1879 / 223 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 23 Sep 1879 18:00:01 GMT) scan diff

Angekommen: Se. Excellenz der Ministerial-Direktor” S E Geheime Rath von Stranßt aus Ragaz im Kanton . Gallen.

BelannimaPG ung.

zu Verfolg unserer Bekanntmachung vom 10. September cr., betreffend den Uebergang des Hinterlegungswesens aus dem Bezir? des Landgerichts Berlin T., des Amtsgerichts Berlin Il, Charlottenburg und Rixdorf, auf die unte eihnete Verwal- tung, bringen wir hierdurch zur öffentlichen Kenntniß:

L DIE Aus von baaren Geldern und Aus- zahlung hinterlegter Gelder, die Annahme von Effekten und Kostbarkeiten zur Hinterlegung, s täglich von 9 bis 1 Uhr bei unserer Kasse, Niederwallfiraße r. 39, Depositaltage be- hufs Annahme der bereits zuvor eingelieferten, oder der an demselben Tage eingehenden Werthpapiere und Kostbarkeiten zur ee bei dem Dokumenten-Depösitorium, sowie zur Zurückgabe hinterlegter Werthpapiere und Kostbarkeiten finden an jedem Dienstag und Freitag von 11 Uhr bis 1 Uhr statt, mit Ausnahme der auf den leßten und vorleßten des Monats fallenden Tage.

41, Die Erklärungen, mittelst welher Geld, Werth- papiere oder Kostbarkeiten bei unserer vereinigten Konsistorial- Militär- und Baukasse hinterlegt werden sollen, sind in zwei Exemplaren einzureihen und müssen enthalten:

a, bei Hinterlegungen von Geld.

1) Name, Stand oder Gewerbe und Wohnort des Hinterlegers, und falls die Hinterlegung in dessen Vertretung von einer anderen peln bewirkt wird, Name, Stand oder Gewerbe und Wohnort dieser Person.

2) Betrag des hinterlegten Geldes in Ziffern und Buchstaben.

3a, Bestimmte Angabe der Veranlassung zur Hin- terlegung. i;

b, Sofern die Rechtsangelegenheit, in welcher die Pan erequng erfolgt, bei einer Behörde an- ängig ist, insbesondere auh die Bezeichnung der Sache und der Behörde. é c. Bezeichnung der etwa als Anlagen beigefügten Schriftstücke.

4a. Name, Stand oder Gewerbe und Wohnort der Person, an welche der Betrag ausgezahlt werden soll.

b. Etwaige sonstige Bemerkungen über die spätere Herauszahlung. 5) Datum und Unterschrift.

b, bei Hinterlegungen von Werthpapieren. 1) Name, Stand oder Gewerbe 2c. wie zu a. 1, | 2 a. Bezeihnung der Werthpapiere nah Gattung, Nummer und Nennbetrag, jowie nach den etwaigen sonstigen Unterscheidungsmerkmalen. b, Falls mit den Papieren die zu densclben ge- hörigen Talons oder Zir s- oder Dividenden- \cheine hinterlegt werden, die hierauf bezüg- lihen Angaben. i . Falls Talons oder Zins- oder Dividenden- scheine zu Werthpapieren hinterlegt werden, welche bei der Kasse si bereits in Verwahrun befinden, eine Bezugnahme auf die in Betre der Werthpapiere selbst vorgelegte Erklärung. d, den Gesammtbetrag des Nennbetrages in Ziffern und Buchstaben. 3a, b. und c. Die Angaben wie zu a. 3.

4 und 5) Die Angaben wie zu a. 4 und 5.

c, bei Hinterlegung von Kostbarkeiten.

1) Name, Stand oder Gewerbe 2c. wie zu a, 1. | 2 a. Bezeichnung der Kostbarkeiten nah Gattung, Stoff und Schäßungswerth, sowie nach den etwaigen sonstigen Unterscheidung8merkmalen und besonderen Cigenschaften. (Der Schäßzungs- werth ist dur einen öffentlich bestellten Sach- verständizen feststellen zu lassen, dessen Gut- achten beizufügen ift. Anderenfalls wird

die Abshäßung dur die Hinterlegungskasse

auf Kosten des Hinterlegers veranlaßt werden.)

b, Gesammtbetrag des Schäßungswerths.

3, 4 und 5) Die Angaben wie zu a. 3, 4 und 5.

Formulare zu den Erklärungen über Hinter- legungen von Geld, Werthpapieren und Kostbarkeiten, welche den vorstehend angegebenen Erfordernissen entsprechen, sind in der lithographischen Anstalt von H. Veit, Burgstraße 6, und Robert Winkelmann, Hausvoigteiplaß 11a. zu Berlin, käuflih zu haben.

IIL Wenngleih nah §., 38 der Hinterlegungsordnung vom 14, März 1879 die Hinterlegungskasse niht verpflichtet ist, die Ausloosung oder Kündigung der Werthpapiere zu überwachen und für die Einziehung neuer Zins- oder Divi- dendenscheine oder der Beträge fälliger Zins- oder Dividenden- scheine von Amtswegen zu sorgen, so gelten do nach der Bestimmung des Herrn Finanz-Ministers in Bezug darauf bis auf Weiteres folgende Normen:

a. Durch die Kasse findet die Ueberwahung der Aus- loosung und Kündigung der Werthpapiere insoweit statt, als hierüber in den Ausloosungs- und Kündi- gungstabellen des „Reichs- und Staats-Anzeigers“ Ver- öffentlihungen erfolgen.

Die Betheiligten werden von der Ausloosung oder Kündigung der betreffenden Werthpapiere oder von der Nothwendigkeit der Beschaffung neuer Zins- oder Divi- dendenscheine Behufs der weiteren Veranlassung be- nachrichtigt.

. Die Einziehung der Valuta für ausgelooste oder ge- kündigte Werthpapiere oder der Umtausch von solchen, sowie die Beschaffung neuer Zins- oder Dividenden- scheine findet nur statt auf einen für den einzelnen Fall oder ein für alle Mal gestellten Antrag und auch nur in Ansehung derjenigen Werthpapiere, bezüglich welcher die Vermittelung jener Geschäfte nah den be- stehenden Vorschriften den Regierungs-Hauptkassen über- haupt obliegt.

Die Einlösung fälliger Zins- oder Dividenden- scheine erfolgt ebenfalls nur auf Antrag und nur in- soweit, als dieselben nach den bestehenden Vorschriften von den Königlichen Kassen an Zahlungsstatt ange- nommen oder eingelöst werden müssen.

Berlin, den 18. September 1879.

Königliche Ministerial-Militär- und Bau-

Nenn- betrag.

RSchäßungs- [L werth

l l l l

f | | |

|

Kommission,

Bekanntmachungen auf Grund des Reihsgeseßes von 21. Oktober 1878.

Unter Bezugnahme auf die Bekanntmahung vom 8. März d. F. werden Diejenigen, welche dem verbotenen Verein der Vorrichter und Stepper Berlins gegen- über Verbindlichkeiten zu erfüllen, oder Vermögensobjekte dessel- ben in Gewahrsam haben oder Forderungen an den Verein zu haben vermeinen, hierdurch aufgefordert, ihre Verpflich- tungen M aae Ansprüche binnen 14 Tagen bei dem Liquidator, Polizei - Lieutenant Guercke, Elisabeth - Ufer 33, hierselbst, anzumelden. :

Die innerhalb obiger Frist si" nit meldenden Gläubiger werden aller etwaigen Vorrechte verlustig erklärt und mit E E O nur an Dasjenige, was nah Befriedigung der sich meldenden Gläubiger von der Masse noh Übrig bleiben sollte, verwiesen werden.

Berlin, den 19. September 1879.

Königliches Polizei-Präsidium. Abtheilung Il, Schmidt.

Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachungen vom 22. November 1878 und 12. April 1879 wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die Liquidation des ver- botenen Vereins für kommunale Angelegenheiten des Nordost-Distrikts beendet ist.

Berlin, den 20. September 1879.

Königliches Polizei - Präsidium. Abtheilung Il. Schmidt.

Bekanntmachungen,

betreffend Verbote und Beshränkungen der Ein- fuhr über die Reihsgrenze.

Bro rod. n Ung

betreffend die Einführung der vollständigen Verkehrssperre auf der Landesgrenzstrecke von Boronow bis Ponoschau im Lublinißtzer Kreise.

Nachdem sih die Ausdehnung der vollständigen Verkehrs- sperre Rußland gegenüber als nothwendig erwiesen hat, ordnen wir auf Grund der revidirten Jnstruktion vom 9. Juni 1873 Folgendes hierdurch an :

Für denjenigen Theil unserer Landesgrenze, welcher bei Boronow beginnt und bis Ponoschau, im Lublinißer Kreise, sih erstreck, wird dem an- renzenden Auslande gegenüber die vollständige Ver- ehrssperre nah Maßgabe unserer Verordnungen vom 16. und 18, d. M. (Zweites Extrablatt zum Amtsblatt Stück 37 und Amtsblatt Stück 38 S. 259) eingeführt. Jnsbesondere wird die vorstehend angeordnete Sperre durh militärishe Kräfte auf- ret erhalten.

Gleichzeitig bestimmen wir, daß für die mittelst der Eisen- bahn aus Rußland einfahrenden Personen außer in Schop- piniß, auch in Kattowiß eine Anstalt eingerichtet wird, in e die Personen sih einer Desinfektion zu unterwerfen aben.

Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Maßnahmen wer- den in Gemäßheit der 88. 327 und 328 des A eseßbuches E 4 Geseßes vom 21. Mai: 1878 (Reichs-Geseßblatt S. 95)

estraft.

Oppeln, den 20. September 1879.

Königliche Regierung. Abtheilung des Jnnern.

Nichtamkliches. Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 23. September. Se. Majestät der Kaiser und König begaben Sich, laut Meldung des „W. V. B.“ aus Stabe, gestern früh 8 Uhr mittelst Extrazuges nah Hochfelden zu dem Feldmanöver der 30. und 31. Division. Se. Majestät wurden auf dem prachtvoll ge- s{chmüdten Bahnhofe daselbst von dem Bürgermeister, sowie den Geistlichen und den Lehrern des Kantons empfangen. Die Tochter des Bürgermeisters hielt eine Ansprache an Se. Majestät, während die Schulkinder Blumensträuße überreich- ten und das „Heil Dir im Siegerkranz“ sangen.

Von Hochfelden aus E Sich Se. Majestät zu Wagen nah Dunzenheim, stiegen dort zu Pferde und wohnten dem Manöver bis zum Schlusse bei. Eine nah Tausenden zählende Volksmenge hatte \sich auf dem Manöverterrain eingefunden, welche den Kaiser überall mit enthusiastischen Hochrufen be- grüßte. Alle Orte, welche Se. Majestät passirten, waren mit Triumphbogen, Jnschriften, Guirlanden und Tannenzweigen außerordentlich reih ges{chmüdckt, und überall wurden Se. Ma- jestät mit Glo&engeläute empfangen. Um 3 Uhr erfolgte die Rückehr nah Straßburg. Nach dem Manöver, welches vom schönsten Wetter begünstigt war, bezogen die Truppen Bivouaks.

Die Deputation der Stadt Straßburg, welhe am Sonn- abend Abend Sr. Majestät dem Kaiser eine zur Erinnerung an den ersten Besuh Allerhöchstdesselben, im Mai 1877, geprägte Medaille überreichte, ist gestern Abend auch von Sr. Kaiserlihen und Königlichen Hoheit dem Kronprinzen in einer halbstündigen Audienz empfan- en worden. Se. Kaiserliche Hoheit dankte für den reundlihen Empfang und alle erwiesenen Aufmerk- jamkeiten und spra die Zuversicht aus, daß die Verhältnisse sih für das Reichsland günstig weiter entwickeln würden, /0- wie daß es Jhm vergönnt sein werde, einmal einen längeren Aufenthalt dort zu nehmen.

Der Bundesrath hielt am 22. d. M. unter dem Vorsiße des Staats-Ministers Hofmann eine Plenarsizung, in welcher, dem Antrage des Ausschusses für JZustizwesen ent- sprehend, die Entwürfe von Verordnungen wegen Ueber- tragung von Rechtssahen aus Preußen, Baden, Hessen, Oldenburg, Anhalt, Schwarzburg-Sondershausen, S{hwarz- burg-Rudolstadt, Shaumburg-Lippe, Sachsen-Weimar, Sachsen- Meiningen und Waldeck auf das Reichsgericht, sowie wegen Einrichtung von Hülfssenaten bei dem Reichsgerichte, und end- lih der Eniwurf einer Verordnung über die Begründung der Pet in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten angenommen

rden.

_ Vorlagen, betreffend a, die weitere Ausdehnung des ein- heitlihen Systems der Eisenbahngütertarife und b. den Ent- wurf eines Geseßes für Elsaß-Lothringen über das Forststraf- recht und das Forststrafverfahren, wurden ad a, zur Kenntniß

genommen, ad b, ebenso wie die vorgelegten Eingaben _ den zuständigen Ausschüssen überwiesen.

Eine Beschwerde über Justizverweigerung, üb er welche der Ausschuß für. Justizwesen berichtete, wurde als unbegründet zurückgewiesen.

Wie aus Santiago, unter dem 25. Juli, gemeldet wird, hat die chilenische A im Jnteresse dez neutralen Handels angeordnet, daß die Leuchtfeuer von Valparaiso, Caldera und Coquimbo, welche seit Ye- ginn des Krieges ausgelöscht waren (vergl. Reichs:Anzeiger 1879, Nr. 205), nunmehr wieder angezündet werden und daß die Bedienung derselben mit gleicher Sorgfalt wie früher erfolge.

Deutsche Reisende haben in neuerer Zeit an der rum:

nischen Grenze deshalb mehrfah Anstände gefunden, weil sie nit, wie dies zum Eintritt in Rumänien erforderlich is mit Reisepässen, sondern nur mit Paßkarten versehen waren. Der Minister des Jnnern hat die Regierungen (Land. drosteien) durch Cirkularerlaß vom 8. August d. J. veranlaßt neben einer entsprehenden Eröffnung an die mit der Erthej: lung von Auslandspässen beaustragten Behörden, das be: theiligte Publikum in geeigneter Weise auf das Erforderniß von Pässen zu Reisen nah Rumänien hinzuweisen.

Durch die in Nr. 221 des Reichs-Anzeigers veröffent: lihte Bekanntmachung des Ministers des Jnnern, vom 14. d. M, betreffend den Betrieb der Gast- und Schankwirth- scha ft und den Kleinhandel mit geistigen Getränken, ist auf Grund des Artikels 3 des Geseßes, betreffend die Abänderung einiger Bestimmungen der Gewerbeordnung, vom 23. Juli 1879, die Erlaub zum Betriebe der Gastwirthschaft u. \. n, in Ortschaften mit weniger als 15 000 Einwohnern, sowie in solhen Ortschaften mit einer größeren Einwohnerzahl, füy welche dies durch Ortsstatut (8§. 142 der Gewerbeordnung) festgeseßt wird, fortan von dem Nachweise eines vorhandenen E abhängig gemacht worden.

Ur der Gewerbe-Ordnung im Uebrigen noch die Bestimmung ausdrüdlich hinzugefügt worden, daß vor Ertheilung der Ex: laubniß zum Betriebe der genannten Gewerbe die Orts: polizei- und die Gemeindebehörde gutachtlich zu hören sind. Jn den meisten Landestheilen Preußens ist dementsprehend s{chon bisher verfahren worden. allgemein gegebene Bestimmung ist, nah einem Cirkularerlaß des Ministers des Jnnern, vom 14. d. M., nunmchr überall und in allen Fällen streng zu befolgen, soweit nicht die Anhörung der Ortspolizei- bez. der Gemeindebehörde dadur erübrigt wird, daß die eine oder die andere selbst die Erlaud- niß zu ertheilen hat und is hierbei zugleih zu beachten,

daß nach der Absicht des Geseßes die Anhörung der genann: |

ten Behörden nicht nur dann stattzufinden hat, wenn di Bedürfnißfrage zu Zweifeln Anlaß giebt, sondern auch in so weit es sih um die Erörterung von Bedenken gegen die Person des die Konzession Nachsuchenden oder von Zweifeln über die Angemessenheit des Lokals handelt. (Zu vergleichen S. 33 Nr. 1 und 2 der Gewerbe-Ordnung und der stenogra: phische Bericht über die Sißung des Reichstags vom 7. Juli 1879, Seite 2136 und 2142).

Am 19. d. M. is der um 56 früh von Holzmin- den nah Scherfede fahrende Personenzug auf der

Haltestelle Borgholz in die Seite eines Güterzuges gerathen,

Fn

olge dessen sind die Lokomotive des Personenzuges und zwölf Wagen entgleist.

Personen wurden bei diesem Unfall

nicht verleßt. Angeblich hat starker Nebel das Haltsignal nicht

erkennen lassen. Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzoglich

oldenburgishe Staatsrath Selkmann is von hier wieder E

abgereist.

Sachsen. . Dresden, 22. September. (Dr. J.) An | 20. d. M. sind der Präsident des künftigen Ober-Lan: |

desgerihts, Ober - Appellationsgerichts - Präsident Dr,

von Weber, und die Präsidenten der künftigen Land:

erichte, die jeßigen Bezirksgerichts-Direktoren , Geheimer ustiz-NRath Wehinger, Appellations-Rath Seifert und Brückner, der Ober-Appellations-Rath Degner, und die Appellations

Räthe von Koppenfels, Werner und Freiesleben im Justiz |

Ministerium für ihr neues Amt verpflichtet worden. Nad mittags vereinigte der Justiz-Minister die genannten Herren, sowie die in Dresden anwesenden Senats-Präsidenten des künftigen Ober-Landesgerichts und die Räthe des Ministeriums bei sih zum Diner.

Sachsen-Meiningen-Hildburghausen. Meiningen, : § F ein Bericht der „Times“ folgende Details:

21. September. (Dr. J.) Jn einer Bekanntmachung des Herzoglichen Staats-Ministeriums, Abtheilung der Justiz, wird im Einverständniß mit der Königlich preußishen und der Herzoglich sachsen-koburg-gothaischen Staatsregierung die von den Richtern, Staatsanwälten, Gerichtsschreibern und Nechts: anwälten in d:n öffentlihen Sißungen des Landgerichts zu Meiningen zu tragende Amt stracht bestimmt.

Oesterreich - Ungarn. Wien, 22. September. (W, T. Ï B.) Der Fürst Bismarck hat sich in Generalsuniform heute Mittag 12 Uhr in zweispänniger E nach dei

t

Ministerium des Auswärtigen begeben , woselbst auc der Graf Andrassy, welcher von einer Privataudienz beim Kaiser kam, gleichzeitig mit ihm eintraf. Jm Ministerium wurde der Fürst auch von dem dort anwesenden Baron Haymerle begrüßt. Das Publikum hatte auf dem Wege bart Ua R gebildet und begrüßte denselben mit leb- aft.n Zurufen.

Heute Vormittag empfing Fürst Bismarck den Vet such des Botschafters Prinzen Reuß; der Reichs

Le von Hosmann und der russische Botschafter

atten im Laufe des Vormittags in der Wohnung des Fürsten Karten gegeben. : Der deutsche Reichskanzler Fürst Bismarck konsferirte heute von 12 bis 11/, Uhr mit dem Grafen Andrassy und dem Baron Haymerle und fuhr hierauf zu der Audienz be! dem Kaiser, welche 3/, Stunden dauerte. Um 21/, Uhr stattet Fürst Bismarck in Begleitung des Grafen Andrassy dem Mb nister-Präsidenten, Grafen Taaffe, einen Besuch ab und bt suhte sodann die Baronin Haymerle. Von dort aus fuhr M Fürst, immer in Begleitung des Grafen Andrassy, in das Hotel zurück. Punkt 3 Uhr traf daselbst der Kaiser ein, bel der An- und Abfahrt von der dihtgedrängten Volksmengé stürmisch begrüßt, Fürst Bismarck erwartete den Kaiser im Vestibule;" der Kaiser reichte dem Fürsten die Hand und be gab sih in die von der Fürstlihen Familie bewohnten

4

Imi am E O E T P E E E O M S O O E D E R RE D I D720 R M A D

Gemächer.

E Besuche die Befestigung des

vorzuschlagen. das Gesey vom 23. Juli d. J. ist dem 8§. 33 |

Die jeßt

| nehmen und die Säbelscheiden zurüctzulafsen.

Der Besu dauerte eine halbe Stunde. Um 4/2 Uhr begann in dem Schbnbrunner Schlosse die Auffahrt der zur Hoftafel geladenen Gäste. Fürst Bismarck trug Gala- uniform. Nach dem Diner hielt der Kaiser 1 Stunde Cercle und verabschiedete sih sodann von dem deutschen Reichskanzler, da sih der Kaiser heute Abend 9 Uhr zur Jagd nah Steier- mark begiebt. Morgen findet bei dem Grafen Andrassy ein

| Diner statt. Due übermorgen ist ein Ausflug mit der Zahn-

i em Kahlenberg in Aussicht genommen. Die Abreise des Fürsten ist auf Donnerstag festgeseßt. Die Fürstin Bismarck dinirte heut bei der Prinzessin Reuß und besuchte Abends die Vorstellung im Hoftheater.

Die amtliche „Wiener Zeitung“ reproduzirt folgende

radbahn nah

‘in der Zeitungsshau der „Polit. Corresp.“ enthaltene Be-

merkungen: „Sämmtliche gestrigen und heuti gen

| Morgenblätter knüpfen an die Anwesenheit des

Fürsten Bismarck in Wien Ausführungen wärmster Sym- pathie, sowohl für den deutschen Reichskanzler, wie für den Staat, dessen äußere Politik er leitet. Sie hoffen von dem : freundschaftlichen Verhältnisses beider Staaten und erblicken in dieser Jntimität sowohl den getreuen Ausdruck beiderseitiger Staatsinteressen und Volks- wünsche, als auch ein reales, werthvolles Unterpfand für die Erhaltung des europäischen Friedens, indem sie den vollständig inoffensiven Charakter der österreichish:deutschen Freundschaft einerseits und andererseits deren außerordentlihes Gewicht in dem politischen Systeme Europas lebhaft hervorheben.“

Die „Polit. Corresp.“ meldet: Aus Bukarest: Der Fürst von Bulgarien verläßt heute Sofia, um den Fürsten von Rumänien zu besuchen, und wird sodann nah Silistria, Rustschuk, Sistowa und Widdin gehen und über Lom-Palanka die Heimreise antreten. Aus Belgrad: Die Enquetekommission empfiehlt, die Offerte der öster- reihi schen “De M der Skupschtina zur Annahme

1. Der Minister für öffentliche Arbeiten ist mit der A des betreffenden Geseßentwurfs beaustragt worden.

23. September. Die amtliche „Wiener Zeitung“ ver- öffentliht ein Kaiserlihes Patent vom 22. d., durh E der Neichsrath auf den 7. Oktober einberufen wird.

Pest, 22. September. Der Minister-Präsident, Tisza, reist heute Abend zu einem mehrtägigen Aufenthalte nah Wien, und wird wahrscheinlich morgen dem Fürsten Bismarck einen Besuch abstatten.

Großbritannien und Jrland. London, 20. Sep- tember. (Allg. Corr.) Aus dem Zululande hat die „Times“ folgende Depesche erhalten :

Ulundi, 31. August. Der Zulukönig traf diesen Morgen um 10 Uhr in Begleitung einer Shußwache, welche aus Königs-Gardedragonern, 60er Schüßen und eingeborenen Truppen bestand, im Lager ein. Man hat ihn in einem Zelte untergebraht, welches \sich in unmittelbarer Nähe des Zeltes der Garde befindet; seine Mädchen und Aufwärter bewohnen das angrenzende Zelt. Er ershwerte den Marsh, indem er ab und zu sich widerseßte, indem er Erschöpfung vorschüßte und Pferd und Maulthier zurückwies. Sir Garnet Wolseley telegraphirt heute an Sir Bartle Frêère, daß er hoffe, am 5. September Ulundi verlassen zu können, um sich nah dem Transvaal zu wenden; es sollen gleichzeitig alle Truppen aus dem Zululande zurückgezogen werden, mit Ausnahme einer Éleinen Kolonne, welche den Nordwesten des Landes in Schach zu halten hat. : | 5

Es werden zwei Residenten im Zululande im nörd- lihen und südlichen Theile desselben zurückgelassen werden, welchen eine Shußwache von vorerst 100 Eingeborenen bei- gegeben wird. Eine ruhige und befriedigende Lösung ist voll- kommen gesichert. Am Montag oder Dienstag wird eine Ver- sammlung der Häuptlinge stattfinden, um die Art der Lösung zu vernehmen. Die zwölf Häuptlinge, welche Territorium er-

alten, werden die Vertragsbedingungen unterzeichnen, die be- en, daß keine Waffen eingeführt und keine Ländereien vertheilt werden dürfen und endlich, daß kein Militärsystem be- stehen darf; die Nachfolge in der Häuptlingsschaft is der britishen Genehmigung sowie jeder Tributstreit dem britischen Schiedsrichterspruch zu unterwerfen und Allen Gerechtigkeit und richterlihes Urtheil zugesagt. Die britishen Residenten werden keine Regierungsautorität im Zululande besißen. Die rihterlihen Urtheile bedürfen der Bestätigung der Residenten.

i Jedem Häuptling bleibt es überlassen, nah eigenem Ermessen

den alten Geseßen und Gewohnheiten gemäß zu regieren. L Ueber die Gefangennahme Cetewayo's enthält

Der Kraal, in welchem der König gefangen genommen wurde, liegt 18 Meilen nördli von Brigadier Clarke's Lager, am s{chwarzen Umwolosi. Lord Gifford langte bei Tagesanbruch am 28. August mit der europäischen Kavallerie und Eingeborenen an einem vier Meilen vom Kraal entfernten Punkte an. Die Truppen lagen im Hinterhalt, da sie sich fürchteten, über das offene Terrain vorzudrin- gen, und erwarteten die Nacht für den Angriff, damit sie der König nicht sehe und in den an den Kraal anstoßenden Busch flühte. Lord Gifford befand sih an der Südostseite. Mittlerweile ershien Major Marter mit den Dragonern im Nordosten und wurde vom König gesehen aber nicht gefürchtet, da er glaubte,

F die Kavallerie könnte auf dem {lehten Terrain nicht vorrücken, ohne

Major Marter befahl indeß, die Sättel abzu- j _Geräuslos {lich er sich durch den Bus. Das Eingeborenen- Kontingent, das er ver- borgen hatte, wurde an die Spitze des Zuges gestellt, und es war im Stande, rascher vorzudringen als die Pferde, Die Eingeborenen stürzten aus dem Gebüsch heraus und umringten den Kraal mit dem Rufe „der weiße Mann kommt; Ihr seid gefangen !“ Major Marter ritt sodann heran, stieg ab, betrat den Kraal, und auf die Hütte, in welher der König sich befand, geradezuschreitend, forderte er ihn auf, herauszukommen und sich zu ergeben. Der König fürchtete sih und sagte: „Nein, kommen Sie zu mir, aber Marker war unbeugsam, und der König herauskriehend, erhob ch unter den Dragonuern mit stattliher Haltung. Ein Dragoner wollte seine Hand auf ihn legen, aber mit den Worten: „Weißer Soldat, laß mi zufrieden“, wies er den Mann mit verächtlichen Blicken zurück. Dann bat er, man möge ihn ershießen. Des Königs Haltung auf dem Marsche zwischen den Linien des 60. Regiments na seinem Zelte war würdevoll und ruhig. Gehüllt in eine rothe Dee, in der Weise einer römischen Toga, schritt er langsam daher

ch zu verrathen.

| Und musterte mit zurückgeworfenem Haupte und stolzer Miene die

um ihn herum versammelten Soldaten. Er erkundigte sih na dem Range des Offiziers, der ih1 gefangen genommen. Das Ein-

| geborenencontingent behandelte cer mit Verachtung.

23. September. (W. T. B.) Die „Times“ erfährt : Die Zusammenkunft des Marquis von Salisbury

j mit dem französischen Konseil-Präsidenten Waddington

habe eine vollständige Verständigung über die Haupt- punkte in der eten und griehishen Frage

ergeben. Um die Lösung der egyptischen Finanzschwierig- keiten zu erleichtern, solle künftig jedes Mißverständniß zien Frankreih, England und dem Khedive vermieden werden.

Ein Telegramm der „Daily News“ von Shutar- gardan, von gestern, meldet: Die Mongols überfielen eine Proviantkolonne in der Nähe des Shutargardan, tödte- ten die Escorte und 16 Mauleseltreiber und erbeuteten über 84 Maulesel.

283. September. (W. T. B.) Nah hier eingegange- nen Nachrihten aus Sidney isst die Weltausstellung am 17. d. M. in Gegenwart der australischen Gouverneure und der fremden Ausstellungskommissare, sowie unter Bethei- ligung eines sehr zahlreihen Publikums in feierlicher Weise eröffnet worden.

A Spanien. Madrid, 22. September. (W. T. B.) Die Eröffnung der Cortes ist auf den 3. November an- beraumt worden. Verschiedene Sklaveneigenthümer auf Kuba haben eine Eingabe an die Regierung ge- rihtet, in welcher sie um Ergreifung umfassender Maßregeln ersuchen. Jm entgegengeseßten Falle würden sie genöthigt sein, alle Sklaven frei zu lassen, um die nbrandsteckung ihrer Besißungen zu verhindern. Die Regierung hat darauf tele- graphish geantwortet : sie hoffe, daß die Sklavenbesißer in Uebereinstimmung mit der Regierung von Kuba handeln und sih hierbei von ihrem Patriotismus leiten lassen würden. Kuba. e 21. September. (W. T. B.) Ein Tagesbefehl des Generalkapitäns Blanco macht bekannt, daß die Aufständischen, von verrätherischen Lokal- freiwilligen unterstüßt, das Dorf Majari angriffen, daß die kleine Garnison des Ortes aber 3 Tage energischen Wider- stand leistete und dann, dur andere Truppen verstärkt, die Aufständischen in die Flucht s{hlug. Jn

IÎtalien. Rom, 22. September. (W. T. B.) dem heutigen Konsistorium wurde die feierlihe Ceremonie der Hutaufsezung sowie des Schließens und Öeffnens des Mundes an den Kardinälen Simor, Desprez, Haynald, Pie und Mimonda vollzogen. Außerdem fand die Ernennung von 18 Bischöfen Seitens des Papstes statt.

Türkei, Konstantinopel, 22. September. (W. T. B.) Die Pforte hat ihren Vertretern im Auslande über das Attentat des Konstantin Karajanopulo noch folgende weitere Mittheilung zugehen lassen: Obwohl Konstantin Kara- janopulo, dessen griehishe Herkunft feststeht , an Geistes- störungen litt, so scheint er doch, wie aus den bei ihm auf- gefundenen Papieren und anderen Anzeichen hervorgeht, einen verbrecherishen Zweck verfolgt zu haben, als er sih mit Ge- walt Eingang in den Palast des Sultans zu verschasfen suchte und zwar gerade in dem Augenblicke, als der Sultan im Be- B sih zur Feier des Bairamfestes nah der Moschee zu begeben.

Numänien. Bukarest, 23. September. (W. T. B.) «n der gestrigen Sißung der Deputirtenkammer erklärte Majorescu, die Mitglieder der konservativen Partei seien bereit, den Entwurf der Majorität anzunehmen und würden als den wahren Ausdruck des Willens des Landes unterstüßen, Majorescu ersuchte die Regierung, sich der Meinung der Majorität anzuschließen , dann werde der Entwurf im“ JFnlande wie im Auslande reussiren. Der Minister des Auswärtigen , Boerescu, erwiderte, der Majoritätsentwurf sei eine Herausforderung Europas; der Minister erinnerte an die Gefahren, welche entstehen würden, wenn Rumänien dem Willen Europas troßen sollte und wies auf die Eventualität eines zukünftigen Krieges hin, dem ein neuer Kongreß folgen würde. Schließlich for- derte Boerescu die Majorität auf, ihren Entwurf zurückzuzie- hen, dann werde die Regierung ihr Projekt vorlegen, welches wahrscheinlich Seitens der Mächte angenommen werde würde. Auf eine hierauf an die Regierung gerichtete Jnterpellation darüber, was die Regierung thun werde, wenn ihr Projekt verworfen werden sollte, antwortete Boerescu dem Jnterpellan- ten: „Dann werden Sie selbst zur Regierung gelangen.“ Die Berathung wurde sodann vertagt.

Dänemark. Kopenhagen, 19. September. (Hamb. Nachr.) Durch einen offenen Brief des Königs, vom heutigen Tage, wird der Reichstag zum 6. Oktober einberufen.

Amerika. New-York, 18. September. (Allg. Corr.) Der Präsident Hayes hielt gestern in einer Soldatenversamm- lung in der Stadt Ohio eine Rede, in welcher er die Doktrin von der Souveränetät der einzelnen Staaten nachdrücklich be- kämpfte und die von Abrahaz Lincoln ausgedrüdte Meinung citirte und billigte, daß feiner der Staaten jemals souveräne Rechte besessen habe. Der leßte Krieg, erklärte er, habe die Frage zu Gunsten der Oberherrschaft der Nationalregierung entschieden. Der Präsident befürwortete den Anspru der Farbigen auf die bürgerlichen Rechte und „behauptete, daß das Land darunter leiden würde, wenn man ihnen dieselben vor- enthalte. Kein Politiker sollte Unterstüßung genießen, der deren Verleßung billige. Am Schlusse seiner Rede hob der Präsident hervor, daß die Errungenschaften des Krieges zu Gunsten gleicher Rechte und nationaler Oberherrschaft fest be- hauptet und niemals aufgegeben werden dürften.

denselben

Statistische Nasrichten. ;

Gemäß den d L C T des Kaiserlichen Gesund- heitsamts sind in der 57. Jahreswoche von je 1000 2xe- wohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben

emeldet: in Berlin 26,7, in Breslau 34,7, in Königsberg 27,1, in

öln 28,6, in Frankfurt a. M. 18,6, in Hannover 22,8, in Caffel 20 2, in Magdeburg 22,9, in Stettin 26,7, in Altona 24,4, in Straf- burg 30,3, in München 29,6, in Nürnberg 21,2, in T 390 in Dresden 25,1, in Leipzig 20,7, in Stuttgart 23,1, in Braunschweig 29,8, in Karlsruhe 23,9, in Hamburg 28,1, in Wien 26,2, in Buda- pest 38,2, in Prag 28,4, in Triest 43,9, in Basel —, in Brüssel 26,3, in Paris 25,3, in Amsterdam 19,2, iy Kopenhagen 28,9, in Stockholm 21,6, in A 17,0, in St. Petersburg 33,6, in Warschau 27 5, in Odessa 41,0, in Bukarest 37,4, in Rom 24,9, in Turin 27,7, in Athen —, in Lissabon —, in London 18,2, tun Glasgow 17,8, in Liverpool 25,6, in Dublin 31,0, in Edinburgh 16,8, in Alexandria (Egypten) 42,4. Ferner aus früheren Wochen : in New- Pork 23,0, in Philadelphia 17,1, in Chicago 28,6, in St. Louis 12,3, in San Franzisko 13,1, in Calcutta 22,8, in Bombay 39,6, in Madras 35,3.

Die beim Beginn der Woche an den meisten deutschen Beobach- tungsstationen herrschenden südöstlihen Luftströmungen gingen bald allgemein in westliche und südwestlihe um, und blieben auch bis zum Schlusse der Woche vorwaltend, nur an den östlichen Stationen ging der Wind am Wocenshluß nah Ost. Die Luftwärme über- stieg in den ersten Tagen der Woche das Monatsmittel. Am 9, Sep- tember sank die Wärme und erreichte, wenn auch wieder steigend,

Ma E aaa am E M E E E P D

doch das Monatsmittel niht mehr. Es regnete im Ganzen wenig, Der Anfangs der Woche steigende Luftdruck sank bald, stieg aber wieder, zeigte jedoh zu Ende der Woche Tendenz zum Sinken.

Die Sterblichkeitsverhältnisse der meisten größeren Städte ge- stalteten sih in der Berichtswoche günstiger, „Die allgemeine Sterb- lihkeitsverhältnißzahl für die deutschen Städte sank auf 25,6 von 27,4 der Vorwoche (auf 1000 Bewohner und auf s Jahr berechnet), Insbesondere hat die Sterblichkeit des Säuglingsalters erheblicher abgenommen, so daß von 10000 Lebenden auf's Jahr berechnet 126 Kinder unter 1 Jahre gegen 137 der vorhergegangenen Woche starben (in Berlin 133 gegen 141). Auch die Sterblichkeit der höheren Alteréklassen war eine geringere. ; /

Unter den Todesursachen traten von den Infektionskrankheiten Darmkatarrhe und Brechdurchfälle der Kinder seltener, der Keuch- husten, das Scharlachfieber und Unterleibstyphen, und in den außer- deutschen Städten auch die Pocken wieder häufiger auf. Die Ma- sern haben in Chemriß, Hamburg und Paris nachgelassen. Auch diphtherishe Afektionen wurden in Berlin, London, Paris seltener, zeigen sich aber in Breslau, Hamburg, Frankfurt a. M,, Wien häufiger. Das Scharlachfieber fand mehrfach gronere s R wie ‘in Danzig, Braunschweig, Düsseldorf, recht bösartig verläuft es in Bukarest. Todesfälle an Unterleibstyphus waren in Berlin, München, Breslau, Posen, au in Paris und Turin wieder zahlreicher, desgleichen das Malariafieber in Rom. Todesfälle an Slecktyphus werden aus London 1, ans St. O 4 gemeldet. Ginen ziemlich allgemeinen Nachlaß erfuhren Darmkatarrhe und Brechdurchfälle der Kinder. Die Zahl der daran Gestorbenen in den den deutshen Städten sank anf 746 von 872 der Vorwoche. In Berlin, München, Breslau, Dresden, Magdeburg, Stuttgart, Frankfurt a /M., Straßburg war die A der Opfer eine zum Theil namhaft geringere; in Hamburg, Hannover, Altona stieg die Zahl der Brechdurhfälle, Au in London, Paris und den röße- ren skandinavishen Städten nahm die Zahl der Darmkatarrhe ab, in Wien, Pest, St. Petersburg, Warschau zu. Ruhrtodesfälle san- ken in Berlin auf 4.

Die Zahl der Todesfälle an Keuchhusten wurde eine größere, der Keuchhusten herrsht in Breslau, Hamburg, Cöln und in dez größeren bayerischen Städten. Die Poten zeigen in London, Paris und Barcelona Abnahmen, in Wien, Pest, Warschau, Bu- farest nur kleine Zunahmen. In St. Petersburg blieb die Zahl der Todesfälle die gleiche der Vorwoh2. Aus Brüssel, Thorn, Prag, Triest werden our vereinzelte Blatterntodesfälle gemeldet. Das pre Fieber in Memphis ist noch im Steigen. Jn der am 30. August

eendeten Woche erkrankten 171 und starben 60 Personen daran.

Land- und Forstwirthschaft.

Von dem Comité der im Oktober d. J. in London slatt- findenden Molkerei - Ausstellung ist Hr. G. A. Boysen, in Firma: Ahlmann u. Boysen in Hamburg, als Preisrichter, und zwar zur Mitwirkuag bei der Beurtheilung der deutschen Produkte

in London, crnannt worden.

Die Ernte im Kreise Fulda. Der „Hess. Beobachter“ \{hreibt: Der größte Theil der Halmfrüchte ist nun eingeerntet, und man kann deshalb den ungefähren Ernteertrag übersehen. Daß die Ernte keine reiche sein würde, wußte man schon vor einigen Monaten, und man war um so mehr bezüglich derselben besorgt, als ein Theil des Kreises von einem ziemlich bedeutenden Hagelshlage getroffen worden war und die Witterung immer wieder di: Befürchtung wach rief, daß die Körner auswachsen würden. Glücklicherweise waren diese Befürchtungen bis jeßt unbegründet. Der vom Hagel am meisten getroffene Roggen hat größtentheils noch einen ganz leidlichen Grtrag gebracht, und auch der öftere Regen blieb bis jeßt ohne be- merkbaren Nachtheil auf die Fruht. Vom Roggen und Weizen ist der Stroh- wie der Körnerertrag unter einer Mittelernte geblieben. Wenn auch manches Feldstück rek erfreulih trug, so waren wieder andere Lagen umsomehr zurückgeblieben. Das Stroh ist größentheils als ein gutes Futtermittel anzusehen, da es reihlich mit Wicken u, dgl. durhwacbsen war. Auch die Gerste lieferte sowohl im Stroh wie in den Körnern eine mäßige Ernte. Besser dagegen sieht es mit dem Hafer aus, welcher zum größten Theile noch auf dem Halme steht. Wenn auch nit überall, ist er do meist gut, ja zum Theil recht gut, sowohl im Stroh, wie in den Körnern. Die Feldbohnen- ernte können wir, wenn die Witterung noch hilft, als eine mittlere bezeihnen, und von den Erbsen dürfen wir einen guten Ertrag er- warten. Ob der Erbsepkäfer wieder einen großen Theil der Frucht vernichten wird, läßt sich jeßt noch nit bestimmen; doch es ift nit wahrscheinlich. Der Flahs möchte einen mittleren Ertrag liefern. Ausnehmend s{chön stehen die Wurzelgewächse, und auch das Kraut würde gut werden, wenn nicht die Raupen, die wieder in zahl- reicher Menge aufzutreten drohen, ihre \törende Freßlust bethätigen möchten. Umgekehrt bieten die Kartoffeln sehr üble Aussichten. Dieselben sind zwar ganz gut gewahsen und auch genügend \tärke- mehlhaltig; aber die Kartoffelkrankheit hat ein:n sehr großen Theil derselben unbrauchbar gemacht. Wenn übrigens das Ecntewetter

ünstig ausfällt, möchte Naßfäule in den Kellern nicht zu befürchten

fin, Von dem Wiesen- und Kleeheu hat es so viel gegeben, daß, obglei die Ernte zum Theil {lecht eingebraht worden ist, doch kein Mangel eintreten wird. Betrachten wir endlih das Obst, so können wir uns auch damit begnügen. Giebt es auch nicht viel Ob|-, so entwidckelt sih das vorhauadene dochþ ganz \chöôn, und wenn der Herbst noch gut wird, dürfte es auch \{chmackhaft werden. Wir können demnach die bisherige Ernte und die noch \{webenden Aus- sihten im Ganzen zwar nicht als gut bezeihne., können sie aber doch noch als befriedigend ansehen.

Gewerbe und Sandel.

Augsburg, 22, September. (W. T. B.) Die dritte Generalversammlung des Centralverbandes deutscher Industrieller wurde heute Mittag um 125 Uhr durch den Vor- fißenden Schwarzkopf (Berlin) in dem goldenen Saale des Rath- hauses eröffnet. Der hiesige Regierungsdirektor Braunwart begrüßte die Versammlung im Auftrage des Ministers des Jnnern v. Pfeufer, der Bürgermeister Fischer im Namen der Stadt. Hierauf referirte Direktor Haßler über die Thätigkeit des Centralverbandes in dem leßten Jahre und empfahl s{ließlich, dem Reichskanzler Fürsten Bismarck den Dank der Versammlung auszudrücken, was unter dem Beifall der Versammlung einstimmig genehmigt wurde. In Folge M folgende Depesche an den Fürsten Bismark nach Wien gesandt :

„Die heute hier tagende dritte Generalversammlung des Centxral- verbandes deutscher Industrieller erlaubt sich, Sr. Dur{laucht dem Herrn Fürsten Reichskanzler für die energische und erfolgreihe Wah- rung der Interessen der vaterländischen Arbeit ihren tiefgefühltesten Dank auszusprechen.

Der erste Gegenstand der Tagesordnung betraf die A ltersver- sorgungs- und Invalidenkassen für Arbeiter. Auf An- trag der Referenten und General-Sekretäre Bueck (Düsseldorf) und Beutner (Berlin) wurde folgende Resolution einstimmig an- genommen:

„Der Centralverband deutscher Industrieller erkennt an, daß die Versorgung, beziehungsweise Unterstüßung invalider und alters- {wacher Arbeiter und ihrer Wittwen und Waisen nicht lediglich den bisherigen dazu verpflichteten, insbesondere den betreffenden polis tishen Verbänden überlassen werden darf, daß vielmehr für diese Zwecke daneben die Ecrichtuhg besonderer Kassen, wobei Arbeitgeber und Arbeiter durch Beiträge und Verwaltung zu betheiligen sind, ange¡trebt werden müssen. Der Centralverband erkennt ferner an, ba eine derartige Fürsorge im hohen Grade dazu hbei- tragen würde, die Wiederherstelung und Wahrung des sozialen Friedens herbeizuführen, und daß die von der Acter- kommission des Reichstages (4. Legislaturperiode, 2. Session 1879) gefaßte öefolution, betreffend die Cinführung von Altersversorgungs- und Invalidenkassen für Arbeiter, geeignet is, die unentbehrliche Initiative und Thätigkeit des Reiches in dieser Sache zu fördern. In Erwägung jedo, daß die Schwierigkeiten der Ausführung in ihrem ganzen Umfange si erst bei gründlicher Erörterung der Einzel -

d

R E D E PREN