1880 / 47 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 24 Feb 1880 18:00:01 GMT) scan diff

jewits{ch von Rußland ein Diner statt, an dem Sih Se. Majestät der Kaiser und König und Jhre Königlichen M A die Prinzen Wilhelm und Friedrich Carl sowie der rinz August von Württembkerg betheiligen. Außer dem Ge- olge und dem Ehrendienst Sr. Kaiserlihen Hoheit des Groß- en sind der General-Feldmarschall Graf von Moltke, der ize:-:Präsident des Staats-Ministeriums Graf zu Stolberg- Wernigerode, das Personal der rusfishen Botschaft und an- dere Herren von Rang zur Tafel gezogen.

Der S&élußbericht über s Neg: Sitzung des Reichstages befindet sich in der Ersten Beilage.

In der heutigen 7. Sißung des Rei hs- tages, welcher der Chef der Admiralität, Staats-Minister von Stosch und mehrere andere Bevollmächtigte zum Bundesrath und Kommissarien desselben beiwohnten, theilte der Präsident mit, daß an neuen Vorlagen eingegangen seien: der Geseßentwurf wegen Erhebung der Brausteuer, eine Denkschrift, betreffend die Aus- führung der Anleihegeseße von 1875/1879, und die Doppelrehnung des Marine-Lazareths in Yokohama.

Jn dritter Berathung genehmigte das Haus unverändert und ohne Debatte den Gesetenioutt, betreffend die Schiff s- meldungen bei den Konsulaten des Deutschen Reichs, und seßte dann die zweite Berathung des Reichs - haushalts-Etats pro 1880/81 fort. “Beim Etat der Marineverwaltun g, Kap. 45 Tit. 1 der Ausgabe (Chef der Admiralität 36000 A), richtete der Abg. Rickert an den Chef der Admiralität die Anfrage, wes- halb er ohne Einvernehmen mit den Vertretern der Handels- marine die Ruderkommandos in der Kriegsmarine geändert habe. Der Chef der Admiralität erwiderte, daß dies geschehen sei, um der Verwirrung vorzubeugen, welche die auf der alten Pinnenvorrihtung beruhenden Kommandos in Rücssiht auf die neue maschinelle Steuervorrihtung bei den Steuerleuten verursache. Die Reichsregierung sei nit in der Lage gewesen, eine gleiche Aenderung für die ganze Handelsmarine zu treffen, iedoch habe auch leßtere einen gleichen Wunsh in den nautishen Vereinen ausgesprochen. Der Abg. Meier (Schaum- burg-Lippe) wies darauf hin, daß jeßt die Matrosen der Handels- und der Kriegsmarine an eine strikt entgegengesetzte Ausführung der Ruderkommandos gewöhnt würden, und da das Personal auf beiden Marinen unker einander wesele, B würden viele Unglücksfälle dadur entstehen. Hierzu komme, die Lootsen anderer Länder nicht das gleihe Kommando Lal f wie E die deutsche Kriegsmarine. Er ersuche des- alb, die Ausführung der Aenderung zu sistiren, bis eine ge- meinsame Aktion aller seefahrenden Völker eintreten werde.

Der Chef der Admiralität erwiderte, daß die Franzosen die gleihen Ruderkommandos hätten wie die deutsche Kriegs- marine, ohne mit englischen Lootsen schlechte Erfahrungen zu machen. Auf deutschen Kriegsschiffen dürfe kein englischer Lootse das Kommando führen, feine Weisungen gebe er eventuell nur durch Handbewegungen. Der Abg. Dr. Hänel richtete an die Reichsregierung die Frage, weshalb ein offizieller Bericht über den Untergang des „Großen Kurfürsten“ noch nit erschienen sei. Es sei die Pflicht und das Necht des Chefs der Admiralität, einen offiziellen Bericht, wie er versprochen, zu geben. Der nicht offizielle Bericht in dem Beiblatt des Marine-Verordnungsblalts genüge nicht. Der Staats-Minister von Stosch erklärte, diese Publikation sei auf Grund offizieller Aktenstüdcke erfolgt, ein Weiteres sei “aus höheren Fnteressen nicht zulässig.

Der Abg. Dr. Lasker bemerkte, er halte diese Auskunft nicht für genügend, wolle aber die nichtoffizielle Publikation niht zur Unterlage eincr für die Verwaltung ungünstigen Kritik machen. Ein Antrag des Abg. Dr. Hänel, den Chef der Admiralität aufzufordern, einen offiziellen Bericht über diese Affaire an den Reichstag gelangen zu lassen, wurde auf Wunsch des Abg. Dr. Lasker von der Budgetberathung getrennt und wird demnächst besonders zur Debatte gestellt werden. Der Abg. Freiherr von Maltahn-Gülg sprach seine Genugthuung über die in der Kriegsmarine getroffene Aenderung der Ruder- kfommandos aus. Die Position wurde bewilligt, ebenso der ganze Etat der Marineverwaltung, soweit er niht der Budgetkommission überwiesen ist.

Beim Etat der Neihs-Justizverwaltung lenkte der Abg. Stellter die Aufmerksamkeit der verbündeten Rregierungen auf die unverhältnißmäßige Höhe der Gerichtzkosten, nament- li in kleineren Prozessen. Der Bundesbevollmächtigte, Staatssekretär Dr. von Schelling erwiderte, daß er in dieser finanziellen Frage die Jnitiative der Einzelstaaten ah- warten müsse. Der Abg. Kayser brachte ebenfalls mehrfache Mißstände in dem jeßigen Prozeßverfahren, namentlih gegen das Znstitut der Gerichtsvollzieher, zur Sprache. Jeßt stehe der Gerichtsvollzieher im Dienst des Gläubigers, er sei nicht mehr der frühere unparteiishe Staatsbeamte. Der Abg. Dr. Windthorst bestritt, daß die Jnitiative zu einer Revision des Gerichtskostengeseßes von den Einzelstaaten aus- ehen müsse. Die Gerichtskosten dürsten keine Finanzquelle ein. Wie in Preußen, so müßten auch die übrigen deutschen Justiz-Minister Beobachtungen, aber keineswegs lang- wierige, über die Wirkungen der Nen machen lassen. Der Abg. Freund bemerkte, daß die Mängel des neuen Pro- zesses niht nur in der finanziellen Seite desselben, sondern auch in dem e in dem Urkunden- und Wechselprozesse lägen. Der Abg. Freiherr von S bestätigte die Klagen über zu hohe Ge- rihtsfojten, obwohl er zugab, daß zu einer Revision des Gesehes seit dessen Erlaß noch eine zu kurze Zeit ver- flossen sei. Der Staatssekretär Dr. von Schelling erklärte, daß er die Frage der Gerichtskosten niht aus den Augen ver- liere und nit der Ansicht sei, daß die Gerichtskosten eine Pee aquee für die Einzelstaaten seien. Der Abg. Oechel- äuser ging ausführlih auf die wirthschaftlihe Bedeutung des Aktienwesens ein und sprah den Wunsh nach einer es Reform der Mde Ung aus, die, ohne die Bildung La Aktiengesellshasten all- zusehr zu ershweren, doch der Spekulation und der Ausbeutung möglichste Hindernisse bereite. Der Staats- sekretär Dr. von Schelling stimmte den Ausführungen des Vorredners bei und spra die Hoffnung aus, daß schon in der nächsten Session des Reichstages die Novelle zum Aktien- geseße zur Vorlage gelangen werde. Diese Aussicht begrüßte der Abg. von Helldorff-Bedra mit Freuden. Der Abg. Richter

dieser Form den ganzen Kulturfortschritt der Neuzeit. Viele roße Unternehmungen seien nur in dieser Form dur{führ- ar. Die Spekulationssucht werde weniger durch die Aktien- esezgebung als durch die Maßregeln des Reichskanzlers ge- fördert. Die Verstaatlihung der Eisenbahnen, die Erniedri- ung des Lombardzinsfußes bei der Reichsbank, die Südsee- ftiengesellschast seien solhe Maßregeln. Der Unter-Staats- sekretär Scholz erklärte, auf diese Angriffe materiell jetzt nicht erwidern zu wollen. Beim Schlusse des Blattes hatte der Abg. von Kardorff das Wort. -

Der Kaiserliche Botschafter Fürst von Hohenlohe ist aus Paris Ba eingetroffen, um für einige Zeit an den Sizungen des Reichstages Theil zu a atiat Bis zu seiner Rückkehx fungirt als interimistisher Geschäftsträger der Bot- \chafts-Rath Graf von Wesdehlen.

Laut telegraphishen Mittheilungen aus Athen haben die leßten A usgrabungsarbeiten auf dem Boden des alten Olympia folgende Resultate ergeben : Südwestlih vom Metroon wurde das Fundament des großen Zeuszaltars, eine Cllipse von 44 m Umfang bildend, zu Tage gefördert; außer- dem fand man einen Kopf des Augustus, eine elishe Bronze- Ne und ein wichtiges Mantelstück zu der Nike des aionios.

Die ständige Kommission für das technische Unterrichtswesen hielt am Sonnabend, den 21. d. M., in dem Gebäude des Unterrichts-Ministeriums ihre erste Sigung. Es waren sämmtliche Mitglieder bis auf 5 erschie- nen, die theils durch Krankheit, theils durch tringliche Ge- schäste verhindert waren. Der Minister der geistlihen 2c gege eröffnete die DE um 101, Uhr mit einer Begrüßung der Kommission und leitete dann die Be- rathung bis gegen 1 Uhr, wo anderweitige Geschäfte ihn nöthigten, den Vorsiß dem Unter-Staatssekretär von- Goßler zu übertragen.

Die Verhandlungen fanden auf Grundlage der nach- stehenden Tagesordnung statt:

1) Bericht über die Umgestaltung, welche, in Gemäßheit des Erlasses des Herrn Ministers für Handel 2c. vom 1. November 1878, mit den sogenannten reorganisirten Gewerbeschulen vorgenommen ist und über die von der Verwaltung hierbei befolgten Gesichtë punkte.

2) Bericht über den gegenwärtigen Stand der Baugewerk- und Fa chschulen und über die Grundsäße und Ziele, nach denen die Weiterentwickelung dieser Anstalten angestrebt wird.

3) Fragen, welche sich an das gewerbliche Fortbildungs- \{ulwesen knüpfen. Nachdem infolge eines bei der Berathung des Etats von 1873 gefaßten Beschlusses des Abgeordnetenhauses die ge- werblichen Fortbildungs\{hulen auf das Unterrichts-Ministerium über- gegangen waren, und in dem Etat von 1874 und der folgenden Jahre ein Fonds von 142150 A zu Zuschüssen für dieselben ausgeseßt worden war, sind dur ; Erlaß vom 17. Juni 1874 die Bestimmungen getroffen, nach welchen aus jenem Fonds Zuschüsse für solhe Schulen gewährt werden können, sowie die Grundzüge ihrer Einrichtung fest- gestellt. Die feitdem durh das Reichsgeseß vom 17. Jult 1878 ge- änderte Rechtslage, sowie die gemachten Erfahrungen lassen es rathsam erscheinen, folgende Punkte in Erwägung zu ziehen:

a, Ist es zweckmäßig und für die Resultate des Unterrichts för- derli, bei den gewerblichen Fortbildungs\chulen die obliga- torische Form dieser Schulen dadur zu begünstigen, daß Staats- zushüsse in der Reael nur für solhe Schulen bewilligt werden, welche auf Gxund eis ¡aach §8. 106 uud 142 der Gewerbeordnung erlassenen Ortsf\tatuts ‘eingerichtet sind? (

b. Ist es durchführbar, daß auf der oberen Stufe dieser S{ulen dem Zeichenunterriht 8 Stunden gewidmet werden, und daß die gleiche Stundenzahl den übrigen . Lehrgegenfständen ‘zugetheilt wird, oder wird man sih selbst unter günstigen örtlihen Verhältnissen nicht mit etwa 8 Stunden im Ganzen für den einzelnen Schüler begnügen müssen, wovon der Regel nah die Hälfte dem Zeichnen als Hauptgegenstand zu widmen wäre ? |

c, Geht es an, auf der unteren Stufe der Fortbildungs\cchulen thunlibst sämmtliche Lehrgegenstände der Oberklassen der gehobenen Volksschule zu betreiben, oder ist es nicht {on dur die Beschränkt- beit der Zeit geboten, unter Vermeidung jeder Zersplitterung den Unterricht auf die unentbehrlihften und wichtigsten Lehrzweige zu beschränken ?

d, Ist es ferner rathsam, die Zöglinge der Oberftufe davon ab- zuhalten, daß sie ihre Theilnahme ausschließlich auf die für ihren künftigen Beruf wichtigen Gegenstände beschränkea, und soll man eine besondere Sorgfalt darauf verwenden, daß die Zöglinge auch in allgemein bildende und ethishe Fächer, z. B. Geschichte und National- literatur eingeführt werden? Oder ift von dem Gesichtspunkte aus, daß zu einer gründlichen Betreibung dieser Fächer die Zeit fehlt, die ethishe Wirkung der gewerblichen Fortbildungs\chulen nicht ha. pt- sächlich darin zu seßen, daß die Zöglinge in den für ihr künftiges Gewerbe nothwendigen Kenntnissen und Fertigkeiten, soweit die Schule dies vermag. geübt und dadurch Lerufstüchtig und berufs- freudig gemacht werden ?

e. Da es für die gewerblichen Fortbildungsschulen von größter Bedeutung ist, daß die Gewerbetreibenden und Handwertsmeister des Orts und Distrikts an ihrem Gedeihen lebendig:s Interesse nehmen und dasselbe durch Einwirkung auf die Lehrlinge und die Geroerbs- genossen zu fördern suchen, in welcher Weise könnten Staat und Ge- meinde dafür wirksam sein, daß die Gewerbevereine des Orts und der Provinz, die Innungen und sonstigen gewerblichen Verbände mit den Fortbildungsschulen in nähere Verbindung gebracht würden ?

Das Referat über die einzelnen Nummern der Tages- ordnung wurde von dem Geheimen Regierungs-Rath Dr. Wehren- pfennig, zugleih in Vertretung des erkrankten anderen Rese- renten für das tehnishe Unterrichtswesen, des Geheimen

Ober-Regierungs-Raths Lüders, erstattet.

In dem Bericht ad T wurde dargelegt, was zur Aus- führung des Cirkularerlasses des Ministers für Handel A. vom 1. November 1878 bisher in Gemeinschast mit den betheiligten Städten geschehen sei, und wie diejenigen Ge- werbeschulen, bei denen eine Entwickelung zu einem 9 jährigen Kursus, zum Theil unter Anlehnung an Fachschulen, habe zugelassen werden können, in ihrer Organisation und ihrem Lehrplan dahin umgestaltet seien, daß ihr Schwerpunkt zwar au in Zukunft in den mathematisch:naturwissenschaftlichen Rede und im Zeichnen ruhe, daß aber auch das Sprachlich-historische daneben eingehend gepflegt und den Schulen der Charakter höherer allgemeiner Bildungsanstalten gesichert werde. Zu diesem Zwecke seien sie auch der Aufficht der Provinzial- Schulkollegien unterstellt; die Einrichtung einer besonderen «Inspektion ihres Zeichenunterrihts sei in Erwägung gezogen.

Jn dem Bericht ad IT wurde ausgeführt, welhe Schritte die Staatsregierung seit dem Cirkularerlaß vom 26. Februar 1877 zur Förderung der Baugewerkschulen gethan habe. Jhr Gesichtspunkt sei dabei, die Anstalten über die Provinzen angemessen zu vertheilen. Am meisten Schwierigkeiten mache es, bei den Anforderungen, welche an die Städte in Bezug auf Schulgebäude und Kostenvertheilung gestellt werden müßten, in den östlihen Provinzen die nöthige Zahl von

(Hagen) erkannte zwar an, daß die Form der Aktienge}ell- schaften in der Neuzeit auf Betriebe angewendet worden sei, auf ! welche sie niht passe, abex andererseits verdanke man

Anstalten ins Leben zu rufen. Jndeß ergab der Bericht, daß man sich dem Ziel allmählih nähere. Als Aufgabe dex An-

stalten wird betrachtet, daß der Schüler bei seinem Abgange mit denjenigen Kenntnissen und Fertigkeiten ausgerüstet sein soll, die zur selbständigen Ausführung der auf dem platten Lande und in den Städten ganz allgemein vorkommenden Bauten nöthig sind. Die Aen von Prüfungsreglements wird vorbereitet, und werden dieselben auch als Maßstab dienen fönnen, um die Leistungen der Privatshulen daran zu kontrolliren. Der Bericht ging dann weitcr zu den Fach. shulen für Maschinentehnik und für Metallindustrie über, berührte die Webeschulen und was neuerdings zu deren Sens an einzelnen Centren der Textilindustrie eingeleitet ist, fowie die keramischen und sonstigen Aen An- stalten. Hiermit verknüpfte sich die Frage der Lehrwerfk- stätte, und es wurde ausgeführt, daß nicht die Meinung be- liehe, die Werkstatt durch die Lehrwerkstätte zu erseßen sei, \on- ern, daß man nur beabsichtige, die leßtere im beschränkten Maße für die mechanische Technik, die Weberei und das Kunst- gewerbe in Anwendung zu bringen.

Die mündlichen Berichte ad T und 11, welche schriftlich fixirt und den Mitgliedern zugestellt werden sollen, gaben An- laß zu Anfragen, welche sich auf die Verhältnisse einzelner Anstalten bezogen.

Auch wurden von einem Mitglied Anträge, betreffend die Jnspektion des Zeichenunterrihts an Gewerbe- und Fach- \hulen, die Prüfungsreglenents für Baugewerksschulen, sowie die von den technischen Hochschulen an die bei ihnen eintre- tenden Studirenden in Betreff der Uebung im Zeichnen zu stellenden Anforderungen, eingebracht und zu Protokoll gegeben, die Berathung darüber jedoh für eine der nähsten Sißungen vorbehalten. ;

Eine eingehende Diskussion fand über die an das ge- werbliche Fortbildungsshulwesen geknüpfsten Fragen statt. Zur Einleitung wurde eine Uebersicht über die zur Förderung der Fortbildungsschulen in Preußen seit 1844 gemachten Ver- suche gegeben, dann ein Blick auf die süddeutshen und mittel- deutschen Staaten und ihre Gesezgebung geworfen und her- vorgehoben, daß die gewerbliche Fortbildungsshule im Unterschied von der alten Sonntagsschule und allgemei- nen Fortbildungsshule auf Freiwilligkeit beruht habe und in Württemberg, wo sie am meisten aufgeblüht sei, noch durch- gängig beruhe. Die allgemeine Fortbildungs]chule scheide aus der Berathung der Kommission aus und somit auch die Frage ob ihre obligatorishe Durchführung durch Geseh in Preußen zur Zeit rathsam und möglich sei.

Was die gewerbliche Fortbildungsshule betreffe, so habe die Gewerbeordnung vom 21. Juli 1869 in den §8. 106 und 142 es der Gemeinde überlassen, obligatorishe Fortbil- dungsschulen zu errihten, und so lange die Arbeits- und Lehr- herren nur verpflichtet waren, zum Besuch solcher obliga- torishen Schulen ihren Lehrlingen die erforderlihe Zeit zu e sei es naturgemäß gewesen, daß der Staat der Regel nah auch nur diese Schulen unterstüßt habe. Durch das Reichsgeseß vom 17. Juli 1878 sei aber hierin insofern eine Aenderung eingetreten, als die Verpflihtung des Lehr- herrn, die erforderliche Zeit zum Besuch zu gewähren, sich jeßt auf jede von der Gemeindebehörde oder vom Staat als Fort- bildungsshule anerkannte Anstalt erstrecke. Folglich sei jeßt Anlaß gegeben, die Frage LI.a. neu zu untersuchen. Die weitere Berathung ergab, daß die Kommission fich mit allen gegen 3 Stimmen dafür entschied, cine einseitige Begünstigung der obligatorishen Form der Fortbildungsschule bei Gewährung von Zuschüssen ni ht an- zurathen.

Die übrigen aufgestellten Fragen wurden einmüthig oder fast einmüthig in dem Sinne beantwortet, daß die gewerbliche Fortbildungsshule der Regel nah den Schüler niht über 8 Stunden beanspruchen könne, daß als Hauptgegenstand der Regel nah das Zeichnen zu betrachten sei und daß bei der Kürze der verfügbaren Zeit die Beschränkung auf die unent- behrlichsten Lehrgegenstände, und zwar auf die für den künf- tigen Beruf nothwendigen Kenntnisse und Fertigkeiten ge- boten sei. Bei der lezten, die Betheiligung - der ge- werblichen Vereine, Verbände, Jnnungen U. st. w. S Frage wurde "Bezug genommen auf den Erlaß des Ministers der öffentlihen Arbeiten vom 4. Januar 1879, auf die Ordnung der Verhältnisse in Ds8nabrück, die Bildung einer Gewerbedeputation in Berlin und die Leistungen des Central- E in Nassau für das dorlige Fortbildungs\chul- wesen.

Allgemein wurde anerkannt, daß daher die nähere Be- iehung der gedahten Verbände zu den Fortbildungss{hulen Fehr wünschenswerth sei, daß aber bei der Vielgestaltigkeit der gewerblichen Vereine, und da sih noch niht übersehen ließe, in wie weit die Jnnungen si lebenskräftig und leistungsfähig ent- wickeln würden, sich zur Zeit über die Art und Weise der Mitwirkung der gedachten Verbände bei den Fortbildungsschulen Vorschläge, welche für alle Verhältnisse als zweckmäßig sich er- weisen würden, noch nicht machen ließen. Die Berathungen der Konferenz s{hlossen um 3 Uhr.

Die im Reichs - Eisenbahn - Amt aufgest... e, in der Zweiten Beilage veröffentlichte Uebersicht der Be- triebs-Ergebnisse der Eisénbahnen Deutschlands auss\{ließlich Bayerns für den Monat Fanuar d. F. ergiebt für die 89 Bahnen, welche auch {hon im ent= sprechenden Monate des Vorjahres im Betriebe waren und zur Vergleichung gezogen werden konnten, nachstehende theil- weise auf provisorischen Ermittelungen beruhende Daten : die Einnahme aus allen Verkehrszweigen war im Januar d. J. bei 78 Bahnen = 87,6 Proc. der Gesammtzahl höher und bei 11 Bahnen = 12,4 Proc. der Gesammtzahl geringer, als in demselben Monat des Vorjahres, und pro Kilometer bei 1 Bahn = 1,1 Proc. der Gesammtzahl unverändert, bei 66 Bahnen = 74,2 Proc. der Gesammtzahl uer und bei 22 Bahnen = 24,7 Proc. der Gesammtzahl (darunter 12 Bahnen mit vermehrter Betriebslänge) geringer, als in dem- s)selben Monat des Vorjahres. Bei den unter Staats- verwaltung stehenden Privatbahnen betrug Ende Januar d. J. das gesammte konzessionirte Anlagekapital 1 266 646 500 (6 (408 495 900 /6 Stammaktien , 44 595 000 4 Prioritäts- Stammaktien und 813 555600 46 Prioritäts-:Dbligationen) und die Länge derjenigen Strecken, für welhe das Kapital bestimmt ist, 4438,56 km, so daß auf je 1 km 285 373 M4 ent- fallen. Bei den unter Privatverwaltung stehenden Privat- bahnen betrug Ende Januar d. J. das gesammte kon- zessionirte Anlagekapital 3 071 059 057 M (1 100 055 508 M: Stammaktien, 334 833 900 „/4 Prioritäts-Stammaktien und 1 636 169 649 Prioritäts:Dbligationen) und die Läage der- jenigen Strecken, für welche dieses Kapital bestimmt ist, 12053,45 km, so daß auf je 1 km 254787 6 entfallen.

Das von dem Dr. Richard Biedermann in Leipzig herausgegebene „Central-Blatt für e D h d und rationellen Wirthschaftsbetrieb“ verfolgt den Zweck, über. alle irgendwie wichtigen naturwissenschaftlichen Forschungen und praktishen Versuche, welche sih auf Fragen der Landwirthschaft oder der landwirthschastlihen Gewerbe beziehen, zuverlässige Nachrihten zu sammeln, und diese möglichst rasch und vollständig in sahgemäßer und gemein- verständlicher, . dabei aber möglichst gründliher Be- arbeitung, welche von einer Anzahl tüchtiger Fahmänner erfolgt, zu veröffentlihen. Nach dem reihen Jnhalte der

bisherigen Lieferungen zu urtheilen, ist das genannte Blatt sowohl für die Vertreter der Wissenschaft, als auch für die praktishen Landwirthe eine willkommene Quelle zur sicheren Jnformation über die auf den mannigfachsten Gebieten sih vollziehenden, auf die Landwirthschaft Bezug habenden Vor- erp und müssen namentlich die Landwirthe dasselbe um so

öher s{chäbßen, als ihnen dadurch ohne weitläufige Literatur- studien Gelegenheit geboten wird, in seltener Vollständigkeit die Resultate der ihrem Berufe näher stehenden neueren Forschungen kennen zu lernen, und dieselben zum Nußen ihrer Wirthschasten praktis zu verwerthen.

Mit Rücksicht auf diese Vorzüge hat der Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten die landwirthschast- lihen Provinzial-, Central- und Hauptvereine auf das Unter- nehmen des Dr. Biedermann aufmertsam gemachi und ihnen dasselbe zur möglichsten Förderung und Unterstüßung empfohlen.

Die in der Cirkularversügung “vom 14. Mai 1871 zu §. 2 des Regulativs für Privatläger gegebene Vor- rift, wonach jedesmal von der Bewilligung eines Privat- lagers Anzeige bei dem Finaz-Minister zu machen, is dur eine Cirkularverfügung des Finanz - Ministers vom 17. v. M. auf diejenigen Fälle beschränkt worden, in denen Privatläger ohne aamtlihen Mitvershluß bewilligt worden sind.

Eine Annonce, deren Wortlaut an sich unverfäng- lih erscheinen mag, welche aber objektiv ihrer niht mißzuver- ebenden Bedeutung nach einen unzüchtigen Jnhalt birgt, und welche der Annoncirende mit Kenntniß und im Bewußtsein ihres sträflihen Jnhalts veröffentlicht hat, ist, nah einem Er- kenntniß des Reihsgerichts, 1. Strafsenats, vom 15. Dezbr. 1879, als eine unzüctige zu betrachten, und der Annoncirende resp. der Drucker sind aus §. 184 des Strafgeseßbuchs wegen Verbreitung ciner unzüchtigen Sch rift zu bestrafen.

Sachsen. Dresden, 23. Februar. (Dr. J.) Jn den heutigen Sißungen beider Kammern gelangte ein König- liches Dekret zur Verlesung, durch welhes der Schluß der Sizßungen in beiden Kammern des Landtags auf Donnerstag, den 4. März, festgeseßt wird. Die Erste Kammer berieth einen Geseßentwurf, durch welchen die Bestimmung der Ge- meinde-Ordnungen, daß Neuanziehende erst nach dreimonat- lihem Aufenthalte zu den Gemeindesteuern herangezogen wer- den dürfen, beseitigt wird. Die Deputation empfahl An- nahme des Entwurfs, zugleich aber eine Erweiterung desselben durch eine Anzahl von Paragraphen, durch welche, nah dem Vorgange der preußischen Gesezgebung, eine den Gemeinden zu Gute kommende Besteuerung der Wanderlager und Waaren- auktionen festgeseßt wird. Die Kammer genehmigte den so erweiterten Entwurf gegen 4 Stimmen.

Die Zweite Kammer genehmigte die von der Staats- regierung vorgelegte Novelle zum Erbschaftssteuergeseß gegen 4 Stimmen unverändert; ebenso gegen 7 Stimmen mit eini- gen von der Deputation beantragten und von der Regierung gebilligten Aenderungen den Geseßentwurf über das Amts- fleid der Rechtsanwälte, nachdem die Abgg. Dr. Minckwiß, Lehmann und Dr. Schaffrath die Ablehnung desselben befür- s hatten. Schließlich wurden noch einige Petitionen er- edigt.

“E Württemberg. Stuttgart, 21. Februar. Der „St. A. f. W.“ publizirt eine Bekanntmachung des Justiz- Ministeriums, welhe die Rehtsanwälte ermähtigt, die rihterlihe Amtskleidung in den Gerichtssigungen zu tra- gen, und zugleih den Wunsch und die Erwartung der Justiz- verwaltung ausspricht, die Rehtsanwälte möchten im Jnteresse ihrer Berufsstellung von der vorstehenden Ermächtigung Ge- brauch machen. Soweit dies niht geschehe, verbleibe die seit- E Vorschrift, nah welcher ein shwarzer Frack anzu- egen sei. : 23. Februar. (W. T. B.) Der Großfürst Nikolaus von E ist heute Mittag von hier nah St. Petersburg abgereist.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 23. Februar. (W. T. B.) Jm Anschluß an die Nachricht von der Gefangennahme des britishen Oberst Synge durch griechische Räuber erfährt die „Polit. Corresp.“ aus Salonichi, daß die türkische Re- gierung den Gouverneur angewiesen habe, sich wegen aller nothwendigen Schritte mit dem englishen Konsul ins Ein- vernehmen zu seßen und daß der englische Konsul mit Unter- stüßung der Behörden Maßnahmen zur Befreiung des Obersten erar Voi habe. Zwei englishe Avisos bewachen die Küste

s Go01/8.

24. Februar. Der „Presse“ zufolge hat die eng- lishe Regierung bei mehreren europäischen Kabineten, au bei dem österreichish-ungarischen, die Veranstaltung einer internationalen Enquete über die ZuCerexport- prämien vertraulih angeregt. L

Pest, 21. Februar. Se. Majestät hat, der „Budap. Corr.“ zufolge, die Demission des Banus Mazuranics angenommen. Zum Nachfolger ist Graf Ladislaus Pejac- sevics designirt; dessen Ernennung erfolgt wahrscheinlich morgen. Der neue Banus reist sodann von Pest behufs Eidesleistung nach Wien, von dort auf einige Tage nach Agram und kehrt sodann nah Pest zurück, um an den spä- testens Anfangs März beginnenden ungarisch-kroatishen Aus- gleihsverhandlungen theilzunehmen. ;

23. Februar. Jn der heutigen Sißung des Unterhauses erklärte bei der Fortseßung der Budge t- debatte Koloman Szell, daß er die Finanzlage für s{hlimmer halte, als sie von der Regierung und dem Pa eie dargestellt werde. Das Defizit belaufe sich nah seiner Re nung auf 32 Millionen. Hauptaufgabe sei, der Deckung des jährlichen | Defizits durch Anleihen Entgegen zu arbeiten ;

aneben sei die Besserung der wirthschastlihen Lage des die Hebung d.x Produktionsfähigkeit und eine

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Landes,

generishe Wahrung der Handels: und Verkehrsinteressen unerläßlich. Er acceptire zwar das Budget, könne aber sein Vertrauen der Regierung niht votiren. Minister- Präsident Tisza erklärte, die meritorishe Beant- wortung der Behauptungen Szells dem Finanz-Minister überlassen zu müssen; darin sei er aber mit Szell einverstan- den, daß man aus den vorhandenen Uebeln nur durch beharr- lihe Arbeit herauskommen könne. Den Ausführungen ande- rer Redner gegenüber, daß das deutsch-österreichishe Bündniß in S cia Besorgniß errege, wies Tisza darauf hin, wie in Frankreih Jedermann wisse, daß die österreichish-ungarische Monarchie, wenn sie auch mit Deutschland im besten Einver- nehmen zuleben wünsche, doc fern davon sei, Due gegenüber eine feindlihe Stellung einzunehmen. Die Aufgaben der nächsten Zukunft seien die Verbesserung der Finanzlage und die Entwickelung der staatswirthschaftlihen Verhältnisse. Das Fndustriegeseß werde revidirt ; Über die Gruppirung der Eisenbahnen sei die Regierung bereits einig. Das Haupt- augenmerk werde darauf gerichtet sein, Eisenbahnen zweiten Ranges in möglihst großer Anzahl in das Leben zu rufen. Die hierauf bezüglichen Vorarbeiten seien bereits beendet. Den Vorwurf reaktiovärer Absichten in Betreff der Maßrege- lunz der Presse müsse er zurückweisen. Nichtsdestoweniger er- achte er es als nothwendig, die Beshüßung des Privatlebens und der Privatehre den Schwurgerichten zu entziehen, sowie das Vereins- und Versammlungsrecht zu regeln. Das Mi- nisterium werde sich hierbei von den in Frankrei, England, Belgien und Amerika bestehenden Geseßen leiten lassen. Sqhließlih wies der Minister unter der lebhaften Zustimmung des Hauses den Vorwurf der Abnußung zurück und erklärte, er werde sich lieber durch die Erfüllung seiner Pflichten ab- nuten lassen, als daß er seine Pflichien nicht erfülle.

Das Oberhaus hat beschlossen, dem Antrage auf Aus- lieferung des Baron Majthenyi nicht Folge zu geben, da nicht erwiesen sei, daß auch gegen die anderen Theilnehmer an dem Duelle die Strafuntersuchung eingeleitet sei.

Die diesseitigen Kommissarien Matlekovits und Mitalovits begeben sich morgen nach Wien, um an den dort stattfinden- den gemeinsamen Zollkonferenzen Theil zu nehmen. Dieselben sind mit umfassenden Jnstruktionen bezüglich des Handelsvertrages mit Deutschland, sowie bezüglich der Ver- handlungen mit Serbien versehen.

24. Februar. Das „Amtsblatt“ publizirt die Ent- s Mazuranics und die Ernennung des Grafen Ladis- aus Pejacevich zum Banus von Kroatien.

Großbritannien und Îrland. London, 23. Februar. (W.T.B.) Das Oberhaus nahm heute bei der ersten Lesung die Regierungsvorlagen über die Abänderung dex Boden- geseße an, durch welche die Vollmachten der Eigenthümer von Fideicommißgütern erweitert werden und die Uebertragung des Eigenthums an Grundstücken vereinfaht wird.

Im Unterhause erklärte der Schaßkanzler North- cote auf eine bezüglihe Anfrage: er könne sih über die Ab- sihten der englishen Regierung in Betreff der Einseßung einer Finanzkommission in Konstantinopel, wie solche in dem 18. Kongreßprotokoll vorgesehen sei, ers äußern, wenn die übrigen Mächte ihre Absichten in dieser Hin- sicht mitgetheilt hätten. Was Rumänien angehe, so sei die Unabhängigkeit desselben in Folge der Verfassungsänderung in Gemäßheit des 44. Autikels des Berliner Vertrages aner- fannt worden. Die Regiexung hoffe, daß Rumänien diese Aenderungen in loyalem und liberalem Sinne durchführen werde, wenigstens berehtigten die Versiherungen Rumäniens zu dieser Hoffnung. Die Nothstandsvorlage für Fr- land wurde, unter Ablehnung aller dazu eingébrachten Amen- dements, in dritter Lesung angenommen.

24. Februar. (W. T. B.) Der „Standard“ be- zeihnet das Gerücht, daß eine Auflösung des Parla- ments unmittelbar bevorstehe, als verfrüht, bemerkt jedoch, daß, wenn die Geschäfte der Legislativen auch ferner systema- tisch gehemmt werden sollten, der Regierung keine andere Wahl übrig bliebe, als an die Wählerschaften zu appelliren.

Fraukreih. Paris, 22. Februar. (Fr. C.) Das „Journal officiel“ veröffentliht Dekrete, durch welche das Rangwesen im Auswärtigen Amte Reformen unter- zogen wird. Darnach zerfällt die zweite Klasse der Botschafts- Sekretäre fortan in zwei Sektionen; die Beamten, welche bisher den Titel: élève-consul führten, heißen jeßt: consul suppléant, und die Rangordnung ist nunmehr folgende: 1) die Unterdirektoren, die Generalkonsuln, die Sekretäre erster Klasse; 2) die Bureauchefs und Redacteure, die Konsuln erster Klasse, die Sekretäre zweiter Klasse (erste O 3) die Unterbureauchefs und Hauptcommis, die Konsuln zweiter Klasse, die Sekretäre zweiter Klasse (zweite Sektion); 4) die besoldeten Attachés, welche das diplomatische oder Konsulats- examen bestanden haben, die consuls suppléants, die Sekretäre

dritter Klasse. : : :

283, Februar. (W. T. B.) Fn der heutigen Sißung des Senats wurde bei der ahl eines lebenslänglichen Senators der republikanishe Kandidat John Lemoinne, Redacteur des „Journal des Débats“, mit 142 Stim- men gegen einige 20 Stimmen, die sich auf verschiedene Kandidaten zersplitterten, gewählt; außerdem waren 95 Stimm- zettel unbeshrieben. Der Senat begann hierauf die Be- rathung des Geseßentwurfs über die Freiheit des höheren Unterrichts. Chesnelong, von der Rechten, spra gegen die Ferry'she Vorlage.

Die Deputirtenkammer nahm den Geseßentwurf über die Zusammenseßung des oberen Unterrichtsraths mit den vom Sénate beftloffentn Modifikationen an. Bei der so- dann fortgeseßten Berathung der Zolltarifvorlagen hob der Deputirte Rouher*hervor, daß sich seit dem Abschlusse der Handelsverträge der Wohlstand Frankreihs und Englands ge- hoben hätte. Nach der Rede Rouhers wurde die General- debatte geschlossen und die Berathung - der einzelnen Artikel

auf nächsten Montag festgeseßt.

Spanien. Madrid, 23, Februar. (W. T. B.) Auf Antrag des Deputirten Santonia und unter Zustimmung der Regierung beschloß die Kammer einstimmig, eine Glü ck- wunschadresse an Se. Majestät den Kaiser von Ruß- land und dessen Familie abzusenden.

Türkei. Konstantinopel, 24. Februar. (W. T. B.)

n Beantwortung des leßten griechischen emorandums theilte avas Pascha den griechischen Bevollmächtigten die neuen Vorschläge der Pforte bezüglih der Grenzlinie mit,

Die Feststellung der Zwischenpunkte bleibt den beiden verhan- delnden Parteien überlassen.

R TET 4. Februar. . Der neuernannte angli- kanishe Bischof, Herr Dr. Barclay, ist gestern Nach- mittag in Begleitung seiner Familie hier eingetroffen. Derselbe wurde in Colonia von den Dolmetschern der Local-Regierung und sämmtliher Konsulate, sowie von denen des armenischen und griechishen Patriarhates empfangen; außer- dem hatte sih die gesammte Geistlichkeit und die Mehrzahl der englischen und deutschen, sowie der arabisc)-protestantischen Gemeindemitglieder zu diesem Empfange eingefunden. Der deutsche Konsul begab sih mit seinem englischen Kollegen und dessen Gemahlin, etwas später als die zum Enpfange erschie- nenen Beamten, zu Pferde ebenfalls auf den Weg nah Co- lonia, auf dessen Hälfte dieselben dem Wagenzuge des Bischofs, welcher außer den hon erwähnten Personen noch von einer ansehnlichen Zahl berittener türkischer Gensd'armen begleitet war, begegneten. Beide Konsuln {lossen si hierauf dem Zuge an, um den Bischof dur die Aufstellung der ein- zelnen deutschen und englishen Missionsshulen zu geleiten, an deren jede Dr. Barclay eine kurze Anspruche hielt, worauf der Zug d direkt in die bishöflihe Wohnung begab.

Nußfßland und Polen. St. Petersburg, 23. Februar. (W. T. B.) Die Nachricht auswärtiger Blätter über das an- geblihe Verschwinden des wachthabenden Offiziers bei der Explosion ist vollständig erfunden. Alle Offiziere und Mannschaften habén ihre Pflicht auf das Gewissenhafteste er- füllt, wofür Se. Majestät der Kaiser selbst seinen Dank aus- sprah. Ebenso unbegründet is die Nachricht verschiedener Zeitungen von einem Unwohlsein Sr. Majestät. Der Kaiser, welcher sih vollkommen wohl fühlt, besuchte heute, im offenen Schlitten fahrend, die Pawlowsche Kriegsschule. Bei der Rückfahrt bereiteten die Kriegsshüler Sr. Majestät eine glän- zende Ovation, indem sie unter niht enden wolenden Hurrahs den Schlitten des Kaisers bis zur Nikolaibrücke geleiteten. Hier begrüßten die Passanten Se. Majestät ebenfalls mit enthusiastishen Zurufen, welche sich von der Brütke den ganzen Quai entlang fortpflanzten. Der Kaiser, welcher dur diese Ovation sihtbar erfreut war, dankte, nah allen Seiten auf

das Gulhnall#ts artßonn V Uy M DvitUs

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Die „St. Pet. Ztg.“ veröffentlicht folgendes Tel e- gramm Seiner Kaiserlihen Hoheit des Oberkommandirenden der kaukasishen Armee, vom 7. Februar : Der zeitweilige Befehlshaber der Truppen des transkaspishen Gebiets, General-Majcr Murawjew, berihtet aus Dus-Olum unter dem 3, Februar, daß er, am Tage vorher von der Absicht einer Partie Tekinzen unter der Führung von Tykma-Sardar, einen aus Dus-Dlum zurückchrenden Transport von 89 Kameelen zu über- fallen, in Kenntniß geseßt, sid unverzüglih mit zwei Ssotnien und drei Compagnien aufmahte, um die Tekinzen aufzu- suhen und seine Truppen auf drei Wege vertheilte, welche die Tekinzen voraussichtlich nehmen würden. Eine der Kolonnen, eine Sfotnia und zwei Compagnien stark, \{nitt einer 400 Mann zählenden Partie den Weg abz die Tekinzen rückten unserer Ssotnia entgegen, hielten indessen das Feuer derselben nicht aus und wandten si s{leunigst zum Rückzug; sie wurden dabei von unserer Ssotnia in einer S6luht ereilt und erlitten im Handgemenge eine voll- ständige Niederlage, indem gegen 25 Todte auf dem Plate blieben. Die Ssotnia verfolgte den Feind 40 Werst weit. Nur der ein- tretenden Nacht hatten die Lekinzen es zu verdanken, daß sie der gänzlihen Vernichtung entgingen, Wic hatten keine Verluste.

Amerika. Washington, 20. Februar. (Allg. Corx.) Das Repräsentantenhaus nahm heute die Geseßvorläge an, welche zur Entsendung eines Schiffes nah Jrland mit den zur Linderung des dortigen Nothstandes gesammelten Lebensmitteln autorisirt.

423. Februar. (W. T. B.) Der Zusammentritt der demokratischen Nationalkonvention zur Wahl eines Präsidentschastskandidaten ist nunmehr auf den 22. Juni d. J. in Cincinnati anberaumt.

Nr. 9 des „Amtsblatts der Deutschen Reichs-Po st- und Telegraphbenverwaltung“ hat folgenden Inhalt: VBer- fügungen: Vom 16. Februar 1880. Seepostverbindung mit Norwegen auf der Linie Hamburz-Drontheim. Vom 7. Februar 1880. Statistische Ermittelungen über die bei den Postämtern IITl. und bei den Poftagenturen eingegangenen Päkerei- und Wertkfondungen aus dem Deutschen Reichs-Postgebiet.

Gewerbe und Handel.

Zufolge neuerer Nachrichten aus Warschan ift die \. Z. in den Ortschaften Maloklenki, Wrona, Jozefowo, Idzikowice und Gadowo im Kreise Plonsk ausgebrochene Rin der p eft *) nunmehr erloschen,

Dagegen ift die Seuche neuerdings an einigen anderen Orten des gedachten Kreises, nämlih in der Stadt Zakroczym und in dem Dorfe Wolka-Smoszewska ausgebrochen.

Die Lübecker Bank hat nah dem Jabresberiht pro 1879 folgende Ecg-bnisse erzielt: Das Geschäftsjahr hat einen Uebershuß von 71973 4 ergeben. Nah Abzug des Kapitalverlust-Saldos ultimo 1878 von 35 647 4 verbleibt ein Gewinn von 36 326 Davon crhalten die Aktionäre 24 000 ( al3 Dividende à 2°/o, und die verbleibenden 12326 #& werden als Reserve für dubiöse Forderungen zurüdckgestelt. Das geschäftliße Ergebniß ward empfindlich beeinflußt durch den überaus nietrigen Zinsfuß während fast des ganzen Jahres. Es vaïrf daher nicht Wunder nehmen, daß der Ertrag des Zinsenkontos gegen das Jahr 1878 ziemlih erheblich differirt. Andererseits er- gte die güastigere Stimmung auf dem Effektenmarkte, von dem Aktienbesi des Instituts Einiges mit Vortheil zu verkaufen und dabei einen Gewinn von 9924 #4 zu erzielen, Der Effektenbestand ift dadurch Ende 1879 auf 25583 A ermäßigt, gegen 54289 Ende 1878. Auch die Acceptverbindlichkeiten find von 265 612 Ende 1878 auf 147 541 A Ende 1879, und die diversen Debitoren von 1034939 M auf 692525 A zurückgegangen. Dagegen hat der Webselbestand sich von 619 100 6 auf 970 460 M erhöht,

Wien, 23. Februar. E T. B.) Nach einer Meldung der „Presse“ hat die Versammlung der Prioritätenbesißer der h- rischen Grenzbahn die Kürzung des Coupons pro 1880 von 5 auf 4 d/9 genehmigt und beschlossen, daß die Gesellschaft über das nicht zur ZEREBALT, gelangende fünfte Prozent eine Schuldurkunde auézustellen habe. Der Kurator und die Vertrauen8männer wurden von der Versammlung beauftragt, den eventuellen V:rkauf der Bahn in. Erwägung zu ziehen.

Verkehrs-Anstalten.

Wien, 24. Februar. (W. T. B.) Der Eisftoß bei Wien ist im Verlaufe der leßten Naht abgegangen; für Wien ist somit nichts mehr zu befürchten.

Triest. 23. Februar. (W. T. B.) Der Lloyddampfer »Hungaria“ ift heute früh mit der oftindis%-cchinesischen Ueber- landpost aus Alexandrien hier eingetroffen.

Danach soll dieselbe ihre Ausgangspunkte bei Theben am Aegäishen Meere und bei Anino am Jonischen Meere haben.

*) cfr, Nr. 12 und 16 des Reichs-Anzeigers.