1845 / 231 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Einrichtungen auf verschiedenen Punkten melden. So werden seit Anfang dieses Jahres von Moskau zweimal wöchentlih regelmäßig Diligencen expedirt nach Tula, Orel, Nischnei - Nowgorod, Kasan, Kiew, Kursk und Charkoff. Wo sie auf chaussirten Straßen fahren, wie zwischen Moskau und Tula und Moskau und Nischnei-Nowgorod, ist ihre Dienst- Ordnung ziemlih pünktlich, und wenn sie auf den anderen Puukten ihren Verpflihtungen niht immer streng nahkommen können, wie nawentlich im Herbst und Frühjahre, trägt die in diesen Jahreszeiten s{chwierige Passage zumeist die Schuld. Mit der Voll- endung der von der Regierung projektirten Chausseen wird auch dieses Communications-Mittel weitere Ausbreitung und die zu seinem Gedeihen nothwendige Regelmäßigkeit finden. ““

Das Jahr 1844 1845 war der Merino = Schafzucht Esthlands schr ungünstig; durch die Nässe des Sommers 1844 und dur das zum größten Theil sehr {lechte Winterfutter haben viele Heerden sehr gelitten, und in manchen Heerden sind bis 40 pCt. umgekommen. Das Schurgewicht war im Ganzen sehr gering. Vou mancheu Heer= den kamen sehr viele Sterbe-Vließe zum Verkauf; auch war ein gro- ßer Theil der Wolle {wach und brühig. Jn Berücksichtigung dessen und weil namentlich die Zintenhofshe Fabrik iu früheren Jahren, auch beim Fallen der Wollpreise im Auslande, in Reval' stets gleiche Preise bezahlte, verkauften die meisten Schäfereibesißer die Wolle dieses Aer nur um 15 bis 2 R. das Pud theurer als vor einem Jahre, ob- gleich die-Wollpreise im Auslande sehr viel mehr gestiegen sind und man von den sehr kauflustigen Tuch-Fabrikanten auch höhere Preise hätte er- langen fönnen, manhe Wolle auch mit 3 bis 4 R. S, das Pud höher als vor einem Jahre bezahlt wurde. Jm Herbst 1844 wurden in Esthland 60,000 Merinoschafe eingestallt, die im Ganzen im Sommer 1845 bei der Schur 2970 Pud Wolle gaben, Von dieser Wolle waren bis zu Anfang Juli d. J, noch unverkauft 171 Pud, von den übrigen 2799 Pud kamen zu Johanni 1845 zum Wollmarkt 1324 Pud in den Gahlnbäckshen Speicher und 537 Pud in Privatwohnungen nah Reval, während 938 Pud direkt in die Fabriken geshickt wurden. Es kauften die Zintenhofshe Tuchfabrik 1558 Pud, die zu Dagden 659 Pud ‘und die zu Dorpat 582 Pud. Für die verkauften 2799 Pud wurden im Ganzen 67,161 R, S. bezahlt, das Pud Wolle wurde zu 19 bis 30 R. S., im Durchschnitt zu 24 R. S,, verkauft. Es wurden durschnittlich vom Merinoschafe 198 Pfd. Wolle geschoren und dafür 112 Kop. S. gelöst.

Um dem Betruge beim Holzverkauf von den Barken vorzubeu- gen, is vom Minister des Junern verordnet: 1) Das von Auswär- tigen nah St. Petersburg gebrachte Brennholz soll niht anders als nah dem gesebßlihen Maße, nämlih nah Saschen, verkauft und ge- kauft werden; 2) der Verkauf von Brennholz, barkenweise, wird dem freien Willen der Käufer und Verkäufer anheimgestellt , jedo. unter der Bedingung, daß Leßtere die Anzahl der auf jedem Fahrzeuge befindlichen Saschen angeben und für die Richtigkeit der Angabe cin- Mie 3) der Verkauf des Brennholzes von den Barken fall eben- alls unnahläßlich nah dem geseßlichen Maße, saschenweise, geschehen, wozu sih alle Holzhändler schriftli zu verpflihten haben. Jn &olge dessen hat die Stadtduma den Aufschern des Holzhandels vor- geschrieben, s{ von sämmtlichen Holzhändlern schriftlich versprechen zu lassen, daß sie die obigen Regeln beobachten werden.

Frankreich.

Paris, 16, Aug. Der Herzog und die Herzogin von Ne- mours begaben sich am 12ten d., dem Tage der großen Revue , um 8 Uhr Morgens von Bordeaux nah St. Médard, wo sie feierlich empfangen wurden, und von da nah Chateau de Belfort, dem Haupt= quartiere des Herzogs von Aumale. Nach eingenommenem Frühstück ritten die beiden Prinzen nah dem Lager, die Herzogin aber fuhr in einer Kutsche voran. Sämmtliche zusammengezogene 12,000 Mann waren in zwei Treffen aufgestellt, deren Fronten die Prinzen hinab- ritten, worauf das Defiliren begann. Der großen Hibe des Tages ungeachtet und obgleich wiederholt starke Regenschauer fielen, waren unzählige Züsthäuer versammelt, Man will 12,000 Wagen gezählt haben, die am Morgen durch St. Médard fuhren. Um halb 7 Uhr waren die Prinzen wieder in Bordeaux. Man behauptet für gewiß, daß die Reise des Herzogs von Nemours nah Spanien auf die Vermählung der Jnfantin Luisa Fernanda mit dem Herzog von Montpensier Bezug habe. -

Saloandy's Schulrede bei der Preisvertheilung in der Sorbonne war offenbar hauptsächlich darauf berechnet, die Tendenz der Vorle- sungen Michelet's und Edgar Quinet's zu bekämpfen und die Jugend zu Religiosität, Ofébucmtsfliti und Gehorsam zu vermahnen. Dieses Bemühen dürfte nur durch die mancherlei Anregungen der politischen Eitelkeit, welhe in seinem Vortrag enthalten sind, einigermaßen pa= ralysirt worden sein, Die Zöglinge werdén zunächst aufmerksam ge- macht, wie man in einer Zeit, wo die größten Juteressen verhandelt würden, gesehen habe, daß die den Unterricht betreffenden Fra= gen alle anderen überwögen und in- den Hintergrund träng- ten. „Alle Parteien“, sagt der Minister, „haben \ich dieser Sragen bemächtigt, alle öffentlihe Gewalten haben sie disfu- tirt, Da die Erziehung der Geister und die der Seelen an einander gränzen, so sind die Jahre der Kindheit und die Jahre der Jugend im Namen der Zukunft des Menschen von den zwei Mächten in Anspruch genommen worden, welche auf diese Doppelära ihre Rechte und ihre Herrschaft bauen. Vierz’g Jahre vor uns hatte sich Napoleon alle die Probleme, die uns heute bewegen, {hon gestellt; er löste sie, wie er in allen Dingen that; er begründete die Macht, die zu Allem unentbehrlih is, und überließ der folgenden Generation die Sorge, seinen Schöpfungen, falls es sich als nothwendig zeigen sollte, die Freiheit zur Seite zu seßen und sie darauf zu stüßen. Diese Aufgabe ist unserer Zeit zugefallen.“ Es folgt nun eine weitläuftige Aus- führung, daß die Universität die Studien der Jugend im Geiste der neuen Bedürfnisse des Gemeinwesens leiten müsse. „Die öffentliche Erziehung““, heißt es in dieser Hinsicht, „bereitet euch vor zu all' euren Geschicken. Jhr lernt da die Gleichheit, das Leben in Ge= meinschaft, die Gewöhnung zur Arbeit, die Achtung vor den Vor-= geseßten, den Gehorsam. Um ciner unwandelbaren Lebensregel un- abänderlih treu zu bleiben, muß man lernen, sih selbs zu gebieten. Diese Herrschaft ist {wer zu erlangen, {wer zu üben, Jhr wer=- det sie jedoh an jedem Tage eures Daseins unentbehrlich fin- den; s ist es im bürgetlihen Leben für die Staatsgewalt ; sie is es au für die Freiheit; Söhne eines anderen Regierungs= wesens, verstanden sich unsere Väter nicht auf diese Eigenschaft: sie fehlte ihnen auf der Laufbahn der Revolutionen; sie feblte ihnen auf der Laufbahn der Eroberungen; die Hand Gottes führte sie zweimal an den Abgrund. Stark dur ihre Erfahrung und durch unsere eigene, waren wir glüliher. Wir haben beim Bestehen derselben Prüfungen unsere Leidenschaften und damit unsere Geschicke regieren fön- nen. Es is uns so gut geworden, die Ordnung und das önigthum aus einem Volkssiege zu ärndtenz uns is der Frieden erwachsen aus einer durch die Waffen errungenen Revolution. Jhr seht die Resultate. Ueberall Sicherheit, Arbeit, Reichthum, Wunder aller Art, und die Welt, mit dem Namen ‘Frieden einen Stand der Dinge begrüßend, in weldhem (man höre, welcher Dünkel hier der Jugend von ihrem Führer eingeimpft wird!) in welchem die Geschüße Frank- reichs seit zwanzig Jahrén das Vorrecht zu haben scheinen, sich auf der ganzen Welt hören zu lassen, in Griechenland, in Belgien, an

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der mexikanischen Küste, im Atlantischen Ocean, im Mittelländischen Meer, auf jener afrifkanishen Erde, wo französische Prinzen das Kreuz aufpflanzen neben dem S@hwert, wie ihr Ahnherr, der heilige Ludwig, Was euer Land, euer König, unter euren Augen begründen, das habt ihr zu erhalten, zu vollenden. Zum Glüdck fällt euer thätiges Leben in eine Zeit , wo aus Re- volutionen geordnete Gewalten hervorgehen; wo die Kontroverse die verschiedenen Glaubensarten nur befestigt. Der Geist der Zerstörung hat seine Zeit gehabt: an seine Stelle is der Geist der Erhaltung getreten. Jhm verdanken wir, daß Alles größer wird: die Macht des Menschen durch neve Entdeckungenz der Wohlstand der Völker durch Arbeit und zunehmende Einsicht; die allgemeinen Geschicke der Menschheit durch den neuen Geist, der in der Staatékunst waltet, und durch die wachsende Herrschast der Civilisation ; die Welt selbst, durch Alles, was aus unscrea Häuden her= vorgeht, unter unseren Augen geschieht. Asien und Amerika sind shou zu nahe Schaupläge für die europäische Thätigkeit: seit drei Jahren hört ihr, wie darüber gestritten wird, ob Franfreich 5000 Mei- len fern von seinen Küsten sich gedemüthigt hat. Diese Reihe von Apostrophen galt den Schülern; Salyaud9y wendet \ich nun an die Lehrer : „Frankrei hat ‘erst seit wenigen Jahren und in sehr unzu= längliher Weise die Bolks-Erziehung in unsere Hand gelegt. Vier- zig Jahre über war sie Jhnen, meine Herren, anvertraut. Jh habe das Recht und die Pflicht, es zu sagen: die Gesellschaft hat niht zu bereuen gehabt, daß es so gekommen is. Jn dem gedachten Zeitraum haben die Macht des menschlichen Geistes, die Gesittung, die Ortdnúng, die Freiheit, eine höhere Form der Ordnung, ja au die Religion, nicht abgenommen. Die Religion sage ih: Wir haben ihr Afrifa zurückgegeben, wir öffnen ihr Chiua, sie herrsht unbestritten in Frankreih. Jch habe nit nöthig, Jhuen, meine Herreù, den Weg vorzuzeichnen, auf welchem Sie gehen sollen ; er is durch das Gesetz und von der Gesellschaft bestimmt. Es giebt eine heilige Besorgniß bei den Gamilienvätern; Jeder von uns muß sie beachten und fühlen.“ Hieran Faüpft si der gestern schon mit= getheilte Schluß, der unmittelbarer gegen die skeptishen Vorträge von Michelet und Quinet gerichtet ist. :

Am Mittwoch sollte das Journal Commerce zum Taxwertle von 10,000 Fr. gerihtlich verkauft werden. Als man aber die Kauf= bedingungen vorlas, wurde von einem Betheiligten Einspruch gethan, was den Verkauf des Journals abermals auf unbestimmte Zeit hin- ausshob. Dieses Blatt bésteht jezt 27 Jahrez von seinen Stiftern leben noch 12, die meist der sogenannten jungen Linken in der Kam= mer angehören.

Das größte aller Journale, lg Semaíne, hat seine erste Probe- Nummer ausgegeben. Es is, wie shon der Titel andeutet, ein Wochenblatt; 16 Blätter mit 32 Seiten oder 96 folossalen Spalten bilden eine Nummer, in cinem Bogen, der so zusammengelegt wird, daß der Bogen, aus zwei selbstständigen Heften zu 16 Seiten odcr 48 Spalten bestehend, bequem von zwei Personen zu gleicher Zeit gelesen werden kann. Dieses Blatt Fostet nur 18 Fr. jährlich und erscheint mit Holzschnitten, Steindrücken und Bildern.

Auf tie wiederholten Klagen, welche von den Reisenden und dem handeltreibenden Publikum über unwürdige Behandlung an den Gränz- Zoll-Aemtern beim Ministerium eingereiht worden, hat der Finanz- Minister dem Bezirks-Rath von Boulogne einen Befehl zugehen lassen, der den Zoll-Beamten vorschreibt, bei den. Untersuchungen der Reise= Effekten mit mehr Anstand zu Werke zu gehen. Namentlich sollen sie sich die körperliche Durchsuchung nur in denjenigen Fällen und mit der größten Schonung erlauben, wo der Verdacht des Schleichhandels vollkommen gerechtfertigt erscheint.

Die Rückzahlungen der Sparkassen von Paris und mehrerer De- partementalstädte übersteigen jet in jeder Woche die Einlagen. Wenn man jedoch die Gesammtmasse der Operationen bei allen Sparkassen des Königreichs überblickt, so zeigt sih, daß die Gesammtsumme der Einlagen noch immer jede Woche; um fast 1 Million den Belauf der Rückzahlungen übersteigt. Es trägt also das Trg Bess wel= ches in der leßten Session votirt worden, und das anfangs so vicl- fahem Tadel bei der Opposition und deren Organen ausgeseßt war, feine Schuld an den steigenden Rückforderungen der Einleger von Paris. Wie hier , so zeigt si die Zunahme der Rüdckforderungen gegenwärtig in fast allen Städten, wo sich Märkte von öffentlichen Effekten besinden oder in deren Nähe gelegen sind, Diese Erscheinung wird allein dem Wunsche der Einleger zugeschrieben, sich eine ihren Erwartungen nach vortheilhastere Anlge ihrer kleinen Fonds zu ver= schaffen, indem sie Actien der neuen Eisenbahnlinien auf den Börsen von Paris, Lyon und Marseille kaufen, Die Abnahme, welche man nun schon seit etwa 3 Monaten in den Einlagen bei den Sparkassen der erwähnten Pläbe bemerkt, wird demnach nit die Gesammtmasse der den Sparkassen zugehörenden Kapitalien, welche in diesem Augen-

blicke in Staatsrenten angelegt sind, verringern.

Geueral Delarue wird sih, sobald Herr Leon Roche von Paris wieder bei ihm zurüdck ist, abermals nah Tanger begeben, um in neue Unterhandlungen mit dem Kaiser von Marokko einzutreten. Diese würden, wie es heißt, auf Abd el Kader Bezug haben. Von diesem selbst hatte man in der leßten Zeit wenig oder nihts vernommen. Die Behörden in Algerien selbst haben keine genaue Kunde von der Richtung, die er eingeschlagen, als er den Tell verließ, wo er sih etwa eineu Monat über aufgehalten. Die Kolonnen der Division vou Oran stehen fort= während im Feldz sie durhstreifen das Land in allen Richtungen und erhalten die Stämme im Gehorsam, welche etwa geneigt sein möch= ten, für Abd el Kader wieder die Waffen zu ergreifen. Einige Briefe aus Oran versichern, er habe eingefunden, während andere Angaben behaupten, daß ex sih aber- 24 nah Algerien gewandt, 1m si an die Spihe der Kabylen zu stellen. i

Die dreizehnte Session des wissenschaftlihen Kongresses vou Frankfreih, welche am 1. September zu Rheims eröffnet werden soll, scheint eine der glänzendsten zu werden. Eine große Anzahl cinge= borener und fremder Notabilitäten haben dem Aufruf des Organisa- tions= Comités, beí welchem der Erzbischof von Rheims den Vorsih führt, entsprochen.

Es haben sich Streitigkeiten in Paris in Betreff der Stheide= münze erhoben, welhe mit dem Schluß dieses Jahres außer Umlauf geseßt werden soll. Jm Faubourg Saint - Martin wurden einige Fensterscheiben eines Ladens bei cinem Weinhändler, der si weigerte, die Seché-Liards- und die Zehn-Centimes-Stücke mit dem Buchstaben N anzunehmen, durch Arbeiter zertrümmert. Auch an anderen Orten wurden Leute deshalb gemißhandelt. Der Polizei=-Präfckt hat daher durch eine Bekanntmachung das Publikum benachrichtigt , daß im Münzhotel zu Paris am 16ten d, ein Wechsel-Büreau errihtet wer= den wird, worin die besagten Münzen, mit Ausnahme jedo der= jenigen, welche als falsch oder fremd erkannt werden, bis zum 31. Dezember umgewechselt werden sollen.

Achtzehn Mitglieder des Munizipal-Raths der Stadt Roye ha- ben am 5. August ihre Abdankung dem Unter-Präfekten von Mont- didier eingesandt.

Der Steinkohlen - Verbrau beläuft sich in Frankreih jährli auf 93 Millionen metrisher Zentner, wovon - etwas weniger als 37 Millionen in Frankreich gewonnen werdenz es kauft mithin un-

gefähr 16 Millionen Zentner theils in Belgien, theils in England,

sih wieder guf dem maurischen Gebiete |

theils in Preußen, zahlt also dasür jährlich ungefähr 15 M Franken an das Ausland. : Ie

Außer dem zwischen Frankreich und dem Königreiche beid cilien abgeschlossenen und ratifizirten Handels-Vertrage, dex genseitiger Gleichstellung beruht, ist noch eine zweite Ueber, zwischen beiden Ländern wegen Auslieferung der Verbrecher, mi nahme politischer, getroffen worden; man hat sih zuglei dah cinigt, daß gegen ein wegen verbrecherisher Handlungen ausgely Individuum keine Verfolgungen in Betracht eines früheren pol Vergehens stattfinden dürfen. z

Die vierte Jahres - Versammlung der Weinbergbesizer Süden und Westen wird den 8. September stattfinden, wobei s Fragen zur Verhandlung kommen werden: 1) Welches sind dj samsten Mittel, um die Juteressen der Weinbauer zu fördern? es vortheilhaft, Jnstitute zu Vorschüssen auf Grundbesiß, wie Marseille geschehen, zu gründen? 3) Jst es niht möglich, ohy theil für die französishen Fabrif=Juteressen mittelst Herabsez Zolls von gewissen fremden Produkten Zoll-Erleichterungen auf zösische geistige Getränke zu erlangen? 4) Js es rathsam, y Regierung wiederum eine Untersuchung der Lage und Bedürsy Weinbau=-Junteresseu zu fordern?

Die Angabe, General Bedeau sei zum Gouverneur dez ( von Paris ausersehen, wird für ungegründet erklärt. /

Am Sonntag, den 10ten d., war in Nantes der dritte yj Tag eines Pferderennens, zu dem eine ungeheure Mens herbeigeströmt war. Ju dem Augenblick, wo das Rennen jj dernissen beginnen sollte, bra eine der Zuschaner-Baracken y in welcher mehr als tausend Personen, Männer, Frauen, 0 Kinder, iu furhtbarem Durcheinander mit niedergerissen wur

wurden 67 Personen verleßt und 1 getödtet.

Die neuesten Privatbriese aus Algericu bestätigen, daß] Bugeaud demnächst nah Frankreih zurückehren werde; (j Lieutenant Lamoricière soll ihn interimistisch daselbst ersebn aber eine folche Verantwortlichkeit nur übernehmen, wen Regierung selbs eine Spezial - Kommission ertheile, die ihn frei zu handeln, je wie die Umstände es erhcishen würden,

Der Hof-Tanzmeister Blanche, der in seiner Jugend dey von Chartres, jeßigen König Ludwig Philipp, und seiner 6h Adelaide, Unterricht gegeben hat, ist, 99 Jahre alt, zu O

orben. y Die französischen Renten waren heute an der Börse wig und erfuhren einigen Aufschwung. Jn den fremden Fondiw Umsaß null, in Eisenbahn- Actien, mit deren Liquidation my s shäftigte, das Geschäft nur unbedeutend. oproz. 121 §4

3proz. 84 Fr. 40 C.; 3proz, inl, 30 pro Ende August. 9

x Paris, 15. Juli, Jh kann Jhnen aus der untij Quelle die Mittheilung machen, daß man im Ministerium niht daran denft, die Deputirten - Kammer noch in diesen| aufzulösen, und daß also die verschiedenen Wahl - Manifeste j position, zu denen nun auch noch ein radikales gekommen is, ( viel unnüß vershossenen Patronen gleichen, deren Wirkung, sie irgend welche im Lande hervorgebracht, bis zu der Zeit, 1 wirklich zu neuen Wahlen schreiten wird, nothwendig auf da punkt herabgesunken sein müßte. - Werden sie dann neue Y erlassen?# Wir werden schen. Das gestern erschienene radikil: fest is nicht blos gegen die Konservativen und gegen die fra Regierung, sondern auch gegen die dynastishe Opposition ud gegen alle monarchishe Regierungen gerihtet. Jn den Au Radikalen und Demokraten muß es diesen natürlich als Hi brehen angerehuct werden, daß sie überhaupt bestehen, und d die von nicht. demokratischen Staatsgewalten ausgehenden A den Beifall der genannten Partei haben können, if eben \o 18 als diesen Staatêgewalten der Beifall der Radikalen und Den d gleichgültig sein fann. Das Mauifest dieser is nur eine Qi lung all der hohlen Gemeinpläße, die uns alle Tage der Nl und die Refor me ausftischen.

Es gewinnt immer mehr den Anschein, daß Marschall 1 mißgestimmt über die heftigen Angriffe der Oppositions - Mst ihn, entschlossen is, seine Stelle als General-Gouverneur m Ÿ rien niederzulegen, Er geht vorerst in die Pyrenäen=Bäder, i} &amilie shon is, dann auf einige Zeit nach Excideuil und f

nah Paris. Großbritanien und Irland.

London, 15, Aug. Das Ministerium hat bei der Parli Wahl in Sunderland und in Cirencester den Sieg davongil Dort wurde Herr Hudson, an die Stelle des ins Oberhaus b Grafen Grey, gegen den bekannten Herrn Bright, hier Herr der vor kurzem zu einem der Lords des Schabß-Amtes ernan! den ist, gewählt, Bemerkenswerth ist, daß beide Kandidaten si sehr entschieden gegen die Machiuationen der Anti-corn-law aber ciner. weiteren Modification der Getraide- Geseÿße an sih keinesweges abgeneigt erklärten. Größeres Juteress: 1 die vorerwähnten Wahlen, verspricht eine neue Wahl für S welhe durch den am 13ten erfolgten Tod des Herrn W! Southwark bisher repräsentirte, nöthig geworden ist. i

Den Besorgniß erregendeu Angaben der Anti- corn-[ und ihrer Organe über die Gefahren, welche das noch imi! tende feuhte Wetter und die dadurch verursachte schlechte herbeisühren müsse, begegnet heute der Standard mit der fung, daß troß allem shlechten Wetter das Getraide bis f! keineêweges gelitten habe, daß es sih daher vorläufig niht schlehten ,- sondern nur von einer späten Aerndte handle, ja glaubwürdigen Angabe zufolge, Getraide genug in Vorrath daß man daher wenigstens nit zu befürchten habe, es watt die bloße Verspätung der Aerndte die Einfuhr von Getratt!

weudig werden, / Nach dem Railway Chronicle hat das Parlament der leßten Session der Erbauung von 2090 Miles Eisenbi England und Schottland und 560 Miles in Jrland seine Zust gegebeu. Der zu dem Behufe in Actien aufzubringende 0 beläuft sih für England und Schottlaud auf 31,680,000 M Irland auf 6,800,000 Pfd. Die Anlagekosten der neuen Est! ind bedeutend wohlfeiler, als die der jeßt vorhandenen, s d ium Durchschnitte nur 15,000 Pfd. für die Mile, während si! die älteren Bahnen auf 30,000 Pfd. pro Mile belaufen. Bau der neuen Bahnen sih auf drei Jahre vertheilen wird, die Aufbringung der Anlagekosten, welche, so weit Engl Schottland in Betracht kommen, sich nah der obigen Ang jährlih nur etwas mehr ‘als 10 Millionen Pfd. beläuft, h Besorgnisse erregen, wie man sle anfänglich, von der gr ' der Eisenbahn - Projekte geblendet, zu hegen geneigt gewesen 1 so weniger, wenn es wahr is, daß die Kapitalien - Ansa! v0 England jährlich 50 Mill. Pfd. beträgt. Die Einnahme q neu anzulegenden Eisenbahnen is übrigens auf mehr als Pfd. veranschlagt. L : dl Der Morning Chronicle zufolge, hat Sir Robert:

an ihn in E Begehren des russischen Gesandten, den Ein?

vom russischen Talg zu ermäßigen, ablehnend beantwortet.

Fel, bei denen der Geistlihe und die

Durch Geheimeraths - Befehl ist der Zucker von Siam dem den Zudcker gleichgestellt worden, der, als nicht durh Sflaven= it erzeugt, einen Einfuhrzoll vou resp. uur 1 Pfd, 8 Sh. oder fd. 3 Sh. 4 Pee, bezahlt. /

Die Times lenkt die Aufmerksamkeit auf die Unterzeichnung, he fürzlih eröffnet worden ist, um dur irgend eine Geldbeloh- g die Dienste anzuerkennen, die Lieutenant Waghorn dem briti- 1 Reiche dadur erwies, ns er der Erste” war, welcher eine bindung mit Ostindien über Aegypten einrichtete, „Wenn man erinnert“, shreibt die Times, (daß, che dieser eifrige und un- hmende Mann seine Kräfte auf diesen Gegenstand wendete, fein [ Ostindiens in weniger als vier Monaten erreicht werden fkonute, dagen jet die Posten aus Bombay in etwa 34 Tagen ciutref- so sühlen wir uns überzeugt, daß der Auffordérung, welche jeßt einen Gunsten ergeht, von allen Klassen der Gesellschaft auf innige Weise werde entsprochen werden,“ K

Belgien. : Brüssel, 15. Aug. Die Jndependance bringt vier schriftliche jen wegen Versuchs des Proselytièmus in e Svitälern der ptstadt, Es sind dieselben, welche einer derVertheidiger der Herren Ver- en und Cohé-Mommens, Herr Barbanson, in dem erwähnten Ver- dungó-Prozesse vor dem Assisenhofe verlesen. Die erste, im Namen französisch - deutschen evangelischen Konsistoriums - an die Hospiz= valtung gerichtet , betrifft ein achtzehnjäbriges Mädchen evangeli- Glaubens, Anna Margaretha Neumann gus Greiffenberg bei lar; die zweite einen Jsraeliten, Namens Jakob Richter aus 13 die dritte einen Schneidergesellen, Heinrih Süßmaunn aus ) Nonnen des Spitals alle ichen Mittel versucht, um sie zur Annahme des Katholizièmus ewegen. Ein 78jähriger erblindeter Greis, M. Damiens aus sel, der vor ungefähr 7 Jahren zum evangelischen Glauben übder-= ten, is der Gegenstand der leßten Beschwerdeschrist. Jn Folge Sturzes wurde ‘dieser gebrechlihe und erblindete Mann durch Urzt Verstraeten in das St. Peter-Spital gebracht, um daselbst Vperation zu erleiden, und befand sich dort in dem Saale der en Klinik. Bald darauf brachte der evangelishe Pfarrer Pan- in Erfahrung, daß der katholische Geistlibe und die Nonnen Spitals dem Leidenden die größten Vorwürfe wegen seines tritis gemacht und ihm zu verschiedenen Malen Weihwasser und Rosenkranz angeboten hätten ; dennoch wollte Herr Panchaud, die Standhastigfeit des Kranken vertrauend, hierüber der Ver- une Anzeige machen. Späterhin bemerkte tnan, daß Da-=- äufig an Geistes- Abwesenheit litt und unzusammenhängende führte. „Jh war weit entfernt, zu vermuthen“, sagt Herr )aud in seinem Sreiben, ¡daß man die Geistesshwäche die= /lannes dazu benußen würde, um ihn zu einem Glaubenswesel ranlassen, und denno war dies der Fall. Außer dem Rosen-

je, den man ihm wieder aufgedrun en, erfubr ich, daß man an m frühen Morgen den alten nas f

j chlaftrunkenen Mann zu drei edenen Malen aufgefordert hatte, zu beichten und die Hostié zu angen. Anfangs wies er mit Heftigkeit die ihm gemachte Zu- ng ab und sprach dabei viele wegen seiner Zungen - Lähmung ständliche Worte. Sci es nun, daß man diese Aeußerungen in Zugeständniß gehalten, oder daß er endlih aus Erschöpfung egeben habe, genug es wurde ihm das Sakrament gereiht. Als n einige Tage später besuchte, sah ih, daß man ihm eine Me- um den Hals gehängt und auf dem über seinem Bette hängen- Täfelhen das Wort „Protestant““ in ¡Kathol k‘ abgeändert hatte. meine Frage: Nun Damiens, seid Jhr fatholisch geworden? ant= te er: Ach nein, Herr, es is ein Unglück, ein Unglück! Darauf er meine beiden Hände und küßte ste im Beisein aller Kran= ah machte er einen Versuh, die Schnur der Medaille abzu- y was ih ihu bat niht in meinem Beisein thun zu wollen, weil mih vielleicht als den Anstifter dieser gewaltsamen Handlung betrahten können. Jndeß beshwor er mich von neuem, ihn A wegbringen zu lassen, was auch später auf mein Vitten ah.“ : In Flandern hat die Handspinnerei bedeutend abgenommen, in= die meisten Spinnschulen vor einigen Jahren eingingen, Jndessen man es den Bemühungen des Abbé de Haerne zu verdanken, dieselben in der Nachbarschaft von Courtray wieder gegründet en und an mehreren Orten diese Schulen von mehr als 150 ern besuht werdenz Kinder unter 12 Jahren verdienen in den- 1 20—40 Centimes den Tag. Die von dem Abbé de Haerne führten Verbesserungen und die dabei angewandte Sorgfalt wer= sehr gerühmt. In Folge des anhaltenden Regenwetters sind die Getraidepreise elgien bedeutend gestiegen, Jn ihrer Sißung vom 7ten d. hat die Gesellschaft für \chöne je uud Wissenschaften eine Spezial-Kommission ernannt, um die ea der Kartoffelseuhe zu erforschen. Der Kölnischen Zeitung wird aus Brüssel vom 13, i geschrieben: „Die Opposition , die nun einmal beschlossen fein gutes Haar am Ministerium zu lassen, tadelt ganz beson- die Ernennung des Herrn Nothomb zum bevollmächtigten Mini- n Berlin, Sie wirft dem Herrn Nothomb vor, daß er si dicse

Wie vor seinem Austritt aus dem Kabinet selbst gewählt, und dem

Minister des Innern, daß er sih in diese Anordnung gefügt shon hierdurch sich nur als den Fortseßer der, Politik des vori- Kabinets angekündigt. Es is indessen bekannt, daß schon längst Posten von Berlin für Herrn Nothomb, für den Fall seines Nück- , n Reserve gehalten wurde, und nicht leiht würde man in jen einen Staatsmann finden, der mit den deutschen Verhältnissen auter wäre, als er. Js} er doch seiner Geburt nach ein halber her und mit der deutschen Sprache und den deutschen Verhält | so vertraut als ein Eingeborner. Der Umstand, daß unter sei=

inisterium der Vertrag mit dem Zoll-Vereine abgeschlossen wor- trägt auch wesentlich dazu bei, ihn zum geeigneten Gesandten bei edeutendsten Macht dieses Vereins zu machen, denn lange Zeit wer=- le Beziehungen Belgiens zu Preußen fast ausschlicßlich die Han- trhältnisse betreffen, und eben in diesem Augenblicke müssen diese fgeustand ciner ganz besonderen Aufmerksamkeit sein. Während “tutshland die Vereinsstaaten sich über die Grundsätze berathen,

in der nächsten Zukunst dem Zolltarif zur Unterlage dienen sol-

hrend mithin auf dieser Seite belgishe Jnteressen mehr oder er auf dem Spiele sind, dauern unsere Unterhandlungen mit vreih fort und nöthigen zu doppelter Vorsicht, damit nicht etwa Ann herung nah der einen Seite die Beziehungen nach der an- hin gefährde. Jn derselben Stellung befindet sich Belgien zu e mit dem es sich ebenfalls über geregelte Handelsbeziehungen jgandigen sucht. Die Verzweigung aller dieser Verhältnisse zu auen, dürften nun wohl Wenige fähiger sein, als Herr Nothomb

kin gewesener Kollege und ger Minister der auswärtigen An-

fenheiten, Herr Dechamps, und

ür Beide is es eine Ehrensache, niht hinter den x s

Erwartungen des Landes zurückzubleiben, Phi geweyer, der vor der Revolution von“ 1830 Vorlesungen f hilofophie an dem hiesigen Museum hielt, wurde später, bei ns der freien Universität, zum Ehren - Professor bei derselben

und hat diese Eigenschaft bis jeßt beibehalten, Vor einigen

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1075 | Tagen raus er eine Deputation des

2 hicsigen Athenäums und er- Flärte, im Gespräche mit den g h

rofessoren, deren einige zuglei ro- fessoren bei der Universität sind, er lege einen Werth bat n als ihr Kollege angesehen zu werden. Auch selbst dieses Gespräch, in welchem der Minister sich ganz zur Zufriedenheit der Deputation über seine Absichten in Beziebun auf den öffentlichen Unterricht äußerte, wurde von der Oppositions-Presse entstellt wiedergegeben, daher die Professoren sich veranlaßt sahen, eine Berichtigung befanut zu mahen. Sogar der Umstand, daß das neue Kabinet am Vorabende des Festes des hcili= gen Jgnatius von Loyola zu Stande gekommen, wird ihm als Makel ausgelegt. Js es ja unter Anrufung des Stifters des Jesuiten-Or= dens entstanden! Solche Sachen werden in allem Ernste gesagt und mit demselben Ernste von cinigen Blättern hinzugefügt, eine Lepu- tation von Jesuiten habe Hexrn Vandeweyer bei sciuer Laxdung iu Bel- gien empfangen. Man glaubt ein Kapitel des „ewigen Juden“ zu lesen! Das shlechte Wetter macht für die diesjährige Aerndte sehr besorgt. Der Roggen is nur mittelmäßig, der Weizen dagegen sehr gut ge- rathen, beide aber sind dur den anhaltenden Regen ernstlih bedroht ; auch steigen die Preise auf allen Sruchtmärkten, Fast noch mehr Be- sorgunisse verbreitet die sich in den meisten Provinzen fundgebende Er- franfung der Erdäpfel, die mit plöblihem Absterben des Laubes be- ginnt und sich dann auf die Aepfel selbst ausdehut. Unter den vielen Mitteln, die man in Vorschlag bringt, \cheiut das Abschneiden des Laubes den Vorzug zu verdienen, An einigen Orten bricht hernach ein neues, gesundes Laub hervor, und die Knollen in der Erde fahren fort zu wachsen und vermehren sich sogar noch. Man hat diese Krank= heit ciner Art Ungezicfer im Laube zuschreiben wollen. Genaucre Beobachtungen bestätigen dies niht. Die allgemcine Ansicht ist, daß sic von dem häufigen Tewperaturwechscl im Frühlinge uud namentlich von den viclen Gewittern, dencn glei wieder cine brennende Sonne folgte, herrührt.“

I Wri.

Kanton Zürich. Aus dem Berichte dcs Vorortes über Vollziehung des das Verbot der Greishaaren betreffenden Tagsazungs= Beschlusses ergiebt si, ‘daß die meisten Kantone der Einladung zum Erlaß vou Freischaaren - Verboten nachgekommen siad. Am 12. Au- gust faßte die Tagsaßung folgende Beschlüsse : Jür den Antrag, es seien die Stände, welche dem Tagsabungs - Beschluß für Ausstellung strafretliher Bestimmungen gegen die Freischaaren noch keine Folge gegeben, einzuladen, demselben nachzukommen : Uri, Unterwalden, Zug, Solothurn, St, Gallen, Wallis, Neuenburg, Thurgau, Grau- bündten, Appenzell, Baselstadt, Freiburg, Schwyz, Luzern , Genf, Schaffhausen, Beru, Tessin, Aargau und Zürich (19% St.). Für den Antrag Luzerns: die einzelnen Stäude einzuladen, darüber Aufschluß zu gcben, ob sie Strafbestimmungen haben sür den Fall, wo gemeine Verbrechen bei Anlaß eines sogenannten Freischaarenzugs verübt wer=- den und die Betreffenden in cinen dritten Kanton sih begeben : Uri, Unterwalden, Zug, öreiburg, Schwyz, Luzern, Wallis (7 Skt.)

Kantou Genf. Anm 11, August wurde die Sizßung der shweizerishen naturforshenden Gesellschaft im Saale des Großen Rathes eröffnet und im Laufe des Nachmittags das Denkmal Decan- dolle’s eingeweiht,

S panien.

8 Madrid, 9. Aug. Die Natqrichten aus den baskischen Provinzen lauten auf das erfreulihste. Nie war der Gesundheits- zustand der Königin \o zufriedenstelleud, nie ihr Gemüth heiterer und unbefangener, als seitdem sie sich in der Mitte der harmlosesten, be- triebsamsten, dem Throne wie der Religion am ausfrichtigsten zuge= thanen Bevölkerung Spaniens befindet. Die Königin entledigte sich zum erstenmal der Fesseln einer lästigen Etikette, erprobte: ihre zuneh= mende Körperkraft an dem. Ersteigen von Gebirgs-Abhängen und ergöbte sih herzlih an der Unbefangenheit der Landbewohner, die ihr Entzüken, sobald sie in der zu ihnen redenden Person die Königin erkanuten, auf die rührendste Weise an den Tag legten. Der General Narvaez hielt si unterdessen in seiner Wohnung verschlossen, an den Folgen des im Kanal von Aragonien erlittenen Unfalls leidend, während Herr Mar- tinez de la Rosa ín San Sebastian sich damit beshäftigt, Vormit- tags die Einübung der außzuführenden Theaterstücke zu leiten und Abends den Darstellungen beizuwohnen. Der Herzog von Nemours soll erst am 4. September in Pampelona mit der Königlichen Familie zusammentreffen und dieser Besuch durch die glänzendsten Festlichkeiten verherrliht werden. Zu diesem Behuf hat die Königin Christine ihren Kammerherrn, den Herzog von San Carlos, hierhergeschickt, der gegen- wärtig mit der Verpackung des Königlichen Gold- und Silber=-Services beshäftigt ist, um es, nebsi zwanzig der \{chöusten Pferde des Königlichen Stalles, nah Pampelona abzuführen. Der General Narvaez hat be- shlossen, daß während der Anwesenheit des Herzogs von Nemours in der Nähe jener Stadt ein militairisches Manöver stattfinden solle, und zu diesem Endzweck werden drei Genie- Compagnieen von Guga-= dalaxara, zwei Battericen reitender Artillerie von hier und Segovia und das Husaren = Regiment von Valladolid dorthin abgehen.

Die herrschende Partei is unterdessen durch die herzlihe Auf- nahme, welche der Königlichen Familie in den verschrieenen baskischen Provinzen zu Theil ward, sihtlih verstimmt worden. Die Männer der angeblichen Mäßigung hätten gar zu gern die Königin selbst, wo es nur ihre persönlichen Verhältnisse betraf, in unbedingter Abhängig- feit von den Launen der Minister erhalten und sie in der Voraus- schung bestärkt, daß Bürgerkrieg und drohende Gcfahren in dem Lande der Basken ihrer harrten. Die Königin aber streiste die glänzenden Fesseln ab und ertheilte ihreu Ministern eine Lehre, die in dem ihr in jenen Provinzen zu Theil gewordeuen Empfange die beste Recht-= fertigung findet. Das Ansehen der Minister is in Folge dieser erlit= tenen Niederlage, selbst in den Augen ihrer bis jetzt aufrichtigsten Anhänger, gar sehr gesunken, und man traut kaum seineu Augen, wenn man jebt die Spalten des Heraldo oder anderer Blätter der moderirten Partei durhläuft. Jn ihnen wird nunmehr die wahre Lage des Landes ohne Beschönigung dargestellt und alle Be- strebungen der Regierung, die Befugnisse, welhe die Cortes in ihrer Verblendung ihr- ertheilten , zur Anwendung zu bringen, auf das cntschiedeuste angefochten. Jebt endlich begreifen auch die Mo-= derirten, daß die Minister gerade deshalb einen neuen Senat neben dem alteu Kongreß einberufen, um durch jenen den Widerstand, auf den sie in diesem stoßen könnten, unschädlich zu machen.

Die Verhaftungen und Auêsweisungen von hier dauern fort. Die progressistishen Blätter behaupten, kein Bürger könne sich ohne die Vorausseßung, daß er während der Nacht verhaftet werden würde, schlafen legen. Moderirte Blätter erwidern darauf, Nie= mand könne slch der Ruhe überlassen, ohne zu befürhten, bei Nacht unter den Dolchen der Patrioten zu fallen. So herrsht denn, wenn nicht ein faftischer, doch ein moralischer Kriegszustaud. Die Régie=- rung regiert niht, sie muß beständig, um sh zu vertheidigen, die Waffen în der Hand führen, und daher ruht die Herrschaft des Ge- seßes, und die Gewalt allein entscheidet nicht selten über das Geschick der Staatsbürger. Jun Sevilla ließ der General-Capitain Shelly, ein sehr junger Mann, einem halb verrückten Zuckerbäcker * der dem Ex-Regenten und der Freiheit ein Lebehoch ausbrachte, so viele Stock-

prügel ertheilen, daß er nie wieder zum Gebrauche seiner Vernunft

gelangen wird. Der General - Kommandant von Malaga ließ vi Offiziere, welche als Beísizer des iu Folge der légtéu dort E Verschwörung zusammenberufenen Kricgsgerichtes die Angeklag j zum Tode verurtheilt hatten, gefangen nach Granada abführen

Häuser der Stadt durchsucheu, um Waffenvorräthe aufzufinden, Wo man ein zerbrochenes Bajonett, einen Ladestock, cine Soldatenmüße antraf, wur-= den die Hausbewohner eingekerkert, Zwei der reisten Kaufleute Malaga's, die sich nah Granada begaben, um von dem Geuefal - Capitain Ab= hülfe zu erbitten, wurden von diesem gefangen zurückgehalten.

der anderen Seite haben die Minister, indem sie Corradi und Perez Calvo in Freiheit seßen ließen, eingestanden, daß nicht diese, sondern sie selbst sih einer Uebertretung der Geseße schuldig machten. Es ist daher in der Ordnung, daß die Progressisten die Zeiten zurück= wünschen, in denen der Souverain Herr über Leben und Freiheit war.“ „Damals“, sagt heute der Espectador, „hatte der zurüd= gezogene, dem Tyrannen unbekannte Bürger nichts zu fürhten. Wer aber faun jeßt, da es so viele Tyrannen giebt, der Wuth und dem Hasse der Regierenden entgehen?“

__ Aber was i Gese in diesem Lande? Kaum haben die Cortes, im Einverständnisse mit der Regierung, ein Geseh aufzestellt, welhes die Zurückgabe der unverkauften Güter der Weltgeistlichkeit verfügt, so verlangen auch schon dieselben Geseßgeber, die Regierung solle, ihm zum Trote, mit dem Verkaufe jener Güter fortfahren.

Das Geschrei, welches die moderirte Presse gegen das von der Regierung den pästlihen Reskripten ertheilte Exequatur erhebt, wird selbst durch die Stimme der progressistishen Blätter kaum überboten. Zudessen hat die Regierung dem Metropolitan - Kapitel von Burgos eines dieser Breven zugeschickt, durch welches die erledigte Verwaltung der Diözese dem Bischofe von Pampelona übertragen und dieser er- mächtigt wird, einen- Vikar zu ernennen, der sie als sein Subdelegir= ter auéübe.

Die Offiziere und Beamten, welche nit in aktivem Dienste stehen, haben im Laufe dieses Jahres nur eine âweimonatliche Besoldung erhalten. Jeßt hat der Finanz - Minister si auf Rechnung dcs nächsten Monats von der S. Fernaudo - Bauk 14 Millionen Realen vorschießen lassen, um eine neue Zahlung zu leisten. Man glaubt allgemein, daß die Bank von ihrem Rechte, den mit der Regierung abgeschlossenen Kontrakt im Oktober aufzukündigen, Gebrauh machen und diese dadurch in die äußerste Verlegenheit seßen werde.

Der Jnfant Don Enrique lief am 31. Juli mit seinem Kriegs= hiff in Port Mahon ein, um Ausbesserungen vorzunehmen.

3proz. baar 303, auf Lieferung 31, Iproz. auf 60 Tage 22.

Portugal.

Lissabon, 9. Aug. Die Urwahlen für die nächsten Cortes haben am Zten d. M. in dem ganzen Königreiche zugleich stattgefun= den und sind, wie vorauszusehen war, der überwiegenden Mehrheit nah, im Jnteresse des Ministeriums ausgefallen, Jun dem lissaboner Distrikt, welher 89 Wähler stellt, konute die Opposition nur einen Wähler oon ibrer Partei durchbringen, in Portalegro von 14 nur 4, in Coimbra vou 41 ebenfalls nur 4, in Aveiro von 33 gar keinen 2c. In anderen Bezirken hat freilich auch die Opposition wieder die Mehr=- heit gewonnen, aber diese Erfolge sind zu uubedeutend, um in An-= schlag gebracht zu werden. Jn den 27 Wahl-Distrikten der Haupt= stadt erlangte das Ministerium 8170, die Opposition 5552 Stimmen, und die Deputirtenwahlen selbst, welhe am 17ten d. M. stattfinden, versprehen hiernach den Ministern eine sehr bedeutende Majorität und eine noch lange Fortdauer im Amte.

Eine Verordnung der Regierung weist den Gesundheits - Rath auf den Azoren und Medeira an, von britischen, amerikanischen, preu= ßishen, {chwedischen und türkischen Schiffen keine höhere Abgaben zu erheben, als von portugiesischen.

S prien.

Damaskus, 10. Juli, (Morn. Chron,) Die vor kurzem von den Tiufcn so furchtbar gemißhandelten Nestorianer haben, nah= dem sie vergeblih den Schuß Frankreichs an erufen, den Schuß Eng“ lands erlangt, und Alle, Patriarch, Bischöfe und Priester , sind zur englisch - protestantischen Kirche übergetreten.

Unter den Maroniten im Libanon herrsht Uneinigkeit, wegen der Wahl eines Patriarchen, indem die Familie Kassim einen ihrer Bi= a das Volk von Boßra dagegen einen anderén gewählt zu sehen wünscht.

Mexiko und Texas.

London, 12. Aug. Das am 11ten d. M, in Liverpool an- gekommene Paketshif Fidelia bríngt Nachrihteu aus New = Yor k vom 16. Juli, unter denen sih eine Proclamation der mexi= kanischen Regierung befindet, welhe von einigen londoner Blättern zu einer „Kriegserflärung“/ Mexiko's gegen die Vereinigten Staa- ten gestempelt worden ist, Die Proclamation erklärt sich nun freilih über den widerrechtlichen Beschluß des amerikanischen Kongresses, wegen Einverleibung von Texas, und fordert die mexikanishe Nation auf, sich “zur Vertheidigung ihrer Reéhte zu waffnen, sie enthält aber auch weiter nihts, als díese Auf- forderung und isst {hon vom 4, Juni datirt (d. h. vier Wöchen älter, als die Berichte der leßten méxifaníshen Post), also aus einer Zeit, wo der Kongreß von Texas den Einverleibun s= Beschluß des Kongresses der Vereinigten Staaten noch gar nicht Tectand hatte, dieser Beschluß also au, als noch keincêweges perfeft, zu einer Kriegs- Erklärung keinen Anlaß geben fonute, und um so weniger, da zu jener Zeit Mexiko selbst noch mit Texas wegén Anerkénnun der Unabhängigkeit desselben unter der Bedingung des Nichtänschlusses in Unterhandlung stand. (Die Bezeiehnung ,Kriegs-Erklärung““ is da- her von den londoner Blättern üur in der Uebereilung, oder um auf die Fonds einzuwirken, gewählt worden.) Nach Angabe des New Orleans Tropic is die Nachricht von der Zustimmung des Kon=- gresses von Texas am 24, Juni durch die französische Kriegs = Sloop „La Perouse‘’ nah Veracruz gelangt, Der ehemalige Präsident von Mexiko, Bustamente, war am 17. Juni in Veracruz angefönmen, um seine Dienste anzubieten, hatte aber keine besonders günstige Auf- nahme gefunden. Das Volk war im Ganzen ruhig und nicht sehr kriegerish gesinnt, obgleich die Föderalisten und Anhänger Santana's cs gegen die Regierung aufzuheßen suchen.

Der Kongred von Texas ist am 28, Juni aufgelöst worden, nach=- dem, wie die New Orléans Bee versichert, der Präsident Jones die Einverleibungs-Resolutioren genehmigt hatte. Am 4. Juli sollte bekanntlih der Konvent zusammentreten, der die Verfassung des neuen Staates zu entwerfen hat.

Eisenbahnen.

Berlin-Potsdamer Eisenbahn. In der VVoche vom 12ten bis incl. den 18. August c. sind auf der Berlin-Potsdamer Eisenbalin 8726 Personen gefahren.

Berlin-Stettiner Eisenbahn. Frequenz in der VVoche vom 410. bis inel. 16. August c. 7467 Per-

SsOnen.

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E E A r L. A E E