1880 / 3 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 05 Jan 1880 18:00:01 GMT) scan diff

L T E E E E N R E I m brs R E E E A E t R E E R

M S I R R T S IRE n) T E D

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz besuhte am Sonnabend Nachmittag den Prinzen Wilhelm, Königliche Hes in Potsdam. ;

Gestern nahm Höchstderselbe den Vortrag des Kriegs- Ministers von Kameke und später den Vortrag des Ministers des Jnnern Grafen zu Eulenburg entgegen. A

ahmittags um 5 Uhr folgte Se. Kaiserlihe Hoheit der Einladung Jhrer- Majestäten zum Diner.

Der Kaiserlich und Königlich österreichi ch- ungarische Botschafter und dessen Gemahlin wer- den, wie aus der bereits veröffentlichten amtlihen Ansage her- vorgeht, nunmehr die zum Allerhöchsten Hofe gehörigen oder daselbst vorgestellten Herren und Damen -empfangen. Dieser Empfang wird am Mittwoch, den 7. und am Donnerstag, den 8. d. M., jedesmal Abends von 9 bis 11 Uhr, stattfinden. Der Anzug is für die Damen in reicher Toilette (runden Kleidern), für die Herren, welhe niht Militär-Uniform tra- gen, en frac mit Ordensband über der Weste.

Der Bundesrath trat heute zu einer Sißung

zusammen.

Die Einnahmen der Reihs-Post- und Tele- raphen-Verwaltung haben vom Beginn des Elatsjahres is Ende November 1879 847165 632 4 (gegen denselben

Seitraum 1878.4 2 063 896 6), die der Reichseisenbahn - Verwaltung 2 008 000 6 (— 445 417 6) betragen.

Der General-Lieutenant von Voigts-Rheb, Com-

__ mandeur —dex-—20.. Division, welcher. vor wenigen Tagen mit

Urlaub, und der General-Lieutenant Frhr. von Falkenhausen, Commandeur der 12. Division, welcher anläßlich seiner Be- förderung und Ernennung zum Commandeur der Division zur Abstattung persönliher Meldungen hier eingetroffen war, haben sich in ihre Garnisonen Hannover resp. Neisse zurüd-

begeben.

Bayern. München, 2. Januar. (Allg. Ztg.) Die Kammer der Abgeordneten wird am kommenden Mitt- woh ihre Sißungen wieder aufnehmen. Auf der Tagesordnung dieser Sibung stehen: der Beschluß der Kammer über die formelle Behandlung des Entwurfs eines Gesches, betreffend den Branntwein-Aufshlag, dann die erste und zweite Be- rathung über den Entwurf eines Geseßes, die Behandlung der Gesetzentwürfe über die direkten Steuern betreffend. Jn der Sißung des folgenden Tages soll in die Berathung des Etats des Kultus-Ministeriuums eingetreten werden; der diesfällige Beriht des Finanzausshusses is heute zur Vertheilung gelangt. Die Anträge des Finanz- ausschusses gehen im Ganzen dahin: daß 1) für den Allgemeinen Ministerial-Eiat statt der postulirten 185 436 #6 nur 182 996 6; 2) für den Etat der Ausgaben für Erziehung und Bildung statt der postulirten 12 595 226 Á6 ordentliche und 772 229 6 außerordentliche Ausgaben nur 12 424 381 6 und resp. 577 269 4; dann 3) Etat der Ausgaben für kirh- lihe Zwecke mit 5 761 106 M ordentlihe und 320 147 6 außerordentliche, mit 5 703 300 A ordentliche und 321 647 M außerordentlihe Ausgaben bewilligt werden sollen. Demzu- folge sollen im Ganzen bewilligt werden: 18 310 677 M ordent- liche und 898 916 M außerordentliche Ausgaben, um 231091 #4 undfum 1937680 M 424961 #6 weniger als die Staats: regierung postulirt hatte.

Sachsen-Altenburg. Altenburg, 2. Januar. (Lpz. tg.) Heute hat die Einführung des Geh Regierungs-Raths aurentius als Vorsißenden des Ministeriums des Fnnern

stattgefunden.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 4. Januar. Der Kaiser und die Kaiserin begaben sich heute Nachmittag persönlich nah Freudenau und zogen daselbst eingehende Erkundigungen über die Eisverhältnisse ein.

Die „Polit. Corresp.“ meldet aus Konstantinopel: Der griehishe Gesandte Conduriotis hat am 1. d. ein Schreiben an den. türkishen Minister des Aeußeren, Sawas Pascha, gerichtet, in welchem er dringend ersucht, den chsten Konferenztag zu bestim- men, widrigenfalls die griechischen Delegirten die Ermächtigung ihrer Regierung zur Sistirung der Verhandlungen einholen würden. Aus Philippopel: Die Provinzialver- sammlung hat 65 000 türkishe Pfund zur Unterstüßung der vom Nothstande hart betroffenen Gemeinden und 30 000 Pfund zur Vertheilung an die De bewilligt.

Ueber das Arbeitsmaterial des Reichsraths schreibt die „Presse“ :

„Tie Regierungsvorlagen, welche der parlamentaris{en Erledigung noch harren, greifen in die wichtigsten Zweige des öffentlichen Lebens ein und bezwecken die Lösung von \{werwiegenden Fragen polilischer, admi- nistrativer und wirth\schaftlicher Art. Der nächste größere Gegen- stand, der das Abgeordnetenhaus noch in diesem Monate beschäftigen wird, ist die Grundsteuernovelle. Die Verhandlung hierüber wird die Aufmerksamkeit der Volksvertretung in besonders hohem Grade in Anspruch nehmen. Nach der Grundsteuernovelle wird der Geseh- entwurf über die Verwaltung Bosniens urd der Herzegowina an die Reihe kommea. Auch diese Vorlage hat bereits im Aus- \chufse zu weitläufigzen Auseinanderseßungen Anlaß gegeben, bei denen es nur durch das Zusammerwirken der verfassungstreuen Aus- \chußmitglieder mit einigen pelnishen Abgeordneten gelungen ist, die Regierungsvorlage gegenüber den sehr weitgehenden Anträgen der Föôderalisten intakt zu erhalten. Alle übrizen Vorlagen der Regie- rung befinden sich zumeist noch in den ersten Stadien der Ausshuß- berathung. Das Budget ist im Ausschusse erst zum kleineren Theile durberathen, während die Steuervorlagen begreifliherweise noch nicht einmal zur Diskussion gelangten, da dieselbe erst beginnen soll, fobald der Aus\{uß mit der Feststellnng der Ziffern des Budgets fertig geworden ist. Die Frage der Einführung einer Militärtaxe konnte mit Rücksiht auf den Umfang der Debatten über das Wehrgeseßp noch nicht in Angriff genommen werden, doch dürfte ihre n kaum auf Schwierigkeiten Polen. Hingegen ftehen diese in Hülle und Fülle bevor, sobald das Wuchergeseß zur Diskussion gelanat. Da aber alle Parteien des Abgeordnetenhauses in der Ansicht die Nothwendigkeit der Erlassung eines Wuchergeseßzes mit der Gültigkeit für das ganze Reich einig sind, dürfte es \cließ- lich doch zu einer Lösung dicfer Frage, welcher sih die Volksvertre- tung mit Rücksicht auf die öffentlide Stimmung kaum mehr ent- ziehen könnte, kommen. Die \{chwierigste Aufgabe steht aber dem Abgeordnetenhause ur. streitig in Betreff der O rungsfrage bevor. Die Forderungen des öffentlichen Rechtes mit den Wünschen der Bevölkerung in Ina zu bringen, erscheint in diesem Falle nahezu als ein Werk der Unmöglichkeit. Die Gegner des Legalisirungszwanges besißen im Ausschusse die überwiegende Majorität und sie wollen von derselben rüdcsihtslos Gebrau machen und den Legalisirungszwang voil-

uva, Cid, Ob man zue um einiger On s ie oblthaten * einer mühsam errungenen Institutton gänz preisgeher- “7 7, if cine Frage, die wohl der forgfältigsten Gr- r0fnals Gägir glauben übrigens nit, daß das Herrenhaus New-Yor ‘Beseitigung des Legalisirungszwanges zustimmen BanmwollenE On zweckmäßigsten, wenn der Legalisirungs- äfen 138 (00 R_¿Slage des von der Regierung enge raten Lr Énch die r B SN MtrifE je Tâût fb ihr Shi@sal nit voraussehen, obgleich im Arsschusse das Eingehen in die Be- ena S N S ueS O dem gr ause noch der Geseßentwurf über die Lokalbahnen vor, der gleich- falls noch der Détailberathung im Ausschusse harrt.

Schweiz. Bern, 3. Januar. (W. T. B.) Nach dem vom Bundesrath festgestellten Voranschlage betragen die Kosten für das 8. Baujahr der Gotthard-Eisenbahn vom 1. Oktober 1879 bis zum 30. September 1880 für den großen Tunnel 14212434 Frs., für die Zufahrtlinien 34 221 465 Frs. und außerdem für Allgemeines 5 492 032 Frs., zusammen 53 925 931 Frs.

Großbritannien und Jrland. London, 2. Januar. (Allg. Corr.) Das Jndische Amt erhielt vom Vizekö nig nach- stehende Depesche: „Berichte von General Roberts, welche bis zum 30. Dezember reihen, melden, daß General Baker, der mit einer Streitmacht nah Kohistan gesandt wurde, das Fort des Häuplings Mix Batcha erreiht und ohne Kampf völlig zerstört habe. Mehrere Häuptlinge von Kohistan und Logar sind geneigt, ins Lager zu kommen und sih zu unter- werfen. Die feindlichen Verluste an Todten und Berwundeten während der leßten 14 Tage werden auf 3000 Mann geschäßt. Seh Baba und Lataband werden aufs Neue besezt. Das

Wetter ist \{öón, aber sehr kalk. Die Telegraphénverbindung

zwischen Peizeran und Jugduluk ist wieder hergestellt worden.“ General Bright überrumpelte am 30. Dezember die Dörfer, deren Bewohner fich Angriffe auf die britischen Vor- posten zu Shulden kommen ließen. Bewaffnete Banden stehen zwischen Gandamak und der Grenze. Am 30. Dezember wurde heftiges Schießen jenseits Ali Musjids vernommen. :

3. Januar. (Allg. Corr.) Das Truppenschiff „Crocodile“ ging gestern mit 1100 Mann Verstärkungen, einschließlich des 2. Bataillons des 5. Füsilier-Regiments, von Portsmouth nah Jndien ab.

Einem Berichte des Generals Roberts vom 31. v. M. zufolge sind die Häuptlinge der jüngst von General Baker wieder besuchten Dörfer und Distrikte Kohistans im Lager erschienen. Eine Schwadron des 12. Bengalischen Kavallerie-Regiments langte am 29. Dezember in Lataband an. Es herrscht Ruhe im Lande; die Verbindungen sind wieder hergestellt; die aus Kabul geflüchteten Einwohner O massenhast zurück, und es werden Lebensmittel zu- eführt. ° 5. Januar. (W. T. B.) Den „Daily News“ wird aus Rangun von gestern telegraphirt: Die Regierung von Birma beschloß, eine Gesandtschaft nah Europa zu senden. Der „Times“ wird aus Kalkutta von gestern ge- meldet: Der Vize-König, Lord Lytton, hielt anläßlich eines am Neujahrstage stattgehabten Bankets eine Rede, worin erx die Pazifizirung und Versöhnung Afghanistans als die Hauptaufgabe der Regierung im neuen Jahre be: eihnete. C L z es Sydney, 4. D&ember. (Allg. Corr.) Ses bewaffnete Buschrä uber griffen die Station Wanta Bodgery unweit Sundiaga an, und nachdem sie sich Über 30 Einwohner be- mächtigt, hielten sie die Station 19 Stunden in ihrer Gewalt. Sie wurden von einer Abtheilung Polizei des Distrikts an- gegriffen, und cs entspann si ein verzweifelter Kampf. Zwei

äuber wurden getödtet und vier, darunter einer in verwun-

detem Zustande, zu Gefangenen gemacht. Ein Konstabler wurde während des Kampfes ebenfalls verwundet und ist seitdem gestorben. Der Hauptmann der Bande, Namens Scott alias Kapitän Moonlight, ist ein notorisher Verbrecher aus Victoria. Er wurde nebst den anderen Gefangenen wegen Mordes vor die Assisen verwiesen. Die mit der internationalen Ausstellung verknüpfte Kunstgalerie wurde am 10. November eröffnet. Der Besuch der Ausstel-

lung ist fortgeseßt ein guter.

E : V S E Frankreih. Paris, 4. Januar. (W. T. B.) Der Conseils-Präsident und Minister des Auswärtigen, de Freycinet, hat bei dem gestrigen Empfange der Beamten seines Ministeriums geäußert, daß er, ohne bestimmte Partei zu ergreifen, fest entschlossen. sei, alle Maßregeln zu treffen, welche zur guten Handhabung des Dienstes erforderlich seten. Wie die „Agence Havas“ meldet, hat der Conseils- Präsident von allen Mächten in Erwiderung der Anzeige von der Neubildung des Kabinets sympathische Antworten erhalten.

Ftalien. Rom, 4. Januar. (W. T. B.) hre Ma- jestät die Königin ist «in der vergangenen Nacht von Bordighera wohlbehalten hier eingetroffen.

Die „Gazzetta ufficiale“ erklärt alle in der Brochure des Mitgliedes der „Jtalia irredenta“, Fmbriani, ent- haltenen Angaben über Aeußerungen, welche zwei Minister bei Gelegenheit des Begräbnisses des Generals Avezzana zu Gunsten der „Jtalia irredenta“ gethan haben sollen, als der Wahrheit unbedingt widersprechend.

__ Türkei. Konstantinopel, 3. Januar. (Pest. L.)

Ein Kaiserliches Jrade sanktionirt die neue Heeres- organisation. Das Rekrutenkontingent für 1880, welches nah früheren Beschlüssen nicht einberufen werden sollte, wird dennoch unter die Fahne gerufen werden. ___— Der: „Pol. Corr.“ schreibt man von hier: Die dies- jährige Aufwartung des diplomatishen Corps beim Sultan war besonders feierlih. Das gesammte Per- sonal des Kaiserlichen Hofstaates erschien in großer Gala. Sämmtliche hohen Würdenträger und Minister mit Ausnahme des Conseilspräsidenten Said“ Pascha hatten sich eingestellt, Osman Pascha und der erste Dragoman des Divans, Munir Bey, folgten dem Sultan Schritt auf Schritt, um als Dol- metsche bei der Hand zu sein. Der Doyen des diplomatischen Corps, Sir H. Layard, richtete eine kurze Ansprache an den Sultan, der mit einigen verbindlichen Worten antwortete, So- dann hielt der Sultan Cercle, erkundigte sih bei jedem Ver- treter um das Befinden seines Souveräns und béauftraate den- selben mit der Uebermittelung seiner besten Wünsche zum neuen Jahr. Der montenegrinishe Vertreter Radonics sagte dem Sultan, daß er bald abreisen werde, doh {hien Leßterer diesec Bemerkung keine politishe Bedeutung beizumessen. Dies entspriht auch der wirklihen Sachlage, da Radonics einen beglaubigten Geschäftsträger zurüctläßt.

(W. T. D Der Minister des Auswärtigen, Sawas Pascha, ist erkrankt; man nimmt jedoh an, daß derselbe seine Thätigkeit bald wieder aufnehmen werde.

Numänien. Bukarest ; 3. Januar. (W. T. B.) Der Senat hat heute die Eisenbahnvorlage mit 38 gegen 4 Stimmen angenommen. Die Kammern haben sih bis zum 21. Januar vertagt.

Montenegro. [Cettinje, 2. Januar. Moukhtar Pascha hat, wie bereits erwähnt, eine Proklamation an die Bewohner von Plawa und Gusinje erlassen, um die- selben zur Nachgiebigkeit zu bestimmen. Diese Proklamation lautet nach einer Meldung der W. „Pr.“:

„Nach den Bestimmungen des Berliner Vertrages müsse Gusinje und Plawa an Montenegro übergeben werden. Die Kaiserlichen Be- hörden haben bisher alles das gethan, was nothwendig ist, um * die Räumung des Distrikts zu bewerkstelligen. Unglücklicherweise {eint ein Theil der Einwohner übereingekommen zu sein, Gusinje und Plawa nicht zu überliefern und zu diesem Zwecke den Widerstaaid zu organisiren.

Alle Welt anerkennt, daß das Aufgeben von Gusinje und Plawa eine der Verpflichtungen ist, welche der Vertrag der Kaiserlichen Re- gierung auferlegt. Der in Aussicht genommene Widerstand der Ein- wohner tätte keinen andern Erfolg, als unnüyzes Blutvergießen zu veranlassen und Unheil über sie heraufzubeschwören. :

Eine solche Haltung der Bevölkerung wird von der Kaiserlichen Regierung vollständig mißbilligt. Blutvergießen für eine zwecklose Sache, ist überdies durch die heiligen Geseße des Scheri und die Vernunft verdammt. 4

Wir zweifeln nicht, daß Diejenigen, welche gesunden Menschen- verstand haben, die Zwangslage anerkennen, welche für die Kaiser- liche Regierung aus diesem Vertrage entspringt und den Anforde- rungen derselben Rehnung tragen.

——Wir--rechnen—af—Euren—-Patriotiému2—und--Eure-Ergebenheit,

um Euch einen Vorsaßz aufgeben zu sehen, dessen Unzukömmlichkeiten auf der Hand liegen und um Euch zum Gehorsam gegenüber den Befehlen der Kaiserlichen Behörden zu bestimmen.

Im Namen der Hohen Pforte erkläre ih Euch Allen, daß Die- jenigen, welche diesen Ermahnungen zuwiderhandeln, die moralische und materielle Verantwortlichkeit hierfür auf sich nehmen.“

Moukthar Pascha wird, wie das genannte Blatt weiter mittheilt, im Austrage der Pforte die Uebergabe selbst leiten, wozu erx von Konstantinopel Befehl erhalten hat, und bei die- sem Anlasse noch einmal Vorstellungen an die Bevölkerung richten.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 2, Ja- nuar. Die Zolleinnahmen haben nach der „Post- oh JInr. T.“ ‘in 1879, zufolge der telegraphisch eingegangenen Mittheilungen der Zollämter, etwas Über 25 000 000 Kronen betragen; da . der Reichstag diese Einnahmen zu 22 500 000 Kronen veranschlagt hat, fo ist mithin ein Uebershuß von circa 2 500 000 Kronen vorhanden.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 4. Januar. (W. T. B.) Der „Regierungsbote“ veröffentlicht die Ernennungen der neuen Botschafter, und zwar des Fürsten Lobanoff für London, des Hrn. von Novikoff für Konstantinopel, des Hrn. von Oubril für Wien und des Hrn. von Saburoff für Berlin. Die auswär- tige Presse ventilirt wiederum Versionen über eine ganz oder theilweise beabsichtigte Errihtung einer Negentschaft; es ist an allen diesen Behauptungen nicht das Geringste; nirgends liegt etwas vor, was dafür auch nur einen Anhalt bieten könnte. Was die durch mehrere hiesige Zeitungen verbreiteten Meldungen über zahlreihe Er- nennungen für hohe Stellungen im inneren Dienste be- trifft, jo wird unterrichteterseits nur die des Ministers Wa- [lujef} zum Präsidenten des Minister-Comités als bevor- stehend angesehen, während die Meldungen über umfassende Veränderungen in den General-Gouverneurstellen als unrichtig bezeichnet werden.

56. Januar. (W. T. B.) Ein Telegramm aus Cannes vom 3. d. Mts. meldet: Jhre -Majestät die Kaiserin fühlte sih gestern mehr angegriffen, als an den vorhergehenden Tagen, und klagte über Herzklopfen ; au der Husten war am Abend stärker. Die Nacht hat FFhre Majestät weniger ruhig verbraht. Dem zum Präsidenten des Minister-Comités designirten Domänen-Minister Walujeff

" folgt im Domänen-Ministerium sein bisheriger Gehülfe Fürst

Lieven.

Amerika. New-York, 1. Januar. (Allg. Corr.) Dem amtlichen Ausweise über die Abstimmung in Loui- siana zufolge wurde die neue Verfassung des Staates mit einer Majorität von 59 148 Stimmen ange- nommen. Die Schuldordonnanz wurde durh eine Majorität von 10487 Stimmen gebilligt. Der Gouverneur von Maine hat dem obersten Gerichtshof des Staates ein Memorandum zur Begutachtung unterbreitet, welches die streitigen Punkte der leßten Abstimmung erläutert. Man erwartet, dieser Schritt der Regierung werde die herrshende Aufregung beshwihtigen, Der Zusammentritt der republikanischen Nationalkonvention in Chicago, welche den republikanischen Kandidaten für die Präsidentschaft aufstellen soll, ist endgültig auf den 2. Zuni d. J. festgeseßt worden. Hr. de Lesseps ist in Colon angekommen.

Südamerika. Brasilien. Rio de Janeiro, 3. Ja- nuar. (W. T. B.) Anläßlich der Einführung der neuen Steuern haben hier Ruhestörungen stattgefunden ; diesel- ben wurden alsbald unterdrückt, und traf die Regierung Maßregeln, um der Wiederholung derartiger Vorkommisse vorzubeugen.

Neichstags - Angelegenheiten.

Ansba ch, 3. Januar. (W T. B.) Nach amtlicher Zählung wurden bei der am 30. v, Mts. im 3. Wahlkreise vonMittel- franken stattgehabten Reichstagswahl 7431 gültige Stimmen abgegeben. Bürgermeister Wilhelm JIegel aus Wendlstein erhielt 3641 Stimmen, Adolf Kroeber aus München 2211 Stimmen. Da die absolute Stimmenmehrheit niht erreiht wurde, fo ist eine engere Wahl nothwendig.

Dinkelsbühl, 3. Januar. (W. T. B.) Nach amtlicher Zählung wurden bei der am 30. v. M. im 5. Wahl kreise von Mittelfranken stattgehabten Rei chstagswahl 7378 gültige Stimmen abgegeben. Dr, Philipp Schreiner in Triesdorf erhielt 3658 Stimmen, Regierungs-Rath August Luthardt in Augsburg 3638 Stimmen; 82 Stimmen zersplitterten sich. Da die absolute Stimmenmehrheit nicht erreiht wurde, so ist eine engere Wahl nothwendig. Ver Termin für leßtere ist auf den 15, Januar an- beraumt worden.

Landtags- An geen eiten.

Am 2. d. M. Mittags starb hier der Wirkliche Geheime Rath Gustav von Le C oq, Unter-Staatssekretär a. D. und Mitglied des Herrenhauses. Derselbe wurde im Jahre 1863 in das Herren- haus aus besonderem Allerhöchsten Vertrauen berufen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Hofrath Dr. Alexander Pagenstecher in Wiesbaden, welcher fürzlih auf der Rückkehr von der Jagd durch das Entladen feines Gewchrs verwundet wurde, ist, laut einem Telegramm aus Wies- baden, am 31. Dezember v. J. auf dem Jagdschloß Platte seinen unden erlegen. f :

Die Firma Gebrüder Grunert, hier, Junkerstraße 16, hat au in dicsem Jahre einen Wandkalender hergestellt, welcher sowohl durch Wahl und Zusammenstellung der auf mattem Glacécarton gedruckten 7 Farben wie durch die Akkuratesse, mit der dieselben gedruckt wurden, von der Leistungsfäbigkeit dieser Druckerei, welche sie au gelegentliß der Gewerbeausstellung bekundet hat, Zeugniß ablegt. 5

Dresden, 3, Januar. (W. T. B.) Der sächsische Ober- Landbaumeister Hänel ist heute gestorben.

QLand- und Forstwirthschaft.

Leipzig, 2. Januar. (Dresdn. Journ.) Der heutige Saat- markt war von der Witterung nicht begünstigt und infolge dessen auch die Zufuhr \{chwach; vertreten waren Quedlinburg, Aschersleben, Halberstadt, Eisleben 2c. Die Preise waren gedrückt und die meist: Waare wurde unverkauft vom Markte gefahren. Nur in Gurken gestaltete sib ein lebhaftes Geschäft und die Vorräthe wurden zum festen Preis von 200 M per 50 kg umgeseßt. Für Möhren wurden per 50 kg erzielt 45 M, für Feuerbohnen 50 M, für andere Bohnen 25 M. für Stecfzwiebeln 12 4, für Knoblauch 10 #, für Rübsen 14 M, für Glanz 16 4, BVlumensämereien, mit Ausnahme von

Reseda, —welche_.mit _200 Æ_ per 50 kg notirt wurde, waren _ausge-__

blieben. Die heute begonnene Neujahrsmesse war, was zu- nächst den Artikel Leder anlangt, \{chwach befahren und der Vor- rath bei crhöhten Preisen bis heute Abend zum großen Theile verkauft.

Gewerbe und Fandel.

Nom Berliner Pfandbrief-Institut sind bis Ende Dezember 1879 160800 M 4°/oige, 43 694 700 M 45 %%ige und 9 134 100 M. 5 °/oige, zusammen 52 989 600 A Pfandbriefe ausgegeben, wovon noch 160 800 M 4 °/cige, 42 728 709 M. 43 °/gige und 8 472 300 M 512/ ig?, zusammen 51 361 800 6 Pfandbriefe verzinslich sind. Es sind zugesichert, aber noch nicht abgehoben 2434 800 /, im Laufe des Monats Dezember 1879 angemeldet 7 Grundstücke mit einem Feuerversiherung8werthe von 572900 |

Königsberg 1. Pr, 5, Januar. (W. L:B) Die Be- triebseinnahme der Ostpreußischen Südbahn pro De- zember 1879 betrug nach vorläufiger Feststellung: im Personenver- Fehr 62 760 4, im Cüterverkehr 315 002 4, an Extraordinarien 90 000 M, also im Ganzen 397 762 M, gegen den Monat Dezember 1878 35 695 A. weniger; vom 1. Januar bis ultimo Dezember 1879 im Ganzen 4520786 4, gegen das Jahr 1878 weniger 1755 842 M.

Bremen , 4, Januar. (W. T. B.) Der am 19. v. M. mit ciner vollen Ladung von Stückgütern von New-York hierher abge- gangene Fractdampfer des norddeutschen Lloyd „Hansa“ ist auf der Insel Ter-Schelling gestrandet und hat die Schraube verloren. Es sind sofort Maßregeln ergriffen worden, um fo \ckleunig als möglich Hülfe zu bringen. :

Wien, d. Januar. (W. T. B.) Wie die „Presse“ meldet, ist

bei der gestern im Finanz-Ministerium stattgehabten Dffertverhand-

lung wegen Begebung von 15 Millionen Papierrente die Unionbank im Vereine mit der Frankfurter Efrekten- und Wechslerbank zum Course von 69,51 Ersteherin geblieben. Die Angebote der übrigen Offerenten waren nur 1/10 bis 3/10 niedriger. Zum Erfleher-Konsortium gehören noch als ungenannte Mitglieder die Rheinische Kreditbank in Mannheim, die Dresdener Bank und der Slesische Bankverein nebst mehreren österreichischen, italienischen, belgisben und \{chweizerishen Finanzinstituten.

Wien, 1. Januar. Die amtliche „Wiener Ztg." veröffentlicht fol- gende Verordnung des Gesammt-Ministertums vom 31. Dezember 1879, womit auf Grund des Geseßes vom 20. Dezember 1879 (R. G.B. Nr. 142) und im Einverständnisse mit der Regierunz der Länder der ungarischen Krone der Veredelungsverkehr mit dem deutschen Zollgebiete für die Dauer vom 1. Januar bis ein- \c{ließlich 30. Juni 1880 provisorisch geregelt wird: §. 1. Gewebe einheimisher Erzeugung, welhe zum Bedrucken oder Färben aus- ge‘ührt und innerhalb der vorgeschriebenen Friit bedruckt oder ge- färbt wieder eingeführt werden, sind beim Wiedereintritte a. wenn die zollamtlihe Abfertigung zum Ausgang in der Zeit bis einschließ- li 15. Februar 1880 stattgefunden hat, von Eingangsabgaben be- freit ; b. wenn die zollamtlihe Abfertigung zum Ausgang in der Zeit vom 16. Februar bis einschließlich 30. Juni 1880 stattgefunden hat, mit 14 FI. per 100 kg in Gold zu verzollen. §, 2, Bon Eingangsabgaben Leim Wiedereintritte sind innerhalb der Geltungödauer dieser Be- stimmungen ohne Rücksiwt auf den Zeitpunkt der Ausfuhr befreit: a. ‘Gewebe einheimischer Erzeuzung, welche zu anderen als den im 8. 1 bezeichneten Bearbeitungen ausgeführt und bearbeitet wieder eingeführt werden; b. Garne einheimisher Erzeugung, welche zum Waschen, Bleichen, Färben, Bedrucken, Sticken und Verweben aus- e und nach vollendeter Arbeit zurückgebracht werden ; desgleichen

espinnste (einschließlich der erforderlichen Zuthaten) zur Herstellung von Spiyen und Posamentierwaaren ; e. die zur Reparatur aus- und dann wieder eingeführten Gegenstände aller Art; à) sonstige Waaren und Gegenstände einheimischer Erzeugung, welche zur Bearbeitung im EGrenzbezirk ausgeführt und ohne ihre we- sentlihe Beschaffenheit und handelsüblihe Benennung ver- ändert zu haben, wieder eingeführt werden. §. 3. Die Zollbegünstigung beim Wiedereintritt ist an die Bedingungen geknüpft, daß a, die Identität der aus- und wieder eingeführten Waaren und Gegenstände sichergefiellt wird; b. daß der einheimishe Ursprung der zu bearbeitenden Waare bei ihrem Ausgang nachgewiesen werde; c. daß die Erlaubniß zu dem zolibegünstigten Verkehr von der kom- petenten Zollbehörde ertheilt werde. Ausgenommen von den beiden leßteren Erfordernissen sind die zur Reparatur aus- und wieder ein- geführten Gegenstände, dann die im Grenzbezirk anfässizen Hand- werker und Lohnarbeiter. Zur Darchführung diesec Grundsäße wer- den gleicbzeitig von den Ministerien der Finanzen und des Deibels die entsprehenden Weisungen an die Zollbehörde erlassen. Wien, am 31. Dezember 1879, Taaffe wm. p. Stremayr w, p. Horst m. p. P fowdti m. p. Falfkenhayn m. p. Korb m. p. Prazak m, p.

hertek m. p.

Ferner folgende Verordnung des Handels-Ministeriums vom 31. Dezember 1879, womit die Verordnung vom 12, März 1879, R -G. B. Nr. 38, betreffend die Veröffentlihung von Refaktien und sonstigen Begünstigunge« im Güterverkehre auf Eisenbahnen abgeändert wird. §. 1. In Abänderung der Verordnung vom 12, Mârz 1879, R.-G.-B. Nr. 38, betreffend die Veröffentlißhung von Refaktien und sonstigen Begünstigungen im Güterverkehre auf Eisen- bahnen, wird die Generalinspektion der österreihishen Eisenbahnen ermächtigt, in Fällen, wo nach ihrem Erachten die dur S8. 1 und 2 der obigen Verordnung vorgeschriebene Veröffentlichung einer in Wirkfamkeit zu aren Tarifermäßigung oder fonstigen Med stiguria inländische atfehrêanftalten gegenüber aus- ländisher Konkurrenz benachctheiligen würde, ausnahmsweise zu ge- statten, daß die bezeichnete Veröffentlichung unterbleibe. 8. 2. A - suchen um Ertheilung der im §. 1 vorgesehenen ausnahmétweisen Ge- Lud sind unter Angabe der in Wirkfamkeit zu sezenden Begün- tigung (8. 2 der oben citirten Verordnung) und unter Motivirung des gestellten Ansuchens rechtzeitig von der betheiligten oder hierzu delegirten Bahnverwaltung an die Generalinspektion der österreichi- \chen Eisenbahnen zu rihten. Derselben bleibt in dem Falle, wenn

sie den Ansuchen stattzugeben findet, unbenommen, in der von ihr für geeignet erahteten Weise für die möglichst gleihmäßige Anwendung der Begünstigung (8. 4 der oben citirten Verordnung) Vorsorge zu treffen. A 3, Die gegenwärtige Verordnung tritt mit 1, Januar 180 in Wirksamkeit. Der Kgl. ungarishe Kommunikations-Minister, mit welchem diesfalls das Einvernehmen gcpflogen wurde, trifft unter einem die gleiche Anordnung für die Eisenbahnen der Länder der ungarischen Krone. Korb m. p.

London, 3, Januar. (Allg. Corr.) Die Gesammtzahl der Fallimente in England betrug im abgelaufenen Jahre 16 637, wovon 2546 auf Finanzinstitute, Engros- und Fabrikgeschäfte, 14001 auf den Kleinhandel, Berufspersonen, Bauunternehmer, Schankwirthe und Handwerker kamen. Von den 2546 Fallimenten im Engro3geschäft fanden 1553 im ersten, und nur 993 im zweiten Semester des Jahres statt. In 1878 betrug die Zahl der Fallimente 2643, und in 1877 : 2173. Die gedrückte* Lage der Landwirthschaft bekundet sih in dent Umstande, daß während in 1877 nur 477 Landwirthe und in 1878 815 fallirten, die Zahl der insolrenten Landwirthe im abgelaufenen Jahre sich auf 1430 stellt,

Glasgow, 3. Januar. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 421 200 t gegen 199 900 t im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb befindlichen Hochöfen 100 gegen 92 im vorigen Jahre.

New-York, 1. Januar. (Allz. Corr.) In den am 30. No- vember 1879 beendeten 12 Monaten überstieg der Werth der Waarenausfuhr den der Einfuhr um 266288672 Dollars, d, i. eine Abnahme von 42 776 989 Dollars im Vergleich mit 1878. Die Einfuhr von Gold und Silber in Barren und Münze überstieg die Ausfuhr während der am 30. November beendeten 12 Monate um 61 740385 Dollars.

Philadelphia, 3. Januar. (W. T. B.) Der für das Jahr 1879 aufgestellte Bericht der amerikanischen Stahl- und Cisengesellshaft weist eine Steigerung der Produktion gegen das Jahr 1878 na, indem das diesjährige Erzeugniß um 500 000 t höher ift als in irgend einem der vorhergehenden Jahre. Auch die

von Eisenerzen ist fünfmal größer als in jedem Vorjahre. Im leßt- verflossenen Jahre im Auslande gekaufte 50 000 t Stahl sind noch nicht geliefert worden, während andererscits die amerikanischen Fabri- kanten die erhaltenen Austräge nicht ausführen können und eine be- trächtliche Zahl derselben auf das neue Jahr übertragen müssen. Die Einfuhr an Eisenerzen wird für das Jahr 1880 auf 500 000 k ge- \{äßt; die diesjährige Produktion Amerikas dürfte diejenige des Vor- jahres noch übersteigen.

Verkehrs-Anstalten.

Die foeben im „Journal Télégraphique“ zu Vern, dem amtlichen etgene der Telegraphenverwaltungen erschienene internationale elegraphenstatistik für das Jahr 1878; giebt über die Aus- dehnung der Telegraphenanlagen in den größeren europäischen Staaten folgende Nachweise. Es betrug Ende 1878 die Zahl der Telegraphen- ämter, eins{ließlich der dem Privatverkehre dienenden Eisenbahn- Telegraphenstationen: in Deutschland 8222, in Großbritannien 5259, in Frankrei 4772, in Oecsterreib-Ungarn 3444, in Rußland 2326, in Italien 2145; die Länge der Drahtleitungen: in Deutschland 219 990, in Großbritannien 183 440, in Frankreih 165 616, in Oesterreich-Ungarn 138 848, in Rußland 143 796, in Italien 82 676 km. Hiernach steht Deutschland sowohl hinsihtlich der Anzahl der Telegraphenanstalten als auch der Länge der Drahtleitungen jeßt allen europäischen Ländern voran. Scheidet man aus der angegebenen Zahl der Telegraphenämter die Eisenbahn-Telegraphenstationen a8, so bleiben an Staats - Telegraphenämtern für Deutschland 5496, Großbritannien 3858, Frankreich 4241, Oesterreiw-Ungarn 1473, Stalien 1422 und Rußland 979, Zur Vermittelung der telegra- phischen Korrespondenz waren an Telegraphen-Apparaten ver- schiedener Systeme in Deutschland 10 575, in &roßbritannien 12 097, in Fcankreih 6886, in Rußland -5167, in Oesterreih-Ungarn 3207 und in Jtalien 2318 Apparate in Gebrauch, Die Stüctzahl der Telegramme betrug 1878: in Großbritannien 24 613 364, in Deutsch- land 14540 553, in Frankreih 14414 457, in Oesterreich-Ungarn 8 392 483, in Rußland 5 761 731 und in Italien 5 670843 Stück. Die vorstehenden Zahlenangaben legen von der fortschreitznden Zu - nahme des telegraphishen Verkehrs im Allgemeinen und von dem Antheile, welchen Deutschland -im Besondern an diesem Aufschwunge genommen hat, ein erfreuliches Zeugniß ab.

Fiume, 4. Januar. -(W. T. B,) - Der Lloyddamfer „Benaco“ ift gestern Abend bei dihtem Nebel unweit Punta Fa- resina aufgefahren. Zwei Dampfer sind zur Hülfeleistung abgegangen.

New-York, 3. Januar. B, B) Der Dampfer

„Helvetia“ von der National-Dampf\chiffs -Compagnie (C. Messingsche Linie) und der Hamburger Postdampfer „West phalia“ sind heute hier eingetroffen.

Berlín, den 5. Januar 1880.

In der am Sonnabend Abend abgehaltenen Sitzung der Ge- sellschaft für Erdkunde präsentirte sih zunächst der aus den Neu- bez. Wiederwahlen hervorgegangene Vorstand, aus welchem der Professor Dr. Hartmann ausgeschieden ift und durch Dr. Reiß erseßt wird. Der Vorsitzende Dr, Nachtigal dankte den Anwesenden, daß sie ihn wiederholt auf den Posten berufen, den einst ein Ritter, Dove und Bastian bekleidet, und bxt um Nachsicht und Unterstützung Seitens der Mitglieder. Hieran knüpfte Dr.Nachtigal einige Bemerkungen über die Verhältnisse der Gesellschaft für Erdkunde, aus denen zu ent- nehmen ist, daß die Mitgliederzahl, troßdem eine Anzahl Herren theils gestorben, theils dur die Neuorganisation der Gerichte von Berlin verzogen sind, dennoch gegen das Vorjahr gewachsen ist. Dank diesem Umstande und dem abermals vom Kultuë-Minister bewilligten Zu- {usse sind die pekuniären Verhältnisse zufriedenstellend, wena auch nit glänzend. Mit Benußung der von Reichswegen in Auéësicht stehenden Gelder soll in diesem Jahr2 im Zusammenhang mit dem bekannten, planvollen Vorgehen des Königs der Belgier eine deutsche Station in Afrika errichtet und eine neue Expedition zur fortgeseßten Erforschung des Congobeckens ausgerüstet werden. Dur den Tod verlor die Gesellschaft im leßten Monat den Professor Wappäus in Göttingen, den Professor Dr, Sadebeck in Kiel, den Geheimen Ober-Tribunals-Rath Dr. Eding und den Geheimen Legations-Nath Dr. von Jasmund. Von den Afrikareisenden Buchner und Stecker sind keine mäheren Nachrichten eingelaufen, Dr. Lenz befindet \sich noch in Marokko, gedenkt aber demnächst sich östlih nah Timbuktu zu wenden, eine Route, die bis jeßt noch kein Europäer betreten hat. Den ersten Vortrag des Abends hielt Hr. Dr. Naumann über die wirthschafstlihen Verhältnisse in Japan. Bei aller Achtung vor den Fortschritten in der Kultur, die Japan seit 1868 in so überraschender Weise gethan, mache doch das Land einen ärmlihen Eindreck&. Das komme daher, daß in Japan eine Industrie so gut wie gar nit vorhanden ist, daß das Bolk ganz aus\{ließlid Ackerbau betreibe, und daß dabei nur der zehnte Theil des Bodens überhaupt bestellt werde. Eine Folge davon sei das mangelhafte System der Kommunikation; die meisten Straßen seien für den Verkehr nicht zu gebrauchen, nur wenige gute - ziehen sch am Gestade des Meeres ent- lang, und keine einzige durchs{chneide das Land. Hier müsse vor Allem eine Besserung eintreten, Desgleichen müssen mine- ralishe Dungstoffe zur Befruhtung des Bodens beschafft tverden, da wegen Mangels an Viehzuht der animalishe Dung fehle. Zur Hebung der Industrie habe die Regierung zwar einige Musteranstalten einrichten lassen, hat aber, um den heimischen Gewerbefleiß zu heben, fremde Erzeugnisse mit einem hohen Scußzoll belegt. Der Erfolg werde lehren, ob die vertheuerte fremde Waare die japanischen Ge- werbe produktionsfähiger machen we:de, oder niht. Die Hauptsorge bleibe aber doch die rationelle Hebung des Aterbaues, und der japa-

nische Minister der öffentlihen Arbeiten habe sich in richtiger Er-

Einfuhx an Eisen und Stahl ist anznäahmöweise stark, die Einfuhr

kenntniß, daß hierzu vor Allem eine genaue wissenschaftliche Landes- aufnahme erforderli sei, an den Redner gewandt und thm nach einem zwischen Beiden festgestellten Plane diese Aufgabe übertragen. Danach werde Dr. Naumann demnächst eine topographish-geologishe Aufnahme und dann eine aftronomische von Japan bewirken und \chließlich den Bod:n auf Erz und Kohlenlager untersuchen. Die Karten würden im Maßstabe von 1 : 200 0009 angefertigt und fei die Dauer der Auf- nahme auf 12 Jahre berehnet. Dr. Na&tigal beglückwünschte den Redner zu diesem ehrenvollen Auftrage, der den Ruhm _deutfcher Wissenschaft und deutsher Gründlichkeit in tem fernen Osten ver- mehren und befestigen werde. Zum Schluß s\prach Dr, Reiß über das Sinken der Anden.

Eine interessante Autographensammlung gelanat am 16, Januar bei Lepke zur Versteigerung, darunter mehrere aus Fouqués und Eichendorffs Nachlaß. Bemerkenswerth find die der preußischen Regenten und Generäle, der Helden des 30 jährigen Krieges, der deutschen Dichter, dramatischen Künstler und Tonkünftler, sowie ein origineller Brief von A. Rothschild, dem Gründer des Bank- hauses. Viele Seltenheiten befinden sich auch in der Abtheilung der Naturforscher.

Dresden, 4. Januar. (W. T. B.) Der Eisgang auf de © Elbe ist bisher günstig verlaufen; der augenbliäliche Wasserstand am hiesigen Elbpegel ist 270 cm über Null. In Pirna unv hier ist das Wasser seit Mittag im Fallen, bei Leitmeriß aber in Folge Aufbruchs des Eises der Eger im Steigen, Das Eis der Mulde hat bei S(lunzig einen Dammbruch und bei Schadewiß und Wal- denburg eine Uebershwemmung herbeigeführt; auch mehrere Brücken wurden zerstört.

Coblenz, 3. Januar. (W. T. B.) Das Rheineis trieb heute früh 6 Uhr in dichten Massen vorbei. Seit 12 Uhr Mittag findet ein schwächerer Eisgang statt. Die Eisdecke von Bingen auf- wärts ist noch fest. Der Pegelstand des Rheins war heute Abend 5 Uhr 7,30 m. Seit Vormittag 11 Uhr ist der Rhein um 21 cm

an einzelnen Stellen abgerutscht, beide Geleise sind auf einige Tage unbefahrbar. Das Moseleis ist vollständig abgegangen; der Pegelstand bei Trier war heute früh 9 Uhr 6,30 m, das Wasser fällt.

Coblenz, 4. Januar. (W. T. B.) Das Eis im Rhein- gau ist in dieser Nacht aufgebrochen; bei Biagen und Coblenz findet starker Eisgang statt. Bei Mainz, Bingen und Coblenz ist das Wasser im Steigen begriffen. Die Höhe des Rheinwasserstandes bei Coblenz beträgt, wie die „Coblenzer Zeitung“ meldet, 7,50 w.

___ Worms, 4. Januar. (W. L. B,) Das Wasser isl jet hier im Fallen. In der Riedgegend hat die ausgedehnte Vebershwemmung große Verheerungen angerichtzt; der Eisen- bahndamm ift theilweise weggeshwemmt und der Bahnverkehr da- selbst eingestellt. Ganze Dörfer stehen unter Wasser, und ihre Be: wohner sind geflüchtet.

Mainz, 4. Januar, (W. T. B) Das Eis vom Ober- rhein treibt seit gestern Abend 104 Uhr hier vorüber. Das Waffer ist erheblih im Steigen begriffen.

Wien, 3. Januar. (W. T. B.) Der Eisftoß bei Wien hat sich heute Vormittag in Bewegung geseßzt und ift bis jeßt glatt abgegangen. Einzelne Stauungen des Eises verursachten einen Aus- tritt des Wassers auf das Inundationsgebiet. Das Sperrschiff. welches den Donaukanal absperrte und sehr gewaltigen Eis- massen Widerstand leistete, hat \sih sehr gut bewährt. Der Eisstoß bei Krems steht zur Zeit noch fest, die Ort- schaften des linken Donauufers find überschwemmt. Dagegen hat sich der bislang bei Fishamend feslgefahrene CEisstoß heute Abend 8 Uhr in ganzer Breite in Bewegung gesetzt, so daß die Ge- fahr einer Uebersch{chwemmung für Wien als gehoben gelten kann. In Kaiserebersdorf ist der Bahnhof der Westbahn überschwemmt und stehen die Bahngeleise ungefähr 20 cem unter Wasser; die Güter und Wagen wurden geborgen,

4. Januar. Nach den bis heute Abend - 73 Uhr bei dem Gentral-Uebershwemmungs-Comité eingegangenen Nachrichten hat der Eisftoß von Krems heute Nachmiitag Tulin passirt, auch von Hain- burg und von Preßburg joll der Eisftoß abzegangen sein.

___— 5 Januar. - Dur das Fesliteyen des Eis\toßes bei Fischamend und die dadur erfolgte Stauung ist unterhalb Wien von Erdbergermais an bis unterhalb Kaiserebersdorf und Albern am reten und bis Orth am linken Donauufer eine größere U eb R eingetreten. In Kaiserebersdorf, in Albern und auf der Simmeringerhaide hat die Uebershwemmung einen fehr großen Umfang erreicht, so daß die Bewohner ihre Wohnungen ver- lassen mußten. Es sind bereits zwei Todesfälle in Folge Ertrinkens gemeldet. Die Höhe des Wasserstands im Hauptstrom und im Donaukanale hatte im Laufe des Nachmittags noch zugenommen ; gegen Mitternacht ist indeß cin mäßiges Fallen eingetreten.

Laut dem heute Morgen um 8 Uhr ausgegebenen Berichte ist die Donau von Passau bis Kaiserebersdorf frei von Eis Auf dem österreichischen Gebiete befinden sch nunmehr nur noch zwei Eisdecken, von Kaiserebe: 8dorf bis Fishamend und in der Nähe von Petronell, dieselben haben eine Gesammtlänge von 15 km. Das Wasser ift in fortwährendem Fallen begriffen.

Prag, 3. Januar. Auf der Moldau ist in der Nähe von Melnik eine Eisverstopfung eingetreten, Die Umgebung von Wrbno und Luzna ift bis nah Chlomin hin überschwemmt.

Paris, 3. Januar, Nahm. (Cöln. Ztg.) Das Thauwetter bezanu gestern Abend, ohne Schaden zu thun; aber heute Morgen na 11 Uhr traf das Eis der oberen Seine ein, und der Strom, der plöglih hier 70 cm stieg, war von großen Eisscbollen bedeckt. Die Gefahr wuchs so \chuell, daß alsbald die Bade- uud sonstigen Schiffe tbeils fortgerifsen, theils zertrümmert wurden. Die Eis- {ollen rissen fort, was ihnen in den Weg kam, stauten sich an den Brücken, zerstörten viele Nachen, auch einen kleinen Dampfer, und richteten allerlei Schaden au. Die Behörden hatten umfassende Vor- kehrungen getroffen; überall am Ufer wird gearbeitet und gerettet. Der Verkehr ift fast auf allen Brücken verboten. Die Umgebungen von Paris stehen, soweit sie erreihbar, unter Wasser.

Paris,- 3. Januar, Abends. Seit 2 Uhr ist die Seine noch um 40 ecm gestiegen; der Pegel am Pont Royal zeigt 6,05 m. Jn d-r Umgegend von Paris ist die U+-bershwemmung groß. In Meudon gingen vier Waschscbiffe unter, in Paris zwölf. Die Verwüstungen dur den Eisgang sind bedeutend. Ein Octroiposten wurde durch das Eis fortgerissen, und es sollen dabei 6 Beamte umgekommen sein. Die Ufer sind mit enormen Eisblöcken bedeckt. Ein Theil der Brücke der Invaliden wurde zerstört. Die Besorgnisse, daß au die Brücke von Solferino und der Pont des Arts Schaden nehmen, steigt. Jn Montreau sind aht Schiffe untergegangen.

New-York, 3. Januar. (W. T. B.) Die Bark „Giacomino“ ist in Baltimore mit 5 Passagieren und 6 Personen der Mann- chaft des untergegangenen Dampfers. „Borussia“ cin- getroffen, welche sie in einem kleinen Boote etwa 250 Meilen von pen Azoren aufgefunden hat. Die Gereiteten hatten furchtbar ge-

ien,

London, 3. Januar. (Allg. Corr.) Die Taucher-Dperationen an der Taybrüccke bei Dundee wurden gestern abermals durch \türmises Wetter unterbrochen. Man glaubt, daß die in Broughty Ferry aufgefundeaen Trümmer genügen, um das Verschwinden der vier vermißten Waggons zu" erklären, und daß ih in den mit Eisen- werk bedeckten Waggons keine Leichen mehr befinden; dieselben Er ohne allen Zweifel nah dem Meere getrieben worden. Es sind F fehle zur Ueberwachung der Mündung gegeben worden; der Direktor der Nortbritishen Eisenbahn hat für die Beibringung einer jeden Leiche diz Summe von 5 nebst Vergütung der Unkosten aus

gesetzt.

gefallen. Zwischen Bacharah und Bingerbrück ist der Bahnkörbher uy