1902 / 21 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 24 Jan 1902 18:00:01 GMT) scan diff

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 24. Januar.

Seine Majestät der Kaiser und König begaben Sich Se Morgen um 8 Uhr nah Potsdam, um daselbst den ekrutenbesihtigungen der Leib-Kompagnie und der 3., 6. und 10. Kompagnie des 1. Garde-Regiments z. F. beizuwohnen. Jhre Majestät die Kaiserin und Königin haben Sich nah dem Neuen Palais begeben.

Ju der am 23. d. M. unter dem Vorsiß des Staats- Jekretärs des Jnnern, Staats-Ministers Dr. Grafen von osadowsky-Wehner, später unter dem Vorsiß des Königlich bayerischen Gesandten, Staatsraths Grafen von Lerchenfeld- Koefering abgehaltenen Plenarsißung des Bundesraths wurde den Ausschußanträgen über den Entwurf einer Ver- ordnung wegen Beaufsichtigung hessisher und bremischer privater Versicherungsunternehmungen, über die Vorlage, betreffend die Ergänzung der Nr. XXVI1 der An- lage B ¿zur Eisenbahn - Verkehrsordnung durch die Auf- nahme von VBleiasche, Bleikräße, Bleirückständen und sonstigen bleihaltigen Abfällen, über den Entwurf eines Sonder- abkommens zwischen der deutshen und österreichischen Regie- rung zum internationalen Uebereinkommen über den Eisen- bahnfrachtverkehr für die deutsch - österreichishen Verkehre, über die Vorlage, betreffend Abänderung der Statuten der Meklenburg - Strelißshen Hypothekenbank zu Neu- Ds: über die Vorlage, betreffend die Prüfung der Apothekergehilf.n, über die Vorlagen, betreffend die Ausprägung von Kronen, die Ausprägung von Reichs-Silbermünzen und den Umlauf luxemburgischer Scheidemünzen innerhalb deutscher Grenzbezirke, sowie endlih über den Entwurf eines Geseßes wegen Feststellung des L ndeshaushalts-Etats von Elsaß- Lothringen für das Rechnungsjahr 1902 die Zu- ]stimmung ertheill. Von dem Schreiben des Prä- fidenten des Reichstages, betreffend die Wahl von Mitgliedern des Reichstages zur Reichsshulden-Kommission, und von der Mittheilung, betreffend einen Nachtrag zur Zu- sammenstellung der landesbchördlih-n Arbeitershußvorschr ften, wurde Kenntniß genommen. Außerdem wurde über cinen Seincr Majestät dem Kaiser zu unterbreitenden Vorschlag wegen Beseßung einer Nathsstelle bei dem Reichs gericht sowie Über verschiedene Eingaben Beschluß gefaßt.

Der Bevollmächtigte zum Bundésrath, _Bürgermeister der Freien Hansestadt Bremen Dr. Pauli ist“ in Berlin an- gekommen.

Oesförreich-Ungarn.

Der Fürst und die Fürstin Otto zu Windisch- gräß haben gestern Mittag, wie „W. T. B.“ aus Wien erfährt, eine Hochzeitsreise angetreten. Zum Abschied waren der Kaiser, der Prinz und die Prinzessin Leopold sowie die Prinzen Georg und Conrad von Bayern, der Erzherzog Franz Salvator, die Erzherzogin Marie Valerie, der Graf und die Gräfin Lon yay sowie die Mitglieder der Familie Windishgräß auf dem Bahnhofe anwesend. Die Neuvermählten sowie die Mitglieder des Kaiserlichen Hauses wurden von dem Publikum mit herzlichen Ovationen begrüßt.

Der Statthalter von Galizien Graf Pininski drückte gestern dem rus sischen Konsul in Lemberg offiziell sein Be dauern aus wegen der Beschädigung des am Konsulatsgebäude angebrachten russishen Staatsembleims.

Der Minister-Präfident von Szell wurde gestern, als er zum ersten Mal nach seiner Krankheit wieder im ungarischen Unterhause erschien, mit begeisterten Kundgebungen empfangen

Großbritannien und Jrland.

Dig gas , . j Jn der gesirigen Sißung des Unterhauses erklärte,

wie „W. T. B.” berichtet, der Staatssekretär des Kriegsamts Brodrick, daß Scheepers hingerichiet worden , nachdem er überführt worden sei, mehrere grobe Vergehen gegen den Kricgsgebrauch begangen zu haben: unter anderem habe er sieben Eingeborene gemordet und cinen Weißen durch peitschen lassen. Die Thatsache, daß er ein Kriegsgefangener gewesen, schließe niht cinen Prozeß wegen Mordes oder sonstiger Vergehen gegen die Kriegsgcseßze aus Ma Laren fragie, ob im Juli vorigen Jahres oder zu irgend einer Zeit seit den Unterhandlungen zwishen Lord Kitchener und Botha Vorschläge zur Beendigung des Krieges in Süd-Afrika direkt oder indirekt irgend cinem Kabinets mitgliede im Namen der Burenführer gemacht worden seien Der Ersie Lord des Schaßamts Balfour erxiderte: Nein. Es sei kein derartiger Vorschlag der Regierung von irgend jemand zugegangen, der im nawens der Führer der Burenstreitkräfte zu sprechen

O'’Kelly sragie, ob die Bagdad - Eisenbahn - Konzession | definitiv von der Türkei verlichen worden sei, und ob |

ein Meinungsaustaush zwischen der britishen und der deulshen Regierung über die Wahl einer Endsiation im Persischen Golf stattgefunden habe. Der Unter-Staats gene des Auswärtigen Lord Cranborne entgegnete, die itishe Regierung habe der deutschen angedeutet, daß

fie in keiner Weise das Projekt beanstande, an welchem |

wahrscheinlich englishe Kapitalien cinen bedeutenden An theil zu nehmen wünschicn: e* hätten {hon einige Er örterungen über den im zweiten Theil der Anfrage erwähnten nki zwischen beiden Regierungen stattgefunden; hin: chilih desselben werde keine Enticheidung ohne weiteren Meinungsauslaush getroffen werden. John Redmond nahm alsdann die Adreßidebatte wicder auf und brachte cinen SRnLND ein, in welhem er energisch gegen die jehige Ver: waltung J-länds protestierte.

Die Kaiserliche Yacht „Hohenzollern“ ist gestern in Gibraltar eingetroffen. Der Kommandant, Kontre:Admiral Graf von Baudissin begab sih unter dem Salut der Land- batierie an Land und stattete dem Gouverneur cinen B. such

ad. Die „Hohenzollern“ sehte alädann die Reise nah New York fort.

stande sei, |

der Deputirtenkammer

5 h 5 Frankrei. d

Die Deputirtenkammer berieth, wie „W. T. B.“ meldet, in ihrer gestrigen Vormittagssißung- über Kapitel 9 des Budgets des Ministeriums des Aus- wärtigen, betreffend die Subvention für die fatholishen Missionen im Orient und im äußersten Orient. Der Deputirte Dejeante verlangte die Streichung dieses Kredits, welcher nah dem Antrage der Kom- mission auf 100 000 Francs herabgeseßt werden sollte. Der Minister des Auswärtigen Delcassé trat für dieses Kapitel des Budgets ein und appellierte an die Vaterlands- liebe der Kammer. „Was wir im Orient und im äußersten Orient anstreben“, erklärte der Minister, „ist die Ver- breitung der französishen Sprache. Wir dürfen nicht ver- gessen, daß die anderen Nationen ungeheure Opfer bringen, um unseren Einfluß dort zu beeinträchtigen. Diese Be- e haben unseren Einfluß nicht verringert. Die 20) er Kinder, welche die französishen Schulen im

rient besuchen, wächst immer mehr. Jeder Schüler kostet uns, dank den religiösen Niederlassungen, acht N, Um den Unterricht zu verweltlihen, wären mehrere Millionen nöthig. Vergessen wir also niht, daß wir der Religion unseren Einfluß verdanken. Seien Sie auch überzeugt, daß es dem Auslande zur großen Freude gereihen würde, wenn die Kammer die von der Kommission vorgeschlagene Herab- seßung des Kredits annähme.“ Nach der sehr beifällig auf- genommenen Rede des Ministers wurde das Kapitel mit 312 gegen 203 Stimmen und sodann auch die übrigen Kapitel des genannten Budgets angenommen. Jn der Nachmittagssißung wurde das Budget der Staatseisenbahnen berathen. Der Deputirte Bourrat verlangte den Ankauf der West- und der Südbahnen durch den Staat. Der Deputirte Holt bean- tragte dasselbe für die Bahnen der anderen großen Eiscnbahn- gesellshaften. Der Vorsißende der Budgetkommission Mesu- reur wünschte die Ueberweisung dieer Anträge an die Eisenbahnkommission. Der Minister der öffentlichen Arbeiten Baudin machte darauf aufmerksam, daß es un- möglich sci, am Schlusse eines Legislaturabschnitts eine so wichtige Maßregel zu berathen, wie es der Ankauf der Eisenbahnen sei. Der Präsident Deschanel ließ über die Verweisung der Anträge Bourrat und Holy an die Budget- kommission abstimmen. Die Ueberweisung wurde mit 200 gegen 268 Stimmen abgelehnt. Der Deputirte Bourrat brachte sodann einen Antrag ein, durch welhen die Regierung aufgefordert wird, einen Gesehentwurf über den Ankauf der Westbahn- und Süd- bahnnete vorzulegen. Dieser Antrag wurde mit 272 gegen 260 Stimmen angenommen. Der Deputirte Hol brachte hierauf einen Zusaßantrag ein, welcher dahin ging, den Gesehß- entwurf über den Ankauf auh auf die Neße dec anderen Eisenbahngesellschaften auezudehnen. Dieser Antrag wurde mit 304’ gegen 214 Stimmen abgelehnt und die Sigung als- dann aufgehoben.

Die gestern mitgctheilke Meldung des „Matin“, daß das Panzerschiff „Charlemagne“ nah Tanger abgehen werde, wird von anderen Blättern bestäigt, und zwar soll dasselbe bereits morgen Toulon verlassen. Ferner verlautet, der Kreuzer „Galilé e“ sei bereits nah Tan ger abgegangen. Dem „Echo de Paris“ zufolge stehe die Mission des „Charlemagne““ in keiner Weise mit der Ermordung der beiden Hauptleute der Fremden- legion im Zusammenhang. Der Kommandant des „Charle magne“’ habe den Auftrag erhalten, sich nah Rabat zu be-. geben, um den Sultan von Marokko zu begrüßen, wie dies die Engländer bereits gethan hätten.

Die Sicherheitspolizei bat festgestellt, daß im Zentral Proviantmagazin der Pariser Garnison seit längerer Zeit bedeutende Unterschleife verübt worden sind. Dem „Journal“ zufolge sind 10 Unteroffiziere und mehrere Kauf leute bereits verhaftet worden, welche in die Sache verwickelt sein sollen.

Rußland.

Aus St. Petersburg wird dem „W. T. B.“ berichtet, daß der Kriegszusiand im Amurgebiet aufgehoben worden sei

„Moskowskija Wjedemosti“ und „Birshewija Wiedomosti“ theilen aus zuverlässiger Quelle mit, daß eine außerordent lihe afghanishe Gesandtschaft in St. Petersburg eintreffen werde

Jtalien. Der frühere japanishe Minister-Präsident Marquis Jt o hat h, dem „W. T. B.“ zufolge, am Mittwoch Abend in

Neapel an Bord des Dampsecrs „Kiaulschou“ zur Nückreise |

J

nah Japan eingeschifft. Der Senat hat sih auf unbestimmte Zeit vertag|

Türkei.

Dos Wiener „Telegr.-Corresp.-:Bureau!* Konstantinopel, daß in der Nähe des Disirikls Kotschan 3 (Vilajet Kossowo) ein Zusammenstoß zwischen einer bul garischen Bande und türkishen Truppen stattgefunden

| habe, wobei zehn Bulgaren getödtet worden seien Im | Vilajzet Wan sci es zwischen den sogenannten Scheri und

dem Milanstamme zu einem blutigen Zusammenstoß ge kommen; auf beiden Seiten seicnu mehrere Personen getödtet und verwundet worden

Rumänien.

Das Parlament ift gestern wicder zusammengetreten Der Minister-Präsident S turdza verlas im Senat und in cin* Dekret, welhes die Ver ä: derungen im Ministerium belannigichbt. der Charakter des Kabinets bleibe unveräntert, und die Hauptaufgabe bleibe die Fesligung des Gleichgewichts des Staatshaushalls und die des öóöffentlihen Kre- diis. Der Minister - Präsident kündigie sodann die Vorlegung des Budgets sür Montag an. Der Handels- Minister unlerbreitelie cinen Gesehentwurf, betreffend die Organisation gewerblicher Genossenschasten, der Just iz- Minister cinen G.sehentwurf, betressend die Erweiterung der Gerichisorganisation, welher die Unabschbarkeit der Unter: suhungs: und Strafrichter festseht und die Beförderung regelt

Serbien.

Im Senat richiete gestern Nuzitsch die Anfrage an die Reg'erung, weshalb das Testament des kürzlich in München verstorbenen natürlichen Sohnes des Fürsten Michael Obreno- witsh, Velimir Todorowitsh, noch nicht veröffentlicht worden sei, und warum das Andenken dieses Mannes sein bedeutendes Vermögen dem serbishen Staat hinterlassen habe, nitt entsprechend geehrt worden sei.

meidei aus |!

| anderersecii!s in Vorschlag gebraht worden

Dänemark. Wie „Rißau's Bureau“ meldet, hat die Regierun

„gestern den- dänishen Gesandten in Washington be

auftragt, den Verkaufsvertrag, betreffend die dänisch- westindishen Jnseln, zu unterzeichnen.

Amerika.

Wie dem „W. T. B.“ aus Washington berichtet wird, besprah der Senator Teller gestern im Senat die Hin- rihtung Scheepers’ und erklärte, dieselbe bedeute eine Ver- legung der Genfer Konvention von seiten der Engländer.

Asien. Der „Times“ wird aus Peking gemeldet, daß bei dem Empfange der Gesandten das leidende Aussehen desg

Kaisers, welher ein Bild physisher Shwäche und tiefer Melancholie geboten habe, aufgefallen fei.

Afrika.

Aus Pretoria vom 22. d. M. meldet das „Reuter sche Bureau“, vor einigen Tagen sei ein Trupp von 35 Ein- geborenen, welcher bei Lindequespruit unter Eskorte von 209 Mann der Reichs - Yeomanry zum Grasschneiden auf dem Feld gewesen, von 150 Buren überrascht worden. Die Abtheilung habe sich nah tapferem Wider- stande, bei dem 6 Buren getödtet und 4 verwundet worden seien, der Ueberzahl ergeben. Die Engländer hätten einen

Todten und 7 Verwundete verloren, außerdem seien 4 Ein-

geborene, die unbewaffnct gewesen, nachher von den Buren erschossen worden.

Australien.

Die „Times“ berichtet aus Melbourne vom 22. d. M, im Bundesparlament habe der burenfreundlihe Ab- geordnete Higgins eine von ungefähr 800 Personen in Neu- Süd-Wales, Victoria, Süd-Australien und Tasmanien unterzeich- nete Petition eingebracht, in welcher um Zurücziehung der austra- lishen Truppen aus Süd-Afrika gebeten werde. Die Petition sei vom Hause mit Stillschweigen entgegengenommen worden. Der Bundes-Premier-Minister Barton habe sofort die mit Beifall aufgenommene Erklärung abgegeben, daß die Regierung dem. Ersuchen des Staatssekretärs für die Kolonien Chamber- lain Folge geben werde.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Bericht über die gestrige Sißzung des Reichstages befindet fih in der Ersten Beilage.

Der Bericht über die gestrige Sißung des Hauses der Abgeordneten wird wegen verspäteten Eingangs der Stenogramme der Reden des Ministers für Landwirthschaft, Domänen und Forsten erst in der morgen ecscheinenden Nummer d. Bl. veröffentlicht werden.

Bei der gestern im 7. Frankfurter Wahlbezirk (Guben [Stadt und Land], Sorau, Forst [Stadt]) vor- genommenen Ersaßwahl zum Hause der Abgeordneten rbóurden nach der amtlihen Zählung für den ibr E S ch ön-Brestau (kons.) 340 und für den Buchdruckereibesißer König-Guben (nl.) 321 Stimmen abgegeben. Ersterer ist mithin gewählt.

Aus dem allgemeinen Reisebericht des Leiters der deutschen Südpolar-Expedition, Professors Dr. von Drygalski,®) Der Leiter der deutshen Südpolar-Expedition, Professor Dr. von Drygalsfi, hat von Kapstadt aus cine Reihe umfang reicher Berichte über die bisherigen Arbeiten der Expedition auf der Ausreise bis Kapstadt eingesandt. Dieselben werden in cinem bejonderen Druckheft binnen kurzem zur Veröffent lichung gelangen. Ein Auszug aus dem allgemeinen Reiseberiht wird nach

| jtehend zum Abdruck gebracht nächster Zeit in |

Kapstadt, den 6. Dezember 1901

Jn dem RNeiseplan der Expedition ist für die Strecke dur den Atlantischen Ozean bis Kapstadt ein zweimaliger Land aufenthalt vorgesehen gewesen, um dabei durch getrennt und unabhängig von dem „Gauß“ ausgeführte magnetische Beobachtungen die Veränderungen feststellen zu können, welhe der magnetishe Einfluß des Schiffskörpers gegen über den vor der Ausreise in Kiel dafür gewonnenen Werthen erhalten würde. Solche Veränderungen gehen im Laufe der Zeit vor sih und auch infolge dcr Fahrt dur verschicdenartige Zonen magnetisher Kraftäußerung. Zeitlichen Veränderungen sind auch die Konstanten ciniger magnelischer Instrumente unterworfen, welche vorher in Potsdam bestimmi waren. Bei der Wichtigkeit, welche die magnctishen Arbeiten im Rahmen der Expedition einnchmen, erschien es gere! fertigt, zur Vornahme diesbezügliher Messungen einen zwei maligen Landaufenthalt vorzusehen

Von maßgebender Seite waren als für diesen Zweck ge eignele Orte die Capverdishen Juseln oder Madeira einerseits, der brasilianishe Hafen Bahia oder die Jnusel Ascension

Ersiere Punkle

| konnten als leßte Stationen vor dem Verlassen der nördlichen

| magnelischen Er fügte 4

E S E TESENSSNNOT N S M NRRERDDZR ten Zee

Halbkugel gelten, lehtere liegen in unmittelbarer Nähe des

Acquators. Im Einvernchmen mit dem Magnetiker der Expedition, Dr. Fr. Bidlingmaier, hatte ih

| Porto Grande auf der Capverdeninsel Säüo Vicente und

Ascension gewählt, Ein Anlaufen an Bahia hätte den Wea der Expedition sehr verlängert Für den Fall, daß aud Ascension aus irgend ernem Grunde nichi angelaufen werden könnte, erschien cs angängig, die auf Schiffen auch sonst übliche Art der Deviationsbestimmung durch Dreh n auf aht ver: schiedenen Kursen auf offcnem Meer vorzunehmen

Während unseres Aufenthalts in Porto Grande auf Säo Vicente, der vom 11. bis 16. September währte, standen die magnetishen Arbeiten im Vordergrunde. Es gelang, den magnetischen Einfluß des Schiffsskörpers in Deklination, Jn flination, ne nial- und Verükal-Futensität zu ermitteln.

Das ardiveg vulkanishe Gesiein der Jnseln isi diejen Arbeiten nit förderlih gewesen, hat hindert, da Dr. Bidlingmaier die da ammenden L einslüsse ermittelt hat. Störend war au das Wetter und

G a. den ersten Bericht in Nr 26 d. „R- St.-Aaz* vom 16. Ofleber 1001 b

jedoch au mat ge

die fast ständig stark bewegte See, sowie die in dem Hafen hende Strömung, wodur ein Festhalten des „Gauß“ auf bestimmten Kursen wesentlich ershwert wurde.

Der Aufenthalt auf Säo Vicente wurde außerdem zu geologischen, ethnographishen und zoologischen Arbeiten ausgenußt. i Jch selbst bezog E Tage nach unserer Ankunft mit zwei Hilfskräften cinen Zeltplaß nahe dem Orte, an welchem die magnetischen Landbeobachtungen ausgeführt wurden, um Zeit- bestimmungen zur Kontrole unjeres Chronometers und der Uhren, sowie eine Schwerkraftsbestimmu ng auszuführen, und verblieb daselbst bis zum 15. September. Der Herr Gouverneur der Capverden hatte mir dazu eine aus einem weißen Unteroffizier und vier Negersoldaten bestehende Wache zur Behütung der Justrumente stellen lassen.

Infolge des Wetters haben nh astronomische Arbeiten nicht O lassen, da es fast jtändig regnete und Sterne sowie die Sonne nur in vereinzelten Momenten sichtbar waren. Wir hatten mit diesem Wetter jedenfalls einen großen Aus- nahmezustand angetroffen, da es nah Mittheilung des Herrn Gouverneurs auf So Vicente nur einmal im Jahr und auf anderen Capverden-Jnseln noch seltener, auf einer einmal in etwa sechs Jahren, regnet. Die Schwerkraftsbestimmung gelang gut. L j Bei der äußeren Reinigung des Schiffs von den starken organischen Ansäßen wurde ein reichliches zoologisches Material gewonnen, welches Professor Dr. Vanhöffen den Anlaß zu Studien bot, die er seither noch weiter verfolgt hat.

Das Regenwetter in Porto Grande hatte zur Folge, daß wir die Jnsel von einer günstigen Seite kennen lernten. Denn das Verhängniß dieser portugiesischen Kolonie ist sonst die herrschende Dürre, . Trockenheit und Wassermangel. Das Bestreben ‘der Regierung geht dahin, Wasserquellen zu er- schließen, und die Fragen des Herrn Gouverneurs über den Erfolg unjerer Arbeiten waren mehrfah auf diesen Punkt hin gerichtet. Mehr als Vermuthungen ließen sih jedoch bei der kurzen Zeit unserer Anwesenheit und geologischen Ex- fursionen hierüber niht äußern. Nur die Höhen der Jnsel, welhe auf Säo Vicente bis gegen 800 m hinaufgehen, sind in dieser Hinsicht etwas günstiger gestellt, da dort viel Nebel vorkomme, welher das Ausdóörren verhindert und Pflanzen- fulturen ermöglicht. Bis zur Tiefe kommen die auf den Höhen kondensierten Niederschläge jedoh nicht, da sie vorher im Ge- hängeschutt versinken, und so leidet auch der Hauptort der Znsel. Säo Vicente, Mindello am Porto Grande, selbst an Wassermangel. :

Nach dem Regen war Früh'ing eingetreten. Jn einer Nacht war d e Vegetation sihtlih entwickelt und man sah Blüthen und frishes Grün, wo sih vorher nur dürre, welke Blätter gez-igt hatten.

Am 16. September haben wir Porto Grande verlassen. Bei Stille dampften wir zunächst an der Nordwestseite von Vicente entlang, einer hohen Steilküste, die einer bis zu den Alpenmatten ins Meer versenkten Alpenlandschast glih und jeyt nah dem Regen einen frisheren Anblick gewährte als thre nordwestlihe Fortseßung jenseits des Hafens, an der wir bei der Einfahrt vorübergekommen waren. Draußen fanden wir cine frishe Brise aus Ost, und bald fam das Land außer Sicht. Nur in der grünen Farbe des Wassers war die Land- nähe im Bereich der Jnselgruppe noch deutlich markiert.

Die von mir für dea nächsten Theil der “Fahrt ausge- gebene Ordre lautete dahin, den Aequator unter 189 w. L. v. Gr. zu s{neiden und dann Ascension zu erreichen. Ersteres hatie den 3weck, die im Jahre 1882 von dem französischen Kricgsschiff „La Romanche“ unter 09 11“ f. Br. und 180 15‘ w. L. Gr. erlothete Tiefe von 7370 m die größte Tiefe unter dem Nequator zu verifizieren, da sie weder auf den englishen Sounding Charts anerfannt ist, noch in der neuesten kritischen Darstellung der Meerestiefen durch Professor Dr Supan übernommen wurde, und ihren etwaigen Zusammen hang mit den großen Tiefen des Brasilianishen Beckens zu flären Das Anlaufen von Ascension sodann sollte den eingangs erwähnten Zwecken dienen.

Es war von vornherein klar, daß das Einhalten obiger Route Schwierigkeiten begegnen würde. Denn die gewöhnliche Segelschifsroute nah Kapstadt, auf welchs wir bei dir geringen Stärfe unserer Maschine angewiesen waren, da sie ein An dampfen gegen den Südostpassat und die damit verbundenen Seen nicht zuließ, \{chneidet den Aecquator weit wenilicher, möglichst niht vor dem 259 w. L. Gr. Ein Anlaufen von Ascension aber hätte an sih ein frühzeitigcs Ausbiegen von den Capverden nah Ost bedingt, um nachher mit dem Passat die Jnsel im Südwestkurs zu erreihen. Der angegebene Kurs sollte versucht und durchgeführt werden, falls er nicht zu viel Zeit erfordern würde.

Hatten wir nun schon bis Säo Vicente einen flauen

_

Nordosipassat achabt, sodaß unsere für den Forlschriltt der |

Fahrt bis dahin auf diesen gegründeten Hoffnungen nicht in Erfüllung geagaangea waren, so verließ uns derselbe hinter Vicente {hon weit cher, als man von vornherein annehmen urfie. Wir beschlossen daher am 20, September, als wir eine Auffrishung mehr erwarten durften, Dampf aufzumachen, nd sind so bis zum 7, Oktober verblieben. Wir durchliefen 0 den zwishen den beiden Passatzonen gelegenen Stillen ürtel, durchwegq bei s{hönem, wenn auch zeitweilig sehr heißem Vetter, weiches sich in unserem für die PVolarkälte einagerichte len Schiff drückend geltend machle und verschiedentliches Unbehagen, wenn auch kein ernsitlihes Unwohlsein, ericuagte Unter Böen, wie sie dieser Stillenzone sonst eigen sind, hatten vir garnicht zu leiden, dagegen hatten wir dauernd lebhaft durch Dünungen bewegte Sce, in der sih fast siändig zwei dis drei verschiedene Richtungen kreuzten. Der „Gauß“ rollie in diesen Dünungen bisweilen recht stark, sodaß in dem Laboratorium manche Schäden an Glassachen und anderen zerbrehlihen Gegenständen entstanden, während das Schiff unter Segeln auch dei heftigem Wind und Scegang nach wie vor eine geradezu ersiaunlih ruhige Fahrt und Lage besiyt Diese Dünungen waren dem Forischritt der Fahrt sichtlich hinderlih, und da mindestens cine immer von vorn kam, wurde die Geschwindigkeit sehr beeinträchtigt. Zu der gleichen Wirkung sührte cine erneute starke Bewachsung des Schiffs köôrpers. Auch mag dei dem tiefliegenden Schiff der Schrauben- ünd der Rudertunnel, durch welhe Schraube und Ruder im Eise hochgchoden werden können, um sie vor Beschädigungen zu bewahren, elwas zur Verlanzsamung der Fahrt dei fragen fönnen. Kurz, wir famen auf dem gewählten Kurs, wo uns die Winde veriagion und Strömun zum mindesten nichi förderten, nur langsam von der Stelie, wenn auch die ine nah wie vor tadellos funkiionierte and zweifellos später bei durch Eis gedämpften ungen

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Alle diese Momente kamen in noch verstärktem Maße zur

des Meeresspiegels befriedigende od versa erwarten läßt. Geltung, als wir am Aequator in den ostpassat eintraten,

der zunächst mit einer Frische auftrat, die wir an seinem nörd- lihen Analogon jer gern gesehen hätten, nun aber um so weniger brauchen konnten, als er unserem Kurs nach Ascension fast entgegen gerihtet war und ebenso ungünstige Seen und Strömungen in seiner Begleitung hatte. Der Fortschritt der Fahrt wurde von Tag zu Tag geringer und wurde am 5. Oktober fast Null. Kapitän Ruser wies deshalb darauf hin, daß ein mehrtägiges Ausbicgen nach Osten nothwendig werden würde, um Ascension sodann mit Hilfe des Passats zu erreichen, da ein Ankämpfen dagegen sih immer zeitraubender gestalten müßte. Dieses Ausbiegen wäre, wie erwähnt, bereits früher erfolgt, wenn niht aus ozeanographischen Gründen eine Kreuzung des Aecquators unter 189 w. L, Gr. meinerseits angeordnet gewesen wäre. / i

Bei diejer Sachlage und bei der immerhin etwas vor- gerückten Zeit der Schnitt der Linie erfolgte wenige Tage nach dem Uebertritt der Sonne auf die südlihe Halbkugel am 1. Oktober, sodaß wir aus dem Nordsommer fajt unmittelbar in den südlichen kamen habe ich mir die Frage vorgelegt, ob es nicht angebracht sei, auf den Besuh von Ascension zu verzichten. j

Die Zeitersparniß, welche durch eine Aufgabe der bisher befolgten Route über Ascension erzielt wurde, mußte dadurch noch wesentlih vergrößert werden, daß eben der Aufenthalt auf der Jnsel selbst in Fortfall kam. Bei den herrschenden Wind- und Seeverhältnissen hätte si derselbe leiht ausdehnen können, da Ascension nur eine offene Nhede besißt und ein Landen daran bei shwerer See bekanntermaßen unmöglich ist.

Auf der anderen Seite erschien auch ‘ein Aufgeben der ursprünglich für Ascension. geplanten Arbeiten nicht bedenklich. Die nothwendigen Deviationsbestimmungen könzuten, wie er- wähnt, auch durch Beobachtung-n an Bord bei Drehung des Schiffes auf verschiedenen Kursen erfolgen. Eine erneute Konstantenbestimmurg für die magnetischen Jnstrumente war bei den zur Beobachtung der Vertikal-JFntensität bestimmten, wo fie am wichtigsten war, noch verfrüht, wie sih gezeigt hatte, da in der Gegend von Ascension bei der Nähe des magnetischen Acquators die Vertikal-Juntensität zu shwach ist, um die hierfür vorbereitete Methode mit dem von Creak verbesserten Fox- apparat benußen zu können. Hiermit fiel ein wihtiger Grund für den Besuch von Ascension fort. Auch die sonst noch dort geplanten geologischen und biologischen Arbeiten konnten keinen zwingenden Grund abgeben, um einen Zeitaufwand zu recht- fertigen, * der sih bei den herrschenden Wind- Sce- und Strömungsverhältnissen als größer herausstellte, als anzunehmen gewesen war. So beschloß 1ch am 6. Oktober, auf den Besuch von Ascension zu verzichten und unter Ausnußung des noch herrschenden frishen Südostpassats den Kurs auf Kapstadt seßen zu lassen, was denn auh am gleichen Tage geschah.

Die Fahrt erfolgte nah Wendung des Kurses zunächst mit einer Geschwindigkeit von 6 bis 7 Knoten. Am 7. Of tober wurde die Maschine abgestellt und gesegelt. Der gute Wind ist uns jedoch nicht treu geblieben. Schon am 9. Of- tober flaute auch der Südostpassat ab, und so blieb es mit ge- geringen Unterbrechungen bis Kapstadt. Der „Gauß“ machte ständig nur geringe Distanzen. Und als wir uns am 23. Oktober der Passatgrenze näherten und in das Gebiet der Roßbreiten cintraten, wie der langsam steigende Lusft- druck erkennen ließ, wurde es natürlich nicht besser. Hier hatten wir zeitweilig auch Gegenwind und haben seinetwegen und wegen der Stillen wieder vom 29. Ok- tober bis 1. November die Maschine gebrauht Erst im Gebiet der Westwinde war es ctwas besser Wir haben somit eine recht lange Reise gehabt. Das flaue und s{höne Wetter, in welhem wir nur einmal ganz zuleßt vom 18. bis 20. No vember einen Sturm, sonst nur ausnahmsweise bis Wind stärke 7 gehabt haben, war der Grund. Mit dem Gebrauch der Maschine haben wir naturgemäß haushalten müssen, um das Schiff durch Kohlenverbrauch nicht zu leiht werden zu lassen.

Die systematischen wissenschaftlichen Arbeiten der Erpedition |

haben planmäßig mit Ueberschreitung des Aequators he- gonnen. Vorher waren nur solche erfolat, welche keinen wesent lichen Aufenthalt des Schiffes verursachten, bezw. ganz ohne einen solchen sih ausführen ließen.

Von der Linie an hatte ich Kapitän Ruser dahin ver ständigt, daß das Schiff täglich cinige Stunden zu ozeano

graphischen, biologischen, erdmagnetishen und meteorologischen |

Arbeiten bcreit sein solle. Zu den ersteren gehörten wesentlich Lothungen und Schöpfzüge zu Salz- und Temparatur

| bestimmungen in der Tiefsce, zu den biologishen Züge mit |

den Vertikal: oder Schliehneßzen, zu den meteorologischen

Drachenaufstiege, zu den erdmagnetischen Drehungen des Schiffes |

(i -

zu Deviationsbestimmungen in Horizontal- und Vertikal-Jutensität. Andere Arbeiten, welche keinen Aufenthalt verursachten, und nur die Hilfe einzelner

nautisher Expedilionsmitglieder erforderten, soliten dauernd | erhält die Wittwe fortan den

nebenher achen.

Ueber die Ergebnisse unserer Arbeitèn zwischen dem

Aecquator und Kapüúadt, die jeden zweiten Tag mehrere | n

Stunden beanspruchten, lege ih Sonderberichte bei und er

wähne hier nur, daß die äußeren Umstände denscux.: günstig |

gewesen sind. Das Wetter hat wenig Hindernisse bereitet Die befolgte Noute war für die wissenschaftlichen Arbeiten be- sonders günstig, da sie gerade zwishen den Routen des „Challenger“ und der „Gazelle“ liegt und so durch cin noch unerforschles Meer führte i Das Leben an Bord gestaltete sih dauernd angenchm, und der Gesundheitszustand war gut. Die Stimmung blicb bei

allen Mitgliedern der Expedition freudig und gehoben. Die | Arbeiten in den verschiedenen wissenschaftlichen Richtungen |

stehen in wechselseitiger Bezichung und werden von den ver

schiedenen Standounkien aus behandelt, erörtert und sodann | Mit Juteresse nehmen der Kapitän, |

harmoni\{ gefördert ( | die Offiziere und auch die Mannshafst des „Gauß“ an den wissenschaftlihen Arbeiten theil Als am 30, Oktober durch das Drehen der hinteren

den Bügel am Vorderende des Schiffes zu 2000 m Tiefe hinabging und in der Mitte von meinen Tiefseethermometern und Schöpfern 6 bezw. & aus 1800 m Tiefe emporkamen, Dr. Gazert und Dr. Philippi jedem auftautenden Schöpfer dann schnell von seinem Junholi entnahmen, um darin Bakierien ju züchten, bezw. den Gasgehali zu bestimmen, und Dr. Bid- ingmaier auf der Kommandobrücke an seiner meteorologischen

ütte die Negistriera justierte, während Kapitän user edendaseldsi das Schiff gegen die Dünung lenkte und

Jnfklination, Defklination, |

Dampfe | winde zu gleicher Zeit Professor Vanhöffen's Vertikalney über

hielt, damit die Drähte sih in der Tiefe nicht verwirrten und das O niht darüber hinwegtrieb, der Ober-Maschinist Stehr neben mir auf der hinteren Brücke, wo die Loth- maschinen stehen, deren Gang überwachte, der I. Offizier den auffommenden Draht führte. und {nell von den daran be-

Ee Jnstrumenten befreite, Vahsel den Gang der Winde re

selbst regulierte und Ott in unserem kleinen Marinedingi einen von Dr. Le inzwischen noh geshossenen mächtigen Älbatroß holte, der sofort Dr. Werth's sezierenden Händen anheimfiel da erschien Stehr's Frage, wie viele Räder jeßt wohl gleichzeitig auf dem „Gauß“ rollen mögen, nicht allein im buch- \täblichen Sinne berechtigt.

Und wie Alle an der Arbeit mit Lust und Liebe theil- nehmen, so ist es denn auch an dem, was die Arbeit ergiebt. Jeder will wissen, wie tief es war, wann das Loth herauf- kommt, und was für Schlamm die unten an das Loth ge- \chobene Röhre enthielt. Jeder will die wunderbaren Thiere sehen, welche die Neße enthalten, oder den Schöpfer anfassen, welcher au in den heißen Tropen schon aus geringen Tiefen eiskaltes Wasser heraufbringt.

Sonnabend, den 23. November, haben wir Kapstadt erreicht nachdem wir vorher noch in der Nähe der Küste E gearbeitet hatten. Sonnabend, 7. Dezember, wird die Expedition ihre Fahrt fortseßen. Ueber Zweck und Erfolg unseres hiesigen Aufenthalts berichte ih von den Kerguelen, pamyeit darüber nicht schon anliegend Sonderberichte beigegeben sind. Hier sei nur erwähnt, daß die Wärme und Herzlichkeit des Empfangs, den wir bei dem Kaiserlichen General-Konsul Herrn von Lindequist, sowie bei allen anderen Herren des Konsulats, bei der deutschen Kolonie und nicht minder bei den Behörden und den wissen- schaftlichen Kreisen der Kapkolonie gefunden haben, uns den Aufenthalt zu einem in jeder Beziehung s{hönen und ergebniß- reichen gestaltet hat, sodaß wir uns daran in der kommenden Zeit nur mit Freude und herzlichem Dank erinnern werden.

Nr. 3 des „Centralblatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Neichsamt des ‘Innern, vom 17. Januar, hat folgenden Inhalt: 1) Konsulatwesen : Ernennungen ; Bestellun eines Konsular-Agenten ; Ermächtigung zur Vornahme von Zivil- standsaften. _ 2) Handels- und Gewerbewesen : Kündigung des Freundschafts-, Handels-, Schiffahrts- und Konsularvertrags zwischen dem Deutschen Reich und dem Freistaat Guatemala. 3) Post- und Telegraphenwesen : Verbindungen zur Nachtzeit im Nahbarorts-, Vororts- und Bezirks-Fernsprechverkehr. 4) Polizeiwesen: Aus- weisung von Ausländern aus dem Neichsgebiet.

Statiftik und Volkswirthschaft.

Wohlfahrtseinrichtungen des Norddeutschen Lloyd.

Die Verwaltung des Norddeutschen Lloyd hat in dem Bestreben, seine Wohlfahrtseinrihtungen den Bedürfnissen und UDEE der Angestellten fo weit wie mögli anzupassen und immer mehr auszu- bauen, die Statuten der Seemanns- und der Wittwen- und Waisen -Pensionskasse einer Revision unterziehen lassen. Zu- nächst sind, wie „Der Leuchtthurm* berichtet, die Pen ans, sätze der Seemannskasse geändert, indem die \prungweise Erhöhun der Pensionen und die diesem System anhaftenden Mängel d die Einführung einer allmäblihen Steigerung der Ful enetape be- seitigt worden sind. Sodann ist der bisherige hôhste Pensionssaß von 41F auf 509% des Jahreseinkommens erböht worden. Die Sâtze für Effekten-Entshädigungen sind den heutigen Ver- hältnissen entsprehend ebenfalls geändert, wobei durhweg (Frhöbungen stattgefunden baben. Die Entschädigungen sind au der Wittwe oder den unter 16 Jahre alten Kindern eines verstorbenen Mitglieds aus- zuzahlen. Im Falle des Todes eines Mitglieds wurde bisher, sofern dasselbe keine Wittwe, Kinder unter 16 Jahren oder bilfs bedürftige Eltern hinterließ, der unverheiratheten, unversorgten Schwester, welhe dem Mitgliede den Haushalt führte, cin Kapital ausgezablt, welches demjenigen Jahreseinkommen gleihkam, von dem zuleßt Beitrag entrihtet worden war. Diese Bestimmung ist auf die erwachsene Tochter, bei welcher die gleichen Voraussetzungen wie bei der Schwester vorliegen, ausgedehnt worden.

Die Zahlung der Pensionen der Seemannskasse geschieht wie bei der Wittwen- und Waisenkasse fortan vierteliährlid. Ferner ift die Wittwenpension von einem Sehstel des Jahbreseinkommens auf ein Viertel erhöht. Gleichzeitig sind allerdings au die Mitglieder-

| beiträge für die Angestellten im Schiffsdienst auf ein Prozent, für die

im Landdienst Angeitellten auf zwei drittel Prozent erböbt worden.

Doch hofft die Verwaltung, daß es ibr möalid sein wird,

die Leistungen der Wittwen- und Waisen

der Gebaltêsäyße zu erböben, ohne daß dazu noch cine weitere Steige- der Mitgliederbeiträge nothwendig sein wird, unter der Voraus-

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| segung, daß der Norddeutsche Lloyd au in den nähsten Jahren der f

Wittwen: und Waifen-Pensionska ließen lasten fann

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wettere Kapitalzuwendungen zu m den außerordentlichen Zu-

endungen, ollen diefer Pensionskasse weiterbin, ebenso wie C rhôdtie Beitragslciftungen des Nord- teutihen Lord zugeben d ut Beschluk des Auffichtöraths der Lord TkTünftig die Zuschüsse für die Landangestellten,

L y D » ns de cemannétae

| welche er bereits nah dem bisherigen Statut wm ablen hatte, nit

unerdeblih vermehren wird Im Falle der Wiederverheirathung dreifachen Betrag ihrer Iahresvension während biéhcr mit der Wiederverheirathung alle

n die Kasse erlos@en Als eine wihtige Bestimmung xH die bervorgthoben werden, daß Perionen. welhe

¿bre in Lloydsdieniten gestanden und während dieser

als Abfindung

e geleistet haden, für den Fall deé Ausscheidens aus Llovdsdienfsten dur Weiterzablung der Beiträge ihre Mitgliedörechte an der Wittrven- und Waisen- Pensionskasse fich erbalten können

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Wie segensreich die Kassen und Stiftungen des Norddeutschen

| Acyd wirken, mag daraus erdellen, daß im abgelaufenen Jahre der | Gesammtbetrag der von der Seemannsfkasse geleisteten Zahlungen auf

253 500 „M, die Zablungen der Wittwen- und Waisen-Penfionskasse inêgesammt auf 43 000 „M und die Zablungen der Elisabeth Stiftung auf 17 000 M fich belaufen haben

Arbeiterversicherung Bei der Laudes- Versiherungsanstalt Oldenburg lagen

è 1901 (in Klammern scien die Zahlen für 1900 be ) 7009) Anträge auf Bewilligung von Invaliden

(28) Aaträ auf Bewilligung von Krankenreate, 71 (120 Anträge auf ligung von Ultersrente, §518 (825) An- ráge auf Beitragserflattung in Öeirathsfällen, 134 (184) Anträge auf Beitragdersiattung in Todesfällen, 3 (1) Anträge auf an Unfalliavalide und 291 (264) Anträge auf Uebernahme des verfahrens. Es wurden im Jahre 1901 (bezw. 1900) festgese 44 (541) Invalidenrenten, 42 (24) Krankententen, 80 (1 771 (790) Erftattungen in Heirathsfällen, 128 (165) in 1 (1) Beitragserüattung an cinen Unfallindaliden. De Ds reilligten Invalidententea duccdichuittlich !

7161580 M, die der Krankearenten 1&9 M, im Ganzen W548 A. die der Ältersrenten dritt 162 A im Ganzen 1000020 A. für

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