1879 / 222 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 22 Sep 1879 18:00:01 GMT) scan diff

mäßiger Dürftigkeitsatteste die Wohlthat der Stundung des Hono- rars für die Vorlesungen in Anspruch zu nehmen beabsichtigen oder um ein akademishes Stipendium sih bewerben wollen, bemerken wir, daß nah neueren geseßlichen Vorschriften derartige Gesuche bei Ver- meiduna der Nichtberücksichtigung, und zwar die Stundungsgesuche innerhalb der ersten Woche und die Gesuche um Verleihung eines Stipendiums innerhalb der ersten vierzehn Tage nah dem ge- feßlichen Anfange des Semesters von den Petenten in Person ein- gereiht werden müssen, und daß von denjenigen Studirenden, welchen die Wohlthat der Stundung bereits zuerkannt worden ist, unter dem Präjudiz des Verlustes ihrer Berehtigung von dem erhaltenen Stun- dungsscheine innerhalb der ersten Woche nach dem geseßlichen An- fange des Semesters bei der Quästur Gebrauch gemacht werden muß. Bonn, den 20. September 1879. - Rektor und Senat : A der Rheinischen Friedrih-Wilhelmê-Universität.

* Il,

Die Immatrikulation für das bevorstehende Studien-Semester findet vom 2. Oktober c. an bis auf Weiteres statt. Behufs der Immatrikulation haben 1) diejenigen Studirenden, welche die Uni- versitäts-Studien beginnen, insofern sie Inländer sind, ein vorschrifts- mäßiges Schulzeugniß und, falls sie Ausländer sind, einen Paß oder n ausreichende Legitimationépapiere, 2) diejenigen, welche von anderen Universitäten kommen, außer den vorstehend bezeichneten Papieren no ein vollständiges Abgangszeugniß von jeder früher be- suhten Universität vorzulegen. Diejenigen Inländer, welche keine Maturitätsprüfung bestanden, beim Besuche der Universität au nur die Absicht haben, sich eine allgemeine Bildung für die höheren Lebenskrei]e oder eine besondere Bildung für ein gewisses Berufsfach zu geben, ohne daß sie sich für den eigentlichen gelehrten Staats- oder Kirhendienst bestimmen, können auf Grund des 8. 36 des Regle- ments vom 4. Juni 1834 nur nach vorgängiger, ihnen bierzu Seitens des Königlichen Universitäts-Kuratoriums ertheilter Erlaubniß im- matrikulirt werden.

Bonn, den 20. September 1879. :

Die Immatrikulations-Kommission.

Nichtamtliches. Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 22. September. Se. Majefst ät der Kaiser und König begaben Sich, wie „W. T. B. aus Straßburg meldet, am Sonnabend Vormittags 91/4 Uhr

u Wagen bis in die Gegend von Musau, stiegen dort zu ferde und wohnten dem Corpsmanöver bis zum Schlusse bei, welcher gegen 11/7 Uhr erfolgte. Das Manöver war vom schönsten Wetter begünstigt. De Majestät die Kaiserin und Königin, sowie Jhre Königliche Hoheit die Großherzogin von Baden folgten dem Manöver gleichfalls in einem sechsspännigen Wagen. Nach dem Schlusse des Manövers wurden JFhre Ma- jestäten bei dem Dorfe Wiwersheim durch die Bürgermeister, Geistlihen und Lehrer des ganzen Kreises ehrfurhtsvoll be- rüßt. Die Jungfrauen und Schulkinder überreihten Blumen- träuße und rihteten Bewillklommnungsansprahen an Jhre Majestäten. Die Orte Wiwersheim, ODffenheim, Stüßheim, Oberhausbergen und Kronenburg, welche ber Kaiser und die Kaiserin auf der Rückfahrt berührten, waren mit Blumen und Kränzen sowie mit deutschen und elsässishen Fahnen ge- schmüdckt; an mehreren Stellen waren Triumphbogen mit den Kaiser willkommen heißenden Fnschristen errichtet; von den Thürmen tönte Glockengeläute, und laute Hohrufe der am Wege versammelten Bevölkerung begleiteten Jhre Majestäten bis Me E A Q Us aier b f Six aiofiät h uts achmittags r fand bef elch ntg O A

; : mf See nul, zu Welchem die Spißen der ein Diner "ddie die Mitglieder des Reichstags und des Bezirkstags und andere Notabeln geladen waren. Bei dem Diner brachten Se. Majestät der Kaiser folgenden Toast aus :

„Ich trinke auf das Wohl der Reichslande Elsaß-Lothringen, welhe Mich \{chon zum zweiten Male und namentlich in ihrer Haupts‘adt Straßburg auf einc so freundliche Art empfangen haben Ihnen, Herr Ober-Präsident von Moeller, danke Ih um so herz Ticher, als Sie den Grund zu diesen Gesinnungen durch Ihre Ad- ministration in einer Weise gelegt haben, daß Jh boffen kann, daß dieselben auch in der Zukunft sih erbalten und bewähren. Die Reichélande Elsaß-Lothringen und ihre Hauptstadt Straßburg, sie leben hoh!“

Am Abend empfingen Se. Majestät der Kaiser eine Depu- tation der Stadt Straßburg, welche Allerhöchstdemselben eine zur Erinnerung an den ersten Besuch Sr. Majestät, im Mai 1877, geprägte Medaille überreihte. Die Deputation bestand aus denselben Herren, die den Kaiser damals am Bahnhofe begrüßt hatten. Der Bürgermeister Back wies im Eingang seiner an den Kaiser gerihteten Ansprache auf die alte Sitte der Reichsstadt hin, zur Erinnerung an wichtige Ereignisse Denkmünzen prägen zu lassen, und bat den Kaiser, die gegen- wärtige Medaille huldvoll entgegen zu nehmen. Se. Majestät der Kaiser waren sihtlich auf das Freudigste überrascht, dank- ten in huldvoller Weise und wiederholten, daß es allerdings ein wihtiger Moment gewesen sei, der Jhn jenes erste Mal in die Hauptstadt des Elsasses geführt habe. Es seien allerdings \{hmerzlihe Erinnerungen, die hier zu über- winden seien, für die Stadt und für das Land, die von einem großen Ganzen losgelöst worden, Seinem Wunsche und Seinem Sinne entsprehe es, wenn dieser Uebergang sich in mildester Art vollziehe, und wolle Er nur bemerken, daß die nunmehr kommende Regierung in demselben Sinne gehand- habt werden würde. Dafür ns die Persönlichkeit des künf- tigen Statthalters. Wenn derselbe au nicht in der Verwal- tung groß geworden sei, habe er sich do in einer ähnlichen Stellung in Schleswig bereits bewährt, Zum Schluß be- auftragten Se. Majestät den Bürgermeister, der Bevölkerung für den Fhm und der Kaiserin zu Theil gewordenen und außer- N erfreuenden Empfang den Allerhöchsten Dank aus- zusprechen.

Qu der von dem General von Fransecky in den Räumen des Vffizierkasinos zu Ehren Jhrer Majestäten gegebenen Soirée waren das fange Gefolge Sr. Majestät des Kaisers und die fremden Gäste, sowie die Spißen der Militär- und Civilbehörden von Straßburg geladen. Jhre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin ershienen um 9 Uhr, der Kaiser, die Generalin von Wranseo führend, die Kaiserin am Arme des verein tp Ube ransely. Jhre Majestäten verweilten bis egen L;

Gestern, Sonntag, Vormittags 9 Uhr, machte Zhre Majestät die Kaiserin, am Arme Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs von Baden und in Begleitung Jhrer Königlichen Hoheit der Großherzogin von Baden, einen Spaziergang durch die Stadt.

Um 11 Uhr wohnten Jhre Majestäten dem Gottes- dienste in der Thomaskirhe bei. Se. Majestät der Kaiser begaben Sih in offenem Wagen zur Kirche. Der Gottesdienst wurde durch einen Gesang des Männer-Gesang- vereins eingeleitet, welcher einen Psalm von Palestrina vor- trug; die Liturgie und das Gebet verrichtete der Divisions-

farrer Scharff. Der vom Oberpfarrer Steinwerder gehaltenen Predigt war eine Stelle aus dem 6. Kapitel des. Evangeliums Matthäi als Text zu Grunde gelegt.

Nach dem Gottesdienst ging der Festzug der Landleute des Kreises Erstein vor sih, der von allen für die Anwesen- heit Jhrer Majestäten veranstalteten Festlichkeiten die er- hebendste war. Die jugendliche Bevölkerung des Kreises Erstein hatte in einem sehr stattlihen Zuge am Weißthurm- thore Aufstellung genommen. Der Zug wurde eröffnet dur berittene Musiker in altbäuerlicher Tracht, welchen 130 statt- lihe Reiter auf \{hönen Pferden folgten; an die Reiter schlossen sich 32 mit 4 und 6 Pferden bespannte Wagen, auf welhen etwa 450 Mädchen der Orte des Kreises in ihren Volkstrahten Plaß genommen hatten. n dem Zuge befanden sich außerdem noch die Musikcorps von Erstein und JZllkirh. Der Zug bewegte sich im

ickzack durch die Hauptstraßen der Stadt nach der

ohnung des Kaisers im Präfekturgebäude. Nach der Ankunft daselbst begaben sih der Kreisdirektor Böhm und eine aus dem Reichstagsabgeordneten Rad (Benfeld), 5 Bürger- meistern und 8 Mädchen in der elsässer Volkstracht bestehende Deputation zu den Majestäten, um Allerhöchstdieselben Namens des Kreises zu begrüßen. Jhre Majestäten dankten huldvoll und rihteten freundlihe Worte an alle Mitglieder der Depu- tation, namentlich wurden die der Deputation angehörigen Mädchen von Jhrer Majestät der Kaiserin durch Ansprachen beehrt. Nachdem hierauf Jhre Majestäten mit Sr. Kaiser- lihen Hoheit dem Kronprinzen, Jhren Königlichen Hoheiten dem Großherzog und der Großherzogin von Baden und den anderen Fürstlihen Personen Sih auf die Terrasse vor dem Präfekturgebäude begeben und vor der Balustrade Pras genommen hatten, erfolgte das Passiren des Festzugs. Die Reiter zogen unter enthusiastishen Hochs auf die Majestäten vorüber, die Mädchen winkten den Mazjestäten ebenfalls unter Hohxufen mit den Taschentüchern ihre Willkommengrüße zu. Auch die massenhaft versammelten Zuschauer stimmten in die Hohrufe mit ein. Der Festzug begab sich dann nach dem „Tivoli“, wo ein gemeinsames Mahl der Theilnehmer stattfand. Als der Festzug bei der um 4 Uhr erfolgten Rückfahrt das Präfekturgebäude nochmals passirte, erschienen Se. Majestät der Kaiser abermals auf dem Balkon und wurden von den Festtheilnehmern und von der Bevölkerung mit enthusiastishen Hochrufen begrüßt.

Nachdem der Feligug vorübergezogen war, besuchten Jhre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin, sowie Jhre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin von Baden und die fremdherrlichen Offiziere den Münster. Fhre Maje- stäten wurden dort von dem Bischof Räß, an der Spiße des Domlkapitels, mit einer Anrede empfangen und geleitet.

Zu dem Diner, welches um 51/7 Uhr bei Sr. Majestät dem Kaiser stattfand, waren 130 Einladungen ergangen.

JZhre Majestät die Kaiserin und Königin be- sihtigte in Straßburg das große Bürger-Hospital und das städtishe Waisenhaus, die Anstalten der barmherzigen Schwestern, dye Diakonissinne’ { unx das Mititär-Lazareth.

ejtern Abend, nah de&Diner, reistz- Jhre Majestät vic Kuisertn mit der Großhexzögin von Baden nah Baden- Baden zurück, woselbst Se. Majestät der Kaiser am 25. d. M. Abends erwartet wird.

__— Se. Königliche Hoheit der Prinz Carl hat O heute Morgen zu den Truppenübungen nach Mey be- geben.

Der Bundesrath trat heute zu einer Sizung zu- sammen.

__— Die Allerhöchste Ordre vom 12. April 1875 reibt bei der Erledigung von Civildienststellen, welche den Militäranwärtern vorbehalten sind, eine einmalige Auf- forderung zur Bewerbung vor und giebt," wenn sich binnen jechs Wochen nach erfolgter Veröffentlihung kein qualifizirter Militäranwärter gefunden hat, den Behörden in der Beseßung der erledigten Stelle freie Hand. Hiernah bedarf es einem Reskript des Ministers des Jnnern, vom 25. Juni d. J. zufolge, bei Wiederbeseßung einer erledigten Strafanstaltsaufseher- Stelle auch in dem Falle keiner zweiten öffentlihen Auffor- derung, wenn die Militäranwärter, welche sich auf Anlaß der ersten Aufforderung gemeldet haben, während der Probedienst- leistung als nicht qualifizirt befunden werden oder vor ihrer definitiven Annahme freiwillig zurücktreten.

__ Zugleich hat der Minister, behufs Vermeidung einer miß- bräuhlihen Ausdehnung der in Rede stehenden Befugniß der Behörden, bestimmt, daß vor Beseßzung von Strafanstalts- aufseher-Stellen mit nicht civilversorgungsberehtigten Personen jedesmal eine zweite öffentlihe Aufforderung dann zu er- lassen ist, wenn seit dem Erlaß der ersten Aufforderung mehr als sechs Monate verflossen sind und während dieser g eine definitive Entscheidung über die Qualifikation und Annahme der sämmtlichen Militäranwärter, welche sich auf das erste E iR der Stelle gemeldet haben, noch nicht getroffen worden ist.

Zur Verwaltung des Zeughauses zu Berlin wird zum 1. Oftober d. J. eine besondere Behörde mit der Dienstbezeich- nung „Zeughaus-Verwaltung“ eingeseßt werden. Die Verwaltung wird dem Kriegs-Ministerium unterstellt.

Der General der Fnfanterie von Groß- gen. von Schwarzhoff, kommandirender General des IIL. Armec- Corps, ist von der Mitte vorigen Monats angetretenen Reise zux «nspizirung der Truppen des Corps wieder hier ein- getroffen.

_— Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzogli badische Ministerial-Nath Lepique ist hier aen y

Sachsen-Weimar-Eisenach. Weimar, 19. September. (Dr. F.) Die Großherzoglichen Herrschaften, welche bisher auf der Wartburg weilten, reisen in das südliche

rankreih, nah Biarriß. Jhre Königliche Hoheit die Groß- erzogin hat mit der Prinzessin Elisabeth gestern die Reise ereits angetreten.

Se. Königliche Hoheit der Großherzog be- giebt sich in der nächsten Wo Pa

dort nah Frankreih. Bei den bisher stattgehabten Wah- len zum Landtage, die niht an einem Tage, sondern

e nach Baden-Baden und von

nah und nach stattfinden, sind bis jeßt die bisherigen Ab- eordneten mit wenigen Ausnahmen wiedergewählt worden, fo daß eine wesentlih andere Zusammenseßung des Landtags nicht zu erwarten sein dürfte. Elsaß-Lothringen. Met, 22. September. (W. T. B.) Die Stadt is für den Empfang Sr. Majestät des Kaisers bereits festlih geschmüdt; die Via triumphalis ist über einen Kilometer lang.

ÖDesterreich - Ungarn. Wien, 20. September. Se. Majestät der Kaiser ist heute früh aus Radmer in Steier- mark hier eingetroffen. ;

(W. T. B.) Der ungarische Minister-Präsident T i sza ist heute früh aus Ostende hier eingetroffen. Jm Laufe des Tages ist au der rumänische Mi nister der öffentlichen Arbeiten hier angekommen. —Die „Polit. Corresp.“ meldet aus Kon sta n- tinopel von heute: Die Pforte wendet der sih täglih ver- schlimmernden Sachlage in Ostrumelien ernste Aufmerk- Jamkeit zu, insbesondere wird in Regierungskreisen die Stel- lung des dortigen neuen Milizkommandanten Streler, weil die Miliz e offen gegen denselben auflehnt, als unhaltbar betrachtet. Die Offiziere der ostrumelishen Miliz haben den russischen Oberst Keßjakoff, welher von Geburt ein Bulgare ist, zum Kommandanten verlangt. Am heutigen, spätestens morgenden Tage sollte wieder eine Sißung der griechi}ch- türkishen Konferenz stattfinden, es gilt für wahr- scheinlih, daß die griechischen Delegirten auf die Diskussion der im 13. Kongreßprotokoll vorgezeihneten allgemeinen Linie eingehen werden.

21. September. (W. T. B.) Die Ankunft des deutschen Reichskanzlers Fürsten von Bismarck erfolgte heute Abend kurz nah 9%, Uhr. Der Perron des Bahnhofs war schon lange vorher von einem sehr distinguirten Publi- kum dicht angefüllt; der deutshe Botschafter Prinz Reuß mit dem gesammten Botschaftspersonal und dem deutschen General- Konsul Mallmann hatten sich sehr zeitig auf dem Bahnhofe eingefunden, eine Viertelstunde vor Ankunst des Zuges er- schien auch Graf Andrassy und der Hauptmann von Stei- ninger, welcher vom Kaiser zur Begrüßung des Fürsten von Bismarck am e Mad abgesendet war und demselben für die Dauer seines Aufenthaltes hier zur Dienstleistung zu- getheilt ist. Als der Zug einfuhr, ertönten stürmishe Hochs der versammelten Menge, die so lange fortdauerten, bis der S mit seiner Gemahlin und seinem Sohne, dem Grafen

ilhelm, sowie mit der Fürstin Odescalchi und Gräfin von

Alten, die sich in seiner Begleitung befanden, den Wagen verließ. Die Begrüßung des Fürsten von Bismarck mit dem Grafen Andrassy war eine überaus herzlihe. Die Herrschaften verließen darauf den Bahn- hof, die Frau Fürstin von Bismarck am Arme des Bot- schafters Prinzen Reuß, der Fürst von Bismarck in sehr leb- haftem Gespräh mit dem Grafen Andrassy und begaben si in vier Hoswagen nach ihrem Absteigequartier im Hotel Fm- perial. Jm ersten Wagen saßen die Frau Fürstin von Bis- marck und der Botschafter Prinz Reuß, im zweiten der Fürst von Bismarck und Graf Andrassy. Von dem dihtge- drängten Publikum, welches die Straße bis zur Mariahilfer Linie eingenommen und vor dem Hotel sih angesammelt hatte, wurden die Herrschaften sehr lebhaft begrüßt. __ Salzburg, 20. September. Der deutsche Neichskanzler, Fürst von Bismarck, ist mit seiner Familie heute Abend 81/2 Uhr hier angekommen und in dem Hotel de l'Europe abgestiegen.

Gastein, 20. September. Der deutsche Reithskanzler, Fürst von Bismarck, ist heute Nahmittag 11/, Uhr von hier abgereist. Derselbe wird in Salzburg im „Hotel de E übernachten und sich morgen von dort nah Wien egeben.

Großbritannien und Jrland. London, 19, Sep- tember. (Allg. Corr.) Die Gefangennahne Cetewayo's bestätigt sih. Das Kriegs-Ministerium erhielt von Sir Garnet Wolseley folgende Depesche, datirt Ulundi, 29. August: „Cetewayo wurde gestern im Herzen des Ngome- waldes von einer Kavalleriepatrouille unter dem Kommando von Major Marter gefangen genommen. Usi Bubu hat sih unter- worfen nnd ist în meinem Lager. Sämmtliche “Ld linge von Bedcutung haben sich nunmehr unterworfen.“

Eine Reutershe Depeshe aus der Kapstadt, vom 2. d. M., übermittelt die nachstehenden Einzelheiten über die Gefangennahme des Zulukönigs: Nachdem Lord Gifford die Mittheilung erhalten, daß Cetewayo sich in einem im Nord- westen des Ngomewaldes gelegenen Kraal aufhalte, mit einem Gefolge, das zu s{chwach sei, um einen Angriff zu machen, sandte er nah Major Richard Marter, der unverzüglih nach dem als Cetewayo’'s Versteck bezeihneten Orte aufbrach und den Kraal mit seinen Dragonern umzingelte. Der König und seine Begleiter ergaben \ich hierauf widerstandslos und wurden nach Ulundi gebracht, wo sie am 31. d. an- kamen. Während des Marsches machten elf Begleiter Cetewayo's einen Fluchtversuch. Derselbe gelang sechs von ihnen, die übrigen fünf aber wurden niedergeschossen. Der König wird nah Marißburg und von da über Rorkes- drift nah Greytown gebracht werden. Wo er \{ließlich in- ternirt werden wird, ist noch nicht bekannt. Oberst Villiers nahm eine Rekognoszirung in dem nördlihen Distrikt vor, aber er entdeckte keine Spur des Feindes. Er errichtete ein ¿Fort am Weißen Flusse, einem Nebenfluß des Pongolo, und in Gemeinschast mit Capitän M'Leod verhinderte er das Ent- rinnen Cetewayo's nah dem Norden. Methlai, der Sohn Sivayo's, dessen Auslieferung in- Sir Bartle Freres Ultimatum verlangt wurde, Umges, Tyami, des Königs Bruder, Usinwelu, Usiteon und Seketawayo haben si unter- worfen und zu gleicher Zeit eine Anzahl Kanonen Cetewayo's sowie das bei Zsandula erbeutete britishe Vich Aügteliefert. Jn einer Versammlung der Zuluhäuptlinge kündigte Sir Garnet Wolseley an, daß das Zululand in drei Parallelen eingetheilt und unter die Kontrole europäischer Residenten ge- stellt werden würde. Zu einem dieser Residenten würde John Dunn ernannt werden. Der König von Amatonga hat den Engländern seine Loyalität betheuert. Unter den Pondos ist der Ae wieder hergestellt worden, aber die Basutos scheinen sih wieder empört zu haben. Sie griffen zwei Kom- missariatwaggons unweit Thomas Schop an, tödteten die Wagenführer und beraubten die Waggons ihres Znhalts. Die Regierung hat 50 Freiwillige aus Queenstown requirirt, um sie nah Mairosi's Bergfestung zu senden. Man er- wartet eine feindselige Kundgebung der Boers im

A E A E S e T

lich, Der „Times“ wird aus Rangoon, vom 21.

TDistrift Wakerstroom gegen die auf den 11. d. angeseßte

priminalprozedur wider einen einflußreichen Farmer, der be- huldigt ist, den mit der Auferlegung der Steuern betrauten Sherif thätlih beleidigt zu haben. Oberst Harrison is an telle des Obersten Lanyon zum Kommandanten in Trans- aal ernannt worden. Die Eisenbahn zwishen Graff und Neinett ist eröffnet worden. Nachdem Mr. Salomon in der Raplegislatur die Einseßung eines Sonderaus\cusses zur Prü- ng der Eingeborenen-Petition gegen eine A be- intragt, hat die Regierung erklärt, daß sie die Annahme dieses Iintrags als ein Tadelsvotum betrahten würde. Schließlich purde ein von Mr. de Wit gestelltes Amendement, welches zie ministerielle Politik billigt und Vertrauen zu der. Regie- ng ausdrückt, mit 38 gegen 17 Stimmen genehmigt,

Ueber die Katastrophe in Kabul liegt jeßt ein om Jndishen Amte veröffentlichter authentischer Bericht ines Augenzeugen vor, welcher selber dem Massacre mit venauer Noth entronnen ist. Es ist ein Soldat der dem briti- hen Gesandten Major Sir Louis Cavagnari beigegebenen ndishen Eskorte, Namens Taimur. Dem in Lundi-Kotal ommandirenden englishen General Doran erzählte er Fol- 1 s:

E 3. September, gegen 8 Ußr Morgens, zogen die in Bala- Hissar (der Citadelle von Kabul) stationirten Turkestaner Ordal-

Megimexter auf, um Sold entgegenzunehmen. Gencral Daoud Schah

[lte ihnen den Sold für einen Monat, sie beanspruchten zwei M ata und als ihrem Verlangen nicht gewillfahrt wurde, a6 ine Meuterei unter ihnen aus. Sie befanden sich in der Nähe des britishen Gesandtschaftsgebäudes, und ein anderes Regiment hatte \sich thnen angeschlossen. Ein

oldat schrie: „Laßt uns den Gesandten tödten, dann den Emir.*

je stürzten in den Hofraum des Gesandtschaftsgebäudes und Fteinigten einige Domestiken. Die Guiden (von der Escorte) fingen ohne Befehl der im Hause befindlichen britishen Offiziere an, Feuer ¿u geben. Die Meuterer holten ihre Waffen und kehrten in ciner Viertelstunde zurück, während welcher Zei die britischen Offiziere hätten entfliehen können. Nach ihrer Rückkehr belagerten die Meuterer das Gesandtschaftsgebäude und machten von einer be- herrschenden Stellung aus das Dach unhaltbar. Die Vertheidiger tellten auf dem Lehmdache eine Art von Shußwehr her und feuer- fen aus den Fenstern. Die städlishe Bevölkerung \ch{chloß sich den Meuterern gegen 10 Uhr Vormittags an. Gegen 1 Uhr Mittags wurde Major Cavagnari, der sich in dem Schutgraben befand, von einem Prellshusse an der Stirne etroffen, aber nur leit verwundet. Mr. Jenkyns (Sekretär der Gesandtschaft) fam herauf und sandte nah Munshi, um an den Emir zu schreiben, aber da Munshi fi fürchtete, schrieb Taimur den Brief, des Inhalts, daß die Gesandtschaft angegriffen worden und Hülfe nöthig sei. Das Schreiben wurde durch Gholam Nubbi

S Kabuli, einen alten Guidensoldaten, abgesandt. Es kam feine Ant-

wort. Gholam Nukbbi sagte später Taimur, der Emir hätte auf den Brief geschrieben: „Wenn Gott will, ih treffe eben Anstalten.“ Major Cavagnari wurde in das Gebäude hineingeführt und von Dr, Kelley verbunden. Sekretär Jenkyns fandte dann einen zweiten Brief an den Emir, worin es hieß, daß Major Cavagnari verwundet

W worden sei, u.d shleuniger Beistand gefordert wurde. Er ward dur

einen Hindu abgesandt, der sofort in Stücke gehauen wurde. Gegen 3 Uhr Nachmittags sandte Lieutenant Hamilton (der Befehlshaber

Wer Escorte) Taimur mit einem Briefe an die Meuterer ab, worin

ihnen die Auszahlung eines fsech8monatlichen Soldes versprochen wurde. Um diese Zeit waren die Meuterer auf das Dach des Ge- sandtshaftsgebiudes gelangt. Laimur begab sich bewaffnet in das Gewühl der Volksmenge, die ihn entwaffnete, aber sein Leben wurde

von einem Offizier gerettet. Taimur theilte den Aufständischen mit,

er sei der Träger eines Versprech2ns, ihnen den Sold für sechs Monate zu zahlen. Man warf ihn von dem Gesandtschafts- gebäude herab, und er fiel auf das Dach eines niedrigeren Hauses. Er verlor die Besinnung und wurde aller seiner Habseligkeiten beraubt. Als er wieder zum Bewußtsein ge- langte, wurde er dem General Karim Khan, Commandeur der meuterishen Brigade, vorgeführt. Karim Khan saß auf einem Bette, umgeben von 50 oder 60 Mann. Als Taimur ilm sagte, er würde Sold für sechs8 Monate empfangen, erwiderte er, er wäre hülflos. Er ordnete die Einsperrung Taimurs an. Taimur sagt, er besitze keine Kenntniß von den Vorfällen nach seinem Verlassen des Ge-

| sandtschaftsgebäudes, welches zur Zeit eben in Brand gesteckt wurde.

Ein verwundeter Hawildar des Emirs ward nah dem Hause ge- bracht, in welchem Taimur gefangen gehalten wurde, und als Entgelt

B für das Herausziehen ciner Kugel ließ der Afghane ihn bei Tages-

Er begab sich hierauf nah

anbruch am nächsten Morgen entwischen. zuerst die Leiche Ha-

dem Gesandtschaftsgebäude und sah

S miltons auf einer Bergkanone, die gegen das Gebäude ins Spiel F gebraht worden war, hingestreckt liegen.

Die Truppen erzählten, Hamilton hâtte drei Gegner mit feinem Pistol und zwei mit dem Sâbel getödtet, ehe er ershossen wurde. Die Leiche war entkleidet und zerstüdelt, aber nit entehrt. Nicht weit davon lag die Leiche Jen- kyns in ähnlicher Verfassung. Taimur ging nicht in das Gebäude hinein, aber es wurde ihm gesagt, daß Dr. Kelly's Leiche drinnen läge und daß Major Cavagnari fih in dem Zimmer unter den Verwun-

N deten befände, als das Gebäude in Brand gerieth und über ihm ein-

stürzte. Seine Leiche war noch nit aufgefunden worden, als Taimur Kabul verließ, aber die drei anderen Offiziere waren in einem etwa

M 1009 Ellen von dem Gesandtschaftsgebäude entfernten Garten beerdigt

worden. Taimur glaubt, daß kein anderer Vertheidiger der Gesandtschast

| sein Leben gerettet habe. Gholam Nubbi, dem Major Cavagnari dn

Brief gab, ist am Leben und in Kabul; er besißt noch den Brief mit der darauf niederge\{riebenen Antwort des Emirs. Der vom Emir abgesandte General Daoud Schah 1hat sein Bestes, um der Meuterei Einhalt zu thun, aber er wurde vom Pferde gerissen, ge- steinigt und dur einen Bajonnetstih verwundet. (Den neuesten Berichten aus Lahore zufolge ist er seinen Wunden erlegen.) Wähs- rend des Angriffs erschienen auch Sirdar Pascha und Mustafa Habi- bulla und versuchten den Ruhestörungen eine Ende zu seßen, aber sie wurden mit Schüssen empfangen und gezwungen, sih zurückziehen. 20. September. (W. T. B.) Nach einem hier eîin- gegangenen officiellen Telegramm werden durch einen vom 16. d, M. datirten Brief des Emirs von Afghanistan die Nachricht:n über den Aufstand in Herat bestätigt, ferner angezeigt, daß Ayoub Khan den Posten eines Gou- verneurs von Herat niedergelegt habe, und au -die Nach-

} rihten über in Turkestan ausgebrohene Unruhen be-

stätigt. Der Emir hoffe indeß, die Gewalt bald wieder zu gewinnen, und werde Alles aufbieten, um die Freundschaft mit England aufrecht zu erhalten. :

21. September. (W. T. B.) Aus Simla, von heute, wird gemeldet: die Afridis und andere in der Nähe des Khyber-Passes ansässige Stämme hätten sich für die Sicherheit der zu ihren Gebieten gehörigen Theile der Straße nach Kabul verbürgt, und die Shinwaris hätten aus freien Stücken Proviantvorräthe angeboten. E

22. September. (W. T. B.) Dem „Standard“ wird aus Alikheil, vom 21. d. M., gemeldet, daß eine Ge- sandt\shaft des Emirs dort eingetroffen ist, welche Ver- siherungen der Freundschaft und Treue überbracht Dal

ah einer Meldung der „Daily News“, vom 21. d. M, e das englische Lager bei Shutargardan in der aht vom 19, d. angegriffen. Die Verluste waren S meldet, daß der britische Resident in Mandalay Be-

fehl ea habe, mit seinem Personal sobald als möglih abzureisen. Demselben Blatte zufolze verbleibt Cetewayo bis auf Weiteres als Staatsgefangener in der Kapstadt.

, Frankreich. Paris, 22. September. (W. T. B.) Bei einem gestern, anläßlich der Enthüllung der Statue des Obersten Denfer, in Montbeliard stattgehabten Banket hielt der Minister des Jnnern eine Rede, in welcher er erklärte: alle Minister seien einig über die Frage der Rechte des Staates bezüglich des öffentlihen Unterrichts. Die Regierung werde keinerlei Schwäche zeigen und hoffe, daß der Senat das Ferry'she Unterrichtsgesez ebenso votiren werde, wie es die Deputirtenkammer gethan.

Spanien. Madrid, 20. September. (W. T. B.) Jn Catalonien ist eine aus 28 Personen bestehende republi- kanishe Bande aufgetreten. Die Behörden haben eine energische Verfolgung derselben eingeleitet, acht Betheiligte sind bereits verhaftet. Verschiedene Papiere, durch welche eine große Anzahl anderer Personen kompromittirt wird, sind in

le Hände der Regierung gelangt.

Türkei. Konstantinopel, 20. September. (W. T. B.) Frankreih und England haben bei dem Sultan Schritte ge- than, dahin gehend, daß der Sultan von der Forderung einer Reise des Khedive nach Konstantinopel abstehen solle, so lange die neue Organisation in Egypten die Anwesen- heit des Khedive daselbst erheische.

Ueber das bereits gemeldete Attentat gegen den Sultan isst Seitens der Regierung folgende amtliche Mit- theilung ergangen: Ein Jndividuum, Namens Konstantin Karajanopulo, von Geburt Griehe und unter rumänishem Schuße stehend, versuchte in den Palast von Yildiz-Kiosk ein- zudringen, als der Sultan gerade im Begriffe stand, sih des Beiramfestes wegen nah der Moschee zu begeben. Die Garden suchten das Eindringen des Mannes zu verhindern, derselbe sebte sich aber zur Wehre und verwundete mit einem Dolche zwei Soldaten und einen Offizier. Hiernah wurde er aber elbst verwundet und verhaftet, und ist in Folge der erlittenen Verleßungen in der Nacht vom Mittwoh zum Donnerstag gestorben. Die vorher mit ihm angestellte Untersuhung ergab, daß er wahnsinnig war.

Serbien. Belgrad, 20. September. (W. T. B.) Die Ergänzungswahlen zur Skuptschtina sind auf den 22. Vfktob.r d. J. anberaumt. Der russische Bauunternehmer Baranoff ist in Begleitung mehrerer Bankiers hier eingetroffen, um Verhandlungen über den Erwerb der serbischen Bahnen einzuleiten.

Amerika. San Francisco, 20. September. (W. T. B.) Der frühere Präsident der Vereinigten Staaten von Nordamerika, General Grant, ist hier eingetroffen und von der Bevölkerung enthusiastish bewillklommnet worden.

__ Afrika. Egypten. Kairo, 21. September. (W. T. B.) Die in Aussicht genommene Neubildung des egyptischen Kabinets ist nunmehr erfolgt. n demselben hat Riaz Pascha das Präsidium und die Ministerien des Jnnern und der Finanzen, Fakri Pascha das Justiz-Ministerium und Alimonbarek Pascha das Ministerium der öffentlichen Arbeiten erhalten. Die übrigen Mitglieder des bisherigen Kabinets sind auf ihren Posten verblieben.

Kunst, Wissenschaft vud Literatur.

Genf, 19. September. (Bund.) Bei der internatio- nalen geodätishen Konferenz sind vertreten: Spanien durch General Ibañez, Bayern durch Professor von Bauernfeind , Belgien durch Oberst - Lieutenant Adan, Preußen durch die Pro- fessoren Peters upd Rümker, Sachsen durch Professor Bruhns, Rußland durch General von Fors{ch, Frankreih durch die Institutêmitglieder Faye, Yvon - Villarceau und St. Claire- Deville, Oesterreih durch Professor von Oppolzer, Italien durch General Mayo, Professor Respighi, Oberst Ferrero und Major Maggia und die Schweiz durch die Professoren Plantamour und Hirsh. Am 17. d. gab der Staatsrath zu Ehren der Gesellschaft im „Hotel National“ ein Diner. Die Arbeiten der Konferenz werden mehrere Tage in Anspruch nehmen.

Land- und Forstwirthschaft. i

Zu den früher mitgetheilten Anmeldungen zur Beschikung der Molkerei-Ansstellung inLondon sind noch 15 hinzugekommen, so daß sich das Gesammtresultat wie folgt gestaltet: Frishe Butter 43, Dauerbutter 71, Käse 24, Summa 138. In den leßten Tagen sind noch Anmeldungen erfolgt, die niht mehr berücksihtigt werden kornten, da eine Verlängerung des Anmeldetermins von dem Comité in London abgeschlagen worden ift. :

Langensalza, 19. Scptember, (Mgdbg. Ztg.) Die Ernte unserer Halmfrüchte ist bis auf geringe Mengen Späthafers bei der günstigsten Witterung eingeheimst worden und kann als eine gute Mittelernte betrachtet werden, Auch die Kartoffelernte kann eine befriedigende genannt werden, obwohl sie der vorjährigen an Menge nit gleihkommt, da die Kartoffeln klein, auch an manchen Stellen von der Krankheit befallen sind. Der Begehr danach ist sehr groß. Seit mehreren Wochen halten sich niederländishe Aufkäufer hier auf, und viele Kartoffeln werden gleich vom Felde nach der Eisenbahn ge- hat. In Folge der bedeutenden Versendungen nah den Nieder- landen, den Rheinlanden und Westfalen ist der Preis des Centners Kartoffeln, der im vergangenen Jahre 2—2} # betrug, bereits auf 34 6. gestiegen.

Gewerbe und Sandel.

Aus dew Geschäftsbericht der Consolidirten Reden- hütte entnimmt der „Berl. Act.“, daß nach Abschreibung von 66 329 é. bei cinem Ak.ienkapital von 600 000 6 eine Dividende von 4/6 zur Verth-ilung gelangt. Aus den Erzfeldern bei Katto- wiß wurden 929 032 Ctr. Eisenerze gefördert. Ferner ‘wurden in dieen Erzfeldern 103 880 Ctr Dolomit gewonnen. Die Hochöfen produzirten 365 865 (Ctr. Roheisen, Der Gesammtgewinn stellte sich nah Deckung der Gencralunkosten auf 184 604 / Davon waren Obligations- und Hypothekenzinsen mit 87 000 M zu zahlen, so daß ein Reingewinn von 97 604 f verbleibt, | j

Leipzig, 20. September. (Leipz. Ztg.) Bei Gelegenheit eines Gutachtens, welches die hiesige Handelskammer über das von Lausißter Tuchfabrikanten an den Leipziger Rath gerichtete Gesu} um Ver- legung des Anfangs der Neujahrmesse auf den ersten Montag nach Neujat:r abzugeben hatte, war von Hrn. Heydenreih auch die Abkür- zung der beiden Hauptmessen (auf 3 Wochen) und von Hrn. Moritz Lorenz das Ein- und Ausläuten derselben zur Sprache gebracht wor- den. Die Handelskammer, welche in ihrer gestrigen Sißung auch über die Meßfrage zu berathen hatte, hat es indeß in allen diesen Punkten bei dem Bestehenden bewenden lassen. Sie hält es für bedenklich, für den Beginn der Neujahrmesse ftatt eines; sestbestimmten Tages einen wandelbaren einzuführen, weil kcin dringendes Bedürfniß hierzu vorliege; sie hält an der bereits im Jahre 1876 ausgesprochenen Ansicht fest, daß die Abkürzung der Hauptmessen nicht nur den Grundbesiß dur Reduzirung der Miethen entwerthen, sondern au den Kleinhandel benachtheiligen würde, die Stadt also keinen aus- reihenden Grund habe, die freie Bewegung einengen zu wollen; sie

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hâlt endlih das Ein- und Ausläuten der Messen nicht für wichtig genug, um an der alten Sitte zu rüttela.

ürnberg, 20. September. (Hopfenmarktberiht von Leopold Held, Hopfen-Kommissionsgeschäft.) Im Hopfengeschäft war während der leßten Tage am hiesigen Plate eine angenehme Stim- mung vorherrshend. Bezahlt wurde für Prima-Marktwaare 175 185 Æ, für Mittelsorten 150—160 4, für Hallertauer 175—210 Æ, für Württemberger 185—225 #4, Altmärker 105—130 #, Posener 185 —205 M, Oberösterreiher 170—185 G Die Umsäte betrugen nahezu 500 Säcke aller Sorten, wovon ca. 280 Ballen Markthopfen waren, welche größtentheils von Erporteuren übernommen wurden. Obwohl die Course der meisten auswärtigen Pläße ziemlich weit über den hiesigen stehen, so fanden gestern und heute doch ziemliche Abladungen statt und gaben Eigner nur deshalb willig ab, weil fie fürchteten, die Waare könnte sich, weil noch nicht trocken, erwärmen und Schaden leiden. Dem heutigen Markt waren ca. 250 Ballen zugeführt, wovon trocktene Waare mit 170—180 4, feuchte und etwas geringere zu 150—160 M genommen wurden. Feine Sorten, wie Württem- berger, Badische und Prima-Hallertauer, sind hwach vertreten; man bezahlte für leßtere von 195—2209 #4 Der Markt \{hließt in an- genehmer Stimmung bei fester Tendenz und einem Umsaß von 950 Säen.

Saalfeld, 18. September. (Goth. Ztg.) In Folge des Au*- schwunges, den das Hochofen- und das Bessemer - Stahlbereitungs- werk der Marimilianshütte in Unterwellenborn genommen hat, wird nun auch ein Eisenwalzwerk errichtet.

Verkehbrs-Nustalten.

Die Orientalische Telegraphengesellshaft in London hat die Nachricht erhalten, daß die Legung des neuen süda frikanischen Kabels zwischen Mozambique und Delagoabai vollendet worden, wodurch die telegraphishe Verbindung zwischen Natal und Mozambique hergestellt ist. Am 20. d. M. hoffte man die A qu Kabels von Mozambique nah Zanzibar zu vollenden, wodurch Südafrika in direkte telegraphishe Verbindung mit Zanzibar gebracht sein wird.

Triest, 22. September. (W. T. B.) Der Lloyddampfer SUPil L Ut heute Morgen mit der ostindisch-chinesischen Utber- landpost aus Alexandrien hier eingetroffen.

New-York, 20. September. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Rhein“ ist hier angekommen.

Berlin, den 22, September 1879,

an der Zeit vom 15. Mai bis zum 15. September 1881 findet in Moskau die fünfzehnte Russishe Ausstel- lung statt, welhe für Erzeugnisse aller Arten gewerb - liherx und künstlerischer Thätigkeit bestimmt ist.

Von gewerblichen Erzeugnissen dürfen nur die innerhalb der Grenzen des russishen Reiches, Finnland mit einge-s ch . lossen, angefertigten ausgestellt werden. Dagegen werden alle diejenigen Kunstwerke zugelassen, welhe von russischen Künstlern im Laufe der leßten fünfundzwanzig Jahre ge- schaffen worden sind, ohne Rücksiht darauf ob dies in Ruß- land oder im Auslande geschehen ist.

Nachdem am 30. d. M., Abends 6 Uhr, die Berliner Gewerbe-Ausstellung für das Publikum sich geschlossen habe. wird, findet der feierlihbe Schlußakt am 1. Oktober, Vormittags 11 Uhr, in der Vorderhalle statt. Zu demselben haben die Aus- steller und ihre Vertreter, sowie alle Besißer von Dauerkarten Zu- tritt ; außerdem erhält jeder Auésteller eine Freikarte zur Benußung. Das Comité hat die Absicht, im Laufe des Oktober eine Ausstellung der Lotteriegewinne zu veranstalten aufgegeben, weil es zu der Ueber- zeugung gelangt ist, daß dieselbe einen gefälligen Eindruck zu machen nicht geeignet sein würde. Gegenstände der verschiedensten Art, die niht harmonisch zu vereinigen, sind angekauft worden; andererseits sind einzelne Sachen in vielen Cremplaren gekauft, welche, auch wenn fle nah Möglichkeit getcennt würden, doch einen ermüdenden Eindruck machen müßten. Jedenfalls würde die Ausstellung der Gewinne un- günstig abstehen gegen das symetrische und interessante Bild, welches jeßt die Vorderhalle bietet. Man zicht es daher vor, dieses in der Erinnerung des Publikums zu erhalten. Somit wird unwiderruflich t Publikum am 30. d. M. der Schlußakt der Ausstellung

attfinden.

Baden-Baden, 20. September. (W. T. B.) Jn der heu- tigen zweiten Hauptsißung der Naturforscherversammlung wurden von Eder (Freiburg) über „Oken“, von Golß (Straßburg) über „das Herz“ Vorträge gehalten. Als Versammlungsort für das näcbste Jahr wurde Danzig gewählt. Heute Abend findet ein großer E Die nächste Hauptsißung ist auf kommenden Mittwo b estgeseßt.

Perpignan, 21. September. (W. T. B.) Heute fand hier die feierlihe Enthüllung der Statue François Arago's statt. Der Unterrichts-Minister Ferry und der Astronom Proust feierten denselben in ihren R.den als Politiker und Vertheidiger des allgemeinen Stimmrechts.

Am Sonnabend ging im Königlihen Schauspielhause die erste Neuheit der begonnenen Theatersail'on in Scene: Rolf Berndt, Schauspiel in 5 Akten von G. zu Pullitß. Dieselbe fand bei der zahlreich versammelten Hörerschaft eine fehr wohlwollende und warme Aufnahme. Dieser günstige Erfolg is als ein im Ganzen wohl verdienter zu be- zeihnen, wenn auch vom Standpunkte der dratmatishen Kritik verschiedentlihe Aus\tellungen gemaht werden können. Zunächst ift es die mehr novellistishe wie dramatische Anlage und Behandlung des Stoffes, welche sich zum Oefteren bemerklich macht, dann die, man möchte sagen, naive Art, wie eine Reihe von Unwahrscheinlih- keiten auf die Scene geführt und in den Aufbau des Stückes ein- gefügt werden, über welche in der Erzählung der flüchtige Blick des Lesers unbemerkt binwegeilt, welhe aber in der Unmittelbar- keit der dramatischen Verkörperung auffallend in die Augen springen. Ein bemerkenswerther Vorzug des Stückes ist die geschickte bühnenkundige Anlage und Verbindung der Scenen, welche, obwohl der Zuhörer {hon nach dem zwciten Akte den Verfolg der Handlung vollständig Üüberblickt und der Inhalt für weitere drei Akte kaum ausreichend erscheint, den Faden der Handlung so ges{chickt fort- spinnen, daß die Spannung bis zum Schlusse andauert. Weiter zcichnet sich das Stück vortheilhaft durch einen forgfältig gearbeiteten, gewählten Dialog aus, welcher sih in einzelnen Scenen, besonders im zweiten Akte, der überkaupt der gelungenste des ganzen Stückes ist, zu bedeutender dichteris{er Wirkung stei-ert. Eine überaus wirksame Unterstüßung für die Verkörperung seines Dramas fand der Dichter in der vorzüglichen Darstellung desselben durch die mit- wirkenden Künstler des Königlichen Theaters. Die Titelrolle kam durch die sehr gelungene Repräsentation derselben durch Hrn. Bern- dal zu voller Geltung, Neben ihm sind in den umfangreicheren Partien mit Auszeichnung zu nennen: die Damen Fr. Frieb- BVlumauer, Frl. Meyer, Frl. Abih und Frl. Keßler, sowie die Herren Liecdtcke, Kahle und Klein. Auch die kleineren Rollen wurden in einer das treffliche Zusammenspiel fördernden Weise dargestellt. Nicht unerwähnt werden darf die vom Hrn. Direktor Deeß veran- staltete reibe und geschmackvolle Inscenirung des Stückes. Neben den Darstellern der Hauptrollen, welche nah jedem Akts{lusse mit wiederholten Beifallsbezeugungen ausgezeichnet wurden, wurde nach dem dritten Akte auch der Dichter hervorgerufea, für welchen, da er nicht anwesend war, Hr. Liedtke dem Publikum den Dank aussprach.

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