1846 / 202 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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niemals als mit Meiner förmlich zu publizirenden Genehmigung er- höht werden darf, niht überschritten werde, und deshalb jede Bank- note mit ihrem Kontrollstempel zu versehen, auch eine nähere Beschrei- bung der Banknoten öffentlih bekannt zu machen. Die Bank selbst hat die Anfertigung der Noten, so wie den Austaush der an die vorgenannte Jmmediat - Kommission zur Vernichtung abzuliefernden beshädigten Noten, zu bewirken und die Verfälschungen vou Bankno- ten zu verfolgen. Alle Behörden sind verßsli@tet, hiérbei der Bank auf jede Weise behülflih zu sein uud ihren } Folge zu leisten. Dieser Besehl ist durch die Geseß- Sammlung bekannt zu machen.

Sanssouci, den 16. Juli 1846.

An den Staats « Minister Rothe r.“

X Quedlinburg, 20. Juli, Nachdem unsere Stadt dur eine in der vorleßten Nacht in den Hintergebäuden des Kaufmanns Palm hierselbst ausgebrochene Feuersbrunst, welhe große Gefahr bringen fonnte, beunruhigt worden war, ertönte heute Mittag gegen 12 Uhr von neuem Feuerlärm, Das ehemalige Propsteigebäude des biesigen Schlosses, welches diht an die Schloßkirche gränzt und im Anfange des vorigen Jahrhunderts der Wohnsi6 der bekannten Grä- fin Aurora von Königsmark, der Mutter des Marschalls von Sach- sen, war, seit etwa 20 Jahren aber einer Erziehungs - Anstalt für verwahrloste Kinder eingeräumt worden is, stand in Flammen. Es war große Gefahr vorhanden, daß auch die Schloßkirche, in welcher sich mehrere denkwürdige Alterthümer aus der Zeit der sächsischen Kaiser und das Grab Heinrichs des Ersten befinden, von dem Feuer ergriffen würde, und in diesem Falle wäre auch das daran gränzende Schloß ohne Zweifel ein Raub der Flammen geworden. Der \hnell herbeieilenden fräftigen Hülfe gelang es jedo, der Feueröbrunst bin- nen einer Stunde Gränzen zu seßen und sie auf das Propsteigebäude zu beschränken. Die Schloßkirhe, das Königliche Schloß und das dem Propsteigebäude gegenüber liegende Militair-Montirungs-Depot sind unversehrt geblieben. Die in der Erziehungs-Anstalt befindlichen 80 Zöglinge sind einstweilen in einem städtischen Lokale untergebracht, die Entstehungs-Ursache des Feuers aber noch nicht ermittelt worden.

Deutsche Bundesstaaten.

Großherzogthum Baden. Die zweite Kammer be- \häftigte fich auch in ihrer Sißung vom 17. Juli mit dem Budget des Ministeriums des Jnnern. Die Verhandlungen boten kein allgemeines Jnteresse dar. Bei der die Ackerbauschule betreffenden Position stellte der Abg, Helmreich den Antrag, die Regierung zu ersuchen, daß sie in Erwägung ziehe, ob nicht eine Ackerbauschule für Sträflinge verwendet werden könne, Der Abg. Blankenhorn bekämpfte diesen Antrag, da man den Aeltern niht zumuthen könne, ihre Kinder solchen Anstalten anzuvertrauen, welche von Verbrechern besucht werden. Der Abg. Schaaff wünschte, daß die für den Odenwald bestimmte Ackerbauschule nicht in die Mitte des Odenwaldes, sondern auf die Gränze des Odenwaldes und des Baulandes klomme. Auch hielt er die Errichtung einer Acerbauschule in der Pfalz für uoth- wendig. Der Antrag des Abg. Helmreich wurde uicht weiter unter- stüßt und daher zurückgezogen. Am 16. Juli starb die Prin- zessin Auguste Amalia von Nassau-Usingen, Tochter des 1816 verstorbe- nen lebten Herzogs dieser nassauishen Linie, im 68sten Lebensjahre. Seit 1817 hatte sie ihren beständigen Wohnsiß in Karlsruhe.

Kurfürstenthum Hessen. Se. Königliche Hoheit der Kurprinz-Mitregent befindet sih seit dem 18. Juli im Bade Hof- geismar. Der Staatsrath Madckeldey ist zum Direktor des Ober- gerihts in Hanau und der bisherige außerordentliche Prosessor der Rechte Dr. Wetell, in Marburg, zum ordentlichen Professor an der dortigen Universität ernannt worden.

Friedrich Wilhelm.

XX Frankfurt a. M., 19. Juli, Den neuesten aus Wien hier eingetroffenen Mittheilungen zufolge, wollten Se. Durhl. der Fürst von Métternih am nächsten Mittwoch und einige Tage später Se Excellenz der Herr Graf von Münch - Bellinghausen jene Stadt verlassen. Der Herr Bundes - Präsidial - Gesandte wird also in der nächsten Woche der Sißung der Bundes-Versammlung zum erstenmale wieder beiwohnen.

Oesterreichische Monarchie.

Linz, 11. Juli, Die hiesige Zeitung berichtet: „Wir sind in der Lage, aus der sichersten und zuverlässigsten Quelle mitthei- len zu können, daß die Feuersbrünste, welhe im Verlaufe des vori- gen Monats in der nächsten Umgegend von Wels, dies- und jenseits der Traun, stattfanden und durch ihre Wiederholung in dem engen Umkreise, so wie durh mancherlei in Gang gebrachte Gerüchte, leb- hafte Besorgniß erregten, einer Brandlegung durchaus niht zuge- schrieben werden können.“

Rußland und Polen.

St. Petersburg, 16. Juli. Die neueste Nummer der Senats=-Zeitung enthält den zwishen Rußland und Belgien am 14. Februar abgeschlossenen Vertrag, durch welchen, nah den Grund- säßen der Reziprozität, die in beiden Staaten bisher bestandencn Abzugsgebühren, welhe von Gütern, die durch Erbschaft oder auf andere Weise von den beiderseitigen Unterthanen erworben wurden, bei dem Uebergang dieser Güter über die Gränze entrihtet werden mußten, aufgehoben werden,

Mittelst Kaiserlichen Gnadenbriefes vom 16. Juni is dem französie \hen Contre-Admiral Rigodit, zur Bezeigung besonderen Wohlwol= lens Sr. Majestät, der St, Annen-Orden erster Klasse verliehen.

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Paris, 18 Juli. Der König und die Königliche Familie sind von Dreux, wo sie einem Trauer - Gottesdienste sür den Herzog von Orleans beigewohnt hatten, wieder nah Neuilly zurückgekehrt.

Der Herzog von Aumale ist von Toulon am 11. Juli wieder abgereist, um sich über Grenoble nach Paris zu begeben.

Aus Nimes vom 11. Juli schreibt man: „Die Munizipalwahlen sind beendigt. Die legitimistishe Partei ist in fast allen Sectionen geshlagen worden, und zum erstenmale seit 15 Jahren werden die Constitutionellen die Majorität in dem Munizipal-Rath haben.“

Aus Port au Prince hat man Nachrichten bis zum 1. Juui. Alles war ruhig. Der General-Konsul Frankreichs, Here Levasseur, war von Cuba zurüdgekehrt, hatte aber noch niht mit dem Präsiden- ten Riché zusammentreffen können, welcher auf einer Umreise im Jnnern begrissen war.

Aus Valenciennes wird dem Journal des Débats vom 14ten geschrieben: „Jn Folge der bedrohlihen Ereignisse, deren Schauplaß unsere Kohlengruben bilden, sind heute der General-Lieu- tenant Négrier und der Präfekt des Nord - Departements hier an- gekommen. Sie begaben si sofort nah Denain, dem Mittelpunkt der Bewégüngen, um am Orte selbst die Einzelnheiten des bekla- genswerthen Ereignisses zu untersuhen. Sie überzeugten sich_ bald vón der bedenklihen Sachlage, da die Unruhen noch stets im Wach- sen begriffen waren, indem die Unruhestifter burh Dröhungen auch

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870 die Arbeiter vershiedèner anberer Etablissements vermocht hatten, sich an dem Aufstande zu betheiligen. Der Präfekt wurde sogleich von den Arbeitern umringt, die ihm ihre Forderungen auseinander- seßten. Er versprach denselben, ihr Jnterésse bei der Administration der Gesellschaft zu vertreten, unter det Bebingung, bäß sie ssfort wieder ihre Arbeiten begönnen, da sie vorher feinêtlei Kohnzess sionen erwarten dürften. Man ho} noh immer, daß die vüäter- lichen Ermahnungen des Präfekten und die Entwidelung der bédeu- tenden militairishen Kräfte (vier Bataillone Jnfanterie-, ein Ula- nen-, ein Dragoner- und ein Jäger -Regiment befinden \sih bereits am Orte) dem Aufruhr bald ein Ende machen werden. Derselbe stebt indessen auf dem Punkte, sich nah Belgien zu verbreiten, Alle Gruben auf der Gränze werden von den Arbeitern bedroht. Den Bewohnern Valenciennes und des Nord - Departements verursachen diese Bewegungen namentlich jeyt, zur Aerndtezeit, lebhafté Besorg- uisse. Der Unterpräfekt widmet mit bewundernswürdiger Energie und Thätigkeit alle seine Kräfte dem Schuße der industriellen Eta= blissements seines Bezirks. Gestern sind wieder vou hier neue Trup=- pen-Verstärkungen auf der Nordbahn nach- Valenciennes abgegangen.“ Am 15. Juli waren die Arbeiter noch nit zur Ordnûng zurückge- fehrt, sie verhielten sich jedo ruhig. .

Herr Charles Ledru, der wegen seines Briefes an den Abbé Contrafatto auf Antrag des General - Prokurators Hebert gerichtlich verfolgt und von der Liste der Advokaten gesirichen wurde, zeigt jebt an, daß er bei den Wahlen als Kandidat für Pont-Audener austrete, welcher Bezirk bis jeßt durch Herrn Hebert vertreten wurde. Er er- klärt, daß er dies vorzügli deshalb thue, um in der vorbereitenden Versammlung der Wähler Herrn Hebert über die Mittel zu inter- pelliren, die dieser, um ihn zu verderben, angeordnet habe. Vor den vereinigten Kammern des Tribunals sei Alles bei geschlossenen Thü- ren verhandelt worden, jebt werde die Oeffentlichkeit zwischen ihm und Herrn Hebert entscheiden. - |

Oberst Moutou, der mit Bewilligung des Königs in Lahore diente und alle Schlachten gegen die Engländer mitmachte, is im Lazarethe von Marseille angekommen z er tritt wieder in die franzö- sische Armee zurück und ijt zur Disposition des Kriegs - Ministers estellt. ges Es haben nun die leßten Nahsuchungen in der Torfgrube von Fampoux stattgehabt. Funfzehn Husaren taudten unter der Leitung eines Oberst - Lieutenants bis auf den Grund der Grube und haben, nachdem sie dieselbe in jeder Richtung untersucht, nur unbedeutende Trümmer gefunden. :

Es geht das Gerücht , Herr von Rothschild wolle einen Prozeß gegen die Regierung wegen des shlechten Baues der Nordbahn be- innen. s Das hiesige Deutsche Pariser Journal und die politish= religióse Monats-Revue, Der deutshe Steuermann, haben zu erscheinen aufgehört. Man forderte von ihnen, da sie sih mit Po- litik beshästigten, die vorgeschriebene Caution von 50,000 Fr., und da diese nicht aufgebracht werden konnte, so mußten beide Blätter

eingehen.

L Zu Oran is in der Nacht auf den 5, Juli in einem Polizei- Wachtzimmer die Decke eingestürzt, wobei 7 Soldaten getödtet und 6 mehr oder weniger s{chwer verleßt wurden.

Die Börse war heute in sämmtlichen Effekten matt, besonders in Eisenbahn - Actien; es sollen mehrere Zwangsverkäufe in den Hauptlinien stattgefunden haben. Nordbahn-Actien 708 . 75.

Großbritanien und Irland.

Unterhaus. Sigung vom 16. Juli, Wie son bemerkt gab heute Lord John Russell nähere Auskunft über die Art und Weise der Erledigung mannihfaher, dem Hause vorliegender Ges- \häfte. Als aber hierauf die Herren Denison und Duncombe sich über die Bildung des neuen Kabinets ziemlih ungünstig aus- sprachen, und der Lebtere geradezu die Frage stellte, ob es wahr fei, doß einigen Mitgliedern des vorigen Kabinets der Antrag zum CEin= tritt in die gegenwärtige Verwaltung gemaht worden sei, sah. sich Lord John Russell genöthigt, auf eine nähere Erörterung hins sichtlih der Absichten und Zusammenstellung seines Kabinets einzuge- hén. Er habe, sagte er zuvörderst, nicht für nöthig halten fönnen, mit jei- nen Gefinnungen und Grundsäßen Parade zu machen, da sein ganzes üs-

fentliches Leben der Beurtheilung eines Jeden flar vorliege und höne |

Redensarten, dur welche man leiht die Meuge gewinnen fönne, doch we- nig geeignet geweseu sein würden, ein Urtheil über das Deta!l der Maßregeln, welhe er als Haupt des neuen Ministeriums vorzuschla= gen beabsichtige, anzubahnen. Ueberdies sei eine solhe Reoue der Grundsäße beim Antritt eines neuen Ministeriums auch bisher gar nicht üblih gewesen, und weder Graf Grey, noch Lord Melbourne, noch Sir Robert Peel haben sich zu derselben veranlaßt gefunden. So wolle denn au er sich begnügen, die Kritiken über die Konsti- tuirung des neuen Ministeriums zu berichtigen und die direkt an ihn gestellten Fragen kurz zu beantworten, Der Lord stellte hierauf durch- aus nicht in Abrede, daß er die Lords Dalhousie und Lir- coln und Herrn Sidney Herbert aufgefordert habe, an seinem Ministerium Theil zu nehmen, und zwar aus dem Grunde, weil er so viel wie möglich die Unterstüßung aller Klassen demselben gewin=- nen wollte. Ein über jede vorkommende große, das Publikum be- \häftigende Frage ganz übereinstimmend denkendes Kabinet zu bilden, sei ihm nicht eingefallen, auch sei dies nicht wünschenswerth. Bei allen praftish befundenew Zwecken nur sei die Zusammenwürkung er- forderlich, wie die Geschichte des Ministeriums Pitt von 1784 und später das des Lord Liverpool lehrten. Was die von der jezigen Regierung zu treffenden Maßregeln angehe, so stellte Lord Jobn die Abstellung der sozialèn Beschwe: den Jriands oben an und fügte hinzu, daß, wenn das Ministerium denselben auch nicht sto- gleich abzuhelfen im Stande sei, es “doch hose, Vorschläge machen zu können, welche im Laufe der nächsten zehn oder zwölf Jahre Verbesserungen in Jrland einführen und den gegenwärtigen traurigen Zustand des Landes und der dort herrschenden Dürstigkeit nah und nach abhelfen würden. Demnächst werde die Regierung sich bemühen, dem irländischen Volke gleiche politishe Wahlfreiheiten mit dem englischen zu verschaffen. Hinsichtlih der befürchteten Auf- lösung der protestantischen Kirche äußerte der neue Premier, daß das Parlament wohl keine shlimmere oder verhängnißvollere Maßregel sanctioniren könne als die, welche eine solche Auflösung herbeiführte. Sie würde, meint er, das Signal zu einem Religionskfriege werden. Für Dotirung der irländishen katholischen Geistlich= feit habe er im Jahre 1825 gestimmt und beharre bei fei- ner damaligen Meinung, finde aber den jeßigen Zeitpunkt, wo selb die Katholiken in Jrland }ch dagegen erklärten, noch nicht zu ihrer Beantragung geeignet, Was die Bill wegen der Arbeitszeit in den Fabriken betréfffe, so habe ér seine Zustimmung zur 41stündigen Arbeit gegeben und in diesem Sinne werde er für die Bill stimmen, wenn sie wieder vorkomme. Der Minister des Jnnern (Sir G. Grey) stimme hierin mit ihm überein, nit so der Secre- tair für Jrland (Herr Labouchère), do verlange er nit, daß die- ser seine Meinung verändere. Am Schluß der Rede sagte der Lord : „Am nächsten Montag werde ich Gelegenheit haben, dem Hause die Maßregeln vorzulegen, welche wir hinsichtlich eines sehr wichtigen Gegenstandes (der Zuckerzölle) zu beantragen gedenken dieselben

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werden auf die Ansichten begründet sein, welche ih: von Jahre 1 an bis jeßt hinsichtlih des Freihandels und restriftiver Zölle geäußn Es bleibt dem Hause vörbehalten, zu untersuchen, ob Gründe y handen sind, ihnen* die Genehmigung zu versagen, dorh werde ih rade herausgesagt in Uebereinstimmung mit den Prinzipien han zu denen ih mich bekannte, als ih ax der anderen Seite déès Hz ses (in der Opposition) saß und nah welchem allein ih darin willigt habe, die Leitung der öffentlichèn Ae dagen untet gegenwärtigen Umständen zu übernehmen. ah diesen Prinziy, die ih dem Besten des Landes am angemessensten halte, werd j bandeln, möge ich nun an dieser oder an der anderen Seite des ses meinen Play einnehmen. Länger als 31 Jahre bin ih nun Y glied dieses Hauses, wo ih meine Ansichten fast bei jeder sich d tenden Veranlassung so erklärt und auseinandergeseßt habe, daß j Nientonbén im Hause mehr ein Geheimniß sein können. Sie j auf Prinzipien begründet, die, wie ih glaube, den Einfluß dj Landes zu vermehren und seine Jundustrie von Fesseln zu befreien, Ÿ die Union mit Jrland, nicht bloß durch éine legislative Verfüg sondern durh eine Vereinigung der Herzen und Sympathieen fördern bezwecken. Es sind Ansichten, die, wie ih denfè, daranf zwecken, die Prinzipien religiöser Freiheit zu erhalten, zu fördern zu erweitern, welhe in Verbindung mit der bürgerlichen Freiheit j ses Land zu einem der ersten in der Welt erhoben haben.“ Den übrigen Theil des Abends nahm die son erwähnte batte über die Armenbill in Anspruch.

Im Oberhause wurde gestern, auf Antrag des Mang von Lansdowne, nah einiger Debaite in der Bill wegen dit Lords Hardinge und Gough bestimmten Penssonen mit 47 gègén Stimmen die Klausel restaurirt, welche verfügt, daß die von det; indischen Compagnie den beiden Lords bewilligten Pensionen Y rechnung gebracht werden sollen, eine Klausel, welche die Loïds fanntlich bei der früheren Berathung gestriden hatten. Ein gi vom Lord Lansdowne verlesener Brief der Gemahlin des Lords dinge, in welchem sie erklärt, daß ihr Gemahl die Bill in ihr è spcünglichen Gestalt als den Umständen allein angemessen era dürste, scheint hauptsählih die Rescission des früheren Beshh veranlaßt zu haben.

London, 17. Juli. (B. H.) Heute legte im Obe rha Lord Lansdowne, im Unterhause Lord Palmerston i Oregon-Vertrag anf die Tasel des Hauses, mit der Anzeige, die tificationen des Vertrages seien am 17ten au®dgew selt worden. Die Verhandlungen beider Häuser warèn im 0 zen unbedeutend. Jm Oberhause ging die Bill wegen der Pes der Lords Hardinge und Gough durÞd. Jm Unterhause erhielt

jen Man muß jedo eingestehen, daß die Lebhaftigkeit der essalien einen Augenblick fürchten ließ, es möchte auf Zeit eine Verständigung unmöglich sein. Die Tarifs je pflegen indeß niht von zu länger Dauer zu sein, weil jeder j darunter leidet und von beiden eiten der Augenblick der Wie- äherung berbeigewünsht wird. Es is dies eine Art von Zwei- , wobei Handel, Gewerbe und Finanzen zugleich verlieren, ohne irgend einen Gewinn hoffen zu können : Handel und Gewerbe ven dadurh in Stocken, und die Finanzen fahren, troß erhöhter und Verbote, dabei nicht besser. Cin Publizist, der seiner Schriften wegen verurtheilt wurde, hat qn die Gnade Sr. Majestät gewandt: Dies beweist, daß die sition bei uns nicht übermüthig ist; sie weiß vielmehr, daß sie Nachsicht bedarf, sie geht mit Ehren in {ch und rechnet auf die ¿muth des Monarchen. Uebrigens etfreut das Königreich si der tief- duhe; überall herrsht Frieden und Ordnung; Jedermann. beshäf- 4 mit seinen Angelegenheiten; in der Stadt wie auf dem Lande :

man sich, die Früchte einzubringen, welche die ergiebigste Aerndte, t langer Zeit erlebt worden, darbietet. Jm Anblick solher Bè- des göttlichen Schupes bleibt den Menschen nur übrig, die Vor- à zu segnen und ihre Gaben dankénd auzunehmen,

Belgien.

Brüssel, 18. Juli, Der Senat beschäftigte sich vorgestern ind mit der Diskussion des Zucker-Geseß-Entwurfs, Lseern it einem Amendement der Kommission. Die Vertheidiger des= hoben hervor, daß die Felgen der Steuererschwerung sür das e Jahr zu merklich fühlbar sein würden, da die Temperatur dies ahres dem Anbau der Runkelrüben besonders günstig sei und die ungemein ergiebig ausfallen werde, Der Finanz-Minister be- das Amendement lebhaft, gab jedoch eine Erklärung zu Protokoll, ch er sich verpflichte, im Fall die Steuer für das nächste Jahr , übersteige, der Kammer den Vorschlag zu machen, diese Er- ung auf mehrere Jahre zu vertheilen. Die Kommission wurde agt, Bericht über den Vorschlag des Finanz-Ministers, so wie einige von Herrn Hanhy vorgeschlagene Modificationen des dements, zu mahen. Gestern erfolgte dann die Annahme des ¿-Entwurss mit 23 gegen 12 Stimmen, worauf der Senat sich ate.

Die Jndépendance berichtigt ihre früheren Mittheilungen ref des Urtheils des Anklage-Senats in der Sache de Ridder's Borquet's. Dem wirklihen Jnhalt des Urtheils zufolge seien nklagepunkte, welhe die von Herrn de Ridder empfangenen nnst-Antheile, auch in der Cockerillshen Sache, betreffen, als

Bill wegen der Raturalisirung des neuen protestantischen Bischof ehen der Erpressung qualifizirt worden. Jn der Tun- Jerusalem, Gobat, die zweite Verlesung, Dann nohm das {he hingegen habe 2as Geriht die {were Anschuldi- ohne Abstimmung eine Reihe von Geldbewilligungen vor, meisa eines durch betrügerishes Einverständniß de Ridder?s

Borquet’s begangenen Verbrehens der Bestehung ge- und bezeihne mit energishen Worten die Hauptgrundzüge jen, Ju diesem Anklagepunkte, wo es sih niht um einen von dder empfangenen Gewinnst-Antheil, sondern den ihm verspro- ganzen Ertrag des Unternebmens bis auf einen für Borquet irten Antheil handle, wurde das Ln des General - Profu- } verworfen und das Urtheil des ersten Richters bestätigt, Dem- wurden also de Ridder und Borquet vor den Assisenhof von nt verwiesen. :

für den Unterhalt der Kolonieen bestimmt. Einzelne Nachträge der Diskussion behalten wir uns vor.

Herr Macaulay, der General-Kriegs-Zahlmeister, hat am 1 in Edinburg mit einer Majorität von 903 Stimmen (iber Hegner, Sir Culling Eardley Snrith, bei det Pärlamentswäß|| Sieg davon getragen, Jn Liskeard is am öten Herr Cha Buller ohne Opposition wiedererwählt worden.

Sir Robert Peel hat sih dieser Tage in seinem Hause Fuße verleyt (er is in ein porzellanes Gefäß getreten) und hat her den Parlaments - Verhandlungen der leßten Tage nicht bein) nen fönnen. j i

Vice - Admiral Sir William Parker is auf der eeHibernia“ Cork eingetroffen. Er hat das (1000 Pfd. St. weniger, als se jeßiges Kommando im Mittelmeere einbringende) Amt eines La der Admiralität nicht angenommen und wird vermuthlich binnen zem mit der „Kanal - Flotte“ in See gehen, deren Kommando | \hon- seit längerer Zeit übertragen is. Der Vice - Admiral d Charles Adams soll an seiner Statt Lord der Admiralität werde

Jn allen größeren Handelsstädten wird jeßt für die Abgedrá ten von St. Jobns gesammelt. Jn Liverpool, Manchester, Ore und Glasgow sind zusammen schon 5122 Pfd. St. cingekomm Seit vorgestern is auh hier eine Subscription eröffnet.

iederlande.

Aus dem Haag, 18 Juli, Jm Amster d. Handéls! liest man: „Auffallend ist die Haltung der Regierung, dem Hn Mercier gegenüber, welcher bei Niemanden empfangen wurde blos mit den zu Commissairen ernannten Ministern, um den Veri mit Belgien zu unterhandeln, in der leßten Zeit aber mit dem / wünschten Erfolg mit unserem so geschickten Staatsrath Bocije an! Vollendung seiner schwierigen Aufgabe gearbeitet hat. Einige beha ten, daß unserer Regierung diese Haltung gegen Herrn Mercier | boton sei und nah der Unterzeichnung des Vertrages hinlänglich wt aufgeklärt werden.“ N

uli, Man fragt sih, ob der Veit mít Belgien dén allgemeinen Wünschen Aller entsprechen werde, | alle Interessen dadurh Befriedigung finden dürften, und ob ? Majestät selbs geneigt sein wird, denselben zu genehmigen. U erinnern sich dabei des Herganges bei dem Vertrage mit Frankr Andere jedoch meinen, es werde diesmal nicht ein Gleiches stattfin weil der Finanz - Minister, dem der König sein volles Vert schenkt, einer der mit der Unterhandlung beauftragten Bevoll tigten war, und weil dieser gewandte Staatsmann, so wie | Kollegen, auf Alles werde Bedacht genommen und Alles erlangt ben, was man vernünstigerweise hoffen konnte, um einen vorthei ten und zur dauerhasten Wiederherstellung des Handels - Vert zwishen zwei einander gegenseitig mehr oder weniger bedürsen Ländern geeigneten Vertrag zu Stande zu bringen.

Die belgischen Kammern haben sich noch nicht getrennt, so der Traktat, wenn er die Genehmigung Sr. Majestät des Kön von Holland erhält, der parlamentarischen Diskussion in Belgien ? wird unterzogen werden können. Und sollte selbst die Tagesordn! unterdeß ershöpft sein, so würden die Kammern wahrscheinli nur so lange vertagen, bis das belgische Ministerium, welches Eile hat, den \{chwebenden Zustand, in welchem das Land si} ' findet, zu beendigen, sie wieder zusammenberiefe. :

Der Handel Antwerpens wird die stärksten Forderungen m und am s{wersten zu befriedigen sein, Er weiß oder glaubt zu wi} daß die belgische Regierung in die Erneuerung der im Jahre 1089 an Holland ausnahmsweise gewährten Zugeständnisse, welche in flossenèn Dezember den Bruch der Beziehungen zwischen Belgien" uns herbeiführten, hat einwilligen müssen. Jedenfalls aber wird ( der Handel Antwerpens seine Vortheile bei dem Vertrage und diese hoffentlih als angemessene Entschädigungen #7 ten, Bei einem freuudschaftlihen Traktat muß am ® ein Jeder seinen Theil an den Zugeständnissen tragen 5 feinen traurigen Egoïsmus zeigen, Bald wird man !? woran man offiziell in dieser wichtigen Sache ist, über welche weise Politik gleih nah dem Eintritt der Differenzen in UnterhW lungen einging, die vèrmuthlih zu einem glücklichen Ziele führen n! den, und denen nur Hißköpfe und Pessimisten Erfolgiosigkett wit}

Dänemark.

Kopenhagen , 17. Juli, Gestern Nachmittag um 4 Uhr j die däuishen und {wedischen Majestäten mit Familie und lge in Hölsingör an, wo sie von dem Magistrat und den Bür- präsentanten bewillflommnet wurden und durch die mit Grün ge- ften Straßen si -nach Kronborg begaben. Von da kehrten sie, Besichtigung der Festungswerke und nah eingenommenem Mikt- able, nach dem Hafen von Helsingör zurück, woselbst man fest- Borbereitungen zu ihrem Empfange getroffen hatte. Für die höchsten haften selt| war ein mit Emblemen und Bildsäulen geshmückter el errihtet, in welhem sfe Plaß nahmen. Der Bürgermeister der , Etatsrath Steenseldt, hielt hierauf eine Rede, in welcher er eude der Einwohner, die hohen Königspaare bei sh zu sehen, ite und zugleih den s{chwedishen Majestäten von Seiten des hen Volkes Lebewohl sagte. Ein lebhafter Hurrahruf der ver- lten Menge machte den Schluß. Hierauf dankte zuerst König jan VUIL., mit augenscheinliher Bewegung für den {önen Em-

und demnächst König Osfar für diesen leßten Beweis des vollens, welcher ihm in diesem Lande während dieser ihm un- jlihen Tage geworden. Nach Absingung eines vou ODehlen=

gedihteten Liedes begaben sih die Königlichen Familien, von h wiederholtem Hurrahruf begleitet, nah der Landungébrüdcke, è hohen Gäste von der Königin und den Prinzessinnen aufs ste Abschied nahmen. Se, Majestät der König und die Prin=- gleiteteen noch die s{wedishen Herrschaften nah dem an der n Seite des Hafens liegenden s{wedischen Dampfboot, wo sie tiselben Abschied nahmen und \ich unter wiederholtem Jubel anonendonner wieder ans Land begaben. Nach einem kurzem halt entfernte sich die dänishe Königsfamilie in Begleitung der unal-Verwaltung wieder aus der Stadt. Beinahe aus allen Gegenden klagt man jeßt über Rost im n, doch hofft man, daß der Schaden nicht von Bedeutung sein

Inzwischen erwartet man dieses Jahr keine besonders reichliche te vom Roggen. Von der Kartoffel-Krankheit zeigen sih auch nd da Spuren im Lande, obwohl man nocch keine bestimmte g darüber äußern fann.

S weiz.

anton Vern. Dem Verfassungs-Freund wird aus edenen Landesgegenden geschrieben, daß man im Ganzen mit shlossenen materiellen Ausgleichung zufrieden, und daß an der dme der Vefassung nicht zu zweifeln sei.

im 13, Juli wurde Herr Zürcher, Shübe von Summiswald, llisau verhaftet und durch Landsäger über Uffhausen nah der Gränze gebraht. Derselbe hatte sih unbewaffnet in das lu- Oebiet brgeben, um durch dassetbe zum zürhershen Kantonal- n nah Thalweil zu reisen.

Italien.

om, 9, Juli, Jn aht Prachtwagen, mit Vorläufer und her Dienerschaft zu Fuß, hatte sih der Zug des österreichischen Jáfters, Grafen von Lübow, gestern gegen Mittag vom vene- n Palast nah dem Monte Cavallo in Bewegung geseßt, wo | allen Ehrenbezeugungen empfangen wurde, welche seinem ho- gange emen; Nachmittags ging der ganze Zug nach der ‘etersfirhe, wo der Botschafter und das übrige Botschasts- nal ihre Andacht am Grabe des Apostels verrichteten, nah de- Ytendigung dem Kardinal Macchi, als zweitem Dekan des Kar- ollegiums, noch ein Besuch abgestattet wurde. Diese Ehre, entlich dem Kardinal Micara als Dekan zukömmt, hatte der- egen seines leïbenden Zustandes ablehnen müssen.

as österreichische Geschwader wird, wie es heißt, demnähst die

„*, Amsterdam, 17.

wartet man die Wiederaufnahme der Handels-Geschäste ab; hier j

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Station vor Ancona verlassen. Die pâpstlihe Regierung selbst soll das österreichische Kabinet unt die Zurüzehue ersucht V PI fv gegen werden die österreichishen Kreuzer nah wie vor in Thätigkeit bleiben, um jede Landung der auf den jonischen Jnseln versammelten Unzufriedenen an der italienishen Küste zu verhindern. :

Vorgestern fuhr der Papst nah der Kirche S. Giovanni, wobei er ein Kloster besuhte. Er legte naher den Weg von genannter Kirche bis zum Kolosseum zu Fuß zurü, und hier strömte Alt und Jung herbei, um den Papst mit Jubel zu empfangen und ihn um seinen Segen zu bitten. Aus einer Hausthär rief eine bettlägerige Frau um seinen Segen, der Papst trat ein , bewilligte ibre Bitte und ertbeilte der armen betagten Frau eigenhändig reihliches Almo- sen. Dieser Aft hatte die Leute zur Begeisterung bingerissen, und Augenzeugen erzählen, daß viele der Unstebenden sich niederwarfen, um die Steine zu küssen, auf welchen seine Füße geruht. Bei dieser Ausfahrt war der Papst unr von einigen Nobelgardisten begleitet. Der Papst hat auch in dieser Beziehung den Grundsaß der aposto=- lischen Einfachheit, den er bei allen Gelegenbeiten befolgt wissen will, ausgesprohen, Vorreiter, Dragoner, Gendarmen und jener ganze Zug von Kutschen, den man bei früheren Päpsten sah, sind von ihm, für seine Person, “abgeschafft. Gestern sind die früher genannten sechs- Kardinäle wieder vor Sr. Heiligkeit als Congregation versam=- melt gewesen. Diese Staats-Konsulta hat sich also nicht aufgelöst.

Außerordentliche Freude erregte das Benehmen des Papstes ge- gen einen Grafen aus Jmola, welcher während der Dauer seiner bischöflichen Amtsführung 1hm zahlreiche Beweise seiner widerwärtigen Gesinnung gegeben hatte. Da er nämli ein Freigeist war und sich. der bischöflichen Beaufsichtigut:g seines religiösen Wandels nicht blos zu entziehen suchte, sondern den Kardinal Mastai bei jeder Gelegen- heit durch böse Reden hart zu beshimpfen gewagt hatte, so wollte die Stadt Jmola, als er sih der an den neugewählten Papst zu sendenden Deputation anzuschließen gedachte, es anfangs gar nicht zugeben, daß er mit derselben n-ch Rom abgehe. Als nun dieselbe bei dem Papste vorgelassen wurde, so wendete sih dieser zunächst jenem Verblendeten, den er durch unglaubliche Beweise von Wohl- wollen und Milde auf den rihtigen Weg zurückzuführen versucht hatte, zu, erlaubte nicht, daß ibm derselbe den Fuß küßte, schloß ihn in seine Arme und erklärte ihm laut seine Freude, daß er im Fall sei / ihm seine wahre liebevolle Oesinnung unzweideutig an den Tag zu legen. : N biëhèr überfüllten Gefängnisse fangen an, sich zu entvölkern, indem eine außerordentliche Anzahl politischer Gefangener bereits ent- lassen is und fortwährend faft tägli entlassen wird, Bald nach dem Regierungs - Antritt des jeßigen Papstes wurden zwei junge Manner aus edlen Familien Bologna's auf Befehl des Oberst-Lieute- nant Nardoni hier festgenommen und ins Kastell St. Angelo abge= liefert. Beide hatten sih im Besiße mehrerer nah Gregor's Tode erschienener Satyren befunden, die damals in Menge verbreitet waren, Sie wendeten sich an den in Rom befindlihen Erz- bischof von Boloana, Kardinal Oppizoni. Dieser verfügte sich so- gleich zu Pius IX. und eröffnete ihm die ganze Lage der Sae. Augenblicklih ließ der Papst den Governatore Macini vor sich beschei- den und mange von diesem einen genauen Bericht über sämmtliche in St. Angelo Verhastete. Da die beiden Bolognesen sih nicht unter den von Macini Genannten befanden, so legte der Papst dewselben den Bericht Oppizoni?s ‘vor und erfuhr dann, daß der oben genannte Nardoni dur ein ausdrüdliches Reskript Gregor's XVI. zu allen dergleichen Maßnahmen politischer Vorsicht befugt sei und keine Be- hörde ohne Ausnahme ihm darin hinderlih sein dürfe. Der Gover= natore erhielt sofort von Sr. Heiligkeit den Befehl, den jungen Männern unverzüglih" in seinem Namen ihre Freiheit zu geben und ihnen zugleich Genugthuung zu ertheilen, das Reskript zu vernichten und den Oberst - Veutenant Nardoni in dieser Beziehung seiner fer=- neren Dienste ein- für allemal zu entheben.

__ Bereits ist eine Kommission von mehreren Prälaten wegen der Eisenbahn- Frage eingesebt, die ungesäumt zusammentreten soll, um Männer von Fah in sich aufzunehmen und dann vereint über die zahlreich einlaufenden Entwürfe ihr Gutachten abzugeben. Agenten von englishen und französishen Eisenbahn - Spekulanten snd bereits hier eingetroffen.

Die Kardinäle Lambruschini und Mattei gehen, wie es heißt, auf einige Wochen nah dem Gebirge, wie denn Jeder, welcher nur irgend fann, bei der großen Hiße Rom verläßt.

Nom , 11. Juli. Jn der ersten Versammlung der für die Staats- Verwaltung bestimmt gewesenen Congregation ging der An= trag des Papstes zunächst auf eine bedeutende Verminderung der Mi- litairmaht und auf Abschaffung der 4000 Schweizer in Bologna 2c., welche den Staat zu einer Masse unnüßer Ausgaben nötbigen. Das Resultat dieses, wie verlautet, mit Oizzi's und Micara's Ansichten vollkommen übereinstimmenden Verlangens is bis jeßt noch nicht bekannt, es dürfte sih aber demselben, wie man glaubt, und zwar in erwünschter Weise, baldigst entgegenschen lassen. Als eine zweite höchst wichtige Jdee des Papstes wird die der Einziehung einer großen Menge von Klöstern in Rom bezeichnet, und zwar so, daß jeder Orden hier sch fernerhin mit einem begnügen und die übrigen, ost nur von wenigen Gliedern bewohnten, dem Staate zur besseren Begründung des Schulden- Tilgungsfonds überlassen müßte. Da eine Menge Straßen fast ganz mit zum Theil ungeheuren Gebäuden und Höfen der Art versehen sind, so dürfte, falls diese zu gemeindienliheu Zwecken verwendet werden könnten, zuglei einestheils ein wesentliher Wunsch des hie- sigen Publikums, nämlich eine Herabseßung der Miethe für die är- mere P erzielt werden, anderentheils aber würden eine große Anzahl öffentlicher Staats-Anstalten, als die Post, die Stadt-Behör=- den in Monte Citorio, die Kasernen für das Militair 2c., für welche die Lokale mit ungeheurem Pachte bezahlt werden müssen, bequem und frei untergebraht und mithin jährlih ebenfalls eine große Summe für den Tilgungsfonds erspart werden. Der Papst hat nah einer genauen Uebersicht des ganzen Aftiy- und Passivstandes erklärt, daß bei gehöriger Durchführung der möglichen Mittel der Staat in 6 bis höchstens 8 Jahren von Schulden frei sein werde.

: Palermo, 4. Juli, Vor einigen Tagen bemerkte man eine außergewöhnliche Truppen-Bewegung in einem Quartier der Haupt- stadt, zahlreiche Patrouillen kreuzten si in allen Richtungen, und man erfuhr endlih, daß eine Verbindung zwishen einem der neu hierher verlegten Regimenter und den im Gefäugniß s{ch befindenden Sträflingen, 3600 an der Zahl, entdeck worden sei, zufolge deren die Gefange:en in Freiheit geseßt werden sollten, Was dem reihen Palermo für ein Schicksal bevorgestanden hätte, wenn jene 3—4000 an Raub und Mord gewöhnten Missethäter ihrer Haft entronnen wären, läßt sich denken. Noch immer wird die nahe Ankunft des Königs hier angekündigt. Derselbe soll angeblih in Begleitung des französishen Geschwaders unter Prinz Joinville herüberkommen. Spanien.

8 Madrid, 40. Juli. Die hiesigen Blätter fahren fort, sich fast ausshließlih mit der Vermählungsfrage zu beschäftigen, ohne diese auh nur um einen Schritt ihrer sung näher zu bringen. Das Gerücht, daß gewisse, einer Fraction der moderirten Partei angehö-

rende Personen die Kandidatur des Prinzen von Koburg aufstellen, um vermittelst dieser Combination das gegenwärtige, Feiner bestimm- ten Richtung folgende Ministerium zu verdrängen, hat sich erneuert und denjenigen Parteien, welhe \sich unter die Fahnen anderer Be- werber stellen, zum Theil Veranlassung gegeben, sich vermittelst der Tagespresse in höchst unziemlichen Ausfällen gegen den deutschen Prinzen zu ergießen. Auch nur entfernt auf sie einzugehen, wäre un- ter der Würde der deutschen Presse. Dagegen glaube ih, der Voll- ständigkeit halber, das Wesentliche eines Artikels mittheilen zu dür- a. —-y der Heraldo, ein viel geltendes moderirtes Blatt, heute enthält.

__ Der Heraldo erwähnt zuerst, daß gewisse Personen die Ver- mählung mit dem Prinzen von Koburg vermittelst der Einseßung eines neuen Ministeriums unter dem Vorsibe des Präsidenten des Deputirten-Kongresses, Herrn Castro y Orozco, und dem Eintritte der Herren Bravo Murillo, Seijas, Salamanca und Concha, durh- zuführen beabsihtigen. Dann beginnt er seine Untersuhungen mit folgender Frage :

Res B wirs M Vermählung unserer Königin mit

i rinzen aus dem Hause Koburg (con un príncipe C E BEE zuwenden ? ‘““ i Me C

Der H eraldo sucht darauf mit Gründen, die erli - bar fein dürften, darzuthun, daß der Prinz Leopold E Sena E sen nennt er) einen gesellschastlihhen Rang einnehme, der dem der Königin von Spanien bei weitem nicht entspräche, ja nicht einmal der Stellung vieler spanischen Granden gleihkäme. Es hätte zwar auch die Köngin von Portugal einem Prinzen dieses Hauses ihre Hand gereiht. „Allein““, sagt der Heraldo, „seht, welch Gewicht, welche Garantieen, welche Stabilität der durch England verliehene Gemahl dem Thron und der Sache der Ordnung gewährt hat. Und man vergesse Folgendes niht. Da der englische Einfluß sih in Portugal frei und ungehemmt äußert, so konnte er ohne Schwierigkeit der dor- tigen Königin einen seiner Prinzen zuführen (denn die Koburgs, ob- wohl Deutsche, gehören England an), aber in Bezug auf Spanien, wo keine Macht einen ausschließlichen Einfluß ausübt, mußte die eng- lishe Regierung ein anderes Verfahren einshlagen. Jedermann kennt die

. Zusammenkünfte von Eu. Jedermann weiß, daß Frankreich nur des-

halb sih dazu verstand, den Herzog von Montpensier als Kandidaten nicht aufzustellen, weil England es aufgab, einen Prinzen aus dem Hause Koburg zu unterstüßen. Niemand darf annehmen, daß Herr Guizot in der Deputirten-Kammer im Namen Frankreihs unwider=- ruflih darauf bestanden hätte, daß die Königin von Spanien si nur mit einem Bourbon vermählen dürfe, wenn er nicht zuvor mit der englischen Regierung darüber einverstanden gewesen wäre. Endlich is es feinem in Madrid verweilenden Staatsmann, der sich mit Politik beschäftigt , unbekannt, daß die englishe Regierung im Monat Mai gewisse Bemühungen, die in der von uns de sdivh edo Richtung un= ternommen wurden, mit Mißbilligung aufnahm.“

„Wir fragen“, fährt der Heraldo fort, „aufs neue die Ver- theidiger dieser Kandidatur: welhe Vortheile bietet sie dar? Würde sie die Frage der Anerkennung durch die nordishen Mächte lösen? Nein! denn er i} nicht der Kaudidat dieser Mähte. Würde sie die Frage der inneren Ordnung, der Befestigung des Thrones und der Institutionen lösen? Nein, denn wir haben bereits auf das Bei- spiel Portugals verwiesen, und, auch davon abgesehen, begreift Jedermann, daß ein Prinz von Koburg nicht die Mittel dazu besipt, selbst wenn er die besten Absichten hätte. Würde er der Masse der Nation gefallen, die keiner der politishen Parteien ange=- hört? Nein, denn er is ein Fremder, und zwar ein unbedeuterder, unbekannter Fremder, Würde er die Aussöhnung der Parteien be- wirken? Noch weniger: denn die karlistishe und die progressistische hat jede für sich Kandidaten, welhe weit mehr als der deutsche Prinz darstellen, und würden sicher keinen Grund haben, stumm zu bleiben wenn sie sehen, daß der Knoten durhhauen, nicht gelöst wird“, u. ,w.

_ „Durch das, was wir gesagt haben‘, {ließt der Heraldo „wird vollständig erwiesen, daß unter allen denkbaren Ehecbündnissen das mit einem Prinzen von Koburg das am wenigsten beahtungs- werthe, das am wenigsten bedeutende, das einer so erlauchten, einer so erhabenen Königin , wie die Königin von Spanien ist, am wenigsten würdige sein würde... Wir haben keine Scheu vor einer ge- wissen Art von Junpopularilät, deshalb sprehen wir unsere Gedanken frei und unverhohlen ans. Wir glauben, daß weder Frankrei, nohch irgend eine andere Nation mächtig genug sei, um uns einen Kanti- daten aufzudrängen, den die Stimme des Landes zurückweist. Aber wohl glauben wir , daß bei dem Zustande der zersplitterten, in zahl= lose Fractionen zerfallenen öffentlihen Meinung, während die Einen den Grafen von Montemolin, die Anderen den Jnfanten Don Enrique Andere dessen Bruder, Andere einen Koburg, Andere einen österreichi {hen Prinzen wollen und noh Andere, und zwar die Meisten , kcine bestimmte Ansicht gefaßt haben, es Frankreih sehr leiht sein wird, die Verwirklihung irgend eines von einer Fraction der streitenden Parteien geshmiedeten Projektes, dem es sein mähtiges, dermalen durch cinen Prätendenten und zweierlei Klassen von Ausgewanderten verstärktes Veto entgegenstellen würde, zu verhindern.““

Nachdem der Heraldo dargethan zu haben glaubt, daß die Vermählung mit dem Prinzen von Koburg dem Lande feinerlei Vor- theile verschaffen würde, fügt er die Ansicht hinzu, „daß die Schritte, die man noch fernerhin zu Gunsten dieser Combination thun oder zu thun fich das Ansehen geben würde, weder Lob verdienten, A ala aus reinen Absichten hervorgehend betrachtet werden önnten.“

Der ClamorPublico, ein progressistisches Blatt, meint, daß, wenn man einmal einen fremden Bewerber zulassen wolle, dieser einem mächtigen Hause angehören müsse.

3 Madrid, 12. Juli. Der Artikel des Heraldo, aus welchem ih vorgestern das Wesentliche mittheilte, is niht obne An- fehtung geblieben. Der Español äußerte gestern sein Erstaunen darüber, daß jenes Blatt wäbne, „der Bruder des Prinzen Albrecht, des Gemahls der Königin von England, der Bruder des Königs von Portugal, Neffe des Königs der Belgier, der Sohn eines regierenden Herrn und Neffe des Kaisers von Oesterreich‘““ wer erräth wohl, daß hier der Prinz Leopold von Koburg - Kohary gemeint ist ? „sei der Ehre, als Kandidat aufgestellt zu werden, un- würdig.“ Dann erklärt der Español die Angabe, daß die Bildung eines neuen Ministeriums zum Behufe der Durchführung des besproche- nen Ehebündnisses beabsichtigt werde, für völlig grundlos und läßt sich in Bezug auf das von Seiten Frankreichs gegen den Prinzen von Koburg auszusprechende Veto folgendermaßen aus: „Frankreih wird dieses mächtige Veto nicht über uns verhängen. Denn Frankreich is nicht in seinem dermaligen ersten Minister personifizirt und weiß, daß es fein Recht hat, in die ehelichen Angelegenheiten unserer Königlichen Familie einzuschreiten, die Wahl unserer Königin zu beschränken, oder uns Bedingungen aufzulegen, Wo sind die Traktate, die der franzö sischen Regierung dergleichen Rechte einräumten? Nirgends, nie hat es deren ge eben, und selbst wenn sie zwischen uns und einer anderen Dynastie elandén hátten, #0 würden sie ihre Kraft verloren haben, seitdem Frankrei sagte : ¡ eedieser Thron gehört nicht länger den Bourbonen. ‘‘“ Seltsam würde es sein, wenn Frankrei darauf be- stände, daß die spanische Krone durchaus auf die Stirn eines Bour-

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