1880 / 2 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 03 Jan 1880 18:00:01 GMT) scan diff

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Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Kronprinz nahm im Laufe des gestrigen Vormittags die Meldung des Flügel-Adjutanten Grafen von Wedel entgegen, empfing um 1 Uhr den Geheimen Ober-Regierungs-Rath Dr. Swine und ertheilte hierauf einer Deputation der Salz- wirker-Brüderschaft aus Halle eine Audienz,

Bayern. München, 1. Januar. (Allg. Ztg.) Gestern Mittag wurde die feierlihe Einführung des Ober-Regierungs- Raths Frhrn. von Pechmann als Polizei-Direktor der e und Residenzstadt München durch den Regierungs-Rath

al als Regierungs-Kommissar vollzogen. (Magdb. Ztg.)

Anhalt. Dessau, 30. Dezember. Nachdem von Sr. Hoheit dem Herzoge die für die Landes- ynode zu ernennenden fünf Mitglieder bestimmt worden, ist als Tag des Zusammentritts der Synode Mittwoch, der 7. Januar, festgeseßt. Für die Dauer der Verhandlungen ist ein Zeitraum von 14 Tagen angenommen worden, innerhalb dessen die zu machenden Vorlagen erledigt sein müssen und auch erledigt sein können. Die Synode besteht aus 39 Mit- gliedern. Was die Aufgaben derselben betrifft, #o ist die wichtigste von allen die Berathung der Vorlage wegen der allgemeinen Einführung der Union, Weiter wird ihr dann obliegen, eine Matrikel über Aufbringung der Synodalkosten festzustellen, ferner wird sie die Bußtagsfrage beschäftigen, und endlich werden nochch einige andere minder wichtige An- gelegenheiten zur Verhandlung kommen.

Todte ,

Oesterreich-Ungarn. Wien, 1. Januar. „Das Reichs-

gesebblatt“ publizirt heute die Kundmachung dcs Gesammt- Ministeriums, betreffend die theilweise Verlängerung des Handelsvertrages mit dem Deutschen Reiche, ferner die Verordnung des Gesammt-Ministeriums, womit im Ein- verständnisse mit der ungarishen Regierung der Ver- edlungsverkehr mit dem deutschen Zollgebiete für die Dauer vom 1. Januar bis einschließlich 30. Juni 1880 pro- visorish geregelt wird. Ferner wird heute die Verordnung des Handels-Ministeriuums, womit die Verordnung vom 12. März 1879, betreffend die Veröffentlichung von Refactien und sonstigen Begünstigungen im Güterverkehre auf Eisenbahnen, abgeändert wird, amtlih verlautbart.

Nach einer Zusammenstellung der Resultate der Volks- zählung soll die Bevölkerung von Bosnien und der Her- zegowina (mit Auss{hluß von Novibazar) an 800 000, die Stadt Serajewo nur 28 000 Einwohner zählen.

Pest, 1. Januar. Das Amtsblatt publizirt heute zwei auf die Regelung der Handelsbeziehungen der Monarchie mitDeutschlan d vezüglihe Verordnungen.

Vom Grafen Julius Andrassy, der gegenwärtig auf seiner Besißung Tisza-Dob weilt und deswegen die Glü- wünsche der liberalen Partei nicht persönlich entgegennehmen konnte, ist, wie der „Pest. L.“ meldet, an Baron Bela Banffy folgendes Telegramm eingelaufen: „Jh kann erst am 6. d. M. nah der Hauptstadt kommen, Jh bedauere, der mir zugedahten Ehre nicht theilhastig werden zu fönnen und bitte Dich, den Betreffenden bei dieser Gelegenheit meinen Dank auszudrücken.“ / Baron Vanfsy hai dem Grafen Andrassy die Glückwünsche der Partei im telegraphislen Wege ausgedrückt. Das betreffende Telegramm lautet: „Jn Folge des ehrenden Auftrages der liberalen Partei habe ih die Ehre, Ew. Excellenz, als gewesenem Minister des Aeußeren der Monarchie, weijem Staatsmanne, treuem und ausgezeihnetem Patrioten, dem Manne von her- vorragendem Charakter, dem ausgezeichnetsten Mitgliede unse- rer Partei, Kraft und Wohlsein, Glück im Familienschoße und langes Leben im Jnteresse des Vaterlandes zu wünschen.“ _— Ueber den heutigen Gratulations-Empfang der liberalen Partei bei dem Minister-Präsidenten Tisza veröffentlicht die „Pester Correspondenz“ einen Bericht. Fn der Nede, mit welcher der Minister-Präsident die Ansprache des Sprechers der Partei beantwortete, vermied derselbe jedes nähere Eingehen in eine konkrete Frage. Bezüglich der Ver- gangenheit beschränkte er sich darauf, die Orient-Aktion der Monarchie und die Etablirung der Verwaltung in den okffupirten Ländern als fkorrektes Vorgehen hervor- zuheben, wobei er jedoh die Bemerkung einfließen ließ, daß der shwerere Theil der Aufgabe vielleicht erst noch bevorstehe. Sodann gedachte er noch der Annahme des Wehrgeseßes als einer That, durch welhe Ungarn fih selbst den größten Dienst erwiesen habe; bezüglich der Abrüstungsfrage erklärte er, daß die Monarchie E wohl niht voranschreiten könne, daß aber gewiß alle erufenen Faktoren in der Monarchie bereit sein werden, das Geeignete zu thun, wenn die Zeit für die Realisirung dieser Jdee gekommen sein werde. Die Zukunstsfragen berührte der Minister-Präsident nur leise und flüchtig. Auch das neue Jahr werde {were Aufgaben zu lösen haben; er wies auf die Schwierigkeiten hin, mit welchen der materielle Aufshwung des Landes im Jnnern wie nah Außen zu kämpfen haben werde, und knüpfte daran die Versicherung, daß die Regierung der Nothlage gegenüber ihre Schuldigkeit thun werde.

Belgien. Brüssel, 30. Dezember. (Cöln. Ztg.) Der „Moniteur“ veröffentliht heute das Gese, wonach der belgisch - französische Handelsvertrag noch sechs Monate über den Tag hinaus, an welchem der allgemeine Ofen 9 “a Frankreich verkündigt fein wird, Gültigkeit be-

alten joll.

Großbritannien und Irland. London, 31. Dezem- ber. (Allg. Corr.) Die „London Gazette“ meldet die Ernen- nung des Legationssekretärs L ascelles zum britischen Agenten und General-Konsul für Bulgarien.

Das Jndische Amt empfing gestern nachstehende De- pesche vom Vizekönig: „Roberts: telegraphirt vom 27. d. M. aus Kabul, daß General Baker mit 1700 Mann Jn- fanterie, der Guiden-Kavallerie und vier Geshüßen nah Kohistan abmarschirte. Die Wälle um Shirpur herum werden erhöht und die Position in sonstiger Weise verstärkt. Maho- med Jan hat Musa Khan nah Wardak gefühtktt. {Fn die Um- gegend von Kabul kehrt die Ruhe rash zurück.“ General Bright berichtet: Oberst Norman in Gundamuck wurde gestern (29. Dezember) von Azmatullah Khan und den Häuptk- lingen von Lughman mit ca. 2000 Anhängern angegriffen. Der Feind wurde zurückgeworfen. Unser Verlust beträgt zwei darunter Lieutenant Wright von dex Königlichen

Artillerie, und einen Blessirten. Norman rückt heute vor, um Sehbaba und Latabund aufs Neue zu beseßen.

1. Januar. (Allg. Corr.) Ueber den am 28. v. M stattgefundenen Angriff der Mghanen auf das be- festigte Lager des Generals oberts in Shirpur bringt die „Times“ einen ausführlichen Bericht von ihrem Korrespondenten in Kabul, dem Folgendes entnommen ist :

Der General empfing am Abend des 22. zuverlässige Infor- mation, daß am folgeuden Morgen ein - Angriff gemacht werden würde. Das Signal dazu sollte das Anzünden eines Lärmfeuers auf dem Gipfel des Koh-i-Asmai sein. Es war auch theils dur Jnformation, theils durch Beobachtung bekannt, daß der Feind am 99. in großer Anzahl sämmtliche Dörfer im Osten und Nordosten von Shirpur besetzt halte, und daß die Streitkräfte hauptsächlich aus Kohistanis beständen. Weitere Berichte aus der Stadt hatten seit etlihen Tagen der Anfertigung von Sturmleitern, breit genug, um zwei Mann neben einander aufzunehmen, erwähnt. Es wurden demgemäß Befehle ertheilt, daß die Truppen um 4 Uhr Morgens fampfbereit sein sollten. Sämmtliche Geshüße wurden in verschiedenen Theilen der Umwallung des Lagers in _Po- sition gebraht. Die Truppen wurden soweit als möglich bei den ihren Quartieren am nächsten gelegenen Vertheidigungswerken aufge- stellt, mit einer starken Reserve “an der Mündung des Behmar!:- Hohlweges. Die Reserve bestand aus dem 92. Regiment und Ab- theilungen des 72. und 67. Regiments, mit einec Feld- und Berg- Batterie und 6 Schwadronen abgesessener Kavallerie, alle unter dem Kommando des Generals Baker. Die Anhöhen von Behmaru wurden von den 3. Sikhs und den 5. Gurkhas beseßt. Eine Ad- theilung der 23. Pioniere und das 5. Punjab-Infanterie-Regiment beseßten den Hohlweg am westlichen Fuße der Anhöhen. Einige Compagnien des 28. Eingeborenen - Regiments und eine Compagnie des 67. Regiments - beseßten die östliche Fagade der Redoute, Die Guiden beseßten Behmaru. Die übrigen britishen Regimenter bemannten die Brustwehren und die unseren Baracken“ am näcsten gelegenen Thorwege. General

|_Hills kommandirte vom _Thorwege__des Hauptquartiers bis zum _

Behmaru-Hohlweg und General Gough vom Hohlwege bis Belmaru. Die Generale Macpherson, Mafsy und Brownlow theilten unter sich das Kommando über die übrigen Vertheidigungêwerke. Wie er- wartet, wurde um 6 Uhr Morgeñs auf dem Koh-i-Asmai das Lärm- feuer angezündet. Die Truppen wazen alle bereit, und 10 Minuten später entwidelte si ein \charfes Gewehrfeuer von der von den 72ern beseßten Brustwehr und gegen dieselbe. Demselben folgten geraume Zeit HindurÞh Gewehrsalven in der Richtung auf Behmaru. Es war dann navezu voller Tag geworden, Das Feuern schiena anzudeuten, daß der wirklihe Angriff gegen Behmaru gerichtet sei. Der Feind rückte hier mit bemerkens- werther Kühnheit vor und gelangte in den Besiß eines kleinen Dorfes außerhalb der Vertheidigungswerke, von welchem aus er im Stande war, ein sehr heftiges Gewehrfeuer sowohl gegen die Vertheidigungs- werke des Dorfes, als auch gegen das Ostende der Anhöhen zu unter- halten. Die Bergkanonen, welche allein an diesem Punkte benugt werden konnnten, das Feuer der Guiden 2c. waren außer Stande, den Feind zurückzuwerfen. So ents{lossen war der Angriff und fo groß die Stärke des Feindcs, hauptsächlich der Kohistanis, an diesem Punkte, daß General Baker zwe mal Verstärkungen von der Neserve entsandte. Während dieser Angriff fortdauerte, unterhielt der Feind ein sehr lebhaftes Feuer von den Baumgärten und anderer Deckung aus, welches die ganze südlihe und westlihe Front in Rauch einhüllte. Viele feindliche Kugeln fielen sogar im Innern von Shirpur vieder. Der Feind entwickelte auch große Massen von Streitern, und geraume Zeit war es nicht gewiß, ob er nit einen ernsten Angriff auf den Süden und Westen beabsichtige. General Roberts, der von dem. was an den Hauptpunkten vorging, dur den Telegraph und Heliograph gehörig unterrichtet wurde, be- {loß endlich gegen 10 Uhr, jgdeandee Fühlung mit dem Feinde zu unterlassen, und Ticz viec Kaonen duxch den Behmäru-Hohlweg vor- rücken, um ein Kreuzfeuer auf das außerhalb gelegene Dorf zur Geltung zu bringen. Dieses Feuer vertrieb den Feind schr bald, und seine Verdrängung von diesem auserkorenen Angriffspunkte ent- muthigte ihn augenscheinlih so sehr, daß die Kohistanis anfingen, aus sämmtlihen Dörfern, die sie bisher in der Richtung nah ihrer Heimath beseßt gehalten hatten, herauszuströmen. Dann bot General Roberts die ganze Kavallerie zur V:rfolgung auf, und, selber nach Behmaru reitend, traf er Anstalten, um | sämmtliche Dörfer im Ojten und Südosten von Shirpur zu säubtern und diejenigen zu be- jeßen, welche die Annäherung der Brigade des Generals Gough am nächsten Morgen behindern konüten. Inzwischen war die Kavallerie unter General Massy nach dem Nordosten von Shirpur dirigiët worden und hatte etlihe Schaaren derx hintersten Flüchtlinge auf- gefangen und niedergehauen, ehe dieselben die Anhöhen erreichen konnten. Als die Kavallerie weiter vordrang, verlor der Feind, der noch immer die Übrigen Dörfer nah Osten zu hartuäckig behauptete, fürhtend, daß 1 Rückzug nach der Stadt abgeschnitten werden würde, den Muth und zog fich nach den Anhöhen von Siah Sang zurü. Sämmtliche Dörfer der Umrunde bis zum Mittelpur kte der südlichen Façade waren vor Anbruch der Dunkelheit vom Feinde gesäubert, und die wichtigeren wurden von unseren Lruppen entweder beseßt oder zer- stört. Die Kavallerie, deren Bewegungen höchst wirkungsvoll ge- wesen, kehrte vor Abend nah Shirpur zurück. Um General Goughs Marsch am 24. ganz sicher zu machen, wurde am frühen Morgen eine Streitmacht zur Beseßung der Anhöhen von Siah Sang abge» \chickt. Diese Vorsihtsmaßregel war indeß unnöthig, da die ge- sammten Insurgenten-Streitkräfte sih in Folge ihrer Niederlage am Dienstag im Laufe der Nacht nach ihrer Heimath zerstreut hatten. Am 24. Nachmittags rückte das 5. Punjab- Infanterie-Regiment 1n Kabul ein und installirte wieder General Hills in sein Amt als Militär-Gouverneur. Der Bazar bot ein kläglihes Aussehen, die Läden waren zerstört und demolirt und die Geschäfte gänzlih ins Stocken gerathen. Unsere Truppen besuchten auch den Bala Hifsar, blieben aber niht dort, da man es für möglih hielt, daß der Plat unterminirt sei. Er wird sorgfältig untersuht werden. Die Kaval- lerie patrouillirte am 25, auf zwei Routen bis Char-Asiab, fand aber keinen Feind vor.“ :

Die Staatseinnahmen Großbritanniens in dem am 31. Dezember beendeten dritten Quartal des laufenden Finanzjahres betragen, den heute vorliegenden amtlihen Aus- weisen zufolge, 18616 557 Pfd. Sterl. gegen 19 069 562 Pfd. Sterl. in dem entsprehenden Quartale von 1878, d. i. eine Abnahme von 453 005 Pfd. Sterl. Die Zölle lieferten 5 356 000 Pfd. Sterl. gegen 5 484 000 Pfd. Sterl. im Vorjahre; die Getränfkesteuer (excise) brahte 6 460 000 Pfd. Sterl. gegen 6-990 000 Psd. Sterl. ; die Stempelsteuer 2 725 000 Pfd. Sterl. gegen 2 628 000 Pfd. Sterl. ; dic Grund- und Gebäudesteuer 26 000 Pfd. Sterl. gegen 26 000 Pfd. Sterl. ; die Einkommensteuer 486 000 Pfd. Sterl. gegen 440.000 Pfd. Sterl. ; die Post 1630 000 Pfd. Sterl. gegen 1 513 000 Pfd. Sterl. ; die Telegraphenlinien ergaben 365 000 Pfd. Sterl. gegen 325 000 Pfd. Sterl. ; die Krondomänen 135 000 Pfd. Sterl. gegen 140 000 Pfd. Sterl. ; die Zinsen von Vorschüssen 325 520 Pfd. Sterl. gegen 383 151 Pfd. Sterl. und die verschiedenen anderen Einnahmen 1108 037 Pfd. Sterl. gegen 1098 411 Pfd. Sterl. Die Ab- nahme in den Quartal-Einnahmen vertheilte sich somit auf die Zölle, die Getränkesteuer, die Krondomänen und die Zinsen der Vorschüsse. Die Gesammteinnahme für die ersten drei Quartale des laufenden Finanzjahres stellte sich auf 54 146 829 Pfd. Sterl. oder 448 955 Pfd. Sterl. weniger als in der Parallelperiode von 1878, und für dás am 31. De- zember beendete Jahr 1879 auf 82 667 017 Pfd. Sterl, gegen

80 484 039 Pfd. Sterl. in 1878, d. i. eine Zunahme von 2182978 Pfd. Sterl.

Frankreich. Paris, 2. Januar. (W. T. B. Ver- spätet eingetroffen.) Der „Temps“ bringt Einzelnheiten über den gestern im Palais de l’Elysée stattgehabten Neujahrs- empfang und berichtet dabei Folgendes: Als der Conseils: Präsident de Freycinet die Botschafter einzeln begrüßt, habe der deutshe Botschafter, Fürst Hohenlohe, dem Con- seils-Präsidenten den Empfang eines Telegrammes des Fürsten Bismarcf angezeigt, in welchem Fürst Bismarck ihn ersuche, dem Conseils-Präsidenten de Freycinet seine persönlihen Glüd- wünsche auszudrücken und ihm mitzutheilen, daß er, so sehr er das Scheiden des Botschafters St. Vallier bedauere, den lebhaften Wunsch hege, daß die freundschaftlihen und fried- lihen Beziehungen der beiden Länder aufrecht erhalten bleiben möchten. Fürst Hohenlohe habe dann noch in seinem eigenen Namen weitere verbindlihe Neußerungen hinzugefügt und auf die Beziehungen hingewiesen, durch welche seine Familie mit derjenigen Freycinets verbunden sei. Der Conseils-Präsident de Freycinet habe seinen lebhaften Dank ausgesprochen und den Fürjten Hohenlohe gebeten, dem Fürsten Bismarck seinen sehnlihen und aufrihtigen Wunsh für Er- haltung der freundschastlihen und friedlichen Beziehungen zu übermitteln, durh welche Frankreih und Deutschland mit ein- ander verbunden seien. Er sei glücklich, daß der Uebermittler seiner Wünsche der Fürst Hohenlohe sei, mit welchem die schon seit langer Zeit zwishen ihren beiderseitigen Familien bestehenden freundschastlihen Beziehungen noch enger zu knüpfen ihm zur größten Freude gereichen werbe.

Portugal. Lissabon, 2. Januar. (C. Ztg.) Ein Dekret ernennt 25 neue Pairs, darunter Carvalho, Ge- sandter in Rom, und Valmore, Gesandter in Wien.

Türkei. Konstantinopel, 2. Januar. (W. T. B.)

-Bezüglih des —Ausgleihs—der Differenz zwischen —dem-———

englishen Botschafter und der Pforte wird versichert, daß in der Audienz, welche der Botschaster gestern beim Sultan hatte, ein Einverständniß dahin erzielt worden sei, daß die bei den Missionären mit Beschlag belegten Papiere zurüd- gestellt werden, d:§ß Ahmed Tewfik zeitweilig aus Konstanti? nopel entjernt wird und daß der Polizei-Minister ein aufklä- rendes Shreiben an den Botschafter Layard richtet.

Ein Telegramm des „Standard“ aus Skutari meldete, daß in Prizrend ein Aufstand ausgebrochen sei, in Folge dessen zwei Kirhen und mehrere Wohnhäuser der Christen geplündert und angezündet wurden; die Garnison wäre unfähig, die Ordnung aufrecht zu erhalten. Diese Na ch- rit ist vollkommen unrichtig; es herrscht niht nur in Prizrend, wo sich Moukhtar Pascha befindet, sondern auch in den der montenegrinishen Grenze am nächsten gelegenen Orten, wie Jakova und Jpek, die vollständigste Ruhe.

Pera, 1. Januar. (W. Pr.) Der Scheik-ul-Fslam rihtete ein Cirkular an die Vorsteher der Nedressechs (Hochschulen) mit der Aufforderung, strenge darauf zu sehen, daß die Softas sich nicht mit decn Schriften der ch ri st - lihen Theologen beschäftigen und keinen Umgang mit christlihen Priestern haben sollen. Der bulgari f che ÉExarch notifizirte amtlih der Pforte, daß er gleih nah dem- griechishen neuen Jahre seine Residenz von Sofia nah Phi- lippopel verlegen werde. Sd

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Philippopel, 31. Dezember. Provinzial

¡vers ammlung hat, einer Meldung der „Presse“ zufolge,

im Sinne des Organisationsstatuts das aus zehn Mitgliedern bestehende Permanenz-Comité gewählt. Alle Mitglieder find Bulgaren, darunter ein Katholik. Die Provinzialver- sammlung hat bereits die Beamtengehälter geregelt : der Generalsekretär des Gouverneurs bezieht ein Fahresgehalt von 1200, die Direktoren von 600, die Präfekten von 450 tür- fischen Pfund.

Serbien. Belgrad, 31. Dezember. Das „N. W. Tagblatt“ meldet : Authentish verlautet, daß in dem unter Vorsitz des Fürsten gestern in Nish abgehaltenen Minister- rathe beschlossen wurde, den Wünschen Desterreih:Ungarns in der Eisenbahnfrage insoweit entgegenzukommen, daß die in dieser Richtung zwishen Serbien und der Monarchie be- stehende, in den leßten Wochen akut gewordene Differenz that- jächlih beglichen werden solle. Ristics wird daher die Ver- handlungen mit Baron Herbert auf Grund unbeschränkter Vollmachten führen.

Montenegro. Cettinje, 31. Dezember. Der Fürst hat, wie dem „Pest. L.“ berichtet wird, den Vertretern der Mächte die Zusicherung zukommen lassen, daß er sih vorläufig jedes feindseligen Angriffes auf Gusinje und Pla wa ent- halten werde, wenn er nicht etwa, wie er befürchte, dur einen Angriff der Albanesen hierzu provozirt würde.

= Wie det „W. Pr aus Cattäro, L Januar, g&E meldet wird, fordert Moukhtar Pascha von der Pforte cine abermalige Geldsendung von sechsmalhunderttausend Piastern, um dieselben unter die Bewohner von Gusinje und Plawa vertheilen zu können. Die Bevölkerung Gu- sinjes exklärte, daß sie vor April keinesfalls auf türkishes Ge- biet auswandern könne oder wolle.

Nuߧßland und Polen. St. Petersburg, 1. Januar. (St. Pet. Ztg.) Aus Taschkent liegt dem „Russ. Fnv.“ zufolge die telegraphishe Nachricht vor, daß am 23. November die afghanishen Serdare Neik Mahomed Chan, Bruder des verstorbenen Schix Ali Chan, und sein Vetter, der Ulema Hus | ein Chan mit einem aus aht Personen bestehenden Gefolge daselbst eingetroffen sind. Die Ankömmlinge geben an, sie seien nach der Schlacht bei Kabul geflohen, und bitten um unsere Gastfreundschaft. Eine andere Depesche vom 14. Dezember enthält die Nachricht, der afghanishe Serdar A b- derrahman Chan habe um die Erlaubniß gebeten, seinen Verwandten im Ferghanagebiet einen Besuch machen zu dürfen und sei von dort ins Ausland geflüchtet.

__ Amerika. Washington, 2. Januar. (W. T. B.) Die Staatsschuld der Vereinigten Staaten hat im Monat Dezember um 4 251 000 Doll. abgenommen. Fn der Ie befanden sich ult. Dezember 207 984 000 Doll. in Baar.

Neichstags- Angelegenheiten.

München, 2. Januar. (W. T. B.) Bei der am 30. v. Mts. im 5. Wahlkreise von Mittelfranken (Dinkelsbühl) stattgehabten Reichstagswahl erhielt Dr. Schreiner 3658 Stimmen, Regierungs-Rath Luthardt 3638 Stimmen. Es ift eine Stichwahl erforderlich.

F Befugnisse M Ward- und

Ansha ch, 3. Januar. (W. T. B.) Bei der Reichstags- wahl im 3. Wahlkreise von Mittelfranken erhielt Jegel 3641 St., Kroeber 2211 St. und Graf Rechtern 1472 St. Es ist somit eine Stichwahl zwischen Jegel und Kroeber nothwendig.

Landtags- Angelegenheiten.

Dem Herrenhause is ein Geseßentwurf, [betreffend die her e A E, E besißern an öffentlichen Flüssen, und die Aufhebung der ELE ; q Hegungsordnung für das Herzogthum Sthlesien und die Grafschaft Glaß vom 12. September 1763, vorgelegt worden.

Die Motive lauten: : A E Seit die öffentlichen Ströme einer planmäßigen Regulirung

F unterzogen werden, haben an denselven Verhältnisse sich entwickelt, Ÿ welche wesentlih verschieden von denjenigen BVorausseßungen sind,

Y auf welchen

die in den meisten Landestheilen zur Zeit bestehenden

À Rechtsverhältniss- zwishen dem Staat und dem Uferbesißer beruhen.

Der Staat hat es unternommen, durch häufig in fortlaufender

5 Reibe den Strom begrenzende Werke dem Bett der Flüsse die für N die Schiffahrt erforderlihe Gestaltung zugeben, beziehungsweise zu

F erhalten.

Auf weite Strecken ist eine künstliche Uferbildung durch

J Buhnensysteme, Deckwerke und dergleichen theils angebahnt, theils

N wenigstens geplant.

Alljährlich werden Millionen aus Staats-

F mitteln auf diese Befserungen verwandt, deren kräftige und plan-

Y mäßige M kehrs M und,

Y von Preußen, den Ÿ regierung bildet.

Förderung als ein dringendes Bedürfniß des Ver- wiederholt auch von der Landesvertretung anerkannt ift einstweilen in Beschränkung auf die fünf Hauptströme Gegenstand einer Vorlage der Staais- Die Vorausseßung für die Wirksamkeit der vor- genommenen Arbeiten und demnach für die nüpliche Verwendung der

Ï dafür bestimmten Mittel bildet die Verfügung über das Flußbett

Y nebst Zubehör unterhalb der Linie des Uferrandes.

Es bedarf der

N näheren Begründung nicht, daß auf die Durchführung der Strom-

F zu verhindern.

N regulirungen nit mit Sicherheit zu rechnen ist, wenn die Bau-

verwaltung nicht in der Lage sih befindet, dié “erforderlichen Arbeiten auszuführen und die Beeinträchtigung des Werkes durch Dritte Nach beiden Richtungen reicht das bestehende Recht

Ï nicht aus.

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Ÿ lien Ausdehnung und Festigkeit fort zu entwickeln. N nehmen steht das in dem größten Theile der Monarchie geltende

Theils it dasselce lückenhaft oder entbehrt der erforderlichen Präzision, theils gewährt es üherhaupt niht dem Staate die hier- nah erforderlichen Befugnisse. S

Besonders schwere Mißstände sind aus dem bisherigen Rechts- zustande bezüglich der durch die Korrektionswerke entstandenen künfte lichen Anlandungen hervorgetreten. Um den Zweck der Arbeiten, die Bildung einer neuen dem Normalprofil entsprechenden Uferlinie zu erreichen, ist es unerläßlich, jene Arlandungen zu der hierzu erfor- Diesem Unter-

Recht hemmend im Wege. Abgesehen von einigen Landestheilen, in welchen jene künstlichen Aolandungen Eigenthum des Staates wer- den, wawsen sie, theilweise unter Vorausseßung der Besitergreifung, dem Uferbesitzer zu.

Nach §. 263 Titel 9 Theil I. Allg. L.-R. insbesondere haben die angrenzenden Uferbesißer das nächste Recht, si den solcher- gestalt gewonnenen Grund und Boden durch Besißnehmung zuzu- eignen. AUerdings ist an. die Ausübung der Berechtigung die Ver- pflichtung geknüpft, nah Verhältniß ihrer Antheile an dem Lande zu den Kosten der Arbeiten beizutragen und andererseits ist die Besiß- nahme der Alluvionen durch die Strombauverwaltung nicht ausge- \{chlofsen. Allein diese Vorschrift gewährt nur geringen Nutzen. Selbst von denjenigen Anlandungen, von denen die Strombauverwaltung Besitz zu ergreifen in der Lage war, kann sie den Uferbesizer nicht

M bis zur ordnungsmäßigen Befestigung derselben, sondern nur so lange

ausschließen, bis er jenen Kostenbeitrag geleistet hat. Im Uebrigen aber bildet die Erfüllung der Verpflichtung zur antheiligen Ueber- nahme der Kosten, wie durch die Rechtsprehung au des Ober- Tribunals (u. a. Erkenntniß vom 9. November 1857, Entsch. Bd. 37 S. 69) festgestellt ist, nicht die Vorausseßung für den Erwerb des Eigen- thums. Zu let terem bedarf es vielmehr nur der Besißergreifung;z der Uferbesißer kann alsdann zur Erfüllung der Beitragspflicht nur im Wege der Bereicherungsklage herangezogen werden. Diese Auslegung des Ge- {eßes berührt das finanzielle Interesse des Staates in erheblichem Maße, indem der Fiskus bei der Ersaßforderung für die verauélag-

F ten Kosten in die ungünstige prozessualishe Rolle des Klägers ver-

sett wird. In beiden Fällen if der Strembauverwaltung jedenfalls die rechtiihe Möglichkeit entzogen, die Anlandungen gegen den Willen der Uferbesizer in der für die Regulirung des Stromes erforder- lien Weise auszvbilden. Aus diesem Rechtszusiand sind insbeson- dere an der Elbe und Oder bereits die s{chwersten Mißstände er- wachsen und auf manchen Strecken die Erfolge der Regulirungs- arbeiten wesentli beeinträchtigt, ja selb ganz in Frage gestellt worden. Abhülfe ist, sofern die Durchführung der Korrektion ge- sichert werden soll, dringend geboten. j

Eine nicht minder un"mgängliche Vorausseßung für die erfolg- reiche Wirksamkeit der Strombauoerwaltung is die Möglichkeit, natürlihe Anlandungea, Inseln und Sandbänke je nach Bedürfniß der Regulirung zu beseitigen oder zu befestigen und auszubilden.

Au hierfür reichen die bestehenden Rehtsnormen, abgesehen von denjenigen Landestheilen, in welhen nach dem dort geltenden Recht die Ufer oder das Bett öffentlicher Flüsse oder wenigstens die Fnseln dem Staat eigenthümlich gehören, niht aus. Jnsbesonder- fehlt es an einem Rcchtstitel, die Befestigung solher Grundftücke wider den Willen der Eigenthümer durhzuführen bisher gänzlich.

Daß die Berechtigung der Uferbesißer, die Ufer zu decken und zu hüten, insofern begrenzt ift, als durch solche Arbeiten weder die Schiffahrt noch die Vorfluth beeinträchtigt werden dürfen, ist in allen Rechtsgebieten Preußens geltendes Prinzip. Bisher fehlt es indessen, insbesondere im Gebiet des Landrehts (§8. 239—241, Tit. 9, Theil 1. Allg. L.-R.) an Vorschriften, durh welche die Aus- übung jener Berechtigung auch in solchen Fällen, in welcheu die Deckung nicht gleichzeitig als cine Anlage, welche das Anspüläi be- fördert, sih darstellt, näher geregelt und die íúInnehaltung jener Grenze im Voraus gesichert wird. Eine entsprehende Ergänzung des bestehenden Rechts ist daher gleichfalls Bedürfniß.

Ist die Beherrshung des Strombetts unterhalb des Uferrandes die Voraussetzung für die Stromregulirungen, so würde die Bau- verwaltung doch nicht in der Lage sein, die Arbeiten durchzuführen, wenn ihr niht die Benußung der Ufer selbst in gewissem Umfange zugeitanden würde. Ihre Beamten und Organe müssen nicht nur während des Neubaues von Korrektionswerken, sondern jederzeit die Ufer betreten dürfen. Die zur Ausführung von Neubauten und Reparaturen erforderlichen Arbeits- und Lagerplätze sür Materialien müssen ihnen zur Verfügung stehen, wie nicht minder der erforder- liche Raum für Aufstellung der Vorrichtungen zur Räumung der Ströme und der Raum zur Ablagerung der geräumten Materialien. Sie müssen endlich zur Entnahme des für die Werke erforderlichen Bodens befugt sein. /

Solche Berechtigungen gewähren nur einzelne Provinzialrechte, insbesondere die Schlesische Üfer-, Ward- und Hegungsordnung; die Anwendung des Enteignungsgeseßes dagegen ist nah der Natur der betreffenden Arbeiten, welche das zeitraubende Enteignungsverfahren nicht gejtatten, oft auch im Voraus hinsichtlich des Umfanges sich nicht übersehen lassen, ausgeschlossen.

Wenngleich die Üferbesiger in der Regel bereitwillig der Strom- bauverwaltung die vorstehend erwähnten Befugnisse eingeräumt haben, so erscheint es doch nothwendig, die Ausübung der erforderlichen Be- rechtigungen nicht von dem guten Willen der Uferadjazenten abhängig zu machen, sondern sie der Strombauverwaltung gegen Entschädigung der leßteren durch Geseß ausdrüctlih beizulegen. Endlich erscheint es geboten, das Deichgeseß vom 28, Januar 1848 (Geseßz-Sammlung Seite 54) dahin zu ergänzen, daß auch die Beseitigung von hoch- stämmigen Bäumen und von Niederholz, sofern sie den Abfluß des

Wasse:s in einer die Schiffahrt benachtheiligenden Weise beeinträh- tigen, beansprucht werden kann. :

Liegt hiernach ein Bedürfniß zur Abänderung des bestehenden Rechts in manchen Beziehungen vor, und ift es, sollen anders die Abänderungen der in der Ausführung begriffenen planmäßigen Re- gulirung den preußischen Wasserstraßen noþ zu Gute kommen, nicht thurlih, diese größtentheils das bestehende Privatrecht berührende Reform bis zur Herstellung des deutschen bürgerlichen Geseßbuches zu vertagen, so folgt aus dem leytgedahten Umstande mit Noth- wendigkeit, daß die Abänderung über das durch die Bedürfnisse der Strombauverwaltung unbedingt gebotene Maß nicht hinausgeben und sich darauf zu beschränken haben wird, unter“ thunlichst nahem Anschluß an das bestehende Recht der lehteren die unerläßlichen Be- fugnifse zu ertheilen.

Nicht minder war, da es lediglih um Erweiterung der leßteren im öffentlihen Interesse, niht aber um eine anderweite Vertheilung der Verpflichtung zur Unterhaltung der \chiffbaren Flüsse zwischen Staat und Uferbesißer sich handelt, davon auszugehen, daß dem Uferbesißer nur das Dulden der erforderlichen Maßnahmen und das Unterlassen \{chädliher Handlungen aufzuerlegen, nicht aber eine thätige Mitwirkung derselben über den gegenwärtigen Rechtszustand hinaus zu beanspruchen sei. Í

Im Hinblick auf §. 115 des Zuständigkeitsgeseßes vom 26. Juli 1876 waren ferner Bestimmungen über die Zuständigkeit zur Ausübung der der Strombauverwaltung zugewiesenen Befug- nisse und den Instanzenzug beizufügen. Daß diejenigen Rechtsver- hältnisse der Uferbesißer, welche den Gegenstand dieses Geseßes nicht bilden, als u. A. die Verpflichtung zur Gestattung des Leinpfades, die Uferbaulast und dergleichen, durch dasselbe niht berührt werden, bedarf einer besonderen Erwägung kaum.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Die älteste unter den bestehenden deutschen Revuen, das „Magazin für dieLiteratur des Auslandes“, tritt mit der vorliegenden Nr. 1_von_ 18860, inhaltlih_ wie seiner äußeren Er- s{heinang nah wesentlich verbessert, in den neuen Jahrgang, seinen 49, ein. Dem Herausgeber, Dr. Eduard Engel hierselbst, ift es ge- lungen, niht nur kompetente Richter auf literarishem Gebiete aus Deutschland um sich zu scharen, sondern auch bedeutende Namen des Auslandes für das „Magazin“ zu gewinnen. Die Nr. 1 des Fahrgangs 1880 enthält u. A. eine Ansprahe „An unsere Leser“, in welcher die Redaktion verspricht, den Nebentitel des Blattes zu recht- fertigen, nämlich „kritishes Organ der Weltliteratur“ zu sein. Paul Heyse hat seine Ueberseßerkunst bewährt an dem Gedichte Ugo Fo8- colo’8s: „Dei Sepolcri“ (Von den Gräbern). Ein Artikel von Karl Knorß „Ein deutsh-amerikanisher Dichter“ führt die Werke des in Freiligrathsher Manier dihtenden Caspar Buß vor. Professor Max Müller (Oxford) \chreibt einen geistrolen Essay „Ueber Mythen und Volkslieder der Südseevölker“, aus dem sich inter- essante Schlußfolgerungen bezüglich des Fetischimus ergeben. Der vielgenannte französishe Romanschriftsteller und Kritiker Emile Zola liefert eine shwungvolle, eigens für das „Magazin“ geschriebene Arbeit übec seinen Landsmann Gustave Flaubert und dessen Roman L'éducation séentimentale, In einem Artikel von Dr. Julius Frei (Budapest) „Shakespeare in Ungarn" wird der Einfluß der deutschen Shakespeare-Uebersezungen auf die Entwickelung der ungarischen Dramatik geschildert. Paul Lanzky in Florenz unterzieht das Auf- schen machende Werk Mamiani's „Die Religion der Zukunft“ einer Kritik. Vier kleinere abgerundete Arbeiten, darunter „Molière in Rußland“, „Goethe's Stellung in der Weltliteratur“ 2e., sowie eine „Bücherschau“ und mehrere Spalten „Literarisher Neuigkeiten“ be- fähigen den Leser, wie es das „Magazin“ verspricht, der Bewegung \ämmilicher Literaturen mit Interesse zu folgen. Das „Magazin“ erscheint in Leipzig bei W. FriedriÞ wöchentlich in einer Stärke von 32 Spalten und kostet vierteljährlih 4 16.

Gewerbe und Handel.

V Frankfurt a. M., 1. Janúar. (Del-Bericht von Wirth u. Co.). Obgleich das spekulative Interesse am Petro- leummarkt noch sehr lebhaft ist, so konuten doch weder Rohôl noch raffinirtes die hohen Preise, welche sie zu Anfang des vorigen Monats erreicht hatten, behaupten. Geringe Nachfrage aus Europa und die Gerüchte von der Erbohrung neuer Quellen im Kinzua- Distrikte, die auf ein neues Oelgebiet {ließen lassen, trugen dazu bei, dem Markt eine langsam weihende Tendenz zu geben. Troß aller Anstrengungen der Haussiers sind die Preise für Rohöl auf 111 G nts, für raffinirtes auf 82 84 Cents, fur Kisten auf 114 Cents zurückgegangen. / i

Von Peru liegen Nachrichten vor, daß ein amerikanischer Bohr- Ingenieur dortselb# größere und bessere Petroleumlager als die von Pennsylvanien und Kalifornien gefunden hat und bereits sehr gutes Brennöl daraus gewinnt. ; /

Die Statistik der 5 größten Häfen des europäischen Kontinents giebt den Gesammtvorrath von Petroleum auf 1222 165 Faß gegen 877 000 Faß Ende 1878 an. Die Lagerzunahme beziffert sihch also auf 439/60.

Scchmieröle (Luhricating Oils) find fest und Preise steigend. Non der Marke Globe befindet sih nichts am Markt, andere Winter- ¿le finden zu hohen Preisen Nehmer, zero cold test Oele sind sehr

gesucht. Verkehrs: Anstalten.

Triest, 2, Januar. / (W. T. B.) | Der Lloyddampfer „Saturno“ ist heute Nacht aus Konstantinopel hier angekommen.

Berlin, den 3. Januar 1880.

An Stelle der amtlichen Course, welhe während des Winter- semesters im Abgeordnetenhause nicht abgehalten werden können, ver- anstaltet der Stenographen-Verein zu B.rlin in der König- lihen Gewerbe-Akatemie, Klosterstraße 36, Hörsaal 1, einen öffent- lichen Unterrichtskucsus für Damen und Herren in der verein- fahten W. StolzeshenStenographie. Der Unterricht beginnt Dienstag, den 13. Januar, findet Dienstag und Freitag Abends von 8 bis 9 Uhr statt und ist am 27. Februar beendet. Eintrittskarten sind gegen Erlegung von 6 4 (für das Lehrbuch und zur Delung der Unkosten) vorher zu entnehmen: im Abgeordnetenhause Leipziger- straße 75, im Bureau des Invalidendank, Marggrafenstraße 1 a,, sowie bei dem Kaitellan Hrn. Kutscher, Klosterstraße 36, Schrift- lihe Anmeldungen sind an den Leiter des Kursus, Hrn. L. Loepert, geprüften Lehrer der Stenographie, 80., Jofephstraße 6, zu richten.

Der Jahresbericht des Vereins für Lübecckische Geschicht uud Alterthumskunde über das Jahr 1878 theilt mit, daß im Laufe desselben das 1. Doppelheft 6. Bandes des Lübecker Urkunden- bus erschienen, welcher die Jahre 1418 bis 1430 zu umfassen bestimmt ist. Daneben waren die Vorbereitungen vollendet, um ein 10. Heft des vom Verein unternommenen Siegelwerks im Druck erscheinen zu lassen. Dieses Heft enthält Siegel Lübectischer Bürger. Die bis- herige Verzögerung der Publikation hat andererseits doch wieder den Bortheil gehabt, daß den vorhandenen Tafeln noch eine weitere hin- zugefügt werden konnte, welche die Abbildungen der im Münchener Staatsarchive aufbewahrten Siegel der Mitglieder des 1408 ausgewanberten alten Raths darstellt. Von der Zeitschrift konnte aus Mangel an Mitteln ein weiteres Heft niht erscheinen, dagegen sind die in den leßten Jahren eingeführten monatlichen Abendzusammen- fünfte während des Wintersemesters 1878 fortgeseßt worden. Ge- meinschaftlih mit dem Verein der Kunstfreunde hat der Verein eine Kommission niedergeseßt, welche die Frage zu berathen hat, ob die Publikationen über Lübecker Bau- und Kunstdenkmäler wieder aufzunehmen bezw. fortzusegen seien. Die- deutsche anthro- pologis he Gesellschaft, welche in Kiel tagte, folgte der Einladung

des Vereins und des naturhistorischen Museums zu einem zweitägigen Besuche, während dessen die Museen und das Hünengrab zu Wald- hausen bésihtigt und im Riterauer Gehege eine Ausgrabung vor- genommen wurde. Das Museum Lubecense und die kulturhistorischen Sammlungen haben, letztere namentlich dur zahlreiße Zuwen- dungen des Publikums, werthvolle Bereiherungen erfahren. Die Neuwahl des Vorstandes für die 3 Jahre 1879 bis 1881 übertrug den Vorsiß an Stelle des aus Gesundheitsrücksichten zurüd- getretenen langjährigen (inzwischen. verstorbenen) Präsidenten, Prof. Mantels, dem Polizei-Sekretär Hrn. Dr. jur. Adolph Hach, während die Kassenführung und das Schriftführeramt auch ferner von Hrn. Staats- archivar Wehrmann bezw. Hrn. Dr, jur. Joh. Benda wahrgenommen wird. Zum 2öjährigen Jubiläum jeines Schriftführers, des Hrn. Wehrmann, hat übrigens der Verein ein Berzciconiß aller seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts in den han- sishen und lübeckishen Wochenblättern und Zeitschriften ver- öfentlihten, auf die Geschichte Lübecks bezüglihen Abhand- lungen und Notizen, nach den Gegenständen Üübersichtli) geord» net, erscheinen lassen, welches Freunden der hansishen Geschichte willkommenes Nawschlagematerial bietet.

Wiesbaden, 2. Januar. (W. T. B.) Das Rhein-Eis steht von dem Loreleyfelsen bis Mainz fest. In Folge dessen ist ein großes Anschwellen des Rheins und des Mains eingetreten uvd bei Rüsselsheim eia Dammbrucb erfolgt. Rüsselsheim, Kostheim und Flocrsheim sind überschwemmt. Rüdesheim befindet si seit gestern Mittag wegen Verstopfung des Binger Los unter Wasser. Ueberall herrscht die größte Besorgniß. Die Hessische Ludwigsbahn hat die Fahrten zwischen Frankfurt a. M. und Mainz eingestellt.

Mainz, 2. Januar. (W. T. B.) Der Bahndamm beim Fort Gustavsburg an der Einmündung des Main in den Rhein ist in Folge der Ueberfsluthung „zerstört und der Bahnverkehr zwishen Mainz und Mannheim eingestellt worden. Das Sis im Rhein 1nd im Main hat fih nunmehr seit 115. Uhr Vormittags ohne weiteren Unfall in Bewegung geseßt.

Worms, 3. Januar. (W. T. B.) Durch plöulic) einge- unter Wasser geseßt worden. Das Rhein-Eis bei Mannheim und Philippsburg hat {ih ebenfalls in Bewegung geseht.

Straßburg i. E., 2, Januar. (W. T. B.) Dur die Hoch fluth der Ill haben mehrere hölzerne Brücken und Wach- \chiffe Schaden genommen. Aus Met wird von heute Nacb- mittag ein weiteres stetes Steigen der Mosel und ihrer Zuflüsse gemeldet. Gleiche Nachrichten sind über den Wasserstand der Saar hier eingegangen. Der Stand des Hochwassers hat denjenigen des Jahres 1844 stellenweise bereits überstiegen.

Met, 3. Januar, Nachmittags. (W. T. B.) Die Mosel ift im Fallen. Der Eisgang ist ohne wesentlihen Schaven verlaufen. An der oberen Mosel ist die Gefahr beseitigt.

Wien, 2. Januar. (W. T. B.) Der Eisstoß auf der oberen Donau hat sih gestern Nacht und heute Vormittag von Marbach aus ia Bewegung geseht und ist heute Vorwittag 11 Uhr bis unter Krems vorgedrungen, woselbst der Wasserstand die Höhe von 612 ecm erreiht hat. Stein und die umliezenden Ortschaften find bereits übershwemmt; Krems ist gefährdct. Die oberen Donauzuflüsse sind im Steigen. Von. Tulln bis zur ungarischen Grenze stehen die Cismassen noch.

Ueber das Eisenbahnunglück inDundee meldet die „Alg. Corr.“ vom 1. Januar weiter: Die Nachforshungen nah dem Wrack der Taybrücke und dem verunglückten Zuge wurden im Verlauf des gestrigen Tages unter günstigeren Verhältnissen betrieben, als dies an den beiden vorausgegangenen Tagen- möglih gewesen. Das Wasser war ruhig und verhältnißmäßig rein, so daß die beiden Taucher im Stande waren, die Lage der Trümmer der Brücke und des Zugs genau festzustellen. Ein Wagzon dritter Klasse wurde vollständig zertrümmert aufgefunden. Die Lokomotive lag auf der Seite. Bei Abgang der letzten Telegramme waren noch keine Leichen aufgefunden worden. Die Direktoren der Nordbritischen Eisenbahngesellschaft haben gestern eine Sitzung gehalten, um über die Wiederaufrihtung der Brücke Be- {luß zu fassen; man entschied sich dafür, sofort nah der nächsten Sitzung die nöthigen Schritte für die Wiederherstellung der Ver- bindung zu thun; der Anwalt der Gesellschaft ist beauftragt worden, alle allenfalls nöthigen parlamentarishen Schriftstücke vorzubereiten. Die Direktoren haben für die Gesellschaft 500 Pfd. chterl. und unter sih weitere 560 Pfd. Sterl. zu Gunsten der Hinterbliebenen der ver- unglückten Passagiere 2c. gezeihnet. Sir Thomas Bouch, welcher die Brücke entworfen, hat die Summe von 250 Pfd. Sterl. beigesteuert.

Einer anderen Mittheilung zufolge sind sämmtliche Waggons des Zuges mit Ausnahme von Dreien aufgefunden worden; auch glaubt man das Wra eines dieser drei Waggons gefunden zu haben. Non den lebten drei Waggons aber, d. h. einem Waggon 3 Klasse, einem Waggon 2. Klasse und dem Waggon der Conducteurs fehlt jede Spur; ohne Zweifel haben si dieselben von dem übrigen Zuge losgerifsen.

Nach dem für die Subscriptions8-Redoute im Flora- Etablissement zu Charlottenburg am Sonnabeid, den 17. d M., ausgegebeaen Programm wird das Fest 9 Uhr Abends beginnen. Der Eintritt ist nur gegen Vorzei- gung der besonders ausgegebenen Billets gestattet, wehe im Snvalidendank Berlin, Markgrafenstraße Nr. 51 a. —, an den Billetkassen des Etablissements und an den öffentlich bekannt ge- maten Stellen nah Einzeihnung in die ausliegenden Listen ver- abreicht werden. Preis des Billets 3 A Schluß der Zeichnungen am 15. Januar Abends. Die Theilnehmer werden ersucht, in Maske oder Domino zu erscheinen. Dominos sind leihweise zum Preise von 3 an im Etablissement zu haben. Die gesammten Räume des Etablissements sind feftlih erleuchtet und dekorirt, die Ballmusik wird von zwei großen Musikchören, abwechselnd Streich- und Militär- musik, ausgeführt, die Tänze von Königlichen Tänzern geleitet werden. Von 1 Uhr ab werden während der Naht Pferdebahnwagen zur Rückfahrt na Berlin (pro Person 50 -) bereit sein; ebenso werden Droschken zur Verfügung stehen.

Die Direktion des Residenz-Theaters hat den jugendlichen NViolinvirtuosen Dengremont für einige Konzerte gewonnen, deren erstes am Neujahrstage stattfand. Der kleine Künstler hat seit seinem hiesigen Aufenthalte im vorigen Jahre in seiner Ausbildung noch Fortschritte gemacht; seine technische Fertigkeit ist auch, ab- gesehen von seiner großen Jugend, er soll gegenwärtig erst 12 Jahre zählen, staunenswerth und reiht faft bis an die äußerste Srehze der Möglichkcit. Auh die künstlerishe Auffassung vnd der Vor- trag find merklich gereift, so daß er {hon heute als ein fast vollendeter Violinvirtuose ersheint. Leider waren gestern, Freitag, wo wir Gelegenheit hatten, den Geiger zu hören. die zum Vortrag gewählten Musikstücke niht von besonderem Kunstwerthe; es waren eine Fantaisie caprice von Vie:xtemps und die Erinnëcung an Haydn von Leonard. Beide Stücke sind nur sogenannte Virtuosen-Kom- positionen ohne tiefern Inhalt, die von hervorragenden Geigern ver- faßt, lediglih darauf berechnet sind, die Kanst des Spielers in be- stehender Weise an den Tag zu legen. Für die virtuose Behandlung des Instruments bieten sie freilih einen weiten Spielraum und eine Gelegenheit, durch glänzende Technik zu brilliren, und das hat denn Mauricio Dengremont wiederum „in vollstem Maße gethan dur \pielend leichte Ueberwindung der größten tehnishen Schwierigkeiten, welche seinem Instrumente überhaupt geboten werden können. Er erntete den lebhaftesten Beifall. Deutsche Musik wäre uns freilich lieber gewesen, und auc darin leistet ja der junge Künitler recht Tüchtiges, wie wir uns aus seinen vorjährigen Konzerten erinnern. Zwischen den Konzertpiecen wurden zwei heitere einaktige Stücke von Max Bauermeister „Er macht Visite“ und „Sein Freund“ von den hei-

mischen Mitgliedern des Residenz - Theaters frisch und gefällig gespielt.

treten es H o-ch wa \ E fi nd -die-- unteren. Stadtthe ile_n. a orm S E C E ‘tis L R A E M Zt A E E “E: