1880 / 28 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 02 Feb 1880 18:00:01 GMT) scan diff

11) der Allerhöchste Erlaß vom 8. Dezember 1879, betreffend die Herabseßung des Zinsfußes der in Gemäßheit des Allerhöchsten Pri- vilegiums vom 20. Januar 1873 von dem Kreise Pleschen aufgenom- menen Anleihe von fünf auf viereinhalb Prozent, durch das Amts- blatt der Königlichen Regierung zu Posen, Jahrgang 1880 Nr. 3 S, 31, ausgegeben den 20. Januar 1880; :

12) der Allerhöchste Erlaß vom 15. Dezember 1879, betreffend die erlethung des Enteignungêrech{ts an den Kreis Reichenbach i. Sl. bezüglih der zum Bau der Chausseen 1) von der Reichenbach- Schweidnißer Chaussee bei Ernsdorf bis zur Pilzen-Lauterbacher Chaussee in Költschen, 2) von Reichenbach bis zur Nimptscher Kreis- grenze in der Richtung auf Nimpts{ erforderlihen Grundstücke, dur das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Breslau, Jahr- gang 1880 Nr. 3 S. 17, ausgegeben den 16. Januar 1880;

13) das Allerhöchste Privilegium vom 15. Dezember 1879 wegen Ausfertigung auf den Inhaber lautender Kreisanleihescheine des Kreises Wehlau bis zum Betrage von 250000 4 Reichswährung III. Ausgabe durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Königsberg, Jahrgang 1880 Nr. 3 S. 22 bis 24, ausgegeben den 15, Januar 1880;

14) der Allerhöchste Erlaß vom 17. Dezember 1879, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an den Kreis Regenwalde be- züglih der zum Bau einer Brüdckte über die Rega bei Stramehl und eines versteinten Weges von der Brücke in der Rihtung auf Labes, fowie zur Herstellung eines anschließenden Landweges auf der Trift nach Labes erforderlihen Grundstücke, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Stettin, Jahrgang 1880 Nr. 2 S. 5, ausgegeben den 9. Januar 1880;

15) der Allerhöchste Erlaß vom 29. Dezember 1879, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an den Kreis Pleß für die um Bau der Kreischausseen 1) Altberun-Lendzin-Kosztow, 2) von er Rybnikéx Kreisgrenze bei Belk bis Orzesche, 3) von der Zabrzer Kreisgrenze bei- Paniow bis zur Kreishaufsee Nikolai-Woschcytz bei Mokrau, 4) von ao bis zur Landesgrenze bei Schwarzwasser erforderlihen Grundstücke, sowie des Rechts zur Erhebung des tarif- mäßigen Chausfseegeldes auf diesen Straßen, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Oppeln, Jahrgang 1880 Nr. 3 S. 12, ausgegeben den 16. Januar 1880.

Nichtamtliches. Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 2. Februar. Beide Kaiserliche Majestäten wohnten am gestrigen Sonntage dem Gottes- dienst im Dome bei.

Se. Majestät der Kaiser und König nahmen dar- auf die Monatsrapporte der Commandeure der Leib-Regimenter entgegen, besichtigten im Beisein des Professors Lenbach die von demselben gemalten Portraits des Reichskanzlers Fürsten Bismarck und des Feldmarschalls Grafen Moltke und empfingen den Geheimen Regierungs-Rath Fournier.

Nachmittags fand im Königlichen Palais Familien- diner statt. /

Heute Vormittag empfingen Beide Kaiserlihe Majestäten den aus Primkenau hier eingetroffenen Prinzen Christian zu Scleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg, Königliche Hoheit, welcher Sr. Majestät den von dem kürzlih verschiedenen Her- fog Friedrich vop Schleswig-Holstein getragenen Rothen Adler-

rden 1. Klasse“urütreichte, sowie den in Begleitung Sr.

Königlichen Hoheit des Prinzen Christian hier eingetroffenen Hofmarschall von Jssendorff. Um id Uhr hörten Se. Majestät der Kaiser den Vor-

trag des Chefs des Civilkabinets, Wirklichen Geheimen Rathes von Wilmowski und um 1 Uhr empfingen Allerhöchstdieselben den General-Mazor z. D. von L'Estocq.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz ist, wie „W. T. B.“ aus Pegli meldet, gestern Nachmittag 1 Uhr wohlbehalten im Bahnhofe von Sampier- darena eingetroffen und daselbst von? Jhrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Kronprinzessin empfangen worden.

Das Staats-Ministerium trat heute, Mittags 1 Uhr, zu einer Sißung zusammen.

Die Schlußberichte über die vorgestrige Sißung des O E und des Hauses der Abgeord- neten befinden sich in der Ersten Beilage.

Einer dem Kaiserlichen Minister-Residenten in Santiago gugegangenen Mittheilung des chilenishen Ministeriums der uswärtigen Angelegenheiten zufolge is Seitens des Ober- befehlshabers des Geschwaders der Republik Chile am 27. No- vember v. F. die Blokade über den Hafen von Arica ver- Hängt worden.

Königreih Sa chsen ist hinsichtlich der Kompetenz der zur Angstellus von Leichenpässen berehtigten Behör- den eine Veränderung insofern eingetreten, als in Glauchau an Stelle der dortigen Königlihen Verwaltungs-Kommission eine Königliche Amtshauptschast errihtet worden is} und als [leßterer nun au, gleihwie den übrigen Amtshauptmann- schaften und den amtshauptmannschaftlichen Delegationen zu

otshappel und Sayda, die Kompetenz zur Ausstellung von

eihenpässen zusteht. Der Minister des Jnnern hat die Be- hörden hiervon dur einen Cirkularerlaß vom 15. November v. J. in Kenntniß geseßt.

Die Wasserwerkegesellschaft in P. hatte dur eine dem Militärfiskus gehörige und von einem Privatmann gepachtete Wiese in der Tiefe, ohne die Genehmigung des Pächters, eine Wasserrohrleitung gelegt, ohne daß ihrer dabei entwidckelten Thätigkeit, dem Aufgraben und dem Wiederzuschütten des Streifens, durch den die Röhren gelegt worden, ein Hinder- niß entgegengeseßt wurde. Nachdem die Legung vollendet war, klagte der Pächter gegen die Gesellschaft auf Entfernung der in der Tiefe des von ihm gepachteten Terrains liegenden Rohrleitung, weil die Gesellschast nit berechtigt sei, das ihm verpachtete Terrain ohne seine Genehmigung zu einer A rohrleitung zu benußen. Sein Klageantrag wurde jedoch vom Kammergericht abgewiesen, weil sein Nußungsrecht an der erpahteten Wiese sich in der Tiefe nicht bis zu der Erd- chit erstrede, in welher die Wasserrohrleitung liege. Die vom Kläger dagegen eingelegte Nichtigkeitsbeshwerde wurde vom Reichs gericht, V. Senat, dur Erkenntniß vom 10. Dez. 1879, zurückgewiesen.

Der Kommunal-Landtag der Kurmark er- ledigte die dem Plenum vorzulegenden rücständigen Sachen in seiner vierten und fünften Plenarsißung am 28. und 29. Januar cr. Unter denselben befanden sih wichtige Vorlagen aus dem Gebiete der Landfeuersozietät der Kurmark und der

Niederlausiß, namentlih deren Rechnung für das Fahr 1878, deren Geschäftsbericht über den Stand der Fmmobiliar- und Mobiliarversicherung im Jahre 1879, über die Verwendung der Bauhülfsgelder in demselben Jahre und über wesentliche Aenderungen des Sozietätsreglements. Bei der Jmmobiliar- versicherung sind zwar die Einnahmen, noch mehr aber die Ausgaben gewachsen; ebenso steht es bei der Mobiliarver- sicherung. Dies ungünstige Resultat ist S dur zahlreihe Brände in den Kreisen Osthavelland, Ruppin, Belzig, Prenzlau, Guben, Lübben und Spremberg. Jn dem Dorfe Knoblauch, im Kreise Osthavelland, hat es niht weniger als sieben Mal im Jahre 1879 gebrannt. Eine Vergleichung der Höhe der Prämien, welhe im erwähnten Jahre hätten aufgebraht werden müssen, wenn jede der vier Versicherungs- klassen ihre eigenen Brandschäden hätte decken sollen, hat er- geben, daß “die bisherigen Verhältnißzahlen von 1, 2, 5 und 10, nach welchen die Klassen zur Deckung der Schäden bei- tragen, niht mehr zutreffen. Der Landtag hat als neue Ver- hältnißzahlen VvOTge lagen, daß die zweite Klasse zweimal, die dritte Klasse siebenmal und die vierte Klasse zwölsmal fo viel aufbringt als die erste Klasse, und demgemäß auch die Beiträge der einzelnen Stufen der Mobiliarversiherung geändert. Dieser Beschluß bedarf indeß der Allerhöchsten Bestätigung. Zugleich hat der Landtag die Kreisdirektoren und deren Stell- vertreter insofern besser gestellt, als er ihnen für Reisen in Sozietätsangelegenheiten auch Reisekosten für die Rücreise bewilligt hat, welche sie bisher niht bezogen. Die weiter- gehenden Bnträge eines Kreisdirektors sind zur Zeit abgewiesen, obwohl niht verkannt werden konnte, daß in manchen Fällen die Ausgaben dieses Ehrenamtes durch die Einnahmen - desselben niht gedeckt würden. Aus dem laufenden Entschädigungsfonds der Sozietät bewilligte der Landtag zur Anschaffung einer sahrbaren Feuerspriße einen Beitrag für das Dorf Berge bei Forst und auch für dieses Jahr eine Summe von 30 000 #6 zur Prämiirung der Um- wandlung von Strohdächern in feuersihere Bedahung. Aus dem ständishen Dispositionsfonds der Kurmärkischen Hülfskasse erhielt das Rettungshaus zu Cöthen eine einmalige Unterstüßung von 500 /6 Aus demselben Fonds wurden für das Denkmal auf dem Marienberge bei Brandenburg a. H. und dessen in diesem Fahre bevorstehende Einweihung neue Summen bewilligt und für die Einweihung aus dem Vor- sißenden des Kommunal-Landtags und Vertretern der drei Stände eine Kommission gebildet, welche die Einweihungsfeier vor- zubereiten und durchzuführen hat. Ueber die weitere Verwendung des ständischen Dispositionsfonds der Kurmärkischen Hülfskasse erwartet der Landtag die Vorschläge einer Kommission, welche er für diesen Zweck eingeseßt hat. Jn der am 30. Januar c. stattgehabten Shlußsißung gab der Vorsigende des Land- tags eine Uebersicht der von dem leßteren in der 16 tägigen Session erledigten Geschäfte. Danach sind 36 Vorlagen in 6 ari quu und 3 Vorlagen des ritterschaftlihen Kon- vents in einer Sizung desselben erledigt. Der T. Auss{huß hatte 21, der IT. Ausshuß 12 Vorlagen vorzubereiten. Der Vorsißende {loß den Landtag mit einem Hoh auf Se. Majestät den Kaiser und König, in welches die Ver- sammlung mit einem begeisterten dreifahen Rufe einstimmte.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Königlich sächsisher Geheimer Legations - Rath von Waßdorf und Küöniglih wüStembeyoFher Wirklicher Geheimer Kriegsrath vún Horion/ änd ez Ferlin à zgekommen. p

\ S. M. S. „Prinz Adalbert“, 12 Geshüße, Kom- mandant Kapt. z. See Mac-Lean, hat am 1. Dezember 1879 Kobe verlassen und ankerte nach Anlaufen einiger japanischer Häfen am 11. Dezember vor Nagasaki.

S. M. Kanonenboot „Cyclop“, 4 Geshüße, Komman- dant Kaptlt. von Schuckmann 1., ist am 9. Dezember 1879 von Ningpo in See gegangen und am 10. Dezember in Shanghai eingetroffen.

Bayern. München, 31. Januar. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißung der Abgeordnetenkammer wurde von dem Justiz-Minister und dem Finanz-Minister ein Nach- trag u dem Finanzgeseß eingebraht. Die Aerarialrente von der Nürnberger Bank wurde auf 360 000 A festgeseßt. Bei der Berathung des Etats für den Aufschlag auf die Malz- steuer und für die Zoll- und Steuerverwaltung beantragte der Aus\huß, den Antheil Bayerns an dem Erträgniß der Rei chs- zölle pro 1880/81 mit 5 700000 für jedes Jahr einzu- stellen. Die Regierung erklärte sih damit einverstanden, Auf die Anfrage des Abg. Schels, wie si die Einstellung dieses Betrags rechtfertigen lasse, da doch in dem Entwurf für den Reichshaus- halts-Etat der auf Bayern fallende Antheil der Neichszölle mit nur 4 775 000 berechnet sei, erwiderte der Finanz-Minister: der Voranschlag für den Reichshaushalts-Etat umfasse nur eine einjährige Periode, in welcher überdies das Uebergangs- stadium noch zu einer größeren Geltung gelange, als bei der zweijährigen bayerischen Etatsperiode. Der Abg. Franken- burger bemerkte weiter, daß die Einfuhrzölle im Jahre 1881 voraussihtlich 50 pCt. mehr als im Jahre 1880 ergeben würden, und daß eine darauf basirende Berehnung dem Aus- \hußantrage zu Grunde gelegt worden sei. Der Auss{huß- antrag wurde hierauf angenommen.

Württemberg. Stuttgart, 31. Fanuar. (W. T. B.) Der erste ordentliche Landtag der laufenden Wahlperiode ist heute durch den Minister-Präsidenten von Mittnacht im Namen des Königs ges{chlossen worden. Der zweite ordentliche Landtag wird nächsten Mittwoh durch den Der in Person mit einer Thronrede feierlich eröffnet werden. Der für die nächsten 3 Jahre in Wirksamkeit tretende stän- dische Ausschuß ist heute gebildet worden.

Baden. Karlsruhe, 31. Januar. (W. T. B.) Wie die „Badische Landeszeitung“ meldet, hat die von der Zweiten Kammer zur Vorberathung des Examen geseßes niedergesezte Kommission mit sämmtlichen Stimmen gegen eine konservative und zwei ultramontane Stimmen zu

eantragen beschlossen, die Kammer möge in die Berathung des Geseßentwurfes nit eintreten, da in den bischöflichen Er- klärungen die Vorausseßungen, welche eine Abänderung des bestehenden Geseßes ermöglichen würden, nit gegeben seien, und auch eine Amendirung des Geseßes von der Kommission der Sachlage nah nicht sür thunlih erachtet werden könne.

Oesterreich-Ungarn. Wien , 31. Januar. (W. T. B.) Der Budgeta usschuß der Reichsrathsdelegation

hat die Ziffern des von der Regierung zur Bedeckung des

Heereserfordernisses in Bosnien und der Herze- gowina ursprünglich geforderten Betrages entgegen dem eine Lang bezweckenden Antrage des Referenten angenom- men. Jm Laufe der Debatte gab der Ministerpräsident über die kirchlihen Verhältnisse in Bosnien und der Herzegowina Aufklärungen und wies die über die Unver- läßlihkeit der Mohamedaner erhobenen Vorwürfe zurück. Der Reichs-Finanz-Minister Hofmann theilte mit, daß Koloni- sationsprojekte aus dem Jnlande wie aus dem Auslande eingelaufen seien, die leßteren jedoch der unfertigen Verhält- nisse halber hätten vertagend beschieden werden müssen.

Die „Polit. Corresp.“ meldet aus Athen: Das Kabinet Communduros verbleibt in seiner bisherigen Zusammenseßung. Dasselbe gedenkt im Budget eine Er- sparung von 5 Millionen Drachmen herbeizuführen.

Prag, 31. Januar. Se. K. und K. Hoheit der Kron - prinz Erzherzog Nudolph reist heute Abends nah Wien, um sih von Jhrer Majestät der Kaiserin zu verabschieden, kehrt M Fon hierher zurück und begiebt fich am Dienstag nah

resden.

Pes, 31. Januar. Der „Pester Correspondenz“ zufolge stellen sich im 4. Quartal 1879 die Staatseinnahmen um 3150045 Fl. niedriger und die Ausgaben um 3 076 667 Fl. höher als in dem 4. Quartal 1878. Die Ein- nahmen und Ausgaben des Jahres 1879 ergeben ein faktisches Defizit von 28 286 405 Fl. Diese Summe übersteigt das präliminirte Defizit um rund 11/2 Millionen Fl. Die Mindereinnahmen im 4. Quartal v. F. sind durch die viel- fachen Uebershwemmungen, theilweise Mißernte und den da- durch eingetretenen Ausfall an Steuern herbeigeführt worden

Großbritannien und Frland. London, 2. Februar. (W. T. B.) Die „Times“ erklärt das Gerücht, daß der Vize- König von Fndien, Lord Lytton, den Wunsch, zurü- zutreten, ausgesprochen habe, für unbegründet. Die Regierung hat, wie der „Standard“ erfährt, in Folge der in Unter- kfalifornien ausgebrohenen Unrulen, durch welche Leben und Besiß englisher Unterthanen gefährdet werden könnten, dem Befehlshaber des Pacific-Geshwaders telegraphisch Ordre ertheilt, ein Kriegsschiff nach la Paz zu senden.

Frankreich. Paris, 31. Januar. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer nahm den Gesehentwurf, betreffend die Aufhebung der Zölle für die Schiffahrt im Jnnern des Landes, an. Sodann eröffnete der Präsident der Kammer die Berathung der Zolltarife, indem er an die Depu- tirten die Aufforderung richtete, politishe Fragen aus den so wichtigen Debatten fern zu halten. Der Mi- nister des Acerbaues und des Handels, Tirard, gab eine Darlegung der Absichten der Regierung hinsichtlich ver- schiedener, auf die Tarife bezüglichen Fragen. Der Minister zeigte zunächst, daß sich die Lage der Baumwollenindustrie jeit dem Jahre 1876 gebessert habe. Er halte daher eine Erhöhung der Tarife sür Baumwolle um 24 Proz. für hinreichend. Für die Hüttenprodukte werde die Regierung eine Erhöhung der Tarife um mehr als 40 Proz., wie sie die Kommission vorschlage, niht annehmen. Sodann hob der Mi- nister hervor, daß die Landwirthschaft von der Reform vom Jahre 1860 großen Vortheil gehabt habe. Er sei der Ansicht, daß Prohibitivzölle der Landwirthschaft keinen Nußen bringen würden. Dagegen dürfte cin vermittelndes, wirklihes Mittel zur Unterstüßung dex Landwirthschaft darin bestehen, daß man ihr die Berfeselung erleihtère, dem landwirthschaftlichen Unterricht eine größere Ausdehnung gebe und die land- wirthschastlihen Vereine subventionire. Dex Minister wies hierbei nah, daß Frankreih zwei Mal mehr Produkte nah England ausführe, als es von dort beziehe, Frankreich könne mit dem Auslande konkurriren. Schließlich befürwortete der Minister die Aufrehterhaltung der gegenwärtigen Tarife als Basis für die eingeleiteten Verhandlungen zur Erneue- rung der Handelsverträge.

Der Senat hat den Art. 1 der Regierungsvorlage, be- treffend die Zusammenseßung des oberen Unterrichts- raths, angenommen.

Das „Journal officiel“ vom 31. Januar veröf- fentliht die Ernennung des bisherigen Bischofs von Belley, Marall, zum Erzbischof von Bourges an Stelle des verstorbenen Msgr. de La Tour d’Auvergne-Lauraguais.

Cannes, 31. Januar. (W. T. B.) FJhre Majestät die Kaiserin von Rußland hat heute Nachmittag 3 Uhr 25 Minuten die Rülreise nah St. Petersburg angetreten.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 31. Januar. (W. T. B.) Unter den bei der Entdeckung der geheimen Druckerei verhafteten Personen befanden sich zwei Män- ner und zwei Frauen. Die fünfte Person, welche sih der Verhaftung dur Selbstmord entzog, soll, wie verlautet, ein aus früheren Prozessen bekannter politisher Verbrecher, Namens Deutsch, sein, welcher schon seit langer Zeit gesucht wird. Die Wohnung, in welcher die Druckerei vorgefunden wurde, be- findet sich in dem 5. Stocke eines großen steinernen Hauses. Die Bewohner desselben waren unter falschen Namen als Kleinbürger Liszenko nebst Frau und Köchin bekannt und hatten die Wohnung im Augujt v. J. bezogen. Der Polizei- pristaw Müller und dessen Gehülfe Essenbah, welche die Verhaftung mit Lebensgefahr vollzogen , sind durch Rang- S und Ertheilung des Wladimir-Ordens belohnt worden.

__ Afrika, (W. T. B.) Der „Gibraltar Guardian“ be- rihtet aus F ez über Es zwischen Mauren und Juden dort stattgehabte Konflikte. Die Mauren griffen die Juden an und tödteten und verwundeten mehrere derselbe. Ein 70jähriger Greis wurde von der maurishen Bevölkerung lebendig verbrannt. Unter den Verwundeten befinden \ich mehrere französishe Unterthanen.

Nr. 3 des Armee-Verordnungs-Blatts hat folgen- den Inhalt: Modifikation des §, 26 des Serois - Reglements vom 20. Februar 1868. Druckexemplare der Aenderungen zum Exerzir- Reglement für die Infanterie. Theilnahme von E L A6 des Garde-Corps am diesjährigen Aushebungsgeshäft. Erhöhung der Vergütungssäße für geleisteten Vorspann. Bewaffnung der Kayallerie-Stab8wache und der Feldgensd’armerie. Ergänzung des L 6, 2 des Geldverpflegungs-Reglements für das preußische Heer im

rieden. Abänderungen zur Vorschrift für die Verwaltung des Materials der Feld-Artillerie 2c. Marscgebührnisse für Ünter- ärzte des Beurlaubtenstandes. Nachweisung der während des vier- ten Vierteljahres 1879 bei den Reichs-Telegraphenanstalten vorge- ommenen Veränderungen. Nachtrag zur Deutschen Wehr- und zur Heerordnung. Reise- 2c. Kompetenzen der zu den „Halbinva-

liden“ gehörenden Feldwebel und früher etatemäßigen Vize- ebel. [D r. u D R A E T SAUF R nden Inhalt: Verhütung des Zusammenstoßens der e au folge Brüfselteppihe an Bord. Schuhzeug der Matrosen 2c. _— Serviszuschuß 2c. im Mobilmachungéfalle. Meldepfliht der Offiziere in Rumänien. Beurlaubung bei der Schußmannschaft. Nachtrag zum Schulverzeichniß. Beschaffungen für Sie. Ueberseeiscbe Postsendungen. Inspektoren für das Masinisten- prüfungswesen. Berichtigung der Kommandoworte sür Schiffe 2c. bezw. des Schiffsrollenbus. Brüniren von Gußstahlrohren. Fnhaltsverzeihniß der Scchiffsbücherkisten. Personalveränderungen. Benachrichtigungen. Anlage: Verfügung vom 20./12. 79, Marineverordnungsblatt Seite 223, Nr. 226 neuredigirt.

Nr. 5 des „Justiz-Ministerial-Blatts“ hat folgenden &nhalt: Allgemeine Verfügung vom 20. Januar 1880, betreffend die von den Vorsißenden der Schwurgerichte zu erstattenden Berichte. Allgemeine Verfügung vom 16. Januar 1880, bet reffend die Aus- {tellung der Empfangsscheine über Postsendungen.

Landtags- Angelegenheiten.

Die IX. Kommission des Herrenhauses für Vorberathung des Entwurfs einer Jagdordnung hat sih wie folgt konstituirt : Graf zur Lipye, Vorsißender, Graf von Arnim-Boißenburg, Stellvertreter des Vorsißenden, von Pfuel, Schriftführer, Dr. Pee Stellvertieter des Schriftführers, Graf von Brühl, Graf von Püler, Graf von der Schulenburg-Beezendorf, Graf von Königsmarck-Plaque, Graf von Kospoth-Burau, Bürgers, Graf von Seherr-Thoß, Prinz zu Hohenlohe-Ingelfingen, von Rath, von Rochow, Graf von der Schulenburg-Angern.

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlihung-n des Kaiserlichen Gesund- heitsamts sind in der 4, ahres8woche von je 1000 Ve- wohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben

emeldet: in Berlin 26,4, in Breslau 30,7, in Königsberg 33,9, fn ¿sn 30,1, in Franffurt-a. M. 28,1, in Hannover 25,1, tn Cassel 19,6, in Magdeburg 28,5, in Stettin 32,7, in Altona 32,9, in Straße burg 33,7, in München 34,9, in Nürnberg 26,8, in Au N 25,2, in Dresden 23,1, in Leipzig 29,5, in Stuttgart 24,9, in Braun]chweig 245, in Karlsruhe 18,7, in Hamburg 30,2, in Wien 28,6, in Buda- pest 31,8, in Prag 37,2, in Triest 34,8, in Basel 26,5, in Brüssel 28,1, in Paris 33,5, in Amsterdam 39,0, in Kopenhagen 28,9, in Stockholm 21,9, in Christiania 12,6, in St. Petersburg 44,7, in Warschau 23,6, in Odessa 34,2, in Bukarest 51,0, iín Rom —, in Turin 39,2, in Athen —, in Lissabon —, in London 21 Glasgow 25 8, in Liverpool 28,3, in Dublin 40,3, in Edinburgh 21,0, in Alexandria Sar 41,7. Ferner aus früheren Wochen: in New- York 24,3, in Philadelphia 25,8, in St. Louis 12,4, in Chicago 17,9, in St. Franzisko 15,2, in Calcutta —, in Bombay 34,5, in Madras ?. |

Beim Beginn der Berichtswoche waren an den meisten deutschen Beobachtungs stationen westlihe und nordwestlihe Luftströmungen vorherrschend, die an den \süd- und westdeutshen Stationen nah Nord- resp. Südost, an den übrigen nah West und Südwest um-

ingen. Am 21. ging der Wind fast allgemein nah Nordwest, in Karlsruhe nah Südwest, doch machten sih in den leßten Tagen der Woche in Heiligenstadt und an süddeutschen Stationen östliche und südöstliche, in Berlin, Koniß, Breslau nordwestlihe Windrichtungen geltend. Die Temperatur der Luft war besonders in Süddeutschland eine sehr niedrige (in München fast 20 Grad C.). Niederschläge von S{hnee waren nicht selten. Der Luftdruck stieg in den ersten Tagen der Woche, fank vom .20. bis zum 23., stieg dann wieder, zeigte aber am Schluß der Woe sinkende Tendenz. i

Die Sterblichkeitsverhältnisse der meisten größeren europäischen Städte gestalteten sich in der Berichtswoche noch ungünstiger als in der vorhergegangenen. Die allgemeine Sterblichkeitsverhältnißzahl für die deutschen Städte stieg auf 27,2 (von 26,2 der Vorwoche auf 1000 Bewohner und aufs Jahr berechnet). Insbesondere nahm die Sterblichkeit des Säuglingsalters zu, so daß von 10 000 Lebenden aufs Jahr berehnet 83 Kinder unter 1 Jahr starben gegen 80 der Vorwoche, in Berlin blieb sie unverändert. :

Unter den Todesursachen haben besonders in den deutschen Städten die meisten Infektionskrankheiten größere Verbreitung ge- funden. Namentlich erscheinen diphtherische Affektionen und typhöse Fieber häufiger. Maserntodesfälle haben wohl in Breslau, Hanno- ver, Münster, Wien, London, Liverpool, Kopenhagen etwas atgenom- men, doch werden sie in diesen Städten, wie auch in Elberfeld und Amsterdam öfter Todesveranlassung. Das Scharlachfieber verlief in Hamburg, Duisburg und London milder, in Stettin, Mannheim, Berlin, Kopenhagen stieg die Zahl der Todesfälle daran, in Buka- rest blieb sie fast die gleiche wie in der vorhergegangenen Woche. Diphtherie zeigte sich wieder häufiger, besonders in Königsberg, München, Augsburg, Berlin, Hamburg, Aachen u. a.; in Wien, Danzig, Stuttgart nahm die Zahl der Todesfälle daran etwas ab. Typhôöse Fieber zeigten sich in München, Berlin und Turin öfter, in St. Petersburg und Barcelona seltener. Nückfallsfieber gewannen besonders in Berlin und St. Petersburg größere Aus- deh 1ung und forderten auch 3, resp. 17 Opfer. Todesfälle an Fleck- typhus werden aus London und Madrid je 2, aus St. Petersburg 19 gemeldet. Darmkatarrhe der Kinder bedingten in München, Straß- burg, namentlich aber in Hamburg und St. Petersburg zahlreiche Todesfälle. Der Keuchhusten herrscht in Hamburg und London; in leßterer Stadt erlagen demselben in der Berichtswoche 140 Kinder. Die Poten zeigen in London, Wien, Pest, Prag, Krakau, St. Petersburg, Barcelona, keine wesentliche Veränderungen. Aus Odessa werden wieder 3, aus Cöln 2, aus Basel und Venedig je 1 Poken- todesfall gemeldet. In Madrid forderten die Pocken 19, in Paris 68, in Bukarest 61 Opfer.

Summarische Uebersicht über die Zahl der Studi- renden auf der Königlichen Universität Marburg im Winter-Semester 1879/80. Im Sommer-Semester 1879 sind

(eins{l. der 2 später noch Hinzugekommenen) immatrikulirt gewesen 537,

Davon sind abgegangen 175. Es sind demnach geblieben 362, Dazu sind in diesem Semester gekommen 190, Die Gesammtzahl der immatrikulirten Studirenden beträgt 552. Die evangelish-theologishe Fakultät zählt Preußen 57, Nichtpreußen 5, zusammen 62. Die juristishe Fakultät zählt Preußen 70, Nicht- preußen 7, zusammen 177. Die medizinishe Fakultät zählt Preußen 112, Virenia 29, zusammen 141. Die philosophishe Fakultät ¿ählt: a, Preußen mit dem Zeugniß der Reife 176, b. Preußen ohne Zeugniß der Reife nah §8. 3 der Vorschriften vom 1. Dk- tober 1879 61, zusammen Preußen 237, e. Nichtpreußen 35, zu- sammen 572. Außer diesen immatrikulirten Studirenden besuchen noch Vorlesungen mit Genehmigung des Rektors 16. Es nehmen mithin an den Vorlesungen überhaupt Theil 568. G

Das Januar-Heft der von der K. K, österreichischen statistischen Centralkommission herausgegebenen „Statistishen Monatsschrift“ bringt eine Darstellung des österreichischen Realitätenver- Tehrs und der Realitätenbelastung im Jahre 1878, der wir nachstehende Daten entnehmen: Im Allgemeinen belief sich die Zahl der im Jahre 1878 durch Verträge hervagetapelen Besitzver- ânderungsfälle auf 158 439 im Werthe von 283 725 119 Fl., während sie im Jahre 1873 163 815 Fälle im Werthe von 573 739 629 Fl, Und noch das Jahr darauf 167 938 Fälle im Werthe von 417 038 627 Fl, betragen hatte. Ueberhaupt ist der Immobilienverkehr in den leßten \sechs Jahren hinsihtlih des Geldwerthes um beiläufig 50/5 zurück- gegangen. Die bedeutendste Abnahme im Umfange des Immobilien- verkehrs weisen Niederösterreih, Steiermark, Böhmen und Galizien auf.

: Eine Steigerung des Realitätenverkehrs is seit dem Jahre 1873

nur im Görzer Gebiete und in der Stadt Triest vorgekommen, da- gegen weisen alle übrizen Länder der westlihen Reichshälfte eine stetige Abnahme desselben auf. Erfreulich is hierbei der Umstand, daß der bäuerlihe Immobilienbesiß „verhältnißmäßig am wenigsten von der rückläufigen Bewegung im Realitätenverkehre betroffen wurde, da dieselbe bei dieser Kategorie des unbeweglichen Besißes im Gan- zen blos gegen 24,5% betrug, während sie sich beim land- und lehen- täflihen Grundbesiß auf nahezu 549/09 beziffert. Es belief sich näm- lih die Zahl der im großen Grundbesiße dur Verträge veranlaßten Besikänderungsfälle im Jahre 1873. auf 753 im Geldwerthe von 53 667 469 Fl, im Jahre 1878 dagegen auf blos 528 im Geldwertbe von 24 935 039 Fl. Noch weit größer ist der Ausfall bei den Bergwerken und städtischen Realitäten. Nach den Aufzeich- nungen ter Bergbuchs8ämter belief sich nämli die Zahl der dur Verträge in andere Hände übergegangenen Bergwerkérealitäten im Fahre 1873 auf 474 im Geldwerthe von 20369 134 Fl., im Fahre 1874 auf 417 im Geldwerthe von 19 577 637 Fl. im Jahre 1878 dagegen auf nur 155 im Geldwerthe von?1 321 076 Fl. Der Umsaß in Montanobjekten ist demnach binnen sechs Jahren auf 6,4% des im Fahre 1873 konstatirten Umfanges zurückgegangen. Auch bei den städtishen Realitäten, und zwar sowohl Häusern als Baupläten, war der Verkehrsrückgang ein sehr bedeutender; derselbe betrug hin- sichtlich der Zahl der Objekte 27, hinsichtlih des Geldwerthes aber 72,5%/0 des im Jahre 1873 erreihten Werthes. Der durch Verträge herbeigeführte eas in ftädtishen Realitäten umfaßte näm- lich im Fahre 1873 9122 Objekte im Geldwerthe von .249 866 188 Fl., im Jahre 1874 noch 7487 Objekte im Geldwerthe von 129 577 111 FI., im Jahre 1878 dagegen blos 6672 Objekte im Geldwerthe von 68 825 954 Fl. Dieser bedeutende Ausfall fommt zum weitaus rößern Theile auf Rechnung des Wiener Realitätenmarktes. Hier belief sib die Zahl der dur Verträge veranlaßten Realitätenumsäße im Jahre 1873 auf 4171, im Geldbetrage von 211 985 289 F[., im Fahre 1874 auf 2934 im Geldbetrage von 87 709 957 Fl., im Jahre 1878 aber auf nur 1785 im Geldbetrage von 35 146 331 Fl. War die Zahl der durch Verträge vorgekommenen Besißveränderungen von Realitäten in den Jahren 1873—78 in konftanter Abnahme be- griffen, so weist leider während derselben Periode die Zahl der durch Zwangsverkauf vorgekommenen Veränderungen im Immobilienbesiße eine ftetige Steigerung auf. Nach den Angaben der Grundbuchkämter belief fich nämlich die Zahl der exekutiv veräußerten Realitäten im Jahre 1873 auf 4943 mit einem rlôse von 12 249 542 FI., im Jahre 1874 auf 4720 mit einem Er- lôfe von 12368 681 Fl., im Jahre 1878 aber schon auf 10264 mit einem Erlöse von 34149 056 Fl., an- welcher Zunahme sämmtliche Länder der westlichen Reichshälste nahezu gleihmäßig partizipiren. Den Nachweisungen der Tabularbehörden zufolge, ist die Zahl der Hypothekenforderungen, welche aus dem Lizitationserlöse der exekutiv veräußerten Liegenschaften nicht berihtigt werden konnten, und darum „wegen Unzulänglichkeit des Erlöses" aus den öffentlichen Büchern gelöscht werden mußten, im Laufe der Jahre 1873 bis 1878 von 3014 auf 11748, d, i. um nahezu 290 %/o, der Betrag derseiben von 5,8 auf 34,1 Mill. Gulden, d. i. um volle 485 %/% gestiegen, Die Gesammtsumme aller in der wesilichen Reichshälste neu intabulirten Pfandschulden betrug “292 007 628 Fl, wovon auf den land- und lehentäflihen Besiß 60937904 Fl., auf den \tädti- \hen Besiy 55 650 006, auf Bergwerke 4295463 Fl., auf den sonstigen Immobilienbesiß 171 124255 Fl. entfallen. Im Fahre 1877 belief sich die Gesammtsumme aller neu kontra- hirten Tabularshulden auf 283 849 658 Fl, woron auf den land- und lehentäflichen Besiß 39 223 865 Fl, auf den städtischen Besitz 61 618 335 Fl, auf Bergwerke 5 421 944 Fl., auf den son- stigen Besiß 177585215 Fl. entfallen. Was die Tilgung der Hypo- thekarlasten betrifft, so nimmt dieselbe in allen Kronländern einen aleihmäßigen Fortgang Nach den Aufzeihnungen der verschiedenen Tabularämter betrug die Gesammtsumme der gelöshten Hypothekar- orderungen im Jahre 1873 227929187 Fl., im Jahre 1874 44 434 892 Fl., im Jahre 1878 242 186472 Fl. Hält man die Ziffer der neu intabulirten Hypothekenshulden den Ziffern der gleich- zeitig gelöschten - Hypothekenshulden gegenüber, #0 ergiebt si als Endresultat für das Jahr 1878 eine effektive Zunahme des Ge- sammt-Hypothekarlastenstandes um 49 821 156 Fl.

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

(Hamb. Corr.) Am 27. v. M. starb inWiesba den der Groß- berzoglih mecklenburg-s{chwerinsche Geheime Medizinal-Rath Dr. med, Carl Friedri Flemming, einer der ausgezeihnetsten deutschen Irrenärzte.

‘Das 1. Beiheft des Jahrg. 1880 zum Militär- Wochenblatt, herausgegeben von v. Witleben, General-Lieu- tenant z. D., (Berlin, Siegfried Miitler und Sohn) enthält einen Aufsaß: Zur Vorgeschichte des osmanischen Kriegswesens, von Knorr, Major vom Nebenetat des Großen Generalstabes.

Gewerbe und Sandel.

WY Frankfurt a. M.,, 1. Februar. (Oel-Bericht von Wirth u. Co.). Der Stand des Petroleummarktes hat si während des Monats Januar wenig verändert. Bei ziemlich leb- haftem Geschäft blieben die Preise unter geringen Schwankungen fest. United Certifikates stehen 1,11 Doll, Raffinirtes 8% Cents per Gallone. Die Produktion im Monat Dezember wird mit 63 000 Faß per Tag angegeben, die Vorräthe Ende Dezember mit ca. 8 100 000 Faß. Die totale Ausfuhr von Petroleum aus Ame- rika betrug 1879 ca. 10 500 000 Faß gegen 8 188 000 Faß 1n 1878.

Die Lidewater Pipe Comp. hat neueren Meldungen zufolge thre Stellung dur einen Kapitalzushuß der New-Jersey Central & Reading Eisenbahngesellshaft bedeutend befestigt. und beabsich- tigt nun, ihre Röhrenleitung bis ans Meer durchzuführen. Lubricating-Oils (Schmieröle) sind fest und besonders stroug winter oïls gesuht. W. Va, Nataral Oil 299 25 Gents, Black re- duced oils je nach Gravity und Cold test, Wie die dunkelgrünen, baben sich nun auh einige fabrizirte hellgelbe amerikanische Schmier- ôle, besonders bas Neutral-Topaz-Oil, in Deutschland gut eingeführt. Die Petroleumfundorte Europas beschäftigen fortgeseßt die Aufmerk- samkeit der hierbet interessirten Kreise. Die Ausbeute der Petroleum- lagerëim Kaukasus wird von einer Anzahl rassischer Firmen betrieben, und die Fabrikation von Leucht- und Brennölen in Rußland scheint in guter Entwicklung zu sein, Die aus der Destillation sih ergeben- den Rückstände werden zum Heizen der Dampfschiffe auf dem Kas- pishen Meer und der Wolga in vortheilhafter Weise ver- werthet, Ueber die Petroleumquellen in Hannover und Braunschweig liegt ein interessantes Gutachten des Bergrathes Frei- herrn von Dücker vor. Derselbe vermuthet cin großartiges, unter- irdishes Oelbecken und {reibt die bis jeßt sehr geringe Crgiebigkeit lediglich der Unzulänglichkeit der seitherigen Bohrungen zu. Die Größe des Beckens {äßt er auf etwa 12 Meilen in der Länge und 6—8 Meilen in der Breite. Düldker is der Ansicht, daß mit den tieferen Bohrungen auch der Ertrag bedeutend zunehmen werde.

Nürnberg, 31. Januar. (Hopfenmarktbericht von Leopold Held, Hopfen - Kommissionsgeschäft.) Das Hopfcngeshäft hat im Laufe der leßten Woche eine noch flauere Haltung als in der vorangehenden angenommen. Das Drängen der Eigner zum Verkauf wird von Tag zu Tag dringender; von einem bestimmten Preisfaß [läßt fih nicht mehr Tareihiea: denn jeder verkauft wie er kann. Die

Vorräthe von guter \{önfarbiger Waare, welche. fast allein noch

ekauft wird, nehmen am Markte mehr und mehr ab. Die Zufuhren find unbedeutend. Im Falle die Preise noch weiter heruntergehen sollten, wird sich wahrscheinlich das Exportgeschäft etwas beleben. Der Gesammt- umsay dieser Woche beläuft fih auf ca. 400 Ballen. Die Notirun- gen lauten: Marktwaare gering 65—80 F, mittel 100—110 prima 120—130 4; - Gebirgshopfen 140—150 #4; - Hallertauer gering 90—100 4, mittel 120—145 Æ, prima 165—175 A; Hallertauer Siegelgut (Wolnzach, Au) secunda 150—160 #, prima

175—190 Æ; Spalter Land, leitere Lagen, 170—180 M; Aish- gründer und Zenngründer mittel 105—120 Æ, prima 130—145 F; Württemberger mittel 120—135 !, prima 150—160 4; Badis- \cher mittel 100—120 #4; Polnischer ge ing 90—100 Æ, auttel 120—135 4, prima 150—170 4; Altmärker 50—75 4; Elsäffer gering 65—90 4, mittel 100—120 Æ, prima 130—1409 „#6; Ober- Oesterreicher 70—80 4; Lothringer 70—80 Æ; 78er 20—40 Æ; T7 er 10—20 M , H

Glasgow, 31. Januar. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 435 500 t gegen 206 000 t im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb befindlichen Hochöfen 108 gegen 89 im vortgen Jahre.

Verkehrs-Anstalten.

Triest, 2. Februar. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Saturno“ ist heute Vormittag 10 Uhr mit der ostindischen Ueberlandpost aus Alexandrien hier eingetroffen.

New-York, 31. Januar. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Neckar“ ist heute hier eingetroffen.

Berlin, den 2. Februar 1880.

Die Verhandlung vor dem Kaiserlihen Ober-See- Amt am 30. Januar hatte folgenden Fall zum Gegenstande:

Die Galiote „Talina“ von Speßerfehn, geführt von dem Schiffer Andreessen, ging am 19. August 1879 mit einer Ladung Reis von Bremen nach Stockholm in See. Bis zum 27. Auguît ging die Reise ohne bemerkens8werthe Vorfälle von Statten. In der Nacht vom 27, auf den 28. August peilte man das Feuer von Oeland, steuerte darauf bei bedeckter Luft und frischer südeftlicher Brise N.O.-Kurs, erblickte am folgenden Nachmittag -Gotland und passirte Abends 7 Uhr Carlsoe. Nach dem auf der „Talina® geführ- ten Journal wurde nun mit NO. zu N.-Kurs längs der Küste ge- steuert, um Gotska Sands in Sicht zu bekommen, und um 8 Uhr er- blifte man ein Feuer, welhes man -nach dem an Bord befindlicen Feuerbuh als Feuer von Utholm erkannte. Sodann steuerte man bei frisher Briese aus SW. z. W. und bei bezogener Luft anfänglich NNO., um 9 Uhr Abends aber N. z. W., das Loth wurde niht gebraucht. Um 10 Uhr Abend stieß die „Talina“ plôblich {wer auf den Grund und die Besaßung, welche si vergeblich bemüht hatte, das Schiff wieder abzubrinzen, verließ dasselbe am folgenden Morgen, als das Wasser im Raum bereits auf 3 bis 4 Fuß gestiegen war. Später gelang es, den größten Theil der Ladung zu bergen; das Sciff felbst ging aber völlig verloren. :

Das Seeamt in Emden hat diesen Seeunfall untersucht und seinen Spruch dahin abgegeben, daß die Strandung der „Talina“ auf den Mangel genügender Aufmerksamkeit auf Seiten des Schiffers Andreessen zurückzuführen, ein ausreihender Grund, dem- selben die fernere Ausübung seines Gewerbes zu untersagen, jedoh nicht vorhanden sei. Das Seeamt if der Ansicht, daß die Strandung durch eine Stromverseßung verursacht, daß dabei dem Schiffer infofern ein Vershulden zur Last zu legen sei, als ihm, wenn er die Richtung des bereits zwei Stunden vor der Sirandung wahrgenommenen und als solben erkannten Feuers von Utholm gehörig festgestellt und fortdauernd beobachtet hätte, d'e Stromoerseßzung nicht hätte entgehen können, und daß ferner der Nichtgebrauh des Loths zu tadeln sei. Wegen dieser Ungehörigkeiten fei es aber noch niht geboten, dem Swhiffer die Konzession zur fer- neren Ausübung seines Gewerbes zu entziehen. :

Gegen diejen Spruch hat der Reihskommissar Beschwerde ein- gelegt und darin dem Schisser Andreessen, außer den auch von dem Seceamt gerügten Pflichtwidrigkeiten, zum Vorwurf gemacht, daß der- selbe den Gebrau des Loggs unterlassen und einen Kurs gesegelt habe, welcher auch ohne eine Stromverseßung dig Sirandung hâtte herbeiführen müssen; {on als man des Feuëlh von Carlêoe an- sihtig geworden, hätte der Schiffer den Kurs nach N. z. W. richten müßen, statt den Kurs- NO. z. N. und NNO, zu verfolgen.

Der Schiffer Andreessen hat in seiner Gegenerklärung nachzu- weisen versucht, daß er es an Umsicht und Aufmerksamkeit nit habe fehlen lassen. Die von ihm gesegelten Kurse hätten an und für sich nit die Strandung herbeiführen können; diese sei vielmehr lediglich durch die ihm unbekannt gebliebene Stromversezung verursacht worden und der Gebrauch des Loths und des Loggs sei zweclos

ewesen.

: T Ober-Seeamt bestätigte den Spruch des Seeamts. Jn der Begründung dieser Entscheidung bemerkte der Vorsitzende, daß {ih das Ober-Seeamt in allen wesentlihen Punkten den Ausfühs- rungen des Seeamts anschließe und dem Schisfer einen wesentlichen Antheil an dem Seeunfall zur Last lege. Dem Schiffer sei ferner zum Vorwurf zu machen, daß er sich nicht mit einer für die Reise erforderlichen neuen Seekarte versehen und es unterlasscn habe, über die Veränderungen der Seezeichen, ins- besondere über die veränderte Charakteristik des Feuers von Utholm, si zu unterrichten. Ferner sei zu tadeln, daß de. Gebrauch des Loths unterblieben sei. Daß die von dem Schiffer behauptete Stromversetzung stattgefunden, sei nicht erwiesen; die innegehaltenen Kurse seien aber derart gewesen, daß sie au ohne jede Stromver- seßung die Strandung hätten herbeisühren müssen. Wenn das Ober-Seeamt aleidroohi nicht die unter solchen Umständen gerecht- fertigte Konzessionsentziehung ausspreche, fo geschehe dies allein mit Rücksicht auf die Persönlichkeit des Schiffers. Derselbe fahre feit mehr als 20 Jahren zur See, habe früher nie einen Unfall gehabt und nah der Strandung der „Talina“ mit aller gebotenen Umsicht aehandelt und alle Vorkehrungen getroffen, um von Schiff und Ladung die Folgen des Unfalls nah Möglichkeit abzuwenden. Es sei deshalb die Annahme nicht unberechtigt, daß der Schiffer künftig die nöthige Vorsiht und Sorgfalt bei der Navigirung nicht werde vermissen lassen.

Madrid, 31. Januar. (W. T. B.) Nah hier eingega1genen Nachrichten hat ein heftiger Orkan bei Valencia araper Schaden angerichtet, Man besorgt, daß auch auf der See größere Unfälle stattgefunden haben.

Im Residenz-Theater eröffnete am Sonnabend Fr. Niemann-Seebach ein Gastspiel. Es wurde ein älteres Luft- spiel von Putliy „Der Salzdirektor“ gegeben, welches wohl au für Berlin keine Neuheit mehr war. Der dramatische Inhalt des Stückes ist nit recht ausreichend für drei Akte; es handelt sich um den Posten eines Salzdirektors, um den si eine ganze Anzah= von Personen zu Gunsten eines jungen Assessors bei dem Minifter, welcher das Amt zu vergeben hat, bewerben. Schließlid fiellt si heraus, daß alle Bewerber ein und denselben jungen Mann prote- giren. Fr. Niemattn-Seebach spielte die Rolle einer Kaufmannsfrau aus ciner kleinen sähsishen Stadt in sehr ergößliher Weise. Die Künstlerin wußte die beschränkte und ges{chwäßige, dabei gutmüthige kleinstädtishe Bürgersfrau in Dialekt, Haltung und Bewegung mit vielem Humor zu verkörpern und legte damit wiederum ihre reiche Begabung für das Rollenfach der komischen Alten an den Tag. Das maßvolle Auftragen der Farben, die richtige Vertheilung von Licht und Schatten gewannen ihrer Zeichnung der an sich nicht be- deutenden Rolle ein \tärkeres Interesse und wiederholten lebhasten Beifall. Von den heimischen Mitgliedern des Residenz-Theaters ge- fiel vornehmlich Hr. Beckmann durch seine humorvolle Darstellung eines nit gerade durch Rednergabe glänzenden Deputirten, der eer Frau zu Liebe gern in der Kammer eine Rolle spielen möchte. Neben ihm trugen au die übrigen Mitwirkenden zu einem fließenden, ab- gerundeten Zusammenspiel bei. Dem Putlit. schen Lustspiele ging eine aus dem Französischen des Labiche von Lichterfeld übertragene dra- matische Kleinigkeit: „Erlauben Sie, Madame!“ voraus, welche, obe

wohl dürftig in der Erfindung, durch das gewandte Spiel des Frl. Gerber und des Hrn. Haak angenehm unterhielt.

rap iz G ip eme E E Cr L T S E RR T E O Em M L U T

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