1879 / 261 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 06 Nov 1879 18:00:01 GMT) scan diff

nämlich der Stab der vierten Jnfanterie-Division, der Stab der siebenten Jnfanterie-Brigade, dann drei Feld-Batterien aus dem Okkupationsgebiete gezogen und in stabile Garnisons- orte im Jnnern der Monarchie verlegt ; ferner werden die Okku- pationstruppen um acht weitere Jnfanterie- und Tragthier- Bataillone, dann um ca. 2000 Trainpferde reduzirt. Des- gleichen werden die Signalabtheilungen im Okkupationsgebiete aufgelöst. : . E

| Der freundnachbarliche Charakter der österrei chi}ch- italienishen Beziehungen hat sich bei der in den leßten Tagen stattgefundenen feierlihen Eröffnung der Pon- tebabahn neuerlih in unzweideutiger Weise manifestirt. Man schreibt hierüber der „Pol. Corr.“ aus Pontafel, 1. d. M.:

„Die Festgäste aus Wien, welche sich an der Eröffnungsfahrt der Pontebabahn betheiligt haben, spracben sich übereinstimmend sehr befriedigt aus Über den ihnen in Italien zu Theil gewordenen Empfang, sowie über die achtungsvolle und sympathische Aufnahme, die thnen namentlich in Udine bereitet wurde. Die österreichischen Theilnehmer an dem dortigen Festbanket waren freudig berührt, in dem hierzu benüßten und reich dekorirten großen Saale des Munizi- palitäts-Palastes niht nur das Bildniß des Kaisers von Oesterreich rechts neben jenem des Königs von Italien plazirt zu finden, sondern auch alle vier Edken des Saales mit großen Kaiserlichen Standarten und ösfterreichisch-ungaxishen Flaggen ges{müdckt zu schen. Auch auf den größeren Stationen der Bahnstrecke waren Fahnen und Dra- perien in den österreichishen Farben angebracht und trat der festliche Charakter des Tages durch die überall in Parade-Uniform ausge- rückten Offiziere und Soldaten des Karabiner-Corps und der Lokal- garnisonen italieniscerscits noch mehr hervor, als österrcichischerseits, wosclbst keine Garnisonsorte berührt wurden und daher keine mili- tärishen Uniformen sichtbar waren.“

6, November. (W. T. B.) Die „Pol. Corresp.“ meldet aus Konstantinopel: Die heutige Konferenz in der griechischen Grenzfrage ist vertagt worden. Aus Cettinje: Der türkische Minister-Resident, Chalib Effendi, ist gestern hier eingetroffen. : l

Prag, 4. November. Die „Bohemia“ erfährt, die Re- gierung beabsichtige, die Berathungen des Reichsraths durch die Delegationssession keine längere Unterbrehung erleiden zu lassen. Das gemeinsame Ministerium dürste si damit begnügen, daß die Delegationen noch vor Ablauf des Verwaltungs8jahres 1879 das laufende Erforderniß für das 1. Quartal 1880 bewilligen würden, um mit der eigentlichen Budgetverhandlung erst im Februar 1880 zu beginnen. Die Delegationssession würde demnach in zwei Abtheilungen zer- fallen, die erste, kürzere, im November beginnen und voraus- sihtlich nur wenige Tage dauern, wäbrend die eigentliche meritorische Budgetberathung im Februar stattfände. Der Kriegs-Minister habe eine Verordnung, welche eine aber- malige Reduktion des Alktivstandes der Armee festseßt, er- lassen. Jn den Jäger-Bataillonen würden neuerdings Mann- schaften und auh Unteroffiziere beurlaubt.

Aus Serajewo, 31. Oktober, wird dem „Pest. L.“ geschrieben :

Der in der l-ßten Zeit erfolgte Angriff der Albanesen auf die montenegrinischen Wachposten bei Kula-Duschanißza und Bregovitza lenkt die allgemeine Aufmerksamkeit wieder mehr und mehr auf dieses unruhige, kriegerische, das abenteuerliche Leben gewohnte Berg- volk und speziell auf die bekannte sogenannte albanesis®e Ua, M. alba nete La t ce millläris{ organisirte und geschulte Insurgentenbande, deren* Haupt seinen Siz in Prizrerd hat und welhe vor anderen derartigen Banden deshalb im Vortheile ist, daß sie militäris ges diente Anführer besißt und gut disziplinirt ist. Im Spätherbîte vorigen Jahres hat sich diese Liga durch den zwischen dem Liga- anführer Jussuf Beg Atlak und dem Miriditenhäuptling Prinz Bib Doda in Oroschi geschlossenen Allianzvertrag, gemäß welchem diese katholischen Miriditen-Bergvölker diesem Bund mit beigetreten sind. bedeutend verstärkt. Der von den Mitgliedèrn dieser Liga bei jener Gelegenheit geleistete Schwur ist folgender:

„Wir sind mohamedanischen und christlihen Glaubens, aber wir sind diesclben Söhne unseres Vaterlandes und wir wollen nicht, daß dieses Land eine Beute habgieriger Fremdlinge werde. Wir ver- binden uns nicht, daß wir den Osroanlis zu Hülfe kommen, denen wir Arnauten hundertmal den Sieg erlämpftern. Wir verbinden uns nur zur Abwehr von räuberishen Angriffen auf unser Vater- land. Wir sckchwören, das Land zu vertheidigen, wo die Gebeine unserer Väter seit Jahrhunderten liegen: wir scdwören, diese ihre Gräter nicht in die Hände unserer Feinde fallen zu lassen, Wir ließen einen Bund, wir verweigern jede Abtretung, wir kämpfen für unsere Selbständigkeit, nicht für die der Pforte. Wir {ließen diesen Bund im Namen Aller nach tausendjähriger Sitte“. (3. Zilkadé 1295.)

Wroßbritannien und Jrland. London, 4. November. (Allg. Corr.) Den „Daily News“ wird aus Kabul, vom 29, v, M., gemeldet: „Fakub Khan wird noch immer bewacht. Drei weitere Sirdars sind verhaftet worden Die Truppen, mit Ausnahme der Brigade Macphersons, be- ziehen am 31. d. M. die Kantonnements in Sherpur. Die leßten Truppen verließen heute den Diese Route ist jeßt geschlossen. Macpherson wird am 9. No- vember in Jugdulluk ankommen. Die Proklamation ist ruhig aufgenommen worden.“

Ueber die Zustände in Transvaal wird aus Prä - toria, vom 10. Oktober, berichtet: Als der Landdrost die Proklamation Sir Garnet Wolseley's im Gerichtshofe verlas, wurde sie mit unanständigen Ausrufen empfangen, in Folge wovon die Sizung aufgehoben wurde. Dann plün-

derten die Boers die Waffendepots und bemächtigten sich der |

Patronen, für welche sie indeß Zahlung leisteten. Gegen die an der Ausschreitung betheiligten Boers wurde eine Unter- suchung eingeleitet. Die Konstitution für Transvaal wird aus London erwartet. Gestern kam das 24. Regiment hier von Utreht an. Sir Garnet Wolseley hat in Transvaal eine schwierige Aufgabe vor si; er ist indeß der Zuversicht, daß es zu keinem Kampfe mit den Boers kommen werde.

Frankreich. Paris, 4. November. (Fr. C.) Der Ordensrath der Ehrenlegion hat nah längerer Be- rathung sih dahin erklärt, daß das Geseß, welches die A m- nestirten in alle bürgerlihen Rechte wiedereinseßt, nicht die Wirkung habe, daß die Amnestirten von Rechts wegen die Ehrenauszeihnungen zurückverlangen könnten, welche ihnen bei ihrer Verurtheilung abgesprochen sind. Der Ordensrath war fast vollzählig versammelt, General Vinoy führte den Vorsitz. Nach Schluß der Sitzung begab sich der Kanzler zum Präsidenten der Republik, um ihm das Protokoll zu über- bringen.

Die heutige Nachmittagssißung des Präfekturraths war der Verhandlung über die Wahl des Amnestirten Humbert in der Vorstadt Javel gewidmet. Humbert war nicht erschienen. Der Rcgierungskommissar beantragte die Umstoßung der Wahl, weil Humbert am 13. Oktober die Bestimmung des Gesetzes, daß ein Kandidat für eine Ge- meindewahl seit mindestens sc{chs Monaten in der Gemeinde

Shutargardan-Paß. |

domizilirt sein muß, nicht erfüllte. Präfekturrathes ist (wie schon telegraphisch gemeld des obigen Antrages ausgefallen.

Türkei. Konstantinopel, 4. November. Dem „Pest. L.“ wird von hier gemeldet: Die NRückunft des russischen Botschafters wird schon für Freitag oder Sonnabend er- wartet. Der Sultan hat bis dahin die Antwort auf die Note Mr. Layards verschieben lassen. Baring und Blignières haben in Wien die Ueberzeugung gewonnen, daß die öster- reichish-ungarishe Regierung ihren Standpunkt in der Frage der Hypothekarglä ubiger niht aufgeben werde. Jn den leßten Tagen drehten sih die Verhandlungen daher nur um Modalitäten der Einseßung einer Liquidations- und Kontrolskommission, Jn diesem Punkte war die öster- reichish-ungarische Regierung entgegengekommen. Die Ver- handlungen sind so weit gediehen, daß auf diplomatischem Wege bald die Erledigung erfolgen dürste. Baring und Blignières haben sih nah Kairo begeben. :

6. November. (W. T. B.) Von bestunterrichteter Seite wird die Nachricht, daß England ein Ultimatum oder eine Note an die Pforte gerichtet habe, für unbe- gründet erklärt. Das Wahre an der Sache ist, daß die Pforte auf die Nachricht von der Entsendung englischer Kriegs- schiffe nah den türkischen Gewässern mit der englischen Bot- schast in Kommunikation getreten ist.

Philippopel, 4. November. (Pest. L.) Ale ko Pascha hat erklärt, daß er den von der Pforte begehrten Besuch in Konstantinopel niht machen könne. Der Vertreter Englands, Mr. Mitchell, hat wegen Vergewaltigung der Griechen und Mohamedaner bei den Wahlen für den Landtag bei Aleko Pascha protestirt. Fn Tatar-Bazard\chik wurde der größte Theil des Mohamedanerviertels ein Raub der Flammen ; das Elend ist unbeschreiblich.

Bulgarien. Sofia, 4. November. (Pest. L.) Kriegs- Minister Parenzoff brachte eine Vorlage in der Skuptschina ein, welche die Erhöhung der stehenden Corps um 3000 und der Miliz-Brigaden um 8000 Mann bezweckt.

Serbien. Belgrad, 4 November. (Pest. L.) Eine Vorlage in Betreff der Errichtung einer Universität in Belgrad wird für die Skuptschina vorbereitet.

Nußland und Polen. Tiflis, 5. November, (W. T. B.) Nachrichten aus Kars, vom 30. Oktober, zufolge sind die armenischen Schulen daselbst wiedereröffnet worden. Der Gouverneur Frankini ist auf einige Monate nah dem Auslande beurlaubt worden.

Amerika. New-York, 5. November. (W. T. B.) Bei den gestrigen Staatswahlen siegten nah den jeßt vor- liegenden Nachrichten die Republikaner in Massachussets, Pennsylvanien, Wisconsin, New-Jersey, Connecticut, Minne- sota und Nebraska mit großer Majorität. Die Demokraten siegten in Mississippi und Maryland ebenfalls mit großer Majorität. Das Resultat in Virginien ist noch zweifelhaft. Der Republikaner Cornell wurde zum Gouverneur des Staates New-York gewählt, jedoch dürften zu allen andern Staats- ämtern wahrscheinli Demokraten gewählt werden. Die Ma- jorität der Repubktikanër in der Legislatux von New-York ist gesichert.

Die R des et) im Sinne

Landtags- Angelegenheiten.

Die Begründung desGesezentwurfs, betreffend den |

Erwerb mehrerer Privateisenbahnen für den Staat, Mule / 2 e L Bisherige Eisenbahnpolitik Preußens.

Die gegenwärtige Lage des Eisenbahnwesens im preußischen Staate | Der Gedanke, die | inländischen Eisenbahnen als ein dem großen Verkehr dienendes zu- |

erfordert die Durchführung des Staatsbahnsystems.

fsammengehöriges Neu von Schienenwegen zu gestalten und zu einer einheitlihen, staatlih geleiteten Verkehréanstalt auszubilden, hat in den früheren Stadien der preußischen Eisenbahngeseßgebung keinen Auëdruck finden können. Wenn auch die Natur der Eisen- bahnen als öffentliher Wege nicht verkannt und in dem Ge- seß vom 3. November 1838 ausdrüdcklih festgestellt ist, so ist doch die Bedeutung derselben als der Land- und Heerstraßen für den Marsch der Armeen, wie sür die Bewegung des großen Welts- verkehrs erst in der späteren Entwickelungsperiode in das volle Licht getreten. Die Wtifistäade, welche der Privatbetrieb der Eisenbahnen durch cine große Anzahl verschiedener Unternehmungen von zweifel- hafter Solidität und beschränkter Leistungsfähigkeit hervorgerufen hat, die Ausnußtzung ihrer privilegirtcn Stellung durch die Unter- nehmer, d:r oft erfahrene Widerstand gegen gemeinnüßige Reformen, die Komplikation und die zumeist toillkürliche Verschicdenheit in den Berwaltungs- und Betriebs8einrichtungen, die Verworrenheit de Tarif- wesens, der Zank und die ungeheure Vershwendung, welche der erbitterte Konkurrenzkampf der zahlreihen Verwaltungen wit sich bringt, haben in weiten Kreisen die {were Schädigung der öffentlichen Interessen cr- kennen lassen, welche mit einem au*gedehuten Privatbetriebe der Eisen- bahnen unvermeidlich verbunden sind. Auf der anderen Seite ist durch die erweiterte Ausbildung des Staatseisenbahnbetriebes eine andere und günstigere Lösung der Frage vorbeceitet worden. Die bedeutende Er- weiterung der Staatseisenbahnen durch die Einverleibunz der im Jahre 1866 crworbenen Provinzen und die Herstellung verbinden der Linien zwischen dem östlicheu und westlichen Staatscisenvahnnetze

den Naum abgewonnen. So ift die Nothwendigkeit in den Border- grund getreten, nit durch die Beschränkung des Privateisen- bahnbetricbes, auf dem wenig Erfolg verheißenden Wege der gesetzlichen Reform und der fstaatliden Aufsicht, sondern durch die Beseitigung des Privateisenbahnbetriebes und die Vereinigung aller wichtigen inländishen Bahnen in der Hand des Staates dem öffentlichen Interesse volle Genüge zu leisten. Die Erwägungen, welche der früheren Eisenbahngeseßzgebung eine solche Lösung unmög- lich erscheinen ließen, find zurückgetreten. Die erweiterte und mehr geslossene Gestaltung des Staatsgebiets, die Entwickelung der finanziellen Kraft des Landes und die glückliche Lage des Staats- tredits haben sih der Auffassung günstig erwiesen, welche für den Staat eine so hohe und wichtige Aufgabe in Anspruch nimmt. Bereits in dem Bericht der im Jahre 1873 eingesetzten Spezial-

kommission für die Untersuchung des Cisenbahnkonzessionêwesens ist |

dieser Auffassung mit den Worten Ausdruck gegeben: daß bei der Ausdehnung und Ausbi!dung des Eisenbahnwesens,

kunft immer mehr erwarten läßt, volkswirthschaftlihe Rücksichten

den des Staates als letztes Ziel hinführen.“

Seit jener Zeit ist dieses leßte Ziel mit der weiteren Entwicke- lung des Gisenbahnwesens in größere und erreichbare Nähe gebracht worden. findlichen Linien übersteigt bereits die im Privatbetriebe befindlichen Strecken, die beseitigende Unzulänglichkeit der staatlichen Aufsicht über den wachsenden Mißsiänden des

Die Ausdehnung der Staatsbahnen is nahezu auf das | Doppelte gewabsen, die Ausdehnung der im Staatsbetriebe be- | Gesammtlänge der | faum zu | gegen» | Privateisenbahnbetriebes |

hat der Staatsbahnidee in immer weiteren Kreisen Anhän- ger zugeführt, während die Versuche geseßliher Reformen zu der Hoffnung auf eine genügende Besserung ohne weitgehende Eingriffe in beftrüende Rechte und Interessen niht mehr berechtigen, Die Staatsregierung hat daher auch keinen Anstand genommen, bei den Berathungen des Staatshaushalts-Etats in der vorjährigen Land- tags\ession mit dem Hinweise auf die Auffassung der Untersuchungs- kommission, die Durchführung des Staatseisenbahnsystems als die Aufgabe der Eisenbahnpolitik zu bezeihnen und eine Gesetzesvorlage für die Vervollständigung des Staatseisenbahnnees durch den Er- werb geeigneter Privatbahnen in Aussicht zu stellen.

In der That kann es bei einer unbefangenen Beurtheilung nicht mehr zweifelhaft sein, daß die Frage, ob das Staatseisenbahnsystem für Preußen das richtige, niht mehr eine offene, sondern bereits im bejahenden Sinne entschieden ist. Sollte der unvollkommene Zu- stand, welchen die Erhaltung großer selbständiger Privatbahnen neben der naturgemäß wachsenden Macht der Staatsbahnverwaltung bedingt, aus abfolut zwingenden Rücksichten der finanziellen Konventenz des Staates noch eine mehr oder minder lange Zeit ertragen werden müssen, so ist es doch ebenso wenig mögli, wie mit dem Laändes- interefse vereinbar, ihn dauernd zu erhalten ; derselbe bleibt vielmehr eine Quelle wirthschaftlicher Schäden von \{werem Belange.

Wenn es hiernach einer Rechtfertigung des Staatseisenbahn- systems au kaum noch bedarf, so soll doch nicht unterlassen werden, i. der nahfolgenden Darlegung die Gesichtspunkte zusammenzufassen, welche für die Staatsregierung zu der Annahme und Durchführung des Staatseisenbahnsystems bestimmend sind.

Das Staatseisenbahn system.

Die Entwickelung des Eisenbahnwecsens in den modernen Kultur- staaten hat fich unter der Einwirkung der besonderen Verhältnisse und Eigenthümlichkeiten der einzelnen Länder, Staaten und Nationen ungleichmäßig und ungleichartig gestaltet.

Der Reichthum und die Dichtigkeit des Verkchrs der Under haben das Maß der äußeren Entwickelung bestimmt, während die Art des Entwickelungsganges wesentlich beeinflußt ist dur die Besonder- heit der Zustände und Verhältnisse des einzelnen Landes, durh die Cigenthümlihkeit des Nationalcharakters des Volkes und seiner staat: lihen Institutionen.

In England und in der östlichen Hälfte von Nordamerika hat das Eisenbahnwesen unter dem Einfluß eines dichten, überfluthenden Verkehrs und des großen Reichthums beider Länder sih zu einem Grade und einem Umfange entwickelt, welche für die gegenwärtigen Verhältnisse Deutschlands noch unerreihbar, aber auh nicht Be- dürfniß sind. Die großartigen Anlagen für die Berkehrsabfertigung, die Zahl und die Schnelligkeit der Züge, sowie manche der viel be- wundertenr Betriebseinrichtungen jener Länder rechtfertigen sch nur da, wo der Reichthum des Landes die Mittel zu solhen Aufwen- dungen bietet, und der erhöhte Betriebsaufwand in entsprechender Steigerung des Verkehrs seine Deckung findet.

Die Höhe diefer Entwickelung ist nicht bedingt durch die: Er- sheinungsform, unter der sie sih vollzogen hat. Die lettere ist das Ergebniß der inneren und äußeren Zustände und Verhältnisse beider Länder, der eigenthümlichen Gestaltung des Nationalcharak:ers und der staatlihen Einrichtungen, kurz des gesammten innerstaatlichen Lebens. Die geographische Lage von England und Nordamerika läßt die Nücksichten der Landesvertheidigung bei der Entwickelung und Ge- flaltung des Eisenbahnwesens weit zurücktreten gegenüber den Riütck- sichten des Verkehrs, —— das kaufmännische, gewerbliche Element ift in der Bevölkerung beider Länder das weit überwiegende, die Für- sorge des Staates für die öffentlide Wohlfahrt ift in beiden Län- dern auf ein enges Gebiet beschränkt, die Förderung der eigenen Interessen ist dem Einzelnen, die Förderung gemeinsamer Interessen dem engeren Kreise der Betheiligten überlassen. Hier läßt daher die größere Selbständigkeit und Aktionsfähizkeit der Einzelnen der Pri- vatthätigfeit den weitesten Spielraum und erübrigt die Intervention des Staates. Begreiflich stellt sib daher hier der Privateisenbahn- betrieb, wenn auch in neuerer Zeit nicht ohne starke Anfe{btung, als die Erscheinungsform dar, in der sich die Entwickelung des Eisen- bahnwefens vollzieht.

Entwickelung des Staats8eisenbahnbetriebes in

Deutschlaud und Preußen.

Anders in Deutschland, wo Völlig verschiedene Entwickelungs- bedingungen eine völlig verschiedene Entwickelung herbeigeführt haben. Die durch die geographische Lage bedingten schwer ins Gewicht fallen- den Rücksihten der Landesvertheidigung, das in der Vevölkeruzg, wenn nicht corherrscende, doch stark mitwirkende militärische und Beamtenelcment, die Fürsorge des Staates auf allen Gebieten der öffentlichen Wohlfahrtspflege, die geringere Leistungsfähigkeit des

| Einzelnen, alle diese Umstände mußten von vorn herein den Staat

berufensten Eisenbahnunternehmer erscheinen lassen, um- politiswe Gestaltung Deutschlands für die

als den somehr, al: die

| Bildung von Privateisenbahnunternehmungen besondere Schwierig-

keiten bot. Bereits die Redaktoren des Gefetzes über die Eisenbahn- unternehmungen vom 3. November 1838 haben sib, wie die Ma-

| terialien desseiben ergeben, diesec Erkennt«iß nicht vershlossen und

nur damals obwaltenden Bedenken s\taatsrechtliher Natur und der Unklarheit über die Bedeutung und finanzielle Tragweite der Eisenbahnen gegenüber dem Privat-isenbahnbetriebe vorläufig Raum geiassen. Die (unter 1 beigefügten) Nachweisungen - ergeben sowohl das gegenwärtige Verhältniß der Staats- und des Privat- cisenbahnbesißzes im Deutschen "Reiche und in Preußen, als auch speziell die Gestaliung, welche dieses Verhältniß von den ersten Anfängen des Staatseisenbahnbetriebes bis auf die Gegenwart im preußishen Staate allmählich gewonnen hat. Durch die Verhältnisse begünstigt, hat sih der Staatseisenbahnbetrieb neb-:n dem Privateisenbahnbeiriebe immer kräftiger e:twickelt. Bis zum Jahre 1850 war der Eisenbahnbetrieb in Preußen auss{ließlich der Privatthätigkeit mit oder ohne finanzielle Unterstützung des Staats überlassen, von diesem Zeitpunkte ab mit der Lösung jener staatôre{tliden Bedenkea beginnt der Staat felbst als Eisen- bahnunternehmer aufzutreten, indem er theils für eiaene Rechnung vielfa, weil ein Privatunternehmer \sih nicht fand, ausge- dehnte Strecken baut oder erwirbt, tbeils Privatb2hnen für Rechnung

L L, E L o der Unternehmer in Betrieb und Verwaltung nimmt. So finden haben das Staatseisenbah usystem für Preußen als das unwider- | E 5 - E ruflib gezebene hingesteUt und dem sogenanuten gemischten Systeme |

wir neben. dem Privateisenbahnbetriebe den in wachsender Zunahme begriffenen, wenn auch systemlos gegliederten Staatzeisenbahnbesitz. Aus dem gemischten Zustande erwuchs dann alimählih das soge- nannte „gemishte System“, indem man die planlose Gliederung und Gestaltung der Staatébahnlinien zu einem, dem Staate in der Verkehrsleitung herrschenden Einfluß sihernden, System dominiren-

| der Linien umzuwandeln suchte. Die Nothlage verschiedener, zu einem

selbständigen Betriebe wenig geeigneter Privatbahnunterneh mungen, jowie die reihen Mittel der durch die Ereignisse der Jahre 1870/71 dem Staate zufallenden Kriegskontributionen begünstigten die auf eine planmäßige Erweiterung und Gestaltung des Staatseisen- bahnbesitzes gerichtete Tendenz. So ging aus dem „gemischten System“ naturgemäß ein Uebergewicht des Staatseisenbahnbetriebes hervor, welches die Bedingungen seiner wachsenden Zunahme in si selber trägt und mit dem endlichen Uebergange der maßgebenden großen Privatbahnen in die Hand des Staates seinen Absc5luß fin- den wird. Nab dem Entwictelungsgange, wie er aus dieser Dar-

| legung hervortritt, bildet das reine Staatsbahnsystem die letzte Phase, t L / ; ; | mit der die wechbselnde Gestaltung des Eisenbahnwesens für alle wie sie in neuerer Zeit schon einzetreten ist und sich{ von der Zu- | | I SLDE Ma tung, de | PAEIENE IUE A

Hauptlinien im preußischen Staate ihren Abschluß finden muß. (Fort-

s gef A | j e [P TEBUNT FOEOT, und Gründe auf die Vereinigung aller Eisenbahnen in den Hâne- | seßung folgt.)

Im 3, Marienwerderer Wahlbezirk (Kreis Löbau)

ist an Stelle des Hrn. von Lyskowski Hr. von Ossowski-Mon-

towo mit 136 gegen 19 Stimmen, welhe Rechtsanwalt Obuth zu Löbau erhalten hat, zum Mitgliede des Hauses der Abgeord- neten gewählt worden.

Statistische Nachrichten.

Nach einer dem Hause der Abgeordneten vorgelegten Nach- weisung über die Veranlagung zur Klassen- und Einkommen- steuer in Preußen pro 1879/80 sind 5 109 105 Personen, 27,649%/ der fklassensteuerpflihtigen Bevölkerung, mit 44660013 Æ zur Klassensteuer veranlagt. Davon sind behufs Ermäßigung auf den kontingentirten Betrag von 42873 612 12 pro 3 M Steuer abgeseßt. Von der Steuer befreit sind 6954 385 Personen, d. i. 26,28 9/0, darunter 6 242 853 Persoaen , weil ihr Einkommen weniger als 420 #Æ. beträgt. Als Einzelnsteuernde find 1 180 140 Personen bestimmt, als Haushaltungsvorstände 3 928 965 Personen mit 13 377 677 Angehörigen, so daß auf die Haushaltung dur{schnittlich 4,40 Personen kommen. Auf jede steuerfreie Haushaltung entfallen nur 3,77 Personen. Zur Einkommensteuer sind 620 378 Personen veranlagt, darunter 28 603 Einzelnsteuernde und 141 262 Haushaltungs- vorstände mit 450 453 Angehörigen, so daß auf die Haushaltung 4,19 Personen kommen. CEinkommensteuerpflichtig waren sona 169 925 Per- fonen, veranlagt mit 32 538 816 4. also durchschnittlich mit 191 M, während an Klassensteuer durchschnittlich 8,75 A entfallen. Von den bisher Klassensteuerpflihtigen sind zur Einkommensteuer heran- gezogen in diesem Jahre 10581 Personen mit 1074222 ( Der Höchstbesteuerte mit einem Einkommen zwischen 2340000 und 2 400 000 Æ. (70200 A Steuer), sowie der näbsthöchste mit 2 240 000—2 340 000 6 Einkommen (68 400 A Steuer) gehören beide dem Regierungsbezirk Wiesbaden an, dann folgt im Negie- rungsbezirk Düsseldorf ein Steuerpflichtiger mit 1 920 000 1 980 000 4 Einkommen (57 600 Æ Steuer), dann je einer in Berlin uúñd im Regierungsbezirk Oppeln mit 1080 000—1 140 000 Einkommen (32 400 4. Steuer). Mit mehr als 108 000 46 Ein- Tommen sind in Preußen überhaupt 306, davon in Berlin 105, veranlagt. / :

Die einzelnen Klafsensteuerstufen weisen folgende Zahlen auf :

Stuse Einkommen Steuer Personen Steuer

M. t. M 420—660 3 2697365 8092095 660—900 6 1074 893 6 449 358 900—1050 9 202,200 B11 222 1050—1200 12 290065 3480 780 1200—1350 18 176686 3180348 1350—1500 24 187409) 3297 816 1500—1650 30 82 345, 2470350 1650—1800 36 80611 2901996 1800 2100 42 C0902 244 (84 2100—2400 48 66421 83188208 2400—2700 60 40012 2400720 2700—3000 72 45588 83282336 zusammen 5 199 105 44 660013

Verhältnißmäßig die größte Anzahl der klassensteuerpflichtigen Personen, 46,52 °/9, ift in Berlin zur Klasjensteuer veranlagt, dem- nächst in der Provinz Schleswig, 31,39 %.

Die Zahlen für die kÉlassifizirte Einkommensteuer sind folgende: :

Stufe Einkommen Steuer Personen Steuer

b. t. M.

3 000—3 600 90 49 518 4 456 620

3 600—4 200 108 27 763 2 998 404

4 200—4 800 126 19 604 2 470 104

4 800—5 400 144 18 818

5 400—6 000 162 10 483

6 000—7 200 180 11 969

7 200—8 400 216 7 520

8 400—9 600 252 5 930

9 600—10 800 288 3 905

10 800— 12 000 324 9/014 12 000—14 400 360 I 14 400—16 800 432 2.528 16 800—19 200 504 1 544 19 200—21 600 576 302 21 600—-25 200 748 Lc u. w. In den Stufen 16—25 (2520 Æ( Steuer) sind 718 bis 117, in den Stufen 26 bis 30 (5040 M Steuer) 78—50, in den Stufen 31—33 (9009 4A Steuer) 21—14, in den höheren Stufen (34 —67) 8—1 Steuerpflichtige.

Land- und Forftwirthsaft. Neumünüäer, 1. November. (Holst. Cour.) Heute wurde die landwirthscaftliche Fortbildungs\chule dur Hrn. Real- \{hul-Direktor Dr. Zerdik in der Aula der Realschule feierlich eröffnet.

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Bewerbe und Handel.

Die „New-Yorker Handels-Zeitung“ äußert si in ihrem vom 24. v. M. datirten Wochenbericht über die allzemeine G e- \chäftslage folgenzermaßen: Die bisher nur \{wach empfundenen Wirkungen der wilden Spekulationen auf den legitimen Handel und auf die Industrie geben nunmehr zu den ernstlihsten Befürhtungen Anlaß. Dem Handel werden dadurch einerseits die nöthigen Geld- mittel entzogen, andererseits wird durch die hohen Preise sämmt- liber Produkte der Export gehemmt. Jn den Fabrikdistrikten führt die Bertheuerung der Lebensbedürfnisse zu neuen Strikes der Arbeiter, und die kaum beseitigten Störungen treten in verftärltem Maße ein. Das sind die ersten Folgen, weit {limmere stehen mit dem unausbleibliben Rückfall bevor, und wir müssen auf zahlreihe und bedeutende Fallissements vorbereitet sein.

uns auf dem beften Wege zur allgemeinen Prosperität befinden, für

welche, wie in jüngster Zeit oft bemerkt und belegt, gegenwärtig alle |

Bedingungen vorhauden sind. Am Waaren- und Produkten- markt herrschte rege spekulative Thätigkeit. Mit volleu Getreide - ladungen wurden nur 17 Schiffe befrachtet. etwas zu befestigen. Baumwolle stieg bei äußerst lebhaftem Zeitgeshäft auch für Loco - Waare, und {loß Middling Upland zu 113 C. gegen 107 C. vor Provisionen: Schmalz war in gutem Begehr, und für Konti- nentalmärkte kamen ganz bedeutende Abs{lüse zu Stande. Auch Schweinefleish blieb für Export und Spekulation gut begehrt. Speck mehr beachtet unv höher. Im Hopfengeschä ft war es bei abermaliger Preiserhöhung sehr lebhaft. Der Export fährt foct, A TT zu nehme-, was an den Markt gelangt. nisse:

zum Durchbruch.

vorhergeheäden Woche cin, sondern erlitt auch eine Preisentwerthung

von 4 C. Der Kaffeemarkt zeigte fortgeseßt außerordentliche

Lebhaftigkeit, und fand das reichlicher zugeführte Material ras{

Nehmer zu stetig avancirenden Preisen.

Bei RKaffinirte Waare fand sch{nellen, coulanten Abzug zu höheren reisen.

Ichäfts nur sehr langsam vorwärts. Der Import in dieser Branche

betrug während der heute beendeten Woche 1 776 894 Doll, gegen |

1 155 107 Doll. in der Parallelwoche des Vorjahrs. London, 6. November. (W. T. B.) land hat heute den Diékont von 2 auf 3% erhöht.

Verkehrs-Anstalten.

Auf der Indo-Europäischen Telegraphenlinie sind im | Ut | ausgesührten größeren Herbstexkursion worden: a, aus Londcn, dem übrigen England und Amerika nach i gefün E L pot a d Indien L Stück, b. a Pecsien und Indien nah | ondon, dem übrigen England und Amerika 1502 Stück, c. vom | „6 or e » europäischen Kontinent E exkl. Rußland nach Persien und íSndien | geführten Arbeiten sind folgende: d, aus Persien und Indien nach dem europäis{en Kon- |

Monat Oktober 1879 an gebührenpflichtigen Depeschen befördert

626 Stü, tinent exkl. Rußland 275 Stü; zusammen 4077 Stü.

Plymouth, 5. November. (W. T. B.) Der Hamburger Postdampfer „Suevia“ ist hier eingetroffen.

ahl Ter | Î Wäre es } nicht um jene muthwillig heraufbeschworene Gefahr, so würden wir |

h fänalid fortge ( Vrodstoffe er- | malteten nach anfänglich fortgeseßter Hausse, um {ih heute wieder i R e

: : G m | Beobachtungsergebnisse der heute acht Tagen. |

Sciffsbedürf- | Terpentinöl stieg bei reger Frage auf 35 C. per Gallone. ! Auch in Harz, Pech und Theer kam eine starke Hausse-Bewegung | Petroleum büßte niht nur. die Festigkeit der | | rinden, namentlih Spiegelrinden aus sörstereien der preußishen Monarchie des Flachlandes Und |

Rohzucker lag äußerst |

C A C20 S D D

ÍIn Manufakturwaaren geht die Besserung de V L O. E 2 Vér gene! vie Besserung des Ges | seßung der wichtigsten Bodenarten, namentlih in Bezug auf

Die Bank von Eng- | | , Bodenprofile, nebst Bodenbeschreibung, d, Aufnahme zahlreicher Bodenprosile von Verwitterungs- |

New-York, 5, November. (W. T. B.)

Der Hamburger Postdampfer „Frisia“ ist hier eingetroffen.

Berlin, den 6. November 1879.

Ueber Ot über die Thätigkeit des Vereins der forstlichen Versuchsanstalten Deutschlands, sowie über die Arbeiten der preußischen Versuchsanstalt

Pro 1. APpUil 1878/79.

1) Verein der forstlihen Versuchsanstalten Deutschlands.

Der Verein der forstlihen Versuchsanstalten Deutsch- lands hielt im Jahre 1878 seine ordentliche VII. Versamm- lung in der Zeit vom 6. bis 11. Zuni 1878 in Stuttgart ab. An derselben nahmen die badische, bayerische, braunschweigische, preußische, sächsishe und württembergische Versuchsanstalt dur) Vertreter Theil.

Nachdem über die Verarbeitung der Festgehalts-Unter- suchungen Bericht erstattet worden, wurde beschlossen, die Ergebnisse derselben .in einem Werke unter dem Titel „Untersuchungen über den Festgehalt und das Gewicht des Schichtholzes und der Rinde, ausgeführt von dem Verein Deutscher focsiliher Versuhsanstalten und in dessen Auftrage bearbeitet von Baur“ nunmehr zusammenzustellen. (Das be- treffende Werk i} kürzlih in der Schmidschen Verlagsbuch- handlung von A. Manz in Augsburg erschienen und enthält in der Einleitung eine kurze Geschichte des deutschen forstlichen Versuchs8wesens und des Vereins, sowie eine Darstellung der Zweke, die der Verein verfolgt.) Den weiteren Berathungen bezüglih der Verarbeitung der Ertragsuntersuhungen und bezüglih der Abänderung der Arbeitspläne über Streu- und Durchforstungsversuche, schlossen sih Berichterstattungen über den Stand der Vereinsarbeiten am 1. Januar 1878, über die seit dem 1. Januar 1878 Seitens der einzelnen Versuchsanstalten aus- geführten Vereinsarbeiten, und endlih über die in Braun- schweig eingerichteten forstlich meteorologischen Stationen nie- derer Ordnungen, aus welchen hervorging, daß in allen Staaten rüstig fortgearbeitet wird.

Schließlih wurde noch beschlossen, die nächste ordentliche Vereinsversammlung im Jahre 1879 zu Berlin abzuhalten.

2) Die Arbeiten der preußischen Versuchsanstalt im Jahre L April 1878/79, A. Forstlihe Abtheilung.

Die Arbeiten erstreckten fich:

I, auf 401 Ertragsuntersuhungen in normalen Be- ständen, welhe zum Theil bei Gelegenheit von Taxations- revisionen durch das Taxationspersonal, zum Theil und ins- besondere in normalen Kiefernbeständen von zwei besonderen zu diesem Zwecke in den Regierungsbezirk Frankfurt, die Provinzen’ Schlesien und Hannover entsendeten, aus Ober- förster und Forstkandidaten und Forsteleven gebildeten Unter- juhungskommissionen ausgeführt wurden ;

IL. auf Formzahl erhebungen an 389 Stämmen ;

IIT. auf Untersuchungen über den Höhenwuchs an 461 Stämmen ;

IV, auf Streuversuche, welche auf den früher eingerich- teten und in feste Grenzen gelegten- Flächen nach bestimmten Vorschriften fortgeseßt wurden ;

V, auf Durthforstungsversuhe in fest abgegrenzten Versuchsflächen ;

VI, auf RKulturversuche, und zwar wurden vergleichende Versuche zur Ermittelung der zweckmäßigsten Aussaatmethoden, Samenquantitäten, Pflanz- und Vershulungsverbände in Frei- fulturen und Kämpen angestellt, auch verschiedene Kultur- werkzeuge in Bezug auf ihre Brauchbarkeit geprüft, und das Verhalten von Pflanzungen zweijähriger verschulter Kiefern gegenüber denjenigen einjähriger beobachtet ;

VII. auf Ermittelungen über Eichelmast in der Ober-

zusammen 48

försterei Liepe zur Feststellung des Verhältnisses der Hölzmasse | l | troß aller aufgewandten

der Mutterbäume zum Eichelertrage ; : : VIII. auf vergleichende Versuche verschiedener Eichelauf- bewahrungsmethoden;

IX, auf die Fortseßung der Prüfung verschiedenartiger b Bilde

Keimapparate;

X. auf die Verarbeitung der Ernte-Ergebnisse der | Bisd 2 : Obersörstereien des | preußischen Staates pro 1878 (cf. Danckelmanns Zeitschrift, |

wichtigsten Holzarten in sämmtlichen Band X,, Heft 3). ; B. Meteorologische Abtheilung. Die Thätigkeit bestand: E a, in den regelmäßigen Beobachtuigen auf den 10 in

Preußen und den 3 in Elsaß-Lothringen eingerichteten forstlich- |

meteorologischen Stationen,

lihung dieser Beobachtungen,

c. in der Herausgabe des dritten Jahresberichts über die | forstlich meteorologischen Sta- |

tionen pro 1877 (im Verlage von Julius Springer in Berlin | | Cyr E N UEC : en Stn sti P ( 9 L BIOS | Kanâle auf die Landwirthschaft, die Bildung eines Reichs8-Schiffahrts-

erschienen),

Jy

: A 2 avhoi ion C 41 +4 L ; sf 34, | + E A L 2 3 A & in Der Ausarbeitung CUNET „nstruktion für die einheit- | Der Redner besprach hierauf speziel das Memel- und Pregelgebiet, liche Einrichtung forstlih-meteorologischer Stationen für Preußen |

{ Und Bayern,

e. in der Prüfung des Patent - Hygrometers von Klinkerfues.

C. Die chemische und bodenkundlihe Abthei- lung hat nachlstehende Arbeiten ausgeführt :

a. Bestimmung des Gerbestoffgehalts verschiedener Eichen-

verschiedenen Ober-

Gebirges, und Veröffentlihung der Resultate (cf. Dancel- manns Zeitschrift Band X.), b, Fortseßung der Untersuchungen über die Zusammen-

ihre Értragsfähigkeit, | G ; c. Bodenaufnahmen in der Oberförsterei Biesenthal für Zwecke der Taxationsrevision und Anfertigung mehrerer

böden im Gebirge bei Gelegenheit der von der Forstakademie ) und Untersuchungen über deren Eigenschaft und Ertragsfähigkeit.

D, Die von der zoologischen Abtheilung aus-

Darstellung: dit A a, der Lebensweise des großen Eschenbastkäfers (Uylesin us

| Oorenatus) in der Danckelmannschen Zeitschrift Band X,, b. des Vorkommens und ter Lebensweise des Alpen- !

| der Vecker berührten Gebiets.

| wandte fsich dann zu den

bodfäfers (Cerambyx alpinus) in alten Buchen der Ober- försterei Mühlenbeck (ebendaselbst),

__ c. die Diagnose für Frischling und Ueberläufer (ver- öffentlicht ebendaselbst),

d. die Bedeutung der Spechte für die Forstwissenschaft und im Allgemeinen ist dargestellt in einer selbständigen Schrift „Unsere Spechte“. (Verlag von Julius Springer.) Außerdem wurden Beobachtungen:

e. über das Ab- und Zulaufen des großen Rüsselkäfers von und nah Kulturflähen, welche unmittelbar an Schlag- flähen grenzen, dur Ziehen von parallelen Doppelgräben,

f. über die Folgen des Nonnenfraßes,

s. über das Antheeren der Nadelholztriebspißen als

Schutzmittel gegen Wildverb1ß, ___ h, über Mäusekalamität in den Forsten nah ihrer ört- lihen Ausdehnung, nach Art der Mäuse und der von ihnen angegriffenen Holzarten, sowie in Bezug auf die Anwendung von Gegenmitteln angestellt.

Endlich wurden

i. die Versuche zur Erprobung verschiedener Klebestoffe als Gegenmittel gegen die Kiefernspinnernraupe fortgeseßt.

Preußische Klassenlotterie. (Dhne Gewähr.)

Bei der heute beendigten Ziehung der 2. Klasse 161. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen :

1 Gewinn von 6000 F auf Nr. 20 458.

1 Gewinn von 600 4 auf Nr. 80 130.

3 Gewinne von 300 6 auf Nr. 30 807. 83 183. 93 025.

_ Naqhdem gestern die für das Garde-Corps in den Provinzen Sachsen, Posen und St{blesien auszgehobenen Rekruten an die Truppentheile vertheilt worden, trafen im Laufe des heutigen Tages die Rekrutentransporte in Stärke von ca. 1600 Mann aus der Rheinprovinz sowie Westfalen und Schleswig-Holstein hier ein. Dieselben werden für die Nacht einquartiert und gelangen demnächst morgen Vormittag auf vem Kasernenhofe der Füsilierkaserne des 2. Garde-Regiments z. F. zur Vertheilung. Schließlich wird morgen noch eine gleihe Anzahl Rekruten, welche den Truppentheilen übermorgen überwiesen werden, aus Hannover, Hessen und dem NReichs- lande ankommen und damit die diesjährige Rekruteneiastellung bein Garde-Corps beendet scin.

Der Centralverein für Hebung der deutschen Fluß- und Kanalschiffahrt trat gestern Abend zu seiner ersten Sitzung nab den Sommerferien zusammen. In Abwesenheit des Borsitenden eröffnete der Geschäftsführer des Vereins, Hr. De. Reußsch, die Sitzung mit der Mittheilung, daß auc im kommenden Winterhalb- jahre der Verein über eins{hlägige Tagesfragen Referate und Dis- tussionen veranlassen wird. So sollen vorbehaltlih einiger Abän- derungen nachstehende Themata in Vorträgen behandelt werden: die Vorlage an den Landtag, die Regulirung der Wasserstraßen be- treffend; die Berichte des Hofrath von Weber über seine Reisen in Gngland und Schweden; eine Erfindung zum Aufstauen fließender Wasser (von Dr. Möller-Brackwede); Zeichnungen, welche erstreben, groß: Kanalschiffe bedeutende Gefälle mit ge- ringem Wasserverbrauch überwinden zu lassen (von Professor Sonne-Darmstadt); die Kanäle im Saargebiet ; die Rentabilitäts- berechnung des Elbe-Spreekanals ; der Elster-Saalekanal und der Rhein-Weserkanal. Hr. Dr. Max Wirlh hat einen Vortrag zu- gesagt Über die wirth|chaftliche Bedeutung der Dorau für den Ver- kehr nah dem Osten und dem Orient. Das erste Referat über den Necker-Havelkanal hatte der Bürgermeister Hine aus Ueker- münde übernommen. Der RMefecent beleuchtete zunächst die geschichtlihen Daten für die allmählihe Herausbildung der Kanalidee, berührte kurz die tehnishen Verhältaisse der vom Regierungs - Rath Wernekink entæœworfenen Kanallinie und wandte sich dann vorzugsweise zur Schilderung der Vers- kehrsbeziehungen wie der wirthschaftlihen Zustände und der Produktions- und Absatverhältnisse des von dem Kanal und Redner verwies hierbei auf den sehr leb- haften Sciffahrtsverkehr von Ueckermünde, bestehend in 2548 allerdings meifi mit Ballast eingehenden und mit 2574 ausgehenden Fahr- zeugen , sodann auf die für alle Hajen- und Leuchtthurmbaulen sehr

| gesuhten Ueckermünder Steine, auf die schr entwidelte Ziegelöfen-

industrie, die ausgedehnten Waldungen der Herrschaft Stolzenfels und andere große Waldkomplexe. Da die Idee des Kanalprojekts Sorgfalt der Jateressenten keine Fort- schritte gemahi habe, so habe man seine Aufmerksamkeit jeßt mehr dem Plane zugewendet, die Ucker zunächst bis Pase- walk und später bis Prenzlau schiffvar zu machen. Tech- Schwierigkeiten seien nit vorhanden, die Kotten gering, Beachtenswerth sei ferner, daß projektirte DurchstiÞb der Landzuuge bei Swinemünde, Ueckermünde und dessen Wafsferverkehr dem Meere erheblich näher führen würde. Von einem Beschluße über das Projekt selbst sah die Ve:sammlung ab und vertagte eine Entichei-

G,

verhältnißmäßig der ber Bajepuvrg

| dung hierüber bis zu der noch rüdständigen eingehenden Besprechung

1

| der tehnishen Verhältnisse. Hierauf referirte Hr. Gustav Berger, | Beamter des

des deatswen Pandeistages, über die Jahresberichte der deutshen Handelskammern in ih.cn Aeußerungen über Kanäle und Stromkorreltionen. Hr. Berger gab aus seiner ebenso verdienft-

; , E L | vollen wie umfangreichen Bearbeitung nur einen flüchtigen Auszug, b, in der monatlichen Zusammenstellung und Veröffent- | :

dem er dabei ausgegangen sei, und Anschauungen der Handelskammern üb.r die Bedeutung leistungsfähiger Wasserstraßen im Als- gemeinen, über den Bau von Kanälen, über die Verbindung des Wasserverkehrs mit dem Eisenbahntrantport, Über den Einfluß der

skizzirte kurz den Plan, von

r

amtes und andere wichtigere Fragen vo1 prinzipieller Bedeutung.

die Aufichten der größ.ren Handelskammern im Gebiete der Weichsel, der Oder, der Elbe und speziell von Berlin und brach alsdann in Folge der vorgerückten Zeit scinen Vortraz ab. Hr. Kocbhaun regte an, den Vortrag drucken zu lafsen, welcher Vors.hlag allseiti- gen Beifall findet; auch Hr. Berger-Witten erklärte ih für Jn- drucklegung des Vortra18s und hält denseiben für schr geeignet, den

| Bestrebungen des Vereins zu nügen.

Traben a, d. Mosel, 3. November. (Kobl Ztg.) Unser Ort ist von einem entseßlihen Unglück heimgesuht worden In der vor- leßten Nacht gegen 12 Uhr brach Feuer aus, das troy aller An- strengungen zum Löschzn rasch um sich griff und ein Haus nah dem andern in Asche legte. Die Zahl der abgebrannten Wohnhäuser beträgt 65; gegen 100 Familien find obdachlosz viele davon befinden sih in einer trostlosen Lage, denn der dürftige Besiß war häufig unversichert. Das Unglück ist um so s{werer, als die Haupterwerbs- quelle unserer Einwohnerschaft, der Weinbau, in diesem Jahre fast vollständig versagt. Ueber die Entstehungsursache des Feuers is Zu-

| verlässiges bis jeyt nicht bekannt geworden.

=—

London, 4, November. In ScGottland sowie im Norden Englands ijt das Wetter plöulih sehr winterlicch geworden. Am Sonnabend fiel in ganz Schottland heftiger Schnee. Auch mehrere Disirikte im Nordea von England sowie Nordstaffordfshire wurden am nämlichen Tage von einem Schneesturm heimgesucht. In London becrschie gestern bittere Kälte.

Nach einer den Fahrverkehr bei dem Cirk18 an der Karlstraße

| regelnden polizeilichen Bekanntmachung beabsichtigt Hr. Direktor Ren ä

am 15. November seine VorsteUungen hier zu eröffnen.