1902 / 29 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 03 Feb 1902 18:00:01 GMT) scan diff

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 6 des De enthält unter j

Nr. die Bekanntmachung, À dyeinie Mgndern enderuns der Anlage B zur Eisenbahn-VerkehrÞor nung, vom 30. Je |

nuar 1902, und unter E A M 4 Nr. 2836 die Bekanntmachung, betreffend die Beschäftigung von Arbeiterinnen und jugendlichen Arbeitern in MALOEe abrifen und den zur Herstellung von Zichorie dienenden erfstätten mit Motorbetrieb, vom 31. Januar 1902.

Berlin W., den 3. Februar 1902.

Kaiserliches Post-Zeitungsamt. Weberstedt.

Königreich Preußen.

Seine Majestät dexr König haben Allergnädigst geruht :

infolge der von der See ete a Ba O zu Marienburg i. Wpr. getroffenen Wahl den Polizei: Assessor Born zu -Königéberg i. Pr. als Bürgermeister der Stadt Marienburg,

infolge der von der Stadtverordneten - Versammlung zu Neustadi O.-S. getroffenen Wahl den bei der Gemeindever- waltung in Breélau als juristischer Hilfsarbeiter beschäftigten Gerichts - Assessor Heinrih Meßtner als besoldeten Bei- geordneten (Zweiten Bürgermeister) der Stadt Neustadt O.-S. und

infolge der von der Stadtverordneten - Versammlung zu Suhl getroffenen Wahl den bisherigen besoldeten Stadtrath der Stadt Zeiß Dr. jur. Paul Hagemeister als Bürger- meister der Stadt Suhl für die geseßlihe Amtsdauer von zwölf Jahren zu bestätiaen.

Ministerium der geistlihen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Am Schullehrer-Seminar zu Mühlhausen i. Th. “ist der bisherige ordentliche Seminärlehrer Dr. Schubert zu Neu- ruppin als Seminar-Oberlehrer angestellt worden.

Finanz-Ministerium.

Der Steuer-Sekretär Möller in Flensburg ist zum

Rentmeister bei der Königlichen Kreiskasse in Bubliß ernannt worden.

Bekanntmachung.

Seine Majestät der König haben mittels Allerhöchsten Erlasses vom 18. Januar d. J. die Einberufung des Pr o- vinzial-Landtages der Provinz Sachsen zum 23. Fe- bruar d. J. nach der Stadt Merseburg zu genehmigen geruht.

Die Eröffnung des Provinzial - Landtages wird an dicsem Tage Mittags 12 Uhr im Ständehause zu Mersebur erfoigen. Vorher wird in der Schloß- und Domkirche daselbst um 10 Uhr eine kirhlihe Feier stattfinden.

Maadeburg, den 30. Januar 1902.

Der Königliche Kommissarius, Ober-Präsident der Provinz Sachsen. von Boetticher.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Prenszen. Berlin, 3. Februar.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute Vormittag von 10 Uhr an im hiesigen Schlosse den Vortrag der Chefs des Zivilkabinets, Wirklichen Geheimen Naths Dr. von Lucanus und daran anschließend den des Polizei-Präsidenten von Berlin von Windheim.

Das „Marineverordnungsblatt“ vom 30. v. M. ver- öffentliht nachstehende Aller höchste Ordre, betreffend das Institut und Museum für Meereskunde:

J bestimme hinsichtlich der Ueberweisung der Sammlungen innerbalb Meiner Marine an das Institut und Museum für Meeres- kunde zu Berlin das Folgende:

1) Die überwiesenen Gegenstände werden den entsprechenden Ab- theilungen des Museums eingeordnet. Soweit dieselben zur Dar- stellung der Geschichte und Entwickelung ter Kriegömarine dienen, sollen sie den Anfang wm einer besonderen Reihd-Marinesamm- luna in den Räumen des Museums bilden. Die Reis-Marine- sammlung ist die Zentralstelle für alle ähnlichen Sammlungen Meiner Marine: an ibrer Verwaltung und Ausgestaltung durch fernere Ueber- weisuugen soll Meine Marine ständig betheiligt bleiben.

9) Die innerbalb Meiner Marine vorhandenen Schaustücke mari- timer Natur sowie derartige Gegenstände, welhe durh Herstellung, Anschaffung oder Zuwendung in den Besiy derselben gelangen, sind dem Museum zu Berlin zu überweisen

3) Gegenstände, welche als Lehrmittel für die Bildungsanftalten Meiner Marine oder für die praktiscen Zwecke ter Seewarte zu Hamburg nicht entbehrt werden können, bleiben von der Ueberweisung ausges{lofsen.

4) Meine Enticbeïdung über Eegenslände, deren Verbleib cder Ueberweisung als Erinnerungs- und Dekorationsstücke bei den ror- erwähnten Anstalten sowie den Marinecoffizier-Kasinos wünschenswerth iceinr, ist gelegentlih Ihres alljährlichen Vortrages über d-n Stand der Reichs-Marinesammlung cinzubolen.

5) Ich beauftrage Sie, hiernah mit Meinem Minister der geist- lichen. Untecrichts- und Medizinal-Angelegenheiten die zur Ausführung dicses Erlasses erforderlichen Maßnahmen zu vereinbaren.

Nees Lalais, den 21. Dezember 1901 Wilhelm.

Jn Vertretung des Nelchifanilers : von Tirpiy. As ten Reichökanzler (Reichs-Marineamt).

—_—

enlager verschied heute _Redafteux pet Ste i

nÿo Temenroth;- nuar 1871 der Redaktion ne ende allgemeiñe Bildung, keit und peinlihe Gewissenhaftigkeit, tets bewiesenes sicheres Taktgefühl n Jahren die Stelle des Redakteurs

ließen ihn, a Staats-Anzeigers“ durch den Tod des bis-

des „Reichs- und Jnhabers e sonders geeiznet Redakteur in ihn vollem M Tüchtigkeit und den Rothen Adler-

rledigt wurde, als dessen Nachfolger be-

nen. Die bei seiner Ernennung zum ten Erwartungen hat der Verewigte in . Jn Anerkennung seiner hervorragenden Pflichttreue wurde er im Jahre 1899 durch : Orden 4. Klasse ausgezeichnet, nahdem ihm bereits zwei Jahre vorher der Titel eines Direktors des Reichs- und Staats-Anzeigers mit dem Range der Räthe 4. Klasse Allerhöchst verliehen worden war.

Wie die Vorgeseßten- und Mitarbeiter um den allzu früh Dahinge\chiedenen aufrichtig trauern, so ist auch im Juteresse des Königlichen Dienstes der Verlust dieses verdienstvollen Beamten aúf das Tiefste zu beklagen.

eam! i l Ein ehrendes Andenken wird ihm stets gesichert bleiben.

‘Kiel, 2. Februar. Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Nachmittag von Berlin hierher zurückgekehrt.

Zweiten Kammer is, wie die „Darmst. Ztg.“ wishen Hessen, Preußen tung der Main-Neckar-

meldet, der Staatsvertrag und Baden über die Verwa Bahn vom 14. Dezember 1901 nebst dem dazu gehörigen Schlußprotokoll und der Begründung zugegangen.

Oldenburg.

eit der Großherzog ist gestern chtet, auf der Yacht „Lensahn“

Seine Königli früh, wie „W. T. in Gibraltar eingeiroffen.

Deutsche Kolonien.

Der deutsche ‘Kommissar der mit der Negulierung der Grenze von Togo betrauten deutsh-britishen Kom- eh, meldet, dem „Deutschen Kolonialblatt“ er am 1. Dezember mit

mission, Graf e, unter dem 3. Dezember, daß m britischen Kommissar, Kapitän Fohnston, in Akandim zusammengetrcffen ist, und daß die Kommission alsbald mit ihren Arbeiten, die sih zunächs

) i t auf eine Aufnahme des Daka von seiner Mündung in den

i olta bis zu seincm Schnittpunkt mit dem 9. Grad nördlicher Breite beziehen, begonnen hat. D e Arbeiten der Kommission werden dergestalt ausgeführt, daß die britischc Abtheilung die Aufnahme des reten Ufer- ageländes, die deutsche diejenige des linken Ufergeländes des Die Zeit vom 5. bis 29. November, in welcher die deutshe Abtheilung der Grenzkonmission auf das Eintreffen der britischen Abtheilung zu warten hatte, ist von ersterer dazu benußt worden, den Schnittpunkt des Daka mit dem 9, Grad nladlicher Breite asironomisch festzulegen. J %

Flusses bewirkt.

Oesterreich-Ungarn.

Budgetausshuß des geordnetenhauses nahm am Sonnabend, wie berichtet, den Titel „Hochschulen“ in der Fassung der Regierungs- vorlage an und begann die Berathung des Titels „Mittel- Der Berichterstatter Graf Stürgkh beantragte mehrere RNesolutioren, darunter cine, nah der die slovenischen Parallelklassen in Cilli nah und nah aufgelöst und mit den Parallclklaîsen in Marburg zu einem selbständigen Staats- Untergymnasium in Marburg umgewandelt werden und eine andere, nah welcher das czehishe Gymnasium in

of Stad l normicaend crechitcher Bes | on eil i S “h G nah einer Stadt mit vorwiegend czehischer De- | Politik zu danken, welche die «Vereinigten Staaten währer!

österreihischen Ds

schulen“.

Troppau völkerung gesprochen hatten, wurde die Verhandlung abgebrochen.

Frankreich. B.“ meldet, der bisherige Chef des Generalstabes der Marine, Vize-Admiral Bien aimé hade sih für dic An- nahme des Postens des See-Präfekten in Lorient ent: schieden, weil er einen Erlaß des Marine-Ministers Lanessan, durch welchen die Befugnisse des Chefs des Generalstabes der Marine eingeshränkt werden, nicht billige.

Sonnabend Vormittag, in Neapel ein und wurde jubelnd begrüßt. besichtigte Allerhöchstdersälbe zurüdgekchrte Geschwader und sp ah hierbei dem Admiral lebhafte Befriedigung über und Mannschaften

der Ankunft aus China Candiani

der Offiziere China aus

die Kundgebungen für den König. militärishen Charakter Konsul dem Präfekten auf schriftlihem Wege | deutshen Regierung mit. d eine JUumination und ein Galadiner zu Ehren

Nus Aulaß der Anwesen: | Schulen und öffentlichen Burcaus |

Spanien. |

Die „Gaceta de Madrid“ veröffentlicht ein Dekret, durch } welches Aguera zum Botschafter bei dem Päpstlichen Stuhl ernannt wird.

In der Deputirtenkammer wurde, wie „W. T. B.“ berihlet, am Sonnabend die Anfrage an die Regierung ge- richtet, ob die Emission einer fünfprozentigen amortisablen Anleihe | illanueva erwiderte, |

habe nis dergleichen beschlossen; jet o sei aßnahme mögli. Niederlande.

Die Königin Wilhelmina empsing, meldet, am Sonnabend den Besuch der Köonigin-Mutter. |

Der Minister des Aeußern Baron van Linden hatte | eine Konferenz mit dem

begab sit

während der Ereignisse in nach dem Palais erneuerten Da die Feier cinen

General Glückwünsche

der zurückgekchrten Offiziere heit des Königs waren die geschlossen

bes{chlosen sei die Negierun cine solche

er Finanz-Minitter

tag Vormitta Kuyper un

in das Könlgliche Palais, wo er eine längere Audienz

bei der Königin hatte.

Nach der Rückehr in das Ministerium empfing der Minister den Besuch des britischen Gesandten Sir Henry Howard, mit welchem erz«eiñe längere Unterredung hatte.

Der“ Erste Sekretär der britishen Gesandtschaft im Haag Leveson*Gower-häat sich am Freitag nah London begeben,

Türkei.

Der deutshe Botschafter Freiherr Marschall von Bieberstein wurde am Freitag nah dem Selamlik von dem Sultan in Audienz empfangen.

Griechenland. Der Prinz Andreas von Griechenland ist, wie „W. T. B.“ meldet, leiht an den Maijern erkrankt.

Etwa hundert Deputirte, Anhänger von Theotokis |

hielten gestern in- Athen eine Versammlung ab, in der sie be: schlossen, das Kabinet Zaintis zu unterstützen.

Rumänien.

Die Regierung hat am Sonnabend, wie dem „W. T. Bf berichtet wird, der Deputirtenkammer das Eisenbahn:1 budget für 1902/03 vorgeleat, in welchem das Reinerträgnißf der Bahnen auf 20 500 000 Lei gegen 19 500 000 Lei im Vor

jahre veranschlagt wird. Serbien.

Bei der Berathung des Gemeindegeseßes ergaben sich, dem „W, T. B.“ zufolge, zwishen der Regierung und dess Mehrheit „der Skupschtina ernste Meinungs. verschiedenheiten, welche indessen gestern durch ein Kom: F promiß beigelegt worden sind. Nach demselben wird das in F der Vorlage vorgesehene Aufsichtsrecht der Staatsbehörden übe die Gemeinden, den Wünschen der Mehrheit der Skupschtim

entsprechend, thunlichst eingeshränkt werden. Asien.

Wie das „Reuter’sche Bureau“ aus Peking meldet!

wurden die Damen des diplomatischen Korps mit ihre Kindern am Sonnabend von der Kaiserin-Wittwe,

Kaiser und der Kaiserin empfangen. Die Kaiserin- F Wittwe saß auf dem T eei: umgeben von einen

glänzenden Gefolge von Prinzessinnen. Der Kaiser saß aus einem etwas erhöhten Siy mitten im Empfangszimmer,

Als die Damen eintraten, verneigten sie sih dreimal vot

dem Kaiser. Die Gemahlin des amerikanishen Gesandten

Conger verlas eine Rede, in welcher sie den Hof zu seine! Nückkehr nah Peking beglückwünshte und auf dif

\hlimmen Erfahrungen der vergangenen Jahre hinwies,

welhe jeßt durch die Herstellung freundschaftlichere}

Beziehungen zu den Mächten der Vergessenheit über antwortet scien. Die Kaiserin-Wittwe sprach in dae Erwiderung in sfreundlichster Weise ihre Freude über ihn Rückkehr aus. Hierauf stellte der öfterreichishe Gesandte von Wahlborn sämmtlihe Damen vor. Der Kaiser und di Kaiserin-Wittwe schüttelten ihnen die Hand. Dann begaben si alle in ein Nebenzimmer. Beim Eintreten in dasselbe crgriff di: Kaiserin-Wittwe die Hand der Frau Conger und sagte s{chluchzend daß an dem Angriff auf die Gesandtschaften damals ein furchtbarer Jrrthum Schuld getragen habe. Sie erkundigt sich darauf nah den anderen Damen, welche die Belagerun mit durchgemacht haben. Bei dem sich anschließenden Fest mahl war der Kaiser der cinzige Mann, der zugegen war. D Majestäten stießen mit ihren Güsten an und bewegten siä dann unter ihnen in zwangloser Weise

Ein Edikt der Kaiserin-Regentin gestattet für dul Zukunft die Heirath zwishen Mand|chus und Chinejen unt

empsichlt, das Fußbinden bei den Frauen abzuschaffen. Naä} einem Edikt des Kaisers sollen Mitglieder des Kaiserliche Hauses und vornehmer Familien Reisen ins Ausland unte nehmen, um sih fremde Bildung anzueignen.

Durch ein Kaiserlihes Edikt 1ist Yunglu zum Ersten Wangwentshao zum Zweiten Großsekretär ernan worden.

Im Auswärtigen Amt wird zur Zeit der Plan erwoger

| eine besondere Mission nah Washington zu senden, urn

dem Präsidenten Roosevelt für die ausnchmend freundliäf

der Wirren und Friedensunterhandlungen gegenüber Chir

| beobachtet hätten. Die Regierung der Vereinigten Staate:

solle daraufhin sondiert werden, ob ihr eine solhe Miss genehm sei. ;

Aus Hongkong berichtet dasselbe Bureau, einer Meldun!

| aus Canton zufolge habe der Leiter der chinesi}che

einheimischen Zollverwaltung erwirkt, daß die Uchbe

| tragung der einheimischen Zölle auf die Kaiserliche Seezolf | verwaltung auf unbestimmte Zeit vershoben worden sei.

Afrika. Aus Pretoria vom 1. d. M. meldet das „Neuter'\&

| Bureau“, daß bei cinem Gefecht zwischen britischen Trupp:

und Buren in der Nähe des Zusammenflusses des Wilge des Leeuwsprit-Flusses am 25. vorigen Monats 100 Buren o Wessel's Kommando den Wilge- Fluß ctwas weiter uni

| halb dieser Stelle überichritten hätten und auf

Nachhut der südafrikanishen leihten Reiter eingestürr seien. 70 Buren, die zu de Wet's Kerntruppy! gehörten, hätten die Stellung der leihicn Reiter augen:cheinl in der Absicht angegifffen, sich eines Pompomgeschühes zu ki mächtigen. Die leihten Reiter hätten mit Granaten auf d! Feind geschossen, der sih darauf zurückgezogen habe. De V jei mit sechs Begleitern den Hielienbergolei-Fluß entlang d

ilohen. Steyn stehe mit 30 Mann zwishen Reiy u Bethlehem.

Parlamentarische Nachriéhten. Die Berichte über die vorgestrigen Sihungen des Reid

| tages und des Hauses der Abgeordneten befinden

in der Ersien und Zweiten Beilage

Bei der am 31. v. M. vorgenommenen Stichwahl j Reichstag im Wahlkreise Schaumburg-Lippe erhit

| wie der „Hann. Cour.“ meldet, der Architekt Dem! | de Volkäp.) 4541, Graf Reocntlow (Antis.) 3446 Stimm

wie „W. T. B.“ |

sterer ist mithin gewählt.

Graf Egon von Fürstenberg-Herdringen, erbus

| Mitglied des Herrenhauses. ist, nah einer Meldung ?

„W. T. B.“, geftern in Schloß Herdringen gestorben.

Kunft und Wissenschaft.

Im Kunstgewerbe-Museum ist im Schlütersaale (hinter dem Goldsaale) die Pie runs der Neuerwerbungen des leßten Fahres eröffnet. Dieselbe ift esonders reih an werthvollen Stücken. Sn erster Reihe steht ein Zylind erbureau, eine von Riesener in Paris um 1770 gefertigte Arbeit aus Acajouholz mit Beschlägen von Goldbronze, ein Werk von edelster Einfachheit der Formen mit Shmucktheilen von höchster Vollendung, der Ueberlieferung nach aus dem Besiy des Königs Ludwig XVI. stammend; ferner eine chinesishe Porzellanvase in reihster Fassung von Goldbronze, um 1750 entstandene Pariser Arbeit; ein italienishes Spinett mit eingelegter Arbeit aus dem Gnde des 16. Jahrhunderts; ein Danziger Tisch und holländische Stühle aus dem 17. Jahrhundert. Unter den Metallarbeiten ist ein ganz ungewöhnliches Stück, ein Thürklopfer aus Goldbronze deutsher Arbeit, wahrscheinlih aus der Werkstatt von Peter Vischer in Nürnberg um 1530, ferner ein großer italienischer Thürklopfer aus dem 16. Jahrhundert (von dem das Gegenstück sich in der Hossammlung in Wien befindet). Weiter is zu erwähnen ein Schrank voll erlesener Porzellane, darunter eine Gruppe des Tafel- aufsazes, den Friedrih [I1. der Kaiserin Katharina von Rußland schenkte, und s{chöne Figuren süddeutscher Fabriken. Unter den Textilien find ein großer Teppich. Golostickerei auf Sammet, türkisce Arbeit aus dem 16. Jahrhundert, die seiner Zeit an den chinesischen Hof ge-

‘fommen sein muß, ferner zwei Chorröcke, die aus einer Decken-

borte zusammengeschnitten find, herrlichste Arbeit in Seide und Gold auf Sammet, italienische Arbeit aus dem 16. Jahrhundert. Eine Büste aus Marmor stellt einen Feldherrn aus der Familie Montecuculi in mäch- tiger, schr dekorativ-behandelter Allongeperrüke dar und ist in Italien um 1700 bergeszellt. Unter den modernen Arbeiten befinden sih zwei Schmuckstüke und ein Bronzegitter von Laklique în Paris. Aus dem Vermächtniß Dr. Jagow's ist ein großer Bronzekessel er- worben, aus Zentral-Äsien stammend, mittelalterlihe Arbeit mit Nachklängen der persisch-\ässanidishen Kunst. Zwei zu den Neu- erwerbungen gehörige große Texrrakottafriese, von Hausfassaden in Cremona stammend und um 1500 entstanden, sind dirett in dem Majolikasaale angebracht.

A. P. In der Deutschen Physifalishen Gesellscha ft wurden am Ende des vorigen Monats zwei Vorträge über optische Themen gehalten, die von allgemeinerem Juteresse sind. Zunächst spra Professor Dr. E. Goldstein über den „Einfluß der Lichtbrechung auf die Beobachtung an Geißler’schen hren“. Obgleich das Licht einer Geißler’shen Röhre innerhalb der Röhre erzeugt wird und dort vorhanden is und tas E von dem phosphorescierenden andersfarbigen Lichte gilt, das an der ÎInnen- wand des Glases entsteht, unterliegt man bei der Betrachtung häufig der optishen Täushung, als ob das Licht von der Außen- wand der Glasröhre herkomme. Schon von Helmholy hat die Er- klärung hierfür gegeben, indem er den Beweis f\lihrte, daß die Täuschung immer eintreten müsse, wenn die Wandstärke in einem ge- wissen Verhältniß zum lichten Nohrdurlhmesser stehe, wenn erstere nâmlich weniger als 4 des leßteren betrage. In diesem Falle werde das Licht von der Glaswand so gebrochen, daß es die Richtung der Tangente an die äußere Glaswand annehme, folalich für unser Auge von der leyteren auszugehen heine. Professor Gold- stein lieferte nun durch eine Rethe von Versuchen, welche gut gelangen, den experimentellen Beweis der Richtigkeit der Helmholtz’schen Erklärung, da bei Anwendung von Gläsern entsprehender Wandstärke die vorgedachte optishe Täuschung {wand und man deutlih den Ursprung des von einem wasserhell durhsichtigen Glasfaum eingefaßten Lichtes im Innern des Rohres erkannte. Das Gleiche geschah auch bei Anwendung von Röhren {wächerer Wandstärke, wenn man sie während der Hindurchsendung von Kathodenstrahlen in ein stärker brechendes Medium, wie z B. Schwefelkohlenstoff, brachte. Eine eigen- thümlidhe Lichtersheinung zeigte eine dihte, mit Wasserstoff von großer Verdünnung angefüllte Geißler'sche Röhre, nämlich außer dem mattvioletten Liht des Innenraumcs, verbunden mit deutlich intensiverer violetter Färbung der sogenannten Kanelstrahlen in der Mitte, die olivengrúne Phosphoreécenz ter inneren Glaswand und an der Anode eine intensiv orangegelbe Färbung, die wahrscheinli von dem Natrongehalt des Glases beeinflußt wird.

In einer längeren Auseinanderscßung über die „Scheitel- krümmung der Bilder auf der Neßhaut des Auges unter Berücksichtigung der Linsenshichtung“ that Dr. A. Gleicher der wunderbaren Thatsache Erwähnung, daß die Krystalllinse des Auges cin \o vollkommener Brechungs-Aprarat sei, wie er künstlich bis jetzt nicht hergestellt werden könne. Dies beruhe auf dem aller- dings längst bekannten Umstante, daß die Krvstalllinje niht aus einer bomogenen Masse bestehe, sondern in ihrem Kern am dichtesten sei und nach außen in allmählihem Uebergang weniger dicht werde Das Gesetz dieser Schichtung ift {hon 1943 gefunden worden; aber die Grfkferntniß des vorzüglichen optischen Effektes dersclben auf die Entstebung der Bilder ist jüngeren Datums. Das Auge stehe auf ciner Stufe mit dem lichtstärksten photographischen Objektiv, gegen das es deu Vorzug voraus babe, fleines Blendenzwanges zu bedürfen.

Zum Schluß machte Professor Goldstcin ncch Mittheilung von ciner von lr. Holiknccht în Wien gemachten Beobachtung, daß die bekannte Färbung mancher Salze unter dem Einfluß von Kathoden- strablen oder ultraviolcttem Licht auch durch Röntgenstrahlen erzeugt werde. Doch erfordern die Salze zu dem Zweck eine zehn Minuten lange Belichtung mit Röntgenstrablen, während es bei Kathoden- strablen nur einer minimalen Belichtung bedürfe. Professor Goldstein ist der Ansicht, daß diese Wirkung der Röntgenstrablen mit der ent- sprechenden des ultravioletten Lichts übereinstimme und gegebenen Fallé von dem ultravioletten Licht berrühre, das beim Auftreten von Röntgenstrablen auf feste Körper entsteht.

Laund- und Forstwirthschaft.

Ueber die landwirtbs{chaftlihen Fortbildungsshulen in den Niederlanden berichtet der vom Auswärtigen Amt dabin entsandte deutsche land wirthschaftlidhe Sachverständige in den „Mittheilungen der Deutschen Landwirtbschafts-Gesellschaft“, taß diese Schulen in den Niederlanden sehr aute Erfolge aufzuwcisen haben und recht weit verbreitet sind. Der Üntecricht an dicien Schulen wird voa den Ortsölehrern gegeben, und uwar sind bierbei die Befürchtungen nicht verwirklicht, die in Deuts{land vielfah ter Verwendung derselben füc die Fortdildungs- \{ulen im Wege stehen. Dies ist der Art ter Ausbildung der Volkê- \{ullebrer für diese Zwece zu verdanken An jeder Winterschule finden im Sommer Lebrgän ze für Land- s{ullehrer slatt, wo tenselben in ten landwirth aftlichen Fadd- wissenscaîtea Unterricht ertheilt wird. Es betheiligen sich an diesem Unterricht, welcher jeden Mittwoh und Sonnabend Nachmittags statt- findet, sämmilihe an der Wintersbule angestellten Lehrer Jeder Lehrgang ift dreijährig; für die Theilna daran erhalten die Lebrer nichts; sobald aber cin Lehrer den Lehrgang wáäbreat drei Sommer besucht hat, erbält c daturh tas Recht. fich ju ciner Prüfung zu melden, welche an der landwirtbschaftlichen Hocbschule in Wageningen abgehalten wird. Besteht er diese Prüfung, so erbâlt er als Bauschalvergütun für alle biëher g ovêlagen 100 Fl. Die Prüfung wird ziemlich streng gehandhabt. Hat nun ein Lebrer dur ihr Bestehen die Berechtigung zur Ertheilung des land- wirthichaftl acunterrichts erworben, so fann er an seinem Orte eine landwirthschaftliche Fortbildungsschule ciar ten ; tic emeinden siand gehalten. cinem dabinziclenden Antrage cincs Le mit Berechtigungs- Folze zu geben. Lehr- und Hanshaltungevplan find für dera Seuien einheitlich für tas ganze Land festgestellt: der Staat zabit je nah der Leistungsfähigkeit ter Gemeinden zu diesen Abendschulcu wie sie amtlih genannt werden größere oder geringere Zuschüsse. Der Ünterricht wird an den Abentshulen der Hauptsache nah im Winter ertheilt, und zwar in 19 Wochen zu je 10 Stuñtden; dics

“ges also 190 Stunden; dazu kommen noch 14 Stunden im ommer.

‘Die Schulen werden von dem Winter-Shuldirektor des betr. Bezirks alljährlich einmal inspiziert. Auf diese Weise ist es ge- lungen, in den Niederlanden eine genügende landwirthschaftliche Fa bildung auf dem ganzen Lande zu verbreitén und sämmtlichen länd- tigen Kreisen die Möglichkeit einer zweckmäßigen Ausbildung ' zu geben. |

Die Getreideproduktionsfähigkeit Numäniens.

Für die Getreideproduktionsfähigkeit Rumäniens kommen die Besityverhältniss e wesentlih mit in Betracht, da, wie der deutsche landwirthschaftliche Sachverständige für. die Donauftaaten in einem in den „Mittheilungen der Deutschen Landwirthschafts. Gesellschaft“ ver- öffentlihten Bericht an das Auswärtige Amt ausführt, die Bauern vollständig rückständig find und sich in absehbarer Zeit kaum für eine rationelle Kultur erziehen lassen, während der Großgrundbesitßz das Clement des (elan im rumänishen Ackerbau bildet. Die rumänische Fläche ist nun: folgendermaßen Der oie: u j

cine SISO i: Davon entfallen auf_ E O j 2 en Klein- den Groß- In Numänien bedeckt : von grundbesiß grundbesit ha ha ha 3 166 444 2 ? Maldland Ba 921960 2 452 488 Wein- und Gartenland . . 216 656 108 328 108 328 Sonstiges Kulturland . 6978596 4408 379 9 570 217 zusammen . , . 13139744 4838267 5 1381 033

Der große Antheil von „Oedland“ erklärt sfih durh die großen Sumpfflächhen im Donaudelta, Kahlstellen in den Karpathen, Flugsandreviere in der kleinen Walachei und werthvolle Berçwerke uud Petröleumgelände. Von dem Oedland befinden sih etwa 10 0/6 in Händen des Kleinbesißes; ferner ist ein erheblicher Theil des Großbesißes, etwa 20 0/0, an Bauern verpachtet. Im allge- meinen sind die rumänishen Bauern fehr landgierig und pachten viel mehr Land, als sie auch nur leidlih gut zu bearbeiten im staude sind. Wenn sie eine zahlreihe Familie und genügendes Arbeits- vieh haben, pachten fleißige Bauern sogar mehr Land, als fie selbst besizen. In der Walachei haben die Großlandwirthe in der Regel so gut wie gar kein Vieh, da sie mit Aen der Bauern arbeiten. Sie brauchen daher nur wenig Heu und überlaßen infolge dessen nicht nur Ackerland, sondern auch den größten Theil ihrer Wiesen gegen Abarbeit an Bauern. Die größtentheils armen bäuer- lichen Ne A A sind aber der wirthschaftlich s{chwächste Theil des Volkes, und so kann es niht überrashen, wenn die Agrar- frisen, die von Zeit zu Zeit über Rumänien hereinbrehen, unter dem rumänischen Bauernstand so rasch verheerend wirken.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Rußland.

Die russishe Kommission zur Bekämpfung der Pestgefahr hat die Stadt Bagdad für pestverseucht erklärt.

Portugal.

In Portugal sind die Distrikte von Vianna do Castello, Braga, Porto, Aveiro, Vizen, Guardo, Coimbra, Castello branco, Leiria, Santarem, Lissabon, Portalegre und Evora amtlich für von febre aphtosa (Maul- und Klauenseuche) verseuht erklärt worden. Zur Verhütung der Vershleppung der Seuche find durch Königliches Dekret vom 21. v. M. folgende Maßregeln angeordnet worden :

Der Transport von Rindern, Schafen, Ziegen und Schweinen aus den für verseucht erklärten Distrikten nah anderen, für seuchefrei geltenden wird verboten.

Jnnerhalb der verseuchten Distrikte ist der Transport des der Krankheit verdächtigen Viehes nur unter gesundheitspolizeiticher Nuf- sicht und uur na den unter gesundheitépolizeilicher Kontrole stehenden Schlachibäusern gestattet.

Das Abhalten von Viehmärkten, Viehausstellungen 2c. wird bis auf weiteres für das ganze Königreich verboten.

Verkehrs-Anstalten.

Goch, 2. Februar. Die erste englishe Post über | L ?

Vlissingen ist wegen Sturms auf See ausgeblieben.

Cóln (Rhein), 2. Februar. Die erste englische Post über Osten de ist ausgeb!ieben, weil der betreffende Dampfer wegen Sturms nicht abgegangen 1}t.

Husum, 1. Februar. (W. T. B.) Amktliche Meidung.

ampferfahrten ¡wischen Hoverschleuse vnd der J vlt sind eiscéhalber von heute bis auf weiteres eingestellt.

Bremen, 1. Februar. (W. T. B.) Norddeutscher Llovd. Damvfer „Trave“ 31. Jan. v. Genua n. Alexandrien, „Preußen“ 1. Febr. v. Schanghai n. Hamburg, „Weimar“ 31. Jan. v. Baltimore n. Bremen abgegangen

2. Februar. (W. T. B.) Dampfer „Prinzregent Luitpold“, v. Australien komm., 1. Febr. in Suez angek. „Gera", n. Baltimore best., 1. Febr. Morgens Lizard pass. „Mark“, n. d. La Plata best,

¡1. Jan. und „Heidelberg“, ebendahin beit., 30 Jan. ia Moatevideo |

angefommen

Hamburg, 1. Februar. (W. T. B.) Hamburg-Amer'?a- Linie. - Dampfer „Palatia“ 31. Jan. Cuxhaven pass. (v. New York fommend). „Croatia* 31. Jan. in Havanna angek. „Sardinia“, pv St. Thomas n. Hamburg, 31. Jan. v. Havre abgeg. „Parthia", v. Hamburg über Havre und Letxroes* n Südbrasilien, 1. Febr. Cux- haven pass. „Lydia“, v. Hamburg n. Südbrasilicn, 31. Jan. v. Jarhagua und „Sibiria“, v. Babia n. Hamburg v. Funchal abgeg „Dacia“ v. Hamburg n. Mittielbiati 31. Jan. in Oporto, „Scotia” in New York (v. Genua kommend) und „Hamburg“, v. Hamburg n. Ost - Asien, in Nagasaki ange? „Columbia“ 30. Jan. v. New York übcr Gibraltar unt Algier n Genua abgegangen.

Kotterdam, 1. Febmar. (W. T. B.) Holland-F mettsa- Linie Dampfer „Maastam’“, v. Rottertam n. New York best., hat beute Prawie Point passiert

Ï 41 en L

Theater und Musik.

Deutiches Theater

„Gs lebe das Leben“ hat Hermann Sudermann cin néueë fünfakttiges Drama benannt, welches am Sonnabend in Tteater in der Scbumannstraße erstmalig in Scene ging. Der ungewöhnliche Titel knüpit an die leyten Worte der Heldin des Stückes an, ewer Frau. die. óbwokbl kränllih; das Leben liebt, freiwillig unt urauffällig aber avs demseibéa scheidet, um turch ihren Tod einen Konflikt zwiiche iwei Männern, die ibr nabeftantea,- aus dem Wege zu küumen Beate, die Gattin des Grafen von Kecllinghauscen, hat vor vielen Jahren zu dem Baron Ricdard von Völkerlingk in unerlaubten Beziehungen g: standen. R Verbältriß ist verborgen geblieben; nah kurzem Liedesrauich sind Beate und Richard auf ten g dèr Pslicht zurückgekchrt, und es verbindet sie miteinander nur nech cine innige Freundicait. in welcher auch der Gatte Beaten's einen geachteten Play tat. Am Glücke ibrer

Kinder Véllerlingk's Sobn bat sich mit der Tochter des Grafen | und ter Eráfin Kellingbanscn veilobt wollen sie sich erfieuen und die | gangenteit

Ver vergessen. Aber es ift teh ein Mitroifer tes Geichedenen

vorhanten; das ist Baron Nichard’'s ehemaliger Privatsekretär, welher zur Sozialdemokratie übergetreten ist und als Kandidat zum Reichstage seinem früheren Brotherra gegenüber estellt, in einer Wahl- rede. das Geheimniß preisgiebt, von dessen Wahrheit sih auch Graf Kellinghausen durch Bekenntniß der Schuldigen überzeugt. Da jeder öffentlihe Skandal aus persönlihen und Pauteirücksichten vermieden werden muß, verbietet sih ein Zweikampf zwischen deun Grafen Kelling- hausen und dem Baron Völkerlingk von selbst. Völkerlingk aber will im Bewußtsein seiner Schuld als Ehrenmann sein eigner Richter sein und fich selbst den Tod geben; die Gräfin kommt ihm indessen zuvor, indem sie eine größere Dosis eines ihr ärztlich verordneten Narcoticums nimmt und deine dur einen unglücklichen Zufall stirbt. Das ist in furzen Zügen der Inhalt der neuesten dramatischen Arbeit Sudermann's, welche: erfreuliherweise künstlerisch weit höher zu be- werthen ist als scin leztes Schauspiel „Johannisféuer“. So aciftvoll aber Manches im Dialog erscheint, so folgerichtig sich die Scenen entwiceln und so gewissenhaft die Zeichnung der einzelnen Charalicre durchgeführt ift, die Handlung leidét unter einer Breite der Darstellung und einer Langsamkcit des Forlschreitens, die der Bühnenwirkung wenig förderlih sind. Nur im dritten Aft, der den Höhepunkt des Konslikts bringt, und bei der Schlußkatastrophe ist eine intensivere dramatische Bewegung zu bemerken. Im übrigen wird viel über diese und jene politische und gesellschaftlihe Frage diéputiert, und zwar mit einer Kompliziertheit der Auéëdrucksweise, die den Zuhörern das Verständniß für das Gesprochene ret häufig er- \{wert. Denncch war der Beifall bei der im Ganzen voutrefflichen Danstellung ein recht lebhafter, sodaß der Erfolg troy einigen Widcr- \prucs nicht anzuzweifeln iit. Die außerordentlich dankbare weibliche Hauptrolle wurde von Fräulein Dumont mit eingehendem Verständniß gespielt ; sie fand für die wechselnden Seelenregungen der flugen, ihr Lcid so:fältig verbergenden Frau immer den rechten Ton und brachte namentlich die Schlußscene zu erschütternder „Wirkung. Als Ba1on NVölkerlingl hatte Herr Sauer recht gute Momente, obwohl die Nolle seiner fünftlerischen Individualität niht völlig zu entsprechen schien. Man traute dem von ibm etwas zu weit angelegten Charafter nit ret die geistige Ueberlegenheit zu, dur welche er sih besonders aus- zeiGnen soll. Die Figur des Grafen Kellinghausen stattete Herr Basser- mann mit lekenêwahren und \ympathishen Zügen aus, nur vertarb er zuweilen den guten Eindruck, den sein Spiel sonst hervorrief, durch den mißlungenen Versuch, in der Sprache den von ihm nicht beherrichten ostpreußi\hen Dialekt festzuhalten. Die anderen, zumeist kleineren Rollen fanden in den Damen Heims und Boettcher, in den Herren Kayßler, Hofmeister, Ziener, Werthmann, Fischer, Reinhardt u. a. ge- eignete Vertreter. Inscenierung und Zusammenspiel waren einrwoant frei: Der anwesende Verfasser nahm den seinem Werke gespendeten Beifall persönlich dankend entgegen.

Berliner Theater.

Als erste diesjährige Sonder-Vorstellung gingen am Sonnabend Nachmittag drei Satiren des alten griechischen Schriftstellers Lucian, welhe bisher wohl nur in Fachkreisen bekannt waren, an dieser Bühne zum ersten Male in Scene. Herr Dr. Paul Lindau hat sih zweifellos für dieses verdienstvolle Unter- ehmen allgemeinen Dank erworben. Indem er mit kundigem Blick den dramatischen Kern dieser von einem Humor ohnegleihen und von beißendem, selbst nicht die hellenishen Götter \honenden Witz durdwehten Gespräche erkannte, hat er den breiteren Schichten des gebildeten Publitums ein fkostbares Geschenk gemaht. Sowohl vom literarishen Stantpunkt aus, wie von dem einer geistreihen Unter- baltung mnuß dies anerkaunt werden. Treffend und fefselnd zugleich, sind diese Satiren und auh heute durhaus noch inte: essant und zeitgemäß, denn die darin gegeißelten Schwächen der Menschheit waren immer dieselben und werden es bleiben. Der oben genannte verdienstvolle Bearbeiter hat die Gespräche auf einen mchr der Gegenwart angemesjenen Ton gestimmt, und mane- trastishe, modernisterende Wendung kommt dabei zu zrveifel - loser Wüufkung. In der ersien dieser Dichtungen lernen wir Timon, denselben, welher Shakespeare den Stoff zu feinem „Timon von Atben* geliefert hat, und die griehishe Götterwelt, in faît Offenbach’-

| scher Art persifliert, kennen. Der Inhalt gipfelt in der betrübenden | Lebenswahrhbeit, daß der Reichthum Freunde und Schmeichler anzieht,

die eintretende Armuth sie aber meist vertreibt. „Der Hahn“ be- titelt sih das darauf folgende Gespräch eines armen Schusters mit seinem Haushabn, der ihn aus einem Traum von Reich- thum und Glück früh Morgens durch sein Krähen aufstört. Auch hier dreht \ich der Inhalt um das Glück der fröhlichen Armuth, und dieser srrehende Vogel, der, wie er selbst sagt, durch di Seelenwanderung in den verschiedensten Gestalten das Leben kennen gelernt hat, weiß gar ergößlih und philosophisch darüber zu plaudern. „Die Fahrt über den Styx“, oder „Der Tyrann“, die zum Schluß aufgeführte Scene, lehrt, daß vor den Göttern alle Menschen aleich sind und ein demüthiges und bescheidenes Leben vor ibnen mehr Merthb bat als ein solches in Glück und Glanz, das durch Schaudthate: erfauft wurde. In fast burlesker Weise {ildert Lucian hier- bei die Uebernabme der Abgeshiedenen in Charon's Nacher. Mabrbaft köstlich sind Humor und Satire tarin vertheilt. Die Aufrührurg muß eine vorzügliche genannt werden. Die besic: Darsteller des Berliner Theaters waren mit Rollen bedaht und fanden den reten Tón für die Lösung ihrer Aufgaben. Es scien vor allem die Herren Connard, Pittshau, Siebert, Robland, Schindler und Malden erwähnt, deren Kunst, zu charakterißieren, nicht wenig zun Gelingen der Vorstellung beitrug. Von den weibliden Moller wele vornebmlih nur in dem leßtgenannten Stück zur Geltun kamen, log diejenige der Klotho în den bewährten Händ«1 von Fräulein Fcauecudorfer, und die Damen Wenck und Muk, welche die aufgerufenen Zeugen der Greuel des Tyrannen Megavenibet, Sovba und Lampe zu personifizieren batten, boten die seltsamiten ölle: wobl je auf der Bühne erschienenen Gestalten Die Insceuierung wa eine sorafáltige und das sebr zablreih ershienenec Publikum wußte dat ibm Gebotene vollauf zu würdigen, erfreute sich mit Verständniß tara und bekundete mit lebtastestem Applaus seinen Dank für den erlesen Genuk

Lessing-Theater.

Krau Agnes Sorma eröfsnete am Sonnabend idr dietjäh1 is Gastsviel als Giudiita -in Ful das Lusispiel „Die Zwillin( schwester“, cine Nolle, die sie bei den ersten Aufführungen d S1ückes an derselben Stätte wiederholt gespicit dat Neues iît cigeut lich über ibre Leistung vicht zu sagen Die Anmuth und S chalkbaîtig keit, wele sie der Gestait zu verleihen weiß, die Virtuctuät mir welcber sie die zierlichen, fein pointierten Verse Fuldäe ipriht, rissen die das Haus bis auf den leyten Play fülleaden Zuschauer zu lebbaficn Beifallöskundgebungen zum theil bei offcner Scene bin. Av im übrigen batte sich die Physiognomie des Stüdls, ta sich die andere: arêfkeren Rollen in den bewährten Hände ihrer ersten Darítell c befanden, nit verändeit. Große Heiterteit er eckle rieder Her: Schönfeld als Graf Andrea Paraboëco, aber au die Herren Klein Stock, Waldecw, Jwald, Devve, die Damén Heuser unt Hobentbal trugen das Ihrige zum Erfolge dei.

H

4 I I

Konzerte.

Der iicbente Symvrbonie-Abend der Kèöniglihen Kapelle, welber am Freitag unter Leitung von Herrn elix Weingartner im Königlichen Opernhause ftattiand, brachie in scinem Pro- ramm ais Haupiwerk die dramatische Sympdenie „Romeo und Sulie“ ron Hektorx Berlioz, cin gewaltiges Ton daé in seiner anien Vellitäadigkeit mit Soli und Chêren nur h sellén zu Getèr gebraht wird, wobl bauplsächlih, weil & ausicr- aercóbnlicde Anforderungen an die Diriäsertehnik tes Leitenden wie ah an die Leistungsfähigkeit der Mitwirkenten stellt.

Herr Weingartner mit semem Drehester und den ibm zur Versüguag i\tebenden Songcsfrätten solchen Anforderungen turchaus gcewachien isi, dewies der gteße Erfolg der Bg Der genannte tfi unstreitig ciner der berufensten J eten Betliozicher M as zeigte er bei dicier Gelegenheit aufs neue; indem er ten geistigen Gehalt