1879 / 255 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 30 Oct 1879 18:00:01 GMT) scan diff

IT. Die kleine goldene Medaille: 1) dem Maler Otto Kirberg in Düsseldorf, 9) dem Maler, Professor Leon Pohle in Dresden, 3) dem Landschaftsmaler Hermann Eshke in Berlin, 4) dem Geschichtsmalexr Henry Siemirad L in Rom, 5) dem Landschaftsmaler Otto von Kameke in Berlin, 6) dem Maler, Professor Paul D umann in Berlin, und 7) dem Bildhauer, rofessor Karl Kundmann in Wien. Berlin, den 29. Oktober 1879. Ö

Die Königliche L der Künste. ißig.

Justiz-Ministerium.

Auf Grund des dur das Gesey vom 29. Januar 1879 (Geict-Samml, S. 11) abgeänderten 8. 35 des Geseßes über das Grundbuhwesen in der S Hannover bestimmt der Justiz-Minister, daß die Ausschlußsrist von ses Monaten, welche in dem dur das erstere Geseß abgeänderten §. 32 des leßteren Gesehes vorgeschrieben ist, für den zum Bezirk des Amtsgerichts Wernigerode gehörigen Bezirk des Amts Elbinge- rode am 1. Dezember 1879 beginnen soll.

Berlin, den 6. Oktober 1879.

Der Justiz-Minister. Leonhardt.

Hauptverwaltung der Staatsschulden.

Der Geheime Sekretär Gustav Linke ist zum Buch- alter der Staatsshulden-Tilgungskasse und der Diätarius arl Kentopf zum Geheimen Sekretär ernannt worden.

Abgereist: Se. Excellénz der Hofmarschall, General- Lieutenant Graf von Perponcher nah Ludwigslust.

Die Nummer 43 der Preußischen Geseßz-Sammlung, welche von heute ab zur Versendung gelangt, enthält unter

Nr. 8672 das Geseg, betreffend die Einführung des Lar Ha Ausführungsgeseßes zum Deutschen Gerichts- verfa\sungsgeseße vom 24. April 1878 in die Fürstenthümer Waldeck und Pyrmont. Vom 1. September 1879; unter

Nr. 8673 das Geseh, betreffend die Abänderung von Bestimmungen der Disziplinargeseße in den Fürstenthümern Waldeck und Pyrmont. Vom 1. September 1879; und unter

Nr. 8674 die Verfügung des Zustiz-Ministers, betreffend die Anmeldung von Ansprüchen zur Eintragung in das Grundbuch für den Bezirk des Amts Elbingerode. Vom 6, Oktober 1879.

Berlin, den 30. Oktober 1879.

Königliches Geseß-Sammlungs-Amt.

Bekanntmachung auf Grund des Reichsgeseßes von 21. Oktober 1878.

Auf Grund des §. 12 des Reichsgeseßes gegen die ge- meingefährlihen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oktober 1878 wird hierdur zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die Nummern:

4, Le Péril social,

5, Le Combat pour la Vie,

6. La Société devant les Tribunaux, und

7, La Question sociale der von derx Librairie du Progrès in Paris herausgegebenen, 2 Mal im Monat erscheinenden periodischen Druckschrift: „Questions sociales, à la Portée de Tous par un Homme du Peuple“ nat 8. 11 des gedahten Gesehes durch die unterzeihnete Landespolizeibehörde verboten sind.

Hamburg, den 29. Oktober 1879.

Die Polizeibehörde. Senator Kunhardt.

Nichtamilichßes. Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 30. Oktober. Se. Königliche Hoheit der Prinz Carl ist in Begleitung Sr. Majestät des Kaisers und Königs am 29. d. Mts. zur Jagd nah Ludwigslust in Mecklenburg abgereist.

Der Bundesrath trat heute zu einer Sißung zu- sammen. ;

Der Wirkliche Geheime Rath von Bodelschwingh ist am 27. d. M. in Bonn gestorben.

S, M. Glattdecks - Korvette „Medusa“, 9 Geschüße, Kommandant Korv. Kap. Matthesen, ist am 7. d. Mts. in Bahia eingetroffen.

Hannover, 28. Oktober. Jn der heutigen Sißung des Provinzial-Landtags wurde der Entwurf eines Regle- ments über die Zwangserziehung verwahrloster A nah längerer Debatte genehmigt. Das Reglement autlel: :

8, 1, Der hannoversche Provinzialverband genügt der ihm ob- Legen Verpflichtung zur Unterbringung verwahrloster Kinder bis auf Weiteres durch Ueberweisung derselben an die aus ständischen Mitteln unterstützten Rettungsanstalten; oder an geeignete, unter Berücksichtigung der Konfession des Zöglings auszuwählende reht- \chaffene Familien. Die vom Landesdirektorium mit den Rettungsanstal- ten abzuschließenden Verträge bedürfen der Bestätigung des ständischen Verwaltungsaus\cchusses. §. 2 bestimmt, daß bei Uebersendung des auf Unterbringung gerichteten Beschlusses des Vormundschaft8gerichtes an das Landesdirektorium ein- Nachweis über die persönlichen Verhältnisie des Kindes beigelegt werden muß. Das Landesdirektorium entscheidet über die Art der Unterbringung. §8. 3 ets die Beifügung einer ärztlichen Bescheinigung vor und. seßt das Nähere fest über die zu gewäh- rende erste Ausstattung des Kindes. 8.4 handelt von der Beaufsichtigung der Kinder, §. 5 von den Unterhaltungskosten, §. 6 über die Entlassung.

Dem Museumsverein zu Osnabrück wurde hier- auf auf Antrag des Verwaltungsausschusses eine außerordent- liche einmalige Unterstüßung von 600 # aus den zu erwar- tenden Ueberschüssen des laufenden Rehnungsjahres bewilligt. Die 600 (4. sind eine Beihülfe zum Ankauf einer werthvollen, dem Verein angebotenen Steinsammlung aus dem Gebiete S Ems und Weser. Betreffs der im Bezirké der

tadt Hannover belegenen Chausseestreckén beantragte der Verwaltungsaus\{chuß:

Der Provinzial-Landtag wolle beschließen : den ständischen Verwal- tungsaus\huß, bezw. das Landesdirektorium zu ermächtigen, auf Grund der darüber bereits vorgekommenen Verhandlungen einen Vertrag mit dem Magistrate -der hiesigen Königlichen Residenzstadt abzusließen, Inhalts dessen die Sexwaltung Und Unterhaltung der im Bezirke dex Stadt Hannover belegenen treckden der Chausseen a. von Hannover nach Hildesheim, b. von Hannover nach Celle, c. von Hannover nah Walsrode und d. von Hannover nach Nenndorf in der Gesammtlänge von 4707 m gegen eine aus den Chaussee-Unterhaltung8mitteln des Provinzialfonds zu gewährende Abfindungssumme von 156 900 4, welche jedoh nit im Kapital zu entrichten, vielmehr in halbjährigen Raten mit 4 °/o verzinset und m e T eg a soll, e 1. Januar 1880 auf die König- liche enzstadt zu übertragen ist. :

Der Provinzial-Landtag wolle ferner genehmigen, daß diese Ueber- traguyg gegen eine nach Verhältniß der betreffenden Straßenlänge und der obigen Entschädigung festzustellende Rente und Amortisa- tionszahlung au auf eine Strecke der Hannover-Nienburger Chaussee ausgedehnt werde, wenn von Seiten der Stadt darauf ein Antrag gerichtet werden würde, was nach Lage der Sache zu erwarten ist.

Nachdem der Geh. Regierungs-Rath Bokelberg diesen An- trag begründet hatte, wurde derselbe angenommen. Die Aufnahme des Wegezuges von der Grenze der Aemter Norden und Esens über Nenndorf bis zur Dorum-Sand- horster Landstraße bei Westerholt in den Landstraßen-Etat, als Fortsezung der Landstraße von Hage über Berum und Arle bis zu der bezeihneten Amtsgrenze wurde beschlossen, worauf sich der Provinzial-Landtag auf Mittwoch 10 Uhr vertagte. :

929, Oktober. Der dreizehnte hannoverishe Provinzial- Landtag ist heute Mittag 121/23 Uhr dur den Königlichen Kommissarius, Ober-Präsidenten von Leipziger, mit folgender Nede gejGlossen worden :

otgechrte Herren! E :

Sie stehen am SwWlusse einer kurzen aber vielseitigen Thätigkeit.

Durch die Dotirung des Waisenfonds der Provinzial-Wittwen- kasse zum Andenken an die goldene Hochzeit Ihrer Kaiserlichen Ma- jestäten haben Sie Sich den Kundgebungen ehrfurchtêpoller inniger Theilnahme angeschlossen, welche in Anlaß diefer Feier an des Thrones Stufen aus allen Provinzen des preußischen Staats nieder- gelegt worden sind. E n

Auf Grund der sorgfältig vorberë ‘eten Anträge Ihrer Organe haben Sie den provinzialständishen F. anz-Etat festgestellt, für die weitere Ausstattung und Vervollklommnuüng dcr ständischen Anstaltea Sorge getragen und für provinzielle wie örtliche Zweke in reichem Maße Mittel bewilligt. / :

Die Vorlagen der Königlichen Staatéregierung haben im We- sentlichen Ihre Zustimmung gefunden. . /

JFhr Äntrag auf Abänderung des Gesetzes über das Höferecht wird mit Rücksicht auf die hervorragende vo!kswirthschaftliche Be- deutung einer weiteren Ausdehnung der Wirkfamkeit des Geseßes von der Königlichen Staatsregierung in die cingehendste Erwäzung genommen werden. S

So mögen denn auch Ihre diesjährigen Verhandlungen der Provinz Hannover zum Segen gereihen! :

Sm Allerhöchsten Auftrage Sr. Majestäï des Kaisers und Königs schließe ih den 13. hannoverischen Provinzial-Landtag.

Nach dem Schlusse „dieser Anrede brachte der Landtags- Marschall Graf zu Münster auf Derneburg- ein dreimaliges Hoh auf Se. Majetät den Kaiser und König aus, in welches die Versammelten lebhaft einstimmten.

Bayern. München, 29. Oktober. (W. T. B.) Die Ab- geordnetenkammer hat den Antrag des Abg. Hafenbrädl auf Einführung einer Faxe füy gb ensmittel abgelehnt, dagegen einen Abdänderungsantrag des Abg. Rupprt angenommen, in welchem die Regierung aufgefordert wird, bei dem Bundes- rathe eine Abänderung der Gewerbeordnung dahin zu bean- tragen, daß der Landesgeseßgebung in den Bundesstaaten das Recht zustehe, eine n Tarifirung der unentbehrlihsten Lebensmittel wieder einzuführen. Der Staats-Minister von Pfeuffer sprah sich gegen den Antrag aus und erklärte, daß derselbe wenig Aussiht auf Genehmigung von Seiten des Bundesraths habe, da nach Mittheilung aler Bundes- regierungen nirgends Klagen über die Aufhebung der Lebens- mitteltaxen laut geworden seien.

Die Kammer der Reichsräthe hat heute den Geseß- entwurf, N nus den Zuschlag zur Malzsteuer, nah längerer lebhaster Debatte in der von der Abgeordnetenkammer beshlossenen Fassung angenommen.

Oesterreich:Ungaru. Wien, 28. Oktober. Aus dem Gesetzentwurfe, betrefsend die Er gänzungssteuer für 1880, geht hervor, daß dieselbe durchaus transitorisch nur für 1880 berechnet sei. Mit dem Jnslebentreten der Personaleinkommen- steuer entfällt die Ergänzungssteuer, die auf den Prinzipien einer Personaleinkommensteuer aufgebaut ist. Die Steuerpflichtigen werden in Klassen eingetheilt. Die Steuersäße entsprechen dem Prinzipe mäßiger Progressivbesteuerung. Die Klassifi- kation erfolgt im Wege der Einshäßung durch Kommissionen, auf deren Zusammenseßung den Steuerträgern ein weitreichen- der Einfluß eingeräumt wird. Hierdurh, sowie durh aus-

edehntes Reklamationsrecht, soll die Theilnahme der Bevöl- erung am Steuerwesen überhaupt geweckt und das Gefühl der Solidarität aller Steuerträger, sowie das ihres gemein- samen Jnteresses an gere{chter und angemessener Einshäßung wach- gerufen werden. Die Mehrbelastung ist geringfügig und fällt aus\chließlih leistungsfähigen Kreisen zu, womit das längst- ersehnte Ziel der Beseitigung des Desizites gewiß nicht zu theuer erkauft ist. Die Erhöhung des Einfuhrzolles des Mineralöles bewegt sih je nah der Beschaffenheit und Gehalt in Ansäßen von 60 Kreuzern, 11/4, 11/2 und 8 Gulden per 100 Kilo. Raffinirtes Mineralöl unterliegt einer Ver- brauchssteuer von 7 Fl. pr. 100 Kilo Nettogewiht. Die Ver- zehrungssteuer für Beleuhtungszwecke dienende Mineralöle bei der Einfuhr nah Wien ist auf 1 Fl. 56 Kr. nebst 20 Proz. außer- ordentlichen Zuschlag für 100 Kilo herabgeseßt. Das betreffende Geseh tritt am 1. April 1880, in Dalmatien, Jstrien und Brody aber mit dem Tage déx Einbeziehung in das allgemeine Zoll- gebiet in Wirksamkeit. Die Maßregel wird weder den Ver- brau noch. die Mineralindustrie benachtheiligen, da sir nur eine Preissteigerung von 7 bis 8 Kr. pr. Kilo nah sih zieht und wird den Zollshuß der inländishen Mineralindustrie #0- gar etwas erhöhen. Der Geseßentwurf, betreffend die Ein- hebung einer Abgabe von Perjonén- und N Age Len: transporten auf Eisenbahnen und Dampfschiffen bestimmt, daß zur theilweisen Deckung des Staatserfordernisses für 1880 für den Transport von Personen und Reisegepäck auf den Eisenbahnen und DaplsGiien eine le noten age Ab- gabe zu entrichten ist, wie solche in der E er übrigen europäischen Staaten besteht. Eine Ausdehnung derselben

auf den E r ist nicht beabsichtigt. Die Vor- lage, betreffend die Aenderung einiger Bestimmungen über

unmittelbaren Gebühren bezweckt die Erzielung eines Mehrbetrages durh Er- f ung der bestehenden Gebü Ee und O tellung der Gebührenpfliht für eine ne bisher H Mage eie Akte und Amtshandlungen, theilweise aber durh Maßregeln, wodur in Folge der geänderten Entrichtungsart der Eingang schon bestehender Gebühren beshleunigt und gesichert, die mit der Einbringung verbundene Arbeit und Zeit vermindert wird. Aus den Details ist hervorzuheben, daß die Gebühr von Gewinnsten im Zahlenlotto und in Privatlotterien 20 Proz. betragen soll und daß die Versicherungs- anstalten, au die Eisenbahnea und die Dampsschiffahrts- unternehmungen hinsihtlich der Transportversicherungen Ge- bühren zu entrihten haben, und zwar für Lebensversicherungen mit 2 Proz., Transportversicherungen 11/2 Proz., Rückversiche- rungen 1/2 Proz., alle andern Versicherungen 11/2 Proz., für wechselseitige Versicherungen die Hälfte des Prozentsaßes.

Die „Presse“ konstatirt gegenüber der Angabe mehrerer Blätter, daß Graf Taaffe gestern im Herren- hause bei der zweiten Lesung auch für alle Alineas der Majoritätsadresse, ausgenommen Alinea 3, ebenso bei der dritten Lesung für die ganze Adresse gestimmt hat, was in voller Uebereinstimmung mit seiner Erklärung stehe, daß die Regierung die Versöhnung der Gegensäße wünsche und anstrebe, aber auch die im Gesammttenor der Majoritäts- adresse ausgesprochene verfassungsmäßige Richtung anerkenne. Graf Taaffe habe hiermit konsequent seiner oft ausgesprochenen Ueberzeugung gehandelt, daß die Verfassung von ihm als einzig legaler Boden der Weiterentwiälung derselben be-

trachtet werde.

99, Oktober. (W. T. B.) Das Abgeordneten- haus begann heute die Adreßdebatte. Es sprachen sechs Redner von beiden Parteien in überwiegend versöhn- lihem Sinne. :

Die „Pol. Corr.“ meldet: Aus Konstantinopel: Die Pforte hat den Ersaß der albanesishen Truppen an der griehishen Grenze durh asiatishe Truppen an- geordnet. Aus Cettinje: Die Montenegriner sind bis Orchanißa vorgedrungen; im Lager derselben sind Ein- wohner von Orchanißa und Pepic eingetroffen, um ihre Unter- werfung anzuzeigen.

Pest, 29. Oktober. Jm Unterhause wurde heute die Vorlage, betreffend die ungarische Staatsbürgerschaft, in der Generaldebatte angenommen. Von dem Abg. Kauß wurde eine Interpellation darüber eingebraht, welche Stellung die Zus gegenüber der durch die Annäherung zwischen Oesterreih-Ungarn und Deutschland eingetretenen Lage ein- nimmt, und ob sie eventuelle Hindernisse bei der in Aussicht gestellten Herstellung eines günstigeren Handels- und Tarif- verhältnisses zu Deutschland zu beseitigen bemüht sein wird. Der. Abg. Helfy interpellirte die Regierung darüber, ob sie geneigt sei, über die Ursachen des Personenwechsels im Mi- nisteriun: des Auswärtigen Mittheilungen zu machen.

Großbritannien und Jrland. London, 28. Oktober. (Allg. Corr.) An dem am Sonntag in Enniscorthy ab- gehaltenen Massenmeeting irisher Farmer haben sih zwischen 5- und 6000 Personen, eins{hließlich einer An- zahl röômisch-katholischer Geistlicher, betheiligt. Mr. O'Clery, ein „irisher Nationalist“, erklärte, er glaube, daß die Zeit hetannahe, da die irischen Pertreter in corpore sih aus dem britishen Parlamente entfernen sollten. Unterdessen wird von neuen Ausschreitungen und Drohbriefen ge- meldet, welche an Farmer gerichtet wurden, die ihre Pacht- gelder entrihten wollten. Am leßten Freitag fand man die Stute eines Farmers des Earl of Arron verendet im Stalle. Man hatte dem Thiere die Zunge herausgeschnitten und ein am Hause angehefteter Zettel besagte, daß, wenn der Besißer noch einmal sein Pachtgeld entrihte, es ihm gerade so ergehen werde. Jn einem anderen Theile des gleichen Guts hatten sih zwei Bewaffnete mit geschwärzten Gesichtern bei den Far- mern eingestellt und denselben das Versprehen abgenommen, keine Pacht zu entrichten; hier und dort ließen sich dieselben Gelderpressungen zu Schulden kommen.

Die „Daily News“ erhielt folgende Telegramme "ck

Kabul, 22. Oktober. Die Nachriht von dem Außein6.-der- gehen ver Stämme im Shutargardan bestätigt sih. Die Um- zingelung war zu einer Zeit so dicht, daß die MWasierzufuhr bedroht war. Jetzt fällt nur noch ab und zu ein Schuß ins Lager, wodur Pferde getödtet werden.

General Roberts hat 100 Kohistan-Häuptlinge, die sih jeßt im Lager befinden, empfangen. Sie versprachen Freundschaft. Man hofft, sie werden Vorräthe liefern. Es ist höchst wichtig, daß deren Freundschaft gesichert werde, da Kohistan die meisten Soldaten für die Armee des Emirs liefert. Man hat gefunden, daß das Magazin in Bala Hissar eine Million Pfund Pulver entbält, das nit explo- dirt ist. Dasselbe muß seit dem Tode Dost Mahomeds dort auf- gehäuft sein.

Kabul, 25. Oktober. Neue Verhaftungen sind nicht vorge- nommen worden, aber es wird nach den Rebellenführern gesucht, die man bier in der Nähe versteckt glaubt. Wenn der Bevölkerung nicht die Versicherung gegeben wird, daß unser Aufenthalt ein permanenter iït, wird freilih Niemand als Zeuge hervortreten, weil er künftig Rache fürhtet. Die Partei Wali Mahomeds beschuldigt den Emir, er- bringt aber keine Beweise dafür.

Lahore, 27. Oki1ober. Die Ghilzais sind im Shutar- gran wiederum zurückgeschlagen, aber nicht zersprengt worden. Die

uiden kamen am 13. ds. in Gundamuk an und fanden die Bevöl- kerung mit der Wegschaffung des lehten Theils der 10 000 Maunds Getreide beschäftigt, die am 21. ds, im Fort Safed Sung mit Be- \{lag belegt worden. Kinlock rekognoszirte gestern die Gegend zwei Meilen jenseits der Surkabbrüde.

Eine Depesche dex „Times“ aus Fellalabad meldet:

Oberst Noel Money war am 17., 18. und 19. d. M. im Shutargardan von großea Massen Ghilzais welche auf 10 000 und mehr geshäßt werden umzingelt. Dieselben en die um- liegenden Hügel, umfaßten ihn enger und enger und schnitten ihn \chließlich durch heftiges Feuer von seinem Wasserzuflnsse ab. Oberst Money \{chonte Munition und Leute und enthielt \ih des Angriffs. Die Ghilzais sendeten eine Botschaft an den Obersten, in welcher sie den Engländern das Leben zusicherten, falls sie si ergeben wollten. General Hugh Gough, welcher von Kushi heranrückte, heliographirte an Oberst Money aus Shinkae. Am 19. d. griff Oberst Money an und zersprengte die Ghilzais, welhe auf dem Rückzuge von General Gough haufen- weise beobachtet wurden. Die Ehre, die Ghilzais versprengt zu haben, wird von Verschiedenen beansprucht, kommt aber rechtmäßig nur dem General Gough für seinen Vorstoß und Oberst Money für seinen Angriff zu. eneral Gough erwartet im Shutargardan 400 Mann aus Ali-Khel, Verstärkungen von den Kabul-Regimentern, meistens Eingeborene. Oberst Money's Regimenter und 4 Berg- geschüße werden dann auf Kabul vorrücken. Shutargardan wird daher aufgegeben werden. Später geht eine Brigade von Kabul nach Gundamuk, um die Verbindung aufrecht zu erhalten. General Roberts glaubt, daß genügend Vorräthe vor Cinbruch des Winters gesammelt werden können, um den Bedarf bis zur nächsten Ernte zu

die Stempel- und

deten.

29. Oktober. (W. T. B.)

zette“ veröffentliht eine Königliche Prok i welche das Parlament bis zum 10, llee e wird. Es ist dies nur die übliche Weitervertagung, nicht eine außergewöhnliche Einberufung des Parlaments.

Der General Roberts meldet aus Kabul, vom 26 d. M., daß reichliche Mundvorräthe angelangt seien, und daß er hoffe, zum 15. n. M. für 5 Monate Proviant zu besizen Die A Ne ir ds Gen fast vollständig unter- e , indischen Tr i ich- Ma von Baradlen begonnen hätten. E

Frankreich. Paris, 28. Oktober. (Cöln. Zta.) D - {luß des Generalraths der Seine zu Gunfied S meinen Amnestie wurde gegen vier Stimmen gefaßt. Die Wähler von Belleville haben zum 31. Oktober eine Versammlung veranstaltet und ihren Deputirten Gambetta A B 4 n E Die Großherzogin von raf auf der NRücrei iarriß i A üdreise von Biarriß in

Spanien. Madrid, 28. Oktober. (A König kehrt am 1. November nach Mabrit ia Ar

demselben Tage werden sich die Mitglied iorità Kammern hier versammeln. geleder der Majorität der

Italien. Rom, 27. Oktober. (Jtalie.) „L'Avvenire“ meldet: Der Minister des Jnnern hat Vorne inb bex Ministerrath das betreffende Dekret gebilligt, welhes das Ministerium des Königlichen Hauses aufhebt und an seiner Stelle eine General-Ober-Fntendanz für die civilen An- gelegenheiten des Königlichen Hauses errichtet. Der Comman- deur Visone wird in Ruhestand verseßt und Griffini zum General-Ober-Fntendanten ernannt werden.

__ Numánien. Bukarest, 28 Oktober. ürst Karl von Rum änien spra bei der Begrüßung in DiltiGa durch den dortigen Bürgermeister zu diesem folgende Worte: „Zch werde die Dobrudscha lieben, wie ih Rumänien liebe, ‘von welchem Sie jeyt einen Theil bilden. Mein Ehrgeiz und meine Bestrebungen werden darauf gerichtet sein, Jhrem Lande die moralishe und materielle Entwickelung zu geben, auf welche ihm seine wunderbare Lage ein Anrecht gewähren.“ Die tehnishe Kommission für die Arab-Tabia-Frage ist gestern von Bukarest abgereist und soll heute in Clarasi zusammentreten. Indeß dürfte es noch nicht möglich sein, eine Sizung abzuhalten, weil noch mehrere Mitglieder der Kom-

mission fehlen. (W. T. B.) Jn der Deputirten-

Die amtliche „Ga-

29. Oktober. kammer fand die erste Lesung des Geseßentwurfs über die Naturalisirung von 888 Juden, welche in der Armee gedient haben, statt. Die Kammer wird sofort in den Sek- tionen zusammentreten und den Entwurf prüfen.

Bulgarien. Sofia, 29. Oktober. (W. T. B) Die Eröffnung der bulgarishen Kammer ist auf den 2. November c. vershoben worden.

Erfie ordentliche General-Synode.

Berlin, 30. Oktober. Die gestrige (16.) Sikung der General-Synode wurde von dem Präsidenten Grafen v. Arnim- Boyztenburg um 623 Uhr Abends eröffnet. Das Eingang®gebet sprach General-Superintendent D. Carus (Königsberg). Es wurde alsdann die Spezialdiskussion über die Pfarrwahlordnung fortgeseßt. Das Alinea 1 des §. 4 wurde auf Antrag des Freiherrn v. Maltahn (Gülg) in folgender Fassung angenommen: „Das Dienstalter ist vom Zeitpunkte der Ordination ab zu berechnen; jedoch ist diejenige Zeit, während welcher ein Geistliher vom vollendeten 25. Lebens- jahre ab als Dozent der Th:ologie an theologischen Fakultäten oder an Predigerseminarien thätig gewesen, oder im Schulamt fest ange- stellt gewesen ist, auf das kirhlihe Dienstalter mit in Aarechnung zu bringen, gleichviel, ob diese Zeit der Ordination vorausgeht oder nachfolgt.“ Eine längere Debatte veranlaßte Alinea 4, §. 4: „Mit Genehmigung des Evangelishen Ober - Kirchenraths kaun auch die Zeit angerechnet werden, während welcher ein Geistliher vor Antritt eines Amtes in der Landes- Kirche im Dienste einer anderen Kirchengemeinshaft des In- und Auslandes gestanden hat. Der General-Superintendent D. Moeller (Magdeburg) beantragte, zwischen den Worten: „anderen Kirchen- gemeinschaft" zu seßen: „evangelischen.“ Der Präsident Hermes bat, dieses Amendement Angesichts der kirchlichen Verhältnisse im Aus» lande abzulehnen und das Alinea in der vorliegenden Fassung anzu- nehmen. Die Synote beschloß demgemäß. Bei §. 5! „Die Bewerbung is nur bei dem Konsistorium, und zwar \chriftlich anzubringen. Dasselbe übersendet die eingegan- genen Meldunzen dem Gemeinde-Kirchenrath. Den Geistlichen und Kandidaten ist jedes Werben um Stimmen, sowie jeder Versuch durch unwürdige Mittel auf die Wahl einzuwirken, bei Vermeidung disziplinarisher Ahndung verboten“, beantragte der Bürgermeister Bötticher (Magdeburg)-7 das Alinea 2, zu streichen. Bei der Abstimmung wurde nur das; Alinea 1 des §. 5 nach dem Vorschlage der Kommission angenommen, das Alinea 2 aber ab- gelehnt. Die 88. 6, 7, 8, 9 und 10 wurden nach dem Vorschlage der Kommission bezw. der Vorlage des Ober-Kirchenraths unverän- dert angenommen. Bei dem §. 11, welcher nah dem Kommissions- vorshlage lautet: „Der Gemeindekirdenrath hat, nachdem der Gewählte angenommen hat, die Wahlverhandlungen dur den Superintendenten dem Konsistorium einzureichen, wel- hes über die Berufung des Gewählten befindet“, er- hob Nch eine lange Diskussion. Der Präsident Hermes bat, den S. 11 in der von der Kommission vorgeschlagenen Faffung abzu- lehnen und denselben nach der Vorlage des Ober-Kirchenraths an- zunehmen. (Nach der Vorlage darf die Berufung nur versagt wer- den : 1) wegen Geseßwidrigkeit des Wahlverfahrens, 2) wegen Man- gels der geseßlichen Wählbarkeit des Gewählten, 3) wegen Verleßung der Vorschriften des 8. 3 dieser Verordnung, 4) wegen geistiger oder Förperliher Unfähigkeit des Gewählten, das Amt zu verwalten.) Der Kommerzien - Rath Scniewind (Elberfeld) beantragte, d-m

. 11 der Kommijsionsvorshläge hinzuzufügen: „Jm Falle der

ihtbestätigung hat das Konsistocium die Gründe der PVer- weigerung anzugeben. Der betreffenden Gemeinde steht als- dann die Berufung an den Evangelischen Ober-Kirchenrath zu. Der 8. 11 wurde mit dem Amendement Schniewind angenommen. Die 88. 12 und 13 wurden hierauf unverändert nach den Vorschlägen der Kommission, ebenso das Alinea 1 des §, 14 genchmiat. Das Alinea 2 des §8. 14 wurde dahin geändert, daß der erste Saß des- selben lautet: „Wird die Berufung des Gewählten (8. 11) in Folge der wider die Wahl erhobenen Einsprüche aus anderen Gründen vom Kirchen- regiment endgültig versagt" u. s. w. Der §. 15 sowie \chließlich das ganze Geseß wurde in der besElofsenen Fassung in erster Lesung genehmigt. Ein Antrag des Geh. Ober-Regierungs-Rath de la Croix: „Für den Fall der Ablehnung des Geseyes in der beschlossenen Fassung, die Vorlage des Obcrkirhenraths anzunehmen“, ward abgelehnt, Ueber. einen Antrag der Pommerschen Provinzial-Synode, betreffend die Ausdehnung des Aeltestengelübdes, wurde zur Tagesordnung Übergegangen.

Die heutige Sißung der General-Synode wurde gegen 102 Uhr Vormittags von dem Präsidenten Grafen von Arnim-Boytenburg eröffnet, Superintendent Rogge (Buckau bei Magdeburg) spra

das Gebet. Den ersten Gegenstand der Tagesordnung bildete die Trauordnung, bezw. das Trauformular. Die diesbezügliche Kommission, bestehend aus den Synodalen D. Kögel, v. Kleist- Retow, Dr. Roedenbeck und Leuchtenberger proponirt die Annahme folgenden Trauformulars:

I. Die Traufragen: 4. Wenn tie ehelihe Lebensgemeinschaft noG nicht begonnen ist, werden zu gleichberechtigtem Gebrau frei- gegeben: a) Vor Gott, dem Allwifsenden, und in Gegenwart dieser hristlichen Zeugen, frage ih dich NN,; Willst du diese NN. als deine Chefrau (Ehegemahl) aus Gottes Hand hinnehmen, sie lieben und ehren, in Freud und Leid nit verlassen, und den Bund der Ehe mit ihr heilig und unverbrüchlih halten, bis daß der Tod euch scheidet? Jst solches Deines Herzens Wille und Meinung, fo pri: Ja. Vor Gott dein All- wissenden und in Gegenwart dieser christlihen Zeugen frage ih dich N. N.: Willst du diesen N. N. als deinen Chemann (Chegemahl) aus Gottes Hand binnehmen, ihn lieben und ehren, ihm unterthan sein in dem Herrn, in Freud und Leid ihn nicht verlassen und den Bund der Ehe mit ihm heilig und unverbrüchlich halten, bis daß der Tod euch scheidet ? Ist solches deines Herzens Wille und Meinung, so \prich: Ja. b) Vor Gott dem Allwissenden und in Gegenwart diestr christliben Zeugen frage ich dich N. N,: Willst du diese V. N. als Deine Ehefrau (Chegemahl) nach Gottes Wort und Willen haben und halten, fie lieben und ehren, in Freud und Leid nicht verlassen und den Bund der Ehe mit ihr heilig und unverbrü(lih halten, bis daß der Tod euch \cheidet? Ifl solches deines Herzens Wille und Meinung, fo sprich: Ja. Vor Gott dem Allwissenden und in Gegenwart dieser christlihen Zeugen frage ih dich N. N.: Willst du diesen N. N. als deinen Ehemann (Chegemahl) nach Gottes Wort und Willen haben und halten, ihn lieben und ehren, ihm unterthan sein in dem Herrn, in Freud und Leid ihn nit verlassen und den Bund der- Che mit ihm heilig und unverbrühlich halten, bis daß der Tod euch scheidet? Ist solches deines Herzens Wille und Meinung, so s\prich: Ja. B. Wenn die eheliche Lebens- gemeinschaft - {on besteht, findet das Formular A.b. Anwen- dung; nur ist ftatt der Worte: Willst du diese N. N. und resp. Willst ; du diesen N. N. zu seßen: „Willst du diese deine Gattin“, resp. „Willst du diesen deinen Gatten.“

, 1. Die Trauformeln. Zu glei{berechtigtem Gebrauch werden freigegeben: a, da ihr nun solches allhier öffentli vor Gott und diesen christlichen Zeugen bekannt und euch darauf die Hände gegeben (au die Trauringe gewechselt) habt, so spreche ih, als ein verordne- ter Diener der Kirche euch hiermit zusammen in den heiligen hrist- lihen Chestand im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiltgen Geistes. Amen. Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch niht scheiden. b. da ihr nun solches allhier öffentlih vor Gott und diesen ristlihen Zeugen bekannt, und euh darauf die Hände gegeben (auch die Trauringe gewech\elt) habt, fo segne ih, als ein verordneter Diener der Kirche, hiermit euren ehelihen Bund im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen. Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch niht scheiden.

_ Dieselbe Kommission beantragte ferner: „den Evangelischen Dber- Kirchenrath zu ersuchen, die Fälle, in welhen auch bei der g-gen- wärtigen Lrauordnung ein Geistlicher noch (Setwissensbedenken haben sollte, die Trauung als mit dem Wort Gottes nicht in Ueber- einstimmung vorzunehmen, in einer das Gewissen des Geistlichen shonenden Weise zu erledige..“ Nachdem der Geheime Ober-Regie- rungs-Rath und Universitäts-Kurator Dr. Rödenbeck (Halle) als Ne- ferent das Trauformular in eingehender Weise befürwortet hatte, oann die Diskussion, welche bei Schluß des Blattes noch fort-

uerte.

Nr. 64 und 65 des „Amtsblatts der Deutschen Heichs- Post- und Telegraphenverwaltung“ haben folgenden Jahalt: Nr. 64: Verfügungen: Vom 22. Oktober 1879: Aufschrift der Post- sendungen nah fremden Ländern, Vom 17. Oktober 1879: Ungenügende Franfkirung der Postkarten des internationalen Verkehrs. Vom 14, Oktober 1879: Veränderter Tarif für Packetsendungen nah und von Stationen der Aäcben-Mastrichter Eisenbahn. Vom 22. Ok- tober 1879: Erstattung des Werths der Marken auf unzureichend frankirten Briefen aus Australien und Süd-Afrika. Vom 23 Dk- tober 1879: Verbot der Auszahlung von Beträgen auf Posft- anweisungen aus Ravensburg-Bahnhof. Vom 22. Dktober 1879: Austausch der kleinen Pakete im Wechselverkehr zwischen dem Reichs- Postgebiet und Bayern und Württemberg. Nr. 65: Verfügungen : Vom 28, Oktober 1879: Die Dienstkleidung betreffend.

Landtags- Angelegenheiten.

Die Abtheilungen des Abgeordnetenhauses haben sich gestern wie folgt konstituirt: Es find zu Vorsitzenden resp. deren Pertretern gewählt: I. Abtheilung. Dr. Miquel und v. Wedell-Pies- dorf. 11. Frhr. v. Heereman und Schellwi. IIL. Dr. Wahler und Magdzinski. IV. Wagener und Dr, Röckerath. V. v, Wedell- Malchow und Dr. Langerhans. VI Frhr. von der Reck und Dr, Straßmann. VIT, Windthorst und Stengel. Die Konstituirung D 0 Grund eines im Seniorenkonvent abges{lossenen Kompromisses erfolgt.

Im 7. Merseburger Wahlbezirk (Querfurt- Merseburg) ist an Stelle des Landesdirektors Grafen von Winßinge- rode der Gutsbesißer Weidlich sen, zu Schafftedt mit 216 gegen 190 Stimmen, welche der Professor Dr. Witte zu Merseburg er- halten hat, zum Mitgliede des Hauses der Abgeordneten ge- wählt worden.

Vereinswesen.

Die vom Verein „Invalidendank“ bei Gelegenheit der Goldenen Hochzeit Ihrer Majestäten im Interesse militärischer Hülfsbedürftiger veranstaltete Lotterie hat durch nachstehendes Aller- höchstes Handschreiben an Se. Durchlaucht den Herzog von Ratibor ihren AbschlUuß erhalten.

„Baden-Baden, den 18, Oktober 1879.

Für die erfolgreihe Thätigkeit des Comité's des Vereins „JIn- validendank“, von welchem bei Gelegenheit Meines Goldenen Hochzeitsfestes eine Lotterie im Interesse militärisher Hülfsbedürftiger veranstaltet worden ist, spreche Ih Ihnen als Vorsißenden, sowie den übrigen Mitgliedern des Comité's hierdurch gern Meinen be- sonderen Dank aus, indem Jh Sie gleichzeitig in Kenntniß setze, daß das Kriegs-Ministerium angewiesen worden ist, das Erträgniß der Lotterie anzunehmen und im Sinne des Vereins zu ver- wenden.

Fch verbleibe mit besonderer Werth s{äßung

Eurer Liebden freundwilliger Wilhelm.“

Das Erträgniß der Lotterie hat die Höhe von über 75 000 M erreicht, von denen in den nächsten Tagen 70 000 (A und der Rest binnen Kurzem zur Abgabe und Verwendung an das Königliche Kriegs-Ministerium gelangen.

Die unter dem Protektorat Sr. Kaiserlichen und König- lihen Hoheit des Kronprinzen stehende Berliner Ge- meinnüßige Baugesellschaft und die Alexandrastiftung hielten am Mittwoh Abend im Ariteitenhause ihre diesjährige Generalversammlung ab, Wie der Vorsitzende beider Gesellschaften, Amtsgerichts-Rath Krokisius, nah Eröffnung der Versammlung mit- theilte, hat der Hohe Protektor in einem huldvollen Schreiben fein Bedauern ausdrücken lassen, durch Abwesenheit von Berlin

am Erscheinen behindert zu ein. können auf eine fehr gedeihlide Fortentwicklung während des a laufenen Geschäftsjahrs zurückblicken. Der erhebliche Uebershuß an Wohnungen, der nach wie vor in Berlin vorhanden war, hat, wie der Schriftführer, Landgerichts-Rath Hesse, mittheilte, den Vorstand beider Gesellshaften bewogen, besonders in den entlegeneren Stadt- theilen, die ohnehin billigen Miethen der Wohnungen in den Häusern der beiden Gesellshaften noch mehr herabzuseßen. Der Vor- stand hat dadur den jeßigen E und Erwerbsverhältnissen Rech- nung zu tragen gesucht. Da die Wohnungen der Gesellschaft auf diese Weise billiger find als andere Wohnungen, so waren sie so gesucht, daß man den gestellten Anforderungen niht genügen konnte. Ver- suche, weitere Häuser zu acquiriren, find im verflossenen gau niht von Erfolg eten und müssen dem neuen Jahre überlassen werden. Die finanzielle Lage beider Gesellschaften is eine überaus günstige. Die Gemeinnützige Baugesellshaft hat als Rest der im Ganzen aus- gegebenen 1638 Stammaktien noch 863 zum Werth von 258 900 4 im Umlauf. Hierzu kommen 134400 (A Hypotheken und 82000 4 Guthaben der Miethszenossen an den Gefellshastshäusern, zusammen also Passiven în Höhe von 475 300 4 Dem gegenüber besißt die Ge- sellschaft eine Reihe rentabler Grundstücke, veranshlagt zu dem dem wahren Werth kaum zu F entsprechenden Saße von 604 700 Æ, fo- wie eine Reserve von 413 800 (6, zusammen also 1018 500 (A Der Kassenbestand beläuft sfich auf 100261 «(4 Das Vermögen der Alexandrastiftung hat fich von 338 890 auf 359 035 M, der zur Sicherung einer Dividende von 59/9 gebildete Dividendenzuschuß- fonds von 19209 auf 21085 # und der Reservefonds von 30 233 auf 37354 f erhöht. Die Einnahme belief sich auf 63 708, die Ausgabe auf 37586 4, so daß der Kassenbestand von 225 110 auf 251 292 Æ gewachsen ist. Die Dividende pro 1878 beträgt 5%. Die Gemeinnüßige Baugesellschaft hat 28, die Alexandrastiftung 13 Stammaktien ausgeloost. An Stelle des ver- storbenen Okerst-Lieutenant von Greiffenberg, der scit 1851 dem Borstand angehört und der ausscheidenden Herren Landgerichts-Rath Hesse und General-Sekretär Coulon wurden Landgerichts-Rath Hesse wieder und Fabrikant Haselbach, sowie Baumeister Küster neu in den Vorstand gewählt.

Statistische Nachrichten.

Ueber den Betrieb der Bierbrauereien und Branntweinbrennereien in Elsaß-Lothringen im Etatéjahre 1878/79 entnehmen wir amtlichen Veröffentlichungen der Kaiserlihen General-Direktion der Zölle und indirekten Steuern in Straßburg die nacfolgenden vergleihenden Angaben :

Die Zatl der im Laufe des Jahres 1878/79 in Betrieb ge- wesenen Brauereien betrug 229 gegen 241 im Vorjahre, hat fich also um 12 vermindert; von denselben haben 198 vorwiegend unter-

ähriges und 31 vorwiegend obergähriges Bier hergestellt. Die ge- ammte Bierproduktion beziffert sih auf 787 905 kl gegen 893 136 1877/78, ist aso um 15 231 hl zurückgegangen. Es wurden nament- lih gewonnen: unterjähriges Starkbier 737 800 1 1877/78 749 154 h1), obergähriges Starkbier 25 191 hl (1877/78 28 439 bl} und Dünnbier zum niedrigeren Steuersaßze von 0,58 für das Hektoliter 24914 b1 (1877/78 25543 hl). Mit Herstellung des leßteren find nur 33 Brauereien beschäftigt gewesen. Die Bruttoeinnahme an Biersteuer belief sich auf 1 746 643 A6 gegen 1 781324 M im Vorjahre. Hiervon sind jedoch an Steuervergütun für auêsgeführtes Bier 649 124 M (1877/78 632 203 46) zurückgezah worden, so daß als wirkliche Einnahme für 1878/79 nur 1097 519 4 gegen 1149121 im Vorjahre bleiben. Hierzu treten aber an Uebergangsabgaben von Bier 222785 M (1877/78 187 144 M), Lizenzgebühr von Bierbrauereien 8642 # (1877/78 8990 4.) und Eingangszoll von eingeführtem Bier 2839 # (1877/78 3620 4), so daß sich die Gesammteinnahme von Bier in Elsaß-Lothringen für 1878/79 auf 1 331 785 M. gegen 1 348 875 M in 1877/78 stellt.

Die Zahl der in Betrieb gewesenen Branntweinbrenne- reien war 22892 und hat sih gegen 1877/78 um 1379 vermindert. Bon denjelben haben hauptsählih verarbeitet: mehlige Stoffe 52 (1877/78 62), Enzianwurzeln 14 (vor 1878/79 niht ausgeschieden), andere nicht meblige Stoffe, hauptsächlich Stein- und Kernobst, Weintreber, flüssige Weinhefe, Beerenfrüchte, Glattwasser 2c. 22 826 (1877/78 24 209). Die Bruttoeinnahme an Branntweinsteuer belief fich auf 364 579 M. gegen 492359 46 in 1877/78 und entfallen hiervon auf Material\teuer 339 105 4 (1877/78 465 921 M), auf Maisch- bottichsteuer 25 474 Æ (1877/78 26 438 4). Wird die für ausgeführten Branntwein mit 15747 A (1877/78 4574 4) gezahlte Steuer- rückvergütung hiervon in Abzug gebracht, ‘so verbleiben der Staats- Fase 348 832 A6. (1877/78 487785 A). Es treten hinzu: Ueber- gangéabgaben von Branntwein 50991 4 (1877/78 45 433 M), Ausgleichungsabzate bei Einfuhren aus Laxemburg 1414 (1877/78 1263 6) und Eingangs8zoll von eingeführtem ausländischen Branntwein 176 292 4 (1877/78 173 328 M), so daß die Gesammt- einnahme vom Branntwein in Elsaß-Lothringen 577529 (1877/78 707 809 M) betragen hat.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Von dem Prachtwerk „Jtalien“, zweite Auflage (Stuttgart, I. Engelhorn), ift wiederum ein Doppelheft (33. und 34. Lieferung) erschienen, in welchem Woldemar Kaden die Beschreibung der dret Schwesterinseln und der Insel Tibers (Capri) beendet. Es beginnt dann der Abschnitt „vom Vesuv in die calabrischen Berge“ (Lucania, Apulia und Calabria, eins und jeßt) von demselben Ver- fasser. Zu den Textillustrationen haben meist die Jnseln den Stoff geliefert, besonders Capri (6 Textillustrationen von E. Hübner, Albert Hertel und Ludw. Dill und zwei Tondruckbilder), dem- nächst Fschia, von Arthur Calame. Aus Calabrien bringt Edm. Canold 11 Ansichten. Derselbe Künstler hat au die übrigen drei dem Hefte beiliegenden LTondruckbilder ge- ferti;t: eine herrlihe Waldpartie (Baëco dell’ Umbra auf Monte Gorgano), Tavogliere di Puglia und Capo di Nau bei Cóôtrone. Da die Herausgabe des Prachtwerks si seinem Ende nähert, so wird die Notiz von Interesse sein, daß die Verlagshandlung zum Preise von 8 # auf Vestellung au Einbanddeckten mit reihem Golddruck in rother, brauner, O oder blauer Farbe liefert,

_— Bon der „Goldenen Bibel“, illustrirt von den größten Meistern der Kunstepochen, herauêëgegeben von Alfred von Wurz- bach (Erster Theil; Das Alte Testament) vollständig in 25 Lie- ferungen (Evangelische Ausgabe), liegen Heft XI, und XI]. vor.

Lieferung XI. enthält: Jonas prediat den Niniviten Gemalt von Salvator Rosa, gestochen von J. M. Preisler. (Jo- hann Martin Preisler, Zeichner und Kupferstecher, geboren zu Nürn- berg, 14. März 1715, gestorben zu Kopenhagen, 17. November 1794. Das Original befand si, als Preisler dasselbe in Kopenhagen ge- \tochen hat, in der Schloßkirche zu Friedrihsburg, scheint aber bei dem Brand, der am 16. und 17. Dezember 1859 die Kirche und die meisten der daselbst lefindlihen Gemälde zerstörte, ein Raub der Flammen geworden zu sein.) Lot und seine Töôcbter. Eemalt von Guercino, gestohen von Rafael Morghen. (Viovanfranceëco Barbieri, genannt il Guercino, geb. 2. Februar 1590 zu Cento bet Bologna, gestorben zu Bologna, 22. Dezember 1666. Schüler des Benedetto Gennari, dann des Cremouini in Bologna, von den Carracci’s beeinflußt. Rafael Morghen. Zeichner und vorzüglicher Kupferstecher, in Jtalien der Führer einer ‘neuen, von ihm gegrün- deten Schule, geb. zu Portici bei Neapel am 19. Juni 1758, ge- storben zu Florenz am 8. April 1833. Schüler seines Schwieger- vaters Johann Volpato. Guercino hat diese Komposition in ganz ähnliher Weise mehrere Male gemalt, eine befindet sich im Louvre, eine andere in Dresden, eine dritte bei Thomas Stanisforth, eine vierte in der Galerie des Fürsten Liechtenstein in Wlkn. Welches der vier erwähnten Gemälde aber das Original des vorliegenden Stiches ijt, ist nicht konstatirt.)

Die Lieferung XII. bringt: Susanna vor dem Volke. Gemalt von Antoine Coypel, gestohen von Jean-Baptiste de Poilly. (Coypel hat diese Komposition zweimal gemalt; der vorliegende Stich von Poilly ist na dem kleineren Bilde. Die große Komposition in lebensgroßen Figuren, offenbar zur Ausführung in Gobelins hbeè--

Die Gesells