1880 / 46 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 23 Feb 1880 18:00:01 GMT) scan diff

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hebung des gegenwärtigen Entwurfs an die Staatsregierung das Ansuchen zu stellen, dem Landtag bei dessen nächstem Wiederzusammentritt einen anderweitigen Geseßentwurf vorzu- legen. Die Le begründeten die Nothwendigkeit der Ablehnung der Vorlage mit der Schädigung, welche durch das in derselben vorgeschriebene Maischraum- system für die Landwirthschast und die kleinen Bren- nereien herbeigeführt würde. Der Staats-Minister von Riedel erflärte eine Ablehnung des Entwurfs für gleihbedeutend mit der Nichtbilancirung des Budgets und einer Erhöhung der direkten Steuern. Auch der Minister des Jnnern, von Pfeufer, bekämpfte den Antrag; derselbe wurde denn au mit allen gegen 12 Stimmen abgelehnt und sodann in die Spezialberathung eingetreten. Hierbei wurden nur zwei unwesentlihe Abänderungen beschlossen, im Uebrigen aber der Vorlage nach den Beschlüssen der Abgeordnetenkammer bei- getreten und demnächst der ganze Entwurf mit allen gegen 12 Stimmen angenommen. i :

Die Abgeordnetenkammer ertheilte den weiteren Rechnungsnachweisungen pro 1880 die Anerkennung.

Die „Allg, Ztg.“ \{reibt: Unter den Gegenständen, welche bei der heute Abend zu erwartenden Vertagung des Landtags, der diesmal seit dem 29. September v. J. ver- sammelt war, in der Abgeordnetenkammer unerledigt bleiben, befindet sich auch der Entwurf eines Disziplinargesezes für die rihterlihen Beamten. Es ist jedoch die Anfangs nur zu lange verzögerte Berathung dieses Geseßentwurfs in dem hier- für gewählten besonderen Ausschuß in den leßten Tagen zum Abschlusse gelangt, so daß sich die Kammer nah ihrem Wieder- zusammentritte sofort mit demselben wird beschäftigen können. Die Wiederberufung des Landtags wird niht vor Anfangs Juli zu erwarten sein, da der Etat für die Armee pro 1880/81 jedenfalls nicht früher zur Vorlage wird gelangen können; die Einberufung der Kammerausschüsse zur Berathung der vier Geseßentwürfe über die direkten Steuern ist für Ende Mai in Auss\iht genommen. Die meisten unserer Landtags- abgeordneten, welche Mitglieder des Reichstags sind, werden morgen nah Berlin abreisen. : |

Heute Abend hielten beide Kammern wieder Sißungen. Die Abgeordnetenkammer stimmte beiden Modifikationen bei, mit welhen die Kammer der Reichsräthe den Geseßentwurf, den Branntweinaufshlag betreffend, angenommen hat. Bei der Abstimmung über den ganzen Gesehentwurf wurde Der- selbe mit 116 gegen 16 Stimmen angenommen. Die defini- tive Abstimmung über ‘den Entwurf des Mnanigelebe ergab dessen einstimmige Annahme. Zur gleihen Zeit hat die Kammer der Reichsräthe beide Geseßentwürfe bezüglich der Kredite für außerordentliche Bedürfnisse der Armee berathen und denselben in Uebereinstimmung mit der Kammer der Ab- geordneten beigestimmt. Ebenso wurde der Entwurf des Finanzgeseßes in beiden Kammern genehmigt und dann die

önigliche Botschaft verkündet, welhe den Landtag bis auf Weiteres vertagt. Die Kammern {lossen ihre Sigzungen mit einem dreimaligen Hoh auf Se. Majestät den König.

Württemberg. Stuttgart, 20. Februar. Se. Kaiser- liche Hoheit der Großfürst Nikolaus von Rußland, Bruder ZJhrer Majestät der Königin, ist mit Gefolge zum Besuche Jhrer Majestäten heute hier eingetroffen.

Hessen. Darmjtadt, 22. Februar. (W. T. B.) Die „Neuen Hessishen Volksblätter“ find ermächtigt, cinen Brief des Prinzen Alexander von Hessen aus St. Petersburg vom 18. d. M. an seine Gemahlin aus- zugsweise zu veröffentlihen. Nach demselben wurde der Prinz am Bahnhofe von allen Söhnen des Kaisers Alexander und von dem Fürsten von Bulgarien empfangen und nah dem Winterpalais geleitet. Der Prinz fährt dann fort: Auf der Treppe des Palais erwartete mich der Kaiser. Wir begaben uns durch einen großen Korridor nah seinen Appartements, als E eine furchtbare Detonation erfolgte. Der Boden hob sich wie durch ein Erdbeben ; alle Gasflammen ‘im Korridor erloshen und es umgab uns vollsiändige Finsterniß. Wir nahmen einen entseßlichen Staub und den Geruch von Pulver oder Dynamit wahr. Man rief uns zu’, daß der Kronleuchter in dem Salon, wo die Tafel für das Familiendiner gedeckt war, herabgestürzt sei. Zch eilte mit dem Großfürsten-Thronfolger und dem Groß- fürsten Wladimir dorthin, während Graf Adlerberg in der Ungewißheit , was noch folgen könnte , da man an eine Gas- explosion dachte, den Kaiser zurüchielt. Jm Speisesaal an- gelangt, fanden wir alle Fensterscheiben zerbrochen, die Wände stark beschädigt. Ein erstickender Pulvergeruch machte sich be- merkbar. Es war kein Zweifel mehr, daß unter dem Salon eine Mine gesprungen war. Wegen meiner Ankunft war die Zeit für das Diner um eine halbe Stunde hinausgeschoben worden und so kam es, daß die Kaiserliche Familie noch nicht im Speisesaale versammelt war.

Anhalt. Dessau, 19. Februar. (Magdb. Ztg.) Der Haupt-Finanzetat für das Jahr 1880—1881 {ließt in der Einnahme mit 8405 000 4 ab, welche sih aus folgenden Titeln zusammenseßt: 326839 # 87 Z aus den Ueber- shüssen des Jahres 1878—1879, 2803 206 4 17 § Domi- nialverwaltung, 1 098 441 / 50 S Steuerverwaltung, wor- unter 200 000 Antheil an den Reichssteuern, 3 169 900 4 von Bergwerken, 1 004172 # 94 4 Z Sporteln und Neben- einnahmen der einzelnen Behörden, 2439 /6 52 F Jnsgemein. Die Ausgabe beträgt 30 000 A weniger als die Einnahme, nämlich 8 375 000 6 und zerfällt in folgende Unterabthei- lungen: 539496 # 25 Z allgemeine Staatsverwaltung, 302 000 6 Staatss{huldenverwaltung, 649 470 Justizver- waltung, 20772838 #4 2 Z Verwaltung des Jnnern, 2 225 968 M6 76 S Finanzverwaltung, 9250 /4 Auseinander- sebungsbehörden, 149 323 4 35 -Z Kultus, 28760 M 96 - Renten, 492485 # 43 -Z Pensionen, 1890 667 M 68 Bauwesen, 1913 # 37 -Z insgemein, 8426 # 18 Z Ge- neraldispositionsfonds zu Gehaltszulagen. Außerdem werden für das Reih erhoben und an die Reichskasse abgeführt : 100 000 Zölle, 6 300 000 /4 Rübenzuckersteuer, 1 050 000 Branntweinsteuer, 150 300 #( Braumalzsteuer, 18 000 M Tabakssteuer, 5700 4 Salzsteuer, zusammen also 7 624 000 M Im vorigen Jahre beliefen \i{ ‘die Einnahmen für das Reich auf 7290 000 M, es ist mithin eine Vermehrung um 334 000 F eingetreten, Die größte Vermehrung weist die Einnahme an Rübenzuckersteuer nah, denn sie beträgt 300 000 M, und auch die Tabakssteuer hat sih von 5050 M auf 18 000 M gesteigert.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 21. Beo ruar. (W. T. B.) Die „Polit. Corresp.“ veröffentlicht den Wortlaut der iden- tishen Note, mit welcher die Regierungen von Deuts\ch- land, Frankreih und England die Anerkennung Rumäniens in Bukarest notifizirten. Die Note besagt: Die Regierungen vermöhten die getroffenen konstitutionellen Bestin:mungen betreffs der in Rumänien s Per- sonen nihthristliher Riten nicht als den Anschauungen der Signatarmächte des Berliner Vertrags gänzlich entsprechend anzuerkennen, sie S indeß, im Vertrauen auf den kund- gegebenen Willen der Fürstlihen Regierung, sih bei Anwen- dung dieser Bestimmungen immer mehr dem liberalen Ge- danken der Mächte zu nähern, und um der rumänischen Na- tion einen Beweis ires freundschaftlichen Gesinnung zu geben, beschlossen, “die Unabhängigkeit Rumäniens ohne weiteren Verzug anzuerkennen und mit der Fürstlihen Regierung in regelmäßige diplomatische Beziehungen zu treten.

Weiter meldet derselbe Korrespondent aus Bukarest: Der österreichish-ungarishe Gesandte, Graf Hoyos-Sprin- zenstein, überreichte gestern dem Minister der Auswärtigen An- gelegenheiten, Boerescu, eine Note, in welcher das Vertrauen der österreichish-ungarishen Regierung ausgedrückt wird, daß die rumänische Regierung die neuen Verfassungsbestimmungen bezüglich der Juden gemäß den von ihr den europäischen Kabineten gegebenen formellen Versicherungen vollziehen werde.

22. Februar. Der Eisenbahnaus\chUuß des Ab- geordnetenhauses hat mit 19 gegen 4 Stimmen die An- träge des Subcomités betreffs der Arlbergbahn als Grund- lage für die Spezialdebatte angenommen.

Agram, 20. Februar. Der „Obzor“ meldet aus „authentisher Quelle“: Banus Mazsuranics hat am 18. Februar dem Minister-Präsidenten Tisza seine De- misstión übersendet.

Großbritannien und ÎJrland. London, 21. Februar. (Allg. Corr.) Das neue Armeebudget giebt die für das Finanzjahr 1880/81 erforderlihe Totalsumme auf 15 541 300 Pfd. Sterl. an, d. i. 104400 Pfd. Sterl. weniger als im vorhergehenden Jahre. Die Effektivstärke der regulären eng- lishen Armee stellt sich am 1. Januar d. J. auf 124165 Mann aller Waffengattungen. Die Armee-Reserve 1. Klasse zählt 16 651 Mann, die Armee-Reserve 2. Klasse 22 021 Mann, die Miliz 113 484 Mann, die berittene Landmiliz (Yeomanry ) 10 508 Mann, und die Stärke der Freiwilligen umfaßte am 1. November 1879 206 265 Mann, d. i. im Ganzen 493094 Mann. Rechnet man die in Jndien statio- nirte reguläre Streitkraft in Höhe von 67 639 Mann hinzu, so beträgt die Gesammt:-Effektivstärke der englishen Armee 560 733 Mann.

23. Februar. (W. T. B.) Der „Times“ wird aus Kabul von gestern gemeldet: General Roberts shickte Mustafi Habib Ullab, früheren Finanz-Minister unter Schir Ali, mit Schriften nach Ghuzni, welche besagen, daß die englische Regierung unter gewissen Beschränkungen ge- neigt sei, als Herrsher der Afghanen einen Sirdar anzuerkennen, über welchen die versammelten Volksvertreter sih zu einigen Meni Gleichzeitig forderte der General die Führer der Aufständischen auf, zur Besprehung dieser An- gelegenheit in Kabul zusammenzutreten.

Frankreich. Paris / 21. Fehruar. (W. T. B.) Der Ministerrath. hat sih heut&mit d®* Angelegenheit des ve'r- hafteten russishen Untekhe{ en Hartmann be- \chäftigt, aber noch keine Entscheidung darüber getroffen. Von Seiten des russishen Botschafters, Fürsten Orlow, ist die Mit- theilung aller die Auslieferung des Hartmann begründenden Schriftstücke zugesagt worden.

Die Deputirtenkammer seßte die Zolltarifdebatte fort. Der Deputirte Rouher vertheidigte das Kaiserreih gegen den Vorwurf, die Verträge vom Jahre 1860 übereilt ab- geschlossen zu haben, und erklärte, daß dieselben lange und reiflih berathen worden seien. Sodann kritisirte der Redner die einzelnen von der Kommission beantragten Tarifsäße, welche er als zu hoh bezeichnete. Die Befürchtungen wegen der Konkurrenz des Auslandes halte er für übertrieben. Schließlih wies der Redner auf die Zunahme der Gesammt- E Frankreihs unter dem Regime des Handels8vertra- ges hin.

Türkei. Konstantinopel, 21. Februar. (W. T. B.) Der Oberst Syn ge, welcher Mitte Januar von dem eng- lischen Botschafter Laya rd abgesandt war, um Hülfsmittel an die rumelishen Flüchtlinge zu vertheilen, ist mit sciner Gattin unweit Salonichi von griehishen Räubern gefangen genommen worden, welche ein beträchtlihes Löse- geld verlangen. Der Oberst hat den Konsul Blunt in Salonichi ersucht, die Absendung von Truppen zu verhindern, da andernfalls fein Leben bedroht sei. Der englische Bot- schafter Layard hat die schleunige Entsendung eines Kanonen- bootes nah Salonichi angeordnet.

28. Februar. (W. T. B.) Mittelst eines Kaiser- lihen Jrade ist die von den türkishen Kommissären vorzu- \{hlagende definitive türkish-griehische Grenzlinie janktionirt worden. Der Minister des Auswärtigen, Sawas Pascha, hatte in Erwartung des Jrade den griechischen Kommissär Braila ersucht, seine Abreise zu verschieben ; leßterer erklärte indessen, daß dringende Familienangelegenheiten einen its h ags nicht gestatteten, daß er jedoch demnächst zurückehren werde.

Montenegro. Wie der „Agence Havas“ aus Konstan ti- nopel,’ 17. Februar gemeldet wurde, {lug Graf Corti vor, Montenegro als Südgrenze eine Linie zuzugestehen, die von Golpie und Kastrati ausgehend, dem Gebirgszuge bis zum Visitor folgen, dann dem Laufe des Lim entlang nord- westlih die vom Berliner Kongresse gezogene Grenzlinie er- reichen soll. Montenegro verlangt noch den Bezirk Merkovica am adriatishen Meere. Die Pforte will die Ebene, die sich von Podgorißa an den Scutari-See hinzieht, nicht ab- treten, weil auf derselben drei Scheer Punkte liegen, welche von den Montenegrinern zur Beherrschung des türkishen Ge- bietes befestigt werden könnten.

Nuߧland und Polen. St. Petersburg, 23. Februar. (W. T. B.) Dem „Regierungsboten“ zufolge hat die bezüglich der Explosion im Winterpalais begonnene Unterjuhung als gewissermaßen positiv ergeben, daß dieses Verbrechen dur eine Person begangen wurde, welche für einen Arbeiter galt. Es ist Grund vorhanden, einen Zusammenhang zwischen dieser Person und einigen bereits vor der Explofio

n verhafteten FFndividuen zu vermuthen.

7 Asien. China. eking, 19. -Dezember. Nach- dem es der cinesishen Regierung endlich gelungen ist, den vom General Li-yang-1\'’ai angestisteten Aufstand u erstiden und der Person des Führers der Rebellen hab- haft zu werden, ist derselbe nun zum Tode verurtheilt wor- den, Das darauf bezügliche Kaiserliche Edikt, welches in der handschriftlihen „Peking-Zeitung“ vom 18. Dezember d. J. veröffentlicht worden is}, lautet in der Ueberseßung :

è%® „Ein Kaiserliches Edikt in Betreff der von Chang-shu-shêng be- rihteten Gefangennehmung des Kaiserlichen Insurrektionsaustifters Li-yang-ts’ai ist bereits früher bekannt gemacht worden.

Wie der genannte Gouverneur nun jeßt ferner berichtet, ist Li-yang-ts’ai von dem General Fîng-tsze-t\’ai verhört und nach der Provinzial-Hauptftadt geschafft worden. :

4 Der Gouverneur bittet daher um weitere Allerhöchste Instruk- onen.

Der Insurrektionsanstifter Li-yang-ts’ai hat sein aufrührerisches Unternehmen zu einer Zeit angestiftet, wo er selbst ein Offizier der Kaiserlihen Armee war. Er hat mit der Schaar seiner Anhänger die Reichsgrenze überschritten und is verheerend in Annamitisches Gebiet eingebrochen. Dort hat er feste Positionen beseßt und der Kaiserlihen Armee bewaffneten Widerstand geleistet. Sein Ver- brechen ift in der That groß, und er hat die äußerste Strafe des Gesetzes verwirkt. ; L

Da seine Gefargennehmung gelungen ist, foll er demgemäß in der Hauptstadt der Provinz Kuangsi hingerichtet und sein vom Rumpfe getrennter Kopf, zur Warnung und zum abshreckenden Bei- spiel nach Annam geshickt und auf einer Bambusf\tange vor allem Volke umhergetragen werden.“

Nr. 8 des „Central - Blatts für das DeutswGe Rei ch“, herausgegeben im Reichsamt des Innern, hät folgenden Jn- halt: Allgemeine Verwaltungésachen: Ausweisung von Ausländern aus dem Neichsgebiete. Finanzwesen : Ia der Cinnahme an Wechselstempelsteuer in den Monaten April 1879 bis Ende Januar 1880, Nachweisung der Einnahmen an Zöllen und gemeinsPait- lihen Verbrauchsfteuern für die Zeit vom 1. Ayril 1879 bis Ende Januar 1880. Konsulatwesen : Ernennung. Exequaturerthei- lungen. Statistik: Bundesrathsbeschluß, betreffend Fortfall der \. g. Geschäftsstatistik der Zollstellen. Desgl., betreffend Bestim- mungen bezüglich der Nachweisung des Waarenverkehrs zur See über die Haupthäfen des deutschen Zollgebiets.

Statistische Nachrichten.

Gemäß den WVeröffentlihung:n des Kaiserlichen Gesund- heitsamts sind in der 7. Jahreswoche von {e 1000 %e- wohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben emeldet: in Berlin 28,5, in Breslau 29,6, in Königsberg 26,9, in

öln 29,7, in Frankfurt a. M. 22,8, in Hannover 19,4, in Cassel 240, in Magdeburg 33,0, in Stettin 182, in Altona 28,1, in Straß- burg 29,7, in München 38,7, in Nürnberg 26,3, in Augsburg 398, in Dresden 22,2, in Leipzig 27,6, in Stuttgart 26,4, in DutontSäie 28,8, in Karlsruhe 18,7, in Hamburg 27,9, in Wien 28,8, in Buda- pest 33,8, in Prag 35,4, in Triest 40,6, in Basel 36,7, in Brüssel 29,8, in Paris 37,8, in Amsterdam 322, in Kopenhagen 23,3, in Stocktholm 26,5, in Christiania 16,1, in St. Petersburg ?, in Warschau 29,8, in Odessa. —, in Bukarest —, in Rom 51,8, in Turin —, in Athen —, in Lissabon 33,9, in London 35,5, in Glasgow 22,8, in Liverpool 29,9, in Dublin 45,1, in Edinburgh 19,0, in Alexandria (Gaypten) —, Ferner aus früheren Wochen: in New- York 21,7, in Philadelphia 15,2, in St. Louis 10,6, in Chicago 15,8, in St. Franzisko 12,6, in Calcutta 34,7, in Bombay 35,0, in Madras 34,6.

Während des größten Theils der Berichtswoche herrschten an den deutschen Beobachtungsöstationen östlihe und südöftlihe, in Karls- ruhe nordöftlihe Luftströmungen, Am 12. drehte si{ch der Wind nach Süd und Südwest, am Schluß der Woche an den östlichen Stationen und in Berlin bis nach Nordwest, während in Mittel- und Norddeutschland Süd- und Südost, in Süddeutschland Ostwind vorwiegend wurde. Die Temperatur der Luft war in den ersten Tagen besonders in Süddeutschland noch eine sehr niedrige, sie nahm aber im Laufe der Woche allgemein zu, so daß sie in den leßten Tagen der Woche dem Durchschnittêmittel entsprah. Niedersläge, zum Theil in Schneeform, waren niht selten. Der Anfangs niedrige Luftdruck ftieg von Mitte der Woche an langsam.

Während si die Sterblichkeitsverhältnisse der meisten größeren Mittel- und nordeuropäishen Städte in der Berihtswoche ungünstiger gestalteten, wurden fie in den westeuropäishen Städten ein wenig besser. Die allgemeine Sterblichkeitsverhältnißzahl für die deutschen Städte stieg auf 27,5 (auf 1000 Bewohner und aufs Jahr berech- net). Der Antheil des Säuglingsalters an der Gesammtsterblichkeit war nur unwesentlih verändert. Von 10 000 Lebenden starben aufs Jahr berechnet 83 Kinder unter 1 Jahr (in Berlin 87 gegen 75).

Unter den Todesursahea gewannen von den Infektionskrank- heiten Scharlawfieber und Unterleibstyphen größere Ausdehnung, Masern, Diphterie und Darmkatarrhe der Kinder wurden etwas seltener, Podten zeigten in den außerdeutshen Städten wenig Ver- änderung, Masern haben meist nachgelassen, nur in Amsterdam forderten sie noch viele Opfer, auch in Breslau und Berlin zeigten sie sich häufiger. Das Sgharlachfieber herrscht außer in München in vielen größeren Städten des Niederrheins. Todesfälle an Diphtherie haben im Allgemeinen etwas abgenommen, während sie in den rheinishen Städten, in Danzig, Bremen seltener wurden, kamea sie in Berlin, München, Königsberg, Hamburg, Wien u. a. in größerer Ausdehnung vor. Todes- fälle an typhösen Fiebern zeigten sich "in Königsberg, Aachen, Dortmund häufiger, in München nahm die Zahl derselben ab, in Paris betrug die Zahl der dadurch bedingten Todesfälle 102, Todes- fâlle an Rükfallsfieber wurdea aus Cassel, Berlin, Hannover und Braunschweig je 1, ferner aus“ Danzig 1, aus London 3 Todesfälle an Flecktyphus gemeldet, Darmfkatarrhe der Kinder ließen in Mün- chen und Hamburg, der Keuchhusten in Frankfurt a./M. und- Bre- men nach. Auch in London ist eine Abnahme ersichtlich, doch betrug die Zahl der Todesfälle noch immer 197. Die Pocken zeigten im Allgemeinen keinen wesentlichen Nachlaß; in Wien, Pest, Prag, Triest, Krakau, London ‘ist die Zahl ‘der dur sie bedingten Todes- fälle wenig gegen die Vorwoche geändert. In Paris erlagen den Blattern 70 Personen. Aus Königshütte wird 1 Pockentodesfall

gemeldet, Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Der Monatsbericht der Königlih Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin für November 1879 (Berlin, 1880. In Kommission in Ferd. Dümrmlers Verlags- buhandlung, Harrwiß und Goßmann) hat folgenden Inhalt: Prings- heim, über das Hypochlorin und die Bedingungen seiner Entstehung in der Pflanze. Ketteler, Theorie der absorbirenden anifotropen Mittel. Golds{chmidt, pâikka. Peters, über die Eintheilung der Câcilien und insbesondere über die Gattungen Rhinatrema und Gym- nopis. Glüdwunschadresse zur Feier des 50 jährigen Doktor- Jubiläums des Hrn. Hermann Burmeister in Buenos Aires. Ein- gegangene Bücher.

Der interessante Vortrag, welchen Hr. Professor Alexáänder Conze über die pergamenitshen Alterthümer in der Sißung der Königlichèn- Akädemie der Wissenschaften am 29. Januar 1880 ge- halten hat, ift jeßt unter dem Titel , Pergamon im Kommissions- verlage der Ferd. Dümmlerschen Verlagshandlung in sauberer Aus- stattung erschienen.

__— In der Helwingschen Verlagsbuhhandlung zu Hannover be- ginnt demnächst zu erscheinen ein „Magazin für das deuts ch e

Recht der Gegenwart“, unter Mitwirkung von Dr. von Bar, Profesor der Rechte an der Universität Göttingen, Erythropel, Reht8anwalt beim Reichsgerite in Leipzig, Dr. Franke, Appella- tionsgerihts-Präsidenten a. D. in Celle, Oppenhoff, erstem Staatsanwalt bei dem Landgericht in Aachen, Geh. Ober- Justiz-Rath Dr. Struckmann, Landgerichts - Präsidenten in Hildesheim, Thomsen, Landgerichts-Rath in Hannover, herausgegeben vom Ober-Landesgerichts-Rath Meischeider in Celle. Das Magazin ift für das deutsche Civil- und Strafrecht bestimmt. Es foll sih auf das in den Reich8geseßen enthaltene formelle Recht erstrecken, Straf- recht und die übrigen Rectsdisziplinen jedoch eben so wenig wie Par- tifularrecht grundsäßlich ausges{lossen sein. Dieses „Magazin“ ift übrigens zugleich eine Fortseßung der bisher erschienenen „Zeit - \chrift für hannoverishes Recht“.

„Didckens und Daudet in deutscher Ucberseßzung von L. Weizmann“. Berlin 1880. Verlag von H. S. Hermann. Preis 1 # Der Verfasser geht von der Ansicht aus, es sei zur Beseitigung des auf dem Gebiete der deutschen Uebersetzung herr- senden Nothstandes vor allen Dingen erforderlich, daß die Mehr- zahl der Gebildeten erkenne, wie \{lecht die meisten UVebersezungen in der That sind, Um zu diefer Erkenntniß beizutragen, bespricht er die deutschen Ausgaben einiger Werke von Dickens und Daudet und führt aus denselben zahlreihe Beispiele an, die allerdings eine große Unkenntniß der Uebersezer bekunden.

; Gewerbe und Handel.

„Nürnberg, 21. Februar. (Hopfenmarkiberict von Leopold Held, Hopfen-Kommissionsgeshäft.) Seit Beginn dieser Woche hat das Hopfenges ch äft wieder ruhigeren Charakter gewonnen, "weil geringe Hopfen nur in ganz geringen Quantitäten verfügbar sind. Da nun die Exporteure wegen der Preislage am englisben Markt nit mehr als böstens 90 anlegen können, bessere Waare aber um diesen Preis nicht erhältlich ift, so sehen sie si außer Stande, größere Transaktionen vorzunehmen. Die Lager sind mit besserer

Waare gut E: Die Kundschaftshändler entnehmen nur kleine

Posten dem Markte. Die Eigner geben zu dem jeweiligen Tages- preise gerne ab. Der dieswöchentlihe Umsaß beläuft fih auf ca. 500 Ballen. Die Notirungen lauten: Marktwaare gering 65—80 AÆ, mittel 100—110 Æ, prima 120—130 (A; Gebirgshopfen 120—130 4; Hallertauer Siegelgut (Wolnzach, Au) secunda 130—140 4, prima 160—180 M; Hallertauer gering 80—100 M, mittel 110—130 M, prima 140—150 4A; Spalter Land, leichtere Lagen, 140—160 ; Aisch- und Zenngründer gering 65—80 , mittel 100—110 M, prima 120—130 Æ#; Württemberger gering 70—90 M, mittel 100—120 Æ, prima 130—140 Æ; Badisher gering 70—90 4, mittel 100—120 Æ, prima 130—140 M; Polnischer gering 70—90 M, mittel 100—120 4, prima 135—150 Æ; Altmärker 59—70 M; Elsäfser gering 65—90 M, mittel 100—120 4, prima 120—130 M ; Dber-Desterreiher 60—70 4; Lothringer 60—70 4; 78er 20—30 MÆ; T7er 10—15

Glasgow, 21. Februar. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 444 800 t gegen 213 700 t im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb befindlichen Hochöfen 111 gegen 88 im vorigen Jahre.

Berlin, 23. Febr1:ar 1880.

Der 12. Nautische Kongreß hat heute im Restaurant Beyer unter Vorsiß des Kommerzien Raths Gibsone - Danzig seinen Anfang genen, Anwesend find 21 Delegirte, die 16 Vereine mit

2 Stimmen vertreten. Nicht vertreten sind 4 Vereine. Nach dem Jahresbericht ¿ählt das abgelaufene Jahr zu den unlohnendsten, welche die Rhederei aufzuweisen hat. Wenige Glücksfälle ausge- nommen, dürften wohl nur neben manchem großen eisernen Segler einige Dampfer, die in regelmäßigen Linien beschäftigt sind, einiger- maßen lohnende Ergebnisse geliefert haben. Die Mehrzahl der Rheder wird zufrieden sein müssen, wenn es ihnen gelungen ist, die Ver- sicherung8prämie zu decken. Leider ist das verflossene Jahr nun schon das siebente s{lechte, und immer noch is eine Besserung nicht zu erwarten, besonders für Segelschiffe, die fih der überhandnehmenden Konkurrenz der Dampfer nicht erwehren können. Die Verhand- lungen selbst haben ein wesentlich techuis{ches Interesse.

Der Verein „Frauenheim“ hielt am Sonntag Vormittag unter Vorsitz des Justiz-«Raths Brengel seine 5. Jahresversammlung ab. Der Verein, dem im verflossenen Jahre die Rechte einer juristishen Person zu Theil geworden find, gewährt zur Zeit 14 allein stehenden Frauen eine dauernde, threr gesellschaftlichen Stel- lung entsprehende Wohnstätte mit allen zur Wahrung der Sittlich- leit und des häuslichen Behagens wünschenêwerthen Einrichtungen gegen miethweise Erstattung der Kosten. Die Einnahmen beliefen sich auf 2054, die Ausgaben auf 2065 #4. Das Vermögen beträgt zur Zeit 16 921 M

Der Berliner Kinderschußverein hiclt am vergangenen Sounabend Abend im Bürgersaale des Rathhauses seine Jahresver- sammlung ab. Dem erstatteten Geschäftsberichte zufolge zählt der Verein gegeuwärtig 935 Mitglieder. Der Obhut des Vereins waren im Jahre 1879 102 unehelide und 48 eheliche Kinder anvertraut, von denen 24 starben. Die Sterblichkeit der Bereinspfleglinge hat sich gegen die Vorjahre, ganz besonders in Folge der jeßt etwas weniger verdorbenen Milch in Berlin, verringert. Die Einnahmen des verflossenen Jahres betrugen 77 126 6 29 S, die Ausgaben 20 518 4 50 H, darunter 15 010 M4 35 S für Pflegegelder. Der eiserne Fonds des Vereins beläuft \sich auf 43000 M, der Dispositionsfonds auf 1940 e und der Kassenbaarbestand auf 1667 M4 76 . Der eiserne Fonds der zum Verein gehörenden Victor - Neumann- Stiftung beziffert sih auf 150 000 A Eine sehr lange und leb- hafte Debatk¿ veranlaßte eine Seitens des Polizei-Präsidii an den Vereinsvorstaid gelangte Bitte: über die von der Polizei in Pflege gegebenen fogezannten Haltekinder die Aufsiht zu übernehmen. Es wurde der Bischluß gefaßt: eine ad hoc aus Damen und Herren zu wähblende Komnission, sowie der Vereinsvorstand werden beauf- tragt, über die vorüegende Angelegenheit mit dem Polizei-Präsidio und dem Magistrat in eingehende Unterhandlung zu treten und einer alsdann zu ber&#enden außerordentlichen Vereinsversammlung, behufs definitiver BesWlußfassung, Bericht zu erstatten.

Die Anthropologische Gesell\cchaft bielt am Sonnabend Abend unter Vorsi des Professors Virchow im Hörsaal des Kunstge- werbemuseums ihre T oe nung ab, in der über die Reisenden der Gesellschaft die erfreulihsten Mittheilungen gemaht werden konnten. Professor Bastian hat von Bitavia aus die Heimreise angetreten und si zunächst nach Port Avi in Australien begeben. Dr, Hilde- brandt hat, seinen vom 19. Dezanber datirten Nachrichten zufolge, einen durch das Ausbleiben der Gldmittel verursachten unfreiwilligen Aufenthalt in Nossi dazu bemßt, die nächste Umgebung, die Felseninsel Nossi Bomba, das Küstezgebirge Antifi und das Gebiet des Flusses Semperano zu durforshen, und ist dabei auf eine hochinteressante Grabstätte der S@alaven gestoßen. Sobald das erwartete Geld eintrifft, wid Dr. Hildebrandt un- verzügliÞh in das Innere von Madigascar aufbrehen. Dr. Finschs leßte Nachrichten kommen noch aus Shalnit, jener Insel der Marshall-Gruppe, auf der der Reisende beeits seit längerer Zeit verweilt, Er hat von hier aus erfolgreiche Ausflüge nach der Radak- Gruppe und den Gilbert-Inseln unternommen nd sih alsdann na den Carolinen begeben, Wie der Vorsitzende sann mittheilte, sind die Vorarbeiten für die aus Auslaß des Anthrzpologen-Kongresses hierselbst stattfindende prähistorishe Ausstellung h vollem Gange. Ein mit Fundnotizen ausgestatteter Katolog wird e Ueber sicht er- leihtern und für die Zukunft eine gewisse Hrundlage für die Verbreitung der wichtigsten Objekte \icheri. Außerdem werden eine Anzahl Publikationen über die \rähistorischen Funde der Umgegend Berlins, über den Spreewald u, \. w. vor-

bereitet. Stadtrath Friedel legte ferner ein auf einem Gute Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Carl in der Neumark gefundenes Stück hellfarbenen Bernsteins von 6 Pfd. Schwere und etwa 1000 X Werth vor, das deutliche Holzstruktur zeigt. Endlich spra Hr. Fritsh über die Gefangennahme Cetewayos.

Auszug aus den Bestimmungen für die erste Inter- nationale Müllerei-Ausftellung in Cincinnati (Ver- einigte Staaten von Nordamerika) 1880.

8. 1. Die Hallen und Plähe werden zur Aufnahme der Aus- stellung8gegenstände vom 17. Mai an geöffnet sein. Die Ausstellung wird dem Publikum am Montag, den 31, Mai, geöffnet und wird tägli& mit Ausnahme des Sonntags von 9 Uhr Vormittags bis 10 Uhr Abends bis Sonnabend, den 12. Juni inkl. geöffnet sein.

. 2. Alle Gegenstände werden, mit Ausnahme derjenigen, welde in der Prämiirungsliste aufzeführt sind, nur Behufs Schauftellung zugelassen. Gegenstände, welche in dem Prämiirungs- plan genannt sind, können je nah Wahl des Ausstellers entweder nur zur Scbaustellung oder auch zur Preisbewerbung angemeldet werden. Wenn dieselben zur Preisbewerbung angemeldet sind, müssen sie spä- testens Montag, den 31. Mai, aufgestellt, die Einlaßkarten für die- selben in Empfang genommen und an den Gegenständen angebracht sein. Gegenstände, welhe vom Aussteller zur Preisbewerbung angemeldet find, welche jedo zur festgeseßten Zeit, also Montag, den 31. Mat, nicht aufgestellt sind, können unter keinen Umständen zur Preisbewerbung zugelassen werden, ausgenommen, wenn die \chriftlihe Zustimmung von allen um den betreffenden Preis konkarrirenden Ausstellern im Burcau ausgefüllt ift.

. 3. Die Betriebêmaschine wird in Thätigkeit sein, bevor die Ausstellung dem Publikum eröffnet wird, und müssen die Aussteller, welche Mascinen in Betrieb seßen, dieselben bis zum Eröffnungstage vollständig gangbar aufgestellt haben.

. 4. Jeder Aussteller hat ein Eintrittsgeld von 5 Doll. =

21 M4. 25 S für die erste Maschine, welche an der Preisbewerbung Theil nimmt, zu entrichten, für jede folgende 2 Doll. = 8 M 50 -§. Müller und andere Personen, welhe Proben von Mehl und Getreide liefern, werden nicht als Aussteller betrahtet und mit cinem Einkaßgeld für diese Proben belastet, wenn sie fih an der Preisbewerbung nicht betheiligen. ___§. 5. Gesuche um Play können nah dem 1. Dezember 1879 jederzeit eingereiht werden. Alle Gesube müssen auf die ges druckten Formulare *, welche das Sekretariat liefert geschrieben sein. Pläße, welhe Bewerbern zuertheilt, jedoch von denselben nit bis Montag, den 24. Mai, in Besiß genommen sind, werden anderen Ausstellern zuertheilt werden. Ein großer Theil des Raumes wird für ausländische Aussteller reservirt werden.

_S. Prämien werden in den Klassen nicht ertheilt, in denen keine Preiskonkurrenz stattfindet, ausgenommen für solche Gegen- stände von großem Verdienst und Nüßlichkeit, welchen die Juroren einstimmig den Preis zuerkennen. Die Juroren können die Erthei- lung eines Preises überhaupt verweigern, wenn alle konkurrirenden Gegenstände einer Klasse denselben nicht verdienen.

S. 8. Die Aussteller von Dampfmaschinen, welche sich um Preise bewerben, müssen die Juroren mit Indikatordiagrammen ver- sehen, welhe von ihren Maschinen im Ausftellungsgebäude unter Aufsicht der Juroren entnommen sind.

. 9. In jeder Klasse werden Preise nur für Verdienste ersten Ranges ertheilt. Preise zweiten Grades werden in keinem Falle er- theilt werden.

8. 10. Zum Betriebe der Maschinen dienen zwei Tranêmissio- nen, von denen der eine Strang 200 Touren, der andere 300 Touren per Minute macht. Riemscheiben von jedem erforderlichen Durch- messer, Vorgelege 2c. werden den Ausstellern zu Selbstkostenpreisen la wenn dieselben rechtzeitig hierfür Anordnungen getroffen aben.

S. 12. Feuerversicherung wird bewirkt durch das Bureau zum Nuyen aller Aussteller, welche dieselbe nachsuchen und bezahlen.

§14. Jeder Aussteller muß3 für {ich und seine Angestellten Saisonbillets für 1 Dollar = 4 X % S vom Sekretariat Iôsen, (Folgen noch Vorschriften gegen Mißbrauch dieser Billets.)

__§. 15. Mit allen von den Ausftellern zurückgelassenen Gegen- ständen, welche bis zum 20. Juni nit reklamirt werden, wird dem Gefeß entsprehend verfahren. Sind dies Mehl- und Getreide- proben, so werden sie zu Gunsten des Ausstellungsfonds verkauft.

Prämiirungs-Plan für die Internationale Mülleret-

A Ausftellunga in Cincinnati 1880,

Prämien erhält die beste Ausführung von folgenden Maschinen, , Apparaten 2c.

Klasse I. Betriebskraft. Statioräre Expansionsmascine. Stationäre Schiebersteurungmaschine von 25 und mehr Hp, Turbine. Automatisch regulirende Windmühle.

Klasse 1. Dampfkessel 2c: Wasserftandsanzeiger für Dampfkessel. Dampfhähne und Ventile. Sicherheitsventil, Rauch- verbrennungsvorrihtung an Dampfkesseln. Damwmpfmas{hinenregulator. Schmiervorrichtung für Dampfcylinder. Kolbendihtung. Rofststab- konstruktion. Kombinirte Drossel- und Dampfabsperrventil, Probir- hahn für Dampfkessel. Fnjektor. Schmiergefäße. Dampfpumpe mit Kurbelwelle und Schwungrad. Automatishe Kesselspeiser. Schmieröl für Müllereimaschinen. Wellenkuppelungen. Riemscheiben- befestigung. Transmissionshängeböcke.

Wlalse UL Müllereimaschinen: Komplette Mehlmühle. Sictkiste. Reinigungsmaschine. Griespußmaschine. Mehlpack- maschine. Mühlsteine. Bürstmaschine. Walzen. Griesmahlgänge. Kleienreinigung8mashinen. Kleiensortirmaschinen. Kleienausftreif- maschinen. Seidengaze. Mühlsteinaufshütter. Treiber und Hauen (Balance). Automat: Kornmeß- und Wiegevorrichtungen. Mühl- steinventilation. Trieur. Zusammenstellung von Müllereimascinen. Assortiment von Mühlenwerkzeugen. Mühlpicken. Satckthalter. Sammlung von Drahtgeweben. Schmirgel- und Corund-Handwerk- zeuge. Mischmaschinen. Richtscheit für Mühlsteine. Mühlstein- schärfmaschinen (Kraft). Mühlsteinshärfmaschinen (Hand). Schnecken, Elevatorbecher. Transportable Kornmühlen.

Klafse IV.—XI. enthalten: Getreide- und Mehlproben. Brod. Batdckpulver. Hefe. Säcke. Musterdüten. Waagen. Meß- apparate. Etiquette und Diverses.

„Bonn, 19 Februar. (Cöln. ‘Ztg.) Das von Donndorf ge- fertigte, auf dem hiesigen Friedhofe bereits aufgerihtete Denkmal für Nobert Sc{umann wird am 2. Mai feierlih enthüllt wer- den. Am Abend dieses Tages wird in der Beethovenhalle ein großes Vofal- „und Instrumentalkonzert unter Mitwirkung der ersten künstlerishen Kräfte stattfinden, dem am näwsten Tage eine Matinée für Kammermusik folgen wird. Mehrere der hervorragendsten Werke des Tondichters werden das Programm bilden.

Das Königliche Opernhaus brahte am Sonnabend als Neuheit eine Oper in 5 Alten: „Der Rattenfänger von Hameln“ von V. E. Neßler. Das Werk is bereits in Leipzig, Magdeburg u. a. O. gegeben und beifällig aufgenommen worden. Man könnte es dem ganzen Charakter nah eine „Volksoper“ nennen, wenn diese Bezeichnung entsprehend dem „Volksschauspiel“ in Gebrau wäre. Der volkêthümliche, mährchenhafte, gegenwärtig sehr beliebte Stoff, den Friedrih Hoffmann auf Grund der alten Sage, sowie der bekannten gleihnamigen Julius Wolffshen „Aventiure“ bearbeit hat, die in den lyrishen Partien vielfa an den deutschen Volksliederton anklingende und au in den dramatischen Szenen sich von

*) Diese Formulare find gegen Einsendung des Portobetrages von den Herren P. Schneitler & van den Wyngaert, Civil-Inge- nieure, Berlin N., Müllerstraße 179 B, zu beziehen, welbe in Ge- meinschaft mit dem amerikanischen Hause C. F. Schult, Jron City Bridge Works and Jron Mill Buildings in Pittsburgh, Pa., die Kollektivvertretung von eurcpäischen Firmen für diese Ausftellung übernehmen und jede Auskunft über dieselbe ertheilen.

zu herber, pathetisher Strenge durchaus fernhaltende Musik würden dazu berechtigen. Aber leider, der ernstere dramatische Styl, den der Komponift dem Ganzen zu geben versuht hat und der sih, was die Charakteristik namentlich des Helden belangt, an den „Fliegenden Holländer“, was die Schilderung der Rathsherren und des tädtischen Volkstreibens betrifft, an die „Meistersinger“ frei anlehnt, ift, durchs{chnittlich verstanden, noch immer viel zu \{chwere Kost. Man verlangt nun einmal pikante Rythmen, ohrenfällige Melismen und geschlossene Formen... Damit: dient freilich der Komponist au, aber als ob er si dessen shämte, kehrt er immer wieder zur gelassenen, dramatischen Phrasirung zurück, und dann hört plöglich das behaglihe Wiegen der Köpfe und das leise Nactaktiren auf, um offenbarem Unmuth oder der Gleichgültigkeit Plaß zu mahhen. Und dabei hat sich dec Musiker doch ohnehin häufig bis zu beinahe balletmusikartiger Oberflächlichkeit herabgéiasjen alles dem Publikum zu Liebe, denn, daß er es besser kann, das beweist er an anderen Stellen zur Genüge ; auch an eigener Erfindung, namentli in jenen v-lksliedartigen Nummern, leistet er sehr Beachtenswerthes. Die Instrumentation dagegen hält si ér- freulih frei von jenem gleißnerishen Bombast, an dem die rein äußerlihen Nachtreter Berlioz’ und Wagners so reich sind und if} dennoch effektvoll und charakteristisch. Man sollte alo meinen, daß in Anbetrat alles dessen dem Werke ein leidlicher Erfolg hätte gesichert sein müssen, aber dies kann man nit behaupten. Der Komponist wurde zwar nah dem Sextett des 2. Akts übrigens keineswegs einer be- sonders hervorragenden Nummer gerufen und erschien auch am Schluß auf Verlangen vor der Gardine, indessen ist diese früher so hohe Chre heute eigentli do. zu einem bloßen Akt der Höflichkeit eworden, wenn nicht gar nur die Neugierde die Veranlassung ift. n Wirklichkeit nahm das Interesse mehr und mehr ab, ja das Pu- blikum war durch die vierstündige Dauer der Oper eigentlich ermüdet, Fn dieser Beziehung läßt sich indessen wohl Abhülfe schaffen, in ersterer mag aber sih Hr. Neßler damit trösten, daß selbst Werke, die das Höchste erstreben, hier ein ähnliches Schicksal gehabt haben, und daß es der Generalintendanz aus Mangel an dankbarer Zuhörerschaft bisher nicht möglich gewesen ist, die «Meistersinger“ oder „Tristan , und FJsolde“ auf dem Reperto.re zu erhalten. In Leipzig, wo Hr. Neßler als Kapellmeister am Carolatheater wirkt, hat es der „Rattenfänger“ dagegen zu einem ziemlihen Grade von Popularität gebracht und sind die hübschesten Numm-rn der so anspruchélosen und dabei so anheimelnd deutshen Viusik bereits einzeln im Klavierauszuge veröffentlicht. _ Eine eigenthümliche, aber durchaus nicht v:rwerfliche Neuerung ist die Einführung eines von der Personifikation der Sage (Frl. Stoll- berg vom Schauspielhause) gesprochenen Prologs, welcher wegen des kindermärchenhaften Stoffs gleihsam um Verzeihung bittet. Wie nothwendig derselbe sogar war, davon konnte man fich überzeugen, denn der sprechende oder vielmehr singende Roland am Rathhause schien shon zuviel der Unkefangenheit zu fordern.

Die Ausführung ging unter Leitung des Hen. Kapellmeisters Radeke glatt und präcis von Statten, was um jo größere Anerken- nung verdient, als die starke Anwendung von Chören und großen Gnsembles die Aufgabe niht leiht mat. Hr. Bey legte in seiner Charakteristik der Titelrolle (Hunold Singulf) eigentlich wohl zu viel Accent auf den dämonischen Zauberer und Verführer, wogegen der lustige Spielmann mehr als gut in den Hinkergrund trat. Gesanglich ist die Partie außerordentlich umfang- reih und anstrengendz; der reiche Beifall, der dem auégezeichneten Künstler gespendet wurde, war daher durchaus wohlverdient. Fr. Mallinger spielte die Fischertohter Gertrud in ebenso reizender Maske wie mit außerordentlich wahrem Ausdruck. Ihre Lieder „Ja er hat mirs angethan“, „O du junger, o du bunter“ und endlich das Gebet gehören zu den schönsten dankbarsten Partien. Die anderen Darstellir und Darstellerinnen: Frl. Horina (Regina, Bürgermeisterstohter), Fr. Lammert (Dorothea, Schaffnerin), Hr. Salomon (Bürgermeister), Hr. Frie (Stadtschultheiß), Hr. W. Müller (dessen Sohn), Hr. Oberhauscr (Schmied), Hr. Bolls (Cthelerus, Raths\chreiber) und Hr. Krolop (Canonikus) machten h um die Aufführung gleichmäßig verdient. Der leßtere erregte nament- lih durch die humoristishe „Schnarenzer Mette“ viele Heiterkeit. Die Oper ift mit neuen Kostümen und Dekorationen außerordentli rei ausgeftattet und sehr wirksam inscenirt. Am meisten Effekt mate natürlih die Anficht der mondbeshienenen Stadt von der Weser aus, in deren rauschende Fluthen der Rattenfänger die langen Schaaren seiner kläglih pfeifenden Opfer hineinlockt.

_—ImVictoria- Theater ging gestern ein neues Ausftattungs- sttück: „Die s{warze Venus “, „Reise nah Central-Afrika“, wie es auf dem Theaterzettel heißt, in 10 Bildern und Ballets von Adolphe Belot, deutsch von R. Schelcher, zum ersten Male in Scene. Jn dieser Gattung scenisher Vorstellungen leistet das Victoria - Theater seit Jahren, wie längst anerkannt i , Hervor- ragendes, und diese neueste Gabe, welche die genannte Bühne vorführt, steht den besten früheren Stücken dieses Genres, welche eine gro*e Anzahl voa Aufführungen erlebten und an- dauernd volle Häuser erzielten, in der Pracbt überraschender, farben- reiher Dekorationen, in wunderbaren Maschinerien, reichen Ko- stümen und in dem Glanze reizender Beleuchtungseffekte keineswegs nah, es überbietet vielmehr womöglih seine Vorgänger in allen diesen Dingen, welche die Sinne so angenehm gefangen nehmen. Wie {hon oben angedeutet, verzihtet das Stück selbst dadurch, daß es fl keiner der dramatischen Stilgattungen einreiht, sondern ic {lit als „Reise nah Central-Afrika“ bezeihnet, auf eine spezifish dra- matishe Bedeutung, und entwaffnet dadurch die Kritik, welche geneigt sein dürfte, die Anforderungen einer dramatishen Dich- tung an dasselbe zu stellen. Ein Seitenstück zu der beliebten „Reise des Kapitän Grant“ und der „Reise um die Erde in 80 Stunden“ bildet diese „Reise nah Central-Afrika“ eine scenis illustrirte Reises beschreibung. Der Jnhalt i} kurz der: ein Baron von Guéran, der cine Forschungsreise nah Afrika unternommen, ist in jenem unbe- kannten Welttheil vershwunden. Seine junge Gattin unternimmt nun von drei kühnen Freunden begleitet, die beshwerliche Aufgabe, ihren Gatten aufzusuchen. Zu dieser Entdeckungsreise ist der Beschauer eingeladen. Jn einer Reihe überaus anziehender Bilder werden wir dur die farbenrei\ten, interessantesten Landschaften und Gegenden Afrikas geführt. Den Gla=zpunkt bildet a2 fünfte Bild, in dem wir eine ganze Karawane mit ihrem vollständigen Apparat von eingeborenen Menschen und Thieren, Giraffen, Dromedaren, Maul- eseln, Déerven, Hunden 2c. in ihren originellen Aufzüzen und in den buntesten, malerishsten Gruppirungen zu sehen bekommen. Drei sehr ges{mackvoll von Hrn. Balletmeister Bruë komponirte Ballets : „Tanz der Sudanerinnen“, „Die afrikanischen Bachanalien* und „Das Fest der s{chwarzen Venus", in denen si eine graziöse, kunstfertige Solotänzerin, Mlle. Céline Rozier, sehr vortheilhaft einführte, sind an geeigneten Stellen eingefügt und bieten eine angenehme Abwech- selung. Für eine sichere Orientirung auf der gefahrvollen, dur die unbekanntesten Gebiete führenden Reise sorgt eine vortrefflich ergestellte, anschauliche Karte von Afrika, welche auf dem Vorhange abgebildet ift. Das vollständig beseßte Haus \vendete den gebotenen, überraschenden Sehenswürdigkeiten seine volle Anerkennung durch wiederGolte leb- hafte Beifallszeihen und rief Hrn. Direktor Hahn, der si nit nur durch die sehr gelungene Inscenirung des Stückes, sondern auch durch die trefflihe Darstellung der männlichen Hauptrolle (Henri von Morin) das wesentlihste Verdient um den günstigen Erfolg erworben hatte, mehrere Male auf die Bühne. Neben Hrn. Hahn mögen hier noch als an dem Gelingen des Ganzen hervorragend be- theiligt genannt sein: die Damen Kühle und Gauger, wle die beiden weiblichen Hauptrollen recht wirksam spielten, und Hr. Junker, welchem die bedeutendste Rolle näht der des Hcn. Hahn zugefallen war, sowie die HH. Lütkemeyer und Hinze, welche die \{önen Deko- rationen gemalt haben, Hr. Maschinenmeister Geislek wegen der Mascinerien, Hr. Krämer, der das elektrische Licht besorgte, Hr. Ober- Garderobier Happel, unter dessen Leitung die Kostüme hergestellt wurden, und Hr. Raida, der die ansprehende Musik komponirte.

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