1879 / 288 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 08 Dec 1879 18:00:01 GMT) scan diff

fast ausschließlich und Gerste zum größten Theil aus Oester- rei eingebraht wurden. Die Einfuhr von Hafer aus Ruß- land überwog nur unbedeutend diejenige aus Oesterreich.

Durch anhaltenden Schneestu r m sind auf den elsaß- lothringishen Bahnen, insbesondere auf den Linien Basel - Mülhausen - Weißenburg , Straßburg- Avricourt und Hagenau-Saargemünd erheblihe Betriebsstörungen eingetre- ten. Soldaten und Arbeiter sind an allen bedrohten Bahn- streden zur Hülfeleistung aufgeboten.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Königlich bayerischer Ober-Zollrath Shmidtkonz und Großherzoglich hessischer Ministerial-Rath Müller sind hier eingetroffen.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Staatssekretär des Ministeriums für Elsaß-Lothringen Herzog und Königlich bayerischer Ober - Regierungs-Nath Herrmann sind von Berlin wieder abgereist.

S. M. Kanonenboot „Wolf“, 4 Geshüße, Komman- dant Korvetten-Kapitän Bes, hat am 25. September cr. den Hafen von Chefoo verlafsen, ankerte am 27. desselben Mts. bei Tientsin, ging am 6. Oktober in See, erreihte am 10. Ok- tober den Hafen von Newchwang, verließ denselben am 14, traf am 15. wieder vor Chefoo eîn, ging am 16. in See und

ankerte am 19, Oktober cr. vor Shanghai. —S. M. S. „Hansa“ war am 4. November in Callao.

Vayern. München, 5. Dezember. (Allg. Ztg.) Bei der Vorberaihung der vier Steuergeseßentwürfe in der heutigen Sißung der Abgeordnetenkammer beantragten die Abgg. Freiherr von Stauffenberg, Dr. Jörg und Dr. Mar- quardsen, die Geseßentwürse an einen besonderen Aus\chuß von 21 Mitgliedern zu verweisen; dieser Ausshuß solle die Besugniß erhalten, vorbehaltlich der Bestimmungen der Ge- icäftéordnung der Kammer, seine Geschäftsordnung selbst fest- zustellen. Freiherr von Stauffenberg begründet den Ln- trag im Wesentlichen damit, daß bei der großen Wichtigkeit der Reform der direkten Steuern die Geseßentwürfe ein- gehende, ernstliche Vorberathungen und Vorarbeiten nöthig machen, welche während der kurzen Dauer der dermaligen, sowie der im Sommer bevorstehenden Landtags session nicht mögli sein würden. Deshalb folle die Staatsregierung um Vor- legung eines Geseßentwurses zur Berufung der Geseh- gebungsausschüsse ersucht werden, welche aber dahin zu be- ¡chränken seien, daß der Kammer vorbehalten bleibe, bei der seinerzeitigen Berathung der Geseßentwürse über jeden einzelnen Artikel unbeschränkt berathen und beschließen zu können. Der Redner betonte die Pflicht der Landesvertretung, das System der direkten Steuern festzustellen und zu fördern, und bat die Kammer, die Steuerreformfrage nicht vom Partei- standpunkt aus zu behandeln, da sie von diesem Standpunkte aus nit, jedenfalls nicht zum Heile des Landes, gelöst wer- den könne. Der Abg. Dr. Jörg schloß si den Ausführungen des Vorredners in allen Punkten an und zwar Namens seiner politishen Freunde. Der Antrag wurde hierauf mit Ein- stimmigkeit angenommen. Die Kammer berieth dann den Antrag des Frhrn. von Hafenbrädl bezüglich einer Abänderung ves Gesetzes wegen der Einrichtung des die Kunststxaßen befahrenden Fuhr- werks. Nach kurzer Debatte wurde der Antrag mit 69 gegen 61 Stimmen abgelehnt. Die nädhste Sizung wird am Mittwoch künftiger Woche stattfinden; für dieselbe steht auf der Tagesordnung die Vorberathung des Gesetzentwurfs, be- treffend die Neujahrsgelder der Jîraeliten. Sodann folgt. diet Berathung des Etats der Staatseisenbahnen.

Die seit dem 1. d. M. an den Sizen der aht Kreis- regterungen zur Berathung der Kreisangelegenheiten ver- sammelten Landräthe haben bei der Konstituirung ihrer Bureaux meist die früheren Präsidenten und Schriftführer wiedergewählt.

Unser Stadtmagistrat hat heute in einex Vor- mittags: und einer Abendsißung den Gemeinde-Etat Pro 1880 berathen und s{chließlich mit allen gegen drei Stimmen beschlossen, daß für das genannte Jahr eine Gemeinde-Umlage von 110 Prozent der Staatssteuer erforderlich sein Wid, Um 20 Prozent mehr als im laufenden Jahre.

Baden. Karlsruhe, 4. Dezember. (K. B Ote neue landesherrlihe Verordnung bestimmt in Betreff der weltlichen Feier der Sonn- und Festtage, daß den in §. 1 der Verordnung von 1869 aufgesührten Feiertagen für die Gemeinden, in welcher die katholische Konfestion allein Pfarrrechte hat, der Frohnleihnamstag, für die Gemeinden, in welchen die evangelische Konfession allein Pfarrrechte hat, der Charfreitag hinzutritt. Eine zweite Verordnung bestimmt, daß vom 24. April 1880 an in jeder Volks \chuke so viele Lehrer anzustellen sind, daß auf einen dauernd niht mehr als 100 Schulkinder kommen; nur aus sehr erheblihen Gründen können es mehr sein, jedoch nie über 130. Jn der heutigen Sißung der Zweiten Kammer wurde von den Abgg. Stäf, von Feder, iestr u. a. eine Interpellation an die Groß- herzogliche Staatsregierung eingebracht: Welche Stellung die- M dem im Reichstage vorgeschlagenen W ucherge seß einnehme,

Sachsen - Coburg - Gorga. Coburg, 4. Dezember. (Dr. J.) Gestern ist eine landesherrlihe Verordnung vom 29. v. M. publizirt worden, welche \ih auf den Malz- aufshchlag im Herzoglihen Amte Königsberg in Franken bezieht. Auf Grund der Bestimmungen des Staatsvertrages zwischen der Herzoglihen und Königlich bayerishen Staatsregierung, betreffend den Anschluß des Amtes Königsberg an das Zoll- und Steuersystem Bayerns, wonach die geseßlihen Bestimmungen über den Malzaufschlag in diejem Amte mit der bayerischen Geseßgebung in Ueber- einstimmung zu erhalten snd, sind nach dem Vorgange Bayerns verschiedene Abänderungen des Gesehes über den Malzaufshlag erfolgt. Unter ÄAn- derem ist bestimmt, daß von dem Hektoliter unge- brochenen Malzes ohne Unterscheidung zwishen trockenem und eingesprengtem Malze und ebenso von dem Hektoliter des zur Grünmalzbereitung für aufslagpflichtige Fabrikation bestimm- ten Getreides als Malzaufshlag der Betrag von 4 Á, von dem Hektoliter des zur Bierbereitung bestimmten Malzes der Betrag von 6 46, vom 1. Januar 1882 an der Betrag von 1 M, na der in der Mühle oder am Betriebsorte vorgenommenen Abmessung zu erheben ist. Diese Verordnung, welche nur für das im nördlihen Theile des Königreihs Bayern gelegene Herzogliche Amt Königsberg Gültigkeit hat, tritt mit der Ver- Undigung in Wirksamkeit.

diesseitigen

Oesterreich -: Ungarn. Wien, 6. Dezember. Wie die „Pr.“ a BiID der Aufenthalt des Hofes in Gödöllö mit 14. d. M. beendet. Am 15. d. M. langt Zhre Majestät die Kaiserin mit der Erzherzogin Valerie hier an und verbleibt während des ganzen Winters in Wien.

Wie die „Wiener Abendpost“ schreibt, hat der Kaiser Franz Josef sofort nah dem Eintreffen der Nachricht von dem Attentate auf den Kaiser von Rußland diesem telegraphisch seine Glückwünsche übermittelt. Dem in der Kapelle der russischen Botschaft abgehaltenen Dankgottesdienste wohnte in Vertretung des Kaisers von Oesterreich der General- Adjutant FML. von Beck bei. :

Der Budgetausschüß des Abgeordnetenhauses hat die Vorlage der Regierung, betreffend die Forterhebung der Steuern für das erste Quartal 1880, mit einem von dem Abg. Gomperßz beantragten Amendement, wonach dem Finanz-Minister 15 Millionen der neu emittirten Rente über- geben werden sollen, angenommen. E

Anläßlich der in den leßten Tagen auf der hiesigen tehnishen Hohschule stattgehabten Vorgänge hat der Unterrichts-Minister, da die von dem Professorenkollegium angewendeten gütlihen Mittel ohne Wirkung geblieben sind, in einem Erlaß vom heutigen Tage strenge Maßnahmen ver- fügt, den Studirenden eine cinjährige Relegation eventuell die Relegation von allen te{nischen Hochschulen angedroht und nöthigenfalls das Einschreiten der Sicherheitsorgane angeord- net, jowie sür den Fall, daß die Unordnungen fortdauern L die Schließung der Anstalt für ein Jahr in Aussicht gestellt.

Der Geseßentwurf „über die Verlängerung des mit dem Deutschen Neiche am 16. Dezember 1878 abgeschlossenen Handelsvertrages, eventuell über die provisorische Sicherung der bezüglichen Handels- verhältnisse“ lautet im 8. 1:

„Das Ministerium wird ermächtigt, den mit Deutschland am 16, Dezember 1878 abgeschlossenen und am 31. Dezember 1879 ab- laufenden Handelsvertrag bis zum Abs{luß eines neuen Handelsver- trages, jedo läugftens bis zum 30. Juni 1880, entweder ganz oder theilweise verlängern zu können. Wenn und tinfofern der Vertrag nicht verlängert werden follte, wird das Ministerium au dazu er- mächtigt, bis zu dem erwähnten Zeitpunkte einzelne Bestimmungen dieses Vertrages im Verordnung#wege aufrec;terhalten zu können, und infofern sih eine ardersartige Negelung der betreffenden Handels- beziehungen dringend nothwendig erweisen follte, inzwishea die ent- sprechenden Verfügungen treffen zu können“.

Das Jahr 1878 hat si, obglei cs an Spielgelegen- heit seinem Vorgänger in keiner Beziehung nachstand (es hatte gleih dem unmitelbaren Vorjahre im Ganzen §874 Lotto- ollekturen und 219 Ziehungen), was scin Gesammterträgniß anbelangt, als das für den Staatsshaß am mindesten gün- stige des leßtabgewichenen Trienniums erwiesen. Denn mwäß- rend das Totalerträgniß im Jahre 1876 8 306 829 Fl. un im Jahre 1877 8 976 584 Fl. errcihte, minderte si dasselbe auf den Betrag von 8172377 Fl. herab. Nur Kärnten, Böhmen, Galizien und Dalmatien haben eine Erhöhung des Erträgnisses aus dem Lottogefälle aufzuweisen.

Wie man dem „Pester Lloyd“ von hier berihtet, wird auf Anregung des General-Auditors Boroviczka Nitters von Themen in der 4. Abtheilung des Neichs-Kriegs-Ministeriums schon seit einiger Zeit an einem umfassenden Memoire über den Wucher gearbeitet, welhes nach der demnächst zu erwartenden Beendigung als Beitrag zur Wuchergeseßgebung de Justiz - Ministerin De terreihs und Ungarns übergeben erden wird. Wies Pfkirift d Auditoriats stüßt ih auf intlich erhobenes, statistisches Material über die Verheerungen, welche der Geldwucher seit 1866 in den Reihen des Offizier- corps angerichtet hat. Gleichzeitig s{hreibt man dem genannten Blatte, daß auch die in allen militärischen Kreisen auf das peinlihste berührende Angelegenheit des im K. K. Militär- Geographishen Jnstitut kommandirt gewesenen und wegen Defraudation von etwa 5000 Gulden verhafteten Hauptmanns von Pokorny auf Wucherschulden zurückzuführen sei. Da dieser Offizier einen ursprünglich ganz unbedcutenden Sqchuld- betrag zum Verfallstermin nicht berihtigen konnte, so ver- pfändete er seinem Gläubiger, cinem in der Wiener Garnison [eider nur zu wohlbekannten Wucherer aus der Leopoldstadt, die Quittung über die halbjährigen Juteressen der Heiraths- faution seiner Frau. Von da aus entwickelten ih sodann die Dinge weiter von Stufe zu Stufe.

Pest, 6. Dezember. Bei der heute Vormiltags vorge- nommenen Restauration des hauptstädtischen Munizipal-Aus- schusses wurde Karl Rath mit 295 gegen 16 Stimmen neuerdings zum Ober-Bürgermeister gewählt,

Das Oberhaus hat heute die Geseßentwürfe, be- treffend die Abschaffung der Luxussteuer, die Einführung einer Gewinnsteuer und die Erhöhung des Petroleumzolles an- genommen.

Seweiz. Bern, 4. Dezember. (Bund.) Der Bundes- E hat den geseßgebenden Näthen ein Nachtragskredit- begehren für 1879 im Betrage von 783 315 Fr. (eins{hließlich 414 024 Fr. erste Amortisationsquote an die Kosten der Gotthardbahn) unterbreitet.

Der Nation alrath hielt gestern mit 41 gegen 38 Stimmen an seiner Priorität in Behandlung der Civilrechts- geseße fest und begann sodann die Berathung des Geseß- entwurfs, betreffend den Shuy der Handels- und Fabrik- marken. Die Aufnahme einheitlicher Strafbestimmungen in das Gese wurde nah längerer Debatte mit 47 gegen 37 Stimmen beschlossen.

Der Ständerath gewährleistete die Verfassungsdekrete der Kantone Uri, Genf und Neuenburg. Das von Uri ent- hält eine Neorganisation des urnerischen Gerichtswesens. Die zwei Genfer Dekrete führen das Fatultativreferendum ein und theilen den Kanton in 24 Abstimmungsorte. Das Neuen- burgishe Dekret führt ebenfalls das Fakultativreferendum ein.

Frankreih. Paris, 6. Dezember. (C. Zkg.) Der Senat beginnt am Montag die Budgetberathung. Jules Simon wird am Montag dem Senat seinen Bericht über das Geseß für den höheren Unterricht vorlegen. 7. Dezember. (W. T. B.) Die zum Besten der Uebershwemmten in Murcia projektirte Wohlthätig- keits-Vorstellung im Hippodrom sowie der Verkauf des Journals „Paris-Murcie“ zu gleihem Zweck sind des \chlech- ten Wetters und starken Schneefalls wegen auf den 18, d. M. verschoben worden.

8, Dezember. (W. T. B.) Jn Cambraiï wurde gestern der Republikaner Cirier zum Deputirten gewählt. Der bonapartistishe Gegenkandidat desselben, Amigues,

G i E S o E

unterlag.

Spanien. Madrid, 8. Dezember. (W. T. B.) Daz gesammte Ministerium hat seine Entlassung eingereicht

Jtalien. Nom, 4. Dezember. (Jtalia.) Die „Gazzetta

ufficiale“ meldet, daß dur Dekret vom 30. November dex Contre-Admiral Andrea del Santo auf sein Ansuchen von Marine-Ministerium

dem Amte eines General-Sekretärs im enthoben worden ist.

Türkei. Konstantinopel, 5. Dezember. Der 2B0L. Corr.“ wird gemeldet: Für die in Konstantinopel befind- lihen zahlreihen slavischen Angehörigen der öster- reihisch - ungarischen Kolonie griechi#\ch - orien- talisher Konfession ist in der von dem Patriarchen zy diesem Behufe vorläufig angewiesenen Kirche San Nicola ein eigener Gottesdienst eingerihtet worden. Der aus Desterreih berufene Pater Gregoric zelebrirte die erle Messe, weler eierlileit außer den voll gählig erschienenen griecis - orientalishen Angehörigen der österreihish-ungarishen Kolonie und vieler Stammes- genossen auch der Kaiserlißhe und Königlihe Vot: schafter mit dem Boischaft3- und Konsulat3personale beiwohnte, Kirchengebete für das Wohl Sr. Majestät des Kaisers Franz «osef und die Absingung der Volks3hymne in slavischer Sprade bildeten die erhebendsten Momente der Feier. Die Einführung eines eigenen Gottesdienstes für die orthodoren Slaven unter österreichishem Protektorate wird von denselben dankbar anerkannt und freudigst begrüßt. Bisher waren die- selben auf den Vesuh der entlegenen bulgarischen Kirchen oder der russischen Kirche angewiesen.

Den „Times“ wird unter dem 28. November gus Konstantinopel berichtet: Die Armeec-Neorganisationskommission hat soeben den ersten Theil ihrer Arbeiten beendigt und da- mit den Beweis geführt, mit welher Schnelligkeit die Türken Reformpläne auszuarbeiten verstehen, wenn es ihnen wirkli darum zu thun ist. Der großartige Plan der Neorgani- sation der Armee ist in zehn Tagen ausgearbeitet und dem Sultan unterbreitet worden. Die Hauptzüge des Planes sind: Eine Verminderung des aktiven Dienstes auf zwei Jahre sür die Jnfanterie und drei Jahre für die Kavallerie und Artillerie; ein stehendes Heer von 100000 Mann in Friedenszeiten, welhes im Falle eines Krieges rasch auf 1 600 000 vermehrt werden kann ; die Feststellung des Armee- budgets auf 6 000 000 türkische Livres ; die Konfskription ohne Unterschied der Glaubensbekenntnisse. Der Plan soll die warme Billigung Baker Paschas und des Obersten Dreysse beide sind Mitglieder der Kommission gefunden haben ; ob derselbe zur Ausführung kommt, ist noch fraglih. Auf Empfehlung des britischen Botschafters hat der Sultan RNustem Pasha zum General-Gouverneur der Provinz

Erzerum ernannt.

6. Dezember. (W. T. B.) Die näthste Sizung der griehisch-türkishen Kommission ist noch hinaus- geshoben worden, weil die Pforte in Folge des [leßten griechishen Memorandums darauf bezügliche topographische Erhebungen veranlaßt hat. Die Sizung findet voraussict- lich am nächsten Montag oder Dienstag statt. Die hier vor- liegenden Nachrichten in Betreff der Uebergabe von Gussin je an Montenegro lauten befriedigend.

7. Dezember. Der französische Botschafter Fournier hat den Empfang der ihm von der Pforte amtlich mitgetheil- ten Schriftstücke, des Dekretes über die Verwaltung der in- und ausländischen Staatsschuld und dex Finanz- konvention bestätigt, sich jedoch die Würdigung derselben seitens seiner Regierung vorbehalten.

Das „Reutershe Bureau“ meldet, das hiesige diplo- matishe Corps sei einstimmig der Ansicht, daß, wenn die Gerüchte von dem Angriff derx Montenegriner durch die Albanesen sih bestätigen sollten, die Pforte eine Verantwortung hierfür niht treffen könne, da die Pforte alles ihr Mögliche gethan habe, um einen Konslikt zu verhindern. Dem englischen Botschafter Layard sind z U- friedenstellende Berichte aus Kleinasien zugegan- gen, wo sih in Folge kräftigen Vorgehens der türkischen Be- hörden die Lage gebessert hat.

Philippopel, 6. Dezember. Die Budget-Kom- misjion der ostrumelischen Provinz'’al versamm- lung hat die Aufhebung des Papiergeldes, die Reduzirung der Gehalte der hohen Funktionäre und die Verminderung des Personals in der Verwaltung beshlo}sen.

Numänien. Bukarest, 6. Dezember. (W. T. B) In der heutigen Sizung der Deputirtenkammer machte der Minister des Auswärtigen die Mittheilung, daß die italie- nische Regierung die Unabhängigkeit Numäniens anerkannt und die Ernennung Tornielli’'s zum italienischen Gesandten beim rumänischen Hofe bestätigt habe.

7. Dezember. Die Deputirtenkammer hat heute mit 71 gegen 42 Stimmen beschlossen, die Eisenbah nvorlage in Erwägung zu ziehen; die definitive Annahme derselben erfolgt voraussichtlich hon morgen. Es gelten einige Abänderungen der Vorlage für wahrscheinlich, die jedoh nit das Wesen des Gesetzes berühren, sondern demselben eine größere Tragweite sichern sollen.

Bulgarieu. Sofia, 6. Dezember. Das „Reutersche Bureau“ meldet von hier: Fürst Alexander habe, nah- dem die Bildung eines liberalen Kabinets vergeblich versucht E die Nationalversammlung durh Dekret auf- gelöst.

7, Dezember. (W. T. B.) Die Auflbsung. der Nationalversammlung hat die Oppositionspartei in große Bestürzung verseßt; das bisherige Ministerium wird bis auf Weiteres im Amte verbleiben.

Montenegro. Cettinjé, 7. Dezember. (W. T. B.) Der montenegrinische Posten bei Velika, 300 Mann stark, wurde am 2. d. M. von angeblih mehreren tausend Albanesen überfallen und hart bedrängt, weshalb 4 bis 5 Bataillone Montenegrinec in Aktion treten mußten. Die Albanesen wurden s{ließlih zurückgedrängt. Die Verluste sind auf beiden Seiten nicht unbeträchtlich. Seitens der Re- gierung sind 2 Bataillone zur Verstärkung abgesandt. Weitere Details fehlen noch.

Nr. 286 des Armee - Verordnungs-Blatts*“ hat folgenden Inhalt: Verordnung, betreffend die Abänderung beziehungs- weise Ergänzung der Bestimmungen über die Ta egelder, Fuhrkosten und Umzugskosten der Reichsbeamten, vom 19. November 1879, Ergänzung der Bestimmungen des §, 32 des Geldverpflegungs-Regle- ments für das preußische Heer im Frieden. Amtliche Einführung

‘Drontheim.

Verfahren zur Erledigung der bei Stempelrevifionen von Notariats-

eines Normalhöhenpunktes flir das Königreich Preußen. Verände- xung der Packordnung für die Sanitätêwagen der Sanitätsdetache- ments. Die Ersaßbehörden der Ministerial- und der dritten SFnftanz für Elsaß-Lothringen. Gröffnung der Eisenbahn Malchin- Maren und der Eisenbahnstrecke Graudenz-Laskowitz.

Nr. 74 des „A mtsblatts der Deutschen Reichs-Poft- und LTelegraphenverwaltung“ hat folgenden Inhalt: Ver- fügungen: Vom 3. Dezember 1879, Statistik des Waarenverkehrs des deutschen Zollgebiets mit dem Auslande; vom 2. Dezember 1879. Schluß der Post-Dawpfschifffahrten auf der Linie Hamburg-

Nr. 25 des Central - Blatts der Abgaben-, _Ge- werbe- und Handel8geseßgebung und Verwaltung in den Königlich Preußishen Staaten enthält : Anzeige der in rer Gesetz- Sammlung und im Reichsgeseyblatte erschienenen Geseßze und Ver- ordnungen. AÄAlUgemeine Verwaltungsgegenstände: Geldsendungen bis 400 M an au8wärtige Privatpersonen durch Postanweisungen.

aften streitig gebliebenen Erinnerungen. Verrechnung von Ge- rihtsfosten und Kostenvorshüssen. Kautionsbestelung der mit den Zwangsvollstreungen im Verwaltungszwangsverfahren zu beauftra- genden Beamten. Veränderungen in dem Stande und in den Be- sugnissen der Zoll- und Steuerstellen. JIndirekte Steuern : Abfer- tigung des nah der Pfalz ausgehenden Bieres und Branntweins. :Cinfuhrverbot von Weinreben 2c. Behandlung von Retourwaaren, welche wegen Gewährung einer Abgabenvergütung in das Ausland gesandt worden sind. Personalnachrichten.

Neich3tags- Angelegenheiten.

Im 1. Gumbinner Wahlbezirk (Tilsit-Niederung) hat von 11 743 abgegebenen Stimmen der Regierungs-Präfident vonS chli e k- mann in Gumbinnen 5890, Hauptmann Wander-Carlberg 5833 Stimmen erhalten, M ist e der Erstere zum Mitgliede des NMReichstag?es wiedergewählt worden. s i ut L A A Wahlkreis (Gmden-Leer-Nor- den) ift an Stelle des Abg. ten Doornkaat-Koolmann, welcher sein Mandat niedergelegt hat, der Anitsrichter von Begulieu-Mar- conay in Norden mit 5682 gegen 5369 Stimmen, welche der Ne- gierungs-Nath Fastenau in Berlin erhalten hat, zum Mitgliede des Reichsta1s gewählt wxrden.

Landtags: Angelegenheiten.

Der Etat der Bauverwaltung eins{ließlich der Central- verwaltung des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten für das Jahr vom 1. April 1880—81 weist eine Ginnahme nach von 1300 597 Ab. gegen 1134092 # des vorigen Etats, mithin mebr 166 505 A Dieses Mehr resultirt zum größten Lheil aus den Mehreinnahmen von 154 860 4, hei der Position „Einnahmen aus der Ruhrsciff- fahrts- u. Nuhrhafenverwaltung“, welche in diesem Gtat mit 772000 46 figurirt gegen 617 140 F des vorigen Gtats. S Die dauern - den Ausgaben s{ließen ab mit 16659803 H E 44 449 J Tünftig wegfallend) gegen 16294072 4, mithin mebr 369 731 J Das Ministerium erfordert 670 925 4 (+ 21 725 A). Die Bauverwaltung 15 825 258 A gegen 15 449 172 4 des vorigen Etats, mithin mehr 376 086 A4 Die einmaligen Und außer- ordentlihen Ausgaben beziffern sib auf 13 929 239 4 Unter denselben sind folgende Poften ausgeworfen: Für die Negulicung des Rheins von Bingen abwärts, der Weser von Minden bis Bremen, der Glbe, der Oder von der Mündung der Neisse abwärts, der Weichsel im Regierungsbezirk Marienwerder 5 333 000 46 Für den Rhein ist für dieses Ctatsjahr, in welchem zunächst die Vorberei- tungen zu der beabsichtigten beshleunigteren und umfasfenderen Neguli- zung getroffen werden sollen, einstweilen nur ein Betrag von 1200000 6 bestimmt worden. Als Zuschuß zu anderweitigen Stromregulirungen * sind 500000 4 in Anfaß gebracht. Die dem Etat beigegebene Erläuterung bemerkt hierzu: Es wird beabsichtigt, für die Regulirung der übrigen größeren Strôme dem Landtage so- bald als irgend thunlich gleihe Bau- und Finanzpläne vorzulegen, wie dies bezügli des Nheins, der Weser, der Glbe und der Oder in der gegenwärtigen Session geschieht. Sobald Über den plan- mäßigen Ausbau auch dieser Ströme eine Verständigung erzielt sein wird, sollen die für diesen Ausbau erforderlichen Mittel lediglich dur das Extraordinarium verfügbar gemacht und der Ctatsfonds des Ordinariums seizer eigentlichen Bestimmung na nur zu kleineren Neu- und Umbauten auf sämmtlichen Strömen, nicht aber mehr zu den Kosten der systematischen Regulirung der großen Schiffahrts- straßen herangezogen werden. Zur Kanalisirung der oberen Netze find auf die zu 3 450 000 4 veranschlagten Gesammtkosten durch den Etat für 1878/79 als erfte Rate 1000 000 Æ# und durch den jeßt geltenden Gtat als zweite Rate 300 000 4 bewilligt. Zur ent- sprechenden Förderung dieses Unternehmens ijt für dieses Etatsjahr die Bewilligung -einer toeiteren, dritten, Nate_ von 1 000 000 M. erforderli. Zur Regulirung des Berliner Schiff- fahrtskanals bei der Belle-Alliance-Brücke sind 250 000 A6 zum Ansatz gebraht. Zum Bau des Ems-Jade- Kanals und für die in Verbiabukg mit diesen projektirten Bauausführungen siand als 3, Rate 100 000 M in Ansprud genommen. Das Projekt wegen Erbauung des Ems-Jade-Kanals, einschließli) der durch dasselbe bedingten Umgestaltung der Hafenanstalten in Emden und der Eat- iwässerunganlagen in einem Theile des sogenannten Emder Pegel- verbandes ist, nachdem die mit den betheiligten Gemeindeverbänden und sonstigen Interessenten eingeleiteten Verhandlungen beendet, nuu- mehr und zwar im Wesentlichen in Uebereinstimmung mit den bisheri- gen Plänen, definitiv festgestellt. Nach den bereits surerrevidicten An- \{lägen werden die Gesammtkosten, welche fiüher auf 10026000. übers lagen waren, eine unerheblihe Steigerung erfahren. Seitens der betheiligten Gemeinden uud sonstigen Korporationen werden zu den fraglichen Kosten 1 387 3C0 4 beigesteuert und sind bereits duc den Staatshaushalts-Etat bezw. für 1874 und 1878/79 resp. 600 000 6 und 400 000 4 bewilligt, Mit Rücksicht auf die für das Baujahr 1880/81 noch zur Verfügung stehenden Mittel ist im vorliegenden Etat eine dritte Nate von nur 190 000 4. in Anspruch genommen. Im Ganzen sind zum Bau von Schiffahrtskanälen, Schleusen, Häfen ausgeworfen 1735200 4 Zu Seehäfen und Seeschiffahrts- verbindungen sind in Ansa gebracht 3 170 455 M Hiervon sind bestimmt: für den Hafen von Menel, weitere Nate, 180 000 M; für den Hafen von Pillau, weitere Nate, 1000000 46; sür den Hafen von Nevfahrwasser, weitere Nate, 612 580 4; für die hinterpommer- \chen Häfen, weitere Rate, 317 200 46; Staatsbeihülfe zur Ver- besserung des Elbinger Hafens, Nest, 140000 4 Weitere Staat3- beihülfe an die Stadt Hadersleben zur Verzinsung und Amortijation ihrer Hafenschuld, sowie zur Unterhaltung und Verbesserung des Fahrwassers in der Föhrde 18 675 4 Zur Fortseßung der Boll- werksbauten in Swinemünde 50000 4, zum Neubau der Harburger Hafenschleuse, leßte Rate, 352000 4; die Fortsegung der zum Schuße und zur Grhaltung der oftfriesishen Jufeln Borkum, Norderney, Baltrum, Spiekeroog, Juist und Longeroog seit dem Jahre 1874 in größerem Umfange begonnenen Strand- und Dünen-Schugzanlagen macht die Bewilligung einer weiteren Rate von 300 000 erforderlid. Zum Bau von Straßen, Brüen, Dienftroohnungen roerden erfordert: 3 190 580 6 Hiervon find aus- geseßt: zumNeubau der Pregelbrücke bei Weblau, 1. Rate, 260 000 4, zum Neubau der Oderbrücke bet Küstrin, 3. Rate, 400 (00 Æ, zum Neubau des RNegierungs- und Ober-Präsidialgebäudes in Königsberg, weitere Rate, 500 000 4, zum Neubau des Dikasterialgebäudes in Danzig, weitere Nate, 600 000 46, zum Neubau des MNegierungs- gebäudes in Cassel und zur inneren Einrichtung desselben, letzte Rate,

Statistisbe Nachrichten.

Semäß den Veröffentlibung:n des Kaiserlichen Gesund- heitsamts find in der 48. Jahreswoche von je 1000 WBe- wohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 22,1, in Breslau 23,1, in Königsberg 28,2, in Cöln 23,8, in Frankfurt a. M. 17,7, in Hannover 14,0, in Cassel 19,3, in Magdeburg 24,7, in Stettin 17,0, in Altona 21,5, in Straß burg 28,8, in München 32,3, in Nürnberg 18,7, in Augsburg 32 8, in Dresden 19,3, in Leipzig 23,2, in Stuttgart 14 7, in Braunschweig 29,0, in Karlsruhe 18,7, in Hamburg 25,7, in Wien 26,4, in Buda- pest 32,6, in Prag 31,2, in Triest 30,9, in Basel 22,7, in Brüssel 21,4, in Paris 24,4, ia Amsterdam 20,7, in Kopenhagen 36,0, in Stodholm ‘19,1, in Christiania 15,2, in St. Petersburg 31,2, in Warschau 24,7, in Odessa —, in Bukarest 45,5, in Rom 38,9, in Turin 29,5, in Athen —, in Lissabon 28,2, in London 26,0. in Glasgow 16,6, in Liverpool 28,6, in Dublin 31,3, tn Edinburgh 20,2, in Alerandria (Egypten) 30,9. Ferner aus früheren Wochen: in New- Pork 23,5, in Philadelphia 13,0, in St. Louis 11,7, in Chicago 16,4, in St. Franzisko 13,1, in Calcutta 24,4, in Bombay 36,8, in Tiadras 35,2. 5 4

Die beim Beginn der Woche an den meisten deutschen Beobach- tungsstationen Sorberriden a westlichen und südwestlichen Luftstrô- mungen gingen bald allgemein in nordwestliche und am 25. in nord- östliche um. Die Temperatur dec Luft sank tief unter das Durcb- \chnittêmaß, in Heiligenstadt bis unter 16 Grad C. Ja den leßten Tagen der Woche ging der Wind unter langsamer Wärme- zunahme über Nordwest nah West und Südwest, nur in Süddeutsch- [land blieb Nordoft vorwaltend. Niedersbläge fanden meist in Schnee- form statt. Dec Luftdruck stieg in den ersten Tagen der Woche rasch. Vom 25. an sank er langsam. : :

Die Sterblichkeitsverhältnisse der meisien größeren Städte Europas zeigen im Vergleich zur vorhergegangenen Woche wenig Ver-

London, werden die Sterblichkeitsverhältnißzablen größer. Die allge- meine Sterblichkeitsverßältnißzahl für die deutshen Städte sank von 23,4 der vorangegangenen Woche auf 23,2 (auf 1009 Bewohner und aufs Jahr berechnet). Der Antheil des Säuglingsalters an der Ge- sammisterblihkeit war wenig von derjenigen der vorhergegangenen Woche verschieden. Von 10 000 Lebenden starben aufs Jahr berechnet 71 Kinder unter 1 Jahr gegen 70 der Vorwoche (in Berlin 70 Jegen 77).

E e den Todesursachen erfuhren die meisten Infektionskrank- heiten Rückgänge, nur Masern, Unterleibstyphen und in außer- deutschen Städten auch die Pocken, fanden weitere Ausdehnung, Masern berrschen besonders in Leipzig, Nordhausen, Erfurt, Wien, London, Liverpool und in Kopenhagen. Das Sarlachfieber grassirt in Bukarest und Hamburg und fordert auch in Hagen viel Opfer, hat dagegen in Duisburg und Straßburg nachgelassen. Auch diphtherishe Affektioaen verliefen in Berlin, München, Dauzig, Stuttgart, Wien, London milder, in Dresden, Straßburg und §topenbagen stieg die Zahl der Todesfälle. Sterbetälle an Unterleibs- typhus wurden in Berlin, München, Neustadt-Magdeburg, St, Peters- burg und Wien häufiger. Die Zahl der Grkrankungen an Unterleibe- typhus nahm jedoch in Berlin ab, wogegen ih die an Nükfallsfieber mehrten, bis jeßt jcdoch mit ungewöhnlih mildem Verlaufe, Todet- fälle an Flecktyphus werden aus London 1, aus St. Petersburg 2 gemeldet. Darmkatarrhe der Kinder zeigten sich fast in allen arößeren Städten seltener, auch in München und St, Petersburg ist die Zahl der dadur bedingten Todesfälle eine namhaft Tleinere. Der Keuchhusten hat in Cöln, Elberfeld ab-, in Hamburg wieder etwas zugenommen. Pockentodesfälle waren in Wien, Pest, Prag, Krakau, London, St. Petersburg, Warschau, Cadix häufiger, in Paris sank die Zahl derselben ein wenig, in Bukarest blieb sie die gleiche wie in der Vorwoche. Aus Genf werden 2, aus Berlin und Danzig je 1 Polkentodesfall gemeldet.

Nach den im Dru erschiencnen Verhandlungen des Zweiten Provinzial-Lapdtages . der Provinz West- preußen vom 28, bis 26. März 1879 umfaßt die am 1. April 1878 gebildete Provinz Westpreußen 2576597 ba mit 1330078 Einwohnern nah der Zählung vom Jahre 1875 und einem JIst- auflommen von 5103052 4 49 H an direkten Staatssteuern. Die Provinz besißt an Jngen Instituten die Provinzial- Hebeammen- Lehranstalt zu Danzig, die drovinzial-Jrren-Heil- und ameit zu Schweß, die Provinzial-Taubstummenanstalt zu Marienburg und die Provinztial-Besserungsanstalt zu Graudenz; ferner 2 Grundstüde in Danzig UND 09 Chaussee-Ctablisfements. Jn der Provinz bestehen zwei Ackerbaushulen, zu Wentfin (Kreis Berent) mit 12 Zöglingen und zu Carlsruhe (Kreis Dt. Crone) mit eben- falls 12 Zöglingen. Beide Schulen erhalten Provinzialzuschuß. Dec Pferdeversicberung8fonbds hatte Ende März 1879 einen Reserv-- fonds von 21270 M; vorhanden waren am 10. Januar 1878 191 292 Pferde, an Entschädigung für 227 wegen Roßkrankheit getödtete Pferde wurden 37 003 M. bezaßlt; die in 1878—79 ein- gezogenen Beiträge ergaben 38 254 /6 Der Rindviehversicherungsfonts hat 29541 4 Reservesonds. Der Rindviehbestand betrug am 10. Januar 1878 384 930 Stück. Am Versicherungébeitrag wurden nur 5 pro Rind ausgeschrieben, was 19 246 M ergab; die Entschädigungen beliefen sfih nur auf 2172 6. für 18 Stück getödtetes Vieh. Der Pro- vinzial-Stipendienfonds hatte Ende März 1879 5835 6 Bestand, der Krankenpflegefonds 41 700 6. in Pfandbriefen 2c. und 908 e. baar; aus den Zinsen des leßteren wurden 46 Arme mit zusammen 947 M unterstüßt. An unterstüßungsbedürftigen Veteranen aus den Feldzligen 1806—1815 lebten in der Provinz Westpreußen im Früh- jahr d. J. noch 141, zu deren Unterstüßung 9922 H. in den laufen- den Gtat eingestellt find. Aus dem Provinzial-Hülfskassenfonds sind der Provinz Wesipreußen incl. der ausstehenden Forde- rungen und Zinsen 1588935 # üÜbe:wlesen worden. Die Provinz hat zur Verstärkung des Fonds 2 Millionen Mark 45 prozentige Provinzialobligationen ausgegeben, denen 2687 477 6 Aktiva gegenüberstehen. Aus dem Provinzial-Melio- rationsfonds sind der Provinz 161 370 4 überwiesen worden. Aut- gaben aus diesem Fonds sind nicht vorgekemmen, auch lagen Dar- lehn8anträge nicht vor. Das Vermögen des vom Landesdirektor am 12, Juni 1878 übernommenen Landarmenwesens belief sich auf 18066 M baar und 143517 # in Dokumenten. Dazu waren bis ult, März 1879 464192 & Einnahmen ge- treten, von denen 345800 M Ausgaben in Abgang kamen. In der Provinzial-Irrenanstalt zu Schweß befanden sich Ende Januar dieses Jahres 185 Männer und 184 Frauen. Jn der Taubstummenanstalt zu Marienburg waren in der Zeit vom 1. Ja- nuar bis 30. September vorigen Jahres 116 Zöglinge untergebracht. Die Taubstummen-Hülfsanstalten zu Berent, Danzig, Elbing, Oliva, Pr. Stargardt, Graudenz und Schlochau zählten 237 Schüler.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Graf Moltke und der preußische Generalstab. Von A. Freiherrn von Fircks, Hauptmann a. D. und Mitglied des König- lichen preußischen ftatistischen Bureaus. Mit dem Porträt des Ge- neral-Feldmarschalls Grafen Moltke. Separatabdruck des 2. Heftes der „Biographischen Blätter aus deutscher Geschichte“, (Verlag der „Militaria“, Berlag8bubhandlung für Militär-Literatur [G. v. Gla- senapp] Berlin W., Blumenthalftraße 10). Diese Schrift enthält eine Turze, aber zuverlässige und umfangreiche Lebensbeschreibung des Chefs des Generalstabs der preußishen Armee, desen Leben und Wirken mit der Geshictte und Gntwickelung des preußischen Generals stabes während der Regierung Sr. Majestät des Kaisers und König- untrennbar verknüpft ist. Außer eingehenden Angaben über die Jugend- er¡ziehung und den militärischen Bildungsgang sowie die literarisce Thätigkeit des Grafen Moltke, welce anderwärts {on bruchstüdck- weise veröffentliht und hier nur kritisch gesichtet in kaapperen For- men wiedergegeben worden sind, ift fast die Hälfte des der ganzen Lebensbeschreibung bestimmten Raumes der Darstellung der Lhätig-

763 730 M

keit des Grafen Moltke als Chef des Generalstabes der Armee ge-

änderungen, nur in den größeren engliswen Städten, besonders in |

widmet, Diefec Abschnitt enthält viel Neues, namentli über die Friebens- thätigkeit des Grafen Moltke, über seine Arbeits- und Denkweise, seine für die innere Gntwitelung des preußischen Generalstabes maßgebenden Ansichten und Grundsäye, endlih über seine persönlihen Leistungen während der drei siegreichen Feldzüge des preußischen Heeres in den beiden leßten Jahrczehnten. Auch aus den der Feder des Grafen Moltke hervorgegangenen Schriften sind carafkteristishe Stellen auszug8weise mitgetheilt worden. Vorangeschickt ist der Lebensbe|schreibung des Grafen Moltke eine kurze Darstellung der Entwickelung des preu- ßischen Generalstabes feit dessen Errichtung unter dem Großen Kur- fürsten, welbe u. A. einige weniger bekannte Nachrichten über König Friedrichs des Großen persönli der Ausbildung feiner Generalftabs- Offiziere gewidmete Fürsorge, sowie ein ziemlich vollständiges Ver- zeichniß aller früheren General-Quarktiermeister, bez. Chefs des Generalstabes der Armee enthält. Ein besonderer Abschnitt ift der Besthreibung der allgemeinen politischen Lage zu der Zeit gewidmet, in welcer des jeßigen Kaisers und Königs Majestät als Prinz von Preußen in Vertretung König Friedrich Wilhelms IV, die obere Leitung der Staatsgeschäfte übernahm und den Freiherrn von Moltke, damals einen der jüngsten General-Majors, an die Spitze des preu- ßischen Generalstabes berief.

Die Verlagébuchhandlung von Alerxius Kießling hierfelbft, Brandenburgstr. 64, hat zum bevorstehenden Weihnachtsfeste auch in diesem Jahre einige neue Gesellschafts \piele ecsheinen laffen:

Warum und W eil oder cine Bibelantwort für Mancherlei, erbauliche Unterhaltung für christliche Kreise. (Preis: 79 5), welche den firhlihen Geist in den Familien zu fördern be- îwedckt. Ghristlihea Besheerungsvereinen wird bei Abnahme größerer Partien eine bedeutende Preisermäßigung gewährt. c

2) Deutschland aus der Vogelschau. Ein geozraphisches Gesellshafts\piel mit einem großen Spieltableau (Karte von Deutsch- land) in Farbendruck, 40 sauber celocirten Ansichten-Karten zum Auf- stellen und 40 Nummern-Karten mit Städtenamen. (Prachtausgabe in Kasten 4 4, in Mappe 24 4, in Enveloppe 14 6). Die dur die Spielausweisung näher bestimmten Fragea und Antworten be- zwecken, die geographischen Kenntnisse der Mitspieler zu erweitern resy. zu befestigen. |

3) Das Planeten-Spiel, mit einem großen Spieltableau (denLauf der Planeten um die Sonne darstellend), 10 gurentarten, 30 Sternkarten und 9 kleinen numerirten Marken zum Besegzen des Tableaus. (Prachtausgabe in Kasten 3 4, in Mappe 2 4, in Gnveloppe 1 #4). Das Spiel trägt der Belehrung insofern Rechnung, als es die Namen der Planeten und die Aufeinanderfolge derselben im Abstand von der Sonne lehrt, sowie in elementarer Weise die Mond- und Sonnenfinsterniß veranscaulicht.

Im Verlage von Julius Springer hierselbst ersien \oeben eine Schrift, betitelt : „Die elektrische Beleuchtung“ von Alex Bernstein, Civil-Jngenieur. In dem ersten Abschnitte wird eine allgemein verständlicze Darstellung der Entstehung des eleftrischea Lichtes gegeben, deren Kenntniß nothwendig ift, um die Eigenthüm- lichkeiten der Anwendung des elektrishen Lichtes, mit denen sih der zweite Abschnitt beschäftigt, zu verstehen. Der s{wierige theoretische Theil ift mit Geschick derartig populär behandelt, daß man auch ohne spezielle physikalishe Kenntnisse sih eine klare Auschauung Über die hier zum Vorschein kommenden Erscheinungen bilden kann. Im zweiten Theil wird durch Aufführung von Beispielen die besondere Bedeutung des elektrischen Lichtes klar gelegt und seine Eigenthüm- lihkeiten mit denen des Gas[ichts verglißhen. Hieran \chließt sich eine kurze Besprechung der neueren Bestrebungen in der Erzeugung des eleftriscen Lichtes. 16 gute, in den Text gedruckte Holzschnitte erleichtern das Berständniß. Der Preis des sauber ausgestatteten Buchs beträgt 2 46

Gewerbe und Fandel.

Wie aus War schan gemeldet wird, ist auchß auf dem Vor- werke Sluzero, Gemeinde Wilanow, Kreis Warschau, die Rinder- pesi*) ausgebroben. Bis zum 24. v. M. war ein Stück gefallen, während 4 Stück krankes und 87 Stück verdächtiges Vieh getödtet w.rd'n sind. 5 -

Nach aus Belgrad hierher gelanzten Nacbrichten sind in Ser- bien und zwar in den Kreisen Uschiza und Alexinay in der Zeit vom 29, Oktober bis 14. November d. F. 89 Rinder von der Nin- derp est *) ergriffen worden. :

Bon den erkrankten Thieren sind 33 der Seuche erlegen.

Nürnberg, 5. Dezember. (Hopfenmarktberict von Leopold Held, Hopfentommission8geshäft.) Die Geschäftssituation ist vollkommen unverändert. Gute grüne Mittelwaare ift einiger- maßen gesucht und hält sich im Preise. Die geringeren Sorten find ganz ungefragt und finden felbst zu den niedrigsten Preisforderungen Teine Nehmer. Die Stimmung ist sehr ruhig. Die Notirungen lauten: Markiwaare mittel 115—125 6, prima 135—140 M; Gebirgéhopfen 150—170 #4; Hallertauer gering 120—130 f, mittel 145—165 Æ, prima 185—195 Æ; Spalter Land, leichtere Lagen, 180—220 46; Hallertauer Siegelgut (Wolnzach, Au) mittel 165—185 M, prima 200—220 Æ; Württemberger mittel 135— 150 #6, prima 170—180 M; Badischer gering 100—115 4, mittel 130—140 M; Polnischer gering 120—130 M, mittel 130—145 A, prima 175—195 #4; Altmärker 90—110 (4; Elsäfser gering 110— 120 M, mittel 125—140 M, prima 165--170 M; Ober-Oe ter- reicher 115—125 46 ; Lothringer 100—120 Æ; Belgischer 90 bis 110 M

Glasgow, 6. Dezember. (W. T. B.) Die Vorräthe von Noheisen in den Stores belaufen sich auf 397 600 Tons, gegen 199 300 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb be- findlihen Hochöfen 99 gegea 92 im vorigen Jahre. ; .

London, 5. Dezember. (Allg. Corr.) Der „Times " zufolge wird demnächst eine neue südaustralishe Anleihe im Betcage von 2 Millionen Pfd. Sterl. auf den Markt gebracht werden.

Verkehrs-:Xnfalten.

(N. Zürch. Ztg.) Mit der weichen Masse, auf welche inan auf der Nordseite des Gotthardtunnels gestoßen sein soll, und durch welche das langsame Fortschreiten der Arbeiten erklärt wurde, verhält es fi folgendermaßen: Auf der Nordseite des Gotthardtunnels ist man, wie es nah den an der Oberfläche gemachten Erhebungen erwart:t wurde, auf eine Shichtenverwerfung gestoßen, in welcher das zèrquetschte Gestein mit Vorsicht ausgezimmert werden mußte. Diese bios 10 Meter lange Strecke wurde am 9, November angefahren, und erst am 29, konnte die Maschinenbohrung in festem Gestein wieder zur Anwendung kommen. Bei sorgfältiger, fahgemäßer Behandlung bieten solche Fälle keine großen Schwierigkeiten darz dagegen genügt dieser Tleine Zwischenfall, um den Durchbruch des Richtstollens um wenigstens 3 Wochen zu verschieben.

Vrieit, 9, Dezember. (W. L, B) : „Aurora“ it beute es 2 n dec osftindishen Ueber- landpost aus Alexandrien hier eingetroffen.

L B. Dezember. (W. L. V) Der DampPpFeorv „Anglia“ von der Anchor-Linie ist am Sounabend wieder flot geworden und gestern in Glasgow angekommen. :

New-York, 6. Dezember. (W. T. B) Der Dampfex des Norddeutschen Lloyd „Wonau” Und dév Dampfer „Egypt“ von der National-Damvfschiffs-Compagn.ia (C. Messingsche Linie) sind hier eingetroffen.

?) cfr. Nr. 269 des „Reichs-Anzeigers“. *) efr. Nr. 273 des „Reihs-Anz.“

Der Lloyd dampfer