1846 / 205 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

einer Privatperson abhängig machen, darf der Staats-Anwalt nur dann vor Gericht verfolgen, wenn hierauf von jener Person ange- tragen worden is. Doch is er sowohl in diesen Fällen, als auh dann, wenn bei Verbrehen anderer Art die Betheiligten sich an ihn wegen Veranlassung der Untersuchung wenden, befugt, die gerichtliche Verfolgung zu verweigern, wenn er dieselbe für geseylih nit be- gründet erachtet.

Veber Beschwerden wegen solher Weigerungen hat der Justiz- Minister zu entsheiden.

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Die Gerichte sind an die Anträge des Staats - Anwalts nicht dergestalt gebunden, daß sie nur darüber, ob solhe in der angebrah- ten Art begründet seien, zu entscheiden hätten; sle sind vielmehr ver- pflichtet, die That, deren Untersuhung und Bestrafung der Staats- Anwalt beantragt hat, ihrer Beurtheilung zu unterwerfen, und wenn sie hierbei finden, daß diese That zwar eine strafbare is, allein ge- gegen ein anderes Strafgesey, als das von dem Staats-Anwalt be- zeichnete, verstößt, so liegt ihnen ob, demgemäß was Rechtens zu

beschließen. s. 12.

So lange das Gericht die sörmlihe Eröffnung einer Untersuchung noch nicht beschlossen hat, kann der Staats-Anwalt von der Anklage Abstand nehmen, und es is, wenn er dies erklärt, jedes weitere Ver- fahren einzustellen. Js aber die förmliche Untersuchung einmal be- \chlossen, so muß dieselbe durch ein Urtheil beendet werden.

g. 13,

Gegen einen Beschluß des Gerichts, durch welchen der Antrag auf Eröffnung einer Untersuchung zurückgewiesen wird, steht dem Staats - Anwalte innerhalb einer zehntägigen präklusivishen Frist, welhe mit dem Ablauf des Tages beginnt, an dem die Mittheilung des Bescheides erfolgt i, die Beschwerde an das Appellationsgericht offen. Bei der Entscheidung dieses Gerichts muß es verbleiben.

g. 14. Sowohl während der gerichtlichen Voruntersuchung, als während des ganzen Laufes der gerihtlihen Untersuchung, steht dem Gerichte die Beshlußnahme über die Verhaftung oder Freilassung des Ange-

Flagten zu. g. 15.

2) Mündliches Verfahren vor dem erkennenden Gericht.

Der Fällung des Urtheils soll ein mündlihes Verfahren vor dem erkennenden Gericht vorhergehen, bei welchem der Staats - Anwalt und der Angeklagte zu hören, die Beweis - Aufnahme vorzunehmen und die Vertheidigung des Angeklagten mündlih zu führen ist.

§. 16.

Der Angeklagte kann in allen Fällen des Beistandes eines Ver- theidigers sih bedienen, hat aber nur in den Untersuhungen wegen der in den §8. 39 und 64 bezeichneten Verbrehen das Recht, zu verlangen, daß ihm ein Vertheidiger von Amtswegen bestellt werde.

§. 17.

Zu dem mündlichen Verfahren haben, außer den dabei bethei- ligten Personen, alle Justiz-Beamte, insbesondere auch die Justiz- Kommissarien, Referendarien und Auskultatoren Zutritt. Alle bei der Sache nicht betheiligten Personen müssen sih aber entfernen, wenn der Angeklagte darauf anträgt, oder das Gericht dies aus Gründen der öffentlichen Ordnung oder der Sittlichkeit für angemessen er-

achtet. §. 418,

3) Ausschließung der Zwangsmittel gegen den Angeklagten. Zwangsmittel jeder Art, durch welche der Angeklagte zu irgend einer Erklärung genöthigt werden soll, sind unzulässig.

g. 419, 4) Beweis und Urtheil,

Die bestehenden geseßlichen Vorschriften über das Verfahren bei Ausnahme der Beweise, insbesondere auch darüber, welhe Personen als Zeugen vernommen und vereidet werden dürfen, bleiben ferner maßgebend.

Dagegen treten die bisherigen positiven Regeln über die Wir- fungen der Beweise außer Anwendung. Der erkennende Richter hat fortan nah genauer Prüfung aller Beweise für die Anklage und Vertheidigung nah seiner freien, aus dem Jubegriff der vor ihm erfolgten Verhandlungen geshöpften Ueberzeugung zu entscheiden: ob der Angeklagte schuldig oder niht schuldig, oder ob derselbe von der Anklage zu entbinden sei. Er ist aber verpflichtet, die Gründe, welche ihn dabei geleitet haben, in dem Urtheil anzugeben.

Auf vorläufi ge Los\sprehung (Freisprechung von der Jnstanz) soll niht mehr erfannt werden.

8. 20, Der für \chuldig erklärte ist zur vollen geseblihen Strafe zu verurtheilen. e Wenn jedoch im Geseß Todesstrafe oder lebenswierige Freiheits- Strafe angedroht ist, so is das Gericht ermächtigt, in denjenigen

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Fällen, in welchen gegen den für s{huldig Erklärten ein nah den bis- herigen positiven Regeln der Kriminal-Ordnung fü: vollständig zu erachtender Beweis nicht geführt ist, anstatt der Todesstrafe auf lebens- wierige oder zeitige Freiheitsstrafe, anstatt der lebenswierigen Frei- heitsstrafe aber auf zeitige Freiheitsstrafe zu erkennen.

§. 2. Einer besonderen Belehrung des Verurtheilten über die ihm zu- stehenden Rechtsmittel bedarf es nicht.

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Der für niht schuldig Erklärte darf wegen derselben Hand- lung niht wieder unter Anklage gestellt werden.

Gegen denjenigen aber, welcher nur von der Anklage ent- bunden wird, ist eine Erneuerung der Anklage, insofern sie durhch Anführung neuer Thatsachen oder Beweismittel begründet wird, sto lange zulässig, als mit bereits Verjährung eingetreten ist.

Unter eben diesen Bedingungen is eine Erneuerung der Anklage gestattet, wenn die frühere Anklage vom Staats-Anwalte zurüdckge- nommen oder dessen Antrag auf Eröffnung der Untersuchung vom Gericht zurückgewiesen worden is,

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g. 23; N Eine Bestätigung des richterlihen Urtheils durch den Justiz- Minister findet nicht ferner statt.

§. 24. 1l, Besondere Vorschriften. A. Verfahren erster Justanz. 1) Bei leichten Verbrechen, Die Untersuhung und die Entscheidung erster Jnstanz in An- sehung derjenigen Verbrechen, welche in den Geseßen mit Geldbuße bis zu 50 Rthlrn., e oder Freiheitsstrafe bis zu sechs Wochen, oder förperliher Züchtigung, oder mit mehreren dieser Strafen zugleich bedroht sind, erfolgt dur fommissarish dazu bestellte Einzelrichter.

Die Kompetenz dieser Richter tritt auh dann ein, wenn neben diesen Strafen zugleich auf Ehrenstrafen zu erkennen is.

Ausgeschlossen von der Kompetenz der Einzelrichter bleiben jedo die Fälle, in welhen entweder zugleih auf den Verlust des Adels, eines Amtes, Titels, einer Würde oder des Rechts zum selbstständi- gen Gewerbebetrieb zu erkennen ist, oder in welchen die Verurthei- lung für den Verbrecher den Verlust der Standschast, der Gerichts- barkeit, des Patronats oder Bürgerrechts nah den geseßlichen Be- stimmungen unbedingt zur Folge e

g. 25.

Die Geschäfte des Staats-Anwalts werden bei den Untersu- hungen dieser Art (§. 24) von Polizei- Beamten verwaltet, welche der Polizei - Präsident kommissarish hierzu ernennt, und über deren Amtsführung derselbe die Aufsicht zu führen hat. Ueber Beschwer- den aber, die gegen diese Beamten wegen verweigerter Erhebung von Anklagen geführt werden, hat auch in diesen Fällen der Justiz-Mini- ster zu entscheiden. (§. 10)

Jm Uebrigen findet Alles, was über die Pflichten und Befug- nisse der Staats - Anwalte, über deren Verhältniß zu den Gerichten, so wie über die Nothwendigkeit ihrer Zuziehung bei der Verhandlung vor dem erkennenden Richter bestimmt is, auh auf diese Polizei-An- walte Anwendung.

(Schluß in der Beilage.)

Deutsche Bundesstaaten.

Großherzogthum Baden, Jn der Sipung der zwei- ten Kammer vom 20. Juli übergab der Abgeordnete Ma thy eine Petition der Direction des badischen Jndustrie- Vereins um Verwen=- dung bei der Großherzoglichen Regierung, daß dieselbe zur Gründung einer Bank für das Großherzogthum Baden unter ent- sprehenden Bedingungen baldigst die Genehmigung ertheilen möge. Ver Redner ersuchte die Petitions- Kommission, falls sie für ange- messen halte, den wichtigen Gegenstand dieser Eingabe als Motion zu behandeln, davon der Kammer ret bald Kenntniß zu geben, da- mit die Sache niht aus. Mangel an Zeit oberflächlih behandelt ober gar bei Seite gelegt werde, Den größten Theil der Sipung füllten die Verhandlungen über das Budget des Ministeriums des Junern aus, die jedo fein allgemeines Jnteresse darboten.

Großherzogthum Oldenburg. Das am 21. Juli aus- gin Gesepblatt enthält ein „Münzgeseß für das Herzogthum ldenburg und die Herrschaft Jever“, Hiernah wird vom 1. Okto= ber d. J. an der Vierzehnthalerfuß Landes-Münzfuß sein, die Eintheilung in Groten wird aber beibehalten, Es sollen Zweithaler- stüde, 1, 2, 5 und §& Thaler ausgeprägt werden, Fremde Scheide- münze (oon der eine große Masse im Lande zirkulirt) ist vom 1. Of= tober an verboten.

Oesterreichische Monarchie.

Wien, 22. Juli. Der vor kurzem hier eingetroffene G, herzoglih badishe Gesandte, Freiherr von Andlaw,- hatte am 1, d. die Ehre, Sr. Majestät dem Kaiser in besonderer Audienz; yy,, stellt zu werden, un: ‘eine Beglaubigungsschreiben zu überreichen, |

Se. Durchlaucht der Fürst von Metternich is gestern früh der Nordbahn nah seinen Herrschaften in Böhmen abgereist,

Se. Kaiserl. Hoheit der Großfürst Michael reist inkognito j Warschau und Wien nah Jschl, und der hiesige russische Gesu Graf Medem, trifft Anstalten, nah Leipnik abzugehen, um Se, gj serl. Hoheit daselbst einzuholen. -

Triest, 19. Juli. Mit dem gestern aus der Levante in j eingelaufenen Dampfboot des österreichishen Lloyd sind der Fön preußishe Gesandte bei der hohen Pforte, Herr voa Le Coq, y der englishe General-Konsul in Alexandrien, Herr Barnet, hit gekommen. Mehmed Ali Pascha hakte, wie man auf diesem L, erfährt, am 4. Juli seine Reise von Alexandrien (über Rhodus, wy, Quarantaine halten sollte) nah Konstantinopel angetreten,

Frankreich.

Paris, 21. Juli, Die Zahl derjenigen Mitglieder der aj lösten Deputirten-Kammer, welche bei den bevorstehenden allgemiy Wahlen aus verschiedenen Gründen nicht wieder als Kandidaten treten, beläuft sich auf 27. Von diesen gehören 11 zur dynastsh Opposition, 3 zu der legitimistishen Partei und 13 zu der konservatiy

Jn dem vom Constitutionnel veröffentlihten Wahl-Y gramm der Opposition heißt es, man wolle Würde in der aut tigen Politik, Rechtlichkeit in der inneren, und fortschreitende, n mäßige Entwielung der Jnstitutionen. Das Journal des d bats erklärt sih sehr zufrieden damit und sagt:

„Was ums anbetrifft, so erklären wir laut , dieses Programm is y genau das unsere, Wir wollen auch Würde in der auswärtigen P Rechtlichkeit in der inneren, und fortschreitende, regelmäßige Entwiel unserer Jnstitutionen. Wir wollen alles dieses, und wir machen uns h großes Verdienst daraus, denn wer etwas Anderes wollte, der müßte sw los sein. Aber, wenn man auch in Uebereinstimmung is ü den Zweck, so ist man es doh nicht über die Mit!el; wenn ny sich auch vereinbart über das, was man wollen muß, o stn man doch nicht überein über das, was man thun muß. Nichts i} leiht, als mit großem Pompe allgemeine Phrasen über Würde, über lichkeit, über Fortschritt auszukramen ; Jedermann ist für Würde, Redchili feit, Fortschritt. Die Legitimisten wollen den Ruhm, sie haben einen gy unersättlihen Durst danah, Allein, man liest davon nur in ihren Ju nalen, Die Radikalen wollen die Ordnung; doch ohne Zweifel wollen ÿ diesclbe auf ihre Weise z aber unser Land mißiraut ihrer Weise, Herr Thin will den Frieden ; unglücliherweise hat er ihn hon zweimal gefährdet, 1 man könnte wetten darauf, er würde ihn zum drittenmale wieder in Gefahr brin Hat die Linke jemals etwas Anderes gewollt, als die fortschreitende unin gelmäßige Entwickelung unserer Institutionen? Dies hat Herr Thiers nil verhindert, furchtbare Kämpfe mit ihr zu bestehen, als Herr Thiers ein servativer war. Die Würdigsten müssen ausersehen werden zu den Aemim Das versteht sich von selbst, Aber tver sind die Würdigsten? Wird ü Konservativer jemals ein Würdiger sein in den Augen des Confstitutio nel? Man lese nur tíe biographishen Schilderungen, welche der Nati nal jeyt täglich liefert; es. Be fein einziges Mitglied der Majorii welches niht den Galgen, um Vergebung, den aternenpfahl verdient! & bald aber der Namen eines Oppositionsmannes aus der Feder des N tional kömmt, da strömen die \{chmeichlerishen Lobsprüche ül da regnet es Bürgerkronenz Alles i| Tugend in der Opposita, Alles dort is Talent; erhabene Herzen und große Geister giebt dort zu Hunderten! Wir halten dafür, daß Frankreih im Fortschreiten | scit vier Jahren, gerade weil die politischen Leidenschaften sich besänftiz haben, weil, anstatt müßige Reformfragen abzuwickeln, über die schon hu dertmal debattirt worden is, man sh endlih mit öffentlichen Arbeiten, u positiven Verbesserungen beschäftigt, und wir sind überzeugt, daß die mo lische Lage aller Klassen sch in dem Maße hebt, in welchem das öffentli Wohlsein s weiter entfaltet. Nun aber, was unserer Meinung nach i Fortschritt ist, die Opposition nennt es Verderbniß, Entwüidigung, Vei fall! Der Constitutionnel macht einen Versuch, zu definiren, was i Opposition unter Würde in ber auswärtigen Politik versteht. Nat s ner Dcfinition besteht die Würde in der Politik darin: sich nicht in ein Angelegenheit cinzulassen, ohne alle Folgen davon abzuwägen, ohne di unerschutterlihen Entschluß zu haben, mit Umsicht erwogene Pläne m Festigkeit auszuführen. Das is sehr {ön gesagt, Wir haben sicher nil den geringsten Einwand gegen diese Definition, Daß man sich nit i eine Angelegenheit einlasse, ohne die Folgen davon zu erwägen, dies til uns schon die allergewöhnlichste Weisheit an. Daß man mit Umsiht wogene Pläne mit Festigkeit verwirklihe, etwas Besseres giebt es nicht; nl darum handelt es s\ch in der That; damit ist man ein Sul) cin Richelieu, damit is man ein ener Mann. Die gröpll Minister und die größten Herrscher haben nuiemals ein andi Geheimniß gehabt, als das, mit Umsicht erwogene Pläne 1 Festigkeit auszuführen. Will aber der Constitutionnel durch diese D finition etwa die auswärtige Politik des Herrn Thiers im Jahre 4840)

finirt haben? Dann sind wir weit von einander, Wir würden die Di

| nition des Consti1utionnel vielmehr für eine blutige Satyre auf "i auswärtige Politik des Heirn Thiers nehmen. Damals wahi lich ließ n\F

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dasselbe wicdergeben will, sei es in der Poese, der Kunst oder durch die Darstellung, durch Jntuition, in jenes geheimnißvollc Reich hineingreifen, das Uebermenschliche in sh wiedergebären, um es auf die Gemüther wir- ken zu lassen, und hier is für die meisten Künstler, auch die höchstbegabien, eine unüberwindlihe Schranke, da das Produziren des Dämonischen eine Macht der Phantasie beansprucht, welche, durch feine Lehre mittheilbar, das Geheirmiß der geweihtesten Naturen ist, Von diesem allgemeinen Be- griffe des Dämonischen trennt \ch nun das eigentlich Dämonische, das -a-7 ¿¿0xnv Dämonische, worunter das Walten der finste- ren Mächte, der zerstörenden Kräfte in uns verstanden wird. Jn diesem modifizirten Sinne sind sreilich Antigone und Julia keine dämo- nischen Figuren, wohl aber i die Ph ädra eine solche dämonische Natur, und ganze Zeiträume der Geschichte tragen das Gepräge der Herrschast dieses Dámonischen, Epochen , welche das Alte, das Veraltete gewaltsam auflösten, ohne noch die leitenden Jdeen einer neuen Zeit zum Panier genommen zu haben, wie der Untergang der römishen Welt, das Hinsterben des Mit- telalters, der Terrorismus der französisden Revolution. Zu der Erfüllung dieses \vezifischen Begriffs des Dämonischen gehört vorzugsweise die Ent- fesselung der geistigen Kräfte des Menschen und ihr blindes Anheimfallen an finstere Mächte, die der Mensch bändigen \oll, die ihn aber beherrschen, ohne daß wir ihm dafür die volle sittlihe Zurehnung anmuthen können ; es is eine über alle Reflexion hinausgehende Macht und wächst mit der Großartigfeit seiner Sphäre. „Die Spipe des Dämonischen is daher die Individualität, in welcher die zerstörenden Mächte cines Zeitalters gleichsam persónlih geworden sind‘; so vor Allen Richard 111. Dennoch aber sinkt der Mensch, als freies Wesen, niemals zu einem bloßen Werkzeug des allgemeinen Geisies herab; denn nie tritt er in die Ncihe bloßer Natur- kräfte, und in dieser Zwiespaliigkeit liegt eben die ergreifende Gewalt des eigentlich Dämonistzen, seine alleinige poe tis che Berechtigung. Die Wurzel desselben mus über den Willen des Jndividuums hinausliegen, und solche dämonishe Elemente fönnen z, B, förperliche Verwahrlosung, Mißbildung der sinnlihen Persönlichkeit 2c. sein, Zeigt sich nun das eigentlich Dämo- nische wesentlih in der Nachtseite der menshlihen Natur, so kann es nie da vorwalicn, wo die freie bor über den Gegensägen s{webt, und daher kann es nie ín dem Chor vorhanden sein, fann es andererseits nur im Pathos der That anheben. Keine begeisterte That, keine Aufopfe- rung fann ohne die Einwirkung des Dämonijhen ín dem vorher fesFtgestell- ten allgemeinen Sinne zum Durchbruh kommen, welches aber hier den Charafter einer sittlihen Macht hat, während tas Dämonische xar

¿¿oxqv als unfreiwillige Empörung der Naturgewalt gegen die sittliche Freiheit erscheint, als eine Entfesselung von Kräften, „welche bestimmt sind, gebunden zu werden und nur höhexen Zwecken zu dienen“, und für welche eben daher auch nur in der gesammten Weltordnung die legte

Ausgleichung gefunden wird, Hierin allein kann daher auch poetisch ers |

die legte Versöhnung mit dem Dämonischen, welches bis dahin au sih als ein aus\chließlih K af o dämonisches auftritt, bewirkt werden,

Am Schlusse der Abhandlung wird noch der Zusammenhang und Un- terschied des Däâmon ischen und des Diabolischen beleuchtet, das lep- tere als blos Negatives gefunden, dessen Motiv aber, wie im Mephi- stopheles, dämonische, außerhalb des Subjekts liegende Momente haben fann. Vor dem Disbolischen kann man sich demnach nicht entseyen, wie vor dem Dämonischen, wenn schon seine Nähe Unheimlichkeit erzeugt, Bricht aber das Diabolische in der menscchlichen Brust hervor, der einzigen Stätte des Dämonischen, so erscheint damit allerdings, nah Rötscher, zugleich ein Dämonisches, weil es uns in der Stätte der möglihen Frei- heit entgegentritt. Jn dem leyteren Schlusse möchten wir indeß mit Herrn Rötscher nicht übereinstimmen , da das Diabolishe auh in der Menschen- brust als Resultat eines freien, bewußten, völlig zurehnungsfähigen, aber üblen Wollens erscheinen kann, mag auch durch Verhältnisse die Lust am Verneinen wachsen und feineêweges, wie das Dämonische, an übermäch- tige äußere Gewalten gebunden sein. Sonst würde außerhalb des Me- phistopheles, dicser mit Fleisch und Blut umfkleideten Abstcaciion der Ne- gation, das Diabolische überhaupt nur a!s ein Dämonisches e: scheinen kön- nen, nur eine Spezies des Dämonischen sein.

Das Diabolische wird immer eine Verirrung sein, das den Menschen fesselnde Dämonische niemals,

Haben wir mit diesen kurzen Andeutungen den wesentlichen Jnhalt der einen Abhandlung berührt, so mag es uns vergönnt sein, auch bei der anderen einen Augenblick zu verweilen, welhe „das Recht der Poesie in der Behandlung des geschihtlichen Stoffes‘ zum Gegen- stande hat. Nach cinigen einleitenden Betrachtungen vindizirt der Verfasser der File das volle Recht der Umformung des historischen Stoffes, da die Kunst ihr Geseß in \ich selbs trägt und jedes Objekt für sie nur die Be- deutung des Stofsfartígen hat. Die analoge Aristotelishe Darstellung wird entwicelt und dur die Autoritäten der neuen Zeit (Lessing, Schiller, Göthe) befräftigt, Nach dieser Anerkennung der nothwendigen Autonomie der dramatischen Poesie wird der willkürlihe Begriff des sogenannten histo- rischen Drama's, bei welchem man dem Dichter kein freies Schaltèn mit

! dem bistorischen Stoffe hat zugestehen wollen, aufgelöst und nachgewit ' wie der Dichter dadurch in ein unendlihes Dilemma gerathen würde, " " es unmöglich, das Hauptsähliche in den geschichtlichen Momenten 1 Charakteren ein- für allemal scharf abzugränzen, wie die subjektive Willi hierbei freies Spiel erhalte. Was aber nicht prinzipiell festgestellt wen kann, darf auch nimmermehr als eine Norm, als cin Gescy gelten, darum wird die Kunst, die es mit der poetishen Wahrheit zu thun au nothwendig mit der historischen, empirischen Wahrheit in K flift gerathen. Hierin liegt nun das absolute Recht der Abweichul der Poesie voû der Geschichte, rücksichtlich der Handlung und der G raktere, Die dramatische Poesie bezweckt, eine sittlihe Weltordnuÿ durch handelnde Personen vor uns werden zu lassen, dabei muß oft die gemeine Treue verlegt werden, um dic höhere Treue if gen die Jdee zu bewahren. Jn dieser Pflicht derselben liegt die Souvert netät des Dichters über,den ganzen historischen Stoff als Prinzip. o muß er aber auh in der That an die Stelle der historischen reue l poctischeres Motiv seßen. Er muß auf der anderen Seite vermeiden, hi rische Gestalten in das Gegentheil dessen zu verwandeln, ‘was sie der bis rischen Wahrheit nah sind, muß nicht das Gebäude unserer ganzen Eil" nerung zerbrechen wollen, um seiner Gestalt in unserer Phantasie Raum |! vershaffen, womit er gerade gegen sich handeln, nur ein übermüthig" Spiel treiben würde, wenn Gon wir kein Recht hätten, künstlerisch \ deswegen zu verurtheilen,

Ein ganz anderes , wihtigeres Motiv aber, als die sogenannte hift rische Treue, sträubt sich nun gegen die Verkehrung und Verfälschung g ßer geschihtlicher Verhältnisse und Charaktere in der Poesie, und diet Motio kommt zur Geltung, insofern die poetishe Behandlun) hinter dem in der geshihtlihen Wahrheit sich ausspreht! den Geiste zurückbleibt, Schwächt der Dichter diesen Geist, #0 B tet er weniger als die Geschichte, er verlegt willkürlich A wírfkflich öhere Gesey der inneren Wahrheit und Al

emeinheit, wobei sch poetishe Naturen herabstimmen müss

att sich erhoben zu schen. Demnach st die wahre Aufgol! des dramatischen Dichters die, das Substanzielle des geschicht! t Geistes von dem Zufälligen der Form abzulösen, das allgemein Mei liche herauszugreifen, welches durch alle Yeiten \ch hindur{zieht und " eigentliche Fundgrube für die poetische Behandlung i, und den Sto zu wählen, daß dasselbe rein zur Erscheinung kommen kann, Je mehr dem Dichter gelingt, desto poetischer hat er die Geschichte behandelt, dest

hrden ,

| n eine Angelegenheit ein, ohne alle Folgen davon zu erwägen! Herr

hat Geist, Verwegenheit vielleicht; Das aber sicherlich fehlt ihm,

ir msicht aufzufassen und mit Festigkeit auszuführen. Wenigstens drei

heile der Opposition werden mit uns darin übereinstimmen. Sollen

* von der Rechtlichkeit der inneren Politik reden? Wir sind ganz über- 1g! daß

feiner der Minister seit funfzehn Jahren diese Eigenschaft ent- : hatz so viel aber ist gewiß, daß alle, alle ohne Ausnahme beschuldigt das Land zu demoralisiren, zu entwürdigen, nur auf die Rath- (äge des JZnteresses, des Nepotismus, der Gunst zu hören, Was bedeutet ‘das Programm des Constitutionnel? Durhaus gar nichts. st das Programm von Jedermann. Nichts fällt der Opposi- weniger \{wer, als Versprechungen, Wir werden würdig sein , recchtlich, wir werden mit Umsicht entworfene Pläne mit Fe- (t ausführen, wir werden alle Folgen einer Angelegenheit er- gen, bevor wir uns in dieselbe einlassen, wir werden das Glück des fes erstreben, den Fortschritt, aber einen friedlichen und regelmäßigen schritt ermuthigen! Gut, gut, alle Parteien sprechen so und können so ‘hen, Aber kommen wir zur Sache. Jhr behauptet, das Ministerium nicht würdig gewesen ín seiner auswärtigen Politik, nicht rechtlich in r inneren, es hemme systematisch den Fortschritt ? niht wahr, das wollt ; sagen, das ist der Sinn Eures Programms? Wir wollen für jeßt 4 Eure Anklagepunkte einen nah dem anderen wieder vornehmen; wir m sie hon hundertmal über den Hausen geworfen. Aber Jhr, Jhr t Euch sür schr stark, Jhr verschanzet Euh hinter Euren Worten und nt, daß man Euch beurtheilen werde nah Euren Versprehungen! Nein, ; habt auch Handlungen; nach Euren Handlungen wird man urthei- und niht nach jener pomphasten Ausstellung von Grundsäpgen, he Allgemeingut sind. Was Jhr waret, das reicht hin dazu , daß das d weiß, was Jhr sein würdet, Euer leytes Ministerium is das von 0, Man lasse uns die Prospcktussprache bei Seite, Wenn Jhr wür- warei im Jahre 1840, wenn Jhr Umsicht und Festigkeit bewährtet, n Jhr Frankceich gedeihlich und ruhmvoll hinterließet, dann werden wir uns eine Verurtheilung hinnehmen. An diesen Vergleich werden wir 4 immer crinnern: 1840 und 1846. Zwischen diesen Epochen muß ge- b(t werden, dies sind die beiden Worte des Urtheils, welches Frankreich zu fällen hat, Alles Uebrige isst nur leeres Geschwähß,“ Das ministe- ¿ Blatt mahnt übrigens die Wähler , auf ihrer Hut zu sein gegen die se der Opposition, die eine unschuldige Miene annehme, um der fonser- ven Politik des Ministeriums Guizot den Untergang zu bereiten und der arie nebst dem allgemeinen Kriege Thür und Thor zu öffnen, „Wir sen", sagt es, „die redlichen, gemäßigten, constitutionell gesinnten Bür- verwahren gegen einen Fallstrick, den man ihrer Mäßigung selbst legt. Opposition wendet sih mit honigsüßen Worten an ihren unbefangenen inz sie sagt: „Was habt ihr zu fürchten, wenn ihr auch für einige rer Kandidaten stimmt? Die Majorität wird immer noch stark genug henz muß dean nicht eine Opposition în der Kammer sein? Js es { gut, daß diese Opposition zahlreich sei ? Wie könnte sie außerdem die jorität abhal e1, ihre Macht zu mißbrauchen ; seid unbesorgt : der Wind heute nicht für uns; die Konservativen werden siegenz hütet euch nur, durch zu entschiedene Ersolge zu berauschen; und wenn selbst, was un- lich ist, die Opposition die Majorität erhielte, was könnte es euch scha- } sle würde eine so starke Minorität gegen sich haben, daß sie gezwun- wäre, klug zu versahren und nichts zu wagen, um nicht der Frucht ¿ zweiselhasten Sieges verlustig zu gehen; wie leiht könnte außerdem {{chwache Majorität in den parlamentarischen Diskussionen vershwin- wahrlih die Opposition müßte sich, falls sie an die Gewalt käme, auf gsügige Reformen beschränken ; an Ausführung der großen Pláne, die Sorge machen dürften, wäre gar nicht zu denken; dazu wären ihr die e gelähmt; ihr seid nicht in Herrn Thiers verliebtz ihr denkt an 1840; jt euch darüber keine Unruhe: Herr Thiers wird in keinem Fall an die ali kommenz er verlangt sür den Augenblick nur, daß Herr Guizot gestürzt ez ihr werdet ein Ministerium von der bleichsten Nüance der Opposition er- n; und wie unwahrscheinlich L, selbst diese Unterstellung! Alles deutet dar- in, daß die Opposition bei den Wahlen den Kürzeren ziehen wird z in eurem ei-

Jnteresse fordern wir euch auf, nicht zuzugeben , daß die Opposition ganz gar vernichtet werde: das ist Alles, was wir von euh begehren.“ se Sprache is nicht stolz, wir gestehen es; sie ist nur gewandt; sie is Opposition von der Verzweiflung eingegeben; es bleibt ihr fein anderer

veg übrigz sie verscgt sich selbst eine tödtlihe Wunde z nie hat eine.

jj unbefangener zugestanden, daß sie in shlechtem Rufe steht, daß ihre

und ihre Jdeecn allenthalben Antipathie und Mißtrauen einflößénz nie hat ein Bettler in demüthigeren, um nicht zu sagen niedrigeren rün um ein Almosen gebetcn: „„Um's Himmelswillen, gebt uns Stimmen! wir sind vielleicht unfähig zu regieren; wir taugen nur als engewicht in der Wagschale der Verwaltung; bringt uns nur ans Ru- wir werden nichts unternehmen; wir sind nicht zahlrei genug, euch d Unruhe zu machenz laßt uns nur leben, mehr verlangen wir ja ; Herr Thiers i} vielleicht ein händelsüchtiger Kopf; aber Herr Thiers ja nicht Minister werdenz unsere Jdeen sind vielleiht unsinnigz aber werden ja nicht stark genug sein, sie zu realisirenz sind wir auch nicht für die gemäßigte Politik eingenommen, so werden wir ihr doch aus \wendigkeit treu bleiben." Die Opposition muß sich ungemein dis- t, ja verloren fühlen in der öffentlichen Meinung, um sich so mit eige- Händen zu opfern. Und dennoch, wenn auch der Streich tödtlich ist die Ehre unserer Gegner, is er doh dabei, wir wollen es nicht ver- n, gefährlih für uns. Die Opposition hat mit unveikennbarem Schar f- unsere verwundbare Seite herausgefunden, Ja, die Konservativen ha- die unermeßliche Majorität in der Wahltkörperschaft und im Lande. Die sition hat, an sich betrachtet, nidt die mindeste Aussicht auf Erfolg, hrer Shwäche liegt jeßt, so zu sagen, ihre ganze Stärke; Jedermann

Ee armen.

7 is sein Erfolg, Dagegen wird er \ih mit seinem Stoffe in Dis- onie seßen, wenn er allgemein menshlihe Empfindungen, Leidenschas- nd Konslifte an soiche geschichtlihe Verhältnisse und Begebenheiten an- t, welche mit den ersteren im Widerspruche stehen, die dadur nicht ller Geltung kommen fönnen, wenn er z, B. das Paihos weiblicher in die demselben fremde griechische und römische Welt verpflanzt. ah wird ein dramatishes Werk um \o p9etischer sein, je reiner es seiner menschlichen Berechtigung aus si selber erklärt , je weniger t Versezung in eine von uns unterschiedene historische Welt bedürfen, ir die dramatische Entwickelung das warme Jnteresse zu wecken, Da der Weltgeist selbst der Schöpfer der geschichtlichen Begebenhei- und die historischen Charaktere seine Träger And, so wird auch in allen n Phasen der Weltgeschichte und in ihren bedeutenden Persönlichkeiten sorishe Wahrheit mit der poetishen zusammenfallen“‘, nur daß jede Ÿtliche Entwielung noch mit angeschossenen groben, unreinen Stoffen t iff, Die Scheidung dieser lehteren, die C aus der Handlung er histori/chen Charaltere in ihrer reinen Form, is Ausgabe t es Dich- Dur Umgestaltung des hier Wesentlichen aber würde er den Stoff wächen und verwässern. Und hieraus gründet sich nun sein Recht, sälligen und Nebensächlichen seiner Helden von der Geschichte abwei- Ur seinen poetischen Zweck individuelle Züge wegnehmen oder hinzu- zu dürfen, wozu ihm das historische Prinzip eine vom geschichtlichen niht durhdrungene Fülle von Zügen ofen läßt als Bereich seincr di Kunst, Jene Einheit aber der Poesie mit der Geschichte beweist, lese hon alle poetishen Elemente in sich enthält und der Dich- ft Gestalt der geschichtlichen Würklichkeit niht überbieten kann, Nimmt f Dichter historische Verhältuisse in Folge der nämlichen Freiheit treu aft deren er geschichtliche Züge mit sclbsterschaffenen vertauscht , so n wir doch deshalb noch nicht mit Rötscher anerkennen, daß er in gn und derselbe Schöpfer“ ist, wenngleih ein und derselbe

2ahgemäß bedarf eine geschiilihe Periode um so weniger einer Umgestaltung, je mehr \ich in ihr eine Katastrophe der mensh-

¿i Entwickelung darstellt; ja, die Poesie hat eher Noth, der Tiefe des ien Geistes nachzudichten, wo dieser seine Arbcit vollbracht , sich m Brennpunkt gesammelt hat. Um #o freier is dagegen der Dichter Em Stoffe, je mehr die Gescichte zur Spezial - und Partikular-Ge- wid, weil hier r Stoff nicht so durchgeistigt, die Charaktere pf plastischen Gestalten gedi:hen sind, als bei weltbewegenden Ge-

ah dieser Deduction zieht der Verfasser eine Parallele zwischen der und Philosophie und stellt das Verhältniß der ersteren zur Geschichte

a E G E S T C Sti 1

würde ershrécken, wenn man glauben könnte, die Jdeen der Linken dürften Boden r: ihre Häupter an die Gewalt kommen; wenn sih anneh- men ließe, Thiers und Barrot könnten morgen Minister werden , wie rasch würden die Konservativen begreifen, daß ihrer Sache Gefahr drohe! wir würden sie niht in Masse zu den Wahlen eilen! Werden sie heute begrei- fen wollen, daß es in Wahl- Operationen keinen gewissen Sieg giebt ? daß eine Partei, wenn sie auch die bei weitem stärkste an der Zahi is, durch Nachlässigkeit oder Lauheit zur s{wächeren werden kann? werden sie begreisen wollen, daß, wenn Jeder sih sagt : „„die Majorität wird immer stark genug bleiben ‘‘‘“’, wenn Jeder im Vertrauen auf diese Ueberzeugung sh unbesorgt gehen läßt, Herr Thiers und Herr Barrot in vier Wochen Minrister sein fönnen? Dann werden wir in eine heillose Re- action fortgeríssen werden, die einzige, die man voraussehen und fürchten fann, in eine Reaction gegen den Fortschritt, den die Jdeen des Friedens und der Ordnung uns seit sechs Jahren gesichert haben. Auf abschüssiger Bahn wird man uns dann zurükgelangen lassen in eine noch nicht fern hinter uns liegende Vergangenheit, zu politiscben Agitationen, unfruchtbaren Kri- sen, allgemeinem Mißtrauen. Dies ist die uns drohende Reaction, dies die Vergangenheit, die zur Gegenwart werden fann, wenn die fon- servative Partei sich nicht zufsammennimmt und auf ihrer Hut bleibt! Es ist nicht unsere Absicht, die Wähler zu alarmiren, Niemals wa- ren, ohne Zweifel, die Aussichten günstiger für uns, als in diesem Augen- blick, Unsere Partei ist die zahlreihste, die einsihtsvollste, Alles is sür uns; das Land ist rubig und glücklihz cs hat vier Jahre steigenden Ge- deihens durchlebt, vier Zahre, in deren Lauf die öffentliche Thätigkeit posi- tive Verbesserungen erstrebt und erreicht hat; Jedermann fühlt das Bedürf- niß der Ordnung, der Sicherheit; unermeßlihe Kapitalicn sind in Unter- nehmungen angelegt, die bei der ersten emsthasten Erschütterung in sich zusammenbrehen würden. Nach sunfzig Jahren politischer Agitation will das Land endlich einen Nnhepunkt gewinnen in decn Justitutionen, wele ihm die Juli-Revolution gegeben hat. Die Nation ist müde der leeren Zänke- reien, der zweckcklosen Neformen , des ewigen Wechsels in den Geseßenz sie fühlt sich frei und trägt kein Verlangen, die Freiheit, in deren Besiy sie ist, gegen jene zu vertauschen, welche ihr die Factionen versprehen. Die Oppo- sition selbs, indem sie eine heuchlirishe, aber bedeutungsvolle Taktik ergreift, läßt nah in ihren Ansprüchen : sie sammelt Worte der Ordnung und des Friedens; sie sucht Vertrauen zu gewinnen, indem sie die Maske der Mä- pigung und Bescheidenheit vornimmt. Diese Vorzeicben lassen uns den Sieg unserer Sache hoffen; ja wir mögen ohne Anmaßung fest darauf zählen. Die Konservativen dürfen nur wollen, um die Oberhand zu be- hauptenz aber gerade auf das Wollin kommt Alles anz wollen heißt nicht, ruhig zu Hause bleiben und auf die Anderen rechnen; wollen heißt nicht, so im Allgemeinen wünschen, daß es den konservativen Kandidaten gelingen möge, dabei aber sür den Kandidaten der Opposition stimmen. Auch wir sagen; die Opposition wird immer stark genug sein: im Bunde mit den Factionen, den sie organisirt hat; unterstüßt von Legitimisten und Radika- len, deren Beistand sie nahsuht; wird sie immer stark genug sein, sih zu nüpben und uns zu schaden. Es kann ein Tag kommen, möge er noch fern sein, wo Niemand finden wird, daß die konservative Partei zn stark, die Opposition zu schwach sci! Nicht auf die Legitimisten, nicht auf die Radikalcn kann die Juli-Monarchie zählen bei der großen Prüfung, die sie noch zu bestehen hat, Lassen wir darum die Opposition ihre Ange- le enheit selbs betreiben, enthalten wir uns, ihr dabei zur Hand zu gehen. Bir wollen nicht fürchten, allzu stark Zu sein z bei dieser unsinnigen Furcht fönnte es leiht fommen, daß wir uns eines Tages zu schwah finden dürf- ten, Sollte sih je unter uns eine Reactions - Partei zeigen, wir würden mit ihr fertig werden ohne die gefährliche Hülfe der Opposition.“

Der Kriegs-Minister hat durch ein Rundschreiben vom Sten d. M. die General-Lieutenants e1mäctigt, den wahlberehtigten Offizie- ren ihrer Division für die Zeit der Wahlen Urlaub zu ertheilen.

Der Minister der öffentlichen Arbeiten hat einen Jugenieur be- austragt, einen Bericht über die Lokomotiven der Nordbahn abzustatten, welche bei verhältnißmäßig geringer Zugfkraft so \{chwerfällig sein sollen, daß die Bahn schon auf beispiellose Weise dadur gelitten hätte.

Der Mes sager meldet heute, daß während der demnächstigen Abwesenheit des Marschalls Bugeaud aus Algerien General de Bar MEVAUNIS die Functionen eines General - Gouverneurs versehen wird.

Graf Montalivet is nach Wiesbaden zum Gebrauche einer Ba- dekur abgereist.

Der Erzbischof von Bordeaux is von seiner Reise nah Spanien

wieder zurü.

An der Börsc machte heute die rückgängige Bewegung in fast allen Eisenbahn-Actien rasche Fortschritte. Jn den französishen Nen- ten herrscht die vollständigste Stagnation.

Großbritanien und Irland.

London, 21. Juli. Jhre Majestät die Königin is mit dem gesammten Hofstaat gestern Abend von der Jnsel Wight im Budhing- ham Palast wieder ‘eingetro}fen.

Ju der gestrigen Sißung des Unterhauses hat Lord John Russell seinen Plan wegen definitiver Regulirung der Zuckerzölle be- fannt gemaht. Die Grundzüge desselben stimmen mit den vor eini- gen Tagen von unserem Korrespondenten bereits gemahten Angaben überein und wurden am Tage vorher auh von der Times vollstän- dig mitgetheilt, die damit ziemlich unzweideutig zu erkennen gab, daß

Ep R T q qu Es als dem der lepteren zur kirchlichen Ueberlieferung und zum Dogma als anz analog dar. Endlich stellt er die Frage, ob der D hter vermöge jener Freiheit seinen historishen Charafktercn Gedanken leihen dürfe, welche Eigenthum einer weitergereiften Zeit sind, und beantwortet die- selbe bei der autonomen Stellung des Dramatifers natürlih bejahend. Er nimmt die Arbeiten der älteren und neueren Klassiker, die Gestalten der griechischen, spanischen, englischen und deutschen Tragödie, als Belege und will mit Recht im dramatischen Dihter „den selbstbewußten Schöpfer ciner idealen Welt, welcher sich mit voller Klarheit der Wirklichkeit gegenüber stellt‘, im Gegensaße zum Epiker, der nur das Organ des geschilderten Weltzustandes ist. Sein Werk darf daher nicht nur, es \ol1 immer den Ausdruck jenès selbstbewußten Schaffens , also zugieich seiner eigenen Bil- dung und Kunst tragen, mithin die Farbe der Weltanschauung seiner Zeit, Nur soll sih die dramatishe Gestalt niht áls das bloße Sprachrohr des Dichters ankündigen; eine derartige, dem Bewußisein der dargestellten Person fremde Wendung würde unkünstlerish, verwerflih sein ; vielmehr kann einzig dann, wenn der dramatische Dichter es versteht, der historishen Person eine idealere Weltanschauung so einzuimpfen, „daß wir sie als deren eigenen Herzschlag vernehmen““, er sie über die Stufen ihres engeren geschichtlichen Geistes erheben, und nach dieser Seite soll die poetische Gestalt immer die historische überbieten, hat der Dichter die Pflicht, mehr zu geben als die Geschichte,

Aus Allem ergiebt sch als „die höchste Aufgabe des histo- rischen Drama's aus den Forderungen des gegenwärtigen Geistes und aus dem Begriffe der dramatischen Poesie selbst“ die Abspie- s des von allem zufälligen Beiwerke befreiten Geistes der Geschichte.

er Dichter fann aber nah zwei Seiten hin hinter dieser Wahrheit des nahzudichtenden geschichtlichen Prozesses Wing“ Sdig einmal, indem er nur ein Konterfei der Wirklichkeit giebt, zweitens aber, indem er spiritualistisch den eigenen Geist für den Geist der Geschichte giebt und diesen verslüchtigt. Beide Richtungen sind gleich einseitig, verfehlen in gleichem Maße den weck, den historischen Geist wahrhaft zu reflektiren; dort fehlt die An- hauung des cinfachen geistigen Gesepes, hier die Realität des Lebens, Ers dur die Vereinigung der engegengesepeen Richtungen zu Momenten der künstlerischen Darstellung wird das historische Drama das wirklich ideale Bild des geschichtlichen Prozesses, welches es sein soll.

Weiter oben haben wir gefunden, wie der dramatische Dichter mit gleihem Rechte und aus den nämlichen Gründen die für ihn brauchbaren historischen Verhältnisse treu in sein Werk aufnehmen kann, mit welchem er die geschitlichen Züge gegen selbstershaffene vertauscht. Jn diesem Sinne haben denn auch die größten Dramatiker, haben Shakespeare, Göthe, Schiller oft historisch geringfügige Züge getren aufgenommen, weil sie zu-

r E SAREICL T E T i ti: D E A Fe C, Mde B R O int, R S t E

sie als das Haupt «Organ des neuen Ministeriums zu betrachten sei. Sofortige Aufhebung des Untershiedes zwishen dem Sklaven=-Zudcker und dem durch freie Arbeit erzeugten fremden Zuder, neben vorläusiger Beibehaltung eines Differenz-Zolles zu Gunsten des britishen Kolonial- Zucker s, is die Basis des ministeriellen Planes. Die allmälige Verminderung dieses Differenz-Zolles soll nun niht, wie es ursprünglich hieß, erst nah drei Jahren, sondern \ogleih beginnen, und zwar in folgender Weise : Fremde durch Sklaven gewonnene Musfovaden zahlen jeßt 63 Sh.z durch freie Arbeit gewonnene 23 Sh. 4 Prce.z beide sollen vom Juli 1846 bis 1847... {eds » 1847 » 1848 » 41849 » 1850 ch 14 zahlen, welcher leßtere Zollsaß dann für alle Muskovaden ohne Unterschied erhoben werden soll. Nach ähnlichem Maße vermin=- dert sich der Zoll auch für die anderen Zuckersorten allmälig, und am 5, Juli 1851 bezahlen : doppelte Raffinaden 23 Sh. 1 Pee. anderer raffinirter Zucker 20 » » Puder-Zuder (claye)........ 18 » 1 » Wielasen : . iede eb oisfes D: 940

__ Nachdem Lord John Russell in längerer Rede die Zweckmäßig= feit dieser Reformen dargethan, erklärte Lord George Bentindck, daß er den ministeriellen Plan durch ein Amendement bekämpfen werde. Die Debatte über das Zuckergeseß beginnt am 24sten d. M.

Vorgestern is die indische Ueberlandpost mit Berichten aus Kal - futta vom 16. Mai, Bombay vom 30. Mai und Madras vom 8, Juni hier angekommen. Sie melden nihts von Belang. Das von den Engländern blokirte Fort Kotekangra im Dschullunder Duab hielt sich nah den leßten Berichten, die bis zum 14. Mai reichen, noch; indeß war allerdings das Belagerungs-Geschüß der britishen Truppen damals noch nicht eingetroffen. Sir Henry Har=- dinge befand \sich, nah einer kleinen Exkursion in die Provinzen im Innern, seit dem 16, Mai wieder in Simla. Aus dem Pendschab wird nihts Neues gemeldet. Die Nachrichten aus China (Hong- kong) reihen bis zum 24. Mai. Sie bringen eine vom 18. Mai datirte Proclamation des Gouverneurs Davis, in Gemäßheit welcher T\chusan \ofort von den britishen Truppen geräumt werden wird, nachdem der Kaiser von China durch ein eigenhändig unterzeihnetes Dokument den Engländern den im Friedené=- Traktat stipulirten Eintritt in Canton gestattet hat, ein Recht, dessen Ausübung nur suspendirt bleiben soll, bis die Lokal-Behörden Cantons der Einwohnerschaft mehr Herr sind.

X London, 21. Juli, Lord John Russell's gestrige Rede oder vielmehr Erklärung über die endlihe Regulirung der Zuckerzölle wurde von Seiten Lord John Bentinck°s und seiner Freunde mit einer Kriegs-Erklärung, von Seiten Sir Robert Peel’s und seiner ehema- ligen Kollegen mit Stillshroeigen aufgenommen. Die Erörterung der Maßregel wird nicht vor nächstem Freitag beginnen und wahrscheinli den größten Theil der nähsten Woche hindurch dauern. Jhre Leser sind bereits mit der allgemeinen Grundlage des Planes bekannt, na=- mentlich mit der unmittelvaren Gleichstellung der Zölle für alle fremde Zudckersorten , mögen sie das Produkt von fie oder Sklaven-Arbeit sein, so wie mit der daraus folgenden Zulassung des Zudckers von Cuba und Brasilien auf den englischen Markt. Auch bestätigt sich meine Angabe über die allmälige Gleichstellung der Zölle für fremden und britishen Zucker, so daß beide in 5 Jahren von jeßt ab in englischen Häfen denselben Zoll bezahlen werden und den westindishen Kolonieen jeder Schuß ge= nommen sein wird. Lord John Russell trägt gleichzeitig kein Be- denten, dasselbe durchgreifende Freihandels-Prinzip auf die Kolonixen selbst in ihren Handelsbeziehungen zum Mutterlande zur Anwendung zu bringen. Sie sollen nämli ermächtigt werden, in ihren respekti= ven Legislaturen Geseße durhzubringen, welche die Differenzialzölle zu Gunsten der britischen Erzeugnisse entfernen und ihnen mit allen Ländern unter gleichen Bedingungen zu handeln gestatten, Diese Maßregel wird das britishe Westindien der freien Konkurrenz deut= scher gabrikanten öffnen, und sie kann als ein neuer und wichtiger Schritt in der Kolonial - und Handels-Politik betrachtet werden. Die Regierung macht auch den Vorschlag zur Bestätigung freier Lehrlings= Kontrakte, welche in britischen Besißungen an der Küste Afrika?s auf ein Jahr unter der direkten Aufsicht der britischen Behörden öffentlich abgeschlossen werden; die Behörden werden Sorge tragen, daß diese Art der Einwanderung durchaus freiwillig und frei vor \ih gehe, Die Wohlfahrt der freien Shwarzen in dem britischen Westindien

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gleich poeti sch waren, so namentlich Göthe im „Clavigo“ ganze Züge bis in die größten Einzelheiten wörtlih aus den Memoiren des Beaumarchais, worüber er si selbst bekanntlih ausgesprochen. Bei dieser Gelegenheit mag es uns vergönnt sein, unseren Schiller gegen cinen Vorwurf zu vertheidigen, welcher ihm von B örne bei Beurtheilung der Haltung des Charakters seines „Wilhelm Tell“ gerade auch über solche einzelne Züge gemacht wurde, die zum Theil von dem Kritiker mißdeutet worden sind, Die be- kannte Ki:if, worin dies geschieht, ist wohl gewürdigt, es ist uns aber nit bekannt, ob man darauf aufmerksam gemacht, wie dicjenigen Stellen, wegen deren Börne so geharnischte Angriffe machte, aus dem eben erwähn- ten Grunde treu den Ueberlieferungen entnommen sind, welche trefff- lihe Züge des Einzelnen zum Bilde des Tell hergaben, Die demüthige Bitte des Tell, dem Geßler gegenüber, das Eingeständniß der Absicht mit dem zweiten Pfeil, die Erzählung Tell’s nach sciner Flucht aus dem Schiff, Alles is fa| wörtlich aus Ts\chudi's Geschichte der Befreiung der Waldstädie entlehnt, so auch die von Börne ganz mißverstandene und jesuitisch genannte Stelle: „So ward ih meiner Bande los und stand am Steuerruder und fuhr redlich hin“, worin ja das redlich nichts An- deres heißt, als waer, emsig, und welhe Stelle im Tshudi wörtlich so lantet: „Also ward Er uffgebunden, sund an das Stürruder und fur due fi dahin, doch lugt Er allweg uf den Schieß - Züg, der zunächst bi m lag.

Js das Rötschershe Bu jedem Freunde der Dramaturgie zu empfchlen, so müssen wir vorzüglich dem dramatischen Künstler sein Stu- dium ganz besonders ans Herz legen, da es für diesen die schäßbarsten Winke enthält und, wie sh aus der ganzen Fassung ergiebt, auch vorzugs- weise für die Wirkung nach dieser Seite hin berechnet is, so daß wir nux noch den Wunsch aussprechen können, daß es in dem gedachten Sinne er- faßt und recht fruchtbringend werden möge. 14

General - Versammlung des S : Sächsischen ereins.

Zu der am dritten August d. J. Vormittags 11 Uhr in dem Saale der hiesigen Freimaurer - Loge statifindenden General - Versammlung werden die Vereins-Mitglieder hierdurch ganz ergebenst eingeladen.

Halle, am 21. Juli 1846. L Das Präsidium des Thüringisch -Sächsishen Vereins für Erforschung des

vaterländischen Alterthums. Dr. Weber, Dr. Förstemann,

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