1880 / 10 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 13 Jan 1880 18:00:01 GMT) scan diff

entsteht, so muß das Dampfschiff dem Segelschiffe aus dem Wege gehen. Artikel 18.

Jedes Dampfschiff, weles sih einem anderen Schiffe in solher Weise nähert, daß dadurch Gefahr des Zusammen- stoßens entsteht, muß seine Fahrt mindern, oder, wenn nöthig, stoppen und rückwärts gehen.

Artikel 19. S i

Sälägt ein in Fahrt befindlihes Dampfschiff einen diesen Vorschriften entsprehenden Kurs ein, so kann es dies einem anderen in Sicht befindlihen Schiffe durch folgende Signale mit seiner Dampspfeife anzeigen, nämlich:

Ein kurzer Ton bedeutet :

„ih rihte meinen Kurs nah Steuerbord“;

Zwei kurze Töne bedeuten :

„ih rihte meinen Kurs nach Backbord“ ;

Drei kurze Töne bedeuten :

„ih gehe mit voller Kraft rückwärts“. :

Die Anwendung dieser Signale is freigestellt ; werden sie jedoch angewendet, f muß das Manöver des Schiffes dem gegebenen Signale entsprechen.

Artikel 20.

Ohne Rücksicht auf irgend eine der vorstehenden Vor- e muß jedes Schiff, einerlei, ob Segelschiff oder Dampf chiff, beim Ueberholen eines anderen dem leßteren aus dem Wege gehen. ;

Artikel 21. :

Jn engen Fahrwassern muß jedes Dampfschiff, wenn es ohne Gefahr ausführbar ist, sich an derjenigen Seite der Fahrrinne oder der Fahrwassermitte halten, welche an seiner

teuerbordseite liegt. Artikel. 22.

Jn allen et wo nach den obigen Vorschriften eins von zwei Schiffen dem anderen aus dem Wege zu gehen hat, muß dieses leßtere seinen Kurs beibehalten.

Artikel 23. i

Bei Aus und Auslegung dieser Vorschriften muß stets gehörige Rücksicht auf alle Gefahren der Schiffahrt , so- wie nicht minder auf solhe besondere Umstände genommen werden, welche zur Abwendung unmittelbarer Gefahr ein Ab- weichen von obigen Vorschriften nothwendig mahen.

- Unter keinen Umständen darf ein Schiff die nöthige

Vorsicht verabsäumen. Artikel 24.

Keine dieser Vorschriften soll ein Schiff oder den Rheder, den Führer oder die Mannschaft desselben von den Folgen einer Versäumniß im Gebrauche von Lichtern oder Signalen und im Halten eines gehörigen Ausgucks oder überhaupt von den Folgen der Versäumniß irgend einer Vorsichtsmaß- regel befreien, welche dur die gewöhnliche seemännische Praxis

oder dur die besonderen Umstände des Falles geboten wird. -

Vorbehalt in Betreff besonderer Vorschriften für Häfen und Bin nengewässer. Artikel 25.

Keine dieser Vorschriften soll die Wirksamkeit von be- sonderen Vorschriften beeinträchtigen , welche bezüglich der Schiffahrt in Häfen, auf Flüssen oder in Binnengewässern von den zuständigen örtlichen Behörden erlassen worden sind.

Besondere Lichter für Geschwader und unter

Bedeckung fahrende Schiffe. Artikel 26.

Keine dieser Vorschriften soll die Wirksamkeit von be- sonderen Vorschristen beeinträchtigen, welche /bezüglih der Führung von zusäßlichen Stations- und Signallichtern für wei oder mehrere Kriegsschiffe oder für unter Bedeckung Alirenbe Schiffe von einer Landesregierung erlassen wor-

den sind. Schlußbestimmung. Artikel 27. Die gegenwärtige Verordnung tritt mit dem 1. Sep- tember 1880 in Kraft. Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Kaiserlichen Znsiegel. Gegeben Berlin, den 7. Januar 1880. (L. 8.) Wilhelm. Otto Graf zu Stolberg.

Königreich Preußen

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht : den Gerichts-Assessor Gerstenberg in Halle a./S. zum Amtsrichter in Bärwalde in Pommern zu ernennen ; sowie dem Rechtsanwalt und Notar Zimmermann zu Steinau im Regierungsbezirk Cassel aus Anlaß seines Dienstjubiläums den Charakter als Justiz-Rath zu verleihen.

Betlanntmachung auf Grund des Reichhsgeseßes vom 21. Oktober 1878

Die unterzeichnete Landespolizeibehörde hat auf Grund von §8. 11 folg, des Reichsgeseßes gegen die gemeinfährlichen Beslrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oktober 1878 Nummer 1 des Jahrgangs 1880 der von Wilhelm Hasen- clever hier redigirten und verlegten, in der hiesigen Genossen- schastsbuchdrudckerei gedruckten periodischen Zeitschrift: „Das Lämplein“ zu verbieten, dieses Verbot auch auf das fernere Erscheinen der gedachten Zeitschrift zu erstrecken beschlossen.

Leipzig, den 10. oa 1880.

Königliche Kreishauptmannschaft. Graf zu Münster.

Betlanntmahu n. Die Rektorats-Prüfung wird hier vom 1. bis 3. Zuni und event. am 15, und 16. Juni d. J. abgehalten werden. Das Nähere besagen die Amtsblätter. Berlin, den 8. Januar 1880. Königliches Provinzial-Schul-Kollegium. Reichenau.

/ Bekanntmachung.

Die Mittelschullehrer-Prüfung wird hier vom 25. bis 29. Mai und event. auch vom 8. bis 12. Juni d. J. abge- halten werden.

Das Nähere besagen die Amtsblätter.

Berlin, den 8. Januar 1880.

¿7 Königliches Provinzial-Schul-Kollegium.

/ «Reichenau. E

aide

Bekanntmachung. . i Die Prüfung für Schulamts-Bewerberinnen wird hier vom 12. April d. J. an abgehalten werden. Das Nähere besagen die Amtsblätter. Berlin, den 8. Januar 1880. i Königliches Provinzial-Schul-Kollegium. Mi Senau.

Nichtamtliches. Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 13. Januar. Se. Majestät der Kaiser und König hörten heute Vormittag den Vortrag des Polizei-Präsidenten von Madai, arbeiteten darauf mit dem Chef der Admiralität, Staats-Minister von Stosh im Beisein des Chefs des Militärkabinets, General-Lieutenants von Albe- dyll, und al3dann mit dem Leßteren längere Zeit allein. Um 11/2 Uhr wurde der Oberst-Kämmerer Graf von Redern empfangen.

Jhre Majestät die Kaiserin und Königin be- sihtigte gestern unter Leitung Sr. Kaiserlihen und König- lihen Hoheit des Kronprinzen die neu erworbenen Kunstschäße des Königlichen Museums und der Nationalgallerie.

Der Bundesrath hat in seiner Sißung vom 16. De- zember 1879 beschlossen, daß für gefärbte, gebrauchte, leere Petroleumfässer Privat-Transitlager ohne amtlichen Mit- vershluß unter einstweiliger Abstandnahme von der Jdentifi- zirung der einzelnen zum Lager abgefertigten Fässer bewilligt werden können.

Der Sqhlußbericht über die gestrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten befindet sich in der Ersten Beilage.

In der heutigen (35.) Swtung des Hauses der Abgeordneten, welher der Minister des Jnnern Graf zu Eulenburg, der Finanz-Minister Bitter und mehrere Regierungskommissarien en, theilte der Präsident mit, daß die XV. Kommission zur Vorberathung des Geseßentwurfs, betreffend die Besteuerung des Wanderlagerbetriebes gewählt sei und ih konstituirt habe. (S. unter Landtags- angelegenheiten). Darauf wurden folgende vier Geseß- entwürfe gleichzeitig zur ersten Berathung gestellt: 1) über die Organisation der allgemeinen Landes- verwaltung; Y über die Zuständigkeit der Ver- waltungsbehörden und der Verwaltungsgerichte; 3) zur Abänderung und Ergänzung des Gesetzes, betreffend die Verfassung der Verwaltungsgerichte und das Verwaltungsstreitverfahren, vom 3. Juli 1875, und Einführung desselben in dem gesammten Umfang der Monarchie ; 4) betreffend die Abänderung von Bestimmungen der Kreisordnung für die Provinzen Preußen, Bran- denburg, Pommern, Posen, Schlesien und Sachsen, r 13. Dezember 1872, und die Ergänzung der-

elben.

Der Abg. von Bennigsen erklärte, daß seine Partei den weiteren Fortschritt in der Reorganisation der gesammten Landesvertwaltung {laYmäßig für die ganze Monarchie mit Freuden begrüße. Dbwohl seit den E Wahlkämpfen eine Spannung zwischén' der konservativen Regierung und den ge- mäßigt liberalen Parteien eingetreten sei, so werde seine Partei doch die Regierung in dieser staatsnothwendigen Auf- gabe unterstüßen. Jn der organishen Verbindung der Staats- mit den Sélbstverwaltungsbehörden werde erst die sichere Grundlage für die ganze angestrebte Verwaltungsreform geschaffen. Seine Partei werde die in der Vorlage, betreffend die Organisation der Staatsbehörden , ge- troffenen Uebergangsbestimmungen nicht genehmigen können für diejenigen Provinzen, in denen die Provinzial- und Kreis- ordnung noch nicht eingeführt seien ; es seien der Provisorien hon genug. Man möge beide großen Organisationsgeseße gleichzeitig und in organischer Verbindung in den betreffen- den sechs Provinzen einführen, denn nach Genehmigung der Uebergangsbestimmungen werde ein Zwang für die schleunige Einführung der Selbstverwaltungsgeseßze in den sechs Provinzen für die Regierung wegfallen. Durch die Einschiebung zweier selbständiger Verwaltungs- organismen zwischen den Kreis und den Staat, des Bezirks und der Provinz, werde die ganze Verwaltungsmaschinerie zu komplizirt. Man müsse sich für eine Zwischeninstanz ent- heiden, und er H e die Provinz vor. Er bedauere, daß ein diesbezügliher Versuch in der Provinz Hannover wegen Widerspruchs der Regierung nicht gemacht worden sei. FJndessen stehe er, um die Organisation überhaupt zu: Stande zu bringen, von der Durchführung seiner Ansicht ab; jedoch hoffe er, .daß die fiskalishe Steuerverwaltung für die Provinz werde centralisirt werden. Es sei richtig, daß bei den verminderten Befugnissen der Staatsbehörden an Stelle der bisherigen Kollegialität die einheitlihe Leitung der Präsidenten der Bezirksregierungen trete. Eine andere geographishe Begrenzung für die in der Provinz Hannovex vorgeschlagenen drei Regierungsbezirke sei durch- aus erforderlih. Die Einwohnerzahl dürfe für die Ab- grenzung durchaus nicht maßgebend sein ; das geschehe auch in anderen Staaten nit. Für die Abgrenzung müßten die ver- schiedenartigen FFnteressen der Bevölkerung allein entscheidend sein. Man möge den partikularistishen Gegnern in Hannover niht eine so wirksame agitatorishe Waffe in die Hand geben, da sie ja {hon jeßt sagten, daß Preußen, um eine geringe Ersparniß zu machen, alte be- währte hannovershe Verwaltungseinrihtungen aufhebe. Es müsse das ungerechtfertigte Widerstreben der Beamten gegen die Mitwirkung von Laien, das vielfah vorhanden sei, ein Ende nehmen. Eine weitere Vereinfahung des Verfah- rens müsse die Kommission anstreben dadur, daß die leßte Ent- scheidung in eine frühere Jnstanz verlegt werde, namentlich sei dies bei Leshwerden in Armensachen der Fall. Bei Po- lizeiverfügungen brauche man nicht die bisherige Häufung der Rechtsmittel, sondern es genüge die Beschwerde unter der Rechtskontrole des Ober-Verwaltungsgerichts. Es sei zu tadeln, daß die Beschwerde gegen städtische Polizeiverfügungen in exster Jnstanz an den Landrath gehen müsse. Dieje Bestimmung werde in den Städten großem iderwillen begegnen. Der Redner wies sodann historisch nah, daß die den Liberalen zur Last gelegte Häufung der Verwaltungs- und Verwaltungs - Gerichtsbehörden" in der unteren

und mittleren Fnstanz, abweihend von dem ursprünglichen Gedanken der Kreisordnung, durch eine Vorlage der Regie- rung veranlaßt, von dem Abg. Miquel damals bekämpft, von den Konservativen aber befürwortet worden sei. Seine Mens würden jeßt zu einer Vereinfahung gern mitwirken. ie Vorlagen würden zweckmäßig einer Kommission von 21 Mitgliedern überwiesen. Die kommunale Verwaltung müsse versöhnend auf politische Gegensäße wirken, wie sie dies bereits in Hannover gethan habe. Ein solches versöhnendes Gebiet s)sei unter den heutigen Verhältnissen erren at um die Autorität des Staates gegenüber den verschiedenen Parteiungen zur Geltung zu bringen. Bei Schluß des Blatts hatte der Abg. von Rauchhaupt das Wort.

Die in der neuesten Nummer des „Centralblatts für das Deutsche Neih“ zur Veröffentlihung gebrachte Uebersicht der Einfuhr von Getreide, Mehl und Delsaaten über die östlihen Grenzen in das deutsche Zoll- gebiet für die Zeit vom 1. bis 15. Dezember v. J. wird hier nachstehend abgedruckt :

Einfuhr in den freien Verkehr, über die Grenze gegen

1) Oftsee, u. zwar

4) Zu- 2) Ruß- 13) Oester-| sammen

land rei | (Spalte 2—5)

a. von russichen Häfen b, von anderen Häfen

. [Centner. | Centner. | Centner. E 6 C

Centner. T. | 2.

co D * Jes

99 649 | 249 325 85 122 628 948 47 420 258.448 12 983 250 434 12 203 44 553 5 158

74 807 13 462 24 239 80 798 17 247

131 412 59 755 | 25 367 187457 | 64112 39 699 617 59 826 | 108 610 5 507 515 19 806 | 212 709 7337 4 866 44 553

5 158

3353} 71032 13 462 7 382

16 238 38 267 4 359 13 795

D A davon zur Durchfuhr 2) Non davon zur Durchfuhr 3) U, 5

5 914 [12 350

348 843 |28 536 3 703 | 3 401 : 66 794 23 218 davo zur Durchfuhr | 6961 D L LO0G28 C291 davon zur Durchfuhr S -—— davon zur Durchfuhr =— 6) Mehl aus Getreide und Hülsenfrüchten 401 21 davon zur Durchfuhr ——— 7) Raps und Rübsaat .| 1493| 126 O) Vent. 38:092 80 davon zur Durchfuhr 3452|

Danach ist Mais nur aus ODesterreih eingeführt worden. Leinsaat ging fast auss{hließlich aus Rußland, Mehl dagegen fast aussc;ließlich aus Desterreih ein. Beim Roggen überwog weitaus, beim Weizen und Hafer um verhältnißmäßig nicht beträhtlihe Mengen die Einfuhr von Rußland, während E und Raps weit überwiegend aus Oecsterreih eingebracht wurden.

Der Finder eines herrenlosen Schatzes be- geht, nah einem Erkenntniß des Reichsgerichts, 1. Straf- fjenats, vom 17. November 1879, im Geltungsbereih des Preuß. Allg. Landrechts eine Unterschlagung gegen den Eigenthümer des Grundstückes, in welhem der Schaß gefun- den wird, wenn er sich den ganzen Schatz aneignet und so- mit dem Grundeigenthümer die ihm geseßlich zustehende Hälfte des Schatzes entzieht.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich baye- rishe Rath am obersten Landesgericht, Kastner, ist von München hier eingetroffen.

- Merseburg, 12. Januar. (Mgdb. Ztg.) Jn der heu- tigen Sißung des sächsishen Provinzial-Landtages wurde zunächst die Vorlage, betreffend die Errichtung einer Landeskulturrentenbank, mit großer Majorität abgelehnt, eben- so der Antrag des Ausschusses, betreffend die Verstärkung der Mittel der Provinzialhülfskasse. Dann wurde der Antrag des Abg. Horn, betressend die Fürsorge für die Hinterbliebenen verstorbener Provinzialbeamten, nah kurzer Diskussion ange- nommen , worauf sih das Haus bis Dienstag vertagte.

Bayern. Speyer, 12. Januar. (W. T. B.) Der Ar Molitor ist in der vergangenen Nacht ge- orben. ¡i

Sachsen. Dresden, 12. Januar. (Dr. J.) Die Erste Kammer beschäftigte sich heute ausschließlich mit einer Be- schwerde, die Abforderung eines angeblich zu hohen Betrages von Erbschaftssteuer betreffend. Der Antrag der vierten De- putation, die Staatsregierung zu ersuchen, sie wolle eine noch- malige Taxation des “ee O Gutes anordnen und auf Grund des Ergebnisses diejer Würderung den zu erlegenden Erbschaftsstempel anderweit feststellen, gegen welchen die Staatsregierung ein Bedenken niht erhob, wurde ange- nommen, dagegen ein anderweiter Antrag auf Erlassung eines Gesetzes, durch welchen eine Revisionsinstanz für Grundstücks- taxen in Erbschaftssteuerangelegenheiten vorgesehen werde, nah längerer Diskussion abgelehnt.

Die Zweite Kammer verwies einen Antrag, die Er- bauung einer Sekundäreisenbahn zwishen Annaberg und Stollberg betreffend, an die Finanzdeputation, einen Antrag auf Aufhebung des 8. 18 der Ga lctien g Us vom 31. Juli 1879 an die Geseßgebungsdeputation und er- ledigte Petitionen. j

ot!

Oesterreich-Ungarn. Wien, 12. Januar. (W. T. B.) Der ungarische Delegationsaus\chuß für die aus- wärtigen Angelegenheiten nahm das Budget des Mi- nisteriums des Auswärtigen unverändert an. Der Vertreter der Regierung, Sektionshef Baron von Kallay, erklärte, daß die Aufhebung der österreichish-ungarischen Konsulate in Bos- nien und der Herzegowina demnächst zu erwarten sei. Der Marine-Aus\chuß votirte das Budget des Marine-Ministe- riums mit Abstrichen im Gesammtbetrage von 688 000 Fl. Der Heeresausschuß nahm bis auf drei noch s{chwebende Titel das Ordinarium des Budgets des Kriegs-Ministeriums unverändert an. Der Kriegs-Minister legte einen detaillirten Ausweis der administrativen Maßnahmen vor, dur welche er eine Ersparniß von 2 Millionen Gulden zu erreichen hofft.

Die „Pol. Corr.“ meldet aus Konstantinopel: Das Gerücht von einem förmlihen Bruch zwischen der Pforte und Griechenland in der Grenzfrage ist unbegründet, jedoch ist die Wiederaufnahme direkter Verhandlungen zweisel-

haft. Die von den Bulgaren in Philippopel gewalt- jam in Besiß genommene griechishe Patriarchatskirche ist der dortigen griechishen Gemeinde wieder übergeben wor- den. Die montenegrinische Regierung weigert si{ch, Kom- missäre zur Entgegennahme der Cessionsurkunde über das ab- zutretende Gebiet zu ernennen und verlangt zuvor Entwaff- nurg der Bevölkerung von Gusinje und Zurübeförderung der zahlreihen nah Gusinje gekommenen Albanesen.

Der „Presse“ wird aus Gazko (Herzegowina), 11. Ja- nuar, gemeldet: Die von Sr. Majestät dem Kaiser für ses griehisch-orientalishe Kirchen gespendeten Glocken, Kirchenbücher und Paramente sind, von einer großen Volks- menge begrüßt, mit endlosen Rufen : „Zivio nasch premilostiwi Car Franjo Josip I.“ (So lebe unser allergnädigster Kaiser Franz Joseph 1.) hier angelangt. Ebenso erhielten die hiesigen Dschamien und Hodschas Kaiserlihe Spenden, welche ebenfalls mit großem Jubel aufgenommen wurden. Jn allen Kirhen und Dschamien wurden feierliche Gottesdienste abgehalten. Die Kaiserlichen Geschenke werden am Dienstag geweiht und ihrer Bestimmung zugeführt werden.

Schweiz. Bern, 10. Januar. (Bund.) Der Große Rath des Kantons Tessin hat das neue, von dem Staatsrathe vorgeschlagene Verfassungsdekret, betreffend die Volksvertretung in dieser Behörde, mit 70 gegen 28 Stimmen, angenommen.

Die Zoll einnahmen des leßtverflossenen Jahres er- gaben 16825859 Fr. gegen 15661 348 Fr. im Jahre 1878. Da die Einnahmen pro 1879 mit 15200000 Fr. budgetirt waren, so ergiebt sih gegenüber dem Voranschlage eine Mehreinnahme von 1 625 859 Fr. Bringt man nur die fünf Monate vor dem FJnkrafttreten des neuen Tabakzoll- geseßes (Januar bis Mai) in Anschlag, so ergiebt sich gegen- über denselben Monaten des Vorjahres immerhin noch die beträchtliche Mehreinnahme von 109 758 Fr.

Großbritannien und Jrland. London, 10. Januar. (Allg. Corr.) Die „London Gazette“ veröffentliht den Wortlaut einer zwischen Großbritannien und Portugal am 6. d. M. unterzeihneten Deklaration zum gegenseitigen Markenschußt.

Dem Reuterschen Bureau wird aus Calcutta vom 9. d. M. telegraphirt: Die detaillirten Berichte über die Triegsgerihtlihe Prozedur in Kabul gegen die an dem An- griff auf die britishe Gesandtschaft am 3. September bethei- ligt gewesenen Afghanen ergeben, daß sämmtliche 15 Personen, die hingerichtet worden, entweder an der Niedermeßelung des Majors Cavagnari und seines Stabes oder an der Ermordung verwundeter Soldaten implizirt waren, oder sich an den ver- rätherishen Angriffen gegen die Engländer betheiligt hatten. Sämmtliche anderen Gefangenen wurden auf freien Fuß ge- seyt. Die am 4. d. M. verkündete Amnestie ist auf eine große Anzahl von Personen ausgedehnt worden. General Roberts hat eine Verbindung mit Muhamed Khan und Ghuzni er- öffnet. Ferner wird aus Kabul gemeldet: Die Geschästs- läden werden wieder geöffnet, und die Einwohnerschaft kehrt nah Kabul zurück. Große Transportzüge befinden sich unter starker Eskorte auf dem Wege von Gundamuk nach Kabul. Die Gattin und Mutter Jacub Khans sind als Gefangene auf dem Wege nah JFndien. Die Vorkehrungen für den Winter umfassen die Bildung fliegender Kolonnen in Dijella- labad und Gundamuk, eine jede aus 1500 Mann Jnfanterie, 4 Geschüßen und einer Schwadron Kavallerie bestehend.

Von der Westküste Afrikas wird dem Reuterschen SUeE aus Quettah (via Liverpool) vom 9. Dezember

emeldet :

B Die Häuptlinge des Könizs von Agbosome hatten hier am 2. ds. eine Zusammenkunst mit dem Vize-Gouverneur der Goldküste, in welcher erstere ihr Küstenterritorium an die britischen Behörden ab- traten. Als Entgelt dafür soll eine Summe von 252 £ unter dem Könige und den Häuptlingen zur Vertheilung gelangen; auch sollen sie das Prioilegium haben, 20 Orhoft Rum und 609 Kisten Gin zoll- frei zu landen. Das anstoßende Territorium Afftowhov is} gleich- falls von der Regierung unter ähnlichen Bedingungen gesichert wor- denz aber am Sonnabend in Quettah eingegangenen Nachrichten zu- folge wollte die Bevölkerung dem Abkommen nicht zustimmen und unter keinen Umständen den Regierungsbeamten gestatten, die britische Flagge aufzuhissen.

12. Januar. - (W. D. B) Jn der katholisGen Kirche von St. Peter in Hatton Garden sind am Sonnabend von einem FJndividuum Namens Alexander Schossa auf den die Messe celebrirenden Geistlichen 5 Schüsse abgefeuert worden; dann wurde von demselben die Altarbekleidung vernichtet und die Vorhänge in Brand gesteckt. Der Geistliche ist nicht verlegt. Schossa ist verhaftet und ge- stand ein, daß er den Geistlichen zu tödten beabsichtigt habe. Die Polizei vermuthet, daß Schossa mit deutshen Sozia- listen in Verbindung stehe.

Frankreich. Paris, 13. Januar. (W. T. B.) Das „Journal officiel“ veröffentliht die Veränderungen in dier Beseßung der Stellen bei der Präfekturverwal- tung, von welhen 17 Präfekten, 50 Unterpräfekten und 64 Präfektur-Räthe betroffen werden.

Italien. Rom, 12. Januar. (W. T. B) Jn der heutigen Sizung des Senats wurde Seitens des Cen- tralbureaus hinsihtlich der Mahlsteuervorlage folgende Tagesordnung beantragt: Wirksame Maßregeln erwartend, welche eine graduelle Abschaffung der Mahlsteuer ohne Ge- fährdung der Finanzen gestatten, suspendirt der Senat alle Verathungen der Vorlage wegen Aufhebung der Mahlsteuer Und geht zur Tagesordnung üter. Morgen wird die Debatte fortgeseßt. Der Senats-Präsident theilte die Ernennung des Marine-Ministers Acton zum Senator mit.

Türkei. Konstantinopel, 12. Januar. Dem „Reu- tershen Bureau“ wird von hier unterm heutigen Tage gemel- det: Der englische Botschafter, Layard, hat die offiziellen Beziehungen zur Pforte wieder aufgenommen. Der Sultan hat dem Botschafter mitgetheilt, daß er beabsichtige, die Fa - milie Ahmed Tewfiks zu unterstüßen. Layard hat ein Schreiben an den Grafen Radolinski gerichtet, in wel- Gu E seinen Dank für die ihm geleistete Unterstüßung

priht.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 10. Ja- nuar. (Post- och Jnr.-Tidn.) Jm Jahre 1879 haben die Staatseinnahmen betragen: Zölle 25 000 243,62 Kronen (1878 23 263 549,98 Kr.), Branntweinsteuer 12 024 322,14 Kr. (1878 12 376 313,28 Kr.), Staatseisenbahnen (provisorisch) 14100000 Kr. (1878 14612 002,23 Kr.), zusammen 51 124 565,76 Kr. gegen 50 251 865,49 Kr. in 1878. Da im Budget für 1879 die Einnahmen aus den erwähnten drei

L S S E If T Da

. des Wanderlagerbetriebes,

Titeln mit 52 300 000 Kr. veranschlagt worden sind, so be- tragen die Mindereinnahmen dem Voranschlage gegenüber ca. 1 175 435 Kr. Zufolge einer hier eingegangenen Depesche war Professor NoLdensfkjóld am 7. d. mit der „Vega“ in Aden angekommen.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

_ London, Dienstag, 13. Januar. Der wegen des mörde- rischen Angriffs auf den fkatholishen Geistlihen an der St. Peterskirhe in Hatton Garden verhaftete Schossa ist aus Mailand gebürtig.

Washington, Montag, 12. Januar. Jm Repräsen- tantenhause wurde von Fernando Wood eine Gesetvorlage eingebracht, wona alle mit apa als 4 Proz. verzinslichen Obligationen in 31/2proz., innerhalb 50 Jahren zu amor- tisirende Obligationen konvertirt und allmonatlih für min- destens 10 Millionen Dollars fünf- und sechsprozentige Obli- gationen angekauft werden sollen.

New-York, Montag, 12. Januar. Die beiden Kammern des Staates Maine wählten heute in einer gemeinsamen Sißung den Präsidenten des Senats, Lamson, zum Gouverneur. Derselbe na m die Wahl an und leistete darauf den Amtseid. Die republikanischen Deputirten halten fich noch immer von den Verhandlungen der Legislative fern, nur die Fusionisten nahmen an der Wahl des Gouverneurs Theil. General Chamberlain erklärte, er werde weder Lamson, noch eine andere Persönlichkeit, welche die Legislative in ihrer gegenwärtigen Zusammenseßung wählen würde, anerkennen, und sei ent- \hlossen, den Oberbefehl übee die Miliztruppen niht eher niederzulegen, als bis ein nruer Gouverneur legal gewählt und bestätigt sein werde.

Landtags- Angelegenheiten.

Die XV, Kommission des Abgeordnetenhauses zur Vor- b:rathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Besteuerung hat sich wie folgt konstituirt: Deloc, Rittergutsbesißer, Schriftführer. ODieden, Kaufmann und Weingutsbesißer. Fuchs, Kaufmann. Or, Kropatscheck, Ober- lehrer. Freiherr v. Minnigerode, Majoratsbesitßzer, Vorsitzender. v. Zißewiß, Rittergutsbesißer. Loewe (Berlin), Fabrikbesißer. v. Grabsfi, Gutsbesitzer. v. Langendorff, Rittergutsbesißer, Stell- vertreter des Vorsitzenden. Walther, Landgerichts-Rath. Born, Bürgermeister. v. Griesheim, Guts- und Fabrikbesigter, S chriftführer. Harkort, Fabrikant und Gutsbesißer. Hollefen, Kaufmann und Konsul.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Mainz, 13. Januar. (W. T. B.) Die Sthriftstellerin Gräfin Jda Hahn-Hahn ist gestern Nachmittag hier gestorben.

Land- und Forstwirthschaft.

London, 7. Januar. Die „Allg. Corr.“ s{reibt: Wie {wer die englische Landwirthschaft gelitten hat, ergiebt sih daraus, daß im abgelaufenen Jahre 1430 Farmer ihre Zahlungsunfähigkeit angezeigt haben, in dem Jahre 1878 dagegen 815 und 1877 nur 477. Lie Pachtungen werden jeßt massenweise angeboten. So traurig die Lage für den Einzelnen “s, so werden die Farmer als Gesammtheit ihre Stellung den Gutsherren gegenüber verbessern. Jett werden die Pächter gesuht, wie in früheren Jahren vie Pach- tungen, und Pächter, welche im Stande sind, die Folgen der bösen

| Jahre zu überstehen, haben die Ausficht, erheblich bessere Bedingungen

zu erhalten, als früher. Manche Gutsherren machen sih mit dem Gedanken vertraut, jeßt selbst praktishe Landwirthe zu werden.

Getverbe und Handel.

Der Cours für die hier zahlbaren Silbercoupons osterreihisher Eisenbahnpapiere ist gestern auf 172,50 M für 100 Fl. öôsterreihishes Silber herabgeseßt worden.

Nürnberg, 10. Januar. (Hopfenmarktbericht vcn Leopold Held, Hopfen-Kommissionsgeschäft.) Die matte Stimmung, welche si in der ersten Hälfte dieser Woche bemerkbar mate, hat sich seitdem wesentlich verstärkt. Die Zufuhren treffen zahlreicher ein, ohne daß si ein dem entsprechend gesteigerter Bedarf zeigt. Die Eigner sind, da sie sih in der allgemein gehegten Hoffnung, daß das Geschäft mit der Jahreswende lebhafter werden würde , getäuscht sahen, größtentheils nahgiebig geworden. Von Seiten des Kundschaftshan- dels ist eine andauernde namhaftere Kaufsthätigkeit nicht zu erwarten ; die Entscheidung, ob die Preise sih behaupten werden, hängt viel- mehr vou dem Verhalten der Exporteure ab. Die Umsätze beliefen sih Donnerstag auf 150 Ballen, Freitag auf 120 Ballen und heute auf 100 Ballen. Gesucht und gefauft werden wie bisher haupt- sächlich die besseren gutfarbigen Mittelsorten und ganz feine Waare, während gelblihe Hopfen vollständig fraglos sind. Die Preise sind etwas gedrüdckt und müssen vielfah als nominell bezeichnet werden. Bei denjenigen Sorten, welche niht zum Verkaufe gelangten, sind diejenigen Preise notirt, zu welhen die Waare erhältlich ist. Die Notirungen lauten: Marktwaare mittel 115—125 M, prima 135—145 #Æ; Gebirgshopfen 150—165 #; Haller- tauer gering 120—125 #Æ, mittel 140—160 Æ, prima 175—190 M; Hallertauer Siegelgut (Wolnzach, Au) secunda 160— 170 Æ, prima 195—210 Æ; Spalter Land, leichtere Lagen 175— 220 A; Württemberger mittel 130—150 #4, prima 170—180 4; Badischer gering 100—115 #Æ, mittel 125—140 #4; Polnischer gering 115—125 MÆ, mittel 135—145 Æ, prima 170—180 4; Alt- märker 80—100 Æ; Elsässer gering 100—110 #, mittel 120— 130 M, prima 145—155 6; Ober - Oesterreicher 95—115 5; Lothringer 90—110 4; Belgischer 90—105 4, 78er 20—40 #, 77er 10—20 M

Wien, 12. Januar. (W. T. B.) Nach dem heute publizirten Stande der österreihisch-ungarischen Bank beträgt der noh nicht zur Vertheilung gelangte Gewinn pro 1879 2853 676 Fl. und entfällt somit noch eine Restdividende von 19 Fl. per Aktie. Der hiernah noch unvertheilt bleibende Rest des Gewinnes, welcher 3676 Fl. beträgt, ift auf die neue Nehnung übertragen worden. Im E Nes sich die Dividende pro 1879 auf 39 Fl. per Aktie oder 0.

London, 8. Januar. (Allg. Corr.) Die gestern veröffentlichten Da Ee für Dezember sind äußerst befriedigend und tellen es außer Zweifel, daß der englishe Handel im Wieder- aufschwunge begriffen ist. Die Ausfuhr erreichte im Dezember einen Werth von 16 587 620 Pfd. Sterl. gegen 14 651 029 Pfd. Sterl. im Dezember 1878 und 15 977 799 Pfd. Sterl. im Dezember 1877, d. i. eine er von 13, bezw. 34 °/%. Noch günstiger stellt fih das Ergebniß bei der Einfuhr, deren Werth für Dezember 35 321556 Pfd. Sterl. betrug gegen 20 576 678 Pfd. Sterl. im Dezember 1878 und 32 159 643 Pfd. Sterl. im Dezember 1877, d. i. eine Zunahme von 32}, bezw. 9 9%. Faßt man die zwölf Monate des abgelaufenen Jahres zusammen, dann freilich ift der Ausfall gegen die beiden vorhergehenden Jahre ein ziemlich bedeutender. Der Ausfuhrwerth in 1879 betrug 191 503 672 Pfd. Sterl. gegen 192 848 914 Pfd. Sterl. in 1878 und 198 893 065 Pfd. Sterl. in 1877; der Einfuhrwerth 362 127 741 Pfd. Sterl. ge- gen 368 609 610 Pfd. Sterl. in 18785 und 394 273 906 Pfd. Sterl.

in 1877. Der Edelmetallverkehr ergab im Jahre 1879 fol- gendes Resultat: g Jah fo

1879 1878

Imyort Export 24 065 656 Pfd, Sterl. 28 609 912 Pfd. Sterl. 32421 490 ,„ L 26686546 ,„ L

8355 834 Pfd. Sterl. + 1923 366 Pfd. Sterl.

Verkehrs-Anstalten.

Triest, 12. Januar. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Juno“ is heute Vormittag mit der oftindish-ch inesiscen Ueber- landpost aus Alexandrien hier eingetroffen.

Southampton, 12. Januar. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Hannover“ is hier eingetroffen.

Plymouth, 12, Januar. (W. T. B.) Der Hamburger Postdampfer „Herder“ ist hier angekommen.

New-York, 12, Januar. (W. &. B.) Der Hamburger Postdampfer „Gellert“ ist hier angekommen.

VBerlín, den 13. Januar 1880.

In der am vergangenen Montag Abend im „Norddeutschea Hof“ stattgehabten Versammlung der vereinigten Ber- liner Kaufleute und Industriellen machte der Kaufmann aus Melbourne, Hr. Jakobi, Mittheilungen über die bevorstehende Weltaussiellung in Melbourne. Es sei außer Zweifel, daß die Ausstellung zu Melbourne die zu Sydney weit übertreffen werde. Die Seitens der Regierung des Staates Victoria hierfür bewilligten 95 000 Pfd. Sterl. würden nicht annähernd ausreichen, man habe die Kosten der Ausstellung in Mel- bourne auf 1}—13 Millionen Pfd. Sterl. veranshlagt. Mel- bourne sei, obwohl die jüngste, so doch die verkehrsreihste Hauptstadt der australishen Kolonien. Seit 1851 sei Melbourne der größte Stapelplay aller australishen Kolonien. Ganz Neuseeland, sowie die meisten benachbarten Kolonien kaufen in Melbourne ihre Bedürf- nisse, Neusüdwales beziehe alle Luxusgegenstände aus Melbourne. Schon der Umstand, daß sehr viele deutsche Fabrikate unter englischer oder französischer Flagge in Australien Eingang fänden, spreche da- für, daß eine Betheiligung Deutschlands dem deutschen Handel und der deutshen Industrie zu großem Vortheile gereihen werde. Seit 1871 nehme Deutschland eine vi;,l achtunggebietendere Stellung im Auslande ein als vordem; es sei sowit noth- wendig, daß Deutschland auch auf industriellem Gebiete selbstständig werde. Deutschland habe früher bedauerlicherweise viele |chlechte Fabrikate nah Australien geshickt, und dies sei die Ursache, daß die Engländer jeßt fast allein den australishen Markt beherrschen. Wenn die Australier gut bedient würden, kauften sie auch „per Kasse“ und lehnten den langen Kredit. den ihnen die Engländer gewähren, ab. Ganz besonders empfehle er die Sendung von Möbeln, Glas-, Pors- zellan- und Bronzesachen, gewöhnlihen Stahlwaaren, allen Arten Lederwaaren, hauptsächlich aber fertiger Wäsche; es sei zweifellos, daß Deutschland, und voran Berlin, in fertiger Wäsche alle a 1deren Nationen an Leistungsfähigkeit übertreffe. Ferner empfehle ih die Sendung von Sammet, Seide, Spielsachen u. st. w. Man kenne in Australien fast aus\chließlich deutshe Spielsahen, und 2 allen Sammets und aller Seide, die in Australien vorhanden, sei deutsches Fabrikat. Die Sendung von Bier empfehle er niht, da in Australien nur das englishe Bier beliebt sei. Berliner Bockbier werde wohl auch in Australien angetroffen, jedoch aus\{ließlich von den dort wohnenden Deutschen getrunken.

_ Das Kunstinstitut für Oelfarbendruck voa Otto Troib\ch hierselbst (Ritterstraße 92) eröffnet zum Besten der Nothlei- denden in Oberschlesien eine Subskription auf die ersten Auflagen von je 100 Exemplaren zweier Oelfarbendrudcbil- der, und zwar „Christkind“ nah Prof. Julius Hübner und „Ueber- shwemmung in Ostpreußen“ nah Prof. Scherres. Die Original- gemälde befinden sih in der Königl. National-Galerie, Der Sub- \kriptionspreis für jedes der genannten Bilder, die auf Blendrahmen und Leinwand gespannt geliefert werden, beträgt 30 4, welcher Be- trag bei der Zeichnung zu zahlen ist. Das erstere Bild, in rundem Format und 76 cm hoch und breit, gelangt noch im Januar 1880 zur Ausgabe, während die „Uebershwemmung in Ostpreußen“, in der Größe von 60 zu 104 cem, gleich nah Vollendung im April 1880 den Subskribenten zugestellt wird. Die Ga- rantie für die vortrefflihe Ausführung dieser Bilder, welche für den angeregten Zweck eigens gewählt sind und gewiß eine blei- bende Erinnerung sein werden, lassen erwarten, daß die Subskrip- tionslisten in wenigen Tagen geschlossen und der gesammte Betrag von 6000 M ohne jeden Abzug den Oberschlesiern zugeführt werden kann. Die Subskriptionslisten und die Beträ,e wolle man an die Vorsißenden des Comité’s für die Nothleidenden Oberschlesfiens oder an den Direktor der Königlichen National-Galerie, Dr. Max Jordan, bis zum 5. Februar d. J. einsenden. Subskriptionslisten liegen ferner aus im Bureau der National-Galerie, in den Expeditionen der größeren Zeitungen, bei den Mitgliedern des Comité's zur Linderung des Nothstandes in Oberschlesien, in dem Hauptgeschäft von Troißsch, Ritterstraße 92, und in der Filiale, Leipzigerstraße 60.

Vor Kurzem is der {hon während seines Erscheinens in Liefe- rungen mehrfach von uns erœähnte Jllustrirte Katalog der Pariser Weltausstellung von 1878, unter Mitwirkung zahl- reicher Berichterstatter herausgegeben von W. H. Uhland (Leipzig, &. A. Brochaus) vollständig geworden. Dieses sehr ges{madckvoll ausgestattete Prachtwerk is kein illustrirter , Katalog" im eigent- lihen Sinne des Wortes, also nicht eine Rekapitulation all der Er - zeugnisse des Kunstfleißes oder des Erfindungsgeistes die in den Räumen des Industriepalastes von 1878 dem Urtheil der Fahmänner aller Nationen unterstellt waren; richtiger könnte man das Werk, welches für weitere Kreise fast ebenso viel Interesse bietet als für die Fahkreise, an die es sich zunähst wendet, eine illustrirte Anthologie auf kunstgewerklihem u1d tehuishem Gebiete nennen. Wir finden in demselben in kritisher Auswahl die vorzüglich aus-

eführten Abbildungen folcher Gegenstände der Industrie sowi- der echnik und der Architektur, die in irgend einer Hinsicht, sei es dur Neuheit des Stoffes oder der Form und durch St&önheit der Aus- führung, sei es durch Originalität der Erfinbung und praktische Nütz- lichkeit ausgezeichnet sind und auf irgend einem Gebiete der gewerb- lichen Thätigkeit als Vorbilder dienen können. Durch die in den kurzen Begleittexten und namentlih im Feuilleton in ansprehender Form gegebene Belehrung wird selbit der Laie mühelos in das Ver- ständniß der verschiedenartigen Arbeitsprozesse und ihrer Resulate eger Sowohl dem Inhalt als der Ausftattung nach ift der «Jllustrirte Katalog“ wobl geeignet, eine Zierde jeder Bibliothek und jedes Büchertisches zu bilden.

Neapel, 12 Janvar. (W. T. B.) Das schwedi\che Ex- peditions\chiff „Vega“ wird hier Ende dieses Monats er- wartet. Demselben wird ein feierlicher Empfang bereitet werden, an welchem sich sämmiüliche Vertretungen der hicsfigen wissenschaftlichen, politishen und merkantilen Gesellschaften betheiligen werden. Die Offiziere des Schiffes werden von der Königlichen Akademie ‘der Wissenschaften zu einer in der Universität unter Betheiliguag aller Professoren stattfindenden Festsißung eingeladen werden.

Am nächsten Donnerstag wird im Cirkus Renz eine Vor- stellung zum Besten der Nothleidenden in Oberscblesien stattfinden. Das Programm wird mit ganz besonderer Sorgfalt vorbereitet und feinen Glanzpunkt in der Mitwirkung des Hrn. Direktor Ernst Renz haben, welcher dressirte Pferde reiten und vor- führen wird. Der Direktor ist bekanntlich in diesem Winter noch nit aufgetreten. Der Vorstellung ist in Anbetraht des wohlthätigen Zwe(ks eine rege Theilnahme zu wünschen.