1845 / 321 p. 3 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Eis M G

a F

S R L IE s

E E E

regung des Volks in dieser Frage wohl sein, und wie bald werden dis UlozteeiGas der Majorität und die Beweisführung der staats- övfonomischen Wissenschaft sich mit unwidérstehliher Gewalt wohl gel- tend mahen? Diese Fragen, welche jeßt Jedermann hier thut, kön- nen nur mit großer Vorsicht beantwortet werden, denn ein Resultat fommt in politischen Körperschaften im Allgemeinen und in England anz besonders niemals so bald zum Vorschein, als es die sanguini- siben Anstifter desselben erwarten. Eine Nation zur positiven Geltend- machung eines Staatsprinzips zu bewegen, is ein langwieriges und schwieriges Ding. Es giebt immer Leute im Ueberfluß, welhe vor- eben, die Nation zu Fein und für sie zu sprehen, aber auf die estrebungen dieser Leute achtet Niemand, und die wahrhafte Nation ist stumm. Jch glaube deshalb, E es noch geraume Zeit dauern dürfte, ehe die Agitation wegen der orngeseße eine wahrhaft volks- thümliche und starke Form annimmt, Gegenwärtig braucht die Sache des Vertrauens werthe Anführer und Vertreter, und man mag des- halb noch immer die Hoffnung hegen, daß die gesunden Prinzipien eher durch die Ueberzeugung erleuhteter Staatsmänner als dur das übereilte Gebot einer aufgeregten Volksmasse zur Geltung gebracht werden mögen. Jn diesem Augenblick indeß E sich durchaus feine Symptome öffentliher Aufregung, keine Ver ammlungen, kaum eine Agitation der League, und es herrscht die allgemeine Ansicht, daß die Korngeseße nicht die Ursahe des gegenwärtigen Nothstandes seien, da ja derselbe in gleihem Grade und selbst noh mehr in Ländern sid zeigt, wo solhe Beschränkungen nicht vorhanden sind. Die Weigerung er Regierung, Etwas sofort auf dem Wege der Reform zu thun, is aus politishen Gründen viel mehr zu bedauern, als aus irgend welchen Rücksichten für den Mangel an Nahrung. Man hat dargethan, daß die Vereinigten Staaten niht über 12 Millionen Scheffel Weizen ausführen und die anderen Länder, mit Ausnahme von Ungarn und Dänemark, in diesem Jahre gar nichts verschiffen können. Aber die wahren Freunde der gegenwärtigen Verwaltung fühlen es, wie der jeßige Augenblick die beste Gelegenheit bietet, die Korngeseße ohne irgend eine unvermuthete und heftige Erschütterung der Agrikultur- Interessen Großbritaniens E ei und das Partei-Interesse den dauernden und allgemeinen Jnteressen des Landes zu opfern.

In der auswärtigen Politik geht wenig vor. Der Besuch des Herrn Thiers in London hat die Wunden von 1840 geheilt, und Lord Palmerston, mit welchem er einige sehr freundschaftlihe Unterredungen hatte, hat ihm die Erwiederung seines Besuchs für den nächsten Winter in Paris zugesagt, Thiers soll über seine Aufnahme in Eng= land, welche so döflich als mögli war, entzückt sein und alle die anti-englishen aboyeurs seiner Partei, welche seit fünf Jahren gegen dies Land losgezogen sind, über Bord geworfen haben. Eine solhe Aenderung wird wenigstens eine große Verbesserung in den Formen, wenn nicht in ihrem Wesen, der Politik bewir- fen, Die Beziehungen der beiden Regierungen von FSrankfreich und England sind übrigens noch niemals freundschaftlicher gemesen, als gegenwärtig; ihre gemeinschaftliche Operation im La Platastrome ist aufrichtig und thätig, aber von beiden wird gegen die Insel Mada= gasfar wohl nihts von Bedeutung unternommen werden. Die Gou- verneure von Bourbon und Mauritius sollen autorisirt werden, Maß- regeln zum Schuß der Europäer und zur Bestrafung der Treulosig- eit der Hovas zu treffen.

Belgien.

Brüssel, 14, Nov. Den ministeriellen Blättern zufolge, sind die Unterhandlungen mit Frankrei keinesweges abgebrochen. Die Eman - cipation bemerkt, daß der Fürst von Ligne und Herr van Praet nur auf einige Tage nah Brüssel kämen. Das Journal de Brurxelles meldet, daß jene Unterhandlungen alsbald wieder beginnen würden. Dasselbe Blatt versichert, es liege niht am belgischen Ministerium, daß es nicht die Forderungen des französishen Ministeriums gewähren könne, indem dieselben bisher urniannehmbar gewesen seien.

Herr E, Ducpetiau verwahrt sich in einem Sendschreiben an die Journale gegen die von einem Mitglied der Handels - Gesellshaft in einer Versammlung derselben gegen ihn gerichtete Verleumdung, als habe er bei den Plünderungs - Scenen von 1831 und 1834 die Pú- belhaufen angeführt, und zwar seien solche Aeußerungen dort vor den leßten Kommunal-Wahlen geführt worden, wohl um dadurch auf die öffentlihe Meinung zu wirken, : i

Der Waffen -Fabrikant P. S. Malherbe hat vom Kaiser von Rußland die große goldene Madaille mit dem Kaiserlichen Bildniß erhalten. Die russishe Regierung hat außerdein Herrn Malherbe einen bedeutenden Auftrag zur Lieferung von Waffen ertheilt. Auch der Waffen-Fabrikant Louis Falisse, welher in Rußland zwei Fabriken für Rechnung der russishen Regierung errichtet, hat ebenfalls eine goldene Medaille und den St. Wladimir-Orden erhalten. Außerdem hat er vom Kaiser und dem Großfürsten Michael werthvolle Brillant- ringe empfangen.

_S h weiz.

Kanton Zürich, Auf Reclamation des Bororts hat die badishe Regierung, welche hinsichtlich der Kartoffel - Ausfuhr einen Beschluß gefaßt hatte, der für die Aargauer, die jenseits des Rheins Güter besißen, sehr hemmend war, denselben nah dem Begehren Aargau's abgeändert, so daß jeßt jede Hemmung in dieser Beziehung aufgehoben i

.

Portugal.

A Lissabon, 3. Nov. Ganz Portugal erfreut \ich in diesem Augenblicke der tiefsten Ruhe, und nichts verkündet eine baldige Stsÿ= rung derselben. An politischen Neuigkeiten ist wenig von Bedeutung zu melden, was man besonders hier zu Lande als ein erfreuliches Zeichen betraten darf. Am 29sten war große Cour bei Hofe aus Anlaß des Geburtstags Sr. Majestät des Königs, mit dem üblichen Handkuß im Palast, Was Lissabon an hervorragenden und ausge- zeihneten Personen in sh s{ließt, hatte si beeifert, dabei zu er- scheinen, und die ganze Ceremonie war daher äußerst glän- zend. Für denselben Abend war die Eröffnung des großen Theaters Donna Maria's 1l. vorbehalten, .welhes auf dem Dom Pedro-Plate an derselben Stelle erbaut ist, wo früher das durch eine Feuersbrunst im Jahre 1836 zerstörte Gebäude des öffentlihen Schaßes gestanden hatte, Der neue Bau is immerhin großartig und eine Zierde der Hauptstadt und des genannten Plazes, obgleih an der Saçade und der inneren Eintheilung sich manche Mängel ausstellen lassen. Eintrittékarten für die Eröffnungsfeier waren unter das diplo- matische Corps, die Granden und höchsten Staatswürdenträger , die Beamten und die Offiziere des Heeres ausgetheilt, N daß die Ver- sammlung außergewöhnlih glänzend war. Die Theater- Direction hatte aber die Ungeschicklihkeit begangen, zur ersten Vorstellung ein aus dem Französischen überseßtes Stück von höchst mittelmähßigem Werthe und mehr als zweideutiger Moral zu wählen, was allgemei- nes Mißvetgnügen erregte, und wenn dieses nicht sogleich von Sei= ten des Publikums auf sprechende ese an den Tag gelegt wurde, so hatte die Direction es nur dem Respekt desselben für die Anwe- ét Ihrer Königlichen Majestäten zu danken. Bei der zweiten

orstellung wurde es verdientermaßen ausgepfiffen und burfte nicht zu Ende gespielt werden. ;

Am 28sten brachte das offizielle Diario do Governo einen

e

1452

eharnishten, aber doch würdig gehaltenen Artikel zur Widerlegung ges Eo des Korrespondenten der englischen rbe Chro - nicle über die finanzielle Lage Portugals, Allerdings ist nit zu leugnen, daß mehrere Korrespondenten englischer Blätter, besonders die des Standard, Morning Chronicle und des Morning Herald, es sich zur förmlichen Aufgabe gemacht zu haben seinen, vermöge der auffallendsten Entstellungen der Thatsachen, nicht selten sogar der gehässigsten Unwahrheiten, die Finanzlage Portugals mit den s{hwärzesten Farben zu \{ildern, Welche Absichten und Zwecke diese Berichterstatter dabei verfolgen, will ih hier nicht untersuchen, Neulich hatte unter Anderem die Chronicle versichert, die Junta des öffentlichen Kredits s{ulde der Gesellschaft la Union Comercial 300 Contos de Reis (etwa 41,875,000 französ. Franken) auf Reh- nung dessen, was diese ihr für die leßten Zahlungeu in England vor- geschossen hatte; ferner die Einkünste der Junta würden kaum hin- reichen zur Bezahlung dieser Schuld, und es würden also feine Mittel übrig bleiben für die Bezahlung der Dividenden der auswärtigen Schuld, die im nächsten Monat Januar verfallen wird, Der portu- giesischen Regierung fonnte der nachtheilige Einfluß nicht entgehen, den dergleichen Behauptungen auf den Kredit des Landes zu äußern geeignet sind, und darum wurde das offizielle Regierungsblatt mit einer Widerlegung jenes Korrespondenz-Artikels beauftragt. Das Diario hat diese Widerlegung eben so glüdcklih als vollständig geliefert, Es veröffentlicht ein interessantes Dokument, in welchem die Junta des öffentlihen Kredits den Nachweis über die Art der Erfüllung aller mit der Gesellshaft der Union Comercial stipulirten Bedingungen liefert, so zwar, daß diese Gesellschaft selbst um Erneuerung des Kontraktes für das nächste Semester unter den nämlichen Bedingungen nahsuhte. Ferner erklärt dieselbe Junta, daß sie bereits die zur Zahlung der mit Januar 1846 verfallenden Dividenden nöthigenSummen in Bereitschaft habe, und {ließt mit der Versicherung, daß ihre ge- genwärtige Lage befriedigender sei, als sie je gewesen. Man fann nicht oft genug wiederholen, daß die Berichte der englischen Blätter über die portugiesishen Zustände nur mit äußerster Vorsicht aufzu- nehmen sind. Der Berichterstatter der Times ist der einzige, der mit einiger Unparteilichkeit die seinigen abfaßt. i Am 28sten is mit dem zunächst von Hayre kommenden englischen Dampfschiffe „the North Star“ der Herzog von Pamella mit seiner anzen- Familie von der längeren Reise, die er mit derselben nah elgien und Frankreih gemacht hatte, wieder hier eingetroffen. Der Herzog hatte auf dieser Reise auch seine beträchtlihen Güter in Pie- mont, welche er seit über drei Jahrzehnten nicht wieder gesehen hatte, besuht und, wie man hört durch milde Nachlässe an den ihm. shul- digen Rückständen in Gefällen, welche seine Pächter an ihn zu laffen haben, ein dankbares Andenken an seinen Aufenthalt hinterla en. Man spriht von neuen Plänen der spanischen Ausgewanderten in ile zu einem abermaligen Versuche zu einem bewaffneten Ein= alle in Spanien, und zwar in die Provinz Gallizien. Jndeß sind die dortigen Behörden auf ihrer Hut und haben auch die Mittel zu ihrer Verfügung, jeder augenblicklihen Gefahr schnell und mit Erfolg zu begegnen. . Jh glaube nicht, daß ein ernstlihes Unternehmen zu befürchten ist.

Aegppten.

Alexandríen, 28, Okt. Der Vice-König hat die Getraide- Ausfuhr aus Aegypten verboten.

Vereinigte Staaten von Uord=-Amerika.

London, 12. Nov, Die neueste vorgestern in Liverpool ein- getroffene amerikanische Post hat um einen Tag neuere Nachrichten aus New=Yorfkf (bis zum 16, Oktober) überbraht, welhe indeß nihts von besonderem Belang melden. Die amerikanischen Blätter ergehen sich in Vermuthungen über den Jnhalt der nächsten Bot- haft des Präsidenten Polk, mit welcher derselbe zu Anfang des Monat Dezember den Kongreß eröffnen wird. Aus authentischer Quelle behauptet der New-York Herald zu wissen, der Präsident werde in Betreff der Beziehungen zum Auslande ganz dieselbe Stel- lung behaupten, die er in seiner Jnaugural - Bot haft eingenommen und welche in den diplomatischen Kreisen in Europa so große Auf= regung verursacht habe, insbesondere werde er wiederholt den unein- geshränkten Besiß des Oregon =- Gebietes vom 42° bis 50° 40“ für die Vereinigten Staaten --in Anspruch nehmen. Angelegenheiten betrifft, so wird der Präsident, wie der Herald versichert, die Rückkehr zu der Compromise Act von 1832, welche einen Einfuhr -Zoll von 20 pCt. ad valorem feststellt, empfehlen und ein neues Sub -Treasury - Geseß in Vorschlag bringen, welches zwar mit dem zuleßt vorgeschlagenen niht ganz übereinstimme, jeden- falls aber die Tendenz habe, dem Papiergeld - System ein Ende zu machen; auch soll ein Fallitgeseß und die weitere Herabseßung des Porto beantragt werden.

Der Deutschen Allgemeinen Zeitung wird aus Boston vom 14. Oktober über die dortigen Gewaltthaten gegen die Besiben= den Folgendes geschrieben: „Nachdem sich die Anti-Renter-Unruhen, die unter der Jndianermaske ausgeführt wurden, über fast alle jene Ländereien verbreitet und zu offener Gewalt gegen die Justiz in Delhi= und Delaware- County gert hat der Gouverneur diese Distrikte in Belagerungstand erklärt und die Milizen aufgeboten, die masfirten Jndianer und Verbrecher zu fangen, damit ihnen der Prozeß gemacht werde. Wir glauben nicht, daß bei der Unterstüßung, welche die ‘Anti-Renters in der Meinung des Volks finden, die Auf gabe eine leite is. Selbst eine a war {wer zusammenzubrin= gen. Allein die Energie des Befehlshabers der Milizen und die Meinung, daß, wenn das Geseß nicht Herr sein sollte, Niemand mehr sicher sei, hat Wunder verrichtet, Jm ganzen Lande macht man Jagd auf die Ruhestörer, und hundertweise werden sle eingeliefert. Es is kein Zweifel, daß sie verurtheilt und bestraft werdenz selbst die Juries vervollständigen sich auf einmal, und Gesebß und Ordnun scheinen si herzustellen. Dennoch bleibt das Volk der Meinung, da das Verhältniß der Grundrente -unnatürlich . und unpassend sei, und bereits hat Herr Rensselaer, einer der bedeutendsten Grundeigenthü- mer, in dessen Bezirk der erste Aufstand stattfand, die Anerbietung zu einer völligen Ablösung öffentlich bekannt gemaht. Seinem Bei- spiele werden wahrscheinli Alle folgen.“

Eisenbahnen.

Herr Moldenhauer in Kassel hat von der Herzogl. nassauischen Regierung die Konzession zum Bau einer Eisenbahn von Wiesbaden nah Limburg a. d. Lahn erhalten.

: Berlin-Potsdamer Eisenbahn. In der VVoche vom 11. bis incl. den 17. November c. sind auf der Berlin-Potsdamer Eisenbahn 6110 Personen gefahren. i

Handels - und Börsen - Nachrichten.

Berlin, 18, Nov, Obschon die Course unserer Eisenbahnen etwas angezogen haben, so blieb doch das Geschäft darin wieder sehr beschränkt,

und es zeigten sich am Schluß der Börse mehr Abgeber als Käufer,

Was die inneren“

Marktpreise vom Getraide, Berlin, Rib e S act T

Zu Lande; Weizen 3 Rihlr. r, , au r, 3: Pf,z Roggen- 2 Rthlr.- 4 Sgr. 3 Pf., auch 1 Rthlr. 27 Sgr, 6 große Gerste 1 Rihlr. 20: Sgr, auch 1 Rihlr. 17 Sgr.z kleine 1 Rihlr, 28 Sgr. 9 Pf., auch 4 Rihlr. 17 Sgr. ; Hafer 1 Rihlr, 7 6 Pf., auch 1 Rthlr. 3 Sgr. 9 Pf.; Erbsen 2 Rihlr. 22 Sgr, 6 auch 2 Rihlr, 15 Sgr. Eingegangen sind 123 Wispel 12 Scheffel,

Zu Wasser: Weizen 3 Rthlc. 3 Sgr, 7 Pf., au 3 Rihlr, 1 2 Pf.; Roggen 2 Rihlr. 2 Sgr. 5 Pf., auch 2 Rthlr.z große 1 Nthlr, 18 Miki a 1 T: 10 E. 10 F B Nd 9 Ps, auch 1 Rihlr. 3 Sgr. . Eingegangen sin ispe

M s Sotmiahénd Frz 15 ovember 1845.

Das Séthock Stroh 9 Rihlr. A auch 8 Rihlr, 15 Sgr, De

ner Heu 1 Rihlr. 5 Sgr., auch gr.

Berliner Börse. Den 18. November 1845.

«| Pr. Cour. U E Pr. Cou, Fondch«. |zi niaée! |* dd Actien. |& init 1 Gal S4. Schuld-Sch. |35| 987 | 98% [Brl.Potod.Kisenb.| 5 | _— Prämien - Scheiue do. do. Prior.VbL| 4| É d. Seeh.à BO T.|—| 86% WMsgd. Lpz. Esenb.|—| Kur- u. Neumärk. dv. do. Prior.Obl.| 4 _— _— Schuldverschr.|34| 97% Brel. Anb. abgest.|—| 120; Berliner Stadi- do. do. Prior.Obl.| 4 997 Vbligatioven |35| 985 | 98 [Düss.Elb. Bisenb | 5 | 95 Dauz. do. iu Th.|—| do. do. Prior.O0bI.|4| 98% | Westpr. Pfandbr.|35| 97% | 977 [Bbein. Kiseub. |—| 91 90 Grossb. Pos. do.| 4 | 1025 | fÎdo. do. Prier.Obl.| 4 | 96: do. do. |3¿| 95 sdo.v.Staat garant.|3{| Ostpr. Pfandbr. |35| 98 JOb.-Schles.E.L.A|4| _— Poum. do. 3; 985 ‘do. Prior. | 4 ais Kur- u. Neum. do. 35 987 ab do. Lt. B.|— aimque 104 Scblesische do. |3;| 97% [B.-S1.B.Li.A.u.B.|—| | 1223| do.v.Staatg.Lt. B.\35| IMagd.-Halbst.Eb.|4| 108 Br.-Schw.-Frb.E./4| | 107 Gold al marco. |—| do. do. Prior.ObIl.| 4| Friedrichsd’or. |—| 137 13! }Boun-Köluer Esb.| 5 | 138 137 And.Gldm.à 6 Tb.|—| 11% 115 Niederscbh.Mk.v.e.|4| Disconto. ——.. 4; 55 do. Priorität|4| 983 _ Pr, C Wechsel - Cours. Thle, zu Brief. | Amsterdame. «eco e oco oor eure 250 Fl, Kurz 1407 Sn ebe d e iee N E C C 250 Fl. 2 mi. 139 Hamburg... oco oooooo 300 Mk. Kurz 162 B ti dati è ddie dds 300 Mk. 2 Mi. 1503 London ¿ibe opt oineiedEoinibbde 1 LSt 3 Mi. 6 26 Balg dieie e510) «5 6:0% o vai Bio:0s d9 Fes s 300 Fr, 2 Mi, 80% Wien in DO Kp, mo)» die oan 150 F. 2 mi. 1037 Augsburg «.. «eco ooooooo ces 150 -F1. 2 M. 1027 DTOSIAU can oe g 0e C 0400 Pud 100 Thlr. ¿ Mit, 99; T , ú Tage Leipzig: 1u Couraui im 14 Thl. Fuss. 100 Thlr. 2 m. 99: Fraukfurt a. M. südd. W.....os s. 100 H. 2mm. . 66 A Potersburg .. oco oco oon 100 SRb1. | 3 Woch.

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 14. Nov. Niederl. wirkl. Sch. 607. 5% s 3% do. 39. Ausg. —. Pass. —. Zinsl. —. 4% Russ. Hope 92.

Antwerpen, 13. Nov. Zinsl, —. Neue Anl. 233.

Frankfurt a. M. , 15. Nov. 5% Met. 112 e. Bank - Actien 1927. Bair. Bank-Actien 732 Br. Hope 903 Br. Stiegl. 89 Br. Kd Poln. 300 Fl. 995 Br. do. 500 FL 8314 Br.

Paris, 13. Nov. 5% Rente fin cour. 117. 80. 3% do. fin cour, Neapl. —. 5% Span. Rente 382. Pass. 7.

Wien, 14. Nov. 5% Met. 1115. 4% ao. 101. 3% do. 765, Actien 1603. Aul. de 1834 1615. de 1839 129. Nordb. 192. 61

Preuss. Pr. Sch, —,

Mail. 1165. Liv. 116. Pesth. 108%. Budw. 87. Meteorologische Beobachtungen. 1845. Morgens | Nachmittags Abends Nach ei 17. Nov. 6 Ubr. 2 Ubr. 10 Ubr. Beobach Luftdruck... 333/78’’Par./333/17'’'Par./332,63""'Par.| Quellwärme 1,1 Luftwärme .... 4,0° R. -+ 7,9° R. —+ 4,5" R.| Flusswärme 36 Thaupunkt 2,3° R. |+ 5,8? R.'—+ 2/,9° R.| Bodenwärme 39 Dunstsättigung .| §87 pCt. 84 pct. 88 pCt. Ausdünstung () Wetter ....... trüb, trüb, bezogen. | Niederschlag () Wind „..... S0. S0. S0. Wüärmewechsel Wolkenzug ..« 80. -+ 4,1° 8

Tagesmittel: 333,19" Par... +4+-5,5° R.… 4+3,7° R... 86 p

Königliche Schauspiele.

Mittwoch, 19. Nov. Jm * Opernhause, 433ste Abo Vorstellung. Zur Feier des Allerhöchsten Geburtstages Jh jestät der Königin: Jubel - Ouvertüre von C. M, v. Wehe, Gestspiel, von Fr. Förster. Hierauf: Don Juan, Oper in 2 mit Tanz und den Original-Recitativen von Mozart. Aufanz

Zu dieser Vorstellung sind zu den erhöhten Opernhaus- nur noch Billets zum Parterre und Amphitheater zu haben.

Bestellungen zur Oper: Don Juan, können nit me(! nommen werden, da bereits sämmtliche disponible Pläte anÿ sind, Es. müssen daher alle noch einlaufende Bestellungen u sichtigt bleiben.

_Im Schauspielhause. 492ste Ale Ments - Dorfe Feier des Allerhöchsten Geburtstages Jhrer Majestät der Jubel-Ouvertüre von C. M. v. Weber, und: Festspiel, von Görster. Hierauf, zum erstenmale : Die Schwiegermutter, & in 4 Abth., von H. Smidt.

Donnnerstag, 20. Nov. Jm Schauspielhause, 193ste Abou Vorstellung: Vicomte von Letorières.

Königsstädtisches Theater.

Mittwoch, 19. Nov. Zur Feier des Allerhöchsten Nam Jhrer Majestät der Königin: Fest - Ouvertüre von Lind) Hierauf: (Jtalienishe Opern- Vorstellung): Linda “von Ch Oper in 3 Akten. Musik von Donizetti. Donnerstag, 20. Nov. Zum erstenmale: Stadt und Lab Onkel Sebastian aus Ober-Oesterreih. Posse mit Gesang il ten, von Friedrih Kaiser. Musik von Adolph Müller. (He Wallner aus Wien, Sebastian Hochfeld, als Gastrolle.)

Oeffentliche Aufführungen:

Jn diesem Winter findet wiederum cin Cyklus ‘von vier Kot) Sing-Akademie auf Abonnement statt, Zur Aufführung kommen: 1), von Händel, am 20. Novemberz 2) „Palästrina“ von C, Löwe, an zember d. J.z 3) „Die Zerstörung Jerusalems“ von F. Hiller, at nuar und 4) „Die Jahreszeiten“ von J. Haydn, am 18, Febr! stets Abends von 6 dis 9 Uhr. Numerirte Eintritts-Billets sür vi! zu 3 Rihlr,, für einen Abend zu 1 Rithlr,, sind. beim Hauswart t

fademie, Hexrn Rieß, zu haben.

Verantwortlicher Redacteur Dr. J, W, Zinkeisen

Gedruckt in der De ckershen Geheimen Ober - Hofbuchdru

321.

Inhalt. ukreich. Paris. Die Getraidenoth und die desfallsigen Maßregeln.

Nepublik Mexiko. (Schluß) enbahnen. Thüringische Bahn,

Frankre iq.

Paris, 12. Nov. Der Ertrag des Getraides wird für ganz Frank= auf 1900 Mill, Fr. gridept Selbst im besten Aerndtejahre erzeugt freih noch nicht alles für seinen jährlihen Verbrauch nöthige Getraide. in England drohende Noth und die deshalb erwarteten Maßregeln nlaßten daher die Pre \\e, der französischen Regierung zum Verbot etraide-Ausfuhr zu rathen, damit nicht Frankrei dasselbe Elend e, das man în England verhüten wolle. Der Commerce erwiederte uf, daß dem Ministerium gar nicht das Recht zustehe, ein solches ot zu erlassen, ohne die Genehmigung der Kammern vorher ein= len, Der Artikel 34 des. Geseßes vom 17. Dezember 1814 ge- ihr nur dieses Recht in gewissen außerordentlihen, höchst drin- en Fällen zu, bei denen es sich um den Rohstoff für die ver- denen Gewerbe handle. Jm Jahre 1839 habe sie zwar auch Getraide - Ausfuhr verboten, ohne die Kammern zu fragen und scch in der diesfälligen Verordnung auf obiges Geseß zu be- 1, Das sei aber eine Mathtübertretung gewesen, wie man deren Regierung eine Menge nahweisen fönne, Die Presse erklärt diese Ansicht für sehr irrthümlih. Jener Artikel, sagt sie, lautet ndermaßen: „Durch Verordnun en kann der König in Fällen, Gefahr im Verzuge ist, die Zollsäße herabsezen, die von für die Gewerbe nöthigen Rohstoffen zu entrihten sind;

r die Ausfuhr der Produkte des Bodens und der National=Jun- |

je erlauben oder aufheben, so wie die Zollsäße bestimmen, denen u unterwerfen sind. Alle Verfügungen, die diesem Artikel gemäß en werden, sind sedoch vom Ministerium in Form von Gesehz= (lägen den Kammern während der Dauer ihrer Session oder, dieselben niht versammelt sind, in ihrer nächsten Session vorzu- ,/ Der Wortlaut dieses Gesetzes sei hoffentlich klar genug. „Oder“, t das genannte Blatt fort, „ist Getraide fortan etwa kein Boden- ult, wie es in jenem Artikel ausdrüdlich genannt wird? Der ierung also das Recht, die Ausfuhr desselben zu verbieten, ab- en, heißt Unsinn reden. Außerdem irrt sih jenes Blatt auch , daß es behauptet, die Regierung habe sich im Jahre 1839 feinerlei Geseß bezogen, sondern aus angemaßter Machtvollkom- eit gehandelt. Lese cs die Königliche Verordnung vom Januar 1839, “und es wird senen Gesetartifel darin lh angezogen finden. Darum is es keinesweges nöthig, die e aut wie dieses Blatt es andeutet, erst die ern zu außerordentlicher Session zusammenrufen müsse, se die Getraide-Ausfuhr verbieten dürfe. Jm Gegentheil würde eine solche Maßregel ein sehr gefährlicher Zeitverlust entstehen, durchaus vermieden werden muß, wenn das Ministerium die von ‘worgeschlagene Maßregel zur Abwendung inländischer Noth für 4 hält. An dieser Nothwendigkeit ist aber unter ‘den obwalten- Umständen kein Augenblick länger zu zweifeln,‘ Das Journal Débats bemerkt über den Zustand der Dinge in England: un wicht zu den äußersten Mitteln geschritten wird, so fann die nicht \o verzweifelt sein, als von mancher Seite her vor ege- wird; alle Welt hätte Ursache, sich dazu Glück zu wünschen, es läßt sih doch wohl annehmen, daß selbst die heftigsten Geg= der Korngeseße, die entschiedensten Freunde des freien Handels, erlangen tragen werden, ihre Theorie auf Kosten einer Hungers-= in Anwendung gebracht zu sehen. Es läßt sih in der That nicht ben, daß die Noth in Jrland so groß ist, als behauptet wird, man sieht, wie die O'Connell-Rente eingesammelt wird, glei sei gar nichts zu besorgen für den nahenden Winter, Wir n uns überzeugt, wenn wirklich eine Hungersnoth vor der ivare, würde O'Connell nicht zugeben, daß am Sonntag, November , eine, wenn au freiwillige Kollekte in den Kirchen elt werde, um ihm aus den Stherflein der Armen ein Ein- en von 3— 400,000 Fr. zuzuwenden. Seit einigen Tagen erst Repeal-Verein von der Kartoffel-Krankheit die Rede, während vor kurzem der große Patriot ‘und Agitator nichts Dringenderes un fand, als einen Kreuzzug gegen die Bildsäulen zu eröffnen, die das Parlamentsgebäude zieren sollen. Auf die anmuthigste Art ließ er lef, Knox und Wesley mit Cromwell, Monk und dem Satan in einer 1 figuriren , sich hoh und theuer vershwörend , er werde sich in aus der Gemeinen begeben, um bis auf den Tod zu kämpfen die Statuen! Wäre in der That eine Hungersnoth in Jrland tfürhten, würde sich wohl der große Befreier mit solchen Rinde- abgeben? Wir können es niht glauben und sehen vielmehr darin Grund, uns über den Ausfall der Aerndte in Irland zu beru- ‘“ Das ministerielle Blatt mahnt dann ab von übertriebenen tungen , wie solhe in mehreren Oppositions - Blättern zum meinen Schreden ausgesprochen worden. ,Sorgsame Erörte-=

, der That - Umstände “, sagt es, „ist bei einer so figen und bedenklihen Sahe das beste Mittel, einer ernsten Gefahr vorzubeugen, der Gefahr der Furcht.

fung und Mangel, \o s{limm und bedrängnißvöll sie auch sein fn, finden ihre natürlihe Gräuze in den Hülfsquellen des Lan= Und den Einkäufen in der Fremde; das Uebel der Furcht aber 0 u sagen gar keine Gränze: es ist austeckend, verbreitet und rößert sich ganz ohne Grund, erreiht und erhißt die kältesten ruhigen Gemüther. Virgil nennt den Hunger malesuada, übelberathenden, und so ist es. Kommt einmal panischer een unter das Volk, so steigt er bald in riesenhaftem iltniß und erzeugt oft in wenigen Tagen beklagenswerthe în, Es wird weiterhin zurückgewiesen aut die unruhigen Auf= welhe im Jahre 1839 in den Gegenden an der Gironde und ite wegen grundlos befürchteten Getraidemangels vorgefallen. Getraideärndte von 1838 war in England und Frankreich sehr mäßig ausgefallen; England ließ viel Getraide aufkaufenz der jenpreis ‘war zu London auf 73 Sh. für den Quarter gestiegen, o éine Höhe, die er seit 1816 selbst in den {limmsten Jah- A erreicht hatte. Wirklich wurde eine ungeheure Menge Ge- über 7 Millionen Hektoliter, in England eingeführt, das Dop= essen, was Großbritanien im Durchschnitt jährlih vom Auslande

c er

der d fer Pzodurtion Frankreichs. guf den französischen Märkten angekauft worden, so konnte wohl mas dabei leiden, aber wirfliher Mangel wäre nit zu befürh= ‘pvésen, Inzwischen hielt die französische Regierung doh für L t Getraide-Ausfuhr durch Verordnung vom 25. Januar 1839 dia elte eine weise Maßregel, bemerkt das ministerielle Blatt, cu arteien und

olks in ihrem Jnteresse auszubêuten. Nach einigen Mona=

Die Nepublik Meriko.

1453

Beilage zur Allgemeinen Preußischen Zeitung.

Danzig und Riga standen vor kurzem noh die Getraidepreise für

| Mittelforten so, daß sie sh auf 12, 15, 17 Fr. für das Beltolitee berehnen, während sie in diesem Augenblick in Frankreich auf 21 Fr.

| und in England auf 24 Fr. getrieben worden. Bei einem Ausgangs-

! zoll von 2 Fr. für das Hektoliter würde si der Preis für Getraide, o R Ltd nah England eingeführt werden sellte, leiht auf 27 Fr. stellen.

Historishe Rüdckblicke und die Gegenwart.

(Schluß, Vergl. Allg. Pr. Z. Nr. 319.) Bevor wir die weitere Entwickelung der politischen Verhältnisse Meyxiko's verfolgen, mag es nicht überflüssig erscheinen, auf die oben ugeführten Schriften etwas 4äher einzugehen, welche die neueste

a Literatur über dies Land bilden und uns die für die Kenntniß seiner

| |

Sieben Millionen Hektoliter machen ungefähr den 24sten Wäre die ganze Quan= |

* nungenz eher noch helfen Ueberredung,

,-deutendes Interesse ihn auf, so briht er sein

der Kornwucher schon augen, die Besorg- |

fonnte das Ausfuhr-Verbot wieder aufgehoben werden. Zu Odessa, |

gegenwärtigen Lage so nothwendige Aufklärung über die dortigen gesellschaftlichen, religiösen und anderen Zustände geben. Als die Grundlage unserer Kenntniß des neueren Mexiko's kann man wohl das Werk des Herrn Ward betraten (Mexico by H. G. Ward, his Majesty Chargé d’Affaires in that countr during the years 1825, 1826 and part of 1827. 2 vols. Loadba), das dem be- rühmten Werke Humboldt's über Neu-Spanien wohl zur Seite gestellt zu werden verdient, Obwohl die Schreibart desselben hier und da ziemlich trocken wird, so entschädigt es doch diesen Fehler dur seine Genauigkeit, seine gesunde Anschauungsweise und die Zuverlässigkeit seiner Quellen. Ein werthvoller Beitrag zur Geschichte ist darin die Uebersicht der Revolution, wie der folgenden Ereignisse des Bürgerkrieges bis 1829,

: Von den zahlreichen Reisebeschreibungen aber, welche dies Land be- handeln, das so reich an auffallenden Gegensäßen im Volkscharakter -

und Sitten ist und deshalb für die Beschreibung ein \o ergiebiges Thema abgiebt, verdient wohl am meisten „Madame Calderon*s Leben in Mexiko“ gelesen zu werden. Mit besonderer Anmuth und einem gewissen Humor schildert diese Dame, die Gattin des spanischen Gesandten, die Gesellschaft in Mexiko, das Leben in allen Kreisen, im Palast und in der Hütte, in den Klöstern, Theatern und Spielhäu- sern, wie bei öffentlichen Festlichkeiten, und reiht an das lebensvolle Bild ihre freilich nur auf äußere Anschauung beruhenden Ansichten von der in dem üppigsten Farbenshmuck prangenden Natur. Auch das Buch des amerikanischen Diplomaten, Herrn Bran Mayer, enthält in manchen Abschnitten werthvolle Beiträge zur Kenntniß na- mentlich der politischen Verhältnisse des Landes, doch ist es im Uebri= gen größtentheils aus anderen Werken entlehnt, und die darin enthal- tenen neuen Speculationen über das Alterthum der Judianer wären besser ganz fortgeblieben. „Mühlenpfordt's getreue Schilderung der Republik Mexiko“ dagegen is das vollständigste Werk, das wir gegenwärtig über das neuere Mexiko besißen. Der Verfasser verdankt viel den Schriften Humboldt's, Ward's und anderer englischen Auto-= ren, aber er giebt auch eine Masse neuer Berichte über die politischen und Handels = Verhältnisse Mexiko's, und in Betreff der Topographie des Landes, welcher der ganze zweite Band gewidmet ist, is ihm kein anderer Autor an Vollständigkeit und Genauigkeit gleihgekommen. Es giebt keinen Distrikt, keine Stadt von irgend einer Bedeutung, über welhe wir niht ausführlihe Kenntniß erhalten.

Kein anderer Shriftsteller hat den überaus interessanten und doch so wenig berührten Zustand der indianishen Race Mepxiko's so gut und ausführlih behandelt, als Mühlenpfordt, dessen lange An- wesenheit im Lande und vielfahe Gelegenheit, die Zustände kennen zu lernen, sein Zeugniß um so werthvoller machen. Da aber von der indianishen Race, welche die Hauptmasse der Bevölkerung aus=- macht (sie umfaßt ‘; der Gesammtzahl von ungefähr 9 Millionen Einwohnern), das künftige Schiksal Mexiko's abhängen dürste, \o erscheint die Kenntniß ihrer gegenwärtigen Lage, ihrer geistigen und physishen Beschaffenheit, nothwendig zur richtigen Beurtheilung der Zustände des Landes überhaupt. Kaum dürfte es indeß mögli sein, über den wahren Charakter und die intellektuellen Fähigkeiten des Jn- dianers zu einer Zeit abzuurtheilen, zu welcher derselbe kaum erst zur Hälfte seine Menschenrehte wiedererhalten und noh sehr wenige Ge- legenheit gefunden hat, seine Geisteskräfte vollständig auszubilden. Denn wenn au, wie Mühlenpfordt bemerkt, der bürgerliche Druck größtentheils vershwunden is, unter welchem Spanier und Kreolen vor der Revolution die Kupferfarbenen wie die farbigen Klassen über= haupt hielten, so is doch die Emancipation derselben bis jebt fast nur dem Namen nah geschehen. Der hierarhishe Druck hat sich noch um gar nichts vermindert, indem die Geistlichkeit, zumal die nie- deren Weltgeistlihen und die Mönche, welche auf die Judier den größten Einfluß haben, die geistige Entwidckelun derselben, wenn nicht geradezu hindern, doch au nicht befördern. Nur die Zeit kann lehren, welche Vortheile den Jndiern demnächst aus der neuen Ordnung der Dinge erwachsen werden. Bis jeßt is die Einführung der ge= rühmten europäischen Sittigung wie der christlich - katholischen Re- ligion für sie von nur geringem Nußen gewesen, und noch jebt läßt sich faum hier und da eine Spur von Sritten zur Verbesse=- rung ihrer Zustände bemerken.

Von dem Charakter der Jndier erhalten wir durch Mühlenpfordt in Folgendem ein lebensvolles getreues Bild. Der heutige mexika= nische Indier is im Allgemeinen ernsthaft und \{hweigsam, fast {hwer- müthig, so lange niht Musik und berauschendes Getränk seine Lebens- geister aufregt und redselig macht: Man bemerkt dies ernsthafte Wesen schon an den Kindern, welhe in einem Alter von 5 bis 6 Jahren verständiger erscheinen als nord-europäishe in einem Alter von 9 bis 10, Aber dieser Schein von Geseßtheit is feinesweges Folge einer rasheren Entwickelung des Geistes, und der Anblick dieser trübsinnigen, aller kindlihen Fröhlichkeit und Zutraulihkeit erman- gelnden Jugend hat nichts Erfreulihes, Ernsthaftigkeit und Ver- shlossenheit scheinen wesentlihe Grundzüge des Charakters der Jndier zu sein, und man kann nicht annehmen, daß nur der lange Dru, welcher auf den mexikanishen Stämmen sowohl früher unter ihren cinheimischen als später unter den spanischen Herrschern lastete, diese Eigenschaften erst mitgetheilt habe, da man sie durch ganz Amerika fast überall bei den Cingebornen wiederfindet, auch wo diese niemals irgend eine Beschränkung ihrer politischen Freiheit erlitten haben. Eher dürfte die Störrigkeit und der Eigensinn, welche einen auffal= lenden Zug im Charakter der heutigen Jndier ausmachen, dur jene Ursachen hineingelegt worden sein. Es ist fast unmöglih, den Jn-= dier zu irgend etwas zu bewegen, was er sich vorgenommen hat, nicht zu thun. Heftigkeit, Drohungen, selbst körperliche Züchtigun= gen helfen eben so wenig als das Anbieten von Geld und Beloh- Bitten und Schmeielei. Der mexikanishe Jndier liebt es, seinen gleihgültigsten Handlungen ein geheimnißvolles und wichtiges Ansehen zu geben. Regt ein be- gewöhnliches Schweigen und redet dann wohl mit Nachdruck, aber nie mit Feuer. Wiß ist bei ihm eben o selten als Scherz und lautes Lachen. Seine unge- meine Charakterstärke läßt ihn seine Leidenschaften, seinen Zorn, seine

* zügelloser Gewalt hervorbricht.

Mittwoch den 19tet Nov.

Rahbegierde lange tief in sich verschließen.

Kei ith áußer- lich das im Junern tobende F ein Zug verräth äußer

euer, bis es plößlih mit fürhterlicher l Gewa! „In diesem Zustande is der Indier geneigt, die größten Grausamkeiten, die scheuslichsten Verbrechen zu verüben. Die mexifanishen Eingebornen ertrugen jederzeit mit vieler Geduld die Neckereien, welche sie von den Weißen zu erleiden hatten und zum Theil noch haben. Sie seßen ihnen Verschlagenheit ent- gegen, welche sie unter dem höchst trügerischen Scheine von Gleich= gültigkeit und Dummheit geschickt zu verbergen wissen. Ungeachtet threr langen Sklaverei, ungeachtet der Mittel, welhe man gemacht hat, jede geshihtlihe Erinnerung den Jndiern zu rauben, haben sie doch keineêôweges allenthalben ihre ehemalige Größe vergessen. Sie wissen recht gut, daß sie ehemals die alleinigen Herren des Landes waren , und daß jene Kreolen, welche es lieben , s\ch Amerikaner zu nennen, nur die Söhne und Erben ihrer Unterdrüer sind. Man hört häufig die Jndier, wenn geistige Getränke ihre gewöhnliche Zurückhaltung überwunden, sich dahin äußern, daß ja eigent- lih \ lte die Herren des Landes, alle Uebrige nur fremde Eindring= linge seien, und daß, wenn die Kreolen die Spanier verjagen durften, ihnen selbs noch weit eher das Recht zustehe, die Kreolen zu ver- jagen. Möge die eigene Klugheit die Leßteren lehren, den Jndiern früh genug die ihnen theoretisch zuerkannten gleihen Bür errehte au praktisch zu gewähren, denn ein Aufstand der fupferfarbeneit Eingebornen würde fürhterlich sein, da er, an einem Punkte erst ein=- mal ausgebrochen, sich rasch über das ganze Land verbreiten und ohne allen Zweifel mit der gänzlichen Vernichtung der Weißen enden würde.

Durch die Annahme des neuen Föderalsystems, welches den Kämpfen der Revolution vorläufig ein Ende machte (1824), schien mit der Ver= besserung des Zustandes des Landes im Allgemeinen auch in der Lage der eingeborenen Bevölkerung eine günstigere Wendung herbeigeführt zu sein. Die Föderal - Akte zeigte weni stens einen lobenswerthen Eifer für Verbreitung der Aufklärung, Gründung von Unterrichts=- Anstalten, Erleichterung der Naturalisation, öffnete die Häfen dem fremden Handel, hob die Mißbräuche der absoluten Gewalt auf und versprah allen Bürgern und Einwohnern der Republik Sicherheit der Person und des Eigenthums. Aber so sehr diese der Verfassung der nordamerikanishen Vereinsstaaten nahgebildete Akte auch einen frei= sinnigen Charakter anzunehmen gesucht hatte, so blieben doch viele von den alten Verhältnissen noch unberührt, und die niederen Volks= flassen besonders hatten sich niht der versprochenen Wohlthaten zu erfreuen. Die Annahme einer ausschließlichen Staats - Religion, der römisch - katholischen, mit Verbot des Kultus aller übrigen, die ihren Grund theils in der früheren Unterwerfung Mexiko's unter die so bigotte spanische Nation, theils in dem für die mexikanische Revolu- tion harafteristishen Umstande hatte, daß dieselbe von der Geistlich= feit ausgegangen war, führte zu einer unverhältnißmäßig reich und ungleih dotirten Kirche und bewirkte einen durch die Geistlichkeit be=- günstigten Stillstand in den geistigen Fortschritten der Nation, wäh- rend auf der anderen Seite ein zahlreiches stehendes Heer, welches die Revolution ausgekämpft hatte, neben der Geistlichkeit den höchsten Einfluß im Staate behauptete. Jm Jahre 1840 bestand das Heer aus 35,000 Mann, welche 8 Millionen Dollars von der nur 13 Mil- lionen betragenden Staats-Einnahme zu ihrem Unterhalte in Anspruch nahmen, und unter Santana's Verwaltung hat si das Verhältniß noch ungünstiger gestellt. Die Verringerung dieses Heeres, die Ver= fürzung der überflüssigen Reichthümer der Kirche und die Einführung eines gesunden Systems des Landbesißes, der sih auch in den Hän- den privilegirter Stände befindet, wäre die Aufgabe eines weisen Ge- seßgebers gewesen, um für Mexiko die günstigen Folgen des Söderal= Systems herbeizuführen. Da der Staat aber solchen Mann nicht delütitda hatte, und zwar weil die allgemeine Bildung des Volkes bei weitem niht genug vorgeschritten war, um das wahre Wesen der neuen Verfassung zu begreifen und gehörig zu würdigen, da diesc Verfassung überhaupt nicht aus der Ueberzeugung von ihrem Werthe und ihrer Zweckmäßigkeit, sondern nur durch die Eifersucht der Par= teien und die Jnteressen Einzelner eingeführt war, so erhoben \ich gleih anfangs, so wie später vielfache Widersprüche und öffentliche Unruhen, welche die traurigen, bis auf die Gegenwart fortdauernden Kämpfe über die Nation gebraht haben. Das Volk wurde durch seine neue Verfassung selbst in allen Ständen politisch demoralisirt, denn die Unabhängigfeit, so plöblih einer Nation gegeben, welche durch die spanische, sets auf möglichste Hinderung der Volks = Kultur hinarbeitende Regierung in keinerlei Weise darauf vorbereitet war, rief einen Freiheitstaumel hervor, demzufolge m1zn seine Freiheit in der ungebundensten Zügellosigkeit, seine Souverainetät in Verachtung von Geseß und Sitte, in Straflosigkeit der Verbrechen suchte und über Bedrückung schrie, wenn die Regierung irgend einen Versuch mate, der Frehheit den geseßlichen Zügel anzulegen. Jeder glaubte ein Recht zu haben, zu thun, was ihm beliebte, und seine Meinung niht nur frei auszusprechen, sondern auch mit Gewalt durhzuseben.

Durch einen solchen Zustand waren die bald nah der Revolution von neuem ausbrehenden Kämpfe der Parteien wohl motivirt. Als im September 1828 dur verfassungsmäßige Wahl der General Gomez Pedraza, das Haupt der aristokratish - kirchlichen Partei, der sogenannten Escocesos, zum Präsidenten und sein Freund Anastasio Bustamente zum Vice-Präsidenten der Republik auf den nächsten Zeit= raum von vier Jahren gewählt und der Einfluß dieser Partei auf die Angelegenheiten des Landes somit entschieden war, erregte die de- mokratishe Partei der Yorkinos (nah Freimaurer-Logen also benannt) in der Hauptstadt einen Aufstand, annullirte die Wahl und rief den General Vicente Guerrero zum Präsidenten aus. Guerrero, ein Zambo, d. h. ein Mann von gemischter afrikanischer und indianischer Abkunft, tapfer und mit natürlihem Verstande begabt, aber wenig gebildet, {wach und dur seine Gutmüthigkeit das Werkzeug jedes Ränkeschmiedes, verlor bald das Vertrauen seiner Partei und des Volkes überhaupt, zumal da er bei den nächsten, der Republik von außen drohenden Gefahren wenig von seiner alten Energie an den Tag legte. Die spanische Regierung s{ickte nämlich, dur den anar= chis{chen Zustand der neuen Republi veranlaßt, eine Expedition unter General Barradas zur Wiedereroberung Mexiko’s aus, welche am 27. Juli 1829 bei Tampiko landete und keinen Widerstand fand. Guerrero, obwohl mit außerordentlihen Vollmachten vom Kongreß ausgerüstet, blich unthätig im Angesicht des Feindes, indem er fein Heer in Bereitschaft hielt, und die Expedition mißlang nur theils in Folge der inneren Unmöglichkeit des Gelingens derartiger Versuche überhaupt, theils in Folge der Energie und Kriegserfahrenheit des Generals Santana, damals Gouverneur von Veracruz, der eilig einige tausend Mann zusammenrafste und den Feind bereits aufge- sucht, geschlagen und zu {himpflicher Capitulation und Wiedereinschif- fung nah Cuba gezwungen hatte, als die Regierungs - Armee unter Bustamente sich ers bei Xalapa zusammenzog. Allgemeine Jndigna= tion offenbarte sich Farüber gegen Guerrero. Die Staaten Yukatan und Tabasko erklärten sih, in Betracht der Schwäche der Verwal- tung, zu Gunsten einer constitutionellen Central-Regierung und tru- gen Santana die Oberleitung der neuen Bewegung an. Der Vor-

S Ad d ]

Sn;

S E P L T I e ge Ls A E E E Se R