1879 / 250 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 24 Oct 1879 18:00:01 GMT) scan diff

1. Januar 1878 bis Ende September 1879 im Betriebe waren und zur Vergleichung gezogen werden konnten, nachstehende, theil- weise auf Sao drien Ermittelungen beruhende Daten: die Einnahme aus allen Verkehrszweigen war im September d. J. bei 33 Bahnen = 37,9 Proc. der Gesammtzahl höher und bei 54 Bahnen = 62,1 Proc. der Gesammtzahl geringer, als in demselben Monat des Vorjahres, und pro Kilometer bei 27 Bahnen = 31,0 Proc. der Gesammtzahl Q und bei 60 Bahnen = 69,0 Proc. der Gesammtzahl (daruntex 18 Bahnen mit vermehrter Betriebslänge) geringer, als in dem- felben Monat des Vorjahres. Die Einnahme aus allen Ver- tehrszweigen vom 1. Fanuar bis Ende September d. J. war bei 37 Bahnen = 42,5 Proc. der Gesammtzahl höher und bei 50 Bahnen = 37,5 Proc. der Gesammtzahl geringer, als in demselben Zeitraum des Vorjahres, und pro Kilometer bei 31 Bahnen = 35,6 Proc. der Gesammtzahl höher und bei 56. Bahnen = 64,4 Proc. der Gesammtzahl (darunter 14 Bahnen mit vermehrter Betriebslänge) geringer, als in dem- selben Zeitraum des Vorjahres. Bei den unter Staats- verwaltung stehenden Privateisenbahnen betrug Ende September d. 5}. das gesammte konzessionirte Anlagekapital 1 250 712 200 (408 495 900 6 Stammaktien , 44595 000 6 Prioritäts- Stammaktien und 797 621300 4 Prioritäts-Obligationen) und die Länge derjenigen Strecken, für welche dieses Kapital bestimmt ist, 4441,46 km, so daß auf je 1 km 281 599 A6 ent- fallen. Bei den unter Privatverwaltung stehenden Privat- eisenbahnen betrug Ende September d. J. das gesammte kon- zessionirte Aulagekapital 3 071 059 057 4 (1 100 002 258 M Stammaktien, 334 887 150 Prioritäts-Stammaktien und 1 636 169 649 a Prioritäts-Obligationen) und die Läage der- jenigen Strecken, für welche dieses Kapital bestimmt ist, 11 978,96 km, so daß auf je 1 km 256 371 6 kommen.

Der General-Lieutenant von Kessel, General- Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Präses der General-Drdens-Kommission, hat sich mit mehrwöchentlichem Urlaub nah Wiesbaden begeben.

Der Contre-Admiral Berger ist aus Anlaß seiner Ernennung zum Stations-Chef der Marinestation der Nordsee zur Abstattung persönlicher Meldungen mit Urlaub hier ein-

getroffen.

Hannover, 21. Oktober. Jn der heutigen dritten Sißung des Hannoverschen Provinzial-Landtages wurde auf Antrag des Bürgermeisters Ludowieg eine Petition, das Höfegesetz betreffend, einer Kommission Überwiesen. Darauf wurde die Berathung des Finanzetats fortgeseßt. Die Po- sitionen VII.—XIL, wurden nah dem Antrage des Ausschusses genehmigt. Die Debatte über Position XVII, (Chausseen, Landstraßen und Gemeindewege) wurde bis zur nächsten

Sitzung vertagt. Bayern. München, 22. Oktober. (Allg. Ztg.) Jn

der heutigen Sißung der Abgeordnetenkammer moti- virte der Abg. Dr. Daller seinen Antrag auf Vorlage von Geseßentwürfen zur Einführung einer Wein- und einer Branntwein-Konsumsteuer. Der Abg. Dr. von Schauß beantragte, über den Antrag zur Tagesordnung überzugehen, weil ein Geseßentwouxf über eine Branntweinsteuer bereits in Aussicht gestellt sei, die Weinsteuerfrage aber noch weitere Erhebungen erfordere. Ruppert sprach gegen den Antrag und gegen eine motivirte Tagesordnung: wir n schon so viele direkten Steuern, daß er niht neue verlangen wolle; neue Steuern zu beantragen, solle der Regierung überlassen blei- ben. Dr. von Schauß motivirke darauf seinen Antrag. Nach- dem noch der Finanz-Minister gesprochen, wurde auf Antrag

JZöôrgs die Debatte geschlossen, und nahdem Dr. von Scauß Fina Antraa A ev Auteuy WUauer abgelehnt.

Vaden. Karlsruhe, 23. Oktober. (W. T. B.) Das Ergebniß der Wahlen zur Ständeversammlung ist folgendes : Von den 32 Erneuerungswahlen und 4Ersaßwahlen, welche zur Zweiten Kammer vorzunehmen waren, sind 21 auf Nationalliberale, 10 auf Klerikale, 2 auf Konservative, 2 auf Demokraten und eine auf einen Abgeordneten von unbestimmter Parteistellung gefallen. Zur Ersten Kammer sind bis jeßt erst 4 Neuwahlen erfolgt. Von den Gewählten sind 2 der VDpp0- sition, einer der regierungsfreundlichen Partei zuzuzählen, einer ist von unbestimmter Parteistellung. Bei den in hiesiger Stadt stattgehabten Wahlen zur Zweiten Kammer wur- den Landgerichts-Direktor] Kiefer und Stadtrath Hofmann

gewählt.

Elfaf:--Lothringen. Straßburg, 23. Oktober. (W. T. B.) Aus Anlaß des Antrages der Gemeinde Pfaffen- hofen, die Aufnahme einer Anleihe für den Bau einer Bahn von Buchsweiler nah Schweighausen zu genehmigen, hatte sich der Statthalter, General - Feldmarschall Freiherr von Manteuffel, in Begleitung des Obersten von Strang, des Ministerial-Raths Jordan und des Grafen Wilhelm von Bismarck, nah Buchsweiler begeben, um von den Verhältnissen der Bahnanlage Kenntniß zu nehmen. Jm Bahnhofe daselbst waren die Gemeindevertreter von Buchsweiler und Pfaffenhofen versammelt, und fand nach er- folgter Vorstellung und Begrüßung derselben die gemeinjame Besichtigung und Besprehung der Bahnanlagen statt. Der Statthalter besuchte hierauf, begleitet von dem Gemeinde- vertreter und Bezirksmitgliede¿Petri, das Rathhaus, die höhere ZTöchterschule, das Gymnasium, die Kirche und die Synagoge, sowie das Braunkohlenbergwerk. Später fand im „Gasthof zur Sonne“ ein Diner statt, an welchem 45 Personen theil- nahmen. Hierbei gab der Gemeindevertreter Petri in einem Trinkspruch dem freudigen Dank der Gemeinde für die Anwesenheit _des Statthalters als Vertreters Sr. Majestät des Kaisers warmen Ausdruck, Das Er- scheinen des Statthalters beweise, daß derselbe keine Gelegenheit versäume, zu der Bevölkerung des Landes in persönliche Beziehung zu treten, deren Wünsche entgegen zu nehmen und si von den Bedürfnissen derselben zu über- zeugen. Der Statthalter sei der rechte Mann am reten Playe. Er (Nedner) hege die Ueberzeugung, daß \ih die Landesangelegenheiten in wohlwollenden und kräftigen Händen befänden ; der Statthalter werde in kurzer Zeit sich die Herzen der Elsaß: Lothringer gewinnen. Jn das vom Redner auf den Statthalter ae Hoch stimmte die Versamm- lung begeistert ein. er Statthalter dankte hierauf und trank auf das Wohl der Städte Buchsweiler und Pfaffen- hofen. Ein zweites von dem Bürgermeister von Pfaffenhofen auf den Statthalter ausgebractes Hoh fand den nämlichen Beifall. Bei der am bend erfolgten Rüt&reise des Statt- halters wurde demselben im Bahnhofe eine musikalische Ovation veranstaltet, während die versammelte Bevölkerung

ochs auf den Statthalter ausbrachte. Seitens der Gemeinden

etweiler, Dossenheim, Hattmatt und Steinbur fanden, als der Statthalter die betreffenden Stationen passirte, ähnliche Kundgebungen statt.

Oesterreich-Ungarn. W ien, 23. Oktober. (W. T. B.) Der Klub des rechten Centrums hat sih gegen den Antrag des Abg. Steudel auf Oeffentlichkeit der Be- rathung des Wehrausschusses ausgesprohen und ferner sih dahin s{lüssig gemacht, daß der Antrag des Abg. Fan- derlik wegen Aufhebung des Zeitungsstempels an einen Ausschuß verwiesen werde. Dem leßtgedahten Be- schlusse ist auch der Klub. der Liberalen beigetreten. Jm Klub der Liberalen wurde vom Abg. Schwab eine Ps pellation angemeldet wegen Einberufung einer österreichi} ch- ungarischen Handels- und Zollkonferenz zur Vor- bereitung der Grundlagen für einen Handelsvertrag mit Deutschland, sowie wegen Zuzichung von Fachmännern zu dieser Konferenz.

Die „Polit. Corr.“ enthält folgende Meldungen : Aus Konstantinopel: Der Ministerrath berieth heute über die Sommation Monténegros, betreffend die Uebergabe von Gusinje und Plawa. Aus Bukarest: Die Mächte haben darein gewilligt, daß Rumänien in der Kommission für die Arabtabia-Frage mit einer berathenden Stimme vertreten sei und sind in Folge dessen Vberst Arion und Jngenieur Olanescu zu diesseitigen Kommissarien er- nannt worden. Aus Belgrad: Der nordamerikanische Gesandte in Wien is hier eingetroffen, um Verhandlungen wegen Errichtung einer diplomatishen Vertretung der nordamerikanischen Union und wegen Abschlusses eines Handelsvertrages einzuleiten.

24. Oktober. Der Adreßaus\chuß des Abgeord- netenhauses hat seine Berathung beendet. Die von der Majorität und der Minorität eingebrahten Adreß-Ent- würfe begrüßen mit Besriedigung den Wiedereintritt der czehishen Abgeordneten, indem sie dabei dem Wunsch nah einer allgemeinen Versöhnung Ausdruck geben. Dieselben be- tonen ferner die Wichtigkeit der Lösung der Wehrfrage unter möglichster Schonung der Steuerzahler, sowie das- Erforder- niß einer Steuerreform und günstiger kommerzieller Beziehungen zum Auslande, namentlich zum deutschen Reiche. Während der Majoritätsentwurf jedoch auf die Dezentralisation der Verwaltung, auf die gewissenhafte Er- füllung der Staatsgrundgeseze bei Gleichberechtigung aller Volksstämme und die unbehinderte Entfaltung der Wirksam- keit der Landtage Gewicht legt, hebt der Minoritätsentwurf hervor, daß die allgemeine Verständigung keiner weiteren staatsrehtlihen Schritte bedarf und die Vereinfachung der e O die einheitlihe Staatsleitung nicht weiter chmälern

ürfe,

Pest, 22. Oktober. Wie der „Pest. L.“ meldet, nimmt das Abgeordnetenhaus morgen seine Arbeiten wieder auf, um dieselben nunmehr bis zum Zusammentritt der Dele- gationen ohne jede längere Unterbrehung fortzuseßen. Jn der morgigen Sißzung sollen die Aus\chußberihte über die Geseßentwürfe: „Erwerbung und Verlust des Staatsbürger- rehtes“ und „Verwaltung Bosniens“ zur Vorlage gelangen. Diese Geseßentwürfe und die Vorlagen des Finanz-Ministers, welche derselbe theils schon gemacht habe, theils gleichzeitig mit der Budgetvorlage noch zu machen gedenke, würden das Arbeitsprogranmm des atises für die Zeit ausfüllen, mährend welcher der Finanzauss{huß mik der Vorberathung des Budgets beschäfti t sein mordo. Das Budget selbst werde im Abgeord- nelehnhauje in diesem Jahre im besten Falle nur begonnen werden Éönnen ; das Budgetgeseß werde mithin kaum in diesem «jahre zu Stande gebracht werden können. Fn der morgigen

ißung des Abgeordnetenhauses wird auch, wie das genannte Blatt vernimmt, der Justiz-Minister den Entwurf des Konkurs- geseßes vorlegen.

Großbritannien und Jrlaud. London, 22. Oktober. (Allg. Corr.) Der Vize-König hat an das Indische Amt folgende Depeschen gesandt:

20. Oktober. General Roberts telegraphirt unterm 14. d. M.: „Die Jnfanterie und Kavallerie marschirten durch die Straßen Kabuls; das Volk zeigte eine ahtungsvolle Hal- tung. Unter den Truppen haben \ih drei Cholerafälle ge- zeigt. Die Streitkraft hat ein Lager auf dem Siah Sing be- ogen. Die Kavallerie fand 12 Kanonen aus Ghuzni, die in

er Nähe von Kabul im Stich gelassen worden waren.“ Durch

eine Beschädigung des Telegraphen zwischen Ali Khel und Shutargardan sind seitdem die Verbindungen mit Kabul unter- brohen worden. Fn Shutargardan wurde am 15. d, M. der Oberst Money von feindselig gesinnten Stämmen um- zingelt, aber soeben ist die Nachricht eingegangen, daß si die Angreifer zerstreuten, nachdem sie die authentische Meldung erhalten, daß Kabul in unserem Besiße und zum Entsaßz Me die Streitkrast in Da ein Detachement aus Kabul in Khushi angekommen sei.

41. Oktober. General Roberts meldet vom 17. Folgendes : „Ein Theil des Magazins im oberen Balar- Hissar flog gestern Mittag in die Luft, und seitdem haben mehrere Explosionen stattgefunden. Es ist nichts übrig geblieben als ein großes Pulvermagazin, welches 250 000 Pfund Pulver enthalten soll ; Gewehre, Munition, sowie andere von Shir Ali angehäusfte Kriegsvorräthe alles muß vernichtet sein. E Shasfto, der sih mit der Ghurkawache am Thore befand, und eine andere feine Anzahl Ghurkas, tarunter der Subadar-Major, die in der Nähe saßen, wurden in die Luft gesprengt ; im M gingen ungefähr 20 Leben verloren. Ein Soldat vom 67. Fuß-Regiment wurde unten im Garten getödtet. Das

". Regiment und die Ghurkas wurden sofort aus dem Balar- Hissar zurückgezogen und befinden \ih jeßt mit der übrigen Streitkraft im Lager auf dem Sigah Sing. Es liegt kein Geund zu der Annahme vor, daß die Explosion auf andere Weise als durch Zufall entstand; Pulver und Munition lagen überall umher, jede Vorsichtsmaßregel war ergriffen worden, das Thor geschlossen, Wachen ausgestellt und Niemandem der Zutritt gestattet, der dort nichts zu suchen hatte. Das Be- streben ist jeßt darauf gerichtet, dem Umsichgreifen des Feuers Saa zu thun und das große Magazin zu erhalten, dessen Zerstörung zweifellos beträhtlihen Lebens- und Eigenthums- verlust in der Stadt zur Folge haben würde.“

Aus Simla wird dem Reutershen Bureau vom 21. d. M. telegraphirt: „General Roberts hat eine. formelle und gründlihe Untersuchung der Umstände eingeleitet, die zu dem Aufstande und der darauf folgenden Niedermetelung dex britishen Gesandtschaft am 3, September führten,“

Ueber die Explosion im Balar-Hissar erhält die „Times“ aus Kabul unterm 17. folgenden Bericht :

„Eine große Explosion fand gestern Mitag um 17 Uhr in dem unteren Theil des Magazins im oberen Balar-Hissar statt, genau dort, wo die Meuterer ihren Stand genommen hatten, um auf die. Gefandtschaft zu feuern. Die 5. Ghurkas lagerten auf der Ostseite. nahe der Stelle, wo die Explosion sich ereignete, und das 67, Regis ment auf der Nordseite und unten im Sommergarten des Ez Kapitän Shafto, der zur Zeit im Magazin beschäftigt war, vermißt, ebenso ein Soldat des 67, Regiments, der guf einer Mauer oberhalb der Explosion signalisirte. Ungefähr 15 Ghurkas werden gleifalls vermißt. Um 4 Uhr Nachmittags trat die ¿weite Explosion ein, die zwei eingeborene Soldaten und einige Nichtkom- battanten außerhalb des Thores des Balar-Hissar tödtete. Die Truy- pen haben sihch nach einem sicheren Plaß rae toges Das Feuer wüthete die ganze Nacht hindurch mit gelegentlichen Explosionen, und es brennt noch. Das große Magazin is noch nit explodirt. Die Ursache der Explosion ist unbekannt. 800 000 Patronen von den Vorräthen des Emirs flogen in die Luft. Das 5. Punjab-Jnfays terie-Regiment, das 5. Punjab-Kavallerie-Regiment und vier Berge gesbüße gingen heute unter General Gougah als Eskorte eines. Transportzuges in der Richtung nah dem Shutargardan ab.“

Ueber den Aufstand der Nagas wird dem Reuter- schen Bureau aus Simla, vom 21. d. M, gemeldet:

Fernere Einzelheiten, die aus dem Distrikt Golo Ghat bezügli, der Ermordung Mr. Damants eingegangen sind, besagen, daß er in Khonama getödtet wurde, wohin er ih mit einer Eskorte von 80 Mann begeben hatte, um eine von den Nagas dort angesammelte Quantität Munition mit Beschlag zu belegen. Mr. Damant hatte auf feinen Widerstand gerechnet; aber bei seiner Annäherung gaben die Nagas Feuer und tödteten den britishen Commissair sowie die halbe Eskorte. Die Uebriggebliebenen griffen. jedoh die Rebellen an, deren nur wenige entkamen. Ein Flügel des 44. Regiments ift nah Golo Ghat beordert worden.

Frankreih. Paris, 23. Oktober. (Fr. C.) Der „Demps“ bemerkt zu dem Erkenntnisse des Pariser Zucht: polizeigerihts in der Angelegenheit Humberts: Dieser Ausgang des Prozesses war leiht vorauszusehen: die Justiz, einmal in Anspruch genommen, konnte niht umhin, die be- stehenden Gesche in Anwendung zu bringen. Da die Hrn. Humbert und dem radikalen Blatte zur Last gelegten Vergehen unzweifelhaft vorlagen, waren die Richter an den Wortlaut des Geseßes gebunden und die Verurtheilung der Angeklagten unvermeidlih. Man muß auch gestehen, daß der Haupt: angeklagte den strafbaren Charakter der Worte, um derentwillen er verfolgt worden war, mit seiner Vertheidigungsrede eher vershlimmert als abgeschwäht hat. Vor dem Gerichte wie am Grabe des Amnestirten Gras vertrat Hr. Humbert die These von dex Nehtmäßigkeit des Aufstandes von 1871, Die Fnsurgenten der Kommune, sagte er, hätten „eine Pflicht erfüllt.“ Eine solche Vertheidigung war nicht darnach angethan, seine Richter zur Milde zu stimmen. Im Allgemeinen darf man sagen, daß Diejenigen, welche am lautesten die Amnestie fordern, absichtlih die Frage der Humanität und die politishe Frage unter einander mengen, Bald fordern sie die Amnestie als einen Akt der Milde, welcher nur einer langen Sühne ein Ziel seßen soll, bald wieder als ein Recht, als eine Anerkennung und sogar Verherrlichung der Kommune. Dieser leßtere Standpunkt ist sogar seit der Rückkehr der Amnestirten in den radikalen Versammlungen und Blättern der vorherrschende. Bei der Wahl von Javel wurde die Kandidatur des Herrn Humberl auf dem Boden der Verherrlihung der Kommune aufgestellt und verfohten. Man sagte nicht : Amnestie ist Verzeihung, Ver- gessenheit. Man sagte : Amnestie ist Recht, Gerechtigkeit, Ver- geltung; ja man verlangté sogar die Apotheose der in Cale- donien gestorbenen Verurtheilten, deren Gebeine im Triumph nah dem Pantheon gebraht werden sollten. Eben heute noch trägt in Lyon die Kandidatur eines Amnestirten, des Hrn. Louis Garel, für den dortigen Gemeinderath diesen Charakter einer Apologie des Aufstandes, und ein anderer Amnestirter, Hr. Blanqui, zieht mit der Fahne der Kommune von Stadt zu Stadt und denunzirt seinen Zuhörern „die Komplotte, welche in den Höhlen der konservativen Fraktion gesponnen werden“, d. i. im Nathe der Negierung und in den republika- nischen Majoritäten der beiden Kammern. Die Sache der Amnestie hat also dur die Schuld ihrer Vertheidiger selbst aufgehört, eine bloße Frage der Humanität zu sein. Denn wenn es ith für die Männer und Zeitungen, welche aus diesem Anlasse die öffentliche Meinung aufzuregen suchen, nur um den Wunsch handelte, menshlihen Leiden ein Ziel zu seßen, so würden sie nur die Ausdehnung oder höchstens die Verallgemeinerung der Begnadigungen verlangen, da diese ebenso gut wie die Amnestie die Jndividuen, mit deren Schicksal man die Bevölke rung zu rühren sucht, der Freiheit und ihrem häuslichen Herde wiedergeben würden. Aber man verschmäht die Begnadigung, weil diese die Verurtheilung der Kommune fortbestehen läßt. Man kümmert si viel weniger um die Leiden der noch nit Begnadigten, als man einen politischen Sieg zu erringen und die Amnestie als eine Nechtfertigung des Aufstandes und das Anzeichen einer baldigen Revanche mit Gewalt aufzudrängett sucht. Es handelt sich also um die Frage, ob Kommune oder geseßliche Republik. Das soll unseres Erachtens die Regit- rung nicht hindern, die ihr noch erübrigenden Maßnahmen der Milde rasch bis an ihre äußerste Grenze zu treiben ; aber wir müssen auch gestehen, daß, wenn die Amnestiefrage über- QUUN noch einmal aufgeworfen werden könnte, eine negative

ösung durh die Männer felbst unvermeidlih gemacht wor- den isl, welhe die Amnestie als einen Akt der Gerechtigkeit und Wiederherstellung fordern und erklären, daß der Auf- stand von 1871 und die Verbrechen, die ihn begleiteten, die Erfüllung einer Pflicht gewesen nbe

Spanien. Madrid, 22. Oktober. (Ag. Hav.) Der König ist auf der Reise nah Murcia von der Bevölkerung mit unbeschreiblihem Enthusiasmus begrüßt worden. Die Subskription zu Gunsten der Uebershwemmten nimmt gewal- tige Dimensionen an: ein einziger Bürger von Alicante hat 8 Millionen Realen (1600000 4) gezeihnet. Der König wird sich nah Cartagena begeben und f dort nah Almeria und Malaga einschiffen.

Jtalien. Rom, 21. Oktober. (Jtalie.) Das Mini- sterium der Auswärtigen Angelegenheiten hat die Abfassung des Han delsvertrages mit Serbien beendet. Mit der Führung der Unterhandlungen in Belgrad ist Graf Tormelli beauftragt.

Jhre Kaiserlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin nebst Höchstihren Kindern am 17.

die Villa Peirano, ‘zwischen Cornigliano und Sestri Ponente,

besucht und längere Zeit ‘dort verweilt, um den Palast, die Kirche, die Gärten, den Park, die römischen Alterthümer und Inschriften zu besihtigen, Am 18., dem Geburtstage

Wie die „Gazzetta d'Jtalia“ aus Age meldet, haben

Sr. Kaiserlichen Hoheit des Kronprinzen, matten die Ho en Herrschaften einen Ausflug nah Gazzo. Nah der Nüttehr and Familiendiner und eine kleine Musikaufführung statt. L Abend war Pegli illuminirt und beflaggt.

Rumänien. Bukarest, 23. Oktober. (W. T. D)

Das amtliche Blatt berichtet über den Empfang, welcher der

ürstin Elisabeth von Rumänien dur Zhre Majestäten den Kaiser Wilhelm und die Kaiserin Augusta in Baden-Baden am 21. d. zu Theil geworden ist und meldet weiter, daß die Fürstin noch eine Woche bei der Familie des ürsten von Hohenzollern auf Schloß Weinburg verbleiben werde, um dann vollständig genesen nah Bukarest zurückzu-

ren. ted Der Senat hat heute den von der Deputirten- kammer revidirten Artikel 7 der Verfassung in der von der Deputirtenkammer beschlossenen Fassung mit 56 gegen 9 Stimmen angenommen. Die Verkündigung des Votums wurde von den Senatoren und dem anwesenden Publikum mit Enthusiasmus aufgenommen. Alle Redner, welche wäh- rend der heutigen Tæbatte sprachen, auch die Führer dex Opposition, hatten den Entwurf unterstüßt.

24. Oktober. Die „Jndependencia“ glaubt zu wissen, daß die meisten Mitglieder der mit der Regelung der Ara b- tabiafrage beauftragten technischen Konimission von ihren respektiven Regierungen Jnstruktionen erhielten, dahin gehend, niht nur zu prüfen, ob es möglih sei, bei Ghirlica eine Brücke über die Donau zu bauen, sondern auch, ob eine solche Brücke in dieser Gegend sih nicht in Abhängigkeit von Arab- tabia befände, d. h. ob Rumänien immer über die Straße frei verfügen könnte, welche ihm, Falls Arabtabia bei Bul- garien verbleiben sollte, den Zutritt in die neue Provinz Dohrudscha vershaffen muß. S

Bulgarien. Sofia, 23. Oktober. (W. T. B.) Die Neuwahlen für die Deputirtenkammer sind meist zu Gunsten der Regierung ausgefallen, die radikale Partei hat kaum 20 Siße erlangt, eine große Anzahl der gewählten Abgeordneten besteht aus Landleuten. Die Kammex soll am nächsten Montag eröffnet werden, wenn bis dahin die er- forderlihe Zahl von mindestens 110 Abgeordneten hier einge- troffen ist.

Asien. (W. T. B) Den „Daily News“ wird aus Rangoon, vom 23. d. M., gemeldet: Eine Gesandtschaft, an deren Spiße ein höherer Beamter stehe, habe Mandalay verlassen, um sich nach Simla zu begeben. Der Vizekönig, Lord Lytton, dürfte es voraussihtlich ablehnen, die Gesandt- shaft zu cmpfangen. Die Uebungen der birman ischen Truppen in Minhliva (?) dauern fort.

Neichstags- Angelegenheiten.

Im 5. Liegnißer Wahlbezirk (Kreis Loewenberg) ist der Kultug- Minister v. Puttkamer mit 3856 gegen 1646 Stimmen, welche der Kaplan Dr. Herbig in Liebenthal erhalten hat, zum Mitgliede des Reichstags wiedergewählt worden.

Erste ordentliche General-Synode. i

Berlin, 24. Oktober. Die General-Synode seßte im weiteren Verlaufe ihrer gestrigen Sitzung die Berathung der Trauungs- ordnung fort. : .

Nah §8. 3 der Kommissionsvorshläge soll in der Negel ein ¡weimaliges, in Ausnabmefällen ein ein maliges Aufgebot erfolgen, während die Vorlage das einmalige Aufgebot als Regel feftfstellte. Außerdem ift in diesen Paragraph aus dem gestrichenen S. 9’ die Bestimmung übernommen , daß das kirchlihe Aufgebot wiederholt werden müsse, wenn die Trauung nicht innerhalb fech8 Monaten nachfolgt. Von verschiedenen Seiten wurde die Wiederherstellung der Vorlage beantragt, weil man die Trauung nicht erschweren dürfe, Der Konsistorial-Ratb Leuschner wollte „in der Ne el“ ein zwei- maliges Aufgebot statuiren. Die General-Synode bes{lo für den §. 3 folgende Fassung: „Der Trauung geht in der Negel zweimaliges, auf Verlangen der Betheiligten einmaliges Aufgebot voraus.“ Dhne Debatte genehmigte die Synode den 8 4, welcher - das Pfarramt bezeichnet, bei welhem das Aufgebot erfolgen kann. d. 9, welcher bestimmt, daß das fkirdlice Aufgebot nicht ftatt- finden solle, bevor der zuständige Standesbeamte das bürger- lihe Aufgebot angeordnet hat, hat die Kommission abgelehnt, und die General-Synode strib, dem Antrage der Kommission gemäß, den d, 0, Ohne Debatte genehmigte die Synode die S8. 6 und 7, welche Vorschriften enthalten über Versagung und Dispensation vom Auf- ebot, §. 8 bestimmt, daß die Trauung in der Regel in der Kirche fiattfindea follez geeignetenfalls kann der Geistliche sie im Hause vornehmen. Der Sup. Evertsbusch (Lennep) beantragte, die Trauungen da, wo es herkömmlih sei, im Hause stattfinden zu lassen. Die Synode trat diesem Antrage bei. Der §8, 9 bestimmt, daß in der Char- woche keine Trauungen, außer bei unmittelbarer Todesgefahr, stattfinden sollen, Der Pfarrer Behrens wollte die „geslossene Zeit", wo keine Trauungen stattfinden sollea, au auf die ersten Feiertage der drei hohen Feste, auf den Bußtag und das Todtenfest auße dehnen, Der Pfarrer Altgelt beantragte, die ges{lossenen Zeiten nur da bestehen zu lassen, wo fie {on bestanden. Die General- Synode trat jedoch dem Antrage Behrens bei, mit welchem d. 9 genehmigt wurde. Ohne Debatte wurden die 8. 10 und 11 angenommen, welche bestimmen, welcher Geistlihe zur Vornahme der Trauung befugt ist ; ebenso die £8. 16—20, welche mehrere Ausführungsbestimmungen enthalten; die Debatte über die 88, 12 bis 15 wurde ausgeseßt. |

Die General-Synode beschäftigte sich darauf mit Petitionen. Nah §, 14 der Kirchengemeinde- und Synodalordnung soll der Geist- liche berehtigt sein, Gemeindemitglieder von Amtshandlungen auszu-

ließen. Er soll jedo dem Gemeindekirchenrathe die Sache vor-

legen; spricht sih der Gemeindekirhenrath gegen die Zurückweisung von der Amtshandlung aus, so soll die Zulassung erfolgen und die elwaige Beschwerde des Geistlichen keine Suspensivkraft haben. Die Pommersche Provinzial-Synode hat ih gegen diese Bestimmung aus- gesprochen, und die Kommission für Verfassungsangelegenheiten bean- tagt eine Neuformulirung des §. 14, wonach eine Beschwerde des Geistlihen an die Kreis-Synode Suspensivkraft erhalten sol. Die Debatte wurde vertagt. Näste Sitzung Sonnabend 10 Uhr.

M n

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des statistishenBureaus der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche zom 12. Oktober bis inkl. 18. Oktober cr. zur Anmeldung ge- ommen: 344 Cheschließungen, 863 Lebendgeborene, 41 Todtgeborene, % Sterbefälle. :

T, Die Ausfuhr aus Hamburg herwärts betrug nah dem Wellenwerk „Hamburgs Handel und Schiffahrt 1878“, in den ahren 1876 15 901 365 Brutto-Ctr., 1877 22173 229 Ctr., 1878 98 795 908 Gtr,, 1 622279 Ctr. mehr als im Jahre 1877. Von en in 1878 aufgeführten Waaren gingen 13 923 992 Br.-Ctr. oder 1882 % nach Großbritannien (gegen 12020 235 Ctr. = 54,21 % in

77), 1010 823 tr. oder 4,25% nah den Vereinigten Staaten von Amerikg (gegen 1 242 723 Ctr. = 5,60% in 1877), 1233 195

R P E

Ctr. oder 5,18 % nach Frankrei (gegen 1238 235 Ctr. = 5,59 % in 1877), 790733 Ctr. oder 3,32% nach den Niederlanden (gegen 628 610 Gtr. = 2,84% in 1877), 697 485 Ctr. oder 2,93 % na Belgien (gegen 690647 Ctr. = 3,12% in 1877), 661 208 Ctr. oder 2,78 % nach Brasilien (gegen 503 809 Ctr. = 2,27% in 1877), 903 614 Ctr. oder 2,12 9/4 nach Afrika vom atlantishen Meere (gegen 412553 Ctr. = 1,86% in 1877), 414 656 Ctr. od:r 1,74 % nach Norwegen (gegen 621 547 Ctr. = 2,80 9% in 1877), 396 842 Ctr. oder 1,67 % nah Spanien und Gibraltar (gegen 344 729 Ctr. =— 1,55% in 1877), 340 038 Ctr. = 1,43 % nab Peru (gegen 209 908 Ctr. = 0,95% in 1877), 298 293 Ctr. = 1,25% nab S{weden (gegen 346 507 Ctr. = 1,56% in 1877), 274860 Ctr. = 1,16 % nach Bremen (gegen 250 585 Ctr. = 1,13% in 1877), 262 611 Ctr. = 1,10% na alipreußishen Oftsechäfen (gegen 308 194 Ctr. = 139% in 1877), 126310 Ctr. = 0,52% nab der Provinz Schleswig-Holstein (gegen 177 139 Cir: = 0,80% in 1877), 10515 Ctr. = 0,05% nah der Provinz Hannover (gegen 25 727 Ctr. = 0,12% in 1877) u. st w. 1

Der Werth der Seeausfuhr belief \ich auf 610 392000 (gegen 663 257 000 A in 1877, D8C (11 000 A in 1876), davon 261 559 000 6 Verzehrungsgegenstände (gegen 1877 4 7/563 000 Æ ), 1310000 A Bau- und Lrennmaterial (— 154000 M), 133 046 000" G" Rohstoffe und Halbfabrikate (— 36 671 000 At), 109 548 000 & Manufaktur- und Modewaaren (— 5 983 000 M) uvd 104929000 M Industrie - Erzeugnisse (— 17 600000 6). Außerdem wurden noch 91092000 A Kontauten ausgeführt (— 195 588 000 46).

Die wichtigsten Artikel der See-Ausfuhr warn Kaffee 17 478 000/64 (— 962 600 M), roher Zucker 58 320 000 4 (+ 6 637 000 M), Tabak 9100000 M (— 2944000 M), Sprit 12 885000 M (+ 1 297 000 6), Gerfte 17 859 000 A (+ 4571000 M), Kar- toffeln 12 307 000 Æ (+ 3 387 000 M), gejalzenes und geräuchertes

leis 18 720000 M (+4 3158000 M), Butter 14 625000 M + 1525 000 M), Eier 8 418 000 M (+ 245000 M), robes Zink 7 665 000 6 (+ 180 009 A6), künstliber Dünger und Düngersalz 11 955 000 A (— 2709 000 4), rohe Schafwolle 6761000 M (— 7588 000 A), Iwist und Baumwollengarn 8138 000 M (— 1348 000 M), Wollen- und Halbwollengarn 6 138 000 M (—6 718 000 #.), scidene und halbseidene Waaren 6 898 000 M (—+ 518 000 A6), Wollen- und Halbwollenwaaren 44770000 (— 1 643000 6), Baum- wollenwaaren 35 316 000 # (— 936 000 M), Leinen und Leinen- waaren 11 794 000 Æ (— 914000 A), andere Manufaktur- und Modewaaren 10 770 000 Æ# (— 83018000 M), Gummiwaaren 4 085 000 M 1095000 Æ), Lederwaaren 6 899 000 M (+ 18 000 ), Mobilien und feine Holzwaaren 5 256 000 M (+ 353 000 4), Papier und Pappe 5 938000 M (+ 796 0009 A), feine Eisenwaaren 5536 000 4 (— 13 248 000 áÆ.), Glaswaaren außer Tafelglas 6105 000 A (+ 870000 A), Sündwaaren 9 945 000 A (— 452000 M), und verschiedene Kurzwaaren 10102 000 A. (— 431 000 M).

Mit den Eisenbahnen und auf der Oberelbe wurden im Jahre 1878 22196 450 Netto-Ctr. im Werthe von 860686000 M. aus- geführt, 718 500 Ctr. (3,24%) und 2004 000 A (0,2396) mehr als im Jahre 1877, außerdem 40 751 000 M4 Kontanten, 8 282 000 4 (20,32 °%/0) mehr als im Jahre 1877. Die hauptächlichsten Gegen- stände diefer Ausfuhr waren Kaffee 100 561 000 /6 (+ 1 345 000 46), Tabak 27 835 000 A (— 4445 000 U), Cigarren 9090 000 M (+— 607000 6), Wein 8869000 A (— 231 000 M), Schlachtvieh 13888000 ÆA (— 3166000 M), Schmalz 13864000 A (— 2367000 M), Indigo 5915000 M (+ 1 206 000 M), Salpeter 13 015 00) 6 (+ 2 207 000 M), ver- schiedene Droguen und Chemikalien 14015 000 M (— 860 000 A), Roheisen 6 050000 A (— 927 000 #), Kupfer und Messing 10731000 A (+- 2542000 M), Säute 17260000 M (+ 5 233 000 M), Leder 25 779 000 M (+ 5 233 000 M), Pferde 11714000 M (+ 3 440000 M), Petroleum und andere Gasflüssig- keiten 7243 000 A (4+ 6600090 M), Leinöl 6488000 M (+ 7360009 M), Shaf- und Shoddywolle 42 472000 M (-+ 17 944 000 6), Baumwolle 25 163 009 M (— 2577 000 M), LTwist und Baumwollengarn 46 1410009 (-—- 12 569 000 M), Wollengarn 40 004 000 é. (+ 3 083000 M), Leinengarn und Zwirn 9 440000 M (+ 8376000 A), Wollen- und Halbwollenwaaren 11 641 000 6 (— 299 000 A), Baumwollenwaaren 22 032 000 A (-+- 165000 Æ), Leinen und Leinenwaaren 12 479 009 M. (— 8 683 000 M), verschiedene Manufaktur- und Modewaaren 82 860 000 6 (+ 1595000 M), Maschinen und Mascbinentheile 20460 000 A (+1 909 000 M), Kurzwaaren 8268000 M (— 142000 M), lere Säde 852000 A (+4 4266 000 H), Pasfagier- und Umzugsgut 17 070 000 X (4 1 133 000 é).

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Aus der im Verlage von Fr. Kortkampf in Berlin er‘het- nenden Sammlung von „Reichsgeseßen, Text mit Anmerkungen“ Tienon bier Hefte vor, deren Inhalt die neuen Zoll- und Steuer- gesetze bilden. Das eine Heft enthält unter dem Titel : WMIC Ils und Steuergeseße vom 15, 16.,, 18, 19, Und 20. Juli 1879* die Gesetze, betr. a. den Zolltarif, diesen selbst mit den Bestimmungen über Tara; b, die Waarenstatistik; c. Besteuerung des Tabaks, und d, Steuerfreiheit des zu gewerblihen Zwecken bestimmten Branntweins. Das zweite Heft enthält das Zollgeseß und den Zolltarif und das Gese über die Statistik des Waarenverkehrs. Das dritte Heft bietet das Gesetz über die Tabaksfsteuer, und das vierte Heft diejenigen Nummern des Zolltarifs, auf welche das Gese sofort Anwendung gefunden hat, also die Eingangszölle auf Eisen, Getreide, H:1lz, Maschinen, Mauaterialwaaren u. \, w., die Bestimmungen über Laravergütung, das vorläufige amtlihe Waarenverzeihniß, und die Ge- seße über Waarenstatistik, sowie über Steuerfreiheit des zu gewerbliWwen Zwecken bestimmten Branntweins. Prak- tishe Rücksichten ließen den Herausgeber Abstand nehmen von der Beigabe von Erläuterungen aus den Materialien; statt dessen sind die in den einzelnen Gefeten ngezogezien Stellen anderer Reichégeseße entweder in Noten oder als B-ilagen mitgetheilt, und ist besondere Sorgfalt darauf verwendet worden, den Gebrauch der Hefte auch dem Nichtfahmann leiht zu machen. So sind z. B. den einzelnen Paragraphen der Geseße Inhaltsangaben beigefügt; bei denjenigen Waaren, von welchen die neuen Eingangszölle kereits er- hoben werden, sind die Termine, von denen ab sie zu entrichten, \o- wie die vom Bundesrath festgestellten Tara-Vergütungs\äße an- gegeben und diejenigen Waarenbezeichnungen, welche unverändert aus dem früheren alphabetischen Waarenverzeichniß herübergenommen, in dieser Ausgabe wörtlich und vollständig mitgetheilt. Hierdurch, wie durch die Einrichtung, daß sowohl im Waarenverzeichniß wie im Tarif diejenigen Waaren, von welchen Eingangszölle viht zu ent- richten, in lateinischer Schrift geseßt sind, gewinnen die Ausgaben an praftiswer Brauchbarkeit. : i

Das Königlide Marienstifts-Gymnasium zu Stettin hat sein diesjähriges Michaelis-Programm veröffent- liht. Dafselbe enthält die 1. Abtheilung eines vom Prof. H. Lem cke mit großer Sorgfalt verfaßten Verzeichnisses der Handschriften undalten Drucke der Bibliothek des genannten Gymnasiums. Diese 1. Abtheilung beschäftigt sich mit 42 Handschriften, die T O früher in der Camminer Dombikliothek befanden, na der Sékula- risirung des Camminer Domstifts aus dem Camminer Dom nach Stettin auf das S{loß gebracht und dann im Jahre 1822 dem Marienstifts-Gymnasium zu Stettin geschenkt worden sind, und be- schreibt die einzelnen 42 Codices bibliographisch genau na ihrer äußeren Form, sowie nah ihrem Inhalt. Diese Büchec {ind von pommerschen Klerikern des 14. und 15, Jahrhunderts, die in Prag, Wien oder Bologna studirt hatten und ihren gelehrten Apparat mit in ihre Heimath zurück- brachten, theils in Pommern, theils in Italien verfaßt worden, übrigens ihrem Inhalte nach für uns meist von nur geringem Werth. Sie betreffen größtentheils das kanonisce Recht und die s{olastishen Doktrinen, einige außerdem die für den gotteé dienste

e ae Le an E A P O F ERIEI R RET AIME R RIE

lichen Gebrauch nothwendigen Missalen, verschiedene Schriften des Aristoteles, des Augustinus, des Thomas von Aquino, des Albertus Magnus, des Bischofs Albert von Halberstadt, des Wilhelm von Akam u. A. Darunter befinden sich auch Urkunden über Geschenke an die Kalandsbrüderschaft im 14. Jahrhundert, sowie nekrologische Nachrichten über Camminer Kleriker des 14. und 15. Jahrhunderts, Erklärungen \{chwieriger Worte des kanonischen und des bürgerlihen Rechts, ein neues Testament in lateinischer Sprache, eine Geschichte der Heiligen, des Festus Breviarium römischer Geschichte u. A. Die Verfasser der einzelnen Handschriften sind, wo möglich, überall an- gegeben. Der Rest der Handschriften, sowie die Beschreibung der alten und seltenen Dcucke, die sich in der Bibliothek des Marien- stisté-Gymnasiums befinden, ist für ein späteres Programm des ge- nannten Gymnasiums vorbehalten.

S Gewerbe und SandeL e Antwerpen, 23. Oktober. (W. T. B.) Wollauktion Der Markt war sehr belebt und sehr fest. Angeboten waren 1932 B., verkauft wurden 1709 B. Paris, 23. Oktober. (W. T. B.) Die Bank von Frank- rei hat den Diskont von 2 auf 39% erhöht.

Verkehrs-Anstalten.

Die „Urner Ztg.“ schreibt: In Göschenen® und Airolo fand diese Woche die leyte Abstekung der Tunnelaxe der Gotthard- ba hn ftatt. Es waltet übrigens nirgends ein Zweifel darüber, daß die Arbeiter in dem Richtstollen von Göschenen und Airolo {ih zu Neujahr unter dem Berge zum Neujahrsgruß die Hand drücken werden.

Triest, 24. Oktober. (W. T. B.) Der Lloyddampfer E ist aus Konstantinopel gestern Abend hier einge- roffen.

Berlin, den 24, Oktober 1879,

Berlin, 24. Oktober. Heute Nachmittag fand die Trauerfeier für den verewigten Staats-Minister von Bülow in der Matthäikirhe statt, in welcher die Leiche zu Füßen des mit einem Blumenhain umgebenen Altars auf einem \{warzen Katafalk aufgebahrt war.

Reicher Shmuck von Palmen und Kränzen, Spenden Zhrer Königlichen Hoheit der Großherzogin von Mecklenburg- Schwerin, des Reichskanzlers Fürsten von Bismarck und seiner Gemahlin, der hiesigen Botschafter und Gesandten, des Direktors und der Räthe des Auswärtigen Amts, sowie vieler Freunde des Verewigten deckte den Sarg. Die zahlreichen Orden des Dahingeschiedenen waren auf 3 sammtenen Kissen zu Füßen des Sarges D E a E Zu beiden Seiten des Sarges verbreiteten 6 Kandelaber ihr mattes Licht. Zur Linken des Sarges hatten die nächsten Anverwandten Plat genommen. : |

Das Schiff der Kirche und die Chöre füllte die zahlreiche Trauerversammlung : das diplomatische Corps, der General- Feldmarschall Moltke, der Vize-Präsident des Staats-Ministe- riums Graf zu Stolberg, der Minister des Königlichen Hauses Graf von Schleiniß, sämmtliche Staats - Minister, zahlreiche Generäle, der Direktor und sämmtliche Näthe des Auswärtigen Amts und viele andere distinguirte Personen. Bald nach 2 Uhr erschienen Se. Majestät der Kaiser, gefolgt vont sämmtlichen General-Adjutanten und Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Carl und nahmen den Verwandten gegenüber an der rechten Seite des Sarges Play.

Die Feier begann mit der vom Chor gesungenen Motette : „Selig sind die Todten.“ Nachdem alsdann die Gemeinde „Christus der ist mein Leben“ gesungen, hielt der General- Superintendent Dr. Büchsel die Trauerrede. Der vom Chor vorgetragene Choral: „Sei getreu bis in den Tod“, sowie der Gesang der Gemeinde: „Wenn ich einmal soll s{heiden“ {loß die ernste Feier.

Nach der Feier ordnete sich der Trauerzug. Dem sechs- spännigen Trauerwagen folgten die Galawagen des Kaisers, der Prinzen Carl, Friedrih Carl und des zahlreichen Trauer- tor Die Beiseßzung erfolgte auf dem Zwölf-Apostel-

irchof,

Herbstrennen beim Publikum hervorgerufen, haben das Direktorium der Rennbahn zu Hoppegarten veranlaßt, noch einen Extra-Renntag zu veranstal- ten und denselben auf den künftigen Sonntag, den 26. d. M. fest- zuseßen. Daß dies Vorgehen auf einer gesunden Basis beruht, geht {on daraus hervor, daß troßz der kurzen Zeit, welche seit Entstehung der Idee zu diesem Projekt und der Ausführung derselben zahlreiche Anmeldungen von Rennpferdebesitßzern eingegangen find, so daß der Verlauf der Rennen am Sonntag ein sehr günstiger zu werden ver- spriht. Es werden nämlich folgende Konkurrenzen gelaufen werden: 1) Macaroni-Rennen. Preis 1000 # für 2 jähr. Pferde aller Länder 800 m (5 Unterschriften), 2) Rococo- Handicap, Preis 1500 M, 3 jähr. u. ältere Pferde aller Länder, 1800 m (13 Untershr.); 3) Ocarina -Jagdrennen, Preis 1000 , 3 jähr. u. lt. Pferde all. Länd., 4000 m (12 Unterschr.); 4) Fürstenberg-Handicap, Preis 1000 4, 2 jähr. u. ält, Pf. all. Länd., 1400 m (8 Unterschr.); 5) Sa binus-Hürdenrennen, Handicap-Preis 1000 46, Herren-Reiten, 2400 wm (14 Unterschr.). Die Rennen beginnen um 1 Uhr. Die Extrazüge fahren vom Osts bahnhof um 12 Ubr und 12 Uhr 15 Minuten nach Hoppegarten hinaus. Es verspricht dieser Renntag noch ein angenehmes Herbst- vergnügen im Freien zu gewähren.

Wie uns mitgetheilt wird, ist in Folge der Arbeit, welcke die Lotterie der Berliner Gewerbe-Aus stellung verursacht hat, die Publikation der Diplom-Liste durch den Dru, welce der mündlichen Verlefung alsbald hätte folgen sollen, verzögert worden. Nachdem soeben den einzelnen Ausftellern, welchen Auszeichnuntgen zu Theil geworden, die offizielle Benachrichtigung hierüber ertheilt wor- den, ist auch der Druck der Diplom-Liste veranlaßt und wird in den nächsten Tagen in den Zeitungen veröffentlicht werden.

Emil Swhlagintweit, ein Mitglted jener Familie, die sich um die Erforshung Indiens durch Reisen und wissenscbaftli%e Ar- beiten großen Ruhm erworben hat, giebt ein großes W*rk heraus, betitelt „Indien in Wort und Bild, eine Schilderung, dies indischen Kaiserreih8*, welbes ein Gesammtbild dieses mächtigen und produktiven Landes bieten soll. Las Werk wird durch beinahe 400 Abbildungen in vollendeter Ausführung ges{chmüdckt werden und foll in ca. 35 Lieferungen zu je 17 A im Verlage von Schmidt & Günther in Leipzig erscheinen. ° London, 24. Oktober. (W. T. B.) Nach bei Lloyds einge- gangenen Nachrichten aus Newyork ist der Dampfer „Pajaro del Oceano“ auf der Fahrt von Havanna nach Nuevitas de Prin- cipe im Old Bahama-Kanal am 18. d. verbrannt. 42 Passagiere kamen bei der Katastrophe ums Leben; von der Mannschaft wurden 17 Mann gerettet, welhe in New-Orleans eingetroffen sind.

Im Residenztheater wird die erste Aufführung des Dumas'schen Schauspiels „Der natürlihe Sohn“ in der Bearbeitunz von Paul ‘Lindau nicht am Sonnabend, sondern erst am Dienstag, den 28., stattfinden. Was die Beseßung dieses Stückes betrifft, so sind die ersten Kräfte des Theaters, zu denen sich noch der Gaît, Hr. Dessoir, gesellt, in demselben thätig.

Das allgemeine Interesse, welches die