1879 / 211 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 09 Sep 1879 18:00:01 GMT) scan diff

E E I T R Sali Miethe Ota r eeetmet dee

Königreich Preußen

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht : dem Rechtsanwalt und Notar, Justiz-Rath Hanff in Frankfurt a. O. den Charakter als Geheimer Justiz-Rath, und dem Kanzlei-Sekretär bei dem Ober-Tribunal, Kanzlei- Inspektor Schroeder den Charakter als Kanzlei-Rath zu verleihen.

Allsrhodhstér Erlaß

vom 1.September 1879, betreffend die Bezeihnung des mit dem 1. Dktober 1879 ins Leben tretenden Ober-Landesgerichts zu Berlin als Kammergericht.

Auf Jhren Bericht vom 27. August d. J. will Jh dem mit dem 1. Oktober d. F. ins Leben tretenden Ober - Landes- gerichte zu Berlin die Bezeihnung als Kammergericht beilegen. Die Präsidenten und Mitglieder haben in Folge ihrer An- stellung bei demselben die der Bezeihnung des Gerichts ent- sprechenden Titel zu führen. Sie haben diesen Erlaß durch die Geseß-Sammlung bekannt zu machen.

Berlin, den 1. September 1879.

Wilhelm.

An den Justiz-Minister.

Justiz-Ministerium. Der Kreisrihter Hadra in Cottbus ist vom 1. Oktober d. J. ab zum Notar im Departement des Kammergerichts mit Anweisung seines Wohnsißes in Charlottenburg ernannt worden.

Leonhardt.

Die Nummer 36 der Gesez-Sammlung, welche von heute ab zur Versendung gelangt, enthält unter

Nr. 8663 den Allerhöchsten Erlaß vom 1. September 1879, betreffend die Bezeihnung des mit dem 1. Oktober 1879 ins Leben tretenden Ober-Landesgerichts zu Berlin als Kammer- geriht und unter . i

Nr. 8664 den Tarif, nah welchem die Hafenabgaben zu Ekensund im Kreise Sonderburg, Regierungsbezirk Schleswig, bis auf Weiteres zu erheben sind. Vom 13. August 1879.

Berlin, den 9. September 1879.

Königliches Geseßz-Sammlungs-Amt.

BekanntmacGung auf Grund des RNeichsgeseßes vom 21. Oktober 1878.

Unter Bezugnahme auf die Bekanntmahung vom 19. März d. Fs. werden Diejenigen, welche der hiesigen Mitgliedschaft der verbotenen Metallarbeiter-Gewerks- Genossenschaft gegenüber Verbindlichkeiten zu erfüllen,

oder Vermögensobjekte derselben in Gewahrsam haben oder *

Se an diese Mitgliedschaft zu haben vermeinen, ierdurch aufgefordert, ihre Verpflichtungen beziehungsweise oi Ansprüche binnen vier Wochen bei dem Liquidator, olizei-Lieuténant Guercke, Elifabeth-Ufer Nr; 33, hierselbst, anzumelden.

Die innerhalb obiger Frist sich niht meldenden Gläubiger werden aller etwaigen Vorrechte verlustig erklärt und mit ihren Hor enan nur an Dasjenige, was nah Befriedigung der sich meldenden Gläubiger von der Masse noch übrig bleiben sollte, verwiesen werden.

Berlin, den 4. September 1879.

Königliches Polizei-Präsidium. Abtheilung Il. Schmidt.

Nichtamtliches. Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 9. September. Se. Majestät der Kaiser und König begaben Sich, laut Meldung des „W. Z. B.“ aus Königsberg, gestern früh 9 Uhr zu dem Feld- manöver, welches in dem Terrain westlih von Wargen ftatt- fand, und wohnten demselben zu Pferde auf einer Anhöhe in der Nähe von Preil bei. Nach der bei Poleppen abge- haltenen Kritik kehrten Se. Majestät nah Königsberg zurück und trafen daselbst um 11/5 Uhr wieder ein.

Jhre Majestät die Kaiserin und Königin besuchte im Laufe des gestrigen Vormittags verschiedene Wohlthätig- feitsanstalten und empfing die Deputationen des vaterlän- dischen Frauenvereins. An dieselben rihtete Jhre Majestät folgende Ansprache: |

„Die Râume, in denen Jh Sie empfange, sind geeignet, viele ernste Gefühle anzuregen. Jch gedenke der Zeit, wo die Monarchie in der Thatkraft und Treue dieses Landes seine Wiedergeburt feierte, nah {weren Prüfungen. Jch gedenke der Zeit, wo Jhr König und Jh am Altare Gottes den Eid der Pflichttreue leisteten; Jh gedenke der Zeit, die seitdem alle Kräfte des Vaterlandes in Anspruch ge- nommen hat. Jn dieser Zeit hat sich die Provinz Preußen wieder A bewährt, und die Frauen haben bewiesen, daß sie, ihrer Väter, Männer und Söhne würdig, opferwillig usammenhielten. Was jede von ihnen während des Noth- A andes wie im Kriege geleistet hat, möge Gott lohnen. Jh lege Jhnen aber ans Herz, die Organisation der Vereine, die jeßt ganz Deutschland umfaßt, als. die unentbehrliche, uner- shütterlihe Grundlage Unserer gemeinsamen Aufgabe anzu- erkennen, damit Unser gemeinsames Werk unter allen Ver- hältnissen fortbestehe und in der Gegenwart wie in der ZU- kunft Gott zur Ehre und zum Besten des Vaterlandes diene. Fh danke Jhnen Allen von ganzem Herzen !“

Abends wohnten Jhre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin mit den Königlichen Poitzet und Fhrem Gefolge dem von der Stadt gegebenen Feste in der „Flora“ auf den ri bei. Bei der Ankunft in dem glänzend erleuchteten Jarten wurden die Majestäten von den nah Tausenden zählenden Anwesenden enthusiastish begrüßt. Ebenso hatte sih auf dem Wege vom Schlosse nach den Hufen ein äußerst zahlreiches Publikum aufgestellt, welhes den Kaiser und die Kaiserin mit niht enden wollenden Zurufen empfing.

Jhre Majestät die Kaiserin verließ wegen der auf Abends 101/, Uhr festgeseßten Abreise nah Berlin das Gartenfest zrüher als die übrigen Hohen Herrschaften.

p E S

Heute früh 9 Uhr begaben Sih Se. Majestät der Kaiser vom Pillauer Bahnhofe mittelst Extrazuges bis nah Medenau, stiegen dort zu Pferde und wohnten dann dem Feldmanöver zwischen Medenau und Katharinenhof bei.

Jhre Majestät die Kaiserin wird während des heutigen Tages in Berlin verweilen und Abends 10 Uhr über Frank- furt nah Baden reisen. : e

Den A Bea ei DOrer Mj hat dex ‘Königliche Kammerherr Graf Fürstenstein übernommen.

Der Kaiserlihe Botschafter in St. Petersburg, General-Lieutenant von Schweiniß, hat einen ihm be- willigten Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit fungirt der Botschafts-Rath Stumm als interimistischer Geschäftsträger.

Erwirbt Femand in der Subhastation ein Grund- stüdck, so erwirbt erx nah einem Erkenntniß des Ober-Tribu- nals, ITIL. Senats, vom 7. Juli 1879, damit das Grundstü nebst den darauf befindlichen Baulichkeiten, sowie die bew e g- lihen Pertinenzen des Grundstückes, selbst wenn der Subhastat niemals deren Eigenthümer war.

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren Dr. von Berg in Trebnig, Dr. Weiß in Poln. Wartenberg, Severin in Hattingen.

Bayern. München, 6. September. (Allg. Ztg.) Aus den nunmehr amtlih publizirten Königlichen Entschließungen in Betreff der Beseßung der Gerichte ergiebt sih, daß für dieselben ernannt, beziehungsweise befördert wurden: für das oberste Landesgericht: 1 Präsident, 2 Senatspräsidenten, 27 Räthe, 1 Obergerihts- und 4 Gerichts\chreiber. Für die 5 Ober-Landesgerichte: 5 Präsidenten, 9 Senatspräsidenten, 90 Räthe, 5 Obergerichts- und 13 Gerichtsschreiber ; für die 28 Landgerichte: 28 Präsidenten, 44 Direktoren, 281 Räthe, 29 Obergerichts- und 83 Gerichts\{hreiber; für die 270 Amts- gerichte: 304 Ober-Amtsrichter, 359 Amtsrichter und 375 Ge- rihts\shreiber; für die Staatsanwaltschaft : am obersten Lan- desgericht : 1 Ober-Staatsanwalt ; an den Ober-Landesgerichten 5 Dher- und 7 Staatsanwälte; an den Landgerichten: 29 I., 34 II. und 19 11. Staatsanwälte, demnach im Ganzen 1765 Ernennungen, wozu noch die gleichzeitig erfolgten Ernennungen des Botenpersonals für sämmtliche Gerichte kommen.

Sachsen. Dresden, 8. September. (Dr. J.) Se- Majestät der König begiebt sih heute Abend nah Kamenz, um am 9. und 10. d. M. den zwischen Kamenz und Bauten stattfindenden Manövern der 1. Jnfanterie-Division Nr. 23 anzuwohnen.

Sessen. Darmstadt, 9. September. (W. T. B.)

Se. Kaiserliche Hoheit der Großfürst Alexis von Nuß- land ist heute von Jugenheim nah Biarrißz abgereist.

Desterreich:Ungarn. Wien, 9. September. (W. T. B.) Die heutigen Morgenblätter melden aus Han-Kovacs von gestern, daß die österreihishen Truppen gestern Mittag

/ daselbst it, ihren &zuen Lager im Sandschak von Novibazar

eingetroffen sind. Der Abmarsh war Morgens 6 Uhr von E aus unter dem Kommando des Generals Killic erfolgt. Der’ Marsch auf den steilen Gebirgswegen war sehr beshwerlih. Die Nachrichten aus Taschlid\scha lauten be- friedigend. Die türkishen Wachen in Goczd hatten das Wacht- haus vor der Ankunft der österreichishen Truppen geräumt. Die Abreise des Fürsten von Montenegro ist bis zum 11. d. M. verschoben.

Belgien. Brüssel, 9. September. (W. T. B.) Der „Moniteur Belge“ veröffentliht ein Dekret des Königs, durch welches der Gouverneur der Kriegsschule, General Liagre, mit den Funktionen des Kriegs-Ministers betraut wird.

Großbritannien und Jrland. London, 8. Sep- tember. (W. T. B.) Das „Reutershe Bureau“ meldet aus Simla, von heute: Nach eingegangenen Berichten hätten drei Regimenter aufständischer Afghanen Kabul ver- lassen; über die Bestimmung derselben sei nichts bekannt. Die Haltung der Stämme an der indish-afghanischen Grenze sei bis jeßt eine für die Engländer niht ungünstige. In den Kreisen der indischen Regierung nehme man an, daß die Anstifstung und Mitschuld Ajub Khan“und anderen Häupt- lingen zur Last falle.

Der „Cölnischen Zeitung“ wird bezüglih der Vorgänge in Kabul aus London, vom 8. September, Folgendes ge- meldet: Die englische Gesandtschaft war in Kabul kaum eingetroffen, als sich das gewöhnlihe Volk auh schon unzu- frieden und herausfordernd gegen sie benahm. Die Gesandt- schaft war einstweilen in hölzernen Häusern untergebracht, bis ein passendes Gebäude, für welches der Platz bereits gewählt war, aufgeführt sein würde. Die Gesandtschaft bestand aus dem Major Cavagnari, dem Sekretär Jenkins, Pr. Kelly, Lieutenant Hamilton, 60 Fußsoldaten und 26 berittenen Guiden. Die Aufrührer wurden am 3. d. M. zuerst dur ein wohl- gezieltes heftiges Feuer zurücgetrieben, erschienen aber, durch den Pöbel der Stadt verstärkt, nah Plünderung des Arsenals bald wieder. Der Angriff dauerte unter hbeider- seitigen namhaften Verlusten den ganzen Tag. Den Afghanen gelang es gegen Abend, das Gesandtschaftsgebäude in Brand zu steckden. Die Bewohner desselben stürmten heraus und wurden, ihr Leben auf das Tapferste vertheidigend, sämmtlich getödtet. Neun Guiden, welche zur Zeit des Angriffs foura- girten, entflohen nah dem Shutargardan-Paß und jollen die einzig Ueberlebenden sein. Der Emir Jakub Khan, selbst hart bedrängt, bat die Engländer um Hülfe; Badehan Khan, welcher sih nördlih vom Passe befindet, bot den Eng- ländern seinen Beistand an. Die Truppen befinden sih von allen Seiten bereits auf dem Marsche gegen Kabul.

Exeter, 8. September. (W. T. B.) Der Kanzler der Shaykammer, Sir Stafford Northcote, wohnte heute hier einem von den konservativen Arbeitern ab- E großen Meeting bei und stellte dabei seinen Sohn den hiesigen Wählern als Kandidaten für eine künftige Parlamentswahl vor. Der E ging in seiner Rede auf eine Betrachtung der von der Regierung in den leßten de beobachteten Politik ein und hob hervor, daß England, eitdem es den Muth gehabt habe, rund heraus zu sagen, was es im Nothfalle thun könne oder wolle, eine viel wichtigere Stellung als vorher im Rathe Europas eingenommen habe,

M Gau E E S u E O

Schicksal des Majors Cavagnari und der übrigen Mitglieder | der englishen Gesandtschaft in Kabul widmete

der Redner Worte warmer Theilnahme und Trauer. Dieselben seien die Opfer einer fanatishen Wuth geworden, gegen welche

sie sich mit Muth vertheidigt hätten; es sei das ein eines Eng: | länders würdiger Entschluß gewesen.

seien ohne Zweifel bereits in der Nähe von Kabul angekom: men, wo sie die Ruhe herstellen würden. Ueber die Ereignisse in Kabul {hon jeßt ein Urtheil auszusprechen, scheine ihm verfrüht; man müsse weitere Nachrihten abwarten. Schließ; lich deutete der Schaßkanzlêr auf die von den irländischen Parlamentsmitgliedern in der leßten Session beobachtete destruktive Politik hin und betonte die Nothwendigkeit, allen Versuchen, die Union der britannishen Jnseln zu erschüttern, festen und entschiedenen Widerstand entgegenzuseßen.

__ Frankreich. Paris, 8. September. (C. Ztg.) Der Kriegs-Minister, General Gresley wird auf seiner JFnspektions-Nundreise nah den festen Pläßen im Norden und Osten Frankreihs von den Divisions-Generälen de Berlkheim, Präsident des Comités des Genies, und Doutrelaine, vom Geniecorps und kommandirender General des 5. Armee-Corps, begleitet.

Sen D D D 10eite ZUg mil 200 Amnestirten ist heute früh 6 Uhr hier eingetroffen, Bei der Ankunst der Amnestirten sind keinerlei Ruhestörungen vorgekommen.

Îtalien. Bologna, 8. September. (W. T. B.) Daz hiesige Zuchtpol izeigericht hat die Mitglieder der Fnter: nationalen in Fmola der Theilnahme an einer strafbaren Verbindung schuldig erkannt.

Türkei. Konstantinopel, 7. September. (W. T, B.) Jn der gestrigen Konferenz der ‘türkish-grie- chischen Bevollmächtigten überreichten die griechischen Kommissäre eine schriftlihe Antwort auf die jüngsten Et: klärungen der türkishen Kommissäre bezüglih der Annahme des 13, Kongreßprotokolles als Grundlage für die Verhand: lungen. Jn dieser Antwort werden jene Erklärungen als ungenügend bezeichnet und kategorisch Aufschluß darüber ver: langt, ob die Türkei das 13. Kongreßprotokoll als Grundlage für die Verhandlungen annehmen wolle. Schließlih einigte man sih dahin, daß die türkischen Kommissäre in der nächsten Sißung, am Mittwoch, die Forderung der griechishen Kom- missäre schriftlih beantworten sollten.

(W. T. B.) Savfet Pascha erklärte dem österreichisch: ungarischen Botschafter, daß die Pforte es als ihr größtes Interesse erkenne, ihr vollkommenes Einverständniß mit Desterreih-Ungarn möglichst deutlih zu zeigen. Um diesem Einverständnisse den unzweideutigsten Ausdruck zu geben, sei Husni Pascha heute ausdrücklih angewiesen wor: den, die in Novibazar einrückenden Truppen zu begleiten, Auch den übrigen türkishen Behörden des Distrikts von Novibazar sei aufs Neue der Befehl des Sultans gegeben worden, dem Vormarsche der österreichish-ungarishen Truppen möglihsten Vorschub zu leislen.

Rumänien. Bukare s, 9. September. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer hat die Debatte über den Comité: beriht, betreffend die Revision der Verfassung, auf nächsten Montag vertagt, da der Minister des Auswärtigen, Boerescu, welcher sih nach Rom begeben hat, erst gegen Ende dieser Woche hierher zurückkehren wird.

Amerika. Washington, 4. September. (Allg. Corr.) Die Staatseinkünste in dem am 30. Juni beendeten Jahre betrugen 273827 184 Doll., die Ausgaben 266 947 883 Doll. Jm Vergleih mit dem vorhergehenden Jahre haben die Einkünfte um 16 063 305 Doll. zugenommen, von welchem Betrage 7 000000 Doll. auf die Zölle, 3 000 000 Doll. auf die direkten Steuern und 1 500 000 Doll. auf aus den Münzoperationen entstandenen Nußen entfallen, Die Ausgaben haben \sich um 29983556 Doll. ver- mehrt, Unter den Mehrausgaben befinden sih 5 500 000 Doll, für die an Canada entrihtete Fischerei - Entschädigung, 800 000 Doll. für rückständige Pensionen, und 3 000 000 Doll. r während der Konvertirungs-Operationen gezahlte Extra- zinsen.

New-York, 4, September. (Allg. Corr.) Die repu- blikanische Partei des Staates New-York hat Re- solutionen Ms, welche erklären, daß die Verwei- gerung von Geldmitteln Seitens der Repräsentantenkammer sowie die Annullirung bestehender Geseße als Revolutions- versuche betrachtet werden müßten, und daß die Aufhebung der Wahlgeseße eine Vershwörung gegen das allgemeine Wahlrecht bilde. Es wurden ferner Beschlüsse gefaßt, welche die Ausübung des Terrorismus im Süden mißbilligen und über die Wiederaufnahme der Baarzahlungen, sowie über die Wiederkehr der Landeswohlfahrt Befriedigung ausdrücken.

Statistische Nachrichten.

Ju dem jezt vom Kaiserlichen statistishen Amte herausgegebenen Julihefte der Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reichs für 1879 wird u. A. eine Uebersicht über die Produktion von Stärkezucker im deutschen Zollgebiet für das Etatsjahr 1878/79 veröffentliht. Da- nach wurde die Stärkezucker-Fabrikation überhaupt von 47 Fabriken betrieben, von denen jedoch 8 inaktiv gewesen sind. Von denselben befanden sih in Preußen 36 (darunter d inaktive) und zwar in den Provinzen: Brandenburg 19 (davon 2 inaktiv), Pommern 4 (davon 1 inafktiv), Posen 1, Schlesien 4, Sachsen 6 (davon 2 inaktiv), und Rheinland 2, Von den übrigen Bundesstaaten zählen : Bayern 1, Baden 1, Hessen 4 (davon 3 inaktiv), Mecklenburg 2, Braunschweig 1, Elsaß-Lothringen 2 Fabriken. Im Vergleiche zu dem Bestande des

Jahres 1878/79, welcher 48 Fabriken (dacunter 3 inaktiv) nachweist,

hat sonach in 1878/79 eine Verminderung der Gesammtzahl um 1, der betriebenen Fabriken aber um 6 stattgefunden. Gleichwohl ift nach der amtlichen Aufstellung eine nicht unbedeutende Zunahme der Stärkezucker-Gewinnung eingetreten. Die Menge der zu Stärke zucker im Jahre 1878/79 verarbeiteten Stärke, wobei indeß für die beiden in Bayern und Baden vorhandenen Fabriken Angaben nicht gemacht sind, wird folgendermaßen angegeben :

nasse: trodene: Selbstfabrizirte Stärke... 37493) Ctr. 30300 Ctr. S8 2ST 7 I L)

Angelaufle Srl Do, 950 (1877/78: 494496 ,„ D Zusammen 960 185 Ctr. 39 869 Ctr.

(1877/78; 781696 ,. 538928 , ).

und daß man mehr als vorher auf seine Worte höre. Dem

Der Tod Cavagnari's W sei ein Verlust für die Nation. Der Emir von Afghanistan" habe von England Hülfe verlangt, und die englishen Truppen

Die Zunahme der Stärkeverarbeitung hat' hiernach gegen 1877/78 165 130 Ctr. oder c. 20% betragen und den Umfang früherer Jahre, die eine besonders hohe Produktion nachweisen (z. B. 1873 mit 884 457 Ctr. und 1874 mit 932 739 Ctr.), noch immer überstiegen. Die Menge des gewonnenen Stärkezuckers, wobei indeß für die oben- gedachte badische Fabrik Angaben fehlen, stellte sich wie folgt:

1878/79. 1877/78. 1878/79 + oder Stärkezucker in fester So. 204756Cle. 162693Cir 72/063 Cix. Stärkezucker-Syrup . 323620 , 318617 ,„ + 5003 , Couleur . S200 24G, 6365 ,

Von der gesammten Produktion entfielen auf die in Preußen betriebenen 31 Fabriken 207 720 Ctr. Stärkezucker in fester Form (1877/78 132 969 Ctr ), 307 631 Ctr. Stärkezucker-Syrup (1877/78 294 518 Ctr.) und 18 200 Ctr. Couleur (1877/78 24 615 Ctr.) Die durchs{chnittlichen Verkaufspreise der gewonnenen Fabrikate waren wegen der erhöhten Produktion in 1878/79 niedriger, wie im Vor- jahre ; sie betrugen für den Centner :

1878/79, 1877/78. 1878/79 weniger. Stärkezucker in fester Form 15,80 Æ 16,80 M 1,00 M. Stärkezucker-Syrup . 15920 16030- 10 Couleur . s 1810 1900 7 O90

Das Jul iheft der vom Kaiserlichen Statistischen Amte herausgegebenen Monatshefte bringt, außer den regelmäßigen Veröffentlihungen über die Waaren-Einfuhr und Aus- fuhr im Zollgebiet Überhaupt, über die Waareneinfuhr aus England im Besonderen, über die Ergebnisse der Rübenzucker-Besteuerung und über Preise von 28 wichtigen Waaren an 26 deutschen Groß- handelspläßen für den Monat Juli 1879, noch folgende Mitthei- lungen: Eine Zusammenstellung über die den Weinhändlern ge- währten Zollbegünstigungen für das Etatsjahr 1878/79, Es wur- den im Ganzen für Weinzoll kreditirt 2503292 #4, was einer Weinmenge von 312912 Centnern entspriht; Zahlen, die im Zusammenhalt mit denen früherer Jahre auf einen Rückgang des deutschen Großhandels mit fremden Weinen seit einer Reihe von Jahren hinweisin und eine Uebersicht über die Produktion von Stärkezucker im gleihen Zeitraume. Es wurden 234756 Ctr. Stärkezucker, 323 620 Ctr. Stärkezucker - Syrup und 18250 Ctr. Couleur gewonnen. Ferner enthält das Heft eine Mittheilung der Hauptergebnisse der Ermittelungen über Anbau und Er nte land- wirthschaftliher Produkte im Deutschen Reiche für das Jahr 1878 nebst Darstellung der Aufnahmevorschriften und eine um- fangreiche Arbeit über: Die Volkszahl der deutschen Staaten nah den Zählungen seit 1816, in welcher sowohl die Geschichte der deutschen Volkszählungen seit 1816 dargestellt wird, wie auch die Ergebnisse der Volkszählungen der sämmtlichen - heutigen deutschen Staaten mitgetheilt und zu zusammenfassenden Uebersichten für das Reich bearbeitet sind.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Ja Paris starb am 6. d. Mts. Baron Taylor. Derselbe, einst berühmt als Reiseschriftsteler und Mitglied des Instituts, wurde am 15, August 1789 in Brüssel geboren und gehörte einer englischen Familie an, die sich in Frankreich eingebürgert hatte. Seine Hauptwerke sind: „Les voyages pittoresques et romantiques de Vancienne Franee“ (1820—1854), an deren Auéëstattung die ersten Künstler Frankreichs mitwirkten; dann feine „malerischen Reisen in Spanien, Portugal und an der afrikanischen Küste“ (1826 in Folio); „Syrien, Egypten und Palästina“ (1837), seine „Reisen in der Schweiz, England, Schottland, Deutschland 2c.“ (1843). Seit 20 Jahren wid- mete sich der Verstorbene fast auss{ließlich und in der edelmüthigsten Weise den materiellen Interessen der Künstler- uud Schriststeller- welt, die in ihm einen ebenso anspruchslosen als werkthätigen Gönner verehrte. Am 7. verstarb der Karikaturenzeihner des „Charivari“, Cham, Sohn des Grafen de Noë.

Land- und Forstwirth\chäft.

Das Programm für die Erste Mastvieh-Ausstellung zu Dresden am 1. und 2. Mai 1880 is erschienen. Für die Konkurrenz ist danach folgende Aufstellung maßgebend: Abtheilung A Rindvieh aller Racen. 1) Kälber bis 6 Monate alt. 2) Kalben (Fersen, Stärken, d. h. weiblihe Thiere über 6 Monate alt, welche noch nicht befruhtet wurden). a. Stämme des deut- hen Tieflandes, b. Stämme des deutschen Höhelandes, ec. eng- lishe Racen und Stämme, d. alle anderen vorstehend nicht genannten Racen und Stämme, e. Kreuzungen. 3) Kühe: a, Stämme des deutshen Tieflandes, b. Stämme des deut- shen Höhelandes, c. englishe Racen und Stämme, d. alle an- deren vorstehend nit genannten Racen und Stämme, o. Kreuzun- gen. 4) Junge Ochsen bis zum Abzahnen: a. Stämme des deutschen Tieflandes, b. Stämme des deutschen Höhelandes, c. englishe Racen

und Stämme, d, alle anderen vorstehend niht g:nannten Racen und Stämme, e. Kreuzungen. 5) Alte Ochsen, vollzähnig, jeden Alters : 9. Stämme des deutschen Tieflandes, b. Stämme des deutschen Höbkelandes, e. englishe Racen und Stämme, d. alle anderen vorstehend niht genannten Racen und Stämme, e, Kreuzungen. 6) Bullen bis zum Abzahnen: a. Stämme des deutschen Tieflandes, b, Stämme des deutschen Höhelandes, e. englishe Racen und Stämme, d. alle anderen vorstehend niht genannten Racen und Stämme, e. Kreuzungeu. 7) Bullen, vollzähnig: a. Stämme des deutschen Tieflandes, b. Stämme des deutschen Höhelandes, c. eng- lisde Racen und Stämme, d, alle anderen vorstehend nicht ge- nannten Racen und Stämme, e. Kreuzungen. Abtheilung B. Schafe aller Racen. 1) Hammel und Schafe in Loosen von 3 Stück bis 18 Monate alt: a. Merinos, b, Southdowns und ähnliche, Stämme, c. langwollige englische Stämme, d. Kreuzungen, e. Thiere, welche nicht zu den vorbenannten Kategorien gehören. 2) Hammel

“und Schafe in Loosen von 3 Stücken, 18 Monate alt und älter: a, Merinos, b, Southdowns und ähnlihe Stämme, c, langwollige englishe Stämme, d. Kreuzungen, e. Thiere, welche nicht zu den vorbenannten Kategorien gehören, 3) Schafe, einzelne, ohne Rücksiht auf Alter und Geschlecht: a, Me- rinos, b, Southdowns und ähnliche Stämme, c. langwollige englische Stämme, d. Kreuzungen, 6. Thiere, welche nicht zu den vorbenannten Kategorien gehören.— Abtheilung C. Schweine aller Racen. 1) Schweine bis 8 Monate alt. 2) Schweine, 8 bis 14 Monate alt. 3) Schweine, 14 Monate alt und âlter.

Gewerbe und Handel.

In Serbien sind, wie die neuesten Nachrichten aus Belgrad besagen, in der Zeit vom 7. bis 18, August an der Rinderpest *) in den Kreisen Caéak, Alexinaß und Usciza 38 Stück Rinder er- krankt, von denen 10 verendet find.

; In London is der bekannte Verleger Longman ge- { storben. : Dem Geschäftsberiht der Sächsishen Kammgarn-

spinnerei zu Harthau für die Zeit vom 1. Mai 1878 bis 30. April

1879 entnehmen wir Folgendes: Der Versandt an Garn während des abgelaufenen Geschäftsjahres betrug 264 107 kg im Fakturen-

4 werth von 2234425 4; der Gcsammtversandt an Garn, Kämm-

lingen, kurzen Wollen und Abgängen belief sih auf 2517185 M gegen 2462312 #4 in 1877/78, Am Schlusse des Geschäftsjahres j war ein Bestand an Aufträgen in Garn von 58 068 kg; davon kamen im neubegonnenen Geschästsjahre zur Ausführung in den Monaten Mai und Juni 51000 kg, während zu den sonach ver- bleibenden 7068 kg inzwischen weitere 81825 kg zugegangen

find und die Spinnerei demnach durch den gegenwärtigen Bestand an Aufträgen für die nächsten drei Monate volle Beschäftigung in allen Branchen besißt. Um bei dem

in den leßten Jahren wesentlich erhöhten Betriebe jeder Möglichkeit *) Cons Nr, 195 des „R. Anz.“

E n E —_-til,

einer Störung zu begegnen und die seitherigen Nachtheile und Mängel möglichst zu beseitigen, hat man fich zu verschiedenen Neu- bez, Umänderungébauten und Neuanschaffungen U ee Ko müssen ; dadurch ist unter anderem eine Erhöhung der Zahl der Feinspindeln um 400, im Ganzen auf 15 666 erreicht worden. Das verflossene Geschäftsjahr lieferte nach niedrigster Einstellung der Preise für Vorräthe ein Brutto-Erträgniß von 126369 4, von welchem Betrage der Saldo der früheren Ünterbilanz von 58 762 M, die Abschr ei- bungen auf Gebäude, Maschinen 2c. 51907 Æ, sowie Abschreibungen auf dubiose Forderungen 15 000 #4, zusammen demnach um 125 670 M. p A und ein Saldo von 698 4 auf neue Rechnung vorzu- ragen ist.

Braunschweig, 8s. September. (W. T. B.) Der bekannte hiesige Verlagsbuhhändler, Kommerzien-Rath Westermann ist gestern Abend in Wiesbaden an einem Herzschlage gestorben.

London, 8. September. (W. T. B.) Die Getreide - zufuhren betrugen in der Woche vom 30. August bis zum 5. Sep- tember: Engl. Weizen 421, fremder 100 154; engl. Gerste 739, fremde 1050; engl. Malzgerste 17 655; engl. Hafer 628, frem- der 58 492 Qrtt1s,; engl. Me hl 12 873 Sa, fremdes 16 836 Sack und 6061 Faß. i i:

__Nischni-Nowgorod, 26, August. Die „Pol. Corr.“ meldet : Die eben beendete Messe hat cinen sehr günstigen Verlauf genom- men, obschon es nicht an Bemühungen gefehlt hat, ihren Erfolg zu durchkreuzen. Dazu muß vor Allem der vor wenigen Wochen hier ausgebrochene Brand gerechnet werden, welcher zwar im Keim unter - drückt, aber mit gewohnter Uebertreibung zu einer furchtbaren Kata- strophe aufgebauscht wurde. Der angebliche Riesenbrand, welcher einen Theil der Stadt und ein Drittel der Meßgebäude vernichtet haben soll, reduzirt sich in der Wirklichkeit auf sehr bescheidene Di- mensionen: ein einziges Haus, weit „abgelegen vom Meßplat, fiel den Flammen zur Beute. Der Geschäftsverkehr, der ungemein leb- haft war, widelte sich ohne Störung ab. Zu den Zehntausenden von Käufern und Verkäufern, welche aus allen Theilen des russischen Reiches eingetroffen waren, gesellten sch Schaaren von Chinesen, Persern, LTscherkessen, Armeniern und Tatarea. Aus dem Westen Europas waren namentlich deutsche Geschäftsleute und auch Gngländer zahlreih erschienen. Die Theelager allein repräsentiren einen deklarirten Werth von 10 Millionen Rubel. Auch in öster- reihishen Artikeln, namentlich Manufaktur- und Kurzwaaren, fanden beträhtlihe Umsäße ftatt. 60 Flußdampfer sind mit dem Remor- quiren der mit Waaren gefüllten riefigen Flußschiffe beshäftigt. End- lose Karawanen ziehen aus den Thoren der Stadt, welche noch selten eine größere Zahl von Meßbesuchern beherbergt hat. Es galt, die während des Kriegs erzeugten Vorräthe an den Mann zu bringen und der mit dem Frieden in allen Schichten der Bevölkerung er- wacten Kauflust die begehrten Artikel zu vershafen. Wie nach jedem großen Kriege, trat auch diesmal in Rußland und dessen Nachbarländern mit der Wiederherstellung des Friedens ein intensiver Aufschwung des Handelsverkehrs ein.

Verkehrs-Anftalten.

Plymouth, 8. September. (W. T. B.) Der Hamburger Postdampfer „Lessing“ ist hier angekommen.

New-York, 8. September (W. T. B) Der Dampfer „Helvetia“ von der National-Dampfs\chiffs- Compagnie (C. Messingsche Linie) und der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Oder“ sind hier eingetroffen.

Berlin, den 9. September 1879.

__In der Woche vom 1. bis 7. Sevpt:mber einsch{ließlich besuchten die Berliner Gewerbe- Ausstellung circa 66891 zahlende Personen. Gesammtzahl der zahlenden Besucher von der Eröffnung bis zum 7, d. M. 999 892 Personen.

In der dritten Sißung der A stronomen-Versammlung wurde nach Mittheilung wissenschaftlicher Korrespondenzen aus Nico- lajef, Wien und London zunächst die statutenmäßige theilweise Er- neuerung des Vorstandes und die Wahl des neuen Vorsitzenden der astronomishen Gesellschaft vollzogen. Hiernach besteht zur Zeit der Vorstand aus den Herren Krüger (Gotha), Auwers (Berlin), van de Sande Bakhuyzen (Leiden), Gylden (Stockholm), Schoenfeld (Bonn), Winnecke (Straßburg), Bruhns (Leipzig), Auerbach (Leipzig). Vor- sißender ist Professor Krüger, sein Stellvertreter Professor Auwers. A der nächsten Generalversammlnng (1881) wird Straßburg gewäblt.

Die Vorträge eröffnet Professor Tießen (Berlin) mit einer Dar- legung des Le Standes der Arbeiten, betreffend die kleinen Planeten. Hieran {ließt sich eine Debatte, an welcher \sih die Herren Bruhns, Förster, Oudemanns betheiligen. Das Ergebniß derselben ist der Ausdruck des allgem:inen Wunsches nah einer immer wirksameren Organisation dieser Arbeiten. Ja Anschluß daran wird der Antrag des Hrn. Palisa (Pola) angenommen, wona der Vorstand der Gesellschaft ersucht wird, dahin ¿u wirken, daß die telegraphischen Nachrichten astronomischen Jnhalts sowohl in Europa, als von Erdtheil zu Erdtheil vollständiger, aber zugleich ökonomischer organisirt werden.

Hierauf beendigt Dr. Schröder (Hamburg) seinen in der vorigen Sißung begonnenen Vortrag über Probleme und Erfahrungen aus der praktishen Optik, woran sich Mittheilungen und Bemerkungen Seitens der Herren Abbe (Jena), Saffarik (Prag), Bruhns (Leipzig), Winnecke (Straßburg) {ließen Ó

Prof. Oudemanns (Utrecht) berichtet über das Gaußsche Ob- jektiv der Utrehter Sternwarte, Mr. Huggins (London) theilt einige Ergebnisse seiner photographischen Aufnahmen der Spektra von Sternen mit. Geheimrath Bruhns (Leipzig) legt Zeichnungen von Nebelflecken, die auf der Leipziger Sternwarte aufgenommen sind, vor, sowie Sonnen-Photographien des Herrn Honikel zu Leipzig.

Prof. Abbe (Jena) berichtet eingehend über seine theoretischen und experimentellen Arbeiten, betreffend die Sicherung der mikrome- trishen Messungen mit Fernrohr und Mikroskop, woran sich Mit- theilungen von Förster und Winnecke knüpfen.

Prof. Vakhuyzen (Leiden) erörtert seine Untersuchungen über den Einfluß der Helligkeit der Sterne auf die Durchgangsbeobachtungen. Professor Schönfeld (Bonn) berichtet über den Fortgang seiner Durchmusterung der südlihen Sterne, Professor Förster (Berlin) über die Bestimmungen von absoluten Poldistanzen aus bloßen Durchgangsbeobachtungen. A :

Der Vorsitzende {ließt hierauf die Sißungen, indem er Namens der astronomischen Gesellschaft der Königlichen Staatsregierung für ihre große Gastfreundlichkeit und der Akademie der Wissenschaften für die Gewährung ihrer Räume, endlih den Berliner und Pots- damer Astronomen für ihr kollegialisches Entgegenkommen dankt.

Prenzlau, 8, September. Im Sißungssaale des Stadtver- ordneten- Kollegiums hielt heute der Brandenburgische Städte- tag eine Sißung ab. Es waren 27 Städte von 483 Delegirten ver- treten, Bürgermeister Dr, Mertens (Prenzlau), der der Ver- sammlung präsidirte, eröffnete dieselbe mit einem Hoh auf Se. Majestät den Kaiser, in das alle Anwesenden dreimal be- geistert einstimmten. Der Bürgermeister Dr. Adolph (Frankfurt a. O.) referirte aldann über gewerblihe Fortbildungs\chulen und motivirte folgenden Antrag: „Der Brandenburgische Städtetag beschließt: 1) Es empfiehlt d zur Zeit, alle verfügbaren Mittel möglichst dem gewerblichen Fortbildungsschulwesen zuzuwenden. 2) Die gewerbliche Fortbildungs\hule soll umfassen den Lehrling und Gehülfen niht nur des Handwerks, sondern auch des Fabrik- betriebes, und zwar bis zum vollendeten 18. Lebens-

in mindestens 6 Stun- den wöchentlih zu unterweisen, wovon 2 Stunden auf den Zeichen-

jahre. 3) Sie bat ihre Zöglinge

4) Die Anzahl der Lehrgegenstände ijt möglichst zu beshränken. Nothwendig erscheint Zeichnen, deuts, an- gewandte Mathematik und Naturkunde. 5) Es is dringend zu wünschen, daß Seitens der Staatsbehörde ein einheitlicher Lebrplan für den Zeichenunterriht aufgestellt werde, welcher auch die Volksschule umfaßt. 6) Ein Gedeihen des Fortbildungs- s{ulwesens kann zur Zeit nur dann . erhofft werden, wenn der Sculbesuh obligatorisch gemacht wird. 7) Nah dem gegenwärtigen Stande der Geseßgebung sind die Gemeinden genöthigt, aber auch berechtigt, die Ahndung der Schulversäumniß und Dieézi- plinarvergehen auf dem Wege polizeilicher Bestrafung herbeizuführen. Gs ist zu wünschen, daß durch Gesetz die Diéziplinargewalt der Volksschule auch auf die Fortbildungs\{chule übertragen werde. 8) Die Schule, auch die Fahschule, kann uns nur dic traditionelle Lehre überliefern, und nur einen Theil der erforderlichen Zucht übers- nehmen. Es bleibt also neben der Schule unverändert die Auf- gabe: die eigene Erfahrung des Lehrlings und seine Erziehung in der Werkstätte, geeignetenfalls auch durch Errichtung von Lehr- werkstätten zu fördern.“ Die vorstehenden Thesen wurden einstimmig angenommen. Alsdann sprach Ober-Bürgermeister Reuscher (Bran- denburg a. H.), über: Die Wiederbelebung der Jnnungen;z er empfahl dem Städtetag, alle im Interesse des Handwerks auf- tretenden Reformbestrebungen nah besten Kräften zu unterstüßen. Es wurde beschlossen: die Angelegenheit mit Entgegennahme dieses Vortrages als vorläufig erledigt zu betrachten. Bürgermeister Dr. Mertens (Prenzlau) referirte hierauf über die Armenschulen. Nach kurzer Debatte wurde beschlossen: „Der Städtetag ersucht: die Armen-, Frei- und Halbfreishulen, überall wo solche noch bestehen, auf- zuheben.“ Ein Antrag des Bürgermeisters Dr. Mertens (Prenzlau): „Geeigneten Orts dabin vorstellig zu werden, daß die Kosten der Beschaffung von Arbeitsbüchern und Arbeitskarten fernerhin nit von den Gemeinden getragen werden,“ wurde mit Nücksicht auf diese „schr heilsame Einrichtung“ abgelehnt. Ebenso wurde ein Antrag des Bürgermeisters Dr, Zittelmann (Cüstrin): „Verwahr - loste Kinder fernerhin nur in Korrigenden-Anstalten und nicht mehr bei Privatleuten unterzubringen“, abgelehnt. Dagegen wurde auf Antrag des Magistrats zu Freienwalde a. O. beschlossen: „Der Städtetag beauftragt eine Kommission, eine Petition an den Pro- vinziallandtag auf Fortfall der bisher von der Provinz gewährten Beihülfe zur Durchführung der Kreisordnung im Betrage von 297 051 M auszuarbeiten und die Städte zur Unterzeichnung der Petition aufzufordern.“

unterriht gerechnet sind.

__ Der Telegraph hat bereits die Nachricht übermittelt, daß Pro- fessor Nordenskjöld und seine Gefährten an Bord des Dampfers „V ega glücklich und wohlbehalten Yokohama, und zwar na den übereinstimmenden Mittheilungen des Führers der „Vega“, des Lieutenants Palander, an den schwedischen Marine- Minister und des Prof. Nordenskjöld an Hrn. Oscar Ditson in Gothenburg, am 3. September erreiht haben. Das Expeditions \chiff „Vega“ wurde von Hrn. Oscar Dickson für 150 000 Kronen an- gekauft und in Karlskrona ausgerüstet. An Bord desselben befinden lih außer einer Besaßung von 20 Personen folgende Gelehrte: Do- cent F. Kiellmann, Botaniker, Dr. A Stuxberg, Zoologe, Dr. E. Almquist, Arzt, A. Hofgaard, (dänischer Marine-Lieutenant), Physiker, Bove (italienischer Marine-Lieutenant), Hydrograph, Nordquist (russisher Offizier), Dolmetscher und stellvertretender Zoologe. Die Befehlshaber der „Vega“ find der \{chwedis{he Marine-Lieutenant Palander und der Seconde-Lieutenant E. Brusewiyz. Die Leitung des Ganzen hatte Professor A. E. Nordenskiöld. Bei der Abreise war die Erpedition mit Proviant für zwei Jahre versehen, Zur B.streitung der Kosten der Expedition hatte Se. Majestät der König Oscar von Schweden 40 000 Kronen beigetragen und der \{wedische Reichstag vor der Hand 32 000 Kronen für die Expedition bewilligt. Außerdem hatte der sibirishe Gutsbesißer Sibiriakoff bedeutende Mittel für dieselbe hergegeben. Am Donnerstag, den 4. Juli 1878, verließ die „Vega" Gothenburg; am 18. Juli traf das Schiff in Tromsoe ein, von wo es am 21. Juli mit dem Kurse nach Jugorscharr abging. Am 1. August lief die „Vega“ ins Karishe Meer ein und umsegelte ohne Hindernisse die bis zum 78. Breitengrade hinaufgehende nördlihste Spiße Asiens, das Kap Tscheljuskin; am 27. August ging die „Vega“ in der Mündung des Lenaflusses vor Auker und trennte sich hier von dem Begleitshiffe „Lena“, Am 28. September fror das Schiff bei der Tschutschen-Halbinsel unterm 679 5‘ nôrdl. Breite und 1739 30‘ westl. Länge unweit der Einfahrt zur Behringstraße ein. Hier war es festgebannt bis zum 18. Juli d. J., am 20. Juli passirte es das Ostkap.

Ueber die Reise der „Vega“ veröffentlißt der „New-York Herald“ eine längere Depesche, der wir Folgendes entnehmen : Zwischen Waigatsh uud dem Kontinent kein Eis. Vier Tage Aufenthalt im Dixon Hafen, Yenisei. Nah Nordost gesegelt ; durch Eis vier Tage aufgehalten. Am 19. August in Tajoyr, Toejdekin, dem äußersten Punkte Nordasiens; kurzer Aufenthalt. Umschifften Halbinsel. Wenig Eis. 26. Fluß Lena, neue sibirische Inseln, bezüglich des Eises unerforscht. Kolwyafluß offenes Wasser. Schwierigkeiten begannen, nehmen täglich zu. Viel Aufenthalt. Coohes Cap, Valkarema. Kolinthins Bai durhfahren am 27. September, eingeschlossen am 28,, Tshuktschen-Niederlassung 679 7‘ N. B., 1739 24‘ W. L. Für den Winter eingerichtet. Land eine Meile entfernt. Alles gesund und munter; keinen Skor- but. Der kürzeste Tag, drei Stunden Tageshelle. Obere Theil der Sonne sihtbar. Wissenschaftliße und ethnographishe Studien. 4000 Einwohner, Ts\chiktshis genanut. Verschiedene Dorf- bewohner. Fish- und Walroßfang. Lieferten der Expedition Bären und Rennthiere. Furchtbare Kälte, im. Dur(schnitt 36 Centigrade. Wild im Ueberfluß, im Frühling wildes Ge- flügel. 264 Tage im Eis zurückgehalten. Erlöst. Gesegelt am 18. Juli. Ostkap, Behrings-Straße am 28, passirt. Praktischer Beweis der nordwestlihen Passage. Dann asiatishe Küste, St, Lawrence Bai. Nach dem Clarence-Hafen in Amerika über- efahren. Nach Koniyan zurückgefahren. Lage besonders interessant. Zusammentreffen der Strömungen des Arktischen und Stillen Meeres. ie St. Lawrenceinsel berührt. Die Behringsinsel besuht. Erste Nachriht aus Europa durch den residirenden Agenten der Alaska- Handelsgesellschaft erhalten. ossile Ueberreste ungeheurer See- ungethüme entdeckt, Rhythina Stellari. Insel am 19. August ver- lassen. Angenehme Reise bis zum 31. Starm. Blitz spaltete Groß- mast und verwundete einige Leute leiht. Ankunft in Yokohama am 2, September, Nachts 10 Uhr 30 Min. Alles wohl. Kein Todes- fall während der Reise. „Vega“ hat die Reise zuerst zurückgelegt. Nordenskjöld hält die Reise von Guropa nach Asien durch die Behring- straße für in jeder Beziehung sicher, bei nur ein wenig größerer Kennt- niß der nördlichen Seen. Von Japan nah Lena für erfahrene Swiffer keine Schwierigkeiten. Lena berührt Centralsibirien. Großer Handel in Aussicht. Das Schiff verbleibt 14 Tage in Yokohama.

London, 8. September. (W. T. B.) Nach hier eingegangenen Nachrichten haben in der Grafschaft Kings-County in JIr- land in Folge unaufhörlihen Regens seit Sonnabend große UVebershwemmungen stattgefunden, Das Heu und der Hafcr auf den Wiesen und den Feldern wurden weggeschwemmt, auch der sonstige Schaden an Gebäuden und Grundstücken ist sehr erheblich. In der Grafschaft Mon mouth in England hat die Getreide- ernte durch gestern und heute niedergegangene starke Regengüsse gleihfalls vielen Schaden erlitten.

London, 8, September. (W. T. B.) Dcr Glasgower Dampfer „Brest“, welcher sih mit 130 Emigranten auf der Fahrt von Havre nach Liverpool befand, ist am Sonnabend Abend unweit Falmouth gescheitert. Die Mannschaft und die Passagiere wurden gerettet bis auf 7 Personen, welche vermißt werden.

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