1846 / 292 p. 3 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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o ernsten Ereignissen höchst auffallend ist, Die ultraradikale Partei Pi Ae es und ein hier ershienenes Büchelchen, „die Volks- wünsche“, enthält abscheulihe Dinge (s. den folgenden Artikel); in- dessen wird dies nur daz: dienen, die Unentschiedenen desto schneller zur provisorischen Regierung hinüberzudrängen. i :

Die Eidgenössishe Zeitung schreibt: „Wie man hört, haben sich James Fazy, Rilliet - Constant 2c. sehr beeilt, die proviso- rishe Regierung durch cine Volks - Versammlung der großen Stadt bestätigen zu lassen und ohne Zögern das Rathhaus einzunehmen, weil bereits in St. Gervais bevor nur die jeyigen Mahthaber die Macht in Händen hatten schon eine zweite „volksthümlichere“ Regierung in pelto war, so daß \sich Genf und die Schweiz #0 unglaublih das auch klingen mag zu allem Unglück noch Glü wünschen darf, daß die Regierung für einmal ín diesen Händen ist, So viel geht aus Prix atbriefen hervor, die wir für zuverlässig hal- ten können, und in der That erhält die Angabe noch mehr Glaub- würdigkfeit, wenn man sieht, wie die Revue de Geneve, die wir vor einigen Tagen noch mit Fug und Recht das Organ des parli ¿meutier genannt haben, schon in ihrer heutigen Nummer, so zu sagen noch im ersten Siegesrausche, gegen „Excentrizitäten‘““ anzu- fämpfen hat. Hätten die wahren Lnfanls du peuple cin eigenes Organ, die Reoue de Geneve würde wohl jet hon „reactio- nair“’ genannt, Sie sagt nämlich: „,„„So eben wird eine Shrift un- ter dem Titel „der Wunsch des Volkes‘/ zahlreih nah allen Seiten verbreitet. Diese Schrift enthält mancherlei Gutes, worüber man allseitig einverstanden i} ; daneben aber auch Anderes, was wir in keiner Weise zu billigen vermöchten. So z. B. die Errichtung eines exceptionellen Gerichts, um diejenigen vor dasselbe zu stellen, welche die Urheber und Anstifter der Kanonade waren, die Reactionaire, die Beinde des Volks (das sind die eigenen Auodrücke der Schrift), scheint uns keinesweges in den wahren Wünschen der Bevölkerung zu liegen, die an nichts weniger als an Rache denkt. Das Volk, das sich ge- schlagen hat, ist zu fortgeschritten, zu civilisirt, um sich auch nur einen Augenblick in Widerspruch zu seßen mit den Grundsäßen , auf wel= hen die wahre Freiheit beruht. Wir haben ein Dekret der proviso- rishen Regierung, das der Handlungsweise derselben zur Grundlage dient; sie wird sih niht davon entfernen, und wenn „Wünsche““, die diesem Dekret fremd und entgegen sind, sich geltend machen wollen, so muß dies vor dem fkünstigen Großen Rath geschehen. Uebri- gens müssen wir dem Verfasser des „Volkswunsches““ bemer- ken, daß es wenig Muth verräth, solhe Excentrizitäten im Namen des Volfes zu Tage zu fördern, ohne sie nur zu unterzeihnen,“/“ Uebereinstimmend mit dieser Lage der Dinge melden denn au Privatbriefe, daß die provisorishe Regierung sechs Com- pagnieen Milizen einberufen habe, um die Bewachung der Stadt statt der Blousenmänner des Quartiers St. Gervais zu übernehmen, und daß die Konservativen dem Ruf sehr bereitwillig gefolgt seien; han- delte es sih doch um den Schuß des Eigenthums, und zwar da sechs Compagnieen für nothwendig erahtet wurden gegen An- griffe jeder Art, freilih ers, nahdem sofort nach dem Siege dem Quartier St. Gervais sechs Kanonen und 1500 Flinten als Unter- pfand ausgeliefert worden waren. Eben so deutet uns auch ein Brief aus Lausanne die Lage der Dinge in Genf an, indem er auf den Unterschied zwishen den Erscheinungen daselbst seit dem Siege der Radikalen und denjenigen des Waadtlandes nach der „glorreichen“ Revolution vom 14, Februar aufmerksam macht.“

Die waadtländishe Regierung hat si gegen den abgetretenen Staats-Rath sehr loyal benommen;z durch die an der Gränze aufge- stellten Truppen sind alle Freischaarenzüge vereitelt worden, #o daß die genfer Revolution ohne alle fcemde Hülse gemaht wurde. Eine waadtländishe Freischaar, die bis Nyon gelangte, wurde von dem dortigen Präfekten verhindert, weiter zu gehen.

Heute kündigt der Föderal mit folgenden Worten an, daß er aufhören werde, zu erscheinen: „Unser Blatt hat gelebt, so lange die National - Souverainetät respektirt wurde, und es würde seine Aufgabe weiter verfolgt haben, wenn, wie dies noch möglich war, vor dem 9, Oktober 107 Uhr (die Stunde, da der Große Rath ge- waltsam aufgelöst wurde) die Legalität fortgefahren hätte, dem neuen Geschick des Vaterlandes vorzustehen. Jn dieser Stunde haben die Verfassung und die Geseze aufgehört, zu sein; der Föderal stirbt mit ihnen,“

In der leßten Sibung des Großen Raths protestirte, laut dem Föderal, Herr Staatsrath Chaulmontet Namens der durch den Vertrag von Turin mit der Schweiz vereinigten Gemeinden und er- klärte, daß sih diese Gemeinden nicht für verpflichtet hielten, einer Regierung zu gehoren, deren Ursprung illegal wäre.

Der Oberst Chateauvieux is gestorben, dagegen {eint Herr Favre außer Gefahr zu sein.

Bei den Großraths -= Wahlen wird die Stadt 44 und das Land 49 Deputirte zu wählen haben.

Jn Folge der hiesigen Vorgänge sind in Wallis und Freiburg Vorsichtêmaßregeln getroffen worden. Jn Wallis is die Landwehr auf das Piket gestellt, in Freiburg sind drei Compagnieen Jufanterie und eine Compaguie Artillerie einberufen, und es sollen da neue Landwehr- und Landsturm=-Bataillone gebildet werden.

Kanton Taadt. Die an die genfer Gränzen gesandten hie- sigen Bataillone sind am 10ten d, beurlaubt worden,

Jtalien.

Nom, 7. Okt, Diesen Morgen um 8 Uhr reiste der Papst von Rom nah Albano und Castell Gandolfo. Jn Albano wurde er aufs festlihste empfangen, man hatte Ehrenbogen und dergleichen er- richtet, und von Rom und anderen Orten aus hatte sib eine unge- meine Anzahl Karossen und Volks dahin verfügt, Se. Heiligkeit speiste bei den Kapuzinern. Die heute Abend gegen 7 Uhr erfolgte Rük- kehr glih einem Triumphzug. Jede der noch folgenden fleinen Er- holungsreisen wird, theils wegen Mangels an Zeit, theils um den Bewohnern der Orte die Kosten zu sparen, auf Einen Tag be- \{chräukt fein.

Se. Heiligkeit hat den Kardinal Orioli unter die Kardinäle auf» genommen, welche die Corporation de propaganda fide bilden.

Wie man versichert, hat Se. Heiligkeit den Entschluß gefaßt, die Todeëstrafe für immer aufzuheben und deren Stelle durch lebens- längliche strenge Haft mit Arbeit vertreten zu lassen.

Nach südfranzösishen Blättern hat der Papst an die Stelle der Kardinal - Congregation, welche scinen und des Kardiual Gizzi Plâ- nen fein freundlihes Entgegenkommen zeigte, eine Consulta di slalo ernannt, die aus den Unter-StaatschSecretairen, den Prälaten, welhe in Rom die höchsten Administrativposten einnehmen, und eini- gen noch zu ernennenden Laien bestehen soll.

S panien.

___ Madrid, 11. Okt, Gestern Abend fand (wie bereits erwähnt) die feierlihe Einsegnung der beiden hoben Brautpaare im Thronsaale statt. Zur Rechten des Thrones waren die Sige sür die Jnfantin Luisa, den Jnfanten Don Francisco de Paula Antonio, den Jnfanten Don Francisco de Asis und die Herzoge von Montpensier und Aumale;

links vom Throne war ein Altar mit einem Kreuze und Kandelabern, errichtet.

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Nachdem sämmtliche Anwesende die ihaen angewiesenen Pläbe eingenommen hatten, erhob die Königin Jsabella sich vom Throne und schritt, geführt von dem Junfanten Don Francisco de Asis, auf den Altar zu; ihr folgte die Jnfantin Luisa, gesührt von dem Her- zoge von Montpensier, die Königin Christine und der Herzog von Aumale. Vor dem Altare nahm die Königin Mutter ihren Plaß zwischen den bciden hohen Brautpaaren ein, und zwar stand die Kö= nigin Jsabella mit dem Jnfanten Don Francisco de Asis ihr zur Linken und die Jufantin Luisa mit dem Herzoge von Montpensier zur Rechten. Der Patriarch s{riti nunmehr zum Beginn der Cere- monie, indem er zuerst die Königin und die Jufantin und dann den Infanten und den Herzog von Montpeusier fragte, ob sie auch voll- fommen von dem Zwede ihres Hierseins unterrihhtet seien, ob sie wüßten, daß fein anderes Hinderniß bestehe, als das der Verwandtschaft, welches dur die Dispensation des Papstes hinweggeräumt worden, und ob ihre Einwilligung auch eine freiwillige sei. Nachdem diese Fra- gen beantwortet waren und der Patriarh sodann die Königin Jsa- bella gefragt, ob sie den Jufanten Don Francisco, und die Jufantin Luisa , ob sie den Herzog von Montpensier nah den Bestimmungen der heiligen fatholishen, apostolischen und römischen Kirche als ihren geseßlihen Gemahl zu ehelichen Willens sei, und Beide, nachdem sie der Königin Mutter die Hand geküßt, geantwortet hatten: „Jch will““, rihtete er dieselbe Frage an den Jnfanten und den Herzog, und als auch diese auf dieselbe Weise geartwortet, ergriff er das Kreuz und erklärte beide Paare für geseplich verbunden mit folgenden Worten: „Jm Namen des allmächtigen Gottes, der heiligen Apostel Petrus und Paulus und der heiligen Mutterkirhe vereinige ih in geseblicher Ehe (hier folgen die Namen der hohen Paare), und ih bestätige dies heilige Sakrament der Ehe im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.“ : .

Der Patriarh besprengte sodann beide Paare mit Weihwasser, und die Ceremonie war beendigt. l :

Am folgenden Tage begaben sih die Neuvermählten mit der Königin Mutter und allen Personen, welche der gestrigen Ceremonie beigewohnt hatten, in feierlihem Zuge nach der festlih geshmüdckten Kirche von Atocha, wo sie von dem Patriarchen empfangen wurden, Hier begann die Feierlichkeit damit, daß der Patriarch über die drei- zehn Geldstücke, welche der Bräutigam der Braut überreicht, und die von dieser sogleich der Kirche geschenkt werden, den Segen sprach. Nachdem dann die Ringe gewechselt waren, folgten die Neuvermähl- ten dem voraufgehenden Prälaten bis an die Stufen des Altars, wo sie niederknicten und die ehclihe Einsegnung empfingen. Hierauf las der Patriarch eine Messe und richtete dann noh folgende Worte an beide Paare: „Jeßt, da Sie den von der Kirche vorgeschriebenen Segen empfangen, habe ih Jhnen nur noch zu empfehlen, einander treu zu sein, einander zu lieben als Mann und Weib und in der hei- ligen Furht Gottes zu leben. Amen.“ Nachdem sodann das Evan- gelium verlesen war, wandte sich der Patriarh an die beiden Bräu- tigame mit den Worten: „Jch habe Jhnen eine Gesährtin gegeben und nicht cine Dienerin, lieben Sie dieselbe, wie Jesus Christus seine Kirche liebt. Gehen Sie hin in Frieden!“ A

Hiermit {loß die Feierlichkeit, und die Königliche Familie kehrte in den Palast zurü. -

Griechenland.

Athen, 20. Sept. (D. A. Z.) Jun diesen Tagen wurden mehrere Richter abgeseßt und andere an ihre Stelle gewählt, Jm Allgemeinen war man der Ansicht, daß die Entlassenen niht mehr im Besiß ihrer Stellen bleiben durften wegen der Parteilichkeit , die sie sich in denselben hatten zu Schulden kommen lassen z die Neuerwähl= ten aber gelten für achtbare und tüchtige Männer. Das macht Herrn Kolettis, der das Ministerium der Justiz mit verwaltet, große Ehre, besonders insofern er sich bemüht, inmitten nicht geringer Schwierigkeiten den Richterstand von solchen zu säubern, die si seit einiger Zeit auf unwürdige Weise in denselben einzushleihen ge- wußt haben, und insofern er danach strebt, den Ruf dieses Standes durch entsprehende Wahlen zu heben. Unter den neu er=- nannten Richtern befindet sich auch ein junger Griehe aus Gortynia, B. Nikolopulos, welcher der erste Doktor is, dem die juristishe Fa- fultät unserer Universität vor einigen Monaten diese Würde ertheilte, während die medizinische Fakultät dieselbe {hon vielen Aerzten ver=- liehen hat, von denen manche ihrer besonders würdig sind. Das fönnte vielleiht auffallen, weil es natürlih war, daß die medizinische Fakultät bei der Schwierigkeit des Studiums und bei dem hier herrshenden Mangel an den . erforderlichen Hülfsmitteln, wie z. B. großer Krankenhäuser 2c.,, weniger fruchtbar als * die juristische sih zeigte, Aber das Gegentheil davon erklärt sih dadurch, daß die jungen Juristen in Griechenland bleiben, die Aerzte aber meistentheils sih nah der Türkei wenden, und eben deswegen herrscht in Betreff der Ersteren eine größere Strenge als bei den Lebteren, wozu noch kommt, daß die Juristen ihr Amt auch ohne Diplom der Universität verwalten können, und es dazu genügt, daß fe bei einer leichten Prüfung vor einer Kommission von Juristen bestehen, die Aerzte aber nicht die Erlaubniß erhalten, ohne Diplom zu prafktiziren und daber gezwungen sind, mehr als die Anderen die Erlangung des Diploms zu betreiben. Endlich scheint au die medizinishe Fakultät in gewisser Hinsicht besser organisirt zu sein als die juristische.

Kürzlich ist auf der hiesigen Universität ein neuer Lehrstuhl, nämlih eine Professur der asiatishen Sprachen, errihtet und ein die= ser Sprachen ganz mächtiger Lehrer dafür bestimmt worden. Er- wägt man die Lage Griechenlands in Bezug auf den Orient und na- mentlih seine Verhältnisse zur Türkei, so muß man sich wundern, daß dies nicht früher geschehen ist, und es gebührt Herrn Kolettis Dank dafür, daß er diese nothwendige Ergänzung der Universität ins Werk geseßt hat. Gleichwohl unterläßt die Opposition nicht, zu be- haupten, daß Kolettis den Untergang aller Bildung und besonders den der Universität roolle!

Athen, 4. Oft. (A, Z.) Die Berathungen in der Kammer der Abgeordneten über das Budget der Ausgaben des Kriegs-Mini- steriums sind mit großer Majorität für die Regierung becndigt worden, obgleih die Opposition durch den immer schillernden, immer àwei= deutigen Kammer- Präsidenten Riza Palamides aus Tripolizza, der neulih in die Reihe der Gegner der Regierung getreten ist, nachdem er lange genug ein falsher Freund gewesen war, den Budget - Ent= wurf der Regierung mit Beredtheit zwar, aber mit wenig Sachkennt=- niß bekämpfen ließ.

_ Mit dem leßten Dampsschiff von Triest traf der Königlich preu- bische Gesandte, Baron von Werther, mit seiner jungen Gemahlin nah vierwöchentliher Abwesenheit hier wieder ein.

Eisenbahnen.

Kulmbac, 15. Oft, (N. K.) Der heute am Namenstage Zhrer Majestät der Königin erfolgten Eröffnung der Lichten- fels-Neuenmarkfter Bahnstrecke ging die nohmalige Unter- suchung derselben und der einzelnen Stationen dur den General- Direktor der Königlichen Eisenbahnen, Freiherrn von Brück, voraus. Um 7 Uhr Morgens ging der Zug, mit einer von hiesigen Jung- frauen festlih geschmückten Maschine, von hier nah Neuenmarkt ab,

wo die Ankommenden mit Gesang empfangen wurden, 5 aus septe sih dieser Zug, welchem zahlreiche Personen Ständen beiwohnten, nah Nürnberg in Bewegung und ,

allen neuen Stationen mit Jubel begrüßt, welcher in bobey sich steigerte, als ein langer Wagenzug, der um 7 Uh

gens von Nürnberg mit zwei Maschinen abgegangen wh die vielen Gäste brahte, denen hier ein herzlicher bereitet war. Jm Bahnhofe selbst wurden der Königl, g Direktor und die Bahnbeamten von den Königl. Landwehr. und den Mitgliedern der städtischen Behörde, unter Musik un Salven, freundlih begrüßt. Mittags vereinte ein fröhlidy an 100 Personen im Gasthause zum Hirschen, wo Abends Ball stattfand. Aue allen umliegenden Octen war man hj eilt, um die längst ersehnte Maschine 2c. zu beschguen. A, 6 Uhr ging ausnahmsweise ein Zug nach Nürnberg zurü, Unfall störte die Feier des doppelt festlihen Tages. Ey öffnung dieser Bahnstrecke is die Verbindung mit Sahse Bedeutendes erleichtert, und es dürfte die nächste Folge {, hamburger und bremer Güter den Weg nach Nüruberg ih chenbach und unsere Stadt nehmen werden.

Die Eisenbahn von Stuttgart nach Ludwigsburg Und y lingen ist am 15. Oktober dem öffentlichen Verkehr übcrgeby

Handels- und Börsen - Nachrichten

Berlin, 20, Oft. Die Börse eröffnete heute flau, und j stellten sich zuleyt abermals niedriger als gestern,

Marktpreise vom Getraide, Berlin, den 19, Oktober 1846.

Zu Lande: Weizen (weißer) 3 Rthlr. 6 Sgr., au 3 Nj 2 Pf, und 2 Rihlr, 28 Sgr. 10 Pf.; Noggen 2 Rihlr. 21 é auh 2 Rthlr. 16 Sgr. 10 Pf.; große Gerste 1 Rthlr, 24 h 1 Rihlr. 22 Sgr. 10 Pf.; kleine Gerste 1 Rihlr. 21 Sgr, 79; 1 Rthlr. 13 Sgr. 2 Pf., auch 1 Rihir, 9 Sgr. 7 Pf. Eingequy 78 Wispel.

Zu Wasser: Weizen (weißer) 3 Rihlr. 12 Sgr., au; 8 Sgr. 5 Pf. und 3 Rthlr. 3 Sgr. 7 Pf.; Roggen 2 Rihlr. Vêy, auch 2 Nthlr. 16 Sgr. 10 Pf.z große Gerfte 1 Nthlr. 25 Ep 9 Hafer 1 Rthlr. 11 Sgr. 6 Ps., auch 1 Rthlr. 10 Sgr, 4, j 2 Rthlr. 12 Sgr. Eingegangen sind 116 Wispel 20 Scheffi,

Sonnabend, den 17, Oktober 1846.

Das Schock Stroh 6 Rihlr., auch 5 Rthlr. 12 Sg.

Centner Heu 27 Sgr. 6 Pf., auch 20 Sgr.

Berliner Börse. Den 20. Oktober 1846.

» a Pr. Cour. : ¿a | PRO T 9908, S Brief. | Geld. | Gem. 449098 % W Brief, | St. Schald-Sch. |3{| 92% 92; Brl.Potsd.Magdb.|4| 8h Prämien - Scheine do. Obl, Lit.A.B.|4| d.Seeh. a 90 T.—]| 915 doe, Tit. O. (4 4 Kur- u. Neumärk. Mgd. Lpz. Eisenb.|—| Schuldverschr./3;| 903 do. do. Prior.Obl.4| | Berliner Stadt- Berl. Aub. abgest.|— 110; Obligatiouen |3{| 92% 927 do. do. Prior.Vbl. 4 | Westpr. Pfandbr. 32 92% —_— Düss. Elb. Eisenb.|—| Grosskh. Pos. do.| 4 | 102% do. do. Prior. Obl. 4| do. do. |35| 91% Rhein. Bisenb. |—| #1 Ostpr. Pfandbr. 35 94% do. do. Prior. Obl. 4| Pomm. do. 35| 94 do.v.Staat garant. 3; Kur- n.Neum. do.|35| 94 Ob.-Schles.E.L A 4 Schlesische do. |3;5| 967 do. Prior. 4 | do. v.Staatg.LtB.35| _— do. Lt. B.\— -— B.-St.E.Lt.A.u.B.|— Magd.-Halbst.Eb.| 4 \ 105 Gold al marco. |—| Br.-Schw.-Frb.E./ 4) —- / Friedrichsd’or. 137; 13% de. do. Prior.Obl.| 4( ( And.Gldm.à 5 Th.|— l 12 Bonn-Kölner E sb, H —_ \ Discouto, 4 5 à Niedersch. Mk.v.e./ { 88 | 11/7 | do. Prioritäi 4| 93 do. Priorität| 5 1007| Nied.-Mrk. Zwgb.4| | do. Priorität\4| 90 | Wilh.-B. (C.-0.) 4 H Berlin-Hamburger|4| 96; Pr, d Wechsel - Cours. Thlr, n Brief (6 Ama(erdam, - oco cu oceéos e s op rine 250 Fl. Kurz 140 S 250 Fl. 2 Mt 1 L O 300 Mk. Kurz 156 N l E 300 mxk. 2 Mt. | 145 L 1 Lst. 3 Mt. 6 3 E 300 Fr. 2 mi. | 70) Ma 150 Fl. 2 Mi. | 10H Augebürg s E C C C T 150 FL 2 Mt. | E I Be 100 Thlr. | 2 Mi. M Leipzig in Courant im 14 Thl. Fuss. 100 Thlr. 5 al | 9 Frankfurt a. M. südd. W. ........ 100 H. 2 mit. /56 8 D Ota 6 2950200000004 00045 100 SRbl. | 3 Wocb. _—

Auswärtige Börsen, Amsterdam, 16. Okt. Niederl. wirkl. Sch. 59.77. 5% 9 3% do. 38%. Pass. G. Ausg. —. Zinsl, 65. Preuss. Pr. Sch, —. pi 4% Russ. Hope 89, Autwerpen, 15. Okt. Ziusl. —, Neue Aul. 195. ; Frankfurt a. M.,, 17. okt. 60% Met. 1083. !5. RBank-Ad} 1867. 65. Bayr. Bank-Actien 657 Br. Hope 87% Br. Stiegl. S6; Br, 1 Poln. 300 Fl. 967 {. do. 600 Fl. 793. f. s London, 4, okt. Cons. 3% 95. 947. Belg. —. Neue Y Passive 05. %. Ausg. Sch. 174. 17. 21% Hou. 593. 5. 4% 6% Neue Port. 43, 42. Bras. 872, 855. Mes # Chili —, Peru 38 36. g Paris, 16. okt. 4% Rente fin cour. 117, 55. 3% do, fin cow Neapl. —. 3% Span. Rente —. Paas. —. ad 4% do. 100. 3% M

Engl. Russ. —.,

Wien, 17. okt. 5% Met. 1093, ) Actien 1570. Anl. de 1834 1575. do. 1839 127. Nordb. 1725. Glogg® Mail. 1095. Livorn. 1015. Pest. 897. Budw. —.

Königliche Schauspiele. ;

Mittwoch, 21. Oft, Jm Opernhause. 179}e Schausp® Abonnements-Vorstellung: Die Jungfrau von Orleans, 4 Tragödie in 5 Abth., von Stiller. (Mad. Louise Grabe i zoglich nassauishe Hof- Schauspielerin: Johanna, als Anfang 6 Uhr. E

Zu dieser Vorstellung werden Billets zu den gewöhnlichen“ haus - Preisen verkauft. L A

Donnerstag, 22, Oft. Jm Schauspielhause. Mit a1? nem Abonnement. Auf Höchstes Begehren : Wallenstein Trauerspiel in 5 Abth., von Schiller.

T ——— Í Verantwortlicher Redacteur Dr. J, W. Zinkeisen, Im Selbstverlage der Expedition.

Gedrukt in der Decker schen Geheimen Ober-Hofbuchdru | S

eshlüsse fast sämmtlicher General-Conseils.

Borschläge darüber zu machen.

6 292.

Beilag

In halt.

raukreich- Schreiben aus Paris, (Ergebnisse der Berathungen der

General-Conseils.)

eber die diesjährige Aerndte im Allgemeinen und insbesondere über die der Kartoffeln.

Frankreich. Paris, 15. Oft. Man kennt jeht die Verhandlungen und Die Wünsche, welche

1 der Mehrzahl derselben an die Regierung gebracht wurden, fön=- n als der Ausdruck der wahren Stimmung und zugleih der Be-

jirfnisse des Landes gelten, denen von Seiten der Kammern und der Regierung früher oder“ später Befriediaung zu Theil werden wird. ¡e Mehrzahl dieser Versammlungen hat im Jahre 1846 die schon jher ausgesprochenen Wünsche für Abschaffung der so \{chwer auf m Landbau lastenden Auflage auf das Salz, für Reform des Post- ¿sens und die Post - Tarife, sür Einführung einer Hundesteuer , für ufhebung des der Regierung oder, richtiger gesagt, dem Staats- aße zufließenden und von diesem vorweg erhobenen Zehntheils von

1 Ecträgnissen der Octrois der Städte, für Wiederaupflanzung von aldungen auf den nun davon entblößten Bergen, endlih für Her-

segzung des Zinsfußes der fünfprozentigen Rente erneuert. Fast le diese verschiedenen Vorschläge waren {hon vor den Kammern

ib zur Verhandlung gekommen, ohne jedo noch zur Entscheidung hraht worden zu sein, Aller Wahrscheinlichkeit nah dürften sie bse genau in der Ordnung erhalten, wie sie vorstehend nah einan= r aufgeführt sindz aber darüber werden siher noch manche Jahre siejen, da der Ausfall, welcher dur Versiegung dieser nnahmequellen für den Staatsshaß entstehen wird, doch ch erst gedeckt werden, der Finanz - Minister die Mittel 1 aussuchen muß. Daß die Abschaffung der Auflage auf é Salz schon in der nächsten Kammer-Session erfolgen werde, darf in als so ziemlih gewiß annehmen, da der Finanz-Minister selbst mit einverstanden i}, und Herr Demesmay, der unermüdlihe Vor-

pfer für diese Reform - Maßregel, wird also endlich sein Ziel er- iht sehen.

Auch die Post-Reform, worin andere Staaten Frank - h längst vorangegangen sind, kann nicht lange mehr verschoben iden, da über diese Frage fast unter allen Parteien jeßt Einstim- geit herrscht und ein unleugbares Bedürfniß bier für das Land vor- gt. Die Einführung einer Auflage auf die Hunde, zumal diejenige ise dieser Hausthiere, welhe niht sowohl des Nußens als des gnügens halber gehalten werden, wird shon deshalb bald wenig derspruh mehr erfahren, weil einerseits alle Welt über die Nach ile und wirkliche Gefahr der übergroßen Zahl dieser Thiere ein- standen is, andererseits gerade durch den Ertrag einer solchen flage wenigstens ein Theil des durch Aufhebung anderer entstehen- Ausfalls gedeckt werden kann. Für Vorbereitung der Maßregeln Wiederbewaldung der jeßt fahlen Gebirgöhöhen, namentlich in Departements der Hochalpen, der Jsere, Ardeche, des Var und Vaucluse, hat die Regierung bereits dur eine Kommission alle higen Vorarbeiten veranlaßt, um später den Kammern geeignete Die eigenthümlihe Natur und Wihtigfeit wie der Umfang dieser Maßregel aber, so wie ferner

die damit verbundenen Kosten, machen es erklärlich, daß man damit nt so shnell zum Ziele wird gelangen können.

Pi j0 On Am meisten Wider= d wird immer die Herabseßung des Ziasfußes der sünfprozentigen nte sluden, denn wenn au der Finanz =- Minister im Prinz'p die

Plássigleit der Maßregel als ein dem Staate zustehendes Recht au-

unt, so ist doch heute noch, wie früher, die große Mehrheit der irs- Kammer derselben entgegen, und so lange diese ihreu Wider- d fortseßt, is niht au Durchführung der Maßregel zu fen, Ein General - Conseil, das des Cote d’Or, hat eine eutende Herabseßung des Octroi in den Städten auf den Wein langt, in der Ueberzeugung, daß dadurch der Verbrauch des Weins ähtlih würde vermehrt und der Verfälschung der Weine, die na- ilch die Gesundheit der arbeitenden Klassen bedroht, ein Damm ide entgegengeseßt werden. Mehrere General-Conseils haben auch nshe für Verbesserung der Lehrergehalte an den Konmmunalsculen baldige Vorlegung eines bezüglichen Geseß-Entwurfs ausgedrückt, tifrigste Vorkämpfer für diesen Punkt, Herr Moreau, Deputirter siebenten Bezirks von Paris, wird nicht unterlassen, auch in der jsten Session wieder die betreffenden Anträge zu erneuern, jeßt so viel besprochene Frage der allgemeinen Han- freiheit hat einige General - Conseils zum Ausdruck von n\hen für Einführung von Zoll = Reformen veranlaßt. Aber t ein einziges, was sehr bebeutsam ist, hat die vollständige und erzüglidhe Abschaffung der Schuztzölle angerathen. Die vorherr- ide Stimmung war für allmälige Wegräumung der inneren ranfen, die noch der Freiheit des Verkehrs sich entgegenstellen fast noch lästiger sind, als die ehemaligen Zolllinien, welche die vinzen des Landes von einander trennten. Die Herabseßung oder möglich gänzliche Umgestaltung der Octroi-Abgaben is eine Idee, e in kurzer Zeit rasche Fortschritte gemacht hat. Daß einige heral- Conseils sih auch für eine Wahlreform aussprachen , ist bei geringen Anflang, den dieser Antrag in der großen Mehrzahl inden hat, nur im Vorbeigehen zu erwähnen. Jm Ganzen haben die Oeneral-Conseils fast durchgehends auf dem praktischen Felde woral schen und materiellen Jnteressen des Landes gehalten, und Mig allein sind auch praktische Resultate von ihrer Wirksamkeit arten,

feber die diesjährige Aerndte im Allgemeinen und insbesondere über die der Kartoffeln *).

N Jahr 1845 {loß für uns Deutsche mit banger Besorgniß für n unst, Nach den Berichten über die geärndteten Vorräthe an Lebens- Pi gegen die Zeit der neuen Aerndte Mangel zu besorgen. Noch Iu â mußte die häufig geäußerte Furdt machen, es würde im F:üh- 4 irtoffeln zur Aussaat fehlen, und diejenigen, welche eiwa noch dem fein durch Fäulniß entgangen wären, würden nicht keimen. Ja, es gab L "mitbige, welche meinten, diese wichtige Frucht werde aufhören, ihreSeg- Aa spenden; wenigstens sei von den ausgeartetcn Abkömmlingen des R fremden Welttheile übergesiedelten Gewächscs cin voller Ertrag feln. zu erwarten, Es müsse neue Saat a1:s den Vaterlande der mich eigeschasft werden, oder man müsse sih eine solhe aus Saa- Ee ziveite Monat des neuen Jahres verslossen war, zeigte sich, leicht ua Vorräthe an Nahrungsmitteln zu gering angeschlagen hatte, nlich ie auch das hoffnungsvolle Grün der Saaten bei dem unge- i n Winter darauf ein, daß die Besorgnisse sich verminde1ten. Aud g die Preise vom Februar an allmälig heruntergingen. Mai n Saamen - Kartoffeln fehlte es nicht; im Gegentheil, es war Tnhabe einigen Gegenden ein solcher Vorrath davon vorhanden, daß ! derselben faum wußten, was sie damit anfangen follien, Auch

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in, S ufsay ist aus der seit Juli d, J, bei G. Bethge zu

hut, parwaldsbrücke Nr. 16, erscheinenden Zeitschrift „der Säemann“ en Preis vierteljährlih 7% Sgr,

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trieben die neu gepflanzten Knollen frästige Triebe, und alles Volk sah, daß der gefürchtete Nothstaud nicht eintrat, Das ungewöhnlih warme Srühlingswetter wirkte wohlthätig auf die ganze Pflanzenwelt. Der Acker- bauer mußte eine reie Aerndte erwarten. Er eilte also, seine Vorräthe zu guten Preisen loszuschlagen, indem er fürchtete, daß nach der Aerndte jene tief sinken würden.

Jm Rathe der Vorsehung war es jedo anders beschlossen.

Beim Schossen des Roggens und als sich die Achren zeigten, bemerkte man in einigen Gegenden, besonde:s am Rhcin und in Westphalen, daß diese erste unserer Brodfrüchte an einer ungewöhnlichen Krankheit leide, die wit dem Noste, der dem Weizen zuweilen höchst verderblich wird, eine Aehnlicheit hat. Diese Erscheinung ist bcim Noggen eine seltene, weshalb man auch Zweifel hegte, ob niht manche Berichte die Sache übertrieben hâtten. Leider ! is es diesmal nicht der Fall.

__ Der Roggen hat in vielen Gegenden bei der Körner-Ausbiltung durch eine Krankheit gelitten, und es ist gewiß, daß der Körnergewinn von dieser Frucht ganz außer Verhältniß zu der Stroh:nenge steht, die sie geliefert hat, Diese scheint aber reich ausgefallen zu sein, deun auf einem Wege von 60 bis 70 Meilen nach verschiedenen Nichtungen hin habe ih große Getraide- Feimen (Miethen, Schober, Diemen) angetroffen, die seit mehreren Jahren in solcher Menge nicht bemerft wurden. Da nun außerdem der Roggen ein sehr gutes Gewicht hat, von 85— 89 Pfund der berliner Scheffffel, so kann ih mich davon nicht überzeugen, daß in Deutschland Mangel an Roggen eintreten werde, Nach méinen früheren Erfahrungen bei Mißärndten an Roggen erreichte derselbe dann nicht das Gewicht von 80 Psd. sür den berliner Scheffel, sondern ih habe in solchen Fällen noch Roggen gewonnen, der nur 75 bis 78 Pfd. wog.

Uebcr Rost im Weizen wird weniger als ín anderen Jahren ge- klagt, Derselbe hatte ebenfalls eine Zeit lang, aber vor dem Äustricb der Achren, die verdächtigen Rosiflefe in den Blattscheiden, die den Halmen umgabenz anch is er wegen der ungewöhnlichen Hiße und Dürre in der leßten Hälste des Juli und ersten des August zu \chnell gereist und be- fommt fleine Körner. Dieselben sind aber mehlreih und das Gewicht eines gewissen Hohlmaßes ein durchschnittliches,

Die Menge an eingeschniitenen Gebunden beim Weizen is wohl an den meisten Orten in Deutschland unter mittelmäßig geblieben. Wo der Boden nicht cine gioße, wasserhaltende Krast hat, da fehlte es zu der Zeit, wo diese Frucht sich am stärksten entwielt, an Feuchtigkeit,

__ Die andauernde Hiße und Dürre hielt noch mehr die Sommer-Halmen- früchte, Erbsen, Wien und Bohnen, besonde!s auf allen Bodenarten mit durclässigem Untergrunde, in der Entwickelung zurück, Wo der Boden nicht durch einen Gewitterregen zu rechter Zeit ersrischt wurde, gaben sie nur schwache Eiträge. Aber solche Strichregen gehörten in diesem Sommer zu den ihm eigenthümlichen Erscheinungen, Wenn tie eine Feldmark stets zu rechter Zeit mit Feuchtigkeit versehen wurde, so hielt die Dürre auf der anderen ohne Unterbrehung an, Man muß daher bei Abfassung eines Witterungs - und Aerndte - Berichts mit großer Umsicht verfahren. Man darf vor den Ergebnissen Einer Feldmark oder Eines landräthlichen Kreises nicht auf das Ganze eínen Schluß machen. Wes so ein Strichregen zur rechten Zeit gefallen ist, hat man eine reiche Aerndte in den meien Er- zeugnissen gehalten.

Dieser wechselnde Negenfall scheint dice Ursache zu scin, warum sich bei den Wurzel - und Krautgewächsen , namentlich bei den Kartoffeln, so sehr abweichende Erscheinungen herausstellen. An einigen, sreilich sehr wenigen Orten lind die Kartoffeln 1.iht uur ganz gesund, sondein sie gebcnu auch einen völlig genügenden Ertrag. An anderen sind sie zwar gesund, aber voller Nachwuchs, der klein und unreif geblieben is. Dies is überall dort der Fall, wo die Dürre eine Zeit lang anhielt und wo die Ackerkrume zur Zeit des lebhaftesten Wachsthums durch einen ticf eindringenden Gewitter- regen erfrisht wurde. Dieser Wechsel des Feucbtigkeits-Zustandes bewirkte bei der großen Hihe eine erneute Thätigkeit der Pflanzen, Die bis dahin erwachsenen Früchte (Knollen) trieben Ableger, neue Ansäße, die wegen der fortgeructten Zeit keine Reife erlangen konnten, Diese neuen unreifen Knollen, mit den früher angeseßten durch Stränge verbunden, ersGmweren das Ausnehmen und vershlehtern die gewonnenen Früchte, wenn sie nicht durch Auslesen von den reifen gesondert werden,

In niedrigen Gründen, wo die Ackerkrume zeitweise eher zu viel als zu wenig Feuchtigkeit hatte, sind die Kartoffeln wieder, wie im vorigen «ahre, krank, Diese Krankheit zeigt ih aber auf die vershiedenste Weise. Entweder cs werden auf der Obersläche der Knollen einzelne schwarze Flecke angetroffen oder sie sind ganz oder theilweise in Fäulniß übergegangen, Noch häufiger findet man Früchte, die uuter der Schaale mit ciner \chwa- chen braunen Masse umgeben sind. Die Erfahrungen des vorigen Jahres haben dargethan, daß solhe Kartoffeln bei vorsictiger Aufbewahrung lange 2 theils zu tehnischen Gewerben, theils zu Vichfutter brauch-

ar sind.

Eine auffallende Erschcinung is die, daß in ausgedehnten Landstrichen das Wachsthum der Kartoffeln bereits im August, und zwar nah einem fruchtbar sheinenden Gewitterregen, aufhörte, daß das Kraut derselben an- fangs einzelne shwarze Flecke zeigte, dann abstarb, und daß sonach die Spâätkartoffeln bereits im ersten Drittel des Septembers so trocken auss\a- hen, wie man es um diese Zeit nur von Frühkartoffeln gewohnt i, Jn anderen angränzenden Gegenden isst das Kraut noch jcht im Oktober grün, wo es die Nachtfiöste des vorigen Monats nicht zerstört haben.

Jenes frühe Absterben des Krautes ist feineêweges im Zusammenhange mit der vorjährigen Kartoffelkrankheit, Auf einem 50 bis 60 Meilen aus- gedehnten Wege von Süden nah Nouden hat der Unterzeichnete Landstriche angetroffen, wo das Kraut noch jegt gesund ist, obgleich im vorigen Jahre dort die Krankheit häufig bemerkt wurde, dagegen is in andcren, wo dies nicht der Fall war, das Kraut schon in den ersten Tagen des Septembers dürre geworden, Es scheint hicr dieselbe Ursache zum Grunde zu liegen, welche in diesem Frühjahr die Veranlassung der Fehl-Aerndte an Pfirsichen und Pflaumen war, deren Blätter durch das sogeuannte Befallen litten, cin Uebel, dessen wahrer Ursprung nicht genügend ertlärt ist. Daß die Atmo- sphäre die Ursache sei, ist wohl entschieden, feineêweges aber fann angenom- men werden, daß in der Luft selb si eine verderbliche Masse erzeuge und auf die Pflanzen herabfalle. Wäre dies, so müßten alle Pflanzen gleich- mäßig erkranken, Da dies aber nicht geschicht, da vielmehr nur gewisse Arten von Gewächsen und in einem gewissen Grade ihrer Ausbildung da- durch leiden, so muß wohl angenommen werden, daß entweder cin schneller Wechsel zwishen Wärme und Kälte oder ein ungewöhnlihes Zuströw en von Nahrung eine Störung in der regelmäßigen Ausbildung der Pflanzen verursache, mit anderen Worten, sie krank mache oder gar ihr Absterben (Verdorren) herbeiführe. Daß durch ein solches Ereigniß die Kartoffeln in ihrem Ertrage leiden müssen, is erwiesen, denn es haben Versuche, welche man mit de:n Abschneiden des Krautes angestellt hat, dargethan , daß da- durch die Knollenbildung ungemein leidet, Jn solcher Ait habe ih auch über den Rückschlag der Kartoffel - Acrndte an Orten, wo das Kraut schon im August abgestorben is, Beobachtungen angestellt und gefunden, daß cin Drittel von der vollen Aerndte fehlt, gegen andere (Gegenden, wo das Kraut einen Monat länger grün geblieben it. Die in offentlichen Blättern verkündigte Thatsache, daß die Verderbuiß von dem Krauie auf die Früchte übergegangen sei, habe ib an mehr als hundert Orten in der Provinz Brandenburg, in Pommern und der Lausih nicht bestätigt gesunden. Ju besonders nassen Gründen habe ih faulcnde Kartoffeln angetroffen und vorzugsweise bei der Sorte mit weißer und gel- ber, seltener bei Sorten mit rother Schaale,

Noch muß i bemerken, daß dort, wo das Kartoffelfraut durch das erwähnte Befallen frühzeitig vertrocknet i, auch das zum Grünfutter ge- säete Winiergemenge voller Rostflecke und deshalb ungenießbar für das Vieh war. An Orten, wo die Kartoffeln Ende Septembers noch grün waren, fand ich doch das in die Stoppeln gesäete Wicken-, Erbsen-, auch Hafergemenge ganz gesund, woraus folgt, daß diejenigen in Jrrthum sind, welche meinen, es habe sih cine nur den Kartoffeln eigenthümliche Krank- heit eingestellt, welche den ferneren Anbau derselben in Gefahr bringe. Es ist eine längst beobachtete Thatsache, daß alle mit vielem Saft versehene Früchte, wie Pfisich, Aepfel, Birnen und die Rüben - Arten, in manchen Jahrgängen ungewöhnlich zur Fäulniß hinneigen, wie alle erfahrene Haus- frauen bestätigen werden, Die sorgfältigsten Beobachtungen , welche ich

llgemeinen Preußischen Zeitung.

Mittwoch den 21 #5 Oktober.

über das Wesen der in beiden Jahren herrschenden Kartoffelkrankheit an- gestellt habe, nöthigen mich zu der Ansicht, daß ih sie Mis E eine ganz unerhörte Erscheinung halten kann, die in der Verderblichkeit zunehmen wird, Jm Gegentheil, ih habe die Hoffnung, diese Krankheit wird bei ge- wöhnlicher Sommerwitterung wieder vershwinden, wie es mit anderen Pflanzenkrankheiten,, die ihren Ursprung aus der Witterung herbeileiten, zu geschehen pflegt. Rost, Mutterkorn, lehl- und Honigthau richten bei den Haimfrüchten, den Oelgewächsen und anderen anzebauten Pflanzen in man- hen Zahrgängen große Verheerungen an. Nachher vergeht dann oft eine Zeit lang, bevor sie wiederkehren,

Es scheint mir nöthig, hiernach cinige Behauptungen über die veran- lassenden Ursachen der Kartoffelkrankheit einer Prüfung zu unterwerfen,

Man hat gesagt, d‘ese aus einem fremden Welttheile zu uns gebrachte Pflanze fei desha!b ausgeartet, weil man sie allein durch die Knollen fort- pflanze und sie nicht oft genug aus dem Saamen erneuere. Aber es hat sich gezeigt, daß „die aus dem Saamen gezogenen Kartoffeln eben so gut als die Ab!lömmlinge von der Knollenpflanzung, wenn sonst alle Verhâlt- nisse G waren, von der Kranlheit ergriffen wurden.

Man hat ferner finden wollen, daß unser gewöhnlicher Aferboden aus- getragen, gleihsam von dem oft twiederholzen Anbau dieser Frucht erschöpft sci. Auch hierfür sprechen keine von mir l'eobachteten Thatsachen. Jch habe selbs in meinen eigenen Wirthschaften jungfräulihen Boden, wie man zu sagen beliebt, mit Kartoffeln bebaut, wo es gewiß ist, daß er noch feine Kartoffeln getragen hat. Auf solchem habe ih die Neigung zur Verderb- niß der Knollen viel stärker angetroffen, als auf allem Aerlande, wenn einmal die Bedingungen, besonders :u viel Feuchtigkeit, zur Krankheit vor- handen waren, Dieselbe Beobachtung habe ih auch auf auderen Gütern, die in sehr großer Entfernung von einander liegen, gemacht, Auch die frische Düngung zu der Kartoffelpflanzung hat man als eíne die Krankheit erzeu- gende Ursache angegeben. Nach meinen Beobachtungen is sie in einer Ge- gend, wo man stets zu den Kartoffeln düngt, im vorigen Jahre gar nicht bemerkt worden, und in einer anderen, wo îm vorigen Jahre viele unge-

sunde Kartoffeln waren, zeigte sih vor kurzer Zeit noch keine Spur, ob- -

gleich zu ihrer Pflanzung frischer Dünger verwendet war.

Ganz zufällig ist folgende Beobachtung gemacht worden. Ein Land- wirth, dessen Kartoffeln im vorigen Jahre bedeutend krank waren, hatte auf der Miethenstelle, wo im Laufe des Winters eine Partie aufbewahrt worden war, die scadhaften liegen lassen, Diese Stelle wurde später um- gepflügt. Nach einiger Zeit erwuchsen die zurügebliebenen Keimstücke zu groten Stauden, die man stehen und sich ausbilden ließ. Die davon ge- ärndteten Kartoffeln waren gesund, wogegen andere, zu denen vorzügliches Pflanzgut genommen war, von der Krankheit ergriffen waren.

Daß die Ertragsfähigkeit der nur durch die Knollen fortgepflanzten Kaitoffeln abgenommen habe, kann ih nach einer sech8undvierzigjährigen selbstständigen Wirksamkeit nicht zugeben. Als ih im Jahre 1800 die Ad- ministraiion des Gutes Gräfendorf bei Jüterbogk übernahm, fand ich dort nur einen sehr beschränkten Kartoffelbau vor, der während meines Üufent- halts mehr als verfünffaht wurde. Später bin ih in Vehältnisse gekom- men, wo unter meiner mittel- und unmíttelbaren Leitung mehrere Tausend Morgen mit Kartoffeln angebaut worden und zwar gegenwärtig in mehre- ren Provinzen und auf den verschiedensten Bodenarten. Die Aerndten von ciner gegebenen Fläche, unendlih verschieden nah der Kultur und dem Bo- den, fallen jeßt noch eben so aus, wie beim Beginn meiner landwirth- \schastlihen Laufbahn. Meine eigenen Erfahrungen geben mir also nicht die geringste Veranlassung, nach Saat - Kartoffeln, die von den unmittelbar saus Amerika gekommenen oder von den aus Sag- men erzeugten abstammen, zu trah:en. Durch diese Aeußerung will ih ketnesweges die Versuche, welche andere Landwirthe machen, herabseßen. Wer dazu Lust und Neigung hat, möge sortfahren, Bcobachtungen in die- sem Sinne anzustellen und fe befannt zu machen. Er unternimmt ohne Zweifel etwas Verdienstlihes. Aber dafür halte ih es auch angemessen, meine Beobachtungen öffentli mitzutheilen, um die Sorge zu verscheu- chen, der wichtige Kartoffelbau werde durch die seit 2 Jahren sih häufig deigont Hrankhoit oinon Stoß erleiden.

Klug is es gewiß, neben den Kartoffeln noch andere Knollengewächse anzubauen und die Viehhaltung insbesondere nit oon Cine1 Frucht akt- hängig zu machen. Für Sandboden sind die Mohrrüben (Möhren) und Wasserrüben, für die besseren Bodenarten Kohl- oder Sterüben, Runkeln und mehrere Kohlarten-Gewächse, welche in gewissem Betracht Vorzüge vor den Kartoffeln haben, Für Milcbvich sind mehrere Rübenarten geeigneter, als jene, Sie geben eine wohlschmedckendere Butter. Daß Möhren cin gutes Pferdefutter sind, is allgemein bekannt.

Da man nicht wissen kann, wie die Witterung des künftigen Jahres auf den Kartoffel-Ertrag wirken wird, so kann ih nur rathen, alle Bodenarten mit tiefer Krume, welche mehr feuht als trocken liegen, und auf welchen man gewöhnlich Kartoffeln zum Viehfutter anbauet, mit Run- feln, Kohlrüben oder Kohl zu bebauen. Die sandigen und, trockenen Aecker möge man vor wie nah mit Kartoffeln bepflanzen. Will man von diesen einen Theil zu Möhren oder Wasserrüben bestimmen, so wird man seinen Futterbau um so unabhängiger von der Jahreswitterung machen. Je man- nigfaltiger der Anbau i, je mehr Hoffnung hat man, durch den reichen Eitrag Eines Gewächses dem Mißrathen eines anderen entgegenzuwirken.

Mit der Aufbewahrung der schadhaften Kartoffeln verfahre man fol- gendermaßen :

Niemals häufe man sie in zu hoh ausgeshihteten Massen an, beson- ders nicht bei warmer Witterung. Wenn der Frost im Anzuge is, so cr- tragen sie cher ein hohes Aufhäufen, ob es gleich allezeit gefährlih bleibt, Ferner übercile man sich nit mit dem völligen Zudecken der Miethen mit Erde, sondern lasse die Mitte dersclben blos mit Stroh, Kiehnnadeln oder anderen Deckmitteln so lange belegt, bis der Frost nöthigt, auch die Nüen der dachförmigen Miethen mit Erde zu bedecken, Tritt im Laufe des Winters anhaltend gelinde Witterung ein, o unterlase man niht, uachzusehen, ob \ch irgend wo Erhißung zeige, Be- wahrt man die Kartoffeln in den Gebäuden auf, so hat man si ebenfalls vor dem hohen Aufschütten zu hüten. Das rechte Maß anzugeben, is deshalb scbwer, weil die Höhe der Keller oder anderer Ausbewahrungsräume dabei in Betrachtung kommt. Je niedriger die leßteren sind, um so weni- gr hoch darf man die Wurzelgewächse aufshütten. Es muß zwischen die- sen und der Decke noch ein hinreichender Raum für die Luft bleiben. Ohne diese Vorsicht gerathen ganz gesunde Kartoffeln, wele bei warmer Wüiterung in niedrigen Kellern aufgeshüttet werden, leit in Fäulnif. Ueberhaupt is zu ängstlihes Verwahren der Wurzel- und Knollengewäcse gegen Frost fast nachtheiliger, als die leite Bedekung. Denn erfrorcne Kartoffeln z. B. kann man durch Dämpfen in diesem Zustande noch als Viehfutter benußen, wogegen verfaulte noch Mühe verursachen, um sie auf den Düngerhaufen zu bringen,

Die Summe meiner Beobachtungen über die Aerndte in den östlichen Provinzen des preußischen Staates is, daß sie allerdings zu_dén geringen gchört, und daß mit den Körnersrüchten und den Speisefartofeln baushäl- terisch umgegangen werden muß, um damit bis zur neuen Aerndte auszu- reichen, Geschieht dies aber, so habe ich na den sorgfältigsten Unter- suchungen die Ueberzeugung gewonnen, daß nirgends ein eigentliwer Mar- gel eintreten wird. i

Jn vielen Kartoffeln bauenden Gegenden is, tes Febl/lagens der Aerndte 1ngeactet, ein Ueberfluß vorhanden, der na solchen Gegenden geschafft werden kann, wo es an Speisekartoffeln feblt, Jm Oderbruce zum Beispiel wird diese Frucht eigentlih zu Viebfutter angebaut. Jn ge- wöhnlichen Jahren werden hier die Ochsen, Hammel und Gänse, welche im Winter in Berlin verzeh:t werden, mit Kartoffeln gemästet, bei welcher Ver- wendung der Scheffel oft nit zu 74 Sgr. benußt wird. Steigt der Preis auf das Doppelte, wie es jest den Anschein bat, so wird das Mästen ein- geschränkt, und ein großer Theil der Kartoffeln kommt zur Nahrung der Menschen. Dann geben viele Tausende von Wispeln dur die Wasser- straßen fort. j

So wie es bier im großen Maßstabe is, s\o is es in einem kleineren in einem großen Theile der märkishen Höhe, in Pommern und Posen. Der böbere Preis der Kartoffeln wird die Landwirthe veranlassen, mit dem Viebfutter eine andere Einrichtung zu treffen, und dadurch wird der Be- darf an Speisekartoffeln in Gegeyden, wo es daran fehlt, gedeckt werden,

AELSA

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