1879 / 277 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 25 Nov 1879 18:00:01 GMT) scan diff

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erbauen, hat ein Comité, bestehend aus Mitgliedern des würt- tembergishen Kunstgewerbevereins, der bürgerlichen Kollegien, des Gewerbevereins und der Stadtgartengesellschast in Stutt- gart, sowie des Gartenbauvereins in Anregung gebracht, daß im Jahre 1881 hier eine Landesgewerbe- ausstellung abgehalten werde. Eine am 17. d. Me. stattgehabte konstituirende Versammlung hat dieses Projekt zu dem seinigen gemaht und eine Ausstellungskom- mission gewählt, welhe si{ch durch Kooptation, insbesondere au durch Beiziehung von Mitgliedern aus den verschiedenen Landestheilen, ergänzen soll. Das Unternehmen wird si wesentlih dem Vorgange der Schwäbischen «Zndustrieausstel- lung in Ulm vom Fahre 1871 anschließen, alfo ebenfalls ein von den staatlichen Behörden gefördertes Privatunternehmen sein, dessen finanzielle Grundlage durch Zeichnung eines Ga- rantiefonds gewonnen werden soll.

Vaden. Karlsruhe, 22. November. Jn der gestrigen Sißung der Zweiten Kammer wurde der Antrag auf Er- laß einer Adresse auf die Thronrede einstimmig an- genommen.

Baden-Baden, 25. November. (W. T. B.) Fürst Gortschakoff ist heute Morgen nach Stuttgart abgereist und wird übermorgen von dort die Reise über Beriin nach St. Petersburg fortsetzen.

Mecklenburg. Schwerin, 22. November. (Wes. Ztg.) Der diesjährige Landtag der beiden Großherzogthümer ist am 19. eröffnet worden; er tagt in Sternberg, da der vorige in Malchin abgehalten wurde. Die landesherrlih shwerinishen Propositionen fordern die ordentlihe Landes- Tontribution unverändert. Jn Caput IIT werden für das Finanzjahr vom 1. Juli 1880 bis dahin 1881 7/9 des vollen Betrages nah dem Edikt gefordert, und zwar wieder zahlbar in zwei Summen, 4/19 im Oktober 1880 und 2/4 im April 1881. Hinsihtlih weiterer Erleichterung heißt es: „Se. Königliche Hoheit, von dem Wunsche getragen, daß aus den Mehreinnahmen, welche durch die Reichssteuerreform den Einzelstaaten zufließen follen, Allerhöchstihren getreuen Unter- thanen bei Bemessung der jährlih zu erhebenden Quote des Kontributionsedikts eine direkte Erleichterung zu Theil wer- den möge, werden dem Landtage den Entwurf einer zusäß- lichen Vereinbarung zu dem Steuervertrage von 1870 zugehen lassen, welche zu diesem Ziele die disponibel werdenden Mittel ihrem größeren Theile nah und soweit es die gebotene Rülk- siht auf die landesherrlichen Finanzen erlaubt, der Allgemeinen Landesrezepturkasse (dieses ist gegenüber der Fürstlichen Renterei die eigentliche Landeskasse) überweist.“ Die strelißsche Proposition fordert die bisherigen vollen Beträge der Kontri- bution, des „Landesbeitrages“ und der Steuer für die „Central- steuerkasse“ (so heißt die eigentliche Landeskasse) für Juli 1880/81, ohne die Mehreinnahme aus den Zöllen zu erwähnen. Die neue Stadt Ludwigslust wird jeßt allernächst in die „Landschaft“ (die Magistratsvertretung auf dem Landtage) zugelassen werden. Die Zulassung der ebenfalls neuen Stadt Doberan ist beantragt.

Elsaß - Lothringen. Straßburg, 24. November. (W. T. B.) DerBezirkstagfürUnter-Elsaß ist heute Vor- mittags 11 Uhr durch den Bezirks-Präsidenten Ledderhose eröffnet worden. Von den 35 Mitgliedern des Bezirkstages fehlten entschuldigt 5. Zum Präsidenten wurde Julius Klein mit 24 Stimmen, zu Vize-Präsidenten Pick mit 24 und Rack mit 18 Stimmen, zu Sekretären Zorn von Bulach (Sohn) mit 27, Charpentier mit 23, und Goguel mit 17 Stimmen ge- wählt. Zum Schluß fand die Bildung der Kommissionen und

die Vertheilung der Vorlagen an dieselben statt.

Desterreih:- Ungarn. Wien, 21. November. Dem „Prag. Abltt.“ wird von hier berichtet: Es war in den leßten Tagen, nach den „Times“ in den Blättern die Meldung ver- breitet, Desterreich habe Rumänien seine guten Dienste geliehen, um die anderen Großmächte zu bestimmen, \ich mit Jener Lösung der Judenfrage, welche von den rumänischen Kammern beschlossen wurde, zufrieden zu geben, und dieselbe vorläufig als Erfüllung der durh den Bcrliner Vertrag für Rumänien stipulirten Verpflihtung der Juden-Emanzipation gelten zu lassen. Es ward hinzu- gefügt, Frankreich habe bereits geantwortet, und zwar zustimmend. Leßtere Meldung nun is unrihtig und erstere halbrihtig. Wahr ist, daß sich Rumänien an Dester- reich mit der Bitte um Lermittelung gewendet und daß [eb- tere, konform der ganzen von unserer Monarchie in dieser Sache beobachteten Haltung, eine günstige Aufnahme gefunden hat. Es ist aber noch kein Schritt Oesterreichs bei den übrigen Mächten erfolgt, sondern man hat zunächst nur nah Bukarest die Geneigtheit dazu bekannt gegeben und um Vervollstän- digung des einschlägigen Materials ersucht.

23. November. Wie die „Presse“ meldet, soll, da der Zusammentritt der Delegationen für die ersten Tage des Monats Dezemkter in Aussicht ge- nommen sei, im Laufe dieser Woche den beiderseiti- gen Parlamenten die Aufforderung zur Vornahme der Delegationswahlen zukommen. Wie verlaute, wünsche die ge- meinsame Regierung diesmal keine Unterbrehung der Dele- gationssession und lege Werth darauf, daß das gemeinsame Budget in diesem Fahre durhberathen und endgültig votirt werde. Die Wehrgeseßvorlage solle vor dem Beginne der Delegationsarbeiten erledigt werden, was nur in dem Falle möglich wäre, wenn das Abgeordnetenhaus noch gegen Ende dieser Woche in die Wehrgeseßdebatte cintrete. In Betreff der

arlamentarishen Situation bezüglih der Wehrgeseßvorlage ei in Provinzblättern die Meldung verbreitet, daß ein Kom- promiß zwischen der Regierung und der Verfassungspartei angestrebt werde. Jn parlamentarischen Kreisen sei aber hier- von nichts bekannt.

Die Taufe der neugeborenen Erzherzogin, der Tochter des Erzherzogs Friedrich, hat gestern in Krakau stattgefunden. Anwesend waren der Erzherzog Albrecht, der Herzog und die Herzogin von Württemberg, Fürst und Eri Croy, die Generalität, der Bürgermeister, Dr. Zybli iewicz, der Statthalterei-Delegirte Graf Badeni, der Präsident des Ober-Landgerichtes R. von Dargun 2c. Die neugeborene Erz- herzogin erhielt die Namen Marie, Christine, Nathalia, «Zsabella.

24. November. (W. T. B.) Die Nahhricht von der Ersezung des diesseitigen Botschasters in St. Petersburg, Baron von Langenau, dur den Fürsten Windischgräß wird der „Polit. Corresp.“ von kompetenter Seite als unbe- gründet bezeihnet. Aus Konstantinopel vom 23. d. M.

wird derselben Correspondenz gemeldet, Al eko Pascha habe dem Sultan und der Pforte E Pon betreffs der Sicherung der Lage der mohamedanischen und grieci- schen Einwohner Ostrumeliens gemacht; ‘ebenso seien wegen der Verbesserung der Lage der muhamedanischen Flücht- linge Vereinbarungen getroffen worden.

Pest, 22. November. Wie der „Pester Lloyd“ meldet, sei die Arab-Tabia-Frage dem Stadium der vollständigen Lösung nahegerückt. Die tehnishe Kommission in Bukarest habe ihre Arbeiten beendet, und die Mitglieder derselben hätten ihre Berichte ihren Regierungen eingesendet. Sämmtliche Kommissäre, mit einziger Ausnahme des russischen, hätten den Punkt bei Arab-Tabia als den geeigneten zur Fixirung der Grenze zwischen Bulgarien und Rumänien und zur Anlage einer Donaubrücke anerkannt. Es liege nunmehr das Gut- achten der Sachverständigen vor, welches ganz unumwunden zu Gunsten Numäniens laute; es liege ferner ein Gutachten einer militärishen Kommission vor, welches darthue, daß die Brücke über die Donau an jener Stelle, an welcher ihre An- lage einzig und allein möglich sei, vollständig dnrch die Höhen von Arab-Tabia beherrscht werde.

23. November. Se. Majestät der König ist, wie der „P. L.“ meldet, heute Abends von Gödöllòd nah Wien gereist. Die Rückkehr des Kronprinzen nach Gödölló wird sür morgen, den 24. d. M., erwartet.

Velgien. Brüssel, 24. November. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißung des Gemeinderaths brachte Allard den Antrag ein, eine Adresse an die Kammer zu rihten, in welcher die Abberufung des belgischen G e- sandten beim Vatikan gefordert werden soll. Auf Vor- schlag des Bürgermeisters wurde der Antrag an eine Kom- mission verwiesen.

Großbritannien und JFrlaund. London, 22, No- vember. (Allg. Corr.) Der Geburtstag Jhrex Kaiserlichen Hoheit der Kronprinzessin Victoria wurde gestern in Windsor dur Glockengeläute und Artilleriesalven festlih be- gangen.

Der Marquis von Salisbury empfing vom britischen Vize-Konsul in San Domingo die amtliche Abschrift eines Dekrets der dortigen Regierung, datirt vom 14. Oktober 1879, wonach die Häfen von Porto Plata und Monte Christi in ¿olge der am ersten der genannten Plätze stattgefundenen Rebellion dem Handel im Allgemeinen geschlossen werden.

Dubliner Nachrichten zufolge beabsichtigt die Regie- rung, die Verhafteten unter Anklage der Vershwörung zu stellen, in welhem Falle ihre Reden bei den Antipacht- meetings der Anklage einverleibt werden können. Der Kron- anwalt wird sich nach Sligo begeben, um die Anklage in Person zu führen.

25. November. (W. T. B.) Die in Sligo (Jrland) gegen Daley, Killen und Davitt wegen Aufruhrs geführte Voruntersuchung hat zur Verweisung Daley's vor die Geschworenen geführt; der Prozeß gegen Killen und Davitt wurde vertagt und. Daley gegen Kaution vorläufig in Freiheit geseßt. E, |

Frankreich, Paris, 24. November. (W. T. B.) Nach Meldungen hiesiger Abendblätter hat der Minister des «„Fnnern, Lepère, auf Ersuchen des Präsidenten Grévy seine Demission zurückgezogen, weiche er in Folge der Ab- E Gents als Gouverneur von Martinique gegeben atte.

Die Gerüchte von der Ersezung des diesseitigen Bot- schafters in Wien, Teisserenc de Bort, durch eine andere Persönlichkeit werden von der „Agence Havas“ für unrichtig erklärt, mit dem Hinzusügen, daß Teisserenc de Bort bereits auf seinen Posten nah Wien zurückgekehrt sei.

Spanien. Madrid, 24. November. (W. T. B.) Jhre Kaiserliche Hoheit die Erzherzogin Marie Christine von VDesterreih und ihre Mutter, welche auf allen Stationen, die sie passirten, vom Publikum mit größter Be- geisterung begrüßt wurden, sind heute früh 8 Uhr auf dem Nordbahnhofe hierselbst eingetroffen, wo Se. Majestät der König mit den Prinzessinnen, die Minister, die Spißen der Behörden, die Würdenträger des Hofes und viele Notabilitäten zu ihrem Empfange anwesend waren. Die Erzherzoginnen begaben fi in Begleitung des Königs und der Prinzessinnen nah dem Schlosse Pardo, von wo die Leßteren sodann nach Madrid wieder zurückkehrten.

Italien. Rom, 24. November. (W. T. B.) Die Bil- dung des neuen Kabinets ist nunmehr erfolgt. Dasselbe besteht aus: Cairoli: Präsident und Auswärtiges, Depretis : «znneres, Magliani: Finanzen, Villa: Justiz, Baccarini: öffentliche Arbeiten, de Sanctis: Unterricht, Bonelli: Krieg, Acton : Marine, Miceli: Landwirthschast. Die Vereidigung des neuen Ministeriums erfolgt morgen.

Das Centralbureau des Senats hat den Bericht über

den Geseßentwurf, betreffend die graduelle Abschaffung der Mahlsteuer, genehmigt. Jn dem Bericht wird jedoch die Aufschiebung dieser Maßnahme beantragt. _ (Gazzetta d’Jtalia.) Am Montag, den 17. d. M., ist in Pegli in Gegenwart Sr. Kaiserlichen Hoheit des Kronl|- prinzen eine Brücke über die Varenna feierlich enthüllt worden. Dieselbe erhielt eine lateinishe Jn\chrift, welche der Gegenwart des Kronprinzen gedenkt und welche von dem Sindaco Marchese Durazzo verlesen wurde. Nach der Feier nahmen die Kronprinzlihen Herrschasten einen in der Villa Pallavicini-Durazzo Jhnen bereiteten Lunch an, bei welhem Se. Kaiserliche Hoheit in italienisher Sprache einen Toast auf den Bürgermeister und die Stadt Pegli ausbrachte.

Türkei. Konstantinopel, 25. November. (W. T. B.) Dem „Reuterschen Bureau“ wird von hier unterm 24. ge- meldet : Die Abreise Baker Paschas nah den asiatischen Pro- vinzen ist bis nächsten Sonnabend vershoben. Die auf gestern anberaumt gewesene Sißung der griehi\ch{ch-tür- fishen Kommission wurde wieder abgesagt; es heißt, die Pforte werde überhaupt keine weitere Sißung anberaumen und die Entscheidung der griechischen Frage Europa überlassen. Das zwischen dem Finanz-Minister und mehreren Bank- häusern in Galata getroffene finanzielle Arrangement ist gestern unterzeichnet worden.

Landtags - Angelegenheiten.

Am 20. d. M. ist zu Dresden das Mitglied des Herrenhauses Graf Carl von Ballestrem, Majoratsherr auf Plawniowiß-Nudg bei Gleiwiß, verstorten. Derselbe war auf Präsentation des Ners- bandes des alten und befestigten Grundbesißes im Landschaftébezirk Fürstenthum Ratibor dur Allerhöchsten Erlaß vom 24. November 1854 zum Herrenhauêmitglied auf Lebenszeit berufen und in das Haus am 30. Noveinber 1854 eingetreten.

-—— Der dem Hause ‘der Abgeordneten vorliegende Etat der jandwirthschaftlihen Verwaltung einshließlich der Cen- tralverwaltung des Ministeriums für Landwirth\chaft, Domânen und Forsten weist an Einnahmen 2478000 A auf, 20000 M weniger als der laufende Etat, und zwar: 1) Koiten- und aadere Einnahmen der Uuseinanderseßungsbehörden 1 646 005 6 (— 39180 F nach dem Durlschnitt der letzten Etatsjahre); 2) Beiträge fremder Regierungen zu den Generalkosten der Aus- einandersetzungsbehörden 22 500 Æ. (—- 3000 M Erhöbung von Sachsen-Meiningen); 3) Einnahmen der landwirtbschaftlichen Lehr- anstalten 338 873 M (+ 2085 #, aus Poppelédorf); 4) Ein-

nahmen bei den Thierarzneischulen 101 000 4 (4+ 700 M. Daunover) ;

5Müdzahlungen undZinsen von den aus dem früheren Meliorationsfondsg 339 876 A (+ 9876 M); 6) Einnahmen aus der Deichverwaltung 11833 M; 7) Sonstige Einnahmen 17 913 M. (4 3519 46),

Die dauernden Ausgaben betragen 7317775 (+ 273 103 6), und zwar Kap. 99 Ministerium 362 700 M (+ 6650 4, davon 24009 6 zur Gleichstellung des Vorstehers des Central-Bureaus mit den übrigen Ministecien und 4250 M zur Berstärkung des Fonds für die sächlihen Ausgaben), 100. Nevisions- Kollegium für Landes-Kultursachen 136 430 M (—- 9130 M, davon £000 6 zur Erhöhung tes Fonds für Hülfsarbeiter und 1130 „6 für Bureaubedürfnisse), 101. Auseinandersezungsbehörden 3 473 575 6 (7 D030 Je Davon 416014 C fr Bureaubedürfnisse, 4500 M für Hülfsarbeiter), 102. Landwirthschaftliche Lehr- anstalten und sonstige wissenschaftlihe und L hrzwecke 1167 386 (-+ 103 457 6), davon für das vereinigte landwirths{aftliche Lehr- instüitut und Museum in Berlin 32850 (+ 9075 M), Anstellung ¿weier Lehrer für National-Oekonomie bezw. Thier-Physiologie in Proskau 55 825 M (— 2409 4.) ; Popp:lsdorf 48 375 M4. (4 15 900 M Grhöhung der Lehrerbesoldung und Anitellung eines besorderen Lehrers für Geodäsie), Proskau und Geisenheim 23 850 4 (4 2100 M), Versuchsstation im Regierungsbezirk Wicsbaden 3600 (4 Die \äh- lichen Autzgaben (418 131 6) find um 283756 M erhöht worden, die sonstigen Ausgaben (481 422 () um 36 673 46, darunter für die landtwirthschaftlicen Meittelshulen 15000 M, ¿De MUL eine derartige im Regierungsbezirk Gumbinnen zu errich- tende Anstalt besttmmt sind. 12000 G sind dem land- wirthschaftlicher Centralverein für die Provinz Schlesien gewährt worden für die landwirthscchaftlihe Versuchsftation in Breslau. 103. Thierarzneischulen 226 785 4 (+ 4618 4); Veterinärwesen 369 665 é (+ 1446 A.) ; allgemeine Ausgaben 12000 A 104, For derung der Viehzucht 618763 46 (unveräadert). 105. Förderung der Fischerei 135552 f (+ 50550 4, darunter 22 500 M4, zur Anftel- lung weiterer Fischaufseher; 15 009 4 für die wissenschaftliche Kom- mission in Kiel zur Erforschung d. r deutschen Meere find aus dem Ex- traordinarium hier übecnommen). 106, Landesmeliorationen, Moore, Deich, Ufer- und Dünenwesen 516019 A (—- 36 685 M, darunter 20(00 mehr für die Dünenbefeitigung auf den \chles- wigshen Inseln). 107. Allgemeine Ausgaben 298 900 6 Der Fonds zur Förderung der Obftkultur (16 511 4) ist aus dem Extra- ordinarium hierher übertragen worden,

ZU einmaligen und außerordentlichen Ausgaben sind in 11 Titeln 1234 902 A (— 1128 108 M) auLgeworfen worden, parunter 500 000 A für KRanalbauten im mittleren Em3sgebiet, 90 000 e. für die im Frühjahr 1880 stattfindende internationale Fishereiausftelung, 73 000 J für das Dünerwesen in Oft- und Westpreußen und Pommern, 50000 4 für Sylt, 30000 4 für die Vorarbkeitskosten für die Weichsel-Nozat-Negulirung, 52 509 M. zur Hebuna der Fischerei durÞch Ankauf embryonirter Fischeier u. |. w., 177000 für die Meliorationsanlagen im Gebiet dec Elbumfluth bei Magveburg, 109 000 .46 füc die Deichanlage zwischen Barby und Schönebeck, 41 000 X für die Spreeregulirung oberhalb Os 62000 Æ zum Ankauf der v, Nathufiusshen Samm- ungen u. \ w.

In dem Etat der Gestütverwaltuvn 5 find die Ein- nahmen auf 1722480 4 (+ 7330 M), die dauernden Aus- gaben auf 34413250 M (+ 4620 M) angesetzt worden. Lie Kapitel der letzteren sind (108) Haupt- und Landgestüte 2874 549 M (+ 4718 Æ), Kosten der Centralverwaltung undo sonstige Aus- gaben 568710 M (— 98 A4). Zu einmaligen und außer- ordentlichen Ausgaben sind 380200 M ausgeworfen (— 4580 6), barunter 300000 M (+4 108100 M) extraordinärer Zuschuß zum Ankauf von Pferden. Der Pferdeankauf erfordert ira Ga: zen einen Aufwand von 746700 4, wovon 446 700 (4 im Orti- narium Tit, 45 der Ausgabe angeseßt sind. Beabsichtigt wird der Unkauf von 2 Hauptbeschälern zur Zucht 60 000 A), von 161 Hengsten 3300 #4) für die Landgestüte und 30 Beschâlern des Aderschlags 2500 M).

Der Etat der Centralverwaltung der Domänenund Forsten, 400270 M4, hat sih gegen das Vorjahr um 15 590 erhöht, größtentheils dur Uebernahme von Auësgaben von der Finanz- verwaltung. Als einmalige und außerordentliche Ausgabe sind 570000 M. zum Ankauf eines Dienstgebäudes Königgräßerstraße 88 für die Provinzial-Steuerdirektion zu Berlin an Stelle des dem Ministerium für Landwirthschaft 2c. avgetretenen Dienstgebäudes am Leipziger Plaß Nr. 7 angeseßt worden.

Die Gesammtausgaben betragen 970 270 4 (+4 585590 6)

Der Etat der Domänenverwaltung für das Jahr vom 1. April 1880—81 weist in Einnahmen 29614 130 auf, 236 550 46 weniger als der laufende Etat. Fn dem Titel 1: Grundherrlihe Hebungen u. |. w. (2468414 4) ijt in Folge von Ablösungen 2c. eine Mindereinnahme von 245000 M. eingetreten ; ebenso in Titel 4; Ertrag von anderen Domänen, Grundstücken 2c. (5 085 383 M) eine solche von 209 078 M in Folge von Veräußerungen und Uebertragungen von Einnahmen auf den Etat der Forst- verwaltung. Der Ertrag aus den Domänenvorwerken (12985 298 6) ist um 162068 M erhöht worden, entsprechead der Mehreinnahme durch neue Verpachtung. Es find 825 Pachtungen mit 1091 Vor- werken und 340 282 ha nußbarer Fläche vorhanden. Auch von dem Bernsteinregal (Tit, 6: 550 000 6) sind 48 000 A mehr Einnahme als im Vorjahre zu erwarten.

Die Ausgaben belaufen sih auf 6533400 4, 33 950 4 mehr als im laufenden Etat. An den Besoldungen sind 15 831 Tit. 1—3 393 030 46), an den Wohnungsgeldzushüssen (Tit. 4: 24 248 M6) 1080 M4, an den anderen persönlichen Ausgaben (Tit. 5—8; 312 861 46) 3139 Æ Die Dienstauswandsentshädigungen (Tit. 9—11: 125 33946) sind um 600 (6 für den Administrator des fiskalischen 2iesen- Meliorationsterrains in der Tuchel|hen Haide erhöht worden. In den sonstigen Kosten und Lasten der Verwaltuag (Tit. 12 bis 24: 5 677 922 M) find 86900 A mehr angeseßt worden, nämlich 33 294 M. mehr Zins- und Amortisationsquote für die von der See- handlung hergegebenen Drainirungskapitalien und Amortisgtionsreute sür abgelöste Leistungen von Kirchen- und Schulanstalten 2c. und 96 594 „(6 Mehrbedaif Betriebskosten für administrative Grundstücte.

Der Ueberschuß der Domänenverwaltung beziffert sich auf 23 080 750 M (— 270500 Æ).

Der Etat der Forstverwaltung ist in seinen Einnahmen (50 150 000 Æ) gegen den laufenden Etat um 1519 400 4. herab- geseßt worden, Die Einnahme aus dem Holzerlös (Dil, 1! 44 (00 000 M) hat, der Einnahme in den leßten 3 Jahren ent- sprechend, um 1 200000 4 vermindert werden müssen. Auch die Nebennußungen (Tit, 2; 4 161 000 4) sind um 339 000 4 geringer angenommen worden, als in dem laufenden Etat, Ebenso find die Totrfgräbereien (Tit. 4; 369 844 4) um 32439 \. und die Ein-

nahme von Brenuholzuiederlagen (Tit. 7: 24525 M) um 13 000 4 niedriger veranschlagt.

In den dauernden Ausgaben 28852000 Æ is eine Er- höhung um 228 100 Æ eingetreten. Die Besoldungen (Tit. 1—4: 5 881 046 M) find um 18 706 4 höher ausgeworfen in Folge der Bezründung einer neuen (4.) Forstmeisterstelle für die 199000 ha umfassenden Forsten im Regierungsbezirk Marienwerder, für 2 neue Oberfsörster-, 15 Förster- und 4 Waldwärterstellen. In den anderen persönlihen Ausgaben (Tit. 6—9; 2154530 4) is eine Er- sparniß von 20000 hei den Tantièmen für Geld- erhebung und Auszahlung eingetreten. Die ODienstaufwands- und Miethsentshädigungen (Tit. 10—14: 181296 A) find in Folge der neuen Stellen um 13 500 erhöht worden. In Tit. 17 (1243 000 Æ Unterhaltung und Neubau der öffentlichen Wege in den Forsten) ist eine sich mit der Mehreinnahme balan- cirende Mehrausgabe im Regierungsbezirk Cassel im Betrage von 43 000 M entstanden. Der Forstkulturfonds (Tit. 19: 3 803 700 M.)

ist, dem Bedürfniß entsprechend, zunächst nur um 5 H pro Hektar = 133 500 4. erhöht worden. Vas Kapitel 3: „Zu forstwissen- s{aftlichen und Lehrzweden“ (173 300 16) ist im Tit. 6 (zur Unter- haltung der Gebäude 2c. 72§10 4) um 2000 4 erhöht worden, die zur Vermehrung der Sammlungen und Lehrmittel und für das forstliche Bersuch8wesez bestimmt sind, Unter den allgemeinen Ausgaben (Kap. 4: 2 536 000 M) sind die Real-, Kommunal- und Polizeilasten (Tit. 1; 590 000 4) nah Maßgabe des Bedürfnisses mit 60 090 M. mehr bedacht worden.

Unter den einmaligen und außerordentlichen Aus- gaben (1 600 000 4, 2150000 6) find wie im Vorjahre 1 200000 6 zur Ablösung von Forftservituten 2c. und 300000 M. zur Beschaffung fehlendec Förster - Dienstwohnungen ausgeworfen. Zur Prämiirung von Chausseen sind 169000 4, 50000 A mehr als im Vorjahre, dem Bedürfniß entsprehend angeseßt.

Der Ueberschuß (nah Abrechnung der einmaligen und außer- ordentlichen Äu8gaben) beträgt 19 627 200 M, + 402500 M

Statistische Ntachrichten.

Die Taufen und Trauungen in den evangelischen Gemeinden Preußens 1878, (Stat. Corr.) In den evangelischen Gemeinden des preußischen Staats wurden:

getauft von je 100 getraut von je 100 ehelihen unehelihen rein evangelischen evangelischer Kindern Ehen Mischehen O 0007 81,95 83,37 71,08 I 0008 80,50 85,71 76,38 S 03/8 80,64 87,28 70,46 1E 00/99 0115 88, 26 78,96. Hierbei muß noch Folgendes berücksichtigt werden: Zunächst fällt ins Gewicht, daß die kirchlihen Handlungen nur für die Ange"örigen der evangelischen Landeskirche verzeichnet sind, diejenige Bevölkerung dagegen, von dex die Geburten und Eheshließungen mitgetheilt sind, auch die Altlutheraner umfaßt. Weiter kommt dann für die Zahl der Taufen in Betracht, daß die Sterblichkeit in den ecsten Tagen nach der Geburt eine außerordentlich hohe ist, bis zum zehnten Tage 3—49/0 der Lebendgebornen und im ersten Monat 79/9 derselben weg- rafft, daß daher ein großer Theil der Kinder stirbt, ehe sie die Taufe, die ste vielleicht nah Absicht der Eltern empfangen sollten, erhalten konnten. Da die unehelichen Kinder, namentlich in der ersten Lebens- zeit, rascher absterben als die ehelichen, so mag die geringere Häufig- keit der Laufen bei jenen wohl zu einem Theile, wenn auch gewiß nicht aussch{ließlich, Hierin ihre Grklärurg finden. Endlich sei noch bemerkt, daß bei den Mischehen nur die Hälfte der Eheschließungen und der Geburten mit der Zahl der Trauungen und Taufen ver- gliben wurde, da anzunehmen ist, daß die andere Hälfte die kir{liche Weihe von der anderen Glaubensgemeinschaft erhalten haben wird. Daß dies in Wirilichkeit immer zutrifft, kann aber wohl kaum be- hauptet werden; denn der größere Theil der Mischehen {ließt sich zumeist dem vorherrscheuden Glaubensbekenntnisse an. Dies ist namentlich dann zu beahten, wenn die Häufigkeit der Taufen und Trauungen für die einzelnen Landestheile festgesteUt werden foll, wie es in folgenter Uebersicht für das Jahr 1878 geschehen ist. Während desselben entfielen aen Trauungen auf je 100 Lebendgeborene auf je 100 Ehe- s{ließungen aus rein aus evan- rein evan- evan- evan- geliser evan- gelischer gelischen gelishen Mütter gelisher Misch- Chen Mischehen (unehel.) Ehen ehen Deut, 96,05 67,39 85,28 S0 T8 44 Westpreußen . 94,52 53,59 81,74 89,92 69,32 Brandenburg . 87,32 75,45 68,75 69,75 44,40 Pommern... 96,90 43,46 88,37 9192 4456 De 96,34 79,25 86,28 95,70 98,99 SPlenn . 98,32 76,22 87,23 9245 97,82 Cal E 94,68 56,26 83,20 60,03 6041

in den Provinzen

_Sthlesw.-Holst. . 92,81 74,87 9643 59,87

O 96,34 87,56 900 8298 Walen LOOMT 44,23 88,64 9822 _CUTT

Hessen-Nassau. . 98,27 84,71 92,050 72,92 VIbeinland 98,18 75,49 82,11 97,26 87,78 Hohenzollern . . 84,21 37,29 38,33 0009 22/22

im Staat . 98/90 81,15 8826 78386,

Am günstigsten stellt sich hiernach das Verhältniß in der Pro- vinz Westfalen, am ungünstigsten dagegen in den Provinzen Bran- denburg und Hohenzollern. Für den letzteren Landvestheil kommt in Betracht, daß die absoluten Zahlen hier nur sehc niedrig und die daraus abgeleiteten Prozentzahlen daher manchen zufälligen Einwir- Tungen ausgeseßt sind, weiter aber, daß bei dem Vorherrschen des fatholishen Glaubensbekenntnisjes tie Mischehen zum größeren Theile diesem folgen. Jn Brandenburg dagegen ist es namentlich der Ein- fluß von Berlin, der die Verhältnißzahlen herabdrückt; um wie viel hier die Häufigkeit der Taufen und Trauungen geringer ift, als in

den benachbarten Bezirken, geht aus folgender Ueberficht hervor. Im |

Jahre 1878 fielen Trauungen auf je 100 Ehe- \{ließungen

Taufen auf je 100 Lebendgeborene

in den Regierungs- bezirken aus rein aus evan- evange- rein evange- evange- gelishen lischer evange- lischer lishen Mish- Mütter lischer Misch- Ehen ehen (unebelich) Ehen ehen B 71,86 79,36 45,69 35,96 30,81 Pom. 92,08 61,73 O S044 (130 MTantu 96,36 74,29 89,06 90,30 80,29. Wenngleich die für Berlin hier mitgetheilten Zahlen noch sehr niedrig sind, so bekunden sie dennoch eine Besserung der früheren Verhältnisse. Im ersten Jahre nah Einführung der Civiistand- Gesetzgebung zählte man nämlih in Berlin auf je 100 Geburten aus evangelischen Chen nur 69,16, und auf je 100 (uneheliche) Kinder evangelischer Mütter nur 44,13 Taufen, während von den rein evan- gelishen Ehen nur 27,25, von den evangelischen Mischehen sogar nur 16,596 "% kirchlihe Weihe erhielten.

LanD- un? Forstwirthschaft. Von der sächsishen Niederelbe {reibt die „Leipz. Ztg.“ u. d. 23. d. M.: Die Weinlese im Elbthale wurde in diesem Jahre erst mit Schluß der ersten Itovemberwoche beendigt, gerade noch zeitig genug, um die Trauben vor der jeßt auch hier Berg und Thal überziehenden Schneedecke bergen zu können. Die Ern'e läßt hinsichtlih der Qualität, wie niht minder der Quantität viel zu

wünschen übrig. Namentlih hört man dur das ganze Elbgelände bis Pillni hinauf die Klage über unreine Trauben, die durch schlechte und unreife Beeren schadhaft fiad. Weißen Sorten fehlte fast durchgängig der gewöhnliche Zucergehalt, und blaue Sorten sind allzu fleinbeerig. Immerhin soll glaubhaften Versicherungen zufolge der heurige Most gegen den vorjährigen nur 2 bis 3 Grad minder- haltig sein. Bezüglich der Quantität stellt sich der heutige Ertrag zu dem vorjährigen wie 1:5 oder 1:4. Gegen fünfzig Urtbeile ftimmen darin überzin.

Gewerbe und Sande.

Der Auffichtsrath der Stärkezuckerfabrik, Aktienge- sellschaft, vorm. C. A. Koehlmann & Co. zu Frankfurt a O,, hat die Dividende für das mit dem 30. September cr. abgel zufene Geschäftsjahr auf 8/9 festgeseßt.

Der Couré für die jeßt hier zahlbaren S ilber-Coupons Oesterreichisher Eisenbahnpapiere ist auf 173 K für 100 Fl. Oesterr. Silber erhöht worden.

London, 24. November. (W. T. B.) Die Getreidezufuhren betrugen in der Woche vom 15. bis zum 21. November: Englischer Weizen 5364, fremder 99 323; englishe Gerste 3329, fremde 15475; engl. Malzgerste 15886; engl. Hafer 2276, fremder 91 529 Ortrs,; engl. Mehl 18921, fremdes 5762 Sack und

9581 Faß. Verkehrs-Anstalten.

Triest, 24. November. (W. T. B.) Der Lloyd damvfer „Progresso" ist heute Vormittag mit der ostindishen Ueber- landpost aus Alexandrien hier etagetroffen.

Plymouth, 24. November. (W. T. B,) Der Hamburger Postdampfer „Frisia“ ist hier angekommen.

Berkin, den 25. November 1879,

Die von den Königlichen Museen erworbeuen pergamenischen Skulpturen.

Auf der Akropolis des alten Pergamon (jeßt Bergama) sind seit längeren Jahren Fragmen:e von Hochreliess zu Tage gekommen (E. Curtius, Beiträge zur Geschihte und Topo- graphie Kleinasiens S. 56. 62), von denen mchrere durch die Güte des Jngenieurs Herrn Carl Humann in Smyrna als Geschenk in die Königlihen Museen gelangt und im Götter- saale unter Nr. 224 A.—C. aufgestellt sind. Mit Genehmigung der Hohen Pforte wurde im vergangenen Jahre auf Antrag des Herrn Dir. Conze unter Leitung des Herrn Humann eine Ausgrabung an jener Stelle veranstaltet, zu welcher der Minister der geistlihen 2c. Angelegenheiten die Mittel be- willigt hatte. Dieselbe führte sehr rasch zur Entdeckung einer Reihe von Howreliesplatten, die i{ch als Theile eines großen Marmorfrieses, zu dem auch die bereits hier befind- lichen Fragmente gehörten, herausstellten. Durch eine Aller- höchsle Bewilligung wurden die Mittel zur systematischen Durchsührung der Ausgrabungen, zu welcher die laufenden Fonds der Königlichen Museen allein nicht ausgereiht haben würden, bereit gestellt. Die Arbeiten, denen Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz, der Protektor der König- lichen Museen, eingehendes Interesse widmte, sind alsdann unter Leitung des Fngenieurs Humann und zeitweise au des Direktor Conze, welcher noch gegenwärtig an Ort und Stelle verweilt, fortgeführt worden und werden demnächst ihren Abschluß erreichen. Durch das Entgegenkommen der Hohen Pforte ist es möglih geworden , den Besiß sämmtlicher eFundstücke den Königlihen Museen zu sichern. Der größte Theil der Skulpturen ist bereits hier angelangt.

Ampelius nennt in seinem vermuthlih in der zweiten Hälfte des 11, Fahrhunderts n. Chr. geschriebenen Liber me- morialis (VIIL 14) unter den Weltwundern einen zu Per- gamon befindlichen großen Altar von Marmor von 40 Fuß Höhe mit sehr großen Skulpturen, mit einer Darstellung des Gigantenkampfes. Augenscheinlih desselben Altars gedenkt der etwa um dieselbe Zeit s{hreibende Pausanias (V. 13, 8,., vgl. Brunn, Bull, dell’ Inst. 1872 S. 26 f.). Die Vermuthung liegt nahe, daß der Bau von Attalus 1. (241—197 v. Chr.) errichtet sei und im Zvsammenhang stehe mit seinen über die Galater erfohtenen Siegen. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Hauptmasse der gefundenen Skulpturen von diesem Altar, und zwar von einem großen Fries herrührt, der den

| Kampf der Götter gegen die Giganten darstellt.

Wie der ganze Altarbau gestaltet war, insbesondere welche Stelle der Fries an demselben einnahm, ist noch Ge- genstand der Untersuhung. D.r Fries selbst bestand aus Platten von 2,30 m Höhe und einer zwischen 0,61 m und 1,10 m s{chwankenden Breite, aus einem nicht ganz gleich: mäßig gefärbten, bald mehr ins Bläuliche, bald mehr ins Gelbliche spielenden großkörnigen Marmor. Die Figuren, im kühnsten Hochrelief ausgearbeitet, oft ganz vom Grunde ge-

| löst, füllen denselben in der ganzen. Höhe aus, haben also

etwa anderthalb Lebensgröße. Die Komposition zeigt die Götter im wildesten, leidenschastlihsten Kampf gegen die in phantastischer Mannigfaltigkeit dargestellten Giganten, die zum großen Theile {schlangenfüßig, vielfah ge- flügelt, zum Theil auch in rein menshliher Gestalt, als

| gerüstete Krieger erscheinen, und in barbarischer roher Kampfes-

wuth gegen die Götter anstürmen. Zwei augenscheinlich als Pendants komponirte Hauptgruppen von je vier Platten zeigen Zeus, der mit der Linken die Aegis s{hwingt, mit der Rechten seine Donnerkeile geschleudert hat, und Athena, einen Giganten, den ihre Schlange umringelt, bei den Haaren fassend, während Nike heranshwebt, sie als Siegerin zu kränzen und Ge aus dem Boden sich erhebt, um klagend für ihre Söhne zu flehen. Auf einer anderen Reihe von Platten ist Helios datactteltt, der mit seinem Viergespann aus der Tiefe heraufkommt; auf anderen Platten ist Apollo, Artemis, Dionysos von einem Satyrknaben be- gleitet, Hephaistos, Boreas, vielleiht auh Poseidon kenntlich. An einem über dem Fries hinlaufenden Gebälk {einen die Namen der Götter, unterhalb des Frieses die Namen der Giganten eingegraben gewesen zu sein. Während die Kom- position augenscheinlich von Einem Meister herrührt und überall die gleiche Frische , den gleihen Reichthum der Erfin- dung zeigt, is die Ausführung keine völlig gleichmäßige und verräth verschiedene Hände von verschiedener Sorgfalt und Geschicklichkeit. Durchgängig aber tritt cine unvergleich- lihe Meistershaft und Kühnheit der Marmorarbeit zu Tage. Wenngleich sih die Skulpturen als verwandt mit den Werken erweisen, welhe man bisher als Erzeugnisse der pergamenischen Kunst kannte, mit dem sterbenden Gallier vom Kapitol und der Gruppe des Galliers, der sein Weib getödtet hat und si ersticht, in Villa Ludovisi, so zeigen sie diese Kunst doh von ganz neuen Seiten und eröffnen einen völlig überraschenden Einblick in eine Richtung der antiken Skulptur, welche dem modernen Bewußtsein besonders nahe

liegt und uns bisher noch wenig bekannt war. Die auf- fallende Verwandtschaft einiger Motive mit der Laocoongruppe wirft neues Licht auf die noch nicht sicher beantwortete Frage nach der Entstehungszeit dieses Werkes. :

Die Zahl der theils in der ganzen Höhe, theils in großen Bruchstücken gefundenen Platten ist mehr als 90; dazu kommen an 1500 kleinere und kleinste Fragmente. Die Erhaltung der Oberfläche ift sehr verschieden; einzelne Stücke sind so gut wie unberührt, und namentlich für die Platten, welche in mittel- alterlihe Befestigungsmauern verbaut gewesen sind, steht zu hoffen, daß sie nach Entfernung des auf ihnen haftenden Mörtels als besonders gut konservirt erscheinen werden. Vieles ist durch Verwitterung, Manches vielleicht auch dur Feuer sehr zerstört; daß ein erheblicher Theil des Frieses ganz zu Grunde gegangen, vermuthlih zu Kalk verbrannt worden ist, steht außer Zweifel.

Neben der Gigantomachie sind zahlreihe Bruchstücke eines zweiten Frieses von kleineren Dimensionen (1,57 m hoh) und geringerer Relieferhebung gefunden, dessen Gegenstand noch nicht feststeht; ein Theil scheint sich auf den Mythus des Telephos zu beziehen. Auch eine Reihe von Statuen ist zu Tage gekommen, von denen wenigstens einige auch zu dem Altarbau gehört zu haben scheinen.

Von Skulpturen einer älteren Epoche ist nur Vereinzeltes gewonnen, darunter ein weiblicher Jdealkopf von ganz aus- gezeihneter Schönheit.

__Der Zustand der Skulpturen macht eine öffentliche Auf- stellung derselben vorerst unmöglih; doch ist man beschäftigt, einige der am Besten erhaltenen und zufammenhängenden Hauptgruppen so herzustellen, daß sie dem Publikum zugänglich gemacht werden können.

Gestern Mittag 12 Uhr warde auf demPotsdamer Bahn- h ofe hierselbst der eben in der Einfahrt begriffene Potsdamer Lokal- zug durch die für den Exrpreßzug bestimmte Maschine, welche si ersterem zu sehr genähert hatte, gestreift. Passagiere und Personal lind nicht verletzt.

Ia ver achtzehnten Hauptversammlung des Ver eins für deut- \chGes Kunstgewerbe zu Berli= vom 12, November hielt Hr. Fa-

| brikant D. Sulz einen Vortrag über die Bronze-Fudustrie. Gegens

über noch häufig vorkommenden Zweifeln und Irrthümera, betreffend die Zusammenseßung der Bronze, verbreitete sich der Vortragende über die verschiedenen Mischungsarten. Die üb-raus starke Verw2n- dung des Cisens und Zinks als Surrogate der Bronze gab ihm Veranlassung, die Eigenschaften dieser Metalle und ihre Natheile im Vergleich z-r Bronze zu schildern, wobei er die Verwendung des edleren Materials aufs Lebhafteste befürwortete, namentlich wo e fic um die Ausshmückung monumentaler Gebäudz handvele. Redner gab . cine Skizze des Aufshwungs ter neueren Bronze - Industrie als eng verknüvyft mit dem des Kunst- gewerbes überhaupt seit der Londoner Wiltausstellung von 1862, Hv. Direktor Krätke stellte eine Anzahl vortrefflih gearbeiteter Bronzekronenleuchter aus der Fabrik von C. Spinn & Sohn aus. Die Fabrik war die erfte, dur deren Thätigkeit die Aufertigung von Kronenleuchtern und anderen Beleuchtung8gegenständen in Beclin Wurzel faßte. Sie war lange Zeit darau} beschränkt, die Pariser Modelle nach,uahmen. Jett läßt sie ihre Entwürfe von den ersten Berliner Architekten und ihre Modelle von eigenen Modelleu- ren anfertigen, Die ausgestellten Kronen, gezeichnet von den Architekten Kayser & v. Großheim, erfreuten sich al- gemeiner Anerkennung, namentlich ein Exemplar in getcie- bener und durchbrochzner Arbeit, das sih dur Originalitär der Erfindung und der Formen besonders hervorhob. Hr. Lorwzld (Firma Rex u. Co.) legte eine Sammlung orientali])cher Bronzen, Gmailen und Porzellane japanischer, chinesisher und indischer Fabri: kation vor. Neben einigen interessanten alten chinesischen und japa- nishen Stücken warea es Gegen|tände des heutigen Handels, theils alten Formen nachgebildet, theils dem heutigen Geschmadcke ent- sprechend hergestellt: chinesisGe Becher aus Kupfer mit Cloisonné- (Fmaille, japanische Gefäße, japanishe Dosen aus einer dem Por- zellan ähnlichen Masse, wirkliche Porzellane, indishe Bronzegefäße, theils verzinnt, theils versilbert, im Handel als fogenannte Benares- gegenstände bekannt, kostbare japanische Lackarbeiten 2c. Hr. Hof- lieferant Chrenhaus legte verschiedene Seidenbrokatstoffe (Brocatelles) von solider Schönheit und prächtiger Wirkung vor. Der Ausfteller hat die Stoffe aus italienishen Seidenarteu speziell für die Ge- werbeausftellung in Berlin anfertigen lassen. Als ein bedeutender Erfolg der heimischen Kunstindustrie fanden sie die verdiente An- erkennung. Hr. Lewy jr. berichtete über die Leipziger Industrie-Aus- stellung. Er verweilte in seiner Besprechung vorzugsweise bei der ruppe von Erzeugnissen der älteren Kunstindustrie, aus den Schäten der -. chlöôsser, Kirchen und Privatsammlungen des Königreichs und der Provinz Sachsen und empfahl diese unmittelbare Gegenüber- stellung der Werke älterer Epochen und der Produkte der Jeßttzeit als lehrreich und nachahmenêwertß für künftige Ausstellungen.

Bern, 24, November. Aus dem Kanton Tessin wird ein g?zwaltiger Schneefall gemeldet. Post, Telegraph und Dampfschiff- verkehr sind unterbrochen, Tausende von Bäumen und Weinstöcken durch Scchneemassen erdrückt. Im Gadmenthale wurden fünf Mek- {hen von einer Lawine verschütt-t; drei wurden gerettet, einer blieb todt und einer ist noch nicht aufg:funden. Um Gotthar 6 er- folgten große Larwinenstürze. Vier Postpferde wurden getödtet; Per- sonen sind clücklicherweise nicht verletzt.

Am Sonntage, dem Tage der kirhlihen Feier zum Gedächtniß der Verstorbenen, veranstaltete die Sing-Akademie, altem Brauche gemäß, ein geistliches Konzert. Der Würde und ¿Feierlichkeit des Tages entsprehend war das Programm gewählt. Den Eingang des Konzertes bildete Seh. Bachs Kantate: „Bleib bei uns, denn es will Abend werden“, bei welchec das Solo der Alt-Arie von Frl. Hedwig Müller gesungen wurde. Dann folgte eine zweite Kantate von Bach: „Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit“. Hier wurden die Soli von Frl. Hedwig Müller und den Königliden Domsängern Hrn. Adv. Geyer und H. Schnell vorge- tragen. Die ernsten, erhebenden Klänge dieser Kompositionen des Alt-Meisters der deuts{hen Kirchennmusik, in fo treffliher Weise vor- getragen, wie es von der Sing-Akademie geschieht, machen auch auf den, welcher sie oft zu hören Gelegenheit hatte, immer wieder einen ergreifenden Eindrulk. Den zweit.n Theil des Konzerts bildete Mozarts Requiem, wie die Bachschen Kantaten gleichfalls ein alter Stammbesiß der Sing-Akademie. Auch bei diesem Werke war die Einstudirung und der Vortrag, vornehmlich der Chöre, ein muster- hafter. Das Sopran-Solo sang Frl. Anna Ruediger, eine be- währte Stüße der Aufführungen der Sing - Akademie, wie Hr. Domfsänger Geyer, welcher die Lenor - Soli vor- trug. Frau Clara Bindhoff und Hr, Domsänger Th. Treu hatten die Alte und Baß-Soli übernommen. Beider Stimmmittel erschie- nen für ihre Partien nicht ganz zulänglich; bei Letzterem zeigte ih das besonders in dem Solo mit Pofaunenbegleitung im ersten Theile des Requiems. Zum Gelingen der Aufführung trugen auch die Berliner Sinfoniekapelle, welhe den Orchesterpart, und Hr. Otto Dienel, welcher die Begleitung auf der Orgel ausführten, ihr Theil bei. Die Hauptauf»„abe aber war wiederum dem verdien- ten Direktor der Sing-Akademie, Hrn. Profeior Blumner, zugefallen, welcher den Vortrag der klassischen Musikstücke sorg{ältiz vor- bereitet hatte und mit sicherer, kunstgeübter Hand leitete. Das zahl- reiche Auditorium, welches den Saal auf allen Pläßen gefüllt hatte, folgte der genußreichen Aufführung mit gespannter Aufmerksamkeit.

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