1902 / 34 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 08 Feb 1902 18:00:01 GMT) scan diff

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v l a M vi E LRUON, y "la g a5, gi tee haar Eee is

er habe diesen Plan dan nit gehabt und auch heute niht. Wie kann da sen Plan Nl ng die Nede sein! . Ihre Sache en ‘den Sozialdemokraten) ist es, diesen Beweis zu führen. is jeßt ha Sie a nicht den Schimmer eines Be- weises geführt, niht cinen Indi ienbeweis dafür, daß der Staats- sekretär verdächtig ist nah seiner, isherigen Thätigkeit. Ich halte den Staatssekretär nicht für den Treibenden, fondern für den Bremsfenden. Er ift der Vater dieses Flottengeseßes, und er sollte diese Flotten- e in einem gegebenen Moment über den Haufen werfen wollen? wäre böchst unklug von ihm. Nah d bisherigen Material hat sih der Vorwurf der Täuschung als L unsubstantiiert erwiesen, und darum haben meine Freunde nicht die Neigung, in den Chor der Entrüsteten einzustimmen, um so weniger, als, wir bemerken müssen, daß selbst Männer von der „gräßlichen Flotte“ in diesen Chor einstimmen. : | : Abg. von Tiedemann (Rp.): Die Angriffe wegen einer Täuschung haben sich als vollständige Seifenblasen erwiesen. Ein chler war es» allerdings, den Erlaß als geheim zu bezeichnen. Der ersuch, das Vertrauen zur Offenherzigkeit und Loyalität des Staats- sekretärs in der Oeffentlichkeit zu erschüttern, ift gescheitert, und die Angriffe fallen auf Diejenigen zurü, die sie erhoben haben, nament- auf die Diebe und Hehler des ¿Vorwärts Abg. Bebel: In dem Erlaß wird bereits cine Novelle zum lolkengeles angekündet. Diese Ankündigung veröffentlicht zu sehen, it natürli unangenehm, zumal in der jeßigen Zeit der e A vorlage. Herr Müller faßt meine Darlegung dahin auf, ich hätte der Kommission den Vorwurf gemacht, sie abe n täuschen lassen, und diesen Vorwurf weist er zurück. Jch habe gesagt: Sie find getäuscht worden. Es ist jeßt das zweite Mal, daß das Zentrum in der Flottenvorlage der lamierte Europäer is. Herr von Tirpiß hat vem Reichstage vershwiegen, daß nah 1905 die Indiensthaltung eine vermehrte sein wird. Wenn Herr Müller nachweist, daß weniger aus- gegeben wird, als nah dem lattengeies ausgegeben werden soll, so verschlägt das ja absolut nichts. enn die Lebensmittelpreise, die Kohlenpreise u. f. w. billiger werden, dann muß weniger ausgegeben werden. Auf 20 Jahre genaue Berechiung zu eben, kommt nicht in Frage, wird auch von uns nicht im indesten verlangt. Der Staatssekretär wußte bereits 1900," daß 1905 höhere Indien\t4 haltungen eintreten mußten, das hat er verschwiegen, und darauf allein fommt es an; damit hat er den Beg getäuscht. Es handelt sich auch nit allein um die höhere Indiensthaltung der Schlachtflotte, sondern auch der Auslandsflotte. Herr Müller hat, um der Sache einen be‘onderen Geshmack zu geben, eine reihlihe Sauce hinzugefügt. Erst nachträglih habe ih meinerseits erfahren, daß das Wort „geheim“ auf dem ran gestanden hat. Warum der „Vorwärts“ das Wort weggelassen hat, weiß ih nicht. Die Gegner _werden mit allen ihren Reden niht aus der Welt schaffen, daß der Staats- ekretär dem Reichstage gewisse Dinge vexGwiegen hat, um der lottenvorlage keine Schwierigkeiten zu machen. Nun fragt es sich: haben au die anderen Faktoren, der Bundesrath, der Kanzler, der Schaysekretär, Kenntniß davon gehabt ? Bis jet haben die Herren [wiegen Man \pricht von einem Diebstahl des „Vorwärts". ( ehr richtig! rechts.) as fkônnen Sie ja nicht beweisen, das ist eine Unwahrheit! (Zwishenruf des Abg. Singer: Gemeine Ver- leumdung! Vize-Präsident Gras zu Stolberg-Wernigerode: Jch rufe den Herrn, der das gerufen hat, zur Ordnung!) Für Zie Veröffentlichung solcher Erlasse besteht ein dringendes Be- dürfniß im Interesse der Allgemeinheit, damit die Allgemeinheit weiß, was geplant ist. Warum werden die Erlasse nit im „NReichs- Anzeiger“ veröffentlicht, warum wartet man ab, bis der „Vorwärts“ fommt? Ich erkläre, alle diese Schriftitücke, wie sie veröffentlicht worden sind, haben nie einen Pfennig Geld gekostet, noch haben wir direkte Veranlassung gegeben, daß fie uns zugeshickt worden sind. Au ih habe solche Erlasse hbiec {hon ost zur Sprache bringen können. Die Jünger des heiligen Stephan bringen sie uns ins Haus; wir wissen niht, von wo sie kommen, wohl

aber, wohin sie gehen. Wenn der Staatssekcetär von mir den Namen CLerlangt, so würde ih ihn nit nennen, wenn ih ihn auch wüßte; das wäre Ebrensache; aber ih weiß ihn nicht, und auch der „Vorwärts“ weiß nit, wer ihm diesen Erlaß gesandt hat. Wir sind nit im stande, Auskunft zu geben; die Partei hat nichts gestoblen, noch die Fraktion, noch die „Vorwärts"-Redaktion. Wir fennen auch die Motive nicht, die die Zusender haben. Wir prüfen die Schriststücke, und {ind fie wichtig genug zur Veröffent- lihung, dann bringen wir sie vor. Wir haben keine Geheimfonds, mit denen wir wirthschaften, uns wird man nicht Dinge nachweisen fönnen, wie sie in dem Tauschprozeß nagewiesen sind. Wir bezahlen keine Lumpen und Schufte, um Parteigeheimnisse zu erfa!-ren.

Aba. Graf von Noon (d. kons.): Als Mitglied der Budget- kommission kann ih bezeugen, daß die Darstellung des Abg. Müller- Fulda und die damaligen Berenungen vollkommen zutreffend find, und daß wir von der Marineverwaltung vit getäusckt worden sind. Nur in Bezug auf die Auslandsschiffe stimme ih nicht mit ihm überein. Ich habe den Staatssekretär in der Kommission gefragt, ob für die Auslandékreuzer nichts geschehen solle, weil mir für das An- seben unserer Flagge im Auslande cine Vermehrung nothwendig chien. Der Staatssekretär hat mir gesagt, daß an cine Ver- mebrung der Autlandéflotte {hon aus finanziellen Gründen nicht zu denken sei. Getäuscht ist nur der Abg. Bebel; das ift ihm niht zum ersten Mal passiert. Manchmal will er au getäusht werden. Er ist getäusht worden von ciner verlogenen Presse. Gefstohlen ift der Erlaß; doch wenigstens durch einen ungetreuen Beamten, und Sie baben ibn veröffentliht. Deshalb bleibt der Vorwurf auf Ihnen sitzen, Sie mögen machen, was Sie wollen. Es ist wirkih unerhört, daß bier von Herrn Bebel der sovbistische Versuch gemacht wird, ctwas zu vertheidigen, was in der ganzen Welt mit Verachtung betrachtet wird. Sie machen sich zu Vertheidigern ciner s{lechien gewissenlosen Presse, und wenn Herr Bebel sagt, daß fortgefahren werden soll, solche

estoblenen Briefe u. \. w. zu veröffentlichen, so macht er sih zum Mitschuldigen eines terartigen Verfahrens. Spionage ist unter Um- fänden unentbehrlich, aber die Spione verachten wir

Aba. Richter: Der Erlaß ist genau jo veröffentlicht worden, wie ibn der Staatssekretär dargestellt hat, mit Aubnahme des Wortcs „geheim*. Darum begreife id dic Entrüstung des Abg. Grafen Roon nicht. Der Staatssekretär hat shwarz auf weiß zugegeben, daß vorláufia niedrigere Ziffern in Rechnung gestellt worden find. Dur alle Dialektik in der Passus von den neuen Steuern nicht aus der Welt zu bringen. Graf Oriola bedauerte, daß der Staatssekretär sich hier vertheidigen muß; ih bedauere cinen Abgeordneten, daß er ibn in Schoß nimmt. Jh glanbe, daß, wenn diese Sache in cinem andern Parlament vorkáme, der Minister nicht 8 Tage länger an seinem Playe wäre. Es handelt sich hier nicht um eine Partei- frage, sondern um die varlamentarishe Frage der Kontrole. Wenn der Staatssekretär au gesagt hätte, jeder neue Panzer wäre ein Slhwergerrnn! in die agscbale des Freihandels, \0 würde ih die

av nit anders beurtheilen. Beim zweiten Flottengesey hat

der Staatssekretär ganz anders gesprochen als beim ersten über die

adblíloite; ex sagie, daß er son 1897 innerlih ganz anders

babe. 1898 tate man an eine Ver-

vorläufig“ davon zurück. Im Januar 1499

noch s{limmer getäuscht worden als jeyt. Nicht

nur die S i erfunden, um die Gedanken ju verbergen, sondern auch die Admirale scheinen dazu da zu sein.

Staatssekretär des Reichs - Marineamts, Staatsminister, Vize-Admiral von Tirpiß:

Meine Herren! Ih kann mir die große Erregung des Herrn

aux daraus erfláren, daß er selber erfennt, daß er sich

gründlich geirrt hat. (Große Heiterkeit links.

! rechts.) Ja, meine Herren ganz gründlich geirrt

j nahelichente Zeitung, die einen

gerichtet, sh thenso grüntlich

und hereingefallen ift. (Heiterkeit link?) Sell ih auf

die früheren Beschuldigungen, die vor Seite gegen mich erhoben sind, hier noch näher eingehen? (Zu- stimmung links. Widerspru rets.) ganz andere Richtung geben. Das kann man bon mir wirklich nicht verlangen. Wenn ih im Jahre 1899 gesagt habe, daß nicht die Absicht bestände, so war das vollkommen zutreffend: diese Absicht hat damals auch nicht bestanden, und wir sind erst durch Ereignisse und Vorgänge des darauf folgenden Sommers dazu gekommen, daß wir sagen mußten: wir können nicht länger zurückhalten, wir müssen vor- So war die Sache und nicht anders. (Sehr richtig!

wärts ‘gehen. rets. Heiterkeit links.)

Abg. Fischer-Berlin (Soz):

Leveßow \prehen von einer ehrlosen Handlung des „Vorwärts“ und sagen, der ee sei {limmer als der Stehler. Wir werden immer a

den Muth haben, entgegen dieser Ar Dinge zu veröffentlichen. Sie wissen do alle, verwendet werden, die nur auf dem des Diebstahls erreicht werden k verlangen, s wir Die Herren Konservativen werden diebstahls entsinnen, sie werden fi sinnen, sie werden anstaltete Yeheranng des von Gerlach. Das beden

Naporra will ih garnicht reden.

Nichtgentlemen steht -ja Dr, das Briefe gestohlen werden

follen. Da sollen wir an Jhre R US E, hat ein Spiel direkt a

l eines Exemplars einer Korrespondenz von der Polizei beauftragt Wenn das bei der Polizei keine Schande ist, was hat denn der

wär. D 8 bei „Vorwärts“ mit diesem Vorwurf

war in den Zeitungen von Bücherdiebstählen die Rede, sich heraus, s die Polizei im Besitz diefer Bücher war.

a Ihre sittli lohnung ausgeseßt.

rung darüber aus, wie solche

fönnen; denn von

hinweg kommt. Diese *

sollte wohl der Regierung noch übel

stellungen ins Auge fasse. Wer nicht aufgeklärt sein will, is auch Das Bedauern des Herrn Richter rührt mich nicht; ih kann höchstens andererseits Herrn Nichter bedauern ; denn es muß ein sehr unangenchmes Gefühl sein,

nicht aufzuklären.

zufallen.

Das Gehalt des Staatssekretärs wird gegen die Stimmen der Sozialdemokraten, der freifinnigen Volkspartei und eines

Theils des Zentrums bewilligt, gesammte Ordinarium ordinarium hat die Budget Abstrichhen vorgenommen. Von riftische 2 200 000

ferner 200 000 F von den For Handwaffen

ämter.

Nesolutionen vor: „Die verbündeten Regierungen

einzustellen,

Zwecken erforderlich ist.“ Direltor im Reichs-Scayamt Resolution meinde Elmschenhagen liegen Abg. Bargmann (fr. Volksp

lutionen cin, ebenso der Al Direktor im Reichs-Schayaunt

tionen ruhig annehmen könne,

zu prájudiperen. , : L i; Wirklicher Geheimer Ober-Re

Abg. ÿ _ stellungen des Abg. St

Direktor im Reichs-Schayamt Beide Resolutionen werden

gestrichen. Million Mark verlangt.

Es folgt die Berathu gerer Kiauts usgaben für

Das Haus beschließt

t bekommen solle. des

Der des Ordi

Sie lassen ja auch daß die Mittel des Geheimfonds zun

Ihre sittliche

ih erinnern an die von der „Kreuzzeitung“ ver- rinzen von fen Sie, wenn losen Handlungen, von Spionen sprechen.

e Entrüstung? Herr von Tirpiß hat 2000 1. Be- Die Berliner Polizei hat einem Manne erst 300, dann 1000 6 geboten, wenn er in der Redaktion, Sekerei und Druckerei des „Vorwärts“ erfahren könnte, wie der Erlaß dahin gekommen ift. Abg. Richter: Also erst später soll die Erkenntniß der Noth- wendigkeit eines neuen Flottengeseßes gekommen sein. Ich zitiere nochmals, daß hon im Dezember 1898 ernstlih versucht wurde, eine Vergrößerung anzubahnen, man kam aber „vorläufig“ davo Vier Wochen später \prah Dele Staatssekretär seine Verwunde- erüdhte überhaupt hätten entstehen feiner Stelle wäre ctwas Derartiges geschehen. Diese beiden Erklärungen lassen ih absolut niht mit einander ver- einbaren, sondern stehen sih diametral gegenüber. Abg. Graf von Driola: Herr Richter bedauert einen Ab- geordneten, der so Lei über eine unaufrichtig begründete Vorlage orlage war eben aufrichtig begründet. Ich

er Ausgaben, Jm

Armierung und Munition \ abgeseßt, von der r armierung werden 190 000 F abgeseßt.

und 25000 A von den Forderungen zur Be- schaffung von Jnstrumenten u. [e 10; Zestriche! l 73 000 M zur Beschaffung eines Peilboots für Küstenbezirks

Die Budgetkommission schlägt außerdem folgende

a. für die Gemeinde Elmschenkagen eine Beihilfe in- den Etat welche ten an die Gemeinden Gaarden und Ellerbeck gewährten Beihilfen entspricht, b. die Verhältniffe der Gemeinden Bant, Heppens und Neuende einer Prüfung dabin gehend unter- ziehen zu lassen, ob die Gewährung einer Beihülfe zu fommunalen

Neichs-Schatzamts mit der Resolution b einverstanden. hätten die betheiligten nebmen können, sie wüßten noh nicht,

. von Kardorff (Rp.).

Rüfsicht auf das Reichs-Marincamt nehmen möchte, welches noch nicht die Verhältnisse habe genau untersuchen können.

Abg. von Tiedemann glaubt, Reid obne den Entschlüfsen

Plath ergänzt die Ausführungen des Direktors Twele. rese (fr. Vag.) macht darauf aufmerksam, daf h mann in der Kommission über die Verkält- nisse dieser Gemeinden nicht widersprochen worden sei.

uns die Verhältnisse nicht bekannt waren.

Jm außerordentlichen Etat werden \ roßen Trockendocks auf der Werft zu Wilhelmshaven als dritte Nate 2500 000 Æ gefordert; davon werden 300 000 M

Zur Erweiterung der Werst zu Wilhelmshaven wird cine Davon werden 100 000 # abgescht Zur Erweiterung der Merst zu Kiel werden zwei Mil lionen Mark gefordert, davon wird eine Million abgescht. Damit ist die Berathung des Marine-Etats beendet. des Etats für das Schuß- ou. Die Budgetkommission \{lägt vor, die Marine-Reiterkompagnie zu streichen und 44 563 M den Ausgaben für die Marine:Jnfanterie zuzuschen.

den A für Seel

Bei Cickhoff (fr. Volksp.) um s ehrer an der dortigen Schule

Miniser Bie eipmiral von Tirpi # daß die

werden beri ebenso die Einnalunen. Damit ist die Tagesordnung erschöpft.

zwei Jahren von derselben

Das würde der Debatte eine

Graf Roon und Herr von

t von sittlicher Entrüstung solche die Spionage gelten. Zweken Wege des Vertrauensmißbrauchs, önnen; da werden Sie nicht

Entrüstung so ernst -nehmen. ih des Potsdamer Depeschen-

des Namens Lindenberg ent-

Preußen und des Herrn Sie von verbrecherischen, ehr- Von Ihring-Mahlow und Fn den Instruktionen für die

ntrüstung glauben? Im Prozeß ausgesagt, daß er mit dem Dieb-

zu thun? Vor wenigen Tagen

und es stellte Wo bleibt

davon zurü.

nehmen, daß sie kleinere Indienst-

mit seinen Angriffen so hinein-

desgleichen ohne Debatte das Ex tra- kommission eine Reihe von den Forderungen für artille- werden im Ganzen Forderung zur Torpedo- Abgeseßt werden derungen zur Beschaffung von

Gestrichen werden

zu ersuchen:

Twele erklärt \sih namens des Zu der ersten noch keine Stellung

wie die Verhältnisse der Ge

MNessorts

J tritt nahdrücklich für die NReso-

T wele bittet, daß der Neichstag

daß der Reichstag die Resolu- der Regierung zierungörath im Reichs-Schayzamt

daß ten Dar-

Twele: Das geschah nichk, weil

angenommen. zum Bau von zwei

e und Unterricht bittet der uéfunft darüber, ob der wissen-

21 Jahren tas Höchsit- Nei

hs - Marineamts, Staats- bestätigt dies unter der

ben werden. D d das E

. Volksp.) und Genossen :

Schluß 51/2 Uhr. Nächste Sigung Sonnabend, 1 Uhr. e 78 Reichs-Schazamts, des Reichs-Justizamts und kleinere ats. :

Preußischer Landtag. Haus der Abgeordneten.

29. Sizung vom 7. Februar 1902, 11 Uhr.

Das Haus sezt die Berathung des Etats der Handels- und Gewerbeverwaltung bei dem Kapitel „Handels- und Gewerbeverwaltung“ fort. Zu letzterem liegt der bereits mitgetheilte Antrag der Abgg. Trimborn (Zentr.) und Genossen, betreffend allge- meine Förderung des Gewerbewesens, vor. Ferner beantragen die Abgg. Pr. Crüger (Fr. die Königlihe Staatsregierung zu ersuchen, eine Denkschrift über die bei der gewerblichen und al Förderung des Handwerks beobachteten rundsäße vorzulegen. Abg. Wallbrecht (nl.) erklärt namens seiner Freunde, daß diesen der Antrag Trimborn sympathisch sei ; E e die Lage des Handwerks und die Ausbildung der Lehrlinge heute besser als früher. Abg. Freiherr von Vaud und Neukîirch E fons.): Auch meine Freunde sind mit der Tendenz des Antrages Trimborn durchaus ein- verstanden. Während sich die Großindustrie unter der Fürsorge des Staates mächtig entwickelt hat, sind wir in der Förderung des Klein- betriebes hinter vielen anderen Staaten, namentlih Oesterreich, weit zurückgeblieben. Ein Verdienst des Ministers Brefeld i\t es gewesen, daß in der neueren Zeit das Kleingewerbe besser unterstüßt worden ist. Abg. Dr. Crüger: Solche Anträge, wie sie hier in der Hand- werkerfrage von der Rechten gestellt werden, sind von psychologischer Bedeutung, man fühlt sich dabei zurückversezt in die alte Zeit, in der angeblich das Handwerk noch einen goldenen Boden hatte. Fh hätte gedacht, daß die Herren rets gegen den Antrag Trimborn \ebhaften Widerspruh erheben würden, denn von ihnen wird immer noch das Mittelalter in der Handwerkerfrage vertreten, während der Abg. Trimborn sich mit der modernen ntwickelung be- schäftigt. Das Handwerk muß den modernen Verhältnissen an wett werden; mit dem Befähigungsnachweis und dem Meistertitel ge) zie t das aber nicht. Meinen Antrag habe ih {hon vor zwei Jahren gestellt, damals wurde er aber abgelehnt. Der Antrag Trimborn enthält bereits ein Programm; ih meine, wir sollten erst von der Regierung die Mittheilung der Grundsäße erbitten, in welher Weise heute das Handwerk gefördert wird. Den Antrag Trimborn follten wir an eine Kommission verweisen, die von mir erbetene Denk- {rift der Negierung würde dann die Grundlage für die Arbeiten der Kommission bilden. Die Anpassung des Handwerks an die modernen Verhältnisse is eine Lebensfrage für das Hand- werk, entweder paßt \sih das Handwerk diesen Verhältnissen an, oder die moderne wirthshaftlihe Entwickelung wird über das deutsche Handwerk zur Tagesordnung übergehen. Die Kommissions- arbeit wird hoffentlih auch fruhtbringend für die Arbeiten dieses Hauses sein. Für die Hebung des Kleingewerbes hat Herr Trimborn auf Oesterrei Bezug genommen. Gerade dort hat der Befähigungs8- nachweis “bah gemaht. Aber wir brauchen garniht nah Vester- rei zu gehen. Auch in Süddeutschland verlangt man niht nach dem Befähigungsnachweis; auf dem leßten Handwerkertage lagen sich die Süddeutschen mit den Norddeutschen wegen dieses Verlangens kräftig in den Haaren. In den Beirath oder die Zentralstelle auf die Form und den Namen kommt es ms an dürfen keine Zünftler berufen werden; denn diese würden sich als ein Hemmschuh auch für die Be- \strebungen des Antrages Trimborn erweisen. Für die Meisterkurse muß allerdings mehr als bisher au von staatlicher Seite eschehen ; wir haben bisher Meisterkurse nur in Hannover und in Cöln. Es m erbeblih größere Mittel dafür aus( eworfen werden, wie wir es seit Jahren verlangt haben. Was bisber im Etat ausgeworfen ist, betrachte ih als garnichts, mit einigen hunderttausend Mark ist nichts zu machen, eine solche Aktion zur Hebung des kleinen Handwerks erfordert Millionen. Die Förderung des gewerblichen Genossenschaftswesens bedeutet in diesem Rahmen herzlih wenig; in Oesterrei hat man solche Bildungen mit Staatsunterstüzung ins Leben gerufen, aber sie find und bleiben fünstlihe Schöpfungen, die tem Handwerk nichts nützen. Man liefert den Genossenschaften Maschinen, aber wo die Arbeiten, die Bestellungen hernehmen? Der Staat gab \{chlicßlich eine große Scbublieferung auf, und nun begannen für die betbeiligten Genossenschafter entlose Pladckereien bei der Ab- lieferung. Solche Einrichtungen machen sich auf dem Papier sehr \hôn, aber in der Praxis haben sie obne das uncingeshränkte ZuU- geständniß des Rechts auf Arbeit keinen Werth. Der Hinweis au] das Ausland nütt also in diesem Falle nichts. Herr Trimborn will dem Kleingewerbe von Staatöwegen seinen Absay sichern, dagegen müsen wir ten bestimmtesten Widerspruch erheben. Dann müßten wir au dafür sorgen, daß jeder Arbeiter, jeder Arzt und Rechtéanwalt die Arbeit zugewiesen erhält, die er braut. Ein Anspruh auf Sicherung des Absayes ist mit unserec Gesellshaftöordnung unverträglich. Bringen wir das Handwerk technisch ho, damit es den Konkurrenz- kampf aufnebmen kann! Wie cs sih dann vorwärts bringt, daë Ui Sache des Handwerks selbst. Auch ich schätze die innigen Beziehungen, welche die Genossenschaft unter den Mitgliedern erzeugt, viel bôher als tie finanziellen Vortheile; das Zusammenarbeiten in den Ge- nossenscaîten trägt sein gut Theil zur Verdrängung des öden Kon- kurrenzfampfes bei. Aber dieser Geist muß în den Genossenschaften selbst erwathsen, er läßt sich nicht von außen bineintragen. Bedauer- licberweise hat Herr Trimborn das gewerbliche Schulwesen außer Acht gelassen, ohne welches sih doch die gründlichere Ausbildung der Meister nicht denken läßt. Da kommen vor allem die Fortbildungë- idulen in Betracht. Die meisten seiner Anträge find mir in ihren Grundzügen durchaus \sympathish; ih möchte nur wünschen, daß die Kommission etwas Positived daraus machen kann. Jede Senofsen- schaft \{altet Arbeilékräfte aus; wenn der Staat für das Genosen- \chaftwesen Mittel hergiebt, fühlen alle Berufskrcise sich bedroht und agitieren gegen die Genofsenschaftsitce als solche Auch aus diesem Grunde boalte ich die staatlihe Förderung des Genofsenschaftêwesens für bedenklich. Ich bitte, der Kommission außer dem Antrag Trim- born auch den meinigen zu überweisen.

Es läust noch ein Antrag des Abg. Euler (Zentr.) cin, den Antrag Trimborn dahin zu ergänzen, day * aßznahmen getroffen und Mittel dbereitgestellt werden, durch die auh das Fachschulwesen der ZJnnungen mehr gefördert wird, ins besondere solche Anstalten errichtet und unterhalten werden, in welchen praktisch vorgebildete Handwerker als Fachlehrer ausgebildet werden.

Aba. Dr. von Heydebrand und der Lasa (kons.): Der An- trag Trimborn bewegt sich auf einer Linie, welche von meinen polilti- (gen Freunden son seit Jahren innegehalten worden ist. z über der crdrückenten Konkurrenz des konzentrieiten Kapitals inuß cine planmäßige, avch mit staatlichen Geldmitteln unterstützte Förderung des Handwerks plapgecifen, um diesem hochwichtigen Stande zu helfen. Das ganze Haus fann dem Abg. Trimbora für sein cifriges Auftreten a Gunsten des Handwerks dankbar sein. Wir werden es an unserer Mitarbeit in der Kommission nicht fehlen lassen. Der Kommission sollte avch der Antrag Crüger überwiesen werden, det eine danfent- werthe An iebt. Stellen Sie nur immer solche vernünftigen unt ecckEmánigen Anträge, meine Herren von der freisinnigen Partei; wir nebmen das Gute, wo wir s finden.

(Se&bluß in der Zweiten Beilage.)

M 34.

(Schluß aus der Ersten Beilage.) Minister für Handel und Gewerbe Möller:

Meine Herren! Jch kann mich dem Herrn Vo i i Dankbarkeit gegenüber dem Herrn Antragsteller es “vie anschließen. Ich kann weiterhin meine Freude darüber auch zum Aus, druck bringen, daß wir es hier mit einem Thema zu thun haben, in dem ich Zustimmung von allen Seiten . des Hauses gehört Babe Meine Herren, wenn ih das als Vorbedeutung für das weitere Ge- lingen der hier in Aussicht genommenen Arbeiten betrachten daf f fann ih meinerseits mit dieser Vorbedeutung in hohem Grabe zu- frieden sein. Denn ih habe, bevor ih in die Regierung eingetreten bin, stets befürwortet, daß auf dem Gebiete sowohl des gewerblichen Unterrichtswesen wovon ja eigentlich in diesem Antrage nicht die Rede ist, sondern nur im Antrage Euler als auch auf dem Gebiete der Gewerbeförderung bei uns nit das geschieht, was anderswo ge- schehen ist, und daß ih immer den Wunsch gehabt habe, daß auf

diesem Gebiete mehr gesehen möchte.

Nun wird das Programm, welches die Herren si ä trt ® estellt längere Zeit zur Verwirklihung bedürfen. sich gestellt haber

müssen.

Auf die Einzelheiten einzugehen, glaube ih mir heute versagen zu föônnen, ja ih möchte sagen, versagen zu müssen im Interesse der Förderung der Etatsberathung, zumal da Uebereinstimmung im ganzen Hause darüber besteht, daß die wirkliche Unterhaltung über diesen Gegen-

Aber eins darf ich vielleicht

ftand in der Kommission stattfinden \oll. sagen, was au von mehreren Seiten ausgesprochen worden ift, daß di

Á6 A e | könne der Handw it sei j Ansäte zu alle dem, was der Abg. Trimborn will, eigentlich {hon bei uns Dan ere ait [eReE Nen Ee elte del: vorhanden sind, und daß wir auch fortwährend bestrebt waren, diese

Ansätze weiter auszubauen.

Auch nach einer anderen Nichtung hin kann ich dem Antragsteller wohl zustimmen, daß ih es für durchaus richtig halte, daß ein sach- verständiger Beirath in Anspruch genommen wird bei dem weiteren Dagegen é mir zweifelhaft sein, ob es schon jeßt am Playe ist, N N zu schaffen, ehe man die wirklich Sachverständigen auf diesem Gebiete

gendem Die Gebiete, die hier zu fördern sind sind theilweise so weit auseinanderliegend, daß nicht dieselben Personen auf all den Gebieten gleich sachverständig sein werden, und ih glaube daß es förderlicher sein wird, wenn ih zunächst für die verschiedenen Gebiete verschiedene Sachverständige in Anspruch nehme, und wenn wir alsdann zu einer Kenntniß der fahverständigen Kreise kommen, so

Ausbau der Dinge, die wir alle im Auge haben.

in genügendem Maße kennt.

würde man später zu einem sachverständigen Kollegium kommen können. Jh meine aber au, daß, wenn solch ein sahverständiges Kollegium zu sammen käme, dasselbe eine so große Zahl von Köpfen umfassen würde, daß, wenn man die verschiedenen Landestheile und Zwecke ins Auge fassen will, ein Zusammentagen einer folhen sahverständigen Körperschaft hwer möglih sein wird. Dieselbe würde \ich

auflösen Spezialkollegien für die cinzelnen Zwecke.

müssen in

Ich glaube, der Abg. Trimborn, mit dem ih mich noch in der |

Kommission darüber unterhalten werde, wird darin mit mir einver- flanden sein, daß man zunächst nicht zu ciner derartigen Organisation schreiten darf, die, Personen geschaffen würde, vielleicht d cine Stelle des Dilettantismus zu schaffen, die den guten Zielen, die der Abg. Trimborn im Auge hat, \{ädlich sein könnte. . Im übrigen darf ih cins hervorheben. Jch habe mich gefreut, daß die vielfahverkannte genossenschaftlihe Thätigkeit jeßt von allen Seiten wieder wärmér anerkannt worden ist, als das geschehen ist. Ich bin fest liberzeugt, daß gerade auf

durch genossenschaftlichen Zusammenshlußund durch Anspornen zur Selbst-

azu führen wünd

mehrere Jahre bindurch

diefem Gebiete nur

thätigkeit und zur Selbsthilfe wirklih Ersprießliches geschaffen werden |

fann. Wenn diese Aktion nur dazu führen sollte groß zu ziehen, würden wir mehr Schaden als Nul tihtig! links.)

Wir werden also vorsichtig vorangehen, !

en stiften. (Sehr den auch nicht in allen andestheilen auf cinmal vorgehen dürfen r Abc üger hat ja besonders beklagt, daß wir eine so dürftige Thätigkeit auf dem Gebiete der Meisterkurse entwickelt en allerdings erst in zwei Orten, in Posen, wo man cben b mit der Arbeit begonnen, aber verschiedene antere Cöln, „haben sich bereits gemeldet. In dem Maî sein wird, weitere Mittel flir diesen madchen, bin ich selbiversiändlih gern bereit, auf diesem Gebiete weiter voran- zuschreiten, aber immerhin nur in dem Maße, als unserer Verwaltung es gelingen wird, die geeigneten Leute für derartigen erricht

Stätte, darunter wie es mögli Iweck flüssig zu

zu

Anden. Ja, meine Herren, cs ist eine sehr große Schwierigiei Leute |

ju finden, die die praklishe Kenntnis und zuglei leit haben. (Sehr ricblig! links.) Wenn wir auf di Gefahr, viel Geld zu verplempern und wenig Nuyen schaffen Aber Sie können ih darauf verlassen, daß ih die Forderung sämmt- licher Ziele, wie sie im allgemeinen in Auésicht genommen sind, meiner- seits von jeher gewünscht habe und auch weiter fördern werde, wie ih irgend fann.

Also, verweisen Sie die Sache an eine Kommission, so werde ih nit nur dur meine Kommissare, sontern thunlichst au persôn- lh mich an den Verhandlungen betheiligen, und ih hoffe, daß wir zu étsprießlichen Schlußfolgerungen kommen werten. (Lebhastes Bravo.)

Abg. Euler (Zentr.) dankt dem Hantels-Minister für das Wohl-

weldes er dem Antrage Trimborn entgegengebracht hat, und t denvon ibm gestellten Zusayantrag, ter nichts Neues bringe,

ls Minister so weit

] rfi i Die Herren werden aner- kennen, daß die gegenwärtige Lage der Finanzen äußerst bedenklih ist,

und daß wir, wenn ih au hoffe, daß wir im nächsten Jahre bei dem Herrn Finanz - Minister wieder eine kleine Steigerung der Aus- gaben auf diesem Gebiete werden erzielen können, indeß eine gewisse Zurückhaltung uns für die nächsten ein, zwei Jahre werden auferlegen

wenn sie obne genügende Sacbkenntniß über die |

Treibbauspflanzen |

li VDauncver |

esem Gebiete | Aufsichtswesens nicht ein Techniker nah dilettantishen Grundsäyen vorgehen wollten, kämen wir in dic |

E Zweite Beilage N zum Deuischen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

Berlin, Sonnabend, den §. Februar

Der Antrag bezwecke A die

F Zu den Mi teuere das

In diesen Beirath aeB M Oen, guten Wirkungen gehabt habe, könne man nicht behaupten. Chikanen von behördlicher Seite seien dort allerdings hinderlich nachweis anders als Herr Crüger.

Bayern, Württemberg und

Man die Kun

seine sofortige Einführung lediglich für das Baugewerbe verl dagegen im übrigen erft die Wirkutitgen des Gesetzes von 107 abibatien,

Oder Qusgerauus Belieben aus der Lehre laufen und s{ließlich, ohne zu sein, Meister werden könne, so sei von e S beeb S aiin bei einem solchen Manne natürlich keine Rede. Wenn man das Hand- werk retten wolle, so müsse er, der Redner, als praktischer Handwerker sagen, daß das Handwerk wieder Standesehre und Standesbewußtsein bekommen müsse. Ein arger Mißstand sei es, daß der Handwerker rb rechtzeitig von der Kundschaft sein Geld bekomme. Allerdings seien auch vielfah die Handwerker selbst daran {uld, weil sie die Rechnung nicht rechtzeitig vorlegten. Wenn sich das alles glatt voll- jöge, müßte der Handwerker mit seinen Einnahmen auskommen und rauchte keinen Kredit und keine Kreditgenossenshaften in Anspruch zu nehmen. Das System der Rohstoffgenossenschaften sei ja an sich be- .rehtigt, habe aber auch Schattenseiten, denn es s{ädige wieder die Kaufleute, ebenso wie z. B. B gen Mien der Landwirthe die Handwerker s{hädigten. Gegenüber den billigen Magazinarbeiten das Genossenschaftswesen allein könne das Handwerk nicht A werden, und es müsse vielmehr zuerst rihtig geordnet und gegliedert e e qu sei aus S Qn erforderlih. Dann werde auch wieder ü 5 Se haft werden ch ie Stüße von Thron, Altar und Gesell- Abg. Dr. Crüger widerspriht einigen Ausführungen Vor- redners. Es sei interessant, daß die Handwerker fich 1892 E die gewerbliche Genossenschaftsbildung ausgesprochen hätten, weil man be- fürchtet habe, daß die Forderung des Befähigungsnachweises darunter leiden könnte. Gewiß komme es vor, daß Genossenschaften in Konkurs geriethen; aber mit demselben Rechte müßte man dann auch die Spar- fassen verwerfen, weil auch im Sparkassenwesen Schattenseiten vorhanden seien. Der Vorredner lehne die Selbsthilfe durch die Nohstoffgenossen- schaften ab, weil die Kaufleute dadurch benachtheiligt würden; aber andererseits verlange er Staatshilfe. Damit würde aber der Staat Partei nehmen im gewerblichen Leben. . Von den höheren Schulen und den Universitäten habe mittelbar auch das Handwerk Vortheil, denn das ganze Volksleben werde dadur gehoben. Standesbewußtsein und Standesehre! Glaube Herr Euler, daß diese dur Zwangsorganisationen erzeugt werden könnten? Darum handle es sih hier überhaupt nicht sondern um einen gewerblihen Kampf. Wir müßten vorerst wissen, was die Regierung heute auf diesem Gebiete ‘thue. Deshalb bitte er, seinen Antrag sofort anzunehmen, den Antrag Trimborn dagegen niht der Budget-, sondern einer besonderen Kommission von 21 Mitgliedern zu überweisen. Herr von Heydebrand wolle das Gute nehmen, wo er es finde, warum habe er denn seinen (des Redners) Antrag 19a pet! en Jahren niht angenommen ? _Abg. Trimborn (Zentr.) dankt dem Hause für die fre i Aufnahme seines Antrags und bittet Ns em F P paomer: d desselben an eine besondere Kommission. Insbesondere spreche er dem Minister seinen Dank für die Bekundung des warmen Interesses für diese Sache aus. Es seien ja viele Ansäyge vorhanden, und der An- trag bedeute niht etwa, daß es mit unserem Handwerk ganz trostlos ausfehe und es unter dem österreichischen stehe; aber der Antrag möchte weitere Fortschritte anregen, namentlih auch in der Richtung, daß der | Staat sich für den Absay der Erzeugnisse des Handwerks interessiere Gegenüber dem Abg. Crüger müsse er den absolut neutralen Charakter des Antrags betonen, der kein Parteiantrag fei und über Befähigungs- nahweis und dergleichen überhaupt nichts sage. Was in der alten Zeit gut gewesen sei, müsse man allerdings konservieren.

Le S Die sämmtlichen Anträge werden einer Kommission von |

14 Mitgliedern überwiesen.

Zu den Etatstiteln für die Gewerbeaufsicht be- antragt der Abg. Dr. Hirsch (fr. Volksp.): | «die Regierung zu ersuchen, zum Zwecke einer wirksamere | Gewerbeaufsiht die Zahl der Gewerbe-Aufsihtsbeamten | wesentlich zu erhöhen, namentlich in der Richtung, daß | assistierende Mitglieder aus den Kreisen der Aerzte, der | | praktischen Arbeiter und der Frauen leytere in größerer | Ph bisher s berangezogen werden." i

Abg. Dr. Hir \ch weist in der Begründung des Antrages darauf | hin, daß im Deutschen Reih im vorigen Jahre 51 697 Betricbs- | unfälle entschädigt worden seien, von denen §108 tödlih verlaufen seien | und 25 382 dauernde Erwerbsunfähigkeit zur Folge gehabt hätten. Der | Prozentsay der Unfälle sei von 4,14 °/4 im Jahre 1887 auf 6,97 9/ | i. J. 1897 und über 79/4 i. J. 1900 gestiegen. Dancben sci die große | Zabl der Gewerbekrankheiten zu beachten. Das Zurükbleiben der | Wirksamkeit unserer Arbeitershubßgesetigebung sei vielfah auf den | Mangel der Gewerbeaufsicht zurüczuführen. Die“ Gewerbe-Aufsichts- | beamten hätten feine andere polizeiliche Befugniß als diejenige der | Visitation, und für ihre Verbesserung®vorschläge müßten sie immer | erst sich mit den lokalen Polizeiorganen in Verbindung sehen. Zu | bedauern sei, daß allein in Preußen an der Spiße des Gewerke-

: 81 sondern ein Verwaltun

stehe. Den Gewerbe-Aufsichtsbeamten müsse bei ihren Beri g stehen, niht nur über Thatsachen zu berichten, sondern au ihre Meinungen zu äußern. Jm Aueélande sei das der Fall und deshalb würden dort diese Berichte viel mehr gewürdigt - als bei uns. Die 2 eridte müßten ferner viel mehr unter den Betheili ten und der Bevölkerung verbreitet werden; der Bezugöpreis derselben für das ganze Reich betrage einige 30 M und für Preußen ca. 7 M Bei billigerem Bezug würden die Kosten durh vermehrten Absay gedeckt werden. Der wichtigste Punkt für die Durchführung des Ardeiter- s{huyes sei die Zahl und die Beschaffenheit der Gewerbe-Aufsichis- beamten. Bisher gebe es in Preußen 226 Beamte, dieser Etat ver- mehre sie nur um drei. In Preußen gebe es 132201 bliche

Betriebe mit 2464 974 Arbeitern, davon seien 443 718 Arbeiterinnen,

bierunter 49 901 jugendliche Arbeiterinnen; jugendliche Arbeiter gebe es

124 302. Nur 50 §610 Betriebe hätten in einem Jahre von den Beamten revidiert werden können, d. h. jeter Betrieh L nur alle 2} Jahre

dann schon 1897 mit Unterstüyung aller Parteien, anch des Abg.

cinmal revidiert. Dies beweise die Nothwendigkeit einer Vermehrung

Möller, des jeßigen Handels-Ministers, im Hause eingebraht worden sei. ] Hebung des Standesbewußtseins der ionen für die höheren Bildungsanstalten i andwerk entsprechend bei, ohne davon einen Nuten zu S um so berechtigter sei die in seinem Antrage gestellte Forderung. ie im Antrage Trimborn verlangte Zentralstelle müsse bald ins Leben ge- rufen werden, wenn es audh richtig sei, daß solche organische Bildungen nicht von heute auf morgen aus dem Boden ge|\tampft werden könnten. ten gerade die erfahrenen und tüchtigen Hand- | der

in Oesterreich der Wefäbigungsnachweis keine | § Manche

aber die Handwerker in Oesterreich dächten über den Befäbimaeg! hätten für das Handwerk bedeutend mehr Opfer r Î j gebracht als en.

Lende sih_ immer, das Handwerk mit N S 4 -\chrecken j was das Handwerk aber im Mittelalter geleistet habe, zeigten unstwerke aus jener Zeit, und es könne nur gewünscht werden

daß die damalige Blüthe des Handwerks wiederkehre. Die süddeutschen Handwerker seten auch für den Befähigungs8nachweis, nur hätten sie

; Wenn die Gewerbefreiheit Le nunmehr 33 Jahren mit der Ordnung / abe, wenn heute der Lehrling nah seinem

| lassen

1902.

Beamten mittheilen können. In vielen Betrieben hätten di i ¿Can . ie nie einen Gewerbe-Inspektor zu schen bekommen. Bi einer et Reue im Potsdamer Bezirk seien in 138 Betrieben 36 Vergehen gegen die Sonntagsruhe konstatiert worden. Es handle sich aber nicht allein um die gag der Beamten, sondern auch um die Heranziehung nah Ie ps geeigneter Kräfte. Die hygienishen Einrichtungen önnten nicht allein von Technikern beurtheilt werden, sondern ganz besonders von Aerzten. In anderen Staaten sei die Bedeutung Aerzte für die Gewerbeaufsiht längst erkannt. Bei der Konzession neuer Anlagen würden doch Aerzte befragt; diese müßten a die Betriebe dauernd überwachen. Techniker und Aerzte seien änner der Wissenschaft, für die Gewerbeaufsiht bedürfe es aber auch der praktischen Erfahrung, wie sie sich die Arbeiter in lang- jähriger Arbeit erwerben. Mit deren Hilfe könnten die Betriebe viel häufiger revidiert werden, und dann würde auch das Vertrauen der

Arbeiter in die Gewerbeaufsiht steigen. Arbeiteraus\{chü

i i ; üsse praktische Verbesserungsvorschläge machen. Die Arbeiter ntc e Gewerbeaufsichtsbeamten beigegeben werden, aber sie dürften auch niht den Kontakt mit ihren Kameraden verlieren, sondern müßten von diesen selbst Ie werden. Nur die Arbeiter könnten mit praktisch geübten Augen bis in die Winkel der Betriebe hineinschauen. Die Mitwirkung der Arbeiter würde \{chließlich den Betrieben selbst nüßen. Mit der Mitwirkung von Frauen bei der Gewerbeaufsicht sei in zwei Fällen ein Versuch gemaht worden, und die Thätigkeit der einen Frau werde rückhaltlos anerkannt, die der anderen allerdings nicht in gleihem Maße; aber der Versu sei eben noch zu neu, um schon ein abschließendes Urtheil zu ermöglichen. Der Versuch müsse fortgeseßt werden, und zwar nicht nur in Berlin, sondern auch in den ean namentli wo eine zahlreiche weiblihe Arbeiterschaft vor- R S ¿. B. in Schlesien, wo es 77 000 erwachsene Arbeiterinnen ebe. Die ganze Angelegenheit sei von erheblihster Bedeutung, es

andle sih um die volle Durhführung des Arbeiters Í der Wohlfahrt des ganzen Landes. g: des Arbeitersuyes und. damit

Minister für Handel und Gewerbe Möller:

: Meine Herren! Jch glaube, das Haus wird mit mir einverstanden sein, wenn ih nit auf alle Einzelfragen eingehe, die der Herr Vor- redner eben berührt hat. (Sehr richtig! rechts.)

Was seine Klagen über die Mängel in der Gewerbeaufsicht an- betrifft, so ist er zunächst mit Klagen darüber vorgegangen, daß die Jahresberichte der Gewerbeaufsihtsbeamten durch Verfügung des dies- seitigen Ministeriums eingeshränkt seien. Meine Herren, das ift rihtig; cs ist eine gewisse Beschränkung eingetreten {on durch eine Anleitung, die das Datum des 13. November 1900 trägt. Der be- treffende Passus der Anleitung lautet : Die Jahresberichte haben sich ihrer geseßlihen Bestimmung gemäß auf die Mittheilung von Thatsachen und Wahrnehmungen zu beschränken; theoretishe Erörterungen, insbesondere Abschwei- fungen auf das Gebiet der Ausgestaltung und Abänderung bestehender Gesetze, Verordnungen u. \. w. gehören nicht in diese Berichte. Nur solche Thatsachen sind mitzutheilen, die auf zuverlässigen Er- mittelungen beruhen; Angaben dritter Personen oder gar Gerüchte deren Nichtigkeit sh niht zweifellos hat feststellen lassen, find ent weder überhaupt nit zu berücksihtigen, oder, wenn ihre Erwähnung aus besonderen Gründen geboten ersheint, nur unter Mittheilung der von den Aufsichtsbeamten unternommenen Versuhe zu ihrer Klarstellung und unter ausdrückliher Betonung ihrer Kontrolierbar- keit wiederzugeben.

Der Herr Vorredner verwechselt augens{heinlich die Jahres- berichte, die veröffentliht werden, mit den Berichten, die die Beamten ibrer zunächst vorgeseßten Behörde und durch diese der Zentralstelle mittbeilen können. Meine Herren, es wäre ein geradezu unerhörtes Verfahren im ganzen Nahmen der preußischen Verwaltung, wenn man Berichte, die die Beamten geben über Vorschläge, die sie auf Abänderung von Gesetzen machen, sofort in dieOeffentlichkeit gäbe. (Sehr rihtig ! rechts.) Das wäre der Erfolg, wenn man in den JIahresberichten, die nachher publiziert würden, derartige Dinge zuließe. Jch habe mih bereits neulich im Reichstage über diese Angelegenheit ausgesprohen und habe durchaus gebilligt, was mein Herr Amtêsvorgänger in dieser Richtung gethan hat. Was wir in den Berichten haben wollen, und was wir bereitwillig der Oeffentlichkeit preisgeben, das ist Thatjachenmaterial, | aus dem man später Sc{lußfolgerungen ziehen kann. Vorbereitungen für neue gesetzgeberishe Schritte sind aber Sache der obersten Be- hörde. I habe bei meinem Amtsantritt den Herren ähnliches sagen Wir verbitten uns von den den für die Oeffentlichkeit

Herren in dieser bestimmten Berichten allgemeine RNaisonnements, Sentiments und Vorschläge für Aenderung der Gesetze, und ih glaube, ich werde darin die Billigung der großen Mehrheit des Hauses finden. (Sehr richtig.) Meine Herren, die Beamten sind ja vollsiändig in der Lage, wie ih das eben {hon an- deutete, etwaige Uebelstände, die sie bemerkt haben, zu weiteren Aus- führungen zu benutzen, und ihrerseits Vorsbläge zu machen, wie gesetzliche Aenderungen solchen Uebelständen abhelfen können. Aber das sind doch Interna der Verwaltung und gehören niht in die öffentlichen Berichte, und darum, weil wir an dieser Stelle uns das verbeten baben, ist es in keiner Weise ausgeschlossen, daß uns diese Berichte zugeben. Thatsächlich gehen uns auch häufig derartige Be- richte w. Wir nehmen aus solchen Berichten Veranlaffung, unserer- seits uns klar zu werden, inwieweit Aenderungen nothwendig sind Dann ist Klage darüber geführt worden, daß der Umfang der polizeilichen Befugnisse der Aussichtsbeamten zu gering sei. Meine Herren, auh nah dieser Richtung hin haben wir allerdings Ein- schränkungen eintreten lassen, weil wir es für richtig balten, daß die Beamten, die in den Bezirk der wirklichen Polizeibehörden eingreifen, thunlichst im Einverständniß mit den örtlichen Polizeibehörden vor» gehen, und ih glaube, daß auh das si durchaus anschließt an die ganze Verwaltungtprazis, die überall im Staat herrscht. Wenn aber an einzelnen Stellen Uebelstände hervortreten, und ih will ja nicht leugnen, daß das nicht gelegentlih passiert wäre, daß ört- lide Behörden demjenigen, was die Gewerbeaufsichtöbeamten für nothwendig haben, cinen unrichtigen Witerfiand entgegensehen so sicht dem nichts im Wege, daß die Gewerbeaufsihtöbeamten uns berichten. Wir haben tann Miitel und Wege,

Stelle in

der Beamten. Die Arbeiter müßten unbeeinflußt ihre Wünsche den

dah auth geschieht, was geschehen muß. Im übrigen der entsprechenden Anleitung zur Genüge zum