Weise wetteifert, Die Erzeugnisse beider Etablissements (von denen das erstere die seinigen leider innerhalb einer Kücbeneinrichtung halb versteckt hat) aus den mannigfacsten Luxusgegenständen , aus Spiegel- und Photographie- rahmen, Albumbeschlägen, Schreibtischgarnituren, Schalen, Leuchtern, Schmucksachen u. st. w. bestehead, denen die Firma Ravené neuerdings u. a. auch eine etwas \{chwerfällig aufgebaute Salonlamype hinzu- gesellte, sind zu bekannt, um einer eingehenderen Schilderung zu be- dürfen. Sie suchen ihre Bedeutung, was gewiß die unbedingteste Anerkennung verdient,- vor Allem in der größten Gediezeanheit der Arbeit, werden jedoch an einer breiteien Ausdehnung nicht blos dur den mit der Herstellung neuer Modelle verbundenen verhältnißmäßig erheblihen Kostenaufwand, sondern namentlih auch dadurch merklich behindert, daß sie bisher kaum den Versuch gewagt haben, über die Dekoration von Bronzestücken kbinauszugehen, und dur Hergabe farbiger Füllungen, Einlagen, Beschläge 2c. eine engere Verbindung mit anderen Zweigen kunstgewerblicher Thätigkeit, und zwar in erster Linie mit der Fabrikation von Luxusmöbeln, einzugehen. Was ihnen außerdem uocch schadet, ist eine gewisse Eintönigkeit der an ih meist sehr zierlihen und anmuthenden, einander aber durchweg in der gan- zen Haltung allzu schr gleihenden ornamentalen Muster, ftatt deren einmal eine minder ins Detail gehende, flottere und effektvollere Behandlung versucht werden sollte. i

Wie das Email, so \{li:ßt sich auch das Niello, heut nach dem bekanntesten modernen Fabrikations8ort meist als Tulawaare be- zeichnet, unmittelbar an die Bearbeitung der Edelmetalle an. Es wird in Berlin zur Zeit nur von einer Firma, der von W. Peters & Co., hergestellt, die ein ziemlich vollständiges Bild ihrer wenigstens in technischer Hinsicht mehr und mehr vorgeschrittenen Leistungen vor- führt. Bei einer ganzen Reihe dieser Stücke, vor Allem bei einer Anzahl zierlicher Löffel, deren Reiz durch die zu dem Gruadton des Silbers und dem tiefen Schwarz der eingelegten Masse hinzutretende theilweise Vergoldung- noch erhöht wird, erfreut außerdem auch die der Technik streng angemessene, auf ein den gegebèznen Rauin in ente sprechender Weise süllendes Linien- und Rankenornament sich be- \hränkende Verzierung, während bei nicht weniger zahlreichen Ar- beiten die bedauerlihsten Mißgriffe begangen und ohne jedes Be- denken nicht blos Landschaften und Architekturen, Portraits und Silhouetten komischen Genres, die in dieser Verwendung recht traurig wirkten, sondern gelegentlib sogar Joteymüßen und Jagdtashen in sorgsam schattirter Zeihnung als Dekoration benußt worden sind.

Archangelsk, Der „Russ. Wahrh.“ geht unterm 18. d. M. nachstehende telegraphische Mittheilung zu: Der Schooner „Bara n“ ist aus Nowaja Semlja zurückgekehrt und auf ihm der Steuer- mann Tjagin sowie dessen Familie, die daselbst überwintert haben. Es ist der erste Versu. Alle sind am Leben gebliz:ben und gesund. Der Erxpeditionsversuh wird als geglückt erachtet.

Im Garten des Belle-Alliance-Theaters findet am Dienitag das erste große Musikfest statt. Dasselbe ist zum Besten der Pensions-Zuschußkasse der Königlichen Musikmeister der preußt- hen Armee bestimmt. An diesem Taze werden 10900 Mußker konzertiren.

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