1880 / 30 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 04 Feb 1880 18:00:01 GMT) scan diff

i Der Abg. Kleist von Born daß au ferner auf der Berli Bahn die Abonnements für erhalten würden. er werde auch diese Vorlage ablehnen, um keinen Thei an der Verantwortlichkeit sultate zu haben. Er müsse auch deshalb dagegen stimmen, weil nach seiner Ansicht zur Perfektion des Vertrages mit der Berlin-Potsdamer Bahn wegen weigishen Eisenbahnaktien die der braunschweigishen Regierung erforderlich sei. Minister Bitter versicherte, daß er die Kündigung d tigung der Privatverhältnisse vor- Einen diesbezüglihen bestimmten Plan Börsenspekulation Der Grund der Courssteige- rung der preußischen Konsols erkläre sich aus der gesteigerten afrage und weil sie Weltpapiere geworden seien. Cours stets so hoch bleiben werde, lasse sich nicht mit Be- Eine weitere Ausgabe von Konsols werde für jeßt nicht erfolgen. Diese Ausführungen des Mini- sters, erklärte der Abg. Dr. Hammacher, mit großer Freude auf- zunehmen. Er bekämpfte die Ansicht des Abg. Windthorst, daß zur Uebernahme der braunschweigishen Aktien durh den Staat die Genehmigung der braunshweigischen Regierung er- (Schluß des Blattes.)

Die Berathungen des Landes-Oekonomie-Kolle- giums sind gestern dur den Vorsizenden, Wirklichen Ge- heimen Rath Schuhmann eröffnet worden.

Der Minister des Jnnern hat mittelst Cirkular- exlasses vom 28. Dezember v. J. von dem Ober-Präsidenten der Provinz Hannover an die Landdrosteien unterm 29. November v. fügung, betreffend die Förderung der Bildung von Ver- einen gegen Hausbettelei, zur Kenntnißnahme ZU- Verfügung macht darauf aufmerksam, daß die Grundsäße, nah welchen der in Hannover bestehende Verein gegen Hausbettelei bei Gewährung von Unterstü an hülfsbedürstige durhreisende Personen verfährt, zweckmäßig bewährt haben und es deshalb erwünscht erscheine, dieselben soweit thunliÞh auch in anderen Ortschaften allgemeiner zur Geltung zu bringen. seien verpflichtet ,

stedt sprah den Wunsch aus, n-Potsdamer und der Lehrter en Lokalverkehr aufrecht

Der Abg. Dr. Windthorst

der in ihrem Besiß be- findlihen brauns stimmung er Finanz- er Priori- täten mit billiger Berüksi nehmen werde. veröffentlichen ,

stimmte Grundlage geben.

stimmtheit voraussagen.

forderlich sei.

den Regierungen eine

erlassene Ver-

Ober - Präsident Landdrosteien

Die Vereinsmitglieder unbekannte Bettler ab- und an das Unterstüßungsbureau zu verweisen, welhes von dem ge- Zwecke der Unterstüßung durchreisender ersonen in Hannover errihtet und von einem Manne verwaltet werde, der als Armenpsfleger bezw. Bezirksvorsteher schon eine gewisse Erfahrung in Armensachen Derselbe habe nah folgenden Prinzipien zu hat sich durch den Nachweis, t, und durch polizeihen Abmelde- schein zu legitimiren. Das Legitimationspapier wird mit dem der mit Datum versehen ist, abgestempelt. , wenn er des Mittags von 11——12 Uhr kommt, eine Marke zum Werthe von 20 3, für welche er in einem ihm bezeihneten Speisechause warmes Essen bekommt. Marken, welche des Abends von 5—6 haben einen Werth von 30 „5 und sich freies Logis und Frühstück. Gesellen, ein Geschenk empfangen, sind von de ausgeschlossen. Die Gabe wird auch jedem Trunkenen oder gebührlih Fordernden versagt. Während der oben stunden ist zur event. Aufrechterhaltung der chußmann in der Nähe des Unterstüßungs- Die von dem Vereine angenommenen en dem mit Vereinsmarken Zahlenden keine Spiri- tuosen, auch kein Bier verabfolgen, auch müssen die Marken gebrauht werden, an welhem sie genommen sie niht dem Bettler als Reservefonds dienen. welche das Bureau aufsuchen, werden an i pflegèï vertviejeinn. Da ch Arbeitsangebote annimmt, so gé, Arbeitssuchende unentgeltlih

nannten Vereine zum hülfsbedürstiger P

gewonnen hat. verfahren : Jeder Bettler

daß er gearbeitet ha

Vereinsstempel, Der Petent erhält

Uhr ausgegeben werden, ern den Hülfsbedürftigen ein welche von ihrem Getverkamte r Unterstüßung des Vereins

auch nur un gedahten B Ordnung ein S bureaus sst Wirthe dürf

an dem Tage wurden, damit Ortsangehörige, : Prediger und die städtishen Armen erein in seinem Bureau au ist er nicht selten in der La zu plazixen.

Es lasse sich nit verkennen, daß die angegebenen Maß- regeln in ihrer all gemeinen Anwendung nicht unwesentlih dazu beitragen würden, das zunehmende Landstreicherthum Arbeitssheuer möglichst namentlich wenn insbesondere auf dem platten Lande die Verpflichtung der Vereinsmitglieder zur Abweisung jedes Bettlers eventuell unter Konventionalstrafe gestellt werde.

Jn Bezug auf Beleidigungen hat das Reichs- gericht vor Kurzem (Erkenntniß des 11. Strafsenats vom ssenats vom 1, Dezember 1879) rochen: 1) Zum Thatbestande einer sicht zu beleidigen nicht, vielmehr ist grundsäßlih [hon das Bewußtschein von- dem ehrverleßenden Charakter der Kundgebung genügend. oder Verbreitung herabwürdigender, niht erweislich wahrer Thatsachen über einen Anderen fällt auch dann unter den Thatbestand des §8. 186 des Strafgeseßbuhes und is aus dieser Bestimmung zu bestrafen, wenn die behauptete Thatsache von dem Thäter für wahr gehalten worden.

An Stelle des aus der landwirthschaftlihen Verwal- tung ausgeschiedenen und an die Königliche Finanzdirektion in Hannover verseßzten Regierungs-Assessors von Kamp ist der bis dahin im Kollegium der Königlichen General-Kom- mission in Cassel beschäftigt gewesene Regierungs-Assessor Dr. Hermes zum Spezial-Kommissarius in Marburg bestellt.

Der General - Lieutenant von Pape, Commandeur fanterie-Division, ist unter Beförderung zum nfanterie zum kommandirenden General des Major von. Kleist I, unter Beförderung

und die Bettelei einzuschränken,

5. Dezember und des I. Stra folgende Rechtssäße ausge Beleidigung gehört die A

2) Die Behauptung

der 1, Garde- General der V, Armee - Corps und der General: Commandeur der 41. Jnfanterie-Brig zum General-Lieutenant zum Commande &nfanterie-Division ernannt worden. _Ferner ist der Contre- Kaiserlichen Admiralität, zu

S. M. Kanonenboot „H yäne“, mandant Kapt. Lt. von Glöden, paraiso eingetroffen.

Sachsen. Kammer berie

Admiral |Bat\ch{ch, Direktor der m Vize-Admiral befördert worden.

4 Geschüße, Kom- ist am 1, d. Míts. in Val-

Dresden, 3. Februar. (Dr. J.) Die Erste th heute einen Antrag des Präsidenten von ehmen, durch welchen die Staatsregierung ersuht wird ihr geeignet erscheinende Weise die Erlassung

undesrathe auf

reih8geseßliher Vorschristen wegen Beschränkung resp. Be- strafung des Zinswuchers zu befürworten und zur Durch- führung zu bringen bemüht zu sein. Nach kurzer Diskussion, in welcher der Antragsteller an die von ihm auf dem Landtage von 1864 bei Berathung der Vorlage auf Aufhebung der Wudchergeseße ausgesprochenen Voraussagungen, die zum größten Theil ein- getroffen seien, erinnerte, Ober-Bürgermeister Dr. André die Nothwendigkeit betonte, die Wucherfrage auf dem Gebiete der Civilgeseßgebung zu regeln, und der “Ztaats-Minister Dr. von Gerber die vollste Sympathie der Staatsregierung mit dem Antrage aussprach, wurde der Antrag einstimmig angenommen. Hierauf wurden mehrere Kapitel des Etats des Kultus-Mini- steriums in Uebereinstimmung mit den von der Zweiten Kammer gefaßten Beschlüssen genehmigt.

Die. Zweite Kammer trat in die allgemeine Vor- berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Erhebung von Gerichtskosten in Rechksangelegenheiten, auf welche das Ge- rihtskostengeseß vom 18. Juni 1878 niht Anwendung findet, ein. Jn der Diskussion wurde allseitig die Möglichkeit in Abrede gestellt, den Geseßentwurf, welcher das dem Gerichts- kostengeseße zu Grunde liegende Pauschalsystem auch auf die Kostenberechnung in nihtstreitigen Rechtssachen übertrage, noch bei dem gegenwärtigen Landtage zur Verabschiedung zu bringen; andererseits wurde aber von mehreren Rednern die Nothwendigkeit anerkannt, die aus der Ge- seßvorlage zu erwartenden Mehreinnahmen zum Zwecke der Balancirung des Etats in der einen oder andern Form dem Staate zu sichern, umsomehr als der Staats-Minister N von Könnerißz erklärte, daß nach der Gestaltung des 9 eih8haushalts-Etats und dem Gesegtentwurfe über die Ab- änderung des Militärgeseßes der in den Etat als Antheil Sachsens an den Zöllen und der Tabaksteuer eingestellte Be- trag nicht aufrc{cht erhalten werden könne, vielmehr äuf ander- weite Decckungsmittel Bedacht genommen werden müsse, als welche nur in Betracht kommen könnten : Zuschläge zur Ein- kommensteucr, zu den Gerichiskosten , zur Schlachtsteuer und u den Stempelsteuern. Die Kammer überwies die Vorlage der Geseßgebungs- und der Finanzdeputation zur gemeinschafst-

lichen E n 2

x 7 # GEbruar. (W. T. B.) Se. Kaiserliche und König- liche Hoheit der Kronprinz Ruder von Oesterrei ist heute früh 8 Uhr hier eingetroffen und von Sr. Majestät dem König sowie Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Georg sehr herzlih begrüßt worden. Zum Empfange waren der österreichische Gesandte, der österreichische Konsul in Leipzig und der Stadtkommandant auf dem Bahnhofe erschienen.

Einen offiziellen Empfang hatte der Kronprinz abgelehnt.

Baden. Karlsruhe, 3. Februar. Die „Karls. Z.“ shreibt unterm 1, d. M.: Der Gesegentwurf über die allgemein wissenschasftliche Vorbildung der Geist- [ih en ist, bevor zu dessen Vorlage an die Stände die Ermächtigung Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs ein- geholt wurde, entsprehend den in Frage stehenden {wer wiegenden Jnteressen des Staats und der Érchlihen Ge- meinschaften Gegenstand „eingehendster Prüfung und Be- rathung im Staats-Minifterium gewesen. Mit Stimmen- einhelligkeit wurde diè Vorlage des Entwurfs beschlossen und mit ter Uebereinstimmung steht heute noch das Ge- sammtmäzßerium zu dieser Voxlage, selbstverständlih ohne damit eiñée Verständigung über die etwaige Amendirung des Geseßentwurfs auszuschließen. M einer heute Mittag unter dem Vorsiß Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs stattge- habten Sißung des Staats-Ministeriums ist darum, Angesichts der {weren Vorwürfe, welche jeßt um dieser Vorlage willen gegen den Ressort-Minister erhoben werden, für angemessen erahtet worden, daß an den nunmehr in der Zweiten Stände- kammer bevorstehenden Verhandlungen der Kommission und des Plenums außer dem Präsidenten des Ministeriums des Innern auch der Staats-Minister Theil nehme,

Oesterreich-Ungarn. Wien, 2, Februar. Jhre Majestät die Kaiserin hat gestern Abends die Reise nah Jrland angetreten. Se, Kaiserliche Hoheit der Kron- prinz ist heute Morgens in Begleitung des ODberst-Hof- meisters Grafen Bombelles nah Prag zurückgekehrt.

3. Februar. (W. T. B.) Jn der heutigen Sizung des Abgeordnetenhauses wurde das Verwaltungsgeseßz für Bosnien in der General- und Spezialdebatte unver- ändert angenommen. Von dem Minister des Jnnern wurde ein Geseßentwurf über die Ertheilung eines Vorschusses von 500 000 Fl. an Galizien vorgelegt.

4. Februar. Jn dem in der gestrigen Generalver- sammlung der österreihish-ungarishen Bank ver- lesenen Bericht des Generalrathes wird die Ueberzeugung aus-

esprochen, daß der neue Verwaltungsorganismus der Bank in

Kolge des gemeinsinnigen und unbefangenen Zusammen- wirkens der betheiligten Körperschaften si als ein vollständig lebensfähiger und ersprießliher bewährt habe. Der Bericht beleuhtet sodann die Ursachen des andauernd flüssigen Geldstandes bei dem beträchtlichen Sinken des Zinsfußes und hebt dabei hervor, daß der durch die Ausprägungen von Silber hervorgerufene Verkehr in Silber das große Publikum nahezu unberührt lasse und daß die Absicht der Bank, auc außerhalb Wiens Silbermünze in Verkehr zu bringen, ohne gleichzeitige energische Verminderung der kleinen Staatsnoten \sih als un- ausführbar erwies.

Pest, 3. Februar. Jm Unterhause zog der Finanz- MinisterSzapary heute die Vorlagen, betreffend die Verlänge- rung der Tilgungsdauer für die Grundentlastungs- und Weinzehent-Obligationen zurück und brachte statt derselben drei Geseßentwürfe ein: über die Tilgung der Grundentlastungs- Obligationen, über die Tilgung der Weinzehent-Obligationen und über die Bedeckung des Kapitals der Amortisations- Annuitäten der Staatsanleihen. Durch leßteren Entwurf wird der Finanz-Minister ermächtigt, zur Bedekung des Kapi- tals der Amortisations-Annuitäten der Staatsanleihen all- jährlich eine 6prozentige steuerfreie Goldrente im gleichen a as wie die zu amortisirende Kapitalssumme, zu emittiren.

Schweiz. Zürich, 2. Februar. (N. Zür. Ztg.) Der „Grenzpost“ wird unter dem 30. Januar aus Bern be- rihtet: Behufs näherer Ausführung des Staatsvertrages zwischen der Schweiz und dem Königreich Jtalien vom 23. Dezember 1873 hat die italienishe Regierung Hrn. Jn- spektor F. Biglia für die Verhandlungen bezeichnet, welche am 3. Februar nächsthin in Arona zwischen italienishen und

\{hweizerishen Delegirten und einem solchen der Gotthard- bahn eröffnet werden Ten, Es handelt si hierbei ledigli darum, über den Anschluß der Gotthardbahn bei Pino und den internationalen Bahnhof in Luino eine gegenseitige pro- tokollarishe Verständigung herbeizuführen.

__ Jm Hinblick auf den Einsturz der Taybrücke bei Dundee will der Ober-Fngenieur der Gotthardbahn, Bridel, den ca. 40 m hohen Mittelpfeiler der Kerstelenbah-Brücke bei Amstäg von Stein ausführen lassen, statt, wie pröjektirt war, von Eisen. Abgesehen von der größeren Sicherheit und Solidität sei die Steinkonsiruktion, ungeachtet der jeßigen billigen Eisen- preise, nicht theurer als die Eisenkonstruktion.

Großbritannien und Jrland. London, 2. Februar. (Allg. Corr.) Der „Times“ wird aus Kandahar, vom 31. v. M,, telegraphirt :

Der schwache Versuch einer Zusammenrottung unter den südlichen Ghilzais ist aufgegeben worden: wie Einige sagen, in Folge von Instruktionen Mahomed Jans, daß Operatiozen in jener Richtung vor dem Frühjahr nit räthlih seien; nah Anderen, weil einige der

äuptlinge den Aufruf zur Erhebung dahin beantworteten, daß sie i während des Winters nicht rühren würden. In Kandahar laufen chreckliche Nachrichten ein ; ca. 2000 Familien sollen von den Ghilzais nahezu vertilgt sein; später eroberten die Hazaras sieben Dörfer der Ghilzais und ermordeten alle lebenden Wesen. Aus der Richtung von Varah her werde: ähnliche gegenseitige Zerstörungen gemeldet. Der von Ayub Khan nach Varah gesandte Vertreter wurde von Ibraham Khan von Chaknasur besiegt. Leßterer hat das Land in Kontribution geseßt. Wie es heißt, hat Apub 2 Regimenter, 6 Ge- \chüße und 2000 Reiter gegen ihn ausgesandt.

A Blatte wird aus Calcutta vom 1. d. ge- meldet:

Eine fliegende Kolonne unter General Bright betrat am 27 v. M. das Lughman-Thal, nachdem der General zuvor eine Pro- klamation erlassen, welche die Häuptlinge zur Unterwerfung und die Bevölkerung zur Lieferung von Vorräthen gegen baare Bezahlung auffordert. Auch warnt er sie darin, si von feindseligen Hand- lungen fern zu halten und verspricht, Niemanden beläftigen zu wollen, der si ruhig verhalte. Die Forts Futteh Mahomed Khan und As8matullah fand man verlassen. Die Kolonne erreichte Futtehabad am 29., ohne auf Widerstand zu stoßen. Mehrere Chefs, einschließlich Hamid Khan, den Bruder Asmatullahs, sind ins Lager gekommen, Die Bevölkerung soll freundlich gesinnt sein. Das Thal ist fruchtbar, Fourage ist im Ueberfluß vorhanden, und die Straßen sind gut.

Dublin, 3. Februar. (W. T. B.) Das Mansion- house-Comité zur Unterstüßung der Nothleiden- den trat heute zu einer Sibung zusammen. Nach den dabei gemachten Mittheilungen sind bereits 41 155 Pfd. Sterl. ein- gegangen und 15 400 Pfd. Sterl. zur Vertheilung gelangt. Zur Verlesung gelangten die von etwa 30 Bischöfen einge- gangenen Mes in welchen die Beshuldigungen und Vorwürfe Parnells zurückgewiesen werden.

Numänien. Bukarest, 4. Februar. (W. T. V.) Rae Alexander wird demnächst auf der Reise nah St. Petersburg incognito hier eintreffen, jedoch nur zwei Tage hier verweilen.

Amerika. Washington, 3. Februar. (W. T. B.) Das Nepräsentantenhaus hielt gestern Abend eine be- sondere Sißzung ab, um dem britischen Parlamentsmitgliede Parnell Gehör zu geben. Der Präsident verlas zunächst eine Resolution, in welcher das Haus um sein Wohlwollen für Parnell ersucht wird ; hierauf wurde der Lettere eingeführt und hielt eine Rede über die irische Agrarfrage und die Noth- wendigkeit, die irishen Pächter in ihrem Bestreben, Grund- eigenthümer zu werden, zu unterstüßen. Der Sitzung selbst wohnten nur wenige Deputirte bei; dagegen waren die Tri- bünen vollbeseßt.

Südamerika, Valparaiso, 9. Januar. (Allg. Corr.) Chilenische Verstärkungen werden fortwährend in aller Eile nah dem Norden abgeschickt. Eine chilenishe Truppen- abtheiiung, von Pisagua kommend, hat Jlo (in Peru) beseßt, ohne auf Widerstand zu stoßen. Von hier aus wandten \ih die Truppen nah Moquegua, das sie am 1. Januar erreih- ten, um sodann wieder nah Flo zurückzukehren, nachdem sie die Telegraphenlinien zerstört, die Garnison und die veruanischen Be- hörden zu Gefangenen gemacht und an ihrerStelle chilenische Be- amten eingeseßt hatten. Die chilenische Flotte hält die peruanische Küste bis zum Hafen Mollendo blokirt. Der bolivianische Gesandte Casimiro Corral und drei Obersten der vereinigten bolivianischen und peruvianishen Armeen, welche ih in

Callao an Bord der „Valdivia“ nach Mollenda eingeschifft * j

hatten, waren außer Stande, daselbs zu landen in Folge der Anwesenheit des „Huascar“ ; dieselben wandten sich nach dem Süden. Bei ihrem Eintreffen in Antofagasta wurden sie dur chilenishe Beamte an Bord des Schiffes S und ans Land gebracht. Die chilenishen Korvetten „Loa“ und „Amazonas“ haben die Kais und kleinen Dampfer der Lobos- inseln zerstört.

Buenos Aires, 9. Januar. Die Chilenen haben jeßt nahezu die ganze peruvianische Küste blokirt. Pierola ist als Diktator von Peru anerkannt worden und hat sein Kabinet ernannt.

Statistische Nachrichten.

Nach der in der Zeitschrift des K. äch{\. stat. Bur. Heft I. und 11, Jahrgang 1879, enthaltenen Statistik der Rechts- pflege im Königreih Sachsen 1860—1877 betrug die Zahl der Civil prozesse im genannten Königreich im Jahre 1860 78 539, 1877 138817. Ja den Zwischenjahren weist 1868 mit 135 523 die höchste Ziffer auf. Die Zunahme in den Prozessen trifft hauptsächlich diejenigen über ein Objekt bis 150 A Werth, ihre Zahl ift von 1860—77 ron 59383 auf 99015 (1868 107 726) gestiegen. Die Prozesse von 150 bis 300 4 haben si von 15628 in 1860 auf 11600 in 1877 verringert, die von 300—450 M 1871—77 von 6318 auf 5452, Die Prozesse über 450 A und darüber haben sih 1871—77 von 9731 auf 17 825 er- höhet. Die Zahl der Wechselprozesse ist von 3723 in 1860 auf 21 741 in 1877 gestiegen, die der Erxekutionsklagesahen von 2761 auf 3585. Von den gesammten Civilprozessen wurden 1866 23 116, 1877 36 983 durch rechtékräftiges Erkenntniß erledigt, 21241 bzw. 52 427 durch Vergleich, 22081 bzw. 35929 durch andere Ursachen, zusammen 66438 bzw. 125 339, fo daß am Schluß noch unerledigt blieben 12 101 bzw. 13 478.

Die Konkurse haben sich in der Zeit von 1860—1877 von 674 auf 884 vermehrt, darunter 254 bezw. 395 kaufmännische ; da- gegen hat si die Zahl der am Jahresschluß s{chwebenden Konkurse von 389 auf 282 vermindert, was besonders die Vergleiche veranlaßt haben, die von 162 auf 394 gestiegen sind.

Die Zahl der Ehesachen hat sih von 1860—1877 mehr als verdoppelt, sie sind von 815 auf 1697 gestiegen. Die rechtskräftig geschiedenen Ehen sind von 454 auf 672 gewa{sen. Das Prozent- verhältniß der klagenten Ehemänner (44) zu den klagenden Ehefrauen

(56) ist unverändert geblieben, In den Jahren 1867—76 erfolgten 34,74 9/9 der Scheidungen wegen Ehebruchs oder anderer fleischlicher Vergehen, 24,39 9/9 wegen lebensgefährlicher Mißhandlung, 22,79 °%/ wegen quasi desertio, 10,18%/, wegen bösliber Verlassung und 7,90% aus anderen Gründen. Auf 100 geschlossene Ehen kamen im Sahr 1867 1,79, 1876 2,85 getrennte Ghen (100 : 191).

Die Vormundschaften haben sich von 1860—1877 von 70 517 auf 162 590 vermehrt oder es kam 1860 auf 17, 1877 auf 11 Einwohner 1 bevormundete Person. Im Ganzen waren von den Bevormundeten 97,66 °%/9 Minderjährige, * 1,23% Geisteskranke, 0,22 9/0 Taubstumme, Blinde und andere Gebrechliche, 0,03 9/5 Ver- \chwender und 0,86 %/% Abwesende. i

In der S1rafrehts pflege sind 3 Perioden zu unterscei- den: 1) bis Ende 1868 die Wirkung des Strafgeseßbuchs von 1855; 92) 1869 und 1870 die des revidirten Strafgesezbuhes vom 1. Okto- ber 1868 (Abschaffung der Todesstrafe); 3) von 1871 an die des deut- \{chen Strafgeseßbuchs. 1860 wurden 14 706 Angeschuldig1e zur Unter- suchung gezogen und 10924 abgeurtheilt (1 auf 194 Einwohner), 1868 19 585 bezw. 14 252 (1 : 170 Einw.), 1870 14819 bezw. 12 189 (1:198), 1871 14371 bezw. 11 477 (1:223), 1877 25506 bezw. 22 669 (1 : 122). Die Zahl der Verurtheilten verhielt sich 1860 und 1870 wie 1 auf 227 Einwohner, 1870 wie 1 : 259, 1877 wie 1: 143. Die Zunahme der Kriminalfälle i besonders in der am 20. März 1876 in Kraft getretenen Novelle zum Reichë- Strafgeseßbuch, welche u. A. den Strafantrag bei verschiedenen Vergehen und Verbrechen beseitigt hat, zu suhen. Die zahlreichsten Verbrechen und Vergehen waren Diebstahl und Unterschlagung: 1871 8272, 1877 12 539 Vecrurtheilte oder 1 auf 369 bezw. 220 Einwoh- ner. Von den gesammten Verurtheilten waren (mit Einschluß der Konkurrenzfälle) 1871 25,64, 1877 20,34% weiblihen Geschlechts, von den s{wurgerichtlich Verurtheilten 1869 17,46, 1877 18,57%. Im Durchschnitt 1871—77 kamen auf die Altersklassen von 10 000 Lebenden im Alter von 12—18 Jahren 8,10 Verurtheilte, 18—30 Sahren 20,98, 30—--60 Jahren 21,16, üter 60 Jahre 1,01 Verur- theilte. Von 10 000 Lebenden waren Verurtheilte im Alter von 12—18 Jahren: 1871 5,27, 1877 10,20, von 18—30 Jahren 15,17 bezw. 27,41, von 30—60 Jahren 17,40 bezw. 28,27, über 60 Jahre alt 0,83 bezw. 1,33.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

„Beiträge zur Geschichte der rüheren Universität zu Duisburg.“ Verlag von F. H. Nieten in Duisburg Nicht blos dem Freunde der Lotalgeschichte, auch dem auf- merksamen Beobachter des Geistes- und Kulturlebens früherer Epocken bietet das vorstehend angeführte Werken Stoff zur Belehrung und Anregung; auf das Leben und die Zustände an den deutschen Universitäten während des 17. und 18. Jahrhunderts wirft die nach den Universitätsakten verfaßte Geschichte der chemaligen Duisburger Hochschule cin interessantes S{lag- liht. Bekanntlih wurde die Universität zu Duisburg, welche bereits von früheren Deutschen Kaisern in Ausficht genommen worden war, aber erst von dem Großen Kurfürsten, dem eigentlichen Schöpfer des preußischen Staatswesens, ins Leben gerufen worden ist, im An- fange unseres Jahrhunderts aufgehoben, um der zu Bonn errichteten Friedrih-Wilhelms-Universität Play zu machen. Die Akten de- Duisburger Hochschule, welche noch eine Zeit lang an dem früheren Siye der Universität verblieben, wurden später der Universität zu Bonn übergeben, in deren Archiven fie gegenwärtig aufbewahrt werden. Auf Grund dieser Akten hat der Verfasser der „Geschichte der Stadt Bonn während der Franzosenzeit“ (Lemperß in Bonn), Hr. Werner Hesse in Bonn, die vorliegenden Beiträge bearbeitet; der Autor hat es verstanden, seine Arbeit unbeschadet der Sachlichkeit des Inhalts eine gefällige und anmuthige Form zu verleihen. Der Preis des Buches beträgt 1,20 4

Geschichte des Forst- undJIagdwesens inDeutsc- land von Dr. Karl Roth, Professor der Universität zu München. Berlin, Verlag von Wiegandt, Hempel und Parey. 1879. Wald- nußung und Jagd sind von jeher ein wesentlihes Element deutschen Kulturlebens gewesen ; das Unternehmen, diese wechselnden, von dem gesammten nationalen Leben abhängigen Zustände in ihrer geschiht- lihen Entwidlung aufzufassen und darzustelien , ist sonach ein ver- dienstvolles, welhes das Interesse weiter Kreise beanspruchen darf.

Der Verfasser hat den historishen Theil seiner Arbeit, mit Ausschluß der sehr ausführlichen Literatur, in drei Abschnitte ges theilt, den ersten bis zur Auflösung des großen Frankenreichs, den zweiten von Mitte des 9. bis Mitte des 16, Jahrhunderts und den dritten von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis in die neuere Zeit, Die Abschnitte zerfallen in Kapitel, deren erstes die gesammten älteren Zustände umfaßt. Der zweite Abschnitt umfaßt den Zeit- raum von der Mitte des 9, bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts und enthält 6 Kapitel: Allgemeine Zustände. Waldeigenthum und Waldnußungsrecht, -— Jagdrecht und Jagdnußung. Wald- bienen. Forst- und Jagdper]onal. Strafre{cht in Forst- und Jagdsachen.

Der dritte Abschnitt enthält (bis zur neueren Zeit): Einleitung

und 7 Kapitel: Forst- und Jagdhoheit. Die Waldordnungen. Uebergang auf die jeßigen forstlichen Zustände. —— JIagdrecht und Jagdpolizei. Jagdbetrieb und Jagdperfonal. Anfänge der &Forst- literatur. Fortschreitende Ausbildung der Forstwissen\chaft. In der Literatur fiaden sich zahlreiche Hülfsmittel und Quellen für einzelne Territorien. Die Hülfsmittel für Forst- und Iagd- geschichte sind nur in beschränktem Maße vorhanden. Ein Sach- register erleichtert den Gebrauch des Werkes.

Der Verfasser hat Forst- und Jagdgeshihte niht von einander getrennt, weil beide in einander greifen und in Wecbselbeziehung stehen. Das Werk empfiehlt sich dur reichhaltiges Material und praktishe Anordnung.

,— „Die Argentinische Republik; im Auftrage des argen- iniscen Centralcomités für die Philadelphia- Ausstellung und mit dem Beistand mehrerer Mitarbeiter bearbeitet von Nichard Napp.“ Buenos Aires 1876. Das mit sech8s Karten versehene, umfangreiche Werk enthält auf Grund reichhaltigen statistischen Materials ein- gehende, aus eigener Anschauung und den besten zugänglichen Quellen ges{chöpfte Berichte und Scwilderungen über die Geschichte und Natur von Land und Leuten, sowie über die wirthschaftlichen und politi\chen Verhältnisse der argentinishen Repabl ik. Nah einer Einleitung und einem kurzen Ueberblick über die Geschichte des Landes wird in einer Reihe von Kapiteln eine Be- {reibung der Grenzen, des Flächeninhalts, der Bevölkerung, des Klimas, der physikalishen Gestaltung, der geologischen und Vegetations- verhältnisse fowie der Thierwelt Argentiniens gegeben. Weitere Ka- pitel handeln von den nußbaren Mineralien, den Mineralquellen, der Landwirthschaft, den Verkehrswegen, von Handel und Industrie des Landes mit einer Statistik des auswärtigen Handels, und die folgenden Abschnitte beschäftigen sch mit der Ver- mng, dem Staatshaushalt, den Staatsschulden, der Bollgeseßgebung, dem Münze, Maß- und Gewichts - System, sowie mit dem Unterrichtswesen, den wissenschaftlichen Fn- stituten, den kirchlihen Verhältnissen, der Presse 2c. der argentini- [en Republik, während die letzten vier Kapitel des Buches Heer und Marine, Grenzvertheidigung und Indianer, Einwanderung und Kolonisation und die argentivischen Provinzen und Bundes-Territo- rien zum Gegenstande der Besprechung und Darstellung haben. Ein SWlußkapitel enthält dazn noch die Rede des Präsidenten Avella- neda bei Eröffnung der Kongreßsißungen am 6. Mai 1876. Wir müssen es uns aus Mangel an Raum versagen, auf den reichen Inhalt des umfassenden Werkes des Näheren einzugehen und beschränken uns hier nar auf folgende einzelne Bemerkungen. Die argentinishe Nepublik halte nach amtlicher Schäßung zu Ende des Jahres 1875 einen Gesammt-Flächeninhalt von 4195 500 gkm mit einer Bevölkerung von etwa 2 400 000 Seelen. Vom 56.0 bis 20, 9 südlicher Breite und vom 53. ° 30‘ bis 71.0 30‘ westlicher Länge von Greenwih sich erstreckend, gehört Argentinien nicht zu den

Tropenländern, obgleih in feinen rördlihen Theilcn alle A Produkte gedeihen. Die Fruchtbarkeit des Bodens von Argentinien wird als sehr groß bezeihnet, so daß {hon jeßt an den Export von Körnerfrüchten gedacht werde, obgleich die Zahl der Aerbauer, die hierbei in Betracht kommen, kaum 20 000, einschließlich Frauen und Kinder, betrage. Als ein weiterer Exportartikel werden die ungemessenen Wälder voll kostbarer Hölzer genannt, an denen Argentinien rei ist. Auf der im Jahre 1871 in der Stadt Córdoba stattgehabten argentinischen Nationalausstellung waren mehrere Hundert einheimishe Nußholz- arten vertreten; auch die Wiener Weltausstellung bot Gelegenheit, sh über den Holzreihthum Argentiniens zu überzeugen, da das argentinishe Ackerbau-Departement derselben eine Kollek- tion Holzmuster zugehen ließ, welche, obwohl sie nur einen Theil der in der Provinz Corrientes vorkommenden Walb- bäume repräsentirte, mit dem Anerkennungsdiplom ausgezeichnet wor- den ist. Als noch größer wird der Reichthum des Landes an Erzen geschildert. Mit der Vollendung des weit ausgedehnten in der Voll- endung begriffenen Eisenbahnneßes werden die Erzlager [eiter zu- gänglih und dem Verkehr ershlossen sein. Waren au zur Zeit, in welcher das Buch in Rede entstanden, d. h. im Jahre 1875, noch der Ackerbav, das Hüttenwesen und die Großindustrie von nur relativ geringer Bedeu‘ung, so blühte do schon ein anderer Grwerbs- zweig, die Vichzuht. Sie stellte zur Zeit fast die ein- zigen Exportartikel und wird für lange Zeit noch große Mengen sehr gesuhter Rohstoffe der alten Welt liefern. Häute, Felle, Wolle, Talg, Haare, Fleis und Knocren werden stets gefragte Artikel bleiben. Die Argentinishe Republik hat die Form eines Staatenbundes von ihrer Entstehung, d. h. seit der Lostrennung von Spanien an, angenommen; endgültig konstituirt als solcher hat sie sich jedoch erst im Fabre 1862, Zu ihr gehören als Bundesstaaten : Buenos Aires mit der Hauptstadt gleihen Namens, welche pro- visorisher Siß der Bundesregierung ift; , Gntre Rios mit der Hauptstadt Concepcion del Uruguay, Corrientes, Santa Fé, Gór- doba, San Luis, Mendoza, San Juan, Catamarca, Santiago del Estero, Rioja, Tucuman, Salta und Jujuy, alle mit Haupt- städten, wele gleihlautende Namen der resp, Provinzen führen. Die bevölkertste der 14 Provinzen ist Buenos Aires, welche, wie auch Santa Fé, Entre Rios und Corrientes die 4 Küstenprovinzen vorzugsweise Viehzucht treibt. Jun leßterer Zeit hat man, namentlih in Santa und in Buenos Aires, au in Entre Rios, dem Aderbau größere Aufmerksamkeit zugewendet. Fn allen anderen Provinzen bildet zwar auch die Viehzutt zur Zeit noh einen Haupt- erwerbszweig, doch ift sie dort von weniger allgemeiner Bedeutung, als in den vier oben genannten Stckaten. Argentinien besaß izn Jahre 1875 an Eisenbahnen 1950 km in Betrieb, 340 km im Bau, 4700 km fonzessionirt, 1100 km zum Bau ausgeschrieben und außer- dem war eine Anzahl von Bahnen projektirt. Das Telegraphenneßz batte eine Ausdehnung von 8000 km und war über das ganze Land ausgedehnt. Mit Europa, Nordamerika und der Westküste stand das Land durch Telegraphenleitungen in Verbindung, und 22 See- dampfer gelangten im Monate, von europäishen Häfen kommend, dort an und gingen von dort wieder aus. Mit dem Jahre 1857 waren bis Ende 1875 in Argentinien seewärts 449 353 Personen eingewandert. Am stärksten war die Einwanderung im Jahre 1873, nämli 76 332, im Jahre 1874: 68277, im Jahre 1875: 42 066.

Gewerbe und Handel.

Wie aus Belgrad gemeldet wird, sind in dem serbischen Kreise Usciza in der Zeit rom 1. bis 13. Januar d. J. an der Rinder- pest*) 58 Rinder erkrankt und 11 gefallen.

Die Frist für Annahme der Anmeldungen zur Ausstellung der deutschen Wollenindustrie in Leipzig ist, wie von dort geschrieben wird, bis zum 15. d. M. verlängert worden.

Len „Mitth.ilungen für die öffentlichen Feuerversiherungs- Anstalten“ entnehmen wir über die Verwaältungtergebnisse der We |t'- fälishen Provinzial-Feuer-Sozietät in dem am 30. Juni 1879 abgelaufenen Rechnungsjahre Folgendes: Es betrugen die Ein- nahmen aus Beiträgen der Versicherten 2c. 1 684 348 4, der Antheil der Rückversicherer an den Schadenvergütungen 32 227 M, Zinsen 160448 MÆ, sonstige Einnahmen 1792 Æ, in Summa 1 878 816 M ; an Ausgaben stehen denselben gegenüber: Schadenvergütungen mit 1393369 M, Schadenerhebungskosten mit 10291 M, Rükversiche- rungsprämien mit 56430 4, Ausgaben für öffentliche Zwecke 12000 MÆ, Spezial-Abs{äßungen und Caxrevisionen 2257 M, sonstige ordentliche Verwaltungskosten und Diverse 196 867 M, in Summa 1671215 A Es ergiebt sich demna eine Mehr- einnahme von 207 601 A Das Vermögen der Sozietät seßte {ic am 30. Juni aus folgenden Aktivposten zusammen: Kassenbestand 177 302 4, rüdständige Beiträge 98 772 H, sonstige Einnahme- rüdckstände 147718 #, Werthpapiere zum Einkaufspreise von 1117885 4, hypothefkarishe Ausleihungen 770409 4, sonstige Ausleißungen 1963 065 A, Inventar 5400 ; im Ganzen 4280 542 (6 Diesen stehen auf passiver Seitz gegenüber : rück- ständige Schadenvergütungen 709 287 1, sonstige Ausgaberü stände 105 113 M, Reserve für vorausgezahlte Beiträge 124 307 4, in Summa 938708 4, so daß ih ein Aktiv - Ueberschuß von 3341 834 4. ergiebt.

Königsberg i. Pr., 4. Februar. (W. T. B.) Die Be- trieb8einnahme der Ostpreußishen Südbahn pro Januar 1880 betrug nach vorläufiger Feststellung: Jm Personenverkehr 99 771 Æ, im Güterverkehr 248623 Æ an Etxtraordinarien 12 000 M, also im Ganzen 320 394 Im Januar 1879 definitiv 430283 #4, im Januar 1880 weniger 109 889

Wien, 3, Februar. (W. T. B.) In der heutigen General- versammlung der öôsterreihisch-ungaris{chen Bank gelangte der Jahrebberiht zur Verlesung. Nach demselben sind bei der Bank im vorigen Jahre 754/5 Millionen Gulden eingezahlt und 563/; Mill. Gulden ausgezahlt worden; zur Vertheilung kommt eine Jahres- dividende von 19 Gulden.

Washington, 4. Januar. (W. T. B.) Der Schatz sekretär Sherman macht bekannt, daß er am 11. d. M. ca. 11 Millionen Bonds für die Tilgungskasse ankaufen lassen werde.

Verkehrs: Anstalten.

Kopenhagen, 3. Februar. (W. T. B.) Die Dampfschiffe sind unter den dermaligen Eisverhältnissen und wegen des herrshenden Nebels heute gehindert, Postgegenstände über den großen Belt überzuführen.

*) Conf, Nr. 18 des „Reichs-Anzeigers.“

Berlin, den 4. Februar 1880,

Das Ober-Seeamt verhandelte unter dem Vorsiß des Ge- heimen Ober-Regierungs-Raths Dr. von Möller in seiner Sißung vom Sonnabend, den 31, Januar, über die Beshwerde des Reichs- kommissars, Kapitän zur See a. D. Donner, gegen den Spruch des Sceamts zu Stettin am 1. November 1879, betreffend den See- unfall des Dampfers „Orpheus“ vor Stettin.

Der Dampfer „Orpheus*, der Stettiner Dampfschifs-Compagnie zu Stettin gehörig, lag am 15. Juni v. J. kurz vor 3 Uhr Morgens im Hafen daselbst zur Neise nah Königsberg fertig, als eine Explosion seizes Dampfkessels erfolgte, durh welhe das Schiff für seine Reise unbrauchbar gemacht, elf Personen von der Schiffsbesaßung e a s getödtet und mehrere andere Personen verleßt worden sind.

Las Seeamt zu Stettin hat diesen Unfall untersucht und seinen Spruch wie folgt abgegeben :

„Der Unfall, von welchem am 15. Juni 1879 der Dampfer „Orpheus“ im Stettiner Hafen betroffen worden ist die Explosion seines Dampfkessels —, ist durch die \{lechte Beschaffenheit dieses Kessels verursacht worden. t

Der Antrag des Reichskommissars, dem ersten Maschinisten Sghult die Befugniß zur ferneren Ausübung seines Gewerbes zu ent-

8 des Reichskommissars wird dadur nsiht des Seeamtes zu dem Ober- Ingenieur der genannten Dampf|sciffs-Compagnie, Seydel, in einem abhängigen und untergeo: dneten Verhältniß gestanden habe. Seydel sei der Gesellschaft gegenüber der allein Verantwortliche und habe bei der gleich genauen Kenntniß desselben von der Beschaffenheit des Kessels für Schult keine Veranlassung vorgelegen, an denselben hier- über weitere Anzeige zu machen oder gar eine Druckprobe, abweichend von den Beftimmungen des 2e. Seydel, vorzunehmen. Gleichwohl mißbilligt das Seeamt die Handlungsweise des 2c. Schult bei der ganzen Angelegenheit in hohem Grade und findet für ihn nur eine Entschuldigung darin, daß er die Gefahren des Kessels getheilt, sie aber untershäßt habe und bei pflihtgetreuer Handlungsweise ver- erlust seiner Stellung zu fürchten gehabt hätte.

Gegen diesen Spruch hat der Reichskommissar aber Beshwerte eingelegt, weil nah seiner Ansicht der Maschinist Scult fich über die Beschaffenheit des Kessels im Irrthum befunden und diefer Irr- thum, dessen direkte Folg? der Unfall gewesen sei, bewiesen habe, daß er niht die für einen Maschinisten unentbehrlihe Kenntniß der Widerstandsfähigkeit der Kesselwände gegenüber dem Dampforuck be- siße und er sih daher der Gefahren, welhe durch die Benußung eines shadhaften Kessels entstehen können, nicht bewußt sei. Er habe ferner nit pflichttreu gehandelt, weil er es unterließ, nach stattge- habter Reparatur, den Kessel einer sachgemäßen Probe zu unter- ziehen, und weil er nicht selbst das Anheizen des Kessels über- wacht habe.

Bei der Verhandlung vor dem Ober-Seecamt war als Beistand des Maschinisten Schult der Rechtsanwalt Hering aus Berlin zu- Neuen Dampf\schiffs-Compagnie r Dampfer erlassene Jnstcuktion

ziehen, ist abgelehnt.“ Die Ablehnung des Antr begründet, daß Schult nach

muthlih den

Derselbe legte eine von der zu Stettin für die Maschinisten ihre vor und suchte aus derselben darzuthun, daß Schult ih in ciner derartig untergeordneten Stellung gegenüber dem Ingenieur Seydel befunden habe, daß er es gar niht hätte wagen dürfen, gegen die Anordnungen des Leßteren irgend wie Einwendungen zu erheben, und daß es daher gar nicht in seiner Macht gelegen habe, mehr für den Kessel zu thun, als er gethan habe. :

Nach längerer Verhandlung entschied das Ober-Se-=mt: „daß der Spruch des Seeamt«s in Stettin vom 1. November 1879 dahin ab- zuändern, daß dem Maschinisten Schult die Befugniß zur Ausübung des Gewerbes als Dampfschiffs-Maschinist zu entziehen und die baaren Auslagen des Verfahrens außer Ansatz zu lassen.“

Zur Begründung des Spruches führte ber Vorsitzende aus : Die von dem Beistand vorgelegte Instruktion stehe dem Schult in keiner Weise zur Seite; über ihr stehe ohnehin das preußische Landesgeseß vom 3. Juni 1872, kctreffend den Betriek von Dampf- kesseln, nach welchem die Handlungsweise des 2c. Söult als eines preußishen Staatsangehörigen zu beurtheilea set.

Dieses Gesetz \hreibe im §8. 1 vor, daß die

Besißer von Dampfkesselanlagen oder die an ihrer Statt zur Leitung des Betriebes bestellten Vertreter, sowie die mit der Bewachung von Dampfkesseln beauftragten Arbeiter verpflichtet sind, dafür Sorge zu tragen, daß Kessel, die sh nicht in einem gefahrlosen Zustande befinden, nicht im Betriebe erhalten Der Maschinist Schult sei der von der Sesellschaft mit der Leitung des Betriebes bestellte Vertreter gewesen. nicht berechtigt seien, stimmungen abzuändern, macht aber au die vorgelegte Instruktion in dem §. 3 dem ersten Maschinisten vor Allem zur Pflicht, dafür zu sorgen, daß die Maschine in allen Theilen leiht gangbar fei und stets sauber und gut gehalten werde.

davo, daß Private die geseßlichen Be-

Hierin sei auch der Kessel in-

Es könnten daher nur die Fragen entstehen:

1) Ob der Kessel s{lecht gewesen sei. Jn dieser Beziehung trete das Ober-Seeamt dem Ausspruche des Seeamtes bei und fe: es da- her außer Frage geftellt, daß der Seeunfall die Folze des durchaus mangelhaftea Zustandes des Kessels gewesen.

2) Db der Maschinist Schult Kenntniß von dem s{lechten Zu- stande des Kessels gehabt kabe, bezw. bci pflihtmäßiger Handlungs- weise hätte haben müssen.

Auch diese Frage bejahte das Ober-Seeamt, da durch die eidliche Aussage eines Zeugen, des Kesselshmiedemeisters Schröder zu Gra- bow, als erwiesen anzusehen sei, daß Schult bei einer Unterredung des 2c. Schröder mit dem Ingenieur Seydel zugegen gewesen, in welcher Schröder den \{chlechten und gefährlichen Zujtand des Kessels Auch hätten spätere Besichtigungen und aufmerksame Untersuchungen des Kessels, wozu danz 2c. Schult bei einer Reparatur im Winter 1878/79 die beste Gelegenheit gehabt habe, demselben die Ueberzeugung von der großen Schadhaftigkeit d:8 Kessels verschaffen müssen. A

Wenn fonad Schult diese Kenntniß hatte und Haben mußte, so hâtte er auch darauf dringen müssen, daß der Kefel ganz außer Betrieb geseht oder einer gründlichen Reparatur unterworfen werde. Er habe dies aber nit gethan und sei der Unfall, Folge dessen elf Menschen um das Leben gekommen, dur diese Unterlassung ver- beweise, daß es dem 2c. Schult an der für die Ausübung seines Gewerbes durchaus erforderlichen Gewissen- haftigkeit und Pslichttreue fehle und sei ihm daher die Berechtigung zur een Ausübung des Gewerbes als Dampfschiffs-Mascinifst zu entziehen.

Die baaren Auslagen des Ver lassen, weil die Beschwerde vom Re

besonders hervorgehoben.

Diese Unterlassung

fahrens seien außer Ansatz zu ihsfommissar eingelegt sei.

Dem neunten Jahresbericht über die Unterstüßungskasse für Boten des Vereins der Berliner Zeitungs-Spedi- teure vom 1. Januar bis 31. Dezember 1879 entnehmen wir folgende Daten: Der Beitrag verschiedener Zeitungsexpeditionen und Zeitungsspediteure betrug im Jahre 1879 873 4 75 Z. Unter- stüßungen wurden 508 F 75 H gezahlt; die Druckosten, Porto- auslagen 2c. betrugen 28 M 5 S. betrug am 31. Dezember 1879 5091 82 H. Der Verein fordert zu weiteren Beiträgen auf, um feine Thätigkeit weiter ausdehnen zu können, und somit der vom Vereine kasse eine größere Bedeutung zu \{affen.

Der Gesammivermögensstand

begründeten Unterstüßungs-

Professor Nordenskjiöld war mit seiner Reisegesellshaft auf der „Vega" am 27. Januar wohlbehalten in Suez angekommen.

Madrid, 3, Februar. Nachrichten sind die Phili Orkan heimgesucht worden,

(W. T. B.) Nath hier eingegangenen ppinen-Insfeln von einem heftigen der mehrere Handelsschiffe zum Scheitern Das spanische Kanonenboot „Miravelles* #

%eiterte gleih- falls; die Mannschaft ertrank.

Die zweite Subskriptions-Redoute im Florag-

ment zu Charlottenburg wird am Sonnabend, den 7.

| d. M., statt- finden. Dieselbe beginnt um 9 Uhr und endet um 4 Uhr Morgens.

Paris, 4. Nähe von Paris bahnunfall stattgefu verwundet wurden.

(W. T. B.) Bei Argenteuil in der Folge eines Zusa mmenstoßes ein Eisen-

nden, bei welchem 7 Personen getödtet und 20