1879 / 220 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 19 Sep 1879 18:00:01 GMT) scan diff

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Baden und des Prinzen Wilhelm nebst Hohem Gefolge, unter dem Donner der Kanonen von den Festungswällen, in Straßburg eingetroffen. Zur Begrüßung waren am Bahnhofe erschienen : Se. Königliche Hoheit der Os von Baden, Höhst- welcher bereits seit Mittwoch in Straßburg weilt, die Genera- lität, der Ober-Präsident von Möller, der Bezirks-Präsident Ledderhose, der Polizeidirektor von Saldern, sowie der Bürgermeistereiverwalter Back. Jm Bahnhofe hatte eine kom- binirte Ehren-Compagnie Aufstellung genommen, die zur Hälfte aus bayerischen, zur anderen Hälfte aus sächsischen, württem- Cs und braunschweigishen Truppen bestand. Vor dem Empfangssalon wurden Zhrer Majestät der Kaiserin und Jhrer Königlichen Hoheit der Großherzogin von Baden von zwei jungen Damen Bouquets überreiht. Se. Majestät der Kaiser ließen am Bahnhofe die Ehren-Compagnie defiliren, schritten dann die Front der aufgestellten Kriegervereine ab und be- aaen alsbald mit Jhrer Majestät der Kaiserin den vier- pännigen offenen Wagen. Bei prächtigem Sonnenschein, unter Glocengeläute und dem brausenden Jubelruf einer unzähligen Menschenmasse erfolge die Fahrt durch die glänzend geshmückten Straßen bis zur Präfektur, wo die 2. Compagnie des 25, Jnfanterie-Regiments als Ehrenwache Aufstellung genommen hatte. ,

An dem Diner, welches Nachmittags 5 Uhr bei Sr. Ma- E dem Kaiser stattfand, nahmen außer den Personen des

llerhöhsten Gefolges auch die in Straßburg anwesenden

Excellenzen Theil. ;

Abends 9 Uhr bewegte sich der aus allen Musikcorps des XV. Armee-Corps zusammengeseßte große Zapfenstreich bei schönstem Wetter dur die Stadt nah der Präfektur, wo Sr. Majestät dem Kaiser eine Serenade gebracht wurde. Se. Majestät erschienen wiederholt auf dem Balkon, um den ver- sammelten jubelnden Menschenmassen zu danken. i

Heute Vormittag 101/z Uhr begaben Sich Se. Majestät R T Paradefelde bei Königshofen. Das Wetter ist vor- reffflich.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin traf gestern mit Sr. Majestät dem Kaiser und König sowie Jhren Königlichen Hoheiten dem Großherzog und der Groß- herzogin von Baden in Dos zur Weiterreise nah Straßburg zusammen. i

Jhre Majestät wird zwei Tage daselbst verweilen und sämmtliche dortigen Wohlthätigkeitsanstalten besuhen, dann ther nah Baden-Baden zur Fortseßung Jhrer Kur zurück- ehren.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Königlich sächsisher Geheimer Finanz-Rath Zenker und Senator der freien und Hansestadt Hamburg Dr. Schroeder haben Berlin wieder verlassen.

Der General - Major Graf von Wartensleben Kommandant von Berlin und beauftragt mit Wahrneh-- mung der Geschäfte des Chefs der Land-Gensd'armerie, hat eine Jnspizirungsreise nah der Provinz Schleswig - Holstein angetreten. Die Geschäfte der Kommandantur sind für die Dauer der Abwesenheit dem General-Major von Grol - man, Commandeur der 3. Garde-Jnfanterie-Brigade, über- tragen worden.

WŒVayernu. München, 17. September. Zum Vollzuge der Reichsjustizgeseße sind heute weiter publizirt worden: eine Allerhöchste Verordnung, welche Be- stimmungen über die Behandlung des Depositenwesens bei den Gerichten in den Landestheilen diesseit des Rheins trifft, und eine Verordnung, welche die Behandlung der in Straf- sachen bei den Gerichten in Verwahrung kommenden Gegen- stände ordnet. Das Justiz-Ministerium erläßt ferner Bestim- mungen zur Ausführung der Gerichtsvollzieherordnung.

Bekanntlich ist der Generalsekretär des Staatsraths in Nuhestand getreten und sind die Nebenbeamten und Be- diensteten theils quiescirt, theils anderweitig verwendet wor- den. Die Geschäste dcs Generalsekretariats aber werden vom 1. Dftober an, auf Grund der Königlichen Verordnung über den Staatsrath, vom 3. August d. J., vom Staats-Ministerium des Jnnern besorgt, und es erwächst sonach für die Führung der Geschäfte des Staatsraths in Zukunft kein Staatsauf- wand mehr.! Erzie

« Sachsen - Coburg - Gorya. Coburg, 17, Septem- ber. (Dr. J.) Heute ist eine Mini sterialverordnung, betreffend die Bildung einer Strafkammer bei dem hiesigen Amtsgerichte, zur Publikation gelangt. Dieselbe wird gebildet für die Bezirke der Herzoglich jachsen-coburgishen Amtsgerichte in Coburg, Neustadt, Bodah, Sonnefeld und Königsberg in Pra sowie für die Bezirke der Herzoglich sachsen-meiningen- cen Amtsgerichte in Sonneberg, Steinach und Schallau. Dieser Strafkammer wird bis auf Weiteres zugewiesen: die Thätig- keit der Strafkammer des Landgerichts zu Meiningen als er- kennenden Gerichts erster Jnstanz und die Thätigkeit desselben Gerichts als erkennenden Gerihts in der Berufungsinstanz, soweit in der Beseßung mit 3 Richtern zu verhandeln und zu entscheiden ist. Diese Bestimmungen treten mit dem 1. Okto- ber d. F. in Kraft,

Hamburg, 17. September. (Hamb. Corr.) Ju der heutigen Bürgerschaftssißung gelangte eine Erwiderung und ein dringlicher Antrag des Senats, betreffend die Ver- fassungsangelegenheit, an die Bürgerschaft. Der Senat ertheilt darin den am 10. September d. J. von der Bürger- {ast gefaßten Beschlüssen in Betreff der Verfassungsrevision feine Zustimmung, so daß nunmehr der nah dem Geseße vom 19. Februar 1869 erforderliche, übereinstimmende Beschluß von Senat und Bürgerschaft vorliegt, und es nur noch der Bestätigung dieses Beschlusses auf dem in dem gedachten Ge- seze sub h vorgeschriebenen Wege bedarf. Was so- dann das von der Bürgerschaft gleichzeiti beantragte tran-

Per Geseß zu den §8. 28—30 der Verfassung 2. betrifft, |

o erklärt der Senat, er werde mit dem für den Zusammentritt der neu zu erwählenden Bürgerschaft und folgeweise für das eti rg der neuen Verfassung vorgeschlagenen Termine, owie damit, daß für die Zwischenzeit bis zu jenem Termine von einem Ersaße für die mit dem 1. Oktober d. J. aus der Bürgerschaft austretenden Vertreter abgesehen werde und daß die 88. 63 und 70 der Geschäftsordnung der Bürgerschaft dem entsprechend geändert werden, \ich einverstanden erklären kön- nen. Der Senat würde deshalb auch diesem transitorischen Geseße, wiewohl nur unter der Erklärung zustimmen können, daß er einen ausdrücklihen Beschluß des Inhalts, daß die Bürgerschaft auch nah dem Ausscheiden der bisherigen Ver-

treter des Gerichts die verfassungsmäßig ihr zustehenden Funktionen ausüben solle, keineswegs für erforderlich halte, dies vielmehr als selbstverständlich betrahte. Der Senat sei nämlich der Ansicht, daß die Aufhebung der bisherigen Ge- richte und das dadurch bedingte Ausscheiden der von diesen . Gerihten abgeordneten 14 Bürgerschaftsmitgliedern an und für si ledigli die Folge E könne, daß sofern diese FFrage nit anderweitig ihre Erledigung finde auf dem Wege der Geseßgebung, sei es vor, sei es nah dem 1. Okto- ber, Ersaß für die Ausscheidenden zu beschaffen sei, während er niht zugeben könne, daß die Bürgerschaft bis zur geseh- lihen Regelung der Érsaßfrage verhindert sein sollte, ihre verfassungsmäßigen Funktionen auszutiben. Da jedo von anderen Seiten eine andere rechtlihe Auffassung \ich geltend mache, ja, da selbst rechtlihe Zweifel dar- über erhoben werden, ob die Bürgerschaft ohne be- schafften E für die austretenden Richter nah dem 1. ODftober noch als verfassungsmäßig zusammengeseßt zu be- trachten sein würde, so s{chlägt der Senat vor, einen die ver- schiedenen Standpunkte gleihmäßig befriedigenden Ausweg durch eine vorgängige Besprehung von Kommissaren des Senats und der Bürgerschaft zu ermitteln. Der Senat be- antragt deshalb, wiewohl unter ausdrückliher Wahrung seines oben bezeihneten Standpunktes, daß eine Besprehungskom- miision, bestehend aus 3 Mitgliedern des Senats und 6 Mit- gliedern der Bürgerschaft eingeseßt werde, um unverzüglich darüber zu berathen und zu berichten, ob und eventue

welche Beschlußfassung der gescßgebenden Faktoren bei der gegenwärtigen Lage der Verfassungsrevision sich empfehle. Die Bürgerschaft stimmte diesem Antrage zu und ernannte die Kommissarien.

Oesterreich - Ungarn. Wien, 17. September. Aus Eisenerz, 15, d. M., wird der „Presse“ geschrieben: „Se. Majestät der Kaiser, der jedes zweite Jahr nah Radmer und Eisenerz zu kommen pflegt, um in seinen dortigen Leibgehegen auf Hohwild zu jagen, ist gestern in Radmer angekommen und hat sich mit seinen hohen Jagdgästen sofort nah dem Kaiserlihen Jagdschlosse Vorder-Radmer verfügt. Dort wird Se. Majestät der Kaiser drei Tage ver- bleiben und sih dann na Eisenerz begeben. Auf dem Pro- gramme der Jagden figuriren Gemsjagden, gemischte Jagd und Jagd auf Hochwild. Der Aufenthalt in Eisenerz ist gleichfalls auf drei Tage berehnet. Freitag wird Se. Majestät der Kaiser nah Wien zurückehren.“

Dem „Pest. Lloyd.“ wird von hier gemeldet: Zwischen den Handels-Ministerien in Wien und Budapest ist bereits eine Verständigung über jene Prinzipien erzielt, nah welchen das, auf Grund der Artikel 53 und 55 des Berliner Vertrages, zu errichtende Donau-Jnspektorat zu organisiren ist. Das Fnspektorat als Ueberwachungsorgan für die Donau oberhalb Galaß soll seinen Sig in Rustshuk haben und soll eine Kommission der Territorialmächhte unter dem Präsidium Desterreihs:-Ungarns sein. Das FJnspektorat soll das Recht haben, die Uebertreter des Stromreglements zur Verantwortung zu ziehen und zu bestrafen. Die un- mittelbare Ueberwahung *des Stromes wixd von der Kom- mission einem mit der Donauschiffahrt woßlvertrauten, fach- männis gebildeten Fnspektor übergeben, welhem das nöthige Dienstpersonal zur Verfügung gestellt wird. Das neue Strom- reglement für die Strecke von Galaß aufwärts wird im Sinne des Berliner Vertrages von der europäishen Donau- Kommission in fahgemäßem Anschlusse an das bestehende Reglement für die Strecke von Galay abwärts ausgearbeitet und den Uferstaaten als Gescy auferlegt.

19. September. (W. T. B.) Jn einer gestern bei dem Grafen Hohenwart abgehaltenen Konferenz der Führer der Fraktionen der Rechten, an welcher auch czechische und polnische Abgeordnete Theil nahmen, ist beschlossen worden, daß die gesammte Rechte als eine große organisirte Partei in das parlamentarische Leben eingreifen müsse und daß diese Organisation in der Vereinigung der ständigen Comités der einzelnen Klubs der Rechten Ausdruck zu erhalten habe. Einer Meldung der „Presse“ zufolge war ein Theil der Lokal- polizei von Nevesinje (orthodoxe Herzegowiner) nah Mon- tenegro übergetreten. Von dort ausgewiesen, organisirten \sih dieselben, steckten einige leer stehende Karaulas in Brand und geriethen mit einer österreichishen Compagnie in Konflikt, Die Militärbehörden von Mostar entsendeten Truppen zur Wiederherstellung der Ordnung.

_Pest, 16. September. (Pest. L.) Jn dem nah der Heimkehr des Minister-Präsidenten v on Tisza abzuhaltenden Ministerrathe wird zunächst das Budgetpräliminare definitiv festgestellt und werden die damit in Verbindung stehenden finanziellen Geseßentwürfe berathen werden. Das Budget ist bereits vollkommen zusammengestellt und wird durch den Finanz - Minister gleichzeitig mit anderen Vorlagen noch im Oktober, unmittelbar nah der Konstituirung des Bureaus und der Ausschüsse des Abgeordnetenhauses, eingereiht werden. Wie demselben Blatte aus Serajewo geschrieben wird, stellen sih die Staatseinnahmen in Bosnien und der Herze- gowina in diesem Jahre viel günstiger heraus, als man er- wartet hatte, so daß dieselben hinreichen dürften, die Ausgaben für die Civilverwaltung und die Gensd'armerie bis auf ein unbeträchtliches Defizit zu decken.

__ AMtederlande. Haag, 18. September. (W. T. V) Die Regierung hat die Geseyßentwürfe über die indi- schen Finanzeinkünste und über die Besteuerung der Besitz- thümer der todten enn zurückgezogen und einen Geseß- entwurf über die Accise auf Zucker eingebracht.

Großbritannien und Jrland. London, 17. Sep- tember. (Allg. Corr.) Ueber die Katastrophe in Kabul berichtet eine Reutersche Depeshe aus Simla, vom 16. d. M., nachstehende Einzelheiten: i

„Ein dem Guiden-Ccrps angehöriger Sowar (Kavallerist), Namens Taimur, der bei dem Angriff auf das britishe Gesantt- schaftsgebäude in Kabul am 3. ds, zugegen war und später entkam, langte gestern Morgen in Lundi-Kotal an. Er überbringt die fol- genden weiteren Einzelheiten über die Niedermeßelung Sir Louis Cavagnari's und der anderen Mitglieder der britishen Gesandtschaft: Das Dach des Gesandtschaftegebäudes war, da es von anderen Häusern beherrsht wurde, unhaltbar, und die Belagerten er- richteten außerhalb des Gebäudes einen Graben Gegcn 1 Uhr Mittags wurde Sir L. Cavagnari dur cinen Prellshuß an

der Stirn verwundet, Mr. JIenkyns, der ia der Gesandtschaft

während des Angriffs ankam, {rieb einen Brief an den Emir worin er um Hülfe bat. Die empfangene Antwort lautete : „Gott lenkt Alles; ih treffe Anstalten.“ Ein früheres Hülfegesuch Seitens Sir L. Cavagnari’'s war in ähnlicher Weise beantwortet worden Dem Sowar wurde gesagt, daß Lieutenant Hamilton drei Meuterer mit seinem Revolver ershossen und zwei mit dem Säbel getödtet habe. Er hörte auch, daß Dr. Kelly getödtet worden und daß Sir L. Cavagnari sih in dem Zimmer befand, welches von den Flammen ergriffen wurde und später einstürzte. Seine Leiche war nit ge, funden worden. Die anderen Offiziere der Escorte, drei an Zahl kamen in den Flammen um (f. u.). Ein anderer Sowar, der sein Leber gerettet hat, befindet sich in Kabul, ist aber an der Flucht verhindert Er saqte Taimur, die Fourageure befänden sich in Sicher, heit. Er habe dem Dr. Kelly, als derselbe verwundet wurde, bei, gestanden. Mr. Jenkyns habe den Emir ein zweites Mal um Hülfe ersucht, mit dem Bemerken, daß Sir L. Cavagnari verwundet wor- den. Der Träger des Briefes sei von den Meuterern in Stücke ge: hauen worden. Taimur habe sodann die Flucht ergriffen, sei aber ent- waffnet und eingesperrt worden. Es sei ihm indeß gelungen, zu ent- kommen. Bei Tagesanbruch am 4. September habe er das Gesandt. schaftêgebäude besuht und die Leiche des Lieutenants Hamilton über eine Bergkanone hingestreckt liegen sehen. Derselbe sei seiner Uni- form beraubt, aber nicht verstümmelt gewesen. Mr. Jenkyns befand sih dei Jahyah Khan. Taimur sah keine Truppen auf der Straße von Kabul nab Djellalabad und Dakka, und so weit er wußte, waren keine auf dem Marsche begriffen.“

Der Vizekönig von Fndien telegraphirt unterm 16. d. M. an das JFndische Amt:

Aus Kandahar wird unterm 15. d. M. Folgendes gemeldet; Privatbriefe aus Kabul theilen mit, daß nur drei Regimenter an dem Angriff auf die Gesandtschaft betheiligt waren; daß die Affaire anscheinend nit vorher geplant gewesen, und dur die Ent- täuschung dieser drei Regimenter, weil sie nur den Sold für einen Monat empfingen, entstanden sei, daß aber kein ernstliher Hülfever- such gemacht wurde, ausgenommen, daß andere Truppen an der Betheiligung an dem Angriff verhindert wurden.

Das Truppenschif|f „Malabar“ ging gestern von Portsmouth mit 40 Offizieren nah Bombay ab. Zn Queenstown nimmt es Ersaßmannschaften für zwanzig in Jndien stationirte Regimenter in einer Gesamntstärke von 1100 Unteroffizieren und Gemeinen auf. Der „Malabar“ hat Ordre, die Fahrt so {nell als möglich zurüczulegen, da die Ersaßmannschafien zur Verstärkung der Armee in Afghanistan dieneñ sollen.

18. September. (W. T. B.) Dem „Reuterschen Bureau“ wird aus Simla, vom heutigen Tage, gemeldet: Troß der Einwendungen des Emirs hat die Regierung von Fndien den General Stewart angewiesen, Truppen von Kandahar in der Richtung auf Ghuzni zu senden, um über die Aufrechterhaltung der Ordnung zu wachen. Die Regierung von Fndien hat noch keine authentischen näheren Mittheilungen über die Ursache des Angriffes auf den Siß der Gesandtschaft erhalten; ebenso wenig sind über die da: malige und spätere Haltung des Emirs oder über die gegen: wärtige Lage der Dinge in Kabul genauere Mittheilungen eingegangen. Die Leichname Hamiltons, Jenkyns und Kellys sind nicht verbrannt, sondern in der Nähe der Residenz der Gesandischaft beerdigt worden.

19. September. (W. T. B.) Earl Beaconsfield nahm gestern Abend an einem in Aylesbury veranstalteten Banket der landwirthschaftlihen Vereinigung von Buckinghamshire Theil und brachte bei dieser Ge- legenheit einen Toast auf die englischen Streitkräfte aus. Der Premier stellte hierbei einen Vergleich zwischen dem englischen Heere und den Heeren des Kontinents an, indem er auf die Verschiedenheit der Pflichten, welche ohne Zweifel dem englischen Heere und den Heeren des Kontinents oblägen, hin- wies. Das englische Heer sei dazu berufen, wenn sich die Veranlassung dazu bieten sollte, die Unabhängigkeit Europas zu vertheidigen; dasselbe habe diese Unabhängigkeit bereits mehr als einmal gerettet. Von der englischen Flotte glaube er, daß sie ihre Suprematie behaupten werde. Die Frei- willigen seien die Beshüßzer des heimathlichen Heerdes ; der Enthusiasmus erhöhe den Einfluß Englands în dem Rathe Europas. Sodann gedachte der Redner der von der landwirthschaftlichen Vereinigung erzielten Erfolge und betonte namentlich, indem er die gegenwärtige traurige Lage der Landwirthschaft einer Betrahtung unterzog, daß die Theorie, nah welcher die Einführung bäuerlihen Grund- besibes in England die landwirthschaftliche Krisis beseitigen werde, unhaltbar sei. Dieser Theorie gegenüber weise er darauf hin, daß es in Frankreich etwa 5 Millionen Landwirthe gebe, von denen jeder weniger als 12 Acres besißze. Troß der größeren Fruchtbarkeit des französishen Bodens produzirten die leinen Landwirthschaften per Acre nur halb so viel als die großen Landwirthshaften in England. Earl Beaconsfield empfahl schließlih ein freundschaftlihes Zusammenhalten der Landwirthe, um die gegenwärtig bestehenden Schwierigkeiten zu überwinden. Jm Laufe der Rede machte der Premier alta Anspielung auf die augenblicklichen politishen Ver- hältnisse.

Dem „Standard“ wird aus Alikh eil, von gestern, tele- graphirt: Nach einer hier eingegangenen Meldung ist in Herat ein großer Aufstand ausgebrochen ; die Truppen meuterten und richteten unter dem Personal der Behörden ein großes Blutbad an.

Dem „Reutershen Bureau“ sind aus Capetown, vom 2. d. M., über Kap Vincent nähere Mittheilungen über die Gefangennahme Cetewayo's zugegangen. Dieselben berihten , daß Lord Clifford , nahdem er in Erfahrung ge- bracht hatte, daß der König sich mit seinen Anhängern im Zustande vollster Erschöpfung in einem Kraal aufhalte , den Major Marter beordert , den Kraal mit Dragonern zu um- stellen. Cetewayo und seine Begleiter hätten si darauf ohne Widerstand gefangen gegeben und seien nah Ulundi trans- portirt worden, woselbst sie am 30. August eintrafen. Man werde sie von dort nach Greytown bringen ; die weiteren über dieselben getroffenen Bestimmungen seien noch unbekannt. Der Ober-Befehlshaber, General Wolseley, hat in einer Zusammenkunft der Zuluhäuptlinge denselben mit- getheilt, daß das Land in drei Paralleldistrikte eingetheilt werden würde, welche unter besonderen europäischen Residenten stehen sollten.

Adelaide (Südaustralien), 4. August. Die diesjährigen Einkünfte stellen sich 40 000 Pfd. Sterl. unter den Vor- anschlägen.

Perth (Westaustralien), 4. August. Das Budget für dieses Jahr weist ein Defizit von 35 000 Pfd. Sterl. auf. Zur Deung desselben soll eine Stempelsteuer eingeführt werden.

Türkei. Konstantinopel, 17. September, Man meldet dem „Pest. Lloyd“ von hier: Die Reise des englischen Bot- schafters nah Syrien steht, wie man in diplomatischen Krei- sen versichert, mit der Frage der Reformen in Klein-

asien in Verbindung, Mr. Layard will die Zustände im Aidiner Vilajet aus persönliher Anschauung kennen lernen und zugleich die Stimmung der Bevölkerung sondiren, wel che, wie die Pforte behauptet, jeder Reform abgeneigt sein soll. ürst Lobanoff-Rostovski geht mit längerem Urlaub nah

Kußland. Rumänien. Bukarest, 18. September. (W. T. B.) Jn

“der heutigen Sißung der Deputirtenkammer wurde ein

Antrag der Opposition, welcher die Vertagung der Kammer verlangte, bis die Regierung selbst eine Vorlage zur Aende- rung der Verfassung gemacht habe, mit 76 gegen 52 Stimmen abgelehnt. Die Vorlage der Majorität des Aus\chus}ses dürfte morgen zurückgezogen oder verworfen werden. Darauf wird das Kabinet seine Vorlage machen, welhe in der nächsten Woche zur Debatte gelangen wird, da dieselbe erst in den Sektionen berathen werden muß.

19. September. Der in der gestrigen Sißung der Deputirtenkammer eingebrahte Antrag auf Vertagung der Sihungen bis zur Vorlage eines Revisionsgesezes Seitens der Regierung war von Jonescu gestellt worden. Sodann forderte Carp die Majorität auf, ihren Geseßentwurf zurü- zuziehen. Der Minister Cogalniceanu erklärte, die Regierung fönne niht verlangen, daß die Majorität ihren Entwurf zu- rückziche; sollte leßtere dies aber thun, so wäre die Regie- rung bereit, einen Geseßentwurf vorzulegen; bis dahin sei die Kammer souverän und müsse die Debatte fort- geseßt werden. Der Vertagungsantrag wurde chließlich, wie bereits gemeldet , abgelehnt. Das Journal „Pressa“ schreibt, die Regierung habe in ihrem Programm drei Punkte als Grundlage für das Revisionsprojekt an- gedeutet und zwar 1) die Aufnahme des im Art. 44 des Ber- liner Vertrags enthaltenen Prinzips der Gleichberehtigung der religiösen Bekenntnisse in die Verfassung: 2) die An- wendung desselben durch Ertheilung des individuellen Jn- digenats und 3) die Bestimmung ernster Bürgschaften hin- sihtlih des Grundbesißes. Dies sind, wie das genannte Blatt weiter ausführt, die versprochenen Grundlagen. Sie werden auch dem Projekte als Basis dienen, welches die Regierung dem Parlamente vorlegen wird. Die Regierung kündigt an, daß sie die von dem früheren Ministerium vorgeschlagene kategorienweise Naturalisirung ausschließen und fih dagegen von der Nothwendigkeit leiten lassen werde, nunmehr den Artikel 44 des Ber- liner Vertrags in Anwendung zu bringen, um Europa sagen zu können, daß Rumänien den Vertrag ausgeführt habe, und um von Europa auf Grund dieses Vertrages die Zurül- weisung der exorbitanten Ansprüche der „Alliance Israelite“ zu verlangen. Das gegenwärtige Kabinet war der Meinung, daß das System der Namenslisten zum Ziele führen werde; wenn die Opposition dagegen eine andere Lösung vorzuschlagen habe, so glaubt die „Pressa“ nicht, daß die Regierung an den Listen festhalten werde.

Serbien. Belgrad, 14. September. Der „Pol. Corr.“ wird von hier geschrieben : Der ausgezeihnete Empfang, welcher dem Fürsten Nikolaus von Montenegro als Gast S. Majestät des Kaisers Franz Joseph sowohl während seiner Anwesenheit im Lager von Bruck als in der gastfreundlichen Residenzstadt Wien zu Theil geworden is, hat in hiesigen Regierungskreisen die Frage aufs Tapet gebracht, ob nicht dem Fürsten Milan nah seiner bevorstehenden RNüdkehr aus Nisch eine gleiche Exkursion nah Wien zu empfehlen sei. Wie nun verlautet, beabsichtigt die Regierung, bei dem Fürsten zu beantragen, daß derselbe noch in diesem Herne na Wien reise, um - dem Monarchen von Oesterreih-:Ungarn für feine Unterstüßung bei der Regeluhg der neuen Grenzen Serbiens persönlich seinen Dank auszusprehen und durch seine Anwesenheit A Oen Die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Desterreih:Ungarn und Serbien zu befestigen. Minister-Präsident Ristic soll den be- treffenden Gedanken angeregt haben. Fürst Milan übersiedelt mit der Fürstin Natalie, dem Erbprinzen Alexander und dem ganzen Hofftaate am 25. d. M. von Nish nah Belgrad, wo gegen Ende September Fürst Alexander von Bulgarien zu einem mehrtägigen Besuche eintrifft. Für den Empfang und die Festlihkeiten während des Aufenthalts des hohen Gastes werden schon jeßt Vorbereitungen sowohl von der Gemeinde- vertretung, als von der Regierung getroffen. Nach der Nück- kehr des Fürsten nah Belgrad dürfte bald eine Entscheidung über die Beseßung des serbishen Gesandtschaftspostens in Wien erfolgen.

Amerika. Washington, 16. September. (Allg. Corr.) Die Republikaner in Massachusetts haben Mr. John D. Long als Kandidaten für den Gouverneursposten des Staates aufgestellt. A

New-York, 18, September. (W. T. B.) Die Re- gierung hat die Zusammenziehung von Truppen in Neu-Mexiko befohlen, wo neuerdings von den Jndianern Grausamkeiten verübt worden sin i __ Der Präsident Hayes hat si in einem Meeting in Detroit dahin geäußert, daß die statistishen Erhebungen einen beträchtlihen Auf\chwung des Handels und der Industrie in den Vereinigten Staaten nachwiesen. Er glaube diesen Erfolg der Thatkrast der Nation, welche dur die Wiederaufnahme der Baarzahlungen unterstüyt worden sei, zuschreiben zu dürfen, und gebe si der Hoffnung hin, daß der jeßt herrshende Wohlstand ein dauernder sein werde. Der Präsident betonte namentlih die Nothwendigkeit der vollkommenen Tilgung der Staatsschuld, ein Ziel, welhes in 33 Jahren zu erreichen sein werde.

Statistische Nachrichten.

Nah Mittheilung des st atistishenBureaus der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 7, Septeînber bis inkl. 13. September zur Anmeldung ge- kommen : 163 Gheschließungen, 858 Lebendgeborene, 32 Todtgeborene, 567 Sterbefälle.

Dem Statistishen Jahrbuch für das Königreich Saw en (1880) E wir noch folgende Daten: Der Konsum an Rinde und Schweinefleisch betrug im Königreih Sachsen 1876 705 779 Ctr. Rind- und 944 399 Ctr. Schweinefleish oder 25,6 bezw. 34,2 Pfund pro Kopf der Bevölkerung, 1877 632488 Ctr. 35,2 Peer 974107 Ctr. Schweinefleish, pro Kopf 22,9 bezw. S und,

An Gastwirt aften waren vorhanden am 1. Januar 1870 4048, 1878 4425 A Lehe 377 = (a. 9%; Schankwirth- haften 7048 bezw. 10593 oder + 3545 = 50%; Spirituosen-

Kleinhandlungen 5066 bezw. 5811 oder +745 = 15 %%; im Ganzen 16 162 bezw. 20 829 (+ 4667 = 30 9/9) derartige Anlagen.

An Sparkassen bestanden im Jahre 1878 168; bei denselben fanden im Jahre 1878 645 315 Einzahlungen (38 614 mehr als 1877) statt im Betrage von 75 974 931 4 (—— 863 §49 A) und 513 080 (— 233) Rücfzahlungen im Betrage von 74517073 M (+ 878044 M). Im Regierungsbezirk Zwickau waren die Rück- zahlungen (23 950 010 46) stärker, als die Einzahlungen (23 929 17346). Im Jahre 1848 waren nur 43 Sparkassen mit 74144 zu honorirenden Konten vorhanden, im Jahre 1877 dagegen 168 Kassen und 794243 Konten. Der Durchschnittswerth eines Sparkassenbuchs war 1848 136,05 4, 1877 370,02 4. Auf den Kopf der Bevölkerung kam ein Durchschnittsguthaben 1848 von 9,33 M, 1877 von 102,66 M; 1 Sparkassenbuch kam im Jahre 1848 auf 25,55, im Jahre 1877 auf 3,60 Einwohner.

Der Landrentenbank sind in der 443 jährigen Zeit ihres Bestehens vom 1, Januar 1834 bis Michaelis 1878 451 716 ein- zelne Landrenten im Gesammtjahret betrage von 3 427 539 M über- wiesen worden, deren 25 facher Betrag mit 85 688 466 M. den Werth dieser Renten zur Zeit ihrer Uebernahme oder das Nominal- Aktivkapital der Landrentenbank darstellte. Von jenen Land- renten sind inzwischen 127 005 & durch Kapitalzahlung wieder ab- gelöst worden, so daß Michaelis 1878 die Jahreseinnahmen an Renten noh 3 300 534 M. betrugen u..d das Nominal-Aktivkapital sich bis auf 82513 351 / vermindert hat; der Effektivwerth (der Zeitwerth der uno laufenden Landrenten) betrug noch 55 396 784 M. Der ursprünglihe Werth der der Landrentenbank überwiesenen Landrenten ist den früher Berechtigten mit 83 585 925 4. in Land- Rentenbriefen (und 2 102 541 4 baar) überwiesen worden; von dieser Schuld sind 28 415 625 #4 Landrentenbriefe bereits ein ezogen, und belief sih die Schuld zu Michaelis 1878 noch auf 55 245 000 (6 Die Verzinsung derselben nimmt 1841500 4 in Anspruch, so daß von der Jahreseinnahme noch 1 459 034 4. jährlich zur Tilgung bleiben (2,6412 9/6). Bis Michaelis 1878 sind 33,9063 9/4 der Schuld ge- tilgt worden. Seit 1858 werden alljährlich 780 000 X Landrenten- briefe auf Grund der Ausloosung getilgt, mit dem Rest der Mittel aber Landrentenbriefe zum Tagescourse angekauft.

Die im Jahre 1862 eröffnete Landeskulturrentenbank war ursprünglih auf die Beschaffung von Anlagekapitalien zu ge- nossenshaftlihen Wasserlaufsberihtigungen und landwirthschaftlichen Ent- und Bewässerungsanlagen beschränkt, seit 1872 aber au auf die Beschaffung von Kapitalien zu Ortsentwässerungsanlagen und zur ersten Herstellung bauplanmäßiger Ortsstraßen ausgedehnt. Bis Ende 1878 waren 2995 einzelne Landeskulturrenten im Gesammtbetrage von 296 803 Æ (38 genossenshaftlihe Wasserlaufsberichtigungen mit 974 Renten im Gesammtjahreëbetrage von 36470 4; 810 Tandwirthschaftlihe Ent- und Bewässerungeanlagen mit 1263 Renten im Jahreëbetrage von 219 392 A und 30 Octsentwässerungs- und Straßenanlagen mit 758 Renten im Jahresbetrage von 40 946 M) überwiesea worden. Der zwanzigfahe Betrag dieser Renten mit 9936 163 M stellt das Nominal-Aktivkapital der Landeskulturrenten- bank dar, welches bis Ende 1878 in 2995 einzelnen E mit 5522 400 / in Landeskulturrentensheinen und 413768 M. baar gewährt worden i, Von den der Bank überwie- senen Renten find inzwischen 701448 # durch Kapitalzah- lung wieder abgelöst worden, so daß sih die Jahreseinnahme an Landeskulturrenten Ende 1878 auf 289 793,92 A und das Nominal-Aktivkapital auf 5795 878 A vermindert hat; der Zeit- werth der laufenden Renten betrug Ende 1878 5 242 015,47 4. Von den Rentenscheinen sind bis Ende 1878 685 200 (6 aus dem Verkehre zurückgezogen, so daß noch 5 250 900 Æ darin verblieben. An Zinsen lind jährli 4%) 210 036 4 erforderlih, von der Jahresein- ans T daher 79 757,92 M. zur Tilgung der Schuld übrig

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Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Der unmittelbare, Prozeßbetrieb durch die Parteien, wie er sich aus den neuen Justizgesezen ergiebt, erfordert nicht richterliche Zustellungs- und“ Vollstreckungsbeamte (Gerichtsvollzieher), welchen eine selbständigere Stellung eingeräumt ist, als den seitherigen Ge- rihtsdienern und Erekutoren, und zwar in dem Sinne, daß sie nicht mehr nur nach Maßgabe der ihnen für den einzelnen Fall ertheilten Weisungen des Gerich1s handeln, vielmehr die ihnen von den Pro- zeßparteien ertheilten Aufträge selbständig nah den Vorschriften des Gefeßes unter eigener Prüfung ihrer Zulässigkeit und eigener unmittelbarer Verantwortlihkeit gegen den Auftrag- geber auszuführen haben. Eine im Verlage von Chr. Lim- barth in Wiesbaden erschienene Schrift: „Der nftige deutsbe Gerichtsvollzieher, scin Wirkungskreis und seine dienstliche Stellung, ein Handbuch für den praktischen Gebrauch nebst Anhang, betreffend die besonderen Dienst- und Geschäftsverhältnisse des Gerichtsvollziehers in Preußen; aus den Reichsjustiz-Geseßen unter Benußung von amtlichen Motiven und Kommissionsberichten des Reichstags zusammengestellt und erläutert von H. Klein- \chmidt“ bezweckt, den Gerichtsvollziehern, Sale, Gerichts- exekutoren und Boten, sowie. überhaupt Personen, welche sich dem Gerichtsvollzieherdienste widmen wollen, ferner diejenigen Postbeamten, welche nah §8. 176, 178 der C. P. D. gleich den Gerichtsvollziehern, Zustellungen zu bewirken haben, Gelegenheit zu bieten, sich mit ihren dienst- lihen Obliegenheiten und der Stellung der Gerichtsvollzieher vertraut zu machen. Es sind in dem Buche die diesbezüglichen, in den Ge- jeßen enthaltenen Bestimmungen zusammengestellt und mit Grläute- rungen aus den Geseßesmotiven versehen. Das kleine Buch dürfte auch für den Geschäftsmann, der die Thätigkeit des Gerichts- vollziehers in Anspruch zu nehmen hat, ein Leguemes Handbuch sein. Weiter ist jeßt in demselben Verlage und von demselben Verfasser als Fortseßung der oben genannten Schrift ein Bändchen heraus- gegeben worden, welches die allgemeine deutsche Wechsel- ordnung, wie dieselbe vom 1, Oktober d. J. ab mit den dieselbe ergänzenden und abändernden Bestimmungen der Einführungsgeseße der Bundesstaaten und der deutschen Reichs8geseßze Geltung hat, sowie das deutsche e S in der vom 1, Juli 1879 geltenden Fassung nebst einem Wechsel tempelsteuertarif enthält. Die kleine Schrift ist in erster Reihe als ein Hand- und Lehrbuch des deutshen Wechselrechts und des deutshen Wechsel- stempelsteuergeseßes in d.r Form, in welcher dieselben vom 1. DÈ- tober bezw. 1. Juli 1879 ab Geltung haben, für Gerichtsvollzieher und Gerichtsschreiber bestimmt, wird aber auch dem Handelsstande von Nutzen sein. Die Bestimmungen aus den deutschen Reichsjustiz- gesehen, aus dem deutshen Handelsgeseßbuche, Strafgeseßbuche und aus den Einführungêgeseßzen der Bundesstaaten, welhe mit dem Wechselrehwte in engerem Zusammenhange stehen, find als Zusäße den Artikeln der Wechselordnung und den Paragraphen des Wechselstempelsteuergeseßes beigedruckt. Ebenso sind eine große An- zahl bemerkenswerther wechselrechtliher Entscheidungen der obersten Gerichtshöfe als Zusäße beigefügt. Schließlich ist außer den Erklä- rungen der im Wechselverkehr vorkommenden Wechselarten, Personen, Handlungen und Ausdrücke noch eine Anleitung zur Aufnahme von Wechselprotesten nebst Mustern mannigfaher Art zu Wechseln und Protesten aufgenommen, welche das Verständniß und die Anwendung der Wechselordnung erleichtert. Jn weiterer Fortseßung dieses Buches verspriht der Verfasser das gesammte Material, welches der Ge- rihtsvollzieher zu seiner Ausbildung und zur Ausübung seines Be- rufes bedarf, zu bringen. ;

Von dem im Verlage von Theobald Grieben hierselbst er- \{hienenen Werke: „Kaiser Wilhelm und Fürst Bismardck, eine Geschichte ihres Lebens und“ ihrer Politik von Dr. N. Hoder, zweite umgearbeitete und erweiterte Auflage“, sind nunmehr die Lie- ferungen 8 bis 15 ershienen und damit auch diefe zweite Auflage des empfehlenswerthen Buches, dessen wir bereits bei dem ersten Er- \ceinen lobend Erwähnung gethan, abgesch{lossen.

Jn den vorliegenden neuesten Lieferungen (37 und 38) des illustrirten Werkes „Ünser Vaterland“ (Verlag der Gebrüder Kröner. in Stuttgart) wird die malerishe Wanderung dur

Kärnten fortgeseßt, nnd zwar durch das Möllthal, unter Führung yon A. von Rauschenfels, durch das Lieserthal, das Malta-, das Pôöllathal, nach Villa und von dort dur das Canalthal und das Gail- thal, unter Führung von Friß Pichler. Die Ausbeute an \{chönen, den Text begleitenden Ansichten auf diesen Touren ift eine außerordentlich reiche. Außerdem liegen, ohne Beziehung zum Texte, den neuesten Nummern folgende große Kunfstblätter bei: Waldpartie am Buch- stein, Admont und Schloß Röthelstein, Partie vom Dachstein, und Ossiah, sämmtlih von R. Püttner.

Gewerbe und Handel.

Der erste Getreide- und Saatenmarkt in Lemberg hat vorgestern, wie man der „B. Börs. Ztg.“ \{reibt, unter Theil- nahme von fast 900 Mitgliedern stattgefunden. Es wurde zuvörderst von der landwirthschaftlihen Gesellschaft der Bericht Über die Ernte in Galizien erstattet und konstatirt, daß das Ernte- resultat ein wesentlich besseres sci, als man nochþ am Wiener Saaten- markt annahm. Die Geschäfte nahmen, obgleich sehr große Quan- titäten von galizishem, russishem und rumänishem Getreide zu ver- kaufen waren, noch keine großen Dimensionen an, indessen ift die Einrichtung des Saatenmarktes in Lemberg der erste Schritt, um den galizischen Getreideverkehr in regelmäßigere Bahnen zu lenken.

Ans Gelsenkirchen gehen der „B. Börs. Ztg.“ die ersten erwähnenswerthen Nachrichten über eine Besserung im Kohlen- ge\{chäft zu. Es mag hierzu der Umstand beitragen, daß der Kohlen- erport nach Hamburg seit dem 1. September in Folge der einge- tretenen Tarifermäßigung wieder einen größeren Aufschwung nimmt, nachdem dieser Export im verflossenen Monat im Hinkblick auf die bevorstehende Frachtherabseßung eine wesentliche Abschwächung er- fahrer hatte; außerdem weiß man, daß regelmäßig von dieser Zeit an für einige Monate das Kohlengeschäft sih etwas lebhafter als in den übrigen Monate des Jahres zu gestalten pflegt; es zeigen sih jedoch heute immerhin einzelne Symptome, die dèr Hoffnung Raum geben, daß man es hier mit einer Besserung von längerer Dauer zu thun hat, zumal der heimische Eisenmarkt, wie die {hon von einer ganzen Reihe von Etablissements getroffenen Maßnahmen erkennen lassen, sich voraus\ihtlich in nicht allzu langer Zeit der steigenden Bewegung der mit amerikanishen Kaufordres reichlich versehenen schottischen und englischen Märkte anschließen wird.

Nürnberg, 17. September. (Hopfenmarktbericht von Leo- pold Held, Hopfen-Kommissionsgeshäft.) Wie vorauszusehen war, hat der Hopfenmarktverkehr mit Beginn dieser Woche einen größeren Umfang angenommen, namentlich die Zufuhr von auswärts at eine bedeutendere Zahl erceiht. Die Käufer verhielten sich jedoch etwas zurückhaltend, so daß die Preise der Mittel- und geringen Sorten um einige Mark zurückgingen. Gute trockene Hopfen hatten dagegen keine Preisreduktion zu erleiden. Am gestrigen Markte wurde ein punag von 600 Ballen erzielt, heute wurden ca. 20) Ballen ver- kaust. Die Notirungen lauten: Marktwaare 145—180 4, Gebirgs- bopfen 170—210 4, Haliektauer 190—210 A, mittel 160—185 M, Württemberger, gut 190—220 4, mittel 160—185 4, Badische 180—220 M, Posener 170—210 4, Oberösterreichisher 160—180 4, Altmärker 95—140 Die Stimmung ist ruhig, das Wetter für das Trocknen sehr günstig.

Berlin, den 19. September 1879.

Geschichte des Pommerschen Füsilier-Regiments Nr. 34 nebst geschichtlichen Mittheilungen über das Königlich Schwedische Leib - Regiment „Königin“. Auf Befehl des Regiments zusammengestellt von Thieme, Hauptmann und Compagnie - Chef im Pommerschen Füsilier - Regiment Nr. 34. Berlin 1879. Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Königliche Hofbuchhandlung. Preis 6 M. Die vorliegende Arbeit fügt sih als ein werthvolles Glied ein in die sich immer mehr vervollständigende Reihe der Geshichtswerke über die einzelnen Regimenter der preußischen Armee. Aus s{wedischen Diensten brachte das Stamm-Regiment, das Leib-Regiment der Königin, eine lange ruhmreiche Geschichte mit in das preußische Regiment. Als Andenken hieran trägt heute noch das Offiziercorps und das 1. und 2. Bataillon an dem Helm die Inschrift: „Für Auszeichnung dem vormaligen Königlih s{chwedischen Leib-Regiment Königin.“ Noch durch Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 22. November 1877 ist diese Inschrift, welhe in den Fahnentüchern der eben genannten beiden Bataillone enthalten war, durch Verleihung von Bol en aptero erneuert worden. Mit Recht i daher die Geschichte _des Schwedischen Leib - Regim-:nts Königin als eine Vorgeschichte des Pommerschen Füsilier - Regiments Vir. 34 zu betrach- ten und an der Spiße des vorliegenden Buches gebracht worden. Veber die Gründung des Schwedischen Leib-Regiments der Königin weichen die Angaben von cinander ab. Der Verfasser nimmt das Jahr 1720 als das Stiftungsjahr d:8 genannten Regiments an. Dasselbe wurde durch die im Jahre 1719 zur Regierung gelangte Königin Ulrike Eleonore aus dem Westgothischen und dem Upländer Fünfmänner-Regiment gestiftet und 1400 Mann stark nah Pommern verlegt. In Stralsund und Greifswald garnisonirend und sich vor- zugêweise aus den damals \{chwedis{en Provinzen rekrutirend, führten das Leib-Regiment und das Regiment Gngelbrechten (jeßt Füsilier-Regiment Nr. 33) den Namen „Deu.she Regimenter“ und wurden auch in der Regel gemeinschaftlih verwandt. Nachdem im Jahre 1815 Schwedish-Pommern und Rügen preußisch geworden, wurden beide Regimenter am 23. Oktober 1815 durch den \{chwe- dischen Bevollmächtigten ihres Eides entlassen, der Krone Preußen übergeben und durch den preußischen Bevollmächtigten vereidigt. Durch Allerhöchste Kabinetsordre vom 13. Dezember 1815 wurde aus beiden Regimentern, da sie beide noch nicht die Stärke eines Linien-Infanterie-Regimentes der preußischen Armee erreichten, nur ein Regiment und zwar das 33. formirt, Aus diesem Regiment wurde dann in Folge Königlicher Kabinets- ordre vom 3. März 1820 das 34, Irfanterie- (2. Reserve-) Regi- ment. Das Jahr 1833 brachte dem Regiment die Versczung von Stralsund nah dem Rbein, an dessen Ufern es 37 Jahre verbleiben sollte. Nah Allerhöchster Kabinetsordre vom Januar 1833 schied das Negiment aus dem direkten Verbande des 11. Armec-Corps und trat als abkommandirt zum VIII, Armee-Corps, 15. Division, 15. Bri- gade. Die neuen Garnisonen, welche die Bataillone Anfang A erreihten, waren: Stab und 1. Bataillon Aachen, 2. Bataillon Jülich, welchwe Garnisonen das Regiment am 9. Februar 1852 zunächst mit Trier und am 1. April 1854 mit Mainz vertaushte, Jn Aus- führung der Armee - Reorganisation fand am 3, März 1866 die Formirung des Füsilier - Bataillons statt, nah deren Beendigung das Regiment im März als preußischer Antheil der Friedensbesaßung der Bundesfestung nah Raftait verseßt wurde, Nachdem die Reorganisation der Armee beendet war, erhieltcn die Truppentheile neue Benennungen, bei denen theils ihre Vorgeschichte und der Ursprung des Regiments, theils ihre besondere taktishe Be- stimmung ins Auge gefaßt wurde. Es erhielten in Folge dessen die Reserve-Regimenter Nr. 33 bis 40 den Namen Füsilier-Regimenter und speziell unser Regiment den des „Pommerschen Füsilter-Regi- ments Nr. 34,“ Das seitherige Füsilier-Bataillon erhielt die Be- zeichnung „2. Bataillon“. Nach der eingehenden Schildérung der das Regiment betreffenden, eben kurz \kizzirten Ereig- nisse während der Friedensjahre, wendet sich der Verfasser, da das Regiment nicht berufen war, an dem Kriege von 1864 Theil zu nehmen, dem Berichte über die Theilnahme des Regiments an dem Feldzuge von 1866 zu. Das Regiment ward der Elb-Armee unter dem Kommando des Generals v. Herwarth zugetheilt, doch hatte der rashe Gang der Ereignisse dem Regimente nicht ge- stattet, einen direkten Antheil an den Kämpfen der Elb- Armee, auch_ niht an dem Siege von Königgräß, zu nehmen.

Nach der Friedensratifikation vom 830. August warde dem