1880 / 31 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 05 Feb 1880 18:00:01 GMT) scan diff

der Weingärtr er zu Meinem lebhaften Bedauern auchß im leßten

ahre in Folge des sehr geringen Perbsterteags eine bittere Ent- täushung erfahren mußte, hat die sonstige Ernte in den meisten Gegenden des Landes einen befriedigenden Ectrag geliefert, welchir Dank der göttlihen Vorsehung \ch{chwerer: Sorgen abgewendet hat. Auch au dem Gebiete des Handels und Gewerbes sind einzelne

Een wahrnebmbar, welche eine Besserung ihrer Lage hoffen afen.

Die Reichsgeseßgebung hat durch die in den lehten Jahren ergangenen zahlreihen und tief eingreifenden Gesetze den vollziehenden Organen des Staats wie der ganzen Bevölkerung die große und \chwierige Aufgabe gestellt, sich in umfassende Neuerungen einzuleben. Mit Rücksicht hierauf wird die Landesgeseßgebung in der nächsten Zukunft auf solche Reformen im Staatê- und Rechtsleben sich zu beschränken haben, die als dringend erscheinen.

__ Den Wünschen nach mögli{ster Gleichstellung der Vorschriften Über die Landtagswahlen mit denjenigen über die Reihstagswahlen O durch eine Vorlage Meiner Regierung Rechnung getragen werden.

__ Ihrer Prüfung werden ferner Gesezentwürfe unterstellt werden über die Bezirkë- und Gemeindeverwaltung, wobei an dem Grundsatz deè Selbftverwaltung festgehalten und die staatliche Aufsicht unter Beachtung der Verschiedenheit der Gemeinden neu geordnet wird, \o- dann über Aenderungen des Bürgerrechtsgeseßes und über Aufbrin- gung der zur Bestreitung der Gemeinde- und Körperschaftsbedürfnisse erforderlichen Mittel.

Entwürfe von Geseßen über Zwangtenteignung, sowie über Fluß- und Uferbauten sind in Behandlung.

Zur Durchführung der auf dem Wege der kirchlihen Geseß- gebung angebahnten vollständigen Organisation der evangelischen

irchengemeinden wird eine Vorlage an Sie gebracht werden. Eine weitere Vorlage wird dazu bestimmt sein, die betreffenden Fragen für die katholishe Kirche des Landes zu regeln.

Im Vertrauen auf den pflichtgetreuen patriotis{en Sinn der Stände g be Ih Mich gerne der Hoffnung hin, daß die Arbeit auc dieses beginnenden Landtags mit Gottes Hülfe zum Wohle des Landes gereichen werde.

Ich erkläre den Landtag für eröffnet.

_Sessen. Darmÿjtadt, 2. Februar. (Darmst. Z.) Zu- gleich mit Vorlage dcs zwischen der diesseitigen und der Königlich preußischen Regierung wegen Abtretung des hessischen Antheils an der Main-Weser-Bahn abgeschlossenen Staats- vertrags wurde s. Z. vom Großherzoglichen Finanz-Ministerium der Antrag an die Stände gerichtet, ihre Zustimmung dazu zu erklären, daß für den Fall des Perfektwerdens obigen Ver- trages der stipulirte Kaufpreis zur vollständigen Abtragung der älteren Eisenbahnshuld und, soweit er hierzu nicht erforderlih, zum Rüdckauf von Obligationen des für die Erwerbung der Oberhessishen Bahnen aus- gegebenen Anlehens verwendet werde. Der Finanz- aus\{uß der Zweiten Kammer stimmt nach einem soeben er- schienenen, von dem Abgeordneten Wolfskehl erstatteten Be- O dieser von der Regierung vorgeschlagenen Verwendungs- art zu. s

__ Oesterreich-Ungarn. Wien, 4. Februar. (W. T. B.) Die „Polit. Corresp.“ meldet aus Kon stantinopel: Die der montenegrinischen Grenzregulirungskommission angehörigen türkishen Offiziere sind einberufen worden zur Bestimmung einer ausreï{henden Kompensation an Montenegro sür eine Verzichtleistung auf Gusinje und, Plawa. Von Seiten Ztaliens werden die Bemühungen zur Ordnung dieser An- gelegenheit energisch fortgeseßt. —-Aus Sofia: Die zweiten Wahlen zur Nationalversammlung sind beendet. Die Mehr- zahl der gewählten Deputirten ist politisch unbekannt.

Großbritannien und Jrland. London, 5. Februar. (W. T. B.) Nah einem Telegramm des „Standard“ hat die birmanishe Regierung ihre Botschaft autorisirt, einen neuen Vertrag mit England zu s{hließen. Der birmanishe Botschaster hat deshal bei dem britishen Kom- R, s Erlaubniß nachgesucht, sich nach Jndien begeben u dürfen.

Gladstone wird wegen des Todes seiner Schwester dem ersten Theil der Parlamentssession nicht O OReA, |

Frankreich. Paris, 3. Februar. (Fr. C.) Das von dem Finanz-Minister in der Kammer eingereihte Budget für 1881 zeigt folgende Ziffern : Die Ei-nahmen sind auf 2 777 193 903, die Ausgaben auf 2773 391 474 Fr. veran- schlagt, die ersteren um 25667145, die leßteren um 24 085 518 Fr. höher als sür das Jahr 1880. Ein voraus- sichtliher Steucrüberschuß von 321//, Millionen soll, zur Entlastung der Steuern auf Getränke und auf Papier verwendet werden. Die Herabseßung der Zuker- steuer soll, da sie nur dann einen Werth hat, wenn fie gleich 40—50 Prozent beträgt, auf das Jahr 1882 verschoben bleiben. Das Ausgaben - Budget enthält folgende Hauptziffern : Finanz - Ministerium 1 541 925 050, Justiz 34 471 442, Aeußeres 13 323 800, Jn- neres 60 789 447 nebst 27 709 992 Frs. für Algerien, Kultus 53 553 666, Post und Telegraphen 111 002 439, Krieg 574 473 478 Frs. (abermals 6489 034 Frs. mehr als im Vorjahre), Marine 167 971 905, Kolonien 30015 109, Unterriht 63 977 626 Frs. (5345150 Frs. mehr als im Vorjahre), {höne Künste 8 486 930, Ackerbau und Handel 35 276 709, öffentlihe Arbeiten 83 486 257 Frs. ordentliche und 59 916 446 Frs. außerordentliche Ausgaben. Ferner sind in diesem Budget noch für die Wiederherstellung des Heeres- e A 103 und für die des Marinematerials 20 Mill. Frs. angeseßt.

Türkei. Konstantinopel, 3. Februar. (Pol. Corr. Der italienische Botschafter Graf Corti hat der Pforte die guten Dienste seiner Regierung in der Gusinje-Frage an- getragen. Die italienische Vermittelung basirt auf einem eventuellen Austausche des Gebietes von Kuci-Kraina gegen Gusinje. Wiewohl die Pforte sih diesem Vorschlage nicht abgeneigt zeigt, ist do “int e Aussicht auf einen Er- folg desselben P A Die serbische Regierung

hat neuerlich Schritte bei der Pforte wegen des Abschlusses einer Konsularkonvention in Gemäßheit des Artikels 40 des Berliner Vertrages gemacht. Desgleichen hat dieselbe die Anfrage gestellt, ob die Pforte gegen die beabsichtigte Er- nennung des Fefrem Gruic zum serbishen Gesandten in Konstantinopel etwas zu erinnern habe.

4. Februar. (W. T. B.) Der österreichish-ungarische

Gesandte, Graf Dubsky, wird am nächsten Sonntag vom Sultan empfangen wer en. Ein Kaiserliches Jrade sanktionirt das egulativ bezüglih der protestantischen Ge meinden, die sogenannte Konstitution der Protestanten.

Wie die „Agenzia Stefani“, d. d, Rom, 5. Februar meldet, hat in Folge einer Vermittelung des römischen Kabinets ein A NaURau in der Frage, betreffend die Abtretung von Gusinje an Montenegro, zwischen Konstan-

) darunter künftig wegfallend 186 706 M (— 6855 A6), und zu Unter-

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tinopel und Cettinje Retaunden.. Man erwartet einen for- mellen Vorschlag von Seiten der Pforte und hält ein Arran- gement auf der Basis einer territorialen Kompensation für möglih, wodurch die Ausrehterhaltung der Ruhe in jenen Gegenden gesichert werden würde.

Bulgarien. Sofia, 5. Februar. (W. T. .B.) So- weit sich bis jeßt übersehen läßt, soll eine niht unerhebliche Anzahl der gewählten Deputirten der Regierungs- partei angehören.

Nuߧland und Polen. St. Petersburg, 4. Februar. (W. D. B.) Jhre Majestät die Kaiserin ist heute Nach- mittag 4 Uhr bei heiterem, milden Wetter wohlbehalten hier enge ofene Se. Majestät der Kaiser und die Mitglieder dex Kai)erlihen Familie empfingen Jhre Majestät auf dem Die Kis und geleiteten Dieselbe nah dem Winterpalais. Die Kaiserin fuhr in einem geschlossenen zweispännigen Wagen und wurde auf dem Wege durch die mit Flaggen ges{chmüdte Stadt von der dihtgedrängten Menschenmenge, welche Spalier bildete, mit begeisterten Züurufen begrüßt.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 31. Ja- nuar. (H. Gere Jn der Zweiten Kammer des Reichs- tags ist von dem General-Lieutenant Björnstjerna ein Ge- seßentwurf, betreffend einen \chwedisch-norwegischen Zollverein, eingebraht worden. Die Grundzüge des Entwurfs sénd: 1) Gemeinschaftlicher Zolltarif für beide Länder ; 2) der Zoll wird von jedem Lande für sich erhoben; 3) alle Landzölle zwischen den beiden Ländern hören auf; 4) Produkte und Waaren, welche aus dem einen Lande kommen, sind zoll- frei in dem anderen ; 5) freie Küstenfahrt für die Fahrzeuge beider Länder, und 6) eine bestimmt: Zeit, nah Verlauf welcher der Zollverein von dem einen oder anderen Lande ge- kündigt werden kann.

Amerika. Washington, 4. Februar. (W. T. B.) Das Repräsentantenhaus hat eine Vorlage, betreffend die Vertretung der Vereinigten Staaten auf der Fischerei- konferenz in Berlin, angenommen.

New-York, 4. Februar. (W. T. B.) Der „New-York Herald“ zeigt an, daß er eine Subskription zur Unter- stüßung der nothleidenden Jrländer eröffnet habe und seine eigene Beisteuer 100 000 Doll. betrage.

San Francisco, 3. Februar. (W. T. B.) Nach hier eingegangenen Nachrichten aus Unter-Kalifornien hat der Gouverneur der Provinz Frontera die Miliz unter die Waffen gerufen und im ganzen Distrikte den Belagerung s- zustand proklamirt. Jn Folge des Aufstandes in Lapaz unter Marguez ist Lebterer aus Lapaz vertrieben worden und mit einigen Anhängern nordwärts geflohen.

Landtags- 2Xngelegenheiten.

Die R. Kommission des Herrenhauses für Vorberathung des I betreffend das Ruhegehalt der emeritirten Geistlichen, hat sib, wie folgt, konstituirt: Graf von Arnim- Boißenburg, Vorsißender. Freiherr von Hardenberg, Stellvertreter des Vorsißenden. Dr. Franke, Schriftführer. Graf von der Schulen- burg-Angern, Stellvertreter des Schriftführers. Graf von Krassow. Dr. Meyer (Berlin). von Wint rfeld. von Klüßow. Graf von S@labrendorf. Graf von ‘der S&ulenburg - Lieberose. Graf von Matushka. Dr. Graf von Rittberg? von Jerîn. Graf von Borke. von Knébel-Doeberiß,

Der Etat für das Ministerium der geistlichen, Unterrihts- und Medizinal-Angelegenheiten für das Jahr vom 1, April 1880/81 {ließt in der Einnahme ab mit 2 360 373 M gegen 2 394 357 MK.(einshließlih 522 550 A Einnahmen der Porzellanmanufaktur) des vorigen Etats, mithin 33984 M Die Cinnahme seßt sih aus folgenden Titeln zusammen: evange- lisher Kultus 47 929 (+ 32 #); katholisher Kulius 6916 M, wie im vorigen Etat; öffentlicher Unterriht 2148606 M (— 32817 M); Kultus und Unterricht gemeinsam 43 439 (+ 153 M); Medizinalwesen 84 300 4 (— 4324 M); Central- verwaltung 29189 Æ (+ 2972 A). An dauernden Au8gaben nimmt der Etat in Anspruch 49 151 613 4, darunter künftig wegfallend 808 097 Æ gegen 48 567 381 M. des vorigen Etats (darunter 588 000 M für die Porzellanmanufaktur), mithin 4+ 584232 M Von der Hauptsumme erfordert: das Kapitel „Ministerium“ 852 239 M (+9180 M); Gerihtéhof für kirhliche Angelegenheiten 36 925 H. (+25 MÆ); evangelischer Ober-Kirchenrath 143962 M (+700 6); evangelishe Konsistorien 1024015 M (+433 260 M). In dem Plus figuriren unter „\äcliche Ausgaben“ 26 620 4 zu Miethe für Geschäftslokale und zu Bureaubedürfnissen. Kapitel : evangelische Geistliche und Kirchen weist 1 262145 # nah (4-14965 4). Die katholischen Konsistorien zu Hildesheim und Osnabrück sind mit 39 915 6 (+ 1070 M) in Ansaß gebracht. Kapitel „Bisthümer und die zu denselben gehörenden Institute“ {ließt mit 1254 260 M ab (42 M). Die einzelnen Bisthümer erfordern: Ermland 105240 4 wie im vorigen Etat), Kulm 100038 4, Gnesen und Posen 09 506 Æ, Breslau 162 110 Æ, Hildesheim 47 678 M (+ 41,82 M für Unterhaltung der Thurmuhr des Doms in Hildesheim), Osna- bri 32 002 6, Münster 109 071 Æ, Paderborn 115 483 (6, Fulda 62 427 M, Limburg a. d. Lahn 35 414 4, Cöln 177123 M, Trier 97 924 M, Freiburg 240 s Kapitel „Katholische Geistliche und Kirchen“ weist nah 1 306 498 6 (— 2079 #4), „Provinzial-Schul- Kollegien“ 484 266 M (+ 15316 4). In dem Titel „Sächliche Ausgaben“ figurirt hier ein Plus von 12 780 (4 zu Miethe für Ge- \hästslokale und zu Bureaubedürfnissen. Die Prüfungskommissionen beanspruchen etnen Aufwand von 74922 M (+ 1958 4), die Uni- versitäten von 95579316 M (+ 34979 M4), und zwar entfalien hiervon auf die einzelnen Universitäten an Zuschüssen: Königsberg 694 932 M (14- 16 160 A), Berlin 1340991 M (— 2950 M), Greifswald 135 314 M 58 5220 A), Breslau 634 599 6 (+ 4934 Mh), Halle 430 972 M (— 1770 M), Kiel 490 370 A (+4 1158 6), Göttingen 276 366 M (-+ 3944 46), Marburg 427 033 A (4+ 1280 X), Bonn 728 819 é. (+ 9043 6), Zuschuß für die theologische und philosophische Akademie in Münster 105 539 4 (+ 3109 4), für das Lyceum Hosianum in Braunsberg 16 287 4 Zur Verbesserung der Besol- dungen der Lehrer an sämmtlichen Universitäten, sowie zur Heran- ziehung ausgezeihneter Dozenten sind ausgeseßt 98 864 M (+ 5300 4) und wie im vorigen Etat : zu Stipendien für Privatdozenten und andere jüngere, für die Universitäts[aufbahn voraussichtlih geeignete Mare bis zum Betrage von höchstens 1500 M. jährlich und auf längstens 4 Jahre für den einzelnen Empfänger 54 000 K, zu Sti- pendien und Unterstüßungen für würdige und bedürftige Studirende 69 230 M Das Kapitel „Gym1asien und Realschulen“ \Hließt mit 4 549 058 M ab (+4 33 067 A) und das Elementarunterri{chtswesen erfordert 19511 191 #4 (darunter künftig wegfallend 287 581 M) gegen 19133 157 M des vorigen Etats, mithin mehr 378 034 A In diesem Kapitel beanspruchen: die Schullehrer- und Lehrerinnen- SeMnore 4 268 830 M. (+ 24534 M); die Präparandenanstalten 399 723 M (+ 8091 6). Außerdem sind als Dispositionsfonds zur Förderung des Seminar-Präparandenwesens ausgeworfen 197 206 M,

stüßungen für Seminar und Präparandenlehrer 30000 A Das Turnlehrer-Bildungswesen und zwar in der Turnlehrer-Bildungs- anstalt in Berlin nimmt 84740 #4 in Anspruch (—- 14 300 M).

Im vorigen Etat war für das Turnbildungêwefen ein Posten unter

lehrer und zu sächlichen Ausaakten für das

Turzawesen®*

mit 70440 M eingestellt. An Stelle der Civilabtheilung der

Central-Turnanstalt ist nach deren Trennung von der Militär-Abthei- lung die genannte selbständige Anstalt getreten und für diese ein eigenes Gebäude errihtet. Dadurch entsteht das Plus von 14040 Für die Elementarschulen sind Auge tes 14 051 816 M. (+ 330 133 6) Hier sind ausgeworfen: zu Schulaufsichtskosten, und zwar zu Be: foldungen für 181 Kreis\chulinspektoren 814 500 A (+ 18 000 M6) zu Wohnungégeldzushüssen für die Kreieschulinspektoren 81990 (+ 2740 MÆ), zu Squlaufsichtskosten, und zwar zu Remunerationen für die kommissarische Schulinspektionen 134451 M (wie im vorigen Etat);

à itweiligen Remunerationen für Schulinspektocen im Nebenamt 193 020 (wie im vorigen Etat); Besoldungen und Zuschüsse für Lehrer, Lehrerinnen und Schulen, insbesondere auc zur Gewährun zeitweiliger Gehaltszulagen für ältere Lehrer, sowie zu Unterstüßun- gen 12 090 944 Æ (+ 8223 M); behuîs Errihtung neuer Sul- \tellen 105 910 (+ 1170 Æ); zu Ruhegehaltsz i{chüssen und Unter- stüßungen für emeritirte Elementarlehrer und Lehrerinnen 631 000 (-+ 300 000 4). Für die Taubstummen- uad Blindenanstalten wer- den 56 524 M (+ 7830 M) ausgeseßt und zwar als Bedürfniß- zushüsse für die Taubstummenanstalt in Berlin und die Blinden- anstalt in Stegliz. An Zuschüssen für Waisenhäuser und andere Wohlthätigkeitsanstalten werden erfordert 94201 M (wie im- vorigen Etat), an Zuschüssen für Fortbildungs- schulen 142 150 M (wie im vorigen Etat). Das Kapitel: „Kunst und Wissenschaft“ \chließt mit 2656 370 M ab (+4 46 137 M.) und zwar sind hier nachgewiesen für: die Kunstmuseen in Berlin 691 247 Æ (+ 27 620 M). Der Titel „Besoldungen“ erfordert ein Mehr von 6780 4. zur Erhötung der Besoldungen für 9 Direktorial-Assistenten von durhschnittlich 2400 A auf 3000 und für je 2 neu zu gründende Wärterstellen. Zur Vermehrung und Unterhaltung der Sammlungen sind in dem vorliegenden Etat 15000 Æ mehr eingestellt. Die National-Galerie zu Berlin is mit 73840 A dotirt (+ 4690 M4), die Königs- liche Bibliothek zu Berlin mit 248 024 A (4- 1395 M), das geodätische Institut zu Berlin mit 107 820 6 (wie im vorigen Etat); das astrophysikalische Observatorium auf dem Telegraphenberge bet Potsdam 68 350 46 (wie im vorigen Etat). Für sonstige Kunst- und wissenschaftlihe Anstalten und Zwette sind in Ansaß gebracht 614 701 é (+ 900 J). An Zuschüssen sind an nachbenannte, vom Staate zu unterhaltende Anstalten zu leisten: Akademie der Künste in Berlin und die damit verbundenen Institute 409 503 (+ 10 280 6); Mufsikinstitut der Hof- und Domkirche zu Berlin 23 988 M. (wie im vorigen Etat), Kunstakademie zu Königsberg 32 730 , Kunstakademie zu Düsseldorf 50 960 4 (— 600 M); Kunstakademie zu Cassel 32176 #6 (— 660 Æ); Zeichenakademie zu Hanau--19562 4 (+ 2542 46); Provinzial-, Kunst- und Kunsts Gewerbe- und Handwerks\chulen zu Breslau, Königsberg, Danzig, Magdeburg und Erfurt 51 357 46 (wie im vorigen Etat); Akademie der Wissenschaften zu Berlin 200 924 ( (— 1290 MÆ.); Zuschüsse zu von Anderen zu unterhaltenden Anstalten und Vereine 31188 K (— 150 M). Das technische Unterrichtswesen nimmt 1 887 307 (+ 79 182 Æ) in Anspruch. Ein Plus von 6000 weist der Titel „Besoldungen“ bei der tehnishen Hochschule in Berlin, ein Plus von 17 600 M bei der technischen Hochschule in Hannover und ein Plus von 10 280 4 bei der in Aachen nah. Bei Titel: „zu Amts- bedürfnissen und Lehrmittel“ ersheint cin Mehr von 8350 M, bei den Zuschüssen zur Unterhaltung der Gewerbeschulen ein Mehr von 9000 M, bei dem Zuschuß für das Kunstgewerbemuseum in Berlin ein Plus von 7000 4, so daß in dem vorliegenden Etat für diese Anstalt 120 170 Æ ausgeworfen sind. Im Dispositionsfonds zu Aufrocndungen für technishe Sammlungen 2. figurirt ein Mehr von 15000 M Die Königlihe Porzellanmanufaktur erfordert 592 160 M (+ 35 840 6). Das Kapitel: „Kultus - und Unter- rit gemeinsam“ \{lißt mit 6354 585 4 ab (— 21 623 6). Hier ist unter Titel: zur Verbesserung der äußeren Lage der Geistlichen aller Bekenntnisse ein Mehr von 25 726 4. eingestellt. Kapitel Medizinal- wesen“ weist eine Ausgabe von 1 456 459 4 nah (+ 4141 4) und das Schlußkapitel „Allgemeine Fonds“ von 134018 A (+ 15 H). An einmaligen und außerordentlichen Ausgaben werden in Ansaß gebracht 7 707 387 M (— 3518 974 M4). Hiervon entfallen auf Tit. 1: zum Neubau der Dienstgebäude des Ministeriums der geistlichen 2c. Angelegenheiten 800 000 4; zum Bau von Unis- versitätsgebäuden und zu anderen Universitätszwecken werden erfor- dert: für die Universität in Königéberg 189 000 4 (— 111 000 M), in Berlin 1560884 # (— 762616 MÆ), Halle 340000 M (— 293500 #), Miel 32000 K (— 85700 X), Göttingen 224 265 M (— 45 168 4), Marburg 100 (00 4, Bonn 55 000 6 Zum Bau von Gebäuden für höhere Lehranstalten und zu anderen extraordinären Ausgaben für dicse Institute 1 572 436 M (+ 328 815 6). Zum Bau von Seminargebäuden und zu anderen Seminarzwecken 746 062 # (— 1452965 4); für Kunst und wissensbaftlihe Zwecke 10 200 4 (— 798 030 4) ; für das tecnische Unterrichtswesen 2 075 540 (— 1 097 560 M). Die Gesammt- summe der sämmtlichen Ausgaben beträgt 56 859 000 M; darunter künftig wegfallend 808 097 X, gegen 59 793 742 6, des vorigen Etats, mithin weniger 2 934 742 M.

Statistische Nachrichten.

Großbritanniens Eisenindustrie in den leßten 20 Jahren. (Stat. Corr.) Die in der nachfolgenden Tabelle ver- zeichneten Ziffern sind dem Jahresberichte dec Herren Wm. Fallows & Co, entnommen. Aus demselben geht hervor, daß die geshäßte Produktion voa Roheisen des leßten Jahres sich um ungefähr 990 000 & niedriger stellt als die höchste, welhe im Jahre 1872 vor- gekommen ift; die Tonnenzahl für den Export bleibt um einen ähn- lichen Betrag zurück. Zu Anfang des Jahres 1873 erreichte \{ottt- {es Roheisen den höchsten Preis von 145 sh per Tonne, und der niedrigste 40 sh per Tonne wurde im vergangenen Fuli notirt. Der gegenwärtig verzeichnete Preis ist 72 sh, oder 32 sh mehr, als er vor 6 Monaten betrug, und ungefähr 7 sh höher als Ende De- zember. Die Produktion von Roheisen läßt sich im Jahre 1880 gleich gut an wie im Jahre 1872, wenn sie nicht noch darüber hin-

aus geht. Roheifen,

Export von Warrants | Eisen aller Glasgow Konsumtion. Gattungen. im Jahres-

durhschnitt. Tonnen. d 1 440 447 53 1408 914 00 1 300 884 49 1 475 672 53 1612 261 09 1 468 098 57 1591 428 54 1 683 390 60 1 835 934 53 2041 852 52 2 675 331 53 2 825 575 54 3 169 219 59 3382762 101 29070814 117 2 487 162 87 2457 306 65 22244700 58 2 346 370 54 2 296 860 48

Gesammt- Produktion Geschätte Jahre. von Roheisen einheimische in Groß- britannien. Tonnen. 1859 83712354 1860 3889 752 1861 3803390 1862 3943 469 1863 4510040 1864 4767951 1865 4819254 1866 4523 897 1867 4761 023 1868 4970 206 1869 5445757 1870 5963515 1871 6627179 1872 6741929 1873 6566451 1874 5991408 1875 6365462 1876 6555 997 1877 6608 664 1878 6300000

Tonnen. ILLI 907 2 380 838 2 402 508 2 367 797 2 867 779 3 259 853 3 293 295 2918 874 2 846 908 2 851 772 2 755 106 3 091 202 3 671 974 3 680 870 3 644 437 3 543 574 3 824 898 4 030 244 3 818 665 3 776 237

„Dispositionsfonds zu Unterstüßungen für angehende Turn-

OGRRORLULOOPLOOROOUILOWIDO

1879 6209000 3309567 2809884 47

Verwaltung von

L

Wein- und Ciderernte Frankreichs im Jahre 1879. (Stat. Corr.) Na den im Oktober v. J. gesammelten Viittheilun- gen war die französische Weinernte auf 304 Millionen Hektoliter geschäßt worden. Cine neue Nachweisung der indirekten Steuer- verwaltung, welche übrigens auch keinen Anspruch auf absolute Genauigkeit erhebt, erweist diz erste Schäßung noch um ein Sehstel zu ho. Im Jahre 1879 find nur ctwa 25 770 000 h1 Wein ge- herbstet worden, d. h. 23 Mill. weniger als im Jahre 1878 und 99 535 000 h1 unter dem Durchschnitt der leßten zehn Jahrgänge 1869—78. Corsica ift hierbei niht eingerechnet.

Schädlib waren außer den fortwirkenden Uebeln, der Reblaus und dem ODidium, einestheils die während des Sommers an vielen Orten herrschende Nässe, welhe die Entwickelung der Trauben zurücthielt, anderntheils und in anderen Orten und Gegenden die dem Reifen hinderlihen Fröste im September und Oktober. Am s{limmsten sind Burgund und die Champagne heimgesucht worden; in den nordöstlihen Departements Doubs, Meuse und Meurthe-Moselle wurde kaum ein Zehntel der vorjäh- rigen Ernte gewonnen, an der Charente und im Centrum des Landes etwa ein Drittel. Der Süden hat weniger gelitten, und in den Departements Aude, Hérault und Ostpyrenäen überstieg die leyte Ernte sogar die vorleßte niht unerheblich.

Man tröôstet sich in Frankreich über die Mißernte 1879 damit, daß {on unter der ersten Einwirkung des Oidiums in den Jahren 1853—56 die Ernten auf 22, 21, 15 und 10 Millionen Hektoliter herabgegangen waren, und hofft jeßt, daß aus begünstigteren Nach- barländern Wein nah Frankreich gelangen werde, um den heimischen direkten und indirekten Bedarf zu deen.

Die mit Wein bepflanzte Fläche von 2241 477 ha hat sich um 54 512, seit dem Jahre 1874 um mehr denn 150 000 kba vermindert.

‘Land- und Forstwirthschaft.

Das Landes-ODekonomie-Kollegium nahm in seiner ersten Sitzung am 3. d. M., welcher der Staats-Minister Dr. Lucius bei- wohnte, den Antrag des Ober-Forftmeisiers Dan ckelmann (Ebers- walde): „Das Landes: Dekonomie-Kollegium wolle beschließen : den Herrn Minister für Landwirthschaft 2c. zu ersuheyr, ia Verbindung mit der in Aussiht genommenen anderweiten Organisation der Landesverwaltung, sowohl kei der Central-Forstbehörde als bei den Forstverwaltungébehörden der Provinzen dauernde Einrichtungen zu treffen, welche die regelmäßige Erhebung, Verarbeitung und Ver- öffentlihrng der forststatiftishen Verhältnisse sihec stellen“ mit der Maßgabe an, daß tie Eingangsworte lauten: „Das Landes Oekonomiekollegium beschließt, den Minister zu ersuchen, in Erwä- gung zu nehmen: ob es sih nit empfehle, in Verbindung u. |. w.“ Es folgte der Antrag des Oberforstmeisters Dankelmann (Gbers- walde): „Das Landes-Dekonomiekollegium wolle beschließen, den Minister zu ersuchen, die Errichtung von Försterschulen zur Ausbil- dung von Forstshußbeamten für den Staats-, Kommunal- und Privatforstdienst in cinem dem Bedürfniß entsprehenden Umfange auf alle Provinzen des deutschcn Staates auszudehnen.“ Der Oberforstmeister Borggreve (Münden) beantragte, die Worte: „auf alle Provinzen des preußischen Staateö“ zu streihen. Der Antrag Danckelmann gelangte mit dem Abänderung®antrage Borggreve zur Annahme; ebenso der Antrag des Geh. Regierungs-Raths Dr. Dünkelberg (Poppelsdorf bei Bonn): „Das Kollegium wolle den den Minister ersuhen: 1) eine Kommission niederseßen zu wollen, bestehend aus Landwirthen, Agrikulturhemikern und Düngerfabrikanten, welche die 1treitige Frage der Düngerkontrole und die dahin ein- \{lagenden Prinzipien zu erörtern habe; 2) auf Grundlage der Bes rathungen dieser Kommission d m Kollegium eine Vorlage behufs ge- meinsamer Megelung der zu einer folchen Behandlung geeigneten Punkte der Düngerkontrole zugehen zu lassen“. Die Debatte wurde vertagt.

In der Sißung vom 4. d. M. wurde über den Antrag des Rittergutsbesiters von Below (Saleétke, Kreis Stolp), eine Enquete üker die Gründe der sogenannten Lupinose ; ron welder Krankheit die Schafe nun {on seit Jah- ren heimgesucht werden, zu veranstalten, verhandelt. Na längerer Debatte gelangte folgender Antrag zur Annahme: „Das Landes-Oekonomiekollegium dankt dem “Herrn Minister für die bisherigen Maßnahmen zum Zwecke der Aufklärung über das Wesen der Lupinose und bittet, die eingeleiteten Versuche in möglichst umfassendem Mafßistabe nah einem einheitlichen Plane fortseßen lassen zu wollen. Das Kollegium bes{ließt ferner, den Minister zu er- suchen: eine nah allen Richtungen hin erschöpfende Enquete über die sogenannte „Lupinose“ der Schafe anstellen lassen zu wollen. Die am Montage abgebrohene Debatte über den Antrag des Geheimen Megierungs-Raths Dr. Dünkelberg (Poppelédorf tei Bonn) wurde alédann wieder aufgenommen. Der Amtsrath Blomeyer (Hornberg, Kreis Halberstadt) beantragte: „Das Kolle- gium wolle beschließen, dem Herrn Minister die Ablehnung des An- trages der Herren H. und E. Albert in Biebrich zu empfehlen, und zu erklären, daß einer einheitlihen Regelung der Düngerkontrole in den einzelnen Central-Vereinsbezirken zur Zeit erheblihe Bedenken entgegenstehen“. Dieser Antrag wurde angenommen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

K. F. Köhlers Antiquarium in Leipzig hat kürzlich Katalog Nr. 323 seines Bücherlagers veröffentlicht. Detselbe ent- hâlt ein reihhaltiges Verzeichniß wichtiger und zum Theil seltener Scrijten aus älterer und neuerer Zeit zur deutschenGeschicte, und zwar unter folgenden Rubriken: Historishe Zeitschriften, Scriptores, Urkfundenbücber, Diplomatik; deutsche Geschichte im Mittelalter, des 16. Jahrhunderts, des 17. Jahrhunderts, des 18, Jahrhunderts, des 19. Jahrhunderts bis 1848, die Jahre 1848 bis 1878, Auf diese Schriften über deutsche Geschichte überhaupt während verschiedencr Zeitabschnitte folgt ein Verzeichniß von Schriften zur Geschichte der einzelnen. deutschen Län- der und Stämme, und zwar zur Geschichte von Rheinland und West- falen, von Niedersachsen (Hannover, Braunschweig, Bremen 2c.)z der Hansestädte, von Schletwig-Holstein und Mecklenburg; - ferner zur Geschichte des Königreihs Preußen (des preußischen Staates und seiner Geshichte im Aligemeinen, der Marken und Pommerns, der Provinz Sachsen, der Provinz West- und Ostpreußen nebst den baltishen Provinzen Rußlands, sowie des deutschen Ordens, der Provinz Schlesien und der! Lausißen); ferner zuriGeschichte des König- reihs Sachsen und von Thüringen, von beiden Hessen, Nassau,

rankfurt a. M., Baden und Pfalz; des Reichëlandes, von Bayern und

ürttemberg. Hieran {ließt si eine Zusammenstellung von Schriften über Oesterreich-Ungarn (Böhmen und Mähren, Ungarn und Sieben- bürgen) und die Schweiz, ferner von Büchern, welche Kriegsgeschichte behandeln, und von Kartenwerken, endlih von Schriften über Ge- nealogie, Heraldik und zur Adelsgeschichte. Den Schluß des Kata- logs bildet ein Verzeichniß von Schiften aus dem Gebiete der Staatswissenschast, der Nationalökonomie und der Rechtswissenschaft, sowie ein Nachtrag zu den verschiedenen Rubriken. Der Kataloz umfaßt im Ganzen 2384 Nummern, von denen der bei weitem größte Theil fich auf deutsche Geschichte bezieht.

Gewerbe und Handel.

Nah dem Geschäftsberibt der Neuen Aktien - Zuker- Raffinerie in Halle a. d. S. schließt das Jahr 1879 mit einem Veberschusse von 51184 4 ab, wovon für statutenmäßige Abschrei- burgen 48095 # verwendei worden sind, so daß ein Rest von 3088 # zur Verminderung der vorjährigen Unterbilanz verbleibt. Es sind im Betriebsjahre vom 1. Oktober 1878 bis 30, September 1879 verarbeitet worden 12 319 852 kg glei 246 397 Ctr. Roh- zucker im Werthe von 7453654 Æ gegen 1d 129211 kg gleich 302 584 Ctr. im vorhergegangenen Jahre, also 2809319 bg glei 56186 Ctr. weniger; verkauft sind 12752772 kg gleich 255 055 485 Ctr. raffinirter Zucker und Syrup im Werthe von 8 742 634 M. Die Aufnahmebestände betragen 2 231244 #4 für in Arbeit befindlichen Zucker und Syrup, 550 469 4 für fertigen Zucker

=_— Die „New-Yorker Hdls.- Ztg.“ äußert sih in ihrem vom 23. vor. Mts. datirten Wochenbericht folgendermaßen: Am V'aaren- und Produktenmarkt war es în den leitenden Erportartikeln \till, da die hiesigen Preise sich noch immer mehr oder weniger ¡über Parität mit dem Auslande halten. Mit vollen Ge- treideladungen wurden 15 Schiffe befrachtet. Brodst offe: Anfangs der Woche befestigte sich Terminweizen in Folge von Deckungen gegen gemachtè Blankoverkäufe, am Schluß der Woche gewann jedoch wieder die weichende Tendenz die Oberhand. Baumwolle war flau bei geringem Geschäft. Kleesaat höher und in guter Marktlage. Schiffsbedürfnisse: Für Terpentinöl ift der Markt flau. Das Geschäft in Harz liegt gänzlih darnieder, troßdem wird dasselbe fest auf Preis gehalten. Provisionen: Shmalz und Talg waren zum Export gut gefragt; Schweinefleish troß gutem Exportgeschäft flau; Rindfleisch ill. Speck lebhast. Hopfen wird auf früheren Preis und das Geschäft dadurch in fehr engen Grenzen gehalten. In Petroleum war es sehr flau, die heutige Börse {ließt jedoch in etwas besserer Stimmung. In Kaffee hat das Ges ft einen \{leppenden Charakter beibehalten und sind Preise mit Mühe be- hauptet. Fremde Manufakturwaaren: In Seidenwaaren is es ziemlich still; das Strumpswaarengeschäft geht dagegen sehr leb- haft und auch in Glacé-Handschuhen hat es si etwas gebessert. Der Import von Webftoffen betrug während der heute beendeten Woche ea 780 Doll. gegen 1372 987 Dol. in der Parallelwoche des Vor- jahres.

Wien, 4. Februar. (W. T. B.) Wie die Abendblätter melden, übernahm die Unionbank die garantirten Silber- prioritäten der Kashau-Oderberger Eisenbahn im Be- irage von 800 000 Fl. zum Course von 87,05. 7 L Wien, 5. Februar. (W. T. B.) Wie die „Presse“ erfähßrt, - hat die Gruppe Rothschild-Kreditanstalt den Rest der ungarischen Goldrente im Betrage von 15 Millionen Gulden zu einem festen Course übernommen.

Verkehrs-Anstalten.

Auf der Jndo-Europäischen Telegraphenlinie sind im Monat Januar 1880 .an gebührenpflihtigen Depeschen befördert worden: a. aus Londcn, dem übrigen England und Amerika nach Persien und Indien 1492 Stück, b. aus Persien und Indien nach London, dem übrigen England und Amerika 1607 Stü, c, vom europäischen Kontinent exkl. Rußland nah Persien und Indien 573 Stü, d. aus Perfien und Indien nah dem europäischen Kon- tinent exkl. Rußland 371 Stück, Summa 4043 Stück.

Bern, 4. Februar. (W. T. B.) In zdem Prozesse Hell1- wag gegen die St. Gotthardbahn wurde leßtere von dem Schiedsgerichte einstimmig zur Bezahlung von 174000 Fres. Eat- schädigung, sowie in sämmtliche Gerichtskosten verurtheilt.

Berlin, den 5. Februar 1880.

Se. Majestät der Kaiser und König haben für die auf dem Schachte Meißen des Steinkohlenbergwerks Preußisch Clus bei Minden durch die am 29. Januar c. stattgehabte Explosion scchlagender Wetter Verunglückten und deren Hinter- bliebenen eine Unterstüßung von 1000 / aus der Allerhöchsten Schatulle zu bewilligen geruht.

Dem 52. Jahresberiht des unter dem Allerhöchsten Protektorate Sr. Majestät des Kaisers und Königs stehenden Verei s zur Beförderung des Schulbesuchs armer Kinder für tas Jahr 1879 entnebmen wir Folgendes: Die Vereinskafse hatte im Jahre 1879 eine Gesammt-Einnahme von 3674 A 28 H Z und eine (Sesammt-Ausgabe von 3623 46. 84 „4. Während die Jahres- einnahme sich ihrem überwiegend größesten Theile nah aus dn Zinsen des seit Jahren intakt gebliebenen Kapitalevermögens und nur zum kleineren Theile aus Mitgliederbeiträgen zusammenseßt, find die Ausgaben verwendet worden, um 215 Kinder mit vollständig neuen Anzügen und neuem Schuhwerk zu versehen. Leider haben bet dem jeßt herrshenden Nothstande die Ansprüche zahlloser, durch ihre Mittellosigkeit und ihre Würdigkeit gleihberechtigter Unterstüßungs- bedürftigen aus den Vereinsmitteln nicht befriedigt werden können, da hierzu ausreihende Fonts fehlten, und der Vorstand geglaubt hatte, den tisherigen Grundsaß festhalten zu müssen, nur die jedesmalige Jahreseinnahme für die Vereinszwecke zu veraus- gaben, nicht aber den Kapitalbestand heranzuziehen, da durch all- mähliche Absorbirung des vorhandenen Kapitalvermögens leiht die ganze Existenz des Vereins in Frage gestellk werden könnte. Die Beiträge der Mitglieder haben im Jahre 1879 865 20 S, die Geschenke 287 4 50 9 und die Zinsen des Kapitalvermögens, sowie die Legate 2215 4 63 H betragen. Für angekaufte Kleidungs- stücke wurden verausgabt: 3490 4 84 5, und für Verwaltungs- kosten, Drucksachen, Botenlohn 2c. 133 #&# VBekleidet wurden im Jahre 1879: 122 Knaben, 93 Mädchen, zusammen 215 Kinder mit 3 Röen, 117 Jacken, 48 Westen, 120 Pzar Hosen, 88 Kleidern, 122 Paar Stiefeln, 93 Paar Schuhen, 208 Hemden. Das Kapital- vermögen betrug am 31, Dezember 1879 in Dokumenten 42 090 M

In dem Februarheft von „Petermanns Geographi- \cchen Mittheilungen“ (Gotha, Justus Perthes) berichtet Friedrih von Schenck über scine Reisen in Antióquia. Dieses Ländcben, welches im Laufe der in den leßten Jahrzehnten statt- gehabten Revolutionen in den Vereiaigten Staaten von Columbia stets an der Spiße der Oppositions-. und Insurrektionspartei ge- standen hat, ist in manchen Theilen fast noch vollständig terra incognita, „troß der gegentheiligen Versicherungen der Karten“. Und wer Lust dau hat, sagt der Verfasser, mag dort Ge- gegenden durstreifen, auf denen noch keines europäischen Reisenden Auge geruht hat. Die Bevölkerung Antióquia’s konzentrirt sih im Snnern. Wenig bewohnte, zum Theil fast unbekannte Gebirge und dichte Waldgürtel {ließen diesen Kern des Landes von den Nacbbar- staaten ab; eine ungesunde Cinöde ift die E@renze gegen Bolivar, die Gebiete des Rio San Jorge und von Majagual; rauhe Cor- dillere und undurchdringliher Wald scheidet das Land im Westen, von anderen Richtungen her aber ist es nur auf beshwerlichen Saumpfaden erreihbar. Nur im Süden vermittelt das Thal des Cauca eine etwas bequemere Verbindung mit dem gleichnamigen Staate, obglei aud hier die Wege nah europäischen Begriffen a Alles zu wünschen A lassen. Jn- mitten dieser Mauer von Bergen und Wäldern hat {ich das antio- quenishe Volk in eincr energischen Abgeshlossenheit gegen die übrigen Glieder der kolumbishen Union erhalten, Unbeirrt von fremden Einflüssen lebt der Antioqueño nach der Väter Weise, konservativ nicht nur in Gesinnung, Sitten und Trachten, sondern auch in politisher Beziehung, während fast das ganze übrige Kolumbien si zur Fahne der liberalen Partei bekannte, und oft genug ist er von seinen Parteiführern zum Kampfe gegen die Centralregierung in

Karte im Maßstabe von 1 : 850 000 beigelegt, welde das vorhandene ältere chartographishe Material nah eigenen Beobachtungen und gesammelten Mittheilungen ergänzt und berichtigt. :

Daran reiht ih als zweiter Beitrag: Reise im südwest- lihen Patagonien von J. T. Rogers und E. Jbar (1877) . nebst den Tagebüchern von A. de Viedma (1782) und I. H. Gar- riner (1867). Von der cilenisWen Marine wurde im Jahre 1877 eine Landexpedition durch die genannte Gegend unternommen, welche, nördlich bis zum Lago Argeatino reichend, den Moreno’ schen

Bogotà geführt worden. Der interessanten Schilderung i} eine .

raphisher Bedeutung wurde, als den topographiscen Aufnahmen bes Lieutenants ogers die naturhistorishen Beobachtungen seines Begleiters Jhbar zur Seite stehen. Die hier ge- gebenen interessanten Mittheilungen sind ein Auszug aus dem „Annario hidrografico de la Marina de Chile, Leider war die Expedition genöthigt, ihre Aufgabe unvollendet zu lassen, als sie gerade im Begriff stand, sih auf gänzlich unbekanntes Gebiet zu begeben. Eines Morgens trafen nämlich zwei Leute mit der Schreckensnachriht von dem Aufstande in Punta Arenas, der Flucht der Meuterer ins Innere, sowie dem Befehl des Komman- danten zur sofortizen, aber vorsihtig auszuführenden Rückkehr ein. Ueber 400 km von der Kolonie entfernt, ungewiß über den Weg der rebellishen Soldaten und der ausgebrochenen Sträflinge, die von der Entsendung der Expedition und ihrer reichlichen Ausrüstung mit Pferden unterrihtet waren, .deren Erlangung ihnen für einen Aufs enthalt in den Pampas ein wesentlihes Erforderniß sein mußte, galt es mit größter Vorsiht nach Süden zu eilen und. ein usammentreffen mit den Meuterern auf alle Fälle zu vermeiden. enn diese zählten weit mehr als 100 wohlbewaffnete Leute, die Expedition aber bestand aus nicht mehr als 9 Personen, die nur mit 4 Büchsen und 3 Revolvcrn ausgerüstet waren, so daß an einen erfolgreichen Widerstand nicht zu denken war. Die Reisenden kamen übrigens unbehelligt am 24. Dezember 1878 in Punta KArenas an. Manches JInteressante bieten die Mittheilungen über den Volks- stamm der Tehuelhen, über die Flora und Fauna des Landes. Die in den dortigen Pampas fich findenden vielen Kanarienvögel sollen von einem in der Magelhaens-Straße gescheiterten deutshen Schiffe herrühren, » elhes u, a. auch eine Ladung Singvögel an Bord hatte. Angehängt find als Beitrag zur Entdeckungsgeschichte der Quellfeen des Rio Santa Cruz die Uebersezungen der \&on im Titel erwähnten beiden spanisch abgefaßten Tagebücher, von denen das Viedma'sche biéher in keiner europäischen geographischen Zeitschrift publizirt worden ist.

Dann folgen Mittheilungen über die Strandung des Dampfers „A. E. Nordenskiöld", welchen bekanntlih der freigebige Hr. Alexander Sibiriakoff zur Aufsuchung der „Vega“ ausgesandt hatte, und der auf der ganzen Fahrt von vielem Miß- geshick beimgesuht wurde. Im cenglishen Kanal brach Feuer an Bord aus, im Suez-Kanal herrschte eine furchtbare Hiße und starb einer der Maschinisten, wenige Tagereisen vor VYokohama aber lief das Schiff auf den Strand der Insel Jesso, während die „Vega“, um die man so ernste Besorgnisse hegte, {hon auf fröhlicher Rück- fahrt begriffen war und einige Wochen später, am 2. September 1879, wohlbehalten in Yokohama eintraf. Die Schiffbrüchigea, Gelehrten und Mannschaft, sind, außer dem Professor Grigoriew, bereits nah Schweden zurückgekehrt. Den Dampfer hofft man in diesem Frühjahr wieder flott zu machen.

Das Heft {ließt mit einer Besprehung der neuen Lieferungs- auegabe von Stielers Handatlas, sowie der geograpbischen Literatur- und Monatsübersicht.

Carl Riesels Reisecomptoir, (Hauptgeschäft : Jerusalemer- straße Nr. 42, am Dönhoft plaß; Zweiggeshäft: Im „Lentral- Holel“, Ede der Friedrihs- und Eeorgenstraße) kündigt in einem soeben ausgegebenen Programm die Durchführung neuer und inter- essanter Unternehmen an. Es sind dies 1) Carl Riesels Hotel- Couponsystem und 2) Carl Riesels Hotel- und Penstonssystem zu festen Preisen. Das Hotel-Couponsystem kommt jenen Reisenden entgegen, welche auf der Reise im Jn- und Auslande den Komfort der renommirtesten Hotels I. Ranges beanspruchen, nicht zu viel Geld mit sich führen wollen, allen Verhandlungen mit Hotelier und Personal, sowie Verluften aller Art z. B. beim Geld- wcchseln 2c. aus dem Wege gehen, und sih namentlich {on vor der Retse einen genauen Kostenübershlag machen wollen. Die Reisenden kaufen zu diesem Endzweck in Carl Riesels Comptoir qu. Coupons zugleich mit den betreffenden Retour- und Rundtourbilleten für eine beliebige Avzahl von Tagen (Preis pro Tag sür alle Bedürfnisse acht Mark), welche laut kontraktlihem Uebereinkommen in den Hotels als Zahlung angenommen werden. Der Coupon-Inhaber ist unbeschränkt in der Dauer seines Aufenthalts in den betreffenden Hotels, auch ist es in sein Belicben gestellt, die 3 Tageëcoupons ganz auszunüßen, d. h. Frühstück, Diner und Logis mit Licht und Bedienung in demselben Hotel zu beanspruchen, oder nur Einzelnes, z. B. nur Logis oder Diner. Unbenußte Coupoys werden zurückgenommen. Eine vorherige Anmeldung der Coupons in den Hotels ift nicht er- forderlich. Das zweite Unternehmen, „Carl Riesels Hotel und Pen- sions\system zu teben Preisen“, entspriht mehr den Bedürfnissen des reisenden Mittelstandes und der Touristen; dasselbe giebt, indem der Reisende die Rechnungen erst in dea Hotels bezahlt, yor der Abreise einen genauen Ueberblick der Koften dur ein Büchlein „Carl Niesels Reise-Dekonom und Nundreiseführer“ welches an den Verkaufsstellen der Eisenbahnbillete gleichzeitig mit leßteren ausgehändigt wird. Dasselbe, mit allen Attributen cir es handlihen Notizbuches versehen, enthält nächst der Führung an der Hand des Nundreisebillets ein Verzeichniß der Ruhepunkte, sowie deren renonmirtesten Hotels und Pensionen mit genauen Angaben der Hotel- und Pensionspreise, welche dem Comptoir von den Hoteliers unterschriftlih zugesichert worden sind. Den Jn- habern von „Carl Riesels Reise-Dekonom“ ift also die Einhaltung der in diesem Buche verzeichneten ermäßigten Preise bei Wegfall aller weiteren Trinkgelder garantirt. Sogenannte obliga:orische Trinkgelder werden Seitens der Wirthe zu den Logis3- resp. Pensions- preisen zu s{lagéa sein.

Paris, 5. Februar. (W. T. B.) Man fürchtet, daß die Zahl der bei dem Eiserbahnunfall bei Argenteuil Verunßlüdten größer sei, als bisher angegeben. iele derselben sollen den Pariser Finanz-, Industrie- und Handelskreisen angehören.

Im Residenz-Theater feßte gestern Frau Seebach ihr Gastspiel als Generalin von Mansfeldt in dem Birch-Pfeiffer- {he Schauspiel „Mutter und Sohn“ fort. Die Künstlerin gestaltete die Rolle zu einer ershütternd wahren Seelenschilderun voll feiner, geistvoller Einzelzüge und riß die Beschauer namentli in der Versöhnungsscene zu lauter Bewunderung hin. Die Mit- glieder der Bühne unterstüßten die Gastin nab ganzem Vermögen, allen voran Hr. Keppler (Stephan von Mansfeldt), dem auch die trefflihe Jnscenirung zu danken war, und Frl. Wienrih (Franziska, seine Frau), an welcher das Theater eine in ihrem Fache ganz aus- ezeichnete Kraft gewonnen hat. Hr. Paul (Bruno) hält si nicht frei von Manier und hâtte bei seinem unverkennbaren Talent durcbaus nicht nöthig, na berühmten Mustern zu spielen. Das Weitestgehende leistet in dieser Beziehung aber die Darstellerin der Selma, welhe in Sprache und Bewegung eine freilich ganz verzerrte Kopie unserer bekanntesten deutshen Naiven gab, ohne zu bedenken, welches Armuthszeugniß sih cine Künstlerin dur einen derartigen Mangel an Selbständigkeit und eigenem Ges@mack ausstellt. Das Publikum zeichnete die Gastin sowie die hervor- ragendsten Darsteller wiederholt durch Beisall bei offener Szene aus. Dex Erfolg, den die gestrige Ausführung des Stücks gehabt, hat denn auch die Direktion bewogen, an Fr. Seebach das Ersuchen zu rihten, morgen, Freitag, und am Sonnabend (welhe auf Wunsch der Gastin eigentlich als Ruhetage für dieselbe beftimmt ge- wesen) ebenfalls in der Rolle der Generalin v. Mansfeldt aufzutreten. Demnach finden an diesen beiden Tagen nicht, wie gestern bestimmt war, Wiederholungen von „Marmorkberzen“ statt, sondern es wird „Mutter und Sohn" auf dem Repertoir verbleiben. Am nächsten Montag bleibt das Theater geschlossen, da für diesen Abend die Generalprobe von Legouvés Drama „La séparation“ an-

und Syrup.

Rekognoscirungen ih nan und für dic durchreisten, vorber aänzlid unbekannten Theile des Landes von um so größerer geo-

geseßt ist, und findet dann am Dienstag, den 10., die erstz Auf- führung dieses Stückes statt.

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