1879 / 271 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 18 Nov 1879 18:00:01 GMT) scan diff

ergangenen Entscheidungen betreffe, so entsprehe es der Natur der Sache, daß dieselben möglichst unmittelbar nach been- digten Ober-Ersaßgeschäste erfolgen. Gerade diese Mitthei- lungen seien wichtig, weil daduxch unnöthige Rechcrchen der Heimathsbehörde im Sinne des Alin. 5 |. c. vermieden wür- den. Die Militär-Ersatz-cFnstruktion vom Fahre 1868 bestimme deshalb im 8. 64, daß diese Mittheilungen nach beendetem Departements - Ersaßgeshäft, und spätestens bis zum 1. November, gemacht werden sollten. Wenn der §. 48. 1. der Ersaßordnung in dieser Beziehung den 1. Februar des folgenden Jahres als Endtermin setze, so lasse sich niht an- nehmen, daß damit den Ersaßzbehörden die Ermächtigung habe gegeben werden sollen, ihre Mittheilungen unbedingt bis zum 1. Februar verschieben zu dürfen ; es würde damit insbesondere einem Widerspruche mit Alin. 5 des citirten Paragraphen Naum gegeben sein. Es sei vielmehr anzunehmen, daß der 1. Februar als Endtermin in Rücksicht auf §. 37. 4. ibid. ge- wählt sei, weil mit diesem Termine (ckr. au §. 13 Absatz 4 des Reichs-Militärgeseßes) der Nachersaß aufhöre und die zu leß- terem nicht verwendbaren Mannschaften der Ersaßreserve überwiesen werden müßten. Demgemäß seien die Civil-Bor- sißenden der Ersaßkommissionen niht nur anzuweisen, die unter Ziffer 1 der Ersaß-Ordnung vorgeschriebenen Mitthei- lungen möglichst unmittelbar nach Beendigung des Ober- Ersatgeschästes ergehen zu lassen, fondern auch den gemäß Ziffer 5 1, cit. an fie ergehenden Requisitionen unverzüglich nachzukommen.

Die Tische und Bänke der Shulstuben gehö- ren, nah einem Erkenntniß des Ober-Verwaltungs- Lts vom 29. JUM d. L, zUm Juventarium der Schule, nicht aber zu den Schulgebäuden und Schulmeister- wohnungen im Sinne der die Schulbaulast regelnden Bestim- mungen des Allgemeinen Landrechts. Ueber die Verpflichtung der Gutsherrschasten, das Holz zur Beschaffung dieser Uten- silien zu liefern, ist vorbehaltlih des ordentlichen Nechtsweges das Verwaltungsfstreitverfahren zulässig.

_— Der Königlih dänische Gesandte am hiesigen Aller- höchsten Hofe, Herr von Quaade, ist nah Berlin zurückgekehrt und hat die Leitung der Gesandtschaft wieder übernommen.

Am Sonntag ist der Wirkliche Geheime Rath Dr. phil. et jur, Keller, welher am 7. d. Mts. sein fünfzig- jähriges Jubiläum als vortragender Nath im Ministerium der geistlichen 2c. Angelegenheiten gefeiert hatte, nach kurzem Krankenlager verschieden.

S. M. Kanonenboot „Hyäne“, 4 Geshüßze, Kom? mandant Kapitän-Lieutenant von Glöden, ankerte am 2. No- vember cr. in Porto Grande und beabsichtigte am 4, November cr. die Reise nah Montevideo fortzuseßen.

Sachzen. Dresden, 17. November. (Dr. J) Jn der heutigen Sißung der Zweiten Kammer begründete zunächst der Abg. Dr. Meischner eine Jnterpellation des Jn- halts, ob die Staatsregierung gewillt sci, dem gegenwärti- gen Landtage den Entwurf eines Geseßes gegen die Verun- reinigung der fließenden Wässer vorzulegen, oder doch eine Mittheilung darüber zugehen zu lassen, ob, bez, mit welchen Ergebnissen die Erörterungen über diesen Gegenstand fort- geseßt worden seien. Der Staats-Minister von Nostiß-Wallwihtz erwiderte, daß die Vorlegung eines Gesezentwurfs beim gegen- wärtigen Landtage noch niht möglich sei, da die nothwendigen Erörterungen, hauptsächlich in Folge der abnormen Witterungs- verhältnisse dieses Fahres, noch nit hätten zum Abschluß gebracht werden tönnen. Die Ecörterungen desLandes-Medizinalkollegiums über den Einfluß der Flußverunreinigungen auf die Gesundheits- verhältnisse seien durh den Druck veröffentlihl und hätten zu dem Resultate geführt, daß mit einer einzigen Ausnahme ein direkter Einfluß der Flußverunreinigung auf die größere Ver- breitung bestimmter Krankheiten oder auf die Vermehrung der Sterblichkeiï niht nahweisbar sei. Der Minister ent- widelte s{ließlich die Grundzüge des eventuell vorzulegenden Gesetzentwurfs und bcionte namentlih, daß das Gesey nicht zu spezielle Vestimmungen enthalten dürfe, und daß es mit gehöriger Vorsicht abgefaßt und gehandhabt wer- den müsse, wenn man niht Gefahr laufen wolle, daß die daraus resultirenden Nachtheile größer seien, als die gegen- wärtigen. Der FJnterpellant dankte der Staatsregierung für die Fürsorge, welche ste dieser Angelegenheit zuwende. Die Kammer verwies hierauf das Königliche Dekret, betreffend die Begebung der durch das Gescß vom 1. März 1878 geschaffenen 3 prozentigen Rente, sowie die Umwandlung der b prozentigen Staatsschuld in eine 4 prozentige, an die Finanzdeputation und bewilligte zum Schluß auf Antrag der bestellten Refe- renten die Ausgabckapitel 1, 2, 6, 8 und 9 des Staatshaus- halts-Stats unverändert und Kap. 7 mit einem, nah dem vor- aussichtlihen Bedarfe bemessenen geringeren Betrage.

Baden. Karlsruhe, 16. November. Se. Königliche Hoheit der Großherzog und Jhre Großherzogliche Hoheit die Prinzessin Elisabeth von Sachsen-Weimar haben sich gestern Nachmittag von Jhren Hohen Verwandten verabschiedet und Karlsruhe verlassen, um nach Weimar zu- rückzukchren.

„Baden - Baden, 17. November. (W. T. B.) Der russische Botschafter in Paris, Fürst Orloff, welcher gestern hier eingetroffen war, hat Fh heute nach Stuttgart begeben, von wo er morgen zurückerwartet wird.

Braunschweig. Braunschweig, 15. November. (Mgdb. Ztg.) Der im Juni vertagte Landtag ist auf den 27. November wieder einberufen worden. Derselbe wird si O mit den Etats für 1880 und 1881 zu beschäfti- gen haben.

_Desterreihß-Ungarn, Wien, 16. November. Jn dem Vefinden der Frau Erzherzogin Maria Therese ist, dem neuesten Lulletin zufolge, eine kleine Erleichterung eingetreten.

: j (W. T. B.) Die Erzherzogin Christine ist heute Abend mit threr Mutter mittelst Separat - Hofzuges nah Spanien abgereist, Der Wehraus\chuß nahm unverändert die Regierungsvorlage an. Ein Antrag Czediks, nah welchem die Normalfriedens- stärke 230 000 Mann betragen sollte, wurde ebenso wie alle sonstigen Amendements abgelehnt. Czedik, Rehbauer und Schöffel meldeten kein Minoritätsvotum an.

4 Prag, 16. November. Die heutige „Bohemia“ meldet : „Zhre Kaiserlichen Hoheiten der Großfürst-LThronfolger von Rußland und Gemahlin sind gestern um 10 Uhr Abends mit dem Courierzuge der Staatsbahn auf ihrer Durghreise

17. November.

nach Berlin von Wien in Prag eingetroffen. Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz Erzherzog Rudolph hatte sih in der Uniform seines russischen Regiments zum Empfange des russishen Thronfolgerpaares im Bahnhofe eingefunden. Jm Hofsalon war ein Souper von 10 Gedecken vorbereitet. Nach einem Aufenthalte von drei Viertelstunden seßte das russische Thronfolgerpaar die Reise nah Berlin fort.“

Triest, 15. November. Der Ackerbau-Minister Graf Falkenhayn begab sih gestern von hier nah Buje, Mon- tana, Pinguente und Mitterburg, wo er sich über den herr- schenden Nothstand eingehend exkundigte. Bezüglich der Straßenbauten wäre deren beschleunigie Durchführung er- wünscht, um den Nothleidenden durch die Betheiligung an den Arbeiten eine Unterstüßung“ zuzuführen. Der Minister nahm den Zustand des Quieto-Flusses in Augenschein, dessen Regulirung im Jnteresse der Gesundheitsverhältnisse und des Alerbaues nothwendig erscheint. Gestern begab sich von hier eine Ministecialklommission nah Aquileja, um den Stand und die Wirksamkeit der Entsumpfungsanlagen zu prüfen und Anträge zu erstatten. Dieselbe Kommission wird sich sodann nach dem persönlich ertheilten Auftrage des Ackerbau-Ministers mit der noch wichtigeren Frage der Regulirung und Ent- sumpfung des Quieto-Laufes befassen und ein genaues Gutachten unterbreiten.

Pest, 17. November. Jn der heutigen Sißzung des Unterhauses wurde die Generaldebatte über die Vorlage, betreffend die Verwaltung Bosniens geschlossen und die Vorlage mit 188 gegen 169 Stimmen als Grundlage für die Spezialdebatte angenommen.

Schweiz. Bern, 15. November. (N. Zürch. Htg.) Die Budgetkommission hat ihre Arbeit beendigt. Nach ihren Anträgen betragen die Einnahmen 40599 000 Fr. oder 20500 Fr. mehr und die Ausgaben 40 765 423 Fr. oder 8923 Fr. mehr als. im Voranschlage des Bundesraths; das muthmaßlihe Defizit beziffert sih somit auf 166 423 statt auf 178 000 Fr.

Großbritannien und Frland. London, 16, No- vember. (Allg. Corr.) Aus Sinla wird dem Reuterschen Bureau unterm 14. ds. gemeldet: General Noberts erließ am 11. ds. eine Proklamation, worin hervorgehoben wird, daß authentisher Jnformation zufolge einige Derjenigen, die dem Vorrücken der britischen Streitkräfte auf Kabul Wider- stand leisteten und seit dem 83. September gegen dieselben ge- kämpft haben, durch den Glauben rre geführt worden seien, der Emir befinde sich als Gefangener im britischen Lager, und deshalb zu den Waffen gegriffen hätten. „Diese Män- ner,“ fährt die Proklamation fort „obgleih keine Re- bellen gegen den Emix, sind Feinde der britischen Negierung. Leßtere rächt sih niemals an den Widersiands- losen und is Willens zu glauben, daß sie alle dur übel- gesinnte Personen getäuscht wurden.“ Es wird demnach eine Amnestie unter der Bedingung verkündet, daß alle Waffen den britishen Behörden ausgeliefert werden. Diejenigen, welche dieser Ausforderung Folge leisten, dürfen unbehelligt nach ihren Heimstätten zurückkehren. Die Proklamation konstatirt indeß ausdrücklich, daß die Amnestie sich niht auf Soldaten und Civilisten erstrecke, die in irgend einer Weise an dem Angriffe auf die britishe Gesandtschaft betheiligt waren, noch auf Solche, die im Besitz von Eigenthum, welches der Gesandts schaft gehörte, befunden) wekdez, -oder die sih der Aufwiege- lung der Truppen und Bevölkezztng zum Widerstande gegen die britishen Truppen s{hu!ldig ma@hten. Solhe Perfonen würden ohne Gnade als Rebellen behandelt werden. Eine aus 1000 Safes bestehende Streitkrast, die ein Fourage- Detachement des 67. Regiments angegriffen hatte, wurde von General Macpherson unweit der Verbindung der Flüsse Pansher und Kabul zersprengt. Der Feind, der starke Ver- luste erlitt, wurde 6 Meilen weit verfolgt. Der britische Verluß besteht aus 4 Todten und 4 Verwundeten.

n Folge des jüngsten Zusammenstoßes zwischen den Panzerschiffen „Achilles“ und „Alexandra“ und der auf Grund dessen dem Kapitän des ersteren Schiffes vom Admiral des Mittelmeergeschwaders ertheilten Rüge hat die Admiralität es für räthlich erahtet, den „Achilles“ nah Eng- land zurückzuberufen.

L Oven E V) Dem Reuters{hen Bureau wird aus Malta, vom 16. d. M., gemeldet, der Admiral H ornby habe gestern seinen Beschl vom 12. wieder ausgehoben, nah welchem das englische Geschwader sich bereit halten sollte, binnen vier Tagen nah dem Orient ahb- zugehen.

Frankreich. Paris, 16, November. (Journ. off.) Durch Dekrete des Präsidenten vom gestrigen Tage wird die Auf- hebung der Generaldirektion der bürgerlichen und finanziellen Angelegenheiten in Algerien und die Errichtung eines Generalsekretariats des General-Gouvernements von Al- gerien versügt und der Deputirte für Seine-et-Oise, F our- nault, mit dem Range eines Staatsraths im außerordent: lichen Dienst, auf diesen Posten berufen.

_— 17. November. (W. T. B.) Blignières wird morgen nach Egypten abreisen; da Nubar Pascha vom Khedive die Erlaubniß erhalten hat, zurückzukehren, so wird cr sih am Mittwoch nah Egypten begeben.

Jtalien. Rom, 15. November. (Jtalie.) Wie die „Gazzetta ufficiale“ von gestern Abend meldet, ist durch Dekret vom 2. November der General Cialdini, Herzog von Gaëta, auf sein Ansuchen von seinem Posten als Botschafter in Paris enthoben worden.

17. November. (W. T. B.) Se. Majestät der König und der Prinz Amadeus sind heute Abend hierher zurückgekehrt und von der Bevölkerung mit enthusiastishen Zurufen be- grüßt worden.

Türkei. Konstantinopel, 17. November. Der „Polit. Corresp.“ wird von hier gemeldet: Der türkische Botschafter in London, Musurus Pascha, wurde bereits am 14. d. M. beauftragt, dem Marquis von Salisbury die positivsten Zusicherungen über die ernste Absicht der Pforte zu geben, baldmöglichst zur Durhführung der Neformen nicht nur in Kleinajicn, sondern auch in den europäischen Provinzen zu s{hreiten. Musurus Pascha zeigte gleichzeitig die dem- nächstige Berufung Baker Paschas zu einem wichtigen Posten an. Aleko Pasha wurde am Sonnabend vom Sultan zur Tafel gezogen. e

___— Ein Kaiserliches Jrade fordert die Pforte auf, die Reglements für die Reformen der Genehmigung des Sultans zu unterbreiten. Die Veröffentlihung der Regle- ments soll demnächst erfolgen, Aleko Pascha is zur

Zeit hauptsä@lih mit der Frage der Repatrfirung der muselmännishen Flüchtlinge beschäftigt,

__ Numánien. Bukarest, 17. November. (W. T. B.) Die Regierung hat nah vorgängigem Einvernehmen mit dem Metropoliten und Primas, fowie mit der Landessynode den bisherigen Bischof von Nikopolis und apostolishen Vikar der e Paoli, als katholishen Bischof von Bukarest anerkannt.

Nußlaud und Polen. St. Petersburg, 15. No- vember. Dem „Kawkas“ entnimmt die „St. Pet. Ztg.“ Nach- stehendes: „Der Chef der transkaspishen Abtheilung hat aus Krasnowodsk berichtet, daß ein Haufe von etwa 400 Te- kfinzen zu Pferde ein 25 Werst nordwestlich von Kras- nowodsk belegenes frieolihes turkmenisches Dorf am 11. Oktober überfallen, dasselbe geplündert, gegen 40 Personen beiderlei Geschlehts getödtet und verwundet und mehr als 100 Frauen und Kinder in die Gefangenschaft geschleppt habe. Obschon auf den ersten Alarm zwei Compagnien aus Krasnowodsk auf den Rückzugsweg der Bande entsendet wurden, so hatten die Räuber doch \{hon vor Ankunft der Compagnien das Weite gesucht.“

__ Amerika. New-York, 13. November. (Allg. Corr.) Die bis jegt eingegangenen Berichte über die New-Yorker Wahl ergeben, daß für die noh verbliebenen Staatsämter mit feinen Majoritäten Republikaner gewählt wurden. Nur der Posten des Jngenieurs gelangte in den Besiß cines Demo- kraten. Es wird allgemein zugestanden, daß die Anhänger der Neadjustirung der Staatsschuld eine Majorität in der Legislatur von Virginia besigen.

Südamerika. (Allg. Corr.) Nach Berichten aus P a- nama vom 6. d. M. drückt der chilenishe Admiral in einem seiner Negierung unterbreiteten Berichte die Meinung aus, der „Huascar“ sei zu sehr beshädigt, um ihn sofort in die cilenishe Flotte einzureihen. Von den 216 Mann der Besaßung des „Huascar“ haben nur 86 die Schlacht überlebt, und die meisten derselben sind verwundet.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Von dem Obersten Przewalski hat die „Turkest. Ztg.“ nachstehende Nacbricht, datirt vom 10, Mai, erhalten: „Wir haben 500 Werft von Saijsan zurückgelegt. Alles steht «ut; Alle sind ge- sund. Nah Barkul begeben wir uns nicht über Gutschen, sondern den Fluß Buguluk ftromaufwärts und von da auf den Kobischen Wegz um einen Monat werden wir in Barkul fein.“ Bald darauf erhielt das Vlatt cine Nachrißt aus einem Briefe Przewalski's fol- genden J halts: „Die Reise geht bis jeßt glüdcktlih von Statten; wir baben bereits 610 Werst von Saissan, Bulun-Tocboi vorüber, den Fluß Uruntscha stromaufwärts gemaht. Am 2, Mai {{chlugen wir die Richtung nah Barkul und Chami auf dem kürzesten Wege über den südlihen Altai ein. Das Terrain, welches wir passirten, war die garstigste, völlig unfruhtbare Wüste. Besondere Cutbeh- rungen haben wir noch nit erlitten, da wir uns mit vielen Bore- räthen aus Saissan versorgt hatten. Die naturgeshictlihen For- \chungen nahmen einen ausgezei{hncten Fortgang. Ueberhaupt geht die ganze Sache sebr gut; wenn es sich auch in Tibet so macht, werden wir Vieles vollbringen.“

Göttingen, 12. November. (Mgdb, Zta.) Das von dem ver- storbenen Geheimen Regierungs-Rath und Direktor des Botanischen Gartens hierselbst, Dr. A. Gri.sebacch, hinterlassene Herbarium ist dur Testament der Universität Göttingen vermacht worden. Die Pflanzensammlung zählt weit über 40 000 Arten aus allen Ge- bieten der Erde und war seit Jahren als das bedeutendste Herbarium bekannt, welches zusammenzubringen einem einzelnen Gelehrten jemals vergönnt gewesen.

Land- und Forfwirthsck%aft.

Dem jüngst veröffentlihten Berichte des K. K. österreichischen Ackerbau-Minijteriums Über den Stand der Saaten und Ernte in Desfterreiw-Ungarn zu Ende Oktober 1879 entnehmen wir folgende Angaben: Die Temperatur war in der zweiten Oktobec- hälste im Allgemeinen der Jahreszeit angemessen und hielt sich nach den vorliegenden Nachrichten häufiger über als unter der normalen. Die Niederscbläge erwiesen sih in Ungarn sehr förderlih für den Fort- gang der Feldarbeiten und die Entwickelung der Saaten; in Galizien aber hinderten sie den Anbau derart, daß derselbe zur Zeit des Berichtes noch lange nicht beendet war und kaum in dem begb- sihtigten Ausmaße wird stattfinden können. In allen übrigen Ländern der Monarchie war der Anbau größtentheils unter günsti- gen Verhältnissen entweder zu Ende oder wenigstens so weit aus- geführt worden, daß bezüglih der Vollendung desselben keine Besorg- nisse mehr bestanden. Die zeitlih gebauten Saaten standen mit ver- hältnißmäßig wenigen Autnahmen befriedigend und hatten si in Nieder-Oesterreich und Ungarn zum großen Theile {hon gut best ckt. Besonders \{chön steht der Naps. Der Mais ist in Steiermark und Vorarlberg noch ziemlih vollkommen reif geworden und wurde dessen Ernte mit vechältnißmäßig wenigen Ausnahmen, welche Un- garn und Tirol (Bozen) betreffen, beendet. In der Vorarlberg ist die Ernte „gut mittel“, in der chemaligen Militärgrenze hin- gegen „shlecht“ ausgefallen. In der Grenze haben anch Hülfen- früchte, Hirse und Buchweizen {lechte Ernte geliefert. Buchweizen war zur Zeit des Berichtes nur in Steiermark und Deutsh-Süd=- tirol noch nicht vollends eingeheimst. Jn leßterem Landestheile hat die Ernte dieser Frucht wegen Schneefalles ein ziemlih \{lechtes Ergebniß geliefert. In Kärnten hingegen sind die Buchweizenernten qut“ bis „sehr gut“ ausgefallen. Bezüglich der Kartoftelernte wird bemerkt, daß in Ost-Galizien wegen großer Bodennässe das Ausgraben der Kartoffeln noch immer nicht beendet wurde. Die Ernte der Zuckerrüben und Futterrunkeln wurde zwar in den Nordwestländecn und in Nieder-Oesterreich zum größeren Theile be- endet, in Ungarn und in der Bukowina aber waren große Theile derselben noch auf dem Felde, noch größere in Oft-Galizien. Die Ernteergebnisse in Bezvg auf Quantität sind im Dur{schnitte der vorliegenden Nachrichten „gui mittel“ in Böhmen, Nieder-Oester- reih und în der Bukowina, „mittel“ in Mähren, S{hlesien und Ungarn, „schwach mittel“ bis „\{lecht“ in Galizten. Bezüglich Qualität und Polarisation der Zuckerrüben differiren die Angaben fehr; in Böhmen und Schlesien überwiegen die guten, in Mähren die minder guten Nachrichten. Die Stoppelrüben ernte in den Alpenländern und Vorländern der Alpen wurde au größ- tentheils beendet und ist meist „gut mittel“ ausgefallen. Dasselbe gilt von der Kopfkrauternte im Allgemeinen. In Galizien läßt sih nur eine ziemlich geringe Ernte von Kovfkraut erwarten. Noth - klee hat in diesem Jahre häufig. cinen ergiebigen dritten Hieb ge- liefert, welcher zum Theil erst im Laufe der Berichtsperiode einge- heimft wurde. Gbenso wurden noch ergiehige Stoppelklee-Ern- ten eingeführt. Jn Galizien befinden sih übrigens nicht ganz un- beträchtliche Mengen von Grummet sowie auch von Samenkl ee auf Wiesen und Kleefeldern, zum Theil in verdorbenem Zustande. Die Weinlese wurde mit sehr wenigen, zerstreut vorkommenden Ausnahmen im Monate Oktober beendet. Das quantitative Er- gebuiß läßt fi nah den vorliegenden Nachrichten, wie folgt, taxiren: „gut“ bis „fehr gut“ im südliwben Ungarn und in Sieben- bürgen, „mittel“ bis „gut mittel“ im übrigen Ungarn, sowie in Kroatien und der ehemaligen Militärgrenze, „mittel® bis „s{hwxich mittel“ in Nieder-Desterreih, Mähren, Krain und Dalmatiey, „s{chwach mittel“ bis „s{chlecht“ in Steiermark und Deutsch-Südtirol, «lehr s{lecht* in Italien:sch-Südtirel, Vorarlberg, Görz und Istrien.

“der in Aussicht

Die Qualität tes Produktes darf im südlihen Ungarn wie auH im östiicen Theile Mittel-Ungarns als „gut*“ bis „ausgezeichnet“, im

ihrigen Ungarn und in Kroatien, dann in Nieder-Oefterreich, Steier-

mar? und Dalmatien als „gut mittel“, in Verarlberg „\{Gle{cht“ und

Win den übrigen Ländern als „mittel“ bis „\{chwach mittel“ bezeichnet

verden. Die Olivenernte in Dalmatien ift „sehr {lecht“ aus-

Mefallea.

Gewerbe und Handel.

Der Vorsitzende des Aus\s{usses der Berlin-Potsdam- agdeburger Eisenbahn-Gesellschaft erläßt eine Be- anntmachung, der zufolge die am 17. d. M. abgehaltene außer- rdentlihe Generalversammlung in Bezug auf den Gegenstand der ageordaung nicht beschlußfähig war. Es wird nunmehr eine eite außerordentliche Generalversammlung auf den 11. Dezember . J, berufen. Gegenstand der Berathung und Beschlußfassung ist n Antrag, welcher dahin lautet: E „Die Generalversammlung genchmigt den mit der Königlichen Staatsregierung vereinbarten Vetrieb8- und Ueberlassungsvertrag, wie solcher der Generalversammlung vom 14. Oktober cr. vorgelegt vorden, mit der alleinigen Abänderung, daß in §8. 7 des Vertrags- twurfs an Stelle am 1. Januar 1883 ein früherer Termin, an elchem der Staat zum Umtausch der Aktien gegen Konsols ch verpflichtet, geseßt werde, und ermächtigt und be- uftragt die Geselschafts-Vorstände, diesen Vertrag mit der

Worhergehenden Abänderung in allen Theilen zu vollziehen“, sowie s dazu von einem Aktionär gestellte Amendement, „daß der Um-

taush der abgestempelten Aktien gegen Konsols gemäß der in der

Generalversammlung vom 17. November cr. Seitens des Kommissa- us der Königlichen Staatsregierung abgegebenen Erklärung bereits m 2. Januar 1881 stattzufinden habe.“ —- Wir verweisen hierbei uf das Inserat, betreffend die Vertretung der Äktionäre in der ächsten Generalversammlung.

In dem am 30. September ce. beendigte Betriebsjahre der MWeißbier-Aktien-Braucrei, vorm. H. A. Bolle, wurden gebraut 25585 hl Bier, angekauft 665389 kg Weizen im Betrage von 131697 A, 139410 kg Gerste im Betrage von

M09 196 M und 5621 kg Hopfen im Betrage von 8704 (4 Der

urchschnittspreis stellte sich beim Weizen auf 198 Æ pr. 1000 kg, bei der Gerste auf 159 M pr. 1000 kg, und beim Hopfen auf 177 M pr. 50 kg. Die Abschreibungen sind, den vorjährigen ent- Mprechend, mit 9890 4 berechnet. Die Außenstände haben sich etroas er- mäßigt. Für dubiose Forderungen find für das abgelaufene Betriehs- jahr 6000 M reservirt. Die Vertheilung des Reingewinnes gescieht Fin folgender Weise: Reingewinn pro 1878/79 laut Bilanz 29 546 4, Abschreibung vom Taxwerth des Pferde- und Wagen-Contos 2000 46, N eserve für dubiose Forderungen 6000 46, 5% für den Neserve-

E fonts 1077 M, 10°/9 Lantième für den Aufsichtsrath, die Direktion

[und Beamten 2047 A, 2%/9 Dividende von 900 000 M. 18 000 M, Gewinnvortrag auf das neue Geschäftsjahr 42A

Der Cours für die jeßt hier zahlbaren S ilber-Coupons sterreichischer ECisenbahnpapiere ist gestern auf 172,50 M4 ‘für 100 Fl. ôsterreichishes Silber herabgeseßt worden.

Verkehrs-Anstalten.

Der Verein zur Wahrung der N wirth-

Wasen Sunteressen in Jheinland und Westfalen

hat in seiner 9, ordentlihen Generalversammlung folgende Resolutionen gefaßt: L

1) Die Verstaatlicung der Eisenbahnen betreffend.

In Erwägung, daß 2. erkennt der Verein an, 1) daß der Ueber-

i ang sämmtlicher irgend maßgebender Bahnen in den Besiß, oder in Mdie Verwaltung des Staats als ein, wenn auch noch nicht abge-

\ch{lofsener, so doch unaufhaltsamer Prozeß betrachtet werden muß, mit welchem der Verein fortan als mit einer Thatsache zu rechnen hat ; 2) daß der Verein nunmehr seine Thätigkeit auf die Bildung solcher Gestaltungen im Eisenbahnwesen zu lenken habe, durch welche die Durchführung des Staatéebahnsyfiems mit den nothwendizen Ga- rantien für eine, die Transportinteressen des Volkes dauernd befrie- Ddigende Lösung der Eisenbahnfrage verbunden werde.

IL. In weiterer Erwägung, baß 2c. hält der Verein für mothwendig, 1) daß die Ausführung des Art. 4 Abs. 8 der Reichsverfassung mit allen Mitteln anzustre“en fei; 2) den Erlaß eines die näbercn Bestimmungen über die sichere und auernde Trennung der Aufsicht von der Verwaltung enthaltenden

Neich2-Eisenbahngeseßes, eine Maßregel, von welcher die Ausführung des Art. 4 Abs. 8 der Reichsverfassung unbedingt abhängig ist. Der FVerein hält das Zustandekommen dieses Gesetzes sür die näcstte, Funerläßliche Vorbedingung einer endgültigen Regelung des Cisen-

bahnwesens im Sinne des Stagatsbahnsystems.

IIL, In fernerer Erwägung, daß 2c. erachtet der Verein für ge-

boten, 1) die Errichtung eines Reichs-Eisenbahn-Gerichtshofes, dessen Kompeteúz alle streitigen Fälle sowohl zwischen den Verwaltungen und der Aufsichtsbehörde, sowie zwishen dem Publikum und den NBerwaltungen unterliegen; 2) die Errichtung von Eisenbahnräthen beim Reiche sowie bei den Staatsrerwaltungen, j IV, In weiterer Erwägung, daß 2c. hält der Verein für erfor- derlich, 1) daß die nach Verzinsung der Eisenbahnschuld des Staates verbleibenden Uecberschüsse aus der Verwaltung der Eisenbahnen zur Verbesserung und Erweiterung des Verkehr8wesens, zur Amortisation, fowie zur Bildung eines Reserve- und Erneuerungsfonds verwendet werden, daß dieselben demnach als eine fiskalishe Einuahmequelle im allgemeinen Interesse des Staats nicht betrahtet werden türfen ; 2) daß die aligemeinen Tarifnormen und die Normalsäte der (Fisen- bahntarife nur durch Gese, Abweichungen von denselben lediglich unter Einwilligung des Eisenbahnraths festgestellt werden dürfen.

V, Sn endliver Erwägung, daß 2c. hält der Verein die Be-

Mch{leunigung der Einführung der von dem Reiche zu sc(affenden Jn- stitutionen für dringend nothwendig, damit baldigst cine dauernde

gesetzliche Regelung drs Tarifwesens stattfinden könne.

) I1. In Bezug auf die Eisenbahntarife. Angesihts

tehenden Verstaatlichung der Cisenbahnen und des

Tporliegenden Gesetzentwurfes bezüglih einheitliher Regelung des

“Gütertarifwesens erachtet die Generalversammlung für erforderltch :

| 1) daß, um Deutschland konkurrenzfähig mit anderen Staaten zu machen und zu erhalten, die Eisenbahnfrachten für einheimische Produkte im ganzen Deutschen Reiche so niedrig gehalten werden,

Wals es die wirthschaftlich nothwendige Erhaltung und Entwicklung

des Verkehrswesens irgend zuläßt; 2) daß der jeßt bestehende Neform-

tarif einer eingehenden Revifion, ganz besonders in Bezug auf die

ICinführung einer zweiten Stückgutklasse mit ermäßigten Sätzen und auf die Bestimmungen für die allgemeinen Wagenlklasjen, unter» Mworfen werde ; 3) daß bei eventueller Einführung cines neuen Tarifs,

nah Maßgabe des oben erwäk,nten Gesetzentwurfs, die Eisenbahn» verwaltungen ermächtigt werden, unter Genehmigung der betreffenden T NMeichsbehörde, Ausnahmetarife für den Transport von Massergütern u Ugen 4) daß mäßige Transittarife für durchgeßende aus- Wländisce

Güter ob steuerpflichtig oder nicht bewilligt werden, so daß, ohve Schädigung der einheimischen Produktion, der Verkehr auf den deutschen Eisenbahnen in Konkurrenz mit den

F ausländischen Verkehrsstraßen erhalten, respektive weiter entwicelt F werdez 5) daß, in Berücksichtigung tief eingreifender Interessen der

rheinish-westfälishen Jndustrie die Feststellung der Eisenbahn-Güter- Tarife mit Holland und Belgien und deren Seehäfen und ferner mit “Luxemburg, Se und der Schweiz nothwendig unter freund- schaftlicher Berücksichtigung der gegenseitigen Vortheile erfolgeu

müsse, und daß ferner, mit Rücksicht auf den deutschen Export, die

Tarifsäße nah den holländischen und belgischen Seehäfen nicht höher ‘gehalten werden, als diejenigen Sätze, welche jeweilig auf den Strecken "nach den deutschen Nordsechäfen in Geltung find.

\ Ml. In Bezug aur die handeldpolitishen Be- iechungen und deren vertragsmäßige Regelung wishen Deutschland und Desterreih-Ungarn. Der

erein hat die, auf alten politischen Traditionen und auf der theile

weisen Stainverwandtshaft beider Völker beruh-nden engeren Be- ziehungen zwischen Deutskland und Oesterreih-Ungarn freudig be- grüßt und wünscht, daß diefelben im beiderseitigen Interesse und in Ansehung der vielfach gleichen, mindestens ähnlichen Produk:ions- S Oen auch auf das wirthschaftlihe Gebiet auëged¿hnt werden möchten.

Zu diesem Zwecke bält der Verein zunächst, in Fortführung des be- stehenden Vertragsverhältnisses, durch Absckluß cines neuen Meist- begünstigungsvertrages für geboten. Als wesentliche Bedingungen dieses Vertrages betrachtet der Verein die Crhaltung des im beider- seitigen Interesse liegenden Veredlungs8verkehrs. Ver Verein spricht sid jedoch in Vebereinstimmung mit den mehrfach geäußerten An- sicten der hoben Reichsregierung und des Reichstages mit Ent- \ciedenheit gegen die Fortdauer der, Anfangs lediglih im preußi- [chen Interesse stipulirten, jeßt abcr der deutschen Leinenindustrie verbängnißvoll gewordenen freten Einfuhr von Rohleinen über die bekannten deutschen Grenzstrecken aus.

Triest, 17. November. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „E8pero“ ist heute Nachmittag 14 Uhr mit der oftindish-chine- fischen Ueberlandpost aus Alexandrien hier eingetroffen.

Plymouth, 17. November. (W. T. B.) Der Hamburger Postdampfer „Herder“ ist hier eingetroffen.

New-York, 17. November. B O) Der Dampfer „Helvetia“ von der National-Dampfschiffs-Compagnie (C. Messingsche Linie) ist hier eingetroffen.

Berlin, den 18, November 1879.

Witterungsverhältnisse im nördlihen und mitt- leren Deutshland während des Oktober 1879,

Die Abweichungen, welche das Wetter des dietjährigen Oktober von dem durchschnittlichen Gange der Witterung dieses zweitea Herbstmonats zeigte, waren nicht eben erheblih; mitticre Monatëtemperatur und Menge der gefallenen Niederschläge kamen den langjährigen Durch- \chnittswertben im Allgemeinen ziemlih nahe, wenn auh die Ver- theilung auf die Monotstage keinesweas gleihmäßig war. Der erste Theil des Monats zählte noch eine Reihe \{öner und angenehmer Herbsttagez; in entschiedenem Gegensate hiermit wurde nach der Mitte des Monats das Wetter unfreundlich und rauh, und an den ¿stlihsten und den hbochgelegenen Stationen fast winterlih. Bald jedo ward die Witterung wieder etwas milder und behielt dann bis zu Cnde des Oltober im Allgemeinen den Charakter bei, wie er diesem Theile des Herbstes eigen zu sein pflegt. Der Monat begann auf dem ganzen Beobactungtgebiete mit ziemli hohem Barometerstande; dabei herrshte in den öft- lichen Provinzen die polare, in den westlihen die äquatoriafle Windesströmung vorz in jenen waren die Tage meist heiter und an den meisten Stationen fielen nur wenig Niedersh!läae weiter nach Westen wurden leßtere häufiger; die meisten der westlihsten Sta- tionen hatten aber {on in den crsten Tagen des Monats häufige, zum Theil anhaltende Regen. Die mittlere Tagestemperatuc zeigte auch da, wo Niederschläge ficlen, einen uiht unbedeutenden Wärn1e- übershuß. Mit Ausnahme einiger Stationen im Westen fiel das absolute Wärmemarimum des ganzen Monats auf den ersten oder zweiten Monatstag, es erreichte aber nur an ein paar Orten dez mittleren Deutschland, wie die unten folgende Uebersicht zeigt, eine Höhe von 16 Grad, während es an den meisten Stationen im Osten und Weften 14 Grad nicht erreihte. Auch elektrische Er- scheinunge« kamen zu Anfang des Oktober vor. So hatte am Mittag des zweiten Oktocrer Münster ein Gewitter. Nachd.m am 3. Oktobex die Wärme etwas zurückgegangen war, blieb von nun an das Wetter eine längere Zeit konstantk. Die mittleren Tempe- raturen der Tage vom 3. bis 10. Ofkteber wichen überall fast kaum um einen Grad von einander ab, der Wind roehte vorherrschend aus Lest, zuweilen mit großer Heftigkeit. Das Barometer stand hoc, war nur geringen Schwankungen unterwerfen, fing aber etza den 8. Oktober etwas mehr zu steigen an und erreichte in den öftli&en Provinzen, etwa den 9. Oktober, tas Maximum. Bald darauf fiel es wieder, der Luftdruck nahm aber eben so {nell von Neuem zu und wurde anx dey Stationen westlich der Elbe, den 12. Oktober, am größten. Das Steigen und Fallen des Barometers war meist begleitet von einem Umschlag der westlichen Windesströmung nah NW, oder SW. Was die Niederschläge anlangt, so waren dieselben sehr ungleich vertheilt uud an Orten, die in derselben oder in be- nachbarten Provinzen liegen, sehr verschieden. In den östlichen Provinzen katte z, B. Königsberg vom 3, bis 923. Oktober ale Tage, zum Theil sehr bedeutende - Niederscœläge, während in Bromberg es bis zum 12, Oktober gar- uicht, bis zum 19, Oktober aber nur cin paarmal nur wenig reg- nete. In den mittleren Provinzen kamen folche Gegensäße nicht vor, es regnete hier überall alle zwei bis drei Tage. Dagegen zählte während der exsten Monatsbälste in den westlichen Provinzen Claus- thal 12 Tage mit Niedershlägen, Münster deren 10, Cöln 8, Darmstadt 5, Trier und ebenso Diedenhofen in Elsaß-Lothringen zur cinen. Wie erwähnt war an den meisten Orten, sowohl denen, welche häufig, als denen, welche selten Niederschläge hatten, die Wärme ziemli glei, nirgends ftieg das Thermometer noch bis 15 Grad, meift erreichte es nur 13 oder 14 Grade, es sank aber mit Ausnahme der Gebirgsstationen noch nicht bis unter den Ge- frieryuntkt. Nachdem bald auf den hohen Barometerstand am 12. Oktober ein Fallen des Varometers, bald darauf aber wieder ein Steigen desselben gefolgt war, trat eine Aenderung im Winde und überhaupt cin Umschlag in der Witterung ein. Während der Peutade vom 13.—17. Oktoter wurde dîe äquatoriale überall von der polaren Strömung verdrängt und die Wärme_ ging schnell herab. In der folgenden Uebersicht sind für einige Stationen die Temperaturen der drei ersten Monatspentaden, welche keine große Schwankung zeigten, und im Anschluß hieran die Tageswärme des ersten und letzten Tages der 4. Pentade, des 13. und -17. Oktober,

zusammengestellt : 3.—7. 8.—12. 13. Okt. 17, Okt. 8,57 7,02 6,20 1,10, 8,37 71,39 8,2 O 8,93 6,93 7,40 0/09, 901 800 800 2682 836. 946. 810-926, S S719 47 290, Cöln 1069 990. 98. 900 4 An den Hochgelegenen Stationen, namentlich den des MRiesen- gebirges, hatte dec 17. Oktober bereits eine negative Tagestemperatur. In Clausthal betrug sie jedoch 1,30 Grad, dagegen in Großbreiten- bah 0,53 Grad, In Schreiberhau war sie 1,00 Grad, in Wang 3,33 Grad. An allen Stationen östlih der Elbe sank am 17. Oktober an den bei Weiten meisten zum erstenmal in dicsem Herbst das Thermometer unter den Gefrierpunlkt, auch in den westlihen Provinzen war dieser Tag an mehrercu Stationen der erfte Frosttag, Um diese Zeit hatten denn auch die hochgelegenen Stationen bedeutende Schneefälle. Im Riesengebirge fiel dec erste bedeutende Schnee in der Nacht vom 14, zum 1d. Oktober, heftiges Schneetreiben trat dann am 19, und nachdem es am 20, art - gereunck bulle, am 21 U Ter ein. In derselben Zeit ficl au im Thüringer Walde (Großbreitenbach) und im Harz (Clausthal) der erste Schnee. Von den Stationen in der Ebene hatte nür Claußen, und zwar am 18, Oktober, einen bedeutenden Schneefall. Nach dieser fast schon winterlihen Zeit fing das Barometer rasch zu fallen an; am 20. Oktober stand es überall am tiefsten während des ganzen Monats, und überall wehte ein heftiger West- und Südwestwind. Die Wärme stieg wieder und zwar viel rascher an den östlichen, als an den weslliwen Stationen. An den oben aufgeführten ßeben Orten

28,—?2. Königsberg 9,26 Brombera 931 Bréslau 1011 Berlin O 7 Hannover 10,24 Münster 9,84

hatte der 20. Oktober die Temperatur 7,17 Grad, 8.17 Grad, 10,07 Grad, 7,83 Grad, 6,53 Grad, 8,10 Grad und 7,76 Grgd, Nachs

dem ggen Ende des Nonats die Wäriité wieder etwas herabgegan- gen war, hielt sich das Wetter ziemlich gle!{förmig und der Jah- reszeit entsprechend bis zum Schlusse desselben. Der Himmel war zwar meist bedeckt, trübe und neblig, Niedecshläge gab es aber in den leßten Tagen des Monats nur wenig. Mittlerer Barometerstand im Oktober 1879 nebst den beobachteten Erxtremen, Mittlerer Baro- Maximum: Miximum: meterstand: Tag: Stand: Wind: Tag: Stand: Winde Königsberg 336,30 28 ‘340,95 SO. 20 326,55 SW.' Coniß 001,290 335,08 NNW. 20 321,35 SSW.,. Bromberg 336,25 34043 20 326,62 SW. Breslau 039/72 335,99 NW. 20 323,90 SW. Görliß 329,96 3909843 V 20 32120 Torgau 990,07 338,62 NW. 20 325,60 SW. Berlin 339,91 24000 N. 20 32647 S; Putbus 335,38 339,00 SO. 20 32443 M S mburg 338,31 342,31 NW. 20 O Än over - 383636 340,19 SW. 20 Lingen 330/01 341,92 NW. 20 Münster 336,25 340,65 NW. 20 Cöln 337,07 394137. O 20 Aachen 331,08 3395,93 NNW. 20 321,80 ; Trier 332,85 39010 N 20 920/01 S Darmstadt 330,40 334,19 NW. 20 322,63 NW. Mittlere Temperatur des Monats Oktober 1879 nebst den absoluten Wärmeertremen. Absolutes Absolutes Mittlere Marimum: Minimum: Temperatur: Tag: Stand: Tag: Stand: 5,16 (5,82) 1 13,4 19 46 6,04 2 181 18

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„Gc 2 ; 16 DArmitad1. G9 C) O2 120 17 j Bemerkung. Für die Stationen Danzig und Emden, von denen die Tabellen noch nicht eingegangen waren, sind die Nachbar- stationen Lauenburg und Lingen in der Tabelle aufgenommezx, Nieders{chläge im Oktober 1879, ihrer Höhe nah ges» messen in Pariser Linien. Claußen 23109 (091) Berin 15,55 (19,38) Königsberg 32,40 (26,47) Putbus 21,98 (20,30) Lauenburg 12,79 Hamburg 27,48 (29,04) Conig 15,04 (20,40)

11,76 (15,64) Hannover Bromberg 6,63 (15,58) Clausthal 32,66 (38,96) Breslau 26,29 (23,69)

14,10 (14,66) Lingen Wang 33,14 (3642) Münster 31,53. (27,67) Görliß 14,55 (19,26) Cöln 17,36 (21,66) Landsftrone 16,49 (13,91) Aachen 34,07 (28,75) Torgau 20,77 (16,94) Trier 28,09 (26,38) : 32,48 (28,66) A:

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Großbreitenbach 38,52 (39,10) Darmstadt

Paul Mosers Notizkalender als Scchreibunterlage ist für das nächste Jahr (Verlag det Berliner Lithogr. Int1tituts, Berlin W., Potsdamerstr, 110; Preis 2 46) erschienen. Der Kalender (in groß Folioformat) enthält auf 72 Seiten gutem liniirtem Schreibe- papier, welches mit roeißem Löschpapier durhs{chofsen ist, Raum für die Notizen auf alle Tage des Jahres, ferner einen Comvtoirkalender und cine gute Karte des Deutschen Reis, dann die Bestimmungen über Post- und Telcgraphenverkehr mit den Tarifen, über den Bank- verkehr, eine Zeitvergleihungstabelle, We{sel- und andere Stempel- tarife, Viünz-, Maß-, Gewichts- und Zinsencechnungstabellen, die Genealogie der curopäiswen Regentenhäuser, das Marktverzeichniß und anderes für den Geschäftstreibenden interessantes Material, welches die Brauc(hbarkeit des Kalenders sehr erhöht.

Im Königlichen Opernhause fand gestern auf Allerhöch{sten Besehl eine Aufführung des Ballets „Sardanapal“ von P. Taglioni tatt. Derselben wohnten Se. Majestät der Kaiser, Fhre Kaiser- lihen Hoheiten der Großfürst - Thronfolger von Rußland und Ge- mahlin, Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen Carl und Wilhelm, die Prinzessin FriedriÞh Carl, sowie der Erbprinz .und die Erb- prinzessin von Sachsen-Meininaen bis zum Schlusse bei.

Im Königlichen Schauspielhause eröffnete gestern Sigra. Adelaide Nistori ein kurzes Gastspiel. Sigra. Nistori kann auf ine lange, ruhmreihe Künstlerlaufbahn zurückblicken; sie zählte zu den hervorragendsten dramatischen Darstellern aller Zeiten und aller Länder, und auch heute noch, in den Jahren nahenden Alte1s, im Herbste ihres Küastle:lebens, nachdem ihre äußere Erscheinung manches eingebüßt von den Reizen, mit welchen sie in jüngeren Fahren von der Bühne herab das Publikum fascinirte, ift ihr der schönste, hôchîte Besiy, dex sie als Künstlerin ihr eigen nennt, in ungeshwächter Kraft geblieben, ihr bewunderung8würdiges drama tishes Ingenium. Sigra. Ristori spielte gestern die Medea in der gleihnamigen Tragödie von Legouvé, welche leßterer einst, wie es auf dem Theaterzettel heißt, „espressa vente“ für fie geschrieben hatte. Das Stü, welches dann aus dem Franzöfischen ins Italienische übertragen worden ift, zeihnet sih nicht durch befondere Vorzüge aus, eben so wenig die neben Sigra. Ristori gestern agirenden Mits glieder ihrer Gesellschaft, von denen keines über das shauspielerische Mittelmaß hinausreicht. Um fo glänzender hob sich von dèzjer matten Folie die strahlende Gestalt ab, zu welcher Sigra, Ristork ihre Medea erhob. Gleih bewundernswerth sind die meifter» haste Behandlung der Sprache, der wirkungsvollste Auétdruck der zartesten Gefühle wie der heftigsten Leidenschaften, ebenso wie das lebens8volle Mienen- und Geberdenspiel und das Ebenmaß in Hal« tung und Bewegung. Durch diese hervorragende Kunst in der Darstellung dec dramatischen Aktion wurde der Gang der Handlung und der Inhalt des Stückes auch Demjenigez deutlih er- \{chlossen, welcher die italienishe Sprache nicht beherrscht, um so mehr , als der Jnhalt der Legouvé’schen Tragödie mit dem der, Grillparzershen Medea im Großen und Ganzen übereinstimmt, Sigra. Misftori, welche von cinem früheren Gastspiele im Königliözen Schauspielhause ‘noch im besten Andenken stand, wurde gleich bei ihrem ersten Erscheinen auf der Scene mit lebhaftem Applaus empfangen, dann nach jeder Scene durch Beifall8beweise uad nach jedem Üktschlusse durch Hervorruf ausgezeichnet. i

Im Resideaz- Theater finden nur noch drei Vorstellungen von „Der natürli\pe Sohn" statt, und kommt am Sonnabend, den 22,, neu einst.adirt das überaus wirksame Schauspiel Sardou's „Die Bürger von Pont-Arcy“ zur Darstellung. In der nächsten, Woche soll ein, Gastspiel der Frag Sallmeyer beginnen.

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