1880 / 4 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 06 Jan 1880 18:00:01 GMT) scan diff

L E T R S

E A K A D a T I E ERT

u Nietleben; Anfertigung neuer Coupons für die Provinzial- Anleihe zur Erbauung der zweiten Provinzial- enanstalt zu Nietleben: Neu- und Umbauten bei der Anstalt zu Groß- Salze. Nach Erledigung einiger Wahlen vertagte ih der Landtag auf Dienstag.

Sachsen. Dresden, 5. Januar. (Dr. J.) Beide Kammern E ihre Sißungen wieder auf. Die Erste Kammer erledigte Petitionen. Die Zweite Kammer verwies zwei Königliche Dekrete, die Erwerbung von Grundstücken in Glauchau und Bad Elster betreffend, an die Finanzdeputation und behandelte dann ebenfalls Beschwerden und Petitionen.

Elsaß-Lothringen. Staßbur g, 5. Januar. (W. T. B.) Der Bürgermeister Dr. Klee in Rappoltsweiler (Autonomist), dessen Wahl zum Mitgliede des Landesausschusses im No- vember v. J. beanstandet und von dem Bezirksrathe von Oberelsaß für ungültig erklärt worden war, ist gestern in einer anderweitigen Wahl mit 8 Stimmen abermals zum Mitgliede des Landesaus\husses gewählt worden. Von den Gegenkandidaten hat Salzmann 22 Stimmen und Weißgerber 1 Stimme erhalten. Eine Stimme war ungültig.

Hesterreich-Ungarn. Wien, 5. Januar. (W. T. B.) Die Donau is im Laufe des Nachmittags bedeutend ge- fallen; jede Gefahr einer Ueberschwemmung ist

eschwunden. Jn den übershwemmten Distrikten fällt das Wasser wieder. Sämmtliche Rettungshäuser bis auf dreî haben ihre Funktionen wieder eingestellt, die Permanenz- fommissionen sind wieder aufgelöst worden.

Bezüglich des türkisch-englischen Uebereinkommens über den leßten Zwischenfall sind nur noch einige Detail- fragen zu regeln. Von zwei ehemaligen bulgarischen Deputirten ist eine Petiti on bei der Pforte eingereiht

worden , in welcher Leßtere um Schuß für die Musel- männer in Bulgarien angegangen wird. Beamte des Distrikts Silistria sollen danach zum wiederholten Male die S M gegen Muselmänner in Anwendung gebracht

aben. Moukhtar Pascha ist von der Pforte angewiesen worden, einen Kommifssär zu ernennen behufs Austausches der offiziellen Gebietsabtretungsakten mit dem montenegrinischen Kommissär. Auch eine neue Proklamation der Pforte an die E Gusinjes ist Moukhtar Pascha zugegangen.

rag, 5. Januar. Das Eis aller böhmischen Flüsse ist abgegangen, ohne Schaden anzurihten. Das bei Melnik ausgetretene Wasser ist wieder zurückgetreten.

Großbritannien und Irland. London, 4. Januar. (Allg. Corr.) Aus der Capstadt wird vom 16. Dezember über Madeira gemeldet: Jn der Versammlung der Boers, die von 2000 Mersokon besuht war, wurde eine Reihe von Beschlüssen gefaßt, welche dem Entschlusse Ausdru gaben, die Unäbhän- gigkeit nöthigenfalls durh Waffengewalt wiederzuerlangen. Es wird indeß keine Störung des Friedens erwartet. Die Basutohäuptlinge haben fd freiwillig erboten ihre Waffen auszuliefern. e 4 1

Dublin, 5. Januar. (W. T. B.) Jn Carraroe sind in Folge von Exmissionen von Pächtern ernstliche Unruhen vorgekommen. Die Polizei wurde von dem Volkshaufen heftig angegriffen und war gezwungen, mit dem Bayonnette vorzu- gehen, wobei mehrere Personen verwundet wurden. Die Polizei soll verstärkt werden.

Frankreich. Paris, 5. Januar. (W. T. B.) Der Justiz-Minister Cazot empfing heute die rihterlihen Beamten. Die Präsidenten des Kassations- und Appell- hofes betonten bei dieser Gelegenheit, daß es ihr fester Ent- {luß sei, allen Ge)egen Achtung zu verschaffen, namentli den Verfassungsgeseßen. Der ehemalige Minister unter Louis Philipp und ständige Senator, Graf vonMontalivet, ist gestorben.

Griechenland. Athen, 6. Januar. (W. T. B.) Der Minister der Auswärtigen Angelegenheiten, Delyannis, hat seine Entlassung gegeben; der König hat dieselbe noi niht angenommen.

Türkei. Konstantinopel, 4. Januar. (W. T. B.) Der französische Botschaster Fournier wird vom Sultan morgen in besonderer Audienz empfangen werden. Die Bedingungen des in Betreff des english-türkischen Zwischenfalls getroffenen Uebereinkommens sind in der Ausführung begriffen. Die bei Kölle mit Beschlag belegten Papiere wurden demselben zurüdgestellt.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 6. Januar. (W. T. B.) Ein Telegramm aus Cannes, vom 4. d. M., meldet: Jhre Majestät die Kaiserin fühlte sich den ganzen gestrigen Tag schwächer. Jhre Majestät hustete stärker und klagte über Herzklopfen. Der Appetit ist etwas geringer. Die Fe mnorino des Zustandes fällt mit dem verstärkten Krankheitsprozeß in den Lungen zusammen.

Südamerika. (Allg. Corr.) Nah Berichten aus Val- paraiso, vom 7. Dezember, ist daselbst keine Nachricht von einem Angriff auf Tarapaca Seitens der verbündeten peruanishen und bolivianishen Armeen nah der Beseßung dieses Plaßes dur die Chilenen eingegangen. Ein detaillirter Bericht über den Kämpf bei Tarapaca theilt mit, daß am 27, November eine 2400 Mann starke chilenishe Vorhut unter Oberst Artraga die Stadt, deren Garnison 2000 Ver- bündete bildeten, ungestüm angriff. Die zwei ersten Angriffe der Chilenen wurden zurücgeschlagen, aber beim dritten ge- lang es ihnen, in die Stadt einzudringen, worauf ein Reserve-Corps von 4000 Verbündeten ankam und fie daraus vertrieb, wobei sie fünf Kanonen ein- büßten. Der chilenishe amtlihe Bericht konstatirt, daß der Verlust der Chilenen 400 Todte und Verwundete, der der Verbündeten doppelt so viel betrug. Die auf dem Wege nah Tarapaca ug ene chilenishen Verstärkungen sistirten g Marsch, als sie erfuhren, daß die Verbündeten den

lay am Morgen des 28. November aufgegeben hatten. Bei der Räumung von LTarapaca ließen die Zeruan sen und bolivianishen Truppen ihre Bagage, eine Quantität Wasfen und Munition, eine Anzahl Vieh und die vorher von den Chilenen eroberten Geshüße im Stich. Eine Abtheilung chi- lenisher Kavallerie wurde abgesandt, um den Rückzug des Feindes zu hindern. Am 28. November beseßten die Chi- enen Pozo, Almonte, Lonova und Penegrade.

—= Die „Polit. Corr.“ meldet aus-Konstantinopel:

(W. T. B.) Der cilenishe Konsul in London be- stätigt, daß in Lima ein Aufruhr stattgefunden habe, - bei welchem mehrere Personen getödtet und viele verwundet wor- en seien.

Aus dem Wolffshen Telegraphen-Bureau.

St. Petersburg, 6. Januar, Mittags. Der „Regic- rungs - Anzeiger“ veröffentlicht die Kaiserlichen Dekrete, dur welche der seitherige Domänen-Minister Walujeff zum Präsi- denten des Minister-Comités und gleichzeitig zum Präsidenten der Bittschriften-Kommission ernannt wird.

Nr. 1 des „Central - Blatts für das Deutsche Rei ch “, herausgegeben im Reichsamt des Innern, hat folgenden In- halt: Allgemeine Verwaltuñgésahen: Verbot einer ausländischen Druckscyrift; Ausweifung von Ausländern aus dem Reich8gebiete. Münzwesen: Uebersicht über die Ausprägung von Reich8münzen. Finanzwesen: Nachweisung der Einnahmen der Post- und Tele- graphen-, sowie der Reichs-Cisenbahnverwaltung bis Ende November 1879. —- Zoll- und Steuerwesen : L bars der den Erbauern von Seeschiffen für die niht speziell nachweisbaren Eisenbestandtheile zu bewilligenden Marximal-Zollvergütungen. Handels- und Gewerbe- wesen: Verlängerung des Handelsvertrages mit Belgien; Verbot der Einfuhr von Bäumen und Pflanzen in Griecheyland. Marine und Swbiffahrt: Ertheilung eines Flaggenattestes. Militärwesen : Berichtigung der Landwehr-Bezirks-Cintheilung; Festseßung des Betrags der für die Naturalverpfleaung zu gewährenden Vergütung für das Jahr 1880. Konsulatwesei : Entlassung.

Mr. 1 des „Justiz-Ministerial-Blatts“ har folgenden Snhalt: Allgemeine Verfügungen: vom 31. Dezember 1879, betreffend die Eintragungen in die Rechts8anwaltélisten, vom 1. Januar 1880,

Hetrefend--die-Gesuche-um-Anftellung, Verseßung oder Beförderung. |_

Landtags - Angelegenheiten.

Am 5. d. Mts. verstarb hierselbst Dr. Heffter, Mit- glied des Herrenhauses und Kronsyndikus, Geheimer Ober-Tribunals-Rath a. D., ordentlicher Professor des Rechts und Senior der Juristenfakultät an der hiesigen Universität. Fn das Herrenhaus wurde derselbe aus besonderem Allerhöchsten Vertrauen, unter gleichzeitiger Bestellung als Kronsyndikus, dur Königlichen Erlaß vom 20. November 1863 auf Lebenszeit berufen. Geboren am 30, April 1796 zu Schweiniy, studirte Heffter in Leipzig, wurde 1820 Assessor bei dem neuerrihteten Appellationshofe zu Cöln und dann Rath bei dem Ober-Landesgericht in Düsseldorf. Seine Schrift „Athenaishe Gerichtsverfassung“ erwarb ihm 1823 eine Professur an der Universität Bonn. Von da ging derselbe als Professor der Rehte nah Halle, 1833 nah“ Berlin. Von seinen zahlreihen Schriften sind die bedeutendsten: „Institutionen des römischen und deutschen Civilprozesses“ (Bonn 1825) und „Das euro- päishe Völkerrecht der Gegenwart“ (Berlin 1844), welches viele Auflagen erlebte. Auch als Kriminalist erfreute der Verstorbene sich

großer Anerkennung.

Statistische Nachrichten.

Gemäß den. Veröffentlichung" ]des Kaiserlihen Gesund- heitamts sind in der 52. Jatzee woche von je 1909--Be- wohnern, auf den NayresdurGidE berechnet, als gestorben emeldet: in Berlin 25,2, in Breslint 27,2, in Königsberg 30/0, 1n

öln 32,3, in Frankfurt a. M. 27,2, in Hannover 22,8, in Caffel 20:1, in Magdeburg 32, in Stettin 20,6, in Altona 23,8, in Straß- burg 37,0, in München. 31,9, in Nürnberg 22,7, in Au ads 32,0, in Dresden 27,5, in Leipzig 23,9, in Stuttgart 32,4, in Braun|chweig 30,7, in Karlsruhe 10,4, in* Hamburg 28,8, in Wien 28,3, in Buda- pest 32,4, in Prag 41,3, in Triest 44,8, in Basel 31,0, in Brüffel 34,9, in Paris 32,1, in Amsterdam 30,5, in Kopenhagen 23,8, in Stockholm 18,7, in Christiania 11,9, in St.. Petersburg 41,5, in Warschau 26,4, in Odessa 31,3, in Bukarest 48,9, tin Rom 40,3, in Turin 28,8, in Athen —, in Lissabon —, in London 27,1, tun Glasgow 27,3, in Liverpool 35,6, in Dublin 41,9, in Edinburgh 20,9, in Alexandria (Egypten) 41,5. Ferner aus früheren Wochen: in New- Hork 26,4, in Philadelphia 13,8, in St. Louis 13,2, in Chicago 17,2, in St. Franzisko 10,9, in Calcutta 36,6, in Bombay 34,9, in Madras 34,2.

Die beim Beginn der Woche an den meisten deutschen Beobach- tungsstationen vorherrschenden östlichen und südöstlihen, in Koniß und Karlsruhe nord- - und südwestlichen Laftströmungen, gingen im Laufe der Woche allgemein in leßtere über, nur in Cöln und an süddeutschen Stationen blieb Ost- und Südost, in Karlsruhe sogar Nordwestwind vorwiegend. Gegen das Ende der Woche ging der Wind in Mittel- und Süddeutschland, sowie in München wieder nah Oste und Südost-, in Ostdeutshland nah Nord und Nordwest, in Karlsruhe nah Südwest. Die Temperatur der Luft war auc in dieser Woche, besonders in Süddeutschland, eine niedrige. Um die Mitte der Woche nahm die Luftwärme, besonders in Mittel- und Norddeuts{land, zu. Der {on im Anfange der Woche hohe Luft- druck erreichte im Laufe der Woche eine ungewöhnliche Höhe.

Die Sterblichkeitsverhältnisse der meisten größeren europäischen Städte zeigen in der Berihtswoche noch keine wesentliche Besserung; nur in den größeren englishen Städten sind die Sterblichkeits- verhältnißzahlea zum großen Theil kleiner geworden. Für die deutschen Städte stieg die allgemeine Sterblichkeitsverhältnißzahl auf 27,5 von 26,5 der Vorwoche (auf 1000 Bewohner und aufs Fahr berechnet). Der Antheil des Säuglingsalters an der Sterb- lihkeit blieb fast der gleihe wie in der Vorwoche (von 10 000 Lebenden ftarben aufs Jahr berechnet 82,6 Kinder unter 1 Jahr gegen 82,3). Nambhasft gelte erscheint aber die Sterblichkeit der höheren Altersklassen, besonders der über 60 Jahr. j

Unter den Todesursachen haben fast alle Infektionskrankheiten Nachlässe aufzuweisen, nur typhöse Fieber wurden häufiger. Masern verliefen în Erfurt, Leipzig, Münster, Kopenhagen und Liverpool milder, in Stuttgart, Wien und Nordhausen stieg die Zahl der Todesfälle etwas. Scharlachfieber wurden in München, Straßburg und Liverpool seltener, in Hamburg, Altona, Duisburg, London, Bukarest zeigt die Epidemie noch keinen wesentliden Nachlaß. Diphtherishe Affektionen wurden in Dresden, Wien, Crefeld, Wars- schau etwas seltener, doch“ ist die Zahl der dadur hervorgerufenen Todesfälle in jenen Orten sowobl, als besonders in Danzig, Berlin, Ham- burg, Aachen, Straßburg, Freiburg i. B. u. a. noch immer eine größere. Todesfälle an Unterleibstyphus waren in München, St. Petersburg, und Barcelona vermehrt. Flecktyphustodesfälle werden aus S. Petersburg 13, aus Breslau, Meß, London und Warschau je 1 ge- meldet.“ Malariafieber waren Ende November in Rom noch immer häufig. | Der Keuchustei forderte in Leipzig und Straßburg manches Opfer; in London stieg die Zahl derselben auf 129. Die Poken verliefen- im Allgemeinen milder. In Paris sank die Zahl der Sterbefälle auf 27, in Wien, Budapest, Triest, London, Barcelona, Odessa, St. Petersburg ist die Zahl derselben nur eine kleine, in Cöln und Genf wurde je 1, in Prag 8. Todesfälle beoachtet. Nur in Bukarest hat die Epidemie größere Ausdehnung erlangt und for- derte in der Berichtswoche 34 Vypfer. j

Nach dem Jahrbuch für bremishe Statistik, Ab- \chnitt 15, waren im bremishen Staate am 1, Oktober 1878 52 Volks\chulen (d. h. Schulen, ‘in denen das Schulgeld nicht über 40 M jährlih beträgt) vorhanden, davon 48 öffentliche und 4 Privatschulen; 16 Stadt- und Landgemeindeschulen, 29 protestan-

tische und 1 katholishe Kirengemeindeshule, 8 Waisenhausschulen. Die Zahl der Schulklassen betrug 337, die der Schüler 8658, die der Schülerinnen 8657, zusammen 17 315. Auf jede Schule kamen durdscnittlih 6,48 Klassen und auf jede Klasse 91,4 Kinder. Von 100 Kindern benußten 73 die Volks\{chulen. Wegen Schulversäumnisse wurden im Jahre 1878 1821 Strafen von der Polizeidirektion verhängt. Das Lehrerpersonal an der Volks- \hule betrug 52 Vorsieher und 2 Vorsteherinnen, 272 männliche und 19 weibliche Klassenlehrer, 5 männliche und 50 weibliche Fachlehrer. Von den Schülern waren 13 101 Geld- und 4214 Freishüler (75,66 bzw. 24,34 9/0). Der Staat verwendete für die Volksschulen im Fahre 1878 ohne Kosten für Neu- und Erweiterungsbauten (93 106 M) 486 192 Æ oder pro Schüler 28,05 M

Die Zahl der höheren Schulen belief sich auf 26, und zwar 7 öffentliche und 19- Privatshulen mit 236 Klassen, 3768 Schülern und 2631 Schülerinnen. Es benußten von je 100 Kindern 27,0 (von 100 Knaben: 30,3, von 100 Mädchen: 23,3) die öffentlichen Schulen. Von dem Gymnasium und der Realschule I. Ordnung wurden Ostern 1877/78 16 Schüler zum akademischen Studium entlassen. Das Lehrerpersonal bestand im Jahre 1878 aus 16 männlihen und 10 weiblichen Vorstehern, 141 männlichen und 97 weiblichen ordent- lihen und Klassenlehrern und 64 männlichen und 21 weiblichen Fatlehrern. Für das höhere Schulwesen wurden im Jahre 1878 inkl. für Neu- und Erweiterungsbauten 85 396 4 netto, pro Schü- ler 129,78 M verausgabt. : j

An Fachschu len waren an öffentlichen vorhanden: das Semi- nar für Volks\c{ullehrer, die Seefahrts\hule und die Zeichenschule für angehende Künstler und Handwerker; von Privatanstalten ein Lehrerinnerseminar, eine Fortbildung8anstalt und Lehrerinnenseminar, sowie die Fortbildungsshule des Vereins zur Erweiterung des weiblichen Absaßgebiets. Diese Anstalten wurden im Sahre 1878 von 983 Shülern und 306 Schülerinnen besucht. Von der Scefahrts\{chule wurden im Jahre 1878 29 Steuerleute und 29 Schiffer geprüft. An Lehrern waren an den Fahschulen beschäftigt : 5 männliche und 2 weiblicher Vorsteher, 34 männliche und 5 weib- lide ordentlihe und Klassenlehrer, 20 männliche und 4 weibliche SFaclehrer. Für die 3 öffentlihen Fahshulen würden vom Staate im Jahre 1878 netto 63 946 H verausgabt. j

Die gesammten Ausgaben für das Schulwesen beliefen sich im Fahre 1878 einschließlich der Pensionen und der betreffenden Zinsen der Staatsschuld und einschließlich der Kosten der Neu- und Er- weiterungsbauten auf 917268 H, pro Schüler auf 6,23 M, ohne die Baukosten auf 815 018 4, pro Schüler auf 554 ÆAÆ

An Prozeßsachen wurden nah dem 16. Abschnitt im Jahre 1878 11 290 oder 7668 auf 100 000 Einwohner anhängig gemacht, gegen- 12 193 oder 8399 auf 100000 Einwohner in 1877; an Debit- und Nachlaßsachen 335 (228 auf 100 000 Einw.), gegen 365 (251 auf 100 000 Einw.) in 1877; an Erbe- und Handfestensahen 881 (598 auf 100000 Einw.), gegen 938 (646 auf 100 0009 Einw.) in 1877 ; an Vormundschaftsfachen 234 (159 auf 100 000 Einw.), gegen 232 (160 auf 100 000 Einw.). Jn der Strafrechtspflege gingen aus\{ließlich der Privatklage bei den Polizeigerihten 2539 Saen oder 1722 auf 200000 Einw. ein, gegen 2487 oder 1713 auf 100 000Einw. in 1877. Unter 1000 beendeten Sachen waren 160 Freisprechungen und 803 Verurtheilungen, gegen 164 bezw. 801 in 1877. Die Zahl der Verurtheilten betrug 2663 over 1809 auf 100 000 Einwohner, gegen 2435 oder 1677 auf 100 000 Einwohner in 1877. Von den Verurtheilten waren 2331 Männer (3285 von 100000 der männ- lien Bevölkerung) und 332 Frauen (435 von 100 000 der weiblichen Bevölkerung). uf- 1029 verurtheilte bremishe Staatsangehörige famen 1538 andere deutshe und 96 Ausländer. Von den Verbrechen und Vergehen waren 47,11 °% gegen die öffentlihe Ordnung,

| 30,94 9/0 gegen das Eigenthum, 19,43 %% gegen die Person und

2,52 9/6 gegen die Sittlichkeit. | i

Der 17. Abschnitt handelt von den Staatsfinanzen. Die Bruttoeinnahmen beliefen fch im Jahre 1878 auf 11 752 875 M (gegen 13029134 M in 1877), ‘davon aus direkten Abgaben 3 994 279 A. (28,14 9/0), gegen 4 319 621 Æ oder 33,22 9/9 in 1877 ; 3119119 M (26,64 9/6) aus indirekten Abgaben, gegen 3 416 187 M (26,27 9/0) in 1877; zusammen aus Abgaben 6413397 4 = 54,78 9/0, gegen 7 735 808 M r 9%/%) in 1877, von den Verkehrs- anstalten 2 866738 M = 20,91% (gegen 2 718 993 A = 20,91 9/9 in 1877); von anderem Eigenthum 2 087 749 M. = 17,83 °/o (gegen 9 131 937 A = 16,40% in 1877) u. st w. Die direkten Ab- gaben stellen sich pro Kopf auf 22,38 6. (gegen 29,76 M in 1877), die indirekten auf 21,19 A (gegen 23,53 in 1877). Die Brutto- Ausgaben stellten sich auf 12 630 219 K (gegen 12 796 818 6 in 1877), davon für Gesetzgebung und Verwaltung 1573 522 M (13,13 2/0), gegen 1502 891 M (12,69 9%) in 1877; für Rechtspflege 499 904 4 (4,17%), gegen 499 974 M (4,22 °/0) in 1877; für materielle Kultur 6 005 266 F (50,10 9/9), gegen 5 808 881 6 (49,06 %/6) in 1877; für geistige und sittlihe Kultur 1041 408 6. (8,69.0/0), gegen 1072254 A (9,06°%/0) in 1877; für öffentliche Gesundheitspflege 180 348 4 (1,51%), gegen 178 548 M (1,51 9/6) in 1877; für Landes8vertheidigung 17 250 M (0,140/6), gegen 20 153 M (0,17%) in 1877; für Finanzverwaltung und allgemeine Lasten 2 668 464 46 (22,26 9/0), gegen 2 758 209 M (23,29%/o) in 1877. Während die Verwaltung 1877 232 317 4 Ueberschuß ließ, ergab diejenige des Jahres 1878 ein Defizit von 877 344 4.

Die Nettocinnabmen beliefen sich auf 6997153 H. (gegen 8 087 261 A in 1877), die Nettoausgaben auf 7 874 497 A (gegen 7854 944 4 in 1877). Die hauptsächlihsten Steuern sind die Grund- und Erbesteuer, welche 1024 049 A ergab, gegen ‘599 460 f in 1877; die Einkommensteuer, welhe im Jahre / 1877 (von 73 307 350 Æ Einfommen) 1 514 628 ÆM ergab, 55,33 4 vro Kopf der Steuerzahler (gegen 89,39 4 in 1876); die Vermögensfteuer für 763 931.814 Æ« Vermögen im Jahre 1876; die Umsaßsteuer, 1878 von 398 101 620 4 Kapital 663 503 4 Steuer (gegen 482 127 108 4 Kapital und 803 545 4 Steuer in 1877); die Konsumtions- abgabe, 1146 936 M (gegen 1182317 in 1877).

Die Staatsschuld belief sich am 1. Januar 1879 auf 81 735943 M mit 3537 505 M Zinsen , gegen 82504 128 M am Zu PAunae 1878. Auf den Kopf der Bevölkerung 1rafen 534 bezw.

M.

Der letzte (18.) Abschnitt betrifft die Gemeinde-Finanzen. Die Stadt Bremen vereinnahmte im Jahre 1878 4 085295 #, davon aus direkten Abgaben 663 494 4, aus indirekten 1 203 756 M, vom Eigenthum und den Hoheitsrehten 1 912 385 6 Die Aus9- gaben beliefen sich auf 4200156 #4 , davon allgemeine Verwaltung 143 645 M, polizeiliche Anstaïten 588 475 #4, materielle Kultur 737 691 M, öffentlihe Schuld 776 125 , Ausbeutung des Eigen- thums u. \. w. 960 185 M u. \. w. Bei einer Trennung der öffent- lihen Schuld in Staats- und Stadtshuld würden auf letter 125 690 058 mit g55 208 BSinsfen fallen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Das Dezemberheft der „Deutschen Rundschau“, her ausgegeben von Julius Rodenberg (Berlin, Verlag von Gebrüder Pâätel), beingt die Fortsezung der Erzählung von Ferdinand Meyer „der Heiligé“, ferner eine Abhandlung von Karl Hillebrand : England im achtzehnten Jahrhundert. Gustav Nachtigal seßt seinen inter- efsanten Aufsay über die Afrikaforshung, *** seine Mikt- theilungen zur “Geschichte des orientalishen Krieges 1853 bis 1856 fort. M. M. v. Weber theilt kleine Erinnerungen an große Männer (Samuel Clegg, Charles Samuda, Richard Wagner u. A.) mit und Friedrih Goltz trägt eine physiologische Ab- handlung bber das Herz bei. Zum Schluß folgt die Fortseßung der auto- biographischen Blätter aus dem Leben eines preußischen Generals (bis zu dessen Eintritt in den preußischen Heeresdienst 1834). In der Ber- liner Chronik bespricht Karl Frenzel ' die Berliner Theater, in der literarischen Rundschau Otto «. Leixner die Weihnachtsliteratur.

Im Januarheft {ließt C. Ferd. Meyer die Novelle „Der Heilige“. Rudolf Virchow theilt die Ergebnisse seiner trojanischen Reije im Jahre 1877 mit. F, von Birch-Hirschfeld bringt einen Aufsaß über den Ursprung der menschlichen Mienensprahe mit Be-

rücksihtigung des Darwinshen Buchs über den Ausdruck der Ge- müthsbewegungen, L. Friedländer eine Abhandlung zur Geschichte des Tafelluxrus. Die auto-biographisben Blätter aus dem Leben eines preußischen Generals und die Beiträge zur Geschichte des leßten polnischen Aufstands werden fortgeseßt. Friedri Oetker \childert in einer kleinen charakteristishen Erzählung das norddeutse Bauer- leben, Carl Laubert Edgar Quinets Leben und Wirken. Jn der literaris{en Rundschau werden Nachtigals Reisewerk, Anzengrubers Dorfgänge, Scherers „Aus Goethe's Frühzeit“ und andere Neuigkeiten

besprochen. Land- und Forstwirthschaft.

Das Landes-Dekonomiekollegium wird wvoraussicht- lich noch im Laufe dieses Monats zusammentreten, An _ Vorlagen werden, wie die „Nordd. Allg. Ztg.“ mittheilt, demselben Seitens der Regierung zugehen: 1) die Berichte der landwirthschaftlichen Vereine über die Erfolge des Prämiirungswesens; 2) eine gutachtlihe Aeuße- rung des Kollegiums über die Werthschäßung der verschiedenen For- men der Phosphorsäure, dann des Phosphatdüngers und andere die Düngerkontrolle betreffende Fragen; 3) eine gutachtliche hrung über den Nutzen oder die Entbehrlichkeit der Ernteaussichts|statistik im Gegensaye zu der definitiven Erntestatistik.

Gewerbe und Handel.

Leipzig. Die „Leipz. Ztz.“ bringt folgenden Bericht von der Leder- mes\ e: Bereits in der leßten Michaelismesse konnte die Anfuhr in weiß- und lohgarem Schafleder der Nachfrage bei Weitem nicht genügen, welcher Umstand bekanntlih eine Steigerung der Preise im Gefolge hatte. Die Anfuhr zur jeßigen Neujahrsmesse war noch fleiner, und dürfte der: Grund hierfür ‘zum Theil in dem so früh eingetretenen Winter zu finden sein. Die Verkäufer räumten daher außerordentlich ras{ ihre Läger und zwar zu Preisen, welche die in der leßten Michaelismesse erzielten um 15 bis 20 4 überstiegen. Verschiedene Posten gingen sogar {nell in dritte Hand über. Auch der zugeführte kleine Vorrath von Saemischleder wurde schnell verkauft. Die Anfuhr von Sohlleder war gleihfalls geringfügig, namentli gilt dies von Siegener Leder. Verkäufer ‘hielten auf 10 bis 15 M höhere Preise als leßte Messe; derz Verkauf blieb jedoch beschränkt,

und gitig fast der größte Theil der Zufuhren -auf hiesige Kommisstons——

läger über. Für amerikanishe Sohlleder wurden in Folge des am 1. Januar in Kraft getretenen Zolles hohe Preise gefordert. Die Anfuhr von Kipsen war ebenfalls s{wach; gute Waare erfreute ih regster Nachfrage und wurden wesentlich höhere Preise angelegt, während geringere Qualitäten zu leßteren Preisen geräumt wurden. Große Kauflust herrschte für Fahlleder, welches hon in den hier abgehaltenen Lederauktionen als ein gesuhter und auch hoch bezahlter Artikel galt. Hiervon fehlte fast jede Zufuhr, so daß also der Um- saß darin zum weitaus größten Theile den hiesigen Händlern zu Gute kam. Rohe Häute fchlten ganz.

(Allg. Corr.) Die London und Westminster Bank zahlt sür die zweite Hälfte 1879 eine Dividende von 73 °%/. Die London Joint-Stock-Bank bringt für das Iahr 1879 eine Gesammt-Dividende von 15 °/9 zur Vertheilung.

Stockholm, 2. Januar. (Post- och Inr. T.) Zufolge Be- fanntmachung des Königl. Kommerz-Kollegiums vom heutigen Tage darf die Ein fuhr zur See von Rindvieh, Schafen, Mi und anderen widerkäuenden Thieren sowie von Pferden von Beginn des SFahres 1880 an und bis auf Weiteres nur in folgenden Häfen statt- finden: Calmar, Carlshamn, Carlskrona, Falkenberg, Gefle, Gothen- burg, Halmstad, Haparanda, Helsingborg, Hernösand, Kongsbadta, Landskrona, Luleà, Malmö, Norrköping, Norrtelje, Nyköping, Piteä, Sfellefteà, Stockholm, Strömstad, Sunds8vall, Södertelje, Uddevalla, Umeà, Varberg, Vestervik, Wisby und Ystad.

Gothenburg, 2. Januar. Der Häringsfang in den Sceeren hat, nah der „Post- och Inr. T.“, nunmehr mit den besten Aussichten begonnen. Aus--der Gegend von Lysekil wurden gestern 4160 Kubikfuß frisher Häringe von {öner Qualität hier einge- bracht. Ein deutscher Dampfer ift eigèns zum“ Häringetransport von hier nach Kiel in Fahrt geseßt worden.

Verkebrs-LUnstalten. /

Anf der Indo-Europäischen Telegraphenlinie sind im Monat Dezember 1879 an gebührenpflihtigen Depeschen befördert worden: a. aus Londcn, dem übrigen England und Amerika nah “diet und Indien 1298 Stück, b. aus Persien und Indien nah

ondon, dem übrigen England und Amerika 1281 Stück, c. vom

europäischen Kontinent exkl. Rußland nah Persien und Indien 456 Stück, d. aus Persien und Indien nach dem europäis{hen Kon- tinent exkl. Rußland 297 Stü; zusammen 3332 Stü(lk.

Bremen, 5. Januar. (W. T. B.) Der Frachtdampfer des norddeutschen Lloyd „Hansa“, welcher auf der Insel Le D strandete, ist sehr leck und von der Equipage verlassen worden.

Plymouth, 5. Januar. (W. T. B.)

e A Der Hamburger Postdampfer ,Frista“ ist hier eingetroffen.

Verlín, den 6. Januar 1880.

Der Weihnachts-Postpacketverkehr von Berlin Yat in der Zeit vom 12. bis 25. Dezember 1879 folgenden Umfang angenommen: A. Aufgelieferte Packete 1879: 386 430 Stück oder täglih 27 602 Stück, 1878 täglih 26 088 Stück. B. Eingegangene Palete 1879: 277 306 Stü oder täglih 19 808 Stüd, 1878 tägliÞh 18805 Stück. C. Aufgelieferte und eingegangene Padlete zu- fjammen 1879: 663 736 Stück oder täglih 47 410 Stü, D. 4 auf die Minute 32,9 Stück, 1878 täglih 44 893 Stü, d. h. auf die Minute 31,2 Stück.

Kiel, 6. Fanuar, 10 Uhr Vormittags. (Tel.) Das Postdampf\chiff aus Korsör is wegen starken Nebels heute erst um 6 Uhr 35 Minuten Vormittags eingetroffen.

, Die Weiterbeförderung der Postsendungen hat mit dem Zuge

7 Uhr 15 Minuten Vormittags stattgefunden.

Eine bayerisheLandes-Industrie-Gewerbe- und Kunst- ausftellung im Jahre 1882 in Nürnberg. (Mitth. des Bayer. Gew.-Mus.) Der Verwaltungsrath des Bayerischen Gewerbemuseums in Nürnberg hat fich als Lokalcomité für Nürnberg konstituirt und eine größere Zahl anderer Herren aus der Stadtvertretung, aus den Kreisen der Kunst, Wissenschaft und Technik, d.m Handel und der Eewerbe, sind, einer ergangenen Ein- ladung folgend, demselben beigetreten. Dieses Lokalcomits gliedert sih wieder in verschiedene Ausschüsse, und hat zunächst der Finanz- aus\{chuß seine Thätigkeit entfaltet. Vorsitzender dieses Ausschusses ist Hr. W. von Puscher, Stellvertreter desselben Hr. Rechtsanwalt Frhr. von Kreß, Kassier Hr. Banquier Max Kohn. Der Finanz- aus\{uß hat si bemüht, zunächst den Garantiefond zu beschaffen, und nachdem bereits am 30, November, dem Tage der Konstituirung des Landescomités, 230 000 X, darunter 50 000 ( vom Handels- ra, 30000 A vom Gewerbeverein und 30000 4 von der Sas gezeihnet waren, sind jeßt {hon in der Stadt Nürnberg Sago M Garantiefond gezeihnet. Die Zeichnung der Stadt, Ne a fonds perdus geschah, sowie die Zeihnungen von auswärts e hier ausges{lossen. Es ist sicher anzunehmen, daß in Nürnberg 000 M gezeichnet werden. Aus den übrigen Theilen dev Landes aden 100 000 K Zeichnun en erwartet. Die anderen Ausschüsse ollen ihre Thätigkeit sofort beginnen, wenn die Finanzfrage dem Ab- Maialie S IdiRv, ab O UEO N dee Aufruf zur Betheiligung rd in den ersten e

¿ur Versendung kommen. O E

Breslau, 5. Januar. (W. T. B.) Die „Breslauer Zeitung“ meldet aus Oppeln, daß daselbst großes Hochwasser a ciné Eisversetzung eingetreten seien und in Folge dessen eine bedeutende A E B

resden, d. Januar. (W. T. B.) Der Wasserstand am Elbpegel ist auf 250 em über Null zurückgegangen ; E e oberen Elbe wird ein weiteres Fallen des Wassers gemeldet.

Lem berg, 5. Januar. (W. T. B.) Wie die „Gazeta Lwowska“ meldet, hat in Folge eines Dammbruchs eine Ueber- \{wemmung der Weichsel stattgefunden, dur welche die Ort- schaften Usciedolne und N iedardy theilweise unter Wasser gesetzt s find. J

Paris, 3. Januar. (Cöln. Ztg.) Die Seine ist heute Abend in einen dichten Nebel gehül(t. Von den Quais S faum das Wasser sehen, und es läßt fih nit erkennen, ob der Fluß noch viel Cis mit sich führt. Die Wasser selbst steigen noch fortwährend, und der Wasserstand ist am Pont Royal ungefähr 6,70 m, d. h. noch 2,0 m höher als um 64 Uhr. In der Umgegend von Paris ist, zu- mal in Folge des starken Nebels, die Stimmung eine äußerst ängst- lihe. Das Eis uyd das Wasser haben dort übrigens {on furt- bare Verheerungen angerichtet. Die JInvalidenbrücke ist vollständig zerstört. Die Pfeiler sind nur noh übrig. Zuerst wurde die rechte, dann die linke Seite von dem Eise hinweggerissen. Die Noth in Paris, in der Umgegend, sowie in einem großen Theile Frankreichs ist in Folge der Ueberschwemraungen noch \{chreckliher geworden, als fie O Fd Ó

4. Januar, 5# Uhr Abends. Der dichte Nebel hält an. Das Thermometer ist auf + 3F Centigrad gesunken Die Seine ist seit gestern Abend um fast 1 m gefallen, zeigt aber noch 5,5 m. Es treiben fast keine Sollen mehr. Die in Paris angeriht-ton Schä- den sind sehr groß; viele Schiffe find untergegangen. wBercy hat stark gelitten; ein Theil der Straßen und alle Weinkeller sind unter Wasser. Die Brücckte von Tobiac, “welche die Bahn nach Orleans mit Bercy verbindet, ist zerstört. Mehrere Leichen sind aus der Seine gezogen worden. Die Rhone, die Loire und andere Flüsse haben gleihfalls Verwüstungen angerichtet.

Die: „Allg. Ztg.“ bringt folgende architektonishe Beschreibung der Eisenbahndrüdke über den Tay: Die britishe Ingenieut- kunst Tonnte sih mit begründetem Recht nach Erbauung dieser, läng- ften von allen bis jeßt hergestellten Cisenbahnbrücken vor Ablauf des Jahres 1878 als eines ihrer jüngsten Triumphe über die Natur- shranken rühmen. Nicht allein die Breite und Tiefe des zu über- bauenden Stromes oder vielmehr des Meerbusens der Taymündung, sondern zugleich die eigenthümliwe Beschaffenheit des Fluß- bettes wie die Ausdehnung des auf seiner Oberfläche herr- schenden Verkehrs boten _Hemmnisse dar, welche die Erfindungskraft und mechanische Geschicklichkeit der Ingenieure auf die höchfte Probe stellten. In ihrem ganzen Umfang besteht die Brücke aus 85 Schwib- bogen, welche, der Länge nach verschieden von 27 bis 245 Fuß, eine Gefammtlänge von 2 englischen Meilen betragen, Mit Rüdck- iht auf die verschiedene Tiefe und Bodenbeschaffenheit koanten die Pfeiler, welche den Bogen ur Stüßte dienen, nicht alle nah derselben Bauart sein, noch aus gleihem Matcrial bestehen. Die Konstruktion dieser Pfeiler verursachte daher die Hauptschwierigkeit. Ginige er- hielten eine rechtwinkelige, andere eine ovale Form, einige find ein- fache, andere Doppelpfeiler, einige sind aus Stein vom Fundament an, andere aus eisernen Cylindern, innen mit Backstein und Grund- mörtel gefüllt, und wieder andere bestehen aus eisernen Säulen ober- halb der Wasserflähe. Sämmtliche Pfeiler wurden aber nicht in herkömmliher Weise mit Hülfe von Gerüsten im Wasser selbst, sondern am Ufer in sogenannten Kastendämmen er- rihtet und hierauf vermittelst eines Flo\ses jeder an seine be- stimmte Stelle geschaft und daselbst durch hydraulishe Rammblöcke auf dem Boden befestigt. War der Boden von Lehm, so wurden die Pfeiler dur pneumati\Wen Druck so weit hinabgesenkt, bis sie auf Fels gelangten. Wenn er dagegen hart war, fo wurden in die Kastendämme Pfähle eingetrieben, dann bis zu 3 Fuß hoch von Tauchern abgesägt und der innere Raum mit Grundmörtel aus- gefüllt. Dort. endlih, wo - die Pfeiler auf Sandboden zu ruhen hatten, wurden die Kastendämme so tief hinabgesenkt, bis sie den harten Kiesboden erreihten. Sodann wurde der eingedrungene Sand dur Wasser beseitigt und durch Grundmörtel erseßt, der sich wie der flache Fels verhärtete, auf dem die Pfeiler zu stehen kamen. Der ganze Bau, welcher im Juli 1871 begann und am 26. De- zember 1876 fertig stand, wurde erst im Februar 1878 von dem Eisenbahn-Inspektor auf eine {were Probe gestellt und entsprach vollkommen dem erwarteten Erfolg. Es war voraus berechnet worden, daß das größte Gewicht, welchem die Tragkraft der Schwib- bogen ausgeseßt würden, für gewöhnliche Züge nicht 162 Tonnen überschreiten sollte. Bei der genannten Probe wurde auf jeden der aroßeren Bogen ein Zug von 360 Tonnen Gewicht gestellt und mit beträchtlicher Geschwindigkeit über die ganze Brücke gefahren. Den- noch zeigten die Bogen keine größere Deflerion, als man zuvor be- rechnet hatte. Die entfesselten übermenshlihen Naturelemente frei- lich wurden bei jener Berechnung kaum hinreihend in Betracht ge- zogen, fonst wäre gewiß einer solchen Katastrophe wie der vom 28. Dezember v. J. vorgebeugt worden.

Im Residenz-Theater kommen am Sonnabend die , Marmor- herzen“ („Les Filles de marbre“) von Ih. Barrière in der Bear- beitung von Heinri Laube zur ersten Aufführung. In Bezug auf das fernere Repertoire dieser Bühne erfahren wir, daß sowohl mit bekannten Künstlerinnen, wie Fr. Niemann-Seebach, Fr. Wilbrandt- Baudius, Fr. Lewinsky, Gastspielverträge abges{losjen find, als auch größere speziel für diese Bühne geeignete Novitäten erworben wur- den, so namentli das jeßt in München mit so großem-Beifall ge- gebene Schauspiel: „Die Tochter des Herrn Fabricius“ von Adolf Willbrandt.

_— Im Germania-Theater hat das -Volksftück „Berliner Briefträger* eine außerordentlih" freundlihe Aufnahme gefunden. Die Darstellung is eine recht tüchtige und das Ensemble ein abge- Buitells: Die Gesangseinlagen erfreuen sih alabendlih vielen

eifalls.

München, 2. Januar. Die „Allg Ztg.“ meldet: Das von der Königlich bayerishen Hoftheater - Intendanz gefaßte Projekt im Laufe des Monats Juli 1880 auf dem Königlichen Hof- und Nationaltheater zu München eine Reihe klas- sisher Dramen dur einGesammtgastspiel hervorragen- der deutscher Bühnenmitglieder im Verein mit dem Per- sonale des Münchener Hofschauspiels in möglichster Vollendung zur Darstellung zu briugen, ist nun vollständig gesichert. An diesem Ge- sammtgastspiel werden \sih von auswärtigen Bühnenmitgliedern be- theiligen: 1) vom Berliner Hoftheater: Fr. Minona Frieb- Blumauer; die Herren Gustav Berndal, Ernst Krause, Maximilian Ludwig, Heinrih Oberländer; 2) vom Dresdener Hoftheater: die Damen Franziska Ellmenreich, Pauline Ulrich, Hr. Friedrich Dett- mer; 3) vom Hamburger Stadttheater: Hr. Ludwig Barnay; 4) vom Hoftheater zu Hannover: Hr. Friedrih Holthaus; 5) vom Karls- ruher Hoftheater: Hr. Rudolf Lange; 6) vom Leipziger Stadttheater : Hr. Dr. August Förster; 7) vom Wiener Hofburgtheater: die Damen Marie Straßmann, Josephine Wessely, Charlotte Wolter ; die Herren Friedrih Krastel, Joseph Lewinsky, Emmerich Robert Adolf Sonnenthal; 8) vom Wiener Stadttheater: Hr. Siegwart Mmana 1 9) Hr. Direktor Friedri Haase. Vom Personale des Münchener Hofschauspiels werden in hervorragender Weise betheiligt sein: die Damea Hermine Bland, Marie Dahn-Hausmann, Rofa Herzfeld-Link, Marie Ramlo, Clara Weiß, Louise Werner; die

erren Karl Brulliot, Heinrich Davideit, Karl Häußer, Franz Herz, ilmar Knorr, Ernst Possart, Heintih Richter, Emil Rohde, Bern- ard Rüthling. Zur Darstellung werden gelangen : 1) Lessing: Minna von Barnhelm, Emilia Galotti, Nathan der Weise; 2) Goethe :

Clavigo, Egmont, Torquato Tasso; 3) Schiller: Kabale und Liebe, Wallensteins Lager, Die Piccolomini, Wallensteins Tod, Wilhelm Tell; 4) Kleist : Der zerbrochene Krug; 5) Shakspeare: Julius Câäfar, Macbeth, Wintermärchen, Hamlet. Es werden somit 16 Dramen an 14 Abenden unter der artistishen Leitung des K. Dis- rektors Hrn. Ernst Pofsart zur Aufführung gelangen. Weitere Mit- theilungen über den genauen Zeitpunkt dieser Darstellungen, Ein- trittspreise 2c. werden baldmöglichst erfolgen.

Am 11. d. M., Mittags 12 Uhr, findet im Königlichen Opernhause eine Matinée zum Besten der not Leba den Dberschlesier ftatt, welhe durch die hervorragende künst- lerishe Bedeutung der Mitwirkenden und das interessante demnächst zu veröffentlihende Programm wohl zu den bemerkenswerthesten aller demselben Zwecke gewidmeten Veranstaltungen gehören dürfte. Neben dem Violin-Virtuosen, Emile Sauret und den Mitgliedecn der König- lien Kapelle, haben ihre Mitwirkung zugesagt : die Damen Horina Mallinger, Clara Meyer und Tagliana und Hr. Bollé von den Königlichen Hof-Theatern, die Damen Carlsen, Löffler, Walther- Trost, Ernestine Wegner und die Herren Engels und Kadelburg vom Wallner-Theater sowie Hr. Karl Helmerding, der langjährige Liebling des Berliner Publikums. Die Regie führt der Direktor der König- lihen Oper ‘Hr. von Strantz, die Leitung der Kapelle Hr. Musik- Direktor Kahl, und die Klavierbegleitung des Hrn. Sauret hat Hr. Moritz Moszkowski übernommen Diese vorläufigen Andeutungen und der Hinweis auf den wohlthätigen Zweck werden genügen , der Matinée die allgemeine Theilnahme zuzuwenden.

Der Cirkus Renz übt fort und fort eine lebhafte Anziehungs- kraft sowohl „dur di: Reicbhaltigkeit und Mannigfaltigkeit E ful stellungen wie dur die auf diesem Gebiete mustergültige, vorzüg- libe Ausführung jeder einzelnen N1mmer. Allabendlih ist der große, behaglich erwärmte Cirkus von einem zahlreichen Publikum, welches mit andauernder Aufmerksamkeit den mannigfach gebotenen Gaben bis zum Schlusse folgt, vollständig gefüllr. Seit gestern hat Hr. Direktor Renz dem reichen Programme

Zulu-Kaffern engagirt, welche gestern zum ersten Male auftraten. Die sieben Männer, fast sämmtlich kräftige Gestalten von ebenmäßigen Formen, echtem Negertypus und einer Hautfarbe, welche. vom hellen bis dunklen Braun variirt, führen eine Reihe ihrer nationalen Bräudle vor, wie Gesänge, Tänze, kriegerische Spiele 2c., die ein belebtes Bild von eigenartigem Charakter ge- währen. Außerdem bot die Vorstellung selbstverständlih wieder eine große Anzahl theils dem Gebiete der eigentlich equestrishen Kunst angehöriger Piecen, theils dem weiteren Kreise der dem Cirkus her- gebrachter Weise einverleibten Produktionen. Von den ersteren erwähnen wir hier nur der von den Herren Fr. Renz A. Renz, Hager und Adermann auf acht sehr \{öônen Pferden mit hippologisher Meisterschaft ausgeführten Fahr- shule, ferner der von Frl. Emilie Loisset mit Sicherheit und Eleganz auf dem prächtigen arabishen Fuchshengst Mahomed gerittenen hohen Schule, fowie ter in ge\{chmadckvollen Kostümen von 8 Damen und 8 Herren vorzügli gerittenen spanischen Qua- drille. Als seltenes gymnastishes Meisterstück wurden wiederum die kühnen, fraftvollen Produktionen der Miß Leona Dare bewundert und lebhaft applaudirt. Die zweite Abtheilung der gestrigen Vor- stellung bildete das glänzende Ausstattungsstück: „ein Karneval auf dem Eise“, welches neuerdings von Hrn. Direktor Renz mit vielem Geschmack und großer Pracht neu arrangirt und inscenirt worden ist.

LiterarisheNeuigkeiten und periodische Schriften.

Monatsschrift für Deutsche Beamte, Organ Preußishen Beamten-Vereins, redigirt von L. Jacobi, Königl, Geb, Regierungs-Rath. Grünberg i. Sl. Verlag von Fr. Weiß!s Nachfolger. 1879, 3. Jahrgang. 12. Heft. Inhalt: 1. Ange- legenheiten des Vereins. Bekanntmachungen der Direktion ‘des Preußischen Beamtenvereins. Darlehen auf Lebensversicherungs- Policen zum Zweck der Bestellung von Dienstkautionen. Die Ber- liner Beamten-Vereinigung. Agitationen des Magdeburger Bezirks- Beamtenvereins. Der Beamtenverein zu Cassel. 11. Rechtsver- hältnisse der Beamten: A, Gesetzgebung und Verordnung. B. Ab- handlungen über Fragen des Beamtenrehts. Rangiren der Regie- rung8beamten. Kommunalbesteuerung der Beamten. Betrachtung über die Gemeiudebesteuerung der Staatsbeamten. Zur Frage des Gnaden-Quartals. Zur Klassen- und Einkommensteuer-Frage. Ver- sicherung der Reichsbeamten. Die Sorge der deutschen Reihs-Post- und Telegraphenverwaltung für die Ausbildung ihrer Beamten. Einziges, aber sicheres Mittel, den in bedrängten Vermögensverhält- nissen lebenden Beamten zu helfen. Beamten-Petitionen. Bureau- Diätare bei den Provinzial-Regierungen. IIT. Abhandlungen und tes C R V ain dem Tbe eines alten Beamten

aus He . Gesundheitsturnerishes. IV. Vermishtes. a S 7 n E S s

h eitschri ür Forst- un agdwesen. Zugleich Organ für forstlihes Versuhswesen. Mer Ergen in e S Lea Lehrern der Forstakademie zu Eberäwalde, sowie nah amtlihèn Mit- 1heilungen von B, Danckelmann, Königl. preaß. Ober-Forstmeister und Direktor der Forstakademie zu Eberswalde. 12, Jahrg. 1880. 1. Heft. Januar. Berlin. Verlag von Jul. Springer. 1880. Inhalt: 1. Abhandlungen. Ueber die Bildung der Holzboden- Abtheilungen für die Zwecke der Forstabshäßung. Vom Ober-Forst- meister B. Danckelmann. Ueber die forstlichen Verhältnisse Elsaß- Lothringens. Vom Kaiserlichen Forstmeister Solf zu Straßburg, Buprestis (Chrysobothris) affinis Fab. (Ein neuer Gichenfeind.) Vom Prof. Altum zu Eberswalde. (Mit Abbildung.) 11. Mittheilungen. Der Normalhöhenpunkt für das. Königreich - Preußen. Vom Prof. Dr. A. Müttrih zu Eberswalde. Ueber die von der Königl. preußischen geologischen Landesanstalt herausgegebenen geologischen Aufnahmen des Flacþlandes. Von:W. Schüße zu Eberswalde. Nest- wolf und Neftfuhs. Vom Prof. Dr. Altum zu Eberswalde. (Mit Abbildung.) I1IL Statistik. Forststatistishe Nachrichten aus dem preußischen Regierungsbezirk Cassel. Vom Ober-Forstmeister Wagner zu Cassel. IV. Literatur. Uebersicht der forstlih beachtenswerthca Literatur. V. Notizen.

Social-Correspondenz, Organ des Centralvereins für das Wohl der arbeitenden Klassen, herausgegeben von Dr, Victor Böhmert und Arthur v. Studniß. Nr. 52. Inhalt: Ein altes und ein neues Jahrzehnt. Die Wahl in Magdeburg. Die Ordnung der Privatwirthshaft. Zum Jnseratenunwesen. Die Brille. Naturalien-Sparanstalten. Leistungen und Löhne. t

: ittheilungen der K. und K. öfterreihisch-unga- rischen Konfulats-Behörden. Zusammengestellt vom statisti- {en Departement im K. K. Handels-Ministerium. VII. Jahrgang. 12. Heft. (XVI. Band der „Nachrichten über Industrie, Handel und Verkehr“. ) Wien, 1879. Druck und Verlag der K. K. Hof- und Staatsdruckerei. Jahalt: Deutsches Reih. Hamburg, (Wirth- schaftliche Zustände in den Jahren 1877 und 1878.) Belgien. Lüttich. (Wirthschaftlihe Zustände der Provinz Lüttich“ -im Jahre 1878). Italien. Mailand. (Wirthschaftlihe Zustände der Lom- bardei im Jahre 1878). Ottomanisches Reih. Smyrna. (Ein- und Auéfuhrhandel im Jahre 1877 und Verkehrsbeziehungen zu Defterreih-Ungarn). Personalnachrichten.

«Die Schweiz im Spiegel der Dichtung“. Heraus- gegeben von Robert Weber, ‘1880. Basel, : Verlag von Robert Weber. Leipzig, Kommissionsverlag von Hermann Fol.

„Helvetia“, Monatsschrift zur Unterhaltung und Belehrung des Volkes. Unter Mitwirkung s{weizerisher und deuts{er Dichter und Schriftsteller herausgegeben von Robert Weber. 111, Fahrgang I. Heft. 1880. Basel, Verlag von Robert Weber. Leipzig, in

* Kommission bei Hermann Folt.