1902 / 69 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 21 Mar 1902 18:00:01 GMT) scan diff

Großbritanuien uud Jrland.

Das Unterhaus seßte gestern die Berathung der Appropriations-Bill fort. Ueber den Verlauf der Sißung berichtet „W. T. B.“:

Sir Henry Campbell Bannerman bat um Auskunft über bie Lage der Dinge in Süd-Afrika und agte, die Mitglieder der Opposition würden, wann immer sie an die Negierung Aarfra en hin- sihtlih des Krieges richteten, S und Freunde der Feinde des Landes genannt. Derartige Bezeichnungen seien böswillige Verleumdungen. Der Redner wies auf die Zahl der Mannschaften hin, die aus der Kapkolonie zu den Buren gestoßen seien, und deutete an, daß die Ursache hierfür in der Art und Weise zu [uen sei, in eter die Regierung die Angelegenheiten der Kolonie behandele. Der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain wandte sih gegen die Ausführungen des Vorredners, und es kam zwischen beiden zu einer heißen Diskussion über den Vorwurf des leßteren hinsichtlich der mangelhaften Mit- theilungen über die Angelegenheiten in Süd-Afrika. Im Laufe der- selben zitierte der Staatssekretär die von Sir Henry Campbell Bannerman gebrauchte NRedensart „bös8willige Verleumdung“. Der Sprecher unterbrach ihn und bemerkte, der Ausdru sei unparlamentarish gewesen, worauf Sir Henry Campbell Bannerman denselben zurücknahm. Der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain sagte: ih ziehe meine Entgegnung ebenfalls zurück. Der Staats- fekretär bestritt sodann mit Nadrue den Vorwurf, daß die Negie- rung mit Mittheilungen über den Fortgang der Operationen zurül- gehalten habe, und sagte, die Zahl der im Felde befindlihen Buren werde auf etwa 9000 geschäßt. Die Regierung habe Grund zu der Annahme, daß die Zahl derjenigen, die beim leßten Einfall der Buren in die Kapkolonie zu diesen gestoßen, gering sei. Die Frage der Pazifizierung des Landes und seiner Zukunft nach Beendigung des Krieges werde von der Negierung beständig erwogen. Er \caue optimistisch in die Zukunft und befürchte keine {limmen Folgen aus dem N, wenn erst einmal die britische Vorherrschaft feste stehe. Eine Anzahl Burgher hätten auf englischer Seite gefochten und mit den Engländern mehrere bedeutende Generale und Kom- mandos gefangen genommen. Der Redner wies auf cinen Brief Vilonel’'s an de Wet hin, in welchem es heiße, die wahren Feinde des Landes seien die Männer, die den hoffnungslosen Kampf fortseßten. Dillon unterbrah den Staatssekretär und rief: „Vilonel i ein Verräther! Er hat sein Land ver- rathen!“ Der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain entgegnete: „Das ehrenwerthe Mitglied ist ein guter Richter über Verräther!“ Dillon fragte den Sprecher, ob das ein parlamen- tarisher Ausdruck sei? Der Sprecher erwiderte, das ehrenwerthe Mitglied habe selbst den Redner unterbrochen durch den Ausruf, daß die Buren, die unter der britishen Fahne dienten, Verräther seien. Er mißbillige diese Unterbrehungen und Entgegnungen ausdrücklich. Dillon bemerkte, sfih zu Chamberlain wendend : „Ih wünsche, zu fsagen, daß der fehr ehrenwerthe Gentleman ein verdamniter Lügner ist." Der Sprecher verlangte, daß Dillon den Ausdruck zunücknehme. Dillon verweigerte dies, worauf der Sprecher ihn zur Ordnung rief. Der Erste Lord des Schatzamts Balfour beantragte die Ausschließung Dillon’'s für eine Woche. Dieser Antrag wurde mit 248 gegen 48 Stimmen ange- nommen; nur die Jren und einige Radikale stimmen dagegen. Hierauf verließ Dillon unter den Beifallsrufen der Iren den Saal. Sir William Harcourt erklärte, er werfe der Negierung nicht vor, daß je das Land täusche, die Regierung habe sih aber selber getäuscht. loyd George (liberal) und Andere seßten die Berathung fort, die stellenweise einen hißigen Charakter annimmt. Lloyd George sagte, England habe während des Krieges 18 Niederlagen erlitten, die {limmer ewesen seien als Majuba. C uyser (kons.) unterbrach ihn mit den Borten, darüber freuten fich die Burenfreunde ja. Der Staats- sekretär des Kriegsamts Brodrick führte aus, in den Operationen ei ein großer Fortschritt erzielt worden. Der Hauptwiderstand in

em Oranje-Staat sei gebrochen und de Wet’'s Truppen seien nah allen Richtungen zersprengt. In der Kapkolonie lägen die Opera- tionen mehr in der Hand der Polizei, als daß sie einen militärischen rakter trügen, auch in Ost-Transvaal seien große Fort- erzielt worden. Wahr sei ja allerdings, daß von

arey, einem der besten Burengenerale, eine lebhafte tigkeit entfaltet werde, aber im allgemeinen habe der Lauf der Dinge dahin geführt, den Buren einen großen Theil ihrer Streit- kräfte und die Organisation ihrer Lebensmittelzufubr zu nehmen in einem Umfange, der bei weitem das Maß der Erwartungen über- treffe. England habe infolge dessen nur mit einer kleineren Zabl des Feindes zu renen Walker brachte die Debatte auf die chinesischen Angelegenheiten. Der Unter-Staatssekretär des Aeußern, Lord Cranborne bemerkte: was die Mandschurei betreffe, so erwarte die Megierung von Rußland, daß es die Politik auch turchfühbre, für die es sich ausgesprohen habe Zur Zeit seien Ver- bandlungen zwischen der russishen und der chinesishen Regierung im Gange, diese Politik durchzuführen. Es sei niht mögli, Tientsin zu räumen, bis die Vorkehrungen für die militärishe Besetzung Tichilis weiter vorgeschritten seien. Alle Mächte bätten den Wunsch

ermäßigt werden könne. Er glaube, das werde innerhalb der näcbsten beiden Jahre möglih sein. Zum Schluß drückte Lord Cranborne seine Befriedigung darüber aus, daß zwei Mächte jeßt ihrer warmen Zu stimmung zum englis-japanishen Abkommen Auêdruck gegeben bätten. Die dritte Lesung der Appropriationsbill wurde dann mit 240 gegen 49 Stimmen genehmigt

Frankreich.

Im Senat wurde gestern die Berathung des Budgets fortgeseßt. Ueber den Verlauf der Sißung liegt folgende Meldung des „W. T. B.“ vor:

Der Senator Lamarzelle die Negicrung wegen

inanzpolitik beftig an, besprach alsdann die legte dar, daß England vernd forts{ritten, Rang ablaufen lass des ruffishen Finanz-Ministers Interview desselben, in welchem Frankrei fich begnüge, seinen cllzupfrovfen und weder eine Besserung îin de berbeizufübren, noch au neve Absatzwege zu fin nh in militärlher Hinsicht überflügein laße. Der Fi inister Caillaux bemerkte, daß der Finanz-Minisier Witte die ibm wae- ichricbenen Worte tementiert hade. Der Vorsitende der Kommisßon Magnin erklärte, es sei nicht mögli, Witte fich so ausgedrückt habe, wie man iner Nation, die seinem ü

grit IDTET

internationale finanzielle

Frankreich

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Witte an und derselbe nadb- Wollftrumpf

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den suche, ia

bebaupte, gclichen habe. Was Krisis durchgemacht, nicht zu beslehen gehabt habe. Die General dann gesGlossen. Ohne Debatte wurte hierauf s Handels- Ministeriums

i Lande 7 Milliarden Deutsébland angehe, so habe et wie sie Frankreich noh

debatte wurde so das Budget de

soeben eine

angencmmecn

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sodann die Berathung des Budgets des Ministeriums des Aus- |

begonnen. Der Senator Millaud crsuchte den Minisier tes wie dic Lage birsihtlich des franzóss-ruisiihen und wie es mit dem franzsslch-italienishen Ueberein- Der Redner spra hierauf

der Kommissioa zur Beslimmaung dexr algerls{ - marokkanischen Grenze und ging sodann auf die Fragen binsibitlih des äukersien Derients über. Millaud fragie weiter, od, wie die Note der „Agence Havas" heoffea lasse, Fraulreich im ägaßerslea Orient vôllig freie Hand baben werte. Der Nedner ging donn zum sütafrikanilchen Krica über und fragte, was zu Gunsten der gefangenen Franzesen auf Ceplon unk St. Helena geichehen sei. Dec Senator Gotteron fragte, ob es ritig dak, wie die „WVelimiaslier Gazelle" behaurtei hade, die srazoside Regierung das von der deulsen Ne- dinsibilid einer Verstoadiguag über den Kelonialbesit

ierung Portugals gemachie Agoerdieten abgelchat habe

wärtigen Auswärtigen anzugeben Bündnisses sei ommen siehe

Aeußern Delcassó erwiderte, das sei dindaus unrihtig. Gotteronu verlas hierauf A tikel einer englishen Zeitschrift, p welchen es heißt, die fraglihen Vorschläge seien dem früheren Minister des Aeußeren Hanotaux von dem Grafen Münster gemacht worden. Die Berhandins en seien bon Delcassó wieder aufgenommen worden, hätten aber zu Mine Ergebniß geführt. Daraufhin habe Deutsch- land eine Schwenkung nach der englishen Seite hin ge-- maht und \sich mit England verbündet. Der Redner sprach \{ließlich von der Reise Delcassé’s nah St. Petersburg und von der französif ien Note. Der Senator Perrier sprah dann von dem französisch-türkishen Konflikt, von der Annäherung Frankreichs an Italien und vom ODreibunde. Die Senatoren Guörin und Be evet forderten den Minister des Aeußern auf, die Interessen der

esißer von Titres der portugiesishen Schuld zu s{hüyen. Der Minister des Aeußern Delcassó erwiderte, er sei bei Portugal für die Interessen der französishen Besißer von Titres der harigiesishen Schuld eingetreten. Portugal habe seinen guten

illen durch das jüngst mit seinen Staatsgläubigern ge- troffene Cinvernehmen über die Negelung der auswärtigen Schuld, das demnächst den Cortes vorgelegt werden solle, bezeigt. Die Vor- schläge bezüglich eines deutsh-französishen Einvernehmens, von denen der Senator Gotteron gesprochen, seien niemals gemaht worden, weder dem Minister Hanotaux, noch thm dem Redner selbst. In Betreff einiger Aeußerungen Gotteron's hinsihtlich Marokkos er- flärt der Minister, die e Regierung habe die Oasen des Südens erobert und füx die Sicherheit der Grenze gesorgt. Der Redner gab dann einige Aufklärungen über die Beziehungen zu Marokko und zu der Türkei und erwähnte mit Genugthuun die zwischen Frank- reih und Italien bestehenden Gesinnungen herzlihen Vertrauens. Von beiden Ländern fei festgestellt worden, pas es keinerlei ernsten Anlaß gebe, der sie zwingen könne, in einem Zustande von Feind- seligkeit zu leben. Der Minister kam dann auf den english-japanischen Vertrag zu sprechen und erklärte, der Vertrag enthalte nichts, was Frankreih Mißtrauen einflößen könne. Die beiden Vertragsmächte wollten die Achtung vor der Integrität Chinas sichern. Dieser Grundsatz sei au die Basis der französischen Politik, Frankreihs Interessen seien eng verknüpft mit der Unabhängigkeit Chinas. Die“ „offene Thür“ sei von ihm dem Redner {on lange vor 1899 gefordert worden, und die Anwendung dieses Grundsaßes, auf welhe England und Japan hinzielten, müsse auch Gegenstand der Vorsorge aller Mächte sein. Es sei durch die Thatsachen erwiesen, daß die Regierung sich stets die Zutereen Frankreihs8 im äußersten Osten habe angelegen sein lassen. ie n dem englisch-japanishen Abkommen auf- gestellten Grundsäße könnten Frankreih nur mit Befriedîi- gung erfüllen. Infolge dieses Abkommens sei der leßte Widerstand osegen die Politik der Bündnisse gefallen, und von allen ächten sei heute anerkannt, da es nöthig sei Bündnisse zu s{hließen. Wenn nun zu gemeinsamen Interessen au emeinsame Gesinnungen träten, so gründe man damit das festeste Bündniß, das es gebe, und das sei das Geheimniß der Stärke des Bündnisses zwischen Frankreih und Nußland. Dieses Bündniß müsse von Dauer sein, weil es die Bedingungen der Dauerhaftigkeit in sich vereine. Das sei die Bedeutung des zweiten Besuches des Kaisers von Rußland und das werde die Bedeutung der bevor- stehenden Reise des Präsidenten der Republik, der dem Verbündeten Frankreihs dessen Pas überbringe, sein. Der Minister ging dann noch auf verschiedene an ihn gerichtete agen, ein und er- klärt u. a. bezüglih der in Transvaal verhafteten Franzosen, nur über: einen einzigen derselben sei eine Entscheidung noch nicht getroffen. Was die Konzentrationslager anbetreffe, so habe die englishe Regie- rung angekündigt, daß der Kriegs-Minister jede Erleichterung für die Sendung von Lebensmitteln und anderen Gegenständen, welche das französische Buren-Hilfscomité abzusenden wünsche, gewähre. Die Generaldebatte wird darauf geschlossen und das Budget des Aeußern angenommen.

Der tanerneis Deputirte Denys Cochin hat an- gekündigt, daß er in der heutigen Sißung der Deputirten: ammer an den Minister des Aeußern Delca s eine An- frage, betreffend p C CONIGTLT - russische Erklärung, rihten werde. Der Minister des Acußern Delcassé hat darauf Denys Cochin mitgetheilt, daß er dessen Anfrage am Montag beantworten werde.

Nach einem bei dem Ministerium für die Kolonien eingegangenen Telegramm des General-Gouverneurs von Französisch-Westafrika ist, wie der „Köln. Ztg.“ berichtet wird, der Feldzug in der Landschaft Baulé im Hinter- lande der Elfenbeinküstenkolonie als beendet zu betrachten. Die Eingeborenen haben sich nah längerem Widerstande unter- worfen und ihr Gebiet ist endgültig beseyt. Die Franzosen hatten mehrere Kämpfe, in denen ein Offizier und zwei senegalische Schüßen fielen und zwei Offiziere und 13 Mann verwundet wurden. Aus dem französishen Congogebiete ander-

5 18 | seits hat das Ministerium Nachrichten erhalten, wonach am tenttin ! zu râumen, sobald die Truppenzabl auf den seinerzeit bestimmten Say |

9, November 1901 eine Kolonne von 200 Mann,

die auf Erkundung nach Mao, nordöstlich vom

Tschadsee, aus-

| des Schei&s El Senussi angegriffen worden sei.

| Präfekten Deutschland und die Vereiniaten |

fübrte |

| meldet, ein Dekret verlescn, dur

Industrie |

S 9 j dak der Finanz-Minister

binsichtlih |

von der Entientunga |

Der Minifier des |

gesandt worden war, von einer Bande von Anhängern Die An- greifer seien mit s{chwerem Verlust zurückgeshlagen worden. Auf französischer Seite seien zwei Europäer verwundet und sechs getödtet worden, darunter der Hauptmann Billot. Der Oberstleutnant Destenave habe darauf einen Posten in Nguri und einen andern in Ngagana errichtet, die mit den Posten am Scharifluß Fühlung halten würden.

Spanien.

Regierung hat, dem „W. T. B.“ zufolge, an die ein Rundschreiben gerichtet, nah welhem das Vorgehen gegen die Kongregationen einzustellen ift.

- Ac

Portugal. Jn der Pairskammer wurde gestern, wie „W. T welches die Session April verlängert wird

T

Parlaments bis zum 15

Der

| Finanz-Minister erklärte im Laufe der Sihung, die Ne- |

gierung gedenke die Kammern nicht früher zu \{ließen, als | bis ihnen das Ergebniß ihrer Verhandlungen mit den Jn- habern von Titres der auswärtigen Schuld vorgelegt worden sei

Belgien.

| Der Senat hat gestern, wie B.° berichtet, das | Militärgeseh mit 56 gegen 25 Stimmen im Ganzen an- | genommen. Ein Amendement zum 1. Artikel, durch welches | die Stellvertretung aufgehoben werden sollte, wurde mit 656 | gegen 39 Stimmen abgelehnt

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| Türkei. Die „Agence de Constantinople” ist von offizieller türkischer Seite zu der Erklärung ermächtigt, daß die im Aus lande über den Gesundheitszustand des Sultans ver | breitelen nachtheiligen Gerüchle jeder Begründung entbehrten. Der Sultan erfreue sih der vollsien Gesundheit In Philippopel eingetroffenen Meldungen aus Kon | stantinopel zufolge sind, wie das Wiener „Telegr .-Korresp Burcau” erfährt, zahlreiche Zioile und | darunter einige Generale, aus politischen | entfernie Gegenden der Türkei verbannt

worden Der

General Nazim Pascha, welcher zur Degradation verurtheilt | war, ift begnadigt und zu einem seinem bisherigen militärischen

| seinen Dank dafür aus, daß die Bahn Bentschen

Grade eines Divisions - Generals entsprehenden Rivi befördert worden. “Nazim Pascha soll zum Mutessorig range Provinz ernannt werden. : er

Der armenisch-katholishe Bischof in Adana Terzian ist unter Eskorte nah Konstantinopel agt worden

er si i

verschiedene Veröffentlihungen der Regierung iet wiesen habe.

versie ist vom Vali beschuldigt worden,

Rumänien.

Wie dem „W. T. B.“ aus Bukarest gemeldet wird at sich die Königin infolge der beunruhigenden Nari ten Uber den Gesundheitszustand der verwittweten Fürstin zu Wied gestern Abend nah Neuwied begeben.

Serbien.

In der heutigen Sißung der Saa theilte, wie „W. D. B.“ meldet, der Minister-Präsident Wuits\ch mit daß der König die Demission des Kabinets abgelehn{ habe, weil er von dem Präsidium der Skupschtina in Crfah; rung gebracht, daß das Kabinet, welhem er Vertrauen ent- gegenbringe, auch das Vertrauen der Skupschtina-Mehrheit genieße. Ä

Schweden und Norwegen.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Sto(kholm vom gestrigen Tage gedenkt der König sih am 2. April über Hamburg, Cöln und Paris zu iesigen Aufenthalte nach Bi arri § und dann von dort aus nachEms zur Brunnenkuyx zu_ begeben und auf der Hinreise die Königin in Honnef zu pte Die Rückkehr des Königs nah Stockholm wird für Anfang Juni erwartet.

Amerika.

Aus Washington wird dem „W. T. B.“ gemeldet, der Vorsißende der Kommission für Mittel und Wege habe dem Repräsentantenhause eine Bill vorgelegt, ia treffend eine Herabseßung des beiderseitigen Zoll: tarifs zwischen den Vereinigten Staaten und Cuba um 20 Prozent bis zum Dezember 1903.

Asien.

Nach einem Telegramm der „Times“ aus Peking vom gestrigen Tage werden 50 ausgewählte chinesischeStudenten von Paotingfu nah Japan abreisen, um in die Militärschule in Tokio einzutreten.

Aus Schanghai meldet dasselbe’ Blatt, daß die Ver: handlungen wegen der Revision der Verträge mit dem Auslande, welche seit der Erkrankung Scheng's ab- gebrochen waren, jeßt ohne ihn wieder aufgenommen worden seien.

Jn London is, wie die „Times“ erfährt, gestern ein Telegramm aus Teheran eingegangen, dem zufolge die persische Regierung mit der CusGen Regierung ein Abkommen abgeschlossen habe, durch welches Persien ein neues Darlehen von 10 Millionen Rubel und Ruß- land eine Konzession für den Bau einer neuen Straße von Täbris nach Teheran erhalte.

Australien.

Das „Reuter'she Bureau“ meldet uus Melbourne, daß die Negierung des Australishen Bundes beschlossen habe, weitere 2000 Mann nah Süd-Afrika zu entsenden, nachdem ihr von der britishen Regierung die Mittheilung zugegangen sei, eine solhe Verstärkung der südafrikanischen Truppen werde mit Dank angenommen werden.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Berichte über die gestrigen Sihungen des Herren- hauses und des Hauses der Abgeordneten befinden sih in der Ersten Beilage.

Jn der heutigen (53.) Sißung des Hauses der Abgeordneten wurde die erste Berathung der Eisenbahn vorlage fortgeseßt.

Abga. Werner (teuts{soz. Neformp.) bedauert, daß in dieser Vor lage die Provinz Hessen-Nafsau {lecht m kommen und nur mit 17 9/5 betheiligt sei, spricht aber seine Freude darüber aus, daß der Bau der Linien Hersfelt— Treysa und Hünfeld—Vacha in der Vorlage vorgesehen sei. Er wünsht nech den Bau der Linie Hersfeld Alsfeld

Abga. von Wietershecim (kons.) bittet um eine Linie Friedeberg a Queiß— Landesgrenze.

Abg. Hesse (nl.) und Berden.

Abg. von Wentzel-Belencin (kons.)

wünscht Aufs{licßung der Kreise Rotenburg

spriht der Regierung Lissa zur Vollbaha autgebaut werden soll, und äußert noch weitere Wünsche. ;

Abg. Ernst (fr. Vgg.) erkennt an, daß für ten Oslen in de leßten Zeit mehr geschehen sei als früher, bemerkt aber, daß für die | Provinz Posen ded noch mehr hätte geschehen können, namentlich den Regierungsbezirk Brombera, und spricht sich für den Bau de Linie Schneidemühl —Birnbaum—Tirschtiegel —Bentschen auc

Abg. Nadbyl (Zentr.): Der Weg von Berlin nah Breslau un

des |

Militärpersonen, | Gründen in !

Kohblfurt ist niht, wie ih gestern sagte, 26, sondern sogar 31 km länger als der über Sagan. Ih habe mich also gestern zu meinen Ungunsten geirrt. Vom MRegierungstish ist das, was für Schlesien zethan worden ist, verglichen worden mit dem, was Æ sipreußen geschehen ist; es kommt aber doch darauf an was Schlefien der Cisenbahn - Verwaltung und dem S828 überhaupt bringt und was Ostpreußen bringl. Je fiärünt das wirthschaftlihe Leben in Schlesien ist, deslo größer ou das Bedürfniß nach Verkehrêwegen, und deshalb läßt f Schlesien mit Ofipreußen nicht vergleichen. Für die von mir fr dn gereunshten Linien Nendza—Priborn und Oppeln— Neurode ift [citer das Bedürfniß von der Regierung bestritten worden. Daß für den De kebr nah Warschau gerade die Strecke Ostrowo—Oels nothwentig i will ih nicht sagen, aber in allen s{lesis{hen Versammlungen. ift cine kürzere Verbindung von Breslau bis Warschau als so dringende Not? | wendigkeit erklärt worden, daß Breslau bei dem Aushau der ne Linie durchaus nicht übergangen werden darf, zumal Breslau {e eine ungünstige Lage hat. Im Namen meiner Wähler - danke #8 | dafür, daß endlich die Linie Groschewitz Brockau zu lande komm | und ih freue mih auch, daß die Linie so geht, wie ih ungefähr gewünsht hade, bin aber doch im Zweifel, ob aroßen dauvischen liegenden Dörfer so an die Bahnlinie bera ommen, wie |{ch es wünshe. Jh wünsche, dah die B29 nichi durch die großen Wälder geht, sontern auch die Dörfer errei! Ich wünsche ferner, daß der Personenverkehr direkt von Oppeln t Iredlau geleitet wird. Aus der Vorlage geht es nicht hervor; 28 derselben {eint Groschowiy der Ausgang der Bahn zu sein É | wurde aber sehr unbequem sein, wenn die Passagiere erst von Opp nah Groschowiy fahren, dor! uxd tann wiedetum in Brockfau umftcig" müßten, um nah Breslau zu kommen.

Pr Ti

inisterial-Direktor Wehrmann: eiden Linien Nendza—Priborn un genehmigt werden; es muß überlassen bleiben, das örtlihe Verkehrsintere Konzessionen für die örtliGßen Verkehrsbedürfni

niht

weigert worden. Sonst

Jn dem le ertheilten

‘nte werden Vorkehrungen Me ba, Graf von der Bau

hinzu,

hahnverhältnisse des Leob

ins{chte Bahnverbindun E mittleren Mofel

denen,

Tann eine Konzession nur wenn ein Verkehrsbedürfniß vorliegt und die Rentabil ten zehnjährigen Zeitrau onzessionen allein auf

die direkten Personenverkehr zwishen O

Die- Konz

und Rentabilität er damals nachgewiesen habe.

Abg. y on W esagt: Baut doch Spreeufer selbst; Königswartha ens

Sachsen fehlt.

nur einen Theil dieser Linie,

erde ck (kons.): Die Staatsregierung hat uns die Unie Kottbus —Sprembera

würfe gegen den früheren Finanz-Minister von Miquel.

Unter-Staatssekretär

und Weise, wie

und bemerke, daß dieser niht mehr unter den Lebenden ist.

(Schluß des Blattes.)

Bei der am 18. d. M.

waren zersplittert. Ersterer ist somit gewählt.

onen für die d Oppeln—Neurode konnten die diese Linien wünschen, sse zu. befriedigen. sse sind niht ver- ertheilt werden, ität erwiesen ist. m entfiel der siebente Theil aller Provinz Schlesien. Für einen ppeln und Breslau auf der neuen (rasen Ee Á M l „Lelte-Dolmerstein (fons.) regt den der Linie Steinau—Lüben —Koßenau—Bunzlau an und daß er als Schlesier Werth Se lege, | K Bahnbauprojekt mit der sog. \{lesischen Bew habe, die eine oft übertriebene Agitation ins Abg. Gorke (Zentr.), äußert Wünsche b 2 Zent Oper Fries, Abg. tes (Zentr.) Tommt au g f von Simm bei Zell-B1

zu betonen, daß dieses egung nihts zu thun Werk gesetzt habe.

in Bezug auf die Eisen-

f die schon früher von ihm ge- ern über den nördlien Hunsrück illay zurü, deren Nothwendigkeit

früher Spremberg auf dem linken den Anschluß nah Sachsen, Hoyerswerda und bauen wir selbst. Nach dieser Vorlage baut aber die

während der Anschluß nach

Abg. Staegenwallner (kons.) bittet, die Gegend der Nomintener Heide an das Staatsbahnneß anzuschließen, und erhebt dabei Vor

i leck: Die betheiligten Ministerien haben sh mit der Frage bereits beschäftigt, wie dem aner

kannten Bedürfniß jener ROR entgegengekommen werden kann.

Ich bedauere die Art er Vorredner Herrn von Miquel apostrophiert hat,

im 10. Königsberger Wahl- bezirk (Nastenburg, Gerdauen, Friedland) vorgenommenen Ersaßwahl zum Neichstage erhielten, -nah der „Ost- preußischen Zeitung“, von Rautter (kons.) 96

18, Dulg (freis.) 4811 und Ebhar d (Soz.) 3248 Stimmen, 1

5 Stimmen

Statiftik und Volkswirthschaft.

Deutschlands Außenhandel in den Monaten Januar und Februar 1902.

Nach dem vom Kaiserlichen Statistishen Amt soeben beraus- gegebenen Februarheft „der „Monatlihen Nachweise über den aus- wärtigen Handel" betkug in den Monaten Januar und Februar die Einfuhr in Tonnen zu 1000 kg: 5 490 077 gegen 5 726 623 und Borjahren, Edelmetalleinfuhr:

5556 302 in und 66225. Von 43 Zolltarifnummern eine Zunahme, 20 eine die Einfubr von Getreide

den beiden

Shweinefleisch, frische

Waschwolle —- (— 152 507), (— 110 753), Flahs 2c. (— 10 118), Oel ( gegangen.

Die Ausfuhr

1142).

den Vorjahren, 1900.

p daher 4 Edelmetallausfubr: 57

nabme. Material

Veifzucker mit RKobzucker erhalten wäbrend die Ausfubr na den

17803 t Robzucker nachgelassen bat.

; medr W

Erden, Erze (— 82 348), Koblen ( Fabrzenge (— 6120).

zeigen 23 Abnahme. und (+ 108 549), von Material- 2c. Waaren (40 882

Dagegen von Kohlen 2c. ( bon Eisen 2c. (— 37 828), von Abfällen (— 15 138),

9993), Papier (— 6972) s\tark zurüdck-

L gecacn T7 tarisnummern zeigen 23 gegen das Vorjahr eine

cifzzucker als im Vorjahr erbalten

daher gegen gegen Wesentlich anderen

weniger 143 das

170 und

Landbau-Erzeu namentli

), von Drogen-,

T

ist die 118 967),

Einfuhr von von Erden,

gegen 1901,

und 71.

162 665 Von Bus,

ist Robzucker mit

England hat au

Gemeindeeinkommensteuern in Preußen 1901.

M

: wn ellung

wdlag zur Einkommensteuer

agtjahre 1901 in 9/5 Ce 5 E anffurt a. M. . . 70—100 Fern Dannover,Cöln,Bonn 100 E . 110 . 115 . 120 . 124 . 125 E 4 s , 130 ltona hat einen von aumensteuertarif welcher die a bôhet belastet aeriaße von 34 °/% TtiDreitct Non

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des diesem

I 1) M L dieselbe gemäß s 57 p lo cerge n 1 als B 14, das sind 202% a diese Miethfteuer als die m db

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de 22tsfieuerfreien

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Vorsiufen von

bun Ur breufisden Städte

niedrigsten al0 die Einkommens - Tarif

anzig erhebt eine Miethsteuer von 2,56

des Zuschlag

preufrische Stadt ten zur Stadtkasse nimmt. 13 von den bier angeführten 29 420 Me 650 A 9 nur die Einkommen über 660 M. während in 7 Stütten die Kommunalsiener Am höchsten sind die unteren Einkommen in tem vergenannken m jur Steuer herangezogen. Bleibt Altona derart am meiflen hinter inden wrüd so if ia Dinsicht des auf die Stenern übertragenen rolitishen Standpunkles Frankfurt a. M. die fortgeichrittenste

Vorsiufen au

in Düsseldorf . Posen refeld a Dortmund, Duiöburg . Remscheid Li Essen, Kiel, Königsberg i.Pr

zugenommen

236 546 219. Vorjahr bat gnissen salzene £ sonstige frische See: und gesalzene Heringe, \onstige frische See- fische sowie Südfrüchte gingen stärker ein —) 5 und Farbewaaren (38 277 Quebrahobolz und Cbiles daran mit einem Mehr von 14 678 und 18271 Tonnen b von Wolle- und Wollenwaaren (

Apothbeker- alpeter sind etheiligt —), 22 272 Schweifiwolle + 19 870, Holz Erzen

: betrug in den Monaten Januar und Februar d. J. in Tonnen zu 1000 kg : 4 862 572 gegen 4 663 577 und 5 025 237 in 198 995 aegen 43 Zoll- i igen 18 cine Ab- Wesentlich ftärker war die Ausfuhr von Eisen (4- 207 429), a c. Waaren (+- 106 094) und Drogen (+- 15 451). An der er- dêbten Ausfuhr von Materialwaaren + 50 421 & betbeiligt. als im Vorjahr,

18 770,

England hat 56 827 t mehr die Niederlande 7435 t. mehr, Vereinigten Staaten von Amerika um 39 296 Starke Ausfälle brochten 64 950), Instrumente, Maschinen,

Wie die „Zeitschrift für Sozialwissenschaft* ciner Zusammen- des Statistischen Amts der Stadt Elberfeld entnimmt, betrug in preußischen Städten im Rech-

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. 140 . 144 . 168

« 160

180

M ünchen-Glatbach Solingen185

Elterfeld Danzig S Barmen. . 4

Staatésicuer unabhängigen Ein- verbältnif- ium bis 4%) erboben. o bei 200 bis eins{lieilich Miethwerth, von 3% bel einem solben über 1000 M Pete Einkfommenfiener Danzig erscheint dann mit Rücksicht wel@de Einkommen Eine Anzabl preußischer Städte besteuern auch die slaats- und 660 bis

Einkommen Slaatssteuer, vnd (Staatéêfteuer 90 9%

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s dessen erträgt, was die Einkommensteuer aufbringt?

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. 186 . 188

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Frankiurt erbebt nämli von Ein- bis 3000 M4 70%, über 3000 bis 6000 A 80%, über 6000 0 M 90%, über 10500 M 100% der Staatsfieuern “Di auch Frankfuri so wie Danzia cine Miethíteuver, die den gesammten GSemeindestener-Elunahmen entfallen die Beträge auf die Einkommensteuer in den Stätten Essen

Dortmund und Barmen, nämli 65, 63,4 und- 63,1%, der niedrigste Betrag in Altona und Posen, nämlich 35 und 40 9%. E aft

In Italien hat sh unter den Auspicien des Ministers für Ackerbau, Industrie und Handel ein aus 38 Herren bestehendes Comita für den in der Zeit vom 17. bis 24. Juni d. J. in Düsseldorf stattfindenden internationalen Arbeiter -- Ver sicherungs- Kongr gebildet. Diesem Comité, in welchem der Senator Speroni, Präsident der National-Arbeiter-Vers\icherungskasse, den Vorsig führt, gehören an: der ehemalige Schaß-Minister Luzzatti, der ehemalige Justiz-Minister Chimirxri, der Ministerial-Direktor Magaldi, der bekannte Statistiker Bodio, der General-Direktor der Bank von Neapel Miraglia, der Großindustrielle Senator de Angeli in Mailand, der uh besonders dur seine Thätigkeit zu Gunsten der Arbeiter hervorgethan hat, der Präsident der Mittelmeer- bahn Benedetti, Universitäts-Professoren, Vorsißende von Unfall- verhütungsvereinen, Mitglieder des Senats und“ der Deputirten- kammer, Ingenieure u. \. w. Es beweist dies, ein wie lebhaftes

I die iialienishe Regierung und Bevölkerung an der Sache nehmen.

Zur Arbeiterbewegung.

Der „Verband der Gips-, Zement- und Dekenbaugeschäfte für Berlin und Vororte“ hat, wie hiesige Blätter melden, gele hr Rabißzpuß ern abgeschlossenen Arbeitsvertrag, der am 31. d. M. abläuft, bis zum 1. April 1903 verlängert; auch soll den Nabig- \pannern, die „Nauharbeiten" ausführen, der tarifmäßige Lohn der «„Pußer“ gezahlt und Accordarbeit vermieden werden. Die Nabitz- arbeiter bes{lossen daraufhin in einer vorgestern abgehaltenen Ver- sammlung, überall, wo ungeachtet dessen im „Accord" weiter gearbeitet

werden soll, am nächsten Montag die Arbeit nied i Nr. 99/1901 s Be sten ntag niederzulegen (vergl

Kunst und Wissenschaft.

Die Sammlungen der Sre und Gipsabgüsse der Königlichen Museen sind im letzten Vierteljahr 1901 wieder um zahlreihe Neuerwerbungen bereichert worden. Nach dem neuesten Heft der „Amtlihen Berichte aus den Königlichen Kunst- ammlungen“ wurde für die der antiken Skulpturen der obere Theil einer attishen Grabstele des V1. Jahrhunderts er- worben. Dargestellt war ein Mädchen in etwa zwei Drittel Lebens- größe; erhalten sind der Kopf und die linke Hand mit einer Blume. Stilistish steht das Werk der Aristionstele des Aristokles so nahe, wie kein anderes; der Zustand der Oberfläche an den erhaltenen Theilen ist ausgezeihnet; Spuren rother Farbe sind vielfa erkennbar.

An Bildwerken der christlichen Epoche wurden fäuflih erworben: 1) eine in Holz geshnißte Reliefplatte von Tilmann NRiemenschneider: Christus als Gärtner mit Maria Magdalena. Ein Theil des Hochaltars der Pfarrkirche von Münnerstadt, der im Jahre 1490 dem Würzburger Meifler in Auftrag gegeben wurde, hat dieses Relief als beglaubigte früheste Arbeit des Meisters besondere historishe Bedeutung. Mit einem anderen, von den Altarflügeln stammenden Relief und der großen Statue der Magdalena aus dem Mittelschrein kam die Platte aus dem Schlosse Mainber (Sattler’\che Sammlung) in Berlin zur Versteigerung. Dur Abnahme der modernen Bemalung hat die Wirkung des Schnitzwerkes, das ursprünglih nicht bemalt war, erheblich gewonnen. 2) Ein aus Süditalien stammendes Marmorrelief mit der Madonna in Halb- figur, eine Arbeit des X1V. Jahrhunderts. Zur Vervollständigung der in der leßten Zeit auch sonst stark bereiherten Sammlun von italienisWen Trecentosfulpturen ersheint dieses Stü sehr willkommen. 3) Ein angebli aus Südfrankreich stammendes, monumental dekoratives Steinrelief des X11. Jahr- hunderts. Dargestellt sind der thronende Christus in ganzer Figur und die Evangelistensymbole in den vier CEcken der recht- winkligen Platte. Auf der Rüdckseite ist dieselbe Darstellung flüchtig angelegt. Arbeiten dieses Skilcharakters, die sehr selten im Kunsthandel vorkommen, fehlten in der Samm- lung von Bildwerken der christliben Epoche bisher ganz.

4) Die Statuette einer weiblichen Figur in vergoldetem und be- maltem Holz, eine hôhst rei¡volle Arbeit der nordfranzösishen Gothik, aus dem Ende des X111. Jahrhunderts. Dargestellt is darin ver- muthlich eine Jungfrau aus der Folge der klugen ‘und der thörihten Jungfrauen. 9) Eine größere Elfenbeinplatte mit der Darstellung des unbärtigen Christus und der Evangelistensymbole, ein besonders bedeutendes Stück karolingischer Kunst. 6) Ein Elfenbeinrelief mit dem Crucifixus, Maria und Johannes, einer interessanten, wobl rbeinischen Arbeit aus dem X1. Jahrhundert. Dieses Stück wurde auf der Auktion van den Bogaerde (Schloß Heeswijk) erworben. Die folgenden Bildwerke famen als Geschenke von Gönnern, die nit genannt zu sein wünschen, in die Sammlung: ein Flachrelief mit der Darstellung der Grab- legung Christi in bemaltem Holz, eine lombardishe Arbeit aus der Mitte des XV1. Jahrhunderts; ein kleiner Crucifixus aus Bronze, rheinish, aus dem X11. Jahrhundert, mit der Inschrift: „Wolfra mus Pèr | Jusit Mo | Facere“; ein Fleines Reliquiar in s\pât- gothisher Bronzefassung mit einem Perlmutterrelief, das den beiligen Georg darstellt und auf der Nückseite graviert die heilige Margarcthe zeigt, rheinisch, vom Ende des XV. Jahrhunderts. Aus dem Kunsthandel wurden ferner für das Antiquarium zwar für die Sammlung der Vasen im legten Viertel- 1901 ywei weißgrundige Lekythen mit bunter Bemalung, Athen stammend, erworben Auf der cineu stebt links von einer Stele ein Mädchen mit Korb auf dem Kovf und ciner Büchse in der linken Hand, rechts ein in den Mantel gewickelter Jüngling, ter \si{ch auf seinen Stab slüßt. Die andere zeigt links von einer Stele ein klagendes Mädchen, rechts ein herzuschreitendes kleineres Mädchen, das eine Hydria auf dem Kopf trägt. Aus der ehemaligen Sammlung Habich in Cassel wurden folgende Gefäße erworben: 1) böotishe Hvdria tes geomec- trishen Stils mit plastisher Maéle vorn an dem Mündungs- rand; 2) Lelyibos aus seinem, hellem Thon, mil {warten und rothen Streifen verziert ¡wci alterthümlihe Omphalos- schalen, wohl böotisher Fabrik 4) \{warzfigurige, baucbige attische Lekythos zwei Hähne hinter denen Knoëpen auf- [prießen, stehen zu den Seiten ciner großen, auf Spiralranken rubenden Knospe: 5) weißgrundige Lekythos mit der ctwas beschädigten Liebedinschrift Fpeloc xaáóc: die Hänte des sizenden Mädchens mit der Büchse sowie der Obertbeil der stehenden Figur sind ergänzt; diese Figur war wohl kein Jöngling, sondern ein Mätchen, wie aus dem unter dem Mantel sihibar werdenden langen Chiton zu schließen ist; 6) zweihdenkelige Flasckde, deren Vorderseite der in der Technik der Terrakotten hergestellte plastische Kepf der Für die Sammlung der Terrakotten wurde aus

Athena bildet t

derselben Sammlung der Grabfurd aus Aegina erworben, den

De. Böblau vom Museum in Cassel in seinem bekannten Werke | italishen Nekropolen“ abgebiltet * und be-

und jahr aus

„Aus ijonis{hen und sprochen hat

In der Gesammtsitung der Königlichen Akademie der Wissenschaften w Berlin vom 6. | las Herr Hirsbfeld über den Grundbesiß der römischen Kaiser in den ersten drei Jahrhunderten. Er unterzog den Kalserlichen Besit an Väusern und Gärten in Rom, an Villen in Italien und Domänen im ganzen Reich, insbesondere mit Rücksicht auf die Art seiner Éx. tretbung einer eingehenden Untfersucbung Herr Erman legte cine Arbeit des Herrn Bene Schäfer „über ein Brut uck der alt -egpptishen Annalen* vor, m der au die Herren Setbe un Borchardt Beitrá geliefert haben. Das Muscum zu Palermo besiut ein in den lehten Iabren viel desprechenes Bruchstüeck ciner Hier celtrèbsten inschrift, das sich jeyt als cin Froament cffuieller Annalen enweil

uns zeigt, wie diese in Egrpîen beschaffen waren. Von den älteñten |

S 4

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*

Königen gab es nur die Namen an; bei denen der ersten drei Dvnaîtien |

| Derr Melenar

war {on jedes Jahr einzeln mit einem bemerkenswerthen“ Ereigniß aufgeführt, - in“ der Zeit der fünften Dynastie, in der das De, Bruchstück geschrieben ist, finden sich ‘bei jedem

ahre ausführlihe Angaben über die Ereignisse desselben. Außerdem i von den ersten Dynastien - an jährlich eine

vhenangabe gemacht, die vermuthlich die Höhe -der Ueber- chwemmung anzeigt. Diese Annalen hatten einen praktischen Zweck ; sie gaben an, wie die einzelnen Jahre beim Datieren zu benennen- waren; denn das älteste Egypten benannte ebenso wie das gleichzeitige Babylonien seine Jahre nicht mit Zahlen, sondern nah ihren harakteristischen Ereignissen. ;

In der Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse der Akademie vom 13. d. M. las Herr Vogel über die Bewegung des- Orionnebels im Visionsradius. Auf dem Astrophysikalischen Observatorium zu Potsdam hat Hecr Dr. Eberhard Aufnahmen zur Bestimmung der Bewegung des Orionnebels in der Gesichtslinie aus- geführt, durch welche zunächst der früher nah direkten Messungen am E von U Keeler in Amerika für diesen Nebel ab- geleitete Werth estätigt wird. Die Beobachtungen haben weiter mit großer Wahrscheinlichkeit zu dem interessanten Resultat ge- führt, daß die Geschwindigkeit an verschiedenen Stellen des Nebels niht gleich ist, daß also relative Bewegungen der Nebel- materie und zwar vyon nicht unerheblichem Biatrdas stattfinden. Herr Warburg mate Mittheilungen über den Geschwin- digkeitsverlust, welhen die Kathodenstrahlen beim Durchgang durch dünne Metallschichten erleiden, nah Versuchen von Herrn G. Leithäuser im Physikalishen Institut der hiesigen Universität. ,_ Kathodenstrahlen, welche sich vor dem Durchgang durch ein Metallblätthen als omogen er- weisen, liefern nah dem Durchgang ein magnetisches Spektrum. Dasselbe hebt an mit Strahlen, welche eine kleinere Geschwindigkeit als die der direkten besißen. Herr Fil cher las eine in Gemeinschaft mit Herrn Frit Weigert bearbeitete Mit- theilung über die Synthese der a, e-Diaminocapron säure. Wird der 7-Cyanpropylmalonester mit Aethylnitrit und Natrium- äthylat behandelt, so entsteht der“ a-Orximido-s-cyanvalerian- säureester, und dieser verwandelt sh bei der Neduktion mit Natrium und Alkohol in a, e-Diaminocapronsäure. Das synthetishe Produkt is als die racemishe Form des natürlichen Lysins zu betrachten. Verr van’t Hoff las über die Bildungs- verhältnisse der ozeanischen Salzablagerungen, ins- besondere des StaßfurterSalzlagers, und zwar speziell über die Bildung von Langbeinit und deren untere Temperaturgrenze bei 37%, Gemeinschaftlih mit den Herren Meyerhoffer und Cottrell wurde festgestellt, daß der Langbeinit sih aus Leonit ohne weiteres bei 89° bildet; gleichzeitige Anwesenheit von Magnesium- sulfat set diese Temperatur auf 61° herab, während unter den dafür günstigsten Umständen bei der Salzlagerbildung das Auf treten des C \hon von 37° an möglich is. Herr von Bezold überreichte zwei neue Bände der Veröffentlihungen des Königlichen Meteorologishen Instituts: „Ergebnisse der Nieder- \chlags-Beobachtungen in den Jahren 1897 und 1898“ und „Ergebnisse der meteorologischen Beobachtungen in Potsdam im Jahre 1899“ (Berlin 1901).

In der Sizung der philojophish-historischen Klasse von demselben Tage las Herr Sachau über den zweiten Khalifen Omar, ein Charakterbild aus der ältesten Geschichte des Islams. In dem großen arabishen Geschihtswerk von Ibn Saad, das im Austrage der Akademie herausgegeben wird, finden \ich umfangreiche biograpbische Artikel, welche über die Entstehung des Islams, über Muhammed, seine Freunde und Helfer in großer Ausführlichkeit be- richten, so auch über Omar Ibn Alchattüb, nächst Muhammed die hervorragendste Persönlichkeit, den Begründer und Organisator des muhammedanishen Weltreihs. Der Vortragende schilderte sein persönlihes Wesen, seinen Charakter feine NReligiösität und unbeugsame Energie, sein Verhältniß zu Muhammed und Abu Bekr, zum Staat und zu den Heerführern, welhe die asiatishen und afrikanishen Provinzen des römischen Reichs sowie das persische Reich ihrem strengen Gebieter in Medina unterwarfen und für ihn verwalteten. Herr Kirchhoff legte vor: Corpus Inscriptionum Graecarum Pelo- ponnesì et insularum vicinarum, vol. I: Inscriptionum Aeginas Pityonesi Cecryphaliae Argolidis consilio et auctoritate Ac. L. R. Bor. ed. Max. Fraenkel (Berolini ap. G. Reimer. 1902).

Aus Madrid berihtet ,W. T. B.“, daß durch einen Erlaß des Marine-Ministers die \spanishen Schiffskapvitäne, welche mit ihren Schiffen über den 30. Grad südlicher Breite hinauskommen, angewiesen worden sind, Berichte über ibre meteoro logishen Beobachtungen dem Ministerium cinusenden, um da- durch die Forshungen der deutshen Südpolar-Erp@ition zu unterstützen.

Das dänische Ministerium des Innern ertbeilte, wie „W. T. B.* aus Kopenhagen meldet, dem Schriftsteller Mvlius Erichsen, dem Maler Grafen Harald Moltke und dem Studiosus Rasmussen die Erlaubniß zu einer anderthalbjährigen Forschungs- reise an der Westküste Grönlands. Die Ervedition soll ibre Forschungen auf dem 60. Grad nördlicher Breite beginnen und sich nordwärts bis zur ersten Ueberwinterungéstation Peary's ersirecken. Mitte Juni d. I. soll die Expedition die Reise antreten.

Theater und Musik,

Königliches Schauspielhaus.

In Shakespcare'*s ers{hütternder Tragödie „König Richard der Dritte“ seyte geslern Herr Ferdinand Boun sein Gastspiel in der Titelrolle fort, welche seit der Ende November v. I. erfolgten Wiederaufführung dieses gewaltigen Blühnenwerks von Herrn Dp gegeben worden war. Wie immer, führte der Gast seine Aufgabe in selbständiger, cigenartiger Auffassung dur. Bemerkendwerth war dabei, daß er die Gestalt Richard's als Königs und Herrschers jeglichen Anflugs von imponierender Hoheit entkleidelte. Dafür betonte er in er- schreckender Lebenêwahrheit alle die nicderen Insiinkte der blutdürstigen falschen Seele dieses Ungebeuers in Menschengestalt. Ebenso aclang ibm im allgemeinen die Darstelluyg der König Richard cigenen cvnischen Selbsiironie, weniger jedo das faszinierend Dämonische, dur welche letztere Eigenscaft allein die erfolgreiche Werbung um die von ibm ur Wittwe gemachte Königin Anna sowie tie Willfährigkeit seiner Ardänger, ibm bei scinen Mordplänen zu dienen, erklärlich wird. Gam vor- züglih ftellte er aber den körperlich mißgestalteten König in Mienen und Geberden dar. Nach jedem Scenens{hluß wurde ibm lebbatter Beifall seitens des gut beseyten Hauses gespendet. Die anderen Rollen waren in den bisherigen bdcwährien Händen Die Inscenierung und namentlich der fich obne jeden slörenden Einfluß vollziebente Scenen- wechsel verdienen volle Anerkennung

Die durch Heiserkeit des Kräulcins Dietrich bedingte Vericbicbuna der Erstaufführung von E. M. Swyth's Over er Wald“ vers anlaßit auch cine Aecyderung des Spiclplans des Köntalicden Operndauses für nächsien Montag, Siatt der angekündigten beïden Opern wird in Ecmeinschast mit „Mara* das musikalticde Schauspiel „Der Evangelimann* von Wilbelm Kienzl gegeben. Herr Kraus wird darin zum ersten Mal in Berlin die Partie des Matbias Freudbofer singen

Die Beset der Hauptrollen in Marx Möôller's Oftermärcden „Frau Anne“, welches am Palmscuntag im Königliden Sdaus sdielhanse erstwalig in Scene geht, ist folacnde: König Añteipd: Anne, sein Weib: Fräulein Peorre: Jaïra, beiter Töcdterleia: Gudrun Hiltebrandt: Kazhariva, die alte Ämwe Fram Schramm: der Kanzler: Herr Ätydt: Karsien, dex Küchengärtye-

Hert Vollmer: ein Krieger Herr Ludwig: tin Betteimgag: Das

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