1879 / 207 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 04 Sep 1879 18:00:01 GMT) scan diff

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4) Einige Vorbereitung in der nautishen Geographie, besonders in der mathematischen. j .

Lehrmittel hat jeder Schüler für etwa 75 A anzuschaffen.

Wohnung inkl. Beköstigung wird bei Privaten zu 40—50 #. monatlich gefunden. : 4

Die Kuratorien der genannten Schulen werden die Prüfungs- termine näher bekannt machen. Wer die Aufnahmeprüfung nicht besteht, wird zurückgewiesen und kann zu derselben erst nah einem halben Jahre wieder zugelassen werden. 4 :

Meldungen zur Theilnahme an diesen Prüfungen nehmen die Kuratorien der genannten Schulen (in Leer der Unterzeichnete) ent-

gegen, werden auch durch die betreffenden Navigationslehrer ver-

mittelt. L Nath Beginn des Kursus dürfen während der nächsten 12 Wochen neue Schüler noch aufgenommen wérden. :

Um nach Ablauf des Kursus zur Steuermannsprüfung zugelassen zu werden, ist erforderlich: ,

Die Zurüdcklegung einer auf den Ablauf des 15, Lebensjahres folgenden mindestens 33 monatlichen Fahrzeit zur See, von welcher mindestens 12 Monate als Vollmatrose auf Segelschiffen der Han- delsmarine oder als Obermatrose in der Reihs-Krieg8marine zu- gebracht sein müssen. /

Sm Uebrigen wird auf die Bekanntmachung, betreffend die Prüfung der Seeschiffer und Seesteuerleute auf deutschen Kauffahrtei- \chifffen, vom 30. Mai 1870, verwiesen.

Die Vorschulen an den genannten Orten geben den Seeleuten Gelegenheit, si{ zu der Aufnahmeprüfung vorzubereiten, auch werden daselbst Schiffer für kleine Fahrt ausgebildet. Eintritt jederzeit, Schulgeld 3 M monatlich. _

Leer, den 1, September 1879. E :

Der Königliche Navigationsschuldirektor für die Provinz Hannover. In Vertretung: Wendtlandt.

Nichtamlliches. Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 4. September. Se. Majestät der Kaiser und König sind, laut Meldung des „W. T. B.“ über Bromberg und Thorn gestern Nachmittag wenige Minuten nah 3 Uhr in Alexandrowo eingetroffen, wo Se. Majestät der Kaiser Alexander von Rußland be- reits um 11/4 Uhr mit großem Gefolge angekommen waren. Das Musikcorps der auf dem Bahnhofe aufgestellten rus- sishen Ehrencompagnie intonirte, als Se. Majestät der Kaiser Wilhelm in den mit Fahnen und Guirlanden reih ge- \{hmüdckten Bahnhof einfuhren, die preußische Nationalhymne. Die Begrüßung Beider Monarchen war eine überaus herz- liche. Durch die von allen Seiten herzugeströmten Volks- massen, welche sich in der nächsten Umgebung des Bahnhofes aufgestellt hatten, wurden die Majestäten mit enthusiastischen Zurufen begrüßt. Nah dem Desfiliren der Ehrencompagnie ogen Sich die Beiden Monarchen zurück, um demnächst das Diner einzunehmen. i :

Se. Majestät der Kaiser Wilhelm, Allerhöchstwelcher im Bahnhofe Wohnung genommen hatten, statteten gegen 5 Uhr Sr. Majestät dem Kaiser Alexander einen halbstün- digen Besu ab, welchen Allerhöchstdieser sodann erwiederten.

Heute Mittag 121/, Uhr sind Se. Majestät der Kaiser und König von Alexandrowo nah Dirschau abgereist. Wenige Minuten später traten auch Se. Majestät der Kaiser von Ruß- land die Rückreise nah Warschau an.

Se. Königliche Hoheit der Prinz Carl hat heute morgen Berlin verlassen, um den Feldmanövern des 1, und I1, Armee-Corps beizuwohnen.

Wie bereits gemeldet, ist der neuernannte chinesische Gesandte Li-Fong-Pao am 1. d. M. von Sr. Majestät dem Kaiser behufs Ueberreihung seines Beglaubigungs- \{hreibens in Privataudienz empfangen worden. Bei diesem Anlaß hat der Gesandte in seiner Landessprache an Se. Majestät eine Ansprache gehalten, welche in deutscher Ueber- seßung lautet:

Majestät! i E

Fh habe die Ehre dieses Kreditivschreiben Ew. Majestät zur Allerhöchsten Annahme und Einsicht ehrfurchtsvoll zu überreichen. Peine ganze unterthänigste Ueberzeugung ist es, daß das Reich Ew. Majestät, welches den Mittelpunkt von Europa einnimmt, durch Civilisation und Bildung in allen Ländern in hohem Ansehen steht. Seit dem Abschlusse des Vertrages zwischen Deutschland und China haben sich die freundschäftliden Bezichungen in der That mit jedem Tage vermehrt. Wäkrend der ganzen Zeit meiner Amtsführung als Geschäftsträger im Deutschen Reiche sind mir von Ew. Majestät dem Kaiser sehr oft Gnadenerweisungen zu Theil geworden. Diese fortwährend mir angediehene freundliwe Behandlung hat meinen Kaiser außerordentlich erfreut. Als Unterpfand aufrichtiger Greund- schaft ist mir jeßt der bestimmte Befehl zugegangen, in Person dieses Kreditivschreiben Ew. Majestät zu überreichen, um den Posten als Gesandter an dem Hofe Ew. Majestät zu bekleiden, und werde ih mich jeßt mit noch mehr Sorgfalt den Geschäften widmen. O

Chrfur{tsvoll halte ih an der Meinung fest, daß Ew. Majestät mit meinem Kaiser gleichen Herzens den bestimmten Wunsch hegt, gegenseitig wirkliches gutes Einvernehmen zu erhalten, damit die Freundschaft mit jedem Tage eine festere werde und somit die Be- amten und das Volk der beiden Länder zum gegenseitigen Nußen eines ewigen Friedens sich erfreuen können.

Se. Majestät geruhten auf diese Ansprache die nach- stehende Erwiderung zu ertheilen:

Ich nehme mit Befriedigung das Schreiben entgegen, durch wel. es Sie als Gesandter Sr; Majestät des Kaisers von China bei Mir beglaubigt werden. Auch Mir gereicht es zu besonderer Genugthuung, daß die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Deutsch- land und China sih seit Abs{chluß des Vertrages zum gegenseitigen Nutzen stets inniger gestaltet haben und daß Sie, Herr Gesandter, es Sich angelegen sein lassen wollen, dieselben zu fördern und zu be- festigen, wozu Meine Regierung Ihnen jederzeit die Hand bieten wird,

Zugleich ersuche Ih Sie, Jhrem erhabenen Souverän den er- neuerten Ausdruck Meiner aufrichtigen Freundschaft sowie der guten Wünsche zu übermitteln, von denen Ih für Sein dauerndes Wohl

und für das Gedeihen Seines großen Reiches erfüllt bin.

Nach einem Cirkularreskript des Ministers des Jn- nern vom 19. v. M. is zur Sprache gekommen, daß viele A O Regierungen die Führungs-Atteste für stempel- frei erahten, auf Grund deren die Anstellung und Vereidigung im Eisenbahndienste er oe Andere Königliche Regie- rungen halten diese Atteste für stempelpflihtig, und es wird demgemäß nicht überall gleihmäßig verfahren.

Seitens der Steuerverwaltung wird, nah dem erwähnten

Reskript, die beanspruchte Stempelfreiheit niht anerkannt. Es handelt sih hier um „amtliche Atteste in Privatsachen“, welche

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dem Stempel vom 1 # 50 H en, weil in der f betreffenden Tarifposition des Stempelgeseßes ihnen eine, ta gewisse andere Atteste ausdrüllih bewilligte , Be- reiung nicht zugestanden worden is, und weil auch für

die Anstellungsangelegenheiten, zu denen fie einge- reiht werden, eine besondere geseßliche Befreiung (8. 3 des Stempelgeseßes) nicht besteht. Daraus allein, daß die Ver-

eidigungsprotokolle seit dem Geseße vom 26. März 1873 nit mehr stempelpflihhtig sind, folgt noch nit die Stempelfreiheit anderer im Stempeltarif der Steuer unterworfenen Urkunden, insbesondere der amtlichen Atteste in Privatsachen. Unter B&zugnahme auf die Grundsäße, welche das Erkenntniß des Königlichen Ober-Tribunals vom 30. Oktober v. J. ausspricht, sind die Regierungen und Landdrosteien zur Nachachtung und entsprechenden Anweisung der unterstellten Behörden darauf hingewiesen worden, daß Führungsatteste der bezüglichen Art dem tarifmäßigen Stempel für Atteste unterliegen.

Der General der Kavallerie von Podbielski, General-Jnspecteur der Artillerie, hat sich nah Königsberg i. Pr. begeben, um den Herbstübungen des T. Armee-Corps beizu- wohnen.

S. M. S. „Medusa“, 9 Geschüße, Kommandant Korvetten-Kapitän Mathesen, ankerte am 24. August cr. auf der Rhede Funchal (Madeira).

S. M. S... „Nymphe“, 9 Geschüße, Kommandant Korvetten-Kapitän Sattig, ist am 2. September cr. von Dart- mouth nach Kiel in See gegangen.

Bayern. München, 2. September. (Allg. Ztg.) Das „Gesetz- und Verordnungsblatt“ publizirt heute das vom 18. v. M. dâtirte Geseß über das Gebührenwesen und das Geseg, betreffend die Pensionsanstalt für die Wittwen und Waisen der Advokaten des Königreichs. Das 284 Artikel umfassende Gese über das Gebührenwesen hat, ebenso wie das neue Geseß über die Erbschaftssteuer, gleichzeitig mit dem Reichs-Gerichtskostengeseß, also am 1. Oktober d. J, im ganzen Umfange des Königreichs in Kraft zu treten.

Sachsen - Coburg : Gotha. Coburg, 1, Sep- tember. (Leipz. Ztg.) Se. Königliche Hoheit der Herzog von Edinburgh is gestern zum Besuche bei Sr. Hoheit dem Herzog in Reinhardsbrunn eingetroffen.

Hesterreih-Ungarn. Wien, 3. September. (W. T. B.) Der Fürst von Montenegro ist heute im Bruckex Lager eingetroffen und auf dem Bahnhofe von dem ersten General- Adjutanten des Kaisers und den Spigzen der Civil- und Militärbehörden empfangen worden. Vom Bahnhofe begab sih der Fürst in die Burg, wo derselbe von Sr. Majestät be- grüßt wurde. ( h

4. September. -(W. T. B.) FJhre Kaiserliche und Königlihe Hoheit die Kronprinzessin des Deutschen Reis und von Preußen ist heute Nacht hier eingetroffen. Jn Folge des strengen Fncognitos auf der Reise unterblieb jeder offizielle Empfang. Am Bahnhofe hatten ih der deutsche Botschafter Prinz Heinrich VIT. Reuß mit dem Botschastspersonal, sowie der englische Botschaster Lord Elliot zur Begrüßung eingefunden, Heute erfolgt die Weiterreise nah Steiermark. :

Der Fürst von Montenegro empfing gestern den Besuch des Grafen Andrassy und stattete dem Grafen später

einen Gegenbesuch ab. Agram, 2. September. Der Landtag hat den von betreffend die Ab-

Starcevic beantragten Geseßentwurf, | d die schaffung der Kollegiengelder an der hiesigen Universität, ab- gelehnt.

Großbritannien und Jrland. London, 2. Septem- ber. (Allg. Corr.) Die neuesten Berichte aus Kaschmir \childern die Lage der Bevölkerung als etwas gebessert, aber der Druck der Hungersnoth wird wahrscheinlih noch einige Monate anhalten. Mehr oder weniger großer Nothstand herrsht in gewissen Gegenden der ostbengalischen Kreise, in Dacca, Furidpore und Nymensingh. Die ungewöhn- lih angeshwollenen Flüsse haben stellenweise die herbstliche Reisernte beinahe vernichtet und au der Winterweizensaat Schaden zugefügt. Die Berichte aus den nothleidenden Di- strikten in Bombay lauten günstig, aber ca. 61 000 Per- sonen werden noch immer an Nothbauten beschäftigt oder er- halten Unterstüßung aus den Armenkassen.

Jn Kabul herrscht noch immer die Cholera mit großer Hestigkeit. Der Emir trifft Vorkehrungen für eine Ex- pedition nach Balkh, wo etliche Stämme sich gegen ihn empört haben. Die Anstalten für die Sicherheit des Khyberpasses, und die Frage wegen der den Berg- stämmen zu zahlenden Subsidien beschäftigen jeßt die Auf- merksamkeit der Grenzbehörden und werden in Kurzem mit Delegirten der Stämme in Peschawur berathen werden.

3, September. (W. T. B.) Wie dem „Reuterschen Bureau“ via Madeira aus Capetown, vom 19. August, ge- meldet wird, ist der neue Kraal Cetewayo's in Amanze- fanze am 13. August zerstört worden. Die Kavallerie seßte die Verfolgung bis in die nähste Nähe Cetewayo's fort, welcher mit mehreren Anhängern in den Wald südwärts flüchtete. Drei Söhne des Königs und mehrere hervorragende An- führer, welhe 650 Stück Vieh mit sih führten, haben \ich unterworfen.

Frankreich. Paris, 2. September. (Fr. Corr.) 81 Generalräthe haben bisher Beschlüsse hinsihtlich der Ferry'’schen Vorlagen gefaßt oder ihre Arbeiten voll- endet, ohne zu denselben Stellung zu nehmen. Von ihnen haben sich 30 diesen Unterrichtsgeseßen günstig, 32 ihnen feind- ih geäußert, und 19 sind auseinander gegangen, ohne si überhaupt mit dem Gegenstande zu beschäftigen. Zählt man die Stimmen zusammen, so haben sich 819 für, 872 gegen die Ferry’schen Vorlagen ausgesprochen, und 295 der Abstimmung enthalten. Diese Ziffern können sih jedoch nur für an- nähernd rihtig ausgeben, da in einer gewissen Anzahl von Generalräthen die Abstimmung keine namentliche gewesen ist.

Hussein Pascha, der Bruder ‘des Vize-Königs von Egypten, is vorgestern in Paris eingetroffen.

3. September. Das heute ausgegebene „Fournal officiel“ veröffentliht die Ernennung des Bischofs von Gap, Msgr. Guilbert zum Bischof von Amiens, an Stelle des verstorbenen Msgr. Bataille.

48 Schwadronen und 6 LVat-

‘partement Seine et Marne. 1 ( Die Manöver dauern vom

terien nehmen an denselben Theil. 3. bis 18. September.

4. September. (W. T. B.) Die „République française“ meldet: Der Bi hof von Grenoble werde wegen Amtsmißbrauhs vor den Staatsrath gestellt wer- den, weil er die Kirche von Salette zur Basilika erhoben habe, ohne daß er die päpstlihe Bulle in Betreff dieser Aenderung vorher habe einregistriren lassen.

Nußf§land und Polen. St. Petersburg, 3. Septem- ber. (W. T. B.) Das „Journal de St. Pétersbourg“ ver- nimmt, daß das Kommando über das Expeditionscorps gegen die Teke-Turkmenen definitiv Tergukossof übertragen worden sei.

Statistische Nachrichten.

Veber das Ergebniß der indirekten Steuern während des Iahres 1878 in den 18 größeren Städten des Großherzogthums Baden (es sind dies die Städte mit 4000 und mehr Einwohnern) liegen amtliche Mittheilungen vor, den.n wir Folgendes entnehmen: íIm Großherzogthum überhaupt kamen auf den Kopf der Bevölkerung Weinsteuer 92 H, Biersteuer 169 H, Branntweinsteuer 27 -, Fleishsteuer 34 H§, im Ganzen 322 -, ferner an Liegenschafts-, Scenkungs- und Erbschaftsaccise 137 & Z. Hinter diesem Durch- \chnittsertrage ist nur zurückgeblieben der Ertrag der Weinsteuer in 3 Städten (Nastalt, Schwetzingen und Eberbach); der Ertrag dèr Biersteuer in einr Stadt (Weinheim); der Ertrag der Branntweinsteuer in 7 Städten (Karlsruhe, Pforzheim, Baden, Durlach, Weinheim, Lörrach und Eberbach). Dagegen fteht der Ertrag der Fleisbsteuer in allen Städten über dem Durchschnitts- saße. În éinigen Städten (Karlsruhe, Freiburg, Constanz und Baden) übersteigt er sogar das Dreifache dieses Durchschnitts\aßzes und in Mannheim, Heidelbe!ng und Offenburg rückt êx diesem drei- fachen Betrage sehr nabe. Der Ertrag der indirekten (ohne Liegen- \chafts- 2c. Accise) beziffert sich im Jahre 1878 in den fraglichen 18 Städten, deren Einwohnerzahl \sich auf 205 925 Seelen beläuft, fomit rund 17% der gesammten Einwohnerzah! des Großherzogthums umfaßt, zusammen auf 1963 133 H oder auf 404% des Gesammt- erträgnisses jener Steuern im Großherzogthum mit 4851 493 A. Während dieser Gesammtbetrag hinter dem Gesammtertrag des Jahres 1877 von 5224158 (A um 372665 4 zurückgeblieben ist, hat der Ertrag in den fragliben 18 Städten sich gegenüber dem Ertrage des Jahres 1877 nur wenig (um 32369 F) gemindert. Das Aufkommen an Liezenschafts-, Schenkungs- und Erbschaftsaccise in den erwähnten 18 Städten belief fich im Jahre 1878 auf 708 916 M gegen 847 263 Æ im Jahre 1877 und berechnet sih auf 34,5 %n des Gesammtertrages dieser Gefällzattung gegenüber 38 9% im Jahre 1877. Der Rückgang im Ertrage der Liegenschafts- 2c.- Accise im Jahre 1878, welcher im Ganzen fich auf 172 390 Æ be- zifffert, trifft hiernach ganz vorzugsweise auf die Städte.

Nach dem amtlichen, in der „Austria“ veröffentlichten Aus- weise betrug die Bruttoeinnahme im Stempelgefälle in Oester- rei 1878 16 797 628 Fl., gegen 17 226 839 Fl. im Vorjahre, im Targefälle 855 583 Fl., gegen 876 290 Fl. im Vorjahre, an Ge- bühren von Rechtêgescbäften 30 193 764 F[l., gegen 29 788 262 Fl, im Vorjahre, daher im Ganzen um 44418 Fl. weniger. Die Ausgaben des Stempelgefälles beziffern sih mit 403 089 Fl., gegen 423 987 Fl. im Vorjahre, jene des Tarxrgefälles und der unmittelbaren Ge- bühren mit 580 591 Fl., gegen 543 606 Fl, dieselben waren daher um 16087 dl. hohec, Die geringeren Einnahmen bes treffen das Stempel- und das Targefälle, deren Brultoerträg- nisse gegen das Vorjahr um 429 213 Fl. und beziehungsweise um 20 707 Fl. gefallen sind. Zurüdcgeblieben sind: Im Stempel-

efälle: der Stempelmarkenverschleiß mit 416 096 Fl, der Wechsel- lanketten-Berschléeiß mit 33 286 Fl. und der Ertrag bei den Post- und Eisenbahn-Frachtbrief-, dann Postnachnahmescheinen mit 3514 Fl. und bei den Spielkarten mit 2659 Fl. Im Targefälle: die Taxen für landesfürstlihe Gnadenverleihungen mit 5143 Fl., die Deienst- taxen mit 25 646 Fl., die Lehentaxen mit 110 F[., alle anderen unter den Taxen zu verrechnenden Einnahmen mit 2969 Fl. und die Rück- stände aufgehobener, im Taxgefälle zu verrechnender Gebühren mit 3918 Fl. Größer dagegen waren die Einnahmen: Im Stempel- gefälle: bei dem Promessen-Blankettenverschleiße mir 19593 F[l., bei den Stempelgebühren für Zeitungen mit 7015 Fl. und bei den übrigen Rubriken mit 690 Fl. Im Targefälle: bei den Taxen für Privilegienverleihungen mit 8363 Fl, hei den Seepatents- und Gewerbetaxen mit 1453 Fl. und bei den Depositentaxen mit 5908 Fl. Bei den Gebühren von Rects- geshäften find gegenüber dem Vorjahre im Ganzen mehr ein- gegangen um 405 502 Fl., von welchen auf die Perzentualgebühren 549 220 Fl., auf die Berzugtzinsen und Ordnungsstrafen 73 404 Fl, und die Gebührenerhöhungen 21 992 Fl. als Mehrertrag entfallen. Geringer dagegen waren die Einnahmen bei den skalamäßigen Ge- bühren um 110055 Fl., bei den nicht pauschalirten Gebühren um 25 720 Fl. und bei den pauschalirten Gebühren um 103 328 Fl. Die Ausgaben im Stemt\-elgefälle verminderten sh namentlich bei den Verschleißprovisionen um 11 225 Fl. und bei den übrigen Aus- gabsrubriken um 9823 Fl. Im Gebührengefälle dagegen waren für Gefällsrückgaben um 31314 Fl. und bei den übrigen Rubriken um 5859 Fl. mehr erforderlich.

Kunst, TWissenschaft und Literatur.

Von der „Goldenen Bibel“ (Pracht-Bilderbibel), illustrirt von den größten Meistern, herau8gegeben von Alfred von Wurzbach (Paul Neff, Verlagsbuchhandlung in Stuttgart), erster Theil : Das alte Testament, sind die Lieferungen 1X. und X. erschienen.

Lieferung IR. enthält: Abraham bewirthet die Engel. Gemalt von Ludovico Carracci, geftochen von Franz Rosaspina. (Ludovico Carracci, geboren zu Bologna 21. April 1555, gestorben ebenda 13. Dezember 1619, Scbüler des Prospero Fontana, des Tintoretto in Venedig und des Passignano in Florenz. Franz Rosa- \pina, Zeichner, Radirer, Kupfersteher in Punktir-, Kreid- und Tuschmanier, geboren zu Monte Scudolo bei Rimini 1762, gestor- ten in Bologna 1842, Bildete sich nach Bartolozzi, Volpato und Morghen. Das Original befindet sich in der Galerie Zambeccari in Bologna.) Das goldene Kalb. Gemalt von Nicolas Poussin, gestohen von Jean-Baptiste de Poilly. (Jean-Baptiste de Poilly, Zeichner und Kupfersteber, geboren zu Paris 1669, gestor- ben 1728. Sohn und Schüler des Nicolas de Poilly. Der Stith Poilly’s {eint nah keinem vollendeten Gemälde Poussins, fondern nur nach einer Skizze gemacht zu sein, welche der Künstler seiner Zeit cinem seiner Gönner, Herrn Cointel, verehrte. Sie wurde im Jahre 1859 mit der Kollektion Jeanne in Paris verkauft.)

Lieferung X. enthält: Ver Sündenfall. Gemalt von Carlo Cignani, gestohen von Jean-Baptiste Massard. (Carlo Cignani, geboren zu Bologna 15, Mai 1628, gestorbèn zu Forli 6. September 1719, Schüler des &io Batt. Cairo und des Franc. Albani , aus- gebildet dur das Studium der Werke Correggios und des Carracci. Arbeitete in Rom, Bologna, Parma und Forli. Jean-Baptiste Massard, der Aeltere, Zeichner und Kupfersteher, geboren zu Bélesme 1740, gestorben zu Paris 1822. Das Original des vorliegenden Stiches- malte Cignani für den Kardinal Spinola San Cesareo und erhielt von ihm nur als Vergütung für Farben und Leinwand 500 Louisd’or.) Saul bei der Hexe von Endor. Gémalt von Salvator Rosa, gestochen von Heinrih Guttenberg. (Domenici berichtet, daß dieses Bild mit noch einem andern, welches Apollo darstellte, der nah seinem Aufenthalte bei den Hirten wieder zum Olymp aufsteigt , nah Frankreich ges{chickt wurde. Das vorliegende

Heute beginnen die großen Kavallerie-Manöver unter dem Oberbefehl des Generals de Gallifet in dem De-

befindet sich auch noch gegenwärttg iin Louvre und befand sich bereits in der Sammlung Ludwigs XIV.)

E tagende E Bienenzüchter der Provinz Sachsen, unseres Herzogthums und der thüringishen Länder (ungefähr 40 Vereine) hat eine lebhafte Be- —— theiligung gefunden. | )

lie Ausstellung is auch für das größere Publikum nicht ohne N Interesse.

Von Frit Wernicks „Städtebildern“ (Leipzig, Verl S ble ( pi rlag

von Edwin Schlömp), welche an dieser Stelle bereits besprochen wurden, ist O der erste Band einer neuen Folge erschie- nen. In ebenso eiger wie anregender Schilderung führt uns der vielgereiste Verfasser hier nach und durch Konstantinopel, Athen, St. Petersburg, Moskau und Warshau. Indessen bleibt Werni nicht, wié der Dußend-Reiseschriftsteller auf der Oberfläche, sondern er giebt auch einen Einblick in das Geistes- und künstlerische Leben der von ihm bereisten Hauptstädte. In dieser Beziehung ist nament- li der Abschnitt „Kunst und Künste“ in seiner Schilderung von Warschau bemerkenswerth, der fih geradezu zu einem Bilde pol- nischen Literatur- und Kunstlebens erweitert. Eine {öône, plafstisch- verans{aulihende Sprache, welche die mit sharfem, weltmännishem Blick erfaßten Eigenthümlichkeiten treffend zu charakterisiren weiß, macht diese Reisebilder zu einer ungemein fesselnden und belehrenden Lektüre.

„Nordamerika, seine Städte und Naturwunder, sein Land und seineLeute* von Ernst von Hesse-Wartegg. (Verlag von Gustav Weigel, Leipzig.) Das 3. Heft dieses beim Er- scheinen der ersten beiden Theile bereits lobend erwähnten Werkes ift foeben zur Ausgabe gelangt. Es läßt fi auch über den 3. Theil dasselbe anerkennende Urtheil abgeben, wie über die vorigen. Auch hier wird dem Leser cine Lektüre geboten, die mehr durch ihren belletristishen Charakter fesselt, als durch hohe wissenschaft- lihe Bedeutnng. Wo der Verfasser selbst als Erzählcr auftritt, ge- winnt er das Interesse durch seine liebenswürdige und verständige Manier, uns das im Titel angegebene Gebiet seiner Forshungen und Beobachtungen in geschmackvollster und unterhaltenster Form vorzu- führen; wo er aber die Worte und Mittheilungen seiner zahl- reihen hervorragenden Mitarbeiter, die er sowohl unter Männern der Wissenschaft wie unter Kapazitäten der Landesliteratur zu ge- winnen mußte, apostrophirt oder wiedergiebt, machen die Kapitel auch Anspruch auf ernstere Kritik, als diejenige, der man eine feuilleto- nistishe Arbeit im Allgemeinen unterzieht. Das dritte, 238 Seiten umfassende Hest beschäftigt sfich mit den westlihen Präriestaaten, speziell den Indianerdistrikten, Californien und einem großen Theil des Südens. Die zahlreichen, trefflich ausgeführten Holzschnitte illu- \triren den reichhaltigen Text in angenehmster Weise, und begleiten auf allen Kreuz- und Querzügen den Reisenden. Es ist dem Verfasser niht'gelungen, das reichhaltige Material wie er beabsihtigte in 3 Heften zusammenzufassen, und wird daher das unterhaltende und lehrreihe Werk durch einen 4. Band erweitert werden.

Land- und Forftwirthschaft.

AusMecklenburg wird dem „Hamb. Corr.“ unter dem 31. August geschrieben : Die erfte Hälfte des Augusts brachte uns s{önes trocke- nes Wetier, das nur durch einzelne Gewitterregen unterbrochen wurde. In den beiden leßten Wochen war das Wetter dagegen höchst unbe- {tändigz häufige Regenschauer, meh: fach starkes Heruntergehen der Temperatur und viel Wind. Jn Folge des häufigen Regens haben die Ecntearbeiten einen s{leppenden Gang genommen, und manchen Landwirthen kostet die kaum zur Hälfte beshaffte Ernte bereits {on eben so viel, wie manche ganze Ernte gekostet hat. Dank der fast immer kühlen Witterung hat das in Schwaden liegende und in Hockten stehende Getreide bis jeyt nicht gelitten, Es wird dieses

i jedoh son dann bedeutend eintreten, wenn die unbeständige Witte-

rung auch nur noch wenige Taze anhält.

Der Roggen ist ohne Ausnahme in guter Beschaffenheit ein- gebraht. Nach mir gewordenen Mittheilungen ist in 5 großen und 6 kleinen, in vershiedenen Gegenden belegenen Wirthschaften zusam- men noch nicht die Hälfte der Fuder eingefahren, die im vorigen Fahre eingefahren wurden; die Last Aker (13 ha) hat hier nur etwa 45 vierspännige Fuder erbracht. Die gemachten Probedrusche haben nach Fudern eine gute Löhnung, bis gegen 850 Pfund Korn vom Fuder, ergeben, was etwa das siebente Korn ausmacht. Anderntheils

ift aber auch auf einzelnen guten Feldern der Roggen derartig miß-

rathen, namentlich derartig mit Disteln durhwachsen, daß man kaum das dritte Korn erwartet. Das Korn ist durhweg gut auëtgewachsen und überhaupt tadellos. : : ;

Der Weizen ist \ämmtlih gemäht. Ein Drittel mag eingebracht sein, der Rest steht in Hoen, oder liegt noch, wie die Mähmaschine ihn hingelegt hat. Von Rost ist der Weizen fast freigeblieben, und zeigt die Frucht auch sonst eine gute Beschaffenheit. Auf mehreren Gütern hat man von der Last Acker 600—75 Fuder eingefahren, auf anderen jedoch nur 50—60 Fuder. Eine brillante Löhnung wird im All- gemeinen nicht erwartet, vielfah kaum eine mittlere. Mehrere Land- wirthe meinen, daß fie höchstens zwei Drittel der vorjährigen Fuder- zahl einfahren. i

Erbsen sind größtentheils geworben und zwar in guter Be \hafenheit. Sie haben im Allgemeinen gut gefudert und sigen voll Soten. Es is gewiß, daß Mecklenburg seit Jahren keine so gute Ernte in dieser Frucht, die aber jeßt nur sehr beschränkt angebaut wird, gemacbt bat. S :

Gerste steht größtentheils in Hocken, Kleinigkeiten sind auch be- reits eingefahren. Man ist durchweg mit ihr zufrieden. Vom Hafer steht das Meiste noch auf dem Halm. Einiges ist jedoch {hon cin- gefahren und Probedrusche haben vom vierspännigen Fuder bis 1100 Pfund Korn geliefert. Das Korn soll jedoch nicht recht grobkörnig fein. Auch an Fudern liefert der Hafer eine volle Ernte. Ge- mengekorn wächst noch oder liegt in Haufen und wird viele Fuder bringen. Bohnen stehen durchweg ganz vorzüglich. j

An Sommerkorn machen wir demnach eine sehr gute, an Winter- korn dagegen eine schwache Ernte. Im Allgemeinen ist man der An- icht, daß die diesjährige Ernte ein Viertel bis ein Driitel weniger Futer als die vorjährige erbringen wird. In Nachmaht seinen wir eine gute Ernte machen zu sollen. :

Das Kraut der meisten Speisekartoffeln starb in der leßten Suliwoche plößlich ab und 14 Tage später auch das der übrigen Sorten. Gleichzeitig fanden sich unter den für die Fäule besonders empfänglihen Sorten auch einzelne kranke Knollen ein. Die Fäule hat fich jedoch bis jeut nirgendwo in größerer Ausdehnung gezeigt. Die bis jeßt aufgenommenen Kartoffeln haben gut gelohnt. Es ist wohl an- zunehmen, daß wir eine volle Ernte machen werden. Diese steht auch

* für Wurzelgewähse und Kohl in Aussicht, obwohl leßterer in manwen Gegenden stark von Raupen heimgesucht wird.

Dessau, 1. September. (Leipz. Ztg.) Die seit gestern hier Generalversammlung des Hauptvereins der

Die damit verbundene bienenwirth\schaft-

Gewerbe und Handel.

Bei der Konvertirung der fünfprozentigen Priori- täten der Hessischen Ludwigsbahn von 1869, welche ursprüng- lih 27 000 000 6 betrugen, durch Amortisation inzwischen aber auf den Betrag von 26 500 000 ( reduzirt worden sind, find bis zu dem am vorigen Sonnabend abgelaufenen Termine 24072 000 4 zum Umtausch angemeldet worden, so daß also nur ein kleiner Be- trag durch Ausgabe neuer Stücke zu beschaffen ist. e

Der Munizipalrath von Amsterdam hat, wie die „Allg.

* Gorr.* berichtet, die Emission einer 4prozentigen Anleihe in

Höhe von nicht über 750 000 £ beschlossen.

Cottbus, 2. September. (Dr. Journ.) Der am gestrigen Tage im „Hotel Ansorge“ abgehaltene diesjährige Karpfenmarkt war von etwa 60 Teichbesizern aus der Nieder- und Oberlausitz, aus der Provinz Sachsen, aus Böhmen 2c., sowie einer ziemli großen Anzahl Fis{hhändlern aus Hamburg, Berlin, Magdeburg, Hale,

rankfurt a O., Dresden, Chemniy 2c. besuht. Troßdem gestaltete ih der Markt im Allgemeinen sehr ges{äfts|ill und wurden nur einzelne Posten guter Karpfen zu durbschnittlich 54 46 pro Centner gehandelt, während man nach geringer Waare kaum fragte. Selbstver- ständlih werden auf dieser Fishbörse nur größere Quanten ge-

kauft, und waren 20 bis 30 Ctr. die geringsten Posten, die abgegeben wurden. Die Mehrzahl der Teichbesigzer N e 300. und 400 Ctr. offeriren. Größere Lieferanten, die zwishen 1506 und 2000 Ctr. zu effektuiren vermögen, fehlten diesmal auf dem Markte, da dieselben gutem Vernehmen nach schon vorher kontraktliche Ab- \{chlüsse mit Großhändlern eingegangen waren.

London, 2. September. (Alg. Corr.) In Folge der Handels- stockœung und der ausländishen Konkurrenz haben die Töpfer- waaren- und Porzellanfabrikanten in Staffordshire eine Herabseßung der Arbeitslöhne beschlossen, die über 50000 Arbeiter betreffen wird. In den Kohlengrubendistrik- ten von Süd-Yorkshire und Burnley sind den Bergleuten E Fa Mgen ang tg G

‘ondon, 3. September. R. D.) ollauktion. Das Geschäft war lebhaft, Prcise fest.

Havre, 3. September. (W. T. B.) Wollauktion. An- geboten waren 2255 Ballen, von denen 177 Ballen verkauft wurden. Das Geschäft war sehr träge. Die niedrigen Preise blieben voll- kommen behauptet.

Verkehrs-Anftalten.

__ Auf der Indo-Europäischen Telegraphenlinie sind im Monat August 1879 an gebührenpflihtigen Depeschen befördert worden: a, aus Londcn, dem übrigen England und Amerika nah Persien und Jndien 1016 Stück, b. aus Persien und Indien nah London, dem übrigen England und Amerika 1089 Stück, c. vom europäischen Kontinent exkl. Rußland nach Persien und Indien 394 Stück, d, aus Persien und Indien nach dem europäischen Kon- tinent exkl. Rußland 233 Stück; zusammen 2732 Stü.

(Berl. Act.) Die steigende Bedeutung und Frequenz der Pferdebahnen, Straßenlokomotivbahnen Trambabred 2e.) er- heisht auch in den Fällen, wo die betr. Unternehmer nur die Erthei- lung einer desfallsigen polizeilihen Konzession beantragen, die Prü- fung der Frage, ob nicht im öffentlicen Interesse die Nachsuhung einer All erhöchsten Konzession nah Maßgabe des Eisenbahn- geseßes vom 3. November 1838 erforderlich ist, um die Unternehmer durch die Verleihung dieser Konzession den in diesem Gesetze vorge- schriebenen Verpflichtungen unter Vewährung der bezüglichen Rechte zu unterwerfen. Demzufolge hat der Minister für die öffentlichen Ar- beiten vor Kurzem die Regierungsbehörden veranlaßt, über die bei ihnen eingehenden Anträge auf Genehmigung der Anlage bezw. der Erweiterung der oben bezeihneten Transportanstalten mit Ausnahme der Fälle, in welchen es sich um die Anlage einer ledig- lih dem Personenverkehr innerhalb des Weichbildes einer Stadt dienenden Pferdebahn handelt vor der Entscheidung Seitens der NRegierungsbehörden zunächst an den Minifter unter Vorlage des die betreffenden Gesuche erläuternden Materials zu berihten und sich über die Frage gutachtlich zu äußern. Für die Entscheidung des leßteren ist der Umstand, daß für die Lokomotivbahnen ein selbstän- diger Bahnkörper nicht hergestellt, sondern bereits vorhandene Stra- ßen mitbenußt werden scllten, nit maßgebend.

__ Cöln, 4, September. (W. T. B.) Die Direktion der Cöln- Mindener Eisenbahn-Gesellschast hat die außer- ordentliche Generalversammlung zur Berathung und Be- \{lußfassung über den Vertrag, betreffend die Ueberlassung der Ver- waltung und des Betriebes, sowie betreffend die demnächhstige Eigen- thumsübertragung des gesammten Unternehmens an den Staat, auf den 10. Oftober c. festgesetzt.

London, 2. September. (Allg; Corr) Der britische Dampfer „Titian“ ist, wie ein Lloyds-Telegramm meldet, im Suezkanal auf den Grund gerathen und versperrt den Schiffs- verkehr. Ein Theil seiner Ladung wird gelös{ht werden müssen.

Southampton, 3. September. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Neckar“ ift hier angekommen.

Berlin, den 4. September 1879.

Das Denkmal des Großen Kurfürsten, welches am 2. September auf dem Schlachtfelde vonFehrbellin enthüllt worden ist, besteht aus einer thurmartigen Säule mit ahteckigem Unterbau, auf welcher sich ein Aufsaß in Form eines abgestumpf- ten Kegels erhebt, der mit einer Victoriafigur bekrönt ist. Das ganze Bauwerk steht auf einer 2 m hohen, abgeböschten Erdschüttung, welche von vorn durch eine Nampe zugängig ist. Das Achteck des Solels hat vier Hauptseiten von je 3,33 und vier kürzere Seiten von je 2,10 m Länge. Die Höhe desselben, einshließlih der shrägen Abdeckung, beträgt 7,20 m. Der Sockel der Säule hat 4 m Durchmesser und 1,6 m Höhe. Der Säulenschaft, welher mit Shwellung gearbeitet ist, hat einen unteren Durhmesser von 3,30, einen oberen von 2,75 und eine Höhe von 9,7 m. Das Kapitäl wird durch 16 fonsolartige Kragsteine gebildet; es hat bei einer Höhe von 1,5 den größten Durhmesser von 45 m. Jm Innern des Bauwerkes befindet sich eine Wendeltreppe, der Eingang ist auf dét Hintexseite des - SoCels. Um den Rundgang der Säule isst ein sechszehneckiges Git- ter angebraht. Die Höhe der Victoriafigur beträgt 4,15 m, die Gesammthöhe des Denkmals 315 m. Das Material des Bauwerks ist Mauerstein mit Kopfverblendung, während die Gesimse und der oberste Kegel aus Sandstein bestehen. Nachdem Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz das Bauprojekt genehmigt, wurde alsbald mit Eifer an die Ausführung gegangen. Zunächst mußte ein bequemer Ver- bindungsweg geschaffen werden, um das Anfahren der Mate- rialien zu ermöglichen. Jm August des vorigen Fahres wurde der erste Spatenstih gethan zur Erbauung der chchaussirten Allee, welche jeßt vor der Kreischaussee zum Denkmal führt. Sie wurde in sechs Wochen vollendet. Bis zum Schluß des Jahres wurde es dann noch möglih, den Sockel zu errichten gleihwohl konnte das Denkmal nicht bis zum 18. Juni d. 3. dem Tage, welcher anfänglih zur Feier ‘bestimmt war vollendet werden, weil die künstlerische Ausführung der Büste des Großen Kurfürsten längere Zeit in Anspruch nahm. Der innere Kern des Bauwerkes ist märkisches Fabri: kat, Mauersteine aus Keßiner und Hennigsdorfer Ziegeleien. Die Verblendsteine wurden ihrer festeren Beschaffenheit halber aus Siegersdorf in Schlesien bezogen. Der Sandstein zu den Gesimsen U. st.w. ist aus Postaer und Alvenslebener Steinbrüchen und zeichnet sih durch besondere Wetterbeständigkeit aus. Die krönende Victoriafigur ist vergoldeter Bronzeguß, das Gitter um die Plattform Eisenguß. Die Büste des Großen Kurfürsten be- steht aus carrarishem Marmor, während zur Nische und Schrifttafel shwedisher Granit verwandt wurde. Die Liefe- ranten und Meister, welche bei der Ausführung betheiligt waren, sind folgende: der Hof-Steinseßmeister Hein in Pots- dam hat die Erd- und Chausseearbeiten ausgeführt, die Ge- brüder Hornemann in Ketzin uud Müller in Hennigsdorf lieferten die Hintermauerungssteine, die Siegersdorfer Werke die Verblendsteine. Der Maurermeister Schröder aus Nauen führte die Maurerarbeiten, die Hof-Steinmeßtmeister Gebrüder Huth in Berlin die Sandsteinarbeiten aus. Die Zimmer- meister Sittel und Sohn in Nauen erbauten das große Ge- rüst nebst Auszugvorrihtungen zur Aufbringung der {weren Materialien, der Victoriafigur und der Nische mit der Büste. Die Victoria wiegt gegen vierzig Centner, die Nische besteht

aus drei Stücken von je zwanzig Centnern; die Büste des Großen Kurfürsten, aus einem Block ge- arbeitet, wiegt gegen sechszig Centner. Die Victoria- figur ist in der Hütte zu Lauchhammer gegossen. Das Modell ist von Nauh und zum ersten Male verwendet auf der Säule, welche den Belle-Allianceplag in Berlin s{chmüdckt. Das Gitter um die Plattform ist in der Wilhelmshütte zu Seesen gegossen, die Granitnishe und Schrifttafel von Kessel und Röhl in Berlin angefertigt und geliefert. Die Büste des Großen Kurfürsten ist vom Bildhauer Professor A. Wolff in Berlin entworfen und durch seinen Hülfsarbeiter Bigonet in Marmor ausgeführt worden. Der Bauführer Riemann s\chließ- lich hat an Ort und Stelle die Spezialleitung der Bauaus- führung gehabt, welcher der Aufsicht des Königlichen Kreis- baumeisters H. von Lancizolle unterstand. Sämmtliche Be- theiligten haben mit Eifer und E an dem patriotischen Werke gearbeitet, und als besonders erfreulih is zu be- richten, daß troß mannigfacher Schwierigkeiten keinerlei Unfall zu beklagen ist.

Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in Preußen hat am Sonntag seine diesjährige Herbstaus stellung in den Räumen der Berliner Gewerbeaus stellung eröffnet. Die Ausstellung übertrifft diesmal räumlih wie sahlich alle ihre Vor- gängerinnen; zahlreihe Neuheiten, die die hohe Stufe der Gartenkunst in Berlin kennzeihnen, regen das Interesse des Fachmannes an und ein prachtvolles Arrangement, durch die weiten Flächen, die zu Gebote standen, begünstigt, erhöht dea Gesammteindruck. Als Hauptausstellungsort ist jene östlich gelegene offene Halle und der sich vor ihr hinziehende freie Plaß gewählt, die bereits die Ausstellung des Vereins der Garten- freunde aufgenommen hatten. Jn Mitten der Halle erhebt si diesmal die prät.tige Kaisergruppe, imposante Palmen und Blattpflanzen aus dem Ravenéshe1 Garten, die die Büsten des Kaiserpaares umgeben. Ihnen s{ließen sih zur Rechten des Beschauers die reichen Palmenbestände des Kriegs-Minifte- riums und des Grüsonshen Gartens in Buckau bei Magde- burg, zur Linken die Caladien des Heckmannschen Gartens und das von Pawlißky ausgestellte reihhaltige Sortiment an. Hier haben auch die Handelsgärtnereien von A. Thiel, Marschner, Röhlke und G. Schmidt Bouquets, Blumenkissen u. dgl. in meist vortrefflichem Arrangement ausgestellt. Vor der Halle dehnt si{ch in weitem Bogen das Marktpflanzen - Sortiment von Curto- Weißensee aus, dessen buntschillernde Pracht allseitige Be- wunderung fand. Das große Mittelbeet auf dem Plate vor der Halle ist von C. Wredow-Berlin gestellt, während Lorberg auf zwei fleinen Seitenbeeten Coniferen vorführt. Die Terrasse gegenüber der Halle, dem Auss\tellungsgebäude zunächst, nimmt als imposante Mittelgruppe die Rosenausstelung von Kiesewetter-Genthin ein, der sich Frau Reichenheim mit Farren u. dgl., Lorberg mit Baumschulartikeln, Kamos mit Myrten, Gireoud-Sagan mit Colcus und Mosish mit Coniferen und Agaven anschließen. An der Seite des Rirdorfer Brauerei-Aus\hankes finden wir die Er- zeugnisse der L. Späthshen Zucht, des Fricke’schen Gartens in Potsdam, Aucuben von Allardt, Coniferen von Kunte - Char- lottenburg und Baumschulartikel von C. Schulte - Charlotten- burg. An der gegenüberliegenden Seite längs des die Aus- stellung von der Invalidenstraße trennenden Zaunes führen die Baums\chulen von Mosisch und Svräth Auserlesenes aus ihren Be- ständen vor; vor ihnen haben G. Schalt-Eckartsberg Ficus, Lebens- bäume u. dgl, Neumann-Schöneberg Eriken, Allardt Coniferen, und Koschmann Eriken u. \. w. ausgebreitet. Wir wver- lassen nun diesen Plaß, um die sih längst der Vorderfront des Ausstellung8gebäudes hinziehende Galerie zu betreten, die theils den abgeschnittenen Blumen und den Marktpflanzen, theils dem Obst und Gemüse, das diesmal reiher wie je vertreten, ein- geräumt ist. Abgeschnittene Stiefmütterhen Haben zunäcst Wrede-Lüneburg und Schwanedcke, abgeschnittene Rosen Harms- Cimsbüttel und Jungk-Jena, Georginen cbenderselbe und Härtelt- Rothwasser ausgestellt. Lehterer hat seine Georginen nah Farben derartig geordnet, daß ein W und ein Kreuz in weißem Felde dem Besucher entgegentritt. Es folgt sodann die reihhaltige Aus- stellung aus dem Versuchs8garten des Vereins bei Treptow, über der

das Bild des verstorbenen Gartendirektors Meyer prangt. Ihr {ließt sich Neumann - Schöneberg mit fruchttragen- den Orangen, die Erziehungs - Anstalt am Urban mit

Cyclamen, Brandt in Charlottenburg mit einem reiten Sortiment Marktpflanzen, Wendt und Koschmann mit Cyclamen, Leßterer außerdem mit Fucbsien und Pelargonien an. Jenseits des Einganges zum Gebäude, nach dem Dreieckd zu, folgt nunmehr die Obst- ausstellung. Auf hunderten von Tellern, in zahllos n Körben und Körbchen liegen hier die goldgelben und rothen Erzeug- nisse des Obstbaues ausgebreitet: Aepfel und Birnen in fast 1000 Arten, dazwischen riesenhafte Weintrauben, Pfirsiche, Aprikosen und Pflaumen, ausgestellt von der Gärtner-Lehranstalt zu Potsdam, von Carl Mathieu, dem Major Einbeck, Fr. Mertens, S{loßgärtner Driese, Taußig und Warnecken. Den Schluß der Ausftellung in der Galerie bilden die Gemüse, die der Mustergarten der Gärtner-Lehranstalt zu Pots- dam, Friedrih v. Gröling (Kartoffeln), Linke-Bärfelde (außer Ge- müse auch Ananas, Liebesäpfel, Melonen 2c.), Busse-Franz. Buchholz, Ebers, Wiehl-Schöneberg und Kaul (Kürbisse) und endlich die Osdorfer Gutsverwaltung ausgestellt haben. Das meiste Interesse erregten nat zr- gemäß die Osdorfer Erzeugnisse, bei deren Auswahl diesmal mehr auf Reichhaltigkeit, als auf exorbitante Größe Rücksiht ge- nommen ist. Außer den gewöhnlihen Gemüsen fanden hier auc Schwarzwurzeln, Mais, Melonen u. A. Aufstellung. Der Plaß vor Galerie 1nd Ausftellungs8gebäude if vorwiegend zu dekorativen Zwecken benußt, Hier haben die Gärtner der Flora, fowie Otto Benda-Obersbönweide und Wahlsdorf reizende Teppichbeete hin- gezaubert, während letzterer, vereint mit Späth, Kunkel und Neumann lih auch im Uebrigen die dekorative Ausschmückung der sich hier hin- ziehenden Gartenanlazen haben angelegen sein lassen. Im großen Bassin, am Eingange des Ausstellungsgebäudes, hat Frau Geheim- Räthin Borsig eine Victoria regia ausgestellt. In den beiden Gewächs- häusern, die jenseits der Ulanenstraße liegen, sind Warm- hauëpflanzen u. dgl. untergebracht, die sonst von den Ausstellungen mehr oder weniger fern bleiben mußten. Im großen Pulsschen Hause hat die Schloßgärtnerei Reuthen Schaupflanzen, unter ihnen zahl- reiche Neuheiten, in einer mächtizen Mittelgruppe ausgestellt, um die sih Prachtstücke des Borsigschen und Grüsonsh2za Gartens scaaren. Im fleineren Hause ‘endlich führt der Universitätsgarten Seltenheiten vor, unter ihnen 100jährige Philocereus, Insektenfresser u. A.

Die Mansfeld\{che Kupferschiefer bauende Ge- werks\chaft zu Eisleben hat dem Ober- Berghauptmann Krug von Nidda anläßlich seines im vorigen Jahre erfolgten Rüdcktrittes in den Ruhestand cin kunstvoll gearbeitetes Album als Andenken überreichen lassen. Das Album ift aus der Fabrik von F. F. Kullrih (Inhaber C. G. Lehmann) in Berlin hervorgegangen; die prachtvollen Decken sind von s{chwarzem Juchtenleder gearbeitet, das auf der Vorderseite durch einen Rand in Ledermosaik einen freundliheren Cindruck gewinnt. Jn den vier Elen finden sih in Silber getriebene Reliefs, welche Scenen aus der bergmännischen Thätigkeit künstlerish fixiren; reihe Silberbeshläge vollenden den Gefammtcindruck. Den Inhalt des Albums bilden Photographien der verschiedenen Hütten, Werkstätten 2c. der Gewerkschaft zu Eisleben.

Wie die „Neust, Ztg.“ berichtet, hat es am 1. September, Mor- gens zwischen 6 und 64 Uhr, im s\ogenannten „großen Felde“ bei

Neustadt (in Holstein) ge|chneit.