1880 / 48 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 25 Feb 1880 18:00:01 GMT) scan diff

verkauft, d. h. 340 Millionen Mark. Von diesen 17 Millionen seien 9 Millionen verkauft worden, feitdem Deutschland seine Verkäufe jistirt habe, und zwar zu besseren Preisen. Das Ausland werde das Verschwinden Deutschlands vom Markte L gerne gesehen haben, aber die Aufgabe Deutschlands önne es doch nit sein, dem deutshen Volke Opfer aufzuerlegen, damit das Ausland Vortheil davon habe. Nun liege außerdem in diesem Verhältniß Englands zu Jndien durchaus kein Grund zu der Annahme, daß die Zustände sih ändern würden. Die Entwerthung des Silbers, zu der Deutschland ein klein wenig beigetragen habe, sei noch durch zwei andere wesentliche Um- stände herbeigeführt worden. Jndien erhalte doppelt fo viel Tratten von der englishen Regierung, als es in früheren Jahren bekommen habe, und außerdem habe

wohl, daß der erste Anstoß zu dieser veränderten Bankpolitik darin gelegen habe, daß andere Banken sich nit gebunden er- achteten, zum Banksaße zu diskontiren. Bei dem ohnehin ge- drückten Zinsfuß sei es entschieden fals, daß die Bank in die Mitbewerbung eingetreten sei und dadurch den -Zins- fuß noch mehr’ herabgedrückt habe, indem sie das Geld zu Spottpreisen von 1!/, bis? 2 Prozent angeboten habe. Das s{chwimme jezt Alles in ottem Zuge; aber afsirte nur irgend etwas, was die friedlihen Verhältnisse tóöre, so würden Diejenigen, welche bisher den Geldmarkt mit ihrem Kapitale versorgten, verseucht, die Reichsbank aber, mit den fchlechien Papieren angefüllt und ohne erhebliche Baarmittel, könne die allergrößten Gefahren mit sich bringen. Dieser Zuskand müsse beseitigt werden, das gehe aber nicht

e i gus meinen Darlegungen doch das Sahverhältniß hinlänglih aufgeklärt.

Der Herr Abgeordnete hat die Bemerkung angelnüpft, daß es auffällig gewesen sei, wie. nach der Münzdenkschrist über die 309000 Pfd. Silber in Barren, die fih jeßt noch in unseren Be- ständen vorfinden, noch große Erwägungen {weben können, und er hat Andeutangen gemacht, daß das diejenigen 20 Millionen Mark seien, auf welche im vorigen Jahre in den Verhandlungen vielfach hingewiesen sei; die Einzelheiten sind mir nicht ganz ver- ständlih gewesen. Ih möchte in dieser Beziehung nur noch er- wähnen, meine Herren, es handelt sich aiso in dcr That um ein Quantum von über 300 000 Pfund Barrensilber8, welches aber noch nit in dieser Höhe vorhanden war, als die Verhandlungen im Juni vcrigen Jahres stattfanten. Jn den Affffinerien und Münzstätten waren verschiedene Quantitôten im Betriebe, die nah der Sistirung der Einziehung der Thaler und des Silberrerkaufs allmählich her-

dexr lateinishe Münzbund, der seit seinem B. stehen bis vor etlihen Jahren 2800 Millionen Francs an Silber geprägt habe, dieje Silberausprägung vollständig sistiut. Dazu seien die neuen Entdeckungen der Silberminen in Ne- wada getreten, auch in anderen Staaten Amerikas scien neue Silberfelder entdeckt worden, die mit großer Thätigkeit geför- dert würden. Man wisse, daß diese neue amerikanische Silber- produktion in den leßten Fahren 160 Millionen Mark ergeben habe. Damit erreihe man shon die Summe von 500 Mil- lionen theils entbehrlich gewordenen Konsums, theils neuer Produktion, die auf dem Silbermarkte konkurrirkten. Es Jei also, das wollte er hervorheben, in der Weltproduktion und Konsumtion kaum cine Veränderung zu erwarten, welche ein anderes Bild als das gegenwärtige bringen könnte. Die- selben Beobachtungen könne man im Punkte des Umlaufs der Silbermünzen machen. Gegenüber der gesteigerten Pro- duktion und verringerten Ausprägung weigere si der Verkehr, die schweren Silbermünzen anzunehmen. Frankreich werde gewöhnlih gepriesen als das Land, das mit der Doppel- währung fehr gut fortkomme, er könne verfichern, daß die- jenigen, denen die Sorge für die französishe Währung an- vertraut sei, die Dinge in Frankreih durhaus nicht mit Seelenruhe ®* anschauten. Früher sei der Schaß der franzö- sischen Banken zum allergrößten Theil mit Gold gefüllt und nur zum kleinen Theil mit Silber. Heute enthalte die französische

(l; ; CLNN Mis g Vank 1267 Millionen Silber und nur 600 Millionen Gold,

während sie noch 1876 auf 2100 Millionen Franken Baar- haß, 1500 Millionen in Gold und nur 600 Millionen in Silber gehabt habe. Wer habe davon profitirt ? Die Leute, die dem Lande Silber gegeben und das mehrwerthige Gold aus- geführt hätten, und dieser Operation seße sih jedes Land aus, welches mehr Silber in seinem Verkehr halte, als abfolut für den Bedarf an Scheidemünzen nothwendig sei. Die franzö- sische Bank habe durch diese Denaturirung ihres Schaßes mehr Verluste erlitten, als man von Deutschland sagen könne, ohne daß eine Münzreform dort eingetreten sei. Auf diesem Ge- biete, wie überall, wo es fich um den Verkehr handele, sei es fs{chwer, Voraussagungen zu machen, die Aspekte, unter denen er jeßt den Weltmarkt sehe, könnten fch rasch ändern. Das aber würde ihm wohl nicht bestritten werden können, daß, um eine bestehende Geseßgebung abzuändern und die Verantwor- tung dafür auf fih zu nehmen, doch noch mehr begründete Hoffnung gegeben sein müßte, eine Verbesserung herbei- geführt zu sehen, als nach seiner Auffassung der Fall sei. Es lasse sich ja ein Zustand denken, der dur Uebereinstim- mung aller civilifirten Mächte in allen Ländern die Doppel- währung einführe. Ob Jemand es für möglich halte, daß Europa und sogar Nordamerika ein derartiges Bündniß in Betreff der innersten Verhältnisse ihrer Geldmärkte schließen könnten, ob cin praktisher Mann das für möglich halte, dürfe er blos deshalb nicht bezweifeln, weil wahrscheinli hier im Hause einige Leute cs dennoch für möglich hielten. Deutsch- land, das jeßt nicht einmal den ersten Schritt zum österreichi- schen Handelsvertrag machen könne, dürfe unmögli auf eine fjolche Münzkonvention spekuliren. Die großen Verluste aus den Silberverkäufen sollten sich auf 96 Millionen belaufen, doch seien davon 23 Millionen Verlust aus deu Mindergehalt eingezogener Silbermünzen abzurechnen, blieben 73 Millionen. Diese 73 Millionen reduzirten sich nach der leßten dem Hause vorgelegten Denkschrift auf 43 Millio- nen, da doh auch loyalerweise die Mehreinnahmen mit in Anrechnung gebracht werden müßten. Der ganze noch vor- handene Silbervorrath, der noch abgestoßen werden müsse, möge 400 Millionen betragen ; geseßt, man verlöre daran noch 60 Millionen, so habe das Deutsche Reich bei der Durchfüh- rung der Neform, die fast Jahrzehnte in Anspruch genommen habe, circa 100 Millionen verloren, aber hätte man auch diese nicht verloren, wenn inzwischen das Silber entwerthet wor- den wäre? Ein Bankvorrath, der wesentlih aus einem Metall bestehe, das heute nicht mehr als Zahlung auf dem Geld- markte gelte, sei eine bedenklihe Erscheinung, wie sehr au Leute, wie Kellcy, dem Reichskanzler vorredeten, die Bank brauche Silber, um die Nationen der Silberwährung zu bezahlen. Die Amerikaner hätten sich aber nicht im leßten Herbst alles Korn mit Silber bezahlen lassen, fson- dern Alles in Gold erhalten. Wenn nun dieser Zu- stand permanent würde, wenn die Einziehung der Thaler nicht forlschreite, was dann? Nach dem leßten Ausweis habe der Baarvorrath der Neichsbank aus 575 Millionen Mark bestan- den, während 700 Millionen Banknoten im Umlaufe seien. Wie viel Silber und wie viel Gold sei in dem Bankvorrath? Der Ausweis gebe darüber nichts bekannt, während die französische Bank das Verhältniß \schon seit langer Zeit stets veröffent- lihe. Er nehme an, es sei die Hälfte Silber, ziehe man nun noch die 40 Millionen Neichskassensheine in Betracht, dann s{chmelze der Goldvorrath als internationale Deckung auf eine ganz eine Summe zusammen, zwischen zwei bis dreihundert Millionen Mark, und komme an an die Grenze des Geseßes, welche vorschreibe, daß ein Drittel der Cirkulation mit Metall gedeckt sein müsse. Man dürfe die Möglichkeit einer Aenderung nicht außer Augen lassen. Jm Augenblick gingen ja die Sachen, üainentlit in Folge des Aufs{chwungs in Amerika, gut. Traue man ihnen jo absolut? Jeder Rückschlag könne Deutschland Geldverlegenheiten- bringen und den Goldumlauf no mehr s{mälern. Vielleiht könne jene verhängnißvolle Wirkung durch Vorsichtsmaßregeln der Bank verhindert wer- den, Er und seine Freunde hätten beim Bankgesebß die Ab- sicht habe, die Reichsbank so solid als möglich zu konstruiren. Sie Jollte ten Geschäften niht nachgehen, sondern sie zu sih kom- men lassen. Das sei eine Zeit lang ganz gut gegangen ; allein in neuerer Zeit sei eine bedeutende Abweihung von dieser Praxis wahrzunehmen. Wenn jeßt \{lechte Erfahrun- gen gemacht weröen sollten, so sei ein s{lechtes Bank- gesch daran niht s{huld. Die Bank habe, um Geschäfte zu machen, den Zinsfuß herabgesezt. Sie sei vollständig Bankier geworden. Das sei gegen den Sinn des Geseßes. Er wisse

auf die Weise, day man das vorhandene Silber benuße, um die Papiere dafür einzulösen, dadurch würde Deutschland seinen ganzen Kredit im Auslande verlieren. Gx. habe das Haus mit diesen Ausführungen so lange aufgehalten, weil er wünsche, daß Alle darauf aufmerksam würden, welche Ge- fahren das Vorgehen der Regierung troß der guten Absicht Deutschland bringen könne und alle darauf dächten, wie man diese Gefahren vermeiden könne.

L Hierauf ergriff der Unter - Staatssekretär Scholz das Wort :

Ich verkenne nicht tex Zusamme bang, in dem dke Verzältnisse der Bank und die Münzverbältnisse stehen; ih w-rde mit aber meiner Stellung gemäß zu beshräutcn haben auf die Müazfrage, soweit ße von dem Herrn Vorredner crörtert worden ist , indem 1h hoffe, daß dem Herrn Präsidenten des Bankdirektoriums {ich beson- ders Gelegenheit bieten wirk , die Angriffe, welche gegen feine Ber- waltung gerihtet worden sind, zurückzuweisen.

Ich möchte meinerseits dem Herrn Vorredner nur in einigen Punkten noch antworten und tabei hervorheben, daf ih scire Legi- timation, hier über die Sache zu sprechen, meinersei1s8" nicht Labe irgendwie in Zweifel ziehen wollen. Jch habe die Ausführungen, die er selbst vor 8 Monaten hier gemacht hat, nur deêw-gen wiederholt, um die Selbstbeshränkung zu zeigen, die damals die Herren sich auferlegt hatten in Bezug auf diese Frage, um \{chon aus der Ab- weichung daron zu deduziren, daß der heutige Angriff dech nicht von vornherein als so ganz zweifellos gerechtfertigt anzusehen sein wird. Ich kann auch aller weiteren Ausführungen des geehrten Herrn Vorredners ungeaciei do nur wiederholen, da! das Ziel, gegen welches ex scinè Angriffe gerichtet hat, in der Hauptsache nur ein von ihm selbst er- richtetes, thatsählih nicht bestehendes ist. Er hat ungefähr fo deduzirt; Die Regierungen haben nicht einstweilen die Veräußerung des Silbervorraths efngestellt, sie haben den Verkauf prinzivicll, auf ein ganzes Jahr sistirt, denn sonst hätten sie ja eine Forderung für weitere Verluste beim Silberverkanf zu bringen; sie haben das gethan zu einer Zeit, wo mit jedem verkauften Centaer Silber die Durchführung. der Reform immer leichter geworden wäre. Er {ließt : ih stehe also ror einem Definitivum, und, nachdem er dieses Ziel seines Ungriffes sich konstruirte, hat er gegen dasselbe angelämpft, was allerdings leiter ist, als wenn er das festgehalten hätte, was ih in meinen vorauLgeshickten Bemerkungen auf das Bestimmteste hervorgehoben habe, daß es sich nicht um ein Definitivum handelt, sondera daß es ein Julecimistikum ist, wie vor einizen Monaten hier von der Regierung klargestellt worden ist, und daß also von einem tiefen Einschnitte, den die Regierung bereits in die Verhält- nisse gemaht hätte, zur Zeit keine Rede sein konnte. Der Herr Vorredner hat auch davon nicht Akt nehmen mögen, - daß ich die Absicht, mit der Sistirung der Silberverkäufe den Versuch zu machen, den Preis des Silbers zu steigern, nicht als Ursache für die Einstellung der Silberverkäufe an- gegeben habe. J habe nicht die Ehre cehabt, persönlich der Debatte anzuwohnen, die im Junt v, J. darüber stattgefunden hat, ic bin also auch nicht in der Lage iy bestreiten, «ob sie d#n Eindruck ge- macht hat, daß dies eigentlich die Haupturfache geresen sei; J kann mich nur an die Worte balten und möchte mir eclauben, in dieser Beziehung das kurz zu wiederholen, was der Herr Neichs- kanzler selbst über den Grund seines Ents(lusses im vorigen Jahre gesagt hat. Er sagt auf Seite 1712 des stenographischen Berichts:

Die einzige thatsäckchlicde Anknüpfung, der Krystallisationépunkt, von dem {ih diese ganze Legende einscbließlih der Interpellation gebildet hat, besteht in einem an das Bank-Präsidium gerichteten

Erfuchen, mit den Silberverkäufen einstweilen aufzuhören, indem“

i für die Fortseßung, ja für die Vergrößerung der Verluste, welche wir gegenwärtig bei dem fortwährenden Sinken des Silber- preises bis auf 47, während 61 der normale Werth sein würde, erlitten weil ich da/\ür die Verantwortlichkeit für meine Perfon nicht mehr tragen will,

Dies.r ganz bestimmte, von dem Herrn Reichskanzler angeführte Grund, die Höhe des Verlustes, und zwar nicht des Verlustes, den die Nation. im Ganzen, das Nationalvermégen, hat, sontern zunächst, wie ich es verstehe, der Verlust für die Neichékafse, für die Finanz- lage des Reiches, dieser große unmittelbare Verluft war es, der den Herrn Rethskanzker zu diesem Beschluß veranlaßte. Persönlich würde “ih überdies glauben, von vornherein annehmen zu müssen, daß cine gzeitweilige Sistirung dieser dem Quantum uach unbedeutenden Silberverkäufe unmöglich tine große Einwirkung auf den Weltmarkt haben konnte, zumal wenn man wußte, je hörten möglicherweise bald wieder auf. Wer soll da von einer jolhen Sisttrung der Silberverkäufe eine dauernde Hebung der Preise gehofft haben ? Jch sage also, es ist die erklärte Absicht nicht dieses Cxperiment gewesen, sondern die Verluste niht auf eigene Verantwortlichkeit länger zu tragen. Ueber den Umfang derselben wird mein Herr Nachbar noch mit einigen Zahlen dasjeni:e dar- legen, was dabei Seitens der verbündeten Regierungen als Thatsache a ‘gesehen wird. J meinerseits will hier noch hinzufügen : Der Herr Vorredner hat selbst Sah des umfangreichen Materials, das ihm bei feiner großen Bekanntschaft mit diesen Dingen über die Grenzen des eignen Landes und Europas hinaus zu Gebote steht und das er in der Lage gewesen ist, dem hohen Hause in der interessantesten Weise darzulegen, doch damit begonnen und damit ges{lossen, daß er an- erkannt hat, es ist unmöglih zu fagen, ob eine Steigerung des Preises in der nähsten Zeit eintreten wird od.r niht; er hat rur gewisse Wahrscheinlichkeitsrehnungen angestellt. Nun, in dieser Be- ziehung glaube ich, daß die Auffassung der verbünd ten Regierungen mit der scinigen ziemli. übereinstimmt. Die verbündeten Regierungen haben auch die Ueberzeugung ge- abt, daß fih eine bestimmte Meinung darüber, wie iîm Laufe des nächsten Etatsjahres gerade die ESilberpreise und ihre Schwankungen sein werden, nit aufstellen lasse, als überwie- gende Wahrscheinlißkeit haben fie aber angenommen, daß eine wesent- lihe Besserung, die so weit gehen könnte, daß man ohne erhebliche Verluste für die Reich2kasse, ohne Kontrahirung von erheblichen Schuldea für die Reichskasse mit einer beträchtliben Menge von Silber wicder würde auf dem Markte erscheinen können, nicht zu er- warten sei Die verbündeten Regierungen haben es daher als vorth«ilhaft erachtet, es bei der Sistirung bis auf weiteres zu belassen, aber eben nur bis auf weiteres, Es ist dies übrigens auch * nicht geshehen, ohne alle die Erwä- gungen anzustellen, die in einem folhen Falle auß namentlich nah der Richtung anzustellen waren, ob dadurch allgemeine Jater- essen des Verkehrs und namentlich unseres Verkehrs mit dem Aus- lande eiwa ges{chädigt würden, ob die Interessen der Reichsbank ge- s{ädigt würden. Meine fer wir haben in der Beziehung auch die Aeußerung Seitens der Reichsbank bekommen, daß der tortigen Wür- digung der Verhältnisse nah eine sol e Gefahr in der weiteren Sistirung niht zu fiaden sei. Um fo weniger haben die verbündeten Regie- rungen Veranlassung gehabt, von diefer Maßregel Abstand zu nehmen. Es handelt sih um eine interimistishe Maßregel, um ein verlang- famtcs Tempo der Durchführung der Münzreform, so weit, glaube

aus8gezogen werden konnten, und es hat sich so erst im Laufe des Jahres der volle Bestand gebildet, Wäre die Interpellation nicht gestellt und hâtte sie nit zu der Erklärung geführt, zu der bffent- lichen, in doch immerhin feierliherer Form abgegebenen Erkläs« rung, daß die Silberverkäufe eingestellt seien, fo“ würten Sie von diefen 300 000 Pfd, die uns etwas über 31 Millionen Mark osten, nichts mehr im Bestand gefunden habznz denn cs wäre nichts natürlicher gewesen, als daß man mit diesem Rest durch Verkauf auch aufgeräumt bâtte. Nach ten Vorgänzen dcs vorigen Jahres wac aber diefer Weg füglich nicht zu betreten. Inzwischen ist aber eine audere Sorge an die Regierung herangetreten, und ich habe die Hoffnung, daß die Verhandlungen, die in dieser Beziehung shwebzn, und auf die Befriedigung des Bedürfaisses gerichtet sind, an Neichsfilberurlinzen nochþ ein Mehr zu gewähren, bald zum Ziele führen werden. Ein solches Bedürfniß ist in Norddeutschland viel- fach hervorgetreten und, - obwohl Süddeutschland viel mehr von Neicsfübermänzen bis jezt bekommen hat, als wie nach der Bevölkerung8zahl auf Süddeutschland entfällt, besteht es auch dort. Bei der legen Gelegenheit erst ist von der Königlich bay:rischen Regierung ausdrüdcktlih der Wunsch ausgesprohen worden, auch für Bayern noch Markstücke zu bekommen, ic fage nach alledem ist es wohl nicht als ungerehtfertigt anzusehen, den ersten Absatz des Art, 4 des Münzgesetzes, welher die Ausprägung der Reichsfilbec: münzen auf 10 #4 pro Kopf bis auf weiteres bestimmt hat, einer erneuten Prüfung zu unterziehen. Jh gebe mich der Hoffnung hir, taß noch im Laufe dieser Session dem hohen Hause ein Ge- feteutwurf wird vorgelegt werden, welcher eine Abänderung dieses Absabes des Art. 4 bezweckt. Jst dies der Fall, dann wird sid aub von selbst nebenher die Gelegenheit bieten, jene 309000 Pfund bereits vorhandener Barren anderweit zu verwenden, obwohl fie nicht allein dafür ins Auge gefaßt merden würden.

Der Bundeskommissar Negierungs-Nath Schraut führte aus, die Höhe der Verluste Deutschlands aus den Silber- verkäufen ergebe sich folgendermaßen. Deutschland habe für die Münzreform verausgabt 1251/4 Millionen und vereinnahmt 811/, Millionen Mark. Es ergebe sih also ein ungedeckter Verlust von 44 Millionen. Den wesentlihsten Theil der Aus- gaben nähmen die Verluste bei den Sildéroerkäufen mit 561/, Millionen cin, von denen allerdings 23 Millionen auf die Ab- nußung bezw. minderwerthige Ausprägung der Landes-Silber- münzen zu rechnen feien. Ob die übrig bleibenden 231/54 Mil- lionen Verlust au eingetreten wären ohne die Münzreform, hänge davon ab, welchen Einfluß man der deutshen Münz- reform auf den Preisrückgang des Silbers zuschreibe. Unter den Einnahmen nehme die Hauptstelle der Gewinn aus der Aus- prägung von Silber- und Nickelmünzen ein, der sih auf 541/54 Mill. Mark stelle, und den man, wie der Abg. Bamberger richtig bemerkt habe, in Anrechnung bringen müsse. Zur Deckung des entstandenen Verlustes seien zwei Anleihen im Gesammt- betrage von 50 Millionen Mark bewilligt worden. Welche weiteren Verluste noch ekttstehen würden, hänge von : der Summe der im Umlauf befindlichen Thalerstiücke ab, die der Abg. Bamberger auf 400 Millionen s{häße, während nach einer andern Schäßung 450 Millionen vorhanden seien. Die jeßigen Silberpreise hätte man durch Verkauf deutschen Silbers noch bedeutend herabgedrückt, wodurch dann, wenn man vielleicht noch 300 Millionen Mark Silber hätte abstoßen wollen, cin Ge- sammtverlust von 100 Millionen Mark entstanden wäre. Die Regierung müße die Frage, ob ein Anlaß zur Beschleunigung der Silberverkläufe vorliege, verneinen. Von den 1700 Millionen in Gold fei ein Theil nach dem Auslande geströmt und es habe sih herausgestellt, daß bis Ende 1878 im Auslande 107 Millionen Mark Neichs- Goldmünzen eingeschmolzen seien. Außerdem lägen 1879 in auswêrtigen Bank-Fnstituten 70 Millionen, die unzweifelhaft im Laufe des Jahres 1879 nah Deutschland zurücgeflossen seien. Er gebe dem Abg. Bamberger darin Recht, daß die Goldcirkulation, wenn der Wechselcours sih dauernd zu Un- gunsten Deutschlands gestalte, gefährdet seiu könnte, . und der Umlauf von Thalerstücken könnte das Gold in die auswärti- gen Kanäle lenken. Aber bei der Neichsbank sei nach deren Auskunft jeßt so viel Gold vorhanden, daß alle bei ihr even- tuell präsentirten Thaler gegen Reihs-Goldminzen umgetauscht werden könnten. Die Regierung habe in Folge dessen keine Veranlassung, in den von ihr getroffenen Maßregeln irgend eine Aenderung eintreten zu lassen.

Der Abg. von Kardorff erklärte, ex und seine Freunde würden in der Münzpolitik, ähnlich wie bei den Eisenzöllen, zu dem richtigen Resultat, zu der Doppelwährung erst kommen, wenn die Welt einige Jahre hindurch die Kalamitäten der ein- fachen Währung voll und ganz empfunden habe. Der Abg. Bamberger habe für seine Ansichten auf den Weltmarkt und die Ergebnisse der Wissenschast hingewiesen, er erinnere das Haus aber daran, daß derselbe ähnlicze Abhandlungen auch für die Freihandelspolitik gesprohen habe. Auf dem inter- nationalen Kongreß zu Paris, dem die größten Kapazitäten auf dem Gebiete des Münzwesens beiwohnten, hätten sich nur Belgien und die Schweiz für die reine Goldwährung ausge- sprochen, alle anderen Staaten hätten sie sür die shwerste Ka- lamität erklärt. Er berufe sich dem Abg. Bamberger gegen- über auf diese historishe Thatsache. Von allen Län- dern der Erde, Nordamerika ausgenominen, komme in Deutschland der geringste Metallumlauf auf den Kopf der Bevölkerung. Während derselbe hier 60 #4 pro Kopf be- trage, betrage derselbe in Frankrei} und England circa 160 /6 Diese Thatsache sei in Deutschland cine Folge der reinen Goldwährung, und daraus resultirten alle Uebelstände in dem Verkehrs!eben, das steté Kreditnehmen, das unsolide Leben und die Unreellität des Geschäfts. Der internationale Kongreß in Paris sei gescheitert an dem Widerspruch Eng- lands. Diese Position Englands werde erleichtert durch die Sistirung der deutschen R Er werde deshalb in der dritten Lesung beantragen, eine Position in den Etat cin- zustellen, welche die Regierung ermähtige, Schaßanweisungen bis zu cinem gewissen Betrage zur Durchsührung der Münz- reform auszugeben, um dadurch einen Druck auf England auszuüben, Obwohl unter den englishen Waarenhändlern eine starkeStrömung für die Doppelwährung herrsche, so liege den englishen Geldwehslern doch viel daran, an der reinen

«Goldwährung festzuhalten. Durch die Beseitigung des Silbers aus dem Geldverkehr reduzire man a ‘der einen Seite die Geldmittel auf die Hälste des bisherigen Betrages, während man andererseits mit dem Silber die Waaren ver- mehre, deren Werth in Gold gezahlt“ werden müsse. Die Münzfrage sei von viel größerer Tragweite, als. daß ein Ver- lust, wie derselbe Deutshland durch die Fortsezung der Silbét- verkäufe entstehen könnte, in Betracht käme. Sei die Gold- währung richtig, denn shade dieser Verlust nit, und sei sie fals, denn schade dieser Verlust auch nicht, denn dann leite er Deutschland noch früher auf den richtigen Weg zurück, Der Abg. Bamberger schildere diese frage immer so s{hwierig, daß nur der gewiegteste SaWkenner sie begreife. Er bitte das Haus, L s fe ot E zu lassen, die Frage arlündlih in der Facpre}sse zu studiren. Bis jeßt habe die Goldwährun

nur dem Großkapital Nußen gebraht, Nachtheil aber cin anderen Bevölkerungsklassen, den besißenden wie den nicht- Ag S

Der Abg. Dr. Bamberger erklärte, der Auffassung des ‘Abg. von Kardorff müsse er doch widersprechen, M ob die “Münzrejorm nur zu Gunsten der Reichen durchgeführt werden solle, und daß die Hälfte der Leute in Deutschland aus {lehten Schuldnern bestände, welche von der Reform nur Nachtheile hätten. Das aber sei do nicht zu übersehen, daß ‘die Münzreform bes{hlossen sei, und daß sie darauf ausgehe, das Silber aus dem Verkehr auszuscheiden. Niemand sei Prophet und klönne vorher wissen, ob der Ausfall mehr oder weniger günstig sein werde. Jedenfalls müsse man in der Münzreform fortsahren, um hließlih zu einem Durhsqnitts- preis zu kommen. Seine Absicht sei es nun gewesen, eine unabsehbare Verschleppung der Münzreform zu verhindern, um einen Verlust zu vermeiden.

Der Abg. Sonnemann bemerkte, daß er seinerseits den vom Abg. von Kardorff in Aussicht gestellten Antrag gern unterstüßen werde. Jm Uebrigen vermöge er niht zu be- greifen, daß von Seiten der beiden Vertreter der verbündeten

egierungen gewissermaßen versucht worden sei, die Verant- wortung von sih abzulehnen, sie dem Reichstage zuzuschieben und sih durch die Erllärungen der Reichsbank zu deen. æWenn einmal dem Reichstage und dem Reiche gegenüber von einer Verantwortung die Nede sei, dann dürfe ¡sie die Reichs- regierung niht von sich abwälzen. Die vom Unter-Staats- sekretär angekündigte Vorlage wegen Abänderung des Münz- geseßes werde man prüfen, obwohl er sie zur Zeit noch für verfrüht halte.

Der Abg. von Kardorff erklärte, im Gegensaß zu dem Abg. Bamberger, der der deutschen Münzreform keinerlei Ein- fluß auf das Sinken der Silberpreise zugestehe, müsse er be- haupten, daß dieser Einfluß ein großer gewesen sei, weit durch die deutschen Silberverkäufe auch andere Staaten, na- mentlich Frankreih auf dieselbe Bahn gedrängt seien und weil dur die „daraus ebenfalls resultirende Verminderung der Silberausprägung die Konsunition desselben erheblich ein- :geshränkt worden fei.

__ Der Unter-Staatssekcetär Scholz entgegnete, er habe niht gesagt, daß der Reichstag für den Nichtverkauf des jeßigen Varrensilberbestandes in Folge der vorjährigen Jnter- pellation verantwortlih sei, wie der Abg. Sonnemann ihn verstanden habe. Er habe niht sagen wollen propter hoc, sondern post hoc. Auch habe er nicht die Verantwortlichkeit der Negierung sür die Silbermünzencirkulation auf die Reichsbank abgewälzt, er habe nur gêfagt, daß die Regierung ihre diesbezüglihen Entschlüsse niht ohne Anhörung und Uebereinstimmung dieses wichtigen Faktors gefaßt habe.

__ Der Abg. Pr. Bamberger bemerkte, er habe niht gesagt, wie der Abg. von Kardorff vorausseße, daß die deutsche Münzreform von keinem Einfluß auf das Sinken der Silber- preise gewesen sei, sondern er habe nur ausgeführt, daß dieser Einfluß kein durchshlagender gewesen sei.

Titel 8 wurde bewilligt, worauf sich um 4 Uhr das Haus vertagte.

Neich3tags - Angelegenbeiten.

Der Etat der Reih8-Iustizverwaltung weist in seinen Einnahmen (Kap. 11 123180 4) 30708 # mehr auf als der laufende Etat, die fast ausscließlich auf die Einnahmen des Neich3- gerichts (122400 Æ) fallen. Die fortdauernden Ausgaben (Kay. 65, 66 1 678 535 M) haben sih um 445 995 H erhöht. Der Bedarf des Neichs-Iustizamts (Kay. 65 480 975 £6) ist um 55 290 M. Höher als im laufenden Jahre, hauptsächlich weil die Kommission zur Ausarbeitung des Entwurfs eines bürgerlichen Gesetz- bus 45000 6 mebr, darunter 40000 4 für den be- ginnenden Druck mehrerer Theilentwürfe beanspruchen wird. Bei dem Neichsgeriht (Kap. 66 1195560 H) tritt nur ein Mehr von 320 # hinzu. Die einmaligen Ausgaben (Kap. 8) stellen fich auf 224000 4 (— 77200 6), und zwar 24000 46 zur inneren Einrichtung und Auéstattung der für das Reichs-Justizamt bestimmten Räumlichkeiten und 200 (00 4 zur Nemunerirung ron richterlichen, Subaltern- und Unterbeamten, teren Verwendung bci dem Reich8gerilt in Folge der Zuweisung von Sachen na §. 15, 16 des Einführungsögeseßz:8 zum Gerichts- verfassungs-Geset erforderlich ift.

Das Neich8-S chaßamt hat eine Einyahme (Kap. 13) von 24 993 M (+ 12893 4). Zu diesen Einnahmen liefert uf Reit Anzeiger 14 643 f (+ 2643 M), das Grundstück Wilhelmstr. 75 350 M. (+ 250 A) und das Münzwesen 10 000 4A

Die fortdauernden Ausgaben belaufen sich auf 43 785646 46 (—+ 40 856 430 (6). Davon entfallen Kap. 67 auf Besoldungen 248 750 M. (+ 13950 6) und Wohnunzégeldzushüsse 42 120 M (-=— 2580 6), andere persönlihe Ausgaben 15 100 46 (4+ 400 A), säclide und vermischte Ausgaben 59 000 Æ (unverändert), auf den Dispositionsfends des Neichskanzlers zu allen unvochergesechenen Ausgaben 120000 # (unverändert). Bei den allgemeinen Fonds (Kap. 68 42894786 M) ist cine Erhöhung von 40840500 6 eingetreten, darunter 4062450) A Ueber- weisungen aus der Tabaksfteuer -an die Bundesstaaten (wovon 24475 439 4 an Preußen) und 200000 Æ zu Prägekosten u f. w.

t 5 ist cine 7 niß von 1000 M eingetreten. 24 L ats

Zu einmaligen Ausgaben sind Kap. 9 3831769 M (1+ 1542513) ausgeworfen, und zwar 3 181 760 (+1 994013 46) für die St. Gotthard-CGisenbahn, 500 000 e für die Ecritung des Kollegienhauses der Universität Straßburg, welches im Etatéjahr 1880—81 im Nohbau b's zu zwei Dritteln feiner Höhe aufgeführt werden foll, u:d 150 000 Æ erste Nate der im Ganzen auf 409 000 46 bemessenen Beihülfe zur Vollendunz des Nattonaldenkmals auf dem Niederwald.

Der Etat des Neich8-Eisenbahn-Amts ist in den Ein- nahmen (Kap. 13 2339 4) unverändert geblieben, Die fortdauern- den Ausgaben (Kap. 70 262 260 ) haben s um 1510 M erh3ht, Einmalige Au®gaben sind nicht vorgesehen.

Die Verwaltung der Neichs\chuld erfordert (Kap. 71 92 500 A) an fählidien Au8gaben 10 0C0 M mehr als der laufende Etat. Zur Vezinsung siud (Kap. 72 8 950 000 6 (+ 510 C00 6) erforderlich. Das zu verzinsende Schuldkapital wird am 1. April d, J. etwa 215 000 000 46 in Schuldverschreibungen und 15 C00 000 6 in Schaßscheinen betrage), Zu einmaligen Ausgaben sind 123500 6 bestimmt, die zur Herstellung neuer Reihétassensheine auf Wilcoxshem Pflanzenfaserpapier und in Tünstlerish voilfommener Ausftattung verwendet werden follen.

In dem Etat für den Nechnungshof des Deutschen Reichs ermäßigen sih die fortdauernden Au?gaben (Kap. 73 460 618 #) um 180 M, die einmaligen (Revision der Rechnungen über die von Frankreich für die deutshen Ofkkupationstruppen ge- zahlten BVerpflegungszelder) um 15 000 _ Die Ausgaben des allgemeinen Pensionsfonds erhöhen 1c bei der Verwaltung des Reichsheers (Kap. 74 17 197 333 6) um 545 334 4, bei der Marineverwaltung (Kap. 75 374 764 6) um 39261 6, bei der CGivilverwaltung (Kap. 76 323 100 6) um 92 866 M, im Ganzen (17 895 197 M) um 677461 M

_— Der Etat des Reihs-Jnvalidenfonds (Kap. 77—83) weist 32 098 512 M Ausgabe (— 917 367 Æ) auf, denen die gleiche Einnahme (23 826 223 4 Zinsen und 8 272 289 4 Kapitalzushuf) gegenüberstcht.

Die Einnahmen des Reichs an Zöllen, Ver- brauchssteuern und Aversen ergeben 307196470 M (+ 55 498 110 6). An Zôllen sind zur Neichskasse 166 851 000 4 (-+ 62 446 960 Æ) beremnet. Die Tabaksteuer ift auf 369 000 4 netto (— 530590 M) veranschlagt, die Rübenzuctersteuer auf 46 180700 A (— 4642150 #Æ), die Salzsteuer auf 35 740 790 Æ (+ 1188010 Æ), die Branntticeinsteuer und Ueber- gangsabgabe von Branntwein auf 35 726 620 4 (— 3 872 670 46) und die Brausteuer nebst der Uebergangsabgabe von Biee auf 15327760 M. (— 627540 Æ); im Ganzen 300795870 M (+ 53 962 020 4), an Aversen 6 400 600 M (+ 1536 100 46).

…_ Die Einnahme aus der Spielkartenstempelsteuer ist auf 1 139 000 4 netto, diejenige aus Wechselstempel steuer auf 6 276 200 6 netto angesetzt. -

Der EtatderReichs-Post- undTelegraphenverwal tung weist in den Einnahmen (Kap. 3 132 706 150 46) 682 600 mehr auf als der Etat 1879—80. Porto und Tclegrapheneinna hmen (119 000 000 6) sind um 1 200070 M höher veranshlagt, wogegen bei dem Perfonengeld (3 700 000 4) in Folge der Abnahme des Postreiseverkehrs wiederum 600000 Æ abgesetzt worden sind. Die Gebühren für Bestellungen von Postsendungen am Oite der Postanstalt (4000 000 é) find um 100 000 M erhöht worden, ebenso die vermischten Ginnahmen (690 000 6) um 30 030 Æ, dagegen sind diz Einnahmen aus dem Erlös sür verkaufte Grundstücke 2c. (143 500 4) um 51 400 M. und die Vergütung für dên Vertrieb der Wecselstempelmarken (148 900 ) um 8250 M erhöht worden. Neu eingest-llt in den Etat sind 9750 6 Vergütung (24%/) für den Vertrieb der Stempel- marken zur Entrichtung der statistishen Gebühr.

In den fortdauernden Ausgaben (Kap. 3 117 040 605 4) ist eine Erhöhung von 640013 #4 eingetreten: Die Befoldungen (Tit. 1—16 48462857 M) steigern sich in Folge des Hinzu- tretens neuer Stellen üm 415437 4, die Wohnungsgeld- zuscbüsse (Tit. 17 7311500 #) um 64026 s, die anderen perfönliGen Ausgaben (Tit. 18—34 15315040 A) um 381 450 A, Unter den Mehrauêgaben diefer Titel befinden sich 141 980 Æ für Einrichtung 2c. von Postagenturen, 180 000 4 zur vermehrten Hülfsleistunz, 240000 Æ für Ruhegehälter und 90 000 6 zu Tbeverungszulagen bestimmt. Die Betriebskosten (Tit. 35—43 27 795 909 #6) vermindern sich um 172300 4; die

Vergütungen an die Eisenbahnen vermindern si (auf 2200000 M) *

um 500 000 MÆ, dagegen sind für Unterhaltung, Verlegung- und Ver- vollftändigung der Telegraphenanlagen (2450 090 46) 300 00I mehr ausgeworfen worden, weil u. A. die Einmichtung yon 209 neuen Aemtern in Ausficht genommen ist. Den sacklihen und vermishten Ausgaben (Tit. 44—48 11 844 019 Æ) sind 25000 «& mehr für die Ersaßleitung für verlorere oder beschädigte Postsendungen zugeseßt worden, den Baukosten (Tit. 49-——51 1 196 090 4) 20 000 M, die so: stigen Ausgaben (Tit. 92—-99 95 114 998 Æ) verringern sich um 93 600 4, hauptsächlich weil sich die aus Anlaß der Aufhebung von Portofreiheiteñ zu er- stattenden Beträge in Wirklichkeit um 900009" #4 niedriger stellen, als angcnommen war.

Zu einmaligen Ausgaben sind 2599 950 M. (+4 152 470 46) aufgeworfen zur Herstellung von Dienstgebäuden und zum Ankauf von Di BeSel L ai 6

. Die Post- un elegravhenverwaltung ergiebt 13065 595 Ueberschuß, 109 883 46 weniger als nach dem Etat 1879/89; außerdem erstatten Vayern und Württemberg noh 29 268 (6 zu den Kosten E d rue r

Der Etat für die Verwaltung der Eisenbahnen hat (Kap. 4 36 392 000 6) 55 000 Æ mehr Einnahmen als der laufende. Zwar sind die Cinnahmen aus dem Personen- und Sepäckverckehr (9 743 000 M) um 217 060 Æ niedriger angesezt worden, dagegeæ erhöhen fich diejenigen aus dem Güterverkehr (24 511009 4) unr 231 000 6, ebenso die Vergütung für Ueberlassung von Bahnanlazemn und für Leistungen zu Gunsten Dritter (501 124 4) um 51424 M Die Vergütung für Ueberlafsung von Betriebsmitteln (632000 Ab) CrinaBtgl 11h um 155 VUU Æ., Dagegen weisen die Erträge a Veräußerungen (640007 4) 128 657 4 uad die vécsiibektn ions stigen Einnahmen (364 869 M) 12919 M. mehr auf.

Die ordentlichen Ausgaben (Kay. 4) betragen 26024000 (+ 536090 6). Ja den Kosten der Centralverwaltung (Tit. A (8 600 M) ist feine Aenderung eingetreten, dagegen ermäßigen sich die Betriebskosten (25 946 009 46) um 481 009 M, vbwsokl die Er- neuerungéfonds (Tit. 10, 11, 11a. 3357457 4) um 378525 erhöht worden sind.

Der Ueberschuß (10367 400 4) erhöht sich um 536 000

Zu einmaligen Ausgaben sind (Kap. 11) 282 550 4 (— 134338 M) ausgeworfen worden, und zwar 264550 M (— 139 990 #6) Beitrag für die St, Gotthard-Eisenbahn und 18000 46 (4+ 1200 ) zur Ecwerbung der Eisenbahn von Colmar nach Münster (9. Rate).

Der Etat der Reicsdruckerei ist in den Einnahmen (Kap. 4a 3 019 590 M) um 193 909 herabgeseßt worden, weil im Ctatéjahre 1880—81 die Herstellunz von Reichsbankaoten und Meichskafienscheinen nit in Autsscht genommen ift. Auch inden orden t- lichen Ausgaben (Kap. 43, 2066160 M) ist aus demselben Grunde eine Ermäßigung von 42400 Æ eingetreten. Der Ueberschuß stellt ih Hiernah auf 953340 M4 (— 152109 #4). Unter den einmaligen Ausgaben sind 20000 4 ¿zur Beshaf- fung neuer bezw. Umguß vorhandener Shristen behufs Erzielung eines einheitliwen metrishen Systems für das gesammte Shriftgut der Neichédruckerei angeseßt worden.

Statistische Nachrichten.

„Veber die Gymnasien, Realschulen Mädchenschulen im Großherzogthum Hessen während des Sculjahres 1878 —79 entnehmen wir den „Mittheilunger der Großherzoglih Hessishen Centralftelle für die Landesstatistik“ folgende statistishe Angaben: An dén Gymnasien des Landes zu Darmstadt, Bensheim, Gießen, Büdingen, Mainz und Worms lehrten im Sculjabkre Herbst 1878/79 im Ganzen 97 ordentlihe Lehrer (eins{ließliÞh der Direktoren). Außerdem unterrichteten an diesen Lehranstalten 25 agußee- ordentlihe und Hülfslehrer. Diese Lehrer hatten ein Dienstein=- fommen ven 1500 4 bis 5400 4, unter 1500 M hatte nur etn Lehrer. Dic Zahl der Klassen (einschließlich Parallelklassen) betrug 65, die Zafl der Schüler betrug am Schlusse des Schuljahres 1878, die erftz Klasse besuchten 294 Schüler; die Schüler befanden sich im Alter: von 8—19 Jahren und darüber. Nach der Konfession gehörten 1280 Schüler der evangelischen, 514 der römisch-katholishen, 9 der altkatholishen, 11 der deutsch-katholischen, 237 der israelitischen und 9 anderen Konfessionen an. Aus dem Orte der Lehranstalt waren 1313, aus anderen hessishen Orten 592, aus anteren Stzaten des Deutschen Meiches 144, aus nichtdeutshen Staaten 11. Abgegangen sind mit dem Zeugniß der Reife für die Universität und gleichgestelite Anstalten 92, der Befähigung zum einjährigen Militärdienst 47 Schüler. Schulgeld ist im Ganzen bei diesen Lehranstalten eingegangen 126 621 f An deu 12 Realschulen des Großherzogthums waren im Ganzen 135 ordentliße und 31 außerordentliche und Hülftlehrer thätig, von dencn 118 definitiv an- gestellt, 89 akademisch und 41 seminaristisch gebildet waren. Die Zahl der Klassen betrug im Ganzen 121, die Zahl der Schüler inx Ganzen 4511, von denen 303 die erfte Klasse besuchten. Von diesex Schülern standen 150 im Alter von 6 Jahren und 29 im Alter von 19 Jahren und darüber. Der Konfession nach gehörten zur evangelischen 3070, zur rômifch-katholisden 744, zur altkatholishen 19, zur deutsch- katholischen 35, zur israelitischen 633 und zu anderen Konfessionen 10 Schüler. Aus dem Orte der Lehranstalt waren 3933, aus an- deren hessishen Orten 12365, aus anderen Staaten des Deutschen Neich38 208, aus nichtdeutshen Staaten 34 Scülex. Abgegangen sind mit dem Zeugniß der Reife für die Universität und gleibgestelte Anstalten 20, mit dem Zeugniß der Befähigung zum einjährigen Militärdienst 234. An Schulgeld kam in diesen Lehr- austalten ein 213 308 6 An höheren Mädcbenschulen be- standen i:n Großherzogthum 2, je eine zu Darmstadt und zu Offen- bah. Die Zahl der ordentlichen Lehrer, eins{hließlich der Dircktoremæ, betrug 15, die der ordentlichen L:hrerinnen 9, die Zahl der außer- ordentlihen und Hülfslehrer und Lehrerinnen wär 32, von dener 19 definitiv angestellt, 7 akademisch und 8 seminaristisch gebildet waren. Von diesen Leÿrern standen im Alter von über 25—30 Jahren 2, im: Alter von 50 bis zu 60 Jahren ebenfalls 2. Das höcbste Diensteinkom- men von über 4500 bis zu 5090 Æ hatten 2 Lehrer. Die Zahl der Klassen an diesen Lehranstalten betrug 22, welche von 735 Schülerinnen besucht wurden. Von diesen Schülerinuen besuchten die erste Klasse 26, die Seminarklafsen 54. Es ftanden im Alter von 6 Jahren 56 und inx Alter von 19 Jahren und darüber 20 Schülerinnen. Nach der Kone fession gehörten zur evangelischen 545, zur römisch-katholiscen ‘42, zur alt-fatholishen 3, zur deutsh-katholishen 33 und zur israeli- tishen Konfession 82 Schülerinnen. Aus dem Orte der Anstalt waren 668, aus anderen hessishen Orten 39, aus anderen deutschen Staaten 7. An Schulgeld kamen an den beiden genaunten Anstalten 43 714 4. auf.

und höheren:

M Fuserate für den Dentschen Reichs- u. Königl. | Preuß, Staats-Anzeiger und das Central-Haudels- reaister uimmt aut die Königliche Exvediiien des Dentshen Reihs-Änzeigers und Söniglich YDrenßishen Staats-Anzeigers: DBerlig, 8. V. Wilhelm-Straße Nr, 62,

. Steckbriefe und Untersackunga-Sachen. G M Aufgebote, Vorladungen u, dergl,

Oeffentlicher Anzeiger.

5. Indastriel!s Etablissements, Fabriken

und Groaghandel,

9, Familien-Nachrichten. /

6, Verschiedens Bekanntmachungen.

. Verkäufe, Verpachtungen, Subrissienen eto.| 7. Literarische Anzeigen.

. Verloosung, Amortisation, Zinszablung u, &. Ww. von öffentlichen Papieren.

M M Inserate nehmen an: die Annoncen-Expeditionen des nIttvalidendauk“, Nudolf Mosse, HaaseuFein & Bogler, G, L, Daube & Co, S. Sehlotte, Büttuex & Winter, sowie aile übrigen größeren

Aunoeu¿cn-Bureans,

8. Theater-Anzoigen. | In der Böraen- beilags. Æ

D

tet

Ste&Æbriefe und Untersuchungs-Sachen.

Steckbriefs - Erlcdigung, -Der hinter den Kaufmanu Hermann Saiomon am 4. Dezember 1873 wegen wiederholter Unterschlagung erlassene Steckbrief wird hiermit zurückgenommen. Berlin, den 13. Februar 1880. Könizliche Staatsanwalt- {chast beim Landgericht I,

weren

Steclbries3s - Erlcdigung. Der hinter den Gürtler Ferdinand Gustav Otto Riedel * am 24. Dezember 1873 wegen

den 13. Februar 1880. Königl. Staatsanwaltschaft

beim Landgericht I. Steelbrief.

Steckbriefs-Erledigung. Der hinter den Buch- U

gust Krampsch wegen

druckder Carl Fricdrich

Diebstahls in den Akten K. 419, 77 Kom. I…, unter dem 16, April 1877 erlassene Steck- brief wird hierdurch zurücgenoinmen. 12. Februar 1880. Königlihe Staaisanwaltschaft beim Landgericht I.

Steckbriefs - Erledigung. Der A Theodor Saeckel am 10. März 1869 wegen Urkundenfälshung aus §. 247 des Strafgesetzbuches erlassene Stecbrief wird hiermit zurückgenommen. Diebstahls erlassene | Berlin, den 7. Februar 1889, Königliche Staats-

Stelbrief wird hierdurch zurückgenommen. Berlin, | anwaltschaft beim Landgericht I.

Der Bediente Teyschner, auch 38 Jahre alt, katholi]ch, ist, nabdem er Mo Der gegen den Kaufmann, Woll- und Fell- Diebstahls festgenommen war, entwichen. Es wird

f

fängniß 1880. Königliches Amtsgericht.

StceÄbrief.

Berlin, den

hinter den

wird ersucht, dieselben zu ver

Posen, den 18. Februar 1880, Stanislaus

eushuex genannt, aus Buk, | [4890]

ersucht, denselben festzunehmen und in unser Ge- abzuliefern. Jarotschiu, deu 21. Februar

Gegen die verehelißhte Bäcker Mathilde Mizgalska, geborene Wyrzykotwwska, und den Fleischergesellen Max Künyel, aus Posen, zuleßt in Haynau i. Shl., welche flüch- tig sind, ist die Untersuhung8haft wegen Vergehens gegen §8. 180 des Gg A e om verhängt. Es vird aften und in das Ge- fängniß des unterzeichneten Gerizts abzuliefern.

Königliches Landgericht. Erste Strafkammer.

händler Nathau Held zu Kir dhain N./L. unter

dem 31. Januar 1880 erlassene Steckdsricf wird hiero dur für rrledigt exklärt. Kirchhain, den 22. Februar 1880. Königli-hes Amtszericht. Hartmann.

Beide | [4968] Ladung. Der Korbflechter Joseph Stengkl, geboren 1841 in Stichlowa, angebli zu Pilsen in Böhmen wohns boft, welchem zur Last gelegt wird, am 1. Septent+ ber 1879 zu Deutsh-Wilmersdorf Korbwaaren feila geboten zu haben, ohne im Benze ves zu diesem Gewerbebetriebe / erforderlihen Gewerbescheins ges wesen zu sein, a E gegen 8. 1 und 18 des Geseßes vom 3. Juli 1876, : wird auf Anordnung des Königlichen Amlsgerichts IT. hierselbft auf