1902 / 64 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 15 Mar 1902 18:00:01 GMT) scan diff

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Zoll- Siß Steuerwesen und für Handel und Verkehr hielten heute ung.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich sächsische Ms Rath Dr. Fischer ist von Berlin mit Urlaub ab- gereist.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M.S. „Loreley“, Kommandant: Kapitänleutnant vonNothkirh undPanthen, am 13. März in Piräus eingetroffen.

S. M. S. „Falke“ ist am 7. März von Port of Spain nah Para und S. M.,S. „Vineta“, Kommandant: Kapitän zur See Stiege, beute von Port of Spain nach La Guayra in Sce gegangen.

S. M. S. „Hertha“, Kommandant: Kapitän zur See Derzewski, ist am 13. März in Hongkong eingetroffen.

Stettin, 14. März. Der Pomwershe Provinzial- Landtag genehmigte in seiner heutigen (3.) Sißzung die Auf- nahme einer Anleihe von 750 000 s zur Deckung der Kosten der beschlossenen Bauten. An Stelle des ausgeschiedenen Mitgliedes des Provinzial-Ausschusses Geheimen Regierungs- raths Krduse - Stolp wurde der Bürgermeister Sachs e- Köglin gewählt. Der NRittergutsbesizger Rechholg auf Dobberphul (Kreis Pyriß) und Genossen haben beantragt, den Provinzial - Lusshuß zu ermächtigen, künftig zu normalspurigen Kleinbahnbauten eine Provinzial- betheiligung in Höhe von 1/z der Anschlagskosten, ausschließlich der Kosten des Grunderwerbs, zu gewähren. Es wurde be- schlossen, über die Petition zur Tagesordnung überzugehen. Der Provinzialhaushalt-Etat für 1902 wurde be-

rathen und festgestellt. Hierbei wurde beschlossen, dem Landeshauptmann künftig freie Dienstwohnung, zum etatsmäßigen Werthe von 3000 #, zu gewähren. Das Statut für die Pommersche Wittwen- und

Waisenkasse für Kommunalbeamte wurde in der vor- liegenden neuen Fassung angenommen. Die Gewährung eines Darlehns aus dem Haupt-Verwaltungsfonds bis zum Betrage von 220000 M an die Züllhower Anstalten wurde nahträglih genehmigt. Hiermit waren die Verhandlungen beendigt.

Der Ober-Präsident Dr. Freiherr von Malßahn spra den Dank der Königlichen Staatsregierung für die erfolgreichen Arbeiten des Provinzial-Landtags aus und erklärte im Aller- höchsten Auftrage den 29. Provinzial-Landtag für geschlossen. Die Versammlung trennte sih nah einem begeisterten Hochrufe auf Seine Mazestät den Kaiser und König.

Glücksburg, 14. März. Jn der hiesigen Schloßkirche fand heute Mittag, wie „W. T. B.“ meldet, in Gegenwart Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin die Kon- ärmation der beiden ältesten Töchter Jhrer Hoheiten des Herzogs und der Herzogin zu Schleswig-Holstein - Sonderburg-Glücksburg, der Prinzessinnen Victoria Adelheid und Alcrandra Victoria, statt.

Brunsbüttelkoog, 15. März. Jhre Majestät dic Kaiscrin und Königin ist heute früh bald nach 2 Uhr mittels Sonderzuges von Glücksburg hier eingetroffen. Um 7 Uhr begrüßte Seine Majestät der Kaiser und König Allerhöchstdieselbe. Beide Mazestä!cn siatteten hierauf um 8 Uhr einen Besuch auf dem Schu!schiff „Charlotte“ ab und begaben Sich dann mit Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Adalbert an Bord des Linienschiffes „Kaiser Wilhelm I11.“, welches kurze Zeit darauf durh den Kanal nach Kiel abging

p I, E aen L : y t Das Schulschiff „Charlotte“ folgte tem „Kaiser Wilhelm 11.“

Bremen.

der Kaiser traf gcstern, wie .W. T. B.“ meldet, gegen 121/24 Uhr Mittags in Bremen ein und wurde von dem Bürgermeister Dr. Pauli dem Bahnhof empfangen. Zum Empfange waren ferner

Seine Majestät

erschienen der Chef des Militärkabinets, Generalleutnant Graf von Hülsen - Haeseler, der Chef des YZivilkabinets, Wirkliche Geheime Rath Dr. von Lucanus sowie der O erst Zofe, Kommandeur des Hanseatischen Juf nteric - Regiments Nr. 75. Die Tochter des prôfidicrenden Bürgermeisters D1 Gröning überreihte Seiner Majestät ein Rosenbouquet. Hierauf

je bestica Allerhöchstderselbz mit dem Bürgermeister Dr. Pauli den Wagen und fuhr unter ten lauten Zurufen der vieltausend- köpfigen Volksmenge nach dem Rathskeller, wo Seiner Majestät von iu! Damen aus den ersten Familien der Stadt Rosen gestreut

Im RNathskeller begrüßte der Präsident des Senats, üraermeitter Di Seine Moaiestät den Kaiser. An

ch0

x 4 GWronina,

l ftück im Nathskeller nahmen außer dem Gefolge neun Mitolieder Senats, der Oberst S se, der Vize-Prähident d der General-Dire! des „Norddeutschen Llond“, Kons lchelis und Dr. Wiegand, sowie der Ober-:Vaudirektor F. anzius eil. Nah dem Frühstück rerliez Seine Majei:ät unter den Hurrahrufen der zahlreich Anwesenden den Kathskeller und fuhr îin Begleitung des präsidierenden Bürgermeisters überall von der Bevölkerung eathusiastish begrüßt, zum Bahn hof Nah herzliher Verabschiedung erfolgte um 2 Ur 5 Minuten die Nückreise nah Bremerhaven, wo die Ankunft

um 31/2 Uhr Nachmittags erfolgte. Seire Mojestät b Zih aishald nah dem bei dem Hohenweg-Leuchtthurm vor Anker liegenden Linienschiff „Laiser Wilhelm 11.*, welches bald darauf nach Brunsbüttel in See ging Oesterreich-Ungarn.

in der gestriaca Sitzung des ôsterreihischen Al

rdnetenbauses wies, wie „W. T. B.“ derichiet, bei der Spezialdebatie über das Unterrichtsbudget der Abg l)yr Eisenkolb unter dem Biifall der Alldeutshen auf die Stelluna hin,* die sih Deutschland unter: der Führung dee alorreichen Geihlechis der Hotenzollern errungen habe, tâhrie aus: da dic Deutschen in Oesterreich cin integricreade! Bestandtdeil des deutidzen Volkes seie nanmci ne Daron theil, gleichviel ob es den Czeczen, Slovenen und êroaten reckcht sei oder nici In Césterrcidck c :1 der aonzen Welt hobe ih der Adel r Klerus verbunden, um tie Weltherrschafl für sich zu erringen. Fhre Zentra! fanulei fei d-r Vatikan, daher erfläre sich der j¡ejuitishe Gei, der insbesondere in dem Unterrichts-Mitnifterium herrs Ter

Tische Kirche und -unter- dem

Redner besprach sodann, unter heftigen Ausfällen auf die katho- iderspruch des Zentrums, die Organisation des Katholiziomus sowie die felnziie Be- wegung unserer Tage und besie sih über die Chikanen, denen die Protestanten und Altkatholiken in Oesterreich ‘aus- gescßt seien. Das Haus nahm ias den Titel „Centrale“ und weitere Titel des Unterrichtsbudgets an. Jm Laufe der Debatte wies der Sn, Dr. von Hartel die Beschwerden protestantischer Geistliher zurück und erklärte, wenn bei der Verleihung des Staatsbürger- rechts an gewählte ausländische Geistliche sireng vorgegangen werde, so geschehe das niht, um die Protestanten zu kränken, sondern weil manchmal Bedenken vorlägen, daß die Uebertritts: bewegung, wie die Beschwerdeführenden selbst zugäben, nicht ohne politische Nebenabsichten sei. Der 0 Schachinger wandte sich gegen die Aeußerungen des Abg. Dr. Eisenkolb über die Hohenzollern und sogte, man müsse mit alter Ent chiedenirit «dagegen proteslieren, daß ein Nedner von Oesterreichern verlange, sie sollten sich unter die Füh- rung eines fremden Herrschers stellen und ihm dieselbe Licbe und Achtung entgegenbringen, die sie dem Hause Habsburg schuldig feien und auch jederzeit gezeigt hätten. Bei der Weiterberathung wurde der Antrag des Abg. Berger, die Forderung für die tehnishe Hochschule in Brünn besonders zu berathen, mit 122 gegen 32 Stimmen abgelehnt und die Sitzung sodann geschlossen.

Ein während dex leßten Unruhen in Triest verhafteter Lasiträger Joseph Gattavecchia aus Savignano, nah An- gaben der N Behörden ein mchrfach besträfter, ge- fährliher Anarchist, ist vorgestern ausgewiesen worden.

Der ungarische Minister-Präsident von Szell hat si gestern in Budapest einer 1m Verfolg der kürzlich aus- ge{ührten Operation nothwendig gewordenen neuen Operation unterzogen, welche derselbe bestens bestanden hat. Sein Be- finden ist zufriedenstellend. :

Im ungarishen Unterhause erwiderte gestern der Finan -Minister Dr. von Lucacs auf eine Juterpellation, betreffend die Jndustrie- und Handelsbank, die Bank habe nur die im Geseÿ zugelassenen, aber keine besonderen Begünstigungen erhalten. Er, der Minister, habe die Kontrole, betreffend die Erfüllung der Steuerpflicht, gewissenhaft ausgeübt. Eine Kontrole der Geschäfte der Bank würde gefährlich und rechtlich nicht zulässig gewesen sein. Ec habe von dem rumänischen Petroleumgeschäft gewußt, doch hierin keinen Grund gesehen, cine Untersuchung einz leiten oder die Steuecrfreiheit der Bank aufzuheben, da das Geseß der Bank ausländische Geschäfte nicht verbiete. Jedenfalls werde erwogen, ob die Bank in Zukunft den Bedingungen entsprehen werde, unter welchen Steuerfreiheit gewährt werden könne. Staatliche Gelder be- fänden si bei der Bank nur in geringer Höhe. Die Antwort des Ministers wurde zur Kenotniß genommen.

Großbritannien und Jrland.

Der Feldmarschall Lord Wolseley begiebt sich heute, wie „W. T. B.“ meldet, in privgter Angelegenheit nach der Kap- folonie. /

Im Unterhause frag ? gestern Norman an, ob das english-japani-che Abkomm jcder der beiden Parteien ge- statte, unabhängig von di, eren vorzugehen, wenn nach dem Urtheil jener Partei alle wre Interessen gefährdet erschienen. Der Unter-Staatssekretär des Auswärtigen Lord Cranborne erwiderte, das gen-nnte Abkommen verhindere keine dcr beiden Mäd.te, in der Weise vorzugehen, welche sie zur Vertheidigung it.rer Juteresscn für nothwendig halte, aber Artikel 5 des Ab- fommens seh: vor, daß beide Mächie vollständig offen mit einander verkehren sollten, falls die Jntercssen, welche in dem

* Vertrag erwähnt seien, i: Gefahr shwebten. Hea ly fragte, ob

Dclarey's Farm von Engländ.rn niedergebrannt worden jel. Der Siaatssekretär des Kriegeamts Brodrick entgegnete, er habe hierüber feine Mittheilungen. Grant fragte, unter welchen Bedingungen Lord Methuen von den Buren frei gelassen worden sei. Der Staatssekretär des Kriegsamts Brodrick erwiderte, er babe keine Jnformation, über das hinausgche, was bereits bekannt ge..cbcn sei

Der Kontre-Admiral Lord Charles Beresford sprach cestern in der Handelskammer zu London über die admini- strative Organisation der Flotte und verlangte dringend, daß der Admiralität cin Naval, War Lord beigegeben werden solle, der für dic K-icgdbercitshaft der Flotte und dafür veraniworilich sei, daß alle für die Schlagfertigk-it der Flotte nöthigen Bedürfnisse von dem Pariamente ver- langt Desglcichen forderte er dringend die Er:

Die

würden 2

werbung von Kohlengruben in England und in den Kolonicen, damit cincr etwaigen Beeinflussurg der Kohlenverjoraung der Flotte durch Ausstände voragcveugt werde Als Beijspicl für | ck fehlerhaîte Organisation führte Lord Beresford rinen Fall v L CTTIOTIC As L L T RTUA O E L Ï A L L ZILLLY V CIimIen p V von Kohlenuoth in Gibraltar und Malta an. Er jagte, nach | f Eo Ï att - 4 tial! v Ä u len Schwierigkeiten habe cr damal ellgejielit, wie cs um

iche,

ie Vorräthe und hade bei jeinem Vorstellungen rhoben. Aber ielbst dann habe er damit drohen müssen, daß er. falls seine Vorstellungen keine Beachilung fänden, seine Flagge kherunterholecen und die ganze Angelegenheit in den Zeit n l ron et E: Di Frankrei. Casimir-Perier hieltgeste n in Paris beieinem Bankett der Studentenvereinigung eine Nede, in welczer er, dem R T. B“ usfolage, ausführke: wer Einfluß auf die fran:0 sische Demokratie auszuüben münd ürfe sic: nicht mehr auf seinen Namen oder auf sein Verwögen berufen, sondern müsse d:6 Vertrauen der Demokratie gewm: d ihr sein Herz und seine Intelligenz weihen. Der Re ricth den Studenten,

niemals an ihrem Lande zu verzwceifeln, Frankreich habe nur

diejenigen wirklih enttäuscht, die icin Vertrauen zu ihm gehabt hätten Jtalien.

Die Deputirtenkamme r geitern mit der Be raihuna über die Erklärung der N ung fort. Der Depu- lirle Guicc iardini cue, ! W. T. B.” meldet, den Mit ilex des Acuß t L rinetii i WCLcrCc Auff ¿runden ! lih der auéwärligen Politik 1 jeden Zweifel daran zu bei i, dal dicser Richi twa eine Acndecung

ingctreten sei. Der Nedrer fügte binzu, jede Acnderung in den tradi!ionellen Be-iel wu! England würde für alicn verciblich sein. Nachdem sodann dic Deputirlen Maggiorino Ferraris gegen und Sacchi futï Ertlärung ker Re- gicrut eipcochen hatlen, wmandie sich der Minifter des nnern Giolitti in längerer Rede gegen die hinsillih seiner Amtatühruna wider ihn erhobencn Vorwürfe. Derselbe

warf zunächst einen Rückblick auf die Ausstände der ländlichen Arbeiter im Juni 1901 und führte aus:

Damals wie jet habe man Flürdtet, daß g {weren Ruhe, störungen fommen werde; ohne daß sich diese Befürchtungen be. wahrheitet hätten. Richtig. ei, daß die Ausstände wieder begonnen bâtten, aber das fomme daher, daß man vor einer großen fozialen Bewegung aller Klassen des Proletariats stehe. Dieselben verlangten einfach bessere Lebensbedingungen, und sie hätten Recht; keine ihrer Forderungen habe einen politischen Charakter. Eine solhe Bewegung werde nur dann gefährlih und drohend werden, wenn die Regierung laube, sie mit Gewalt unterdrücken zu sollen. Die Pflicht der Negierung sei, unparteiish zu bleiben, und die Nechte Aller zu achten. Daber müsse die Regierung das Net, in den Ausstand zu treten, und die Berechtigung, für dieses Necht Propaganda zu machen, \o lange achten, als feine Gewaltthätigkeiten tamit verbunden seien und ebenso müsse se die Freiheit der Arbeit gewährleisten. Auth glaube er, daß, soweit nicht obligatorishe Schiedsgerichte ge- seulich eingeführt seien, die Megierung das Recht und die Pflicht habe, ihre von beiden Parteien angerufenen Vertreter eingreifen zu lassen, um eine fucdlice Lösung von Streitig- ieiten herbeizuführen. Gegenüber Ausständen bei öffentlichen Ver- fehräanstalten, wie auch bei Auss\tänden, die wichtige Interessen der Allgemeinheit nahe berührten, wie Bäckerausständen, halte fich die Negierung zum Einschreiten bercchtigt und werde stets nah dem Gruntsatz handeln, daß Ausstände bei öffentlichen Betrieben die Auf-

hebung des staatlichen Lebens, die Anarchie bedeuteten und die Theilnahme daran für jeden öffentlihen Beamten ein - Ver- brechen sei. Die Regierung habe die Einstellung des Bahn-

betriebs verhindern müssen, welhe namentlich die ärmere Bevölkerung schwer betroffen haben würde, sie babe aber auch die seit Jahren unerledigten gerechten Ansprüche der Bahnarbeiter zu {hüten unter- nommen und so die öffentliche Ordnung aufrechterhalten. Die Re- gierung habe sih an den Verhandlungen und den erforderlichen Aus- gaben betheiligen müssen. Man dürfe sich nicht verhehlen, daß auch andere berchtigte Ansprüche der arbeitenden Klassen Befriedigung beischten, da die Löhne vieler derselben zu gering seien. Es sei das große Ergebniß des Friedensweks der Regierung, daß fie vom Proletariat nicht als Feind betrachtet werde. Diejenigen, welche verlangten, daß die Negierung sih nicht auf vie meistbélasteten Klassen stütze, fökitlas ih nur auf die Ultrakonservativen und Klerikalen stüßen. Selbst Sonnino würde wenn er zur Regierung gelange, sobald ec von der liberalen Politik, die er ja übrigens zu verfehten erkläre, abwiche, sih der reaktionären Elemente nicht erwehren fönren.

Der Minister {loß mit der Erklärung, sein Programm sei: sorgfältiger Shuß der Ordnung und vollkommene Achtung der Freihcit ; wenn er weiter in der Regierung bleiben jollte, werde er diesem Programm treu bleiben. Der Minister wurde von Tun, Abgeordneten am Schlusse sciner Rede beglüc- wünscht.

Spanien.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Madrid hat sich die dortige Lage bisher nicht geändert. Die Königin- Regentin hat die Führer der verschiedenen parlamentarischen Gruppen und die früheren Präsidenten der Cortes. empfangen, um mit ihnen zu berathen.

Der Kriegs-Minister hat angeordnet, daß die Soldaten, welche ihre Dienstpfliht beendet haben, wegen der Drohung der extremen Parteien, Ruhestörungen hervorrufen zu wollen, unter den Fahnen verbleiben sollen.

Türkei.

Dem Wiener „Telegr.-Korresp.-Bureau“ wird aus Kon- stantinopel gemeldet, daß die Botschafter infolge der Berichte der Konsuln, in denen mitgetheilt werde, daß die lokalen Zollbehörden die Quaitaxe für die în dem alten Hafen von Saloniki ausgeschifften ausländischen Waaren sofort zu erheben beabsichtigten, schriftlich bei der: Pforte gegen die eventuelle Erhebung von Gebühren protestiert hätten, wobei auf die Ungeseßlichkeit einer so!hen Verfügung hingewiesen wo den sei.

Mie dein „W. T. B.“ aus Konstantinopel berichtet wird, hat der bisherige deutsche Delegirte bei der Verwaltung der oitomanischen Staatsschuld, Wirkliche Geheime Leaations rath Lindau gestern seinen Posten seinem Nachfolger, dem bisherigen Ersten Dragoman bei der deutschen Botschaft Testa übergeben. Mit Wahrnehmung der Geschäfte des Ersten Dragomans ist der Zweite Dragoman der Boischaft Dr. Gies beauftragt wozden.

Dänemark. Das Folkething hat, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern dcfinitiv mit 8 gegen 7 Stimmen die Vorlage über die Ab

tretung der dänish-westindishen Znseln angenommen Die Vorlage acht ht dem Landsthing zu

Afrika. Die Londoner Blätter berichten aus Heilbronn vom 12. d. M,, daß am 9. d. M. ein neues großes Treiben vere anstaltet worden sei. Die britischen ih

Limen hätten von Frankfort auf dem rechten Flügel bis Lindley auf dem linken Flügel ausgedehnt Fünf verschiedene

Kolonnen seien in westlicher Nichtung gegen Wolvehoet vor acgangen, zwei Offiziere mit einer Kavalleric-Abtheilung hätten vor den Truppen operiert und das Rhenotster Thal abg.suht. Hierbei seien neun Buren gefangen ge ommen worden, die sch in Höhlen versteckt gchabt hatten ider sci cs aber der Hauptmocht der Buren* unter Men lun entkommen. Die Buren hätten wieder cine de wild aemachter Ninder gegen die Blokhauslinie zwischen

F } ( 4 OCciIuUngcn zu

Ï L L L

.

veilbron und Wolvehoek getricben und seien dann in der enl ¡andenen Verwirrung fasi alle durchgebrohen. Dem „Reuter hen Bureau“ zufolge hätten die Buren unter Menhy einen Todten verloren, fünf Buren seien gefangen genommen worden

t -

Ï Í j î

Parlamentarische Nachrichten.

Berichte und

Ein Sißung aeitrige ich in der Ersten und Zweiten Beilage.

iber die vorgestrige der Bericht über die

Nacitrag zu dem des Neichs6tages

Bei der heute im 6. Wahlbezirk des Regierungs: bezirks Frankfurt (Küllichau - Schwiebus - Krossen) vor genommenen Ersaßwahl zum Hause der Abgeordneten wurde, wle „W. T. B.“ meldet, der Hauptmann a. 4 Grandkc-Oblath gewählt

. S . D

Sißung des Hauses der Abgeordneten befinden

Statistik und Volkswirthschaft.

Das Versicherungswesen im Fürstenthum Lübe.

(Stat. Korr.) Von den großen und weit verzweigten Ver- ¡herung8anstalten erhält man vielseitige Kunde ; ün Verborgenen aber risten nicht nur zahlreiche kleine Vereine ihr theilweise sehr altes Dasein, sondern vermehren sich fogar noch in der neuesten Zeit. Eine Jufflärung darüber, wie sie von einem kürzlich ershienenen Werke*) für das oldenburgische Fürstenthum Lübeck gewährt wird, ist also will- fommen zu heißen, weil ähnliche Zustände wie in der cinen Landschaft au für andere zutreffen. Der Verfasser hat Ermittlungen bei den Nerwaltungen sämmtlicher Anstalten über das Jahr 1899, die freilih nicht Durchschnittsergebnisse eines längeren Zeitraums ersetzen, aber do gute Aufschlüsse liefern, durch Fragefarten angestellt. Ueber die Thätigkeit auswärtiger Gesellschaften, die nicht mit einem Haupt- agenten iu Fürstenthum Lübeck arbeiten, exrstrecken {ih die Aus-

ise micht.

Pon den 16 Begräbnißkassen (hier Todtengilden), theils für einzelne, theils für mehrere Dorfschaften oder Gemeinden, haben drei ihren Siß in der Stadt Eutin und zwei im Flecken Ahrensbök. Die Cutiner Stadt - Todtengilde stammt aus dem Jahre 1668 und hat bei 276 Mitgliedern 9172 # Vermögen angesammelt; je 5 Gilden wurden in den Jahren 1728—9®6, 1814—41 und 1852—81 gegründet. Die Gesammteinnahme betrug 18 428 4, davon Beiträge 15380 H (auf ein am Schlusse des Jahres yorhandenes Mitglied 285 3), die Gesammtausgabe 15 002 M, darunter Beerdigungsgelder für 324 Personen (6 v. H.) 13 459 M. (auf ein Mitglied 250 8, auf eine Beerdigung 415 4). Am 1. Januar 1900 waren 5 394 Mitglieder vorhanden, d. h. 144 auf das Tausend der Bevölkerung vom 1. Dezember 1900 und 268 auf das Tausend der über zwanzig Jahre alten Personen, darunter bei der Zarnekauer Gilde in der Landgemeinde Cutin 1796, bei dreien je 394—430,- bei acht je 212-—292 und bei / vier je 83—187. Ver- mögen besaß weder die stärkste noch die chwächste Gilde, die übrigen 19 990 &, davon die 100 4 für cine Person gewährende Ahrens- höfer Handwerker - Todtengilde für 212 Mitglieder 5050, drei je 1047—1377, vier je 331——482 und fünf je 106—187 Æ Drei Gilden zahlten für etnen Todesfall 53—72, sechs zwischen 40 und 50, vier ¡wishen 30 und 40, zwei 27-——28 M L

Gegen Windschaden giebt es drei Anstalten auf Gegenseitigkeit : aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die Gleschendorfer Wintgilde (2 A für 100 qm, wahrscheinlich Dachfläche, erhebend) mit 702 Mit- gliedern, aus dem Jahre 1802 die GEutiner mit 156 und unbekannter Gründungszeit die Gutiner Sturm- und Windgilde mit 319 Mitgliedern. Im Jahre 1899 erhoben sie 759 bezw. 173 und 1062 #4 Beiträge, leisteten dagegen in 13 bezw. 4 und 4 Fällen Entschädigungen von 352 bezw. 88 und 146 4; ihr Vermögen beträgt 453 bezw. 641 und 5024 A Auf cins der 1177 Mitalieder entfielen durchshnittlich 1,69 M und auf einen Schadenfall 28 M.

Zahlreihe Vereine betreiben Viehversiherung auf Gegen- seitigfeit und zwar für eine einzige Viehgattung. Die älteste Pferde- gilde, die Malkwiter (in der Gemeinde Neukirchen), stammt aus dem Sahre 1806; die meisten Mitglieder, aber fein Vermögen findet man bei der nächsten, der Ahrensböker Gilde aus dem Jahre 1854, die wenigsten, aber mit 434 Pferden (zu durchschnittlich nur 135 F) bei der jüngsten in Gnissau aus dem Jahre 1896. Von den Kuhgilden unterscheidet sich der Gnissauer Nindvieh-Versicherungsverein im Durch» shnittswerthe niht; am stärksten beseßt ift die Fissauer (in der Wg. Eutin) von unbekannter Gründungszeit mit 135 Mitgliedern und 333 Stück: die übrigen wurden îin den Jahren 1830—71 * errichtet. Bei der ältesten Ziegengilde, der Malenter aus dem Jahre 1850, baben 94 Mitglieder nur 12 Stück unbekannten Werthes (von uns auf je 12 M geschäßt) versichert; von den beiden anderen erlitt die erst 1899 entstandene mit 75 Mitgliedern einen einzigen Verlust. Schweinegilden (in Eutin „gegen Erkrankung und Verluft von Schweinen“ ohne Abweichung von den einfach bezeichneten) sind zablreih errihtet, fünf allein in der Gemeinde Gleschendorf; bei vier ift die Zeit der Ent- stehung nicht mehr bekannt (in Mein®dorf, Brackrade, Gießelrade und Gnissau), während sechs aus den Jahren 1840 (Sieversdorfer) bis 1850, sieben aus 1852/61, fes aus 1871/79, vier aus 1887 und zehn aus 892/19 stammen. Die größte Schweinegilde, die Stockelsdorfer von 1871 mit 346 Mitgliedern und 479 Thieren Bestand (zu 31,41 Werth), hatte auch mit 150 Stück (zu 95 K Entschädigung) den stärksten Verlust.

Aus der Statistik für das Jahr 1899 den Mitgliedern entrichteten Beiträge, di sowie die gewährten Schadenvergütungen mit und berechnen dazu einige Verhältnißsätße, wobei der Bestand am Ende des Jahres in Ermangelung einer Angabe vom Anfangsbestande zu Grunde gelegt wird:

theilen wir noch die von e ahl der gefallenen Thiere

M Pfennig | ge- 00 M L auf Thieraottu I F ; 000 4 füt 1000 &htergattung: Bei- für fallene ver Ver- i Thier «éé Z trâge 1 Stûd Thiere sicherte gütun E y Werth Verd 19 726 (41 GG p 4 15 528 235 1 4114 436 35 7 | 4934 142 34 Î 118 72 10 61 126 13 51 Slweinc 5384 485 194 175 4753 24 S6 ' 18 321 425 126 An 18160 43 mmen 47663 731 43 3551 Zur Arbeiterbewegnnag Aus Waldenburg (in Sadsen) theilt die „Lpz. Ztg.“ unter dem 12 M. mit, daß in einer Versammlung der organisierten iden Handschuhwirker einstimmig beschlossen worden ift, bei mmtilihen Fabrikanten vom 1. April d. I. ab einen böberen Lohn zu fordern. Der Vorsitzende wurde beauftragt, dies den Arbeit- gedern sofort mitzutheilen. | _In Amsterdam hat, wie „W. T. B.* vom gestrigen Tage meidet in ¿wecks Vermittelung in der Lobubewegung der Diamant - Gleitfer (vergl. Nr. 60 d. B) zusammengeizetencs Comité è Setäinigungen der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer erfuht, ihnen ifiliche Aufklärungen über die verschied:nea Streilfragen zugehen zu

lasen. In einer darauf abgebaltenea Versammlungs der de die S(&licßung der Arbeitéstätten, die

tzebn Tage verschoben Jn Boston bat, T) bte D

- - hrs L

Fahbrifkbesiner

orn Rattfinben Tollte IL R 08 TEVA « Qui

demselben Bureau

y zufolge, cin zur B raik, g N L caihung über die Frage der Lobnbewezung der Frachtverlader R Nr. 62 d. Bl) eingeseßzler AussHuß cine Grundlage für die q b s Na d D Ak ter Differenzen vereinbart Die Entscheidung 1uS- SaNcs wird unterstüyt von dem Allis4l Fröig lean on \ Ti 2 Í ck . ® kek neil. Vie Schiffäauslader und Frachtverl 1eren ) im Ausstand

Kunst und Wissenschaft.

\. F. Ueber seine Reise im „vershlosscnen Lande“ Nepal

/ er pra an nam der leyten Abende Þ)r. Curt Boeck im Theatersaal der Urania" gmvalideniiraî sh Dieser Forschungdör j nd ift älteren B inbern Tes Mus woblbelannt aus anschaulichen Schilderungen Jndicns, die r der etwa zehn Jahren an diejer Stelle vorgetragen bat. Damals | tvar es nicht dis ' "Todt mib Q befud | daia ht die Absicht von Ur Boe, jemals wieder Indie besuchen; | leiden, val ihn ter Wander- und Forschertricd nicht ruhen lafjen und | N nicht weniger als dreimal nah dem Wundetlante am Ganges der Qi: Das leyte Mal galt seine Reise tem alie anderen Gebirge Get ? au GL e und A ustctn n wait üb ta nden Himalava : ¿itge und auf dem Wege dahin dem Fabellande Nepal, das dem | dee Lol des Gebirges da wo ter Gaurlansfar 3 Evereit) unk j Tawalagiri idre Häurpter in ten Himmel erdeder lid lagett j t ') Statistische Beschreibung der Eemcinden | tbumé |

17 6 î Ot ed, von Paul Kollmann Oldenburg, 1901

ist. Nepal ift der leyte Und gegenwärtig einzige Staat Vorderindiens, der seine Unabhängigkeit gegen die Engländer behauptet hat, denen von ihm wichtige Dienste - geleistet worden sind, als - es 1857 während des großen epoy - Aufstandes sich zu wohk- wollenter Neutralität ents{loß. Theils aus diesem Grunde, theils weil einem unabhängigen und gut bewaffneten Bergvolk gegenüber die Groberung tes von der Natur gut ver- theidigten Gebiets nit leiht sein würde, erkennt England die Selbst- ständigkeit des Landes an und nimmt keinen Busen an dessen strenger Abschließung gegen British-Indien, an das Nepal im Westen (Kumaon), Süden (Bengalen) und Osten (Sifkkin) grenzt. Die Nord- grenze Nepals ist durch den Wall des Himalaya und durch das sich ebenso streng absfondernde Tiket gedeckt. Die scharse Grenz- fontrole des si über §800 km westöftlich und 200 km nordsüdlih erstreckenden Landes ershwert dessen Besuch außerordentlih. Auch Dr. Boeck fonnte nur mit vieler Mühe; die Erlaubniß erlangen und mußte sich die ständige Begleitung durch einen Unteroffizier mit ge- ladenem Gewehr gefallen lassen. Als diese unerläßlihen Formalitäten geordnet waren, konnte der Reisende sih aber ziemlih unbehindert bewegen und durfte, woran ihm bei der Eigenart von Land und Leuten besonders viel lag, nah Herzenslust photographieren. Seine Mappe ist infolge hiervon mit ciner ungewöhnlichen Menge der interessantesten Aufnahmen gefüllt, die, vom Bildwerfer vorgefübrt, den Vortrag höchst wirksam unterstüßten und „beglaubigten“. Denn es muß gesagt werden, ohne diese. eden Zweifel ausschließende bildliche Beglaubigung würde mancher Bericht über im Wunder- lande Nepal Gesehenes und Erlebtes von den Hörern mit Kopfschütteln und Fragezeichen aufgenommen worden fein. Darin haben es jeßt die Forshungsreisenden und alle, die fih von den Heim- gekehrten erzählen lassen, unvergleihlich besser als in früherer Zeit, da man das „Knipsen“ nock nicht kannte. Um so eindringlicher wirken jeßt Neiseberichte, namentli folche über ein nahezu vers{lofsenes Land, dessen Wunder und Wunderlichkeiten {hon beim Ueberschreiten des Grenzflusses anbeben, über den es feine Brücke giebt und der deshalb von den Trägern durhwatet werten muß. Alle modernen Transportmittel vershmähen die Nepalesen natürli vollständig. Die indischen Eisenbahnen endigen {on einige Meilen vor der Grenze. Dem Reisenden war für seine Beförderung ein Palankin entgegengesandt worden ; allein er zog es meist vor, zu Fuß zu wandern, zumal Land- haft und Witterung gleih \{ön waren. Nah Durchquerung eines fruchtbaren, mit Reis und Indigo angebauten Niederungslantes mar ein mehrere Meilen breiter Gürtel sumpfigen Urwaldes zu durch- wandern, der sih als von einer überaus reichen Flora und Fauna erfüllt zeigte. Dann war die erste von zwei nordwest - \üdöstlich

laufenden, dem Hauptstock des Himalaya vorgelagerten . Bergketten (die erste 1000, die zweite bis 3000 m “Yoch) zu übersteigen und nach dem Passieren des Thales eines Nebenflusses des

Ganges die zweite, von deren Höhe sih über ein weites“ Flußthal hinweg der Blick auf das großartiae Hochgebirge eröffnet. Dieses zweite Hochthal bildet das Herz Nepals; hier liegt die Landes- hauptsiadt Kathmandu, 50 000 Einwohner enthaltend, cine von den seltsamsten Tempelbauten, Holzarchitekturen und Steindenkmälern prangente Stadt mit engen, aber gut gepflasterten Straßen. Die Bevölkerung i} eine sehr gemischte. Vis 1768 waren die Newars, eine Mischrasse von Hindus und Mongolen, herrschend. Seit- dem haben die Ghorkas, ein Hindustamm, die Herrschaft an sich gerissen. Der Nadja oder Fürst des Landes ist, wie früher der Mikado von Japan, mehr geistlihes als weltlihes Oberhaupt ; die eigentliden Machthaber sind die Majordomvs oder Premier- Minister, seitdem es Jung Bahadur, der 1850/51 England bereiste und heimgekehrt große Reformen einführte, gelungen, die Würde in seiner Familie erblih zu mahen. Obgleich die große Mehrzahl der Bevölkerung von Alters her dem Buddhiëmus angehört, ist doch auch der Brabmaiëêmus, dem die Machthaber huldigen, stark im Lande vertreten. Beide Bekenntnisse Lberbieten sich durch fkost- bare Tempelbauten. Die Nepalesen sind zu intelligent, um sih ganz dem technischen Fortschritt zu verschließen, zumal sie auch sebr aeschickte Hantwerker sind; aber es ist bezeihnend, daß es zunächst wesentlih die Waffenfabrikation ist, die sie nah europäischen Mustern im Lande eingerihtet haben. Ihr stehendes Heer von etwa 30 000 Mann (auf eine Bevölkerung von etwa drei Millionen) ift ganz mit Erzeugnissen der einheimishen Waffentehnik ausgerüstet. Es wird behauptet, ibre Gewehre seien niht {lecht, wenn auch den Vorbildern nachstehend. Vor kurzem ist în Kathmandu auch eine moderne Wasserleitung eingerihtet und fast unmittelbar bier- durch die Cholera versheucht worden, die vorher endtemisch war und zu deren Beshwörung unzählige Opfer in den Tempeln aller Bekenntnisse gebraht wurden Es bleibt abzuwarten, ob diese günstige Erfahrung wei‘oren Fortshritten zu gute kommen wind. Unter den begleitenden Lichtbildern erregten nächst den Landschafts- und Vege- tationsbildern namentlich die Architekturbilder das höchste Interesse Es ist Dr. Boeck durch Anwendung einer teleskopishen Kamera auch

die Aufnahme von Tempel-Inneren geglückt, die bisher den Guropäern kaum zu sehen erlaubt waren, und seine Augen blickäbilder der Markt. und Straßenscenen verseßen mitten binein in dieses überaus seltsame Gemish von Massen und Bekenntnissen. Besondere Aufmerksamkeit hat der Reisente auh dem Kultus in den butddbistishen Tempeln, der Wiedergabe der mcist ¡ireuliden Götterbilter beider Religionen, dem Dicnst der Gebet-

müblen, den Büßern und Asketen unter den Hindus gewidmct, recht belustigend wirken die Augenblidsbilder, welcbe baltenen und darum unbebelligt bleibenden Affen am Werk zeigen, Mundraub wu üben an ten als Opfer an den Altären niedergelegten Naturalien. Auch Bilder von bhochgestellten Per- sônlihkeiten glüdte es aufzunehmen u. a. dasjenige einer mit Perlen und Edelsteinen überreich ges{müdckicn Hindu- Dame uyd tas Bild des gegenwärtigen Majordomus cines \{êncn Mannes. der aufgezcichnet ist durch eine hêcst kunstvolle und eigenthümliche Kopfbedeckung, deren oberer Theil durch cinen Paradies vogel mit ausgebreitetem Gefieder gebildet wind. Selbst den Zug der zur Jagd ins Gebirge in offencn Palankins reisenden Harembödamen des Nadja gelang es auf der photograpbishen Platte zu firieren Das strenge Verbot erfolgte erst, als die Aufnahme bereits ge!

3 neuerdings, veranlaft dur

rar Wenn es sich bestätigt, daf f benachkarte Tibdet, die Absperrungêmaßr gegen die Fremden in

und die beilig ge- I

-

p+ F L d -.-

Le “s 2

«pl v ca

Neval roch vers{ärft worden sind, dann dürften die an sich schr wertb- vollen Bocckchen Neise-Erianerungen wichtige Kulturdenkmale werden.

v. A. Bei Amésler u. Ruthardt find bis zum April fünstlerishe Photogravbien von Frau A Hertwig (Charlotten- burg) w sebin, vorzuaëtweise Porträts, keine Lands@aften und nur wenige Geurebilder. Dak bei fecinsinniger Auêswatl ter Motive Photo- aravbien von Landschaften einen künfllerisden Eindruck bervorzuru vermögen, ift sich im besten Fall nur eine Scheinwirkung erreichen, selbi die geschickte Vertheilung von Licht und Schatten, die Tönung der Blätter, die wöglicsi unbefangene Stellung des Modells delfen über die unvermcid- lichen Unulänglickhkeiten nicht fort. Jf der Apparat {arf eingestellt so wirken die Ümrisse und Züge bart, im entgegengescüten Falle wird das Weiche leich! vershwommen Die Züge bebalten cine gewisse Leere, man lann fich nici darein vertietcn Der Ausdruck bekommt leicht twas U-rtertricbenes. das wobl im ersen Augenblick als arakteriitisd im näcbsten schon als unwahr erkannt wird. Das find Nachtheile, die dem Verfahren anhängen und die ter amsübende Künsller nicht abrwenden fann. Frau Hertwig dat in ihren Bildern das Mögliche geboten einzelne von ibnen sind in ibrer Art vorzüglich. Das beîte ift vielleicht das kleine Blatt von Iobannes Schlaî, das eine der Radierung ähn liche Wirkung beivordringt. Das kicinere Format wird überhaupt zu bevorzugen sein. Die Wirkung if dabei intensiver. Auch die ver ibietenen Aufnabrmen von Gerhart Haurtmann interessieren

Eine andere Porträt- Ausstellung dat Hans Scdadowr im Borsiabaus (Vokstraße 1) eréfinet. Sic umfaßt gegen 60 Nummern Unter diesen definden fich Bildnisse schr bekannter Persönlichkeiten: des Königs Oscar von Schweden und Norwegen, des Fänsflea Bismatck,

.

F ewiß: miklieber sicht es mit Bildnissen aus. Hier läkt |

D

des Grafen von Blumeüthal, der Professoren von Helmhelß, Virchow, Mommsen u. A. Der Maler wird seinen Modellen, um die mancher andere Künstler ihn beneiden fönnte, -niht gerecht, mehr als einc äußerliche Aehnlichkeit vermag er nit zu erzieben. Neben den Bild- niffen findet sih eine Reibe von Landschaften, unter denen als \sym- pathisch das kleine Oelgemälde „Hannibal’s Grab“ auffällt.

Bauwesen.

__ Der Architekten-Verein feierte vorgestern Abend im frühlings- mäßig ges{chmüdckten großen Saale seines Hauses das Schinkelfeft. Aus dem Jahresbericht den ter Vorsitzende, Direktor Behr, erstattete, gingen in bohem Grade befricdigende Vereinéverhältnisse hervor. Die Zahl der Mitglieder ist auf mehr als 2000 gefliegen. Das Vereine- leben erfreut sich regster Theilnahme. Versammlungen wurden 21 im lehten Jahre abgehalten. Die Vertheilung de1 Preise für die Wettbewerb - Entwürfe aus den Gebieten des Hochbaues, des Wasserbaues und des Cisenbahnbaues gab dem Minister der öffentlihen Arbeiten von Thielen, der sie persénlich bewirkte, Anlaß zu einigen herzlichen Worten an die mit Schinkel - Preisen und -Medaillen Ausgezeichneten, denen der Vereins-Vorsißende eine längere Ansprache folgen ließ. ¿Die Festrede hielt Herr. Dr. Peter Jessen, Direktor der Bibliothek des Königlichen Kunstgewerbe-Museums, über „die Er- ziehung des Naumsinnes“. Der gedankenreihe Vortrag knüpfte an die diesmalige Preisaufgabe auf dem Gebiete des Hohbau:s: „Ent- wurf zu einer Volksbibliothek mit Lesehalle, Vortragssälen und Räumen für Handfertigkeits-Unterriht“ an, um ter Genugthuung darüber Ausdruck zu geben, daß die Gegenwart der Volksbildung ein so hohes Interesse zuwende. Nie fei die Schule so boch einge- [ckEâtßt, nie seien die an fie zu stellenden Ansprüche so lebhaft geäußert und erörtert worden, wie eben jeßt. Auch die Kunst, welche sonst im Volke nicht den Boden gehabt habe, dessen sie sih jeßt in steigendem Maße erfieue, gewinne unter dieser höheren Bewerthung der Jugend- bildung. Auch auf sie erstrecke sich die Prüfung der Fragen: Wie ift

die heranwahsente Jugend am» geeignetsten vorzubereiten, und wie sind die Herzen zu öffnen für die Kunst? Fern liege

dabei die Absicht, etwa Künstler zu zühten oder Kunstfenner und tünstlerishe Feinshmecker heranzubilden; es gelte vielmehr allein, den Herzen die Freude am Schönen einzuflößen. Im vorigen Iahre haf zum ersten Mal in breiter Oeffentlichkeit der in Dresden abgebaltene Deutsche Kunsterziehuncétag diese Fragen in ihrer Allgemeinheit be- bandelt. Der Nedner will sih auf die Spezialfragen beschränken : Welches Interesse hat die Baukunst an solcher Erzichung, und find, wenn z¿weifellos die Frage dahin beantwortet wird, daß die Baukunst den wohlbegründeten Wunsch hat, die Jugend für ihre Werke zu erwärmen, {on um bei Zeiten die vorhandenen Talente zu entdecken, die bisberigen Hilfsmittel genügerd, um dem Zwecke ausgiebig zu dienen ? Der Redner verneint diese leßtere Frage. Das „Botanisieren* nah Gipsmodellen ist der tieferen Erfassung des Wesens der Baukunst abträglich. Die „Macht des Raumes“, um mit Lucae zu sprecben, die entscheidend ift für die fünstleriihe Wirkung, ershließen der Phantasie selbst die vollendetsten Motelle von Ornamenten nicht, das vermag nur tas als Einheit, als Organismus erkannte ganze Bauwerk. Die Anschauung solcher, wenn nit in natura, fo in treuen maleris{en Darstellungen ist unendlich reirfsamer als hundert erflärende Darlegungen an Theilmodellen. Man tenke beispielsweise nur an einen Besuch von Nürrberg, an die Besichtigung der Werke deutscher Barockfunst as eine wie die andern der Ausdruck des eigenthümlich teutschen Bau geschmadcks, der Lust an lebhaftem, bewegtem Stil und an Formen fülle um zu ermessen, wie reich und uners{övflid die An regungen für die Phantasie aus der Versenkung in solche einbeitlih gestallete Bauwerke flicßen. Zur Erzichung des künst lerishen MRaumgefühls, des Raumsinnes beim Kinde hilft auf den frühesten Entwickelungsftufen die Ausbildung des Ortssinnes, und da fich dieser in der engen Stube und der s{chmalen Gasse niht erwerben läßt, die Wanderung tur die freie Natux mit gleichzeitiger Uebung von Auge und Musfkeln. Es ift anzuknüpfen an den im Kinde vorbandenen Trieb, den es betbätigt dur das Former

von Sand und Schnee. Das Formen von Lebm und Thon ift u sprüngliher als das Zeichnen. Sich selbs überlassen, formt das Kind lieber, als daß es zeihnet. Doch weiche Stoffe kênnen ibm auf die Dauer nicht genügen. Hier seßt, wie gar niht rühmend genug avzuerkennen ift, der Handfertigkeits-Unterricht ein. Ibm gebührt ein Etbrenplaßtz in der Ausbildung des künftigen Handwerkers nicht nur sondern auch des Künstlers, im besonderen des Architekten. Er ist um o wichtiger, als die neueren Tendenzen des Zeichenunterrihts mil ibrer Abwendung vom mathematischen Zeichnen den Interessen der Architekten ungünstig sind. Kein besseres Mittel zur Weckung des Raumsinnes giebt es, als fich selbfi an der Umbildung von Holz und Stein- zu versuchen. Dch über allen zur Liebe und Wertbichätung der Kunst erzi:henden Mitteln steht eincs, in Berlin jet liebe vellfter Art gepflegt und angewandt wird: man mache die Iugend bildungéstêätten, die Schulen, zur Stätte der Kunst in ibrer bauliche Ausführung und in ihrem nensckmudck. Keine aewaltigeren und dauernderen Raumeintrückc empfänat das Kind als vo wem S gebäude. Das in Sckbulgebäud niedergelegte fünftlerishe Kapit träzt bundertfade Früchte: denn der in dic zee S pflanzt Sirn für Raumschönbeit zicht mit dinaus ins Leben, a nd, et freucnd, fittigend. Vier ligt eine gr erziebderiîckcec Arbeit vor

An den mit lebhaftem Beifall aukgencmmenen Vortr dblof Nd v. «1 hrli& n tielltacs Betlamme

a

ct 2 init ral?

ar t c er L l*t Cmet den Ge D Heffman Den S@lvf: bildet Ballet Phanta B er Ratdél G

Im K è lie Scho Þ eldouse î m I Philippi's Sebauspie T ke Licht den Herren Y fowélv. Cbriftia Pobl, Kiaußacl d den Damen d uxrd Abih den Haupt n in Scen 1 Nenta nde eine Auffüdruna von S hake S Tul! T Uet entge 2 buti d Y a S F K om ét 6 Fräulcin Poppe und Ô Matfdwsfv spiel n coannten, di Hertca Matkoroslky, Christians, Hartmarn Hery î den Dami von Hochenburger, Lin Mada und Abich im lettgenar Bei? die Hauptrollen

Im N Königlichen Opern- Theater gelangt morgen Mi obd T 1D B D D roe G Jerome t 9% *er an

Im ben Theater finden Wiederdel d nt Einakter ven Mar Drever 4 a Rol! flärong* und „Puk aufer morgen Adend & T ien U? Dennerêtàga fait: Svd ae Drama „E de î k ‘r 18 M or.tas m! . T d 2e Ì unt 4. è c at O Abend zwr Anvdt Am Sonvadeyd gett SSerit è neter Cyclus „Ledertige S 7 n Scene. Als Nat tas 2 ? Q e d zunceictit De Wi ee Pie Se t" fee S Tp «ay Zet ® Re‘cnumeoatag” R

Im VBerlis ¿ k d „Alt-OLee L ved am Hiten So  a Meta Lite. TDonecrtog (75. Auffübrung) unt Freitag gegeben weiden. Am Dienttag ge langen „Lociaa' s Satiren® un Afsüdruns Lir Secmnabend i tic Ertauf?üdr : Die Giecoata”, Tra t Aen vou EGadricie d Ann um etfiea Male angeht