1846 / 138 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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mens derselben des Landraths-Kollegiums, einen Dandiag, zu bewilligen und ausschreiben zu lassen, jedoch mit dem ausdrülichen Vorbehalte , daß der Landtag nicht zur Benachtheiligung Unserer landesherrlichen Rechte-und der Ver- sassungUnseres Königreichs gemißbraucht, sondern blos zur Beförderung der wah- ren Landeswohlfahrt und allgemeiner nüßlicher Einrichtungen angewandt wird. Weichen die Beschlüsse der Kurien von einander ab, so wird durch die Stimme von zwei Kurien ein gültiger, sämmtliche Stände verbindender Beschluß zu Stande gebraht. Sind aber in einer Kurie die Stimmen der Abwesenden gleich gethei!t, so ruht die Stimme der Kurie. Keine Kurie ist befugt, ihre abweichende Ansicht anders als durch die Landschaft und gleich- zeitig mit dem betreffenden Beschlusse derselben an die Regierung oder an die Behörden zu bringen. Sollte ein Fall eintreten, in Folge dessen diejenigen Rechte, welche in Gemäßheit der Verfassung Unseres Königreichs und dieser Verfassungs - Urkunde auf die Allgemeine Stände - Versammlung nunmehr übertragen worden, niht mehr zum Wirkungskreise der leßteren gehörten, so wollen Wir für einen solhen Fall den Rechtszustand in Beziehung auf die Verfassung Osftfrieslands, mit dem die Provinz an die Krone Hannover übergegangen is, vorbehalten haben. Wie nun solchergestalt die Verfassung Unserer ostsriesishen Landschast vollständig bestimmt und festgesetzt ist; so treten jene Bestimmungen nunmehr ausschließlich an die Stelle der über diese landschaftliche Verfassung bis jeht bestandenen Vorschriften und Normen.“ Auf Befehl Sr. Majestät des Königs wird am Ausflusse der Geeste, Bremerhaven gegenüber, ein Hafenort angelegt werden, und amtliche Aufforderungen, si dort anzubauen, sind bereits ergangen.

Großherzogthum Baden. Zn der Sizung der Kammer der Abgeordneten vom 413. Mai wurde der Bericht über die Wahl des Abg. Buß (vergl. Nr. 119 der Allg. Pr. Ztg.) erörtert. Nach demsel- ben (von dem Abg, von Soiron erstattet) waren die Förmlichkeiten des Wahl-Afts ín der Ordnung; allein eine bei der Kammer eingekommene Vorstellung hatte gegen die Wahl mehrere Beschwerden vorgebraht, unter denen vie Abtheilung zunächst nur die dritte von Erheblichkeit fand und auf den Grund derselben die Beanstandung der Wahl und eine Untersuchung, déren Ergebniß der Kammer st. Z. mitzutheilen sei, in Antrag brachte. Jn der Gemeinde Oefflingen habe nämlich der Rathschreiber, welcher auch als Wakhfklinann gewählt worden, allein die Wahl geleitet; der Bürgermeister sei nit dabei gewesen, und ein Gemeinderath sei nur ab- und zugegangen. Weniger Werth wurde auf einen anderen Punkt gelegt, wonach nämlich in Hochsal die Wahl gar nicht angesagt worden sei. Aber auh noch andere Beschwerden sind vorgebracht worden. So sei z. B. eine Druckschrift, „An - tigottschalt“’, die offenbar gegen die Bestimmung des Prceßgesepes ohne Angabe ‘des Verfassers, Verlegers und Druckers erschienen , und welche díe \{mählichsten Angriffe auf den früheren Abgeordneten des Bezirks enthalte, fehr enisig verbreitet worden. Als Verfasser bezeichne man den Ober-Amt- manñ' Weinzierl in Säckingen, was man um so mehr als wahr annehmen Fönne, als er selb| in Zeitungen genannt worden, ohne zu widersprecenz díe Flugschrift sei ungehindert verbreitet worden, während man andere ent- gegehgcseßte alsbald mit Beschlag belegt habe. Wenn nun auch die Ab- theilung der Ansicht sei, daß das Benehmen des Beamten eine Rüge ver- diene, so lónne das doch auf die Gültigkeit der Wahl keinen Einfluß ha- ben, da Jedem unbenommen scin müsse, Flugschriften zu schreiben. Ferner wírd ‘demselben Beamten zum Vorwurf gemacht, daß er auf entschiedene Weise für die Wahl des Professors Buß eingewirkt, da aus einem Briefe hervorgehe, daß’ derselbe einem Wahlmann gesagt: er (Weinzierl) habe ihm bereits zu einer Wirthschaft verholfen und werde ihm auch anderweitig be- hülflich sein, Die Abtheilung kann jedoch auch darin kein bestimmtes Ver- sprechen erkennen, wie sie auth die weiter angeführte Beschwerde, daß Pro- fessor Buß in Hochsal mehreren Wahlmännern die Zeche gezahlt und im Allgemeinen Versprechungen gemacht, nicht für erheblich hält, da ersteres keine Bestechung sei, und in leßterer Beziehung der Professor Buß zur Regierung in keinem solchen Verhältniß stehe, daß er etwas erwirken könne, Ferner wird beshwerdend erwähnt, daß bei der Abgeordneien-Wahl \echs Gendar- men aufgestellt gewesen seien, welche die Wahlmänner der entgegengeseßten Partei förmlih bewacht hätten. Allein da hieraus ein Zwang, welcher statt- D nicht zu erkennen sei, so findet die Abtheilung au hierin keinen

xund zur Nichtigkeit der Wahl. Von größerer Bedeutung erschien ihr die Behauptung einer Bestechung. Es soll nämlich von einem Bürger erzählt worden sein, daß er geh ö rt habe, daß ein Wahlmann gefragt worden, ob er für seine Stimme, die er dem Professor Buß gegeben, auch 5 Louis- v'or erhalten habe, worauf dieser erwiedert: nein, er habe nur einen Louís- d’or erhalten; wenn er aber gewußt, daß die Anderen 5 Louisd’'or bekom- men, so hätte er für Gottschalk gestimmt, Da indeß diese Angabe so vag und nur auf Hörensagen beruht, so will die Abtheilung auf diesen Punkt kein Gewicht legen und verlangt also nur wegen der Wahlmänner- wahl in Oefflingen, die eigentlich ohnc Wahl - Kommission vor sih gegan- gen, -eíne Untersuchung und desfalls eine vorläufige Beanstandung. Bei dex hierüber eröffneten Diskussion stellt der Abgeordnete Chr is den Antrag auf Nichtbeanstandung, welchen Antrag er_im Laufe der Debatte noch dahin vervollständigte, daß die Beschwerde dem Staats-Ministerium übergeben wer- den möge, damit solches cine nähere Untersuhung der behaupteten That- sachen in Betreff der öffllinger Wahlmännerwahl einleite, um, wie sich ein Mitglied ver Regierungs-Kommission später erläuterte, die Sache, im Falle fie s bestätigen sollte, zu rügen und ähnliche Fälle ju verhindern. Der Abg. Christ stüyte seinen Antrag auf die Thatsache, day das Wahlprotokoll von zwölf Urkundspersonen und der ganzen Wahl-Kommission unterzeichnet fei und das Protofoll überall feiner Unregelmäßigkeit erwähne, während die Beschwerden nur allgemein, vag und namentlich von Leuten ausgegan- gen seien, die der Gemeinde Oefflingen gar nicht angehören, und die Ur- tdähler dieses Orts mit der ganzen Wah! zufrieden seien, Die Beschwerde rühre von der unterlegenen Partei her, die erst dann sid gerührt, als ihre Niéderlage entschieden gewesen, während sie doch vor der Deputirtenwahl ihre Protestation hátte einbringen müssen. In gleicher Weise sprachen die Abg. Zittel, Junghanns 1, Rettig, Trefurt u, \. w., und insbe- sonderé die Regiérungs-Kommission, während die Abg. von Soiron, Bas- sérmann, Welcker und Mittermaier den Kommissions-Antrag verthei- digten, Leyterer legt ein besonderes Gewicht auf die behauptete Bestechung, welche {on im Juteresse des Gewählten eine Untersuchung erheishe. Jm Laufe der Diskussion ward daher auch dieser Punkt als zur Untersuchung, ge- éignet dargestellt und beantragt. Nach einer dreistündigen mitunter schr leb- haften Debatte ward zur Abstimmung geschritten und der Antrag wegen vorläufiger Beanstandung der Wahl mit 33 gegen 22 Stimmen angenom- men, Eben so wurden die Anträge in Betreff einer Untersuhung wegen Bestechung und wegen Fehler bei der Urwahl in Oefflingen mit ansehnlicher Múájorität angenommen, dagegen der Antrag wegen ciner Untersuchung ge- gen den Amtsvorstand verworfen. Der Abg. von Zh stein nahm - nun das Wort, um den Antrag zu stellen, daß der Abg. Schaaff sich wohl jeyt

B erklären haben werde, ob er für Eberbah - Mosbach oder für Ettlingen-

astait die Wahl annehme. Nach furzer Diskussion erklärie der Abg. Schaaff, daß er die Wahl in Mosbach annehme. Hierguf ward zur Wahl dex drei Kandibaien für die Präsidentenstelle geschritten, Es waren 57 Stimmende. Die meisten Stimmen erhielten: der Abg. Mit- termaier 44 Stimmen, der Abg. von Jbstein 36 Stimmen, der Abg. Welcker 32 Stimmen. Nach diesen erhielten der Abg. Bader 23 und der Abg. Treffurt 21 Stimmen. Hiermit ward die Sißung geschlossen.

Rußland. und Polen.

Warschau ; 14. Mai. Die Regierung des Gouvernements Warschau bringt zur öffentlihen Kenntniß, daß das preußische Zoll= Amt von Skalmierzyce an das Zoll-Amt von Szczypiorno im König- reih Polen die Mittheilung gemacht habe, es könne von jeyt an über diese Zollstätte die Ein - und Ausfuhr von roher Schafwolle und von Schweinen stattfinden.

Gestern ist Sir Moses Montefiore von St. Peteröburg hier angefommen. i

Diíe Erlaubniß zum Branntweinschank in Städten und mit städtischen Gerechtsamen beliehenen Ansiedelungen i für die dazu qualisizirt befundenen Juden auf das Jahr 1847 verlängert worden.

Frankreich.

Paris, 14. Mai. Jm Verlaufe der Debatte über die Sup=- plementar- Kredite in der gestrigen Sißung der Deputirten - Kammer fam auch die La - Plata - Angelegenheit zur Sprahe. An der Dis-

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kussion über diese Frage nahmen Herr Thiers und die Minister der auswärtigen Angelegenheiten und der Marine Theil. Herr Thiers griff Herrn Guizot mit größter Lebhaftigkeit an und beantragte so- dann als Amendement eine Reduction der in Bezug auf die Expedi- tion nach dem La Plata verlangten Krédite um 1000 Fr. Das Ministerium erhielt jedoch eine Majorität ‘von §5 Stimmen; das Amendement des Herrn Thiers wurde mit 188 Stimmen 103 verworfen. Jn der heutigen Sihung verlangte Herr Molleville von Herrn Guizot die Vorlage der auf die \yrishe Frage bezüglichen Aktenstücke. Herr Guizot bemerkte, er werde die betreffenden Doku- mente prüfen und morgen auf das Büreau des Präsidenten diejenigen Aktenstücke uiederlegen, deren Mittheilung ihm möglich sein würde.

Das Journal des Débats bemerkt über die leßte Debatte der Pairs - Kammer: „Die Konsumenten verdienen allerdings das volle Jnteresse der Regierung, allein die Produzenten haben auch eini- gen Anspruch darauf. Die Production is es, wélche die Mittel zur Consumtion schaft, denn was wird aus leßterer, weun man die Quelle der Production versiegen ließe? Möge uns die Bemerkung verstattet sein, daß man nicht nur im Juteresse der Konsumerten die Handelsfreiheit vertheidigt und willz dies geschieht vielmehr auch im Jnteresse der'Pro- duction selbst, um bessere Zustände für dieselbe zu: erreichen. Die Anhänger des Schußsystems haben immer behauptet und behaupten noch immer, es sei besser, daß das Land in der Production seiner jeßigen Judustrie- Erzeugnisse fortfahre, und die öffentlichen Jnteressen geböten, diesel- ben dur Prohibitivzölle gegen sremde Konkurrenz in Schuß zu neh- men. Hätte man immer diese Doktrin geübt, so gäbe es keinen Han- del, jedes Volk würde alles zu seinem Verbrauch Nöthige fabriziren. Die Verfechter der Handelsfreiheit behaupten dagegen, daß die Nationen in ihrem wohlverstandenen Jnteresse niht darauf be- harren sollten, alles zu ihrem Bedarf Nöthige zu produziren, daß Vortheil dabei sein könne, theilweise und selbs ganz auf die Pro-= duction gewisser Naturprodukte und Jndustrie-Gegenstände zu verzih- ten und auf andere Dinge die Anstrengungen hinzulenken, die dadurch nur besser sich lohnen würden. Uns scheint z. B. Frankreich in die- sem Augenblick ohne Schaden und selbs mit Vortheil die Zölle auf Eisen, gewisse Gewebe und einige andere Gegenstände herabseßen zu fönnen. Es wird dadurch etwas mehr vom Auslande empfangen, es wird selbst die Vortheile jener Fabrication daran geben, und eben des- halb wollen die Schußmänner solhe Reformen nicht; allein es würde auf der, anderen Seite das Doppelte gewinnen, doh dies wollen sie nicht einsehen.““

Die Deputirten-Kammer brachte die vorgestrige Sißbung ganz mit der Erörterung von Beschwerden über Wahlcorruption hin. Bei dieser Gelegenheit rihtete Herr Leon von Malleville unter Anderem folgende Worte an Herrn Guizot: „Die Geschihte hat uns den Namen eines Mannes überliefert, dessen wissenschaftliche Kenntnisse allumfassend war, der sih aber auf seiner politishen Laufbahn mit Schmach bedecken. Man muß sein politisches Leben vergessen, wenn man Bacobewundert. Eben so muß man vergessen, was Sie se!t der

Revolution von 1830 gethan, und nur an den Juhalt der historischen

Vorträge denken, welhe Sie vor dieser Zeit an der Sorbonne ge- halten; diese wenigstens waren rein.“

Der Miníster der öffentlithen Bauteu hat so eben einen Bericht

über die im Jahre 1845 in Paris und einigen Departements neu ausgeführten oder restaurirten öffentlichen Banwerke bekannt gemacht; die Ausgaben dafür haben an 4 Millionen Fr. betragen. Verbesse=- rungen wurden vorgenommen an der Königlichen Kirche zu St. Denis, an der Pairs - unv Deputirten = Kammer, der polgtechnifhen Schule und anderen Gebäuden. Am Sonntag wurde unter dem Vorsibe des Grafen von Sal- vandy die siebente allgemeine Jahres- Versammlung der Stifter der Oekonomie - und Pönitentiar - Kolonie von Mettray bei Tours abge- halten. Die Einnahmen der Gesellschaft, deren Wirksamkeit zur Bes serung entlassener junger Sträflinge in Frankrei allgemein anerkannt ist, haben sich im Jahre 1845 nahe an 250,000 Fr. belaufen.

Jbrahim Pascha besuchte vergangenen Sonntag das Königliche Blinden = Justitutz er war sehr erstaunt über die Einrichtungen der Austalt und die Leistungen der Zöglinge; vornehmlih aber erregten die trefflih ausgeführten Musikstücke seine Bewunderung. Der Presse zufolge, wäre die Nachricht von dem Tode Vidocq's unge- gründet z: derselbe halte sich in diesem Augenblicke in London auf.

Der Minister des Junern hat an die Departements - Präfekten Cirkulare ergehen lassen, worin er dieselben auffordert, bei der Revi=- sion bér Wahllisten mit dex größten Gewissenhaftigkeit und Unpar- teilidkeit zu verfahren; das Cirkular enthält außerdem eine Menge von ‘Exörterungen, die auf diesen Gegenstand Bezug haben.

Der Moniteur veröffentliht eine Liste von mehr als zwei- hundert Personen, welchen Rettungs-Medaillen verliehen worden sind.

Baron André, Gesandtschafts -Secretair zu Turin, is mit der Ratification des zwischen Frankreich und Sardinien abgeschlossenen Handelsvertrags hier eingetroffen.

Der hiesige sardinishe Gesandte, Marquis von Brignol - Sale, ist nah Genua abgegangen, um bei dem wissenschaftlichen Kongreß dort den Vorsi zu führen. :

Dem Siécle-zufolge, würden mit der Eisenbahn Kanonen nah Paris befördert, die wahrscheinlich zur Bewaffnung der Befestigungen

.dienen sollten.

Anfangs der Börse hatten heute wieder viele Verkäufe in den Hauptlinien statt, Gegen 2 Uhr hoben sich jedoch die Notirungen etwas. Jn französischen Renten war das Geschäft ohne allen Be- lang. :

ck*ch París, 13. Mai. Die Deputirten-Kammer sebte in ihrer heutigen Sißung die Verhandlung über den Geseß-Entwurf, die Supplementar= und außerordentlichen Kredite für 1845 und 1846 betreffend, fort. Die Debatte begann über einen Kredit von 500,000 Fr. für den Minister des Auswärtigen zu Missionen. Herr St. Macc Girardin interpellirte den Minister des Auswärtigen über die von fanatishen Muselmänneru an christlihen Albaniern verübten Grau-' samkeiten. Der Minister erklärte, es sei deshalb bei der Pforte hon früher Klage geführt worden. Nun seieen aber allerdings in Albanien neue Gründe zu Beschwerden hinzugekommen, Darum, um auf die Dauer solchen Mißbräuchen zu begegnen, sei eben ein blei- bendes Konsulat zu Janina errichtet worden. Herr Gustav von Beaumont stellt au den Minister eine Frage wegen der Sendun- gen nah Marokko und besonders über den nah Verwerfung des erstabgeshlossenen Vertrags durch den Kaiser abgeschlossenen zweiten Vertrag. Voriges Jahr habe der Minister die Antwort auf die gleihe Frage verweigert, unter dem Vorwande, die Unter- handlungen seien \{chwebend. Jeyt feien e beendigt, Warum der eigentlihe zu Lalla Magrnia abgeschlossene, vom dníg zuerst i Vertrag zerrisseu worden sei? Warum man einen anderen an seine Stelle geseht habe? Warum man die Handels-Bestimmun- gen, die in dem ersteren enthalten, aus dem zweiten beseitigt? Ob sie am maroffanishen Widerwillen oder an anderen Anforderungen -ge- scheitert seien? Der angenommene Vertra sei jeßt bekannt und ‘ver- öffentliht, beschränke sich auf bloße estellung der Gränzen. Jm: vorigen Jahre, als die Besorgniß ausgesprochen worden, der Vertrag werde am Ende nichts weiter enthalten, habe der Minister geantwor- tet, Frankreihs Ehre werde gewahrt bleiben. Wie diese Ehre ge-

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wahrt worden sei? Dieser Vertrag sei in die engen Schranke, geengt worden, wie sie schon zuvor im englischen Parlament berdeen vorgezeichnet, Jede Handels - Bestimmung sei darau \{wunden. Nach den erfochtenen Siegen , als es sich nit uy allgemeinen Handels - Vertrag, sondern um eine besondere, ay Lokal = Verkehr zwischen beiden Ländern Bezug habende Ueber gehandelt, müsse man sich wundern über die Forderung Ey und die Nachgiebigkeit des Ministeriums. Frankreich sei edel genug gewesen, nah seinen Siegen in Marokko nun wen erwarten zu dürfen, den Bedarf des Tages - Verkehrs zu sehen. Nur die Shwäche des Ministeriums fönne \o befr Thatsachen erklären. England verfahre ganz anders in Judien, wisse seinem Ruhm eine Sanction geben zu lassen. Ganze Sh Millionen an Geld, Gebietsvergrößerung, das seien die Folg Sieges für dasselbe. Für Frankreih würde Marokko ein Ste; Anstoßes. Der Kaiser gebe Versprehungen, die er nit halt el Kader finde stets neue Hülfsquellen bei ihm, die Verträge nihts in den Augen Abd el Rhamau's, der sich von Englay {ügt fühle. Und warum diese ewigen, unbilligen Zugeständy England? Ob dasselbe niht ein eben so hohes Sue am habe, wie Franfreih? Mit mehr Festigkeit würde das Kabinet das herzlihe Einverständniß fester ketten, als dur sein big Verfahren.

Herr Guizot: Der Redner vor ihm irre sh über die sahen. Diese böten durchaus nihts Gefährdendes für die Rej oder für das Land. Die dem General Delarue gegebenen J tionen hatten nur auf die Gränzen Bezug. Erst später habe ( ral Lamoriciere auch eine Handels= Uebereinkunft beifügen zy geglaubt. Diese habe zu Paris Anlaß zu Einwürfen gegebn, Gegenstand eines Borbehalts geworden und habe nicht dieg cation erhalten. Dieselben Einwürfe habe dieselbe au h marokkanischen Regierung gefunden. Diese seien aber nicht wm land, sondern vom Kaiser von Marokko, in seinem eigenen J ausgegangen. Der Landverkehr von Marokko sei fast null; der Verkehr geschehe besonders über scine Seehäfen. Die H Uebereinkunst habe aber vollkommene Verkehrsfreiheit zwischen reih und Marokfó zugelassen. Andererseits sichere ein zwischa roffo und England bestehender Vertrag diesem in allen Fäll Behandlung der begünstigtsten Nationen zu. Der Kaiser voi rokfo hätte also seine Zoll - Einnahme verloren von seinen Se die Handels-Uebereinkunst hätte ihn ruinirt, darum habé er si selben widerseßt. Was die Großmuth Frankreihs gegen M betreffe, so sei sie allerdings groß gewesen. Aber was ha az: ders thun fönnen? Sollte man den in Algerien begonnene in Maroffo fortseßen? Wäre etwa Abd el Kader in Marokhh ter zu fangen als in Algerien? (Bewegung.) Man würde 4 einen Gegner ohne Noth und Vortheil geschaffen haber, Billault antwortet eben beim Posischluß.

Großbritanien und Irland.

London, 12. Mai. Jn der gestrigen Unterhaus-S gedieh die Debatte über die dritte Verlesung der -Kornbill nod zum Schluß. Die Debatte wurde auf die folgende Sibung vel

| Nachdem, wie schon berichtet, der Marquis von Granby auff

werfung der Bill angetragen hatte, nahmen nah einander die He Gasfell, Sheridan, Floyer und Sir John Easthope, | gegen, theils für die Bill, das Wort, Einen längeren Vortraz Gunsten des von dem Marquis von Granby vorgeschlagenen An dements hielt Herr Miles, die höhere Besteuerung in England dem britischen Aürdy nach Aufhebung der Korngeseße, jede Konkurrenz mil deren weniger hochbesteuerten Ländern unmöglich machen w weshalb er hoffe, daß das Oberhaus die Bill verwerfen werde, James Graham, der Minister des Junern , äußerte dara hege keinen Zweisel, daß diese Hoffnung werde getäuscht wi und daß das Oberhaus die Bill mit einer sehr entschiedenen rität annehmen werde. Zugleich erklärte er, daß er die Aufhl der Getraide=Geseße niemals einzig und allein aus Rücksicht ai Nothstand in Jrland vorgeschlagen habe, wie mehrseitig beh worden seiz vielmehr halte er die Maßregel im Jnteresse All unabweislih, und der Zustand der Dinge in Jrland habe sie ny \hleunigt. Nachdem Herr Cayley gegen diese Ansicht argum hatte, wurde die Debatte, auf den Antrag des Herrn Newdez auf den 12ten vertagt.

Die Oberhaus - Debatte vom 11. über den Antrag des V von Exeter wegen gewisser in Betreff der religiösen Teleranz- an die Oberrichter zu stellenden Fragen endete damit, daß der tragsteller seine Motion zurücknahm, nachdem ihm der Lor dîanj so wie die Lords Brougham, Denman und Campbell, d zirt hatten, daß die Supremat-Rechte der Krone durch die Bil beeinträchtigt werden. Die lange Debatte hat für das Auslan nig Juteresse. :

Die mexikanischen Finanz-Agenten in London, J. Schnei Comp:, haben den Jnhabern mexikanisher Fonds, im Ausftrt mexikanisheu Regierung, den Vorschlag gemacht, die \ogel Di fffered Bonds zu 40 pCt. zu fundiren und dann diese neuen mit 5 pCt. zu verzinsen. Der Ertrag der Tabacköpacht und de gabe von der Silber-Ausfuhr von den Häfen an der Südsee als Garantie für die Zinsen angeboten, nichtsdestoweniger schei Os an der londoner Börse keinen rechten Anklang find wollen.

X London, 12. Mai. Heute oder am Donnerstag! wohl die Debatte über die Kornbill im Unterhause zu Ende { werden. Jch bin indeß nicht so sanguinish, um zu hoffen, Haus hiermit die Getraide- und Schußzoll-Fragen {on erl Große Jrrthümer werden nicht so bald oder so leiht von ® aus beseitigt; und alle die langwierigen Debatten, welche dai P lament {hon msgehalten hat, sind noch keine hinreichende thuung für die alten Fehler einer {lehten Geseßgebung. Das blfum ist indeß hier in auffallender Weise unvorbereitet s! Zwischenfäßle und Kämpfe, welhe in der Zeit von der dritten U der Kornbill im Unterhause bis zu ihrer endlichen Annahme b" Lords sehr wahrscheinli eintreten dürften. Einige Blätter sind gar so zuversihtliher Meinung über die \{leunige Annahn! Maßregel im Obcrhause, daß sie ungesähr vierzehn Tage at] gauze Diskussion ihrer einzelnen Bestimmungen rechnen und zum 1. Juni schon als Landesgeseß zu sehen hoffen. Eine m dige und lächerliche Dn, Alles, was man jeht sagen ist, daß die Lords die zweite Lesung der Bill auf den 25sten if werden, und daß die Debatte in diesem Stadium der Bill woh zum 2B8sten dauern wird. Jn früheren Stadien debattiren die niemals über Bills, und dieselben werden so weit durchgelass eine Sache, die sich von selbst versteht. Die zweite Lesung, wohl eine bedeutende Majorität für sich haben, die man vent von 42 bis.30 Stimmen s{häht, und wie es heißt, werden die D dem größten Theil nah die Bill unterstüßen. Weit mehr 1 eit bietet dagegen die Verhandlung des Hauses im Comit,, ierauf stühßt auch die ganze Phalanx der Protectionisten ihre

offnung. Dieselben sind jeßt bereit, alle Rücksichten, welche

welher nachzuweisen sud,

, aus Rache gegen- Sir. R. Peel- fahren: zu und wenn sie ihre Konzession eines niedrigen festen Zolles n, welche, wie sie wissen, Sir R. Peel seiner wiederholt

grochenen Verpflichtungen wegen niht annehmen kann, so kön- am (fude ob hoffen, die Kornfrage zu ordnen und ihn aus

[nte zu treiben. i p deß in diese Ed aslolgernngor vertiefen sie sich ohne richtige des wahren Geistes des Parlaments und Landes. Während Auflösung der Peel - Verwaltung betreiben, wird wohl die Bolifommenheit des politishen Genius, das Land, über alle durh diesen Umstand aufgeregt, beunruhigt und beleidigt wer-

Selbst die rechtmäßige Opposition hat niht hinreichende Ver-

1g, die eitung der Geschäfte zu übernehmen, und der Sturz würde der Majorität des Volkes, das ohne direkte Bezug- au auf Parteimotive urtheilt, besonders in dem jegigen Mo- wie ein Unglück erscheinen, da seine Reinheit der Absichten und

Stärke der Nation die große Wohlthat des freien Handels ge-

, welhe ein Parteiführer weder den Muth hatte, vorzu-

, noh die Macht, durchzuführen. Das vollständige und ru-

dertrauen des Landes auf die Erfüllung der Versprehungen des r-Ministers und die Vollkommenheit seines Planes haben das

; eine scheinbare Gleichgültigkeit gestellt, Es liegt nicht in Sir »s Charakter oder Politik, laute Berufungen an dieUnterstüßung des zu machen, und er fann vollksthümliche Maßregeln vorbringen mit

(lich geringem künstlichen Anstrich von Popularität. Aber ine ernstlihe Niederlage droht, und wenn das Volk von Eng- seinen gerechten Hoffnungen plößlich getäuscht. wird, dann

¿ sosort die Stärke seiner Ueberzeugungen und seiner Ent- fundgeben. Die Partei, welhe ihre Stärke einst auf ein

, und System gründete und zu einer fast gänzlichen Aufopfe-

eselben getrieben ist, kann dieselbe nicht dur die einfahe Ge- ersónlicher Gereiztheit wiedergewinuen. Sie darf nicht so kläg- jründe oder so unwürdige Zwecke eingestehen, und wenn sie enug ist, den Fortschritt dieser Maßregel noch um einige

h mehr zu verzögern, so wird sie eine furhtbare Reaction im hervorrufen und aller ihrer Ansprüche auf öffentliche Achtung

trauen verlustig gehen. Niederlande.

\nteresse erhei

us dem Haag, 11. Mai. Die Rede, womit der inter-

e Minister des Jnuern im Auftrage des Königs die Session neral-Staaten ge\shlossen hat (\. Allg. Pr. Ztg. Nr. 136), folgendermaßen : Fdelmögende Herren! Zu Anfang Jhrer jeyt beendigten Session hat gierung, welche stets wünscht, in Uebereinstimmung mit Ew, Edel- den Alles zu besórdern, was zur Vollendung und Verbesserung un- \nstitutionen und Geseßgebung zwecken kaun, belangreihe Vorschläge, vere Verwaltung betressend, und später verschiedene andere, das erste des Gesepbuches vom Strafrecht enthaltend, Jhnen zur Berathung gi, Durch Umstände, welche außer dem Bereiche der Negierung und neral - Staaten liegen, hat die Beendigung der erstgenannten Vor- bis zu einer solgenden Session verschoben werden müssen, und die ng, daß die Feststellung der vorgeschlagenen allgemeinen Bestimmun- s nicderländischen Strafrechts den Weg zur Vollendung der allge- Nationalgeseßgebung bahnen würde, ward getäuscht, Dennoch hat gierung das Vertrauen, daß die Sorgfalt und die Zeit, welche Ew. dgenden der Prüfung dieser Vorschläge gewidmet haben, nicht verlo- Indern der näheren Erörterung der darin enthaltenen wichtigen Ge- ide erla sein gperdet die dur wv. Edelmögenden Mitwirkung festgestellten Maßregeln zur rang der Einsuhr von Lebensmitteln R n Tósta Sia ber dugg entsprochen, so daß durch starke Aufuhren die Furcht vor einer hen Theuerung der erften Lebensbedürsnisse verschwünden ist düsteren Aussichten, die sih bei dem Beginn für den herannahen- binter darboten, sich nicht verwirklicht haben. h die Annahme des Geseyes über die Pensionen der Civil-Beam- einem lange gefühlten Bedürfnisse abgeholsen. pv, Edelmögenden theilten nicht die Meinung der Regierung in Hin- Errichtung eines Viehfonds, wodurch die in Verbindung damit A O zur Verhinderung der Lungenseuche ohne Fol- fieben find. ie Regierung freut ih, durch die Mitwirkung Ew, Edelmögenden ttel zur Beförderung des Handels und der Schifffahrt, unnd günstige nungen hinsichtlich der franzöfischen und russischen Flaggen festgestellt , die von den milden Grundsäßen zeugen, wclche der König und tion in dem gegenseitigen Handelsverkehre mit anderen Völkern vor- zu sehen wünshen. Die durch Ew. Edelmögenden bestätigten geln zu einstweiliger Erhöhung der Ein - und Ausfuhrzölle haben zu ndlungen mit Belgien geführt, wovon man einen günstigen Aus- warten fann. w, Edelmögenden haben gleichfalls verschiedenen Vorschlägen finan- Art ihre Zustimmung gegeben, darunter jener zur Verbesserung des Geseyes vom Zucker, welcher dem Schäye eine stärkere Einnahme htz jener für die Ergänzung der Mittel von 1844 und 1845 und dene Vorschläge in Betreff der Regulirung von Ausgaben, wodurch d mehr ‘die Ueberzeugung hervorgehen muß, daß Ordnung und Re- geit ín den Finanzen des Reiches herrschen, daß die Ausgaben die Einnahmen können gedeckt weiden und das Vertrauen in den al-Kredit befestigt wird. eses Vertrauen wird ebenfalls verstärkt werden durch die in Ueber- ung mit Ew, Edelmögenden festgestellten außerordentlichen Ausga- die Verbesserung des Weges von Herzogenbosch nach Cuilenburg, \r Entschädigung für die in Folge der Ereignisse von 1830 und den v Jahren bewerkstelligte Ueberschwemmung in einigen Provinzen, Verke zur Vollendung des Dedemsvaart und für einige außer- ije Gubsidien für die Wohlthätigkeits - Gesellschaft, welche ohne Belastung der Eingesessenen aus disponibcln Fonds gedeckt werden

azu wird endlich au mitwirken der durch Ew. Edelmögenden ange- ne Vorschlag zur Einwechselung der alten Münzen, womit sogleich fang gemacht worden, und welche thätig fortgeseyt wird. er durch Ew, Edelmögenden bestätigte Vorschlag zur einstweiligen cation des Geseyes in Betreff der großen Fischerei wird, wie dics delmögenden gewiß mit der Regierung wünschen, zur Beförderung wichtigen Zweiges der National-Jndustrie gereichen, )0 hat die Regierung Jhre Anstrengungen für die Beförderung des F es i aaa durch Jhre eifrige und wohlwollende Mit- ejeyen. pm Namen des Königs erkläre ih diese ordentlihe Session der Ge- Slaaten für geschlossen.“ i Belgien. Brüssel, 12. Mai. (Düss. Ztg.) Die große und für Bel- om Standpunkte der Entwickelung der Intelligenz in der That wichtige Frage über die Einmischung des Klerus in den auf * oder Gemeindefkfosten ertheilten mittleren Unterricht, diese welche die Veranlassung der leyten so entscheidenden Minister- ee, und welche, indem sie ein katholisches Ministerium an die es Landes gestellt, die Lösung der gei 5 Jahren \{webenden l»Gegen w durch deren extreme Gestaltung herbeiführen wird, rage is \eit einigen Tagen um einen bedeutenden Schritt ge- Erden. Denn im Kampf politischer Parteien is es immer | shritt, wenn die Forderungen und Absichten einer Partei un- Arg klar, ihr und der Gegenpartei klar, heraustreten. Die- dte , ist der Bericht des ráfen Lehon, früheren belgischen wesen Haris, jeßt Stadtraths von Tournay, über den Ver- hen Bürgermeister und Schöffen der genannten Stadt mit

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dem Bischof jener. Diözese am 30. Mai 1845 abgeshlossen hatten, um die Ernennung eines Geistlichen zum Verwaltungs - Direktor (principal; der Studien - Direktor heißt régent oder préset des études und ist gewöhnlih-Professor der Prima, der rhétorique, wie es hier heißt) zu erlangen. Dieser Vertrag, worin dem Bischof das

et, alle Lehrer des Gymnasiums anzustellen, indirekt gegeben und worin dem neuen Direktor weit größere Vorrehte in Bezug auf die Wahl der Schulbüchéèr u. \. w. eingeräumt waren, als je seine Vor- günger besaßen, obwohl ‘diese seit 50 Jahren stets Geistlihe waren, dieser Vertrag, sagen wir, hatte {on zur Zeit seiner ersten Ver= öffentlihung durch das Journal de Bruxelles das größte Auf- sehen erregt. Man sah darin einen Beweis von den anmaßenden Ansprüchen des Klerus, um so mehr, als ihn die katholischen Jour- nale den anderen Städten als Muster hinstellten. Herr Cans, De- putirter von Brüssel, brachte die Sache in der Repräsentanten-Kam- mer zur Sprache, und Herr Vandeweyer, damals Mtnister des Jn- nern, erklärte geradezu, er habe den Vertrag gemißbilligt und habe au der tournayer Stadt - Behörde schon amtlih angezeigt, daß er ihn nicht billigen werde, wenn die Stadtgemeinde durch denselben Rechte an den Klerus abtrete, die zu veräußern ihr nicht erlaubt sei. Die ultrakatholishen Deputirten sprachen damals auch in der Kammer für den Vertrag, und derselbe war ein Hauptgrund für Herrn Vandeweyer, späterhin in cinem Geseß- Entwurf über den mittleren Unterricht so hartnäckig auf möglihster Beseitigung des Klerus zu bestehen. Seitdem schien die Sache verschollen; aber ge- rade jebt, wo das fatholishe Ministerium durch seine Weigerung, feine Ansichten über das mittlere Unterrichtswesen in faßliher Geseßesform fundzugeben, so viel argwöhnishe Vermuthungen gewissermaßen redt- fertigt, tritt der liberale Graf Lehon mit seinem Bericht an den-Stadt- rath von Tournay hervor. Er weist darin aufs klarste durh Briefe des Bischofs nah, daß dieser die gesammte moralische Herrschaft über die Gymnasien haben will, und zwar deshalb, weil (es sind die eigenen Worte des Bischofs, die nun kommen) „zwischen sämmtlichen Bischöfen Belgiens ein Vertrag bezüglich des Unterrichtswesens besteht, wona sie sih von allen Unterrichts = Anstalten gänzlich fernhalten, worin nicht die Religion die Basis des Unterrichts bildet und worin ihnen nicht derjenige Antheil von Macht zustände, den sie zu bean- spruchen ein Recht hätten; ein thätiger Antheil an. der Ernennung der Lehrer is die conditio sîne qua non.“ Ferner weist der Be- riht klar nah, daß das Bürgermeister-= und Schöffen-Kollegium ihre Amtsvollmacht überschritten, als sie diesen Vertrag abgeschlossen; daß dieser der Verfassung und dem Gemeindegesey zuwider jei, daß ihn daher der Stadtrath niht genehmigen dürfe. Zu eci- ner Beschlußnahme is es noch niht gekommen, da Bürgermeister und Schöffeu aus Furcht vor dem Zorne des Bischofs noch nicht einmal auf eine öffentlihe Verlesung des Berichts eingehen wollten, der Stadtrath aber \sih zu einer geheimen Sißung nicht entschließen mochte. Einstweilen hat die Judependance den Bericht veröffentlicht, und die liberale Presse hat nún reichlichen Stoff zu Kommentaren über die influence occulte und über die Prätensionen des Klerus, gegen den sih, wenigstens hier und \o viel wir aus guter Quelle wissen, auch in allen großen Provinzial -Städten die öffentlihe Meinung immer entschiedener ausspricht.

Brüssel, 14, Mai. Bei Erörterung des die allgemeine Volks- Zählung betreffenden Budget-Postens stellte Herr Lebeau in der Re- präsentanten-Kammer zur Erwägung, ob \sih hiermit nicht die Frage verbinden lasse, inwiefern es zwedmäßig wäre, die Zahl der National- Repräsentanten mit der Bevölkerung in Einklang zu seßen. Er be- merkte, daß diese Nothwendigkeit {hon vor einem Jahre hervorgeho- ben worden, und daß Herr Nothomb diese Ansicht getheilt habe. Daher richte er an den Minister des Jnnern die Frage, ob die Regierung die Ab- sicht habe, baldmöglichst die National-Repräsentation in Uebereinstimmung mit der Zahl der Bevölkerung zu seben, und ob er die nähsten Zäh= lungen so bald bewerkstelligen lassen wolle, daß das über die neue Qutfenmumenbétufing beider Kammern \prehende Gescß noch vor den nächsten Wahlen votirt werden könnte, Der Minister des Junern erklärte, sein Möglichstes thun zu wollen, damit die Kammer die Re- sultate der Zählung baldigst erhalte. Erst dann könne man fi ent=- \hließen, was ferner zu thun, worüber er sich heute niht äußern fönne. Herr Lebeau meinte darauf, daß Herr Nothomb nicht der Ansicht gewesen, die Vorlage eines Gesehes über die Vermehrung der Repräsentanten von der Zählung abhängig zu machen. Nach den jeyt vorliegenden offiziellen Resultaten sei die Kammer um 40 bis 12 und der Senat um 6 Mitglieder zu vermehren. Nur durh rashe Zählung könne man dazu gelangen, dazu brauche man nicht in alle Einzelheiten einzugehen; dies würde die Sache zu sehr in die Länge ziehen. Er fordere den Minister auf, sich offen darüber zu erklären. Herr de Theux bezog sich auf die Erklä-= rungen seines Vorgängers , ohne sf darüber auszusprehen, ob er ein Geseß zur Vermehrung der Repräsentation vorlegen wolle. Herr von Broudckere bemerkte, daß der Minister dies zu umgehen suce, obgleih die Constitution wolle, daß iu der Kammer für jede 40,000 Einwohner ein Repräsentant \iße, und es sicher sei, daß die jev'ge Zusammensehßung der Kammer das Land nicht vertrete; daß der Mi- nister si weigere, Näheres zu versprechen, lasse befürchten, daß er nicht ge- neigt dazu sei. Herr de Theux crwiederte, daß er die Verpflichtung dazu nicht eher übernehmen könne, als bis er gewiß sei, sie au halten zu können. Herr Sicart verlangte, daß diese Zählung ehestens vorge- nommen werde. Herr Orban wollte in einer Verniehrung der Mitglieder der Kammer eine Revolution sehen. Herr Lebeau bemerkte sodaun, die Central - Section habe offenbar durch Bewilligung eines Kredits von 250,000 Fr. sür die Zählung ihren Wunsch zu erkennen gegeben, daß auf dieselbe die Kammervermehrung sich stüßen möge. Herr Orban sehe darin einen Staatsstreih, wie er unlängst mit der Kam- mer-Auflösung das Volk geschreck habe, aber der Kongreß habe die Vermehrung der Kammer ausdrücklih vorgeschrieben. Man sehe, wohin

das Ministerium loosteuere und wie man die Constitution zu ehren suche. |

Herr Rogier erklärte, daß er aus der Vermehrung der Repräsentan- ten eine Bedingung seines Programms gemacht hätte, gegen das man nichts einzuwenden gesuht. Der Minister möge sich daher offen erklären, ob er ein Geseß darüber einbringen wolle oder niht? Der Minister des- Junnern verweigerte indeß eine solhe Erklärung, indem er dies von dem Resultat der Zählung abhängig machte. Herr de la Coste meinte auch, dem Ministerium müsse die Angemessenheit der Maßregel anheimgestellt bleiben, Herr de Haerne spra sich für Vermehrun der Kemer aus. Auf eine nohmalige Frage des Herrn von Brouckere wiederholte Herr de Theux, daß er noch nicht mit sich darüber einig sei, und daß er sich daher niht näher erklären könne.

Italien.

Neapel, 2. Mai. Jn Monreale bei Palermo wurden kürzlich die beiden Grabkisten Wilhelm's des Guten und Wilhelm's des Bösen, welche behufs einer Restauration des -Grabgewölbes herausgenommen waren geöffnet und dann mit allen kirchlichen Feierlichkeiten wieder beigeseyt. Alle, welche sie gesehen, erklären, daß der Leichnam Wil- helm’ des Bösen vortrefflich erhalten, daß man den röthlihen Bart in bestem Zustande gefunden 2. Nah der Grabmesse war großes Bankett im Palast des Erzbischofs von Monreale, Msr. Brunaccini, wozu hundert Personen eingeladen waren, darunter natürlich alle

Ceélebritätéèn Palermo's, auch mehrere Fremde, wie Lord Shrew2- 2c.

Der Herzog von Serradifalco wird hier erwartet; er reist aber- mals nach Deutshland und wird wahrscheinlich einer Kaiserlichen Einladung nah St. Petersburg Felge leisten.

Einen \{önen Anblick gewährt die im Golf, in der Nähe des Hafens, vor Anker liegende neapolitanische Flotte, wobei die Dampf= \hiffe die Hauptrolle spielen. Der König begleitet seine Truppen nach. Sicilièn und leitet den Truppenwechsel mit Neapel in Person.

Spanien.

_ Madrid, 7. Mai. Depeschen aus Malaga melden, daß am 2, Mai der politische Chef daselbst sammt mehreren Offizieren auf einem Spaziergang ermordet werden sollte; die Vershworenen gaben Feuer auf die Gruppe, wobei der Oberst des Provinzial - Regiments von Granada tödtlih verwundet wurde. Auf mehreren Punkten der Stadt hörte man Gewehrfeuer. Die Behörden trafen geeignete An- stalten; die Ruhe wurde nit weiter gestört.

Es scheint gewiß, daß der Brigadier Rubin und die insurrectio- nelle Junta von Galicien das portugiesishe Gebiet erreiht haben.

Der Tiempo meldet aus Caraccas vom 26. März, daß ein Gesandter dieses Staats im Begriffe war, nah Europa abzureisen, um mit der spanischen Regierung die Ratificationen des von Herrn Mar= tinez de la Rosa mit Venezuela abgeschlossenen Handels - Vertrags auszuwechseln.

_ Madrid, 8. Mai. Die Gaceta veröffentlicht heute ein offizielles Bülletin über den bedauerlihen Vorfall, der in Malaga stattgehabt. i

Der Belagerungsstand der Provinz Galicien is wieder aufge=- hoben worden.

Es ist jeyt keine Rede mehr von den verschiedenen Projekten in Betreff der Vermählung der Königin und von der römischen Frage, die seiner Zeit die Gemüther in so große Spannung verseßt und die Presse \o lebhaft beshäfstigt hatten, und eben so wenig von der Frage der Wiedereinberufung der Cortes.

ck= Paris, 13. Mai. Glaubwürdige Briefe aus Madrid ge=- ben endlich Aufschluß über die wahren Ursachen des plößlichen und schnellen Endes des galicishen Aufstandes. Eifersucht und Zwietracht zwischen den beiden Führern Solis und Rubin de Celis waren die Haupt - Veranlassung dazu. Die folgenden Thatsachen zeigen dies aufs klarste. Solis war es gelungen, eine Depesche aufzufangen , in welher der General - Capitain Villalonga dem General Concha den Rath ertheilte, jedes ernstlihe Zusammentreffen mit den Jusurgenten zu vermeiden, wegen der Anfänge von geheimen Einverständnissen, die er unter den beiderseitigen Truppen als bestehend vermuthete. Villalonga rieth am Schlusse der Depesche dem General Concha, sich Coruña zu nähern, um die moralishe Haltung seiner Soldaten zu befestigen. Das Lesen dieses Schreibens entschied Solis, die Offensive zu ergreifen, und er schickte daher an Rubin de Celis die Weisung, \s\ch ihm mit allen ihm zu Ge- bote stehenden Streitkräften anzuschließen, um das Gleichgewicht der Streitkräfte herzustellen und aus den Umständen Nußen zu zie= hen. Allein der Brigadier Rubin vollzog entweder aus Eifersucht oder aus Mangel an Energie seine Bewegung mit solcher Langsam- feit, daß Solis, allein gelassen und genöthigt, mit überlegenen Streit= fräften den Kampf zu bestehen, die bekannte Niederlage in Santiago erlitt. Als die Kunde davon unter den Truppen des Brigadier Ru=- bin sih verbreitete, die sich damals niht mehr fern von Santiago be=- fanden, schlugen die Offiziere vor, augenblicklih den General Concha anzugreifen, dessen Streitkräfte sowohl durch die Folgen des bestan- denen {weren Kampfes, als durch die Nothwendigkeit, zwei Ba- taillone zur Bewachung seiner zahlreihen Gefangenen zu verwenden,

. geschwächt sein müßten; der Brigadier Rubin giug jedoch nicht auf

dieses Verlangen ein und führte seine Leute vielmehr nah Pontevedra zurück, Dort angekommen, hörten nun auch die Soldaten das Nä- here über alle diese Vorgänge, glaubten sich verrathen und empörten sih nun gegen Rubin, der kaum noch Zeit hatte, sich auf ein Pferd zu werfen und so durch die Flucht dem Tode zu entgehen, der ihn erwartete. Von einem Reiterhaufen bis in die Straßen von Vigo verfolgt, hatte er daselbs fein Leben blos der Großmuth des englishen Konsuls zu danken, der ihn in sein Haus aufnahm, einige Zeit gegen die An=- griffe seiner Verfolger {übte und ihm zuleyt die Mittel gewährte, nah dem Hafen zu gelangen, wo er sich an Bord eines Séthiffes flüchtete. Zu Madrid beharren Viele bei dem Glauben, daß der ganze Aufstand in Galicien von den sogenannten Dissidenten der Moderados=-Partei selbst angezet:elt gewesen sei. Da fie aber dabei keinen anderen Zweck hatten, als den General Narvaez zu stürzen, so ließen die Haupt-Anstifter des Komplottes alsbald nah Erreichung dieses Zieles ihre Werkzeuge im Stiche. Auffallend bleibt es immer, daß weder Rubin de Celis noch Solis, die beiden Haupt-Militair= Führer des Aufstandes, je etwas Anderes waren als Moderados, daß Jriarte, der einzige Esparterist, welcher bei dem Aufstande thätig war, auf eigene Faust seine kurze Rolle gespielt zu haben scheint, nah deren Beendigung Niemand mehr von ihm sprahz daß keiner der zu Coruña ershossenen Offiziere Aufschlüsse gegeben hatz daß es eine notorishe Thatsache ist, daß die Jusurgenten selb| von einer Allianz mit den Agyacuchos nichts wissen wollten und einen an fie abgesandten Emissair dieser Partei kurzweg zurückwiesen. Auch sind. die Präsidenten und Mitglieder der Juntas in den verschiedenen Städten von Galicien sämmtlich Männer gewesen, die auch an dem Aufstande, der 1843 den Sturz Espartero’s herbeisührte, den thätig- sten Antheil genommen hatten. / TULA

Kousftantinopel, 29. April. Der am 27. April bei der Pforte verlesene Hattischerif, wodurch der Großwesir für die Zeit der Abwesenheit des Sultans zum Kaimakam oder Stellvertreter desselben ernannt wird (s. Allg. Preuß. Ztg. Nr. 133), lautet folgendermaßen :

„Mein erhabener Wesir! Es i| Jedermann bekannt, wie sehr Wir, gegen Unsere sämmtilichen Volks- und Unterthanen-Klassen gnädig gesinnt, dahin streben, daß aus Unseren Reichen alle Gewaltihaten und Ausbrüche der Rodheit verbannt und die wahren Mittel zur Hebung der Landeskultur und Erzielung einer allgemeinen Ruhe aufgefunden werden, Obschon nun “in Folge der bisher ergriffenen Maßregeln und stattgehabten gewissenhaften Bestrebungen das gewaltthätige Verfahren, Gottlob, merklich abgenommen hat, so kann man doch nicht sagen, es sei ganz und gar beseitigt, Un- möglich können Wir aber damit einverstanden sein, daß gegen die Uns von Gott anvertrauten so zahlreichen Unterthanen irgend ein, wenn au noch so geringer Akt der Rohheit verübt werde.

„Indem Wir daher einige Unserer Länder besuchen, hren wahren Zu- stand persönlich kennen lernen, daraus, so weit es angeht, ein Urtheil über die Zustände in den übrigen Provinzen schöpfen und hiernah, mit Gottes Hülse, sie alle einer vollendeten Wohlfahrt theilhaftig machen wollen, haben Wir in diesem wohlmeinenden Vorsaße den Entschluß gefaßt, Uns derzeit mit dem Beistande des Allerhöchsten nah Rumelien zu begeben.

„Mit Dir sind au Unsere anderen Minister als Männer von érpröb- ter Sittenreinheit, Rehtschaffenheit und Dienstbeflissenheit unverkennbar be- müht, Unsere ausgesprochenen Absichten ins Werk zu seßen. Dennoch is

es Unser entschiedener Wunsch, daß Jhr vor Augen habet, wie Wir nux