1846 / 46 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Zähringen. Wir haben beschlossen und verordnen, wie folgt: Die Stände-Versammlung is aufgelöst. Unser Präsident des Ministeriums des Junern ist mit der Eröffnung dieses Unseres Willens an die bei= den Kammern beauftragt. Gegeben zu Karlsruhe in Unserem Staats- Ministerium, den 8. Februar 1846. Leopold. von Böckh. Dusch. Jolly. von Freydorf. Nebenius. Wolff. Regenauer. Auf Aller- höchsten Befehl Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs: Büchler.“ Die Landtags-Zeitung berichtet über die Sißung der Kammer der Abgeordneten vom 9. Februar in nachstehender Weise: „Nach Eröffnung der Sizung verliest der Ministerial-Präsi- dent, Geheime Rath Nebeniuas, ein Allerhöchstes Resfript, wonach Se. Königl. Hoheit der Großherzog die Stände- Versammlung auf zulösen geruht haben (s. oben). Der Präsident bemerkt hierauf: Das Geschäft der Kammer sei hiermit beendigt, und er sage sämmt- lihen Mitgliedern ein Lebewohl. Folgende Petitionen waren zur Uebergabe und Anzeige in der heutigen Sißung bestimmt 2c.“ (Es waren im Ganzen 70 Petitionen und darunter 56 gegen die Zittelsche Motion gerichtet.) Die erste Kammer, welche überhaupt erst eine Sißung während der Session gehalten hatte, {eint zur Anhörung der Auflösungs - Versügung niht besonders zusammenberufen worden u sein. \ lp, Karlsruher Zeitung äußert sich über die Auflösung der Stände-Versammlung folgendermaßen: „Wer unbefangen dem bis- herigen Gange der Kammer-Verhandluagen gefolgt ist, wer den stei- genden Mißbrauch der Redefreiheit Einzelner, die Ostentation der Eitelkeiten, die sich für die Stimme der öffentlihen Wohlfahrt aus- giebt, den fast juvenilen Sinn, der ein plößliches Utopien mitten un- ter bestehenden und organish gegliederten Verhältnissen in dem en- geren und weiteren deutschen Vaterlande hinzaubern will, beachtet hat, den fann dieses bedeutungsvolle Ereigniß kaum überraschen. Denn es ließ \sich auch ohne tiefere politishe Einsicht voraussehen, daß die edle Resignation, welche die Regierung, im Bewußtsein ihrer Kraft und im lebendigen Gefühle ihrer treuen Pflichterfüllung, solchen Erscheinungen gegenüber, bisher bewährt hat , ihr Ziel sinden werde. Es ließ sih dies um so mehr erwarten, als die Haltung der Mehrheit der Kammer, die nicht selten eher der Herrschaft einzelner gereizterPersön- lihkeiten als ihrer besseren Einsicht zu folgen willfährig sich zeigte, eine Mißstimmung imLande hervorgerufen hat, die eine Regierung um so eher beachten wird, je aufrichtiger sie auf dem Wege der Verfassung wandelt und fortzuwandeln fest entschlossen is. Jun diesem Verfahren liegt zugleich die Bürgschaft, daß die Regierung wie bisher so auch für die Zu- fFunft ihre Stellung über den Parteien einnehmen, daß sie allen blos selbstischen Strebungen , die nur entzweien und verwirren, nicht ver=- söhnen und aufbauen, und allen extremen Richtungen, auf welcher Seite und unter welhem Gewande sie auch auftreten mögen, mit Umsicht und Entschiedenheit begegnen werde. Der Tieferblickende wird dem bisherigen Verfahren der Regierung seine Anerkennung nit versagen; denn einen großen Nußen kann und wird jenes uns \sherlih briugen. Die Regierung hat die Einzelgeister gewähren lassen, so weit die Wohlfahrt des Ganzen dies duldet, Denn gewisse Vorurtheile müssen ganz gesättigt, ja gleihsam über- sättigt werden, ehe der Mensch sich sehnt, von ihnen befreit zu wer- den, Das badische Volk hat diese Schule durhgemaht. Alle Be- \sonnenen und Wohlgesinnten werden sih in diesen ersten Tagen enger und vertrauungsvoll an die Regierung anschließen, um im Vereine mit ihr des Landes wahre. Wohlfahrt zu fördern, den verderblihen Partei- Jnteressen entgegen zu treten und extravagante Richtungen von uns fern zu halten, die, scheinbar einander entgegengesebßt, dem lehten Ziele nah für uns gleih unheilvoll sein würden. Wie der einzelne Mensch und die Familie, so besteht auch der Staat und ein Volk am sichersten durch treues Festhalten an tcaditionellen Grundsäßen und deren verständiger Fortentwickelung nah den wirklichen und niht erkünstelten Anforderungen der fortschreitenden Zeit. Unser Land erfreut sich solcher Grundsäße, die wahrhast Leben weckend und Leben gebend sind. Unter ihrem Einfluß ist des Landes Wohlfahrt gediehen, haben sich seine Zustände fortwährend gebessert und bezie- hungsweise eine Vervollkommnung erreiht, worauf der Badener mit Stolz, der Fremde mit Anerkennung shaut. Diese Grundsäße sind nit erst mit der Verfassung gegeben und sind auch niht blos durch diese verbürgt. Sie sind vielmehr ein heiliges Vermächtniß eines Fürsten, den Seine Zeit einstimmig für den Edelsten erkannt hat, das schönste Erbe Seines erhabenen Hauses und ein lebendiges Kleiuod im Herzeu des badischen Volkes, mit welhem dieses vertrauend sei- ner Zukunft entgegen gehen darf.“

Freie Stadt Frankfurt. Ju der Sißung der gejeßge- benden Versammlung vom 7ten v. M. ertheilte dieselbe ihre verfas- \sungsmäßige Zustimmung dazu, „daß die Schulden-Tilgungs-Kommiss fion ermächtigt werde, die zum Zwecke der Eisenbahnbauten zunächst erforderliden Gelder zu den bestmöglihsten Bedingungen einstweilen und für so lange verzinélich aufzunehmen, bis die Einzahlungen der ersten Rate des zu freirenden Anlehens die Rückzahlung jener Gelder möglih machen werden.“ Sodann wurden in dieser Sißung über folgende Gegenstäude: 1) über deu Verkauf von Gütern an die Lant- gemeinden; 2) über die Erhöhung des franffurter Bundes-Kontingents und dec Kasernen-Zulage; und 3) über die Anschaffung der in der Nokolai-Kirche erforderlihen Geräthschaften Senats-Vorträge vor- gebraht und Kommissionen zur Prüfung derselben niedergeseßt.

O München , 10. Febr. Wir beeilen uns, Jhnen Kunde von einem höchst erfreulihen Ereignisse in unserer Königl. Familie zu geben, das sih diesen Morgen zugetragen hat und ganz Bayern mit hoher Freude erfüllen wird. Jhre Kaiserl. Hoheit die Frau Prin- zessin Luitpold is von einem Prinzen glücklih entbunden worden, dem dritten Enfel unseres Königs. Als der Präsident, Baron von Ro- tenhan, der gerade in éfentliher Sibung versammelten Kammer der Abgeordneten diese Nachricht mittheilte, erhob sh dieselbe sofort, um ihre innige Theilnahme dur ein dreimaliaes, wahrhaft begeistertes Lebehoch für den König und sür das Königl. Haus zu bethätigen.

Dann theilte der Präsident noch den Jahalt ei-es Schreibens des ;

Könial. Oberst-Kämmerer, Grafen von Sandicell, mit, aus welchem

Kammer der Abgeordneten zu der diesen Nachmittag stattfiadenden Taufvantlurg des neugeborenen Königl, Prinzen eingeladen seien, verza Erscheinen dabei nicht hon durch ihre individuellen Rangover- hältnisse bedingt sei. der ueugeborenen Prim, welcher, vem Programme gemäß, die Namen Leopold Maximilian sühren wird, befinden sih vollfommen wohl,

Rußland und Polen.

St. Petersburg, 7. Febr. Se. Majestät der Kaiser hat Se. Majestät ben König 201 Neapel zum Chef des Marine-Jnfan- terie-Regiments ber Newa ernannt, welhes nun ten Namen Znfan- terie - Regiment des Königs zen Nezpel erhält, und Se, Königliche Hoheit den Kronprinzen ven ZWürtternterg ¿um Chef tes Dragoner- Regiments von Nischnij-Nowgoret, wels nun den Namen Dra- goner - Regiment de# Kronprinzen von Württemberg führen wird.

Der General ter Kavallerie, Perowetfi, i ¿um Mitgliede des

RKeiHératys ernannt. Um in der Statt Newo- Alexanbrowsf im Bouvernement Kauen

erhellt, daß auf des Königs Befehl auch diejenigen Mitglieder der | Livret alle Verbindlichkeiten gegen ihn erfüllt habe,

Somwo51l die durhlauchtigste Wöchnerin als wie |

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die Ansiedelung daselbs zu erleihtern und den Aufbau besserer Häuser zu fördern , soll Kaufleuten und Bürgern, welche dort neue Häuser ausbauen, vom Tage der Beendigung des Baues an gerechnet auf drei Jahre, Ersteren die Zahlung der Gildensteuern und Lehßteren die Zahlung der Kopfsteuern erlassen werden. Der Ablaufs - Termin für derartige Steuer - Vergünstigungen überhaupt darf jedoeh nicht über den 1, Januar 1850 hinaus währen.

Frankrei cdch.

Paris, 9. Febr. Der Präsident der Pairs-Kammer, Herzog Pasquier, und der Groß-Referendar haben vom Könige den Auftrag erhalten, sih bereit zu halten, um bei der Niederkunft der Herzogin von Nemours zugegen zu sein, welhe täglih erwartet wird.

Die neuesten Nachrichten aus Algier, wonah Abd el Kader in die Provinz Konstantine eingedrungen is, sollen den König bewogen haben, den Herzog von Aumale nach Afrika zu senden, der angeblich in wenigen Tagen dorthin abgehen würde.

‘Die Erklärung, mit welcher der Minister des Jnnern, Herr Duchatel, heute in der Deputirten-Kammer den Antrag auf Bewilli- gung eines Ergänzungs - Kredits von einer Million Franken für ge- heime Ausgaben begleitete, nämlih, daß der Augenblick gekommen sei, wo man aus der Frage von den geheimen Polizeigeldern feine Kabinets-Frage mehr machen werde, betrachtet man als die erste wich= tige Folge der dem Kabinet gesicherten Majorität.

Das englische Paketboot, welches die indishe Post vom 1. Ja- nuar überbringen sollte, war am ten d. noch niht in Marseille ein- getroffen. Es hatte sih daher in dieser Stadt das Gerücht verbrei- tet, jeucs Schiff sei verunglückt, Der Semaphore bemerkt aber, man habe wohl noch niht Ursache, sih über das Schicksal desselben zu beunruhigen, denn ein Brief aus Malta vom 29. Januar besage, daß bis dahin feine feste Bestimmung über die Zeit des Abgangs des Paketboots getroffen gewesen; wahrscheinlich sei dasselbe dur das ungestime Wetter der leßten vierzehn Tage zurückgehalten worden Am 227sten wurde das Levante - Paketboot „Sca- mandre“’ auf dem Wege nah Beirut mit der syrishen Post, un- gefähr 75 Lieues von Malta, von einem so heftigen Sturm über- fallen, daß es zu Cagliari Zuflucht suhen mußte, wo es seine Briefe und Passagicre dem „, Minos ‘“’ übergab, um sie nah Marseille zu bringen. Der „, Minos ‘’ ging am 4ten von Cagliari ab, kam aber auch, da er wegen des stürmischen Wetters in Ajaccio hatte anlaufen müssen, erst am 5ten gleichzeitig mit dem Scamandre ‘’ zu Mar- eille an. | Das Schiff „Ville de Caudebec“/, welhes von Santo Domingo, von wo es am 6. Januar abgegangen war, in Havre eingetro}en ift, bringt Nachrichten aus diesem Theile Haiti? s mit, Die Lage der Dinge war noch immer dieselbe; der Krieg währte zwischen dem che- mals französischen und dem spanischen Theile Haiti's unausgesebt fort. Das Haupt-Corps der dominikanischen Truppen stand an der Gränze. Die dominikanische Flotte, aus 8 Goeletten bestehend, war in den Ha=- fen von Santo Domingo zurückgekehrt, um nöthige Verbesserungen vor- zunehmen. Drei haitische Kriegsschiffe, welhe von Port-au-Prince gekommen waren, um Porte-Plate zu blokiren, fielen dort in die Ge- walt der Dominikaner. Es war diese Flotille, welhe aus einem Dreimaster und zwei Goeletten bestand, von dem Admiral Cadet-= Antoine befehligt, der als Gefangener nah Santo Domingo gebracht wurde. Die Presse behauptet, daß der Präsident Pierrot die For- derungen des französischen General - Konsuls niht gewährt und im Gegentheil die französischen Beschwerden nur gesteigert habe. Er hatte behauptet, daß der französishe Agent Dubrac den Saamen des Bürgerkrieges zwischen den \chwarzen und den anderen Eingebor= nen auszustreuen gesucht habe.

Die Notirung der Neunte zeigte heute steigende Tendenz; die hü- her gekommenen englischen Consols blieben nicht ohne Nachwirkung ; doh war das Geschäft im Ganzen nicht eben belebt; auch in Eisen- bahn - Actien ging nur wenig umz inzwischen behaupteten sh die Preise vom leßteu Sonnabend.

ck= Paris, 9. Febr. Endlich hat auh die Pairs-Kammer ihre Arbeiten begonnen, nachdem die Adresse der anderen Kammer endlich erledigt is. Heute eröffnet sie die Verhandlung des Geseß- Entwurfs über die Wanderbücher der Arbeiter ih gebrauche die- sen Ausdruck, obgleich das franzbsishe Livret niht ganz dem Wan= derbuche unserer deutschen Arbeiter entspriht. Schon im Laufe der vorigen Session hatte Graf Beugnot einen trefflihen Bericht über diese zumal in uuserer Zeit wegen der außerordentlichen Fortschritte aller Zweige der Gewerbthätigkeit überall wihtige Frage der Pairs- Kammer vorgelegt, welhe aber die Verhandlung der Sache selbst nicht mehr vornehmen konnte, weshalb sie bis zur gegenwärtigen Ses= sion vertagt blieb. Wie wichtig die Wanderbücher der Arbeiter für das Jnteresse der öffentlihen Ordnung überhaupt, für die Fabrikan- ten, Meister und Dienstherren aller Art, vorzüglih aber auch für die Arbeiter und Dienstleute aller Klassen selbst sind, bedarf keiner weiteren Auseinanderseßung, Jn Frankreich bestanden se auch schon uater der alten Monarchie, und ihr Gebrauch erhielt sih sehr be- merfenöwertherweise selb| während der Zeit der ersten Revolution, wenigstens in einigen Zweigen der Gewerbe, obgleich damals unbe- dingte und unumschränkte Gewerbefreiheit herrshend wurde. Mei=- ster und Gesellen verstanden sich aus freiem Antriebe zu Beibehaltung der Arbeitsbücher, beiderseitig von deren Nüßlichkeit überzeugt und darin eine wesentlihe Bürgschaft ihres Vortheils erblickend. Durch das Geseß vom 22. Germinal des Jahres X1. über die Manufak= turen, Fabrifen und Werkstätten wurde der Besiß eines solhen Livret für den Arbeiter wieder obligatorisch. Die Artikel 11 und 12 dieses Gesetzes bestimmten, daß Niemand, der Arbeiter bei sih beschäftigt, einen Arbeiter ohue Entlaßschein (congé d’acquit) annehmen dürfe, bei Strafe der Schadloshaltung des früheren Meisters, in dessen Arbeit das betreffende Judividuum stand und gegen welchen es etwa noch Verbindlichkeiten zu erfüllen hätte; daß Niemand ferner, ohne derselben Strafe sich auszusehen, einen Arbeiter annehmen dürfe, wenn dersclbe niht mit einem Livret versehen is, worin ausdrücklich von dem früheren Meister bescheinigt wird, daß der Jnhaber des Die Form dieser Liorets, so wie die für ihre Ausstellung zu befolgenden Regeln, wur- den dann durch die Regierung vermöge des Konsular - Dekrets vom 9, Frimaire des Jahres XUl. festgeseßt, und dieses, so wie das vor=- erwähnte Geseß, haben bis auf ten heutigen Tag noch Geltung. Jndeß haben deren Bestimmungen mehr und mehr si unzureichend erwiesen, namentlich wegen des Mangels feststehender Strafbestim- mungen und der zu engen Begränzung der Verpflichtung zum Besiße eines Livret, Seit mehreren Jahren hatte die Regicrung daher {ou mit Aufsuhung der besten Mittel zur Abhülse der vorhandenen Miß- stände durch Vervollständigung oder, wo es nöthig, Modification der bestehenden Gesehgebung sich beschäftigt. Zu diesem Ende wur- den Gutachten eingeholt von den General - Conseils der De- partements, von den Handels- Kammern, den Räthen der Sachver- ständigen (conseils de prud’hommes), den General-Conseils des Ackerbaues und des Hantels, und der jeßt den Kammern vorliegende Gesebßentwurf is das Resultat dieser Erforshung des Gegenstandes, Tie Kommission der Pairs-Kammer schlägt 1un einige Amendements zu dem Entwurfe vor,

Die Regierung will die Verpflichtung, ein -

Ed

Livret zu besißen, auf alle arbeitenden Klassen ohne Unterschied dehnen, wie der Artikel 1 des Entwurfs ausspriht. Die Kom aber findet dies unnöthig oder unausführbar sür die Dienstleu,

. . .. , , A Ute Landwirthe, so wie für die gewerblichen Arbeiter, die zu Hay sich für mehrere Meister arbeiten. Dagegen will die Kom einem namentlich von der Mehrzahl der Familienväter aus esprod nen Wunsche entsprehend, die Verpflichtung des Livret gy pn Lehrlinge ausgedehnt wissen. Auch das General-Couseil deg gu hatte in seiner Session von 1841 und 42 denselben Wuns geg dem auch der Rath der Sachverständigen von Paris \ih nuy Ki shlossen hat. Ferner will die Kommission das Maximum der Summ „# der Meister am Tagelohne des Arbeiters für Deckung der Veit: lihkeiten desselben gegen seinen früheren Meister zurüdhaltey von 60 auf 30 Fr. herabgeseßt wissen. Endlich spricht sie den Yyd aus, daß kein polizeilihes Visa mehr in diese Livrets geseßt „, um thnen den rein industriellen Charakter zu erhalten. Ob dit fh mission in diesem Punkte wobl berathen is, möchte zu beid sein. Jedenfalls wird die Kammer diesen, wie alle übrigen jy vor der Beschlußfassung in reiflichste Erwägung ziehen.

Nachdem nun heute durhs Loos die Büreaus der Pair mer neu gebildet waren und der Herzog von Crillon die Loh den verstorbenen Pair, Marquis von Chaneteilles, gehalten g deren Druck angeordnet wurde, begann die eigentliche Disfussuty Geseß-Entwurfs über die Livrets der Arbeiter.

Vicomte Dubouchage erklärt, die Pairs - Kammer sei es j in welcher jede das Loos der Arbeiter betreffende Frage zur Anreguy men müsse, weil da die meiste Unparteilichkeit sich finde. Es sei ein «E das Loos der arbeitenden Klasse den radikalen Parteien zu überlassen, j, derselben zu bemächtigen suchten. Die Aristokratie müsse die Juteresn| arbeitenden Klassen vertheidigen, wie dies in England geschehe. Df? stokratie müsse Jnstitutionen zum Schuye dieser Klassen herbcizuführen g | Die Gesammtheit dieser Justitutionen sei die Charta magna der Ju Der Neduer untersucht nun, ob das Geseß, wie es vorgeschlagen, den abhelfe. Er glaubt , die Mißbräuche würden dadur nicht an der 9,F angegriffen, Der Redner sucht die Noth der arbeitenden Klassen zuy sen: 1829 hätten dicselben um ein Drittheil mehr Fleisch verbraucht (h, obgleich die Bevölkerung um 2—300,000 Seelen zugenommen habe, (y gleicht die Geseßgebung der früheren Zeit mit der jeßigen und fit crstere besser, Er müsse die Negierung warnen, die Klagen nicht j hören , so wenig als das zunehmende Murren, Zwei Revolution das Land schon erlebt, die von 1789 und die andere von 1830, 1 ten seien geändert. Die Franzosen von heute seíen uicht die Fu Ludwíg's XVI. Das vorgeschlagene Gese) bedenke nur die Juteresn Meister, aber nit die der Arbeiter. Aber dieser gebe es 20 Milim Den Meistern habe man Svyndikats-Kammern gegeben, den Arbeite weigere man sie, Baron Charles Dupin ergreift das Wort zur L theidigung des Gesèßes. Die Sizung dauert noch sort.

Ju der Deputirten-Kammer verlas der Präsident wer die Antwort des Königs auf die ihm überreichte Adresse der Kan der Justiz-Minister einen Gescß-Eutwurf, wodurch ein Kredit 929,000 Fr. für Vermehrung der Gehalte der Richter erster Jj 9ter und 6ter Klasse verlangt wird; der Handels-Minister einen seß-Entwurf über eine Abänderung des Tarifs der Eingangszöllt Flahs=- und Hanfgarn aus Belgien, vom 10. August 1846 an,| der neulich abgeschlossenen Uebereinkunft ; der Minister des J zwei Geseß-Entwürfe, von denen der eine einen Kredit von 300,0 für die Spitäler und Wohlthätigkeits-Büreaus, der zweite einer dit von 1 Million für die geheimen Ausgaben des Jahres 186 öffnete, und der Finanz-Minister einen Geseß-Entwurf, der die l) wandlung der Cautionen in Geld in solhe durch Renten aus! Staat betrisst, dann wird zur Tagesordnuug geschritten, nämlid u Verhandlung des Antrags der Herren Mauguin, von Lsalle un Tesnieres über die Verfälshung des Weins und Branxuéweins,

Herr Lherbette erkennt die Bedeutung des Antrags an, «n dig aber nur die Bestimmungen des Geseyes über Verfälschung der Kohrungi mittel überhaupt, Dieser Unfug werde so arg getrieben , daß dae (zah chrliche Handel heutzutage cine Ausnahme gewo1den sei. Aber der Auh helfe - dem Uebel nur theilweise ab. Der Antrag könne zwar dur Kammer fkrafi der ihr zustehenden Jnitiative umgeändert werden, abri Verwaltung allein vermöge das Uebel in alle seine Details zu ven und wirksame Mittel zur Daniederhaltung desselben aufzufinden. Die sich die Verwaltung zur Aufgabe seyen. Die Versälshung ter Weine auch zahlreiche Krankheiten hervor, Einschreiten sei also dringend 1 Herr D uprat sindet die Kosten zu groß, die durh Ausführung del Entwurfs verursacht würden, Herr von Lagrange, Berichterstatte| wortet den vorigen Nednern und vertheidigt den Entwurf.

Der Finanz-Minister hebt die Hauptpunkte hervor, m zu berücfsihtigen seien, erstens den der öffentlihen Gesundheit,

den widerrechtlihen Gewinn der Fälsher, und ersucht die Kani

zur Diskussion der Artikel zu schreiten, Diese hat eben begon

Die Sizung dauert noch fort.

Großbritanien und Irland.

London, 7. Febr. Die vereinigten Fabrik-Besißer in Muh ster haben, wie es heißt, beschlossen, die Arbeitszeit in ihren jk von 12 auf 11 Stunden des Tags herabzuseßen, sobald die l Mgaßregeln Sir R. Peel’s zum Gescß erhoben sein werden.

Die Aufregung der Adcerbau - Partei in Folge der Mijn Sir R. Peel's äußert sich noch fortwährend unter den Wahl-

rationen der verschiedenen Distrikte. Auch dem Schaßkanzler, 0 Goulburn, beabsichtigten seine Wähler der Universität Cambridzt? Aufforderung zur Abgabe seines Parlaments=Siges zuzuschiden, ! Tory-Blätter sind voll von Beschwerden über die vermeintliche quenz des Ministeriums, und derStandard entwickelt in cinemlel Artikel, daß, wenn er sich jeßt in der Nothwendigkeit befinde, sich d regeln eincs Ministeriums zu widerseßen, welches er so lange uf habe, und dessen Mitglieder er immer achten werde, dieses ni# fomme, daß er, der Standard, sondern daß das Ministers Ansichten geändert habe. „Wir gestehen“, schreibt das Blat Y wir jeßt uns so stark, als wir nur können, den Vorschlägt Ministeriums widerseßen, dessen Maßregeln wir noch kürzlich | unterstüßten, als es uns mit unseren geringen Fähigkeiten ! war... Von dem ersten Tage der Errichtung dieses Blatte? wir die Juteressen des Ackerbaues beständig unterstüßt, und n! len uxs stolz durch die Erinnerung, daß die Berehnungen, weise, selbst sogar die einzelnen Säbße, dur welche dieses qu vertheidigt wurde, von Anderen mit höheren Talenten u? größerem Einflusse als wir fast gewöhnlich aus den © des Standard eutnommen wurden, Wenn -wir dahet Z jest das J:nteresse des Aerbaues vertheidigen , gen wir dadurh keine neue Richtung ein. Unsere ö is immer nur auf eine mäßige, aber wirksame Bes! gegangen, weil wir einfehen, daß eine aus\{hweifende Forderw?. Gegner immer wenigstens den Schein giebt, gegen Erfüllurs anderen Forderung den Beweis der Zukonsequenz zu führe! brauchen kaum zu sagen, daß wir auch jeßt niht mehr ford? daß diese mäßige Beshüßzung, für welhe wir immer gekämp D fortdauere, Der Standard hat daher seine Ansicht nit Titelchen verändert, Sir R. Peel hat vielmehr offen erflár” er seine Ansichten über das Schußsystem geändert habe, und ! erfannt, daß diejenigen Maßregeln, welche er jeßt dem L vorlege, den Ansichten, welche er und die konservative Mehrhe gemeinschaftlih gehegt hätten und zu deren Durchführung

t spra

Zahre 1841 eben diese große konservative Mehrheit ins Parlament ählt hatte, geradezu R A ande. u Y

Nach Berichten aus Galway in Jrland befürchteten die Be- rden dort Ruhestörungen, weil das Volk gedroht hatte, die Maga- e der Kornhändler zu erbrechen, wenn noch irgend fernere Korn- fuhren versuht würden. Schon waren Dragouer angelangt, um ige Excesse zu unterdrücken, und 2 Compagnieen Fußvolk wurden 7 Verstärkung der Besaßung erwartet. In lebter Zeit hatte man 3 dem Hafen von Galway ansehnliche Massen Getraide ausgesührt, ihrend die ärmere Bevölkerung kein Brod zu essen hat.

Die Königin hat befohlen, daß oben auf dem Thurme tes neuen qlastes zu Osbornehouse ein Telegraph errihtet werden soll, der dem Telegraphen zu Portsmouth korrespondiren und die Königin den Stand seßen wird, dem Ober - Befehlshaber dieses Hafens, niral Ogle, ihre Befehle in wenigen Augenblicken zugehen zu lassen, end dazu bisher immer die Hin- und Hersendung eines Sch:ffes jg war.

Heute und gestern wurde die Klagsahe gegen Capitain John- e wegen Ermordung dreier seiner Schiffsleute vor dem Central- iminalgeriht verhandelt. Nach Beendigung des gerichtlihen Ver- rens fällte die Jury den Ausspruch, daß der Angeklagte nicht sdig sei, weil er seine Unthaten in Anfällen von -Wahnsinn ver- habe, Jm Publikum macht diese Entscheidung großes Aufsehen, Johnstone, nach dem Ausspruche der Aerzte, durhaus nicht an Gei= zerrüttung leidet. i L

Jm Laufe dieser Woche hielten wieder mehrere Ackerbau-Schubz= selschasten zahlreich besuhte Versammlungen, um Maßregeln gegen el's Korngeseßplan zu ergreifen, Zu Bus, wo der Herzog von 1ckingham den Vorsiß führte, beshloß man, die Königin in einer nfsrist aufzufordern , den Regierungsplan niht zu genehmigen, je zuvor das Parlament aufzulösen und die Ansicht der Wahl- pershaften über die Maßregel zu vernehmen. Andererseits wurde mehreren Versammlungen von Freihändelömännern beschlossen, das

Prlament um sofortige Aufhebung der Korngeseße zu petitioniren.

einer zu diesem Zwecke abgehaltenen Arbeiter - Versammlung zu ebury wurden mehrere Spione der Schutpartei, die sih einge=- ichen hatten, ohne Umstände aus dem Saale geschafft.

Niederlande.

Aus dem Haag, 8. Febr. Se. Majestät der König hat 1 Minister des Junern, Baron Schimmelpenninck, vom 10teu d. an die nahgesuhte Entlassung bewilligt und die Verwaltung es Ministeriums einstweilen dem Gouverneur von Süd - Holland, 1 der Heim van Duiwendyke, übertragen.

Die Uebergabe der dem Herzogthum Limburg zugehörenden Ar=- he hat am 3, Februar in Folge der Uebereinkunft vom 27. Januar 45 in die Hände der niederländishen Commissaire stattgehabt. em Vernehmen nah, werden binnen wenigen Tagen die belgischen mwissaire Maestriht begeben, um dort die Archive zu empfangen, (he der Provinz Limburg gehören.

Nymwegen, 7. Febr, Gestern Abend um 11% Uhr fühlte u hier eine leichte Erderschütterung, die drei bis vier Sekunden an=- 4, Kurz darauf erhob si ein sehr heftiger Sturm. Einige Personen en auh in der Nacht vom 31, Januar eine Erschütterung wahr= ommen haben.

Belgien.

T Brüssel, 9, Febr. Von der außerordentlichen zur Beile- ug des Zollkriegs nah dem Haag abgegangenen Gesandtschast hat man t noh Feine geuauere Nachrichten z allein der Empfang, den die=- t nhalten, die Versicherungen, die derselben gegeben, daß man 1h von holländischer Seite die baldigste Herstellung des freundlichen ernehmens wünsche, scheinen zur Hoffnung des glücklihen Erfolges ser lluterhandlungen zu berechtigen. Das Gesebprojekt, welches Negierung den Kammern zur Bestätigung der Repressalien vor= igt hat, wird daher {werlich zur Diskussion kommen, obgleich die E Ls geprüft und ihre Zustimmung zu diesen Maßregeln

en haben.

Das Journal de Bruxelles, welhem von dem Minister auswärtigen Angelegenheiten und des Handels am frühesten die Bekanntmachung bestimmten Mittheilungen gemaht werden, hat | einigen Tagen die hauptsächlihsten Stipulationen der mit Frank=- ) erneuerten Handels-Convention veröffentliht. Es geht daraus bor, daß für die Cinfuhr der belgischen Leinwand das Quantum 3 Millionen Kil, festgeseßt und dem bisherigen begünstigten Tarif erworfen ist, der Mehrbetrag aber dem allgemeinen (als prohibitiv uschenden) Tarif unterliegt. Belgien hat sih also die Festseßung

Nes Maximums, wogegen es sih lange gesträubt, do gefallen lassen ;

Maximum i jedo nohch etwas höher als die in den lebten

hren durhsnittlihe Einfuhr festgeseßt worden, und zugleich hat

[gien eine günstigere Klassifizirung der Leinwand erhalten, während her dur eine adoptirte Zählungsart der Fäden ein großer Theil eingeführten Leinwand größeren Zöllen unterworfen wurde. die Garn-Einfuhr nach Frantreih anbetrifft, welche die belgischen ber natürlich lieber beschwert gesehen hätten, so sind die Zölle ebenfalls ) einer Abstufung von 2, 3 und mehr Millionen proportionell er= pgt, Gleicherweise hat die Einfuhr von Maschinen einige Be- sigungen erhalten. Dagegen hat Belgien niht nur die früher vhten Vergünstigungen für die französishen Weine und Seiden- ren erneuert, sondern auch die Zölle auf die Einfuhr des fran= hen Salzes noch vermindert und zudem die Erhöhungen, die die Geseße von 1838 und 1843 auf die Einfuhr der französi- 1 Tuche, Kasimire, neuen Kleider und Modewaaren gelegt waren, genommen, Der Bortheil ist daher bei diesem Vertrage sjeden- L tin Frankreichs, allein, wenn die Bestätigung nicht in e L Kammern durch die Alles in Bewegung sebßenden Mf eselben auf unerwartete Schwierigkeiten stößt, so faun die /0n als angeuommen angesehen werden, da ih in den hiesi= Ren, eine große Majorität dafür aus\spreheu wird. e anntlidh war in Folge des Einsturzes des Eisenbahn-Tunuels U émont im vorigen Sommer von der Repräsentanten-Kammer ntersuhungs-Kommission niedergeseßt worden. Es bestaud die- aus fünf Deputirten, von denen Sachverständige zugezogen und bei den Arbeiten des Tunnels Betheiligte vernommen wurden, d eridt, den diese Kommission vor einigen Tagen der Kammer e artifulirte so erhebliche Beschuldigungen gegen die Jnge= L welche die Construction eleitet, so wie gegen den Unterneh= e Arbeiten, daß der Justiz-Minister dem General - Prokurator Feridtliche Untersuchung dieser Angelegenheit glaubte auftragen zu tirt Die beiden Ingenieure und der Unternehmer sind demnach E Verba Es betrifft dies Schicksal auffallenderweise den Jn- B: er zuerst 1834 als Königlicher Kommissar das Projekt der E T zur Anlegung von Eisenbahnen in den Kammern verthei- ned E der Tunnel hätte vermieden werden können, ist hinläng- sen; da (e Jepige ofene, ohne großen Umweg angelegte Bahn be= Tie a te Construction eines neben dem anderen liegenden Tun« ulte gp war, unterliegt auh keinem Zweifel ; allein auf diese g e E die gerihtlihe Untersuhung niht. Der Be- i? Beschuldigung aus, daß schlechter Kalk von dem Un-

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ternebmer angewandt und von dem Jugenieur ein Profit-Cinverständ- niß für gut befunden sei. Die gerichtlichen Verhandlungen werden darthun, ob diese schwere Anklage gegründet ist oder niht, und da- durch zugleih über die Zweckmäßigkeit eines außerhalb des admini- strativen Gebiets ausgeübten Untersuhungsrehts entscheiden, welches die Kammer auszuüben für gut befunden und ihr von der Regierung au nah den hiesigen constitutionellen Prinzipien, der Theorie nah, nicht abgesprochen ist.

Die fatholishe Partei scheint allgemah mißtrauiscch gegen Herrn Vandeweyer zu werden, da dieser Minister durh mehrere administra- tive Maßregeln sih mehr die liberale Meinung befreundet hat. Das Geseß über den Secundair - (Gymnasial=) Unterricht, wenn es nicht schon zu einer Krise in dem Ministerium führt, könute wohl bei den Kammer-Verhandlungen einen Bru zwischeu dem Minister des Ju- nern und der katholischen Meinung herbeiführen.

Die Verhaudlungen, und namentlih die Motionen des Fürsten Wrede, in der bayerischen Kammer haben au hier die Aufmerksam- feit auf sich gezogen, da in vielen Beziehungen eine große Ver- wandtschast zwishen Bayern und Belgien besteht.

Dänemarhli.

Kopenhagen, 9. Febr. Vorgestern wurde der vor kurzem geborene Prinz Sr. Durchlaucht des Prinzen Christian von Schleswig- Holstein-Sonderburg-Glücköburg- und Jhrer Durchlaucht der Prinzessin Louise im Königlichen Palais in der Amalien-Straße, in Gegenwart Jhrer Majestäten des Königs und der Königin, Sr. Königl. Hoheit des Kronprinzen, der hier anwesenden Prinzen und Prinzessinnen, der Geheimen Staats-Minister und deren Gemahlinnen, so wie der Da- men und Herren des Hoses, getaust. Jhre Majestät die Köuigin hielt das Kind über die Taufe, welhes die Namen: Christian Wilhelm Ferdinaud Adolph Georg erhielt. Die Allerhöchsten und Hohen an- wesenden Taufpathen waren: Jhre Majestäten der König und die Königin, Jhre Majestät die verwittwete Königin, Se. Königl. Hoheit der Kronprinz, Jhre Königl. Hoheiten Prinz Ferdinand und die Prinzessin Karoline, Jhre Königl. Hoheiten die Prinzessin Juliane und die Land- gräfin Charlotte, Jhre Durhlauhten Landgraf Wilhelm und Prinz Griedrih von Hessen. Abwesende Taufpathen sind: Jhre Königl. Hoheit die Herzogin Wilhelmine, Jhre Königl. Hoheiten der Herzog und die Herzogin von Cambridge, Jhre Durchlaucht die Prinzessin Louise von Hessen und Se. Durchlauht Prinz Georg vou Hessen.

Se. Majestät der König hat dem Entdecker des neuen Planeten Astraea, Herrn Henke, die Medaille „Ingenio et arti” verlichen.

S weiz.

Kanton Vern. Dur Kreisschreiben des Landammanns ist der große Rath auf den 12ten d, M. einberufen worden, um die Maßregeln zu berathen, welhe dur die Verwerfung seiner Beschlüsse vom 15. Januar nothwendig geworden sind. Die vorberathende Be- hörde is in zwei Meinungen gespalten, die eine, von Schultheiß Neuhaus vorgeschlagene, geht auf sofortige Auflösung des großen Rathes und mithin auh des Regierungsrathes, damit ein durch das Volk, aber nah den gegenwärtigen Formen gewählter neuer großer Rath die Einseßung des Verfassungsrathes beschließen könne, woran sich die jeßige Behörde dieser Meinung zufolge durch ihren Eid behindert glaubt. Andererseits behauptet man, dem überwiegenden Nein der Volks-Abstimmung könne kein anderer Sinn beigelegt werden, als derjenige eines Befehls des Souverains an seine Mandatarien, in Abänderung der Verfassung einen Verfassungsrath aufzustellen. Diese leytere Ansicht wird von der Mehrheit des großen Rathes getheilt werden, wenn nicht die obsiegende Partei des Volksvereins zu ihren Zweckcn ein sofortiges Ergreifen der Zügel für nothwendig hält, was bis seßt wenigstens niht vorausgesehen wird.

Ita ten

__ Nom, 26. Jan. (A. Z.) Die Bedeutung der im Konsisto- rium vom leßten Montag vorgekommenen Verhandlungen, wie anderer= seits das für die Tagesgeschihte noch nicht völlig reife Ergebniß der- selben, dürften Hauptursahen der Schweigsamkeit auch soust Wohl= unterrichteter darüber sein, Selbst die über die dermalige Lage der fatholishen Kirche in Rußland und Spanien vom Papste gehaltene Allocution ward bis jeßt durch den Druck noh nicht veröffentlicht, und was davon verlautet, sind ungenügende Fragmente. Nach der Proclamation der Bischöfe in dem leßten Konsistorium erklärte der Papst in ciner bewegenden Ansprache an die Kardinäle, daß er in dem Kommen des Kaisers Nikolaus nach Rom seiner inbrünstigsten Gebete Erhörung und Erfüllung verehre. Er habe daher auch niht angestanden, rgen denselben mit apostolischer Freimüthigkeit sih einer heiligen Gewis- enspflicht zu entledigen, in der Bitte, den für katholische Christen in Ruß- land bestehenden Glaubenszwang abzustellen, Er hoffe, daß der, in dessen Hand die Herzen der Könige sind, des Kaisers Geist erleuchten werde zur Einsicht und Erkenntniß dieser Mißbräuche, und empfehle den Fürbitten des Kollegiums die gemeinsame Angelegenheit. Jm weiteren Verlaufe der Rede deutete der Papst sehr bestimmt darauf hin, er habe positiven Grund, sih der Hoffnung hinzugeben, daß den Neu- Unirten ein Rütritt zu der verlassenen Konfession in Polen und Rußland freigegeben, zur Garantie ihrer künftigen Jutegrität Bischöfe bestellt und die Beschickung einer apostolishen Nunciatur in St. Peters= burg in Aussicht gestellt werde. Jn Bezug auf Spanien wünschte der Papst, die Regierung möchte die Stimme des nah Rom hin seine Hände ausstreckenden Volkes recht bald verstehen lernen. Seiner. seits sei er der Königin Ersuchen entgegengekommen, indem cer die für die pyrenäishe Halbinsel vorgeschlagenen Bischöfe bestätigt habe. Die deutshe Dissidenten - Angelegenheit blieb nicht unberührt, ward aber nur im Allgemeinen angedeutet.

___ Die dem Papste von der Propaganda vorgelegte Justruction für eine Reorganisirung der Missionen, namentli im östlichen Asien, welche hauptsächlih dur die gegenwärtige Stellung der Katholiken in China, Cochinchina, Japan u. st. w., der russish=-griehischen Kirche gegenüber, hervorgerufen wurde, hat im leßten Konsistorium die apostolishe Bestätigung erhalten.

Auf außerordentlihem Wege is von Palermo an die hiesige russishe Gesandtschaft die Nachricht eingegangen, daß die Kaiserin ihren früheren Neiseplan in Bezug auf Rom dahin abgeändert hat, daß sie erst Mitte März in Neape! und nach einem 14tägigen Auf- enthalte daselbst hier anzukommen gedenkt. Jun ihrem Gefolge wird auch der Admiral der russisheu Flotte, von Lütke, erwartet. “Dage- gen sind der Großfürst Konstantin, so wie die verwittwete Großher- zogin von Medcklenburg-Schwerin, für den Karneval hier angemeldet.

Florenz, 2. Febr. Die Regierung hat sih endli nah lan- gem Zögern entschlossen , den verhafteten Renzi der päpstlihen Re- gierung auszuliefern; sie hat ihn jedoch angelegentlihs| der Gnade einer Richter empfohlen und sogar, wie man vernimmt, darauf bin- gedeutet, daß davou das künstige Verfahren des Großherzogs in ähnlichen Fällen abhängen werde. Auf den Grund der bei Renzi vorgefundenen Papiere wurden im Toskanischen mehrere Verhaftungen vorgenommen.

Turin, 1. Febr. Ueber die leßtwilligen Anordnungen des Her= z30g6 von Modena erfährt man, daß derselbe zwei Testamente binter-

lassen hat, das erste vom Jahre 1831, das zweite vom Jahre 1845 (September). Das zweite ändert mehrere Bestimmungen des ersten ab. Zum Testaments-Exekutor is Se. Königl, Hoheit der Erzherzog Ferdinand, Bruder des verstorbenen Herzogs, und zum Stellvertreter des Lebteren dessen zweiter Bruder, Se. Königl. Hoheit der Erzher- zog Maximilian aufgestellt, Der zweite Sohn (Erzherzog Ferdinand, Artillerie-Brigadier in Olmüß) erhält die Herrshasten Sarvar und Pernau, nebstdem 12,000 Fl. jährlich, welhe auf 30,000 erhöht wer- den, sobald derselbe sich vermählt haben wird., Für jede Tochter ist eine Million Fr. als Heirathsgut bestimmt und 300,000 Fr. zur Aus- stattung. Wenn sie ledig bleiben, erhält jede 59,000 Fr, als jährliche Appanage.

Die von Seiten Oesterreichs (wie es heißt in Folge von Vor- stellungen und Bitten des mailänder Kameral - Magistrats) beshlo}sene Erhöhung der Eingangszölle auf sardinishe Weine hat die diesseitige Regierung zu ernsteu Gegenvorstellungen wider diese neue Maßregel Les ar JON es was in Wien den Gründen für die ernere Beibehaltung des früheren Tarifs eine günsti ü [ widerfahren lassen Le Í l Se DRTEMENI

Spanien.

© Madriíád, 3. Febr, Die Regierung erwartet mit Span- nung die Zurückkunft des Herrn Sousa, Sections-Chefs des Mini- steriums der auswärtigen Angelegenheiten, der vor etwa zehn Tagen nah Paris eia wurde, um dem französishen Hofe die Shwie=- rigkeiten weitläuftig auseinanderzuseßen, welhe sich hier der beabsih- tigten Vermählung des Grafen von Trapani entgegenstellen, Die

Antwort, welche Herr Sousa zurückbringen wird, dürfte einen ent- schiedenen Einfluß auf das fernere Verbleiben oder auf eine viel be- sprohene Umgestaltung des diesseitigen Ministeriums ausüben. Falls nämli, wie Einige voraussehen, der französishe Hof das Vermäh- lungs-Projekt nicht definitiv aufgeben sollte, so dürfte auch der Ge- neral Narvaez \sih entschließen, auf demselben zu beharren und seine widerstrebenden Amtsgenossen aus dem Kabinette zu entfernen. Soll= ten aber Leßtere, um ihre Plätze zu behalten, sich dem Willen des Minister-Präsidenten anschließen, so wird dieser genöthigt sein, den Kongreß aufzulösen.

__ Die vielleicht unbegründete Nachricht, daß das französische Ka- binet einem nordischen Hofe den Grafen von Trapani als den den Bedürfnissen der spanischen Nation am meisten entsprechenden Be- werber um die Hand der Königin dargestellt habe, wurde hier von der Opposition begierig ergriffen, um die Minister mit Vorwürfen und Hohn zu überhäufen. Ueberhaupt liegen die Gründe der allge- meinen Verstimmung eigentlich niht in den persönlihen Umständen des neapolitanischen Prinzen, über die man vielmehr hier so gut wie gar nicht unterrichtet ist, und deren Beschaffenheit wohl eine unpar=- teiischere Berücksichtigung verdiente, als ihr bisher zu Theil ward, sondern in der Art und Weise, auf welhe ein fremdes Kabinet über die Hand der jungen Königin verfügen zu wollen schien. Leider is diese allgemeine Verstimmung nah und nah in eine s{chwer zu recht=- fertigende Abneigung gegen den Prinzen selbst ausgeartet, eine Ab= neigung, die sih auf die unschicklihste und dem sonst so ehrbaren Charafter des spauishen Volkes wenig entsprehende Weise Lust macht. Man erstaunt darüber, daß der neapolitanische Gesandte die- sem Unfuge mit Gleichgültigkeit zusah, da er doch, insoweit er von der Presse ausging, ihm auf geseßlihe Weise längst hätte vorbeugen können, Das Preßgeseß bietet ihm ausreichende Mittel dazu dar, um so mehr, als das Schwurgeriht niht mehr besteht, Der Ge- sandte machte in der That auf dem glänzenden Balle, welchen der französische Botschafter vor aht Tagen gab, dem Herrn Salamanca Vorwürfe über die unshicklihen Artikel, die er in seinem Blatte, el Universal, veröffentlichte, allein Herr Salamanca erwiederte ihm, er möge Spanien verlassen, falls er keinen Geshmack an der öffent- lichen Meinung fände. Heute liest man gar in dem erwähnten Blatte, die Allianz mit einem Monarchen, der früherhin eifriger Ver= theidiger der Rechte des Don Carlos gewesen wäre, könnte vielleicht dem Lande verderbliher werden, als seine frühere Feindschaft.

__ Utbrigens will man in Erfahrung gebracht habeu, daß der Kö= nig von Neapel dem Treiben der hiesigen Presse mit Gleichgültigkeit zusehe, dagegen aber entschlossen sein soll, dem Vermählungs- Projekte zu entsagen, falls die Cortes förmlih si dagegen aussprächen. Der General Narvaez soll deshalb den Wunsch hegen, si des dermaligen Kongresses zu entledigen, indem er hot, vermittelst neuer Wahlen eine zu Gunsten des besprohenen Vermählungs - Projektes gestimmte O # erlangen.

_ Der Erreichung dieser Absicht stellt sich aber eine niht geringe Schwierigkeit in den Weg. Nach dem bestehenden, von ee ae tuirenden Cortes von 1837 aufgestellten Wahlgeseße fanden die Wahlen nah Provinzen statt, das heißt, jeder Wähler votirte zu A Zeit alle Deputirte, welche die Provinz in den Kongreß zu iden hatte. Die Provinzen wurden zu diesem Behuf in Distrikte getheilt und die in jedem Distrikt erfolgten Abstimmungen mit denen der Provinzial - Hauptstadt zusammengezählt. Auf diefe Weise hing die Leitung und der Ausgang der Wahlen fast durhaus von den in den Wahl-Kollegien der Hauptstädte den Vorsiß führenden Behörden ab, und das Verdältniß gestaltete sih so, daß in der That die Re- gierung der einzige Wähler und die Deputirten - Würde ein von den Ministern ertheiltes Amt war. Die jedesmal herrschende Partei, mochte sie die moderirte oder die progressistishe sein, übte in Folge de& moralishen Zustandes der Nation ein auf Jutriguen, Bestehun= gen, Gewaltthätigkeiten beruhendes, unvermeidliches Uebergewicht auf die Wahlen aus. Diese Thatsache war endlich so allgemein anerfaunt worden, daß die dermaligen Minister den Cortes im vorigen Jahr ein neues, dea Bedingungen der umgeformtenConstitution entsprehendes und auf anderen Grundlagen beruhendes Wahlgeseß vorlegten. Die von dem Kongreß ernannte Kommission beantragte die Annahme dieses Geseg- Entwurfes, und da die Regierung ihn nicht zurückgenommen hat, so wird die Diskussion desselben heute beginnen.

Der neue Geseß-Entwurf führt die Wahlen nah Bezirken ein. Die Provinzen werden nämlih in Bezirke getheilt, deren jeder einen einzigen Deputirten auf völlig direkte Weise zu wählen hat, so daß offenbar die bisherige Einmischung der Regierung vermittelst der Behörden der Provinzial - Hauptstädte wegfällt und die wahre Meinung der Wähker s{ ungebinderter auösprehen kann. Wer aber mit der eigentlichen Stimmung der Nation vertraut is, sieht voraus, daß die freie Aeußerung derselben cine niht unbedeutende Anzahl von Karlisten und Progressisten in den Kongreß führen und dadur die Regierung in die Lage verscßen werde, sich einer aus heterogenen Bestandtheilen zusammengeseßten, den Ministern keinen festen Stüt= punkt darbietenden Kammer gegenüber zu befinden,

__ Die Minister, und namentlich der General Narvaez, \ceinen diese die berrshende Partei bedrohende Gefahr erst jeßt erkannt zu haben. Sollen sie nun den Geseß «Entwurf zurücknehmen und da- durch eingestehen, daß sie das Land neben einer aus unabhängigen Wahlen hervorgegangenen Deputirten-Kammer nicht zu regieren ver- mögen? Dies würde offenbar darthun, daß sie der Befürchtung, sich die Gewalt entrissen zu seben, jede andere Rücksiht aufopfern. Sie befinden sich daber in der s\eltsamen Lage, wünschen zu müssen, daß ihr eigenes Werk, der Entwurf des neuen Wakblgeseßes, an dem Wi=- derstande des Kongresses scheitern möge, Die Freunde der Minister

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