1846 / 206 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Rußland und Polen.

St. Petersburg, 19. Juli. Mittelst Tagesbefehls vom 13. Juli is der Vice - Admiral Lütke zum Präsidenten des wisseuschast- lichen Comité’s im Marine-Ministerium ernannt. Detselbe verbleibt in seiner Anstellung bei der Person des Großfürsten Konstantin - und in dem Amte eines General-Adjutanten.

Frankrei chch.

Paris, 22. Juli. Der König hat folgende Personen zu Pairs ernannt: Barbet, Graf Cornudet, Baron Deponthon, Graf Du- moncel, Flourens, Gravier, Harlé, Graf d’Autpoul, Vicomte Jamin, Lafond, de Lagrenée, Legentil, de Magnoncour, Marquis von Maleville, Piscatory, Poinsot, Baron Rapatel, Renouard, Ret ide Baron von Schauenburg, Trezel, Troplong, Graf Vigier, Wu temberg.

Das Journal des Débats enthält folgende Betrachtungen über die Stellung des neuen englischen Ministeriums in Betreff der Zudckerzölle:

„Man erinnert fich kaum, die Wiege eines Ministeriums mit größerer Freude und glücklicheren Aussichten umgeben gesehen zu haben. Lord John Russell hat díe Verwaltung wie ein natürlicher Erbe derselben übernommen, und alle Parteien entsagten ihren Kämpfen, um ihn zu bewilllommuen, Die Whigs sahen freudig in ihm ihren eigenen Sieg; die Tories den Sturz ihres bisherigen, ihnen verhaßt gewordenen Führers ; dér Theil der Konservativen, welcher um Sir R. Peel versammelt blieb, zieht sh sür die Zukunft zurück und entsagt für jeyt allem Ehrgeiz z dié Radikalen sind mit dem Antheil, der ihnen an der Verwaltung gegeben wurde, zufrieden. Also \cheinbar ist kein Wölkchen am Gesichtskreisz der Himmel isst rein blau, ohne Flecken. Aber die schöne Zeit kann niht immer dauern. Es läßt sch schon das ferne Rollen des Donners hören. Die Parteien, welche man son todt oder eingeschlafen wähnte, haben ins geheim ihre Arbeiten wieder begonnen, und seit zwei oder drei Tagen organisiren sie ihre Kräfte und bereiten sich zum Kampfe. Es is die Frage über die Zuk- Ferzölle, bei welchen derselbe ausbrehen wird. Die Zuder-Production bil- det die zweite Klasse von den in England so genannten „Monopolen““. Diese bei dem Volke unbeliebte Bezeichnung wurde zuerst auf die Getraide- Production und dann auf die Zucker - Production angewendet. Es giebt nämlich zwei Arten von Zöllenz die einen werden erhoben zu Gunsten der Staats - Kasse, das heißt zu Gunsten des Landes; die anderen werden erhoben als Schuy - Steuern, das heißt im Privat - Interesse dieser oder jener Klasse, Diesen lehteren ist durch die kürzlich in England vorgegangenen Ereignisse das Urtheil gespro- chen. Die beiden Führer der zur Verwaltung befähigten Parteien, Sir R, Peel und Lord John Russell, haben öffentlih anerkannt, daß Schuh- steuern nicht blos in ihrer Anwendung unpolitisch, sondern auch im Grund- saße ungerecht seien, daß die Zölle nur in Berücksichtigung des öffentlichen Einkommens, um die Bedürsnisse des Staats zu bestreiten, niht aber um eine besondere Klasse von Produzenten zu begünstigen, erhoben werden dürf- ten. Dieser Grundsay, -welcher bereits auf die Produzenten des Getraides angewendet worden is, soll jeyt auch auf die Produzenten des Zuckers an- gewendet werden. Die Reförm der Geträidezölle hatte die Grund-Eigen- thümer in dem Mutterlande zu Geguern, die Reform der Ruerzöllc wird die Grund - Eigenthümer in Westindien gegen sich haben. Diese Frage war hon für das Ministerium Sir R. Peel's eine große Schwierigkeit. Wenn Sir R. Peel auch der Schwierigkeit der irländischen Zwangsbill entgangen wäre, so würde er sich doch gleich darauf der Zuer- Frage gegenüber gesehen haben und daran gescheitert sein, Sir R. Peel war in die Verwaltung gekommen, um die Juteressen dicser beiden großen Klassen aufrecht zu erhalten. Es war schon genug, daß er das Interesse der einen derselben aufgegeben hatte. Er konnte füglich nicht weiter gehen, und doch fühlte er, daß er nicht stillstehen dürfte, Deswegen hat er vorgezogen, lieber zu fallen, Man hat ihn in London dar- gestellt in der Gestalt eines Trappisten, der mit einer Hacke, auf welher die Worte „irländishe Zwangsbill / stehen, sein eigenes Grab gräbt, Er is lebend in dieses Grab gestiegen und hat Anderen die Sorge überlassen , die Aenderungen, welche wenigstens mit ihren Grund- säßen und ihren früheren Versprechungen übereinstimmen, durchzuführen, Diese unvermeidliche Frage stellt sich also dem neuen Ministerium zuer dar, und Lord John Russell befindet sich zwischen zwei sh entgegenstehen- den Lösungen. Von der einen Scite sagt man ihm: „Nehmen Sie sich in Acht, Wenn Sie gleih auf einmal vorschlagen, den Pflanzern jeden Schuß zu entziehen, so wenden Sie eine starke Partei in dem Hause der Gemeinen gegen sh. Sir R. Peel is noch nicht todt; man wird ihn wieder rufen; er wird mit seinen allmäligen Maßregeln wiederkommen und wird Sie als politishe Wagehälse auf die Seite schieben. Sie sühren selbst das beste Mittel herbei, die zerstreuten Trümmer der konservativen Partei wieder zu vereinigen.‘ Von der anderen Seite sagt man ihm: „Nehmen Sie sich in Acht. Machen Sie nicht, daß das Land sage, Sir R. Peel sci cin liberalerer Minister als Sie: er habe die Reform der Getraide-Geseße durch- seven können, und Sie könnten nicht einmal die Reform der Zuckergeseze durhseßen, und es sei nach diesem allen besser, daß er beide durchsühre. Das Land rechnet auf Sie. Sie haben ein liberales politisches Glaubens- Bekenntniß aufgeftellt; Sie haben Jhr Ministerium auf liberalen Grund- lagen errichtet ; fangen Sie Jhre Laufbahn nicht mit einem Schricte rück- wärts an. Lord John Russell ist in„großer Verlegenheit, Ein Beweis dafür ist, daß er Zeit zur Ueberlegung forderte. Man gkaubte, daß er schon leyten Montag sch aussprehen würde; er hat sih aber Zeit bis Donnerstag ausgebetenz und am Donnerstage hat er dann wieder erflärt, daß er nächsten Montag sih aussprechen werde, Ein Beweis, daß er einen ernsthasten Kampf erwartet, is ferner, daß er die Verlängerung der jeyigen Zuckerzölle, anstatt bis zum 5. August, bis zum 5. September ver- langt hat. Indessen regen sh die Parteien, Vorzüglich entwickeln die Protectionisten , die Anhänger der Schußzölle, welche noch nicht alle Hoff- nung, die Partei der Tories unter Lord Stanley wiederherzustellen , auf-

egeben haben, eine große Thätigkeit. Anfangs waren sie einem Wyig- Ministerium günstig, deun sie haben durch ihre Abstimmung gegen die #o- enannte irländishe Zwangsbill dazu beigetragen, dasselbe zu erheben. Jeyt uchen sie wieder eine Opposition zu bilden und sind, wie man sagt, so weit gegangen , den 112 Anhängern Sir R. Peel's , die sie noch vor ei- nigen Tagen als Apostaten, Renegaten und Janitsharen behandelten, Anerbietungen zur Wiedervereinigung zu machen. Mit ihrer eigenen An- zahl, mit der Unterstüßung einiger Freunde Sir R. Peel’s und mit der Unterstüßung der Partei zur Unterdrückung der Sklaverei verzweifeln sie nicht, Lord John Russell bei dieser Frage über die Zuerzölle in die Mi- norität zu bringen. Das isst die jepige Lage, Wir glauben, daß das Whig-Ministerium dennoch aus derselben hervorgehen werde. Es is noch zu neu, um {hon wieder gestürzt zu werden, Lord John Russell is ferner von zu entschlossenem Charakter und weicht selten zurück, Auch is es nicht wahr\cheinlih, daß Sir R. Peel sich schon jeyt zu einer feindlichen Verbin- dung gegen dasselbe hergebe. Aber das Ministerium der Whigs beginnt \chon die offizielle Arbeit jeder Regierung, nämlih alle Juteressen unzu- frieden zu machen, indem es irak, dieselben gegenseitig auszugleichen.“

ine Königliche Verordnung bestätigt das von der Akademie der moralishen und politishen Wissenschaften auszutheilende Legat des Herrn Singer, welches jährlihe Preise von 300 Fr. ausseht: 1) dem- enigen, der die schönste That des Muthes und der Menschlichkeit vollbringt bei Schiffbrüchen oder 2) bei Feuersbrünsten ; 3) dem ehr- lihsten und humansten Fiaker - Kutscher, und 4) dem edelmüthigsten Bewohner des Oberrhein-Departements.

Eine e EN des Munizipal - Raths von Ari hat neuer- dings beschlossen, Lehrlingspreise zu Gunsten der Zöglinge der Ge- meindeschulen zu stiften. Ein jeder Zögling, welher, bei einem ge- wissen Alter und Tühtigkeit, durch die Wahl seiner Mitschüler , der Administration empfohlen wird, soll geprüft und in Folge dieser Prüfung auf Kosten der Stadt bei einem Mei- ster in die Lehre gegeben werden, um ein Gewerbe zu erlernen, zu welchem er die meiste Neigung hat. Wenn sich ein solcher von de Stadt angenommener Sohn während der Lehrzeit gut betragen hat so erhält er nah Ablauf derselben, um sich zu etabliren, eine von

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der Stadt für ihn bei der Sparkasse angelegte Geldsumme , welche zu seinem ferneren Fortkommen zureichend ist.

Jn Toulouse wurde am 15ten d. ein legitimistishes Diner, wel- ches aus Anlaß des St. Heinrih-Tages stattfinden sollte, dur poli=- zeilihes Einschreiten verhindert. :

Der Präfekt des Nord - Depattements is am 17ten wieder von Valénciennes abgereist. Der Unter-Präfekt, so wie der Geneal-Lieu- tenant, sind jedoch in Saint Vaast zurückgeblieben, um die leßten Vorsihts-Maßregeln zur gänzlichen Stillung des Aufstandes zu tref= fen. Die Arbeiter von Vieux Conde sind allein noch niht zur Ord=- nung zurückgekehrt.

Der belgische Botschafter am hiesigen Hofe, Fürst von Ligne, hat Paris verlassen , um sich auf Urlaub nach seinem Landsibe Bel Deil zu begeben.

Tie Einnahmen der Nordbahn sind, ungeachtet des Unglücks= falls, in fortwährendem Steigen, in der vorigen Woche erreichten sie die Summe von 178,447 Fr. 33 Cts.

An der Börse hatte heute ansehnlihes Geschäft in Eisenbahn- Actien statt; anfangs schienen sie ihre rückgängige Bewegung weiter fortseßen zu sollen; später aber, traten zahlreiche Käufe ein. Die französischen Renten hatten eine bessere Haltung, als gestern, troß der niedrigeren Notirung der Consols aus London.

ckch Paris, 21. Juli. Nach heute eingetroffenen Nachrichten aus Malta vom lten befand sich der Prinz von Joinville mit der französischen Flotte damals zu Tripolis, Die große, neue Kriegs=- Dampffregatte „Descartes“’, welhe am 12ten im Hafen von Malta eingetroffen war, hatte die Flotte, Angesichts der Jnsel Lampedusa und auf diesen Hafen zusteuernd, verlassen. Gegen den 4. oder 5. August wurde sie im Hasen von Malta erwartet. Man spricht da= von, sie werde von dort aus nah Alexandrien zu steuern.

Die Nachrichten aus Algier reichen heute bis zum 15ten. Man veranstaltete daselbst dem Minister des öffentlichen Unterrichts zu Ehren ein Bankett von Seiten der europäischen Ansieoler. Der Minister hatte die Einladung dazu bereits angenommen, eben so der Marschall Bugeaud. Die öffentliche Aufmerksamkeit war außerdem mit dem Projekte einer Eisenbahn zwischen Algier und Blidah be= shästigt. Eine Gesellschast, die sich auh des Patronats des Herrn von Rothschild erfreuen soll, hat bereits einen Plan dazu, von einem geschickten Jngenieur entworfen, der Regierung vorgelegt; eine an= dere, unter der Firma Graf Breteuil und Comp., einen zweiten, der gleichfalls der Verwaltung vorliegt.

Die ganze Presse spricht jeßt beinahe von nihts Anderem mehr, als von den Wahlen, und allmälig beginnt es auch unter den Wäh= lern von Paris si zu regen, nahdem die Provinzen hon seit einer Woche in voller Bewegung sind. Wenn Paris in dieser Beziehung gewöhnlih den Departements den Vortritt läßt, so schreibt sih dies davon her, daß sowohl die Regierung, als die verschiedenen Comités aller Parteien, die sich gewöhnlih hier im Centralpunkte für Leitung der Wahlen im Allgemeinen bilden, ihre Thätigkeit mit Einwirkung auf die entfernteren Punkte anfangen und sie dann allmälig auf die Hauptstadt selbs zurückführen. Die Opposition hat neulich als ein Argument für ihre Sahe den Umstand geltend mahen wollen, daß angeblih die großen Städte Frankreihs, als welhe vorzugs- weise der Sih der größeren Intelligenz und unabhängigerer Stellung seien, größtentheils durh Oppositions-Mitglieder in der Kammer ver= treten seien. Doch selbst abgesehen davon, ob in der That die Be-= wohner der größeren Städte gewissermaßen ein Monopol der Jntel- ligenz und der Unabhängigkeit des Charafters vor denen der fleine=- ren und des platten Landes voraushaben, ob niht vielmehr gerade

jene den Einflüssen des Parteigeistes mehr zugänglih sind und nicht

elten die wihtigsten Jnteressen des ganzen Landes übersehen, wäh- rend sie sich eher den Bestrebungen einzelner Ehrgeizigen nur zu Werkzeugen hergeben, is es durchaus falsch, in solcher Allgemeinheit zu sagen, die großen Städte seien durchaus der Opposition zugethan. Jn Paris erlangte die Opposition selbst 1842 nicht einen vollständi= gen Sieg, der durh einige nahher nothwendig gewordene Eïgän- zungswahlen hon wieder geschmälert wurde. Jun allen früheren Wah= len vor 1842 war die fonservative Partei in Paris bei weitem in der Mehrheit gewesen, und Alles deutet darauf hin, daß sie bei den bevorstehenden Wahlen die Vortheile, die sie sich durch ihren Mangel an Einigkeit einen Augenblick hatte entreißen lassen, wieder gewinnen w.rd. Marseille, der Bevoölkerungszahl nah die zweite Stadt Frankreichs, war bisher immer dur einen fonservativen De= putirten und zwei legitimistishe vertreten, während bei den bevor= stehenden Wahlen starke Aussicht vorhanden ist, daß das Verhältniß diesmal sich umkehren wird. Lyon, als die dritte Stadt, der Größe ihrer Bevölkerung nach, shickt vier Deputirte, die übrigen Gemeinden der Umgegend einen, und alle sünf sind entschiedene Konservative ge- wesen, nämli die Herren Sauzet (der Kammer-Präsident), Martin, Desprez, Devienne und Terme. Bordeaux schickte bisher immer zwei Konservative und zwei Mitglieder des linken Centrums, zuleyt die Herren Wustemberg und Roul und die Herren Ducos und Billaudelz also hatte keine Partei ein Uebergewicht über die andere. Rouen lieferte drei Konservative auf einen Oppositions - Mann, Straßburgs beide Vertreter gehör- ten seit einer Reihe von Jahren {hon immer der fonfervativen Partei an. Dasselbe is mit den drei Deputirten von Me þ der Fall, so wie mit den zweien von Nancy. Nur zu Lille und Toulouse hatte die Opposition bisher entschieden die Mehrheit, während Havre stets einen Konservativen sendete, Besançon zwei, Grenoble zwei, Rheims zwei u. st. w. Dies wird hinreichen, um zu zeigen, wie wenig jenes Argument der Opposition stichhaltig ist, Die neuen Wahlen aber dürsten ihr noch einen ärgeren Strich durch die Rech- nung machen. Wie die Kandidaturen für die pariser Wahlen sich stellen, is der Sieg der Konservativen in der Mehrheit der Haupt= stadt-Bezirke als sicher zu betrachten, so im ersten, zweiten , dritten, achten, neunten, zehnten und elften Bezirke, während drei andere Bezirke, der vierte, siebente und zwölfte, wahrscheinlich durch höch} gemäßigte Mitglieder des linken Centrums, der vierte z, B. durch Herrn Ganneron, den Obersten der zweiten Legion der Nationalgarde und Gründer der großen Kredit - Anstalt , welhe nach ihm Comtoir Ganneron benannt ist, vertreten sein werden. Die Wiedererwählung dieser drei Männer wird auh vom Ministerium selbst durchaus nicht befämpft. Zwei Bezirke, der fünfte und sechste, waren bisher durch die beiden Radikalen Marie und Carnot vertreten, deren Wieder= erwählung sehr gefährdet is , besonders die des Leßteren, an dessen Stelle Herr Cotelle, der Maire des sehsten Bezirks, ein Mann, der im Allgemeinen mit den gemäßigten politi\hen Ansichten des linken Centrums übere:nstimmt, treten dürfte. Auch im füzften Bezirk findet der radikale Advokat (einer der besten von Paris), Herr Marie, einen gefährlihen konservativen Mitbewerber in Herrn Blanqui, dem be= kannten Akademiker und National - Oekonomiker. Die Aussichten für die Regierung stehen also au in Paris selbst gut, und die Konser- vativen haben entschieden und fast überall die Majorität.

Großbritanien und Irland.

Unterhaus. Sihung vom 20. Juli. Die Motivirung des bereits mitgetheilten Planes Lord John Russell's zur Regulirung

der Zuderzölle enthielt keine andere Argumente zu Gunsten y Maßregel, als die, welche schon oft in dieser Frage wiederholt worden,

(hte Bill gegen die Vereinigung der Bisihümer von St. Asaph B

angor mit 38 gegen 28 Stimmen zum zweitenmale verlesen.

Nur was der Lord in Bezug auf die künftig zu befolgende Kolyi » Marquis vou Lansdowne opponirte Namens des Ministe-

Politik dunkel andéutete, ist besonders bemerkenswerth, da die p liche Ausführung einer solchen Politik eine gänzliche Aenderung in den \ lischen Kolonial-Ver hältnissen und in dem Handel überhaupt her, bringen würde. Lord John Russell folgerte zuvörderst die Ny wendigkeit einer Regulirung der Zuckerzölle aus den Interessen Gemeinwohls, da im anderen Falle die Regierung wohl nit y; so \chwierigen Umstäuden als die gegenwärtigen sich beeilen wi diese Frage zu ordnen, Aber theils die Rücksicht auf das Publi dem bei einem Zudcker- Konsum von 11 bis 13 Millionen Pfd, y M°Culloh's Berechnung in den Jahren 1840 bis 1842 in Folge y hohen Zolles der Zuder um 3,240,260 Pfd. St. jährlich verthe worden sei, theils die Rücksiht auf die Staats - Einnahme vei jedea Anfshub. Die vorjährige Maßregel des Ministeriums P; Betreff} der Ermäßigung der Zuckérzölle habe ein durchaus unge gendes Resultat geliefert, Die Zuckerpreise haben sih höher ges als man berechnet, die Zufuhr sei in Folge der Ausschließung des Sf, Zuckers bedeutend unter dem Anschlage ausgefallen, und die Einnahny den Zuderzöllen sei daher um 341,529 Pfd. St. geringer gewesen y veranschlagt: „Die Prinzipien der vorjährigen Maßregel haben daht Probe nicht ausgehalten und würden für das laufende Finanj (April 1846—47) noch größere Nachtheile herbeiführen, da die Zuj Aerndte der britishen Besißungen nah den zuverlässigsten Bij nungen 230,000 Tons nicht übersteigen wird, \o daß, da die (;

sumtion schon im vorigen Jahre 252,000 Tons betragen hat, j bedeutender Theil des Bedarfs aus dem Auslande herbeige werden muß, was, so lange das jeßige Geseß besteht, ohne | trächtlihe, für die Konsumenten drückende Vertheuerung des tifels niht geschehen kann. Es gilt daher, die Konkurren y der Zucker =- Einfuhr zu erweitern, und dad kann nur gest wenn der Unterschied zwischen dem von Sklaven und dem y freien Arbeitern gewonnenen Zncker aufgehoben wird. Da

Gunsten dieser Untersbeidung angeführte, aus angeblicher Begis gung des Sklavenhandels geshöpfte Argument is durchaus 1 wendbar, denn eines Theiles läßt man sich die Einfuhr von Kysy Baumwolle, Taback und anderen dur Sklaven - Arbeit produjh Waaren ganz wohl gefallen, anderen Theils kann man die Sade g niht durchführen, ohne mit langbestehenden, vertragsmäßigen V pfl:chtungen in Kollision zu gerathen, wie z. B, die bekannte Y

fung Spaniens auf die ihm im utrehter Traktat zugesagten Yat tigungen darthut. Ueberdies is auch die Unterscheidung, so wt den Zweck hat, die Production des Zukers durh Sflaven-Arbei; behindern, ganz nublos, denn die Produzenten suchen ihre Mi in anderen europäishen Handels-Staaten und nehmen von j sen die britischen Produkte, deren sie etwa bedürfen; i einzige Erfolg is dabei nur, daß England selbst der din Verkehr mit jenen Zucker produzirenden Staaten verkümmert wi Wenn aber diesem Allen zufolge jene Unterscheidung unzweckmißj so verdienen dagegen die Verhältnisse der britischen Kolonieen, wil durch die Sklaven-Emancipation in mancher Beziehung in ihren Y ductionskräften gelähmt worden sind, Berücksichtigung, daher sol sie noch für eine Zeit lang durch einen graduell si vermindern Differenzzoll geschüßt werden.“ Nach dieser Auseinanderseßung lt

1s vergeblich.

London, 21. Juli, Von den bedeutenderen Organen der esse is es na Veröffentlihung des ministeriellen Zudckerplanes nur Times, welhe dem Ministerum nicht geradezu opponirt. Die ‘en Blätter , selbst die Whig - Journale, finden an dem neuen ane zu tadeln, und es scheint mehr als wahrscheinli, daß derselbe (t die Zustimmung des Parlaments erhalten wird. Die Whigs ihre Vertreterin, die Morning Chronicle, sind unzufrieden, die Differenzzölle zu Gunsten des britischen Kolonialzuckers nicht act abgeshat, vielmehr die monopolistishen Plantagenbesißer noch Jahre hinaus geshüßt werden, während auf der anderen Seite

rotectionisten stehen, welhe dem Prinzip nach jede Milderung

Schupsystems bestreiten und in dieser Frage in den Phi- (hropen, welhe in der Zulassung des Sklavenzuckers eine ghregel der Reaction gegen die Abschaffung der Skflave-

erblickden, einen bedeutenden Beistand erhalten. Vereinigen diese drei Bestandtheile des Hauses, von denen der erstere der ste is, gegen die Maßregel, so ist deren Verwerfung gewiß. R, Peel, der gestern zum erstenmale wieder im Unterhause er- en und auf dem Stuhl an der Spiße der Opposition seinen Plaß lte, is ohne Einfluß, wenn er auch dem Plane seine Zustimmung en sollte. Der Standard bemerft, daß von den 112 Anhän=-

des Ex-Premier-Ministers bereits 90 wieder in den Schoß der tectionisten-Partei zurückgekehrt seien.

Nat Angabe der Times wird das Ministerium den Plan wegen sionirung der alters\{chwachen Flotten - Capitaine wieder aufneh- vorher findet aber eine große Beförderung zu Admiralen statt.

Die mit dem „Trent‘/ eingetroffene neueste westindishe Post bringt js von politishem Jnteresse.

Die londoner Zeitungen enthalten bereits einen von dem hodistischen Theile der Sklaven - Emancipations - Freunde aus= den langen Protest. gegen die Gleichstellung des Sklavenzuckers, es heißt, daß unter Anderen auch Lord Brougham im Ober-

e entschieden dagegen protestiren werde.

Lord Morpeth is am 18ten ohne Opposition zum Parlaments- gliede für West-Yorkshire wiedergewählt worden.

Zwei Regimenter sind zur Verstärkung der Truppen am Cap eshidckt worden.

Der portugiesishe Kriegs - Minister, Marschall Saldanha, is ih, wie es heißt, auf dringendes Ansuchen des Marquis von mella, von England nah Lissabon abgegangen.

Am 18ten hat auf der sogenannten Eastern-Counties=Eisenbahn Stratford eine Kollision zweier Wagenzüge stattgehabt, durch he 30 bis 40 Personen zum Theil {wer verleßt worden sein nz getödtet wurde Niemand.

Uiederlande. Aus dem Haag, 20. Juli. Die Regierungs=-Zeitung ält einen Köviglihen Beschluß vom 28. Juni d. J., wodur 18te Zusap-Artikel zur Mainzer Convention vom 31, März 1831 itigt wird.

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der Premier - Minister die neue Zoll - Skala vor, deren Grund Fz wird, wie verlautet, binnen kurzem ein General des deut-

mitgetheilt, und fügte dann noh einige Vorschläge zu Gunsten (f britis - westindishen Kolonieen hinzu, die sih theils auf Förder der Einwanderung freier Arbeiter, theils auf Zoll-Ermäßigungen b ziehen. Es soll der Einfuhrzoll von Rum in England ermáßigt un die Kolonieen ermächtigt werden, unter Zustimmung der Krone, den z Gunsten der britishen Erzeugnisse bestehenden Differenzzoll von / oder 7 pCt. aufzuheben, jedoch „ohne Beeinträchtigung d bestehenden Navigations-Gesepe“. Schließlich suchte Ui John Russell seinen Plan in finanzieller Hinsicht zu red)tfertigen, il dem er nachwies, daß der Ertrag der Zudckerzölle für das Jahr m} seinem Plane 4,200,000 Pfd, sein und auf diese Weise das mit wißheit im Finanzjahr 1847 48 zu erwartende Defizit von 352,00 Pfd. gedeckt werde. Gegen diejenigen, welche in dieser Maßregel dit Gefährdung der Kolonial - Juteressen erblicken, sprah der Lord Ft gendes: „Jh kenne Einige, welhe glauben, daß dur ti Wegnahme des Schußes unser Kolonial - System zerstört und die Anhänglichkeit der Kolonieen an das Mutterland aus hoben werde. Aber ih glaube, die Zeit ist herbeigekomnt! da man eine veränderte und, wie ih denke, bessere Politik besolzt muß. Unser Land sowohl, als alle anderen Länder, haben bisher dit Gewohnheit gehabt, mit Eifersuht ein Monopol des Handels ul der Erzeugnisse der Kolonieen festzuhalten, und sie haben stets di Kolonisten verpflichtet, aus\chließlih die Fabrikate und Erzeugnisse dl Mutterlandes zu kaufen. Jh glaube, kein Land is} strenger und a shließliher in diesem System gewesen, als Spanien, und doch sag! hier Sir R. Walpole nah zweihundertjähriger Dauer des \panistt Kolonialreiches, daß der größte Theil der in Europa eingeführt spanischen Güter niht den Spaniern, sondern fremden Ländern y hörten. Das war das Resultat des starren und ausscließliht Systems, eines Systems ohne die Energie und den Geist der Fre heit kommerzieller Unternehmungen. Jh glaube, der Zucker seltf wird in hohem Grade mehr fultivirt werden, wenn die Kolonist wissen, daß sie auf dem Markte des Mutterlandes mit den Erzeuß/ nissen anderer Länder konkurriren müssen, Jh glaube, sie werd neue Thatkraft aus dem Umstande gewinnen, daß ihnen gestattet with die billigsten Produkte anderer Länder zu suchen, wo es ihnen belicth und man möge wohl bedenken, daß sie diesen Vortheil nicht allei genießen, sondern daß wir weder hier bei uns gegen unsere Kolonit Differenzialzölle auflegen, noch die Kolonisten gegen uns solche Zoll gebrauhen. Es wird demna ein Handel bestehen, der in Krieg 1? Frieden sicher ist, der niht den Gefahren feindseliger Tw rife ausgeseßt ist, sondern durch die Wohlthaten beider T bestimmt wird. Unsere Kolonieen ziehen einen großen Vortheil a der Verbindung mit uns, so wie wir aus der Verbindung mit ihn aber diese Kolonieen dürfen fortan niht auf dem beschränkten R“ strictions - System früherer Zeiten fortbestehen. Anbdere Prinzipie müssen die Herrschaft gewinnen, und ih glaube, daß beide, Kolonie? und Mutterland, nah der Abschaffung unnöthiger Restrictionen dest mehr blühen werden. Nach Beendigung der Rede des Ministers folgte eine kurze Diskussion über die Prinzipien des vorgelegten Pv nes im Allgemeinen. Herr Goulburn, der Ex-Kanzler der S4 fammer, behielt sich sein Urtheil vor. Lord G. Bentin ck kündigte, wf hon erwähnt, ein Amendement an. Er begründete seine Oppositi theils auf die Aufhebung des Zollschupes, theils auf die Gefährdung der Sklaven - Emancipation. Für beide Argumente fand er Zustiw mung bei den Herren Berkeley, Barclay, Henley, Borth“ wid u. A., die theils der Protectionisten-, theils der Philanthr® pen - Partei angehören, während die Herren Ewart und Ricardo den ministeriellen Plan angriffen, weil er die Differenz - Zölle nis rüher als nah fünf Jahren aufhebt. Den Rest der Sipung üllten Verhandlungen über Geld - Bewilligungen für die Flotte au e mehrere Stimmen si gegen die Fortdauer der Peitschenstr® erhoben.

Jm Oberhause wurde gestern die von Graf P ow is eing“

Bundesheeres in Holland erwartet, um die zum Bundesheere jrenden limburg - luxemburgischen Kontingente, die jeßt in einigen erländishen Städten stehen, zu inspiziren.

Belgien.

Brüssel, 22. Juli. Gestern wohnten der König und die Kö- he Familie mit zahlreihem Gefolge, das diplomatische Corps, Minister und die Behörden in der St. Gudula-Kirche dem Got= jenst bei, mit welchem der 15te Jahrestag der Thronbesteigung Majestät gefeiert wurde. Nach dem Tedeum hielt der König, jer Uniform eines Kürassier-Oberst und begleitet von einem glän- en Generalstab aus allen Waffen- Gattungen, so wie von Soli- Pascha, der die ägyptishe Uniform , und von Horace Vernet, die Unifom eines Stabs - Offiziers der pariser National - Garde eine Musterung der in Brüssel zu dieser Feier versammelten auf 5000 Mann si belaufenden Truppen ab. Nach der Revue ten auf der Esplanade am Namur-Thore die Offiziere einen Kreis den König, der bei dieser Gelegenheit eine Anzahl von Beförde- en und Orden vertheilte. Die Judependance enthält heute Folgendes in Betreff der jandlungen mit Holland: „Wie wir hören, is Herr van Zuylen Nyeveldt, Attahé bei unserer Gesandtschaft im Haag, ohne fel als Ueberbringer von Depeschen, in Brüssel angekommen. Depeschen müssen einiges Licht über die Sachlage ver- n, und das Ministerium sollte doch wohl nun in Stand t sein, eine Entscheidung über die Wiederversammlung der mern oder den Schluß der Session zu . treffen. Andererseits hert man, Herr Mercier, der am Freitag in Brüssel eintraf, sei olgenden Tage nah Mons zurückgekehrt und schicke sih an, von n nah dem Haag zu reisen, aber nicht ‘um den paraphirten Ver- zu unterzeichnen, sondern angeblih um die Unterhandlungen wie- uszunehmen, Die holländischen Blätter melden ihrerseits, daß j Wilhelm den Haag nochmals auf etwa acht Tagen verlassen und Personen, welche wohl unterrichtet sein können, versichern, es e Absicht, die Unterhandlung und die definitive Unterzeihnung Vertrages bis zur bevorstehenden gewöhnlichen Zusammenkunst Veneralstaaten, also bis zum Monat Oktober, hinzuziehen. Wir n in dieser Hinsicht nichts Gewisses melden, aber wir bleiben falls dabei, daß die Lage, in welche die belgishen Kammern t sind, niht länger fortdauern kann, ohne ihre Würde und die Janzen Landes aufs - äußerste bloßzustellen.“‘

Dänemark.

Kopenhagen, 22. Juli. Ueber den Besuch, den Jhre Ma- # der König und die Königin in Helsingborg abgestattet haben, nan in der Berling. Ztg., daß die schwedische önigs-Familie, ludnahme des Kronprinzen, der von den Masern befallen is, \sih pord des „Hekla“/ verfügt hatte, um das dänische Königspaar der übrigen Königlichen Familie zu empfangen. Nach der Lan- “gaben sih die beiden Könige in die Wohnung des s{hwedi-

önigs und die heiden Königinnen in die Wohnung

hwedishen Königin, und es ward hierauf eine Fahrt

dem Brunnenorte Ramlösa unternommen, wo in dem Konzert und Ballsaal große Tafel gehalten wurde. Vor m 9 Uhr Abends erfolgten Rückreise der dänischen Königs-Fa- wurde der Thee in der Wohnung des Königs von Schweden !mmen, Gegen 125 Uhr kam die dänische Königs-Familie auf „Dekla/ wieder auf hiesiger Rhede an, wo man die auf dersel- enden drei Kriegsschiffe in blguer bengalischer Flamme erglän-

Puron Alphons de Hübsh ist zum Secretair bei der dänischen 7 tshaft in Konstantinopel ernannt.

vie Kollegial=- Zeitung theilt in einem Extra - Blatte das

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Bedenken der ‘zur näheren Untersuchung der Erbfolge- Verhältnisse in den Herzogthümern verordneten Kommission mit.

Das Dampfschiff „Kopenhagen“ ist hier am Sontage nah 13{stündiger Fahrt von Kiel angekommen, Die Reise nah Hamburg fann also in etwa 18 Stunden zurückgelegt werden, eine Zeit, die früher gebrauht wurde, um von hier nah Korsör zu fahren.

Der Bankf-Direktor Christensen is mit Todte abgegangen.

Sckch weiz.

_ Kanton Zürich. Die Murtener haben in diesen Tagen ihre Beshwerdeschrift gegen den Anschluß an den Sonderbund ein- gereiht. Aus der Diskussion in der Tagsaßung vom 20. Juli über die Garantie der Walliser Verfassung, welhe alle bedeutenden Stände ablehnten, weil der reformirte Gotteêdienst verboten ist, shließt man, daß die Verhandlungen über den Sonderbund und Murten sehr higig werden dürften.

Kanton Vern. Die vom Verfassungs - Rath an das Volk von Bern erlassene Proclamation lautet wie folgt:

„Mitbürger! Den in eurem Auftrag ausgearbciteten Verfassungs-Ent- wurf legen wir euch hiermit auf den nächsten 31. Juli , an einem ohnchin durch die Einführung der bisher geltend gewesenen Staats-Verfassung dem bernishen Volke lieb gewordenen Jahrestage, zur Annahme oder Verwerfung vor. Es war unsere Absicht, durch diese unsere Arbeit dem in zahlreichen Petitionen ausgesprochenen Volkswillen so viel möglich ein Genüge zu thun. Und mancher von euch ausgesprochene, aber in diesem Entwurf unerfüllt ge- bliebene Wunsh wird später durch die Geseßgebung und die vollziehende Staatsgewalt zweifelsohne noch volle Befriedigung finden. Wir wollten der öffentlihen Wohlfahrt eine festere, breitere Grundlage legen und der Frei- heit heilige Garantieen zusichern ; wir wollicn Keime ins Volksleben hinein- pflanzen, die in der Zukunft, von höherer Bildung gepflegt, zum kräftigen Baume heranwachsen sollen. Ob unser Streben uns gelungen sei, das ent- \cheidet nun ihr. _ZJhr waret bis dahin durch verschiedenartige Juteressen ge- trenntz die Ungleichheit der Vertheilung der öffentlichen Lasten war seit lan- ger Zeit der leidige in unser so reich gesegnetes Land geworfene Zankapfel, Wir seyten uns zum Ziele, diese materiellen Angelegenheiten möglichst be- friedigend auszugleichen, die bisher getrenut gebliebenen Landestheile in höherem Nationalgefühle zu einigen. Haben wir das uns vorgesteckte Ziel erreiht? Die Beantwortung auch dieser Frage stcllen wir nun getrost eurem Entscheid anheim. Mitbürger! Der gegenwärtige Augenblick is so ernst, so folgenreih. Wir schicken uns jeßt an, über tas Wohl oder Weh unseres theuren Vaterlandes zu entscheiden. So möge denu Jeder unter uns vor Gott und scinem Gewissen redlih und getreulih das Werk prüfen, das wir euch nun vorlegen. Alle wollen wir den Blick über die engen Schrauken der Dorfschaften, Amts - Bezirke und Landestheile erhe- ben und unverrüct die allgemcine Wohlfahrt unseres Landes ins Auge fassen! Gewitterwolfen, die immer shwerer und finsterer sch zusammen- ziehen, drohen über unserem \{hweizerischen Vaterlande \sich zu entladen. Möchten wir beim nahenden Sturm ein siheres Obdach im neu cibauten Hause finden. Mit den eigenen Angelegenheiten beschäftigt, konnten wir unsere Stelle in den Reihen der eidgenössischen Kantone nicht mit dem Nachdrue behaupten, wic es für Bern sih geziemt; unsere Brü- der schen sich ängstlich nah uns um! Ja, bald werden wir wie- der eintreten în die Reihe als ein starkes, freiheitsliebendes Volk. Mit- bürger! Zur Hoffnung, daß wir einer shöncren Zukunft entgegengehen, berechtigt uns eure in den leßten Monaten bewiesene ruhig-ernste, würdige Haltung. Ein Volk, das in solchen Zeiten sih selbst zu beherrshen und den Versuchungen, die Bahn gesegliher Ordnung zu verlassen, so entschie- den zu widerstehen weiß, ist des höchsten irdischen Gutes, der Freiheit, wür- dig. Aber wer könnte in Zeiten, wo die Wohlfahrt eines ganzen Volkes in Frage steht, so undantbar sein, daß er mit inniger Andacht sein Gemüth nicht zu dem erhöbe, der die Schicfsale der Völker mit allmächtiger Hand leitet? Wie gütig hat sich Gott immerdar gegen uns erzeigt, auch hierin, daß er uns die Wahl unserer Verfassung und ‘Regierungsform als eine Wohlthat zuläßt, deren so viele Völker zur Stunde noch entbehren! O daß wir dieses Glücks, dieses Vorzugs würdig bleiben möchten! Gott segne und erhalte unser Vaterland! Bern, 14. Juli 1846. Namens des Ver- fassungs-Rathes der Präsident Alexander Funk. Die Secretaire Mig 9. Stämpfli, Revel, Kistler,“ :

Kanton Aargau. Die fatholishe Volks-Petition um Wie- dereinseßung der Klöster ist im Freiamt mit 4418 Unterschriften ver- sehenworden. Auch im Bezirk Baden sind bereits 2000 Unterschriften ein- gegangen. Dem Großrath und Rektor Meienberg von Bremgartea wurde der Auftrag zu Theil, die von den Bezirken Bremgarten und Muri fast einstimmig unterzeichneten Petitionen um Wiederherstellung Lee Klöster dena Bundes-Präsidenten in Zürich zu über- reien.

Ale

Neapel, 11. Juli. Der König, die Königin und die sämmt- lihe Königliche Familie sind nah Palermo abgereist, um dem Ro= salienfeste (15ten d.) beizuwohnen,

Die zwei kolossalen Pferde aus Erz, welhe Kaiser Nikolaus bei seinem lebten Hiersein dem Könige als Gescheuk versprach, sind auf einer russishen Korvette angelangt und bereits ans Land gebracht, Sie sind ein Meisterwerk der Kunst.

Rom, 15. Juli. (A. Z.) Die Presse vom ten d. läßt sih von hier berichten, der Papst habe dem Grafen Rossi einen Brief geschrie- ben, worin er seine Liebe und Hochachtung für Ludwig Philipp und die Franzosen ausdrücke und sich dieselbe Protection ausbitte, wie sein Vorgänger sie genossen habe. Man weiß wirklih nicht, was man zu solhen Lügenartikeln denken soll, die uns einen Blick thun lassen in das französische Getriebe,

Spanien.

& Madrid, 16. Juli. Die Progressisten haben ausführliche Naqhrichten über die Reise-Abenteuer des Jnfant-n Don Enrique er- halten. Es war der bekannte Herr Cortina, der den Jnfanten in Bayonne überredete, seinen Aufenthalt von Frankreich nah einem anderen Lande zu verlegen. Herr Cortina, ein sehr gewandter Mann, stellte dem Prinzen vor, daß er während seines Bleibens in Frankreich auf das strengste beobahtet und überwacht würde und vielleiht gar zu erwarten hätte, wie einer seiner Vet- tern gewaltsam zurückgehalten zu werden. Der Junfant äußerte nun den Wunsch, seinen Wohnsiß nach England zu verlegen, wurde jedoch durch Berücksichtigung der Kosispieligkeit des dortigen Aufenthalts veranlaßt, sih für die Hauptstadt Belgiens zu entschei= den. Seine hohen Verwandten in Paris waren von den eigentlichen Bewegungs-Gründen seiner Reise nicht unterrihtet. Sie stellten einige Mittel zu seiner Verfügung und wünschten ihn in Paris bei sih zu behalten. Nachdem der Jufant die Ehre gehabt hatte, in Neuilly an der Königlichen Tafel zu speisen, suchte sein erlauhter Wirth ihm bemerkbar zu machen, daß der Aufenthalt in Brüssel an der Seite einer mit einem an Rang weit unter ihr stehenden Manne verheiratheten Schwester nicht wohl dazu geeignet wäre, ihn in die seinem Stande entsprehende Gesell- schaft zu führen, und er daher besser thun würde, in Paris, wo seine jugendlichen Verwandten von dem Wunsche, sich ihm gefällig zu machen, beseelt wären, wenigstens auf so lange zu verweilen, bis sich ihm erfreulihere Aussichten in seiner Heimat eröffneten. Allein der Jufant erklärte seinem erhabenen Verwandten, auf diesen Vorschlag nicht eingehen zu können, weil er dem Herrn Cortina ver- \prochen hätte, sih vor der Hand in Brüssel niederzulassen. Jn diesem Benehmen des jungen Infanten erblicken die hiesigen Progressisten

einen neuen Beweis seines unabhängigen Sinnes. Natürlich muß es ihnen erwünschter sein, den Infanten \ih unter die Befehle des Herrn Cortina stellen, als ihn den Rathschlägen seiner auswärtigen Ver- wandten folgen zu sehen.

Der Heraldo, das bekannte Organ der Partei des Generals Narvaez, soll gegenwärtig unter dem direkten Einflusse der französischen Botschaft stehen. Von allen Seiten mit der Aufforderung gedrängt, sich in Betreff der Vermählungs -Frage unumwunden zu erklären, sagt dieses Blatt jeßt: „Wenn wir irgend befugt wären, unsere Ansicht über die Vermählung der Königin auszusprehen, so würden wir jeder auswärtigen Combination einen spanischen Prinzen, und zwar einen liberalen Prinzen, vorziehen. Als wir im vorigen Sommer die Kandidatur eines der Söhne Sr. Königl. Hoheit des Jnfanten Don Francisco ausfstellten, verkündeten wir niht einen Namen, sondern ein Prinzip. Die späterhin in unserem Lande eingetretenen Ereig= nisse haben weder dieses Prinzip, noch den Beifall beseitigen können, mit welchem die Nation damals den von uns an denThron der Kö= nigin gerichteten Wunsch aufnahm.“ Dagegen sagte gestern derTiempo: „„Auf die Kandidatur Trapani folgte die Kandidatur Koburg, und mit thr entstand das Bestreben des Ministeriums Ludwig Philipps, thr entgegen= zuarbeiten. Wir sind überzeugt, daß alle möglichen Mittel zu diefem Behufe direkt und indirekt von Seiten Frankreihs in Bewegung geseßt wurden und noch werden. Der Botschafter und die Regie- rung Frankreihs haben ohne Zweifel niht bedacht, daß bei der ge- genwärtigen Lage der Dinge ihr Widerstand eine Kandidatur beliebt machen und ihre Anempfehlung eine andere vereiteln kann. Eine solhe Gestalt hat die Vermählungs-Frage angenommen.“

Der französishe Botschafter hat die Reise, die er für diesen Sommer nah den Bädern von Tepliß zu unternehmen beabsichtigte, aufgegeben. Seine Gemahlin is dagegen vor 8 Tagen nah Frank- reih abgereist.

Der General Narvaez wird, wie seine vertrauten Freunde be- haupten , auf längere Zeit in Paris verweilen, ohne sh auf seinen Botschasterposten nah Neapel zu begeben. Der General Mazarredo, E at innigsten Vertrauten, ist ihm vor acht Tagen nah Paris nachgereist.

Der Erzbischof von Bordeaux hielt auf seiner Durchreise durch Barcelona in der dortigen französischen Kirche eine Predigt, in wel- her er die anwesenden Franzosen dazu ermahnte, sih mit der spani= chen - Nation auf das engste zu befreunden.

Die Einverleibung der Provinzial-Miliz-Bataillone in die Linien- Regimenter is überall ohne Widersehlichkeit, die auch an den im voraus getroffenen Maßregeln gescheitert sein würde, vor si gegangen.

Morgen wird in der Kirhe von S. Francisco ein feierliher Trauer-Gottesdien| für die 75 Mönche stattfinden, die am 17. Zuli 1834 von den niederen Volksklassen Madrids auf Veranstaltung eini= ger blutgieriger Revolutionaire ermordet wurden. Zwei Handwerker, die an diesen Gräuelthaten theilgenommen hatten, stritten gestern in einer Schenke darüber, ob der Tag des Ereignisses der Abte oder der 17te gewesen wäre, und begannen mit ihren Messern einen Kampf, der damit endigte, daß der eine getödtet, der andere tödtlih verwun- det wurde.

Der Zustand von Portugál \cheint immer bedenkliher zu werden. Kaum war der von der Regierung mit besonderen Befugnissen nah Coimbra abgeshickte Herr Fonseca Magalhaes dort angekommen, als die dortigen Einwohner sich empörten und ihn nöthigten, in der eilig- sten Flucht sein Heil zu suchen. Die rebellishe Junta wurde sogleich wieder eingeseßt und befindet sich in völliger Unabhängigkeit von de lissaboner Regierung. :

Die Hiße steigt hier jeden Nahmittag im Schatten auf 34 Grad Reaumur. :

Portugal.

ck= Paris, 21. Juli. Die Briefe aus Lissabon reihen bis 12. Juli. Jn einem lese ih die folgenden Worte, welhe mit we- nigen Zügen die ganze Lage der Dinge schildern: „Anarchie in der Regierung, Anarchie in der Verwaltung, Anarchie in den Finanzen, Anarchie im Volke. Wenn diese Lage noch länger fortdauert, so fann man niht ohne Bangen an das Schicksal denken, welches dieses unglücklihe Land erwartet.“ Gestern schon war uns durch die spa- nishen Blätter die Meldung zugekommen, es sei in Coimbra ein neuer Aufstand in radikalem Sinne ausgebrohen. Der Zu- stand der Anarchie und Unordnung, in welchen das unglückliche Land ohnedies sich \{chon verseßt sah, is also noch verwickelter geworden durch den Anfang eines neuen rein demokratishen Aufstandes. Der eine Aufstand hat nun einen anderen erzeugt. Das Ministerium des Herzogs von Palmella hatte sich in Folge der miguelistishen Re- bellions-Versuche genöthigt gesehen, durch Anordnung außerordentlicher Maßregeln den streng constitutionellen Weg zu verlassen, den es bei seinem Eintritte ins Amt einzuhalten versprochen hatte. Es theilte eine Anzahl von Bezirken des Landes in zwei große Distrikte und stellte an die Spibe eines jeden eine Behörde neuer Erfindung unter dem Titel eines Ober = Civil - Chess. Diesem wurden -diesel- ben ausgedehnten Befugnisse ertheilt , wie in ähnlihen Um- ständen das Ministerium Cabral sie für seine Beamten von den Cortes verlangt und erhalten hatte. An die Spiye eines dieser Verwaltungskreise, des von Mondego, dessen Hauptstadt Coimbra i}, wurde der Rath Rodrigo Fonseca Magalhaes gestellt. Kaum erfuhr man in Coimbra diese Maßregeln des Kabinets, als die Volksjunta daselbs sich auflöste und das Volk zu den Waffen griff, um Widerstand zu leisten. Herr Magalhaes sah sih genöthigt, un- ter dem Schuß einiger Freunde, die über seine bedrohte persönliche Sicherheit wachten, aus Coimbra zu entfliehen. Die Junta hat nun die Zügel der Regierung wieder selbs ergriffen, und Coimbra hat si als unabhängig erklärt, indem es jeder Autorität, die nicht innerhalb seiner Mauern ihren Siß hat, den Gehorsam verweigert. Die lokale Presse hat dem Kabinet zu Lissabon förmlih den Krieg erklärt, und der Res gierung mangelt die Kraft, um diese neue revolutionaire Bewegung zu Coimbra im Keime zu erstickden. Das offizielle Diario beobachtet über die ernsten Vorfälle zu Coimbra, auffallend genug, das tiefste Stillschweigen. Der septembristishe Patriote aber, das Haupt- Organ der Revolution, welches die Minister aufs heftigste bekriegt, sagt mit dürren Worten, Portugal befinde sich in der beklagenswer- thesten Lage von der Welt, und wenn die Regierung auf der Bahu fortschreite, die sie jeßt befolge, so sei eine neue Revolution unausbleiblih, Herr Fonseca Magalhaes war von Coimbra zurück wieder in Lissabon einge= troffen. Es eint, daß Santarem bereits dem Beispiele von Coim- bra gefolgt ist. Zu Santarem hatte bekanntlich die Junta sih niht auflösen wollen. Auch hieß es, die Bewohner des platten Landes und der Gebirge um Coimbra hätten sich bereits bewaffnet, um zur Vertheidigung der Stadt herbeizueilen für den Fall, daß die Regie- run versuqen sollte, mit Gewalt sie zur Unterwerfung zu bringen, Während so die radikale Partei mit Kedfheit in Coimbra und am Minho das Haupt erhebt, rührt \sich die miguelistishe immer ge- waltiger in Tras os Montes und in den Algarvien, und ernst- lihe Zusammenstöße drohen zwishen den Truppen und dem Volke. Besonders auch in der Gränzfestung Elvas legen die Truppen ganz ofen ihre Unzufriedenheit an den Tag, und die Regierung hatte in der

Pa x U L i Ta

E A R L P R E S T

É EM S E E: it P O B T D E