1846 / 107 p. 3 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

aht Pferden bespannte Leichenwagen; die Pferde werden von aht Königlichen Stallmeistern in der Galla - Uniform geführt; die Königlichen Kammerherren, welhe den Sarg getragen ha- ben, gehen neben dem Leichenwagen her; die vier ältesten derselben fassen die Zipfel des Leichentuhes. Die Diener- schast, die Offizianten und die Leib = Pagen der Hochseligen Prin= zessin gehen zur Seite. 12) Dicht hinter dem Leichenwagen gehen Jhre Excellenz die Frau Ober - Hofmeisterin von Lestocq und die beiden Hofdamen der Hochseligen Prinzessin, Fräulein von Kalb und von Arnim. Die Kammerfrauen gehen in einiger Entsernung u Seite. 13) Se. Königl. Hoheit der Prinz Wilhelm und Se. Königl. Hoheit der Prinz Adalbert. Höchstdero Adjutantur. 14) Se. Königl. Hoheit der Kronprinz von Bayern und Se. Großherzogliche Hoheit der Prinz Karl von Hessen und bei Rhein, als Hohe Éediragende. Höchstdero Suite. 15) Se. Königl. Hoheit der Prinz von Preußen und Se. Königl. Hoheit der Prinz Karl. Höchstdero Adjutantur. 16) Se. Königl. Hoheit der Prinz Albrecht, Se. Königl. Hohcit der Prinz August von Würt- temberg und Se. Hoheit der Prinz Georg von Medlen- burg. Höchstdero Adjutantur. 17) Die Generale der Junfanterie und der Kavallerie, die General - Lieutenants und die Staats - Mini= ster, die Wirklichen Geheimen Räthe mit dem Excellenz-Prädikat, die General-Majors und die Königlichen Kammerherren paarweise. Eine halbe Escadron Garde du Corps {ließt den Zug. i 2

9, Von den dazu kommandirten Trupyen der Garnison wird ein Spalier vom Schlosse bis zur Domfkirhe gezogen, und werden bei dem Vorbeifahren der Hohen Leiche die Honneurs gemacht.

10. Sobald der Zug an dem Dom angekommen is, bleibt der Königliche Hof-Fourier an der Thür stehen, die sämmtlihen Diener= schaften, die Offizianten und die Pagen werden von den Marschällen an die angewiesenen Pläße im hinteren Raume der Kirche geführt.

11. Wenn die Hohe Leiche vor dem Domportal angelangt is, heben die Königl. Kammerherren den Sarg ab und tragen ihn in die Kirche auf die vor dem Altar errichtete Estrade, worauf der A über die Friedrihöbrücke nah dem Königl. Marstall absährt.

Der Hof-Marschall von Rochow, der Kammerherr Graf von der Gröben, Jhre Excellenz die Frau Ober-Hofmeisterin, die -bei= den Hof-Damen, die E E, die Kammerfrauen der verewigten Prinzessin, begleiten den Sarg und stellen sich auf der Estrade in der oben zu 3) angegebenen Ordnung auf. Die Osffizianten und die Dienerschaft der Hochseligen Prinzessin stellen sich ebenfalls hinten auf der Estrade auf.

12. Sobald der Sarg in die Kirche getragen wird, beginnt das Dom -Chor ein Lied zu singen, die Hof= und Dom - Prediger und die übrigen Mitglieder des Dom-Kirchen-Kollegiums, der Ober= Hof-Prediger Ehrenberg an ihrer Spiye, géhen dem Sarge ent- gegen, empfangen ihn an dem inneren Eingang der Kirche und geheu unmittelbar vor demselben her bis an die Estrade.

13. Se. Majestät der König, Jhre Majestät die Kö-= nigin, Jhre Königl. Hoheiten die Kronprinzessin von Bayern und die Prinzessin Karl von Hessen und bei Rhein, die Königl. Prinzessinnen, wie auch die Hohen Leidtragenden und die anderen Königl. und fremden Prinzen, welhe an dem Zuge Theil genommen Die werden Jhren Plaß dem Altar gegenüber vor der Estrade nehmen.

Die obersten und oberen Hofchargen, die Damen des Luisen- Ordens, die Suiten und die anderen ciugeladenen Personen rangiren sich hinter den Höchsten Herrschaften.

14. Die Beiscgung geschieht nah der Kirchen - Agende. - Nach der von einem der Hof- und Dom- Prediger gehaltenen Rede wird das Lied : Jesus meine Zuversicht gesungen; hierauf fährt die Orgel mit der Musik fort, bis die Höchsten Herrschaften und der Zug den Dom wieder verlassen haben.

15, Nach Beendigung des Gottesdienstes in der Kirche wird wiederum mit den Glocken aller Kirchen in der Stadt eiue halbe Stunde lang geläutet.

Uichtamtlicher Theil.

Inland.

Aachen, 13. April. (Aachen, Ztg.) Schon vor einiger Zeit war es zur öffentlichen Kunde gekommen, daß die hiesigen Bäker-Meister kontraktlih übereingekommen, dieses Jahr ihren Kun= den das seit unvordenklicher Zeit übliche Oster - Geschenk, Poschweck genanut , niht zukommen zu lassen und dagegen eine Quantität Brod unter die Armen zu vertheilen. Diese Magpregel mußte natür- lih eine gus Aufregung, namentlich unter den Bewohnern unserer Stadt, hervorbringen, denen bei ihrer sonst dürftigen Nahrung dieser Osterkuchen eine werthvolle Zugabe am gestrigen Lesttage war. Als daher, mehrfaher Bemühungen der Behörden ungeachtet, die große Mehrzahl der Bäcker-Meister auf ihrem Vorhaben beharrte, rotteten si am gestrigen Abende nah 8 Uhr nicht unbedentende Volkshaufen zu- sammen, welche die Stadt unter dem Geschrei: „Poschweck! Posch=- weck!‘’ zu durchziehen begannen, auf ihrem Wege bei den Bäckerh&u= sern inne hielten und dort unter Geschrei und Toben mehrfah Schläge zertrümmerten und. Scheiben einwarfen. Weitere Exzesse wurden nir- gends versucht, so daß die bald cinshreitende Polizeií- und Militair= macht \ch damit begnügen konnte, s{ch an mehreren Stellen der Stadt aufzustellen und die Gruppen friedlich zu zerstreuen, was indessen erst gegen Mitternacht gelang, Wir können da= bei die Zurühaltung nur loben, mit welcher jeder Anlaß zu Kollisionenu vermieden und an den Hauptversammlungspunkten die Massen durch mehrere der anwesenden Beamten, namentlich den Herru Regierungs - Präfidenten von Wedell selbs, zum Auseinander- gehen aufgefordert und ihnen zugleich Abhülfe ihrer Beshwerden verheißen wurde. Heute Morgen i| denn auch bereits eine polizei= lihe Bekanntmachung an den Straßen - Eden angeheftet, welhe ver- fündet, daß die Bäcker auf höheren Befehl angewiesen seien, bis spätestens morgen den üblihen Poshweck ihren Kunten zu liefern. Eine zweite Bekanntmachung gebietet den Schluß der Schenkwirth= schaften auf zehn Uhr und untersagt alle Zusammenrottirungen auf den Straßen nach dieser Zeit. Dem Vernehmen nach, sind einige der Tumultuanten gesteru und heute zur Haft gezogen worden,

Deutsche Bundesstaaten.

Königreich Vayeru., Ju der öffentlichen Sízung dcx Kammer der Abgeordneten vom 1. April wurde (nach Aunahme des Zoll-Ta- rifs) von dem Seccretair des Pezitions-Ausschusses noch über die geprüsten Anträge und Eingaben Vortrag erstattet; unter diesen befanden sicl auch mehrere Cingaben aus den ersien Wein-Orten der bayerischen Pfalz „um Schuh vor der daselbst überhandnehmenden Karto ffel-W ein-Fabri- cation‘, welche von dem Abgeordneten W olf aus der Pfalz in folgen- dex Weise bevorwortet und entwickelt wurden; „Meine Herren! Es hat sh in jüngster Zeit im Lo eenL ein ganz eigenmthümlicher Fabrications- zweig ausgebildet, nählih: Wein-Fabrication , sogenannte Kartoffel-Wein- Fabriken, Diese Anstalten scheinen die Kunst zu besigen, angeblich aus Kar-

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toffelmchl und anderen unbekanuten Bestandtheilen cin Getränk zu präpariren, welches, obwohl von schr shlechter Qualität, doch den geringen Trauben- weinen einigermaßen ähnlich shnmeckt und dieselben ersegen soll. Aus erster Hand werden diese Getränke, um die bezüglichen Gesehesstellen zu umge- hen, ausdrüdcklih als fabrizirte Weine, als Fabrikat verkauft; in zwei- ter Hand dagegen, bei den Wirthen, m. H., da hört der Name : „Kartoffel- Wein“ ganz auf und derseibe kommt überall als echter Wein in. Ver- brau ; das fkonsumirende Publikum wird vaher betrogen, und dies trisst erade díe ärmeren Klassen, welche sich nur der: wohlfeileren Weine bedienen É unán. Die schlimmste Seite der Sache ist aber die , daß der gute Ruf eines ganzen weinproduzirenden Landestheiles- und damit das Wohl vieler Tausend Familieñ durd» diescs Getreibe auf das Spiel geseyt wird; gerade wegen ihrer Neinheit und Unversälschtheit hatten sich bisher die Pfalzweine cines ausgebreiteten Beifalls und Absayes zu erfreuca; dieses Alles droht nun gänzlich untergraben zu werden, denn schon haben sih im Auslande , na- mentlih in Württemberg, bedeutsame Stimmen erhoben, welche in Folge dieser Fabricationcn geradezu vor allem Wein- Ankauf in der bayerischen Pfalz warnen. Hier, meine Herren! is also Gefahr im Verzug! Schon mehrere Eingaben mit zahlreichen Unterschrifken sind bei der hohen Kammer cingelaufen mit der Bitte: „auf legislativem Wege diesem drohenden Uebel baldigst zu begegnen“‘'; diese Eingaben haben sich dic pfälzischen Abgeord- neten angeeignet, und ih erlaube mir, dieselben hiermit der hohen Kammer zur Berücksichtigung anzuempfehlen.“ Die Kammer faßte hierauf den Be- \{chluß, den vorliegenden Antrag in Berathung zu ziehen und an den bc- treffenden Aus\ch{uß zu verweisen. A

Kurfürstenthum Hessen. Jn der bereits (in Nr, 102 der Allg, Pr. Ztg.) erwähnten Sizung der kurhessishen Ständc-Bersammlung vom 7. April sprach sich der Landtags-Commissair mit Rücksicht auf die von Seiten der katholischen Dissidenten in Hanau und Marburg erhobenen Beschwerden folgendermaßen aus: „Es liegc eine Petition vor, worin Beschwerde über Nechtsverleßzung, namentlich über Eingriffe in die verfas- snngs8mäßige Gewissens - uud Niligionsfreißeit, welche von der E ausgegangen sein sollten, gefüh1t werde, Der Gegenstand eigne sh nur zu ciner juristischen Beurtheilung, / und der Ausschuß habe daher den rich- tigen Antrag gewählt, zumal Fragen über Kultus und Dogma in der Stände-Versammlung doch wohl nicht zur Erörterung- kommen sollten. Jn- dessen veranlasse ihn diese Gelegenheit und der Jnhalt der vezlesenen Peti- tion, den Standpunkt, auf welchem dic Regierung in Bezichung auf die religiösen Bewegungen der neuercn Zeit sih halte, der Stände - Versamm- lung zur geeigneten Oríentirung fürzlih zu bezecihnen. Die Negierung wolle aufreht erhalten wissen den alten beseligenden Christus - Glauben, wie er durch die . Neformation in der protestantishen Kirche her- gestellt und von den Ahnen des erhabenen Fürstenhauses und den eigenen Vorältern mit errungen sei. Die Regierung wolle ferner bewahren und crhalten die Aufsicht und den Schug über die katholische Schwester- Kirche, wie diese und ihr Verhältniß zur Regierung in Kurhessen rechtlich bestchen. Daneben sei auf deu Grund des vetsalfünnomäßig garantirten Rechtes der individuellen Gewisscnefrciheit und Religions - Uebung einem Jeden, dem es gelüste, und der die nothwendigen Folgen davon übernch- men wolle, unverwehrt, von dem Glauben feiner Väter abzufallen und scine bisherige Kirchengemein\chaft innerlih und äußerlich aufzugeben. Ei- ncs Jeden Gewissen sci dies lediglich überlasscn, eben so wie einem Jeden frei bleibe, nah seinem individucllen Denken und Mcinen seine o i Lar t) zu Gott zu unterhalten, scine Neligion für sich zu üben, ohne daß deshal die Negicrung gegen ihn Zwang anwende, vorausgeseßt, daß er dabei nichts verleye und nichts gefähtde, was der Staat zu wahren und zu shüyen habc. Von dieser individuellen Glaubens - und Been orerpon sei aber das Recht der Sekfteubildung, die Befugniß, abtrünnige Reli- gions-Gesellschasten zu stifien und zu gemeinsamem Kultus zu verei- nigen, wesentlich verschicden. Eine Befugniß dazu sei keinem Unterthanen, keiner Gesellschast, keiner Körperschast verfassungsmäßig zugestanden, sie gebühre Nic- manden im Staate als dem Landesherrn auf dem Grunde des hergebrachten jus resormandi, welches in voller Kraft und Wirksamkeit unverändert fortbestehe. Eine solche Erweiterung oder Ausartung der Gewissens- und Religionsfrei- heit der Einzeluen werde nichi anerkannt unv nicht geduldet, weil dadurch das individuelle Rechisgeblet überschritten und in das öffentlihe Gebict übergegriffen werde, welches nicht’ von den einzelnen Unterthanen, sondern nur von dem Landesherræ und dessen Negierung zum Wohle und zum Schutze Aller beherrscht werden dürfe und solle. Diese kurzen Andeutungen würden genügen, um dfe inncre und äußere Stellung zu erkennen, welche die Regierung wahre, gegenüber den Neu-Protecstanten oder protestantischen Lichtfreunden scwohl, als den Nenu- Katholiken, den \. g. deutsch- katholishen Dissidenten, besonders aber derjenigen Fraction der Lchz- teren, -welhe das \st. g. Leipziger Konzil - Bekenntniß zu ihrem Glaubens-

Symbol gewählt hätten.“

Rußland und Polen.

St. Petersburg, 10. April. Laut offiziellen Nachrichten hat sich die Newa bis auf 22 Werst von hier bereits ihrer Eisdecke entledigt. :

Die in Riga neu zu hbauende luthcrifhe Kirche jeuseits der Düna soll zur Erinnerung an die in diesem Jahre an Luthers To- destage begangene Feier den Namen Martins-Kirche erhalten,

Frankre i 0

Paris, 13. April. Prinz Joinville is nach Toulon abgereist.

Herr Quinet is auch în dem neuen Kursus des Collége de France verhindert, seine Vorlesungen zu halten. Die Ankündigung seines Programms im offiziellen Verzeichnisse der Vorlesungen is von dem Mi- nister des öffentlichen Unterrihts, Herrn von Salvandy, abermals ge- strihen worden. Diese ministerielle Entscheidung wurde Herrn Quinet dies- mal dur Herrn Letronne, Administrator des Collége de France, mitgètheilt. An diesen richtet nun Herr Quinet cin langes Schreiben, um gegen die Tendenzen, welhen man das Uebergewicht verschaffen wolle, und gegen die beabsichtigte Unterdrückung der Lehrfreiheit an den Hoch- \{hulen Frankreihs, wie er sagt, zu protestiren. Er verweist auf das Vorbild deutscher Universitäten, Heidelbergs, Münchens, Berlins, wo die philosophischen Vorträge keinen solhen Hemmungen unterworfen seien, wie man ihnen seßt in Frankreich in den Weg stelle.

Der Phare de Bayonne theilt mit, daß der Jnfant Don Henrique in Bayonne die Besuche des General - Lieutenants Grafen Harispe und aller übrigen Militair-Behörden empfangen. Nach dem Courrier français is das Gerücht verbreitet, Don Henrique habe von Bayoune an den Prinzen von Joinville geschrieben und dcensel- ben um die Erlaubniß ersucht, an Bord seines Admiralschiffes ein Jahr lang als Freiwilliger dienen zu- dürfen. G :

Jn der Presse lies man: „Herr Jsturiz, so heißt es, hat erklärt, er werde niht den Fehler begehen, der deu Stuiz des Herrn Miraflores herbeigesührt, Es bestand dieser Fehler darin, nur halbe Maßregeln ergriffen, die Freunde des Generals Nar- vaez und die absolutistishe Partei des Herrn Viluma aufs höchste verstimmt zu haben, ohne die große constitutionelle und aufrich= tig liberale Fraction der konservativen Partei zufrieden zu stellen. Herr Zsturiz hat fich niht auf solhe allgemeine Bemerkun- en beschränkt. Jn einer rem Lo, - welhe in seinem Hause Fattsand , äußerte er , die einzigen Mittel , die öffentlihen Freiheiten und die Verfassung gegen den e des Generals Narvaez und geget die Jntriguen der Absolutisten zu währen , die demselben \chmeicheln, um ihn für ihre Zwecke zu benugen, seien, die General- Capitaine von Catalonien, Andalusien, Aragonieu und Neu - Castilien zu ersehen, einem großen Theil der politischen Chefs Nachfolger zu

eben und endlich ein Ministerium zu bilden, dessen Grundsäße den Anhängern der Revolution und den Freunden der Ordnung und der konservativen Jdeen gleiche Bürgschast darbieten würde.“

Graf Molé ist für dieses Vierteljahr zum Direktor der frauzö- sishen Akademie und Herr Vitct zum Kanzler derselben ernannt worden. |

- Empfang.

Heinrich Weil aus Frankfurt a. M. is als außerordent; Professor der lateinischen Literatur an der Universität in Straßhy, angestellt worden.

Lord Cowley und Lord Palmerston wohnten vorgestern eiz großen Diner bei, welches der Minister der auswärtigen Angel heiten, Herr Guizot, gab. / qu

In der Deputirten-Kammer begann heute die Diskussion Geseß-Entwurfs über die Vermehrung der Marine. n

Die Regierung hat, wie man vernimmt, die Anzeige v9 Ankunft des Generals Narvaez in Bayonne erhalten.

Jn Folge der Verhaftungen, welcke bei den lebten Ruhestón gen zu Toulouse statthatten, waren zehn junge Leute vor dag Zu Polizcigeriht geladen worden. Das Gericht hat am 6ten zw; Beschuldigten zu einer zehntägigen, einen zu einer sech8tägigen, j zu ciner eintägigen Gefängnißstrafe und zu einer Geldbuße vou 162, verurtheilt. h

Zu Marseille haben sich am 5. April fünf barmherzige Sthwg, nah Aegypten eingeschifft, Der Vice-Köuig selbst hat diese Ny, pflegerinnen begehrt.

Die uennzehn Arbeiter, welche vor mehreren Tagen du einen Erdfall im Tunnel von Courcelles verschüttet wurden, sind amd, Sonntag um 2 Uhr Nachmittags glücklih wieder ans Tagedliht y, fommen. Diese fast wundervolle Errettung aus drohender T gefahr wurde in der ganzen Umgegend von Luzancy durch allgengy Theilnahme gefeiert. Keiner von deu 19 Arbeitern is auh uy; \{hädigt worden. i L

Der Eisenbahn-Tunnel von Vierzon soll in einer Länge von gefähr 50 Meters eingestürzt sein, Diefer Unfall wird den Regengüssen zugeschrieben. Man glaubt aber, daß der Bau in jj Monaten wieder hergestellt sein werde. Auch der Viadukt von iy, de-Gier soll ernste Besorguisse einflößen, Der Unter - Präfelt y Saint - Etienne hat sihch mit besouderen Ugenten in größter E y Ort und Stelle begeben, um den Zustand der Dinge selb} zu bem theilen und zu entscheiden, ob cs nicht dienlich sein würde, die fahrt der Eisenbahnzüge von Saint = Etienne nah Lyon zu uninhy cen, bis jeder Grund zu Befürchtungen völlig verschwunden win,

Die beabsichtigte Uebereinkunft zwischen den beiden Gesellshf welche sih für die Bewerbung um die Westbahn gebildet habn, wieder abgebrochen. Die Compagnie des Herrn Laffitte hät nrg Klauseln, die der Kontrakt enthielt, niht annehmen wollen.

Herr Blanc, Redacteur der Blätter la Lecture und lag sure, und Herr Vrayet de Surcy, Buchdrucker, sind weg Herausgabe eines Werks, betitelt: «Pandemonium franças, manach de lPAntichrist pour lan de Satan 46» auf den 20.4 vor den Assisenhof geladen. Die ihnen vorgeworfenen Vergehen Beleidigung der Person des Königs und Aufreizung zum Hasse zur Verachtung der Regierung.

Die französishen Renten und Eisenbahn-Actien waren heute Anfange der Börse an gesucht, und die höheren Notirnugen hi sh gut, obschon der Umsaß nicht von Belang war. Jun deu L sailler Eisenbahn - Actien hatten einige große Käufe statt, in Fäl des Gerüchts, daß die Compagnie Eichthal ohne Konkurrenz für d Westbahn bliebe.

ck Paris, 12. April. Aus Toulon vom 9ten wird geshrie ben, daß man daselbst nicht mehr gkaubte, der Prinz von Joiuvil werde im Augenblicke der Ankunst des Großsürsten Konstantin w Rußland an der Spiße des unter seinen Befehlen stehenden Ges ders dort zugegen sein, denn man sah jeden Augenblick der | funst des Großfürsten entgegen, und alle Befehe waren schou der Rhede gegeben worden für den seinem “Range angeme Wie man hört, würde der russishe Prinz acht bis j Tage zu Toulon verweilen und diese Zeit der Besichtigung aller Ÿ litair-Etablissements dieses ersten Kriegshafens von Frankreich widn Nach den ertheilten Befehlen \öll augenblicklih, sobald man die nf \che Escadre von der See her zu Gesicht befommt, Anzeige durch den Telegraphen an die Regierung hierher erstattet werden,

- dann, glaubt man, werde der Prinz von Joinville sich sogleich

Toulon auf den Weg machen, um den hohen Gast Fraukreihs begrüßen. Von einer Hierherkunft des Großfürsten, mit der m sih anfangs geshmeichelt hatte, sheint keine Rede mehr zu sein. Ein Brief aus Oran vom W. März sagt: „Unsere Lage ve bessert sich täglich mehr, wir haben die Offensive auf allen Punkte ergriffeu. Heute früh is eiu Courier vom General-Lieutenant L moricière mit der Meldung eingetroffen, daß dieser Geueral eine

deutende Razzia an der Gränze der Schotts ausgesührt hat, wo D

neuer Sultan sih gezeigt hatte. Achtzig Araber, worunter ein

einflußreicher Marabut, sind bei dieser Gelegenheit gefaugen gen men wordeu, und außerdem fielen 4000 Stück Vieh in unsere Hük Am 419ten hat auch die Kolonne unter Oberst Geraudan ein

trächtlihe Razzia ausgeführt.“ ;

Die Wahlen zu den Offiziersgraden in der National-Garde Paris und der Banlieue sind nun vorüber, Die fonservative Þ hat auch diesmal eine entschiedene Majorität erlitten, Aber founte dabei recht lebhaft sehen, welche große Anstrengungen di dikalen aufboten, um den Sieg ihren Gegnern streitig zu Wenn ihr dies, wie vorauszusehen war, auch nicht gelungen ih, tröstet sie sih jedoch mit den exrungenen rinzelueu Ersolgen. That is es uicht abzuleugnen, daß sie in einigen Legiouen meh! gewöhnlich ihrer Auserkorenen durchgeseßt hat. Aber aus der verhältnißmäßig noch immer geringen Zahl q Anhänger, die sie unter den neuernannten Offizieres t, leuhtet ihre Shwähe nur um so klarer hervor, und wen ibe die zufällige Zusammenseßung mancher Compaguicen betradtcb t 4 größtentheils aus. Leuten bestehen, die weder durch dea Grad M politishen oder sonstigen Bildung, noch durch ihre geselats Stellung befähigt , sich von der Wichtigkeit des Rechtes , zu 7 Ausübung sie berufen sind, vollstäadig Rechenschaft zu geben, ? denen daher auch die Einflüsterungen der unermüdlich thätigen 0 falen Agenten leichten Zugang fanden, so kann es niht Wunder ! men, wenn cs diesen da gelang, die Stimmen für ihre Kandidat#! gewinuen.

Großbritanien und Irland.

London, 11. April, Die Berichte aus Jrland über v tigen Nothstand und die mit jeden Tage sich mehrenden Verd! bleiben noch immer dere Hungersnoth und Fieber mad" ganzen Lande reißende Fortschritte, und so große Opfer die e wohlthätigkeit auch bringen mag, so ist doch die Abhülfe d gering im Verhältniß zu dem wahrhaft riesenmäßigen Elend, id Städte und Dörfer auf gleiche Weise heimgesucht hat. De hier eingegangene Dublin Que nTeE Bol giebt neue S das von der traurigen Lage einiger Distrikte, welhe die Be d Sir R. Peels und die Erklärungen Sir James Grahams n # lamente, denen man anfangs R glauben wollte, durhar fertigen. Auf einer fürzlid zu Kanturk abgehaltenen Vers wurden unker Anderem folgende Thatsachen ermittelt und key Die arbeitende Landbeoölkerung des Kirchspiels Kanturk beträs l Jndividuen, Dies sind Hausinhaber mit Familien, welche- - schnittlich aus sechs Personen bestehend, im Ganzen 2

n. Ein Drittheil von dieser Auzahl hat gegenwärtig keine Fartoffeln und lebt von dem aus Berpfändat ibrer O Bet= und Geräthshaften erlösten Gelde, so daß Viele niht im Stande sind, Sonntags die Kirche zu besuchen. Ueberdies werden sie durch Ausgaben für Prozesse, elde wegen Pahlunggunfähigfeit gegen sie n siud, in. ihren Verhältnissen noch mehr derangirt, da sie das Geld zum Anktauf der hoh im Preise gestiegenen Nahrungsmittel qt beschaffen können. Ein anderes Drittheil dieser Bevölkerung jet noh auf einen Monat Kartoffeln, obschou dieselben auc krank d und eine s{lechte ungesunde Nahrung geben. Das leßte Dritz geil eudlih hat noch Kartoffeln bis zum Juui oder Juli, wenn sie js dahin nit verderben; dann aber sind au diese Leute ohne Nahrung, da sie für die nächste Aerndte wegeu Mangels an Saat- sóhteit feinen Ertrag zu erwarten haben, Ju Hinsicht der §eshästigung a Leute is zu bemerken, daß neun von zehn ohne alle Arbeit sind. „Wenu dies die Lage Tausender von Fami- sen in Jrland ist“, shreibt der Globe, „flann man s{ch da noh pundern, daß Unzusriedenheit herrsht, oder daß das den äußersten Cutbehrungen unterworfene Volk eine Gleichgültigkeit gegen die Ge- sehe zcigt, durh welche es niht geshüßt und mit den gewöhnlichsten Nahrungsmitteln versehen wird? Wir bedauern, wir verabscheuen, pir flagen die Verbrechen an, welche Jrland entehren, aber wir finden ihre nftürliche Ursache in den unvollkommenen sozialen Verhältnissen, welhe in diescm Lande bestehen. Der. gegenwärtige Zustand Jrlands erfordert eine Maßregel, welhe der Regierung Stärke verleiht, und i auh die dem Parlament vorliegende Zwangsbill in ihrem Prin- yy zum Theil fehlerhaft, so erscheint doch die Opposition gegen die- sähe von Seiten der irländishen Mitglicder {hon deshalb ungereht- fertigh weil sie den Erlaß der Kornbill verzögert, welhe den Handel (iglands und die Juteressen Jrlands befördern würde.“

Der Plan der Regierung, den Uebeln der übertriebenen Specu- ationen in Eisenbahnen Einhalt zu thun, kann, so weit als er ange- deutet worden ist, kurz dargelegt werden. Eine Änzahl Eisenbahn- Bills geht durh das Parlament, obgleih die Mehrheit der Mitglieder der Gesellschasten, welche dieselbe unternommen haben, nichts so sehr wünschen, als daß das Unternehmen wieder aufhöre, und daß, was von den angelegten Geldern noch uicht verausgabt is, wieder unter sie vertheilt werde. Wenn diese Gesellschaften ihren Unternehmungen nicht selbst ein Ende machen und sh wieder auflösen, so geschicht dies deshalb, weil sie es niht können. Gesellschaften, welche keine Incorporatious-Aklte erhalten haben, sind nämli nur ein Compagnie- Geschäft und können bur eine Abstimmung der bloßen Mehrheit nicht wieder aufgelöst werden. Es wurde z. B. der Fall einer Gesellshaft vorge- legt, welche für eine Unternehmung 100,000 Pfd, unterzeichnet hatte. Die esellschaft batte Grund, zu wünschen, daß ihre Unternehmung eingestellt würde, Es wurde ihre Ansicht, ob es möglich sei, dies zu thun, vernommen, Von den 100,000 Pfd. Sterl, war eine Summe von (0,000 Pfd. Sterl. bereits ausgegeben; es war daher noch cine fumme von 90,000 Pfd. Sterl. übrig, welhe unter die Äctien- Jaber getheilt werden konnte, und wodur sie für jede eingelegte /Pfd. Sterl. 19 Shilling boch etwa 2 Pfd. Sterl. 5 Shillin mder zurücferßalten ey würden, Dieser Vorschlag wurde fast yn allen Actien-Juhadern gebilligt ; nur Einige der Actien=Juhaber varen dagegen, und es war dadur unmöglich, diesen Vorschlag au4zuführen. Unter diesen Verhältaissen will die Re ierung beantra=

, daß solchen Gesellschaften gestattet werde, {on bur einen

eschluß der bloßen Mehrheit ihrer Mitglieder ihre noch übrigen Fonds p theilen und sh aufzulöfen. Die Absicht; einen Gescey- en pl Ern ain E t Kegan Dsseru ange= : a tan er erwarten, daß der GOeseß- Entwurf gegen 6m April in Wirksamkeit treten werde. E f geg

Auf der Jusel Malta hat man am 28. März um 4 Uhr 40 Nin, Nachmittags drei starke Erdstöße gespürt, Die Erschütterung plgte ch schnell auf einander und war so stark, daß die großen Kan- blaber in den Kirchen umstürzten und die Glocken in Bewegung ge- {i wurden, Nachrichten aus Neapel vom 1. April zufolge, hatte zin an demfelben Tage und zu derselben Stunde in Sicilien gleih- ls diese Erdsôöße, wie auf Malta, gespürt, und man glaubt, daß dieselbe Bewegung sich bis nah Aegypten erstreckt habe, da man sie p ette am 28. März um 5 Uhr 45 Minuten bemerkt ha- en will,

M dem kürzlih erschienenen Life and Correspondence of David Hume findet sich folgende Schilderung der Persönlichkeit des großen Geschichtsschreibers: Die Natur hat noch niemals einen

n gibildet, dexr seinem wahren Charakter so unähnlih war, als d Hume. Der Geis der Physiognomie war zerstört durch seine Gesicchtsbildung , und auch der sar fschtigste Physiognom hätte nicht enfferntesié Spur der Fähigkeiten seines Geistes in den ausdrucks= en Zügen feines Gesichts erkennen können. Sein Antlih war breit N fleischig, fein Mund groß und ohne anderen Ausdruck, als den r Shwäche. Seine Augen hohl und geistlos, und die Korpulenz

ler ganzen Person ließ eher in ihm einen von Schildkrötensuppe henährten Alderman, als einen tiefsinnigen Philosophen erräthen. Las Englisch, welches er sprach, machte der breiteste shottishe Dialekt e O lächerliher aber war sein Französisch, so daß sicher- 9 die Weisheit sh noch niemals in ein fo rauhes Kleid gehüllt jat, Obschon damals 50 Jahre alt, war er do gesund und träftig, er die Gesundheit und Kraft war feiner Gestalt keineôweges vor- htilhast, sondern gab derselben ein bäucrisches Ansehen.

In den London Docks soll jeßt cin neues großes Magazin- äude aufgeführt werden, welches, die zur Aufnahme von Weinen y mten Keller ungerehnet, 15,000 Tonnen Güter fassen kann und sm Kosten auf 90,000 Pf. St. veranschlagt sind.

Belgien. i

„_ Vrüssel , 13. April. Bis jeyt hat die Verbreitung der auf- “ersen Arbeiter - Proclamation keine Folgen gehabt, die Rate

wn hier noch in Gent gestört wordeu. j fr Die isenbahn-Einnahme des Mouats Februar beträgt 785,753 7, éin günstiges Verhältniß im Vergleich zum Ertrag des ent- Precheuden Monats v. J.

au hakt hier falshe Einfrankenslücke mit der Jahreszahl 1844 und dem Bilde König Leopold's im Umlauf entdeckt; ich dls ete Fraertu, p i mlauf z sle sind leichter

S ch weiz. dey ton Bern. Wie dem Schweiz. Beobachter aus nitég lischen Jura gesprieben wird, hätten die patriotishen Co- esu eshlossen, bei dem erfassungs-Rathe zu beantragen, daß ben dete en und sämmilicheu L Orden die Niederlassung im Ge- die Vers Kantons Bern auf immer untersagt und dieses Verbot in sammte as Ls werte, Mi der Wille des ge- | r diese so wihtige Frage, über d ganzen S weiz, si bete, so wihtige Frage, gegenüber der

, Kanton T le Reai ; Ein effin. Die Regierung hat unterm 5ten d, M. die beant zum Anschluß an die steden Konferenzstände ablehnend der einge U der Kanton Tessin, heißt es in der Antwort, werde auf tim Seldlagenen Bahn beharren; er weise jede Theilnahme an

nderbund, von dem er abräth, und welchen er bedauert, ab;

| niß wollte a

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die Regierung zweisle nicht, indem sie iu diesem Siune \ih erkläre, die treue Auslegerin der Gesinnung des tesfinischen Volfec L sein.

Die Ober-Post-Amts-Zeitung enthält aus der Shwei vom 11, April nachsichenden Artikel über das Wesen der Fo Fr vativen Partei in der Schweiz:

„Jm Anfange der Dreißigerjahre kannte man bicsen Parteinamcn bekaunt- lich noch gar nicht. Damals aci es beé ums Mur Liberdi und Aristokra- ten,von welchen Parteien sich eiue jede wiederum in eine gemäßigte und in cine extreme unterschieden. Auch der jeyt so bedeutend hervortretende Gegensa des Ultramontani9mus und der freieren kirchlichen Nichtung war damals mo nicht zum Vorsch ein gelommen, Es hatte vielmehr der Liberalismus auch in den katholischen Kantonen breiten Boden gewonnen. Mit Beginn der Dreißigerjahre wurde die cigentliche historisce Aristokratie, die Herrschast der alten adeligen Geschlechter, ihrer staatlicheu Lebensfraft verlustig erklärt, und sie schien auch selbst an die Existenz leßterer nit mehr zu glauben; denn entweder machte sie gar keinen Versuch, diesclben wieder gelteud zu machen, oder diese Versuche waren {hwach und unbesonnen, so daß sie ihre Berechtigung selbs Lügen strasten. So die Reactious-Geschichte der jüngeren Patrizier in Bern,

In Zürich wurde mit dem Sturze des dortigen Patriziats, das je- doh faum díesen Namen verdiente, ein ultraliberales System eingeführt. Jn Bern vertauschte man die historische, in ihrer Blüthenzeit höchst chren- werthe Aristokratic der Adligen und der regimentsfähigen Bürger der Hauptstadt mit ciner Aristofratie dexr Matadoren vom Lande. Die Berner meinten, bis zu Anfang dieses Jahres cine hol liberale Verfassung und Reermng zu haben, während sich doch das arístofratishe Element im üblen Sinne des Wortes von Jahr zu Jahr mchr geltend machte. Eine ganz ähulihe Umwälzung erlitt in den Dreißigerjahreu die Waadt, welche sich von den Einflüssen des cin sie beherrshenden Berns nie ganz frei machen fonnte, Die Sprödigkcit ded Basler - Charakters hat sich in jenen Jahren dadurch aufs ueuc bewiesen, daß man, statt den nicht so ganz ungerechten Forderungen des Landes auf lluge Weise nachzugeben, 2 d lieber aufs äußerste kommen licß, und Stadt und Landschaft sich rennten.

Der Liberalismus halte so überall au den bedeutendsten Orten schncll gesiegt. Der Zugang zu den Staatsämtern war jedermänniglih geöffnet,

en im Regieren Ungeübten schien dasselbe ungemein leiht, Die Schweiz sollte plôblich ein Mustcrstaat der freien Entwickelung werden. Das Schul- wesen wurde reorganisirt, zwei neue A. errichtet, aus Deutschland, dem Sihe der Wissenschaft, wurdcn Professoren berufen, eine Menge jun- ger brausender Köpfe, die in Deutschland nicht fortkamen, wurden als Lch- rer in den oberen und unteren Schulen angestellt, - Das idealistishe We- sen derselben zog die dessen nicht gewohnten schlichten Schtveizer-Libcralen an, sic hörten auf ihre Worte, sie tbeilten endlich mit 1huen das Vertrauen auf die Aus- fübrbarfeit ihrer auf totaler Weltunkenntniß gegründeten Träume. Obschon auf diefe ninbedingte Hingebung bald viele Enttäuschungen felgten, so hatten doch vicle der durch jene Fremden hineingetragenen Theoricen Eingang und Gehör gefunden. Es können jedoch diese so eben erwähnten Einflüsse von außen nit als die erste Ursache des \sih nun ausbildendcn Radikalis- mar s bezeichnet werden. Derselbe entsprang vielmehr aus dem Unstande, daß, nachdem einmal der Zutritt zu allen Staaisstellen sämtlichen Staats- bürgern gestattet war und dennoch Vicle sich zurückfgesept fühlten, welche sh für eben so würdig und sähig dazu hielten, diese Lepteren sich mít der bloßen Theorie von der Freihcit und Gleichheit aller um sst inténsiver zu beschäftigen begannen und bei jeder sich darbictenden Gelegenheit auch zu ihrem eigenen Nuyen zu verwüklichen strebten, Diese Gelegenheit bot vor Allem die nunmchr ihrer Fesseln erledigte Ll Dazu kamen die übergreifenden Bestrebungen der mit tent bercits Érrun- genen noch nicht befriedigten, vielmehr nur lüsterner gemachten oben ecr- wähnten fremden Flüchtlinge.

Welchen Widerstand fand nun diese Nichtung in der Schweiz? Die Widerstrebenden nannten si, gegenüber den Nadikalcn, die Alles über den Haufen werfen wollten, die Konservativen. Schon bieser Name be-

zeichnet das blos Negative hres Strebens: fie wollten nichts umwälzen e

sondern das Besichende shüyen. Aber gewiß war damit nicht gemeint, da alles Besteheude, es mochte: nun gut oder scblecht scin, konscrvirt werden solle. Sie sagten, sie wollten gemäßigten Fortschritt. „Aber warum nur gemäßigten Fortschritt“/, schrien die Radifalen, „wenn wir euch schwarz auf weiß den Plan vorweisen können, nah welhem Alles auf cinmal besser, unendlih besser werden kann?“ Was war dagegen einzu- ivenden? Die Radikalen hatten ein Prinzip gefunden, die Konservativea hatten feines als ihre Berufung auf das Bestchendez und diese Berufung gilt in unscrer Zeit nirgends mehr etwas! __ Da glaubte Dr. Bluntschli in Zürich endlih den Archimedcspunkt ge- funden zu haben, mit welchem er den Radikalismus aus den Angeln he- ben' und dafür den Liberal-Konservativismus einsezen könne, Ju den Gebrüdern Rohmer glaubte er die „Propheten ‘’ gefunden za haben, die den Radikalismus erst theorctish und daun prak- tisch vernichken würden, Er selbst| bildete diese Theorie weiter aus, die: bald den geraten Namen der „Nabeltheorie““ er- hielt. Alles nun, was nicht in die Rubriken dieses Svstems passen wollte, wurde als nicht liberal-konservativ verworsen, Vermöge diefes Systemes wurde die radikale Partei mit cinem unerfahrenen Jünglinge, die tonser- vative hingegen mit einem erfahrenen Manne verglichen. Dieses Gleich- er, gegenüber den Radikalen, die nun selbst zu vielgeprüfteu und „ordentlichen Männern““ herangewachsen waren, nicht wirken. Sie warfen den konservativen Theoretikern dasselbe vor, dessen diese fie beschul- digten : sie wollten wie cin unerfahrener „Jüngling“ die Welt uach ihrer Kollegíien-Weisheit messen, die sie getrost schwarz auf weiß nah Hause ge- tragen hätten. Kurz, der Konscrvativismus hat bis jeyt noch nirgends einen \ichecen Halt js A als in dem natülichen Streben der die Aecm- ter, die Ehren und das Materielle Besißenden, diese s{ône Güter zu be- halten uud, so gut es geht, gegen die Angriffe der Zugreifenden zu wahren,

So humoristisch dies flingen mag, besonders aus dem Munde eines der Konservakiven felbst, zu denen ih mich gezählt wissen will so gut als Einer, so ist cs leider dennoch fo. „Aber wie kann man die Konservativen, alle diese Ehrenmänner, alle diese Männer, díe in der Verwaltung, der Negie- rung, den mannigfaltigsten Staats-Aemtern ergraut sind, die das Volk in den verschicdensten Beziehungen haben kennen gelernt, und die jeyt mit dem Bewußiscin dessen, . was sie erfahren und geleistet, es frei aussprechen, daß ihnen das radikale Thun und Treiben mißfalle, wie kann man ihuen nach alle dem nur Eigennuy vorwerfen?“ Weil sie trop den uneigennügigsten Handlungen ihre Gegver noh nicht haben belehren können, daß ihr Prinzip ein anderes sei als die Selbstsuchi! Und dennoch dürfen wir den Radikalen nicht allen guten Willen absprechen, sich belehren zu lassen. Es giebt an ihrer Spiße sehr chrenwaiihe Männer. Und cs is bekanntlich nit das Mit- tel, fich selbst wahrhaft zu ehren, wenn man seinen Gegner heruntersept. Aber die Radifalen haben ein Prinzip, den Konservativen fehlt es au cinem folchen. Unsere Zeit will Prinzipien habenz sie will nicht nur, daß man das Rechte thue, sondern daß man anch wisse, warum man es thue. Die Konservati- ven thun das Rechte, darum sind sie uncigennüpßigz aber sie thun es, ohne sich klar bewußt zu scin, warum sie es wollen; darum erscheinen sie den Radikalen als Cgoisten. Die Radikalen baben für Alles Gründe, oft frei- lich sehr s{hlehte, Aber die Konservativen könncn sie ihnen nicht wider- legen: sie können ihnen freilih einzelne Handlungen der Ungerectigfkeit nachweisenz aber dafür halten ihnen die Radikalen wicder den Spiegel vor us eigen duen, daß auch die Konservativen nicht frei sind von Flecken un ângeln.

Also nicht um das Einzelne handelt es sich bei diesem wnnderkichen Kampfe, sondern darum, ob die Grundansicht der Radifalen cine richtige oder eine verkehrte sci, Man wendet ein, man könne ja an das gesunde Bewußtsein appelliren, das sei doh noch nicht so ganz ruinirt. Ja, es be- steht noch, aber nicht in politischen Dingen, sondern nur in denen des ge- wöhnlichen Lebens, Die Politik der Radikalen i durh und durh auf Theoríe gegründet, Man lese die Neue Züricher Zeitung, dic Berner Zeitung, den Berner Versassungssreund, die Baseler National-Zeftung, den St. Galler Erzähler, was diese den Leu- ten nicht alles vordoziren! Was sagen dagegen die konservativen Organc? Sie sagen zu Allem Nein! sic hätgen sich an Einzelnheiten, fie meinen es oft gar sehr gut; aber es will Alles nichi vetfangen. Noch immer ist das große ort nicht gefunden, das jenes pietätlose Prinzip der Radikale zu Boden wirft, noch hat Nicmand den Hahnenschrei gehört, der das verständig lächelnde Zerrbild verschwinden heißt und einen nencn Tag

1 M E LA e „25 H, MWE 2: N ME p’ V Mr E ck 24 EAME I U S

des warmlebeudigen Glaubens uud Veriraueus für unsere Pokitif verfi digt. Und weun auch die radifale Aufslärerei ist s E pr bis ín die tiefsten Schichten der großen Masse durhgesickert i. Jenes Wort muß zunächst wieder ein theoretisches sein, sons wirkt es nichi in un- serer theoretischen Zeit, Und. wie lange wird. es dauer, bis cs von den Höhen der Wissens aft herab bis hinunter zu den bei uns selbst regicren wollenden Massen dringen köunte. Unterdessen können noch Generationen verblühen, unterdessen können sie si selb vernichten, und wenn man nicht mit dem Feuer spielcn soll, so is auch die Wasserfluth der Aufflärerci kcine geringe Gefahr.“ E

Spanien.

Madrid, 6. April, Das Ministerium hat di t Asten d. M. cinberufen und das unter dem B Sodis die Presse erlassene Dekret (\. Allg. Pr. Ztg. Ÿ ben. Der Jnfant Don Heurique i zurückberufen, linge des Generals Narvaez sind von ihren Stellen

Madrid, 7. April. Die Es meldete, Jsturiz habe bereits wieder scine Entlassung als Conseils Präsident gegeben, und Baron Meer sei auserseheu, ein neues Kabi- net zu bilden. Das Eco del Comercio, welches ebenfalls die Naqhricht bringt, nennt folgende Kandidaten für die neue Verwal- tung, die nunmehr gebildet werden soll. Viluma, Conseils - Präss- dentschaft und auswärtige Angelegenheiten; Pezuela, Krieg; Jsla Fernandez , Finanzen; Ondino, Inneres; Egaña, Justiz; Armero, Marine. „Wir wissen nit“, heißt es im Frankfurter Jour- nal, „inwieweit die Nachricht von einem solchen abermaligen Mi= nisterwechsel Glauben verdient. Es wäre mögli, daß se da=- durch veranlaßt wäre, daß die offizielle Zeitung in Bezug auf die Vervollständigung des Kabinets Zsturiz tiefes Schweigen beobachtet. Jedenfalls is es jeßt gewiß, daß das die Preßfreiheit aufhebende Drekret zurückgenommen und die Cortes auf den 24sten d. einberufen sind. Au ist viel die Rede von einer allgemeinen Amnestie, mit alleiniger Ausnahme der Familie des Dou Carlos, die niht nah Spanien zurückchren dürste. Es fehlt noch an A Angaben über die Unruhen, welhe in Galizien ausge= rohen.

zum gegen tr, 9) aufgeho= und alle Günst- entlassen worden.

eranza von gestern Abeud

Türkei.

Konstantinopel, 1. April. (D. A. Z.) Die Reclamatio- nen des Engländers Dr, Mellingen an Rom, wegen der Zurückgabe seiner Kinder, welhe schon einmal vor dem Parlamente waren und von englischen Journalen mehrmals besprochen wurde, sind wicder aufgetaucht. Dre. Mellingen hat von einer hiesigen Katholikin , vön der er nun geschieden is, mehrere Kinder, Dieselben wurden von der Mutter auf einer Reise nah Frankreich unter den Schuß der römischen Juquisition gestellt. Troß allex Bemühungen ist es dem Dr, Mellingen bis jeßt niht gelungen, seine Kinder wiederzu- erhalten. Die Sultanin - Mutter, deren Arzt er i, hat nun der Königin Victoria ein Bittgesuh überschickt, in welchem sie diese ersucht, dahin wirken zu wollen, daß dem. tiefbetrübten Vater seine Kinder zurückgegeben würden. Der Brief is von der Sultauin- Mutter eigenhändig auf Pergament geschrieben und befindet sih na orientalisher Sitte in einem seidenen Sade, bessen Jnneres ganz mit Diamanten ausgefüttert is, Das Sonderbare in der ganzen Sache ist, daß eine muselmännifhe Sultanin sih an eine protestantische Kö- nigin wendet, auf daß diese wieder von dem Oberhaupte der katho= lischen ge „die Zurückgabe der Kinder eines Protestanten verlange.

_Es is im Staatsrathe vorgeschlagen worden, uun auch die christlihen Unterthanen des Reichs der Rekrutirung zu unterwerfen und jährlich cine gewisse Anzahl derselben der Armee eiuzuverleiben. Bis jebt is diese Frage noch nit entschieden,

Der griechische Patriarh und der Groß = Logothete haben sich

entzweit, und Ersterer im Verein mit der ganzeu heiligen Synode den Leßteren abgeseßt und die Pforte um Bestätizung diefer Absevung gebeten. Da jedo die von dem Patriarhen gegen deu Groß-Lo= gotheten eiugereihte Klage uicht auf gewichtige Gründe gestüßt war und durch sie nur zu deutlich das Privat - Jnteresse und die Leiden= schast durhshimmerte, so hat die Pforte diesem Antrage keine Folge

gegeben. Mexiko.

Ein Privatschreibeu aus Tampico vom der Aa E Folgendes :

¡Gestern erhielten wir hier die Nachricht, daß die Nord- i- kaner die Stadt Matamores zu Wasser und G Lande Ag E Sue O ars wir bis jeßt noch nit, allein

hrer end Kann der htesigen Truppen find auf di ü gleich nah Matamores hin actes, E

Das englische Paket brachte von Veracruz die Nathricht mit daß man dort wieder ein Erdbeben gehabt habe, und, was noch merk- würdiger is und die Bewohner jener Stadt mit Sthrecken erfüllt, ist, daß si ein Vulkan in der dortigen Umgegend befindet, von dessen Existenz man früher nie etwas gewußt oder ihn für cinen gewöhn= liden Berg gehalten hatte, Da gerade heftiger Nordwind war, so hat si die vulkanische Asche bis zur Stadt hin verbreitet, und man

at deu Berg ganz deutlich rauhen gesehen, \o wie cine Feuersäule iu der Mitte. Gewöhnlich werden solche Nachrichten hier übertrieben, und um die naturwisseuschastliche nähere Untersuchung bekümmert man sich sehr wenig. Naturforscher giebt es hier so gut wie gar feine.“

20. Februar meldet

Handels- und Börsen-Nachrichten.

Marktpreise vom Getraide. du Tis E v G 1846. Zu Lande: Weizen 2 Rihlr. 19 Sgr. 2 Pf., auch 2 Riblr. 15 Sar. 7 Pf.; Roggen 1 Rthlr. 28 Sgr. 10 Pf., aud i Riblr, 25 S 2 Bn große Gerste 1 Rihlr. 10 Sgr. 10 Pf.; Hafer 1 Rihlr. 6 Sgr., auch 1 Nthfr. A fe f Gnyrgnages find 82 Wispel. Zu Wasser: eizen (wcißer) 2 Rihlr. 19 Sgr. 2 Pf, 2 Air, 15 Sgr. 7 Pf. und 2 Rthlr. 12 Sgr. ; Roggón À Riblr 27 g 7 Pf., auch 1 Rihlr. 24 Sgr. 7 Pfz große Gerste 1 Rthblr. 12 Sgr. z; Haser 1 Riblr. 2 Sgr, 4 Pf., auch 1 Rihlr. 1 Sgr. 2 Pf.; Erbsen (schlechte Sorte) 1 Rihlr. 2 Sgr. 10 Pf., auch 1 Riblr, 20 Sgr. 5 Pf. Ein- gegangen sind 434 Wispel 10 Scheffel. s Ss Sdet Erb 2 As he 15, April 1846. as Scho ro blr. 10 Sgr., 7 Rihlr. v i Rbl ah 20 Md gr., au hlr, Der Ccniner

Kartoffel - Preise. Der Swheffel 15 Sgr., auch 10 Sgr.

Branntwein - Preise.

Die Preise von Kartoffel - Spiritus waren am 11. April 174,—17’, Rthlir., am 14. April 173—175 Rthle. und am 16. April d. J. 17—172 Riblr. (\rei ins Haus geliefert) pr. 200 Quart à 54 % oder 10,800 % nah Trallcs. Korn-Spiritus: ohne Geschäft.

Bexlin, den 16. April 1846,

Die Acltesten der Kaufmannschaft von Berlin.

Auswärtige Börsen. Frankfurt a. M., 14. April. 6% Mei. 1124 G. Bank - Acuen p. uk. 1882. 80. Bayr. Bank-Actien G80 Br. Mope S9 Br. Stiegl. —. Int 59 6. Poln. 300 Fi. 955. 4. do. 500 Fi. SIZ G.