1880 / 32 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 06 Feb 1880 18:00:01 GMT) scan diff

einer unterdrückten kirchlihen Minorität zu Hülfe kommen müssen“, seien hinfällig. Der Magistrat von Elbing lasse den jüdischen Religionsunterriht an der höheren Töchterschule niht auf seine Kosten ertheilen und würde sich, wenn ein Antrag vorläge, niht weigern, für die 27 katholischen Schü- [erinnen den Religionsunterricht einzurichten. Die Aeußerung des Ministers habe die nothwendige Objektivität vermissen lassen. Der Staats-Minister von Puttkamer wies na, daß der Magistrat von Elbing sih für nicht verpflichtet erk lärt habe den katholischen Religionsunterriht an der Töchterschule er theilen zu lassen, obgleich er ihn unter Hinweis auf die bestehenden geseßlihen Bestimmungen dazu aufgefordert habe. Er müsse also die Vorwürfe des Abg. Rickert als unberechtigt zurück- weisen. Der Abg. Dr. Windthorst wandte \ih gegen die Ausführungen des Abg. Dr. von Syhbel. Die katholishe Kirhe habe das Recht, die Altkatholiken als niht zu ihr gehörig zu erklären. Es sei U, daß die Regierung die altkatholischen Professoren an einer rheinishen Universität in der Weise unterstüße, wie es bisher geschehen sei. Nachdem aus dem Kultus- Ministerium die Leidenschast ausgezogen und „der ge- sunde Menschenverstand““ eingezogen sei, würde hoffent- lih cine Aenderung in dem System eintreten. Der Abg. Dr. von Sybel kam auf eine Behauptung zurüdck, welcher der Abg. Windthorst widersprochen habe, daß die katholische Kirche sih das Recht anmaße, mit weltlihen Strafen gegen die Kever vorzugehen und staatliche Geseze für ungültig zu er- klären. Der Abg. Lieber verwies auf die früheren Wider-

legungen der Behauptungen des Abg. Dr. von Sybel Seitens des Centrums. Die falschen Ansichten des genannten Abgeord- neten beruhten auf falscher Ueberseßung des lateinischen Textes der Encyclica. :

as Schluß des Blattes hatte der Abg. Dr. Petri das

Wor

Jn einem Speziellfall wurde einem mit einem direkten Billet für die Fahrt von Gnesen nah Berlin über Frankfurt a. D. versehenen Reisenden nah Versäumung des fahr- planmäßigen Anschlusses in. Posen die Benußung des nächsten, über Kreuz nah Berlin fahrenden Zuges nur gegen Lösung eines neuen Billets Posen-Berlin via Kreuz gestattet, wegen Rückzahlung des Fahrgeldes für die nitt dursahrene Strecke Posen-Berlin via Frankfurt a. O. aber der Reisende auf den Reklamationsweg verwiesen. Nach einer dieserhalb erlassenen Verfügung des Ministers der öffentlihen Arbeiten vom 17, v. M. l 8 im Juterese des reisenden Publikums geboten und in dienstliher Hinsicht unbedenk- lih, daß in Fällen der bezeihneten Art den Rei- senden gestattet werde, eine in Folge verfehlten Zuganschlusses unterbrochene Reise, zur möalichsten Abkürzung des erlittenen Zeitverlustes, auf einer andern nach demselben Bestimmungsort führenden Route auf Grund des zuerst ge- lösten direkten Fahrbillets fortzuseßen. Jn solchen Fällen ge- nüge es, wenn die Verspätung von dem Vorsteher der be- treffenden Station auf dem Billet bescheinigt und das leßtere mit dem Vermerk der Gültigkeit für die andere Noute ver- jehen werde. Eine Zuzahlung würde von dem Reisenden nur dann und nur in Höhe des Differenzbetrages verlangt werden tónnen, wenn die Beförderung auf der Hülfsroute tarifmäßig u höheren Sägen erfolgt, als auf der betreffenden Theil-

rede derjenigen Noute, für welhe das direkte Fahrbillet gelöst war.

{ Jn Fällen, wo ein Gensd’'arm zur Ausführung des Traänsportes seinen Patrouillenbezirk überschreiten muß, wegen der Dringlichkeit der Festnahme des Verdächtigen aber hierzu einen besonderen Auftrag vorher nicht einholen kann, genügt es, nah einem Spezialerlaß des Ministers des Jnnern vom 7. v. M., zur Begründung des Anspruchs des betreffenden Gensd'armen auf den Bezug von Diäten und Fuhrkosten, wenn diejenige Behörde, welhe den Auftrag zur Ausführung des Transportes hätte ertheilen müssen, denselben nachträg- lih genehmigt.

Jn einer Untersuhung wegen Wechsel stempel- defraudation gegen einen Wechselinhaber, welcher den Wechsel behufs Empfang der Zahlung aus der Hand gegeben hatte, ohne daß derselbe mit dem vorschriftsmäßig kassirten Stempel versehen war, wurde der Angeklagte in beiden Jn- stanzen freigesprochen, weil er erwiesenermaßen den vorschrists- mäßigen Stempel verwendet und kassirt und sich dieser nur dur einen Zufall vor der Hingabe des Wechsels an den

ahlenden abgelöst hatte. Auf die Nichtigkeitsbeshwerde des

ber - Staatsanwalts vernichtete das RNeichsgerict, ITI. Strafsenat, durch Erkenntniß vom 26. November 1879 die vorinstanzliche Entscheidung, indem es aussprach, daß zur zFreisprehung nit die Feststellung genüge, daß der Stempel beigefügt und in vorschriftsmäßiger Form behandelt gewesen sei, sondern cs müsse auch festgestellt werden können, daß dies zur richtigen Zeit geschehen sei.

Der General-Lieutenant von Kleist, welcher kürzlich unter Beförderung zu dieser Charge zum Commandeur der 1. Garde-Fnfanterie-Division ernannt worden, ist zur Ueber- nahme dieser Stellung hier eingetroffen.

Bayern. München, 3. Februar. (Allg. Ztg.) Der Ausschuß der Kammer der Abgeordneten für den Geseßentwurf, den Branntweinaufschlag betreffend, hat mit der Berathung desselben heute Vormittag begonnen und wird die Debatte am Abend fortseßen. Der Referent Abg. Frhr. von Soden spriht sich in seinem Referat im Prinzip und aus finanziellen und e I, Gründen für die Annahme des Gesetzentwurfs mit verschiedenen Modifikationen aus. Gleiches geschieht auch Seitens des Korreserenten, Abg. Herr. Jn der Vormittagssißung wurde die Geseßesvorlage ins- besondere von dem Staats-Minister der Finanzen, von Riedel, in eingehender Weise vertheidigt. Die Ausschußberathungen werden voraussihtlich mehrere Sizungen in Anspru nehmen, Die Handels- und Gewerbekammer von Ober- bayern hat in einer heute Nachmittag abgehaltenen Sigzung sich mit einem von der Breslauer Handelskammer gefaßten Beschluß einverstanden erklärt, wonach noch vor der Berathung der Tarifkommission über die Frage der Er- rihtung einer zweiten ermäßigten Stücgutklasse auf der Eisenbahn der deutsche Handelstag, beziel,ung3weise der stän- dige Aus\{huß desselben, einberufen werden soll, um die in der bezeihneten Frage von der Subtarifkommission gemachten Vorschläge der nähren Prüfung zu unterziehen.

„Sachsen. Dresden, 5. Februar. (W. T. B.) Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz von Desterreih, welcher gestern Abend dem Kammerballe im

Residenzschlosse beigewohnt hatte, begab sih heute Vormittags 91/4 Uhr mit Sr. Majestät dem König und Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Georg nah Morißburg, um daselbst eine Hirschjagd abzuhalten. Nah der Rückkehr besucht der Kronprinz das neue Hoftheater und kehrte Nachts 1 Uhr über Bodenbah nach Prag zurück. Zur Verabschiedung auf dem Bahnhofe waren die Mitglieder der österreichishen Ge- sandtschaft, sowie die zum Ehrendienst kommandirt gewesenen Offiziere anwesend.

AVürttemberg. Stuttgart, 5. Februar. (W. T. B.) Die Abgeordnetenkammer hat fast einstimmig den Abg. Hölder zum Präsidenten und den Abg. Schwandner zum Vize-Präsidenten gewählt.

Baden. Karlsruhe, 5. Tas (W.T.B.) Die „Badische Landeszeitung“ meldet: Die Kommission der Zweiten Kammer für das Examengeseßz hat gestern Abend in ihrer Schlußsißzung mit sämmtlichen liberalen 10 Stimmen gegen 2 ultramontane und eine konservative Stimme beschlos- sen, bei dem Plenum zu beantragen, die Berathung des Geseß- entwurfs abzulehnen. j i

(K. 3.) Nach den Nachweisungen, welche si der Verwaltungshof alljährlich über den Stand der seiner Aufsicht unterstehenden Stiftungen vorlegen läßt, betrug auf 1. Juni 1879 die: Zahl der im Großherzogthum vorhandenen örtlihen Stiftungen, einschließlich der israe- litishen , dagegen mit Ausschluß der die Behörde nicht berührenden kirchlihen und der für die Schule bestimm- ten Stiftungen mit andern Worten also der eigentlichen Wohlthätigkeitsstiftungen, soweit sie dem Vor- theile bestimmter einzelner Gemeinden gewidmet sind im Ganzen 1828 und das Gesammtvermögen der- selben 37426 683 4 mit einem Jahresertrage von 2 337 744 6 An Stiftungen, welche zu eben solchen Zwecken bestimmt sind, ihre Wohlthaten aber auf das ganze Land oder doch auf größere Landestheile erstrecken, sind nah diesen neuesten Nahweisungen im Ganzen 116 mit einem Vermögen von zusammen 10 852 556 /4« und einem Jahresertrage von 609 502 6 vorhanden, und beträgt sona das gesammte zu Wohlthätigkeitszwecken bestimmte und der Aufsiht und zum Theil unmittelbaren Verwaltung des Verwaltungshofs unter- stehende Sliftungsvermögen im Großherzogthum 48 279 239 M und sein Jahresertrag 2 947 246 M,

Hessen. Darmjtadt, 5. Februar. (W. T. B.) Jn der heutigen Sizung der Zweiten Kammer verlangte die Regierung die Bewilligung von 100000 #4 aus den bereit- stehenden Mitteln der Staatskasse zur Linderung der Noth in den ärmeren Landesgegenden. Die Abgg. Kugler und Böhm beantragten die Erbauung einer stehenden Brücke bei Offenbach, die Abgg. Osann und Bauer die einer solchen bei Kostheim.

Desterreich-Ungarun. Wien, 4, Februar. Aus Dublin wird gemeldet, daß die Kaiserin von Oesterreih nah pracht- voller Ueberfahrt dort, heute (Mittwoch) um 10 Ühr Morgens eingetroffen ist. Nach eingenommenem Dejeuner reiste Jhre Majestät in einem Extrazuge nach Kilcock, wo ein Triumph- bogen zu Ehren derzKa?erin errichtet war.

—, Die „Presse“ meldet: Bisger hat über die serbischen Bahnen erst eine offizielle Konferenz stattgefunden, in welcher die wichtigsten Bestimmungen des Alimpics' schen Entwurfs durch- gesprochen wurden. Der serbische Bevollmäthtigte erklärte das Alimpics'she Protokoll nit als bindend, betonte jedoch die Bereitwilligkeit Serbiens, die in Berlin übernommenen Ver- pflihtungen, aber nur diese, pünktlih zu erfüllen. Eine der Schwierigkeiten bildet die österreichish-ungarische Forderung, Serbien müsse sich verpflichten, das österreichish-ungarische Betriebsreglement für die serbishen Bahnen anzunehmen, während Marics nur die prinzipielle Berücksichtigung dieses Reglements zusichern will. Am Donnerstag findet die nächste Sizung statt, in welcher Detailfragen, so die Verzollungs- und Tarismaßregeln, erörtert werden sollen. Die streitigen Prinzipienfragen bleiben vorläufig in Schwebe. Bezüglich der Anschlußstrecke s{heint Serbien mit der ungarischen Regierung in der Wahl von Pest-Semlin übereinzustimmen. Ueber die Konzessionswerb.r um die serbischen Bahnen soll in den Ver- handlungen grundsäßlih nicht gesprochen werden.

56, Februar. (W. T. B) Im Abgeordneten- hause wurde heute vom Fürsten Liechtenstein ein Antrag eingebracht, welcher eine durhgreifende Reform derx Volk s- shulgeseße im Sinne einer religiösen, sittlihen und natio- nalen Erziehung bezweckt. Der Abz. Lienbacher legte einen Antrag auf Herabseßung der Schulpfliht von 8 auf 6 Fahre vor.

Die „Polit. Corresp.“ meldet aus Nisch, daß die Skupschtina Mitte dieses Monats geschlossen werden wird.

Schweiz. Bern, 4. Februar. (Bund.) Der s{chweizerische Gesandte hat mit dem serbischen Geschäftsträger in Wien am 21. Juli 1879 zur Regelung einer provisorischen Handelskonvention auf dem dube der meistbegünstigten Nationen einen Vertrag abgeschlossen. Den gesetzgebenden Uen wird erst der definitive Handelsvertrag vorgelegt werden.

Belgien. Brüssel, 5. Februar. (W. T. B.) Die Kammer hat den Geseßentwurf, betreffend die Verlängerung des Handelsvertrags mit Deutschland, angenommen.

Großbritannien und Îrland. London, 5. Februar. (W. T. B.) Heute Nachmittag um 2 Uhr 10 Minuten fand im Oberhause die Eröffnung des Parlaments dur Jhre Majestät die Königin statt. Die Feierlichkeit war über- aus glänzend. Die Vorlesung der Thronrede erfolgte durch den Lordkanzler Earl Y Cairns.

Die Thronrede bezeichnet die Beziehungen zu den aus- wärtigen Mächten als die freundschaftlihslen. Jn der Rede heißt es dann weiter: Die Ereignisse seit der Ver- tagung des Parlaments seien ‘dazu angethan, den Frieden auf den Grundlagen des Berliner Vertrages zu fichern, obgleich noch Vieles übrig bleibe, um die in vielen Theilen der Türkei noch herrschende Unordnung wieder gut zu machen. Die verwirrte Lage in Afghanistan mache eine Zurückberufung der Truppen vorläufig unmöglich, doh seien die früheren Grundsäße der Regierung in dieser Beziehung unverändert dieselben. Die Regierung sei ent- schlossen, si eine starke Grenze zu sichern, hege aber gleich- zeitig den Wunsch, freundschastlihe Beziehungen zu dem Herr-

scher und der Bevölkerung von Afghanistan aufrecht zu erhal- ten. Die Thronrede hofft, daß die Zeit nahe sei, wo ein wih- tiger Schritt gethan werde behufs Herstellung einer südafri- kanischen Konföderation. Die Rede erwähnt sodann die zur Linderung des Nothstandes in JFrland getroffenen Maßregeln und kündigt eine Vorlage an, betreffend die Bewilligung von Fonds zu Vorschüssen aus den Ueberschüssen des Kirchenvermögens.

Ferner wird der mit dem Sultan wegen Aufhebung des Sklavenhandels abgeschlossenen Konvention Erwähnung gethan und die Hoffnung ausgesprochen, daß das Parlament die Berathungen über das Strafgeseßbbuch und über eine Ver- besserung des Bankerottgesezes wieder aufnehmen werde.

Auch wegen Vereinfahung des Verfahrens bei der Ueber- -

tragung des Eigenthums an Grundstücken wird eine Vorlage angekündigt.

Von den fremden Botschaftern A Graf Münster, Fürst Lobanoff und Graf Carolyi der Eröffnung bei. Jhre Königliche Hoheit die Prinzessin von Wales war von der Herzogin von Connaught und deren Schwester, der Prinzessin Heinrich der Niederlande, Königlichen Hoheiten, begleitet.

Im Unterhause beantragte heute Morley den Erlaß einer Adresse an die Königin. Der Antrag wurde von Corry unterstüßt. Jm Oberhause stellte der Earl von Onslow den Antrag auf Erlaß einer Adresse, welcher von dem Baronet Roß unterstüßt wurde.

6, Februar. (W. T. B.) Jm Oberhause erwiderte im Laufe der Debatte über den Antrag auf Erlaß einer Adresse der Premier Lord Beaconsfield auf eine An- frage Lord Granville's: Die montenegrinische Grenz- frage habe nie eine bessere Aussicht auf einen befriedigenden Abschluß gehabt als jeßt. Hinsichtlih Griechenlands habe Frankreih am 17. Januar dasselbe angeregt, was es bereits auf der Berliner Konferenz angeregt hatte. England yabe darauf einen Vorschlag gemacht, der nah seiner (Beacons- fields) Ansicht und nah der Ansicht Anderer geeignet sei, die Angelegenheit bald zum Abschluß zu bringen. Aus den dem Parlamente vorzulegenden Schriftstüken werde sich ergeben, daß alle Mächte bestrebt seien, den Berliner Vertrag auszu- führen, sowie -den Frieden aufreht zu erhalten. Nah einer Depeshe des Gouverneurs Bartle - Frère vom 27. v. Mts., seien Aussichten vorhanden auf eine Einigung der Kolonien in Südafrika mittelst einer Konferenz. Afghanistan gegenüber werde nur eine starke Grenze Fndiens gewünsht. Unter weiterer Beobahtung der bisher bezüglih Afghanistans befolgten Politik ausgenom- men vielleicht einige Details dürfte si{ch möglicherweise die Nothwendigkeit für die Regierung herausstellen , Afghanistan durch verschiedene Stämme regieren zu lassen. Die Regierung sei jeßt bemüht, eine Lösung in dem Sinne herbeizuführen, daß England verläßlihe Nachbarn in Afghanistan habe, welche Ruhe und Entwickelung des Handels wünschten. Éx glaube nicht, daß General Roberts Grausamkeiten begangen habe. Schließlih sprah der Premier sein Bedauern aus über den in Frland herrshenden Nothstand, mißbilligte jedoch die irische Agitation und bekämpfte die Home-Nule als eine Herstückelung des Reiches. Der Antrag auf Erlaß einer Adresse an die Königin wurde angenommen.

Jm Unterhause unterzog der Marquis von Har- tington bei der Adreßdebatte die Thronrede einer Kritik und sprach sich namenilich tadelnd darüber aus, daß die Re- gierung das Parlament nicht aufgelöst habe. Der Schatkanzler Northcote vertheidigte die Nichtauflösung und gab im Uebrigen ähnlihe Erklärungen, wie Lord Beaconsfield im Dberhause. Die Frlä nder beantragten eine Vertagung der Adreßdebatte, um die irishe Frage durch ein Amendement zur Adresse zur Sprache zu bringen. Die Regierung und der Marquis von Hartington sprachen dagegen. Der Vertagungs- antrag wurde mit 174 gegen 62 Stimmen abgelehnt. Schließ- lih wurde die Fortsezung der Debatte auf nochmaligen An- trag der Jrländer auf Freitag vertagt, nachdem sih der Schaß- kanzler Northcote hiermit einverstanden erklärt hatte.

(Allg. Corr.) Jhre Majestät die Kaiserin von Desterreich kam am 3. d. M., Morgens kurz nah 9 Uhr, mit ihrem Gefolge an Vord des Packetbootes „Maid of Kent“ von Calais in Dover an und begab sich nah dem Lord- Warden-Hotel, von wo aus Jhre Majestät nah kurzer Rast die Neise nah Holyhead fortseßte.

AUS Lahore vird den „Daily 3. d. gemeldet: Mahomed Fan hat auf der Straße nah Turkestan und Ghuzni Posten stationirt. Seine Offiziere durchsuhen die Reisenden, die sih auf dem Wege von und nah Kabul befinden. Es verlautet, die Bevölkerung des nordöstlih von Ghuzni belegenen Distrikts Kharwar habe sih geweigert, sich mit Mahomed Jan zu verbinden.

Frankreich. Paris, 5, Februar. (W. T. B.) Bei der heute im Senat vorgenommenen anderweiten Wahl eines lebenslänglihen Senators an Stelle Montalivets erhielt der Kandidat der Linken, Broca 140, der Gegenkandidat desselben, Bétolaud (vom linken Centrum), 132 Stimmen. Broca ist sona gewählt.

6, Februar. (W. T. B) Der Deputirtent- kammer ist gestern das Gelbbuch vorgelegt worden. Dasselbe behandelt ausschließlih die egyptishen Ange- legenheiten und giebt eine geschichtlihe Darstellung der Entwickelung dieser Frage mit den bezüglichen Dokumenten vom Fanuar 1878 bis zum Ende des Jahres 1879, Sämmt- lihe Dokumente legen die Grundsätze klar, durch welche die Politik Frankreihs und Englands geleitet wurde, die beide das bei Weitem größte Jnteresse an einer guten Verwaltung in Egypten hätten, weil ihre Staatsangehörigen daselbst die wichtigsten und zahlreichsten industriellen Etablissements besißen und auch die Mehrzahl der Jnhaber der egyptishen Staats- {huld bilden. Diese Grundsäße entsprähen keineswegs dem System einer wucherishen Aneignung oder einer egoisti- shen Ausfaugung. Dieselben verfolgten vielmehr den Zweck, an den Ufern des Nils nit ein ausshließlihes Uebergewicht, sondern eine Ordnung der Dinge herzustellen, welche es er- möglichen würde, aus den materiellen Hülfsquellen des Lan- des den Ertrag zu erzielen, welchen sie zulassen. Alle Staaten seien berufen, aus den Resultaten, welche so gewon- nen werden könnten, Vortheile zu ziehen. Jn einer De- pesche des Ministers des Auswärtigen an den französischen General-Konsul in Kairo vom 25. April 1879 aus Ver- anlassung des Bruches des Khedive mit den europäischen Ministern Rivers Wilson und Blignières heißt es: Dieser Zwischenfall hat nihts an der Meinung, welhe wir uns über die Lage Egyptens gebildet haben, geändert. Wir be- wahren die Ueberzeugung, daß eine Rettung Egyptens nur in einer guten Verwaltung gefunden werden kann, und daß der

News“ vom

Stand der Krisis , in welher ih" Egypten gegenwärtig be «

findet, das Zusammenwirken der Fahmänner für die Finanzen und die e ai Arbeiten verlangt. Die Probe mit einer unter diejer Vedingung gebildeten Verwaltung ist gemacht worden , aber der Versuch wurde nicht ernstlih gemaht , da er abgebroßen wurde, als man ihn kaum begonnen hatte, und können wir daher das Urtheil , welches der Khedive hegt, nit als ein definitives annehmen. Wir werden in unseren Erwägungen durch kein anderes Gefühl geleitet, als den Wunsch, die Entwickelung und eine gute Bewirth- haftung der Hülfsquellen Egyptens zu begünstigen. Jn der Wohlfahrt Egyptens erblicken wir die einzigen Ga- rantien für die Fnteressen unserer Staatsangehörigen. Diese Ansicht ist den Regierungen Frankreihs und Englands gemein und hat bereits die Grundlage gebildet für das Ein- verständniß, welches zwischen den beiden Regierungen in Folge des Berliner Kongresses hergestellt worden is, dessen Ziele in den bereits früher mitgetheilten Depeschen vom 21. Juli und 7. August 1878 angezeigt worden sind. Ein Telegramm vom 14. Oktober 1878 an den französishen General-Konsul in Kairo enthält Mittheilungen über die Hauptpunkte des be- kannten Uebereinkommens zwischen Frankreich und England.

Bulgarien. Nustschuk, 5. Februar. (W. T. B.) Fürst Alerander von Bulgarien ist in der vergangenen Nacht hier eingetroffen und von der Bevölkerung sehr enthusiastis{ch empfangen worden. Heute fand eine Besichtigung der Truppen und sodann offizieller Empfang beim Fürsten statt. Die Abreise des Fürsten nah Bukarest ist auf morgen Nachmittag 2 Uhr festgejeßt.

Montenegro. Cettinje, 4. Februar. Der W. „Pr.“ meldet man von hier: Die Fürstliche Regierung hat sich freiwillig erboten, zur Unterdrückung des an der herzego- winish - montenegrinishen Grenze herrshenden Räub er- unwesens mitzuwirken und Banden, welche sich auf monte- negrinisches Gebiet flüchten sollten, dort zu verfolgen.

Amerika, Philadelphia, 5. Februar. (W. T. B.) Die republikanishe Konvention von Pennsyl? vanien hat ihre Delegirtéèn zuc National-Konvention dahin angewiesen, sich sür die Erneuerung der Kandidatur General Grants um den Präsidentenposten der Vereinigten Staaten auszusprehen. Die sonst von der republikanischen Konvention von Pennsylvanien angenommenen Resolutionen erklären \sich gegen jedwede Aenderung des gegenwärtigen O des Landes, protestiren gegen jeden Versuch, vermittelst des Abschlusses von Handelsverträgen einen neuen Zolltarif einzu- führen, und sprechen sih gegen das Prinzip des Freihandels und zu Gunsten der Zollpolitik aus, welche in den leßten 20 Jahren befolgt worden sei.

(Allg. Corr.) Wie den Londoner Blättern gemeldet wird, verurtheilt die amerikanische Presse ziemlich allge- mein, daß das Repräsentantenhaus Herrn Parnell gestattet hat, im Hause zu sprechen, da man in England diese Konzession wahrscheinli als eine Beleidigung ansehen werde. Ueberhaupt wird Herr Parneil scharf kritisirt. De „Me: York Herald“ versichert, daß, wenn man Parnell früher nicht getraut habe, er jeßt verurtheilt werde, und daß er allen Halt in den Sympathien der Amerikaner verloren habe.

Südamerika. Argentinien. Buenos - Ayres, 4. Februar. (W. T. B.) Die zur Erneuerung der Hälfte des Kongresses erforderlihen Wahlen sind zu Gunsten der vermittelnden Partei ausgefallen, welche die“ Kandidatur Tejedors um die Präsidentschast unterstüßt.

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des statistishen Bureaus der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Stan desämtern in der Woche vom 25. Januar bis inkl, 31. Januar cr. zur Anmeldung ge- kommen: 122 Eheschließungen, 857 Lebendgeborene, 53 Todtgeborene, 526 Sterbefäll e.

Uebersicht der Studirenden an den landwirth- shaftlichenAkademien imWinter-Semester 1879/80. Land- wirthshaftlihe Akademie in Proskau 24 Studirende aus den frühe- ren Semestern, 24 Neueingetretene, 3 Hospitanten, zusammen O13 landwirthschaftliche Akademie in Poppelsdorf 30 Studirende aus den früheren Semettern, 38 Neueingetretene, 4 Hospitanten, zusammen 72; landwirthschaftliches Lehrinstitut in Berlin 14 Studirende aus den früheren Semestern, 87 Neueingetretene, zusammen 101, im Ganzen 68 Studirende - aus den früheren Semestern, 149 Neuein- getretene, 7 Hospitanten = 224 Studirende. Davon sind aus der Provinz Ostpreußen 7, Westpreußen 16, Brandenburg 43, Pommern 11, Posen 12, Sthlesien 19, Sachsen 20, Schleswig-Holstein 2, Hannover 3, Westfalen 7, Hessen-Nafsau 5, Rheinprovinz 25, aus den Hohenzollernshen Landen —, zusammen aus Preußen 170, aus den üb igen deutshen Staaten 24, zusammen aus Deutschland 194 aus dem Auélande 30, zusammen wie oben 224 Studirende.

Von der Zeitschrift des Königlich bayerischen statistishen Bureaus, redigirt von dessca Borstand, Dr. Georg Mayr, erster Jahrgang 1879, ift das Doppelheft 1 und 2 (Januar bis Juni) erschienen. (München, Kommissioasverlag von Adolf Adermann, vormals E. A. Fleishmanns Buchhandlung.) Dasselbe enthält 1) die Statistik der bayerischen Kreis-JFrrenanstalten 1868—1875, von Dr. med, Carl Mayer, K. Rath. Nab derselben bestanden in Bayern Ende 1875 8 Kreis - Jrren- anstalten zu Erlangen (für Mittelfranken), Irsee (Sckwa- ben), Karthaus - Prüll (Oberpfalz), Werneck (Unterfranken), Klingenmünster (Pfalz), München (Obernbayern), Deggendorf (Nieder- bayern) und Bayreuth (Oberfranken), so daß sih jeder Regierungs- bezirk im Besitz ciner solchen Anstalt befand. Im Jahre 1876 ift noch cine zweite Anstalt für den Regierungsbezirk Schwaben zu Kaufbeuren hinzugetreten. In den vorgenannten 8 Anstalten wur- den im Durchschnitt der Jahre 1858—67 jährli 1353 SFrre ver- pflegt, im Durchschnitt der Jahre 1868—75 aber 2228 (1868 1820, 1875 2608), Das BVerbältniß der männlichen Irren zu den weiblichen ist ziemli Tonstant gebliebcn; es betrug in den Jahren 1858—67 695 : 658, 1868—75 1144 : 1084, Die erwähnte Ab- bandlung erörtert demnächst die Charakterisirung der Kranken nach dem Heilzwecke (von 1000 Irren waren 171 wahrscheinli beilbar 195 wahrscheinliÞ und 634 entschieden unheilbkar), die Familien-' verhältnisse der Jrren (auf 10 000 ledige Personen über 15 Jahre treffen 13,1 Jrre, auf 10 000 Verheirathete nur 4,9, guf 10000 Verwittwete 7,8), die Religionsverhältnisse, die Herkunft, die Stan- desverhältnisse der Irren (auf 1000 Jrre kamen 333 Handwerker,

Dienstboten und Tagelöhner, 177 Bauern, 83 Ge- lehrte und Beamte, 74 Handeltreibende u. - #. w.), das Lebenéalter der Irren (die meisten standen im Alter von 40—45 Iabren: 149 von 1000 Irren, von 35—40 Jahren 146,

39 Jahren 136, 25—30 Jahren 120, 50— 55 Jahren 116 u. 1, v),

Dauer des Irrsinns, dessen Erblichkeit (auf 1000 Irre direkt bei 165, indirekt bei 136 nachweisbar), Rückfälligkeit (bei 1000 172) und Formen, sowie die Heilergebnisse für die verschiedenen Krankheits- lormen, endlih die administrativen Verhältnisse der Anstalten.

Ferner bringt das Heft Beiträge zur Statistik der Civil- rechtspflege in ¡Bayern 1874 bis 1877, vom Affsessor Carl Reichel, und zwar Uebersiht der Geschäfteaufgabe auf Grund der Prozeßordânung vom 29. April 1869 bei den Königlichen Appellationsgerihten, bei den Handels- Appellationsgerichten, in Civilsachen bei den Königlichen Bezirks- gerihten, der Geshäftsaufgabe und deren Erledigung bei den Handels- geriten und der Geschäftsaufgabe in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten bei den Stadt- und Landgerichten 1875—77. Bei den Bezirks- gerihten kamen nah diesen Tabellen im Durhschniit 1874—75 nahe zu 4, 1876—77 über 4 Prozesse auf je 1000 Einwohner ; bei den Handels- gerihten 1874—75 3, 1876 über 3 und 1877 über 43 bei den Stadt- und Landgerichten (Einzelngerichten) 1875 28,3, 1876 31 1877 34; im Ganzen 1875 35,7, 1876 39,1, 1877 43 Prozesse auf je 1000 Ein- wohner. An Vergantungen kamen im Jahre 1874 9 1875 107, 1876 13, 1877 17,3 auf 100 000 Einwohner.

Der Tabaksbau, der in einem weiteren Aufsaß von dem Assessor Carl Reichel behandelt wird, umfaßte in dem Erntciahre 1871—72 4720,90 ha, 1872—73 5723,31, 1873—74 6451,45, 1874—75 4884,64, 1875—76 5202,94, 1876—77 4714,47, 1877—78 3696,71 hs, im Durchschnitt 5056,36 ha, wovoa auf den Haupt- Zollamtsbezirk Ludwigshafen 2544,71 ha fallen (50,3%). Der An- theil, welchen der bayerishe Tabaksbau an demjenigen des ganzen Reih3 hat, ist ziemlich unverändert auf 20,6 bis 21,8 % geblieben. Der Nettoertrag hat s\ich in Bayern auf 27 bis 33,8 Ctr. getrocknete Blätter pro Hektar geftellt, der Preis des Tabaks auf 19 bis 34,5 4 pro Centner, der Brutto- geldertrag der Tabaksernte auf 2818 240 "M4 (1875—76), bis 6 198 132 M (1871—72), Außerdem enthält das Heft die Nachweise über die Schrannenverkäufe und Viktualienpreise für die Monate Jas nuar bis März und April bis Juni 1879, ferner die Ergebnisse der Bodenbenuzung in Bayern im Sommer 1878, verglichen mit 1863, und die Ergebnisse der Ernte 1878.

Kunst, TBissenschaft und Literatur.

Im Verlage von Julius Springer erschienen : „Exercir - Reglement für die Berliner Feuerwehr; im dienstlichen Auftrage bearbeitet“, Die Schrift giebt eine klare und leicht verständliche Darstellung und Beschreibung des gesammten Cyhclvs der Uebungen, welce die Berliner Feuerwehr zu ihrer Ausbildung anstellt. Zur anschaulichen Erläuterung sowohl der Fahrzeuge und der Utensilien der Feuecwehr wie der zur Aus- bildung der Mannschaften vorgeschriebenen Uebungen sind dem Texte 62 Polzschnitt - Jllustrationen eingefügt. Der Juhalt des Buches ist in zwei Abschnitte gegliedert, von denen der erste A. die Fahrzeuge und Utensilien beschreibt, während der leßtere B. das Reglement für die Ausbildung der Mannschaften und für ihre Thätigkeit bei Feuersbrünsten umfaßt. In dem ersten Abschnitte wird in siebea Kapiteln eine tbetaillirte, instruktive Beschreibung der großen Handspriße, des Schlauhwagens, des Wasserwagens nebst der Râdertine, des Persoaenwagens, des Utensilienwagens, der Dampf- spriße nebst Schlauhwagens, sowie \{ließlich des Tenders gegeben. Abschnitt B. schildert in 10 Kapiteln (8—17) die Detailverrichtungen und folgende Exercitien; an einer unbespannten Sprite, zur Her- stellung einer Saugeleitung, an mehreren unbespannten Spriten, an einer bespannten Spritze, an einer bespannten Spritze auf Brand- stelle, mit den Hakenlecitern, mit dem Rettungêësack und der Rettungsleine, Erxercitium an dem unbespannten Wasserwagen, an dem bespannten Wasserwagen, weiter die Füllung des Wasserwagens aus dem Hydranten und {ließli das Exercitium an der Dampfspriße und dem Tender. Das leßte Kapitel beschreibt die verschiedenen Signale, welhe zur möglihst raschen und höôrbaren Verbreitung des Kommandos eingeführt siud. Der Signale mit der Signalpfeife sind drei Klassen eingeführt: Benachrichtigungssfignale für das Sprißenexercitium und die Brandstelle, ferner Autführungs- fignale für die Brandstelle und Signale fürdie Dampîfsprite. Außerdem schreibt ras Reglement noch zwei Hornsignale vor für : „Führer sammeln“ und „Ruhe“. Das füc die Zwecke der Feuerwehr wohl durhdahte und fördersame Reglement legt Zeugniß ab für die trefflibe Organisation des ebenso sorgfältigen wie segenêreichen Dienstes der Berliner Feuerwehr.

St. Petersburg, 3. Februar. Die | „St. Pet. Ztg." s{reibt: Der Akademie der Wissenschaften gehen nicht selten von verschiedenen Personen Schriften zur Begutachtung zu, welche die geometrische Theilung des Winkels in dret gleiche Theile, die geometrishe Verdoppelunz des Kubus, die genaue Quadratur des Kreises und das perpetuum mobile zum Gegenstand haben. Da von den Mathematikern anerkannt worden ist, daß diese Aufgaben ihrem Wesen nach unlösbar sind, so ist eine Prüfung darauf bezüglicher Abhandlungen vollkommen zwecklcs. Da andererseits die Zusendung der Schriften für die Verfasser mit Umständlichkeiten und Kosten verbunden ist, so bringt der ständige Sekretär der Akademie in iyrem Auftrag zur allgemeinen Kenntniß, daß die Akademie glei allen anderen gelehrten Instituten sh auf eine Begutachtung solcher Schriften nit einläßt und dieselben, falls sie ihr zugehen, unberück- sichtigt bleiben.

Land- und Forstwirthschaft.

Berlin, 6. Februar. Jn der gestrigen Sißung des Landes- Dekonomie-Kollegiums gelangte zunächst folgender, von dem Oekonomie-Rath von Laer (Münster) gesiellter Antrag zur Verhand- lung! „Das Landes-Dekonomic-Kollegium wolle den Herrn Minister ersuchen, seinen Einfluß dahin geltend zu machen, taß für die Anträge in Grundbuchsachene'ne möglichst rasche Erledigung gesichert werde.“ Nach der Diskussion beantragte der Geheime Regierungs- Rath Dry, Settegast (Proskau bei Oppeln): „Mit Rücksicht darauf, daß der Zwcck des Antrages von Laer durch die in Anwesenheit eines Kommissars des Justiz-Ministers erfolgte Diskussion und dadurch, daß die Verhandlungen des Kollegiums auch dem Justiz-Minister mitge- theilt werden, erreicht sein dürfte, beschließt das Kollegium, von einer eigentliden Beschlußfassung über den Antrag von Laer abzusehen.“ Zu Gunsten dieses Antrages zog Oekonomie-Nath von Laer seinen Antrag zurück, worauf der Antrag Settegast zur Annahme ge- langte. Der Geheime Regierungs-Rath Dr. Dünkelberg (Poppels- dorf bei Boun) stellte einen, die Wagnersche Futterbaumethode betreffenden Antrag, welcher abgelehnt wurde. General-Land- schafts-Ratz Richter (Königsberg i. Pr.) referirte hierauf über das Pferde- und Viehprämiirungswesen im preußi- sben Staate und beantragte: „Das Landes - Ockonomie- Kollegium erklärt: 1. Jn Uebereinstimmung mit dem Gutachten der sämmtiichen Bericht erstattenden Centralvereine, daß der bisherige allgemeine Modus der Präwiiruug von Pferden und Rindvieh mit staatlichen Geldprämien, nah dem vom Minister im Jahre 1875 er- lassenen Grundzügen si in den, bis jeßt teiollenen vier Jahren überall vollständig bewährt haben; 11, daß sich ein Bedürf- niß für eine allgemeine anderweitige Regelung des Prä- miirungswesens Überhaup1, namentlich aber für Einführung einer bescnderen t'aatlichen Prämiirung für Schafe nicht herausgestellt habe; III. daß bei der zweckmäßigen allgemeinen Fassung der Prämtirrungorundsätze, welche nur einige, überall obligatorische Normativbestimmungen aufstellen und im Uebrigen es ermöglichen, in weiteren Einzelheiten den provinziellen Eigenthümlichkeiten nah freier Bestimmung der betreffenden landwirthschaftlichen Centralvereine Rechnung zu tragen, es der freien Initiative der betreffenden Provinzial- vereine anheimgestellt bleiben muß, etwaige provinzielle Spezialwünsche in dieser Richtung durch selbständige Anträge beim Ministerium pu Auêtrage zu bringen.“ Der Oekonomie-Rath Korn (Breslau) eantragte, dieser Resolution noch hinzuzufügen : „Der Herr Minister wird dringead ersucht, die zur Hebung der Rinder- und Pferdezucht biélang gewährten Staatsbeihülfen, welche threm Zwecke in ersicht- liher Weise dienten, unter den bither festgehaltenen Bedingun- gen den resp. Central- und Hauptvereinen auch ferner zu-

hierselbst ist vor Kurzem

zuwenden“, Der Dekonomie-Rath Bokelmann (Kiel) beantragte:

„Das Kollegium ersubt den Minister, dahin zu wirken, daß bei der nächsten Viehzählung Pferde und Rindvieh in der Weise nah dem Alter rubrizict werden, daß die Thiere unter 3 Jahren und solche von 3 Jahren und darüber besonders aufgeführt werden“. Nah einer eingehenden Debatte gelangten alle drei Anträge zur Ännabme. Rittergutsbesißer Kennemann, Klenka bei Neustadt a./W,, stellte alédann eiven die „Statistik der Bodenbenußung“ betréffenden An- trag, welcher jedo, nahdem sich der Staats-Minister Ur. Lucius dagegen ausgesprochen hatte, abgelehnt wurde. Die Tagesordnung war nunmehr ers{höpft, und {loß demnach der Vorsißende, Wirk- liche Geheime Nath Schuhmann, mit einem dreifachen Hoh auf Se. Majestät den Kaiser und König die dietjährige Sitzungs- periode des Landes-Oekonomie-Kollegiums.

Gewerbe und Sandel.

In Shanghai und Umgegend ift, wie von dort beri ttet wird, zu Ende vorigen Jahres unter dem Nindvieh eine verheerende Seuche ausgebrochen, welcher zahlreiche Thiere {1 der Milch- wirthschaft eines dortigen Europäers allein 80 Stück erlegen sind.

Ma den mitgetheilten Krankheitsers{heinungen handelt es fich höchst wahrscheinli um die wirkliche Rinderpest.

Vom Berliner Pfandbrief-Institut sind bis Ende Januar 1880 920 500 M 49/vige, 43 864 800 A 43 °/ige und 9 145 500 A 9 ‘/oige, zusammen 53 539 809 A Pfandbriefe ausgegeben, wovon noch 520 500 N 4 °/gige, 42 734 409 4, 43 oige und 8 441 100 A 9 "/g:, zusammen 51 696 000 G Pfandbriefe verzinslih find. Es find zugesichert, aber noch nicht abgehoben 2 204 400 M, im Laufe des Monats Januar 1880 angemeldet 8 Grundstücke mit einem Feuerversicherungswerthe von 935 825

VBerklehbrs-Llnstalten.

“Southampton, 5. Februar. (W. T. B.) Der Dampfer des norddeutschen Lloyd „Donau“ ist hier U s o rE, e Mae E T. B.) Der Dampfer „Wngland" von der National-Dampfschiffs-Comvagni (C. Messingsche Linie) ist hier eingetroffen. O E

Berlin, den 6. Februar 1880.

U der am 28, Januar d, J. stattgehabten Versammlung des Vereins für deutsches Kunstgewerbe zu Berlin legte O Prüfer zunächst unter einigen erläuternden Worten die Neu- Un schaffungen der Bibliothek und die Geschenke an dieselbe vor. Von erfteren sei hier nur das neue Prachtwerk aus dem Verlage von Ernst Wasmuth, „der Goldshmuck der Renaissance“ von F. Luthmer, erwähnt. Der Vorstand hat die Kooption der Herren Meder, Max Schulz und Prümm als Ausschußmitglieder be- \{lofsen, und fand die Wahl derselben die allgemeine Zustimmung. Hr. Prümm sprach hierauf über eine mit Erfolg versuchte Ofen- konstrufktion, die die Vortheile des Kamins und Ofens vereinigt und zugleih ästhetishen Anforderungen Nechnung trägt. Er hat dieselbe bei einem antiken Dfen Nürnberger Ursprungs dur Beweglichmachen einer großen Mittelkachel, die sh in Charnieren dreht, durchgeführt und empfahl dieselbe der Aufmerksamkeit der Ofenfabrikanten. Hr. Direktor Krätke legte eine Anzahl Zeichnungen für VB-leuBtungso gegenstände in Bronzeguß, von der Fabrik C. Sp'nn u. Co. für das neue Theatergebäude in Frankfurt a. M. ausgeführt, vor. Seinen Erklärungen zufolge erhielten dieselben vor anderen mit ihnen fkonkurrirenden aus Wien und Paris den Vorzug. Die ersten Entwürfe dazu sind vom Architekten Giesenbero, die Ausfüh- rung von den Architekten Schüß und Schuppmann und Professor Raschdorf. Hr. Elster sprach hierauf über die venezianischen Glas - mosaiken und :illustrirte seine Ausführungen dur eine Anzahl im Saale aufgestellter Arbeiten dieser Kunstgattung der Firma Salviati u, Co. Nach einem Rückblick auf die Bestrebungen König Friedrih Wilhelms IV., dieselben in Deutschland heimis{ zu macew, ging er auf das Jnftitut Salviati's in Venedig über und gab eine ausführlihe Geschichte seines Entstehens und Auf- blüßens, unter Berücksichtigung der zeitlichen und örtlihen Bedin- gungen. Cbenso fand die technishe Seite des Kunstzweiges eine ein- gehende Darlegung. Im Anschluß an diesen Vortrag spra Hr. Baumeister Schäfer über die Wiederherstellung der alten Meosaiken im Aachener Dome nach ihrer geshichtlihen und künstlerischen Seite hin und nahm dabei Gelegenheit, den vom Vorrèoner gegebenen Nachrichten über die neuen zur Restauration des Domes bestimmten Mosaikarbeiten noc einige Daten hiyzuzufügen.

Das für den öffentlichen Verkehr bestimmte gelbe Büchelchen „Berlin imPortemonnaie“ hat auch in das eben ausgegebene Februar heft die nothwendigen Aenderungen aufgenommen, so daß dieser kleine Nathgeber stets möglichst zuverlässig bleibt. Preis mit Plan der Pferdebahnlinien 25 . Verlag von H. Dolfuß (früher con E. Staude) Gneisenaustr. 102.

(N. Zür. Ztg.) Im Berner Oberland herrs{t überall eine grausige Kälte. So liest man im ,„Thuner Anzeiger“: Der Todtengräber in Frutigen kommt in sehr große Verlegenheit, bei der gegenwärtig großen Sterblichkeit die Lcihen in die Erde zit bringen. Frutigen besißt bekanntlih keine Todtenhalle, um die Leichen auf einige Zeit aufbewahren zu können. Der Boden ist vier Fuß tief eisenhart gefroren. Die Gräber müssen wie die Felsen mit Pulver gesprengt werden. Tag und Naht müssen zwei Mann nur an einem Grab arbeiten, um dasselbe fertig zu bringen, damit die Leiche nicht unbegraben auf dem Kirchhofe liegen bleibt. In Bun- derbah macht der Sigrist auf der Grabstelle, wo er graben will, zuerst ein großes Feuer, um den Boden auffrieren zu maten. Jett haben wir fast alle Morgen —15 bis 16 Grad R.

Aus Bellinzona meldet man als außerordentliches Ereigniß, daß die Hälfte des Luganosees zwishen Morcote und Brusino 4 mm stark zugefroren ist, während die andere Hälfte mit zahllosen kleinen todten Mücken bedeckt ist.

New-York, 24. Januar. Die „N.-Y. Hdls.-Ztg.*“ berichtet : Auf dem Ende der vergangenen Woche von Liverpool hier ein- etroffeuen Dampfer „Greece“, von der „National Line“, ereignete ih kurz nah der Landung desselben an dem in Hoboken belegenen Dok der genannten Gesellschast im Laderaum eine Erplosion, durch die zwei Personen sofort getödtet und verschiedene Andere mehr oder minder {wer verleßt wurden. Wie von Sachverständigen be- hauptet wird, hatte sich aus den im Laderaum liegendèn, fest ver- packten Kohlen eine Art Gas entwickelt, wie solches in den Berg- werken als „s{lagendes Wetter“ bekannt ist und {on so ¿ug Un- heil angerichtet hat. Die Explosion wurde wahrscheinli dadur hervorgerufen, au sich Einer von der Mannschaft mit brennender Laterne in den Laderaum begab.

Unser zoologischer Garten hat während der leßt:.n Wochen einen erfreulichen Zuwachs an jungen Thieren erhalten. Zu den 2 Königstigerinnen und den 4 Silberlöwen haben si kürzli auch 2 Bären (Ursns arctos) gesellt.