1879 / 246 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 20 Oct 1879 18:00:01 GMT) scan diff

S R A R r L C E E E:

Verhältnißmäßig, d. h. unter Berüeksihtigung der esförderten Achskilometer und der im Betriebe gewesenen teislängen sind die meisten Verunglückungen auf der Nassauischen Staatsbahn, der Elsaß - Lothringishen und der Westfälischen Eisenbahn vorgekommen.

. Größere Privatbahnen mit je über 150 km Länge (bei zusammen 10 441 km Betriebslänge, 13 743 km Geleislänge und 221 267 964 geförderten Achskilometern) 47 Fälle, darunter die größte Zahl „auf die Köln-Minde- ors n die Rheinische (8), und die Hessishe Ludwigs-

n (7). Verhältnißmäßig fanden jedo die meisten Verun- lüœungen auf der Ostpreußishen Südbahn, der Hessischen Rein und der Werrabahn statt.

C. Kleinere Privatbahnen mit je unter 150 km Länge (bei zusammen 1063 km Betriebslänge, 1136 km Geleislänge und 7787311 geförderten Achskilometern) 1 Fall, und zwar auf der Marienburg-Mlawkaer Eisenbahn.

Von den im Ganzen beförderten 17 014 038 Personen wurden 6 Passagiere verleßt, 1 auf der Berlin-Hamburger und 5 auf der Elsaß-Lothringischen Eisenbahn.

Von den im Betriebsdienste thätig gewesenen Beamten d per von je 11 841 Einer getödtet und von je 3428 Einer verleßt.

Ein Vergleih mit demselben Monate des Vorjahres er- giebt, unter Berücksichtigung der in beiden Zeitabschnitten geförderten Achskilometern und der im Betriebe gewesenen Ge- leislängen, daß im Durchschnitt im Monat August d. Js, bei 17 Verwaliungen mehr und bei 19 Verwaltungen weniger und in Summa ca. 123 Proz. weniger Verun- glückungen vorgekommen sind als in demselben Monate des Vorjahres.

Jn den deutschen Münzstätten sind in der Woche vom 5. bis 11. Oktober 1879 an Goldmünzen geprägt worden: 445 580 /6 Kronen, und zwar auf PVrivat- rechnung. Vorher waren geprägt: 1267644340 M Doppelîkronen, 420 210 330 Kronen, 27 969 925 46 Halbe Kronen, hiervon auf Privatrechnung 396 076 190 M Summa 1 715 974 615 6 (nah Abzug der wieder eingezogenen 165 680 6 Doppelfkronen , 129 100 /6 Kronen und 780 4 Halbe Kronen).

S. M. Kanonenboot „Comet“, 4 Geschüße, Kom- mandant Kapt. Lt. Freiherr von Senden-Bibran, is am 17. d. Mts. in Plymouth eingetroffen.

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Nl 19. Oktober. Der dreizehnte hanno- veri sche Provinzial-Landtag ist heute Mittag 2 Uhr dur@ den Königlichen . Kommissaxius, Ober - Präsidenten von Leipziger, mit folgender Rede eröffnet worden :

Hochgeehrte Herren !

Namens der Königlichen Staatsregierung heiße ih Sie bei Ihrem Zusammentritt zum 13. Provinzial-Landtage willkommen.

Das auf dem en Landtage berathene Geseß über die Rad- felgenbeshläge der Fuhrwerke ist verkündet und am 1. April d. Js. in Kraft getreten.

Das von Ihnen beschlossene Reglement zur Ausführung des S. 13 des Geseßes vom 13. März 1878, betreffend die Unterbrin- gung verwahrloster Kinder, ist von der Staatsregierung mit der Maßnahme genehmigt, 8 die Einziehung der Unterhaltungskosten aus dem Vermögen der Zöglinge oder der zu ihrer Alimentation Pes Verpflichteten nicht im Verwaltungswege zu erfol- gen hat.

Ihre Vorscbläge bezüglih der Normalstädte füc die Revision der Gebäudesteuer-Veranlagung sind berücksichtigt; nur mußte für den Kreis Leer an Stelle des Fleckens Weener mit Nücksicht auf die entgegenstehende Bestimmung des Geseßes die Stadt Esens als Normalstadt bestimmt werden ; auch ist Ihrer Anheimgabe gemäß von Ausslellung besonderer provinzieller Cinshäßungsmerkmale ab- „gesehen worden,

Außer den regelmäßig wiederkehrenden Wahlen und einigen Landftraßen - Angelegenheiten werden nur folgende Vorlagen der Königlichen Staatéregierung Ihre Thätigkeit in Anspruch nehmen.

Ein Gesetzentwurf über Abänderung der preußisch-oldenbur-

ishen Landesgrenze an der kleine1 Hase bei Quakenbrück, der Be- luß der Ritterschaft des Herzogthums Bremen, betreffend eine Aender ung der revidirten Statuten vom 11. Dezember 1863, Kreis- statute für die Kreise Einbeck und Aurih werden Ihnen zur Aeuße- rung vorgelegt werden. i

Die Uebersichten über die Verwaltung des Allgemeinen Kloster- fonds aus den Rechnungsjahren 1877 und 1878 werden Ihnen zu- gehen und Sie werden daraus erschen, daß Ihren auf dem letzten ven oe in dieser Beziehung geäußerten Wünschen entsprochen wor-

Der Schwerpunkt Jhrer Verhandlungen beruht in den Vor- lagen über die provinzialständishe Verwaltuvg, aus welchen Sie die Ueberzeugung gewinnen werden, daß Ihre Organe auf allen Gebieten ihrer Zuständigkeit eine ersprießlihe Thätigkeit zum Segen der Pro- vinz entwickelt haben.

Im Allerhöchsten Auftrage Sr. Majestät des Kaisers und r 0s erkläre ich den 13, hannoverishen Provinzial-Landtag für eröffnet.

Nach dem Schlusse dieser Ansprache brachte der Land- tagsmarschall Graf zu Münster auf Derneburg ein dreimali- ges Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und König aus, in welches die versammelten Mitglied.x lebhaft einstimmten.

Bayern. München, 17. Oktober. (Allg. Ztg.) Jn der am nächsten Mittwoch stattfindenden Sißzung der ÄAbgeord- netenkammer kommt ein Antrag des Abg. Dr. Daller zur Berathung, dahingehend , daß noch dem gegenwärtig ver- Jsammelten Landtage Geseßentwürfe?, die Einführung einer Wein- und Branntwein-Konsumsteuer betreffend, vorgelegt werden möchten.

Sachsen. Dresden, 18. Oktober. Das „Dresdner «zournal“ publizirt eine Bekanntmahung des Gesammt- Ministeriums vom 15. d. M., durch welche die Stände zu cinem ordentlichen Landtage auf den 3. November einbe- rufen werden.

Se. Majestät der König hat den Präsidenten des Reichs- E e a Dr. Simson und den Ober-Reichèanwalt Frhrn. von

edendorff im hiesigen Königlihen Schlosse in Audienz empfangen.

Samburg, 18. Oktober. Nachdem die Verfassung der freien und Hansestadt Hamburg vom 28. September 1860 von Senat und Bürgerschaft einer Revision unterzogen worden ist, wird die revidirte Verfassung nunmehr unter dem Datum des 13. Oktober mit dem Bemerken publizirt, daß dieselbe in Gemäßheit des transitorishen Geseßes von demselben Tage zu 85.-28 bis 30 der Verfassung vom 28. September 1860 und zu §8. 63 und 70 der Geschästsordnung der Bürgerschaft vom 12. August 1859/6. März 1874 spätestens mit Ablauf der ersten Woche des Monat März 1880 in Kraft tritt. L

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Oesterreich-Ungarn. Wien, 18. Oktober. (W. T. B.) Die „„Polit. Corresp.“ meldet, daß sih der Minister des Auswär- tigen, Baron Haymerle, heute zu einer persönlichen Be- grüßung der ungarishen Minister nah Pest begiebt. :

Jm Wehrgeseß von 1868 ist bekanntlich eine Bestim- mung enthalten, welche die Einführung einer Militärtaxe in Aussicht nimmt, die von den an der Ausübung der Militär- pfliht persönlich nicht theilnehmenden Männern in dem Alter von 19 bis 30 N getragen werden soll. Jn der österreihishen Thronrede wird nun die Vorlage eines Geseßes über die Einführung der Militärtaxe angekündigt. Dieses Geseß wird nach einer dem „Wiener Tagblatt“ zukommenden Mittheilung folgende wesentliche Bestimmungen enthalten: Die Militärtaxe soll in Form einer Kopfsteuer zur Anwendung ge- bracht werden, welche von allen jenen militärpflichtigen Per- sonen erhoben werden soll, die in Folge körperlicher Gebrechen oder wegen Familienverhältnissen von der Militärpflicht gänz- [ih befreit sind. Die zu besteuernden Personen sollen die Militärtaxe für die Dauer der ganzen Militärdienstzeit, also für zwölf Jahre, entrichten und behufs Bemessung der Taxe in Kategorien getheilt werden. Die Minimaltaxe, welche für gänz- [ih Unbemittelte in Anwendung kommen soll, ist auf 1 Gulden per Jahr normirt und würde, im Falle der Zahlungsunfähigkeit von der Heimathsgemeinde des Betreffenden aufzubringen sein; der nächst höhere Saß foll drei Gulden per Kopf und Jahr be- tragen. Der Maximalsag isst auf hundert Gulden jährlich fixirt. Man reqnet in fahmännischen Kreisen, daß der Er- trag der Militärtaxe bereits im ersten Jahre die Höhe von 400 000 Gulden erreichen werde, und daß diese Summe, von Jahr zu Jahr steigend, nah Ablauf von zwölf Jahren die Höhe von fünf Millionen erreichen werde, da dann zwölf Jahrgänge Steuerpflichtiger an derselben partizipiren würden.

Ueber die zur Erzielung von Ersparungen im Heeresbudget veranlaßten Beurlaubungen în der Armee schreibt die „Wehrzeitung“ :

„Laut Erlaß des K. K. Reichs-Kriegs-Ministeriums vom 13. d. haben Se. Kaiferlihe und Könioliche apostolishe Majestät mit Allerhöcbster Entschließung vom 3, Oktober 1879 zur Erzielung von Ersparnissen im Heereshaushalte Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß bei allen Linien-Jnfanterie-Regiment-rn und Feldjäger-Ba- taillonen des Inlandes (innerhalb des östcrreichish- ungarischen Zoll- gebietes) sofort per Compagnie zehn Mann und mit Ende November dieses Jahres weitere fünf Mann per Compagnie über den Winter in ihre Heimath zu beurlauben sind. * Die auf Urlaub zu seßende Mannschaft darf jedoch nur der niedersten Soldatenklasse entnommen werden. Mit Ende März 1880 sind jedoch die Mannschaften wieder einzu- berufen, die Beurlaubung erfolgt als „dauernd Beurlaubte*“ gemäß S. 152, 2 der Instruktion zur Ausführung der Wehrgesetze. Dieser Erlaß ift ein Beweis der Bereitwilligkeit, mit welcher die Kriegs- veriltung den Anforderungen des äußerst Sparsinnes gerecht zu“ werden trachtet. Mögea die ihr ncues Amt antretenden Volks- repräsentanten oder Abgeordneten und die Delegation dieses Ent- gegenlommen würdigen.“

Das genannte militärische Fachblatt erklärt übrigens die S e einzelner Blätter über die Höhe der durch die Beurlaubungen erzielten Ersparungen für übertrieben. Die- u sollen sich nur auf eine halbe Million Gulden be- aufen,

Pest, 17. Oktober. Die auf Bosnien und die Herze - gowina bezüglihen Vorlagen werden, wie „Hon“ meldet, noch vier Geseßzentwürfe bien, welche von d Einführung der Zollgemeinsamkeit und ver Monopole, fener von der Auf- hebung der ungarischen Und österreichishen Zollausschlüsse han- deln werden.

Ueber decn Stand der ungarisch-kroatischen Aus- gleihsverhandlungen berihtet „Naplo“, daß die Mit- glieder der kroatishen Regnikolar-Deputation, ehe sie ihre zFerienreise antraten, in einer Konferenz über die wihtigeren Punkte des Ausgleichs beriethen. „Den Hauptpunkt der Kon- ferenz,“ sagt das genannte Blatt, bildete die Angelegenhe t der Militärgrenze. Ueber die Frage, ob an der Einver- leibung der Militärgrenze bis zum Bruche festgehalten werden solle, theilten sich die entgegengeseßten Voten in fast zwei gleiche Gruppen. Jn der Frage der indirekten Einkünste der Militärgrenze stimmten die Mitglieder darin überein, daß sie an ihrer Forderung bis ans Ende festhalten. Die Mitglieder der froatishen Regnikolar-:Deputation werden diese privaten Vereinbarungen in Agram noch einmal in Erwägung ziehen, bie, sie wieder zu den Sizungen des Reichstages zurück- ehren.“

Schweiz. Bern, 17. Oktober. (Bund.) Das Budget, wie es für 1880 vom Bundesrath in den leßten Sizungen festgestellt worden ist, weist an Einnahmen 40 578 500 Fr., an Ausgaben 40 756 500 Fr. und sonach ein Defizit von 178 000 Fr. auf.

Großbritannien und Jrland. London, 18. Oktober. (Allg. Corr.) Vom Vizekönig sind im Jndishen Amte folgende Telegramme eingegangen:

16. Oktober. Jn Folge der Unterbrehung der tele- graphischen Verbindung und wahrscheinlihen Verlorengehens einiger Depeschen haben wir erst jet authentishe Nachrichten von General Noberts erhalten, die seinen fseierlihen Einzug in den Balar Hissar, sowie die Beseßung der Stadt am 12. melden. Britische Truppen bildeten auf dem Wege vom Lager nah dem Balar Hissar Spalier. Es wurde ein Königlicher Salut abgefeuert, als derx älteste Sohn des Emirs und General Roberts durch das Thor einritten. Die britische Standarte wurde aufgehißt und eine Proklamation verlesen. General Hills is zum Militär-Gouverneuxr und Sr Gholani Hussein zu seinem Assistenten ernannt worden.

17. Dftober. Drei Regimenter mit 12 Kanonen waren von Ghuzni herangezogen, um sihch mit den afghanischen Truppen in Kabul gegen uns zu verbinden. Als sie den zersprengten Kabulesen begegneten, ergriffen sie bie Flucht mit Hinterlassung ihrer Geschüße, die unsere Kavallerie herein- bringen wird. 85 Kanonen wurden im Balar Hissar vor- gefunden, so daß sih jeßt 200 erbeutete Kanonen in unserm Besiß befinden. General Gough wird aus Djellalabad so bald als mögli eine fliegende Kolonne vorschieben.

Im Kriegs-Ministerium sind von Sir Garnet Wolsely (via Madeira) folgende Depeschen eingegangen :

Heidelburg (Transvaal) 22, September. Manyanyoba hat sich ergeben, und somit ist die letzte Spur der Ruhestörung an der Hu renze von Transvaal beseitigt. Clarke's Kolonne ist via Middle-Drift nah Natal zurückgekehrt. Seine Mission ist höchst befriedigend ausgeführt worden; die Zulu-Häuptlinge an der Grenze, wo si das Land noch immer nicht beruhigt hatte, haben sich völlig unterworfen und die verlangten Waffen sowie das geraubte Vieh ausgeliefert. Sämmtliche eingebo- renen Truppen in Natal sind entlassen worden. Jn Trans-

vaal herrscht bis jeßt Ruhe. Die telegraphische Verbindung mit Prätoria ist ofen.

rätoria, 29. September. Sämmtliche Truppen sind jeßt aus Zululand zurückgezogen worden. Clarke hat alle ein- geborenen Deserteure aus Natal, mit Ausnahme eines, ge- fangen genommen, und die während des Einfalles der ulus in Natal (im Juni) geraubten Viehherden jurüidterlan Brigadier Colley begiebt sih auf den Wunsch des Vizekönigs unverzüglich nah Jndien zurückE. Oberst East reist morgen nah England ab. Jch kam am 27. d. M. hier an und wurde heute als Gouverneur vereidigt. Jh habe Kapitän Clarke den Spéezialkommissär von Lydenburg, mit einer Mission zu Secocoeni gesandt, dessen Volk in neuerer Zeit viel Unruhe verursacht hat.

Der „Times“ wird aus der Kapstadt, vom 30. d, gemeldet : N

„Jnnerhalb der Kapekolonie und längs ihrer Grenzen ist alles ruhig. Sir Bartle Frère hat mit seiner Familie die benachbarten landwirthschaftlihen Distrikte besucht. Dem Premier-Minister Mr. Spricg, wurde auf seiner Reise nach den Diamantenfeldern in Beaufort West ein Bankett gegeben. Im Verlaufe seiner bei ter Gelegenheit gehaltenen Rede sagte der Premier, daß er in der Ges fangennahme Ketshwayos und in der Regelung der Angelegenheiten im Zululand die Beseitigung der Hindernisse für die Konföderation erblide. Jn einem von dem Stabtchef Sir Garnet Wolf: ley's er lassenen Yagetbefchle beglückwünsbt der General die Truppen zur Gefangennahme des ehemaligen Zulukönigs, dessen Gegenwart in dem von ihm einst beherrschten Territorium einem dauernden und besriedigenden Frieden verderblich gewesen wäre“.

Dem „Standard“ wird aus der Kapstadt vom 30. ds. gemeldet:

„Secocoeni wird immer unvershämter. Er raubt das Vieh der Boers zu Hunderten. Die Operationen gegen ihn werden sofort in Angriff genommen werden, vnd Oberst Harrison, der foeben von einer Inspektion des befestigten Platzes Secoccenis zurückgekehrt if berichtet, daß derselbe in drei Monaten genommen werden fann. Cine Massenversammlung der Boers ist auf Anfang November ein: berufen worden. Ein Regiment ift nach Pondoland beordert, wo die UÜuzufriedenheit noch immer gährt. Es ift eine Kommission ernannt worden, um die Ursachen der unbefricdigenden Haltung der dortigen Eingeborenen zu ergründen. Moirosi hält noch immer Stand. Ein großer Theil unserer Grenze befindet sich in unruhigem Zy- Zustande. Um die Ordnung dort aufrecht zu erhalten, ist die Aufs bringung einèr Stireciïkraft von 400 Mann anbefohlen worden.“

19, Oktober. (W. T. B.) Dem Reuterschen Bureau wird aus Simla, von heute, gemeldet, der Emir Jakuh Khan habe den Entschluß kundgegeben, abzudanken. General Roberts habe sich vergeblih bemüht, ihn zu überreden, diese Absicht aufzugeben. Es seien provisorische Vorkehrungen getroffen worden, um die Ordnung aufreht zu erhalten und die Verwaltung weiterzuführen. Weiter wird dem genannten Bureau gemeldet, daß der in dem Gebirge Naga, südlich von der Provinz Assam (Präsidentschaft Bengalen), ansässige englishe Kommissar von dem Stamme der Nagahs er- mordet worden sei.

20 DUober. W. T B) De „Daily News“ erfahren, die Regierung habe den sofortigen Bau einer Eisenbahn nach Kandahar angeordnet, und es seien zu dem Ende bereits Ankäufe von Eisenbahnmaterial erfolgt.

Die „Times“ meldet aus Kabul, vom 15. d. M., dem Militärgouverneur von Kabul, General Hills, sei der Anmarsch von 3 Negimentern asghanischer Kavallerie und von 6 Regimentern afghanisher Jnfanterie von Turkestan her signalisirt worden.

Frankreich, Paris, 19. Oktober. (Journ. off.) Durch Dekret des Präsidenten vom gestrigen Tage ist der Divisions: General Billot an Stelle des zur Disposition gestellten Generals Lallemand zum Commandeur des XV. Armee-Corps in Marseille ernannt worden.

18 Duo (W. L V) De Messager de Paris“ erklärt die Gerüchte über die bevorstehende Kon- vertirung der Z5proz. Anleihe für unbegründet und schreibt, daß über diese Frage in dem jüngsten Kabinetsrathe diskutirt und au beschlossen worden sei. Man ‘habe si da- hin entschieden, daß die Konvertirungsoperation in Folge der ungenügenden Ernte, welche die Einfuhr von Nahrungsmittel: produkten für mehr als 600 Millionen Francs nothwendig mache, unausführbar sei. Dieses Motiv allein würde genügen, die Konvertirung auf unbestimmte Zeit hinauszuschieben, selbst wenn die auf die politishe Ordnung bezüglichen Erwägungen nicht in so hohem Maße sich in der nämlichen Richtung gel- tend machen sollten.

19. Oktober. (W. T. B.) Gegentheiligen, von den «Fournalen verbreiteten und thatsächhlich unbegründeten Gerüchten gegenüber erklärt eine von der „Agence E veröffentlihte Note, daß sich der Präsident

VLÉVvY un seinem Kabinet in vollstem Einvernehmen befinde und daß auch unter den Ministern keinerlei Meinungs- verschiedenheit bestehe.

Türkei. Konstantinopel, 19. Oktober. (W. T. B.) In der gestern bezüglih der griechischen Grenz- regulirungsfrage stattgehabten Konferenz haben die griechischen Kommissäre erklärt, von der leßten türkischen Deklaration Akt zu nehmen. Die Fortseßung der Besprechung wurde auf nächsten Montag vertagt. Said Pascha ist zum Premier-Minister, Savas Pascha zum Minister der Aus- wärtigen Angelegenheiten, Mahmud-Nedun Pascha zum Minister des Jnnern, Aarifi Pascha zum Präsidenten des Staatsraths ernannt worden. Safvet Pascha wurde mit der obersten Ueberwachung aller Verwaltungszweige des Reichs beauftragt und erhielt die weitere Mission, alle einzuführenden Verbesserungen und Reformen direkt dem Sultan zu unter- breiten. Nach weiterer Mittheilung find ferner ernannk: Djevded Pascha zum Justiz-Minister, Kadri Pascha zum Minister der öffentlichen Arbeiten und des Handels, Sub1 Pascha zum Jntendant der den Moscheen oder frommen Stif: tungen gehörigen Güter (Evkafs) und Edibb Effendi zum Finanz-Minister.

Numänien. Bukarest, 18. Oktober. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer hat heute den Geseßentwur| zur Lösung der Judenfrage in der von dem Delegirten- comité im Feien Al mit der Regierung und der Opp0- sition modifizirten Fassung ohne Debatte mit 133 gegen 9 Stimmen angenommen. 2 Deputirte hatten sich der Ab- stimmung enthalten. Das Resultat der Äbslimmung wurde mit Beifall aufgenommen. Die Regierung war zu P Ueberzeugung gelangt, daß ihr ursprünglicher Entwurf nid) die erforderliche Zweidrittel-Majorität erlangen würde Un? sah sich daher veranlaßt, in Unterhandlung mit der Opp0- sition zu treten und einige Amendements anzunehmen, wel ; sich ausschließlich auf die zur Erlangung des Jndigenal

zu erfüllenden Formalitäten beziehen, ohne das Wesen der Regierungsvorlage zu ändern. Das im Artikel 44 des Ber- liner Vertrages ausgesprochene Prinzip der Gleichberechti- ung der religiösen Bekenntnisse wird in die rumänische Ver- assung an die Stelle des bisherigen Artikels 7 derseiben auf- enommen. Nur die Namenslisten sind unterdrückt; indeß ind nah dem votirten Geseße alle Personen, welhe dem Lande wichtige Dienste geleistet haben, ferner diejenigen welche große Etablissements besißen, sowie diejenigen, welche in Rumänien geboren und erzogen worden sind, von einem Aufenthaltsnahweise befreit. Es wird denselben die Natu: ralisation von den gewöhnlihen Kammern auf ihr persön- [iches Verlangen zugestanden. Da zu diesem Votum nur die einfahe Majorität erforderli it, so hofft man dadur leichter zur sofortigen Emanzipirung derjenigen zu gelangen, welhe ein Recht auf Emanzipirung besizen und dic- selbe wünschen. Diejenigen Fsraeliten, welhe während des Krieges bei der Fahne gedient haben, werden en bloc durch ein und dasselbe Votum naturalisirt. Das neue Gesetz hält die Bestimmung aufreht, daß nur rumänishe Bürger länd- lichen Grundbesiß erwerben können. Nach der Verkündi- gung des Nesultats der Abstimmung erklärte der Präsident der Kammer, Rosetti, daß die Revisionskammer ihre Arbeiten beendigt habe und fügte hinzu, er sei so glücklich, abermals fonstatiren zu Tönnen, daß in allen s{hwierigen Verhältnissen, welhe Rumänien zu überwinden gehabt habe und cs habe sih niemals in schwierigeren Verhältnissen befunden, als gegen- wärtig die Vertreter des Landes ihren innersten Gefühlen Schweigen aufzuerlegen gewußt hätten, um einmüthig vor O dem nationalen Willen Ausdruck zu geben. (Großer Beifall.

Wie verlautet, wird der Senat morgen eine Sizung abhalten, damit die Frage bis zum nächsten Montag erledigt werden kann.

Amerika. New-York, 17. Oktober. (Allg. Corr.) Die Bürger von Santa haben der Regierung der Ver- einigten Staaten gemeldet, daß die Apache-JFndianer große Ausschreitungen in New-Mexiko wverüben und zwei Auswandererzüge überfallen haben, wobei sie 13 Personen tödteten. Die Ansiedler’ griffen die Fndianer an, mußten si aber mit einem Verlust von 6 Todten zurücziehen. 500 Mann Truppen sind jeßt auf der Verfolgung der Jndianer be- griffen und sollen am 10. und 11 ds. ein Zusammentreffen mit ihnen gehabt haben.

Südamerika. Valparaiso, 23. September. (Allg. Corr.) Am 21. ds. segelten aht chilenische Transport-

\chif§e mit 4000 Mann Truppen a*®Bord, die zur Ver

tärtung der chilenishen Armee in Atacama bestimmt sind, ab. Die Panzerschiffe „El Almirante Cochrane“ und „V'Higgins“ bildeten die Eskorte.

Nio de Janeiro, 30. September. (Allg. Corr.) Die brasilianishe Regierung erklärt, die in Pariser Journalen veröffentlichte Nachricht, daß Ende Juli in Bolivia zwishen den Vertretern Brasiliens und den Vereinigten Staaten betreffs der freundlichen Beendigung des Krieges zwishen Chile, Peru und Bolivia ein Protokoll unterzeichnet worden sei, habe keine Begründung.

Landtags- Angelegenheiten.

Im 3. Münstershen Wahlbezirk (Münster-Coesfeld) ist an Stelle des Regierungs-Raths a. D. Freiherrn von Heereman der Kreisgerichts-Rath a. D. Sarazin zu Anholt mit 317 Stim- cs zum Mitgliede des Hauses der Abgeordneten gewählt worden.

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlichung -n des Kaiserlichen Gefsund- heitsamts find in der 41. Jahres8woche con je 1000 257- wohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 24,9, in Breslau 28,3, in Königsberg 24,3, in Cöln 20,2, in Frankfurt a. M. 15,7, in Hannover 15,6, in Caffel 184, in Magdeburg 28,7, in Stettin 24,3, in Altona 20,2, in Straß- burg 23,1, in München 34,1, in Nürnberg 20,2, in Augsburg 32 0, ia Dresden 22,7, in Leipzig 25,7, in Stuttgart 19,1, in Braunschweig 22,3, in Karlsruhe 20,8, in Hamburg 23,9, in Wien 23,2, in Buda- pest —, in Prag 33,4, in Triest 33,7, in Basel 238, in Brüssel 22,9, in Paris 23,3, in Amsterdam 19,5, in Kopenhagen 26,3, in Stoctholm 18,1, in Christiania 15,2, in St. Petersburg 30,4, in Warschau 23,6, in Odessa 33,1, in Bukarest 34,8, in Rom 34,4, in Turin 20,7, in Athen —, in Liffabon 26,0, in London 197, 1h Glasgow 18,0, in Liverpool 24,5, in Dublin 28,9, in Edinburgh 18,9, in Alexandria (Egypten) 40,2. Ferner aus früheren Wochen: in New- York 29,9, in Philadelphia 13,4, in Bombay 33,2, in Madras 35,0,

Während der Berihtswohe waren in Mittel- und Ostdeutsch- land nordwestliche, in Süddeutshland nordöstlihe, in Bremen süd- westliche Windrichtungen vorherrschend, unter deren Einfluß die Lichtwärme erheblih unter das Monatsmittel sank. Vielfach herrs{- ten dicke Nebel, Regenniederschläge erfolgten jedochß nur spärlich. Der Luftdruck war ein ungewöhnlich hoher und behauptete au wäh- rend der ganzen Woche, mit mäßigen Schwankungen, am 2. Oktober

seinen Standpunkt.

Die Sterblichkeitsverhältnisse der meisten größeren Städte ges stalteten si in der Berichtswoche noch günstiger als in der voran- gegangenen. Namentlich nimmt die Kindersterblihkeit in den deut- [hen Städten ab und nähert sih wieder normaleren Verhältnissen, Von 10000 Lebenden starken aufs FJabr berechnet 101 Kinder unter 1 Jahr gegen 108 der Vorwoche (in Berlin 108 wie in der Vorwoche). Die allgemeine Sterbl ichkeitsverhältnißzahl für die deut- sen Städte sank (auf 1000 Bewohner und aufs Jahr berechnet) von 24,7 der Vorwoche auf 25,8 in der Berichtswoche.

Unter den Todesursachen haben von den Infektionskrankleiten

asern, Darmkatarrhe und Brechdurfälle der Kinder und in außer-

deutschen Städten die Pocken ab-, Scharlachfieber und Diphtherie zu-"

genommen, Die Masernepidemie in Bochum hat nachgelassen ; das Starlachfieber forderte in Hamburg, Altona, ferner in Brom- berg, Düsseldorf, Gladbach, Wesel zahlreihe Opfer; in Berlin, anzig, Duisburg ift die Zahl der Todesfälle etwas kleiner, in Bu- farest (30) die gleiche wie in der Vorwoche. Diphterische Affek- tationen treten in Berlin, Dresden, Danzia, München, Hambaärg,

len, Warschau häufig als Todes veranla\sung auf. Unt: rleibs- iyphen erscheinen in Berlin, Wien, München etwas häufiger. Die Zahl der Todesfälle an Malariafieber in Rom if noch im Steigen. Todesfälle an Flecktyphus werden aus Neisse 1, aus St. Petersburg 3 gemeldet. Einen günstigen Einfluß übte die kühlere Witterung auf das Vorkommen der Darmkatarrhe aus. Sie werden qu allen großen Städten seltener, obgleich die dadurch bedingten Todesfälle in Berlin, Breslau, München, Hamburg, Wien, Paris, ondon und St. Petersburg noch immer die gewöhnliche Zahl über- teigen. Todesfälle an Keuchhusten wurden in Cöln und einigen an-

deren rheinischen Städten seltener, doch if die Epidemie daselbst sowie in Nürnberg, Eßlingen noch nit erloshen. Auß in Wien

stieg die Zahl der an Keuchhusten Gestorbenen. Die Poten zeigen

meist Nachlässe. Jn L»ndon kam kein Blattervtodesfall zur Kennt- niß; in Paris 9, in St. Petersburg 11, in Bukarest 5, in Wien und Barcellona je 3, in Odessa 2, in Genf, Warschau, Lissabon je 1. Das gelb: Fieber in Memphis nimmt ab; in der am 27. September beendeten Woche erkrankten an demselben nur noh 63 Personen, es starben 31, New-Orleans ift seuchenfrei erklärt worden.

Gewerbe und Handel.

Tas Central - Ccmité der Berliner Gewerke - Aut- stellung im Jahre 1879 hatte, nah einer Meldung der „B. Börs. Ztg. “, folgende Versicherungen abgeslossen: 2. 3634 185 M gegen ¿Feversgefahr auf Ausftellungsgegenstände und Gebäude, wovon er- hielter: Londoner Phênix 1134185 #, Magdeburger Gesell\schaft 50000 M, Hamburg-Bremer Gesellschaft 500000 s, Colonia 300000 Æ, Berlinische Gefellsa\t 200 000 M4, Leipziger Gesell - {haft 200000 Æ#, Sclesishe Feuerversicherungs-Gesell schaft 290 000 M, Preußische National. Versicherung8-Sefellshaft 200 000 M4, Elberfelder Feuerversicherungs-Gesellshaft 200000 A und die Gothaer Gesellschaft endlich 150 0C0 M; b, 250000 M gegen den Ausfall an den Einnahmen durch einen event. Feuerschaden, sog. Ausfallver sicherung, gleichfalls beim Londoner Phönix; e. 30 000 X gegen Beschädigung an den Sd eiben und Verglasungen bei der Brandenburger Spiegelglas-Versicherungs-Gesell schaft,

Weimar, 17. Oktober. (Dr. I.) Die Gewerbekammer hat ihre Berathungen beendigt, nachdem fie noch in der Jnnungs- frage Veschluß gefaßt. Sie erklärte sich im Prinzip nit gegen « nnungen, sah aber das geeignetere Mittel zur Förderung des Hand- werker- und Gewerbestandes in der Errichtung von Gewerbe- gerichten, die als Schiedsgerichte und als Prüfungskommission zur Beurtheilung von Lehrlinç€- und Gesellenarbeiten, zur A1:s\tellung von Zeugnissen, zur Auésprechung des Grades der Beförderung 2c. zu fungiren haben würden. Diese Gewerbegerichte, die zur Hälfte aus Arbeitgebern und Arkbeitnehmern bestehen sollten, würden dur die Gewerbevereine gewählt werden. i :

Wien, 19, Oktober. (W. T. B.) Der „Montagsrevue“ zufolge ist der Rest der österreihisben Goldrente, im Betraçe von 6 Millionen Gulden, zu dessen Emittirung der Finanz-Minister im Mai ermächtigt worden war, bereits durch die Bodenkred it- Anstalt kommissionsweise veräußert worden.

London, 17. Oktober. (Allg. Corr.) Die Kohlengruben- besißer in Cumberland und Vertreter ihrer Arbeiter sind mit dem Entwurf cinr Lohn skala beschäftigt, die für den Zeitraum von znei Jahren in Kraft bleiben sol. Die Löhne sollen nach dem Verkaufspreis der Kohlen geregelt und hierbei die jeßigea Lohnsäte als Basis angenommen werden. Es werden Vorbereitungen zum N der Shmelzöfen in Lackenby, Middlesborough, ge- roffen.

Glasgow, 18, Oktober. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 339 700 t gegen 198 500 t im vorigen Jahre. Zahl ter im Betrieb befindlichen Hoch- ¿fen 89 gegen 82 im vorigen Jahre.

Verkehrs-Anstalten.

San Franzisco, 18. Oktober. (W. T. B.) In Folge des Aufschwungs des Handels und der Preissteigerung für Weizen is hier die Nachfrage nach Frawtschiffen ganz außerordentlich gestiegen; die Exporteure telegraphiren übcrall hin, um Schiffe zu miethen.

Lrieft, 20. Oktober. (W. T.'B.) Der Lloyddampfer „Jupiter“ ist heute Vormittag mit der ostindish - chinesischen Veberlandpost aus Alexandrien hier eingetroffen.

New-York, 18. Oktober. (W. T. B.) Der Dampfer „Holland“ von der National-Dampfschiffs-Compagnie (C. Messingsche Linie) und der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „O der“ sind hier eingetroffen.

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Berlin, den 20, Oktober 1879,

_ Das 65. Jahresfest der Preußischen Haupt-Bibel- gesellschaft, das am Sountag Abend in der Dreifaltigkeitskirce stattfand, hatte die Räume des Gotteshauses bis auf den letzten Plaß gefüllt. Nachdem der Kirchenhor die Motette: „Lobe den Herren“ vorgetragen und die Gemeinde mit Orgel- und Posaunen- begleitung „Man lobt Dic in der Stille“ gesungen, hielt der Supecrintendent Pank die Festpredigt. Nach weiterem Gesange der Gemeinde erstattete sodann der Präsident Hegel den Jahresbericht. In den 65 Jahren des Bestehens habe die Gesellsbaft in Gemeinschaft mit den 161 Tochtergesell schaften ca. 4700 000 heilige Schriften ver- breitet; eine viel größere Thätigkeit habe jedo die Londoner Gesell- schaft entwielt. Die englische Gesellschaft sei in Bezug auf:Herstellung und Ausstattung der Bibeln für die preußishe Gesellschaft cin Vor- bild gewesen. Man habe si in leßter Zeit namentlih mit einer neuen Auëgabe der jährlich in etwa 35000 Exemplaren ab- geseßten Schulbibel beschäftigt, die vom Professor Pr. D. Strack forgfältig fkorrigirt und in Bezug auf Parallel- stellen und Register revidirt, von Rob. Graßmann in mustergültiger Weise gedruckt sei. Durch Herausgabe eines VBibellesezeichens und eines Wegweisers durch die Bibel habe man den Gebrauch, durch 2 Karten das Verständniß derselben erleichtert. Fm Ganzen scien im verflossenen Jahre 46 255 Bibeln und 10432 Testamente, unter ihnen 7387 LTrau- und 160 Jubelbibeln, leßtere mit goldenem Wid- mungéblatt von Prof. Pfannschmidt, vertheilt. Die Einnahmen betrugen 4650 (6 Die Todchtergesellshaften \pendeten 4858, die Kollelte ergab 29 190 e Die Ausgaben, namenilich verursacht durch Verabreihung von Bibeln zu ermäßigten Preisen, beliefen sich auf 34906 4, so daß 792 M Bestand verblieben. Es folgten dann noch Ansprachen des Superintendenten Meinhold, des General-Suyxerintendenten Dr. Schultze, des Preofesscr Dr. Cremer, des Superintendenten Uebershär und des Professor Dr. Chrisftlieb. Gin von dem Prediger emer. Arndt gesprochenes Gebet {loß die eier.

__ Die Reihe glänzender Bazare, die alljährlih sch zum Bcsten milder Stiftungen um die nahende Weihnachtszeit aufthun, er- öffnet in diesem Jahre der Bazar zu Gunsten des Feier- abendhauses für Lehrerinnen in den Räumen des Reichstagë- gebäudes. Se. Majestät der Kaiser haben Ihr Interesse durch Ueberweisung zweier stattliher Bronzelampen bethätigt, während Ihre Majestät die Kais erin zwei Glasvasen auf vergoldeten Bronzefüßen, eine Porzellanschaale mit dem Bilde des Kaisers und eine Majolikavase jür Blumen gespendet hat. Auch ein geflochtenes Handkörbchen für Hausfrauen stammt von der Kaiserin, Allerhöchst- welche die den Korb garnirenden Franzen Selbst gefertigt hat. Eine shwarzwälder Uhr verdankt der Bazar Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin von Baden, nach deren Entwürfen das kunstvolle Gebäuse gefertigt ist. Von Tisch zu Tisch s{reitend, sieht man in Fülle alle Gaben auëgebreitet, die Knaben und Mädchen si nur wünschen können. Unter fertigen Kleidern und Kleidungsstücken lagern ganze Stöße von Wäsche in allen Größen und Farben; unter ten Spielsacen glänzt cine ganze Tafel voll der auserlesensten Puppen in modernsten Toiletten. Daneben i} eine Buchhandlung errichtet, die außer Bilderbüchern auch Klassikerausgaben, Belletristik und Kunstwerke feil hält. Das elegante Büffet in der Rückwand nah den: Fceyer zu ift mit aus- erlesenen Genüssen beseßt. Von den milden Gaben, die dem Seierabendhaus zum eigenen Gebrauch zugegangen sind, ist eine An- zahl kupferner Küchengeschirre aus. estellt ; ein sehr werthvolles Ge- s{enkt, zwei Flügel, sind bereits nah Stegliß abgeliefert. Der Besuch des Publikums war heute ein recht rezer.

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In der am 8. d. M. stattgehabten Hauptversammlung des Vereins für deutsches Kunstgewerbe zu Berlin verlas spra Hr. G. Galland über den Stand des Kunstgewerbes nach der Berliner Gewerbe - Ausstellung. Redner ging in seinen Betrachtungen von der Entfaltung des geistigen Lebens in Deutsch- land na dem leßten großen Kriege und während der folgenden, von materieüem Wohlsein beeinflußten Periode aus und prüfte die Ribtung des Kunstsinnes und Geshmacks nach ihrer Bedeutung für das Streben nach eirem nationalen Styl. Die Leistungen der Gewerbeausstellung

gaben ihm die Anháltépunkte für die weitere Durchführung seines

Themas. Hr. C Schulz sprach üker Seideldeckel, von denen er eine Anzahl in virschiedenartiger Ornamentation aus Münden mit- gebracht und vorgelegt hat. Die vortreffliche Ausführung der leßteren erregte lebhaftes Interesse in der Ve:sammlung. Hr. Lewy machte einige Mittheilungen über die Leipziger Industrieauéstellung, insb sondere über die Sonderauét stellung von kuy stintu}:riellcn Arbeiten älterer Zeit innerhalb derselben. Hr. Vildhauer L. Beyer stellte ¿wei seiner Arbeiten in Holzscbnißerei, ein fogenarntes Leunchterweibchen, und einen Gemälderahmen în reichster Ornamentirung aus, deren künst« lerishe und technisbe Durchführung ungetheilte Bewunderung fanden. Hr Verlagëbuchhändler Ernst Wasmuth legte zwei neue werth- volle Publikationen vor: „Huntert Cartoucken in verschiedenen Styl- arten, berausgegeben von R. Springer“ und „Kreuzstihmuster für Leinenstickerei, gezeichnet von Toni Teschendorf.“

Die Anthropologische Gesellschaft trat am Sonnaber d Abend in der Aula der Bergakademie unter Vorsiß des Geheimen Medizinal-Ra!hs Profcssors Dy, Virchow zu ihrer ersten Sitzung nah den Ferien zusammen. Der Vorsit ente konnte zunächst mittheilen, daß von Professor Bastian Briefe und Sendungen angelangt sind, die die rege Thätigkeit urd zugleih das gute Befinden des Reisenden bekunden. Bastian hat längere Zeit in Macafsar geweilt, ift dann gegen Südosten vorgedrungen, hat Ambo besucht und in vershicdenen Orten die Errichtung von Stationen ange- babnt, die hoffentlih die Anknüpfung dauernder Beziehungen er- möêglihen werden. Seine Rüäreise gedenkt Bastian noch zu ver- schieben. Von Dr. Hildebrand find gleihfalls Sendungen eingegangen, eine Menge weiterer aber unterwegs. Pr. Hildebrand hat sich von Nossi aus nordöstlich nach der Provinz Max begebcn, wird jeßt von dort aber wohl {on wieder die Rückreise angetreten haben. Dr. Finsch hat die leßten Nacbrichten aus Honolulu gesandt. Ec klagt, daß Sitten und Sprache “der Völker ebenso wie die Pflanzen- und Thierwelt auf den Sandwich- inseln immer mehr zurückgehen. Ende Juli gedachte er nach der Marschallsgruppe aufzubrehen. Aus Südafrika bat Dr. Hahn Näheres über die bekannten Bushmannszeichnungen mitgetheilt; es werden danach jene eigenthümlichen Felszeihnungen noch heute von den Buschleuten ausgeführt. Aus Centralafrika hat Dr. Buch die Resultate von Mefsungen gescbickt, die er in Gemeinschaft mit dem Missionar Nob, Felton an Negerschädeln veranstaltet. Eine reiche Sammlung Negritoss{ädel hat Hr. Baer in Manilla an die Gesell- {aft abgehen lassen. An Eeschenken ist u. A. auch eine Sammlung nubischer Sachen eingegangen. Prof. Vik{how berichtete sodan? über den Kongreß der amerikanisten zu Brüssel und über die General- versammlung der deutshen anthropologischen Gesellschaft zu Strafß- burg. Leßtere hat bekanntli Berlin zum nächsten Versammlurgs- ort gewählt und zugleich beschlossen, bei dieser Gelegenheit eine &e- sammt-Ausftellung der deutschez Urgeschichte in ihren Hauptreprä- jentanten zu veranstalten. Prof. Virhow als Vorsitzender der deutshen Gesellschaft, sowie die mit den speziellen Arrangements betrauten Dr. Voß und Stadtrath Friedel haben bereits mit den Vorarbeiten begonnen. Die Lokalfrage, wegen der Ausstellung dicsmal besonders s\chwierig, hofft man mit Hülfe der Staat: regierung zu lösen. Prof. Virchow hat bereits dem Kultus-Minister über die Angelegenheit Vortrag gehalten. Hr. Dr. Urban legte sodann Urnenfunde vor, die in Groß-Lichterfelde zwischen dem Kadettenhause und der Teltower Chaussee gemacht worden sind. Schon vor 10 Jahren haben Arbeiter des Hrn. von Carsten dort Urnen auf- gedeckt, und neuerdings vorgenommene Nactgrabungen haben noh an vier Orten Funde ergeben. In: Den Uxrtien fanden sich Knowenreste, Bronzen, Eisen und ein Stein- beil. Die Urnen, aus ziemlich \{lechtem Material h:r- gestellt, waren theils verziert theils unverziert und hatten meist eine runde Form, nur einige wenige zeigten cine ovale Gestalt. Sie seinen aus einer verbältnißmäßig späten Zeit zu stammen. Zum Swluß der Sißzung kam ein Vortrag des dur Krankheit am persönlichen Erscheinen behinder ten Professors Sadebeck aus Kiel zur Verlesung, in der er die Rüdersdorfer Gletschertrichter mit ten Karnenlöchern verglei{t. Die Gesellschaft wird in einer spätern Sitzung auf diese Sache wieder zurückommen,

Madrid, 19. Oktober. (W. T. B.) Nah den hier vorliegen- den Nachrichten wird der durch die Ueberschwem mung in Murcia herbeigeführte Verlust an Menschenleben auf über 500 Personen und der am Eigenthum angerichtete Schaden auf übcr 30 Millionen geshäßt; authentische Nachrichten liegen noch nicht vorz

Im Wallner-Theater ging am Sonnabend ein neues Stüdk: „Wir Abgeordneten “, Lustspiel in 4 Akten von Oskar Blumenthal, in Scene. Der Erfolg, den das Stück erzielte, war ein sehr zweifelhafter. Dem in etwas vordringliher Weise Beifall spendenden Theile der zahlreich versammelten Anwesenden stand bis zum Schlusse eine starke Opposition gegenüber. Allerdings ruft diese jüngste dramatische Arbeit des Verfassers dur ibre stark? hervortretenden Verstöße nicht nur gegen die unerläßs- liden Anforderungen, die man an ein sehenswerthes Lustsptel stellen muß, sondern auch gegen den guten Geshmack zu entschiedenem Widerspruche geradezu heraus. Der Autor will in einer Satyre das Haschen na einem Abgeordnetenmandate und die Sucht, im Parlamente dur rednerische Leistungen zu glänzen, geißeln. Die dramatishen Mittel abcr, die er zu diesem Zwecke verwendet, sind fo ungeschickte und künstlerish so unzulänglice, daß er keine Satyre, selbst wenn man si die derben Züge der Posse gefallen lassen wollte, sondern ein Konglomerat von Wortwitzen und Tomisden Redensarten liefert, die häufig nicht einmal von gewähl- tem Ges{mack sind. Es werden zwei Reichstagsabgeordnete geschildert, welche sib in kleinlihster Eifersüchtelei befehden und einer vor dem andern mit einer großen Rede im Reichstage auszeihnen wollen, welch? nit von ihnen selbst, sondern von einem Dritten herrührt. Durch das gerade nicht mehr neue Mittel der Verwecselung eines Rodes geräth diese Rede in die Hände Beider, und der zuleßt zum Wort Cingeschriebene der beiden Redner sieht sich gezwungen, plößlich auf das Wort zu vcrzihten, weil ibm der andere die Rede vorweggenommen. Daraus entspinnt si dann eine bittere Feindschaft zwischen den Beiden, die mit Benußung bekannter Motive ausgeglicben wird; die beiden Abgeordneten sehen ein, daß sie für den Reichstag nicht passen und verzichten auf ihre Mandate. Was si sonst noch um diese beiden Titelfiguren grup- pirt, vornehmlich die beiden Liebespaare, erregen sehr wenig Interesse. Am meisten anstößig wirkt der dritte Akt, welcher im „Foyer des Reichstagsgebäudes* spielt; es verletzt entschieden den Anstand, wenn bekannte Abgeordnete in karrikirter Maske als Staffage auftreten. Dramatische Erfindung und Gestaltungskraft sind nicht die starke Seite der Vühnenarbeiten des Verfassers; man hätte aber einen interessanten, A Dialog von ihm erwarten können, do auch hieran läßt es dieses Stück fehlen. Uneingeschränkte Anerkennung verdient die Dar- stellung, welhe dem Stücke auf der Wallner-Bühne zu Theil wurde. Die Damen Carlsen, Helbronn und Ullrich und die Herren Lekrun, Kurz, Engels, Blencke und Kadelburg, in deren Händen sich die um- fangreicheren Rollen befanden, machten aus ihren Rollen, was irgend daraus zu machen war. Dieses Bestreben wurde auch allseitig bei- fällig anerkannt. Mit dcn nach jedem Aktschluse hervorgerufenen dar stellenden Künstlern erschien dreimal au der Verfasser.

E E T R E: E: