1880 / 100 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 29 Apr 1880 18:00:01 GMT) scan diff

1877, 1876 und 1875 ergiebt für die Courier- und Séhnell- züge eine Abnahme von 3,4 Proz. resp. 0,1 P (durchschnittlih 13 Züge beziehungsweise 1 Zug pro Tag) gegen die Jahre 1877 und 1876 und eine Zunahme von 0,7 Proz. (durdschnittilih 2 Züge pro Tag) gegen das Jahr 1875, für die Personenzüge eine Abnahme von 1,5 Proz. (durhshnittlich 38 Züge pro Tag) gegen das Jahr 1877 und eine Zunahme von 0,3 Proz. resp. 1,8 Proz. (durh- \{nittlich 7 resp. 44 Züge) gegen die Jahre 1876 und 1875; für die gemischten Züge eine Zunahme von 22,9 Proz. resp. 28,3 Proz. und 47,7 Proz. (durchschnittlich 266 resp. 315 und 462 Züge pro Tag) und für die fahrplanmäßigen Güterzüge eine Zunahme von 4,6 Proz. resp. 2,1 Proz. und 4,9 Proz. (durschnittlich 102 resp. 47 und 107 Züge pro Tag).

Von den 1 573689 fahrplanmäßigen Courier- und Schnell-, Personen- und gemishten Zügen verspäteten im Ganzen 22 327 Züge oder 1,43 Proz. (gegen 12036 Züge = 0,79 Proz. im Vorjahre, 12258 Züge = 0,82 Proz. im Jahre 1877, 19662 Züge = 1,35 Proz. im Jahre 1876 und 23 626 Züge = 1,70 Proz. im Jahre 1875). Von diesen Verspätungen wurden jedoch 10629 durch das Abwarten ver- späteter Anschlußzüge hervorgerufen, sodaß aus im eigenen Betriebe der betreffenden Bahnen liegenden Ursachen 11698 Verspätungen oder 0,74 Proz. (gegen 0,41 Proz. im Vor- jahre, 0,46 Proz. im Jahre 1877, 0,76 Proz. im Jahre 1876 und 1,01 Proz. im Jahre 1875) entstanden, mithin gegen das Vorjahr 0,33 Proz. und gegen das Jahr 1877 0,28 Proz. mehr, gegen das Jahr 1876 aber 0,02 Proz. und gegen das Jahr 1875 0,27 Proz. weniger.

Die Gesammtdauer der Verspätungen leßtgenannter Züge betrug 457 132 Minuten oder 317 Tage 10 Stunden 52 Mi- nuten (gegen 147 Tage 16 Stunden 31 Minuten im Vor- jahre, 155 Tage 7 Stunden 37 Minuten im Jahre 1877, 311 Tage ‘13 Stunden 29 Minuten im Jahre 1876 und 381 Tage 14 Minuten im Jahre 1875). Jn Folge der Ver- spätungen wurden 3859 Anschlüsse versäumt (gegen 1938 im Vorjahre, 1605 im Jahre 1877, 3128 im Jahre 1876 und 4191 im Jahre 1875). Von den bewegten Achskilometern sämmtlicher Züge kommen auf jedes Kilometer Bahnlänge 254 914 Achsfkilometer (gegen 262 757 im Vorjahre, 278 050 im Jahre 1877, 284790 im Jahre 1876 und 307 800 im «Jahre 1875). Die mittlere Verhältnißzahl (geometrisches Mittel) des Jahres 1879 zwischen der auf je eine Verspätung entfallenden Zugzahl und Achskilometerzahl stellt sich gegen die von 1878 um circa 44 Proz. und gegen die von 1877 um circa 38 Proz. niedriger, gegen die von 1876 aber um Loe 2 Proz. und gegen die von 1875 um circa 34 Proz. öher.

Die hier in Betraht kommenden 11 698, Verspätungen sind in der Hauptsache hervorgerufen: in 1833 Fällen durch Defekte an Maschinen und Wagen, in 1826 Fällen dur atmosphärishe Einflüsse (Schneeverwehungen, Uebershwem- mungen, Sturm, Regen, Nebel, Glatteis 2c.), in 3650 Fällen durh Sperrung der Geleise und in 4389 Fällen dur erhöhte Frequenz.

Der 8. 65 des Gerichtsverfassungsgeseßes bestimmt, daß im Falle der Verhinderung des ordentlichen Vorsitzenden einer Kammer: des Landgerichts den Vorsiß dasjenige Mitglied der Kammer führt, welches dem Dienstalter nach und bei gleihem Dienstalter der Geburt nah das älteste ist. Jn Bezug auf diese Bestimmung hat das Reichsgericht- 11. Strafsenat, dur Erkenntniß vom 2. März d. 5). aus- gesprochen, daß im Falle der Verhinderung des Vorsißenden der Strafkammer der Vorsig dem ältesten ständigen Mitgliede der Strafkammer zusteht, selbst wenn ein eintretender Stell- vertxeter den Dienstjahren nach älter ist, und daß ein Straf- urtheil anfehtbar ist, wenn bei der Hauptverhandlung der Vorsiß von einem anderen, als dem dazu berufenen Richter geführt wird.

Der Generat-Direktor der Zölle und indirekten Steuern in Elsaß-Lothringen Fabricius ist hier angekommen.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Königlich bayerisher Staats-Minister von Luß und Großherzoglich oldenburgisher Staats-Rath Selkmann sind von Berlin wieder abgercist,

Wiesbaden, 27. April. Nach Verlesung des Protokolls der 8, Sißung und nah Vertheilung der Eingaben an die be- treffenden Kommissionen wurde in der heutigen 9. Sißung des Kommunal-Landtags von dem ‘Vorsißenden zunächst Mittheilung von dem erfolgten Ableben des Kommunal- Landtags - Abgeordneten Hümmerih gemacht, und erhob si die Versammlung zum ehrenden Andenken an den Ver- storbenen. Sodann wurde in die Tagesordnung eingetreten und zunächst der Bericht der Finanzkommission zu dem Ent- wurf eines Statuts der Wilhelm-Augusta-Stiftung, Pensions- kasse für die Wittwen und Waisen der kommunalständischen Beamten, vorgetragen. Dasselbe wurde mit den vorgeschlagenen Abänderungen und Zusäßen angenommen. Der zweite Ge- genstand der Tagesordnung: Gesuch des Vorstandes des Cen- tral-Gewerbevereins für Nassau um eine Beihülfe zu den Unterhaltungskosten und die Verwaltung des gewerblichen Fortbildungsshulwesens im Regierungsbezirk Wiesbaden, wurde mit Rücksiht auf eine weiter erfolgte Eingabe des ge- nannten Vorstandes zur Verhandlung in einer späteren Sizung verschoben. Fn Betreff des Baues einer Korrigendcn- anstalt in Hadamar wurden die Anträge der Finanzkommission angenommen, nah welchen der ständishe Verwaltungsaus\{chuß um Abschluß eines Vertrcgs mit dem Kreisverbande Frank- Hiri über Erbauung und Benußung einer gemeinschaftlichen

Korrigendenanstalt ermä gt wird, und zwar nah Maßgabe

der in dem Konferenzprotokoll vom 1. März l. Js. und dem Schrei- ben des Polizei-Präsidenten zu Frankfurt vom 13. März l. Js. enthaltenen Vorschläge und mit Beifügung der Aufkündigungs-

und der ständishe Verwaltungsausshuß ermächtigt, wegen Benußung der Korrigendenanstalt zu Breitenau bis zur Voll- endung des Neubaues zu Hadamar mit dem kommunalständi- {hen Verbande zu Cassel eine Verlängerung des seitherigen Vertragsverhältnisses herbeizuführen. Auf Bericht der Wege- baukommission wurde beschlossen, den für die Erbauung einer Mühlachstraße (von Marienfels nah Nassau) seither verwilligten Kredit von 50 000 6 weiter Ne u halten, falls sih die be- theiligten Gemeinden über die usführung einigen. Sodann gelangte ein weiterer Bericht der Wegebaukommission, welcher zwar nit in die Tagesordnung dtfcénigiritten war, gegen dessen Behandlung aber kein Widerspruch erhoben wurde, zur

Verlesung. Es wird darin beantragt um die seither

vorgekommenen Verzögerungen in der Ausführung be- s{lossener Wegebauten ferner zu beseitigen, in den nächsten Jahren außer der Vollendung der Chaussee- bauten von Breitenau nah Selters und von L. Schwal- bah nach der Greulings-Mühle im Wisperthale au

folgende Bezirksstraßen ausführen zu lassen: von Selters na

Freilingen, von Schmitten nah Landstein, von Landstein na Es , Korrektion der Straße zwischen Usingen und Wehrheim und dazu die in den jährlichen A für die Erbauung neuer chchaussirter Verbindungsstraßen bewilligten Gesammtkredite nah Bedürfniß zu verwenden. Ferner wird beantragt, sich damit einverstanden zu erklären, daß die für Rehnung der betheiligten Gemeinden zur Aus- führuug kommenden Chausseen von Braubah nah Dachsen- hausen und von da nach Marienfels sowie von Oberbrechen nach der AngeSarirale nach ihrer Vollendung von dem Kommunalverband zu Eigenthum und zur Unterhaltung als Bezirksstraße übernommen werden. Diese Anträge ge- langten mit einem e hanirag zur Genehmigung, wonach auch die Straße von Dauborn nach Nieder- brechen unter diejenigen aufgenommen werden soll, welche zu- erst auszuführen sind. Es wurde ferner beschlossen : zum Bau der Sekundärbahn Cölbe-Laasphe die Mitbenußung des Chausseeeigenthums unentgeldlich und ohne Entschädigung für die Dauer des Bestehens-und Betriebs der Bahn zu gestatten. Dem Antrag der Kommission entsprehend, wurde auf Gesuch des Kreises Biedenkopf um Bewilligung einer weiteren Bei- hülfe zu den Seitens des Kreises für Erbauung der Sekundär- bahn Cölbe-Laasphe aufzubringenden Mittel ein weiterer Bei- trag von 10000 M in Aussicht gestellt. Betreffs des Gesuchs des Karl Müller und Konsorten zu Eshborn um Abänderung des 8. 7 der Polizeiverordnung über den Gebrauch der Land- straßen vom 12, Dezember 1854 wurde Uebergang zur Tages- ordnung beschlossen. Bezüglich des Berichts des Verwaltungs- ausschusses über die Ergebnisse der ständishen Verwaltung vom 1. Fanuar 1878 bis 31. März 1979 wurde beschlofsen, denselben zu den Akten zu nehmen und dem Verwaltungs- ausschusse für seine umsihtige und sorgfältige Geschäftsfüh- rung die Anerkennung des Kommunal-Landtags auszusprechen.

Bayeru. München, 27. April. (Allg. Ztg.) Heute beging der Hausritterorden vom heiligen Georg die kirhlihe Gedächtnißfeier für den vormaligen Großmeister, den Körig Maximilian I11., in der alten Hofkapelle. An der- selben betheiligten sich Jhre Königlichen Hoheiten die Prinzen Luitpold, Ludwig, Leopold, Ludwig Ferdinand und Alphons, sowie gegen vierzig Ritter in der rothen Ordensuniform. Hofstistsdekan Enzler hielt den Gottesdienst. Die Kirche war mit s{hwarzen Tüchern ausgeshlagen und in der Mitte ein großer Katafalk errichtet, an dem sich die Jusignien des König- thums und des hohen Ordens befanden. An den Seiten des Katafalks waren Hartschiexe in Gala als Ehrenwache aufge- stellt. Morgen wird ein Requiem für die beiden im vorigen Jahre verstorbenen Ordensmitglieder abzehalten.

Die Kammern würden der „Allg. Ztg.“ zufolge ent- weder zu Ende Juni oder Anfangs Juli ihre Sibungen wieder aufzunehmen haben, um zunächst den Militär etat für 1880/81 zu berathen und zu genehmigen. Die Sommier- session des Landtags würde voraussichtlich nur von kurzer Dauer sein.

Mecklenburg. Schwerin, 27. April. (Mecklenb. Landesnachr.) Die Heilung des beschädigten Knies- des Gro ß- herzogs ist in der leßten Woche rascher fortgeschritten als bisher. Se. Königlithe Hoheit hat mit gutem Erfolge kleine Gehversuche gemacht, die in den nächsten Tagen noch aus- gedehnt werden sollen.

Sachsen-Weimar-Eisenah. Weimar, 27. April. (Dr. J.) Die Neuorganisation der Gerichte bedingt, daß zahl- reiche Gemeinden aus ihrem bisherigen Gerihts- und Ver- waltungsbezirksverbande losgelöst und in einen andern auf- genommen worden sind. Jn Folge dessen hat das Staats- Ministerium auch die dementsprehende Neuabgrenzung der 21 Wahlkreise für die allgemeinen Wahlen zum Lan d- tag angeordnet.

Desterreich-Ungarn. Wien, 27. April. Ueber den Zeitpunkt des Schlusses dex Reichsrathssession circu- liren in den Blättern noch immer die widersprehendsten An- gaben. Der „Polit. Corresp.“ zufolge ist in dieser Richtung noch kein bindender Beschluß gefaßt. Die Rechte beabsichtigt vor Schluß der Session außer der Militärtaxe und dem Finanzgeseße, der Eisenbahnkonvention mit Serbien und dem Handelsvertrage mit Deutschland noch die Elbeschifffahrsakte, die oberösterreihishen Großgrundbesißerwahlen und nach Maßgabe der Zeit auch den Lienhachershen Antrag in Be- tref} der Herabseßung dcr achtjährigen Schulpfliht in Ver- handlung zu ziehen. :

28. April. (W. T. B.) Der „Polit. Corresp.“ wird aus Cettinje vom heutigen Tage gemeldet: Die monte- negrinishe Regierung hat an den türkischen Ge- sandten in Cettinje eine Note gerichtet, in welcher sie die Konnivenz der türkishen Behörden mit dem Widerstande der Arnauten gegen die Gebietsabtretung konstatirt, die Aus- führung der Stipulationen verlangt und Entschädigungs- ansprüche für die verzögerte Uebergabe anmeldet. Die Note wurde sämmtlichen Vertretern der auswärtigen Mächte in Cettinje abschriftlich zugestellt. Der türkische Gesandte hat der Pforte die Note telegraphisch mitgetheilt.

Prag, 27. April. Nächsten Montag findet hier die Plenarversammlung des neuorganisirten Landeskul- turrathes statt, wobei die neue Geschäftsordnung festgestellt,

/ die neue Hobe S bcrathen und die Geschäftsübergabe Sci- frist für beide Theile. Sodann ward der vorgelegte Bauplan j Und der auf 400 000 # festgestellte Kostenanshlag genehmigt

tens des ‘bisherigen Landeskulturrathes erfolgen wird.

Pest, 27. April. Jhre Majestät die Kaiserin wird als oberste Schußfrau der „Gesellschaft des Rothen Kreuzes“ die am 10. Mai Vormittags in dem Prunksaale der Akademie abzuhaltende Generalversammlung dieses Vereins persönlich leiten.

28. April. Das amtliche Blatt veröffentliht das Kaiserlihe Handschreiben vom 24. d., durh welches Ordody zum Minister für die öffentlihen Arbeiten und Kommunikationen ernannt wird.

Agram, 27. April. Jn Angelegenheit des ungari ch- kroatishen Ausgleiches soll morgen eine gemeinschast- lihe Sihung der beiden Regnikolar-Deputationen stattfinden. Die „Agramer Zeitung“, welche diese Nachricht bringt, bemerkt hierzu, daß man in den Kreisen beider Deputationen auf

A rasche und günstige Lösung der obshwebenden Differenzen offt.

Großbritannien und Jrland. London, 2. April. (W. T. B.) Famwcett ist zum General - Direktor der Posten und Mundella zum Vizepräsidenten des Conseils ernannt worden. Es bestätigt sih, daß Chamberlain als Präsi- dent des Handel3amts in das Kabinet eintreten wird. Dod- son ist zum Präsidenten des Departements der Lokalverwal- tung ernannt iworden. Die Eröffnung des Parla- ments erfolgt morgen. :

29. April. (W. T. B.) Sir Henry James ist zum General-Staatsprokurator, Grant Duff zum Unterstaats- sekretär im Departement der Kolonien, Lord Frederick Cavendish zum Sekretär im Schaßamte ernannt worden. Wie die „Times“ erfährt, ist ferner Marquis von Lansdowne zum Unterstaatssekretär im Departement für Zndien, Graf Morley zum Unterstaatssekretär im Depar- tement des Krieges und Lord Carlingfor zum englischen Botschafter in Konstantinopel ernannt worden.

(Allg. Corr.) Jn Afghanistan haben neue ernste Kämpfe zwischen den Briten und feindlihen Stämmen statt- gefunden. Das Jndische Amt hat darüber vom Vize- könig von Jndien folgende Depeschen aus Simla er-

halten :

25. April. Die unter dem Befebl des Obersten Jenkins in Charafia stationirte Streitkraft wurde heute orgen von feindlichen Massen aus dem Logar- Thale angegriffen. Gegen Mittag erhielt oen us Verstärkungen aus Kabul. Seine Verluste sind unbe- eutend.

In Kohistan und in der Richtung nach Maidan herrs{t Ruhe. General Stewart wird mit seiner Brigade am 27. d. in Shakhabad erwartet, falls die für die provisorishe Regierung von Ghuzni und das in aufgeregtem Zustande befindlidbe umliegende Land zu treffen- den Vorkehrungen nicht seine längere Anwesenheit daselbst erheischen,

26. April. Macpherson und Jenkins waren höchst erfolgreich ; der Feind wurde an allen Purkten geshlageu nnd aus seinen Stel. lungen vertrieben. Kavallerie verfolgte ihn auf einige Entfernung. Der Feind ließ 100 Todte auf dem Plate. Unsere Verluste um- faffen 6 Todte und 26 Verwundete. Stewart meldet per Heliograph aus Ghuzni vom 23. ds.,, daß sich 6000 oder 7000 Feinde, haupt- \ählich Andaris und Suleiman Khels in der Nähe des Dorfes Azu- kune zusammenschaarten. General Palliser wurde entsandt, um sie aus ihrer ftarken Position zu ve:drängen. Stewart verstärkte Palli- ser, worauf er den Feind angriff und ihn zersprengte. Der feindliche Verluft wird auf 400 Todte und Verwundete veranschlagt. Der unsrige ist sehr geringfügig. Es wuden keine Offiziere verwundet. Stewarts Abmarsch von Ghuzni wurde um einen Tag verzögert,

Eine zweite Ausgabe der „Daily News“ vom 2. ds. veröffentliht nahstehende Depeschen vom afghanischen Kriegsschauplaßte:

Cabul, 25, April. Die Streitkraft des Obersten Jenkins, be- stehend aus einem Flügel des 92. Guiden-Corps und zwei Geschüßen der reitenden Artillerie, wurde heute in früher Morgenstunde von 4000 Logaris bei Charasiab angegriffen. Die Truvpen behaupteten sih gegen die Uebermacht bis zur Ankunft von Verstärkungen unter General Macpherson. Die Linie des Feindes wurde sodann dur{- brochen und er von der Guiden-Favallerie bis auf eine Eutfernuno von ewa 4 Neilen verfolgt. Unser Verlust bezifferte sib auf 7 Todte und 20 Verwundete. Der Feind ließ 100 Todte auf der Wabhlstätte zurückd. Auf dem Nückmarsh der Streitkraft nah Shirpur warden außerordentliche Vorsichtemaßregeln in sämmtlichen detachirten Forts und Garnisonen gegen eine Ueberrumpelung getroffen. General Ste- wart griff am 23, v8, 6000 Stammbewohner in Urza Him, etwa 6 Meilen südlich von Ghuzni, an. Der Feind wurde besiegt, und sein Verlust belief sich auf 400 Todte und Verwundete. Der britische Verlusi war unbedeutend. General Stewart verläßt beute Ghuzni.

Lahore, 26. April. Nah General Stewarts Einzuge er- schienen 5000 bis 6000 Auffständische, muthmaßlich unter der Führung von Muski Alam, in der Nachbarschaft von Ghuzni. Pallisers In- fanterie-Brigade und zwei Kavallerie-Regimenter wurden zu seiner Bertreibung abgesandt, aber es wurde nöthig, Palliser durch General Stewart verflärken zu lassen. Der Feind verlor 100 Mannz der englishe Verlust war nur unecrbeblich. Die ganze Gegend um Cha- rasiab herum if vom Feinde gefüllt. Jenkins hat sib deshalb ‘nah Shirpur zurückgezogen. Es kursiren Gerüchte von einem beabsih- tigten Angriffe, Die Befestigungen von Shirpur sind forgfältig ver- stärkt worden. Sämmtliche Truppen stehen unter Waffen.

Frankreih. Paris, 27. April. (C. Ztg.) Das „Journal officiel“ veröffentliht einen Bericht des Ministers der Auswärtigen Angelegenheiten und ein darauf bezügliches Dekret, betreffend ein berathendes Comité für Streit fragen im Ministerium des Auswärtigen. Zu diesem werden fortan zwei Senatoren, zwei Deputirte, ein Staatsrath und ein Rath des Kassationshofs außer den hohen Beamten des Ministeriums gehören. Zu Mitglieoern wurden ernannt die Senatoren Dufaure, als Präsident, Lenvêl, als Vize-Präsident und die Deputrten Devès, Léon Renault ‘als Mitglieder.

Die „Agence Havas“ meldet : Kanton, ohne Berücksichtigung der einen Generalrath vertreten , von 926 Einwohnern ist dem Kanton einer Stadt von 95 000 Einwohnern, wie z. B. Marseille, gleich- gestellt. Der Deputirte Loustalot beantraqt, den Kantonen von 15 000 bis 35000 Seelen zwei, denen von 35000 bis 60 000 Seelen drei und denen über 60000 Seelen vier Vertreter im Generalrath zu geben. Der Minister- rath wird heute über diese Frage berathen und soll grundsäßlich dem Antraz geneigt sein, nur will er die Er- höhung auf zwei Generalräthe für Kantone von über 20 000 Seelen beschränken. Das linke Centrum if} entshlossen, gegen diesen Antrag zu stimmen. Sollte der Antrag angenommen werden, so würde die Regierung einen Geseßentwurf vorlegen, der die vollständige Erneuerung der Generalräthe verlangt. Jm Herbst werden die Generalräthe bekanntlich nur zum Drittel erneuert.“

Die Regierung hat eine Untersuhung der Liller Vorgänge angeordnet.

Der Ausschuß des Senats zur Prüfung der Peti- lionen ernannte Arago zum Vorsißenden. Die Anzahl der Unterzeihnungen der gegen die Märzerlasse gerichteten Petitionen beträgt blos 18 754.

Die Bischöfe von Luçon, Frejus, Vannes und Larochelle veröffentlihen Proteste gegen die Märzdekrete.

Italien. Rom, 2. April. (W. T. B.) Jn der Deputirtenkammer gelangte heute die Regierungsvarlage, betreffend die Verlängerung der provisorischen Na nage arung bis Ende Mai, und die von dem

udgetaus\{huß beantragte Tagesordnung zur Berathung, nah welcher die Kammer ihr Bedauern über die von der Re- Finan neuerdings verlangte Fndemnität ausspriht. Der

„Gegenwärtig is jeder Bevölkerungszahl dur und ein Landkanton

inanz-Minister wies nah, daß die Regierung ihr Mög- ihstes udgets zu

gethan habe, um die Berathung des 1 beshleunigen. Der Deputirte Mancini sprach die

Meinung aus, daß die provisorische Finanzgebahrung keinen Gegenstand für ein Vertrauens- No für ein Mißtrauensvotum gegenüber der Regierung bilden könne. Vom Minister-Präsidenten Cairoli wurde sodann gegen die vom Budgetausshuß beantragte Tagesordnung Protest erhoben, während der Deputirte Crispi dieselbe im Namen des Ausschusses aufreht hielt und das Ministerium beschuldigte, die Berathung des Budgets verzögert zu haben. 28. April, Abends. (W. T. B.) Die Deputirten- kammer hat die weitere Verhandlung über die Vorlage, be- treffend die Verlängerung des Finanzprovisoriums, sowie über die von dem Budge‘ausshuß dazu beantragte Tagesordnung

bis auf morgen véxtagt. Venedig, 28. April. (W. T. B.) Der italienische Bot- schafter bei der Pforte, Graf Corti, ist hier eingetroffen

und nah Rom mweitergereist.

_ Türkei. Konstantinopel, 29. April. (W. T. B.)

Die Pforte hat die ihr bezüglich der montenegrinischen Räumungsf\rage von den Botschaftern der Signatarmächte des Berliner Vertrages zugestellte Note beantwortet. Jn ihrer Antwort weist die Pforte nah, daß die durch ein Miß- verständniß verspätete Avisirung der montenegrinischen Kom- mandanten die Räumung innerhalb der vertragsmäßig fest- geseßten Zeit keineswegs beeinflußt habe. Die Pforte müsse daher den Vorwurf ablehnen, die Ausführung der Bestim- mungen des mit Montenegro vereinbarten Memorandums ge- flifsentlih behindert zu haben. Seyfullah Bey, Aristarchi Bey und deren Mitschuldige sind wegen Ma- jestätsbeleidigung dur Fingirung eines Komplottes gegen den Sultan mit lebenslänglicher Verbannung bestraft worden. Die ärztliche Untersuhung bezüglih des Geisteszustandes des Mörders des russischen Oberst Kummerau hat ergeben, daß der Mörder Geistesgestörtheit nur simulire. __ Philippopel, 26. April. (W. Presse). Auch im öst- lichen Theile von Dst-Rumelien zeigen sich mahome- danische Banden. Eine derselben hat im Bezirke von Ajdos das Dorf Kusund\chik überfallen. Das Perma- nenz-Comité wird auf Grund einer Ermächtigung der Pro- vinzialversammlung eine Anleihe von 80000 türkische d aufnehmen. Strecker Pascha hat seine Demission gegeben.

Griechenland. Athen, 28. April. (W. T. B.) Da die gegenwärtige Session der Deputirtenkammer nicht mehr genügende Zeit zur Berathung des Budgets bietet und der Viinister-Präsident Trikupis es ablehnt, die Kammer zu einer außerordentlihen Session einzuberufen, vielmehr die Auflösung der Kammer verlangt, so glaubt man vielfah an den Eintritt einer Ministerkrisis.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 28. April. (W. T. B.) Die preußische Deputation zur Beglück- wünschung Sr. Majestät des Kaisers ist heute Abend hier eingetroffen. Die österreihische Deputation traf Vor- mittags ein.

Das dur hiesige Zeitungen bestätigte Gerücht, daß der Hauptattentäter bei der Explosion im Winterpalais ergriffen sei, kann, wie unterrichtete Personen versichern, nicht in dieser Weise verifizirt werden, da von Untersuhungs- ergebnissen, welche den Hauptattentäter- bei der Explosion fest- stellen, abfolut nichts bekannt geworden ist.

Die „Agence Russe“ telegraphirt auf Anfrage wegen der gemeldeten Entdeckung des Hauptattentäters bei der Explo- sion im Winterpalais: „Jn absoluter Weise kann versichert werden, daß an der ganzen Nachricht nihts Wahres ist.“

«zm Marineressort ist, wie hiesige Blätter melden, beschlossen worden, die Zahl der Matrosen in sämmtlichen Ostseehäfen auf 2900 herabzuseßen. Dem Vernehmen nah ist eine ähnlihe Herabseßung bei der Flotte im Schwarzen Meere bereits erfolgt und das Matrosenkontingent der leßteren um mehr als ein Drittheil verringert worden.

29, April. (W. T. B) Der „RegtierUn Spo tee? bezeichnet das kürzlich von dem „Golos“ verbreitete Ge- rücht über die im Auslande bevorstehende Emission einer fünften Serie öprozentiger russischer konsolidirter Eisenbahn- Obligationen als vollständig unbegründet.

Nach dem heute veröffentlihten Bulletin hat der Zustand Jhrer Majestät der Kaiserin während der verflossenen Woche keine wesentlihe Veränderung erfahren. Die im An- fang der Woche hervorgetretene Schlafsucht hat sih vermin- dert, der Husten ist mäßig, der Appetit befriedigend ; die Kräfte haben nit zugenommen.

Amerika. New-York, 26. April. (Allg. Corr.) Ver- heerende Regengüsse und Stürme herrshten am Sonnabend in Fllinois. Die Stadt Taylorville wurde sehr beschädigt, und eine große Anzahl Personen wurde ent- weder getödtet oder verleßt.

28. April. (W. T. B) Die republikanische Konvention von Ohio hat ihrer Delegation für die Konvention in Chicago den Auftrag ertheilt, für Sherman als Präsidentschaftskandidaten zu stimmen.

Atrika. Egypten. Alexandrien, 27. April. (W. Presse.) Mehrere Sultane an der Somaliküste haben aus Furcht, von Egypten annektirt zu werden, beschlossen, einen gemeinschaftlichen Gesandten an den englischen Gouverneur in Aden zu senden und si dort der englischen Oberhoheit zu unterwerfen. Die egyptishe Regierung hat neuerdings die Waffenausfuhr von der nsel Massauah nah Abessynien verboten. Die Engländer errichten auf der von ihnen erst kürzlih erworbenen Jnsel Socotora im indischen Ozean mehrere Befestigungen, und legen daselbst auch einige arabishe Kolonien an.

Statistische Nachrichten.

__ Ueber die Ausfuhr Oesterreih-Ungarns nach Ru- mänien enthält die „Wiener Zeitung“ nah der österreichischen „Statistishen Monatsschrift“ Mittheilungen, denen wir Ade entnehmen: Seit Abschluß der Handelskorvention mit Rumänien vom 22. Juni 1875, welche am 1. Juli 1876 ins Leben trat, hat die Ausfuhr Oesterreih-Ungarns nah Rumänten beträchtlich an Um- fang gewonnen. Doch kann dieser Aufs{wung des Absa es öôster- reihisher Industrieerzeugnisse in Rumänien nur zum Theil der Handelskonvention Be werden, da in Folge des russish- türkishen Krieges die Konsumtionsverhältnisse dieses Landes ganz außergewöhnlihe waren und nah Beendigung des Krieges ein Be- darf an Fabrikaten aller Art eintrat, welher die durch zwei Jahre aufgeshobenen Nachschaffungen bedecken mußte. Darum ge- ftaltete sich auch die Ausfuhr dahin im Jahre 1878 besonders Se reih, Dér Antheil der Austrittsgrenze Rumäniens am Gesammt-

exporte der Monarie erhöhte sich von 4,92% im Jahre 1877 auf 9,42% im Jahre 1878. Während fi die Ausfuhr in ihrer Gesammt- heit von 666,6 Mill. Fl. Handelswerth auf 654,7 Mill. Fl., somit um 11,9 Mill. Fl. oder um 1,8% ermäßigte, erhöhte si die Aus- fuhr nah Rumänien von 32,8 Mill. Fl. auf 61,7 Mill. Fl. sonach um 28,9 Mill. Fl. oder um 88,11%. Von der Ausfuhrmenge des Jahres 1878 entfielen auf den Export nah Rumänien von Baum- wollgarnen 24,73%, Baumwollwaaren 30,49%, chemishen Produkten und Farbwaaren 19,65%, Eisen und Stahl 19,58%, Eisenwaaren 29,91%/, Fettwaaren (Kerzen und Seifen) 46,45%, Glaswaaren 8,32%/0, Holzwaaren 9,7 9/6, Instrumenten aller Art 17,82%, Kaffee- surrogaten 21,22%, fertigen Kleidern 59,03%, Kurzwaaren 15,78%, Leder 33,05%, Leder- und Gummiwaaren 49,049/0, Leinen-, Hanf- und Jutewaaren 29,46%/, Maschinen 10 41%, Metallwaaren (aus\{ließlich der Eisenwaaren) 17,17%, Pa- pier -13,11 9%, Papierwaaren 21,19 %, Spiritus 8,31%, Thonwaaren 23,32 %/%, Wollenwaaren 26,99 °/, raffinirter Zucker 11,68 9/0, SZündmwaaren 15,59 9/0, Lafiwagen 65,1% und von Per- \anenwagen 73,74%. Es find sona durchwegs sehr beträchtliche Prozentsäße, mit welchen die Auéfuhr nach Rumänien am Gesammt- cxporte der wichtigsten industriellen Erzeugnisse betheiligt ist. Da sib die Handelswerthe zahlrcit;er Industrieerzeugnisse seit dem Jahre 1874 um ein Namhaftes ermäßigt haben, so kommt die Steigerung des Exportes in den Werthziffern nur in ungenügender Weise zum Ausdru, indem die Waarenzunahme eine ungleih größere ift, als jene des Werthes. Das Quantum aller nach Rumänien ausgeführten Waaren betrug i. J. 1874: 1594 000 Mctr., 1875; 1 455 000, 1876: 1 665 000, 1877 : 1 841 006, 1878: 3 286 000 Mctr., hat sich sona im leßteren Jahre gegen 1877 um 78,49%, und gegen 1874 um 106,15 9% gehoben, während fich die Werthzunahme gegeu 1874 mit blos 47,61 9% herausstellt.

Kunst, Wissenschaft und Kiteratzuxr.

Die im Verlage voa Levy & Müller in Stuttgart ershei- uende „Neue Volksbibliothek“ hat ihren vierten Jahrgang eröffnet. Es liegen die folgenden ueu herausgegebenen drei ersten Hefte des vierten Bandes vor: Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst, von Prof. Dr, Egelhaaf; Die Jagd im Sch{ön- bu, eine vaterländishe Erzählung von Luise Pichler und Mensch und Thierwelt im Haushalt der atur, eine Lebensfrage unserer Zeit, vom praktishen Gesichtspunkt behandelt von L. Martin, vorm. erstem Präparator am K. Naturalien- kabinet in Stuttgart. Auch in diesem Jahre sollen nah und na wieder zehn Hefte erscheiaen, von denen jedes etwas Vollitändiges bringt, so daß der Leser nicht ers die Fortscyzung abzuwarten nöôtßig hat. Die bisher erschienenen 40 Heste haben fih mit Recht wegen des gediegenen Inhalts und der Vielseitigkeit des dargebotenen Stoffes einer sehr günstigen Aufnahme zu erfreuea gehabt. Auch die Presse hat das Unternehmen vielfah empfohlen. So sagt u. A. die Thüringische Sculzeitung in einer Besprehung der „Neuen Volksbibliothek“: „Es wird hier eine Speise geboten, welche den Geist stärkt, das Gz- müth belebt und das Herz erfrischt. Wir macen Eltern und Lehrer auf diese Bibliothek aufmerksam, dz ja die Beschaffung durch den’: billigen Preis fehr erleichtert wird. Nament- lich empfehlen wir sie zur Anschaffung für und Sculbibliotheken", und das „Repertorium der Pädagogik“ sagt: „Nach Einsichtnahme der vorliegende: Bändchen vermögen wir die „Neue Volksbibliothek“ als eine gesunde, anregende und wahrhaft bildende Lektüre für das Volk und die reifere Jugend auf das Wärmsfste zu empfehlen.“ Was noch besonders hervorgehoben zu werden verdient, ist. daß es der Verlagshandlung gelungen ift, für ihr Unternehmen vorzügliche wissenschaftliche und \chriftstellerisce Kräfte als Mitarbeiter zu gewinnen, und ferner der billige Preis —- es ersceinen jährlih zehn Hefte in klein Oktav à 40 4 im Abonne- ment bei sauberer, würdiger Ausstattung der Heste, so daß es auch den wenig Lemittelten mögiih wird, fich für einen geringen Preis in den Besiß guten und reichholtigen Lesestoffes zu seßen. Die Bielgestaltigkeit und Reichhaltigleit des Gebotenen erhellt ebenso aus dem Inhalte der bereits erschienenen Bände wie aus den Schrif- ten, welche die Verlagshandlung für den vierten Band in Aussicht genommen hat. Es sind dies außer den drei oben genannten, jeßt vorliegenden Heften u. A.: Vagabundenleben in bohen Kreisen. Etwas von Sternshnuppen, Kometen und derlei Feuerwerk. Von De. F. Ling; Götterspuren im deutschen Volksleben. Von Dr, Eugen Schneider; Warum versichern wir uns? Von Dr. Paul Erwez; Verlorene deutshe Stämme. Von E. Nägele; Ein Spazier- gang durch Afrika. Von Dr. F. Lingz Die Farbenblindheit und ihre Beziehungen zu den Verkehrsanstalten. Von Dr. G. Königshöfer. So ist denn der „Neuen Volksbiliothek® eine rege Theilzahme in weitea Kreisen zu wünschen.

Land- und Forstwirthschaft.

Am 26. April hatten sich die Mitglieder des Lokal-Comités für die in der nächsten Woche hierselbst stattfindende Mastvieh- Ausstellung auf dem neuen städtischen Centralviehhof eingefunden, um die dies- bezüglichen erforderlihen Anordnungen und Arrangements zu treffen. Das Comité hat beschlossen, sowohl die Thiere wie auch die Ma- schinen in dem ersten, unmittelbar hinter dem noch im Bau be- griffenen Wohnhause des zukünftigen Direktors des Viehhofs , etwa 6 Morgen großen Verkaufs\{uppen auszuftellez, und zwar rechts das Rindvieh und die Hammel, links die Schweine und die Ma- \cbinen. Ja der Mitte des Gebäudes wird ein genügender Raum für die Restauration und Musik freigelassen werden. Für Erfrischungen, Bier, Frühstück 2c. wird in ausreihendem Maße gesorgt w-rden. Den Besuchern der Auéstellung wird vortreffliche Gelegenheit geboten sein, zugleich die großartizen Anlagen des neuen städtischen Central- viehhofss, welbe noch im Laufe dieses Sommers vollständig fertig gestellt werden follen, in Augenschein zu nehmen.

Gewerbe und ÄSandei.

Die Niedersächsishe Bank in Bückeburg hat im Jahre 1879 nah Ausweis des Gewinn- und Verlust-Contos und der Bilanz einen Reinertrag von 262 610 M erzielt. Daran partizipirt die Filiale in Bremen mit 72000 #4, die Hauptanstalt mit 190610 # Nach den Statuten der Bank sind hiervon zunächst 240000 4A zur Gewährung von 4/9 Dividende auf das Aktien- kapital von 6 Millionen Mark zu verwenden. Von dem Ueberschusse gehen 10% LTantième mit 2261 Æ und von den hiernach verbleiben- den 20349 M wiederum 10 % für den Reservefond ab mit 2034 (A Der Rest von 18314 # ergiebt untec Hixzurehnung des Gewinn- Vortrags aus 1878 eine zur Verfügung bleibende Summe von 21 568 4M Der Vorstand der Bank {lug vor, hiervon die Summe von 20000 M zur Erhöhung der Dividende pro 1879 auf 45 9/5 zu verwenden und den Rest von 1568 A auf die neue Rechnung pro 1880 voczutragen. Dieser Vorshlag wurde von der Generalver- sammlung der Aktionäre vom 19, d. M. genehmigt.

Leipzig, 26. April. (Dr. Journ.) Aus dem bei Gelegenheit der Kantateversammlung des Börsenvereins der deutschen Buchhändler erstatteten Rechenschaftsberichte ergiebt \ich, daß die Ausgaben im verflossenen Jahre unverhältnißmäßig hohe waren, daß aber nichtsdestoweniger der Haupteinnahmezweig, das „Börsenblatt“ es ermöglihte, daß ein Ueberschuß verzeichnet werden konnte und das Vereinsvermögen sich von 299 480 X auf 307 601 A erhöht hat. Nach dem Budgetentwurf für dad Jahr 1880/81 werden die Ein- nahmen auf 35 900 #, die Ausgaben auf 35 300 X verans{lazt. Nach der Generalversammlung, welche sich im Wesentlichen mit der Berathung des revidirten Statuts beschäftigte, fand das übliche Fest- mahl im großen Schüßenhaussaale statt, und es brachte bei dieser Gelegeaheit der Vorsißende des Börsenvereins, Hr. Ad. Kröner aus Stuttgart, den Toast auf Se. Majestät den Kaiser und Se. Majestät den König von Sachsen aus. Die im kleinen Saale des Börsen- gebäudes veranstaltete Ausstellung von neuen Werken der Kunst, po Hivve 2c. ist reih beschickt und mit trefflihen Erzeugnissen aus- gestattet.

Wien, 29. April. (W. T. B.) In der heutigen General- versammlung der Lemberg - Czernowißer Eisenbahn wurde beschlossen, den Mai-Coupon der Prioritäten und der Aktien

Volks- |

mit 5% einzulösen, wobei die österreihische und die rumänische Staatsgarantie in Anspru genommea wird.

Antwerpen, 28. April. (W. T. B) Wollauktion. An- geboten 2481 Ballen, verkauft 1621 Ballen. Gute Wollen gesucht, andere etwas vernachlässigt.

Washington, 28. April. (W. T, B.) Der Schaßtzsekretär Sherman hat für weitere 3 Mill. Doll. Bonds gekauft und zwar 6% von 1880 zu 104,45 à 104,62, 6% von 1881 zu 106,0) à 106,56 und 5% zu 104,00 à 104,17.

Verkehrs: Anstalten.

New-York, 28. April. (W. T. B) Ver Dampfer „TheQueen“ von der National-Dampfschiffs-Compagnie (C. Messingsche Linie) ist hier eingetroffen.

VBerlín, 29. April 1880.

Internationale Fischereiausstellung. Die Kollektiv- ausstellung Rußlands, die von 28 Ausftellern bescbickt ist, nimmt den ganzen Langsaal links von Portal L. für fi in Anspruch. Die Fischereigewässer Rußlands, mit Auznahme Sibiriens und der kleineren Flüsse und Seen, geben jährlich eine Ausbeute an Pro- dukten im Gesammtwerthe von mehre als 30 Millionen Rubel ; da- von entfallen auf das Kaspishe Meer und seine Zuflüsse mehr als 20 Millionen Rubel, auf das Asowsche Meer ca. 4 Millionen, auf das Baltisbe sowie auf vas Weiße Meer und den Theil des nörd- lichen Meeres, der das Gouvernement Archangel begrenzt, etwa je 1 Million Rubel, auf das Schwarze Meer ca. 100 000 Rubel und endlich auf die großen Seen und Flüsse ca. 5 Millionen Rubel. Diese Gesammtausbeute, so bedeutend fie erscheint, ist jedo nicht ausreichend für die Bevölkerung des mäch- tigen Reicbes; namentlich an Heringen und Fishkonserven müssen jährlich no etwa 3 Millionen Pud eingeführt werden. Die Ausfuhr russischer Fischereiprodukte ist vechältnißmäßig gering; fie besteht fast aus\s{ließlich aus Kaviar (von dem Proben trefflicher Qualität auf der Ausstellung durch die Herren Eduard Lomaß und Sriedrich Jacob Semenoff sowie durch Hrn. Sokolof, sämmtlich aus St. Peteréburg, vorgeführt werden), und Hausenblase (vom Leßt- genannten ausgestellt), Der Gesammtwerth der Ausfuhr beider Pro- dukte mag \sich immerhin auf 2 Millionen Rubel belaufen. Nächst ihnen dürfte Thran aus Delphinarten, Neunaugen, vom Kabeljau, von der Kaëpischen Robbe, aus Heringen oder auch aus den Ein- geweid:n von Schuppenfischen hergestellt, Dank der lebhaften Bestre- bur gen russisWer Exporteure, bald ein ergiebiger Erportartikel werden. Auf der Ausstellung haben 8 Interessenten Thran der verschiedensten Art ausgestellt: die Herren Sarkissoff-Feodosia, Lepatin-Tscherny- Jar, Gebrüder Schlebnikoff-Astrachan, Kalaschnikoff und M. Sabu- rof-Tschnerny-Jar, Seweke und Nikita Chrastuschin-St. Petersburg. Die Ausbeute an Thran und an sonstigen Produkten der Robbenjagd im Kaspischen Meer und an der Küste des Weißen Meeres und des nördlichen Ozeans beläuft sich jährlih auf 109000 Pud im Werthe von ca. 350 000 Rubel. Die wichtigsten Fischarten Rußlands find natur- gemäß die sogenannten Rothfische, die Stör- und Acipeuseraärten, die in den süzlihen Gewässern, namentli im Kaëspischen und Asowschen Meere zahlreich gefangen werden und deren Gesa-amtausbeute einen Werth von nicht weniger als 10 Millionen Rubel repräsentirt. Das Kaiserliche Ministerium der Reichsdomänen zu St, Petersburg hat dafür gesorgt, daß die wichtigsten Störarten Rußlands in ausge- stopfien Exemplaren auf der Ausstellung vertreten sind. In Folge ihres massenhaften Vorkommens von hoher Bedeutung für Rußland siad sodann der Zander, dessen Fang einen Werth von jährlich 4 Mil- lionen Rubel repräsentirt, alsdann der Hering, von dem jährlih etwa 300 Millionen Stück im Werthe von 3 Millionen Rubel gefangen werden, die Brachse im Werthe von 2 Millionen, der Stuit und der Turan. Von giringerer Handelsbedeutung sind der Kabliau, der Karpfen, der Wels, die Lachsarten, die Lachsforellen und die Coregonusarten, von denen zusammen etwa 8 Millionen Pud jährlih gefangen werden, die jedo bis jeßt sich noch nicht überall Absazgebiete verschafft haben. Die Coregonusarten kommen vor Allem in sibirishen Ge- wässern zahlreich vor, wo man allein 35 verschiedene Arten vor- gefunden hat. Eine sebr instruktive Kollektion der Fishe und Fluß- krebse des Aral- Kaspischen Bassins (170 Arten) hat Prof. Grimm- St. Petersburg ausgestellt. Die in Spiritus konservirten Exemplare sind in großen Glaskästen übersichtlih geordnet. Neben den genannten weist die russishe Ausstellung gesalzene, marinirte und in Blechbüchsen Tonfervirte sowie getrocknete und geräucherte Fische in reicher Auswahl aus. Süßwasserperlen sind von Linder-Swarld, Jägerhorn-Uleaborg und Gomilewsky-Petersburg ausgestellt. Eine übersichtlihe Samm- lung der Fischereigeräthe, wie sie an der unteren Wolga aebräuhlich sind, führt uns Jakowleff-Astrahan vor. Das Ministerium der Reichsdomänen hat ferner an cinem Ständer mit hbe- weglihem Rahmen die Fischerei betreffende Zeichnungen vereinigt. Die künstliche Fishzuht Rußlands is reich und gut vertreten. Für dieselbe besteht im Gouvernement Nowgorod seit etwa 20 Jahren eine ftaatlihe Fishzuchtanstalt, über deren Ein- rihtung ein Modell auf der Ausstellung Aufschluß giebt. Die An- stalt kann jährlich bis 4 Millionen Lachseier befruhten lassen und

zühtet gegenwärtig hauptsählich folgende Fischarten: Coragonus Baeri und albula, Osmerus eperlannus, ‘Salmo fario und Abrausis brama. Außerdem bestehen provinzielle Fishzuchtanstalten, wie die in Plescau; dann treiben auch zablreihe Privat- und wissenschaft- lie Institute, wie das Landwirthschaftlihe Museum zu St. Peters- burg, seit Kurzem di: Fischzucbt, mit welchem Erfolge, zeigen die von dem leßtgenannten Museum ausgestelten Präparate. Ganz Hervor- ragendes auf diesem Gebiete leistet vor Allem Finnland. Karten über die Verbreitung der wichtigsten Fisharten sowie Schriften über

| das Fishwesen bieten dem Fahmann interessante Details.

Im Bürgersaale des Rathhauses fand am vergang-nen Mitt- woch Abend die Generalversammlung des Centralvereins für Hebung der deutschen Fluß- und Kanalschiffahrt statt. Der Schriftführer des Vereins, Abg. Dr. Ren&%. berichtete über die Thätigkeit des Vereins im leßtverflofsenen Geschäftsjahre, in welchem der Verein außerordentlihe Erfolge zu verzeichnen hatte. Als Mitglieder geh3ren dem Centralverein gegenwärtig an: 129 Ma- gistrate, Handelskammern und gcwerblihe Vereine und ca. 700 Zweigvereine und persönliche Mitglieder. Hierauf spra Professor Dr. Schlichting über die Wasserstraßen des Auslandes und Sciffsmakler Dahlstrôm (Hamburg) über sein Nord - Ostsee- Kanalprojekt. Zuleßt erstattete Kaufmann Zoller den Kassen- beriht. Danach bezifferte sih die Bilanz der Einnahmen und Aus- gaben für das verflossene Geschäftsjahr auf 6302 4 96 4, das gegenwärtige Vercinsvermögen auf ca. 3000 A Mit der Wieder- wahl des Vorstandes {loß die Generalversammlung.

Die Pferderennen auf der Rennbahn zu Hoppegarten nehmen am künftigen Sonntag, den 2. Mai, wieder ihren Anfang, und werden dann am 9., 17., 18, und 30 Mai und am 6. Juni die Konkurrenzen des Frühjahrsmeetings abgehalten. Die Bahn ist in sehr gutem Zustande, ebenso siud die Pferde, welcbe bereits in den Boxen zu Hoppegarten eingetroffen, aus dem Winter sehr gut herausgekommen und in vorzüglicher Condition. Zu den am künf- tigen Sonntag stattfiadenden Rennen sind die Anmeldungen recht günstig. Zu dem „CGröffnungsrennen“ sind 8 Pferde, zu dem „Preis von Dahlwiß“ 4 Pferde, zu dem „Staatépreis 1V. Klasse“ von 1500 «& 8 Pferde, zu dem „Begrüßungsrennen“ um den Gra- diger Gestütspreis von 1500 K 9 Pferde gemeldet, Das Verkaufs- rennen um den Klubpreis von 1000 s{licßt seine Nennungen erft am Sonnabend Abend, zeigt aber jeßt {on 2 Meldungen, und zu der Effenberg-Steeple-Chase, welhe den Schluß bildet, werden 5 der besten Stceple-Chaser am Pfosten erscheinen. ie Rennen versprechen somit ein großes Interesse. Vom Ostbahnhos werden wieder um

1}, 2-und 2} Uhr Extrazüge abgelassen. S A H ZH