1846 / 326 p. 3 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

S A A g s

® vom 3. Mai (21. April) 1815 nieder, und die übrigen Mächte, welche die wiener Kongrez-Akte unterzeichnet haben, beschränkten sich darauf, diesen Beschluß als ein Ergebniß der direkten Verhandlungen unter den drei Hô- fen anzunehmen, ohne daß sie sich in die dort getroffene Anordnung der Territorial-Verhältnisse mischten, welche ihnen völlig fremd blicb.

Krafau war demnahch vom Jahre 1815 an eine lediglich dem Schuye der drei Mächte unterworfene Munizipalstadt und stand völkerrechtlih mit dem übrigen Europa nur durch dic Vermittelung sciner Schuhherren in Verbindung.

Dieses Verhältniß bestand fricdlich und unwidersprohen bis zum Jahre 1830. Um di: se Zeit jedoch zcigten sich {hon vor der Jnsurreciion im Königreiche Polen Spuren von Gährurg in Krakau, denen die dortigen Behörden, statt sie mit Ernst unterdrücken , eine {wache und zweideu- tige Haltung entgegenseßten,

E einer revolutionairen Bewegung die Orduung wiederherstllen zu önnen.

Dessenungeachtet wurde in Krakau, nachdem im November des Jah- res 1830 der Aufstand in Warschau ausgebrochen war, derselbe mit dem lebhaf:esten Enthusiasmus begrüßt.

Wir schrocigen von der bei jeder Gelegenheit in den verlezendsten For- men hervortretenden unverhohlenen Darlegung eincr Rußland feindlichen Gesiun1ing. Die traktatenmäßige Neutralität wurde auf noch unzweideuti- gere Weise verlegt. Eine Schaar Studenten wurde bewaffnet und aus- gerüstet, um an dem Kriege Theil zu nehmen. Den Jusurgenten wurden alle Kriegsbedürfnisse herbeigeschafft, deren sie bedurften; Waffenschmicden und Pulvermühlen wurden errihtet und jene Gegenstände, die in Krakau selbst nicht verfertigt werden konnten, auswärts aufgekauft. Die zur Aus- rüstung von Menschen und Pferden nothwendigen Erzeugnisse wurden der Jnsurrection von frafauer Kaufleuten geliefert. Und als der damalige Präsi- dent des Senats, Graf Wodzii, dieser offenbaren Verleßung der Trattate eine Gränze seßen wollte, wurde ein Volks-Aufstand gegen ihn veranstaltet. Er mußte, mit dem Tode bedroht, seine Stelle niederlegen und wurde von den Rebellen gezwungen, das Gebiet von Krakau zu verlassen.

Nachdem das Königreich Polen im Jahre 1831 wieder unterworfen war, besezte eine Abtheilung russisher Truppen Krakau und sein Gebiet, um die Trümmer des polnischen Heeres, dic sich dorthin geflüchtet hatten, zu entwaffnen und aufzugreifen. Dann beriethen, als der Krieg vollends becndigt war, die drei Shußmächte über die Mittel, die Ordnung in Kra- kau wiederherzustellen.

Jn Betracht der shwierigen Verhältnisse jenes Zeitpunktes fuhren sie fort, diesem Staate, der ihre Schöpfung war, ihren großmüthigen Schuß auch noch ferner zuzuwenden. Jn diesem Geiste wurde eine Amnestie ohne Vorbehalt in Kratau bekannt gemacht, in Folge deren den dortigen Ein- wohnern von dieser verhängnißvollen Zeit nichts in Erinnerung blieb, als die Geldvortheile, die sie ihr verdankten.

Während des Jnsurrections-Kricges war nämlich die Zollgränze zwi- \chen Krakau und dem Königreiche Polen als nicht bestehend betrachtet wor- den, und ein Theil des Handelsstandes hatte sich diesen Umstand zu Nuye gemacht, sehr bedeutende Gewinnste zu ziehen.

Ließen \sich nun von jeder Wiederkehr anhaltender Unruhen in einer der benachbarten Provinzen ähnlihe Vorheile hossen, so erhellt daraus, wie zugänglich fortan cben jene Scbichte der Bevölkerung allen revolutio- nairen Umtrieben werden mußte, Gewissenlose Menschen fanden es eben so bequem als vortheilhaft, ihrem Eigennuße den Mantel polnisch-patricti- scher Gefühle umzuhängen und den Schmuggelhandel unter der vermeint- lih weniger schimpflihen Firma revolutionairer Ränke zu treiben. Dieser Umstand darf bei der Erklärung vieler späterer Erscheinungen in Krakau nicht außer Acht gelassen we:den, Denn leider hat dort die Amnestie dic Gemüther nicht beruhigt, sondern einen Undank erzeugt, der um so thätiger arbeitete, als eigensüchtige Berehnung zum Grunde lag.

Jm offenen Widerspruche mit den Traktaten fanden nämlich jene pol- nischen Unterthanen der drei Mächte, welche in die Revolution des König- reiches Polen verwickelt gewesen waren, auf dem Gebiete von Krakau Zu- flucht, sobald sie sie suchten. Allen ihren Umtrieben wurde Schuy und Un- terstüßung gewährt. Die berüchtigten Aussendlinge, die seitdem in allen Provinzen des ehemaligen Polens auftraten, wie Zalinsfi, Zawisza, die Gebrüder Zalewsfi , Konarski u. st. w., sind sämmtlich von Krakau ausge- gangen, wo sie sih mehrere Monate lang zu ihren propagandistischen Rei- jen vorbercitet hatten. Zwei Brüder, ihres Gewerbes Kaufleute, waren es dort, die es sich zum besonderen Geschäfte machten, jenen die Wege anzu- geben, welche sie nehmen möchten, und gleichzeitig zahlreiche brandstifierische Pamphlete, die ihnen von den Hauptheerden der revolutionairen Propaganda zukamen, in den benachbarten Staaten zu verbreiten. O

Gleichzeitig bildeten sich in Krakau, von wo aus sie sich in die be- nachbarten Landestheile verbreiteten, jene volfksverführerischen Gesellschaften, die unter dem Namen „Numa“, „allgemeine Conföderation der polnischen Nation‘‘, „Vereinigung des polnischen Volkes‘“/ und „anonyme Gescllschaft“ bekannt sind *), i: E :

Die Folgen dieses Zustandes zeigten sih bald genug in sämmtlichen ehemals polnischen Gebietstheilen. Verglich man diese Lage der Dinge mit der vorhergehenden , so war es leicht zu begreifen, warum der Gedanfe an einen allgemeinen Aufstand sich immer weiter entwickeln und zuleyt unver- holen aussprehen mußte. : ;

Ein solcher Zuïtand war augenscheinlich mit den Traktaten nicht ver- einbar , welche die Grnndlaze des Bestehens der freien Stadt Krakau bil- deten. Es war unmöglich, daß er die Verhältnisse derselben zu den drei Schngmäch'en nicht gestört hätte, Der Senat von Krakau hat dies selbst und zuerst anerkannt. i : Nath scchs Jahren langmütbiger Nachsicht entschlossen sih also die drei

Schußmächte, in Erwägung, daß der Senat von Krakau selbst seine Macht- losigkeit e:klärt hatte, zu einer ihnen durch die Sorge für ihre cigene Si- che1heit abgenöthigten Vertheidigungs-Maßregel. Sie ordneten an, daß das Gebiet von Krafau militairish beseßt werde, um alle jene Flüchtlinge, die es beunruhigten, daraus zu entfernen und die Ordnung wieder herzu- tellen. | Im Monate Februar 1836 fand die Beseßung von Krakau durch die zu diesem Zwecke ve1 einigten Truppen der drei Mächte stat. Man fand daselbst nahe an 2000 politische Flüchtlinge, die sich unter falschen Namen und erdichteten Beschäftigungen dort festgeseyt hatten,

Die Bewohner von Krakau legien der Entfernung dieser ihrem Ge- biete fremden Jndividuen alle mögliche Hinde1nisse in den Weg. Die mit der Untersuhung der Jdentität der Personen beauftragten Behö: den hatten alle Nänke zu bekämpfen, die von Seiten strafbarer Mitschuldiger angespon"en wurden, Unaufhörlich legte man ihnen falsche Zeugnisse vor. Fast alle Kirchenbücher des k: akauer Gebietes waren verfälsht. Allein in dem Kirchspiel von St. Marien in Krakau wurde juridish nachgewiesen, daß 230 falsche Geburtszeugnisse geschmiedet seien.

*) Wie sehr dergleihen Handlungen dem am 30. Mai 18233 erlasse»-

nen Verfassungs-Statute für den Freistaat Krakau zuwiderliefen, erhellt aus dem Art. Il. des gedachten Status, welcer folgendermaßen lautet: „Da der Zustand der strengen Neutralität der Freistadt Krakau und ihres Ge- bietes auf die Traftate und auf die Verhältuisse von Garantie und Schus, die dicser Freistadt und ihrem Gebiete in jenen Traktaten von den drei ho- hen Schußmädchten zugesichert sind, sih stüßt, so geht hieraus hervor: 1) daß jeder öffentliche oder heimliche Aft, jedes Unternehmen, das auf den Umsturz oder die Störung der öffentlihen Ordnung în den Staa- ten eines - der drei . beshüßenden Souveraine ausgeht, und jcde Theilnahme an dergleichen Unternchmungen oder an Handlungen dieser Art eine offenbare Verlegung jener strengen Neutralität, der ersten Bedin- ung der Existenz des Landes, ist und demzufolge von den Behörden des Landes und nah der in Kraft stchenden Gesepgebung so angesehen, ge- ritlih verfolgt und bestraft werden wird, als wenn der Urheber si eines politishen Vergehens gegen die freie Stadt Krakau schuldig gemacht hätte ; 2) daß in der Stadt und in dem Gebiete von Krakau Deserteurs oder ge- rihtlih verfolgten Jndividuen, die sich auf flüchtigem Fuße befinden (wenn sle den Ländern der einen oder der anderen der drei Schuymächte ange- hören), weder Zuflucht noh Scbuy gewährt werden darf, und daß auf das Auslieferungs - Begehren von Seiten der zuständigen Behörden dergleichen Jndioiduen verhaftet und ohne Verzug, unter guter Eskorte, an den zu diesem Ende festgeseßten Gränzpunkten ausgeliefert werden müssen,“ Anm. d, Oest, B.

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Nach der Wegsch affung sowohl der polnischen, als der sort aus allen anderen Ländern hier versammelten Flüchtlinge konnte man sih der Hoff- nung hingeben, daß die Revision der frafauer Verfassung, welche bereits im Jahre 1833 stattgefunden hatte, Mittel bieten werde, die öffentliche Ordnung auf eine sichere Grundlage zu stellen, Um dieses Geschäft so wenig fostspielig wie möglich für Krakau zu machen, wurde die Stärke der Besazung vermindert, es blieben dort nur ein \hwadbes Bataillon österrei- cisher Truppen und cine Abtheilung Kavallerie zurü.

Aber das Vertrauen, daß die wiedcrhergestellte Orèrnung von Dauer sein und daß die Bevölkerung von Krakau endlich eingesehen haben werde, welches die nothwendigen Bedingangen ihrer Wohlfahrt sind dieses Vertrauen wurde bitter getäuscht. Die Polizei erhielt sehr bald zahlreiche Be- weise neuer revolutionaiírer Umtriebe, Die Gerichte und die Negierungsbehör- den thaten, cingeshüchtert dur geheime Drohungen, gar nicht oder nur schwach

Schon damals sahen sih die Shußmächte genöthigt, ihre Truppen an | ihre Pflicht, Jm Jahre 1838 wurde es nothwendig, die österrcichisben Truppen

der Gränze des frafauer Gebiets zu verstärken, um im Falle des Aus- j

wieder zu verstärten. Erst nach einer wiederholten Säuberüng des Gebiets, nach ciner neuen Organisation der Polizei und der krafauer Miliz und nah ciner Revision und Abänderung der Polizei- und Kriminal - Gesche schien es möglih im Anfange des Jahres 1841, die Stadt Krakau ohne Gefahr si selbst überlassen und die Besaßung herauszichen zu können,

Allein das Uebel war zu tief gewurz-lt und hatte den Geist eines gro- ßen Theils der Bevölkerung verwinrt. Kaum hatte die militairische Besib- nahme aufgehört, so begannen die revolutionairen Umtriebe wieder mit der- selben Hesugfkeit wie srüher, Zahlreiche Thatsachen, welche nicht bestcitten werden können, weil sie in vollster Oeffentlichkeit geschehen sind, liefern den Beweis, daß Krakau vom Jahre 1830 bis 1846 im Zustande fortwähren- der Verschwörung gegen die drei Shußmächte war, welche die Freistadt ins Leben gerufen hatten, Zum Beweise dessen soll hier nur die Ttatsache erwähnt werden, daß im Laufe der legten zehn Jahre acht politische Meuchel- morde in den Straßen von Krakau vorfielen. Jn fünf Fällen dieser Art folgte der Tod auf der Stelle, drei Personen blieden schwer verwundet auf dem Playe und wurden nur durch die ibnen zufällig zu statten kommende Hülfe ins Leben zurückgerufen, die Eisteren hießen Pawtowski, Cellaf, Ko- mar, Polizei-Commissair Weinberger und Gendarm Mat oko; die Lepteren sind der Distrikts - Commissair Luszczynsfi, der Kanzlci- Beamie Homaîka und der bei der Eisenbahn angestellte Lukiesh., Derartigen Bestrebungen der polnischen revolutiz-nairen Propaganda gegenüber, war alle bisherige Mühe, einen dauernden Zustand der Ordnung und des Friedens in Krakau zu gründen, umsonst gewesen. Die politische Kraft eines so kleinen Staats reichte nicht hin, gleichzeitig den geheimen, von außen her geleiteten Umtrie- ben, deren Hecrd und Mittelpuntt Krakau geworden war, und der cifrigen Mitwirkung und Hülfeleistung eines großen Theils der dortigen Broölkerung zu widerstchen, Zuleyt umfaßte eine große Verschwörung das gesammte eche- malige Polen, und diese bra im Februar 1846 an den Punkten aus, wo sie des günstigsten Erfolgs sicher zu scin glaubte, Das unabhängige Krakau, wo die Vershwornen sich in ibrer Bewegung freier fühlten, wurde ein Hauptschau- play ihrer Thätigkeit. Dort wurde im voraus der Angriff in jeder Weise vor- bereitet und dic Thätigkeit der Umwälzungs8partei durch brandstifierische Schriften und Proclamatienen angestachelt, dorthin wurden Waffen, Schbieß- bedarf und Kriegsvorräthe aller Art geschaft. Dort fanden sich aus dem Auslande ganze Schwärme revolutionairer Ser.dlinge cin, Dort war es endlich auch, wo, wie sie sh selbst nannte, cine Revolutions-Regierung hervortrat, welche die Bewegungen in den zum Aufstande aufgerufenen Pro- vinzen leiten und jene Landestheile regieren sollte, in denen die Empörung ihren Zweck errcicht hätte.

Die hierauf folgenden Ereignisse sind ganz Europa bekannt, Die Ur- heber der Empörung haben durch ihr Verhrechen blutiges Unheil nicht nur auf sich selbst, sondern auf das Haupt mancher Unschuldigen herabgcrufen, Dem gerechten Abscheu gegen die Frevler, die mit dem Lebcn und mit der Wohlfahrt ihrer cigenen Familien spielten, wird sich in jedem menschlichen Herzen schmerzlihes Bedauern über die wirklich eingetretenen, außer aller Berechnung liegenden Folgen des Verraths beimischen. Den drei Mächte 1 lag aber eine s{chwerere Pflicht ob, als diesen Gefühlen Worte zu leihen. Sie mußten auf Mittel denken, in Krakau wicder irgend eine Ordnung herzustellen, Sie mrsten gleichzeitig ihre eigenen Länder gegen die Wie- derkehr ähnlicher Gräuel und Verwüstungen schüßen, wie jene, deren Heerd und Werkstätte Krafau \o eben gewesen war. Nicht das war die Frage, ob die drei Schupmächte noch einmal Nachsicht üben wollten? sondern darum handelte es sich, ob der freien Stadt Krakau wieder die nämlichen Waffen in die Hand gegeben werden solltin, deren man sih dort so eben noch, nichi minder bcharrlich als unaufrichtig, bedient hatte, um Unheil und Verderben in den benachbarten Provinzen zu verbreiten. Konnten und durfien die drei Mächte ihren Schug noch länger dieser Freistadt angedei- hen lassen, die zu derselben Zeit aufhörte, im Sinne der unter ihnen g:- schlossenen Vertiäge „unabhängig und neutral“ zu sein, als sie der Will- für einer Anzahl von Verschworenen verfiel, welche, obwohl fern von ihr und dem heimatlichen Boden, sie fortwährend in moralischer Knechtschast

ielten ?

) Die poluischen Ausgewanderten nämlich, welhe nah der Uebe:wälti- gung des warschauer Ausstandes 1hre Heimat verlassen, hatten nicht nur sich selbs eine regelmäßige und feste gesellschaftlide Einrichtung gegeben, sondern auch eine Regierung für das gesammte ehemalige Polen geschaffen, Der Zweck der Thätigkeit dieser legteren war nah ihren eigenen Geständ- nissen, durch jedwedes zum Ziel führende Mütel jeden Theil des ehemali- gen Polens seiner jczigen Regierung zu entreißen, das vormalige polnische Reich wiederherzustellen und die Anordnungen der Verträge von 1815 zu vernichten.

Jn diesem Sinue wükten die polnischen Comités, welche an der Her- beiführung eines Aufstandes in den ehemals polnischen Gebietstheilen von Oesterreich, Preußen und Rußland arbeiteten. Jhre rastlosen Bemühungen sind notorisch, sie haben seit einer Reihe von Jahren ununterbrochen fort- gedauert, Diese leitenden Ausschüsse waren es, welche, während sie die be- stehenden Behörden mit Adrcssen bestürmten, die dem Zwecke der Ver- \hwornen dienen sollten, heimlich aufrührerische Proclamationen drucken ließen, geheime Weisungen verbreiteten, sih der Lenkung der öffentlichen Meinung zu bemächtigen suchten und im Gebiete des ehemaligen Polens Steuern erhoben, die sie dur ein vou ihneu erfandenes System eines mo- ralishen Zwanges beizutreiben wußten, Während sie öffentli vorgabcn, daß dieses Geld zur Unterstüßung hülfsbedürfiiger Ausgewanderten diencn solle, wurde es heimlih zur Anschaffung von- Waffen und Scbießbedarf, zur Anlegung von Kriegs Vorräthen, zur Beioldung der Emissaire, zur Bestreitung der Kosten ihrer Reisen, zur Druflegung aufrährerischer Schriften und deren Ver- breitung in’ Hunderttausenden von Exemplaren verwendet, So wurde im vollen Frieden der Aufstand eingerichtet, der Bürgerkrieg vorbereitet, Die Lei- ter dieser Bewegung bildeten im vollen Sinne des Wortes eine nomadisch herumshwcifende Regierung, deren unmögliche und widersinnige Aufgabe es war, einen Staat zu regieren, der nicht besteht, und durch Mittel, die vor feinem Verbrechen zurückschrecken, einen politischen Körper ins Leben zurücfzurufen, welcher in Folge der Febler seiner Constitution und seiner eigenen Shuld hon vor länger als zwei Menschcnaltern dem Tode ver- fallen war. Und alles das geschah ungestraft, ohne Scheu, öffentlich, ohne daß die Regierungen der Länder, in wclchen die polnischen Auswandcrer Zuflucht gefunden, und welche sie zum Centrum und Ausgangspunkte ihrer Perderben bringenden Ränke gemacht, Mittel gefunden hätten, eine Thätig- feit zu hemmen, die eingestandenermaßen gegen den inneren Friedcn des Staatsgebietes der drei Mächte gerichtet war!

Nacbdem die Geschichte der leßten 15 Jahre den Beweis geliefert hatte, daß die Unternehmungen der polnischen Auewanderer täglich an Umfang und Ausdehnung gewonnen, fühlten sich die drei Mächte endlich verpflich- tet, einem Zustande der Dinge ein Ende zu machen, der mit ihrer innecen Sicherheit unverträglih war, Sie waren dies ihrer eigenen Ehre und der Wohlfahrt ihrer Völker schuldig.

Der Freistaat Krakau war durch seine größere Unabhängigkeit auch um so viel eher der im Auslande errichteten revolutionairen Regierung zugäng- lich ; alle Hebel der Aufregung und Verführung fonnten hier mit größerer Leichtigkeit als andcrêwo angelegt werden.

Wer nach allen eben erwähnten Thatsachen noch verlangen kann, daß Krakau als Freistaat hätte sortbestehen sollen, um für immer ein Heerd be- ständigen Aufruhrs inmitten jener Staaten zu bleiben, deren Regierungen \ch die schwere Aufgabe gestellt hatten, es zu beshüßen, wer da fordern fann, daß eben diese Staaten ihm fortwährend seine republikanische Ver- fassung hätten gewährleisten sollen, während es sich seiner Unabhängigkeit nur bedient hat, um gegen ihre eigene Ruhe zu fonspiriren, der will das Unmögliche und fordert das sich selbst Widersprechende.

Jn der Absicht aller Kabinette lag es, daß die Verträge vom Friedens, nicht ein Werkzeug und Mittel Auch die Gründung des krakauer April) 1815 an Be der drei Mächte für immer einen Ch Die polnischen Flüchtlinge haben de verfälsht. Sie haben nicht gewollt, daß Krafau unabhängig und der genannte Traktat, der diese Freibeit {uf, es ausges eruht, bis es das Werkzeug einer Facti ar. Mit eigener Hand haben sie aljo das Y welche Krafau's Selbstständigkeit geschaffen ,

Vas : j U neu erlich wird Panthemont geschrieben, denn das „administrative L historische Lexikon der Straßen von Paris und seiner Denkmäler““

1815 ein Pfand des Ummälzungen sein sollten. wurde durch den Traktat vom 3. Mai (21. geknüpft, welche dieser Stiftung des Friedens aufdrücken sollten,

bleibe, wie l hatte. Sie haben nicht g eine Waffe des Angrisss w der drei Mächte zerstört, geschüßt hatten.

Der bisher geschüder:en L

age der Dinge gegenüber sind die drei g; von Oesterreich, Preußca und Rußland cinstimmig der Ansicht gewi daß es unmöglich sei, den dur den jüngsten Aufstand in seinen Gry staat Krakau als solchen wiederherzustellen, Ein y, bgesehen von der Unmögl:chkeit des Gelingens y, unverträglich sowohl mit dem Frieden y als mit der Aufrechthaltung j, Sie würden, jy

lagen zerrütteten Frei such diescr Art wäre, a den gegenwäitigen Umständen, eigenen Staaten, Grundsätze, auf denen der allgemeine Friede beruht. sie sich zu solcher Handl .ngsweise herbciließen, in den Augen j eigenen Völker und in denen von ganz rer Unvorsichtigkcit auf sich laden.

Europa den Vorwurf sj Da es den drei Mächten unmöglig, das Uebel dort anzoug1eifen, wo es die Mittel zu seiner Wirksamkeit j, -— und da sie es nur auf dem Schauplage s; so sahen sie sich in die Netly

melt und vorbereitet , materiellen Thätigkeit erreichen können, digkeit versegt, wenigstens den Hauptheerd jener Thätigkeit zu zerstören in ihrem Bercibe und inmitten ihrer cigenen Staaten liegt, Beschluß, den sie fassen konnten, war der: die auf Krakau sich bezieh; Anordnungen der am 3, Mai (21. April) 1815 unter ihnen gele] drei Traktate aufzuheben und den Besigstand wicder herzustellen, wie dem Jahre 1809 gegolten hat.

Waren die Bedingungen des Bestchens von Krakau einmal in j war jcine Verfassung vernichtet, die Verpflichtun

Wesen ausgehoben, t ] j so lag es nicht mi

Neutralität verlegt, seine Verwaltung zerrüttet, der Macht der Menschen, das wieder herzustellen, was zu bestehen «P Krakau's politische Existenz beruhte auf der Grundlage; friedlihen Neutralität. Aber die Faction, welche Krakau moralisch gi Sie hat ihn 15 Jahre lang bald ni heimen Ränken, bald offen geführt und bis zu dem Augenblicke ihn unterhh wo im Februar d. J. seine Schilderhebung statifand, die nach dem F der Vershworenen ganz Europa in Unfrieden und Verwirrung stürzen i Dieser Faction verdankt Krakau den Verlust seiner Unabhängigkeit, = uy anders das Aufhören einer Lage, die unter den erwähnten Voran su an cinem inneren Widerspruche litt, und der Anschluß an eine Mat, y Ruhe, Orduung und Gerechtigkeit zu gewähren willens und im Stan) für den rechtlichen und friedliebenden Theil der Bevölkerung von Fuß

ein Verlust und nicht vielmehr cin Gewinn zu nennen wäre,“ y

Rußland und Pelen.

Gestern sind der Fürst Statthä und’ seine Gemahlin auf der Eisenbahn von Czenstochau wieder | eingetroffen, und heute wird die neu eröffnete Strecke dieser Lk dem allgemeinen Verkehr übergeben,

Der Administrations- Einfuhr-Zoll vom Kaffee, der bis jeßt 15 ner betrug, von Anfong näbsten Jahres auf denselben Fuß, wil Kaiserreich, nämlich auf 9 Silber-Rubel 25 Kopeken für den Centt herabgesetzt werden, dabei aber die Zusaß-Ubgabe und die Y Schifffahrts-Abgaben, wie bisher, in Kraft bleiben sollen,

Jn der Umgegend von Warschau, einige Meilen von hier, ha! man gestern {hon 8 Grad Kälte, die jedoch nur eine Stunde anhil

Lax 1M,

Das Journal des Débats eröffn sein heutiges Blatt mit einem Artikel über die Einverleibung Kri fau's in die österreihische Monarchie und sagt im Verfolg veel daß diese Thatsache vorgestern von dem preußischen Gesandten | englishen Botschafter, Lord Normanby, und gestern von dem dst reihishen Geschäftsträger dem Minister der auswärtigen Angelege heiten, Herrn Guizot, notifizirt worden sei, ren hiesigen Blätter haben bereits von der vorläufigen welche sie über diese Maßregel aus einem Korrespondenz - Artifel d Augsburger Allgemeinen Zeitung erhalten, Gelegenheit nommen, ihre Bemerkungen darüber zu machen.

Der Bey von Tunis is am 14ten Abends von Toulon zu 1 cingetroffen und von dort, nahdem er die Königliche Gewerbe besuht und öffentlih mit einigen Wo-ten für den ihm bereits Empfang gedankt hatte, nah Avignon weiter gereist, wo er am lj übernachten wollte.

Das Journal des Débats bestätigt es, des Herrn Hood nach dem La Plata ohne Resultat geblieben, V Hoffnung“, sagt es, „welhe m welche seit so langer Zeit den Bürgerkrieg den Usern des La Plata unterhalten , endlich auf beigelegt zu sehen, hat si unglückliherweise nicht Die Mission des Herrn Hood, welcher am vorigen Donnerstag in ® land wieder eingetroffen, bleibt für jeßt ohne Resultat. Rosas ha! Propositionen, welche ihm im Namen Frankreichs und Englands gen! wurden, abgelehnt, und er hat sie nicht sowohl in seinem cigenen V esse abgelehnt, als vielmehr in dem seines Allürten, des Oen Oribe, eines der Prätendenten auf die Präsidentschaft der Ucug!

Seine (Rosa's) Bemühungen waren darauf ger beiden vermittelnden Mächten zu erlangen, daß sie M der Republik Montevideo anerki aus unmöglich zuzugest

tet hielt, hat den Krieg gewollt.

Warschau, 19. Nov.

Rath hat bekannt gemacht, daß der bisl l Silber-Rubel für den

París, 19. Nov.

Auch die meien ande Raghridh

daß die

an gefaßt hatte, die Differay und die Anari gütlichem V verwirflA

als geseßlihen Präsidenten sollten, und dies hielt Herr Hood für durch da ihm seine Junstructionen im Gegentheil anempfahlen, in Y auf diesen Punkt, dessen Lösung die vermittelnden Mächte aus|s Einwohner Montevideo?s anheim}

lich der Entsc\eidung der e ch auch dieselb!

wollen, weder selbst eine Eutscheidung zu fassen, no sas zu überlassen. Die Sache ist also wieder ganz von vol beginnen.“ 0 erwähnte Glückwunsh - Schreiben Chateaubriand! dE die Prinzessin Therese von Modena lautet : Graf von Chambord hat mix angezeigt, wie namenlos glüdlid lih zurück, wenn erse Dinge vorgehen: ih habe keine Befugniß, dabei mitzusprehen. mal jedoch vermag ih nicht zu s{weigen. Emfangen Sie, id! dringend darum, die Wünsche eines Mannes, der uicht einen Au! blick aufgehört hat, das zu hoffen, was er heute in Erfüllung # sagen, einem Freudenrufe Lu! machen, - den seiner Brust entrissen zu haben er Jhnen verd Chateaubriand.“

Die Presse p

„Madame!

geworden ist. ehe mih gewöhn

Er fann es sich niht ver

riht abermals von der Wahrscheinlichkeit * baldigen Aenderung des britischen Kabinetsz eine Entfernung | Herrn Guizot würde an der Lage der Dinge nichts ändern und l zur Wiederherstellung des herzlichen Einverständniss französishe Regierung niht ihre Zustimmung zu geben werde, welhe England von dem Herzoge von Montpe lange; das einzige Mittel also, welhes übrig bleibe, sei die Bi Palmerston's.

Konsistorium der reformirten Gemeinde zu Paris Pentemont dur eine wohlthätige H lich dem Maire des zehnten Bezirks fü. hlthätigkeits - Büreau's 300 Fr. einhändigen M

es führen, weil) der Verzichtleis!

gung Lord

Besißnahme der Kirche eingeweiht. Armen des Wo

Es hat näm

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ournal des Débats mt hierzu folgende Bemerkung:

t: „Die Abtei Notre=Dame de Pentemont warde im Jahre 1217 von

ne Milipp 901 Dreux, Bischof von Beauvais, für Benediktinerinnen ge-

ndet. Jhr Kloster war auf dem Abhange des Berges St. Sym- rion bei Beauvais gebaut, Wegen dieser Lage wurden sie Non- von Pente-Mont (Berghang) genannt, Als eine Uebershwem- g ihre Gebäude zerstört batte, waren die Nonnen genöthigt, im ¡e 1646 eine Zufluchtsstätte in einer Vorstadt von Beauvais zu en, und im August des Jahres 1672 erhielten sie durch Patent Erlaubniß, nach Paris zu kommen, Hier kauften sie vom Gene- Hospital das Kloster der Nonnen vom fleishgewordenen Worte der Grenellestraße, dessen Gründung an dieser Stelle im e des Jahres 1644 stattfand. Dieses Kloster war Jahre 1671 aufgehoben worden. Die Kirche der Abtei von temont wurde im Jahre 1755 wiedèr aufgebaut. Jm Jahre ) wurde die Abtei National = Eigenthum. Ein Theil des Platzes d am 29, Prairial XI und am 25. Frimaire XII[ unter der Be- ung verkauft, daß die Ersteigerer gehalten seien, den zur Ver- derung der Straße Bellechasse erforderlihen Raum ohne Vergü= » abzutretenz der übrige Theil der Domaine blieb im Besitz des ates, der auf dem Plate eine Kaserne erbauen ließ. Die Kirche ht noch und dient als Niederlage militairisher Gegenstände.“

Auf den Antrag des Ministers der öffentlichen Arbeiten ist so Ÿ cine aus 24 Artikeln bestehende Königliche Verordnung über die hahn-Polizei, im Juteresse der Sicherheit für die Reisenden,

"asen worden.

Æ Die Marquisin von Normanby isst heute früh auf einen kurzen Gu nah London abgereist.

F Einem Gerücht, daß der Befehlshaber der französishen Schiffs- jon in Afrika, Contre - Admiral Montagnies de la Roque, nach lon zurückbeordert sei, und daß unter der Mannschaft seiner iffe eine Epidemie herrshe, wird vom Journal des Débats rsprochen,

Großbritanien und Irland.

London, 15, Nov. Heute geht der Hof von Windsor nach Zusel Wight ab,

Dié Morning Chronicle stellt die Nachricht der Poft von bli berrshendem Zwiespalt im Kabinet entschieden in Abrede | fügt hinzu, daß die bisherigen Verhaudlungen des Kabinets noch deu geringsten Anlaß zur Annahme eines solchen Faktums ge-

eben haben, Die Juftructionen sür den Admiral Parker, der das britische

eschwader im Tajo befehligt, beschränken sich, wie verlautet, auf Wiederholung der demselben früher zugegangenen Aufträge, si haus von jeder Einmischung in den Streit der Parteien Portugals zu halten, im Uebrigen aver für den Schuß des Eigenthums der Personen britischer Unterthanen Sorge zu tragen und igenfalls der Königlichen Familie eine Zufluchtsstätte zu gewäh- Der Globe bezeichnet die streng neutrale Haltung Eng- din den portugiesischen Angelegeuhe:ten mit folgenden Worten : f spanischen ministeriellen Blätter, welche den Triumph der Kü- 1 Douna Maria und des Absolutiómus wünschen und ihre des= igen Hoffnungen auf die Weigerung der britishen Regierung un, sich in die Sache einzumishen, köunen {werlich im Ernste Put haben, daß wir mit den Jusurgenten gemeinschaftlihe Sache jen werden, aber sie würden England s{chmählich verleumdenz 1 ste sich einbildeten, daß wir jemals den Prinzipien, welche sie Pigal siegreih zu sehen hoffen, unsere Zustimmung geben nl. Die Nahrihten aus Jrland bleiben ziemlih dieselben. Die d vielleicht nur zeitweilige Auflösung des Repeal - Vereins, der gerüchtweise hon früher die Rede gewesen ist, scheint si her mehr zu bestätigenz alle Schreiber und andere bei der Gesell- ift Angestellte, deren Zahl sich in der Blüthezeit derselben auf un- ihr 100 belaufen haben soll, weiden nah und nah entlassen. lezten Berichte über den Zustand der Dinge auf dem Lande, he in Dublin eingegangen sind, lauten günstig. Die Preise auf Getraidemärften sind im Fallen und die Vorräthe in stetem Zu= nen, Unter dem Landvolk ist wieder mehr baares Geld zu fin- und mit Ausnahme einzelner Fäíle sind in den leßten Tagen Versuche zur Störung und Plünderung der Transporte von Le- mitteln gemacht worden. Herr Waghorn wird im nächsten Monat den ersten Versuch einem neuen Wege zur Beförderung der Ucberlandpost machen, von Ancona dur die Lombardei über den Splügen gehen soll, e lh jebt zur Verabredung der nöthigen Vorkehrungen Ml, Die ersten Nachrichten von der Einverleibung Krakau's in die relhische Monarchie sind gestern hier eingegangen, und die Times t heute Veranlassung, die Angelegenheit in einem sehr gereizten el zu besprechen. Die Gazette meldet jeßt amtlih, daß der Regierung die Blo- n Porto angezeigt sei. Dabei wird indeß bemerkt, daß sowohl Posten, als auch Passagiere unbehindert gelandet und anu Bo1d nmen werden dürfen.

; Bergen, Vrüssel, 20. Nov. Auch die gestrige Sizung der Repräsen=- t-Kammer woar der Adreß-Diskussion gewidmet. Das Nogier= mendement in der Unterrichts - Angelegenheit is zur Kabinets- geworden, da der Minister des Jnnern erklärt hat, daß er ein Zeichen des Mißtrauens sehe und cs daher bekämpfen e Herr de Theux sprach sich darin über den bekannten ag zwishen dem Stadtrath und dem Bischof von Tournay hege iligte im Prinzip dergleichen Verträge, weil sie zwischen M ien und der religiösen Gewalt ein gewisses Gleichgewicht h d aber er gestand dem Bischof nicht das Recht zu, durch sein V z einen Lehrer dessen Anstellung zu verhindern. Die Ent- h J dlerüber müsse in leßter Jnstanz der weltlihen Behörde 1A V!eje Erklärung erregte großes Aufsehen, weil sie den kle=

nforderungen gerade in ihren Hauptpunkten entgegentritt,

L S weiz

anton Vern. Ju Folge des verfassungsmäßigen Austritts „Ger besoldeter Staats-Beamte aus dem Großen Rath müssen die rgänzungs-Wahlen in denselben vorgenommen werden. Es l auf Sovntag den 29fîen d. angeseßt.

A L Studirende der Hochschule haben in der Naht vom 14ten ite soge d, E S M renten Funk vor dessen Woh- V enannte Kaßen-Musik gebracht, man glaubt wegen sei= Verihts über Dr. Wilh, Snell, E / M

Kanton Luzern. Aus den dem leßten Kantonsblatte bei- Iul, erhandlungen des Regierungs - Rathes aus dem Monat E L entnimmt man, daß die Amtsstatthalter angewiesen wur- L alen p Jagdvatente zu ertheilen. vTinz von warzer.berg, Oberst in der österreichischen ff, weilt hier und erhält viele eue RiL A aus

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Kanton St. Gallen. Die Eidgenössishe Zeitung meldet - aus St. Gallen vom 11. November: „Das katholische Großraths-Kollegium hielt gestern Abends seine erste Sihung unter dem Präsidium des Herrn Landammann Baumgartner. Das Wich-= tigste der Verhandlungen war Bericht und Antrag des katholischen Administrations - Rathes, betreffend den gegenwärtigen Stand der Bisthums - Angelegenheit. Aus jenem war zu entnehmen, daß die vom heiligen Stuhle erhobenen Anstände gegen Vollziehung des Bis- thums-Konkordates vom 7. November 1845 nicht in diesem selbst ihren Grund haben, sondern vorzügli in einigen Bestimmungen der Vollzie- hungsverordnung und in dem Umstande, daß der Große Rath am 21. Nov. 1845 dem Konkordate nur in Verbindung mit jener Vollziehungs-Verord=- nung, gegen welche die päpstliche Kurie als den Rechten der Kirche präjsudizirlih Einwand erhebt, die Sanction ertbeilt hatte, Ju einem vom Administrations-Rathe beigelegten, vom Papste Pius IX. eigen- händig unterzeihneten, sehr wohlwollenden Schreiben werden als be- anstandete Punkte namentlich hervorgehoben, daß der Bischof in der Wahl seines General - Vifars und der fanonischen Leitung des Prie- ster-Seminars durch die Vollzugs-Bestimmungen beschränkt werde,] zwei Punkte, welhe von den Staats-Behörden uicht in den Bereich ihrer Entscheidung gezogen wurden. An obige Berichterstattung fnüpfte der Administrations-Rath wesentlih folgende Anträge, welche sodann auh mit 69 gegen 10 Stimmen zum Beschlusse erhoben wurden: 1) Der Administrations-Rath wird dem heiligen Vater Pius 1X. Namens des katholishen Kollegiums für das in der Wahl des hoch=- würdigen H. J. Peter Mirer zum Bischofe erwiesene Wohlwollen den lebhaftesten Dank aussprehen. 2) Gleichzeitig i das dringende Gesuch zu erneuern, daß das am 7. November 1845 abgeschlossene Konkordat, „wie solches unterm 21sten gleichen Monats vom Großen Rathe des Kantons sanctionirt worden“, vom heiligen Stuble an- erfannt und durch Erlaß der päpstlihen Bulle in Vollzie= hung geseßt werde. 3) Sollte die Entsprehung dieses Gesuches niht unbedingt erzielt werden fönnen, so mag der Administrations- Rath zu folgenden Modificationen Hand bieten, welche der Verfassung und den bestehenden Geseßen nicht widersprechen und daher in der Kompetenz der katholischen Behörden liegen. 4) Zu den daherigen Unterhandlungen wird nöthigenfalls eine uochmalige Abordnuug noch Rom stattfinden, wozu dem Administrations = Rathe die erforderlichen Kredite eröffnet sind.‘ Das nun der offizielle und wahre Stand dieser vielbesprochenen Angelegenheit, Für die Stists-Bibliothek wurde eine neue Organisation erlassen, welhe zu deren Besorg.ng eine Bibliotheï-Kommission, einen Bibliothck-Direktor und einen Bi- bliothekar aufstellt, Verschiedene Voranschläge und Rechnungen gin= gen an Vorberathungs-Kommissionen über. S

Am 16, November wurde die Botschaft des Kleinen Rathes verlesen, durch welche dem Großen Rathe dringend empfohlen wird, den Geseßvorschlag über die Freischaaren endlich einmal zu erledigen. Die liberale Partei war zum Eintreten geneigt; die Konservativen wollten, ‘die Einen Ueberweisung an eine Kommission, die Anderen Zurüdweisung an den Kleinen Rath, die Dritten totale Verwerfung des Geseuvorschlages. Mit 70 gegen 69 Stimmen ward das Eintreten und die artikelweise Berathung beschlossen. Der Art. 1, welcher die Bil- dung bewaffneter Freicorps (Freischaaren), wie jedes Auftreten solcher Corps, ohne Zustimmung, Mitwirkung oder Aufruf der Kantonsregierung verbietet, wurde nicht ohne Widerspruch unverändert angenommen. Der Art, 2 sept fest, daß, wer an der Bildung solcher Corps oder ihrem Austreten, in oder außer dem Kanton, ais Urheber oder Gehülfe, unmittelbar oder mittelbar, Antheil nimmt, in eine Geldstrafe von 20 bis 400 Fl. oder in Gefangenschaft von 10 bis 100 Tagen ver= falle. Die konservative Partei wollte hier {on im ersten Stadium friminelle Behandlung eintreten lassen... Mit 74 gegen 68 Stimmen wurde aber der Vorschlag des Kleinen Rathes angenommen.

Atali thn Nom, 7. Nov. Das Diario di Roma bringt in Folgendem das Nähere über die {hon erwähnten neuen päpstlichen Beschlüsse : „Unter denjenigen Gegenständen des öffentlichen Weohles, denen der heil, Vater von dem Augenblicke seiner Thronbesteigung scin vorzüglichstes Augenmerk schenkte, war auch die Herstellung einer schleunigen und gerech- ten Rechtspflege im Civil - und Kriminalfache, Zu diesem Ende hat Se, Heiligkeit nicht nur die von seinem erlauchten Vorfahrer zum Vorschlag von Verbesserungen im Pönal- Reglement und in dem Strafverfahren errichtete Kommission ausgezeichneter Rechtsgelehrten zu bestätigen, sondern auch ihre Aufgabe auf die Verbesserung der Civilgeseßze auszudehnen befunden, Zu der unter dem Präsidium des General-Schazmeisters der Camera Apostolica, Mons. Antonelli, diesfalls bestehenden Kommission von fünf Mitgliedern hat der heil. Vater mittelst Staats-Sekrctariats-Erlasscs vom óten d, M. noch zehn der tüchtigsten welilihen Rechtsgelehrten aus dem Advokatenstande der verschie- denen Provinzen nebst dem Uditore della Rota, Mons. Alberghini, beizu- fügen geruht, Se. Heiligkeit behält sich vor, zur Verbesserung der Pro- vinzial- und Kommunal-Verwaltungen Verfügungen zu treffen, und damit die nöthigen Vorarbeiten hierzu geschehen, sollen die Vorstände der respek- tiven Provinzen nächstens angewiesen werden, nah vorgängiger Verneh- mung der betreffenden Gubernial - Congregationen jene Verbesserun- gen vorzuschlagen, welche, in Gemäßheit der im Edikte vom 5, Juli 41831 enthaltenen Bestimmungen, erspricßlih sein dürften. Der heilige Vater hat ferner dcn Vorstehern der Provinzen den Austrag ertheilt, gemeinschaftliche Anträge zur Beseitigung des Müßiggan- ges zu machen, welcher bei einem Theile der Jugend aus dem Bauern- und Handwerkerstande fortwährend herrsht, Zu diesem Ende hat Se. päpstliche Heiligkeit eine Komniission zu ernennen befunden, welche aus vier Prálaten, dann aus den weltlihen Fürsten Aldobrandini, Odescalchi und Torlonia, dem Präsidenten der Handels-Kammer, Marchese Potenziani, und dem Mitgliede der Reeisions-Congregation, Grafen Carleschi, bestehen soll, Der heilige Vater hat mittelst Erlasses vom 29. Oktober den che- maligen General -Sec:etair der Post-Verwaitung, L, Giambene, zum Di- rektor der Post-Aemter in Rom ernannt,“

AULRKL1,

Konstantinopel, 4. Nov. Die Cholera maht nah meh- reren Seiten weitere Fortschritte. Sie ist nun auch in den. Umge- bungen von Damaskus und Aleppo ausgebrohen, Eine Karawane von Pilgern aus Buchara, Herat und Persien, die nah Mekka wollten, wurde durch die Cholera fast ganz aufgerieben. Als einige der übrig ge= bliebenen Pilger in Bagdad einzogen, brach unmittelbar darauf die Cho- lera dort aus. Jn Teheran sollen über 20,000 Personen an der Brechruhr gestorben sein, obgleih drei Viertheile der Einwohner die Stadt verlassen hatten, Außer einem Sohne starben auh zwei Oheime des Schabs, so wie mehrere Minister, Generale 2c. Die Cholera herrschte übrigens son dieses ganze Jahr über in Persien. Die Städte Mesched, Nischapur, Sebzwar, Semnan, Asterabad, Jezd, Kerman, Hamadan, Kermanschah haben fast alle ein Drittheil ihrer Bevölkerung verloren; eben so Mazenderan und Gilan. Die Stadt Jspahan selbst litt weniger, um so mehr aber ihre Vorstädte. Ascr= baidshan allein blieb verschont.

Vor furzem wurde endlich die neue Militairschule eröffnet, an der ein preußischer und drei französishe Offiziere, die hon vor län- gerer Zeit hierher berufen wurden, Unterricht ertheilen sollen. Die Einweihung geshah in Gegenwart des Sultans mit großem Pomp unter Gebet und dem Salutiren von etwa 70 Geschüßen und dem B A von 6 Regimentern, die man ringsum aufgestellt

atte. _ Der Winter kündigt sich uns seit einigen Tagen nun ziemlich fühlbar an. Heftige Stürme fahren über die Propontis und den

Pontus Euxinus. Man fürchtet, daß in beiden Meeren mehrere Schiffe gescheitert sind.

: Kartofelbierbereitung.

Die ungenügenden Ergebnisse der Bereitung von Bier aus Kartoffeln, welche bis vor einiger Zeit vorlagen und namentlich am dritten Sizungs- tage des landwirthschaftlihen Provinzial - Vereins für die Mark Branden- burg und Nieder-Lausiz am 17. Mai v. J. zur Berathung gestellt wurden, veranlaßten das Haupt-Direktorium des Vereins, den Herrn Dr. Lüdersdorf in Berlin zu beauftragen, die Fabrication des Kartoffelbieres einer gründ- lihen Prüfung zu unterwerfen, um zu erfahren, ob es mögli sein werde, aus der Kartoffel ein gesundes, \chmackckhaftes, nahrhafies, stär- fendes, aber auch zugleih ein billigeres Lagerbier herzustellen, als die gangbaren sogenannten bayerischen Lagerbiere gewähren. Hierbei war es Absicht, dur die Veröffentlichung des Brauverfahrens nicht blos jedem Landwirth die Möglichkeit zu gewähren, ein solches Getränk für scinen Haushalt herzustellen, sondern vorzugsweise auch dem Publikum ge- genüber den Beweis zu führen, daß ein solches Bier ohne alle Beimischung schädlicher oder widerlicher Stoffe angefert gt werden kann.

Herr Dr. Lüdersdorf hat mit großer Bereitwilligkeit den Auftrag an- genommen, mit großer Sorgfali die Versuche ausgeführt und mit einer sehr dankenstoerthen Uneigennüyigkeit das Brauverfahren in einem ausführlichen Berichte zusammengestellt,

Dieser Bericht ist in dem zweiten Hefte des vierten Bandes der Zeit-

chrift des landwirthschaftlihen Provinzial-Vercins abgedruct und durch den ae (in Berlin bei G. Bethge, Sparwaldsbrüe Nr. 16) zu be- iehen. y Wir hoffen, durch jene Mittheilung einen wesentlichen Beitrag zur Verdrängung des übermäßigen Branntweintrinkens zu liefern, und halten es für unsere Pflicht, dem Herrn Dr. Lüdersdorf für diese gründliche, mit unseren Absichten gänzlich zusammentreffende Arbeit unseren aufrichtigen Dank zu sagen, und unterlassen nicht, sowohl das landwirthschaftliche Publikum, als auch jeden Freund des Volkes auf diesen Aufsay hierdurch aufmerfíam zu machen,

Potedam, den 16, November 1846,

Das Haupt - Direktorium des landwirthschaftlihen Provinzial - Vereins für die Mark Brandenburg und Nieder - Lau sig. oon Meding. Lette. von Schlicht,

Handels- und Börsen-Nachrichten.

Berlin, 23. Nov, Die hohen Course von Wien haben seit lehter Post sehr günstig auf unsere und namentlich auf österreichishe Actien ge- wirkt. Unsere Börse wurde jedoch von der niedrigeren Rente affizirt, und die Course fonnten ihre anfängliche Höhe nicht behaupten.

Bertiner BoOorse Den 23. November 1846.

Ponde d Pr. Cour. Aetien. |ch Pr. Cour. Brief. | Geld. | Brief. | Geld. | Gem. St. Schuald-Sch. |35| 935 | 925 [Brl.Potsd.Magdb. 4 | 83 |

Prämien - Scheiue do. Obl. Lit.A.B.| 4 91% tes

d.Seeh.à 56 T. —| 905 |de Prior. Oblig.| 5 | 100% | 93% Kur- u. Neunärk. Mgd. Lpz. Biseub. |—| —_ Schuldverschr.|3;| 907 fdo. do. Prior.Vbl.'4| Berliner Stadt- Brel. Anb. abgest.|— 110 E Obligationen |34| 92% | 92; do. do. Prior.Obl. 4 | Westpr. Pfandbr. |35 91; [Düss.Elb. Eisenb.|—| 1065 —_ Grosskh. Pos. do.| 4 | 101% -— fdo. do. Prior. Obl. 4 | _= do. do. |35| 915 | \[Rhbein. Kisenb. |—| 84 Ostpr. Pfandbr. 35 932 [do. do. Prior.Obl.| 4 | —_ Pomm. do. 35 935 —— fdo.v.Staat garant. 35 —_ Kur- u.Neum. do.|3{| 93% [0b.-Schles.E.L A| 4 | 1045 dumm Schlesische do. |35| 965 95% do. Prior. 4 | do. v.Staatg.LtB.|35| _— do. Lt. B.\—

B.-St.B.Lt.A.u.B.|—| 106% | 105%

Magd.-Halbst.Eb.| 4 104

Gold al marco. |—| |[Br.-Scbhw.-Frb. B. 4| Friedrichsd’or. |—| 1377| 13‘fde. do. Prior.O0blL/4| -—— And.Gldm.à 5 Th.\—| 125 | L115 [Bonn-KölnerEsb.|5| _— Diseanto. —_ 4 5 [Niedersch.Mk.v.e.|4| 88 87

do. Priorität| 4 93% 93%

do. Priorität| 5 | 100% 99%

Nied.-Mrk. Zwgb.| 4 | 585 | 9575

do. Priorität|45| 80 A

Wilh.-B. (C.-0.)| 4 vité

Berlin-Hambaurger| 4 932 925

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 19. Nov. Niederl. wirkl. Sch. 582. 5% Span. 2L%. 3% do. 37%. Pass. —. Ausg. —. Zinsl. 67. Preuss. Pr. Sch. —. Poln. 4% Russ. Hope 887. E

Antwerpen, 18. Nov. Zinsl. —. Neue Anl. 21i{ G.

Frankfurt a. M. 20. Nov. 5% Met. 108. 107%. Bank-Actien p. ult. 1890 Br. Bayr. Bank-Actien 654 Br. Hope 87% Br. Stiegl. 86% Br. Int. 58. 57!5-, Poln. 300 Ft. 9GZ G. do. 500 Fl. 79 G. 2

Hamb UrTg; 21. Nov. Bank-Actien 1570 Br. Eogl. Russ. 106 Br.

Paris, 19. Nov. 95% Rente fin cour. 116. 60. 3% do. fin cour. 81. 45. Neapl. —. 3% Span. —. Pass. —.

Wien, 20. Nov. 5% Met. 108. 4% do. 995. 3% do. 72. Bank- Actien 1580. Anl. de 1834 156%. de 1839 125%. Nordb. 1765. Gloggn. 132. Mail. 110. Livorn. 965. Pest. 915. Budw. 209,

Königliche Schauspielc.

Dienstag, 24, Nov. Jm Opernhause. 134ste Abonnements= Vorstellung, Zum erstenmale wiederholt: Wilhelm von Oranien, große Oper ín 3 Abth., von F. Förster. Jn Musik geseht von Karl Eckert. Ballets von Hoguet.

Zu dieser Vorstellung werden Billets zu den erhöhten Opern- haus-Preisen verkauft.

Zu dieser Oper bleiben die bereits gekauften, mit Sonntag be- zeihneten Opernhaus-Billets gültig; auch werden die zu derselben nohch zu verkaufenden Billets mit Sonntag bezeichnet sein.

Jm „Schauspielhause. 6te französishe Abonnements-Vorstellung. La première représentation de la reprise de: Le Vicomte de Giroflée, ou: Celui que J'ai rêvé, vaudeville en 1 acte, par MM. Laurencin et Marc-Michel. La première représentation de la reprise de: L’héritière, ou: Le Testament, coméldie- vaudeville en 1 acte, par Scribe. La polca en province, folie- vaudeville en 1 acte, par MML. Decomberousse et Jules Cordier.

Zu dieser französischen Vorstelung werden mit Montag be zeichnete Billets verkaust,

Mittwoch, 25. Nov. Jm Schauspielhause. 196ste Abonnements- Vorstellung. Eine Familie, Original - Schauspiel in 5 Abth. und einem Nachspiele, von Ch. Birch-Pfeiffer.

Oeffentliche Aufführungen.

Donnerstag, den 26. November werden die Solo - Sängerin der Konzert-Gesellschast des Konservatoriums zu Paris, Dlle. Bochkol p, und der Violoncellist, Herr B. Coßmann, im Saale der Sing - Akademie cin Konzert geben, bei welchem auch der Herr Konzertmeister L. Ganz, Herr Kraus, K. K. Hofsänger, so wie die Herren Schumann und Buddée, mitwirken werden. Der vortheilhafte und bewährte Ruf, welcher den beiden Konzertgebern vorhergeht, verspriht den Freunden gediegener Kunstbildung einen der genußreihsten Abende dieser Saison. Für das Nähere verweisen wir: auf das untenstehende reichhaltige Programm,

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Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinkeisen, Im Selbstverlage der Expedition. Gedruckt in der Deckerschen Geheimen Ober - Hofbuchdruckerei.

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