1846 / 54 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

an, das grobe Fäden der Jutrigue sehen und den Effekt der Hand- lung überall verspüren will. Gußkow war aber auf keinen anderen Erfolg gefaßt , und die Anerkennung der Gebildeten wird \ih das Stüd, so wie hier, überall in besonderem Grade erwerben,

Freie Stadt Krakau.

Der Deuts. Allg. Ztg. zufolge, wären, nah Privat-Nahh- rihten aus Krakau vom 18. Februar, am genannten Tage daselbst österreichishe Truppen eingerüdckt.

Frankreich.

Paris, 17. Febr. Die neugeborene Prinzessin, Tochter des Herzogs von Nemours, hat auf Befehl des Königs die Namen Mar- garethe Adelaide Marie, Prinzessin von Orleans, erhalten.

Gestern und heute hat die Pairs-Kammer keine Sihungen ge- halten; es {webt daher noch die Entscheidung der Frage über die Bestimmung der Zeitdauer des Eigenthums - Rehts auf Muster und Zeichnungen, welche cinen künstlerischen Charakter haben. Der Ge- seß- Entwurf der Regierung hatte dafür 15 Jahre festgeseßt, die Kommission schlug 30 vor, und diese Ausdehnung wurde besonders von Victor Hugo befürwortet :

„Die Künste“, sagte derselbe, „von denen es sich hier handelt (beson- ders Zeichnungen für Gold - Arbeiten , Bronze- Waaren und Aubussonsche Teppiche), genießen jeyt dieselbe Begünstigung wie die literarischen oder rein artistishen Werke, indem sie gleich diesen unter den Vorschriften des Ge- seßes vom 19. Juli 1793 stehen. Warum also sollte man sie jeyt den ge- wöhnlichen Gewerben gleichstellen und denen, welche sh ihnen widmen, das entzichen, was ihnen unentbehrlih is, um Meisterwe;ke hervorzubringen: eine angemessene Dauer ihres Eigenthumsrehts? Bernhard von Palissy war cin Töpfer, Benvenuto Cellini ein Goldshmiéed. Von einem Papst wurde ein Muster zu Kirchenleuhtern gewünscht, und Michel Angelo wett- eiferte mit Raphael, diese Arbeit auszuführen. Waren dies keine Kunstwerke? Wenn man will, daß Frankreich in Gegenständen der Mode, des Geschmacks, der Phantasie den Play behaupte, den es einnimmt, und auch ferner der ganzen Welt bierin das Geseh gebez wenn man will, daß Frankreich in Allem, was Zier- rath, Luxus, Schmuck heißt, und was stets ein Volks-Reichthum sein wird, die Welt zu beherrschen fortfahre, wenn zan diesen Künsten die nöthigen Mittel zum Gedeihen geben will, darf man nicht leichtfertig die Geseßge- bung ändern, unter der sie zu solher Blüthe gelangt sind. Jeyt tragen Bildhauer ersten Ranges, ih will nur einen von wunderbarem Talent, Herrn Pradier, nennen kein Bedenken, bei bloßen Werken der Zndußtrie mitzuwirken , wie Consolen, Uhren, Leuchter, die aber in den Augen von Kennern als Meisterwerke gelten. Es wird cin Tag kommen, wo viele die- ser Werke, die man jeyt als bloße Gegenstände der Jundustrie betrachtet, ihren Play in den Museen erhalten werden. Man vergesse nicht, daß wir in Paris ein aus solhen Sachen bestehendes Museum haben: die Samm- lung aer Vascn ist nichts Anderes, als ein Erzeugniß dieses Kunst- zveiges.‘“

Der marokkanishe Botschafter is heute von Paris wieder nah Afrika zurückgereist.

D el Kader soll unter den Kabylen des Dshurdschura erschie- nen sein.

Es war angebli beabsihtigt worden, im kommenden Frühlinge das Kommando der französischen Flotte im Mittelmeere von dem Ad-= miral Parseval Deschenes auf den Prinzeu von Joinville übergehen zu lassen. Hiergegen sollen aber Vorstellungen von Seiten Englands gemacht worden sein, welches der Meinung wäre, daß der Prinz von Joinville zu jung und allzu heftigen Charakters sei, als daß er einer Flotte in einem Meere vorgeseßt werden sollte, wo die Junteressen Frankreihs mit | denen Englands so häufig in Berührung kommen. Es würde demzufolge, heißt es, der Oberbefehl über jene Flotte einem Admiral von reiferen Jahren und weniger raschem Entschlusse über- geben werden und Prinz Joinville eine Mission nach Brasilien er= halten. Die in dem Hafen von Toulon für die Expedition gegen Ma- dagaskar angeordneten Rüstungen sind niht nur bereits weit vorge- rückt, sondern werden auch noch fortwährend rash betrieben, Die Truppen von der Marine-Jufanterie und Artillerie, welhe an der Ex- pedition Theil nehmen sollen, trafen bereits Anstalten, sich an Bord des Linienschiffes „„Neptune‘‘ und der Fregatte „Belle - Poule ein- zuschiffen.

Von Otaheiti sind neuere Zitheingen eingetroffen , welche einige ausführlichere Nachrichten über den Aufenthalt des englischen Admirals Seymour daselbst bringen , der nah Papeiti geschickdt wor- den war, um die dem Herrn Pritchard zustehende Entschädigung zu regeln. England hat zugleih die Aufgebung des Protektorats ver= langt, welhes der Gouverneur von Otaheiti, Herr Bruat, über die zu den Domainen der Beherrscher von Otaheiti gehörigen benachbar- ten Juseln ausgedehnt hatte. Capitain Maissin, der Kommandant des „„Phaeton ‘’, war in den ersten Tagen des Monats Januar vorigen Jahres beauftragt worden , auf drei dieser Jnseln , Uahine , Raiatea und Borabora die Protektoratôflagge aufzupflanzen, Die Einge- borenen aber rissen die auf Raiatea und Uahine aufgesteck= ten Flaggen wieder herunter. Auf dieser leßteren Jusel be- waffnete sogar Teri - Teria, eine Anverwandte der Königin Pomareh, einen Theil der Bevölkerung gegen die Franzosen und ließ diese, so oft sie an der Jusel landeten, mit Flintenshüssen empfangen. Herr Bruat ließ darauf am 16. März 1845 in das offizielle Journal von Otaheiti, l’Dceanie, nachstehende Drohung

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einrücken: „Jn diesem Augenblicke freilich i der Gouverneur ge- nöthigt, sich noch zu gedulden; wir sind gedoh gewiß, daß Terii- Teria bald die Erfahrung machen wird, daß man niht ungestraft einen Stärkeren beleidigt. Nun aber is, wie man vernimmt, in Folge der Vorstellungen Englands, auf das Protektorat über jene Snseln von Seiten der französishen Regierung wirklich Verzicht geleistet worden. Es sollen Justructionen nah Papeiti abgeschickt worden sein, nah welchen das Protektorat Frankreichs sich nicht über alle ehe- maligen Besißungen der Königin Pomareh erstrecken, sondern auf die Jnseln Otaheiti und Eimeo beschränkt bleiben soll.

Es heißt, das englische Kabinet habe der französishen Regierung den Voschlag gemacht, Konferenzen zu dem Zweck zu eröffnen, in definitiver Weise die Lage Mexiko's zu regeln, in Bezug auf welche England große Besorgniß hege.

Die Sache der Beamten Algeriens, deren Benehmen der Gegen= stand einer administrativen Untersuchung geworden, is vollständig in= struirt, Einer der hohen Civil-Beamten Afrika’s wird nah Paris kommen, um dem Kriegs - Minister das Resultat der Untersuchung vorzulegen.

Durch Beschluß des Ministers des öffentlichen Unterrichtes vom 21. Januar is eine Kommission niedergeseßt, welche beauftragt is, alle Fragen, welche die zum Gebrauche der vou der Universität allhängi- gen Schulen bestimmten Bücher betreffen, zu prüfen.

Bei lebhaftem Geschäft zog heute die Notirung der Rente et= was anz die Zproc. Rente stieg um 15, die Zproc. Rente um 20 Cent.z alle Eisenbahn-Actien waren gesucht und wurden höher als gestern bezahlt.

París, 16. Febr. (Frkf. J.) Es is jedenfalls eine auffallende Erscheinung, daß die verbreitetsten Journale, wclhe seither immer so großen Enthusiasmus für das Renten - Konvertirungs - Projekt an den Tag gelegt hatten, jeßt das tiefste Stillschweigen in Betreff der Propositon des Herrn von St. Priest beobahten. Sie scheinen diecs- mal dem Ministerium zu Hülfe kommen zu wollen zur Beseitigung dieses Antrags. Man behauptet, daß derselbe Einfluß, durch welchen der Finanz - Minister, Herr Lacave - Laplagne, dazu bestimmt worden sei, \sich in dieser Session der Junbetrahtnahme jeder Maßnahme solcher Art unter dem Vorgeben der Unzeitgemäßheit zu widerseßen, sich auch in Bezug auf diese Journale geltend gemacht habe, um sie abzuhalten, ihre Stimmen wieder zu Gunsten einer Her- abseßung des Zinsfußes der 5proz. Rente zu erheben. Auch hat man niht ohne Verwunderung wahrgenommen, daß Herr vou St. Priest anstatt zu verlangen, da für die Entwickelung seiner Proposition ein achttägiger Termin, wie es gebräuchlih ist, anberaumt werde, dieselbe auf den 28. Februar bestimmen licß. Man will wissen, Herr Lacave= Laplagne selbs| habe Herrn von St. Priest ersucht, diesen Tag zu wählen, aus Besorgniß, daß an der Börse eine auf die nächste mo- natlihe Abrehnung einwirkende Erschütterung veranlaßt werde, die zu erwarten wäre, wenn die Eutwickelung der Proposition früher statt= finden und die Kammer deren Jnbetrahtnahme aussprehen würde; denn in cinem solhen Falle würde ter hohe Stand der 5proz. Rente voraussihtlich einen heftigen Stoß erleiden, welcher neue finanzielle Verlegenheiten über den Markt bringen könnte.

ck Paris, 17. Febr. Jn der heutigen Sißung der Depu- tirten-Kammer wurden, bei fortgeseßter Verhandlung des Arti= fels 2 des Gesepßentwurfs wegen Vollendung verschiedener Kanäle, die von Herrn Collignon neulich in Betreff des Rhein - Marne - Ka- nals geltend gemachten Argumente von Herrn Duthil au auf den Seitenkanal der Garonne angewendet, Die Arbeiten seien zu vier Sünftheilen {hon fertig oder im Gange, die Verwerfung des Arti- fels 2 würde also die Nichtvollendung derselben aussprechen, das aber wäre ein wahrer Unsinn.

Herr Bureau de Puzy spricht gegen die Vollendung des Kanals, Er will uicht noch einmal auf das zurückchren, was über das Nebenein- anderlaufen der Kanäle und Eisenbahnen gesagt worden sei. Die Kammer werde wissen, woran sic sich in dieser Beziehung zu halten habe. Der Ver- leih zwischen dem, was in England ausgeführt worden, und was man in E rankreich ausführen wolle, sci schief. Das Bestehen der Kanäle in Eng- land und Belgien lasse sih mit dem Bestehen der Kanäle in Frankreich und mit ihrer Einrichtung nicht vergleihen. Wäre der Seitenkanal der Garonne heute noch einmal anzufangen, man würde ihn sicher niht mehr unternch- men. Mit der Aussicht einer daneben laufenden Eisenbaha würde man keine einzige Gesellschaft finden, die cin Angebot darauf machen möchte. Jedermann gestche dies zu. Allein die Arbeiten seien sehr vorange- schritten ; gut! aber man verlange jeßt doch noch 15 Millionen für die Vollendung, und man dürje darauf rechnen , daß - diese Summe nicht hinreichen werde, Der Redner sucht nachzuweisen, daß die Transportkosten auf dem Kanal um die Hälste theurer scin würden, als auf der Eisenbahn. Der Kanal werde nicht einmal die Zinsen des Baukapitals tragen. Das Resultat der Vollendung des Kanals aber würde sein, die Transporte sür das Land zu verthcuern. Herr Galos spricht für Vollendung des Kanals; er widerlegt zuerst die Behauptung, daß dic Schifffahrt auf der Garonne so trefflich bestellt sci. Dieses Argument habe man vorangestellt gegen die Vollendung des Kanals, weil man die Nothwendigkeit einer tüchtigen Wasserstraße zur Verbindung des Oceans mit dem Mittelländischen Meere nicht in Abrede stellen löônne. Wenn die Garonne wirkli zu allen Zeiten \chifbar wäre, dann wäre der Kanal allerdings unnüß. Allein dic Schifffahrt auf der Garonne sei unsicher,

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hänge von der Jahreszeit und von den Orten ab, Oft träten hindernd ein, Allerdings sci die Schifffahrt an mehreren Punly verbessert worden, aber noch sci sie s{chwierig an vielen , Die Kredite zur Zerstörung der vollendeten Arbeiten würden auh

so hoch sih belaufen, als die zur Vollendung. nen fönne d mer einen solchen Beschluß fassen. Lasse man den Kanal zy y hören, so habe man cinen lokalen Kanal statt eines maritimen, y deaux würde der direkten Verbindung mit dem Mittelmeere berauhj „! Herr Muret de Bort spricht von neuem gegen die Vollendung y, nals, Er meint, man könne in dem ausgegrabenen Bette des Kani: Eisenbahn führen, wie dics hon in ähnlicher Weise in England ges (Aufregung.) Jedenfalls würden die fertigen Arbeiten eine Ersyay, 17 Millionen für die Geselischaft bringen, die eine Eisenbahn an he unternähmen, Herr Wüstemberg spriht für Vollendung deg Die Sizung dauert noch fort.

Der Minister-Rath hat sih vorgestern versammelt, um j, neuen Forderungen des General-Gouverneurs von Afrifa y stärkung an Manuschast und Pferden zu berathschlagen. üj,

end nothwendig solche sind, zeigt am klarsten der Befchl dei M fballs zur Bewaffnung der Militair-Sträflinge und zur Mhjz, von 2 Bataillonen der Miliz von Algier. Der Marschal außerdem, zum Ankaufe von Pferden iín Sardinien und Ey, mächtigt zu werden, um damit seine Kavallerie wieder inz" machen. Bis diese Pferde in Afrika eintreffen, hat er einstni, Preis für jedes Remontepferd für Algerien in den Provinza und Oran auf 100 Fr. erhöht. Jun Betreff der verlangten tj fungen vernimmt man nun, daß der Minister-Rath zu willfahn shlossen hat. Demzufolge hat der Kriegs - Minister gesten die Befehle zum Aufbruhe von 2 Kavallerie-Regimentern uh Mann Jufanterie abgehen lassen. Die bezeichneten Kavallerie-Reziy sind 1) das fünfte Husaren-Regiment in Garnison zu Poitin | 2) das erste Chasseur-Regiment in Garnison zu Libourn, | 4000 Mann Jufauterie werden in verschiedenen Regimenten, J mittäglihen Frankfreich in Garnison stehen, ausgewählt, un j} den Reihen der algierishen Jnfanterie entstandenen Lüden u füllen. Das neunte Chasscur-Regiment zu Pferd, welches sj Jahren -in Afrika dient, jeßt aber fast bis auf seine Cadre, mengeshmolzen is, soll Befehl zur Heimkehr nah Frankrei 1j Die neu abgehenden Truppen marschiren nach Marseille u lon, wo sie nah ihrer Bestimmung eingeschisst werden. Dig Truppensendung vermehrt aber in der Wirklichkeit den Est der Armee von Afrika nur um ein einziges Kavallerie=Regui bringt dieselbe gerade auf 100,000 Maun.

Großbritanien und Irland.

London, 17. Febr. Die Königin wird morgen im Sk, Þ Palast das zweite Lever der Saison halten.

Die Debatte im Unterhause über Sir R. Peel's Hai Maßregeln wurde auch gestern noch nicht beendet. Der Premi Minister selbst nahm gegen den Schluß der Siß»ng das Voi, auf die Angriffe gegen seine Politik zu antworten. Er bchandlh großem Geschick und in anziehender Weise die beiden Fragen, y das Haus während dieser ausgedehnten Debatte wechselôwei \hästigt hatten, nämlih, wie eine große Partei geleitet werden und wie ein großes nationales Unheil abzuwenden und die zu Handelspolitik des Landes zu gestalten sci? Die erste ging in der zweiten auf, denn der Minister reh seine persönlihe Stellung zu seiner Partei durch die 4 wärtigen Umstände. Vom Partei = Gesichtspunkte anges sagte er, wären seine Maßregeln die shlehtesten, die man hätte i schlagen können; aber berüdsihtige man die Umstände, die drohen Gefahren einer großen Kalamität, so geböte es die Pslicht ggen d Souverain und das Land, daß man sih von jedem Parte(-Cu(l frei machen müsse. Rücktritts im Monat Dezember v. J. und die Unterhandlungen Lord John Russell zur Bildung eines Whig - Kabinets, un zeigen, daß er es gern Anderen überlassen hätte, diese Y regeln durhzuführen. Da dies nicht gelungen sei, so \hÿ allerdings den Tag für den glücklichsten feines Lebens, an wel die Oeffnung der Häfen vorgeschlagen habe, und er würde du nen Ausdruck des Bedauerns über das, was er gethan, die 2 nung mit seiner Partei versuhen. Nach ausführlicher Rechtfei der Korngeseß-Maßregel bemerkte der Minister, daß, obschon Mitglieder von der Tory-Partei der sofortigen Abschaffung diesn seße vor scinem Plane den Vorzug geben wollten, et doch bei

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Plane stehen bleiben werde, daß er aber, falls dieser Plan dus Vereinigung jener Tories mit der Whig-Partei vereitelt werden die sofortige Abschaffung der Korngeseße, dem Wunsche des Haus}

mäß, mit so geringer Störung als möglich zu bewirkeu suchen woll, Schlusse erklärte er, daß die anderen Länder Europa's durch dies) regeln England auf dem Wege des freien Handels zu folgen genu würden. Lord John Manners beantragte nah der t Vertagung der Debatte. Die Redner zu Anfang der Siu wan unbedeutend und wiederholten die bekannten Argument, F Oberhause brachte der Herzog von Richmond 200 lu gegen die Aufhebung der Schubzölle ein, Die hierauf folgende Wi handlung betraf einen Antrag des Lord Beaumont von de M Partei, ein Comité zur Untersuchung der auf dem Gruntts}

forrespondiren, nehmen die Gedanken des leßteren oft auf überraschende Weise auf und bringen sie nach ihrer Art zur Erscheinung, Der Marche sunèébre trägt zwar den Charakter des „sunèbre“, aber das eigentliche Ge- präge des Marsches geht ihm ab. Dieses bestcht in einer eigenthümlich hervortretenden Schärfe der Rhythmen, welche man hier vermißt. Das Fi- nale jedo sondert sih freundlih von ihm wie der erste lichte Strahl der Morgenröthe von ciner dunklen gewitterhaften Nacht, Es hält sich in die- ser Stimmung, doch bleibt der erste Gedanke desselben unter allen den fol- genden ausgezeichnet an tief aufathmender Frische und Munterkeit. Die

usführung des Violoa principal durch Herrn Léonard war, wie die früheren Leistungen desselben, voll Sicherheit und Eleganz.

Ein genau abwägendes Urtheil über Vokal-Compositionen is nur dann möglih, wenn man den Junhalt des Textes kennt und ihn mit dem Ge- sange vergleichen kann. Nicht nur die Melodie, sondern auch die ganze Behand- lung und die Form können erst in dieser Vergleichung ihre Rechtfertigung und Würdigung finden. Was jedoch hier auf den ersten Blick zu erkennen war, das is ein vorwaltendes Streben nach dramatischer Lebendigkeit und Wahr- heit. Dies aber ist an einem Komponisten der heutigen Zeit eine Eigenschaft, die nicht hoch genug angeschlagen werden kann. Jedes spezielleren Urtheils müssen wir uns enthalten, zumal in Betreff des schon erwähnten Duetts, dessen an 40 nicht ganz sichere Ausführung noch gestört wurde durch unzeitiges Sichentfernen einzelner Zuhörer. E -

Der leyte von fremden Künstlern, welche mit ihren \{öpferishen Lei- stungen hiec dem Publikum gegenübertraten, war David. Den Namen dieses Komponisten hört man noch hier und da aussprehen wie cinen von größerer künstlerischen Bedeutung, David schuf aus ciner fremdländischen und in ihrer Weise au großartigen Natur - Anschauung heraus ein Werk, welches durch manches Frappante in der Darstellung und dur den Gegen- stand derselben die Ausmerksamkeit und die Neugier auf sih zog. Seine Kenntniß der Mittel und Formen aber wird versiegen auf dem sandigen Boden seiner natürlihen Begabung. Litolff scheint eine frische, reiche Natur möge die Händ und die fünstlerishe Jntelligenz nie fehlen, die diesen Boden bebaut.

Für den Vortrag des Konzerts Es - dur für Piano und Orchester von Beethoven sind wir dem Künstler zu großem Dank verpflichtet, Die

Auffassung war geistvoll und die Ausführung auh Scitens des Orchesters durchaus gelungen. Namentlich die Klarinette zeichnete sich aus durch die zarte Haltung der Melodie, mit welcher sie sich în der einen Stelle des ersten Sabtes dem ge Spiel des Piaxo's beigesellt.,

Ein Scherzo vom Lord Westmorland wurde neben eigenen Com- positionen für's Piano allein von Herrn Lit olff unter großem Beifall des Publikums ausgeführt. Unter leßteren nimmt die schon früher hier näher besprohene Caprice über Nobert der Teufcl von Meyerbeer un- streitig den ersten Nang cin.

Möge denn die Zukunft die Erwartungen in reihstem Maße rechtfer- tigen, welche der junge strebende Künstler durch so bedeutende Proben künst- lerischer Begabung in so viclseitiger Weise erregt hat. 15.

Gesellschaft naturforshender Freunde.

Berlin, Jn der Versammlung naturforshender Freunde am 7, Fe- bruar c. wurde Folgendes vorgetragen: Herr Graf Schaffgots\ch theilte scine Bemerkungen mit über die Verbindungen, welche sich beim Zusammen-

_ \hmelzen des Chrom- Oryds mit fohlensaurem Natron neben dem chron- \sauren Natron bilden.

Herr Tro sch el sprah über die Gattungen, welche in die Abtheilung der Holothurien mit baumförmigen Fühlern (Dendrochirotae) gehören : 1) Pentactae, welche zerfallen in Cladodactyla Brandt, mit 10 gleichen Fühlernz Dicladion Tr., mit 8 großcn und 2 fleinen Fühlern. 2) Spora dipodes mit den Gattungen Anaperus Tr, Orcula Tr.,, Cladodes Tr. (mit 15 großen und 5 fleînen Fühlern), Thyonidium v. Düben, Phyllo- Phorus Grube. 3) Hypopodes mit den Gattungen : Cuviecria, Psolus, Colochirus Tr, und Psolinus Tr. (Psolus granulatus Grube) míît 12 gleichen Fühlern,

Herr Stein theilte seine Untersuchungen über dic ausstäülpbaren Aster- Drüsen der Staphvlinen mit und knüpfte daran Bemerkungen über den Bau der Jnsesten- Drüsen überhaupt und über die Zusammenseßung des Hinterleibes der Käfer,

Herr Beyrich legte einen zur Familie der Acanthodier gei Ganoiden aus dem Kupferschiefer von Hermannsscifen bei Traun Böhmen zur Ansicht vor.

Verein der Kunstfreunde im preußischen Q

Im Lokale des Vereins der Kunstfreunde im preußischen Sul

dcn Linden Nr. 21, sind folgende Kunstgegenstände neu aufgestell |

1) Kopicen von F. Flor nah Gemälden in Rom und Floret)}

Die Madonna di Foligno nah Raphael im Vatikan zu R

Die himmlische und die irdische Licbe nah Tizian in det ® Borghese zu Rom.

Das Portrait des Cesar Borgía nah Raphael ebenda. Die Madonna mit dem Kinde nah Giov. Bellini cbenda. ; Die Spieler nach Caravaggio in der Gallerie Sciarra Colonna) Der Violinspieler nah Raphael ebenda. Die Fornarina nah Raphael in der Tribune zu Florenz U Das Portrait Raphael's, nah ihm selbs in der Gallerie der zu Florenz. h alu Die büßende Magdalcna nah Coreggio im Besiy des M latti zu Rom. e T0 2) Großes Gyps - Relicf von H, Heidel. Luther, der die die Kirchthüren anschlägt. d 3) W. Stürmer. Portrait-Statuette des Königl. bayerschen Ÿ Kaulbach.

Berlin, den 23. Februar 1846.

Direftorium

, 1 des Vercins der Kunstfreunde im preußischen S1

emar

jn spanischen Papieren wird fast gar uichts gemacht.

Er wiederholte die Ereignisse seit der Zeit \ün

anden Lasten zu ernennen, welher Antrag mit dem Amendement urd Monteagle’s, in diese Untersuhung auch die geseßlichen remtionen und pecuniairen Vortheile der Grundbesißer mit einzu=- hliepen, unter heftiger Protestation des Herzogs von Richmond

nd Lord Stanley’s angenommen wurde.

Sir R. Peel hat gestern im Unterhause angezeigt, daß er in

diesjährigen Session eine Bill zur Regulirung der Pachtverhält- ‘se in Jrland und zur Verbesserung der darüber bestehenden Gesebe nhringen werde. : ai z

Die Times meldet, daß .in den politischen Klubs eine neue tinister-Liste zirkulirte , in welcher die das Schuß-System vertreten- n Lords, wie der Herzog von Richmond, Lord Stanlcy, Lord Lons- le, der Herzog von Buccleugh, Sir R. Jnglis, Herr Miles u. st. w. z die Haupt - Mitglieder des neu zu bildenden Kabinets bezeichnet ren, Die Sache wird indeß als leeres Gerücht betrahtet.

Sir Robert Peel giebt Sonnabend wieder ein parlamentarisches ver, Sir T. H. Fremantle is jeßt definitio zum Vice-Präsiden- | des Zoll-Amts ernannt worden. Graf Liverpool, bisheriger Ober- meister der Königin, wird den Grafen Delaware als Lord - Kam- herr erseßen. : : eas

Der General San Martin , bekannt durch seine Theilnayme an

Freiheitskämpfen von Buenos-Ayres, Chili und Peru gegen die qnishe Herrschaft und gegenwärtig in Neapel lebend, erklärt in einem reiben an die hiesige Morning Chronicle es sür seine aus nauer Kenntniß der Oertlichkeit und der Bewohner hervorgegangene herzeugung (S, Martin is aus Buenos-Ayres gebürtig), daß durch französis - englishe Einmischung am La Plata nichts werde er=- iht werden. Rosas? Hartnäckigkeit und sein Einfluß sei bekannt, in x Hauptstadt möge er Feinde haben, auf dem platten Lande werde er die ganze Bevölkerung für ihn die Waffen ergreifen. Die Blo= de von Bucnos - Ayres sei der Mehrzahl der Einwohner, die keine ropäishen Bedürfnisse kennen, völlig gleichgültig; die Eroberung

Stadt sei schwer, und wenn sie au gelänge, werde man sich ht lange darin behaupten können, Die Haupt-, ja fast die einzige

Mahrung des Volkes seien die Rinder, diese und die Pferde, so wie

übrigen Transportmittel, ließen sich leiht in das Junere führen, hin fein europäishes Heer folgen könne, während Rosas mit 7 bis eingeborenen Reitern und einigem Feldgeshüß eine europäische

saßung von 20,000 Mann in Schach zu halten im Stande sei.

Das Dampfschiff „Hibernia“, welhes Boston am 1. Februar ver- sen hat, is vorgestern in Liverpool angckommeu. Es bringt Nach- hten aus New-York bis zum 30. Januar, denen zufolge die râliminar-Verhandlungen über die Oregon-Frage und die Stellung Mexiko im amerikanischen Kongresse noch fortdauerten und noch hts Definitives beschlossen war. Jm Allgemeinen herrschte cine mehr ¿dlihe Stimmung, und man hoffte noch immer die Beilegung der regonstreitigkeit auf dem Wege der Unterhandlung bewirkt zu schen.

Nachrichten aus Mexiko vom 3. Januar melden, daß die von ¡edes geleitete Revolution vollklommen geglückt. Er war in Mexiko gezogen und mit der Bildung \eines Ministeriums beschäftigt. an hot von seinem Siege das Beste für die Unterhandlungen mit

Vereinigten Staaten. Paredes is ein Mann von entschiedenem aralter und weit aufgeklärter, als sein Vorgänger Herera. Mitt- weile haben die Vereinigten Staaten ihre Flotte im Mexikauischen erbusen verstärkt. Es heißt, Präsident Polk werde dem Kongresse fehlen, innerhalb 2 Monaten Betreffs Mexiko's entscheidende Maß= eln zu treffen.

Der Geldmarkt war beute wieder flauer, die Fonds fielen etwas. [ l Die Finanz= (ahrihten aus Madrid ermuntern nicht dazu, da keine Aussicht auf dnung der Schuldverhältnisse vorhanden is, so lange in Spanien ie \uterhaltung eines so großen Heeres nothwendig erscheint. Man it selbst kaum Vertrauen mehr darauf, daß die bisherigen Zinsen=- hlungen fortdauern könnten. Nur von der Hebung des Haudels d der Gewinnung neuer Hülfsquellen durch Pflege des reihen Bo- s wäre dort etwas zu erhoffen, Die von New-York eingetrof- u Nachrichten (siehe oben) betrahtet man als sehr friedlicher Art ; Geld - und Handelsberichte lauten au günstig, Die Baumwol- \reise waren herabgegangen als natürliche Folge der hiesigen Preise. d die Staatsschuldeu anlangt, so hofft man, daß die Staaten d ihren Verpflichtungen nahkommen würden. Aus Kanada erfuhr 1 nichts Neues, außer, daß geeignete Maßregeln zur Stärkung der dedvertheidigung getroffen wurden,

X London, 17, Febr. Die Rede Sir R. Peel's am gestri Abend war ausgezeihnet dur Kraft, Lebendigkeit, Patriotismus

d hier und da treffenden Wiß; sie hat indeß wahrscheinlih die ndseligkeit noch vermehrt, welhe dem Minister von allen Seiten giebt, Denn er, der bisher vor Allen durch die Stärke und die Zwede der Partei gewirkt hat, steht gegenwärtig allein Partei selbs feindselig gegenüber. Die Nothwendigkeit der Um- de und die Macht seiner Ueberzeugung haben ihn veranlaßt, in englischen Unterhause Dinge zu äußern, die durchaus ‘neu und die Mehrheit der Mitglieder noch unerhörter und ungewöhnlicher d, als die Anklage gegen die Schußzoll-Geseßgebung. Er bean= ut für den Minister eines Repräsentativstaates die Machtvoll- menheit, nah seiner Ueberzeugung eben \o frei und entschlossen handeln, wie der Minister einer reinen Monarqhie unter der Be-= tigung absoluter Gewalt. Der Kampf hwebt jett hiernach zwischen ihm d den Parteien im Parlament, welche einen größeren Antheil an seinem hauen und eine vollständigere Kontrolle über seine Handlungen ispruchen, als er ihnen zugestehen will. Daß übrigens ein solcher inn aussteht , um im Angesicht des Landes gegen die Traditionen Partei anzukämpfen und das ganze Gebäude der Partei - Konse- n néederzureißen, ist kein gewöhnliches Ereigniß, denn, hätte er R ‘angen seiner Partei, der größten und ausgezeichnetsten im Dal Ie ethan, so hätte er wahrscheinlich die ministerielle L R nde seines Lebens behaupten können. So aber, ibeit 4 sichten dienend, hat er diese Fesseln zerbrohen, um zur , es Handelns zu gelangen, und dur eben diesen Schlag i „Fanze politische Existenz aufs Spiel geseßt. Jn seinem Kampfe em Schuß - System wird er gewiß siegen, und zwar bald, auch nicht so leicht , als man anfangs vorausgeseßt

L aber in seinem Kampfe mit der Partei wird er unter= aba und Tories werden \ich gegen ihn verbinden; die E an und Majorität werden ein Bündniß \hließen, um den „tines Staatsmannes niederzuwerfen, der zu kühn und zu mäch= Lud conventionellen Unterscheidungen is. Die Unzufriedenen ar amentarishen Masse werden der strengen Autorität des Mi- | s widerseßen, und er wird fallen, weil er, wie Richelieu hi ae allein zu regieren gestrebt hat. Hier in England ge= , Mes durch Gesellschaften; ein Kabinet darf hier nur das

f um der Direktoren sein, um das Reich zu regierenz eine Par-

i ein Actien-Unternehmgen , in welchem d i in Actien-Ur j en respektiven Jnhabern o die Dividenden und Vergütungen zufallen. Ei Man: } inet ZUIneN Willen und seine eigenen Ueberzeugungen, wie rein wede gennüvig dieselben au sein mögen, an die Stelle der Par= r Trito des Parteiglaubens treten lassen will, ist ein zu gewal- N dies kleine Mtergewürm. Er is das geheßte Thier nd wird wie der Feind des Menschengeschlehts behandelt.

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Ih kann deshalb nur das gewöhnliche Gerede und die allge- meine Ueberzeugung wiederholen , wenn ih den Sturz von Sir R. Peel's Verwaltung in kurzer Zeit, d. h. sobald als die dem Parla- ment jeßt vorliegenden Maßregeln durhgegangen sein werden, vorher verkfündige. Die Whigs, welche ihm jeßt beistehen, erwarten mit Sehnsucht den Augenblick, da sie ihre Unabhängigkeit wiedergewinnen und alle ihre Kräfte gegen ihn zusammenraffen werden. Nicht wenige der erbitterten Tories werden sich ihnen anschließen. Der Kampf aber zwischen dem Premier-Minister und seiner Partei wird damit noch nicht aufhören. Die Wahlen, welche jeßt vor sich gehen, dürsten sämmtlich gegen die Regierung ausfallen und selbst Capitain Rous in West- minster aus dem Felde geshlagen werden ein Beweis , daß Peel nihts Gutes von einer Parlamentê-Auflösung zu erwarten hat. Kunz, die Whigs sind ihrer baldigen Rükkfehr in das Ministerium so gewiß, als wenn Lord John Russell {hon im geheimen Kabinet zu St, James sich befände, und John Bull wird wahrscheiulih den größten Staatsmann, welher England seit den Zeiten William Pitt's regiert hat, seinem Partei- Aberglauben opfern. Möglich, daß unter diesen Umständen Sir R. Peel sih auf eine Zeit gänzlich aus dem Parlament zurückzieht, während einige seiner jüngeren Anhänger mit den Whigs sich verbinden und Lord John Russell eine Majorität in dem neuen Unterhause erhält, Wenn cer es thut, so braucht sein Kabinet nur wenige Monate, um seine gänzliche Jnkompetenz der Nation zu offenbaren.

Niederlande.

Aus dem Haag, 18. Febr. Zufolge eines Königlichen Beschlusses, sollen am 8. März d. J. die ganzen und halben Dukaten oder silbernen Reiter, sodann die Reichsthaler oder Stücke von 2 Fl. 50 Cents und dergleichen halbe und viertel außer Umlauf gesebt werden. Die Einwechselung soll in den vier voraufgehenden Tagen stattfinden.

Nach ciner Bekanntmachung des Finanz-Ministers können Stein= fohlen, Steine und Oelsaaten aus Preußen und Hannover auch ohne Ursprungszeugnisse zur Einfuhr zugelassen werden.

Belgien.

Brüssel, 18. Febr. Vorgestern und gestern haben Minister= Berathungen stattgefunden, in welchen die Frage über den mittleren Unterricht und die daran sich knüpfende ministerielle Krisis den Ge-= Dab der Verhandlungen bildete, die sehr lebhaft gewesen sein ollen. Jn deri gestrigen Versammlung führte der König selbst den Vorsiß. Nach dem Schluß dersclben soll Herr Vandeweyer von Sr. Majestät unbedingte Vollmacht erhalten haben, ein gleichartiges Mini- sterium zu bilden, Es verbreitete sich auch das Gerücht, Herr No- thomb werde von Berlin herberufen werden,

Der Senat hat vorgestern die Geseßentwürfe, welche die defini=- tive Feststelung der Rehnungen der Jahre 1830, 1831 und 1832 enthalten, das Geseß über die Fremdeu und ein Geseß über die Prä= mien für Schiffbauten angcnommen und hierauf dic Diskussion des Gesebßcs über die Jagd begonnen und gestern die vier ersteu Artifel desselben angenommen.

Jn der Repräsentanten - Kammer wurde vorgestern die Diskus= sion des Budgets sür das Justiz-Ministerium fortgeführt, wobei Herr Lebeau die Frage stellte, was aus seinem Plan zur Revifion des Strafgeseßbuchs geworden, den er vor 15 Jahren der Kammer vor= gelegt und der damals den Gerichtêhöfen zur Prüfung überwiesen worden. Es scheine, daß derselbe in Vergessenheit gerathen, und er müsse dersclben entzogen werden, Auch sei die Zusammenseßung der Assisenhöfe einer Reform zu unterwerfen, da dieselbe bisher mangelhaft gewesen. Der Justizminister erwiederte, daß er nichts davon wisse, was aus dem Strafgeseßeutwurf von damals geworden. Uebrigens wä- ren die Gerichtshöfe jeßt auch über das Strafgeseßbuh zu Rathe gezogen, und so dürfe sich Lebeau versichert halten, daß scin damali= ger Plan gebührende Beachtung finde. Herr Savart machte auch darauf aufmerksam, wic nothwendig ein neues Geseß über das Hypo- thekenwesen set. Mindestens bedürse das jeßige System bedentender Verbesseruugen, da sich so manche Mängel darin herausgestellt, Der Justiz-Minister bemerkte darauf, es sei zweckmäßig, die französischen neuen Arbeiten über die Hypotheken-Reform abzuwarten. Herr Savart entgegnete, Belgien sei ein unabhängiger Staat, der sih uit nach Frauk= reich zu rihten habe. Der Justiz=Minister erwiederte, er lasse sih durchaus nicht von Frankreich ins Schlepptau nehmen, er habe die Frage selbst schon in reiflihe Erwägung gezogen. Man ging darauf zum Budget für den Kultus über, wobei Herr L y s behauptet, daß bei der Vertheilung der Gelder für den Kultus die gescßliheu Bestim- mungen bei der Rechnungs - Ablage niht beachtet würden. Der Minister müsse die Schabßmeister der Seminare ernennen, die nicht als Geistlihe zu betrahten scien. Die Schaßmeister der Se- minare müßten dem Staate Rehnung ablegen. Er müsse den verlangten Kredit für zu hoh erklären, Der Justiz= Minister behauptete, hinreihende Nachweise über die ver- langten Summen geliefert zu haben, was aus den Dokumenten zu ersehen sei. Wenn man s\ch{ch darüber beshwere, daß eine religiöse Congregation zu Lüttich seit 1830 keine Rechnung abgelegt habe, so treffe dieser Vorwurf alle seine Vorgänger so gut, wie ihnz dies sei niht geshehen, weil man der Ansicht gewesen, daß das Dekret von 1809 feine Anwendung mehr finde. Er selbst habe diese Frage wie- der angeregt und hätte vorgezogen, durh Ueberzeugungsgründe zur Rechnungs - Ablage zu veranlassen. Auf mehrere Bemerkungen, daß ohne Nothwendigkeit Hülfspfarren gebildet würden, erklärte der Mi- nister die Erhöhung von 60,000 Fr. für nöthig, indem sonst eine Menge Gemeinden ohne Priester bleiben müßten. Die Debatten über das Kultus-Kapitel des Budgets dauerten auch gestern noch fort.

Der General-Prokurator Debavay wird in der de Ridderschen Sache später selbst das Wort führen. Die Untersuhung wird noch einige Monate währen. Der CEisenbahn-Direktor Masui, der so eben aus Jtalien zurückgekommen, is als Zeuge vorgeladen. Es if indeß noch nicht gewiß, ob die Sache vor die Assisen kommen wird.

D änemar li.

Kopenhagen, 16. Febr. Hiesige Blätter versihern, daß dem Admiralitäts- und Kommissariats - Kollegium eine Umgestaltung bevorstehe, und daß diese Veränderung von einem großen Avancement in der Marine begleitet sein werde. Es wird ferner behauptet, daß in Folge dieser Veränderung der Kronptinz seine gewöhnliche Resi- denz in Kopenhagen nehmen und den Vorsiß im Admiralitäts-Kolle- gium erhalten werde, Derselbe bekleidet als Vice- Admiral jeßt den nähsthöchsten Posten im See- Etat; der ihm in der Marine vor- M Home, Baron von Holsten, zugleich erster Deputirter im

dmiralitäts-Kollegium, is ein schr alter Mann.

S weiz.

Kanton Vern. (S. M.) Unter den obwaltenden Umstän- den konnte die Regierung nichts Klügeres thun, als unverweilt den Großen Rath Ub irineeifen und demselben die Aufstellung eines Verfassungs-Rathes vorschlagen. Diese Handlungsweise hat bereits ihre Grüchte getragen, und die vor kurzem noch so hestige Aufregung der Gemüther is so sehr beshwihtigt worden, daß gegenwärtig im ganzen Kanton wieder eine für die jeßigen ungewöhnlichen Verhält--

uisse große Ruhe herrscht. Wie si dies voraussehen ließ , trat der Große Rath mit überwiegender Stimmenmehrheit den Anträgen der Regierung bei, so daß nun im nächsten Monat die Erwählung und der Zusammentritt eines Verfassungs - Rathes stattfinden wird. Der geringe Widerstand, welchen die Ultra- Radikalen in Erreichung ihres nächsten Zweckes gefunden, hat dieselben beinahe verdugt ge- macht, indem ihren Händen nun allerdings ein sehr wirksames Auf- regungsmittel zur Förderung ihrer weiteren Pläne entwunden ist. Dadurch, daß die mäßig Gesinnten sich auf einen rein demokratischen Boden gestellt haben, is ihnen die Aussicht eröffnet, auf die bevor- stehende Umgestaltung der politishen Verhältnisse des Kantons einen bedeutenden Einfluß ausüben zu können.

Kanton Waadt. (S. M.) Dée hiesigen Zustände gewin- uen ein immer trüberes Ansehen, die Rohheit und Verwilderung der Sitten nimmt immer mehr zu, und es ist wenig Aussicht auf eine baldige Aenderung der jeßigen Verhältnisse, es läßt vielmehr Alles besorgen, daß es noch schlimmer werden wird. Die Geistlichen, welche vor eini- gen Monaten ihre Pfarrstellen niederlegten, haben sich in ihren Er- wartungen bitter getäuscht; sie glaubten, ihre Sache würde unter einem bedeutenden Theil der Bewölkerung ihres Kantons eine warme und werk=- thätige Theilnahme finden, allein diese ist niht erfolgt. Sie stehen so gut als vereinzelt da, und viele dieser Männer mit ihren zahlreichen Familign befinden sich in einer äußerst beengten Lage. n sucht man dieselben auh von auswärts zu unterstüßen, aber diese milden Gaben sind un- bedeutend im Verhältniß zum Bedürfnisse. Daß unter solhen Um- ständen die Verwirklihung des Planes dieser Geistlichen , eine freie, d. h, vom Staat unabhängige Kirche zu stiften, auf große Hinder= nisse stößt, begreift sih leiht; das größte besteht in der Gleichgültig- keit der Massen. /

S pa niecn.

ó Madrid, 11. Febr. Diesen Morgen überraschte uns die Gaceta mit folgendem Königlichen Dekrete:

„Da der Kriegs-Minister, Präsident des Minister-Rathecs, Don Ramon Maria Narvaez, Mir vorgestellt hat, daß er, seiner sehr ershütterten Gesundheit wegen, sich außer Stande sieht, so wichtigen Aemtern noh fernerhin vorzustehen, so nehme Jch die vou ihm eingereihte Entlassung an und erkläre Mich sehr befriedigt dur die Rechtlichkeit und den Eifer, mit welchen er sle verwaltete. Ge- geben im Palaste, den 11. Februar 1846. Unterzeichnet vou der Königin. Der Justiz-Minister Luis Mayans.“/

In einem anderen, ebenfalls von de:n Justiz - Minister Mayans gegengezcihneten Dekrete ernennt die Königin den Gencral- Lieutc- nant und Senator, D. Federico Roncali, zum Kriegs-Minister.

Die Umstände, welche diesen rashen Schritt des Generals Nar- vaez herbeiführten (s. das gestrige Blatt der Allg. Pr. Ztg.Z, mit Bestimmtheit zu erfahren, hält für heute sehr schwer. Es scheint, daß der General gestern Nachmittag die übrigen Minister aufforderte, ihre Entlassungen cinzureichen, und, als sie dazu sich nt verstehen wollten, eine Audienz von der Königin" erhielt, an deren Schlusse er selbs sein hohes Amt nicederlegte, viellciht in der Vorausseßung, daß diese Selbstaufopferung niht genehmigt werden würde. Um zehn Uhr Abends wurden die übrigen Minister, die zum Theil in den Theatern aufgesuht werden mußten, zu einer Berathshlagung in den Palast berufen. Diese Versammlung, zu der mehrere andere Personen von Bedeutung zugezogen wurden, nahm erst gegen fünf Uhr Morgens ihr Ende damit , daß der Justiz - Minister die beiden obigen Dekrete ausfertigte, Allgemein erwartete man, daß nun au sämmtliche übrige Minister ihre Entlassungen einreihen würden, wenn auch. nur, um die „vollkommene Eintracht“, die, ihren wiederholten Zusicherun- gen zufolge, sie mit dem General Narvaez verband, auf unumstößliche und achtbare Weise darzuthun. Die Königin s\elb| erklärte dem Herrn Martinez de la Rosa in der vorigen Nacht, daß sie nah dem Austreten des Minister-Präsidenten das Kabinet als aufgelöst be- traten müßte; allein die Minister weigerten sich, um ihre Entlassung anzuhalten, und bestauden darauf, daß man sie förmlih abseßen solle. Dann, so heißt es, berief die Königin den Marquis von Viluma zu sih und übertrug ihm die Bildung eines neuen Ministeriums. Nach wie- derholten Besprehungen mit Herrn Jsturiz, dem Marquis von Miraflores, dem Grafen vou Ezpeleta soll der Marquis von Viluma der Königin er- flärt haben, er vermöge den ihm übertragenen Auftrag nit auszu- führen, und rathe ihr an, dem General Narvaez dieses \{hwierige Geschäft zuzuweisen. Diesen Rath soll die Königin mt Vergnügen entgegengenommen und in der That den Herzog von Valencia mit der Einseßung cines neuen Kabinets beaustragt haben.

__ Heute früh boten der General Roncali und der Marquis von Viluma Alles auf, um die fünf Minister zur sreiwilligen Einreichung ihrer Entlassung zu bewegenz allein sie weigerten \sich abermals, er- flärten jedo, den Befehlen der Königin Folge leisten zu wollen.

Der General Narvaez wird demnach, wenn nicht andere Um- stände eintreten, die neuen Minister einseßen und vielleicht, jedo ohne Portefeuille, an die Spiße derselben treten, falls anders seine Gesundheit nicht gar zu sehr erschüttert is !

Die 3prozentigen sind heute auf 31 gefallen.

___ckz Paris, 17. Febr. Eben erfahre ih, daß das Ministerium eine telegraphishe Depesche erhalten hat, welche die definitive Bil- dung des neuen spanischen Ministeriums in folgender Weise anküudet : Marquis von Miraflores, Conseils - Präsident und Minister des Auswärtigen; General Roncali, Kriegs-Minister ; Herr Arrazola, Minister der Justiz; Herr Jstur i, Minister des Junern ; Admiral Topete, Marine-Minister. Man sprah von Herrn Casa-Riera als für das Finanz-Ministerium bestimmt, aber am 14ten war seine Er= nennung noch nicht erfolgt. Die Herren Narvaez und Martinez de la Rosa hatten ihre Entlassung eingereiht, die anderen vier Minister ab¿r wurden ihres Amtes enthoben.

Griechcnland.

ch2 Athen, 8. Febr. Jn der vergangenen Woche gaben die Berathungen über die Adresse in der C E Dane 8 zu den heftigsten Debatten Anlaß. Die Haupt-Redner der Opposition, Me- taxas, Schinas und Provilegios, griffen den Minister - Präsidenten auf die unvershämteste Weise anz am heftigsten war jedoch der De- putirte Lysandros Vilaëtis, welcher gestern in einer zweistündigen Rede Kolettis geradezu beschuldigte, er habe |ch an Frankreih, Bayern und Oesterreich verkauft, um die Constitution zu stürzen, Solche Be- shuldigungen sind allerdings ganz aus der Lust gegriffen und haben weder Hand noch Fuß; allein sie kommen in die Jean und wer- den sowohl im Jn -, als im Auslande verbreitet und machen einen bösen Eindruck bei Leuten, die mit den wahren Verhältnissen nicht be- kannt sind. Der Senat hielt keine Sibung.

Handels- und Börsen -Üachrichten.

Berlin, 21. Febr. Nachdem die Ereignisse in Posen die Course un- serer Eisenbahn-Actien um circa 1 % gedrüdckt hatten, blieb das Geschäft bei geringen Schwankungen die ‘ganze Woche hindur schr beschränkt. Jn viclen Effckten, als in Köln-Minden, Bergisch- Märkischen und Halle-Thü- ringern, hat die Speculation dur die Ankäufe unserer Sechandlung vor-

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