1846 / 272 p. 4 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

ex Allerhöchsten Genehmigung nicht bedarf, nah Maßgabe e Es Gesege und Bann aliein und untec seiner Berantwort- lichkeit abzumachen, jo daß die betreffenden Erpeditionen mit sciner alleini- gen Unterschrift dieselbe Gültigkeit und bindende Kraft haben, wic die ín der bisher vorgeschriebenen Form auszefertigten Erlasse. §, 3. Die übri- gen Sachen vertheilt der Regierungs - Präsident unter die Räthe zur allci- nigen Erledigung nach den bevorstehenden Vorschristen oder zur kollegia- lischen Behandlung, wo diese durh besondere gesehliche Verfügungen vor- geschrieben is oder von ihm für zweckmäßig erachtet wird. Ju den Sachen, welche hiernach einem der Räthe zur alleinigen Erlcdigung zugetheilt werden, hat derselbe auch die hierauf erfolgenden Ausferti-

gungen allein zu unterzeihnen. Die auf follegialishe Behandlung erwach- jenden Ausfertigungen sind mit der Unte: schrift des Prästdenteu und des ältesten zur Sielle befindlichen Regierungs - Raths, oder in Verhinderungs- fällen des Ersteren, der beiden ältesten Näthe zu versehen. Alle Beikom- mende haben demnach den Erlassen, welche in der einen oder anderen der angegebenen Formen ergehen, unweigerlich zu geleben, Wonach ein Jeder, den es angeht, sih allerunterthänigst zu achten. Uifundlih unter Unserem Königlichen Handzeicben und vorgedruckten Jnsiegel. Gegeben zu Wyck auf Föhr, decn 7. September 1846. Christian R. C. Molile. Dum- reicher. Liliencron.““ i S

Außer dem vorstehenden Aktenstücke enthält die Berling. Zei- tung in ihrem heutigen Blatte ein Kanzlei- Patent vom 21, Sep- tember, worin die Befolgung der Beschlüsse des deutschen Bundes vom 5. Juli 1832 gegen politishe Vereine und außerordentliche Volks - Versammlu::gen und der Beschluß der Bundes - Versammlung vom 6. August 1846 gegen kommunistishe Vereine, welche Beschlüsse nunmehr auh im Herzogthum Holstein in Anwendung fommen sollen, eingeshärst wird. .

Die roesfilder Stände-Versammlung hat am 21sten d. M. ihre Sibßungen geschlossen. :

S chweiz.

Aus der Schweiz, 23. Sept. (O. P. A. Z.) Von der Aufgabe, welche sich die Volks-Vereine im Kanton Bern seßen, ha- ben wir folgendes Musterchen zu berichten. Das Jdeal eines Volks- Vereins soll sein: a) Scharfe und getreue Aufsicht zu führen über die Entwickelung des Staatslebens. b) Bildungsschule zu werden die für politishe Aufklärung der Massen. c) Durch Verzweigung in andere Kantone den Weg einer durhgreifenden Bundesreform anzu- bahnen, Also eine Staats-Kontrolle soll von diesen Vereinen aus- gehen, die in ihrer Beschränktheit und ihrer wühlenden Absicht selbst der Aussicht der Staaten bedürfen. Wie kann aber eine politische Bildungs-Schule von einem Vereine geleitet werden, der selbst Schule nöthig hätte und der sich zur Ausgabe macht, diejenigen Staats=- Bürger, welhe durch Erziehung, Wissenschaft, Handel, Gewerbe und Vermögen von der Staats - Verwaltung terroristish auszuschließen, weil sie niht der herrschenden politischen Reaction angehören Dieser unnatürlihe Zustand is eiue Factions - Herrschast, die troß

der vorübergehenden Majorität niht haltbar is. Denn wie darf die neue Regierung, ihrer Ueberzeugung folgend, daß sie blos eine Regierung für die Radikalen sei, eine selbst= ständige vernünftige Maßregel oder Wahl beenden, ohne von dem radikalen Vereinspöbel ausgeschimpst zu werden? Jst sie frei, so wird sie untergraben: giebt sle nah, so wird sie Sklavin und Werkzeug einer Faction, die dur ihre Organisation allmähtig wid, wenn sie glei blos den hundertsten Theil der gesammten Staats-Bürgerschaft umfaßt. Fürwahr, dieser war zu allen Zeiten der Fluch und der Krebsshaden jedes Gemeinwesens, mit welchem wahre Freiheit un- vereinbar is. Daß dieses besorglihe Bild bereits zur Wahrheit ge- worden i}, erfahren wir aus radikalen Blättern, welche verdiente Staats-Beamte auf die empörendste Weise besudeln und von der Re= gierungs= Behörde verlangen, daß sie von den Staatsgeschäften ent- fernt werden, und mit ihnen gehen die Vereins-Sectionen Hand in Hand, so daß es wohl keinem Zweifel unterliegt, die Staats- Behörde werde deren Ruf gewähren, wenn damit auch die \chreiendste Ungerechtigkeit begangen wird. Was dann ferner der Central - Aus\huß des Volks - Vereins von Bern mit dem ge= faßten Beschluß, wonach die Verbindung mit den Freisinnigen anderer Kantone zu einem \{chweizerischen Volksverein eingeleitet werden soll, bezweckt, vernehmen wir ebenfalls aus einem radikalen Blatte, wo er sagt: „Hoffentlih werden die Freisinnigen nah dem s{mahvollen Abstimmungs - Resultate in der Jesuiten= und Sonderbunds =- Frage einsehen, daß das Maß voll ist. Sie werden erkennen, daß es Noth thut, zusammenzuhalten und in allen Gauen des Vaterlandes eine enge, festgeshlossene Phalanx zu bilden. Is} dies geschehen, so muß, wir wollen kurz, aber offen sein, der erste günstige Umstand benußt und eine neue, den shweizerishen Verhältnissen angepaßte Bundes- Verfassung eingeseßt werden. Nur durch fräftiges Auftreten und vereintes Handeln wird unserem Vaterlande Freiheit und Glü er- blühen!‘ So Gott will, wird aber diesem Treiben Einhalt ge=- than werden können, damit unsere Selbstständigkeit nicht zu

Grunde geht. : Italten.

X Genua, 22. Sept. Nach dein heute früh ausgegebenen Bülletin, war in dem Zustande der durchlauchtigen Tochter Sr. Kö= nigl. Hoheit des Prinzen Karl von Preußen in dieser Nacht einige Erleichterung dur einen wohlthuenden Schweiß eingetreten, und die Symptome der Krankheit waren dana heute Morgen etwas weni- ger beunruhigend, als in den beiden legten Tagen. Die hohe Kranke

ist etwas mehr bei Besinnung.

S panien.

& Madrid, 21. Sept, Während der Diskussion der Be- glüdwünschungs - Adresse im Senat gab der Minister = Präsident zu verstehen, daß Lord Palmerston gewünscht hätte, die Königin mit einem anderen Prinzen als dem Jnfanten Don Francisco de Asis vermählt zu schen. Der englische Gesandte, welcher der Sihung bei- wohnte, verließ dieselbe und erflärte den im Konferenz - Saal anwe- senden Senatoren, daß die Angabe des Minister-Präsidenten durchaus unbegründet wäre. Der General Mazarredo, vertrauter Freund des Generals Narvaez und des französishen Botschafters, drückte im Laufe der Diskussion den Wunsch aus, daß die Feier des zweiten Mai?s, jenes Tages, an welhem die Einwohner sih heldenmüthig gegen den französishen Thronräuber erhoben, von nun an abgeschot werden möchte. (Der Großvater Mazarredo's lieferte als Admiral die spanische Flotte 1808 an die Franzosen aus und diente dem Kü= nige Joseph als Marine-Minister.)

Wenige Minuten, nahdem am 18ten die Abstimmung des Kon- gresses erfolgt war, fertigte der französishe Botschafter einen Cou- rier nah Bayonne mit einer für Paris bestimmten telegraphischen Depeshe ab. Man wird ohne Zweifel dem Auslande glauben machen wollen, die Vertreter der spanischen Nation hätten, ver möge jener Abstimmung, der Vermählung der Jufantin mit dem Herzoge von Montpensier ihre Genehmigung ertheilt, während doch die Darbringung der Adresse nihts weiter als eine Höflichkeitsformel ist. Das Ret, ihre Einwilligung zur Vermählung der Königin und der unmittelbaren Thronerbin zu ertheilen, wurde den Cortes dur die umgeänderte Constitution ausdrücklih genommen. Die dermalige Deputirten - Kammer wurde im leßten April von zweien der gegen- wärtigen Minister für eine revolutionaire Versammlung erklärt, die, dem Willen der Königin gemäß, sofort aufgelöst werden müßte. Jede der beiden zahlreihsten Parteien Spaniens, die der Progres-

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sisten und die der Anhänger der Familie des Don ‘Carlos, wurde in dem Kongresse dur ein einziges Mitglied vertreten. Dem Vertreter der leßteren verstattete man nicht, zu reden, und an ein Mitglied der Opposition, welches gegen die Heirath der Jnfantin das Wort nahm, rihtete der Minister-Präsident in der Sibung sclb#| eine Herausfor- derung. Die Minister stellten den Grundsaß auf, daß gegen den Willen der Königin Niemand eine Einwendung maten dür e, und denno gestatteten sie den Cortes, diesen laut ausgesprochenen Willen einer Disfussion und selbst einer Abstimmung zu unterwerfen. Wie is dieser Widerspruh zu erflären? Doch nur aus dem Wunsche des frauzösischeun Hofes, daß die fremden Mägte glauben möchten, die spanische Nation hätte vermöge gehörig befugter Vertreter den beiden Heirathen ihre Zustimmung ertheilt. : .

Alle Blätter, welhe Einwendungen gegen die Vermählung der Jufantin erheben, werden, im Widersprnch mit der Verfassung, Tag für Tag mit Beschlag belegt. Der Español hatte erflärt, die Minderzahl der Deputirten hätte die Heirath gemißbilligt, aber hinter dieser Minderzahl stände die ganze Nation. Der Heraldo ezw!e- dert, in dirser Behauptung läge die Berufung an die Revolution, und zwar an eine Revolution, welhe damit begönne, die Dynastie umzustürz:n. Ein anderes Blatt sagt: „J1 der Heirath des Her- zogs von Montpensier liegt mehr als die Erneuerung des Werkes Ludwig's X[lV. Jun ihr liegt die Uebertragung des Werkes Lud- wig's XIV. auf die Dynastie Orleans, ein wihtiger Umstand, der den Einsichten der europäishen Diplomaten niht entgehen wird... Durch d‘e Vermählung des Herzogs von Monipensiec hat die fran zösische Regierung erreicht, daß die Familie des Don Carlos auf im= mer geächtet und ihr jeder versöhnende Ausweg abgeschnitten wurde... Welche Tage stehen uns bevor? Jun Junern sind wir entzweit, die Mitglieder der Koniglichen Familie unwiderruflich vou eéluander ge- trennt, die Regierung ist mit fremden Mäghten überworfen. Warum hat man gerade den verderblihsten Weg eingeschlagen? :

Ju der That kann nur der Augenzeuge sih einen Begriff von der Aufregung, von der fieberhaften Spannung machen, die sich der Gemüther hier bemeistert hat. Die Königin Christine, so versichern idre nächsten Umgebungeu, weiß sich nicht zu fassen, vergießt Thrâäz neu bei dem Anblick ihrer Töchter und giebt zu verstehen , daß ste selbs einer unwiderstehlichen Macht nachgeben mußte. Als die De- putirten deu Jufanten Don F: ancisco, fünstigen Gemahl der Königin Jiabella, vorgestern feierli beglüdwünschten, richtete dieser Prinz eine Anrede an sie, wie man sie nur aus dem Munde seines Bruders hätten erwarten fönnen. Er vcrsprach, sagt mant, den Durst des Volkes nach Freiheit befriedigen, das Werk der Revo!lutiou aufrecht Bier M G, N Aeußerungen sollen

öberen Ortes großes Mißfallen erregt haven. j

ah S der französisbe Botschafter dic Nachricht, daß der Graf vou Montemolin sich von Bourges heimlich entfernt häâlte und auch Cabrera vershwunden wäre. _Gerüdte von bevorstehenden Bewegungen der Karlisten und Progressisten laufen von allen Seiten ein. Die Behörden in den Provinzen sehen sich deshalb veranlaßt, mit den hergebrahten terroristishen Maßregela zu drohen. Truppen=- Corps nähern sih der vou hier nah Jrun führenden Heerstraße, um den frauzösishen Prinzen zur Bed. ckung zu dienen. ,

Die päpstlichen Dispensations-Bullen sind (wie bereits gemeldet) vorgestern hier angelangt. Die junge Königin wünscht, daß ihre Ver- mählung früher als am 10. Oktober stattfinde, da sie an diesem Tage, ihrer Geburtsfeier, ohnehin vollauf R sein wird. .

Diesen Mittag erhielt der englische Gesandte einen Courier, den, wie es scheint, der Botschafter in Paris an ihn abschickte. S

Heute hat im Kongresse die Diskussion der von den Ministeru verlangten Ermächtigung zur Erhebung der Steuern begonnen.

Die englische Flotte war noch am 17ten im Hafen von Cadix.

Griechenland.

O München, 24. Sept, Die neuesten Briese aus Athen sind wieder erfreulihster Art, d. h. man weiß uns eigentlich gar nichts Neues zu melden, Obschon vom 15: September, also nur zwei Tage vor dem Gedächtnißfeste der September-Revolutiou, datirt, enthalten sie nicht die mindesle Andeutung, daß die machtlos gewordene Vppo- sition etwa einen Handstreih wagen werde, wie noch vor wenigen Monaten im voraus angekündigt worden war. Der Hof wollte den Festtag noch in der Hauptstadt zubringen, dann aber soglei einen läugeren Ausflug nah dem Norden antreten. :

Die beste Nachricht, welhe uns zukommt, zugleich auch das er= freulihste Ereigniß für die griechishe Regierung, ist offenbar, daß der Korinthenbau quantitativ wie qualitativ ungewöhnlich gut ausgefallen is. Das bringt Geld und frohen Muth ins Land, und die wieder- gefüllten ae L A i Verwaltung, ihre Zwecke t ablreiher Gegner frä:tig zu verfolgen.

V Mit A Gie Ver großen Hiße, unter welcher Alles verschmach= ten zu müssen schien, war auch der öffentliche Gesundheits =- Zustand wieder besser geworden. Fast ein Vierteljahr lang hatten alle Aerzte vollauf zu thunz namentiich litten auch die anwesenden Fremdeu viel,

Unter den vielen öffentlihen und Privatbauten nimmt der unter Leitung des trefflihen Hansen ras seiner Vollendung entgegenge- hende Bau des neuen Flügels der Universität mit Recht bie erste Stelle ein. : i j

Jn eine vor Jahrhunderten und eben so im klassischen Alter- thume reihe und dichtbevölkerte, jeßt aber arme und fast verödete Gegend bringt der Unternehmungsgeist und der rege Pslichteifer der österreichischen Uoyd-Dampfschifffahrts- Gesellschaft eben jeßt ein fri- {es Leben und legt vielleicht den Grund zum Wiedererblühen gro- ßen Wohlstandes. Ebenfalls unter Leitung des Architekten Hansen hat diese Gesellschaft nämlich, theils zur Bequemlichkeit ihrer Rei- senden, theils zur sicheren Unterbringung der bedeutenden Waaren= Transporte, auf dem Wege vom Piräeus nah Patras in den beiden halbverlassenen Hü/en Kalamati und Leutraki zwei große Gebäude aufführen lassen, in deren jedem si eine Waarenhalle, so wie ein gemeinsamer Passagiersaal und gesonderte Räume für die Herren und Damen der ersten Passagier-Klasse, befinden, dann die Büreaus, Be= amtenwohnungen 2e. Durch diese Bauten sind nicht nur große Sum- men Geldes an Ort und Stelle in Umlauf ge|eßt worden, sondern der bekannte, \ih nie und nirgends verleugnende Unternehmungsgeist der Griehen hat nur dieses Jmpulses bedurst, um das gegebene große Beispiel im Kleinen nahzuahmen, nämlich durch Eibauung be- quemer Wohnungen und Errichtung von Maggzinen, Es is nicht unmögli, daß bald diese Straße einen Grad ihrer srüheren Bedeu- tung wieder erhält, und daß dann die Verwirklichung eines hon un- ter Nero begonnenen Riesen-Unternehmens ebenfalls nicht mehr lange auf sich warten läßt. Noch finden sich nämlich die Spuren eines Kanals, welcher den Jstmus durchschneiden sollte, eines selbst der \{hönsten Römerzeit würdigen Werkes. Die Wiederaufnahme dieses Planes wird stets außer Verhältniß zu den Kräften Griechenlands bleiben. Aber sehr nahe liegt offenbar, und nicht unausführbar auch für das heutige Griechenland isst eine Jsthmus-Cisenbahn!

Der Landtag geht nun doch wohl seinem von aller Welt er- sehnten Ende entgegen. Das Finanz- Budget ist ohne wesentliche Abänderungen angenommen worden. Die Diskussion über das Bud- get des Kriegs - Ministeriums hatte begonnen und wird ebenfalls zu

Die \tädtisbe Gasbeleuchtung. Berlin, 30. Sept. Ueber den Stand der hiesigen städtisz

Notizen zur öffentlihen Kenntniß gebracht :

seitigung mancher sich kundgegebener Bedenken, nehmen wir Veranlassy

leuchtet sind. Um dicse öffentliche Eileuch:ung auf das 1egclmäßigste zufriedenstellendste bewirken, um auch zugleich den Wünschen und Anse rungen des Publikums, welches sich des Gaslichts zum Privatgebrauá dienen will, genügen zu können, ist auf cinem jeden der beiden Spree-Usy

ihr bcsonderes Röhren - Svstem und steht durch dies leßtere mit einez

vollständig bereitete Leuchtgas in ihre Gasbebälter aufzunehmen es möglich macht, daß dasselbe Behufs der Erleuchtung von vier versi

jahre nöthigen Steinkohlen is hinrcihend ge)orgt.

oder 217 Meilenz b) an Ableitungs-Röhren von 15 Zoll Durchmesser

5

tungen herzustellen, als nur möglich is. Wir sehen somit freudig der entgegen, mit welcher die städtischen Gaswerke, sowohl zur

in Betrieb geseht werden müssen.“ Auswärtige Börsen.

1878 Br. Bayr. Bank-Actieu —- ilope —. Stiegl. —. lou 98% Poln. 300 Fl. 96 G. do. 500 Fl. 805 Br.

Paris, 26. Sept. 5% Rente fin cour. 117 40, 3% do. ûn cour. Neapl. —. 3% Span. Rente 37%. Paas. 65.

Livorn. 1014. Budw. —. Pest. 904.

Königliche Schauspiele.

Beer. Die Ouvertüre, die Musik zu sämmtlichen Zwischenaktet die sonst zur Handlung gehörige Musik ist von G. Meyerbeer.

Vorstellung: Die Krondiamanten, fomishe Oper mit Tanz, n ten, von Scribe, Musik von Auber. Anfang halb 7 Uhr.

Sonnabend, 3. Okt. Jm Schauspielhause, 166ste Abonnem. Gottsched und Gellert, Charakter-Lustspiel in 5 Abth., von

G Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinkeisen. Jm Selbstverlage der Expedition.

Beschlüssen im Sinne der Regierung führen.

6 R P L E N Be f E t L

1157

Beilage zur Allgemeinen Preußischen

g 272.

Gasbeleuchtung hat der Magistrat so eben nachstehende interesa

„Mit der fortschreitenden Au€führung der städtischen Gasbereitung und Erleuchtungsweike hat sich auch das JZuteresie sür diese Angeleger bei unseren Mitbürgern gesteigert, Sowohl diescrhalb, als auch zur §

-audels- und Börsen-Nachrichten. Preise der vier Haupt-Getraide- Arten im Monat August,

Folgendes über die Lage dieser Sache zu veröffentlichen. Zunädch| wit, je medizinishe Schule von Galata-Serai.

holen wir mit Bezugnahme auf unsere frühere Darstellung vom 410, F zember 1844, daß die Erleuchtung sämmtlicher Straßen und Pläße in h siger Stadi vom 1. Januar 1847 ab seitens der städtischen Verwalt besorgi werden wird. Der Umfang des beschlossenen Plaues, nach wel, überall Gasëlicht eingeführt werden soll, läßt cs aber nicht zu , sofort Straßen und Pläye mittelst desselben zu erleuchten, Die desfallsige 6; richtung beshräuft sich daher vorläufig nur auf denjemgen Stadtihz dessen Erleuchtung bisher durch Gaslicht bewlrkt wurde, und auf diejy gen anderen Straßen, durch welche Haupt- und Verbindungsröhren gezoy * werden mußten. Die Werke werden aber unverzüglich fortgeseßt und beschleunigt werden, daß spätestens mit dem Jahre 1850 alle innerhalb j Ringma::er befindlichen Pläße, Straßen und (Hassen in gleicher Weis y

Yaudels- und Börsen - Nachrichten.

Preise der vier Haupt: Getraide- Arten nden für die preußische Monarchie zédten im Monat August 1846, nach einem monat- te in preußischen Silbergroschen und Scheffeln angegeben.

bedeutendften Markt- jen Durchschnit

Namen der Städte.

4, Königsberg eer ee ee E aa beiepeot eeres 4 o Tara ree e erburg... 5, Rastenburg E eve M DetbUtg .. 4-50.05 L ifi dies Dia «e +2%% E R Ls O aro séeoe 0, Graudenz... E N rug odo en se Gai lies y, Thorn déi sl) Pte 9, Bromberg „ooooo 0e0e ie 3, Fraustadt E 4, Rawitsch A Led M Nenpent e.) C B

E «66e drhaens 0e i ia 9, Brandenburg eee eo

(und zwar am Stralauer-Play und vor dem Kottbusser Thore) besondere Gasbereitungs - Austalt errihtet worden, Eine jede derselbe R entgegengeseßzten Ende der Stadt (und zwar resp. in der Liniensti] in der Nähe des Hamburger Thores, und in der Georger straße) eni teten Gasometer - Aastalt in Verbindung, die dazu bestimmt ist, y

nen, ih entgegenstehenden Seiten her in das Herz der Stadt, wie qu nach den äußeren Richtungen bin, mit gleichem Drue strömen fann, Y verdauken cs den rastlosen und anerkennungswerthen Bemühungen der Tj nifer, dem Kommissions - Rathe Herru Vlochmann und \scinem Sohne, da Direktor Herrn Blochmann, weichen die Ausführung des Planes überiw gen worden, so wie den Fabriken, Anstalten und Werkstätten , welde bi erforderlichen Arbeiten geliesert haben, daß die Werke regelmäßig Jorgany erhalten, der Umsicht und wissenschaftlichen Tüchtigkeit der Ersteren aher, daß die Stadt Berlin si dereinst des Besißes möglichst vollkommener G: werke ersreuen wird. Die zur Aufstellung der Oefen, der sonstigen u rate und der Gasbehälter erforderlichen Baulichkeiten sind längst « endet. Der Bau der Oefen geht in beiden Bereirnngs - Anstalten s ner nahen Vollendung entgegen. Sämmtliche Theile der Theer servoire, der Kondensatorcn und Reinigungs Maschinen , der Abschlußhih und Vorrichtungen zum Neguliren des Gaëstromes in den Röhrenleitungs ín der für die Erleuchtung der Stadt am 1. Januar 1847 nöthigen dehnung, sind theils con zusammengestcllt, theils in der Zusammenstell begriffen, Die Ausstellung der in den verschiedenen Anstalten erforderliót Gasbehälter, von denen ein jeder im Stande ist, 50,090 preuß. Kuti Gas aufzunehmen, is zum Thril vollständig erfolgt, anderen Theils bin furzer Zeit vollständig zu erwaiten. Für ren Bedarf der üm ersten Betrit

4, Frankfurt a. d. D... 5, Landsberg a. d. W. .….. 6, Stettin .…..... E Sat S SENAl Un L, eee) e 0a eei eeee e E d

2, Grünberg... 0000

Die zur Erleuchtung sämmtlicher bebauten Staditheile innethl der Ringmauern erforderlihe Nöhrenlänge beträgt: a) an Haupt-Leitunj Röhren von 10 Zoll bis 2 Zoll innerem Durchmesser 519,837 1heinl, F

e a0 000 oa.

circa 1800 Laternen auf Ständern und 1380 Laternen an den Häu, Hirschberg

circa 47,370 rheinl. Fuß. Zur Erleuchtung - der gegenwärtig von der 7, Schweidniß e... perial - Kontinental - Gas - Association mittelst Steinfohlengases _erleui

Stadtheile, in welhen sih 1820 Stück öffentliche Laternen befinden , (s indeß nur erforderlich gewesen: a) 315,912 rheinl. Fuß jener Hauptröh 4, ín ciner Länge von 4134 Meilen, und b) circa 26,308 rheinl, Fuß j Ableitungs - Röhren zu 1820 Laternen. Es wurden aber seit dew {, 1845, mit welhem Tage das Nöhrenlegen begonnen wurde, bis wrd September c. a) an Haupt - Leitungs - Nöhren 369,2245 rheinl, Fuß 152 Meile, folglich 49,312 Fuß oder eiwas über 2 Meilen mehr, als

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, Magdeburg Ee »

) Halberstadt... O TOD Auen uon etoar dees 9, Mühlhausen .. ........ r

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Frleuhtung des leßtgedachten Bezinks nöthig war, gelegt, und nicht min E Ad af Beitpunkie bercits b) die Ableitungsröhren nah l Stück Laternen geführt. Ju Beziehung auf die Laternen-Einrichtung wol wir nicht unerwähnt lassen, daß, um mit dem 1, Januar 1847 die úf lihe Grleuchtung mittelst Gast!icht wirklich bewifen zu können, so wie dl zur besseren Erleuchtung der Fahr straße , in allen über vier Ruthen bre Straßen, ciserne Laternenständer an den Rinnsteinen aufgestellt, in übrigen Straßen aber Laternen-Stüyßen an den Häusern angebracht weit Am 1. September d, J. waren bercits von den ersteren 913 Stü auf stellt, von den leßteren 383 Stück an den Häusern angebracht. Die festigung der Laternen, deren Verglasung und das Anbringen der Bret Röhren hat gleichzeitig begonnen und scbreitet rasch vorwil Die Erleuchtung der größeren öffentlichen Pläye wird durch b aufgestellte Kandelaber - Laternen , dle mehrere einzelve Flammen halten, bewirkt, und dadur eine Verbesserung der öffentlichen Erleudl herbeigeführt werden. Von 71,782 Stück geliefe1ten Röhren verschies Ait, welche eine Länge von 448,897 Fuß und ein Gewicht von T9) Ctr. haben, wurden bis zum 1. September c. hinsich:lich ihrer Brau! keit, namentli ihrer Dichtigkeit , untersucht 67,390 Stück mit ciner fin von 422,665 Fuß. Außerdem sind 303 Stück Wassertöpse einer Unte i hung unterworfen woiden. Was endlich die Erleuchtung der óffenildgi und Privat-Gebäude betrifft, welche in Folge unserer Bekamitmachunz d 30. September 1845 angemeldet und g?wünscht worden, so ist au f der dazu erforderlichen Arbeit bereits begonnen, Es wird darauf V genommen, bis zum 1. Januar 1817 so viel Privat-Erleucbtungs- Eins |

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Durchschnitts - Preise

12 Preußischen Städte " 9 Posenschen Städte Þ" 9 Brandenburgischen und Pom= merschen Städte...

' 11 Sqlesishen Städte 8 Sächsischen Städte...

4 Westphälischen Städte

} 14 Rheinischen Städte...

Sicyerung® öffentlichen Verkehrs und des Publikums, wie auch für den Privatgeb!!

Amsterdam, 26. Sept. Niederl. wirkl. Scb. 993. 5% Span, -

3% do. 38%. Pasa. —. Ausg. —: Zinal, —, Preuss. Per. Seh. —. Polv. Autwerpen, 25. Sept. Zinsl. —. Neue Aaol. 197.

Frankfurt a. M., 27. Sept. 5% Met. 110, 109%. Bank-Actien hd

«! Hamburg, 28. Sept. Bank-Actien 1570 Br. Bogl. Russ. 108, 1A London, 25, Sept. Cons. 3% 957. {. Belg. 98. 97. Neue Anl. h

Passive 9%, %. Ausg. Seb. 175. 165. 22% Holl. 593. A 4% do. H

Neue Port. —. Eugl. Russ. 1125. i105. Bras, 90, 88. Mex. 29%

Chili 102. 100, Peru —. S

Die medizinische Schule von Galata- Serai.

ustautinopvel, 10. Sept. Das Journal de Constantinople dul, nachstehenden Jahres - Bericht über die Leistungen der medizinischen 4 é von Galata-Serai während des achten Schuljahres (1261—1262) h E eisten dirigirenden Professor und Leibarzte des Sultans, Dr. S,

„Sire! Ew. Majestät haben bei Gelegenheit der öffentlichen Prüfun- f Kaiserl. medizinische Schule von Galata - Serai mit Zhrer erhabe- Vegenwart zu beglücken geruht. Wir schen hierin einen glänzenden hohen Antiheil Ew. Majestät an den Forischritten dieser ewiß; Anstalt nehmen. Dieser Besuch giebt dem Lehrkörper die

heit, daß Ew. Majestät auh die Bemühungen der Professoren und } Döglinge würdigen, und wenn diese nach o einer ferneren Aufmunterung bedürften, sie fänden die- ß in der lebendigen und steten Aufmerksamkeit, welche Ew. Ma- zuzuwenden geruhen.

w, Majestät jene Zöglinge vorzustellen die Ehre ge- sich durch ihre Leistungen ausgezeichnet, und welche für würdig j iden, als Aerzte in ven Dienst Ew. Majestät zu treten, werde ich,

er eingeführten Gebrauche gemäß, den Bericht über die Leistungen

Wien, 27 Sept. Nordb. 1724. Gloggn. 1284. Mail ll

Donnerstag, 1. Oft. Jm Schauspielhause. {165ste Abo ments- Vorstellung, Struensee, Trauerspiel in 5 Abth., von M

Freitag, 2. Okt. Jm Opernhause. 11lte Abonne

Zu dieser Vorstellung werden Billets zu den gewöhnlichen D o vielen Beweisen von

haus - Preisen verkauft. „Vor H, W

‘Vlwollen n

„Nachdem Jch

Gedruckt in der Decker schen Geheimen Ober-ofbuchrue i

Zeitung. Donnerstag den 1 fen Oktober

der Schule im ahten Schuljahre Ew. Majestät vorlegen; in der Hoffnung, Ew. Majestät werden mit Jhrer gewohnten nachsihtsvollen Gü:e eine An- stalt beurtheilen, die, ihrer inneren Natur nah, nur langsam und- stusen- weise den Grad der Vollkommenheit, deren sie fähig is, erreichen kann,

„Da die Schule in dem eben verflossenen Jahre wesentliche Verän- derungen erlitten hat, so muß ich auf den Ursprung dieser Lehranstalt zu- rückfommen, um jene Veränderungen in ih1em wahren Lichte und in ihrer ganzen Wichtigkeit zeigen zu können.

„Nachdem die mrdizinishe Schule nah sechsjährigem Bestehen den Hoffnungen ihres erhabenen Gründers, des Sultans Mahmud, nit ent- sprochen hatte, beschloß man vor acht Jahren, sie auf neuen Grundlagen z:l reorganmisirei, Als Dr. Bernard den schwierigen Austrag erhielt, den Entwurf zu einem neuen soliden medizinishen Studienplan zu verfassen, fand derselbe nur wenig Elemente vor, die ihm zur Lösung der ihm ge- stellten Aufgabe von wesentlichem Nußzen gewescn wären. Unter 80 Zög- lingen fanden sich nur 15, die fähig waren, einen Elementar - Unterricht in der Mcdi;in zu erhalten; die übrigen Zöglinge wurden in die ciste Klasse der Vorbereitungs-Studien verseyt. Man hatte hon vorher als nothwen- dig anerkannt, daß die Zöglinge, wenn sie cinem medizinischen Unterricht mit Nuzen folgen sollen, nebst ihrer Muttersprahe noch einer fremden Sprache wozu man die französishe gewählt hat mächtig sein müß- ten, Der Grund dieser nothwendigen \prachlihen Vorkenntniß lag darin, daß in einem Lande, in welchem eine medizinisch - wissenschafilihe Sprache erst neu zu schaffen is, wo eine medizinische Literatur noch gar nicht be- steht, eine sremde Sprache erforderlih i, um dem Zöglinge die Wissen- schaft zugänglich zu machen und demselben den Weg zu binen, auf twel- chem es ihm möglich würde, den außerorden!lichen Fortschritten der Wissen- chast im Occident folgen zu können,

„Jn diesem Sinne wurden drei Vorbereitungs-Klassen und vier Klassen für Poul mge der Medizin in vier auf einander folgenden Jahren geschaffen. Diese wurden von jenen Schülern besucht, welhe in den allgemeinen Piü- fungen hinreichende Beweise ihrer Fo1tschritte gegeben. Bei Befolgung die- scs Plancs, der, ohne etwas gewaltsam zu übereilen, ein sicheres, wenn au langsames Fortschreiten zum Ziele hatte, und bei gleichzeitiger Rück- sihtsnahme auf die bestehenden schwierigen Verhältnisse, fenuten die Zög- linge, die eine ziemli vellfommene elementare medizinische Bildung er- halten hatten, in den Dienst der Armee eintreten, und zwar vier Jahre, nachdem Dr. Bernard mit der Leitung der Studien beauftragt worden war. Ein mit den gewöhnlichen Anlagen begabter Zögling konnte also, diesem ursprünglichen Plane zufolge, seine Studien innerhalb sieben Jahren vollen- den. Jn ten darauf folgenden drei Jahren ktlicb es bei dieser Einrichtung, und man beschränkte sih blos auf die innere Verbesserung des Unterrichts und auf Erweiterung des Programms der zu lchrenden Gegenstände, ohne jedoch an der ursprünglichen Einrichtung wesentliche Reformen vorzunchmen.

„Nachdem ih durch das Vertrauen Ew, Majestät an die Stelle des seinen Arbeiien durch einen nur zu frühzeitigen Tod ent1issenen De. Bernard berufen wude, erkannte der Lehrkörper mit mir, daß man die Zahl der Studienjahre vermehren müsse, wenn die Schule aus dem elcementaren Zu- stande, in welcem sie seit sieben Jahren sih befand, heraus!ommen solle. Wir waren einstimmig der Ueberzeugung, daß sichen Studicnjahre nicht hinreichten, um einen gründlichen medizinishen Unterricht zu erhalten. Ermuntert durch diese Zustimmung meiner Kollegen, hatte ih shon in dem Berichte, den ih veiflossenes Schuljahr an Ew. Majestät abgestattet, diese wichtige Maßregel angedeutet , dur welche die Zahl der Studienjah-e auf neun erhöht wurde. Se, Excellenz der Médecin en Chef, Jemail Effendi, welchen Ew. Majestät an die Spiye der Medizinal-Angelegenheiten des o08s- manischen Reiches und zum obersten Leiter der Schule ernannten , erkannte die Nothwendigkeit der eben erwähnten Verbesserung und beschloß, dieselbe guf einer noch ausgedehnteren Basis auszuführen, Als Se, Excellenz Js- mail Effendi vom westlihen Europa, wo er die medizinischen Anstalten ken- nen lernte, zurücfam, war er von dem Wunsche beseelt, unsere Anstalt in den Kreis derjenigen treten zu lassen, an welchen er selbst seine Studien vollendet hatte.

„Jn der Absicht, das Studium der oríentalishen Sprachen zu be- günstigen, ohne dem so wesentlich nothwendigen Studium der französischen Sprache Abbruch zu thun, muß ein neu in die Lehr- Anstalt ausgenomme- ner Zögling, der seine Muttersprache nicht vollfklommen kennt, diese in -einer eigens zu diesem Behuseé bestehenden Vorbercitungs-Klasse erlernen, und nur nach hinreichend abgelegten Prüfungen kann derselbe in die erste Klasse tre- ten. Jun den ersten drei Klassen schreitet das Studium der orientalischen Sprachen mit dem der französis.l'en gleichzeitig fort. Durch diese Maßregel wird die Aufnahme unfähiger Schüler, durch deren Anhäufung nur den besseren Schülcin Nachtheil en!stand, verhindert, Ein Zögling, bei dem sich die Unfähigkeit, die Regeln seiner Muttersprache zu erlernen, ergiebt, kann wohl s{werlich mit irgend einer Aussicht von Erfolg an die höheren Stu- p gehen, die ihn erwarten, daher wird er unverzüglich aus der Anstalt entsernt.

„Ju den ersten vier Jahren werden nebst den orientalishen Sprachen die französishe Sprache, Kalligraphie, Arithmetik, Erdkunde, Geschichte und Geometrie gelehrt, Jm fünsten Jahre werden die Naturwissenschasten vor- getragen, Wir beabsichtigen, sür das nächste Schuljahr in dieser Klasse einen bis jeyt noch nicht bestehenden Lehrkursus über Denklehre (Logik) einzuführen. Die fünf folgenden Jahre werden ausschließlih dem Unter- richt in der Heilkunde gewidmet scin,

„Die Anzahl der Studienjahre is daher auf zchn Jahre festgescht, ohne das Vorbereitungs-Jahr mit einzurechnen, wo ausschließlih die orien- talishen Sprachen gelehrt werden, und welces gleichsam ein Probejahr bildet, Die Schule hat in den srüheren Jahren hinreichende FortsHritte gemacht, um den drei neugebildeten, erst geschaffenen Klassen eine hinläng- lihe Zahl von Zöglingen zu liefern, Die Kurse der Vorbeieitungs - Ge- p be und der mcdizinishen Wissenschasten für dieses Schuljahr sind olgende:

l. Elemeutar- und Vorbereitungs-Klassen., Jn ticsen wird innerhalb vier Jahren gelehrt: Das Lesen und Schreiben der türkischen und arabisdben Sprache; das Lesen und Schreiben der französishen Sprache (erste Klasse). Französishe Gramniatik; türkische und arabische Sprache (zweite Klasse). Französische Syntax und Lektüre; Geschichte des oôma- nischen Reiches, Arithmetik, türkisde Sprache (dritte Klasse). Französi- her Styl, allgemeine Weltgeschichte, Arithmetik, Elementar - Geometrie (vierte Klasse). Chemie, Botanik und Physik (fünste Klasse).

11. Die fünf Klassen für den medizinishen und chirurgischen Unterricht. 1) Anatomie und Physik. 2) Anatomie, Z2ologie und Pby- siologie, 3) Heilmit¡ellehre und Therapie, allgemrine Pathologie und Hy- giene, niedere Chirurgie. 4) Medizinische Klinik, chirurgiscbe Klinik, patho- logishe Anatomie. 5) Mcdizinische Klinik, chirurgische Klinik, oxerative Chirurgie, Akiologíe.

111. Pharmazeutischer Lehrkursus in zwei Jahren, 1) Chemie und Botanik. 2) Materia medica und Pharmazie,

1V. Der Leh:kursus für Hebammen in türkisher Sprache wunde die- ses Jahr von 40 Frauen besucht. (Es folgt nun ein Verzeichniß der Zög- linge, welche sich in diesem Schuljahre ausgezeichnet haben, und derjenigen ses Zöglinge, die nah Beendigung ihrer Studien zur strengen Prüfung ta I Doftorat zugelassen wurden; es heißt sodann weiter in dem Be- richte:

„Die Nothwendigkeit, nur Zöglinge von anerkannter Fähigkeit in den beschränkten Raum der Anstalt aufzunehmen, hat eine Maßregel ins Leben treten lassen, deren Zweckmäßigkeit allgemeine Anerkennung gefunden. Man hat nämlich aus allen Klassen jene Zöglinge entfernt, welche im Ve:laufe mehrerer Jahre Beweise ihrer Unsähigkeit gegeben haben, eine Maßregel, die nur einen heilsamen Einfluß auf den Fleiß und die Sittlichkeit der übri- gen fähigeren Schüler üben kann. Die in Zahl“ von 48 aus der Anstalt entlassenen Schüler werden dur 125 Kinder erseyt, die durh die Gemein- den der verschiedenen Provinzen des osmanischen Reiches gewählt werden, indem jede Provinz fünf Zöglinge senden wird. Diese 125 Zögliuge wer- den, nah Vollendung ihrer Studien, nicht, wie die anderen, zum ärztlichen Dienst in der Armee verwendet werden, sondern ihre Bestimmung is, eine grobe Lüdke in dem Sanitätsdienst des Reiches auszufüllen, indem sie als

erzte bei den Gemeinden, die sie gesendet haben, angestellt werden. Diese

G

Maßregel i| eines der wichtigen Resultate, die das Land der Ncise Ew. Majestät zu danken hat, indem Sie sich voa dem fast vollständizen Man- gel an Aerzten und Apothekern in den Provinzen überzeugen konnten. ¿Da das Gebäude zu Galata -Serai nur 400 Zöglinge fassen kann, so ergab sich immer mehr das Bedürfniß, auch sogenanute Externisten aufzunehmen, indem Hunderte von Kindern aus Mangel an Play in der Anstalt selbst zurückgewiesen werden mußten. Se. Excellenz der Chef des Medizinalwesens hat diese Maßregel gebilligt, und so werden die Lehrkurse von eincr großen Anzahl von Externisten besucht. Dieser Zudrang der Aeltern in allen Gemeinden, um ihre Kinder der medizinishen Schule an- zuvertrauen, i? bei dem Umstande, daß wir vor act Jahren troy aller vortheilhafien Versprehungen faum 80 Zöglinge zum Beginnen der Kurse finden fonnten, ein glänzender Beweis von dem Fortschreiten der Schule und von dem Geiste der Milde und Duldung der Regierung, welche mit Eifer die so ofi ausgesprochenen väterlihen Gesinnungen Ew, Majestät un- terstüßie. Jn der That kann ein Vater nichts mehr wünschen, als sein Kind unter dem Schuße der Wissenschaft und umgeben von allen Unterrichtsmit- teln zu sehen, und wie dasselbe auf Kosten des Staats, und mit ciner über alles Lob erhabenen reichlihen Ausstattung nicht nur Unterricht, sondern auch Kost, Wohnung und eine ziemli beträchtlihe Besoldung erhält, und dessen Zukunst durch einen ehrenhaften Play und durch cine Stellung ge- sichert zu schen, die dem Verdienste allein, und ohne Unterschicd des Glaubensbekenntnisses, zu Theíl werden.

„Die in diescm Jahre ausgenommenen Externisten können nicht alle die den Jnternisten zukommenden Vortheile genießen; sie erhalten von dem Staate weder Kost noch Kleidung, noh Gehalt; allein nah geendeten me- dizinishen S:udien genießen sie alle den Jnternisten zugestandenen Vor- theile. Es is ihnen eine Anstellung gesichert, und sie erhaiten die ihren Verdiensten angemessenen Grade. Auch können dieselben erst in die vierte Klasse eintreten. Die untersten drei Klassen bleiben ihnen verschlossen.

„Da wir ín die. höheren Unterrichts - Klassen nur Zöglinge aufsteigen lassen konnten, die hinreihende Bürgschast ihrer Fähigkeiten gegeben, so stelite sich für den Augenblick die Nothwendigkeit heraus, für die dringendeu Bedürfnisse der Armee eine hinreichende Zahl Aerz!e herbeizuschaffen, welche uns nöthigte, eine Klasse von Gesundheits - Beamten zu bilden, die ihren Unterricht in türkischer Sprache erhalten, und es wurden zu dieseu Behufe durch die Vorsorge Sr, Excellenz Jsmail Effendi’s mehrere Elementar- Werke ins Türkische überseßt. Alle diese Schriften sind in der Anstalt selbst gedruckt, welche eine kleine, dieses Jahr erweiterte Buchdruckerei besizt.

„Ein neues vollständiges Reglement, das Alles, was auf Unterricht und Disziplin der Schule Bezug hat, umfaßt, ist eben im Entwurf und wird nächstens der hohen Pforte zur Genchmigung vorgelegt werden, um in Wirksamkeit zu treten. Da der Unterrichts-Nath, welchen Ew. Majestät als höchste Behörde eingeseßt haben, die über Alles wachen soll, was den öfsenilihen Unterricht in dem osmaniscden Reiche angeht, tie Aufgabe hat, neue Schulen zu gründen, die schon bestchenden Anstalten zu Überwachen und zu verbessern, so kann die medizinishe Schule sih anu kcinen kompe- tenteren Richter, als an dieses Conseil wenden. Die Männer, ivelche in diesem Ra1he sigen und von dem besten Geiste beseelt sind, kenne» am besten die Bedürfnisse des Landes, und da ihr Streben zum Fortschritt an- erkannt ist, so gewähren sie uns eine unshäßbare Garantie und die Hoff- nung, daß die von uns gestellien, das Wohl und das Gedeihen der Schule betreffenden Bitten gewährt werden.

„Da dieser Rath sih jeyt mit der Gründung einer Akademie und einer Normalschule beschäftigt, so hossen wir, daß in nicht weit ent- fernter Zeit die medizinishe Schule aus jenen Normalschulen hinreichend vorbereitete Zöglinge erhalten wird, damit jene sih cinzig dem Unterricht strenger Wissenschaften widmen können. Nur wenn das Studium der Sprachen gänzlich aus unserer Anstalt verbannt sein und in anderen An- stalten gelehrt werden wird, werden wir im Stande sein, eine größere Ent- wickelung den für das Studium der Medizin nöthigen Vorbereitungs-Wis- senschasten zu geben und eben dadurh schon den Unterricht in der Heil- funde selbst zur erwünschten Vollkommenheit zu bringen. Die Herren Dok- tores G. Sinapian und J. Paleolog, zwei ausgezeichnete und ín der pa- riser Schule gebildete Aerzte, wurden, der Eine zum Professor der allge- meinen Pathologie und der Andere zum Professor der Anatomie ernannt. Diese Wahl haben wir Sr. Excell.nz dem Chef des Medizinalwesens zu danken, welcher die Schule mit zwei so ausgezeichneten Männern bereicherte, die ihre Bildung an einer der ersten Universitäten Europa's erhielten.

__ aBis jept hat die medizinische Schule die zum öffentlihen Unterricht nöthigen Leichname aus den Gefängnissen des Arsenals bezogen , jcdoh in nicht hinreihender Menge. Der organische Bau des weiblichen Körpers blieb sür die Zöglinge der Medizin unbcfannt, die daher die Anatomie desselben nur an Modellen kennen lernten. Se. Excellenz Jsmail Effendi sah nur zu gut das Mangelhafte în dieser Bezichuug ein und unterließ nihts, um diese Lücke im anatomischen Unterricht auszufüllen. Seinen Bemühungen is es endlich gelungen, die Ermächtigung zu erhalten, die Leichname der auf dem Skflavenmarkt gestorbenen Sklaven, ohne Unter- schied des Geschlechts, für die Schule zu erhalten, und seit dieser Zeit empfängt unser anatomisches Amphitheater die hinreichende Zahl der Leichen beiderlei G.schlechts. Ein Arzt, Dx. Emir Efendi, hat den Auftrag erhal- ten, die fianken Sklaven zu überwachen, den Verlauf ihrer Krankheiten aufzuzeichnen , damit die Leichen - Untersuchungen lehrreicher und den Schü- lern das Verhältniß der vorausgegaugenen K. ankhcit zum Leichenbefunde flarer werdcn. Auch das Studium der Anthropologie wird dur die Sec- tionen geförde:t, da die Sklavenmärkte Jndividuen von allerlei Nacen, be- sonders der afrikanischen, liefern. Dr Vorthe.l, der aus dieser wichtigen Maßregel für den Unterricht der Zöglinge hervorgeht, ist unzweifelhaft, und wir shäpen uns glückli, diese Gelegenhcit zu benugen, um Ew. Majestät und Jhren Ministern unseren Dank darzubringen, welche, erleuchtet durch cinen Geist des Fortschritts, mit so vielem Eiser unseren gerechten Forde- rungen Gehör gegeben.

„Da die Frauen aus der armen Klasse sich in wichtigen Fällen an die Ober-Hebamme der Schule, Mad. Messani, wenden, so haben wir zuweilen Gelegenheit, auch Leichname von todten Kindern zu untersuchen. Die nicht- muselmännishen Frauen überlassen uns ohne Hinderniß ihre todien Kinder, und wir sind im Stande, auf diese Art die anatomischen Kenntnisse der Zöglinge zu vervollständigen. Die unentgeliliheu Consultationen, zu denen sich immer eine schr große Anzahl ven Kranken einstellen, finden an jedem Tage stait, und zwar ertheilt an jedem Tage cin anderer Professor der Schule diese Consultation. Jun diesen Berathungen, bei welchen diescs Jahr 19,580 Kranke erschienen, haben die Eleven Gelegenheit, die Frauen- und Kinder - Krankheiten zu beobah!en, wozu in der Klinik keine Gelegen- heit ist, in welhe nur Männer ausgenommen werden dürfen. Ju der me- dizinischen Klinik, unter Leitung des Dr. Spiper, so wie in der chirurgischen Klinik, unter Dr. C. Caratheodory, erhalten die Schüler einen regelmäßi- gen Unterricht, indem sie innerhalb eines zweijährigen flinishen Unterrichts die vorzüglichsten Formen innerer und äußerer Krankheiten zu beobachten Gelegenheit haben. Wir haben im Verlauf dicses Schuljahres 1200 Kranke aufgenommen, so wie mehr als 200 Operationen vom Professor C. Cara- theodorny und von den Zöglingen auf der chirurgischen Klinik, von Dr. Spiper und Dr. Archigenes bei den unentgeltlihen Consultationen gemacht winden. Mehrere Steinshnitt-Operationen des Dr. C. Caratheodory wur- den von dem glücklichsten Erfolge gekrönt.

„Die Zöglinge in dem pharmazeutischen Kursus haben so eben ihr zweites Studienjahr vollendet, Da die Zahl der Schüler der Phar- mazie noch sehr klein ist, so werden dieses Jahr nur zwei Apotheker, die ihre strengen Prüfungen gemacht haben, aus der Schule entlassen, während deren Zahl im nächsten Jahre sich auf 50 belaufen wird, und zwar in Folge einer schr heilsamen Maßregel, welche alle in den verschiedenen Apo- theken Konstantinopels befindlichen Lehrlinge verpflichten wird, einen theore- tischen und praltishen Kursus der Pharmazie zu machen, als nnerläpliche Bedingung, um eine Apotheke eröffnen zu dürfen, Dies is der erste Schritt zur Verbesserung des Apothekerwesens im osmanischen Reiche, und diese Maßregel wird sich später auch auf die Provinzen erstrecken,

„Das Jmpf-Jnstitut, im Kreise der Lehr-Anstalt gelegen und das bis jeyt einzige im ganzen Lande, hat dieses Jahr durch die Fürsorge Ew.

ajestät und in Folge der unablässigen Bemühungen Sr, Excellenz Jsmail

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