1879 / 282 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 01 Dec 1879 18:00:01 GMT) scan diff

wähnte Verfügung dem Wortlaut oder dem Geiste der Reichs- geseßgebung zuwiderlaufe. Man habe diese Bestimmungen getroffen, weil nah den meisten bestehenden Städteordnungen die Bürgermeister bereits Organe der gerichtlichen Polizei seien. Aber troß der noch \ webenden Verhandlungen mit dem Justiz-Minister glaube er, eine Abhülfe derjenigen Beschwerden in sichere “Aussicht stelen zu können, wo anderweitige für diese Zwecke geeignete Organe vor- handen seien. Der Abg. von Lyskowski beschwerte sich über allzu große polizeiliche Bevormundung der polnischen Bevölkerung. Auf eine Anfrage des Abg. Berger erwiderte der Minister des Fnnern, daß die übliche Uebersicht über die Beschlüsse der Staatsregierung zu den von diesem Hause in der vorigen Session gefaßten Resolutionen binnen Kurzem werde vorgelegt werden würde. Beim Schlusse des Blattes hatte der Abg. Dr. Windthorst das Wort.

Der General-Lieutenant von Sandrart, Comman- deur der 10. Division, ist mit Urlaub von Posen hier ein- getroffen.

S. M. Kanonenboot „Cyclo p“, 4 Geshüte, Komman- dant Kapt. Lt. von Shuckmann 7 Vat ant 6. Oktober V; Nagasaki verlassen und am 10. dess. Mts. vor Shanghai ge-

ankert.

Breslau, 29. November. (Swhles. Ztg.) Jn der gestrigen vierten Sißung des Provinzial - Landtags wurden nah Erledigung einiger Wahlen folgende Etats in unveränderter Aufstellung ohne Diskussion genehmigt: der Etat des Arbeits: und Landarmenhauses zu Schweidnitz, die Etats der Provinzial-Städte- und Provinzial-Land- Feuer- societät, der Etat der Provinzial-Hülfskasse für Schlesien. Darauf wurden die Anträge des Ausschusses über Abänderung des Reglements der Provinzial-Land-Feuersocietät, über Be- willigung von 20300 # zur Reparatur wie Umbau des Ständehauses, sowie von 3778,84 s zur Anstellung und Be- soldung von Wegebau - Lokalbeamten angenommen.

In der heutigen fünften Sißung wurde der Graf von Zedliß- Trüßschler zum Vorsißenden des Provinzialaus\{husses er- wählt. Nach Erleckigung einiger Ergänzungswahlen zum Provinzialausshusse gelangte folgender Antrag zur Ver- handlung:

„Die Königliche Staatsregierung zu ersucben: dur \{chleunige

Jrangriffaabme der Sekundärbahn Oppeln-Neifse-Grottkau die Ge- legenheit zu Tohnender Arbeit mit Rücksicbt auf die gegenwärtigen bedrängten Verhältnisse der Arbeiterbevölkerung in Oberschlesien zu geben.“ Nach Befüwortung des Referenten Abg. Göt, daß die Gefahr eines Nothstandes für Oberschlesien unzweifelhaft vor- liege, und um dieselbe zu beseitigen, es vor Allem nothwen- dig sein werde, Arbeit zu schaffen, wurde der Antrag einstim- mig angenommen. Eingegangen war eine Benachrichtigung seitens des Landtags-Kommissarius, wonach demselben die offi- zielle Mittheilung zugegangen, /

„daß es den Intentionen Sr. Majestät des Kaisers ent- sprechen würde, wenn der Provinzial-Landtag die zur Errichtung einer Stiftung zur Erinnerung an die goldene Hochzeit Ihrer Kaiserlichen 1nd Königlichen Majestäten in Aussicht genommenen 400 000 M4. zur Beseitigung des in der Provinz befürchteten Nothstandcs mit verwende.“

Diese mit lebhaftem Beifall aufgenommene Mittheilung wurde dem Finanzaus\{huß überwiesen. Zum Schluß et- ledigte der Landtag verschiedene Etatspositionen und Petitionen.

Bayern. München, 29. November. (Allg. 34g.) Der Abgeordneten-Kammer legte heute der Fin aen z- Minister vier Geseßentwürfe vor, betreffend die Ein- tommensteuer, die Kapitalrentensteuer und die Gewerbesteuer, sowie cinige Abänderungen der Bestimmün- gen der Haus- und Gew erbesteuergesetze. Durch diese Gesetzentwürfe soll die vom Landtag wiederholt anze- regte Reform des Steuergeseß wesens eingeleitet und anderer- seits Verbesserungen eingeführt werden, welche unabhängig von einer prinzipiellen Steuerreform in Folge der neueren Geseßgebung und der wahrgenommenen Mängel als nothwendig sich herausstellen. Der Staats - Minister begleitete die Vorlage mit einer sex eingehenden Dar- legung der Steuerverhältnisse, sowie des Reformplans im Allgemeinen und Spéeziellen. Er ertlärte sih gegen Einführung einer „allgemeinen“ Einkommensteuer und für eine mäßige Erhöhung der Prozentsäße der Einkommensteuer unter Bei- behaltung der bisherigen Steuergattungen. Die Kammer folgte dem mehr als einstündigen Vortrage des Staats- Ministers mit gespanntester Aufmerksamkeit. Der Präsident theilte mit, daß die vier Geseßentwüfe schon heute Abend ge- druckt vertheilt werden können; über die Frage der geshäft- lichen Behandlung derselben werde die Kammer in der nächsten Sißung zu beschließen haben. Die Kammer ertheilte s{ließlih einigen Nachweisungen, namentli betreffs der Bergwerks-, Hütten- und Salinengefälle pro 1877 die Anerkennung.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 30. Növember. (W., T. 29;) Die „Montagsrevue“ meldet, für die Civilverwaltu ng von Bosnien und der Herzegowina sei pro 1879 kein Nachtragskredit erforderlich, da das Erforderniß durch die eige- nen Mittel des Landes gedeckt werde und sich sogar noch ein Éleiner Uebershuß ergeben dürfte.

Pest, 28. November. Der frühere Minister des Aeußern, Graf Julius Andrassy, ist aus Terebes hier eingetroffen, um sich an den Verhandlungen des Oberhauses zu betheiligen.

Pest, 29. November. Jm Unterhause erklärte in Beantwortung einer bereits am Schlusse des vorigen Monats vom Abg. Kauß eingebrachten Fnterpellation über die handelspolitishen Verhandlungen mit Deut \ch- ard der Minister-Präsident Tisza, detaillirtere Nuffklä- rungen darüber niht geben zu können, da die betreffenden

Verhandlungen sich noch in dem Anfangsstudium besänden. |

Er habe aber bereitwilligst zu konstatiren, daß die Absicht, mit ODesterreih-Ungarn in ein bleibendes Handels- und wirth- schastliches Verhältniß zu treten, auf Seiten des Deutschen Reiches entschieden vorhanden sei. Unter welchen Bedin- gungen diese Absicht zur Geltung kommen werde, hänge von dem Verlaufe der Verhandlungen ab. Angesichts der neuen Wirth- schaftspolitik Deutschlands träten zwar der Aussicht auf das Zustandekommen eines allen Jnteressen Ungarns in jeder Hinsicht entsprechenden Vertrages sehr viele Hindernisse ent- gegen, die Regierung werde aber alles ihr Mögliche aufbieten, damit die Bedingungen des von beiden Seiten gewünschten dauernden Vertragsverhältnisses für die ganze Monarchie und für Ungarn möglichst günstige seien. _Der Fnterpellant und das Haus nahmen die Antwort zur Kenntniß.

¡Linke haf sich in einer von

Eine zweite !

von Helfy eingebrachte Jnterpellation beantwortete der Minister- Präsident dahin, daß künftighin etwaige Veränderungen im gemeinsamen Ministerium dem ungarischen Reichstage dur den jeweiligen ungarischen Minister-Präsidenten zur Kennt- niß gebracht werden würden.

Schweiz. Bern, 2. November. (Bund.) Der Bundes- rath genehmigte heute den Geseßentwurf über die Kontrolirung der Gold- und Silberwaaren und empfahl denselben der Bundesversammlung zur Annahme.

Belgien. Brüssel, 27. November. (Cöln. Ztg.) Die Zweite Kammer beschäftigte sih heute mit dem Bud- get „der Mittel und Wege“ (Finanzen) für das nächste Fahr. Die Ausgaben sind auf 276 375 086 Fr. und die Einnahmen auf 273 490060 Fr. veranschlagt. Da indessen durh die leßte Rentenumwandlung der Staa'sshuldenverwaltung an der Zinszahlung 2351 110 Fr. erspart werden, stellen sich die Ausgaben auf 274 023 976 Fr., was ein Defizit von 553 916 Fr. ergiebt.

Großbritannien und Jrland. London, W. No- vember. (Allg. Corr.) Die durch die agrarishen Aus- shreitungen verursachte Lage der Dinge im westlichen «Frland ist eine solche, daß die Regierung ernstlich mit dem Gedanken umgeht, daselbst sehr bald die Habeas-Corpus-Akte zu suspendiren. Nach Berichten aus Dublin beabsichtigt die Regierung, binnen 14 Tagen die Arbeiten zur Drainage des Flusses Shannon in Angriff nehmen zu lassen, wodur 500 hülfsbedürftige Bauern sofort dauernde Beschäftigung finden sollen. Es sind für diesen Zweck 20 000 Pfd. Sterl. verfügbar gemacht worden. :

Aus Kabul wird gemeldet: „Die Kavallerie General Bakers hatte gestern einen Zusammenstoß mit feindlichen Stämmen auf der Straße nach Ghuzni, elf Meilen von Maidan. Es wurden mehrere Feinde getödtet, während die Engländer keine Verluste erlitten. General Baker unternimmt heute cinen wiederholten Angriff mit 500 Mann «Fnfanterie, vier Geschüßen und zwei Abtheilungen Lanciers.“ Die in- dishe Regierung hat auf Vorschlag des Generals Roberts die Ernennung des General-Majors Hill s zum Militär-Gou- verneur und Kommandanten von Kabul bestätigt.

29. November. (W. T. B.) Graf Schuwaloff ist heute Vormittag von hier nah Paris abgereist.

Edinburgh, 30. November. (W. T. B.) Gladstone hat zwei weiteren hier abgehaltenen Meetings beigewohnt. n dem einen, welches von etwa 5000 Personen besucht war, sprach derselbe sih auf das Schärfste gegen die Finanz- politik der Regierung aus. Die Ausgaben für die militärischen Operationen gegen Afghanistan, sowie diejenigen für die Expedition in Abyssinien seien s{lecht veranschlagt und würden bis nach den Wahlen zum Parlament geheim gehalten. Jn dem anderen von 17 000 Personen besuchten Meeting erklärte Gladstone, daß der Zeitpunkt unmittelbar bevorstehe, wo die türkische Herrschaft über den Balkan auf- hören werde.

Frankreih. Paris, 29, November. L. B) In der heutigen Sizung der Deputirtenkammer wurde hbe- s{lossen, den Antrag Naquets, betreffend die Ehescheidung, auf die Tagesordnung zu stellen. Die übrigen Verhandlungen waren ohne allgemeines Interesse.

30, November. (W. E: s Die rep ublikanische

N j Mr bgehaltenen Versamnlung formell für die Erhaltung dés dermaligen Kabinets aus- gesprochen. Jn der von den' Bureaus der Linken veranstal- teten Zusammenkunft traten der Präsident Lavergne und an- dere Delegirte der Linken für die Erhaltung des jeßigen Ka-

mit Rücksicht auf die noch nit erfolgte, aber bevorstehende Berathung ihrer Gruppe eine abwartende Haltung ein ; die Delegirten der „Union républicaine“ und der äußersten Lin- ken verlangten die Einseßung eines neuen Kabinets. Jrgend

welche Entscheidung wurde noh nicht getroffen, der allgeneine |

Eindruck der Verhandlungen war jedoch ein für d e Erhal- tung des Ministeriums günstiger.

Jn der zweiten Hälfte der von den Bureaus der Linken abgehaltenen Sißung einigte man \i{ über folgende Punkte eines Programms: Purifikation des Beamtenpersonals, Re- form des Nichterstandes, auch des nit abseßbaren, Reduktion des Militärdienstes, Aufhebung des JZnstituts der Einjähria- ezreiwilligen, Widerstand gegen alle Eingriffe des Klerus, voll-

ständigere Unterordnung der Gensd’armerie unter den Minister |

des Zunern als bisher. Morgen sollen von der Versamm- lung die auf den öffentlihen Unterricht und auf die Gesetz- gebung über die Presse bezüglichen ¿ragen einer Berathung unterzogen werden. /

Spanien. Madrid, 29. November. (W. T. B.) Die Vermählung Sr. Majestät des Königs mit JFhrer Kaiserlichen Hoheit der Erzherzogin Christine von Desterreih hat heute in der glänzend erleuchteten Kirche von Atocha in Gegenwart des diplomatishen Corps und der Hof- und Staatswürdenträger stattgefunden. Der König be- trat die Kirche in Begleitung seiner Mutter der Königin Jsabella; die Erzherzogin Christine wUxde von ihrer Mutter, der Erzherzogin Elisabeth, geleitet. Die Einsegnung erfolgte durch den in Stellvertretung des Papstes fungirenden Kar- dinal, welcher auch die Traumesse celebrrte.

Îtalien. Rom, 28. November. (Jtalie.) Die Han- Delsverträge mit Frankrei, Belgien und der Schweiz sind durh Erklärung vom 19. d. M. bis Cnde 1880 verlängert worden.

In Folge des Eintritts der Herren le Sanctis und Villa in das neue Kabinet wirò die Kammer zwei Vize-Präsi- denten zu wählen haben.

Türkei. Konstantinopel, 29. Nowmber. (S D) Die Pforte hat ihren Vertretern im Auslande heute folgendes Telegramm zugehen lassen: Nach der Porte zugegangenen authentishen Nachrichten sind die Gerühte von der Exr- mordung Ahmed Moukthar Paschas vollständig unbe- gründet, der Marschall befindet sih aufdem Marsche nah Gussinje.

Serbien. Belgrad, 29. Novemtier. Auf Vorschlag des Minister-Präsidenten Rîtic hat der Fürst Milan den Präsidenten des obersten Rechungshofes Filja Marpetits zum Finanz-Minister ernannt

NuFßland und Polen. St. Petewburg, 29. No-

vember. (St. Pet. Ztg.) Am Jahrestagäder Einnahme von Kars, den 6./18. November, hat Se. Majestät der

(W. D! Bi

Kaiser folgendes Telegramm an den Groß fürsten Michael Nikolajewit#\ch gerichtet:

„Ic gratulire zum Jahrestage der heroischen Erftürmung von Kars. Bei diejer Gelegenheit wiederhole ih Dir und Deinen rubm- reichen Kampfgenossen Meinen herzlichsten Dank für diese That welche unsere braven Kaukasier mit neuem Ruhme bedeckt hat“

Dänemark. Kopenhagen, 30. November. (W. T. V.) Jhre Majestäten der König und die Königin sind heute Vormittag wieder hier eingetroffen.

Amerika. New-York, 30. November. (W. T B.) Die Botschaft des Präsidenten Ha yes an den Kongreß beglückwünscht denselben zu der glüdlichen Aus- führung des Gesetzes über die Wiederaufnahme der Baarzahlungen, wodurch eine große Wiederbelebung der Geschäfte und eine Verbesserung des Nationalkredits herbei: geführt worden sei, und s{lägt den legislativen Körperschaf- ten vor, die fünf- und sechsprozentigen Bonds im Betrage von 792 000 000 Dollars durch vierprozentige zu erseßen, Was die Münzgeseßgebung anbetrifft, so erscheine es räth: lih, dieselbe während der mit den europäischen Nq- tionen s{hwebenden Verhandlungen zu vertagen. FJedoh müsse eine Suspension der Ausprägung von Silberdollars eintreten, da es außerdem unmögli sein werde, die Gleich: heit des Werths zwischen Gold- und Silbermünzen aufrecht zu erhalten und das Ziel der Doppelwährung zu erreichen. Die Ausgabe von Papiergeld, wie es die Legal - Tender - Akte gestatte, sei, Dringlichkeitsfälle ausgenommen, wider die Ver- fassung; die Politik der Vereinigten Staaten sei stets dahin gegangen, eine Vermehrung der Nationalschuld zu vermeiden, Wenn eine Aenderung in den bestehenden Zöllen noth- wendig werden sollte, empfehle \sich die Auflegung von Kasfee- und Theezöllen. Die Beziehungen zu den aus- wärtigen Ländern seien friedlihe, die meisten der mit Spanien in Betreff der Jnsel Cuba \{chwebenden Fragen hätten eine glücklihe und ehrenvolle Lösung gefun- den. Mit . Deutschland seien wiederholt in Betreff der Naturalisation und Auswanderung Fragen entstanden, die Kaiserlich deutsche Negierung habe aber jederzeit das lebhafte Verlangen an den Tag gelegt, den Bestimmungen der Ver- träge in. strikter Weise nachzugehen. Nah Samoa sei ein Kriegsschiff gesendet worden, um von den den Unionsstaaten zugestandenen Privilegien Besiß zu nehmen und eine Kohlen- station zu errihten. Wenn das Projekt eines unter den Auspizien der Unionsstaaten auszuführenden Panamakanals niht mehr zweifelhaft sein sollte, werde das dazu erforderliche Kapital in Europa und Amerika leicht zu besch ffen sein.

Der offizielle Jahresbericht des Schatßsekretärs Sherman is nunmehr veröffentliht worden. Derselbe be- tont die Nothwendigkeit von Ersparnissen, damit die Ein- nahmen nicht überschritten werden, und knüpft daran cine umfassende geschichtliche Uebersicht der vorgenommenen Fundi- rungsoperationen, welcher Tabellen hinzufügt sind, aus denen sich die dur die Fundirungsoperationen erzielten Ersparnisse ergeben. Der Schaßsekretär hebt sodann die Konflikte hervor, die aus den Ad-Valoremzöllen entstehen, und weist auf die Mißstände hin, die durch die Abschäßung des Zuckerwerthes nach der Farbe herbeigeführt werden. Ferner spricht sich der Schaßsekcetär gegen jedwede Veränderung des Tabak- und Spritzolles aus. Bezüglich der fremden Schiffe heißt es: Es dUrste räthlih erscheinen, dieselben gegen mäßige Abgaben zur amerikanischen Registrirung zuzulassen. Das Ordinarium der Einnahmen in dem am 30. Zuni c. abgeschlossenen Finanz- jahr betrug 273827 184 Doll., das Ordinarium der Aus- gaben 266 947 883 Dollars. Für das laufende Finanzjahr sind in dem Voranschlag die Einnahmen zu 288 Mill., die

inets. in: ; F 2; | Ausgaben zu 238 269 135 kl. Ti sfonds - binets in; die Delegirten des Centrums der Linken nahmen | [usgaben zu 238 269 135 Doll. exkl, Tilgungsfonds ange

nommen. Der Schaßsekretär Sherman empfiehlt die Wieder- einführung mäßiger Thee- und Kaffeezölle, sowie die Einsüh- rung einer internen Abgabe von den Opiumfabriken für den ¿zall, daß der Kongreß Ausgaben beschließen sollte, dur welche die Ueberschüsse überstiegen werden.

Südamerika. (Allg. Corr.) Aus Nio de Janeiro wird dem Reutershen Bureau unterm 24. d. telegraphisch ge- meldet, daß die Chilenen Jquique nit eingenommen, son- dern nur besezt hätten, nachdem es von den verbündeten Peruanern und Bolivianern geräumt worden.

Nr. 48 des „Central - Blatts für das Deutswe Reich", herausgegeben im Reichskanzler-Amt, hat folgenden In- halt: Allgemeine Verwaltungs\achen: Verbot ciner ausländischen Druschrift; Ausweisung vou Ausländern aus dem Reichsgebiete. Finanzwesen: Nachweisung der Einnahmen der Post- und Telegraphen-, sowie der Neis-Gisenbahnverwaltung bis Ende Oktober 1879, Marine und Schiffahrt: Personalveränderungen bei den Seeämtern; Ertheilung von Flaggenattestenz Beginn etner Seesteuermanns- und Seeschifferprüfung. Bankwesen : Status der deutschen Notenbanken Ende Oktober 1879; Statistik der deutschen Banknoten Ende Oktober 1879, Handels- und Gewerbewesen : Berzeichnisse der während des Prüfungsjahres 1878/79 approbirten Aerzte, Zahnärzte, Thierärzte und Apotheker. Konsulatwesen : Er- nennung; CErmächtigungen zur Vornahme von Civilstandsakten ; Etxequaturertheilung.

Nr. 22 des „Archivs für Post und Telegravhie“, Bei- heft zum Amtsblatt der Deutschen Reichs-Post- und Telegraphen- verwaltung, enthält: Aktenstücke und Aufsäße: Ein Postprozeß aus dem 18. Jahrhundert. Vineta, Julin und Jomsburg. Der Schiffs- und Waarenverk-ehr Bremens im Jahre 1878. Kleine Mittheilungen: Die deutsche Post auf dea Bergen. Die Post- anstalten in Westerland auf Sylt und in Borkum. Aus dem Be- ricbte über die Gemeinbeverwaltung der Stadt Berli1 in den Jahren 1861 bis 1876. Post-Almosenbüchsen. I. G. Bennett's Polar- expedition. Zeitscoriften-Ueberschau.

Landtags- Angelegenheiten.

Der dem Hause der Abgeordneten im Staatshaushalts- Etat auf das Jahr vom 1. April 1880/81 vorgelegte Etat für das Bureau des Staats-Ministeriums hat si in seinen Ausgaben (298 610 M) gegen das Vorjahr um 4100 # erhöht, von denen 2409 Æ für den Bureauvorsteher in Ansaß gebracht sind, um seine Stellung der entsprehenden in den übrigen Ministerien gleih zu machen. 1590 A sind für eine neue Kanz;leidienerstelle au8geworfen, 110 4 zur Erhöhung des Titels: Bureaubedürfnisse.

Der Etat der Lotterieverwaltung erhöht fih in den Einnahmen (4 060 200 46) um 6100 M4 nach dem Durchschnitt der leßten 3 Jahre, in den Ausgaben (89 700 4) um 200 MÆ, fo daß der Ueberschuß 3 970 500 M (+ 5900 M) beträgt.

Das Seehandlungs - Fnstitut gewährt ¡3 etatsmäßig 3 000 000 e Einnahmen (2406090 M Jahresgewinn und 994 C00 Kapitalablicferung) bei 211313 M Ausgabe (+4 8102 4.).

Die seit dem Jahre 1873 konstatirte Zunahme im Pfandverkehr des Leihamts hat im Jahre 1878/79 nit angehalten. D:r Verkehr in diefem Jahre (am Ende des Ctatsjahres 149 826 Pfänder = 3191 871 M) war um 2581 Pfänder (1,69 9%) und 43 498 M 1,34 9%) geringer als im Vorjahre. Bei den Bromberger Mühlen

at sich das Anlagekapital im Laufe des Betriebsjahres 1878—79 von 843 469 auf 575 371 M vermindert, das Anlagekapital dagegen von 547 862 auf 343 469 Æ erhöht, leßteres in Folge von ausgeführten

Bauten undVerbesserungen an denMablwerken. DasDur{schnittskapital,

mit welhem das Etablissement im Betriebsjehre 1878—79 arbeitete, ergab in Folge der überaus ungünstigen Konjunkturen im Getreide- und Mehlhandel (na den üblichen Abschreibungen einen Verlust von 3,70 %/9, gegen 2,42 %/%9 in 1877—78 und 6,34 % im Durbs\chnitt 1869—79. Der Absaß betrug 180121 Ctr. Mehlfabrikate für 1 739 631 (gegen 146 106 Ctr. und 1726970 M in 1877—78) und 385 Ctr. Weüenabgänge für 1666 (gegen 482 Ctr. und 2617 6 in 1877—78). Im Schneidemühlenbetrieb wurden 2209 Stück Hölzer geschnitten. Auch die Flahsgarn-Mascinenspinnerei zu Landeshut hatte in Folge der fortwährenden Garnpreise im Etats- jahre 1878—79 ungünstige Betriebsergebnisse. Sie produzirte mit 7368 Feinspindeln 11653 Schock Gara, 1166 Swock weniger als im Vorjahre. Der Buchwerth betrug Ende März 1879 (nah 28019 Æ Abschreibungen) 380317 M4, das Betrieb8kapital 1130983 Mz; der Zinsertrag war 0,67%, gegen 3,41 % in 1877— 78 und 6,498%/0 im Durchschnitt der letzten 10 Jahre. Der Bu(h- werth der Besißungen der Seehandlung belief sich Ende März 1879 auf 4 960 364 M, 422118 M weniger als Ende März 1878. Die Seehandlungéschuld betrug inkl. Zinsen Ende März 1879 869 716 M, 66 289 weniger als Ende März 1878. Der Kassenumsatz war im Etatsjahr 1878—79 in Einnahme 411 967 112 U, die Aus- gabe 411735405 #Æ, zusammen 823 702 517 ‘6 aegen DAO O (O6 n S T8 Der gesammte Bu(h- umsaß stellte fi im Etatsjahr 1878/79 auf 1478 302 034 M Der Umsay in Wechseln betrug 17 158 460 M gegen 29 438 686 M in 1877/78. Der Uebers{uß an Zinsen erreichte 1 565 905 46 gegen 1611 439 M im Vorjabre. Bei dem Effektenverkehr ergab sich am Sclusse des Etatsjahrs 1878/79 ein Gewinnübershuß von 1065015 M; es wurden für eigene Rechnung nom. 12 881 909 M Effekten u. f. w. angekauft bzw. übernommen und nom. 16258750 verkauft und realisirt. Die Ankäufe von Effekten 2c. für fremde Rechnung betrugen 41 131 085 6 An Lombarddarlehnen wurden 12936 000 gegen 8 405 000 A im Vorjahr gewährt. Die Depots betrugen in Einnahme 369197 359 4, in Aufgabe 241 643 483 M; es verblieb mithin Ende März 1879 ein Bestand von 127 573 875 M. An Provision für ausgeführte Zahlung83aufträge 2c. wurden 85 035 M vereinnahmt, gegen 182262 #4 im Vorjahre.

Das Kapitalvermögen der Seehandlung betrug Ende März 1879 33 033 812 M, gegen 34 327 860 4 Ende März 1878.

Der Etat der Münzverwaltung ist in den Einnahmen (337 440 6) in Folge der Auflösung der Münze zu Frankfurt a. M. um 12 670 M niedriger angeseßt. us demfelben Grunde ermäßigen sich auch die Ausgaben (274480 A) um 42490 Á., so daß ein Ueberschuß von 62960 4. (+4 29 820 46) verbleibt.

In dem Etat für das Geseß-Sammlungs-Amt in Berlin (172830 ( Einnahme, 162 600 M Ausgabe) hat sich nichts geändert.

Der Etat des Deutschen Reichs- und Königlich Preußisben Staats-Anzeigers ermäßigt sib in den Ene nahmen (348960 4) um 6640 4, hauptsählic durch geringere Inseraten-Cinnahmenz; die Ausgaben (305 030 M) find um 158 300 M niedriger, als im Vorjahre, so daß {ich der ÜVebershuß (43 930 M, davon 14 643 6 für das Reich, 29 287 A. für Preußen) noch um 5287 At. gegen den leßten Etat erhöht.

Der Etat für das Ministerium der auswärtigen An gelegenheiten is in den Einnahmen (4500 MÆM) nicht ver- ändert, in den Ausgaben (410 570 4) um 170 4 (Porto) ei höht worden.

In dem Etat des Kriegs-Ministeriums ist die Ein- nahme (1 000 000 6) unverändert geblieben, die dauernden Ausgaben sind um 28 245 4 crhöht worden. Die einmaligen und außerordent- lichen Ausgaben 1 000 000 zu anverweitigen Einrichtungen des Zeughauses in Berlin balanciren mit den Einnahmen.

Der Etat des Herrenhauses (165150 46) hat sich um 900 6 für Portokosten 2c. erhöht, der des Hauses der Abgeord- neten (1200520 4) in demselben Titel um 1000 6.

Der Etat der Staatsarchive (295 800 4) ist um 7100 M höher als im Vorjahre. Hiervon treffen 2472 4. auf 2 neue Archiv- dienerstellen in Coblenz bezw. Hannover, 1028 4 auf die Bureau- bedürfnisse und 3690 M auf Mietbe, welhe das Geheime Staats- arciv sür die Beschaffung neuer Näume zur Unterbringung der Akten aufwenden muß. Außerdem sind 243 900 4. (+— 35400 4) zu ein- maligen und außerordentlichen Ausgaben ausgeworfen worden, näm- lich 123 800 M. leßte Rate für das Staatsarchivgebäude in Wies- baden, 94 100 6 für Reparatur u. st. w. des Schloßgebäudes zu Marburg und 26 000 M zur Beschaffung von Scränken für die in Marburg befindlichen, jeßt sehr mangelhaft aufbewahrten 90 009 Dciginal-Urkunden. S

Der Etat der General-Ordens-Kommission (163 840 M) ermäßigt si gegen das Vorjahr durch Aussterben der Chrensoldempfänger um 9082 Æ, erhöht sich aber in den Bureau- bedürfnissen um 1000 ; :

Der Etat des Geheimen Civil-Kabin ets ist unver- ändert auf 112180 Æ geblieben.

Im Etat der Ober-Rechnungskammer ist in den dauernden Ausgaben (602 148 46) eine Erhöhung um 3980 M4 ein- getreten, die durch die Geschäftsbedürfuisse veranlaßt ist. Als ein- malige und außerordentlihe Ausgabe sind 120 036 4 (+ 20036 Á:.), leßte Rate zur Erweiterung des Dienstgebäudes der Ober-Rechnungs- Tammer ausgeworfen.

Der Etat der Prüfungskommission für höhere Ver- waltungöbeamte ist in den Einnahmen (300 4) um 240 4 höher angeseßt, in den Ausgaben (2910 4) unverändert geblteben. Lebteres gilt auch von den Ausgaben für den Disziplinarhof (10410 1). Im Etat für den Gerichtshof zur Entscheidu ng der Kompetenzkonflikte sind die Ausgaben (7800 46) um 600 a höber als im Vorjahre, weil na der Verordnung vom N 1879 noch ein elftes Mitglied dem Gerichtshof hinzu- getreten ijt.

Der Etat für das Ministerium des Innern für das Jahr vom 1, April 1880/81 \ch{ließt mit einer Cinuahme von 3 811 736 M. ab gegen 3 701 895 4 des vorigen Etats, mithin mehr 109/841 A STn der Verwaltung des Innern sind an Kostenein- nahmen des Ober-Verwaltungsgerichts, der Bezirks-Verwaltungs- gerichte und der Deputationen für das Heimathwesen 41 987 M in Ansaß gebracht (— 609 46), an Miethen und Pachten für Dienst- wohnungen 2c. 53477 4 (+ 1633 M), Erlös aus dem Verkaufe der Veröffentlihungen des statistischen Bureaus 14035 M wie im vorigen Etat. Aus der Polizeiverwaltung werden verein- nahmt 386 493 M (+ 13457 M), in der Land - Gensd'armerie 371534 A6 (— 32 257 A); an eigenea Einnahmen der Straf-, Besserurgs- und Gefangenenanstalten, an Arbeitsverdienst, an Er- trägen aus der Feld- und Gartennußzung2c. 2738 645 4. (+ 125083 A). Die Verwaltung der Regierungs-Amtsblätt-r und der damit ver- bundenen öffentlichen Anzeiger ergiebt eine Einnahme von 191246 M (+ 2534 M). An Zinsen von den Kapitalien des Dispositionsfonds für Stiftszwecke (Stifterfonds) sind in Eingang gestellt 14 316 4 An dauernden Ausgaben weist der Etat nach 39 841 591 M, darunter künftig fortfallend 268 605 M (+ 671 375 M). Hiervon erfordert das Ministerium des Innern: an Besoldungen 408000 6 (+ 13500 M), zu Wohnungsgeldzuschüssen für die Beamten 64080 A (+1 9004), zu anderen persönlichen Ausgaben, Remunerirung von Hülfs- arbeitern 2c. 69 600 M (+ 1200 M), zu fahlihen Autgaben 58 271 Á. + 3471 M). Das fstatistishe Bureau beansprucht 386 683 A {+ 19113 4). Von dicsem Plus werden 17133 Æ zu Bureau- bedürfnissen erfordert. Das meteorologische Institut hat einen Etat

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von 29 790 M ; das Ober-Verwaltungsgerict, die chezirks-Verwaltungs- gerihte und Deputationen für das Heimatwesen von 400962 M (+ 159344). Die Standesämter nehmen in Anspruch 385 969 M4 (-—22111./6), die Verwaltung der Regierungs- mtsblätter und der damit verbundenen öffentlichen Anzeiger 2601124. (+ 9343 4). Für die 6 Land- drosteien in der Provinz Hannover werden 525 929 M (+ 451 202 M) beanspruht. Lon diesem Plus kommen auf Titel „zu Bureau- bedürfnissen“ 60 982 Die landräthliben Behörden und Aemter erfordern 7 173580 4, darunter 193 061 4 künftig wegfallend, (— 19742 M). Für die Polizeiverwaltung in Berlin werden ver- langt 6 396 612 M. (4+ 20878 M). Das Kapitel „Polizeiverwal- tung in den Provinzen“ {ließt mit einer Ausgabe von 2 769 466 t ab (+ 65 790 M). Cin Mehr von 6750 M erfordern die Polizeiverwal- tung von Stettin von 5970 4, Frankfurt e. /M., von 15240 M Wiesbaden, von 10 605 #4 Aachen. Für die Polizei-Distrikts-Kom- missarien in der Provinz Posen find in Ansatz gebrahi 490 498 M. (+ 2280 M), für die Landgensd’armerie 8 730 553 M4 (+ 287 025 4). In dem Plus figuriren 88 630 46. in Titel „Besoldungen für Ober- Wachtmeister und Gensd’armen“ 2c., 68096 A. zu Schreibmaterialien 26, 90900 Æ zu Pensicnen für Landgensd'armerie-Offiziere, Ober-Wacht- meister und Gensd’armen. Für Kapitel „allgemeine Ausgaben im Interesse der Polizei" sind ausgefeßt 1125550 #6 (— 62 826 A4). Die Straf-, Besserungs- und Gesangenenanstalts-Verwaltung erfor- dert 9059081 M (+4 439286 M). Für Besoldungen wird hier ein Mehr von 47130 4 verlangt, für andere persönliche Aus- gaben, als zur Remunerirung von Hülfsbeamten, Geistlichen, Aerzten 2c. und zu Funftionszulagen ein Mehr von 37 813 4 ; weiter zu Unterhaltung der Oek-nomie und für häuslihe Bedürfnisse ein [us von 277 960 4, und unter Titel 10 zu Transport- und Ein- teferungsfosten 2c. ein Mehr von 45 865 A Für Wohlthätigkeits- zwecke nimmt der Etat des Ministeriums des Innern 1 360778 M. in Anspruch (— 179 815 M). Hier sind in dem Titel „Zur Unter- stüßung hülfsbedürftiger ehemaliger Krieger aus den Jahren 1806/15“ gegen den vorigen Efat 180009 4 in Abgang gebracht. Der Titel „allge- meincAusgabepy zu vershiedenenBedürfnissen der Verwaltung desInnern“ weist eine Auëgabe von 146 074 M (+ 1821 M.) nah. Die einmaligen und außerordentlichen Ausgaben \{ließen mit einer Summe von 1 828 772 46 (+ 779 830 46) ab. Hier sind in Unsaß gebracht : für das statistishe Bureau: Kosten der am 1. De- zember 1880 vorzunehmenden Volks-, Berufs- und Viehzählung, 1. Rate, 200000 (A Dieser angegebene Bedarf beruht auf über- s{lägliwer Berechnuna. Für die Berwaltung des Innern: Zur Ge- währung von Bauprämien an die Besiter der zu Schweß in der Alt- stadi vorhandenen Privat-Wohngaebäude, behufs Translokation dieser Gebäude nach der Neustadt daselbst, 3, und leßte Rate, 30 000 4; für die Landgensd'armerie 1772 M, der vorige Etat feßte 44 142 M aus (— 42370 4). Für die Strafanstaltsverwaltung {ind an ein- maligen und außerorden!lichen Ausgaben erforderlich: für den Neu- bau einer Strafanstalt in Cassel, 6. Rate, 562 000 46 (— 175 000 A6). Die fertig gestellten Kostenanschläge über verschiedene Gebäude der neuen änstalt, insbesondere die JIsolirflügel, das Berwaltungêégebäude, die Centralhalle 2c. {ließen mit einer Summe von 2 199 000 M. ab. Da mittelst der ersten fünf Raten dur die Staatshaushalts- tats 1637000 A4 bewilligt sind, so fehlen zur Ausführung der bis jeßt veranschlagten Gebäude 562 000 4, welche im näcbsten Bau- jahre verwendet werden sollen. Für den Neubau einer Strafanstalt zu Her- ford sind ausgeworfen als 2. Rate, 1 000 900 46. Nach einem aus8zearbeites ten Projekte wird das Hauptgebäude dieser Unstalt einen Kostenaufwand von 1 000000 Æ erfordern und wird es als nothwendig bezeichnet, diese = umme zur Verfügung zu haben, um den Bau energisch be- treiben zu können, Weiter veranlagt der Etat an einmaligen und außerordentlicen Ausgaben für die Strafänstaltsverwaltung: Zur Errichtung eines Kascrnements für das Militär-Bewachangskommando der Strafanstalt zu Insterburg 27 500 4 und ¿um Ankauf des Grundstücks „Botterkamp“ für die Strafanstalt zu Lingen 7500 4 Die Hauptsumme sämmtlicher Ausgaben beläuft fh auf 41 670 363 /& (darunter künftig wegfaliend 268 605 6) gegen 40 219158 6. des vorigen Etats, mithin mehr 1451205 M Kunst, AVisenschaft und Literatur. Paris, 29. November. (W. T, B.) Der bekannte National- ötonom Michel Chevalier ist gestorben. Gewerbe und Handel. Glasgow, 29, November. (W. T. B,) Die Vor räthe von Roheisen in den Stores belaufen ih auf 390 600 Tons, gegen 199 200 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb be- findlichen Hochöfen 99 gegen 92 im vorigen Jahre.

Verkehrs-Anstalten.

Die Eisenbahn zwischen Bettenhausen und Wald- kappel und die Hanau-Friedberger Cisenbahn auf der Strecke ¿wischen Hanau und Windecken (Heldenbergen) sind hzu'e eröffnet worden.

Berlitz, den 1. Dezember 1879,

Am gestrigen Sonntag Vormittag wurde die gänzli nen gebaute Jerusalemskirche ia feierlihster Weise eingeweiht. Obwohl nur mit Eintrittskarten versehene Personen Einlaß fanden, so vermochten die weiten Räume des in würdigster Weise detorirten Gotteshauses all’ die Erschienenen doch nur mit Mühe zu fassen. Mehrere Mitglieder des Evangelischen Ober-Kirchen-Naths, des Königl. Konsistorii der Provinz Brandenburg, viele Geistliche, der Ober- Bürgermeister Dr, von Forcktenbeck u. A. nahmen an der Feier Theil. Œleih nach 10 Uhr erschien Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz, worauf die gottesdienstliche Feier mit dem Gesange der Gemeinde: „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ghren“ begann. Demnächst hielt der General-Superintendent Dr. Brückner, unter Zugrundelegung des (Gvangeliums Matthäi 21, Vers 9, die Weih- rede. Die Gemeinde sang alsdann: „Ach bleib mit Deinec Gnade“, worauf Hr. Prediger Schmeidler die Liturgie las und der Sängerchor des Königlichen Realgymnasiums den 121. Psalm: „Ih hebe meine Augen auf zu den Bergen“ sang. Die Gemeinde intonirte danach unter Posaunenbegleitung: „Ein? feste Burg ist unser Gott“, worauf der erste Pastor der Jerusalemskirche, Hc. Hingmann, die Festpredigt hielt, welcher das Advents-Evangelium zu Grunde lag. Der Sängerchor sang alsdann eine Motette, worauf der Superintendent Pank das Sc{lußgebet und den Segen spra. Die Gemeinde in- tonirte: „Nun danket alle Gott“, bei welchem Gesange sich der Kronprinz, sowie sämmtlihe Anwesende erhoben. Damit war die erhebende Feier beendet.

Der Bazar zum Besten des Vereins zur Unterstüßzun|g armer Wöchnerinnen ist heute im Saale des Kurmärkischen Ritterschaftsgebäudes eröffnet worden. Der Bazar i} auch diesmal reich ausgestattet; die Kauflust der zahlreichen Besucher war von An- fang an eine rege. Am heutigen Tage hat auch der Verein für alleinstehende Handarbeiterinnen im Hause Dorotheen- straße 76 einen Bazar eröffnet, der vorwiegend nüßlihe Gegenstände darbietet.

Sevilla, 30. November. (W. T. B.) Das Wasser des Guadalquivir ist um 5 m gestiegen und hat die Umgegend überschwemmt; über den dadur verursachten Schaden und die vorgekommenen Unglücksfälle liegen nochch keinerlei zuverlässige Nach- richten vor.

In Krolls Theater ist am Sonnabend die Weihnachts-

ausstellung eröffnet worden. Die Mißgunst der Verhältnisse hatte im vorigen Jahre die traditionelle Wiederkehr dieser bei Jung und Alt beliebten Schaustellung unterbrochen oder doch nur ein dem Charakter des Festes wenig ent'prechendes Surrogat in einer s{leunig beschafften zooplastishen Sammlung bieten können. Um

so erfreuliher ist es daher, daß die neue Direktion Engel - Lebrun nunmehr den Faden wieder angeknüpft hat, troßdem einer der s{äßenswerthesten Mitarbeiter, der Bildner fo vieler anmuthiger Wachsfiguren und Gruppen auf den früheren Aus- stellungen dem Etablissement ungetreu geworden und durch eine eigene Weihnachtsausstellung damit in Konkurrenz getreten ist. Gehört doch die Krollsche Weihnachtsausstellurg zu den liebsten und eindrucks8- vollsten Erinnerungen nicht nur der Berliner, sondern auch der Fremden, welche um die Zeit des frohen Festes mit ihren Kleinen bâäufig nur dieser Veranstaltung wegen die Hauptstadt besuchten. „Für Jung und Alt“ war die Weihnachtsausfstellung immer bestimmt, dies- mal aber ift dies auch ausdrücklih ihr Titel. Auf die kleine Welt ist hauptsächlich der erste, das Reich der Weihnachtsfee darstellende Saal bestimmt. Derselbe wird von einer Garde von ciesigen, auf Posta- menten ftehenden Nußknackern bewacht und ist von oben bis unten in grüne, glißernde Silbergaze gehüllt, während von der Dee und den Wänden goldene und silberne Blattzweige, Blumenranken und Palmenwedel herabhängen. Die Nischen zieren große, von Heyl gemalte Transparentgemälde, welche den Lohn der artigen und die Strafe der unartigen Kinder versinnlicen, während eine große Gruppe aus Gyps und Papiermaché die weihnachtliben und winterlichen Freuden darstellt. Die Wachsfigur der Fee selbst aber, im Hinter- grunde des Saales herabschwehend, scheint dem Besucher Glüct zu verheißen und ihn zum Eintritt in den vun folgenden Glückstempel mit seinen hübschen Gaben einzuladen, die durch den geringen Einsaß zum Wagen verlocken. Fenseits des großen * Königésaales soll in dem ersten kleinen Zwishensaal eine nickt rechtzeitig fertig gewordene Gruppe „Glückliche Kindheit“ Aufstellung finden; die größte und schönste Ueberraschung aber bietet der Rittersaal. Dieser ift in eine byzantiniscbe Klosterhalle umgewandelt, deren graue Mauern von Außen auf ein asketish düsteres Innere vorbereiten zu sollen scheinen. Ud in der That treten wir aub zuerst in eíne dunkele Halle, welche nur auf der einen Seite von großen Fenstern mit imitirten Glasmalereien, Bilder der Propheten darstellend, svärlich erhellt wird. Dann aber öffnet {ih dieselbe in einem langen Kreuzgange. Dieser von \{lanken, wie die Decke im by¿antinishen Style phan- tastish bunt bemalten und vergoldeten Säulen getragen, gewährt nach rechts durch vier Oeffnungen der Wand Pecrspektiven in das Innere des Klosters oder richtiger in die vier berühmtesten und ge- weihtesten Stätten des heiligen Landes, die armenische Kapelle, die Kapelle zu den drei Kreuzen, die heilige Grabeskapelle und die Kae pelle der Geburt Christi zu Bethlehem. Links aber bietet fih dem Beschauer ein herrliches Panorama des gelobten Landes dar, bestehend in einer Reihe carakteristischer Landschaftsmotive derjenigen heiligea Stätten, auf welcen der Erlöser einst wandelte. Durch richtige Beleuch- tung gewinnen die limrisse der Bergzüge und der Architekturen der von Hrn. Lüttkemeyer vortrefflich gemalten Dekorationsbilder eine plastische, geradezu täuschende Realität. In noch höherem Grade gilt dies von der Ansicht der heilizen Grabeskirhe in Jerusalem im Hintergrunde des Saales, welche, von erhöhtem Standpunkte aus gesehen, durchG Versaßstücke und figürlihe Stzffage ein frappant der Wirklichkeit getreues Bild bietet. Das Ganze if ein Meisterstück dekorativer Kunft und wohl dazu angethan, den Besucher in eine weihevolle Stimmung zu verseßen.

Im großen Königssaal {wingt Phantc\uz seinen Zauberstab: hier ommt eine phantastishe Posse von Ed. Jakobson zur Aufführung, wel je G. Michaelis mit sehr gefälltzer Mußk illustrirt hat. „Liebeg- zauber“ betitelt sih die dietjährige Gabe der dramatischen Weih- nachtsmuse, und sie ist nit \{chlechter als die früheren Zauberpossen, welche wir an dieser Stelle gesehen habenz ja eher noch besser, denn die Wahrschrciulichkeit macht darin nicht so ungeheuerliche Salto- mortales über alle irdishen Verhält:ifse hinweg, wie sie sonst dem Zuschauer in solchen, den Mustern des guten alten Raimund nac- gebildeten Bühnenerzeugnissen zugemuthet werden. Das Stück spielt theils im Reih des Königs der Träume, theils in unserer lieben Heimathitadt: Phantasos, das idealistische, gute, und Hylos, das materialistishe, böse Prinzip streiten sich um zwei Liebende, einen jungen Maler und die reizende Pflegetochter eines Droschenkutschers, und suchen jeder fie in ihre glück- oder verderbenbringende Gewalt zu ziehen. Der neckische, anmuthige Kobolt Phantasos überlistet aber {ließli doch seinen rohen, ungesclachten Widerpart durch un- widerstehlien Liebeszauber und vereinigt das Paar, welches in dem Hause des Vaters der Geliebten, eines reiben Geheimraths, mit dem hiederen Nosselenker Murrmann ein behagliches Heim findet. Die mit guten und schlechten Wien und Couplets rei ausgestattete Rolle des Leßteren fand durh Hrn. Meißner eine höchst komische und erheiternde Darstellung, während Frl. Wegner, als feine Pflegetochter Alma, rei{lich Gelegenheit hatte, ihr vielseitiges anmuthiges Talent nicht nur in d.r Gestaltung der Partie selbst, sondern auch in ernsten und parodistishen Gesangsoorträgen, dialektishen Impro- visationen und allen jenen kleinen Zügen zu entfalten, mit denen die beliehte Künstlerin sih die Gunst und Popularität zu erhalten weiß. Neben ihnen trugen aber auch namentlich Frl. Mejo (Christel, Murrmanns Frau), Hr. Wallner\(Maler Dornwall), Hr. Nieodt (Geheimrath Olbrich), Hr. Seydel (Hektor von Gurken), Hr. Kriete (Morpheus, König der Träume), Fri. Hellbronn (Phantasos) und Hr. Schmidt (Hyloë) zu dem heiteren Erfolge bei, welcher \chließlich dem Verfasser sogar einen Hervorruf eintrug. Mehrfach ist durch bhübshe Balleteinlagen für choreographische Divertisse- ments gesorgt, so daß also auch der Königssaal Jung und Alt die mannigfac\ten Abwechselungen bietet. Im Tunnel endlich erfreut hergebrahtermaßen vor, während und na der Vorstellung cine Tproler Gesellshaft durch Zitherspiel und lustige Jodler Diejenigen, welche der Restauratioa bedürftig in seine Räume hinabsteigen,

Im Belle-Alliance-Theater findet morgezs die bercits angekündigte Vorstellung zum Besten der Pensions- Anstalt der Genossenshaft deutscher Bühnen-Angehörigen statt. Zur Aufführung gelangt „Doktor Klaus“ von L'Arronge, mit Hrn. Virektor Lebrun in der Titelrolle und Hrn. Negisseur Kurz als Juwelier Griesinger.

Die Abtheilung für ausübende Tonkunst, welche an der hiesigen Königlichen Hocbschule für Musik besteht, veranstaltete gestern unter Leitung ihres Direktors des Hrn. Professor Joa chim un Saale der Sing-Akademie ihre crste Aufführung in diesem Winter. Zum Vortrage kam Haendels Oratorium Deborah. Das s{öne Werk wurde in sehr gelungener Weise zu Gehör gehracht. Sorgfältig vorbereitet und einstudirt , wie alle Aufführungen der Howschule, machte der Vortrag des Oratoriums einen ter präch- ligen Musik Händels durhaus würdigen Eindruck. Sowohl von den Chôrea, welche aus lauter Schülern und Schülerinnen der An- stalt bestehen, wie auch von dem Orchester, welches gleihfals bis auf cinige Blase-Jnstrumente, ganz von Schülern der Hochschule be- seßt war, kann man nur lobend berichten. Die jungen Kräfte hatten sih mit Frische, regem Eifer und aneckennenswerthem Berständniß ihrer Aufgabe ganz und voll hingegeben und maten ihrem Meister und Direktor alle Ehre. On COENTD _beifalls würdiger Weise wie die C6öre und der instrumentale Theil wurden die Soli vorgetragen. Das Alt-Solo der Barak fang Fr. Amalie Joachim mit jener Vollendung, wie sie bei dieser hervorragenden Bertreterin des Oratoriengesanges bekannt ift, bei welcher Wohlkiang der Stimme mit künstleri)cher Meisterschaft im Ausdrucke der musi- kalishen Empfindun, im s{chönen Vereine gepaart find. In der Besezung der Partie der Jaël war in leßter Stunde eine Aenderung eingetreten. Wegen plößlicher Erkrankung des Frl. Selle hatte Fr. Schultzen-von Asten dieses Solo Übernommen, welches die genannte Dame unge- achtet mangelnder Vorbereitung zu voller Geltung brachte Das Solo der Deborah sang Frl. Emmo Faller mit verständnißvollem Uusdruck und dew besten Erfolge. Die Männersoli wurden von drei jungen Herren, Schülern der Hochschule, ausgeführt, deren Stimm- material sowohl wie ihre Ausbildung und Schule zu guten Hoff- nungen berechtigen. Von dem zahireichen Auditorium wurde die Auf- führung, um welche sich Hr. Direktor Joachim durch die sichere, treffliche Leitung das Hauptverdienst erworben hatte, mit lebhaftem

Beifall aufgenommen.

A B P L M MveRs E D Dr A